Die geführte Transmission hochgeladener Ionen durch Nanokapillaren in Polyethylenterephthalat vorgelegt von Dipl.-Phys. Rolf Hellhammer aus Witten Fakultät II – Mathematik und Naturwissenschaften der Technischen Universität Berlin zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Naturwissenschaften genehmigte Dissertation Gutachter: Priv. Doz. Dr. N. Stolterfoht Prof. Dr. T. Möller Prof. Dr. G. Schiwietz Prof. Dr. G. von Oppen Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 14.06.2006 Berlin 2006 D83 Zusammenfassung Zusammenfassung: Die hier vorliegende Arbeit untersucht das Transmissionsverhalten hochgeladener Ionen durch wenige Hundert Nanometer durchmessende Nanokapillare in Polyethylenterephthalat. Zu diesem Zweck wurden Proben mit Nanokapillaren hoher Parallelität hergestellt und ihren Eigenschaften entsprechend charakterisiert. Die Transmission hochgeladener Ionen durch Nanokapillare konnte über große Winkelbereiche der Anstellung der Kapillarachse gegen die Strahlrichtung bei Variation von Projektilenergie und Ladungszustand nachgewiesen werden. Das Modell zur Beschreibung des hier vorliegenden Effektes wurde über weite Bereiche bestätigt und darüber hinaus in Teilen ergänzt. Die innerhalb erster Untersuchungen aufgetretenen Störeinflüsse auf die Transmission konnten analysiert werden. Als Ursache der Störeffekte wurde die Art der primären Bestrahlung durch Xe bei einer Projektilenergie von 100 MeV erkannt. Aufgrund dieser Analyse konnte eine veränderte Art der Kapillarerzeugung erarbeitet werden, welche die Störeinflüsse nicht mehr beinhaltet. Aufgrund dieser Änderungen konnte in diesen Kapillarfolien die Transmission hochgeladener Ionen über einen großen Energie- und Ladungsbereich von Ne7+ bei 3 keV bis Xe25+ bei 40 keV nachgewiesen und analysiert werden. Innerhalb der Untersuchungen zur zeitlichen Entwicklung der Transmission konnte eine Charakterisierung der Aufladungs- und Entladungsvorgänge im Eingangsbereich durchgeführt werden. Hierbei stellte sich heraus, dass die Entladungscharakteristik auch im Fall des selbstorganisierten Aufbaues der die Entladungsströme bestimmenden Felder nicht vom Verhalten aufgrund großer externer Felder abweicht. Als wesentliches Ergebnis dieser Untersuchungen ergab sich eine nahe zu Konstanz der Ladung zur Erzeugung des Ablenkfeldes über den gesamten untersuchten Bereich für alle Energien, Projektilladungen und Anstellwinkel. 3 Zusammenfassung Abstract The present work is focused on the transmission of highly charged ions through nanocapillaries of a few hundred nanometer diameter in Polyethylenterephthalat. Therefore highly parallel capillary foils were prepared and characterized. Transmission was found over a wide range of tilt angles for different projectile energies and charge states. The previously developed model describing this new effect could be verified and also be complemented. Spurious effects of the transmission seen with former samples could be analyzed. As the cause for these effects the primary irradiation with Xenon at a relatively low energy of 100 MeV was determined. Based on this analysis an improved method to irradiate and prepare the samples was worked out. New types of capillary foils without these spurious effects have been produced. Due to these significant changes in target preparation transmission of highly charged ions in the range from Ne7+ at 3keV up to Xe25+ at 40 keV was found. Within the investigations to determine the time dependence of the transmission for different beam intensities, a characterization for charging and also for discharging processes in the scattering region of the capillaries was performed. It was found, that the high-field conductivity caused by the self organizing field strength in the capillary is comparable with the conductivity of insulators in strong external electrical fields. As a main result of this conductivity in strong electrical fields, a nearly constant charge in the deflection patch of the capillary was found, independent of beam intensity, projectile charge or tilt angle. 4 Inhalt Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung..............................................................................................7 2. Die Targetpräparation .........................................................................10 2.1. Materialeigenschaften von PET...................................................................10 2.2. Die Erzeugung von Ionenspuren..................................................................11 2.3. Der Ätzprozess.............................................................................................15 2.4. Die Oberflächenpräparation.........................................................................17 3. Der experimenteller Aufbau ...............................................................20 3.1. Die ECR-Quelle ...........................................................................................20 3.2. Strahlführung und Transportprinzip ............................................................21 3.3. Die Steuerung des Systems ECR-Quelle-Strahlführung..............................23 3.4. Die Targetkammer .......................................................................................24 3.4.1. Das Layout der UHV-Kammer............................................................24 3.4.2. Das Ionenspektrometer ........................................................................25 3.5. Die Datenerfassung......................................................................................27 3.6. Methode der Strahl- und Probenpositionierung...........................................28 3.6.1. Die Optimierung der Strahlrichtung ....................................................28 3.6.2. Bestimmung der Nullposition der Probe..............................................29 4. Einführung in die geführte Transmission von Ionen..........................31 5. Theoretische Grundlagen....................................................................36 5.1. Das Transmissionsmodell ............................................................................36 5.1.1. Die Ablenkung der Ionen im Streubereich der Kapillare ....................36 5.1.2. Die Entladungscharakteristik des Streubereiches ................................38 5.1.3. Verluste des Ionenstromes in der Führungszone .................................39 5.1.4. Die Defokusierung des Ionenstrahls am Kapillarende.........................41 5.2. Grundlagen der Auswertung ........................................................................43 5 Inhalt 5.2.1. Die Bestimmung der relativen Transmission aus dem Transmissionsprofil..............................................................................43 5.2.2. Die Bestimmung der Winkelverteilung durch die Defokusierung aus den Transmissionsprofilen ...................................................................45 6. Winkelabhängigkeiten der Transmission ...........................................47 6.1. Winkelabhängigkeit der Folien vom Typ 1 und 2 .......................................48 6.2. Winkelabhängigkeit der Folien vom Typ 3 und 4 .......................................50 7. Energie- und Ladungsabhängigkeit ....................................................53 7.1. Vergleichsmessungen zwischen dem Folientyp 1 und 3 .............................53 7.1.1. Energieabhängigkeit beim Kapillartyp 1 für Ne7+ ...............................53 7.1.2. Die Energieabhängigkeit beim Kapillartyp 3 für Ne7+ ........................60 7.2. Energieabhängigkeiten bei höheren Ladungszuständen ..............................65 7.3. Ladungsabhängigkeit der Transmission ......................................................70 7.4. Diskussion der bisherigen Ergebnisse .........................................................72 8. Zeitabhängigkeit der Transmission ....................................................75 8.1. Zeitliche Entwicklung der Transmissionsprofile .........................................75 8.1.1. Entwicklung der Transmission ohne Anstellung .................................75 8.1.2. Entwicklung der Transmission mit Anstellung....................................78 8.2. Bestimmung der Entladungscharakteristik ..................................................83 9. Zusammenfassung und Ausblick........................................................87 Abbildungsverzeichnis: ............................................................................90 Tabellenverzeichnis: .................................................................................95 Literaturverzeichnis ..................................................................................96 Danksagung: .............................................................................................99 6 Einleitung 1. Einleitung Da in den vergangenen Jahren das Interesse an miniaturisierten Strukturen in Wissenschaft und Technik zunehmend stieg, gewinnt die Untersuchung mikroskopischer und mesoskopischer Strukturen, wie Ionenspuren, Kapillaren und Poren zunehmend an Bedeutung. Die in dieser Arbeit dargestellten Resultate sollen das Verständnis dieser Strukturen vertiefen. In der Vergangenheit wurde eingehend das Verhalten von Ionen unter Wechselwirkung mit metallischen und teilweise auch nichtmetallischen Oberflächen theoretisch [Burg91],[Briand90] und experimentell [Folk95],[Pes00] untersucht. Hierbei stellte sich heraus, dass Ionen, welche eine kritische Distanz dc zur Oberfläche unterschreiten, einem resonanten Ladungstransfer unterliegen. Die Distanz dc ergibt sich nach dem“ Classical Over Barrier“-Modell [Burg91]zu d = 2q W mit q als dem Ladungszustand des Ions und W als der Austrittsarbeit c der Elektronen des Festkörpers. Die hierbei auftretenden Mechanismen des Ladungstransfers führen zur Bildung sogenannter „hohler Atome“ zuerst oberhalb der Oberfläche und später auch unterhalb der Festkörperoberfläche. Hierbei werden Elektronen des Festkörpers vornehmlich in hochangeregte Rydbergzustände des Projektils eingefangen. Diese gehen z.B. durch Auger-Übergänge, oder bei stärkerer Annäherung an den Festkörper auch durch direkten Transfer, in niedrigere Anregungszustände über. Aufgrund der sehr geringen Lebensdauer eines freien hohlen Atoms oberhalb der Festkörperoberfläche und der damit verbundenen experimentellen Zugänglichkeit, wurden Untersuchungen mit Ionen an metallischen Mikrokapillaren begonnen [Yam96][Nim97]. Hierbei sollte der folgende Effekt ausgenutzt werden: Wenn ein Ion im Endbereich der Mikrokapillare die kritische Distanz dc zur Oberfläche unterschreitet, kommt es zur Bildung eines hohlen Atoms. Es besteht aber ebenso eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es schon vor dem Eindringen in die Oberfläche die Mikrokapillare verlässt. Somit steht es der weiteren Untersuchung zur Verfügung. Neben den experimentellen Untersuchungen zu diesem Themenkreis wurden auch theoretische Überlegungen angestellt [Tök00]. Die hieraus resultierenden Ergebnisse passen sehr gut in das bestehende Konzept der Bildung hohler Atome und des Verlustes an Ladung im Projektil. Völlig gegensätzlich zu diesen Ergebnissen an metallischen Kapillaren waren die ersten Resultate bei der Untersuchung mit Ionen, welche durch nichtleitende PETNanokapillaren transmittiert wurden[Sto02]. Hier zeigte sich, dass im Gegensatz zum vorher beobachteten Ladungsverlust an metallischen Oberflächen, die Ladung der transmittierten Ionen durch Nanokapillare in Polyethylen Terephthalate (PET) unter Anstellung der Kapillarachse gegen die Strahlrichtung nahezu vollständig erhalten bleibt. Dies ist umso überraschender, da ab einem Grenzwinkel, welcher dem Öffnungswinkel der Kapillaren entspricht, die Ionen nicht mehr wechselwirkungsfrei durch die Kapillare gelangen können. Zusätzlich zur Erhaltung der Eingangsladung werden die Ionen entlang der Kapillarachse transmittiert. Aufgrund dieser Resultate konnte ab diesem Zeitpunkt von der „geführten Transmission hochgeladener Ionen durch Nanokapillare in Nichtleitern“ gesprochen werden[Sto02], [Sto03]. 7 Einleitung Die hier vorliegende Arbeit wird sich, basierend auf den vorhergehenden Ergebnissen der Ionenführung von Ne7+ bei einer Projektilenergie von 3 keV, mit der Erklärung dieses Phänomens beschäftigen. Ebenso wird eine Charakterisierung der Transmission in Abhängigkeit von den Randbedingungen Anstellwinkel, primäre Bestrahlung zur Erzeugung der Ionenspuren, Projektilenergie, Kapillardurchmesser, Ladungszustand und Kapillardichte durchgeführt. Die sich hierbei ergebenden Resultate werden mit einem Modell zur Transmission hoch geladener Ionen durch Nanokapillare verglichen. Aufgrund der Randbedingung der primären Bestrahlung findet außerdem eine Charakterisierung von Kapillartypen bezüglich der Güte des Transmissionsvermögens statt. Im Detail gliedert sich die Arbeit wie folgt: In Kapitel 2 wird die Targetpräparation dargestellt. Dies beinhaltet die Materialeigenschaften von PET, Grundgedanken zum Erzeugen von Ionenspuren in PET und die aus der Art der Bestrahlung abzusehenden Eigenschaften der späteren Kapillarfolie. Es wird ebenfalls auf den Ätzprozess zur Erzeugung von Nanokapillaren aus den zuvor erzeugten Ionenspuren eingegangen, wobei hier ebenfalls mögliche Eigenschaften aufgrund des Ätzprozesses diskutiert werden. Abschließend wird auf die Art der Oberflächenpräparation eingegangen und entsprechende Darstellungen von Nanokapillaren im Endzustand zur Verdeutlichung gezeigt. Kapitel 3 gibt einen Überblick über den experimentellen Aufbau, beginnend bei der ECR-Quelle zur Erzeugung der Ionen, über die Strahlführung bis zur Beschreibung des Targetplatzes mit Ionenspektrometer und Targetmanipulator. Ergänzt wird dieses Kapitel durch die Beschreibungen der Anlagensteuerung, der Messdatenerfassung, der Optimierung von Strahlposition und Strahldivergenz sowie der Targetpositionierung. Das Kapitel 4 gibt eine Einführung in das Phänomen der geführten Transmission hoch geladener Ionen durch Nanokapillare. Dies geschieht anhand von vor Beginn dieser Arbeit analysierter Startmessungen auf diesem Arbeitsgebiet und der sich daraus ergebenden Folgerungen. In Kapitel 5 wird auf die theoretischen Grundlagen zur Transmission durch Nanokapillare eingegangen. Hierbei wird das Modell zur Ionenführung dargelegt und eine Einteilung der Kapillare in Eingangsbereich und Führungsbereich vorgenommen. Für die einzelnen Bereiche werden die dort wirksamen Prozesse anhand von Modellen und Vergleichsprozessen an anderen nicht leitenden Materialen vorgestellt. Des Weiteren findet dort eine Klärung von mathematischen Vereinfachungen und Umrechnungen, sowie zur Berechnung relevanter Größen aus den Messdaten statt. Kapitel 6 beschäftigt sich mit der Einordnung der einzelnen Kapillarfolientypen bezüglich ihrer Transmissionseigenschaften. Dies geschieht anhand von Messungen mit Ne7+ bei 3keV. Hierbei werden zunächst zwei Folien aufgrund ihrer Durchmesserabhängigkeit der Transmission verglichen. Als zweites findet ein Vergleich zwischen 2 Folientypen mit unterschiedlicher Kapillardichte statt. Das 7. Kapitel beschäftigt sich mit der Energie- und Ladungsabhängigkeit. Zunächst wird die Energieabhängigkeit der Transmission anhand zweier Kapillarfolien mit 8 Einleitung annähernd gleicher Kapillardichte, aber grundsätzlich unterschiedlicher Bestrahlung zur Erzeugung der Ionenspuren im Energiebereich zwischen 2 und 10 keV und Ne7+ als Projektil verglichen. Anschließend wird die Untersuchung zur Energie- und Ladungsabhängigkeit mit dem Folientyp fortgesetzt, der aufgrund des vorhergehenden Vergleiches die besten Voraussetzungen zur Analyse liefert. Hierbei werden Ladung und Energie des Projektils zwischen den Werten 3 keV Ne7+ und 40 keV Xe25+ variiert. Die Analyse der so gewonnenen Daten wird allgemeine Gesetzmäßigkeiten der Transmission bezüglich Anstellwinkel, Projektilenergie und Ladungszustand des Projektils aufstellen sowie bestimmte materialabhängige Parameter festlegen. Kapitel 8 gibt schließlich einen Einblick in die dynamischen Prozesse, die zur Transmission und der Bildung eines Transmissionsprofils führen. Anhand der dort gewonnenen Daten findet eine Analyse der Auf- und Entladungsprozesse innerhalb der Kapillare statt und es wird eine Abschätzung der Beladung des Eingangsbereiches durchgeführt. 9 Die Targetpräparation 2. Die Targetpräparation 2.1. Materialeigenschaften von PET Bei dem in der hier vorliegenden Arbeit benutzten Polyethylen Terephthalat, in seiner Kurzform PET genannt, handelt es sich um ein Standart-Thermoplast. Es ist hauptsächlich unter seinen eingetragenen Namen wie Mylar, Melinex oder Hostaphan bekannt, welche sich nur in den herstellerspezifischen Additiven unterscheiden. Um unterschiedliche Einflüsse dieser Additive zu vermeiden werden in dieser Arbeit ausschließlich Folien aus Mylar benutzt. In Abbildung 2.1 ist die Molekularstruktur von PET dargestellt. Abbildung 2.1: Molekularstruktur von Polyethylen Terephthalat, kurz PET, bekannt in der hier gezeigten biachsial orientierten und thermisch stabilisierten Version unter den Namen Mylar, Melinex oder Hostaphan. Neben seinen chemischen und mechanischen Eigenschaften, die seine weite Verbreitung in der industriellen Anwendung begründen, sind die hohen spezifischen Widerstände für Festkörper- und Oberflächenleitung im Zusammenspiel mit der leichten Montierbarkeit der Folien auf geeigneten Haltern für Transmissionsmessungen ausschlaggebend für die Verwendung in der hier vorliegenden Arbeit. Sein geringes Vermögen H2O z.B. aus der Umgebungsluft bei der Targetpräparation und vornehmlich während des Ätzprozesses zu speichern macht außerdem seine Verwendung in der in dieser Arbeit benutzten UHV-Apparatur bedenkenlos möglich. Mittels eines an die Apparatur angeschlossen Massenspektrometers konnte kein dauerhafter Anstieg des H2O-Anteils im Restgas über das üblich Maß nach der Einschleusung eines Targets festgestellt werden. Im Folgenden werden einige physikalische und elektrische Eigenschaften von PET dargestellt: Dichte: 1,3-1,4 g cm-3 Dielektrische Widerstandsfähigkeit: 17 kV mm-1 Dielektrizitätszahl bei 1 MHz: 3,0 Spezifischer Oberflächenwiderstand: 1013 Ohm Spezifischer Volumenwiderstand: >1014 Ohm cm 10 Die Targetpräparation 2.2. Die Erzeugung von Ionenspuren Die Erzeugung von Kapillaren in PET findet über den üblichen Weg des Bestrahlens einer PET-Folie mit schweren und hochenergetischen Ionen statt. Die einzelnen Ionen deponieren aufgrund ihrer Abbremsung in PET Energiedosen, welche die Molekularstruktur des PET entlang der Ionenspur zerstören und ein schnelles Ätzen dieser Spur möglich machen. Zu Anfang der Untersuchung der geführten Transmission hochgeladener Ionen standen Folien mit einer Bestrahlung durch Xenon bei 100 MeV zur Verfügung. Aufgrund der fehlenden Winkelabhängigkeit der Profilbreite vom Verkippungswinkel wurde bei der Wahl der Bestrahlung und der weiteren Behandlung der Folien nach möglichen Ursachen hierfür gesucht. Dies beinhaltete insbesondere eine Untersuchung der Auswirkungen der primären Bestrahlung der Folie mit Xenon bei 100 MeV. Zur Erzeugung der Ionenspuren in PET wurden für die an dieser Stelle vorgestellte Untersuchung folgende Ionen und Energien benutzt: Tabelle 2.1: Übersicht über für diese Arbeit hergestellten Folientypen. Projektil Energie (MeV) Kapillardichte Kapillardurchmesser (cm-2) nach dem Ätzen (nm) Xe 100 5x108 100, 200 Kr 250 1x108 200 Kr 250 4x106 200-800 Im Folgenden soll das Prinzip der Erzeugung von Ionenspuren und seine möglichen Auswirkungen auf die späteren Kapillareigenschaften diskutiert werden. Um ein möglichst homogenes Ätzen der Folien zu ermöglichen, sollte der Energieverlust des Ions möglichst gleich bleibend über die ganze Folienstärke sein. Weiterhin ist aus der Literatur zur Erzeugung von Ionenspuren zu entnehmen [Flei75],[Spo80], [Apel97],[Apel01] (sowie die darin zitierten Quellen), dass die kinetische Energie des Ions zwischen den Grenzen von ca. 1 MeV/u und einigen wenigen MeV/u zu wählen sei. Eine Wahl von unter einem MeV/u führt bei schweren Ionen im Allgemeinen nicht mehr zu einem gesicherten vollständigen Durchdringen der hier benutzten Folienstärke von 10µm. Eine allgemein bewährte Abschätzung geht hierbei von einer Energie des Ions von 0,1 MeV/u pro Mikrometer Folienstärke aus. Zu hohe Energien können allerdings auch zu einem verminderten Energieverlust in der Folie führen, da man sich eventuell während des Durchganges durch die Folien ständig weit oberhalb des Maximums des Energieverlustes befindet. Somit wird ebenfalls keine optimale Deposition der Energie in der Folie erreicht. Als Grundlage der Abschätzungen des Energieverlustes in der Folie wird im vorliegenden Fall das Programm SRIM2003 benutzt. Dieses Programm berechnet die Energieverluste und Eindringtiefen von Ionen in unterschiedlichsten Materialien und Materialmischungen. Hierbei werden nicht nur die Energien der Ionen innerhalb einer Ausgabedatei zur Verfügung gestellt, sondern auch die später benutzten Größen der transversalen Abweichung und viele weitere optionale Parameter, deren Auflistung in diesem Rahmen nicht nötig ist. Zunächst wird der Energieverlust unterschiedlicher 11 Die Targetpräparation Energy Loss (MeV/µm) Ionen im komplexen Material PET bestimmt. In Abbildung 2.2 werden die Energieverluste von Gold, Krypton und Xenon in PET ab einer Startenergie von 370 MeV dargestellt. Diese werden anschließend zur weiteren Berechnung der im Material deponierten Energie benutzt. 10 Au in Mylar Xe in Mylar Kr in Mylar 1 0.1 0.1 1 10 100 Energy (MeV) Abbildung 2.2: Energieverluste von Gold, Xenon und Krypton in Mylar nach SRIM2003 Ion Energy (MeV) 400 Au in Mylar Xe in Mylar Kr in Mylar 200 100 80 60 Folienstärke 10 μm 40 20 5 10 15 20 25 Depth in PET (µm) Abbildung 2.3: Ionenenergie von Gold (370 MeV Startenergie), Xenon (100 MeV Startenergie) und Krypton (250 MeV Startenergie) in Mylar abhängig von der Eindringtiefe, nach SRIM2003 12 Die Targetpräparation Energy loss (MeV/µm) Als Zwischenschritt, siehe Abbildung 2.3, wird zunächst die Energie der Ionen ab ihrer entsprechenden Startenergie in jeder möglichen Tiefe des Materials bestimmt. Dann wird, wie in Abbildung 2.4 zu sehen ist, der Energieverlust pro Längeneinheit, hier MeV pro µm, bestimmt. Diese Darstellung gibt nun Auskunft über die Homogenität des Energieverlustes der Ionen über die gesamte Weglänge durch die PET-Folie. 18 Au in Mylar Xe in Mylar Kr in Mylar 16 14 12 10 Folienstärke 10 μm 8 6 4 5 10 15 20 25 Depth in PET (µm) Abbildung 2.4: Energieverlust von Gold (370 MeV Startenergie), Xenon (100 MeV Startenergie) und Krypton (250 MeV Startenergie) in Mylar abhängig von der Eindringtiefe, nach SRIM2003 Wie in Abbildung 2.4 zu erkennen ist, liefert die Wahl der Bestrahlung mit Krypton nicht nur die größte Homogenität im Energieverlust, sondern setzt diese auch bis zu einer Folienstärke von 20µm fort. Dies lässt eine Ausdehnung der Experimente unter gleichen Randbedingungen auf größere Folienstärke offen. Die in den Abbildungen ebenfalls aufgeführte Bestrahlung mit Goldionen bei einer Projektilenergie von 370 MeV ergibt ebenfalls einen weitestgehend homogenen Energieverlust bei Folienstärken bis zu 10µm, bei einer Abweichung von unter ±5 %. Sie erlaubt aber keine diesbezügliche Ausweitung der Experimente auf stärkere Folien. Aus Abbildung 2.4 erschließt sich ebenfalls schon eine Quelle des unerwarteten Verhaltens der mit Xenon bei 100 MeV bestrahlten Folie. Hier ist der Energieverlust in der PET-Folie am Eintrittspunkt mehr als 2,5-mal so hoch ist wie am Austrittspunkt der Folie. Nach Abbildung 2.3 sinkt die Energie des Ions innerhalb der Folie auf ca. 30% der Eintrittsenergie ab, was zu weiteren Nebeneffekten führen kann. Einer dieser Nebeneffekte ist die höhere laterale Streuung der Ionenbahnen aufgrund der niedrigeren Energien und die damit verbundenen breitere Verteilung der Kapillarausrichtung. Ein weiterer Effekt, der bei der Bestrahlung mit Xenonionen bei 100 MeV auftritt, ist der Wechsel zwischen elektronischer Abbremsung bei über 100 MeV kinetischer Energie schwerer Ionen zu der nuklearen Abbremsung bei 13 Die Targetpräparation kinetischen Energien deutlich unterhalb von 100 MeV. Dieser Effekt führt aufgrund der unterschiedlichen Art der Energieabgabe an die PET-Folie, zu veränderten Ätzbedingungen zwischen dem Anfang und dem Ende der Ionenspur. Xe at 100MeV via 10μm PET 1000 Tracks per 2x10 Ions at 0.1° x 0.1° 129 84 Kr at 250MeV via 10μm PET 1000 4 4 Tracks per 2x10 Ions at 0.1° x 0.1° Auf die breitere Winkelverteilung der Kapillarausrichtungen bei der Bestrahlung mit 100 MeV 129Xe im Vergleich zur Bestrahlung mit 250 MeV 84Kr soll weiter eingegangen werden. Hierzu lässt sich eine simulierte Bestrahlung einer PET-Folie mit den beiden Ionensorten durch SRIM2003 ebenfalls benutzen. In dieser Simulation erhält man neben der Restenergie der Ionen nach dem Durchlaufen der Folie auch die entsprechenden Abweichungen der Austrittsposition in der Folienebene vom Eintrittspunkt. Diese werden als laterale X- und Z-Position bezeichnet. Aus diesen Werten lässt sich, unter der Vorraussetzung kleiner Streuwinkel innerhalb der Folie, die Kapillarrichtung nach dem Ätzen bezüglich der ursprünglichen Bestrahlungsrichtung ermitteln. Die so ermittelten simulierten Verteilungen der Kapillarausrichtungen für eine Bestrahlung mit Xenon bzw. mit Krypton sind in Abbildung 2.5 zu sehen. 500 Ve rt . In 2 cli na ti o 0 -2 -2 0 n (D 500 EG Ve rt. 2 -2 Hor.Inclination (DEG) 0 -2 ) 2 In cli na tio n 0 (D E 2 G) Hor.Inclination (DEG) Abbildung 2.5: 3-dimensionale Darstellung der Kapillarausrichtungen in 10 µm starker Mylarfolie nach der Bestrahlung mit 100 MeV 129Xe (links) oder 250 MeV 84 Kr (rechts) nach einer Bestrahlungssimulation mit SRIM2003 In diesen Darstellungen ist sehr deutlich der Unterschied in der Verteilung der Kapillarausrichtungen zu erkennen. In beiden Fällen wurde mit einer Verteilung von 20000 Ionen auf einem Auflösungsraster von 0,1° x 0,1° gearbeitet. Zur genaueren Beurteilung einer Verteilungsbestimmung in der Detektorebene der Messanordnung wird in Abbildung 2.6 die jeweilige Verteilung der Kapillarausrichtungen in der X=0Ebene bestimmt. Wie deutlich zu erkennen ist gibt es bei der Bestrahlung mit Xenon bei 100 MeV große Anteil an Kapillaren mit einer Inklination über den Aspektwinkel der Kapillaren von 0,57° für 100 nm durchmessende Kapillare bzw. von 1,14° für 200 nm durchmessende Kapillare hinaus. Der Aspektwinkel einer Kapillaren ist eine geometrische Größe, welche sich aus dem Verhältnis von Länge der Kapillare zu ihrem Durchmesser, dem Aspektverhältnis, ergibt. Es ist der maximal mögliche Winkel unter dem ein Ion in die Kapillare eintreten kann, ohne mit der Wand in Wechselwirkung treten zu müssen. Die Halbwertsbreiten der so simulierten 14 Die Targetpräparation Rel.Distribution in X-Z-Plain Winkelverteilungen belaufen sich für die mit Xenon bestrahlte Folie auf sc,Xe=1,5° und für die mit Krypton bestrahlte Folie auf sc,Kr=0,33°. 250 Mev Kr 100 MeV Xe 3 10 2 10 1 10 0 10 -2 0 2 -2 Inclination Angle (deg) 0 2 Abbildung 2.6: Verteilung der Kapillarausrichtungen in 10 µm starker Mylarfolie bei Bestrahlung mit 100 MeV Xenon (links) oder 250 MeV Krypton (rechts) nach einer Bestrahlungssimulation mit SRIM2003 2.3. Der Ätzprozess Als zweiter Schritt, nach der Bestrahlung der Folie mit hochenergetischen schweren Ionen, werden die auf diese Weise mit Ionenspuren durchsetzten Folien mit einer Ätzlauge behandelt. Hierbei wird die Tatsache ausgenutzt, dass um die Ionenspur herum ein mehrere 10 Nanometer durchmessender Bereich existiert, in dem die chemischen Bindungen durch den Energieeintrag bei der Erzeugung der Ionenspuren zerstört oder zumindest gegenüber der ursprünglichen PET-Struktur stark verändert sind. Durch diese Veränderung des Materials kann die vorher sehr schwer zu ätzende Substanz im Bereich der Ionenspuren relative leicht geätzt werden. Entsprechende Verfahren zur Erzeugung von mikroskopischen und auch mesoskopischen Kapillaren werden seit vielen Jahren sowohl bei der Erforschung von Materialeigenschaften als auch in der Anwendung von Mikrokapillaren eingesetzt [Flei75], [Spo80], [Trau95], [Apel97], [Apel01], [Vil02], [Fink04]. Aufgrund dieses Ätzprozesses ist es somit möglich, durch Variation der Bestrahlungsund Ätzparameter Kapillarformen unterschiedlichster Geometrie zu erhalten (einfach konisch, doppelt konisch, zylindrisch, bauchig, Sacklöcher sowie Kombinationen aus diesen Formen). Beispiele für die Vielzahl der Möglichkeiten sind weitgreifend in [Apel01] und [Fink04] dargestellt und werden hier nicht weiter diskutiert, da in der vorliegenden Arbeit nur Kapillare mit zylindrischer Geometrie benutzt werden. Zur Erzeugung von zylindrischen Kapillaren ist es prinzipiell notwendig, dass sich die Ätzgeschwindigkeiten im gestörten und im ungestörten Material um 15 Die Targetpräparation Größenordnungen unterscheiden. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass das Ätzen entlang der Ionenspur weitestgehend abgeschlossen ist, bevor ein merklicher Ätzvorgang senkrecht zur Ionenspur in das ungestörte Material einsetzt. Abbildung 2.7: Darstellung der Ätzverhältnisse und Ätzgeschwindigkeiten nach [Trau95] Zur Erzeugung zylindrischer Kapillare in PET mit großen Durchmessern, der Bereich größer als 1 Mikrometer, wird im Allgemeinen eine hochkonzentrierte NaOH-Lauge (6N oder höher) verwendet. Hier greift die erhöhte Ätzgeschwindigkeit im ungestörten Material, aufgrund der großen Gesamtdurchmesser, nicht stark in die Geometrie ein. Die Abweichung zwischen den Kapillardurchmesser an der Folienoberfläche und in der Kapillarmitte liegt hierbei meistens unterhalb der Genauigkeit des Ätzverfahrens bei großen Durchmessern. Für kleine Kapillardurchmesser werden zur hochpräzisen Erzeugung zylindrischer Kapillare häufig sehr niedrig konzentrierte Lösungen (weniger als 1N) bei Temperaturen um 50°C eingesetzt, was die Ätzdauer selbst bei Durchmessern im Bereich von 100 nm auf die Länge von Tagen ausdehnt. Diese Methode ist am besten dazu geeignet Kapillaren mit wenigen Nanometer Durchmesser herzustellen. Im vorliegenden Fall war diese Methode nicht anzuwenden, da die Möglichkeiten eines kontrollierten Ätzprozesses unter den gleich bleibenden Randbedingungen von Temperatur und Konzentration der Lauge nicht gegeben waren. Aus diesem Grunde wurde nach Absprache mit Dr. D. Fink [Fink04] eine 3N-NaOH-Lösung bei ca. 50°C verwendet. Dies setzt zum einen die Ätzzeit deutlich herab, lässt aber nur geringe Abweichungen von der idealen zylindrischen Geometrie zu. Die Ätzzeiten für Kapillardurchmesser im Bereich von 100 nm bis 200 nm mit dieser Methode im Bereich von 15 bis 25 Minuten. Bevor ein Ätzen der Folie stattfindet, wird die Folie zunächst für wenige Minuten in Ethanol gelegt. Zum Einen reinigt dieser Vorgang die Oberflächen, zum Anderen findet hierdurch eine Aktivierung der offenen chemischen Bindungen entlang der Ionenspur durch das Eindringen des Ethanols in die Ionenspur statt. Dies führt nochmals zu einer Erhöhung der lateralen Ätzgeschwindigkeit. Nach einer kurzen Trockenphase an der Luft wird die Folie in die Lauge eingebracht und für den 16 Die Targetpräparation entsprechenden Zeitraum geätzt. Hierbei muss ständig für eine Rührbewegung in der Lauge gesorgt werden. Dies sorgt für einen ständigen Abtrag der aus der Folie gelösten Ätzreste und gewährleistet somit gleichmäßige Ätzbedingungen an der Folienoberfläche. Nach Abschluss des Ätzens muss die Folie mittels mehrerer Spülvorgänge von verbleibender NaOH-Lösung sowie von Ätzrückständen befreit werden. Verbleibende Ätzrückstände können bei hinreichend hoher Konzentration zu einem teilweisen Verschluss von Kapillaröffnungen führen. Außerdem stellen sie ein Problem bei einer sehr dünnen späteren Oberflächenbeschichtung mit Gold dar. Hier können sie teilweise aus der Beschichtung herausragen und bilden somit Inseln isolierenden Materials. Dies führt wiederum zu einer Aufladung von Teilen der Oberfläche während des Experimentes. Eine direkte Kontrolle des erzielten Durchmessers fand im Rahmen der Herstellung der Kapillaren nicht statt. Eine Einstufung der Kapillardurchmesser wurde nach der Bedampfung mit Gold anhand einer Bildaufnahme mittels eines Raster-ElektronenMikroskops (REM) durchgeführt. 2.4. Die Oberflächenpräparation Um eine Aufladung der Oberfläche während des Experimentes zu vermeiden werden beide Seiten der Folie mit einer dünnen Schicht Gold bedampft. Dies dient außerdem dazu Front- und Rückseite der Kapillarfolie auf Erdpotential zu halten. Diese Bedampfung stellt später mit der Kontaktierung über den Probenhalter die so geforderten Randbedingungen her. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass die Beschichtung nicht in die geätzten Kapillaren eindringen darf. Diese Forderung macht eine Bedampfung unter einem Anstellwinkel notwendig. Die Schichtdicke darf aber auch nicht so stark werden, das sie während der Experimente einen wesentlichen Teil des Eingangsbereiches der Kapillare verschließt. Bedampft aus 2 Richtungen Goldbedampfung 45° Kapillarwand PET Goldbeschichtung Orginalöffnung 4 Richtungen PET Abbildung 2.8: Veranschaulichung der Bedampfung mit Gold auf der Folienoberfläche und des daraus resultierenden Eindringens in die Kapillare (links) sowie der damit verbundenen Öffnungsveränderung (rechts) Hier muss ein Kompromiss gefunden werden zwischen der notwendigen Schichtdicke zur vollständigen Bedeckung der Folienoberfläche und der noch vertretbaren 17 Die Targetpräparation Schichtdicke ohne starke Einflussnahme auf die Öffnungsgeometrie im Eingangsbereich der Kapillaren. Eine zu große Schichtdicke verkleinert die Öffnung der Kapillare durch die Anteile, die während der Bedampfung an der Innenseite der Kapillarwand im Eintrittsbereich abgelagert werden. Zudem kann die Art der Bedampfung den Eingangsbereich durch eine ungleichmäßige Verteilung verformen. Eine Bedampfung unter festem Winkel bei sich drehender Flächennormalen war mit den zur Verfügung stehenden Mitteln an der Bedampfungsapparatur leider nicht möglich, es zeigte sich aber, das die Bedampfung aus 4 Richtungen mit je 5 nm Gold, jeweils durch eine 90°-Drehung der Folie um ihre Flächennormale bei einer Bedampfung unter 45°, hinreichend zufrieden stellende Ergebnisse lieferte. Unter diesen Bedingungen war keine Verformung der Öffnung von der Kreisgeometrie zu erkennen. Eine Bedampfung aus 2 Richtungen mit je 10 nm Gold zeigte schon deutliche Veränderungen der Kreisgeometrie hin zu einem Oval. In Abbildung 2.9 sowie 2.10 sind 2 Beispiele für REM-Aufnahmen, einmal ohne erkennbare Verformung der Öffnung durch die Bedampfung der Folie und im zweiten Fall mit einer deutlich ovalen Öffnung aufgrund einer Bedampfung aus nur 2 Richtungen. Die Gesamtstärke der Goldbedampfung beträgt in beiden Fällen ca. 20 nm bei einem Durchmesser der Kapillaren von ca. 200 nm. Abbildung 2.9: REM-Aufnahme einer Folie mit Kapillardurchmessern von 200 nm bei einer Goldschicht von ca. 20 nm und einer Kapillardichte von 1,2x108 cm-2 18 Die Targetpräparation Abbildung 2.10: REM-Aufnahme einer Folie mit Kapillardurchmessern von ca. 200 nm bei einer Goldschicht von ca. 20 nm und einer Kapillardichte von 4x106 cm-2 Zusätzlich zur durch die Bedampfung aus zwei Richtungen entstehenden Ovalität ist in Abbildung 2.10 auch der Einfluss von Ätzrückständen durch nicht sehr sorgfältiges Spülen der Folie nach dem Ätzen und der daraus resultierenden Ablagerung auf der Folie zu erkennen. 19 Der experimenteller Aufbau 3. Der experimenteller Aufbau Die in dieser Arbeit präsentierten Untersuchungen wurden ausschließlich mit der 14,5 GHz ECR-Quelle am Beschleuniger für extrem langsame Ionen des Ionenstrahllabors (ISL) des Hahn-Meitner-Institutes (HMI) durchgeführt. Nachfolgend soll die Ionenquelle, das Extraktions- und Abbremssystem, sowie die Ultrahochvakuumkammer mit dem in dieser Arbeit benutzten Ionenspektrometer beschrieben werden. 3.1. Die ECR-Quelle Die Electron-Cyclotron-Resonance Quelle (ECR) am Beschleuniger für extrem langsame Ionen ist eine am Grand Accelerateur National d’Ions Lourds (GANIL) in Caen, Frankreich entwickelte 14,5 GHZ Ionenquelle. Die Wirkungsweise dieser Quelle wird im Folgenden kurz umrissen. Detailliertere Darstellungen dieses Ionenquellen-Typs sind in [Gel85],[Sor88]sowie [Apelt95] zu finden In eine durch zwei Spulen magnetisch umschlossene Plasmakammer, welche auf einen Basisdruck von einigen 10-8 mbar evakuiert wird, lässt man das gewünschte Arbeitsgas bis auf maximal einige 10-6 mbar ein. Gegebenenfalls kann ein Supportgas mit eingelassen werden, welches die Erzeugung des gewünschten Ladungszustandes des Arbeitsgases aufgrund der Freisetzung zusätzlicher Elektronen innerhalb des Plasmas positiv beeinflussen kann. Die im Gas vorhandenen Elektronen werden über die Einkopplung von Mikrowellenstrahlung mit einer für die vorliegende Anlage maximal mögliche Leistung von 2 kW bei einer Arbeitsfrequenz des Mikrowellensenders von νHF = 14,5 GHz aufgeheizt. Der Energieübertrag von der Mikrowellenstrahlung auf die Elektronen erfolgt in der Resonanzzone, welche sich durch über die Zyklotronfrequenz der Elektronen ergibt zu: 2πν HF = ω HF = ωC = e B m (3.1) Die auf diese Art beschleunigten Elektronen ionisieren das Gas in der Plasmakammer und durch den magnetischen Einschluss des Plasmas wird die Verweildauer der Ionen im Wechselwirkungsbereich der Plasmakammer derart erhöht, das der Ionisationsgrad des Plasmas durch sukzessive Mehrfachionisation stark zunimmt. Wie Abbildung 3.1 zu entnehmen ist, sind im hierdurch entstehenden Plasma viele mögliche Ladungszustände enthalten. Hierbei hängt das Maximum der Ladungsverteilung allerdings sehr stark von der eingekoppelten Leistung und dem Druck in der Plasmakammer ab. 20 Der experimenteller Aufbau Abbildung 3.1: Ladungsspektrum des aus dem Plasma extrahierten Ionenstrahls als Funktion der Dipolauslastung. Verwendet wurde Neon als Arbeitsgas und Sauerstoff als Supportgas. In Klammer sind mögliche Beimengungen weiterer Ionensorten zur primären Ionensorte (NeX+, X=4-8) aufgeführt. Zu beachten ist, dass die Beimengungen vernachlässigbar klein sind aufgrund der geringen oder zum Teil nicht messbaren Intensität der entsprechenden Ionen mit ∆q=1. Ergänzend soll an dieser Stelle erwähnt werden, dass eine solch hohe maximale Leistungseinkopplung von 2 kW zur Erzeugung der gewünschten hohen Ladungszustände nicht notwendig ist. Daher werden zurzeit Überlegungen angestellt, die Leistungsabgabe des Senders generell herabzusetzen. Die benötigte Arbeitsleistung von einigen wenigen Watt bis zu wenigen 100 Watt wird nur aus der Maximalleistung ausgekoppelt. Die verbleibende Leistungsdifferenz zu 2 kW Maximalleistung wird dabei in Wärme umgewandelt. Dies führt zu einer sehr starken thermischen Belastung des Klystrons im Sender, und einer daraus resultierenden Verkürzung der Lebensdauer des Senders. 3.2. Strahlführung und Transportprinzip Nach Extraktion der Ionen wird der Ionenstrahl mittels eines Solenoiden fokussiert und über einen 90°-Dipols in die einzelnen Ladungszustände separiert. Anschließend wird der über den 90°-Dipol vorgewählte Ionenstrahl mit magnetischen Quadrupolen über einen weiteren Ablenkmagneten auf den jeweiligen Targetplatz geführt. Die im jeweiligen Experiment nicht benötigten Ablenkmagneten werden während dessen permanent entmagnetisiert. Dies vermeidet einen Einfluss durch die Restmagnetisierung der Elektromagnete auf die Strahlführung. Die gesamte Anlage mit ihren 4 möglichen Targetplätzen ist in Abbildung 3.2 dargestellt. 21 Der experimenteller Aufbau Quelle UHV-Targetkammer Weitere Targetplätze Analysiermagnet (90°) Strahlrohr 4 Quadrupole Experimentmagnet (60°) Abbildung 3.2: Schematische Darstellung der Beschleunigeranlage für sehr langsame Ionen am ISL des HMI Der Transport von extrem langsamen Ionen über relativ große Distanzen ist mit sehr starken Verlusten in der Strahlintensität über die Aufweitung des Ionenstrahles und durch die Wechselwirkung mit dem Restgas in der Strahlführung selbst bei sehr niedrigem Drücken verbunden. Daher liegt der hier verwendeten Anlage ein spezielles Konzept zum Transport der Ionen von der Quelle zur Targetkammer zu Grunde. Die Ionenquelle wird hierzu auf das benötigte Potential UQuelle vorgespannt, wobei sich das gesamte Strahlbein inklusive der Faradaycups zur Strahlstrombestimmung und Strahlstromoptimierung auf negativem Potential UStrahlführung befinden. Aufgrund der hierdurch erzeugten wesentlich höheren Beschleunigungsspannung U Transport = U Quelle + U Strahlführung handelt es sich bei den so transportierten Ionen innerhalb der Strahlführung nicht mehr um sehr langsame Ionen. Diese Anordnung führt zu einer deutlichen Verbesserung der Transmission zwischen Quelle und Targetkammer gegenüber einer Lösung ohne negatives Potential am Strahlbein. Alle Quadrupole und die beiden Ablenkmagnete sind hierbei vom Strahlbein isoliert und befinden sich auf Erdpotential. Die Differenz zwischen den beiden Potentialen wird im Allgemeinen auf 10 kV, in Spezialfällen auf 15 kV, festgelegt. Dies führt zu zwei festen Sätzen von Einstellwerten für die beiden Ablenkmagneten für bestimmte Ionen bei allen in diesem Rahmen erreichbaren Energien. In Abbildung 3.3 ist das Konzept der Potentialwahl von Quelle und Strahlführung schematisch skizziert. 22 Der experimenteller Aufbau Quelle U Quelle Targetkammer U=0 U Transport U Strahlführung Strahlführung Abbildung 3.3: Potentialwahl für langsame Ionen am Beschleuniger für langsame Ionen am ISL des HMI Nach dem Durchlaufen der gesamten Strahlführung werden die Ionen direkt vor der Targetkammer mittels einer Abbremslinse auf ihre Endenergie in der auf Erdpotential liegenden Targetkammer abgebremst. Der hierbei nutzbare Energiebereich der Ionen liegt zwischen einigen 10 Elektronenvolt und q*15 Kiloelektronenvolt. Aus technischen Gründen wurde die Maximalspannung der Netzgeräte zur Erzeugung der erforderlichen Hochspannung für Quelle und Strahlführung auf 15 kV beschränkt. 3.3. Die Steuerung des Systems ECR-QuelleStrahlführung Das komplette System Ionenquelle-Strahlführung wird über das auf dem System LabViewTM der Firma National Instruments basierenden Kontrollprogramm CODIAN gesteuert. Die hier vorliegende Steuerung dieser Anlage ermöglicht es in einem gewissen Rahmen Setzwerte von Strahlparametern reproduzierbar einzustellen. Außerdem sind in diesem relativ neuen Steuersystem Automatismen zur Ladungsspektrenbestimmung und vollständigen Initialisierung von ganzen Baugruppen der Anlage enthalten. Es ermöglich einen Neustart der Anlage mit genau den gleichen Setzwerten des letzten Betriebsschlusses. Eine allgemeine Reproduktion beliebiger gespeicherter Parametersätze ist zurzeit in Planung. Die somit erreichte Effizienz der Anlage ermöglicht eine deutlich schnellere und auch wesentlich besser reproduzierbare Strahlbereitstellung als sie mit der zuvor gängigen Methode der „Handeinstellung“ ganzer Parametergruppen möglich war. Eine detaillierte Darstellung der Steuerung ist in [Bun03] zu finden und soll in der hier vorliegenden Arbeit nicht weiter diskutiert werden. 23 Der experimenteller Aufbau 3.4. Die Targetkammer 3.4.1. Das Layout der UHV-Kammer Bei der Targetkammer handelt es sich um eine zylindrische Kammer mit einem Durchmesser von 500 mm. Sie unterteilt sich in einen Präparationsbereich im oberen Teil der Kammer und einem mit µ-Metall abgeschirmten Bereich im unteren Teil der Kammer. Im Präparationsbereich der Kammer befinden sich die Anschlüsse zum Einschleusen von Proben über ein externes Schleusensystem sowie zum Transfer auf den Probenhalter. Eine Kombination aus Atom-Kraft-Mikroskop (AFM) und RasterTunnel-Mikroskop (STM) der Firma OMICRON, mittels dessen Probenoberflächen untersucht werden können, ist ebenfalls an diesen Bereich der Kammer angegliedert. Weiterhin befinden sich in diesem Bereich ein Low Energy Electron Diffraction (LEED)-System sowie eine Sputterkanone, welche aber beide für die Untersuchung von Kapillarfolien nicht benutzt werden. 50 V*q<EKin<15 kV*q Abbildung 3.4: Das Layout der UHV-Targetkammer im Bereich der Ionenstrahlexperimente Nachdem die Ionen die Strahlführung durchlaufen haben, werden sie beim Eintritt in die Targetkammer durch ein 6-stufiges Einzellinsensystem auf das Target mit einem Strahldurchmesser ≤ 1,5mm fokussiert. Ionen wie auch Elektronen, welche bei der Ionen-Target-Wechselwirkung entstehen, können mit Hilfe von 2 elektrostatischen 24 Der experimenteller Aufbau Spektrometern detektiert werden. Diese Spektrometer sowie ein Faraday-Cup sind auf einem Ring montiert, der um die Kammerachse drehbar gelagert ist. Im vorliegenden Fall wurde das Ionenspektrometer benutzt, welches sich gegenüber dem für die Elektronenspektroskopie genutzten Spektrometer durch eine deutlich bessere Ortsauflösung auszeichnet. Damit verbunden ist allerdings ein Verlust in der Energieauflösung aufgrund der kleineren Bauform, welche die Vergrößerung des Abstands zwischen dem Kammermittelpunkt und den die Auflösung definierenden Blenden erst ermöglicht. Die Probe befindet sich auf einem offenen Halter, um die transmittierten Ionen nach dem Austritt aus der Probe detektieren zu können. Bei diesem offenen Halter handelt es sich um einen Aluminiumrahmen, welcher als zusätzlicher Halter zur Untersuchung der Nanokapillare unterhalb eines Targethalters zur Oberflächenuntersuchung angebracht ist. Die Probe ist über ein Schlittensystem und einen motorgesteuerten Manipulatorarm in allen 3 Raumrichtungen verfahrbar und des Weiteren um die Kammerachse drehbar. Eine Drehung der Kapillarprobe um seine Oberflächennormale ist in den hier dargestellten Untersuchungen nicht möglich. Der Drehpunkt liegt im Zentrum des Halters zur Untersuchung von Ionen-Oberflächen-Wechselwirkung, und eine dementsprechende Drehung macht eine Kompensation durch die drei Raumkoordinaten erforderlich. Dieser Vorgang war mit den gegebenen Mitteln nicht zu automatisieren. 3.4.2. Das Ionenspektrometer Bei dem hier verwendeten Ionenspektrometer handelt es sich um ein elektrostatisches Spektrometer, basierend auf der Ablenkung geladener Teilchen im homogenen Feld eines Kondensators. Hierbei sind die beiden Ablenkplatten des Kondensators um 45° gegen die Bewegungsrichtung des eintretenden Teilchens verkippt. Die Ablenkspannung des Spektrometers kann kontinuierlich bis zu ca. Umax = 4,5 kV eingestellt werden. Zusammen mit der Spektrometerkonstanten k ergibt sich hierdurch die maximale detektierbare Energie eines geladenenen Teilchens zu E= U max ∗ q k (3.2) Die Funktionsweise eines solchen Spektrometers ist in [Sto71] detailliert dargestellt. Als Spezialisierung des dort beschriebenen Spektrometers wurde für die Ionenspektroskopie eine kleinere Bauform gewählt, identisch mit der in [Gre95] beschriebenen Deflektoreinheit des dort gezeigten Tandemspektrometers zur hoch auflösenden Elektronenspektroskopie, mit einer deutlich kleineren Kolimatorblende. Diese verkleinerte Kolimatoröffnung erhöht gegenüber dem Elektronenspektrometer die Ortsauflösung des Ionenspektrometers deutlich. Die Einbußen in der Energieauflösung des Spektrometers durch die Verkleinerung der Abmessungen sind im vorliegenden Fall vertretbar. Einzelnen Ladungszustände der transmittierten Ionen bleiben trotz dieser reduzierten Energieauflösung immer noch unterscheidbar. Die Einbußen in der Zählrate aufgrund der verkleinerten Kolimatorblende des Ionenspektrometers gegenüber der Version des Elektronenspektrometers sind ebenfalls nicht von Belang. 25 Der experimenteller Aufbau Im Gegensatz zur Elektronenspektroskopie und bei der Detektion von Reaktionsfragmenten wie in [Pes04], [Sob05], bei dem das Elektronenspektrometer als Ionenspektrometer zum Einsatz kommt, liegen die Zählraten der zu detektierenden Ionen selbst bei kleinsten Strömen, hier wenige Picoampere, um Größenordungen über dem Rauschen des Spektrometers. Das Rauschen des Channeltrons liegt bei entsprechender Einstellung der Diskrimatorschwellen bei einigen „Dunkelpulsen“ pro Minute. Abbildung 3.5 zeigt eine Darstellung des Ionenspektrometers. Abbildung 3.5: Skizze des Ionenspektrometers. K = Kolimatorblende, Be und Bx = Eintrittsund Austrittsblende des Analysators, A = Ablenkplatte des Analysators, D = Diskriminatornetz, Ch = Channeltron Ionen treten durch die Kolimatorblende K und die Eintrittsblende Be in die Ablenkeinheit ein und werden dort durch die an die Ablenkplatte A angelegte Spannung U abgelenkt. Teilchen, bei denen diese Ablenkung gerade 90° beträgt verlassen die Ablenkeinheit durch die Austrittsblende Bx. Die am darauf folgenden Diskriminatornetz D anliegende negative Spannung von ca. 300 V unterdrückt sekundäre Elektronen. Diese entstehen innerhalb der Ablenkeinheit durch nicht um 90° abgelenkte Ionen welche an Schlitzkannten und Gehäuseteilen auftreffen und die Sekundärelektronen auslösen. Der Channeltroneingang Ch liegt bei der hier durchgeführten Ionenspektroskopie auf Erdpotential, kann aber auch im Falle niederenergetischer Ionen auf negatives Potential vorgespannt werden, um durch die hiermit erzwungenen zusätzliche Beschleunigung der Ionen die Schwellenenergie zur vollständigen Detektion aller Ionen durch das Channeltrons wieder zu erreichen. Aus dem Abstand Spektrometereingang - Kammermittelpunkt von 89 mm und der Weglänge der Flugbahn eines Ions im Spektrometer vom Eintrittsschlitz Be bis zum Ausgangsschlitz Bx von 40 mm sowie der Schlitzabmessung von 1x1 mm² für Eintritts- und Austrittsschlitz ergeben sich nach [Sto71] aus den theoretischen 26 Der experimenteller Aufbau Grundlagen dieses Spektrometertyps folgende räumliche Auflösungsvermögen des Ionenspektrometers: in der Detektorebene: ΔΘhor= 2 arctan (0,5 mm /(89+40) mm) = 0.44° senkrecht zur Detektorebene: ΔΘver= 2 arctan (0,5 mm /89 mm) = 0.64° 3.5. Die Datenerfassung Die Datenerfassung erfolgte mittels des Programms AQUIRE. Dieses wurde im Laufe der hier vorgestellten Messungen um ein sehr wichtiges Programmmodul zur gleichzeitigen Ansteuerung der Schrittmotoren für die Faradaycup- und Detektorposition, die so genannte Ringposition, und der Probenorientierung in horizontaler Ausrichtung, dem Winkel Ψ, sowie der azimutalen Ausrichtung über das externe Programm TriMove ergänzt. Ohne dieses Zusammenwirken wäre es mit der hier benutzten Apparatur nicht möglich gewesen schnell aufeinander folgende Scans der Transmissionsprofile zu erhalten, was zur Klärung der zeitlichen Entwicklung der Transmission notwendig ist. Hier ist es notwendig zur Beurteilung der Transmission das volle Profil aus zu messen ohne das eine deutliche Veränderung des Profils während der Messung eintritt. Ebenfalls wäre es nicht möglich gewesen, die genaue Probenausrichtung mittels eines höher energetischen Ionenstrahles, z.B. Ne7+ bei 28 keV bei sehr geringer Strahlintensität, hier wenige Picoampere, zu bestimmen. Eine genauere Darstellung dieser Methoden wird im Kapitel 3.6 zum Thema „Methode der Strahl- und Probenpositionierung“ erfolgen. Die vom Channeltron erzeugten Pulse aufgrund der eintreffenden Ionen werden aus dem Bereich von Millivolt, je nach Alter des Channeltrons und gewählter Spannungsdifferenz am Channeltron zwischen 8mV und wenigen 10mV, über einen Verstärker in den Voltbereich verstärkt und das mitverstärkte Rauschen des Channeltronsignals über einen Diskriminator unterdrückt. Der Diskriminator liefert am Ausgang sodann die für die Signalerfassung notwenigen TTL-Signale (TransistorTransistor-Logic), welche im Controller der Messapparatur über einen der bis zu vier möglichen Eingangskanäle aufgenommen werden. Ein weiterer dieser Eingangskanäle nimmt auch das Referenzsignal des Stroms an der Probe auf, welcher über einen Analog-Digital-Konverter ebenfalls in TTL-Pulse gewandelt wurde. Die Taktung der Signalauslese wird über einen externen Pulsgenerator vorgegeben. Zu Beginn der Untersuchungen wurden die Normierungen der Messungen auf den eintreffenden Strom noch direkt über die konvertierten Strompulse als Taktpulse durchgeführt. Dies hat allerdings den Nachteil, dass aufgrund der leichten Stromschwankungen an der Probe die Zeiträume für gleiche Profilaufnahmen nicht zwangsläufig gleich waren. Ebenso konnte nach Beendigung einer Messung nicht mehr festgestellt werden, ob in der Zwischenzeit eine größere Stromänderung stattfand, was eventuell eine andere Ausrichtung des Strahls aufgrund geänderter Verhältnisse in der Ionenquelle mit sich brachte. Daraus resultierende Abweichungen in den Transmissionsprofilen sind dann nicht mehr nach vollziehbar. Bei einer separaten Stromaufzeichnung und anschließender Normierung entfällt dieses Problem. 27 Der experimenteller Aufbau 3.6. Methode der Strahl- und Probenpositionierung 3.6.1. Die Optimierung der Strahlrichtung Wie in Kapitel 2.2 schon gezeigt wurde, erwartet man für Kapillaren, welche über eine Bestrahlung mit Krypton bei 250 MeV hergestellt werden, eine Richtungsverteilung mit einer Halbwertsbreite von 0,33°. Hinzu kommt ein Öffnungswinkel der Kapillare bei 100 nm Durchmesser von 0,57° bzw. bei 200 nm durchmessen Kapillaren von 1,14°. Dies macht eine möglichst genaue Kenntnis der Nullposition der Probenausrichtung und ebenfalls eine möglichst geringe Strahldivergenz notwendig, um Ionenführungseffekte bei der Bestimmung der Transmission unter 0° zu minimieren. Aus diesem Grund wurde nicht nur wie sonst üblich der Strahl mittels Faradaycup an der Nullposition optimiert, sondern auch noch das Profil des Strahls mittels des Faradaycups bestimmt und das Profilmaximum auf die Nullposition optimiert. Es zeigte sich, dass zwischen beiden Vorgehensweisen ein Unterschied in der Position des Maximums von bis zu ±0,3° auftreten konnte, ohne das man dies über die Bestimmung des Strahlstroms an der Nullposition festgestellt hätte. Zur Justierung des Strahls auf die Nullposition wurde hierbei nicht nur die Maximalposition des Stromes am Faradaycup, sondern auch das Minimum des Stromes an der dem Cup vorgelagerten Kolimatorblende benutzt. Diese besitzt im Gegensatz zum Faradaycup keine Unterdrückung der Sekundärelektronen und zeigt deshalb Ionen- und Energieabhängig einen um den Faktor 2 - 4 höheren Strom als Maximalwert an als der Cup selbst. Current (pA) 100 current on Cup before Optimization current on aperture before Optimization current on Cup after Optimization current on aperture after Optimization 10 1 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 Position of the Faradaycup (DEG) Abbildung 3.6: Darstellung des Strahlprofils mittels der Ströme am Faradaycup ohne und mit Optimierung der Strahlposition 28 Der experimenteller Aufbau Abbildung 3.6 zeigt den Vergleich zweier Positionsbestimmungen mittels dieser Methode, einmal ohne Optimierung der Position und einmal mit Optimierung. Zu beachten ist hierbei, dass in beiden Fällen der Faradaycup an der Nullposition in etwa die gleiche Stromstärke anzeigt, beide Werte jeweils gleich der maximalen Stromstärke sind, die Profile aber dennoch in ihrer Ausrichtung um ca. 0,25° voneinander Abweichen. Der Faradaycup besitzt aufgrund seines Öffnungsfenster von 2x2 mm² und seines Abstandes zur Drehachse von 149 mm ein horizontales Auflösungsvermögen von 0,75°. Hieraus ergibt sich für bei einer Profilbreite von minimal erreichbaren 0,8° eine minimal erreichbare Divergenz des Ionenstrahles von ca. 0,3°. Dieser Wert liegt somit in dem Bereich welcher mit der zu erwartenden Verteilung der Kapillarrichtungen im Falle der mit Krypton bei 250 MeV bestrahlten Folien. Er sollte somit ausreichen, eine experimentelle Analyse der Kapillarausrichtung durchzuführen, was bei einer Divergenz des Strahles deutlich größer als die anzunehmende Verteilung nicht möglich ist. rel.Intensity (Counts/nC) 3.6.2. Bestimmung der Nullposition der Probe 10 3 10 2 10 1 10 0 -3 -2 -1 0 1 2 Tilt Angle Ψ (DEG) 3 Abbildung 3.6: Darstellung einer Messung zur Bestimmung der Orientierung der Kapillarfolie Um verlässliche Aussagen über die Transmission unter 0° machen zu können, muss die Nullposition für jede Probe nach jedem Einbau in den Probenhalter neu bestimmt werden. Dies ist nötig, da der Probenhalter für diese Transmissionsmessungen zusätzlich an einen primären Probenhalter angebracht wurde. Er wurde sehr dünn konstruiert, um eine Beeinflussung der Eigenschaften des Haupthalters nicht zu sehr zu beeinflussen. Aus diesem Grund ist er nicht sehr stark verformungsfrei belastbar und es besteht beim Einbau der Proben die Möglichkeit einer minimalen Torsion des Halters. Dies kann, wie sich im Laufe der Experimente zeigte, eine Winkelverstellung 29 Der experimenteller Aufbau von bis zu ± 2° ausmachen. Die Bestimmung dieser Nullposition in der Probenausrichtung geschieht wie im Folgenden beschrieben. Ein schwacher Ionenstrahl in der Größenordung weniger 10 Picoampere und einer Ionenenergie von solcher Höhe, dass ein schnelles Erreichen der Transmissionsbedingung unter Anstellung unterbunden ist, wird zunächst wie in Kapitel 3.6.1 beschrieben in seiner Ausrichtung optimiert. Im Falle der Messungen mit Ne7+ lag die Energie, welche benutzt wurde, bei 28 keV. Bei den anderen Ionentypen ergibt sich aus dieser Energiewahl ein Wert für die zu wählende Energie von E =4 kV ∗ qIon . Die so erreichten Energien lagen somit immer deutlich über denen der Transmissionsmessungen, welche nie einen Wert von E =1,6 kV ∗ qIon überschritten, da dort eine Transmission unter Anstellung selbst bei deutlich höheren Stromstärken immer schwerer nachzuweisen war. Nach der Optimierung der Strahlausrichtung wird die Probe in den Strahlengang eingebracht, das Ionenspektrometer mit der geeigneten Energieeinstellung auf die Nullposition bewegt und die Probe in einem geeigneten Winkelintervall, üblicherweise ± 5° um die zu erwartende Nullstellung herum, verfahren. Da in diesem Fall keine Ionenführungseffekte auftreten, werden nur Ionen im Spektrometer detektiert, welche ohne Ablenkung die Kapillaren durchlaufen können. Die Winkelposition, unter der die maximale Transmission stattfindet, gibt somit die Nullstellung der Kapillarfolie an. 30 Einführung in die geführte Transmission von Ionen 4. Einführung in die geführte Transmission von Ionen Im folgenden Kapitel wird zunächst eine Einführung in die Messungen zur Transmission hochgeladener Ionen durch Nanokapillaren in PET gegeben. Zu Beginn der in dieser Arbeit dargestellten Messungen wurden erste Experimente zur Winkelabhängigkeit und der zeitlichen Entwicklung der Transmission durchgeführt. Diese Transmission entsteht aufgrund einer angenommenen Aufladung von Bereichen der Kapillarwand [Sto02],[Sto03]. Es wurden erste Messungen zur Abhängigkeit der Transmission vom Kapillardurchmesser an Kapillaren mit 100 nm und 200 nm Durchmesser durchgeführt [Sto05a] und ein erstes Modell basierend auf diesen Ergebnissen erstellt. Hierbei wurden Kapillarfolien benutzt, welche mit 100 MeV Xenon bestrahlt wurden. Im Gegensatz dazu wurden in der vorliegenden Arbeit vorrangig Kapillarfolien benutzt, welche mit 250 MeV Krypton bestrahlt wurden. Die geometrischen Unterschiede dieser beiden Folientypen wurden bereits in Kapitel 2.2 diskutiert. Im Folgenden werden die Ergebnisse dieser ersten Untersuchungen skizziert. 7+ Ne 3 keV Ne via PET 7+ 0 θ=ψ 0 Tilted 5 10 q+ q+ Number of Ne Counts 0 Ne 5 Tilted Ne Observation Angle Tilt Angle ψ 4 10 2+ 6+ 3 10 Ψ= 0° Ψ= 5° θ 7+ 5+ 3+ 0 0 Tilted 1+ 4+ 0 2 5 Tilted 10 0.4 0,5 0.6 0.8 1 1,5 2 Ion Energy/Charge state (keV) 2,5 3 3,5 Abbildung 4.1: Ladungsspektrum des transmittierten Ionenstrahls ohne Verkippung (Ψ=0°) und mit 5° Verkippung (Ψ=5°). Das Ionenspektrometer ist jeweils entlang der Kapillarachse ausgerichtet [Sto02]. Erste Messungen an Kapillaren in PET-Folien mit 3 keV Ne7+-Ionen zeigten, wie schon einleitend beschrieben, ein für die Ionen-Festkörper-Wechselwirkung völlig unerwartetes Ergebnis. Anstelle der zu erwartenden Neutralisierung der transmittierten Ionen bei Anstellung der Kapillarachse gegen den Ionenstrahl wurden 31 Einführung in die geführte Transmission von Ionen vornehmlich Ne7+-Ionen bei 3 keV transmittiert. Dies trat auf, obwohl die Anstellwinkeln der Kapillarachse gegenüber dem Ionenstrahl deutlich größer waren als der Aspektwinkel der Kapillare und ebenfalls deutlich größer als die Divergenz des Ionenstrahls. Die Messungen der Ladungsspektren zeigten unter Verkippung der Kapillarachse gegen den Ionenstrahl sogar eine relative Unterdrückung der niedrigeren Ladungszustände gegenüber einer Transmission ohne eine derartige Anstellung (siehe Abbildung 4.1). 4 -5 0 7+ 3 keV Ne on PET 0 +5 0 +10 -10 0 0 3 10 -15 +15 Ag 0 0 0 0 Ne 7+ Intensity (Relative Units) 10 0 +20 2 10 -20 -25 0 0 0 5 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 Observation Angle (deg) Abbildung 4.2: Transmissionsprofile für 3 keV Ne7+ durch eine mit Xenon bei 100 MeV bestrahlten PET-Folie. Die Anstellwinkel der Kapillarfolie wurden von -20° bis +20° variiert. Ebenfalls dargestellt ist die Referenzmessung an einer metallisierten Kapillarfolie des gleichen Typs bei 0° Verkippung gegenüber dem Ionenstrahl und 5° Verkippung [Sto02]. Basierend auf dieser Unterdrückung der niedrigeren Ladungszustände, welche aufgrund der Ionen-Festkörper-Wechselwirkung nahe der Kapillarwand erzeugt werden sollten, wurden zunächst nur Transmissionsprofile für den dominant transmittierten Ladungszustand Ne7+ im Bereich einer Kapillaranstellung zwischen 20° und +20° aufgenommen. Um den Vergleich zur Transmission an metallischen Kapillaren zu erhalten wurden Kapillarfolien desselben Typs in einer Silberlösung ohne wesentliche Änderung des Kapillardurchmessers vollständig metallisiert. Die so gewonnenen Ergebnisse sind in Abbildung 4.2 dargestellt. Hierbei wurde eine deutliche Transmission für Anstellwinkel von -20° bis zu +20° nachgewiesen, wobei wider Erwarten keine nennenswerten Abweichungen der Profilbreiten von 5° für alle Anstellwinkel festgestellt wurden. 32 Einführung in die geführte Transmission von Ionen Die Referenzmessung an der metallisierten PET-Folie zeigte bei einer Verkippung der Kapillarachse gegenüber der primären Strahlrichtung nur eine sehr geringe Transmission. Diese erfolgt außerdem in Richtung des Ionenstrahles und nicht entlang der Flächennormalen der PET-Folie. Dies bedeutet, dass im Falle der metallischen Kapillaren keine Führungseffekte auftreten. Diese Intensität unter 0° Detektorwinkel wurde auf einen geringen Anteil von Kapillaren zurückgeführt, welche in ihrer Ausrichtung von der Foliennormalen abweichen. Entsprechende Berechnungen zu dieser Verteilung der Kapillarausrichtungen wurden bereits in Kapitel 2 vorgestellt und waren der Hauptgrund für die Messungen dieser Arbeit zu den mit Krypton bei 250 MeV bestrahlten Folien zu wechseln. Einhergehend mit diesen Untersuchungen wurden ebenfalls Experimente zur Aufladung der einzelnen Kapillaren sowie zur Bestimmung der Entladung ohne weitere Ionenbestrahlung durchgeführt. Ein Ergebnis dieser Messungen zum Einsetzten der Transmission sowie zum Abklingen des Transmissionsvermögens aufgrund der Entladung der Kapillare ist in Abbildung 4.3 für einen Anstellwinkel von Ψ = 10° dargestellt. Abbildung 4.3: Darstellung des Transmissionsverhaltens unter Be- und Entladungsbedingungen der Kapillare mit 3 keV Ne7+ an der mit Xenon bei 100 MeV bestrahlten PET-Folie unter einem Anstellwinkeln von 10° und einem Ionenstrom während der Aufladung von 1 nA [Sto03a] . Die Entladung der Kapillare wurde anhand der Transmission einer sehr kurzzeitigen Wiederbestrahlung mit einem sehr geringen Strahlstrom im Picoampere-Bereich durchgeführt. So konnte eine erneute Aufladung der Kapillare durch die Messung selbst vernachlässigt werden. 33 Einführung in die geführte Transmission von Ionen Das oben gezeigte Verhalten der Transmission unter Aufladung und Entladung der Kapillare zeigt große Übereinstimmung mit dem Auf- und Entladungsverhalten eines Kondensators. Hierbei wurde anhand des Anstieges der Transmission bei einem Kapillardurchmesser von 100 nm eine Zeitkonstante von 2,5 Minuten bestimmt. Für die Entladungskonstante ergab sich bei der hier gezeigten Messung eine Zeitkonstante von ca. 40 Minuten. Bei der Bestimmung des Entladeverhaltens wurde der Entladungsstrom zu diesem Zeitpunkt noch mit einer linearen Abhängigkeit des Exponenten von der Zeit angenommen. In späteren Experimenten stellte sich aber eine Nichtlinearität in der Abhängigkeit durch wesentlich größere Zeiträume der Messung heraus. Die zuerst angenommene Linearität ergibt daraus allerdings als Näherungslösung für kleine Messzeiten. Aus den so gewonnenen Erkenntnissen wurde ein erstes Modell zur geführten Transmission durch die Nanokapillare entwickelt, welches auf dem folgenden Bild basiert. Abbildung 4.4: Modell der geführten Transmission durch Nanokapillare Das Modell unterteilt die Kapillare hierbei in zwei wesentliche Bereiche, zum Ersten den Eingangs- oder auch Streubereich und zum Zweiten den Führungsbereich im hinteren Teil der Kapillare. Im Eingangsbereich der Kapillare bildet sich selbstorganisierend durch den dort einfallenden Ionenstrom eine geladene Region aus. Diese lenkt durch das sukzessiv stärker werdende elektrische Feld die nachfolgenden Ionen immer stärker ab, bis Bruchteile des Ionenstroms schließlich bei genügend starker Ablenkung die Kapillare durch den Führungsbereich ohne Wechselwirkung mit der Kapillarwand passieren können. Eine genaue Darstellung dieses Modells und seiner physikalischen Grundlagen sowie seiner mathematischen Modellierung erfolgt in Kapitel 5. Im Rahmen dieser ersten Untersuchungen wurden ebenfalls Messungen an Kapillaren mit einem Durchmesser von 200 nm bei gleich bleibenden Randbedingungen von Ionenbestrahlung und Kapillardichte durchgeführt. Deren Transmissionsverhalten wurde verglichen mit dem der Kapillare mit 100 nm Durchmesser. Diese Ergebnisse kamen allerdings erst im Laufe der hier vorgelegten Untersuchungen zur Veröffentlichung [Sto05a]. Es zeigte sich, dass der größere Durchmesser der Kapillaren bei unveränderten weiteren Randbedingungen einen Verlust im Transmissionsvermögen mit sich brachte. In diesem Fall endete der Nachweis der Transmission schon bei 15° Anstellwinkel. Es zeigten sich ebenfalls Unterschiede im zeitlichen Verlauf der Transmission bei Auf- und Entladung. Abbildung 4.5 zeigt den Vergleich beider Messungen und im Bereich der Entladungsmessung ist hier auch der nichtlineare Effekt wie zuvor schon angesprochen erkennbar. 34 Einführung in die geführte Transmission von Ionen Abbildung 4.5: Be- und Entladecharakteristik für Kapillaren mit 100 nm (a) und 200 nm (b) Durchmesser. Als charakteristische Zeit für die Entladung wird der Zeitraum gewählt, in dem die Intensität der Transmission auf 1/e der maximalen Intensität abgefallen ist [Sto05a]. Die sich aus den hier dargelegten Untersuchungen ergebenden Modelle sollen nun im Folgekapitel dargestellt werden. Sie bilden die Basis für die Berechnungen und Modifikationen des Modells in der vorliegenden Arbeit. 35 Theoretische Grundlagen 5. Theoretische Grundlagen 5.1. Das Transmissionsmodell Wie bereits im vorhergehenden Kapitel dargelegt, basiert das Modell zur geführten Transmission geladener Ionen durch Nanokapillaren auf der folgenden Annahme: Im Eingangsbereich der Kapillare baut sich durch die eintreffenden Ionen eine geladene Zone auf, welche die nachfolgenden Ionen sukzessive weiter ablenkt. Dieser Prozess hält solange an, bis eine maximal mögliche Aufladung erreicht wird. Erlangt diese Aufladung dabei einen so hohen Wert, dass Ionen durch das hierbei entstehende elektrische Feld innerhalb der Kapillare mindestens um den Anstellwinkel Ψ abgelenkt werden, so kann ein Bruchteil der Ionen schließlich die Kapillare durch den Führungsbereich passieren. Erreicht dieser Aufladungsprozess die maximale Beladung des Streubereiches, so stellt sich ein Gleichgewicht zwischen dem Verluststrom an Ionen in die Kapillare und dem Entladungsstrom aus dem geladenen Bereich ein. Der Transmissionsstrom bleibt von diesem Zeitpunkt an aufgrund der sich nicht weiter verändernden Feldverhältnisse konstant. Dieses Verhalten lässt sich, wie in [Sto02],[Sto03] dargestellt, prinzipiell durch folgende Differentialgleichung beschreiben: d Q (t ) = J in − J d − J dt p (5.1) Hierbei ist Q(t) die zeitabhängige Ladung im Streubereich, Jin der Ionenstrom der eintretenden Ionen, Jd der Entladungsstrom durch das PET und über die Oberfläche der Kapillare zum metallisierten Eingang und Jp der Transmissionsstrom der Ionen, welcher die Kapillare am Ende verlässt. 5.1.1. Die Ablenkung der Ionen im Streubereich der Kapillare Betrachtet man die Ionenströme Jin und Jp, so ergibt sich aus den Messungen zur Winkelabhängigkeit des Transmissionsvermögens, bei konstanter Energie der Ionen, folgender Zusammenhang zwischen dem Transmissionsvermögen fp = Jp/Jin und dem Anstellwinkel Ψ: f p (t ) = Jp J in = exp(−λ sin 2 Ψ ) (5.2a) Die Größe λ, sowie die nachfolgend benutzten Größen A und β sind zunächst Anpassungsparameter der Messung an die entsprechenden Gleichungen und werden im Laufe der Diskussion durch physikalische Größen ersetzt. Zuerst wird die Kapillare, wie schon in Abbildung 4.4 gezeigt wurde, in 2 Bereiche aufgeteilt. Der erste Bereich ist der Streubereich mit einem Transmissionsvermögen fe(t), in der die Ablenkung der Ionen geschieht, der zweite Bereich ist der Führungsbereich mit einem Transmissionsvermögen fs(t), durch den die Ionen zum Ausgang der Kapillare geleitet werden. Das Transmissionsvermögen der gesamten Kapillare wird nun definiert als das Produkt 36 Theoretische Grundlagen f p (t ) = f e (t ) * f s (t ) (5.2b) Analog zu Gleichung (5.2a) wird für das Transmissionsvermögen des Streubereiches ebenfalls ein exponentieller Ansatz gewählt: f e (t ) = A exp(− β sin 2 Ψ ) (5.3) Da die gesamte Transmission vom Sinusquadrat des Anstellwinkels Ψ abhängt, wird die folgende Überlegung angestellt: Um eine Ablenkung der Ionen um den Winkel Ψ zu erreichen, muss die Energie E⊥, welche den Anteil der kinetischen Energie des Ions senkrecht zur Kapillarwand verkörpert, kompensiert werden. Diese Energie hängt nach den sich hier anschließenden Überlegungen ebenfalls vom Sinusquadrat des Anstellwinkels Ψ ab. Sie bestimmt sich aus einer einfachen geometrischen Betrachtung der entsprechenden Geschwindigkeitskomponenten des Ions senkrecht und parallel zur Kapillarwand zu 1 1 m p v ⊥2 = m p ( v p sin Ψ ) 2 2 2 ⇔ E ⊥ = E p sin 2 Ψ 1 1 E II = m p v II2 = m p ( v p c o s Ψ ) 2 2 2 ⇔ E II = E p c o s 2 Ψ E⊥ = und (5 .4 a ) (5 .4 b ) Aus diesen Zusammenhängen kann man nun folgendes Szenario ableiten: Abbildung 5.1: Darstellung einiger charakteristischer Trajektorien der Ionen nach dem Eintritt in die Kapillare für den Fall des doppelten Ablenkwinkels (a), der Ablenkung parallel zur Kapillarachse (b) sowie des Verlustes des Ions an der Kapillarwand (c). Im unteren Bereich ist der modellhafte Verlauf des Potentials U innerhalb der Kapillare abhängig von der Kapillartiefe l skizziert. Ein Ion erreicht nach diesem Bild die Kapillarwand und geht dem Transmissionsstrom verloren, wenn sein Energieanteil E⊥ größer ist als eine Energie Emax =qIon*U. Hierbei ist qIon die Ladung des Ions und U die Potentialdifferenz zwischen 37 Theoretische Grundlagen Kapillarwand und Eintrittspotential in das Feld des geladenen Bereiches. Befindet sich das Target wie in der hier benutzten Anordnung auf Erdpotential, entspricht U dem Potential des geladenen Bereiches der Wand bezüglich des Erdpotentials. Im Streubereich sollte dieses Potential monoton vom geerdeten Frontbereich der Folie zur maximal aufgeladenen Region hin ansteigen. Nach dem Erreichen seines Maximalwertes ist weiterhin davon auszugehen, dass es wieder monoton abfällt, da in diesem Bereich die Dichte der abgelagerten Ladungen immer geringer werden muss. Das hier entstehende Potential U kann somit in 1. Näherung durch eine Anordnung vieler Kapazitäten mit der Ersatzkapazität Ce und der in der in diesem Bereich abgelagerten Ladung Q(t) über die Kondensatorgleichung Q=CU ersetzt werden. Diese Annahmen werden nun benutzt und gehen in die Gleichung (5.3) wie folgt ein: f e ( t ) = f g0 ex p {− β sin 2 Ψ } = f 0 g ⎧⎪ E p sin 2 Ψ ex p ⎨ − q Io n U ⎩⎪ ⎫⎪ ⎬ ⎭⎪ Ce E p ⎧ ⎫ sin 2 Ψ ⎬ = f g0 ex p ⎨ − ⎩ q Io n Q ( t ) ⎭ (5 .5 ) Hierbei stellt der Koeffizient fg0 , welcher den freien Parameter A ersetzt, eine experimentell für jede Folie zu bestimmende Größe dar. Diese gibt das Verhältnis zwischen der maximalen Anzahl der transmittierten Ionen unter 0° und dem geometrisch bestimmten Transmissionsgrad an. Ce ist die bereits zuvor eingeführte Kapazität der Ersatzanordnung und Q(t) die zeitabhängige Ladung des Streubereiches. 5.1.2. Die Entladungscharakteristik des Streubereiches Die im Streubereich deponierte Ladung hängt von der Leitfähigkeit σl des PET ab. Wie für PET schon sehr früh gezeigt wurde [Fren38] hängt σl wiederum in folgender Weise vom elektrischen Feld im Isolator ab: ⎧⎪ e 3U ⎩⎪ ε σ l = σ l 0 ex p ⎨ ⎫⎪ kT ⎬ ⎭⎪ (5 .6 ) Hierbei ist σl0 die Leitfähigkeit bei schwachen oder nicht vorhandenen elektrischen Felder, e die Elementarladung, ε die relative Dielektrizitätskonstante, T die Temperatur des PET und k die Boltzmannkonstante. Der zu diesem Entladungsverhalten führende Mechanismus trägt den Namen Frenkel-Poole-Prozess. Dieser basiert auf der Bewegung von Elektronen, welche aus der Ionisation der Atome eines Dielektrikums durch ein äußeres elektrisches Feld stammen. Die Bewegung dieser Elektronen aus dem Feld der so erzeugten Ionen unterliegt dem Tunnelprozess, der wiederum exponentiell von der Geschwindigkeit der Elektronen und somit von der Wurzel der kinetischen Energie der Elektronen abhängt. Da diese kinetische Energie vorwiegend durch das äußere Feld entsprechend der Gleichung E=e*U erzeugt wird, hängt der Prozess exponentiell von der Wurzel des äußeren Feldes ab. Entsprechende Experimente wurden in den vergangenen Jahrzehnten in großer Zahl an PET und anderen Nichtleitern durchgeführt [Hart66],[Joh65],[Hartke67],[Sheng80],[Gani00]. In allen dort diskutierten Experimenten ergab sich immer als maßgeblicher Term für 38 Theoretische Grundlagen die Leitfähigkeit σl die in Gleichung (5.6) gezeigte Abhängigkeit vom elektrischen Feld. Im Gegensatz zu diesen früheren Experimenten zur Bestimmung der Leitfähigkeit, wird hier kein kontrolliertes äußeres Feld zur Beeinflussung der Leitfähigkeit angelegt, sondern das Feld wird durch das Experiment in mikroskopischen Dimensionen selbst erzeugt. Im vorliegenden Fall ist die Erzeugung des Feldes daher selbst organisierend. Aus dem in Gleichung (5.6) gezeigten Zusammenhang und der in Gleichung (5.5) bereits vorgenommenen Ersetzung von U durch Q/Ce folgt nun: ⎪⎧ e 3U ⎪⎩ ε σ l = σ l 0 ex p ⎨ ⎧⎪ ⇒ σ l = σ l 0 ex p ⎨ ⎪⎩ ⎪⎧ = σ l 0 ex p ⎨ ⎩⎪ ⎪⎫ kT ⎬ ⎪⎭ e 3 Q (t ) ε C e ( kT ) 2 ⎫⎪ ⎬ ⎪⎭ Q ( t ) ⎪⎫ ⎬ Q d ⎭⎪ (5 .7 ) Hierbei wurden die Koeffizienten von Q(t) in der Wurzel des Exponenten erneut zu einem Koeffizienten 1/Qd zusammengefasst. Qd entspricht einer charakteristischen Ladungskonstante die den Entladungsstrom vorantreibt. Dies bedeutet, dass ein wesentlicher Ladungsabfluss erst entsteht, wenn Q(t) den Wert Qd erreicht. Aufgrund der Proportionalität von Entladungsstrom Jd und Spannung U über die Leitfähigkeit σl ergibt sich nun für Jd folgende Abhängigkeit von der Beladung des Streubereiches: Jd = Uσ l = = ⎧⎪ Q (t ) σ l 0 ex p ⎨ Ce ⎪⎩ Q (t ) τd ⎧⎪ ex p ⎨ ⎪⎩ Q ( t ) ⎪⎫ ⎬ Q d ⎭⎪ Q (t ) Qd ⎫⎪ ⎬ ⎪⎭ (5 .8 ) In diesem Falle wurde der Quotient aus Ce und σl0 durch eine kapillartypspezifische Entladungszeitkonstante τd ersetzt. 5.1.3. Verluste des Ionenstromes in der Führungszone Nachdem die Ionen den Streubereich der Kapillare passiert haben, wird zunächst angenommen, dass sie diesen Bereich in einem Winkel zwischen 0° und dem Winkel (-Ψ) relativ zur Kapillarachse verlassen. Eine Transmission unter 0° bedeutet, sie verlassen diesen Bereich parallel zur Kapillarwand, ein Winkel von (-Ψ) heißt, sie werden quasi an der Kapillarwand reflektiert. Ein Winkel von 0° ergibt sich für solche Ionen, bei denen E⊥ gerade vollständig durch das Eindringen in das Feld des Streubereiches kompensiert wird und die dann wieder das Feld verlassen, wobei sie die Energie E⊥ wieder gewinnen. Hierbei gewinnt das Ion die Energie als Energieanteil parallel zur Kapillarachse, da sich das Zentrum des Feldes nun direkt hinter ihm befindet. Dies entspricht den in Abbildung 5.1 mit der Trajektorie (a) gekennzeichneten Ionen. 39 Theoretische Grundlagen Eine Transmission unter dem Winkel (-Ψ) und somit eine maximale Ablenkung des Ions um den Gesamtwinkel 2Ψ erfolgt entsprechend folgender Überlegung: Das Ion tritt in das Streufeld ein und sein Energieanteil E⊥ wird vollständig kompensiert. In diesem Fall verlässt es das Streufeld noch nicht und verhält sich ähnlich einem geladenen Teilchen im Kondensatorfeld. Es wird wieder beschleunigt und erhält im Grenzfall eine Geschwindigkeitskomponente durch das Feld, welche, bis auf die Umkehrung des Vorzeichens, genau der Geschwindigkeitskomponente senkrecht zur Kapillarwand vor dem Eintritt ins Streufeld entspricht. Dies entspricht den Ionen die in Abbildung 5.1 mit der Trajektorie (b) bezeichnet sind. Dieser Fall tritt aber nur bei Ionen auf, welche sich beim Eintritt in die Kapillare im Grenzbereich zu der Zone befinden, ab der Ionen aufgrund des zu geringen Ablenkfeldes verloren gehen. Diese Ionen sind in Abbildung 5.1 mit der Trajektorie (c) gekennzeichnet. Aufgrund des so angenommenen maximalen Öffnungswinkels Ψ der Ionenbahnen beim Verlassen des Streubereiches ergibt sich ein Verlustanteil an Ionen im Führungsbereich. Dieser Verlust sollte in 1. Näherung proportional zum Verhältnis der Kegel der Trajektorien und der des Kegels sein, welcher sich aus dem Aspektwinkel der Kapillare ergibt. Da sich der Raumwinkel des Öffnungskegels der Kapillare für eine feste Kapillargeometrie nicht ändert, wird der Wert hierfür in den folgenden Betrachtungen als Konstante behandelt. Der Raumwinkel des Öffnungskegels der Trajektorien ist allerdings nach den vorhergehenden Betrachtungen abhängig vom Anstellwinkel der Kapillare und wird deshalb weiter ausgewertet. Nach Ausführung des Raumintegrals zur Bestimmung des Raumwinkels des Öffnungskegels ergibt sich in diesem Ausdruck ein Faktor sin(Ψ)Ψ. Hieraus folgt unter der Annahme kleiner Winkel mit Ψ≈sin(Ψ), dass der Raumwinkel proportional zu sin²(Ψ) ist. Dieses Ergebnis wird nun benutzt, um eine Annahme über den Bruchteil der Ionen zu machen, welche den Führungsbereich passieren. Es wird analog zur Vorgehensweise bei der Transmissionswahrscheinlichkeit durch die Streuregion ein exponentieller Ansatz für den hier auftretenden Verlust gemacht. Dieser lautet: f s ( t ) = e x p {− c s sin 2 Ψ } (5 .9 ) Der exponentielle Ansatz begründet sich hierbei ebenfalls aus den Messungen zur Winkelabhängigkeit der Transmission. Da das Transmissionsvermögen der Streuregion, wie vorhergehend beschrieben, über einen entsprechenden Ansatz dargestellt wurde, sollte jeder Einfluss des Verlustkegels im Rahmen einer Exponentialfunktion des gleichen Typs beschreibbar sein. Dies führt dann in der Gesamtheit wieder auf die in den Messungen gefundene exponentielle Abhängigkeit. Aufgrund dieser Betrachtungen wird der Parameter λ aus Gleichung (5.2a) über den Zusammenhang in Gleichung (5.2b) ersetzt und es ergibt sich für die Transmissionswahrscheinlichkeit fp(t) folgender Ausdruck: ⎧⎪ ⎛ C e E p ⎫⎪ ⎞ f p ( t ) = f g0 e x p ⎨ − ⎜ + c s ⎟ sin 2 Ψ ⎬ ⎪⎩ ⎝ q Io n Q ( t ) ⎪⎭ ⎠ 40 (5 .1 0 ) Theoretische Grundlagen Die Übereinstimmung der hier angesetzten Abhängigkeiten der Transmission vom Anstellwinkel Ψ, der Projektilenergie Ep sowie der Projektilladung qIon werden in den Folgekapiteln detailliert untersucht werden. Ebenfalls wird die Abhängigkeit der Ladung Q(t=¶) untersucht, um die Abhängigkeit des Entladungsstroms vom Ionenstrom zu charakterisieren und eine Abhängigkeit wie in Gleichung (5.8) gezeigt zu verifizieren. 5.1.4. Die Defokusierung des Ionenstrahls am Kapillarende Da das Transmissionsprofil der Ionen im Allgemeinen deutlich breiter ist, als es aufgrund des Aspektwinkels der Kapillaren zu erwarten war, wurden hier ebenfalls Überlegungen zur Begründung dieses Verhaltens notwendig. Um eine symmetrische Aufweitung des Transmissionsprofils zu erreichen wurde ein radialsymmetrisches Potential am Ende der Kapillare angenommen. Die genaue Ursache dieses Potentials ist zunächst noch nicht völlig geklärt. Der in Gleichung (5.10) dargestellte Zusammenhang zwischen Anstellwinkel Ψ und der Transmission durch den Streubereich legt hierbei folgenden Schluss nahe: Bei größer werdendem Anstellwinkel (Ψ1>Ψ2) müsste die Defokusierung kleiner werden oder zumindest um den entsprechenden Faktor fp(Ψ1)/ fp(Ψ2) länger benötigen die Endbreite zu erreichen. Dies schließt sich aus der Tatsache, dass weniger Ladungen in den Führungsbereich transportiert werden und somit auch weniger Ladungen dort abgelagert werden. Ein solches Verhalten ist aber aufgrund der Messergebnisse nicht der Fall. Abbildung 5.2: Skizze eines radialsymmetrischen Feldes Ug am Endbereich der Kapillare mit Kennzeichnung des Winkels α zwischen Kapillarachse und Bewegungsrichtung des Ions, sowie der einzelnen Geschwindigkeitskomponenten. Eine weitere Möglichkeit zur Erzeugung eines radialsymmetrischen Feldes am Kapillarausgang ergibt sich aus der Gesamtladung aller Streubereiche, welche in 1. Näherung ein homogenes elektrisches Feld innerhalb der Folie zur metallisierten Frontseite genauso wie zur metallisierten Folienrückseite erzeugt. Die Homogenität dieses Feldes zwischen der Ebene, in der die Ladungen abgelagert wurden und den parallelen Metallschichten wird nur direkt an den Beschichtungen durch die Öffnung der Kapillare gestört. Diese Inhomogenität erzeugt hier einen radialsymmetrischen Feldgradienten. Eine Berechnung eines solchen Feldes wurde aus folgenden Gründen noch nicht durchgeführt: Die genaue Ausdehnung des Streubereiches, die Anzahl der darin enthaltenen Ladungen noch die genaue Größe und Position des Ladungsverlustes im Führungsbereich konnten bis heute genau bestimmt werden. Entsprechende erste Rechnungen zum Feldverlauf einer solchen Ladungsverteilung 41 Theoretische Grundlagen zeigen aber eine sehr große Sensibilität bezüglich der Position dieser Verteilungen innerhalb der Kapillare. Aus diesem Grunde wird innerhalb dieser Arbeit nur quantitativ auf das hier benötigt Feld eingegangen, da eine genaue Analyse noch aussteht und nicht geklärt ist, in wie weit dies überhaupt experimentell bestimmt werden kann. Da die gemessenen Transmissionsprofile durchgehend mittels Gaußscher Glockenkurven angenähert werden konnten, wurde die hier im Endbereich erzeugte Winkelverteilung dY(a)/dWa des transmittierten Ionenstrahls ebenfalls durch eine Gaußkurve charakterisiert[Sto04a],[Sto04b],[Hell05a],[Hell05b]. Diese erhält folgende Form: ⎟ ⎜− dY (α ) 1 = e⎝ σ ' x ⎠ 2 dΩα 2πσ ' x ⎛ α ⎞ 2 (5.11) Hierbei gibt a den Winkel der Ionenbahn zur Kapillarachse an und die Größe s’x ist ein charakteristischer Winkel der hier erzeugten Divergenz der Transmission. Analog zu den Überlegungen in Kapitel 5.1.1 werden nun Ersetzungen des Exponenten sowie des Koeffizienten 1/s’x2 durchgeführt. Im Exponenten wird zum Ersten eine Ersetzung des Winkels a durch seinen Sinus durchgeführt, was im Rahmen kleiner Winkel zulässig ist. Zum Zweiten wird nun die Größe 1/s’x2 ersetzt durch Ep/(qf Ug). Diese Ersetzungen erzeugen im Exponenten einen Ausdruck für den Senkrechtanteil der Energie des Ions im Führungsbereich. Gleichung (5.11) erhält dadurch folgende Gestalt: ⎛ dY (α ) qfU g ⎜⎜⎝ − q f U g E p sin α = e dΩα 2π E p 1 2 ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ (5.12) Die hier eingeführte Größe Ug ist das für die Defokusierung des Strahls verantwortliche Potential. Der Anteil Epsin²a ist der bereits erwähnte Anteil der Ionenenergie senkrecht zur Kapillarwand, wenn die Ionenbahn um den Winkel a von der Kapillarachse abweicht. Die Größe qf ist der Ladungszustand des Ions im Führungsbereich. Hierbei wird die Tatsache berücksichtigt, dass sich im Führungsbereich auch geringe Anteile von Ionen befinden, die durch Ladungsaustausch mit der Wand oder mit Restgas in der Kapillare entstanden sind und dem hier gezeigten Effekt unterliegen. Der Nachweis entsprechender geringfügiger Beimengungen dieser Ladungszustände zur Transmission wurde bereits in Abbildung 4.1 gezeigt. Die somit durch das Potential Ug erzeugte Halbwertsbreite sx (FWHM) der Winkelverteilung dY(a)/dWa kann somit abgeleitet werden zu: σ x = 2 ln 2 qfU g Ep (5.13) Die mathematische Methode die Größe sx aus der Messgröße st zu gewinnen wird im Kapitel 5.2.2 erläutert. 42 Theoretische Grundlagen 5.2. Grundlagen der Auswertung 5.2.1. Die Bestimmung der relativen Transmission aus dem Transmissionsprofil Aufgrund der apparativen Randbedingungen war eine Bestimmung des vollen Transmissionsprofils in 2 Dimensionen nicht durchführbar. Dies wäre mit einem ortsempfindlichen Detektor möglich, dieser konnte aber aus Platzgründen nicht in die vorhandene Apparatur eingebaut werden. Bei einem solchen Umbau währen die in dieser Apparatur ebenfalls benötigten Funktionen zur Elektronenspektroskopie und des Primärstrahlnachweises über den Faradaycup verloren gegangen. Da es keine Grundlage gab etwas anderes anzunehmen, wurde zunächst von einer zylindersymmetrischen Transmission ausgegangen. Diese Annahme war insoweit begründet, da keine Gründe für eine Asymmetrie aufgrund von Vorzugsrichtungen bei der Ionenführung vorlagen. Es gab weder bei der Herstellung der Kapillare Gründe für eine solche Bevorzugung bestimmter Transmissionsrichtungen, noch gehen solche aus dem in Kapitel 5.1 vorgestellten Modell hervor. Später wurde diese Annahme durch Messungen an anderer Stelle bestätigt [Kan05]. Ausgehend von der Annahme einer radialsymmetrischen Transmission lässt sich somit aus den 1-Dimensionalen Transmissionsprofilen eine Aussage über die volle Transmission gewinnen. Aufgrund der relativ großen Normierungsfehler bei der Bestimmung des Ionenstroms sowie der teilweise großen Einflüsse von Störeffekten innerhalb der Kapillarfolie erschien eine Absolutbestimmung der Transmission aus dem gemessenen Profil nicht sinnvoll. Die Störeffekte resultierten hauptsächlich aus Fehlstellen in der Folie durch den Bedampfungsprozess und aus einer leichten Wellenbildung zum Rand des Targets hin bei der Montage der Kapillarfolie. Eine relativ einfache Methode die relativen Ausbeuten der Transmission zu bestimmen wird nun erörtert: Da die Transmissionsprofile durchweg recht gut durch Gaußsche Glockenkurven beschrieben werden konnten, kann man jedes dieser Profile in 2 Dimensionen integrieren, um einen für alle Messungen gültigen Vergleichswert Y´ der Transmission zu gewinnen. Hierbei ergibt sich die folgende Beziehung: Y′= 2π ∞ ∫ ∫ ϕ ϑ 2 2 Ae − b ϑ d Ω =0 =0 ∞ = 2π A ∫ sin ϑ e − b ϑ dϑ ' 2 2 x =0 =2π A ⇒ Y ′= πA Γ(1) 2b 2 (5.14) b2 In der obigen Formel wurde die Glockenkurve durch eine simplere Form der Exponentialfunktion mit y=Aexp(-b²ϑ²) dargestellt. Der Parameter A kann nun durch den Maximalwert der Transmission Imax ersetzt werden. Der Parameter b wird 43 Theoretische Grundlagen ebenfalls durch einen Ausdruck ersetzt, welcher die Halbwertsbreite st des Transmissionsprofils beinhaltet. Aus der Definition der halben Halbwertsbreite st /2 mit I y = max =I max e 2 − b2 (σ 2 ) 2 t (5.15) folgt für die Halbwertsbreite st: σt= 2 ln 4 b (5.16) Eingesetzt in Gleichung (5.14) erhält man somit für Y´: Y ′= π I max 2ln 4 σ t2 (5.17) Eine einfachere Form für den Vergleich aller Ausbeuten wird somit gegeben durch Y = I max σ t 2 (5.18) Dieser Wert Y wird im Folgenden benutzt, um die Funktion fp(t) sowie alle daraus resultierenden Kenngrößen der Transmission zu bestimmen. Um die Variationen der Gesamttransmission eines Folientyps im Vergleich der Messergebnisse für unterschiedliche Folienstellen zu eliminieren, wird dieser Wert Y für alle Anstellwinkel auf die jeweilige Transmission der Folie bei Ψ=0 normiert. Somit erhält man die normierte Ausbeute YNorm zu: YNorm = = Y (Ψ ) Y ( Ψ = 0) I max (Ψ ) σ t (Ψ ) 2 I max (Ψ = 0) σ t (Ψ = 0) 2 (5.18a) Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, das es sich bei dem Wert Y nicht um die tatsächliche Ausbeute der Transmission handelt, da hier weder die Effizienz des Spektrometers, dessen Energieauflösung sowie dessen Ortsauflösung eingehen. Dies heißt insbesondere, dass innerhalb der hier vorliegenden Arbeit keine Absoluteichung des Spektrometers vorgenommen wurde. 44 Theoretische Grundlagen 5.2.2. Die Bestimmung der Winkelverteilung durch die Defokusierung aus den Transmissionsprofilen Abbildung 5.3: Darstellung der Winkelverteilungen der Kapillaren in der Folie und der Ionentransmission aufgrund der Defokusierung über ihre Halbwertsbreiten sc und sx. Ebenfalls sind der Winkel des räumlichen Auflösungsvermögens ΔΘSpek und der Aspektwinkel sKap in der Skizze verdeutlicht. Wie schon in Kapitel 5.1.4 dargelegt wurde, ist die Winkelverteilung dY(a)/dWa und deren Halbwertsbreite sx keine direkte Messgröße. Der Messung zugänglich sind die Größen st als Halbwertsbreite des Messprofils der Transmission, das Auflösungsvermögen ΔΘSpek des Spektrometers. Des Weiteren wird die aus Kapitel 2.2 bekannte Winkelverteilung der Kapillaren innerhalb der Folie dnc/dWc repräsentiert durch ihre Halbwertsbreite sc. Eine weitere indirekte Messgröße ist zudem die Halbwertsbreite sp des winkelabhängigen Transmissionsvermögens. Diese lässt sich aus dem Koeffizienten λ im Exponenten der Funktion fp(t) bestimmen zu σ p = 2 arcsin ln 2 λ (5.19) Aus der Winkelverteilung der Kapillarausrichtungen innerhalb der PET-Folie erhält man die Größe sc, welche sich mit sp über folgende Gleichung zu einer Gesamtgröße scp verknüpft[Sto04a],[Sto04b],[Hel05a],[Hel05b]: σcp = ( σc−2 + σ−p2 ) −1 2 (5.20) Diese Größe gibt die Halbwertsbreite der Transmission durch Kapillare an, welche ebenfalls in ihrer Streuung einer Gaußverteilung folgen. Nähert man sowohl den des Aspektwinkel der Kapillare sKap als auch das Auflösungsvermögens Spektrometers ΔΘSpek durch Glockenkurven, kann die gemessene Halbwertsbreite st des Messprofils als Faltung darstellen werden. Zusammen mit der Halbwertsbreite sx 45 Theoretische Grundlagen der Winkelverteilung dY(a)/dWa ergibt sich aus dieser Faltung folgende Gleichung[Brac99][Vic05]: 2 2 σ2t = σcp + σ2x + σ2Kap + ΔΘSpek (5.21) Hieraus kann nun im Umkehrschluss die Halbwertsbreite sx bestimmt werden zu: 2 2 σx = σ2t − ( σcp + σ2Kap + ΔΘSpek ) 46 (5.22) Winkelabhängigkeiten der Transmission 6. Winkelabhängigkeiten der Transmission Die in diesem Kapitel sowie in den Folgekapiteln zur Energie- und Ladungsabhängigkeit diskutierten Ergebnisse beziehen sich alle auf Messungen im Gleichgewichtszustand der Transmission. Dies bedeutet, dass der Aufbau der Ladung des Streubereiches abgeschlossen ist und ein Gleichgewicht zwischen der in diesen Bereich fließenden Ladung und dem Entladungsstrom eintritt. Hieraus folgt nach Gleichung (5.1) das der Entladungsstrom Jd gleich der Differenz des in die Kapillare eintretenden Ionenstroms Jin und der die Kapillare verlassenden Transmissionsstroms Jp ist. Die Dynamik des Profilaufbaues wird im sich anschließenden Kapitel zur Transmissionsentwicklung diskutiert. Im folgenden Kapitel wird zunächst die Winkelabhängigkeit des Transmissionsvermögens anhand von 4 unterschiedlichen Kapillarfolien dargestellt. Die vergleichenden Messungen zu dieser Winkelabhängigkeit wurden alle mit Ne7+ bei 3 keV durchgeführt. Hierbei wurden PET-Folien mit einer Folienstärke von 10 µm und Spezifikationen nach Tabelle 6.1 benutzt. Tabelle 6.1: Typisierung und Spezifizierung der in dieser Arbeit benutzten Kapillarfolien Folientyp Bestrahlung zur Erzeu- KapillarKapillardichte gung der Ionenspuren durchmesser Typ 1 129 100 nm 5*108 cm-2 Typ 2 129 Xe bei 100 MeV 200 nm 5*108 cm-2 Typ 3 84 Kr bei 250 MeV 200nm 1*108 cm-2 Typ 4 84 Kr bei 250 MeV 200 nm 4*106 cm-2 Xe bei 100 MeV 47 Winkelabhängigkeiten der Transmission 6.1. Winkelabhängigkeit der Folien vom Typ 1 und 2 Die in diesem Kapitel vorgestellten Messungen mit den Folien des Typs 1 und 2 dienen nur als Referenz zu den vorwiegend in dieser Arbeit durchgeführten Messungen an den Folien vom Typ 3 und 4. Es stellten sich später deutliche Nachteile bei den anfänglich benutzten Bestrahlungstypen heraus. Auffällig ist, dass es außer einer minimalen Erhöhung für Ψ=0 offenbar keine Abhängigkeit der Breite des Transmissionsprofils vom Anstellwinkel gibt. Abbildung 6.1: Vergleich der Transmissionsprofile zwischen Folien vom Typ 1 (a) und Typ 2 (b)[Sto05a]. Die durchgezogenen Linien in den einzelnen Profilen sind Anpassungen an die Messpunkte mittels Gaußscher Glockenkurven. Die mit Ag gekennzeichneten Profile stammen von Referenzmessungen unter 0° an metallisierten Kapillaren der entsprechenden Durchmesser. Wie in Abbildung 6.1 zu sehen ist, lässt sich für die Kapillaren mit 100 nm Durchmessern eine Transmission der Ne7+ Ionen von 3 keV bis zu einem Anstellwinkel von 25° sehr gut nachweisen. Im Falle der Kapillarfolie vom Typ 2 ist ein Nachweis mit entsprechender Intensität nur bis zu einem Winkel von ca. 15° möglich. Die hier gezeigten Profile für den Typ 1 haben Halbwertsbreiten (FWHM) um etwa 5° mit einer leichten Erhöhung von 0,5° für Ψ=0. Beim Typ 2 beträgt die durchschnittliche Halbwertsbreite 5,5°, ebenfalls mit einer Erhöhung für Ψ=0. Die Abweichungen von diesem Mittelwert zeigen hierbei keine eindeutigen Tendenzen mit sich verändernden Anstellwinkeln. Aus den hier gezeigten Profilen lässt sich nun ein Vergleich der winkelabhängigen Ausbeuten für die Kapillaren beider Typen gewinnen. Hierzu werden die jeweiligen Maxima der Profile sowie die dazugehörigen Halbwertsbreiten abgelesen und die relativen Ausbeuten YNorm nach Gleichung (5.18a) berechnet. 48 Max.Intensity (Counts/nC) Winkelabhängigkeiten der Transmission 4 10 (a) (b) δ = 100 nm δ = 200 nm 3 10 2 10 1 Width (DEG) 10 6 5 4 3 2 1 0 Normalized Yield 0 10 -1 10 -2 10 0 5 10 15 20 0 5 Tilt Angle Ψ (DEG) 10 15 20 Abbildung 6.2: Darstellung der maximalen Intensitäten, der Halbwertsbreiten und der relativen Ausbeuten der Kapillarfolien vom Typ 1 (a) und Typ 2 (b) mit Ne7+Ionen bei 3 keV. Die Linen in den Darstellungen der Höhen und Breiten der Profile dienen nur der Veranschaulichung. Die Kurven in den Darstellungen der relativen Ausbeuten stammen aus einer exponentiellen Anpassung nach Gleichung (5.2). Abbildung 6.2 zeigt die Ergebnisse der Ausbeutebestimmung. Hieraus wurde erstmalig die Abhängigkeit nach Gleichung (5.2) zu fp(t) = exp(-λsin2Ψ) experimentell nachgewiesen. Die Koeffizienten λ unterscheiden sich in beiden Fällen um einen Faktor von etwa 2. Im Falle der Folie vom Typ 1 ist er zu 43 bestimmt, bei Typ 2 zu etwa 82. Dieses Ergebnis ist mit der Annahme einer Kapazität zur Erzeugung des Ablenkfeldes konsistent. Nimmt man beispielsweise einen Plattenkondensator als Vergleichskapazität an, so verdoppelt sich dessen Kapazität ebenfalls mit der Verdopplung seiner Abmessungen. Im hier vorliegenden Fall werden ebenfalls alle Abmessungen, die eine Ersatzkapazität bestimmen, durch die Verdopplung des Durchmessers verzweifacht. Zu der Verdopplung der bestrahlten Breite innerhalb der Kapillare kommt hier die zweifache Tiefe der bestrahlten Fläche durch die Vergrößerung des Durchmessers. Es verdoppelte sich ebenfalls der Abstand zwischen Aufladungsbereich und gegenüberliegender Kapillarwand. 49 Winkelabhängigkeiten der Transmission 6.2. Winkelabhängigkeit der Folien vom Typ 3 und 4 Im Gegensatz zu dem vorhergehend dargelegten Transmissionsverhalten der Folien vom Typ1 und 2 zeigen die im Folgenden beschriebenen Messungen starke Abhängigkeiten der Breiten der Transmissionsprofile vom Anstellwinkel der Folien. Abbildung 6.3 zeigt einen Vergleich der Transmissionsprofile beider Folientypen. 7+ in PET (b) (a) 4 10 3 10 7+ Normalized Ne Intensity (Counts/nC) 3 keV Ne 2 10 1 10 0 5 10 15 Observation Angle θ (deg) 0 5 10 15 Observation Angle θ (deg) Abbildung 6.3: Vergleich der Transmissionsprofile der Folien vom Typ 3 (a) und Typ 4 (b). Deutlich zu erkennen ist in beiden Fällen die Abhängigkeit der Profilbreite vom Anstellwinkel. Diese Abhängigkeit ist bei der Kapillarfolie mit geringerer Kapillardichte, der Typ 4, wesentlich stärker ausgeprägt, als bei der Folie vom Typ 3. Aufgrund der wesentlich geringeren Kapillardichte der Folie vom Typ 4 war es hier nicht möglich, eine Transmission über einen Anstellwinkel von 8° hinaus gesichert nachzuweisen. In Abbildung 6.4 ist jedoch zu erkennen, dass sich das relative Transmissionsvermögen nach Auswertung der relativen Ausbeuten nicht messbar unterscheidet. Die in beiden Fällen eingetragenen Ausgleichskurven durch die Messpunkte der relativen Ausbeuten sind identisch, d.h. die Werte Koeffizienten λ des sin2Ψ im Exponenten ist in beiden Fällen identisch. 50 Max.Intensity (Counts/nC) Winkelabhängigkeiten der Transmission 7+ 3 keV Ne 4 10 in PET (b) (a) 3 10 2 10 Width (DEG) 1 10 5 4 3 2 Normalized Yield 1 0 0 10 -1 10 -2 10 -3 10 0 5 10 5 15 0 Tilt Angle Ψ (DEG) 10 15 Abbildung 6.4: Darstellung der maximalen Intensitäten, der Halbwertsbreiten und der relativen Ausbeuten der Kapillarfolien vom Typ 3 (a) und Typ 4 (b) mit Ne7+Ionen bei 3 keV. Die Linen in den Darstellungen der Höhen und Breiten der Profile dienen nur der Veranschaulichung. Die Kurven in den Darstellungen der relativen Ausbeuten stammen aus einer exponentiellen Anpassung nach Gleichung (5.2). Auffällig an den sich hier ergebenden Resultaten ist das deutlich schmalere Profil unter einem Anstellwinkel von 0° bei der Folie vom Typ 4. Es erreicht aber bei relativ kleinen Anstellwinkeln dieselbe Breite wie die Profile der Folie mit der hohen Kapillardichte. Eine Klärung dieses Phänomens wird aber im Rahmen der hier stattfindenden Untersuchungen nicht stattfinden können. Dieses Resultat lässt aber den Schluss zu, dass die Defokusierung des transmittierten Ionenstrahls direkt mit der Kapillardichte und somit mit einer insgesamt abgelagerten Ladung zusammenhängt. Eine rein statistische Verteilung der Transmissionsrichtung aufgrund von statistisch verteilten Aufladungen im Endbereich der Kapillaren kommt somit für als Grund einer Defokusierung nicht in Frage. In einem solchen Fall hätte die Dichte der Ionenspuren keinerlei Einfluss auf die Verteilung der Transmissionsrichtungen. Dieser Effekt der Defokusierung aufgrund der Kapillardichte macht zur Untersuchung dieses Phänomens umfangreiche Messreihen mit Kapillarenfolien unterschiedlichster Kapillardichte notwendig. Wie aber schon an den Messungen mit der Folie vom Typ 4 bei einer Kapillardichte von 4x106 Kapillare/cm² zu erkennen ist, wird ein entsprechender Nachweis der Transmission mit der hier benutzten Apparatur bei einer Kapillardichte deutlich unter diesem Wert äußerst schwierig. 51 Winkelabhängigkeiten der Transmission Da die Folien vom Typ 1 und 3 die besten Vorraussetzungen eines Transmissionsnachweises zeigten, wurden diese für die Messungen zur Energieabhängigkeit benutzt. Es wurde erwartet, dass diese beiden Typen auch bei reduziertem Transmissionsvermögen aufgrund höherer Projektilenergien noch genügend Transmission zeigten um diese mit dem Ionenspektrometer nachweisen zu können. Diese Reduktion des Transmissionsvermögens wurde aufgrund des Zusammenhanges zwischen Transmissionsvermögen und Projektilenergie nach Gleichung (5.10) angenommen. 52 Energie- und Ladungsabhängigkeit 7. Energie- und Ladungsabhängigkeit Im Folgenden werden unterschiedliche Messreihen zur Energie- und Ladungsabhängigkeit der geführten Transmission vorgestellt. Zuerst erfolgt eine Untersuchung der Energieabhängigkeit mit Ne7+ -Ionen im Bereich einer Projektilenergie von 2 bis 10 keV, wobei die Ergebnisse der Untersuchungen an Kapillarfolien vom Typ 1 und 3 verglichen werden. Hierbei treten deutliche Unterschiede in den Transmissionseigenschaften der beiden Folientypen auf. Dieses unterschiedliche Verhalten wird auf die wesentlich breitere Winkelverteilung der Kapillaren im Fall der Folie vom Typ 1 zurückgeführt. Die Diskussion der unterschiedlichen Ergebnisse mit den beiden Kapillartypen führt zur Wahl von Typ 3 für die Folgemessungen zur Energie- und Ladungsabhängigkeit. Innerhalb dieser Untersuchungen variieren die Parameter Energie und Ladung im Bereich von 3 keV für Ne7+ bis zu 40 keV für Xe25+. Hierbei werden zunächst Serien jeweils eines Ladungszustandes in der Projektilenergie variiert und bezüglich ihrer Energieabhängigkeit ausgewertet. Anschließend wird die hier festgestellte Energieabhängigkeit zur Bestimmung der Ladungsabhängigkeit verwendet. Die so erhaltenen Resultate für den Koeffizienten λ einer Anpassungsfunktion nach Gleichung (5.2) werden mit Modell zur geführten Transmission verglichen. Weiterhin erfolgt eine Auswertung bezüglich der in der Theorie vorhergesagten Abhängigkeit des Koeffizienten von Ep/qIon. Die sich daraus ergebenden Zusammenhänge werden abschließend diskutiert. 7.1. Vergleichsmessungen zwischen dem Folientyp 1 und 3 7.1.1. Energieabhängigkeit beim Kapillartyp 1 für Ne7+ Zunächst wurden Untersuchungen zur Energieabhängigkeit der Transmission durch Nanokapillare an Kapillarfolien vom Typ 1 mit Ne7+-Ionen im Energieintervall zwischen 2 und 10 keV durchgeführt. Dieser Kapillartyp zeichnet sich durch eine relativ breite Winkelverteilung dnc/dWc der Kapillaren mit einer Halbwertsbreite von 1,5° aus, wohingegen die Kapillaren vom Typ 3 hier nur einen Wert von 0,33° erreichen. Aufgrund des Aspektwinkels von ca.0,6° für die Kapillaren vom Typ 1 mit einem Kapillardurchmesser von 100 nm ist somit ein deutlicher Einfluss der Winkelverteilung der Kapillaren dieses Typs zu erwarten. Hingegen sollte dieser Einfluss bei Kapillartyp 3 mit einem Aspektwinkel von ca.1,1° aufgrund des größeren Kapillardurchmessers mit 200 nm eher gering ausfallen, da die Inklination der Kapillaren aufgrund der Winkelverteilung deutlich kleiner als der Aspektwinkel ausfällt. Somit könnten Ionen eine Kapillare in der Folie vom Typ 3 sogar dann noch wechselwirkungsfrei passieren, selbst wenn die Kapillare deutlich über den Wert der Halbwertsbreite der Inklination aufgrund der Bestrahlung angestellt ist. Im Fall von Kapillartyp 1 ist dies sogar schon bei Werten deutlich kleiner als die Halbwertsbreite der Winkelverteilung nicht mehr möglich. 53 Energie- und Ladungsabhängigkeit Abbildung 7.1 zeigt Transmissionsprofile für den Kapillartyp 1 im Energiebereich zwischen 2 keV und 10 keV. 5 Relative Intensity 10 3 keV 2 keV 5 keV Ψ=0 7 keV Ψ=0 10 keV Ψ=0 Ψ=0 Ψ=5 Ψ=0 4 10 Ψ=5 Ψ=10 Ψ=5 Ψ=5 Ψ=10 Ψ=5 3 10 Ψ=15 Ψ=15 Ψ=10 Ψ=10 2 10 Ψ=10 Ψ=20 Ψ=20 -5 0 5 10 15 20 -5 0 5 10 15 20 -5 0 5 10 15 20 -5 0 5 10 15 20 -5 0 5 10 15 20 Observation Angle (deg) Abbildung 7.1: Transmissionsprofile der Messungen mit Ne7+ an der Kapillarfolie vom Typ 1 für Projektilenergien zwischen 2 und 10 keV. Es zeigt sich eine Reduktion des Transmissionsvermögens mit steigender Projektilenergie. Dieser Abfall des Transmissionsvermögens war tendenziell aufgrund des Transmissionsmodells und der Zusammenhänge in Gleichung 5.10 zu erwarten. Zusätzlich zur Reduktion des Transmissionsvermögens ergaben sich ebenfalls deutliche schmalere Transmissionsprofile mit steigender Projektilenergie. Ab einer Projektilenergie von 7 keV ist ein weiterer Effekt erkennbar, welcher eine Transmission deutlich unterhalb der erwarteten Winkel verstärkt. Bei einer Energie von 10 keV wird dieser Effekt so deutlich, dass er den Aufbau eines Transmissionsmaximums unter Θ ≈ Ψ vollständig überlagert. In diesem Fall tritt sowohl für den Anstellwinkel Ψ=5° als auch für Ψ=10° ein Transmissionsmaximum bei Θ ≈ 2° auf. Dieses Phänomen wird auf den Einfluss der Eingangs erörterten breiten Winkelverteilung der Kapillaren dieses Kapillartyps zurückgeführt. Durch die breite Winkelverteilung wird offenbar eine Transmission durch einen Bruchteil der Kapillaren mit Anstellwinkel deutlich kleiner als Ψ stärker begünstigt als eine Transmission in Maximalausrichtung der Kapillaren. Um eine Aussage über die Ausbeuten im Energiebereich von 2 bis 7 keV zu gewinnen, werden die maximalen Transmissionswerte, die Halbwertsbreiten der entsprechenden Profile sowie die sich daraus ergebenden normierten Ausbeuten nach Gleichung (5.18a) bestimmt. Eine vergleichende Darstellung für die Energien 2 keV, 5 keV und 7 keV ist in Abbildung 7.2 zu sehen. 54 Energie- und Ladungsabhängigkeit 5 5 keV 2 keV 7 keV 4 10 3 10 2 10 Width (deg) Max.Int. (Counts/nC) 10 6 4 2 Norm.Yield 0 0 10 -1 10 -2 10 -3 10 0 5 10 15 20 0 5 10 15 20 0 Tilt Angle Ψ (deg) 5 10 15 20 Abbildung 7.2: Darstellung der maximalen Intensitäten, der Halbwertsbreiten σt und der normierten Ausbeuten der Folien vom Typ 1 bei der Untersuchung mit Ne7+-Ionen bei 2 keV, 5 keV und 7 keV. Die Linen in den Darstellungen der Höhen und Breiten der Profile dienen der besseren Veranschaulichung. Die Kurven in den Darstellungen der relativen Ausbeuten stammen aus einer exponentiellen Anpassung nach Gleichung (5.2). Die hier nicht dargestellten Werte zu 3 keV sind mit denen in Kapitel 6.1, Abbildung 6.2, Spalte (a) vorgestellten Resultate der Messreihe an Typ 1 identisch. Die Messreihe zu E = 10 keV wird in diesem Zusammenhang nicht weiter ausgewertet. Wie aus Abbildung 7.1 ersichtlich, erreicht das Transmissionsmaximum nicht die zu erwartende Position aufgrund der zuvor besprochenen Inklination von großen Teilen der Kapillaren. Dieses Phänomen schließt aber einen Führungseffekt für 55 Energie- und Ladungsabhängigkeit Winkel deutlich unterhalb von Ψ=5° nicht aus. Ein Auftreten des Führungseffektes in diesem Winkelbereich wurde an dieser Stelle aufgrund der starken Überlagerung durch die gezeigten Störeffekte nicht weiter untersucht. Um den Verlauf der normierten Ausbeuten in das Modell der geführten Transmission einzuordnen, werden im Folgenden die sich aus der Anpassung an Gleichung (5.2) ergebenden Koeffizienten λ in Abhängigkeit von der Energie aufgetragen. Coefficient λ 400 300 2 EP 200 EP 100 0 0 1 2 3 4 5 6 7 Energy (keV) Abbildung 7.3: Darstellung der Koeffizienten λ basierend auf einer Anpassung nach Gleichung (5.2). Die durchgezogene Kurve ist eine Anpassung an die Daten mittels einer Funktion proportional zu Ep2, die gestrichelte Kurve stellt eine lineare Anpassung an Ep dar. Nach Gleichung (5.10) sollte sich hierbei in Übereinstimmung mit dem Modell der geführten Transmission ein linearer Zusammenhang zwischen dem Koeffizienten λ und der Projektilenergie Ep bei konstantem Q ergeben. Die Begründung für eine weitestgehende Konstanz des Wertes Q wird in Kapitel 8.1.2 gegeben. Dies ist aber offensichtlich nicht der Fall. Eine Anpassung an die Daten war weitestgehend über eine Funktion proportional Ep2 möglich. In Analogie zu den Annahmen des Modells lieferte diese Anpassung das folgende Ergebnis: ⎧⎪ ⎛ C e e p E p ⎫⎪ ⎞ f p ( t ) = f g0 ex p ⎨ − ⎜ + c s ⎟ sin 2 Ψ ⎬ ⎪⎩ ⎝ q Io n Q ( t ) ⎪⎭ ⎠ (7 .1 ) Der sich hier zusätzlich ergebende Faktor ep=Ep/En ist ein Quotient aus Projektilenergie Ep und einer Normierungskonstante En. Im vorliegenden Fall wird die Normierungskonstante zu En= 3 keV gewählt[Hel05a]. Somit bleibt das Ergebnis weitgehend in Übereinstimmung mit zuvor gemachten Annahmen[Sto04a]. In diesem Fall ergibt sich für eine Projektilenergie von Ep=3 keV ein Normierungsfaktor von 1 und Gleichung (7.1) geht damit in Gleichung (5.10) über. 56 Energie- und Ladungsabhängigkeit Counted Ions (Counts/nC) 10 5 8 7+ Ne via PET capillaries Ψ=0° 10 keV 7 keV 6 4 5 keV 2 3 keV 2 keV 10 4 8 6 4 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 Observation Angle (deg) Abbildung 7.4: Vergleich der Transmissionsprofile mit Ψ=0 im Energiebereich zwischen 2 und 10 keV Ein Vergleich der Transmissionsprofile für Ψ=0, wie er in Abbildung 7.4 zu sehen ist, lässt noch einen weiteren Schluss zu. Abgesehen von der Diskrepanz der hier gezeigten Resultate für Winkel Ψ>0 mit der Theorie, ergibt der Vergleich der Ausbeuten Y für Ψ=0, dass diese im Rahmen der Messgenauigkeit übereinstimmen. Abbildung 7.5 zeigt die entsprechenden Graphen der maximalen Intensitäten, der Halbwertsbreiten σt sowie der Ausbeuten Y für diesen Fall. 57 σt (deg) 4 Max.Intensity (10 Counts) Energie- und Ladungsabhängigkeit 7+ Ne via PET Capillaries Ψ=0 5 1 5 3 0 5 Y (10 Counts) 5 4 3 2 1 0 0 2 4 6 8 10 Energy (keV) Abbildung 7.5: Vergleich der maximalen Intensitäten, der Halbwertsbreiten σt sowie der Ausbeuten Y für die Transmissionsprofile mit Ψ=0 im Energiebereich zwischen 2 keV und 10 keV bei einer Kapillarfolie vom Typ 1. Die durchgehende Linie in der Darstellung verdeutlicht den Mittelwert der Ausbeuten, die gestrichelten Linien dienen der Veranschaulichung der Darstellung. Aus den hier gezeigten Werten für die Halbwertsbreite σt wird die Verbreiterung der Transmissionsprofile aufgrund der Defokusierung nach Gleichung (5.22) bestimmt. Somit kann auch das defokusierende Potential Ug gemäß einer ebenfalls um den Faktor ep angepassten Gleichung (5.13) bestimmt werden. Die so erhaltene modifizierte Gleichung hat dann analog (5.13) folgende Form: σ x = 2 ln 2 qfU g ep E p (7.2) Tabelle 7.1 zeigt die entsprechenden Größen σt, σp , σc , σcp , σx sowie das resultierende Potential Ug. Die Breite σc wurde hierzu aus den Simulationen in Kapitel 2 gewonnen, die Werte für σp entsprechen den Halbwertsbreiten der exponentiellen 58 Energie- und Ladungsabhängigkeit Anpassung nach Gleichung (5.2). Eine Bestimmung des Potentiales Ug für die Projektilenergie Ep = 10 keV erfolgt an dieser Stelle nicht. Tabelle 7.1: Die Werte der Breiten σt, σp, σc, σcp, σx des Potentials Ug aus der Untersuchung des Folientyps 1 mit Ne7+ Ionen bei Projektilenergien zwischen 2 und 10 keV Energie(keV) σt (deg) (d6,6 ) 2 σp (deg) σc (deg) σcp (deg) σx (deg) Ug (V) 15,15 1,5 1,49 6,42 0,864 3 5,2 13,1 1,5 1,49 4,98 1,168 5 3,3 8,61 1,5 1,47 2,95 1,138 7 2,9 5,43 1,5 1,44 2,51 1,620 Aus dieser Konstanz der Ausbeute bei Potentialen Ug von annähern gleicher Größe kann man folgenden Schluss ziehen: Offenbar werden durch den hohen Anteil inklinierter Kapillaren deutliche Ladungsmengen innerhalb der Kapillare abgelagert welche ein relativ starkes Potential innerhalb der Folie aufbauen. 59 Energie- und Ladungsabhängigkeit 7.1.2. Die Energieabhängigkeit beim Kapillartyp 3 für Ne7+ Relative Intensity Im folgenden Kapitel wird nun eine Untersuchung analog zur vorher Beschriebenen mit dem Kapillartyp 3 durchgeführt. Bei dem hier benutzten Kapillarfolientyp 3 sollte sich der Einfluss der Winkelverteilung der Kapillaren in der Folie deutlich kleiner als im vorhergehenden Kapitel auswirken oder sogar ganz unbemerkt bleiben. 3 keV 5 keV Ψ=0 7 keV Ψ=0 Ψ=0 10 keV 5 10 Ψ=0 Ψ=5 Ψ=5 4 Ψ=5 10 Ψ=5 3 10 Ψ=10 Ψ=10 Ψ=7 2 10 Ψ=12 Ψ=15 Ψ=10 1 10 -5 0 5 10 15 20 -5 0 5 10 15 20 -5 0 5 10 15 20 -5 0 5 10 15 20 Observation Angle (deg) Abbildung 7.6: Transmissionsprofile der Messungen mit Ne7+ an der Kapillarfolie Typ 3 für Projektilenergien zwischen 3 und 10 keV Abbildung 7.6 zeigt die Transmissionsprofile der Kapillarfolie vom Typ 3 im Energiebereich von 3 bis 10 keV. Folientyp 3 lässt im Gegensatz zu Folientyp 1 keine wesentlichen Verschiebungen der Intensitätsmaxima bei höherer Projektilenergie erkennen. In der folgenden Abbildung 7.7 werden die maximalen Transmissionswert, die Halbwertsbreiten der entsprechenden Profile sowie die sich daraus ergebenden normierten Ausbeuten nach Gleichung (5.18a) bestimmt. Die hier nicht dargestellten Werte zu 3 keV sind mit denen in Kapitel 6.2, Abbildung 6.4, Spalte (a) vorgestellten Resultate der Messung an Typ 3 identisch. 60 Max.Int. (Counts/nC) Energie- und Ladungsabhängigkeit 10 keV 7 keV 5 keV 5 10 4 10 3 10 2 10 1 10 Width (deg) 3 2 1 Norm.Yield 00 10 -1 10 -2 10 -3 10 -4 10 0 5 10 0 5 10 0 Tilt Angle Ψ (deg) 5 10 Abbildung 7.7: Darstellung der maximalen Intensitäten, der Halbwertsbreiten σt und der normierten Ausbeuten der Folien vom Typ 3 bei der Untersuchung mit Ne7+-Ionen und einer Projektilenergie von 5 bis 10 keV. Die Linen in den Darstellungen der Höhen und Breiten der Profile dienen der Veranschaulichung. Die Kurven in den Darstellungen der relativen Ausbeuten stammen aus einer exponentiellen Anpassung nach Gleichung (5.2). Um die normierten Ausbeuten bezüglich ihrer Energieabhängigkeit auszuwerten, werden die Koeffizienten λ, die sich aus der Anpassung an Gleichung (5.2) ergeben über die Projektilenergie Ep aufgetragen. Eine Veranschaulichung der Zuordnung ist in Abbildung 7.8 dargestellt. 61 Energie- und Ladungsabhängigkeit Coefficient λ 700 600 500 400 300 200 100 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Energy (keV) Abbildung 7.8: Darstellung der Koeffizienten λ basierend auf einer Anpassung nach Gleichung (5.2). Die eingetragene Kurve ist eine Anpassung an die Daten mittels einer linearen Funktion in Ep. Wie in der obigen Darstellung zu erkennen ist, kann der Zusammenhang zwischen der Projektilenergie und dem Koeffizienten λ im Rahmen der Messgenauigkeit linear genähert werden wie er durch die Theorie vorhergesagt wird. Die genauere Auswertung des Koeffizienten λ wird erst in Kapitel 7.2 im Zusammenhang mit der Auswertung weiterer Ladungszustände anderer Projektile und deren Energieabhängigkeit stattfinden. Analog zur Vorgehensweise im vorhergehenden Kapitel, wird nun die Transmission für Ψ=0 ausgewertet. Dies dient dazu, den Einfluss der in diesem Fall sehr schmalen Winkelverteilung auf die Defokusierung zu untersuchen. Es wird erwartet, dass aufgrund der wesentlich geringeren Inklination der Kapillaren, deutlich kleinere Ladungsmengen innerhalb der Kapillaren abgelagert werden. Somit sollten die Potentiale Ug für die hier benutzten Kapillaren unter dem entsprechenden Wert für Ug aus Kapitel 7.1.1 liegen. Für den Fall, dass ein Einfluss der Inklination der Kapillaren unwesentlich wird, dominieren andere Effekte, wie die Ungenauigkeit der Ausrichtung sowie die Divergenz des Ionenstrahls, die Verbreiterung der Profile. Eine Reduktion des Potentials auf Null ist deshalb selbst im Falle idealer paralleler Kapillaren nicht denkbar. Kleinste Ablagerungen von Ladungen aufgrund der genannten Randbedingungen führen somit schon zu Feldern innerhalb der Kapillarfolie, welche sich in der Messung durch einen entsprechenden Wert des Potentiales Ug bemerkbar machen. In der sich anschließenden Abbildung 7.9 erfolgt zunächst eine Darstellung der entsprechenden Kenngrößen der maximalen Intensität, der Halbwertsbreite σt sowie der Ausbeute Y für bei Ψ=0. 62 Energie- und Ladungsabhängigkeit Ψ=0 4 Max.Intensity (10 Counts) 7+ Ne via PET Capillaries 5 10 4 10 σt (deg) 4 3 2 1 4 2 5 Y (10 Counts) 0 8 6 1 0.8 0.6 0 2 4 6 8 10 Energy (keV) Abbildung 7.9: Vergleich der maximalen Intensitäten, der Halbwertsbreiten σt sowie der Ausbeuten Y für die Transmissionsprofile mit Ψ=0 im Energiebereich zwischen 3 keV bis 10 keV bei einer Kapillarfolie vom Typ 3. Die durchgehende Linie in der Darstellung verdeutlicht den Mittelwert der Ausbeuten, die gestrichelten Linien dienen der Veranschaulichung der Darstellung. Aus der oben gezeigten Darstellung geht wiederum hervor, dass die Gesamttransmission im Wesentlichen unabhängig von der Profilverbreiterung ist, da alle Ausbeuten im Rahmen der Messgenauigkeit konstant sind. Die relativ hohe Streuung dieser Werte ist auf Unregelmäßigkeiten in der Folie, wie sie bereits in Kapitel 5.2.1 angesprochen wurden, zurückzuführen. Diese breite Streuung war die Veranlassung, bei der Bestimmung der Parameter λ generell auf die mit Ψ=0 normierten Ausbeuten zurückzugreifen. Dadurch ließen sich auch die Transmissionsverläufe bei variierender Maximaltransmission graphisch sehr leicht miteinander vergleichen. Die im Allgemeinen beobachtete Variation der Gesamtintensität lag bei maximal ± 50 %. 63 Energie- und Ladungsabhängigkeit Die im Folgenden aufgeführte Tabelle gibt nun die entsprechenden Potentialwerte Ug an, welche nach den Überlegungen in Kapitel 5.1.4 zu den beobachteten Profilverbreiterungen führen. Tabelle 7.2: Die Werte der Breiten σt, σp, σc, σcp, σx des Potentials Ug aus der Untersuchung des Folientyps 3 mit Ne7+ Ionen bei Projektilenergien zwischen 3 und 10 keV Energie(keV) σt (deg) (d3 ) 3 σp (deg) σc (deg) σcp (deg) σx (deg) Ug (V) 8,37 0,33 0,3297 2,98 0,419 5 1,5 6,29 0,33 0,3295 1,46 0,168 7 1,3 4,89 0,33 0,3292 1,26 0,174 10 1,2 3,66 0,33 0,3286 1,15 0,209 Deutlich erkennbar sind die wesentlich geringeren Potentialwerte als bei der Messung an Folientyp 1. Ein geringerer Wert für das Potential war aufgrund der schmaleren Profile zu erwarten. Erneut auffällig in diesem Zusammenhang sind die nahezu gleichen Wert der Potentials Ug über den gesamten Messbereich wie schon im Falle des Folientyps 1. Der Wert für 3 keV liegt zwar über dem Mittelwert der 3 anderen Messungen, bleibt aber immer noch wesentlich kleiner als die Vergleichswerte an Folientyp 1. Diese Folienspezifische Konstanz des Potentials lässt hier schon folgenden Annahme zu: Ladungen werden zunächst immer nur im Eingangsbereich der Kapillare abgelagert. Selbst bei Messungen mit Ψ=0 trifft dies zu. Kleine Ablagerungen treten immer aufgrund von Ungenauigkeiten in der Positionierung des Targets sowie durch die Inklination der Kapillaren aufgrund ihrer Winkelverteilung innerhalb der Folie auf. Für die Ionen, die den Ablenkbereich passiert haben, ist die Information ihrer ursprünglichen Orientierung verloren und alle Verluste im Führungsbereich der Kapillare hängen nur noch von der Stromdichte der Ionen ab im Führungsbereich ab. Diese sinkt aber mit steigendem Anstellwinkel. Sollte nun das defokusierende Potential von einer Ablagerung der Ladungen im Führungsbereich herrühren, so müsste es im Falle von Kapillartyp 1 geringer ausfallen als bei Kapillartyp 2, da hier die Ionenstromdichte aufgrund der größeren mittleren Inklination der Kapillaren geringer ist. Offensichtlich tritt aber gerade der umgekehrte Fall auf. Ein weiteres deutliches Indiz, dass die Ladung im Eingangsbereich die Defokusierung verursacht schließt sich aus der folgenden Überlegung: Für die deutlich paralleler ausgerichteten Kapillaren bei Typ 3 wurde vorhergehend gezeigt wurde, dass eine Transmission in erster Näherung durch eine lineare Anpassung in Ep bescrieben werden kann. Daher kann die in Kapitel 7.1 notwendig gewordene Normierung mittels ep zum Erhalt nahezu konstanter Werte für Ug nur aus der Ablagerung von Ladungen im Eingangsbereich kommen. Im Führungsbereich der der Kapillaren im Fall des Typ 1 verlieren die Ionen die Information über ihre Ursprünglich Bewegungsrichtung bezüglich der Kapillarachse. Somit ist anzunehmen, dass eine Ablenkung an Feldern innerhalb des Führungsbereiches analog zur Ablenkung von Ionen am Typ 3 erfolgen sollte. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass das defokusierende Feld mit den Ladungen des Eingangsbereiches skaliert und nicht mit Ablagerungen unabhängig von den Ladungen im Eingang. Aufgrund der wesentlich geringeren Störeffekte durch die Inklination der Kapillare wird zur weiteren Untersuchung der Energie- und Ladungsabhängigkeit nur noch der 64 Energie- und Ladungsabhängigkeit Kapillartyp 3 verwendet. Die großen Einschränkungen bei Messungen mit höheren Energien sowie die stärkeren defokusierenden Potentiale aufgrund der breiteren Winkelverteilung bei Typ 1, ließen eine weitere Untersuchung mit diesem Kapillartyp nicht sinnvoll erscheinen um das Verständnis des Führungseffektes bei parallelen Kapillaren zu vertiefen. Sie überlagern die hier interessierenden Effekte und erschweren die Auswertung. Im Weiteren werden die schon besprochenen Streuungen in den Ausbeuten mit der Position am Target wie zuvor beschrieben durch die Benutzung der normierten Ausbeute nach Gleichung (5.18a) umgangen. Dementsprechend finden alle weiteren Darstellungen der Ausbeute innerhalb der Untersuchung zur Energie- und Ladungsabhängigkeit nur noch mittels YNorm statt. 7.2. Energieabhängigkeiten bei höheren Ladungszuständen Analog zu der in Kapitel 7.1.2 vorgestellten Messreihe an Ne7+ wurden weitere Messungen mitNe9+, Ar9+, Ar13+ und als Beispiel eines deutlich höher ionisierten Projektile Xe25+ zur Bestimmung der Energieabhängigkeit durchgeführt. Tabelle 7.3 gibt einen Überblick über die dabei verwendeten Projektilenergien. Tabelle 7.3: Verwendete Ionen und deren Projektilenergie mit Kapillartyp 3 Ion Ne7+ Ne9+ Ar9+ Ar13+ Xe25+ Ionenenergie/ keV 3; 5; 7;10 3 9 7; 10; 13 25; 35; 40 Die Einzelmessungen mit Ne9+ bei 3 keV sowie mit Ar9+ bei 9 keV werden im Anschluss an die Auswertung der anderen Ionen diskutiert. Dies geschieht um eine um eine eventuelle zusätzliche Geschwindigkeitsabhängigkeit der Transmission, die nicht allein auf einer Energieabhängigkeit basiert gesondert zu erkennen. Zunächst werden in den Abbildungen 7.10 und 7.11 die Transmissionsprofile der Messungen an Ar13+ und Xe25+ vorgestellt. 65 Energie- und Ladungsabhängigkeit Rel. Intensity 7 keV 10 5 10 4 Ψ=0 13 keV Ψ=0 Ψ=5 Ψ=5 Ψ=5 Ψ=8 10 10 keV Ψ=0 3 10 2 10 1 Ψ=7 Ψ=10 Ψ=7 Ψ=8 Ψ=10 0 5 10 0 5 10 0 5 10 Observation Angle (deg) Abbildung 7.10: Transmissionsprofile der Messungen mit Ar13+ an der Kapillarfolie Typ 3 für Projektilenergien zwischen 7 und 13 keV Rel. Intensity Ψ=0 25 keV 5 10 35 keV Ψ=0 40 keV Ψ=0 4 10 Ψ=5 Ψ=4 3 10 Ψ=5 Ψ=5 Ψ=7 2 10 Ψ=6 Ψ=8 1 10 Ψ=7 0 Ψ=7 10 0 5 10 0 5 10 0 5 10 Observation Angle (deg) Abbildung 7.11: Transmissionsprofile der Messungen mit Xe25+ an der Kapillarfolie Typ 3 für Projektilenergien zwischen 25 und 40 keV 66 Energie- und Ladungsabhängigkeit Die Entwicklungen der Profile mit der Energie zeigen in den obigen Abbildungen dieselben Tendenzen, wie die bereits in Kapitel 7.1.2 diskutierten Transmissionsprofile für Ne7+. Aus den in den obigen Darstellungen aufgeführten Transmissionsprofilen werden nun die normierten Ausbeuten gemäß Gleichung (5.18a) bestimmt und deren Abhängigkeit vom Anstellwinkel in Abbildung 7.12 dargestellt. Auf eine Darstellung der entsprechenden Maximaltransmissionen sowie der Halbwertsbreiten σt der Transmissionsprofile wird an dieser Stelle verzichtet. Aus diesen Werten ergeben sich in diesem Zusammenhang keine neuen Erkenntnisse. Es wird hierbei im Allgemeinen ein Anstieg der Profilbreiten mit größer werdendem Anstellwinkel sowie eine Erhöhung der Maximaltransmission bei Θ=Ψ mit steigender Projektilenergie, analog zu den Messungen an Ne7+, festgestellt. 0 13+ Normalized Yield 10 Ar 25+ via PET Xe via PET 7 keV 25 keV 10 keV 35 keV 13 keV 40 keV -2 10 -4 10 0 10 -2 10 -4 10 0 10 -2 10 -4 10 0 5 10 Tilt Angle Ψ (deg) 0 5 10 Tilt Angle Ψ (deg) Abbildung 7.12: Bestimmung der normierten Ausbeuten der Messreihen an Ar13+ im Energiebereich zwischen 7 und 13 keV sowie für Xe25+ im Energiebereich zwischen 25 und 40 keV. Die Kurven entsprechen den jeweiligen exponentiellen Anpassungen nach Gleichung (5.2) Ergänzend zu den Darstellungen der vorhergehend gezeigten Resultate für Messreihen derselben Ionentypen wird nun eine vergleichende Messreihe mit gleichem Ladungszustand aber unterschiedlicher Ionenmasse vorgestellt: In diesem Falle wird das Transmissionsverhalten an Ne9+ bei 3 keV und an Ar9+ bei 9 keV untersucht. Hierdurch soll herausgefunden werden, in wie weit sich Messreihen bei gleicher Ladung aber unterschiedlichen Ionenmasse von Messungen mit gleichen Ionen unterscheiden. Ist die hierbei auftretenden Änderung des Koeffizienten λ unabhängig vom Wechsel der Masse zwischen beiden Messungen, so können dieser beiden Messungen zu einer Messreihe mit q=9 zusammengefasst werden. 67 Energie- und Ladungsabhängigkeit Rel. Intensity Abschließend werden beide Ergebnisse in das Gesamtbild des Transmissionsverhaltens bezüglich seiner Energieabhängigkeit eingeordnet. Abbildung 7.13 zeigt die entsprechenden Transmissionsprofile dieser Messreihe. 10 5 10 4 10 3 10 2 10 1 3 keV Ne Ψ=0 9+ Ψ=0 Ψ=5 9 keV Ar 9+ Ψ=5 Ψ=10 Ψ=8 Ψ=10 Ψ=15 -5 0 5 -5 0 5 10 15 Observation Angle (deg) Abbildung 7.13: Transmissionsprofile der Messungen mit Ne9+ bei 3 keV sowie mit Ar9+ bei 9 keV an einer Kapillarfolie vom Typ 3 Normalized Yield 10 15 0 10 -2 10 -4 10 10 9+ 3 kev Ne via PET 0 10 -2 10 -4 9+ 9 keV Ar via PET 0 5 10 15 Tilt Angle Ψ (deg) Abbildung 7.14: Bestimmung der normierten Ausbeuten der Messreihen mit 3 keV Ne9+ sowie mit 9 keV Ar9+. Die Kurven entsprechen den jeweiligen exponentiellen Anpassungen nach Gleichung (5.2) Ebenso wie in den vorhergehenden Untersuchungen wird auch in diesen Fällen eine Auswertung der entsprechenden exponentiellen Abhängigkeit nach Gleichung (5.2) 68 Energie- und Ladungsabhängigkeit durchgeführt. Abbildung 7.14 zeigt die Verläufe der normierten Ausbeuten der beiden Messreihen. Zum Vergleich der Energieabhängigkeit der Transmission werden nun die jeweiligen Koeffizienten λ aus den Messungen gewonnen und der Projektilenergie zugeordnet. Hierbei gehen auch die Werte für λ aus den Messungen an Ne7+ in die folgende Auswertung ein. Zunächst erfolgt zusammenfassend eine tabellarische Zuordnung der analytisch bestimmten Werte für λ zu Ionentyp und Projektilenergie. Tabelle 7.4: Zuordnung der analytisch bestimmten Werte des Koeffizienten λ zu Projektiltyp und Projektilenergie Energie (keV) Ne7+ Ne9+ 3 5 7 9 10 13 25 35 40 126 234 380 88 Ar9+ Ar13+ Xe25+ 180 410 680 326 440 415 700 790 Abbildung 7.15 stellt die Zusammenhänge zwischen dem Koeffizienten λ der Anpassung nach (5.2), der Projektilenergie des Ions und dem Ionentyp graphisch dar. Coefficient λ 800 700 600 500 400 7+ Ne 9+ 9+ Ne ; Ar 13+ Ar 25+ Xe 300 200 100 0 0 5 10 15 20 25 30 35 Energy (keV) 40 Abbildung 7.15: Darstellung der Energieabhängigkeit des Koeffizienten der exponentiellen Anpassung für unterschiedliche Ionentypen. Die durchgehenden Linien sind die Resultate einer in der Energie linearen Anpassung an die Koeffizienten eines Ionentyps. Die gestrichelte Linie ist eine Ausgleichsgerade durch die Messreihe mit q=9. Aus der oben gezeigten Darstellung kann man den folgenden Schluss ziehen: Innerhalb eines Ionentyps wächst der Koeffizient des Exponenten offenbar linear mit 69 Energie- und Ladungsabhängigkeit der Energie und hat dabei einen negativen Offset. Die Werte zu q = 9 fügen sich hierbei wie Werte einer Messreihe mit q = 9 zwischen die Messreihen zu q = 7 und q = 13 ein. Die unterschiedliche Ionenmasse hat offensichtlich kein Einfluss auf das Transmissionsverhalten eines Projektils. Prinzipiell ist dies nicht überraschend, da die hier beschriebenen Effekte auf der Elektrostatik beruhen und somit Massenunabhängig sind. Es zeigt aber, dass keine signifikanten Abhängigkeiten bestehen, die nicht durch elektrostatische Felder beschrieben werden und in ihren Auswirkungen über den Rahmen der Messgenauigkeit hinausgehen. Zusammenfassend kann hier schon gesagt werden, dass alle gezeigten Messreihen prinzipiell dem in Gleichung (5.10) beschriebenen Verhalten folgen. Allerdings wird der sich hier ergebende negative Wert für λ (Ep= 0), der dem Parameter cs in Gleichung (5.10) entsprecht, anschließend an die Untersuchung zur Ladungsabhängigkeit noch einmal genauer diskutiert werden müssen. 7.3. Ladungsabhängigkeit der Transmission Anhand der vorhergehend durchgeführten Untersuchungen an Kapillartyp 3 zur Winkelabhängigkeit der Transmission sowie zu deren Energieabhängigkeit kann nun auch die Abhängigkeit der Transmission vom Ladungszustand des Projektils analysiert werden. Hierzu wird zunächst eine Auswertung der Messreihen bezüglich ihrer Ladungsabhängigkeit durchgeführt. Aus den in Kapitel 7.2 gezeigten Daten zur Abhängigkeit des Parameters λ von der Projektilenergie kann zunächst folgendes geschlossen werden. Die Funktion, die den Anstieg von λ bei konstanter Ladung beschreibt, scheint in ihrer Steigung umgekehrt proportional zur Ladung zu sein. Ein entsprechendes Verhalten wird zudem durch das Modell und seiner Interpretation nach Gleichung (5.10) vorhergesagt. Um eine Überprüfung auf die so vorhergesagten Zusammenhänge durchzuführen wird im Folgenden eine Analyse der Koeffizienten λ durchgeführt. Auf die Analyse der einzelnen Messreihen bezüglich ihrer Ladungsabhängigkeit wird deshalb zunächst verzichtet. Da die Linearität des Anstieges von λ mit der Projektilenergie im vorhergehenden Kapitel belegt wurde, wird diese ebenfalls in der Analyse mit berücksichtigt. Hierzu wird der Koeffizient λ als Funktion des Quotienten aus Projektilenergie Ep und der Projektilladung qIon aufgetragen und der Verlauf in Abhängigkeit dieses Quotienten analysiert. In der folgenden Abbildung 7.16 ist nun der Zusammenhang der einzelnen Koeffizienten λ und dem Quotienten E/qIon dargestellt. 70 Energie- und Ladungsabhängigkeit 7+ Ne 9+ 9+ Ne ;Ar 13+ Ar 25+ Xe 800 700 Coefficient λ 600 500 400 300 Model: Line Equation: y = A + B*x Weighting: Instrumental Chi^2/DoF = 3.53013 R^2 = 0.99058 A -95.43751 ± 11.1291 B 0.53506 ± 0.0165 200 100 0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Energy/Charge (V) Abbildung 7.16: Darstellung der Ladungsabhängigkeit des Koeffizienten λ für alle in dieser Arbeit benutzten Energien Ep und Ladungszustände qIon. Aus der oben gezeigten Darstellung ist ersichtlich, dass alle in den entsprechenden Messreihen bestimmten Koeffizienten λ innerhalb der Fehlergrenzen einem linearen Zusammenhang mit dem Quotienten Ep/qIon folgen. Innerhalb der in Abbildung 7.16 gezeigten linearen Anpassung an die Werte für den Koeffizienten λ ergaben sich folgenden freien Parameter A und B in einer linearen Funktion λ(E/qIon) = A + B·E/qIon: A= -130 ± 11 und B= 0,57 ± 0,016 V-1 Hierbei ist, wie schon in Kapitel 7.2, der negative Wert für λ(Ep=0) mit -130 physikalisch noch sehr unverständlich. Dieser sollte, da er in der Theorie zunächst als positive Größe eines Verlustterms im Führungsbereich eingeführt wurde, positiv bleiben. Ein negativer Wert für cs entspräche in dieser Interpretation eines positiv definierten Verlustterms einer Verstärkung des Ionenstromes und somit zunächst einem physikalisch nicht sinnvollen Ergebnis. Diesem Ergebnis nach müssten die Kapillaren mit dieser Interpretation des Parameters cs Ionen produzieren um den Ionenstrom innerhalb der Kapillare zu verstärken. Aus diesem Grund findet im Anschlusskapitel eine detailliertere Betrachtung des Parameters cs statt, um eine physikalisch sinnvolle Interpretation des Ergebnisses dieser Auswertung zu erhalten. 71 Energie- und Ladungsabhängigkeit 7.4. Diskussion der bisherigen Ergebnisse Aufgrund des sich in Abbildung 7.16 ergebenden Zusammenhangs zwischen dem Koeffizienten λ und dem Quotienten Ep/qIon kann man an dieser Stelle folgende für das Verständnis der Ionenführung durch Kapillare in PET sehr wichtigen Schlussfolgerungen ziehen. Es ist eine Anpassung an alle Messungen mit unterschiedlichsten Parametern bezüglich des Ladungszustandes qIon, der Projektilmasse MIon sowie der Ionenenergie Ep mit einem Satz von freien Parametern möglich. Diese Tatsache zeigt, dass die Ablenkfelder im Streubereich für alle untersuchten Parameter im Wesentlichen gleich sind. Dasselbe gilt für den Einfluss des Führungsbereichs auf die Transmission. Dies folgert aus der Struktur der Gleichung (5.10), in der der Quotient Ce /Q(t=¶) dem Parameter A entspricht und cs dem Parameter B. Da der Quotient Ce /Q(t=¶) aber nur über die Kondensatorgleichung innerhalb der Gleichung (5.10) einfloss und hierbei die Spannung U¶ des Streupotentials ersetzte, ist diese somit im hier untersuchten Bereich von Projektilenergie und Projektladung konstant. Ebenfalls ohne merklichen Einfluss auf dieses Potential ist somit auch der jeweilige Anstellwinkel Ψ. Es scheint sich somit in jedem hier untersuchten Fall ein universelles, zumindest für den Kapillarfolientyp spezifisches Potential innerhalb des Streubereiches einzustellen. Die Gleichheit der Koeffizienten λ in Kapitel 6.2, Abbildung 6.4 bei der Vergleichsmessung zwischen Kapillartyp 3 und Kapillartyp 4 deutet zusätzlich auf eine Unabhängigkeit von der Kapillardichte hin. Zur Bestätigung dieser Vermutung sind aber entsprechende Messreihen mit unterschiedlichen Dichten und den in diesem Kapitel variierten Parametern Projektilenergie und Ladungszustand notwendig. Diese können aber mit der hier verwendeten Apparatur aus schon früher erwähnten Gründen nur bedingt durchgeführt werden. Der sich in der Untersuchung ergebende negative Wert für λ(Ep=0) stellt hier zunächst einen Widerspruch zur in der Theorie eingeführten positiv definierten Größe cs dar. Dies führt im Folgenden zu einer erweiterten Interpretation des Faktors cs. Führt man zunächst aus empirischen Gründen ein Schwellenpotential Us ein, welches die Ionen in axialer Richtung ebenfalls abbremst, so führt dies zu folgender Gleichung: ⎧⎪ ⎛ C e E p U ⎛ + ⎜ as − s f p ( t ) = f g0 e x p ⎨ − ⎜ ( ) k ⎝ ⎩⎪ ⎝ q Io n Q t ⎫⎪ ⎞⎞ 2 ⎟ ⎟ sin Ψ ⎬ ⎠⎠ ⎭⎪ (7 .3 ) In dieser Interpretation entspricht der Wert as einem reinen Verlustterm innerhalb des Führungsbereiches nach Kapitel 5.1.3. Die hier zusätzlich eingeführte Konstante k dient zunächst nur der Normierung. Die Summe aus as und Us /k ergibt nun den ursprünglich eingeführten Parameter cs. Eine genauere Betrachtung der Potentialdarstellung in Abbildung 5.2 gibt einen Erklärungsansatz für dieses empirisch begründete zusätzliche Potential. Das in die Kapillare eintretende Ion bewegt sich nicht übergangslos in ein homogenes zur Kapillarachse senkrechtes elektrisches Feld hinein, sondern läuft gegen einen Potentialhang an. Dieser beeinflusst sowohl die zur Kapillarachse senkrechte Geschwindigkeitskomponente v⊥ als auch die zur Achse parallele Komponente. Die Geschwindigkeitskomponente parallel zur Kapillarwand wird daher ebenfalls 72 Energie- und Ladungsabhängigkeit reduziert, da sich das Ion auch in dieser Richtung in das Potential der Streuladungen hineinbewegt. Dies kann im Extremfall sehr langsamer Ionen sogar zur vollständigen Abbremsung der Ionen im Streufeld parallel zur Kapillarachse führen. In diesem Fall sollte die Transmission aufgrund der geringen kinetischen Energie der Ionen, welche nicht ausreicht den Potentialwall zu überwinden, zusammenbrechen. Dieser Grenzfall der totalen Abbremsung kann sogar in Abbildung 7.16 direkt abgelesen werden, da in diesem Fall der Koeffizient λ den physikalisch nicht sinnvollen Bereich mit λ<0 erreicht. Die Normierungskonstante in (7.3) war nur notwendig, um einen dimensionslosen Term im Exponenten zu erhalten. Der einfacheren Darstellung wegen, wird im Folgenden der Quotient Us /k ersetzt durch ein dimensionsloses Referenzpotential us. Diese führt zu folgenden Zusammenhang zwischen dem Exponenten λ und den Parametern des Koeffizienten im Exponenten der Gleichung (7.3): λ= Ep 1 Us − + cs qIon U ∞ k ⇔λ = Ep 1 − u s + cs qIon U ∞ (7.4) Die Form der Gleichung (7.4) hat somit wieder die gleiche formale Struktur wie Gleichung (5.10). Der Term proportional zu Ep/qIon bleibt erhalten und der Term unabhängig von Ep/qIon wird um die Potentialgröße us ergänzt. Somit entspricht der ermittelte Wert B weiterhin dem Reziprokwert der Ablenkspannung U¶ und die ermittelte konstante A entspricht dem Wert cs, welcher sich seinerseits aus der Differenz aus as und us zusammensetzt. Aufgrund der hier angestellten Überlegungen lassen sich die entsprechenden Werte für U¶ , us und as nun aus den Werten für A und B bestimmen. Sie ergeben sich zu: U ∞ = 1/ B = 1,75 V as − us = A = −130 Da über die Größen us und as Aufgrund der Lösungen nach Abbildung 7.16 nur eine gemeinsame Aussage gemacht werden kann, wird im Folgenden eine Abschätzung über den physikalisch sinnvollen Lösungsraum dieser beiden Parameter gemacht. Da as als positiv definierter Verlustterm eingeführt wurde gilt: 0 ≤ as = A + us = −130 + us ⇒ us ≥ 130 Ein Hinweis auf einen verschwindend geringen Verlust im Gleichgewichtszustand der Transmission ist der folgende. Träten im Gleichgewicht maßgebliche Verluste im Führungsbereich auf, so müssten die daraus resultierenden Aufladungen, aufgrund der angenommenen nichtlinearen Entladungscharakteristik, vergleichbare Werte zur Aufladung des Streubereiches erreichen. Die Zeitkonstante der Aufladung des Führungsbereiches wäre zwar erheblich länger, da die Aufladungsströme deutlich geringer sind, aber die gleiche Aufladung würde trotzdem erreicht. Dies legt auch von dieser Betrachtungsweise her die Schlussfolgerung nahe, dass die Verluste im 73 Energie- und Ladungsabhängigkeit Führungsbereich so gering sein müssen, dass selbst die sehr kleine Leitfähigkeit σl0 bei schwachen oder abwesenden Feldern immer noch ausreicht, die Ladungen schnell genug abzuführen. Dies lässt nur den Schluss zu, dass der Wert für us aufgrund des als klein anzunehmenden as in der Größenordnung des Wertes für –A liegt. 74 Zeitabhängigkeit der Transmission 8. Zeitabhängigkeit der Transmission In den beiden vorhergehenden Kapiteln wurden ausschließlich Gleichgewichtseffekte untersucht. Dies bedeutet, dass ein Gleichgewicht zwischen Ladungsfluss in die Ladungsverteilung des Eingangsbereiches und dem Ladungsabfluss aus diesem Bereich besteht. In diesem Fall wird die Änderung der Gesamtladung in Gleichung (5.1) identisch zu Null und aus der rechten Seite von (5.1) folgt Jp = Jin-Jd. Im hier folgenden Abschnitt werden die dynamischen Effekte der Transmissionsentwicklung diskutiert. Dies beinhaltet im speziellen den zeitabhängigen Aufbau der Transmissionsprofile. Hierbei werden sowohl die Ergebnisse mit Ψ > 0° berücksichtigt, als auch die Ergebnisse zu Ψ = 0°, da auch in diesen Fällen zeitabhängige Effekte auftreten. Für Ψ = 0° geht es speziell um den Aufbau der Profilform, welche auch in diesem Sonderfall, aufgrund kleiner Anstellwinkel der Kapillare, eine zeitliche Entwicklung durchläuft. Anschließend wird aufgrund der Profilentwicklung unter Anstellwinkeln Ψ > 0° eine Charakterisierung des Entladungsstromes durchgeführt. Diese zeigt, dass die Entladung tatsächlich dem in Kapitel 5 gezeigten nichtlinearen Verhalten in der Abhängigkeit von der deponierten Ladung im Eingangsbereich folgt. Dies ist insofern notwendig, da der Leitungsmechanismus aus Kapitel 5 zunächst aus den Zusammenhängen der Mechanismen in Nichtleitern beim Anlegen äußerer Felder geschlossen wurde. Hierbei wurden jedoch mögliche Effekte aufgrund einer Selbstorganisation des Leitungsmechanismus nicht berücksichtigt. 8.1. Zeitliche Entwicklung der Transmissionsprofile 8.1.1. Entwicklung der Transmission ohne Anstellung Wie schon in Kapitel 4 diskutiert, zeigten die Transmissionswerte im Falle der Kapillarfolien vom Typ 1 und 2 eine zeitliche Entwicklung analog zur Beladung eines Kondensators. Entsprechende Darstellungen wurden in den Abbildungen 4.3 und 4.5 zu gezeigt. Dies führte zu der Annahme des Aufbaues eines Ablenkfeldes innerhalb der Kapillare, wobei der Transmissionsstrom als Maß der Aufladung aufgefasst werden konnte. Hierbei wurde zunächst ein zeitlicher Versatz des Einsetzens der Transmission aufgrund der minimal notwendigen Aufladung zur Ablenkung eines Bruchteiles des Ionenstromes erwartet. Dies bestätigte sich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Der in diesen Messungen auftretende Effekt des sofortigen Einsetzens einer Transmission resultiert aus der in den vorhergehenden Kapiteln schon intensiv erörterte Winkelverteilung der Kapillare innerhalb der Folien von Typ 1 und 2. Aus dieser Winkelverteilung ergibt sich schon bei kleinsten Aufladungen ein Bruchteil an Kapillaren, für den die Führungsbedingungen erfüllt sind. In den hier sich hier anschließenden Untersuchungen wurden zum Ausschluss des oben genannten Effektes nur Kapillarfolien mit einer wesentlich schmaleren Winkelverteilung der Kapillaren benutzt. In Kapitel 6 wurde zudem gezeigt, dass Kapillartyp 4 eine deutlich prägnantere Profilausbildung aufgrund der wesentlich schmaleren Profile für Ψ = 0° im Vergleich zu Kapillartyp 3 zeigt. Daher wird zur 75 Zeitabhängigkeit der Transmission besseren Beobachtbarkeit der Profilentwicklung ausschließlich dieser Kapillartyp in der folgenden Untersuchung benutzt. Aufgrund der Ergebnisse aus Kapitel 7 wurde ebenso auf eine Variation von Projektilenergie und Ladungszustand nicht durchgeführt. Nach den dort gezeigten Resultaten ist eine Skalierung zwischen einzelnen Messreihen mit variierter Energie bzw. Ladung über den Quotienten Ep/qIon möglich. In den folgenden Untersuchungen wird deshalb durchgehend Ne7+ bei einer Projektilenergie von 3 keV benutzt. Abbildung 8.1 zeigt die zeitliche Entwicklung des Strahlprofils für Ψ = 0° bei einem Strahlstrom von 100 pA. Rel. Intensity (Counts/nC) t=0 min t=40 min t=80 min t=230 min 4 10 3 10 -5 0 5 -5 0 5 -5 0 5 -5 Observation Angle (deg) 0 5 Abbildung 8.1: Darstellung der zeitlichen Profilentwicklung für Ψ = 0° bei einem Strahlstrom von 100 pA mit Ne7+ bei 3 keV als Projektil. In der obigen Darstellung ist eine deutliche Zunahme der Profilbreite mit einer dazu unproportionalen Abnahme der Maximaltransmission zu erkennen. Die Halbwertsbreite des Transmissionsprofils für t = 0 liegt hierbei sogar unter dem Wert von 1,1°, welcher sich aus dem Aspektwinkel der Kapillare mit einem Durchmesser von 200 nm ergibt. Dieser Effekt kann aber auf eine geringfügige Schrägstellung des Targets zurückgeführt werden. Eine solche geringfügige Unsicherheit in der Einstellung der Nullposition des Targets ist selbst mit der in Kapitel 3.6.2 vorgestellten Methode zur Ausrichtung der Probe nicht zu vermeiden. Daher ist der Winkelbereich unter dem Ionen ohne Wechselwirkung mit der Kapillarwand die Kapillare passieren können generell kleiner als der geometrisch bestimmte Winkel des Aspektverhältnisses. Aufgrund der in Kapitel 6 und 7 bestimmten Halbwertsbreite des Transmissions- 76 Zeitabhängigkeit der Transmission Width (DEG) Maximum Height (Counts/nC) vermögens unterscheidet sich die Transmission im später eintretenden Gleichgewicht im Allgemeinen nicht messbar von der Transmission ohne eine solche sehr geringe Verkippung des Targets. Dies bedeutet, dass die für einen solchen Fall bestimmte Normierung der Ausbeuten ebenfalls nur einen zusätzlichen, meistens sogar im Rahmen der Messgenauigkeit nicht nachweisbaren, Fehler enthält. 4 10 3 10 3 2 1 Yield (Arb.Units) 0 5 10 4 10 3 10 0 50 100 150 Time (min) 200 250 Abbildung 8.2: Verläufe der Maximaltransmission, der Halbwertsbreite des Transmissionsprofils sowie der Ausbeute der Transmission für Ψ = 0° bei einem Strahlstrom von 100 pA mit Ne7+ bei 3 keV als Projektil. 77 Zeitabhängigkeit der Transmission In Abbildung 8.2 ist der Verlauf der Maximaltransmission, der Profilbreite sowie der Ausbeute in Abhängigkeit der Bestrahlungsdauer mit Ne7+ bei 3 keV dargestellt. Es ist zu erkennen, dass weder die Maximaltransmission noch die Halbwertsbreite monoton über den gesamten Messzeitraum verlaufen. In beiden Fällen tritt jeweils bei etwa t = 15 min ein Wechsel im Monotonieverhalten auf. Hier sei ausdrücklich vermerkt, dass es sich es sich in diesem Fall um ein Phänomen handelt, dass mehr oder weniger stark in fast allen Transmissionsentwicklungen unter Ψ = 0° auftritt. Dies lässt in diesem Zusammenhang auf die Überlagerung von 2 oder mehr Effekten zur Transmissionserhöhung durch die Ablagerung von Ladungen innerhalb der Kapillare schließen. Der sehr schnelle Anstieg zu Beginn der Transmissionsentwicklung lässt sich als ein Führungseffekt zur Überwindung der minimalen Schrägstellung der Kapillare deuten. Der zweite sich an diese Entwicklung anschließende Effekt hat eine wesentlich größere Zeitkonstante. In diesem Fall kann man aufgrund der relativ großen Zeitkonstanten annehmen, dass dieser Anstieg auf allgemeine Organisationseffekte der Felder innerhalb der Kapillare beruht. Diese stammen aus der Ablagerung von Ladungen an Unebenheiten der Kapillarwand. Diese Unebenheiten würden ohne den Aufbau von kompensierenden Ablenkfeldern die effektive Öffnungsfläche der Kapillare reduzieren. Die Verluste an diesen Unregelmäßigkeiten der Kapillare können aber durch den sukzessiven Aufbau lokaler Ablenkfeldern teilweise kompensiert werden. Somit kommt es nach Abschluss dieser Organisationsprozesse zu einem Rückgewinn an Transmission aus der zunächst von der Transmission ausgeschlossenen Öffnungsfläche. Dies erklärt auch den kurzen Einbruch in der Gesamttransmission, da während des Aufbaus der Kompensationsfelder auch die zu Beginn völlig unbeeinflussten Ionen so abgelenkt werden können, so dass sie zwischenzeitlichen der Transmission verloren gehen. Dieses Phänomen ist ebenso wie der gesamte Aufbau von Umlenkfeldern im Eingangsbereich ein völlig selbst organisierender Effekt. Bei größeren Strahlströmen um etwa 1 nA ist aufgrund des schnellen Anstiegs in der Ausbeute der kurzzeitige sich hier anschließende Abfall nur noch als „Überschwinger“ in der Anstiegskurve erkennbar. 8.1.2. Entwicklung der Transmission mit Anstellung Nachdem, wie hier beschrieben, die maximale Transmission für einen bestimmten Strahlstrom bestimmt wurde, kann nun die zeitliche Entwicklung der Transmission unter einem Anstellwinkel Ψ > 0° bestimmt werden. Um für die anschließende Normierung möglichst nur einen Effekt aufgrund des Aufbaus der Ladung im Eingangsbereich zu beobachten, wird bei der Untersuchung wie im Folgenden beschrieben vorgegangen. Zuerst findet eine Bestrahlung für Ψ = 0°, wie vorhergehend beschrieben, statt um zumindest die Organisationsprozesse im Mittel- und Endbereich der Kapillare abzuschließen. Somit sollten diese Prozesse nach ändern der Bestrahlungsrichtung keinen großen Einfluss auf die Transmissionsentwicklung haben. Hierbei wird weiterhin von der Annahme ausgegangen, dass die dort abgelagerten Ladungen lokal begrenzt und relativ gering sind, da sie im Allgemeinen keine zu großen Felder produzieren dürfen. Aufgrund dieser Annahme kleiner Felder wird auch der Entladungsstrom für die Ladungen nur verschwindend gering bleiben, so dass die Ladungen über lange Zeiträume an ihre Positionen gebunden bleiben. Da die Ionen aber sowohl im Fall für Ψ = 0° als auch im Fall von Ψ > 0° im Führungsbereich keine Information mehr über die ursprüngliche Richtung besitzen, sind die nötigen 78 Zeitabhängigkeit der Transmission Kompensationsfelder für Unregelmäßigkeiten im Führungsbereich gleich und schon durch die Bestrahlung unter Ψ = 0° erzeugt worden. Nun wird das Target um den Anstellwinkel Ψ ohne Bestrahlung mit möglichst geringem Zeitverlust gedreht. Nach dem erneuten Zuschalten des Ionenstrahls wird sofort wieder mit der Aufnahme von Strahlprofilen begonnen. Hierbei wurde die in den vorhergehenden Kapiteln übliche Schrittweise von 0,1° pro Messpunkt und Sekunde auf 0,2° pro Sekunde und Messpunkt angehoben um die Profildarstellung in kürzeren Zeiträumen zu erhalten. Auf diese Weise benötigte ein Scanndurchgang etwa 2 Minute einschließlich des Abspeichervorgangs der Messdaten. Jedes der so aufgenommenen Profile entspricht aufgrund des eben genannten Zeitrahmens einer Mittelung der Transmission über einen Zeitraum von ± 1 Minute. Eine höhere zeitliche Auflösung ist aufgrund der notwendigen Zeiträume zur Datenaufnahme mit entsprechend guter Statistik nicht möglich. Relative Intensity (Counts/nC) Abbildung 8.3 zeigt entsprechende Profile für Ψ = 5° bei einem Strahlstrom von 100 pA über den gesamten Messzeitraum verteilt. t=6 min 10 t=20 min t=40 min t=140 min 0 -1 10 -2 10 -3 10 0 5 10 0 5 10 0 5 10 0 Observation Angle (deg) 5 10 Abbildung 8.3: Darstellung der zeitlichen Profilentwicklung für Ψ = 5° bei einem Strahlstrom von 100 pA mit Ne7+ bei 3 keV als Projektil. Die hier zuerst gezeigte Darstellung eines Transmissionsprofils für t = 6 Minuten entspricht dem ersten Scanndurchgang, in dem ein Transmissionsprofil messbar war. Hierüber wird der Startpunkt einer einsetzenden Transmission festgelegt. Dies verzögerte Einsetzen der Transmission entspricht genau dem Effekt, der mit den Kapillaren vom Typ 1 und 2 nicht erkennbar war, da er von einer Transmission durch Kapillare mit einer Anstellung kleiner als dem Anstellwinkel der Folie überlagert war. 79 Zeitabhängigkeit der Transmission Width (DEG) Maximum Height (Counts/nC) Zur genaueren Beurteilung der Entwicklung des Transmissionsprofils werden in Abbildung 8.4 wieder die Werte der Maximaltransmission, der Halbwertsbreite des Transmissionsprofils sowie der Ausbeute für den Fall der Bestrahlung mit 3 keV Ne7+ und einer Stromstärke von 100 pA dargestellt. 3 10 2 10 3 2 1 0 Yield (Arb.Units) 4 10 3 10 2 10 1 10 0 50 100 Time (min) Abbildung 8.4: Verläufe der Maximaltransmission, der Halbwertsbreite des Transmissionsprofils sowie der Ausbeute der Transmission für Ψ = 5° bei einem Strahlstrom von 100 pA mit Ne7+ bei 3 keV als Projektil. Die 80 150 Zeitabhängigkeit der Transmission Kurve in der Darstellung der Ausbeute entspricht einer exponentiellen Anpassung an die Datenpunkte. Wie aus Abbildung 8.4 deutlich hervorgeht, genügt in diesem Fall eine exponentielle Anpassung mit einer Zeitkonstanten um die Daten in 1. Näherung zufrieden stellend wiederzugeben. Es ist bei t = 20 Minuten zwar immer noch eine Variation in den Daten um die Anpassungskurve erkennbar, diese ist aber bei weitem nicht so prägnant wie im Fall von Ψ = 0. Die Abbildung 8.4 gezeigte Anpassung an die Datenpunkte der Ausbeute erfolgte mit einer Funktion der folgenden Form: ( Y = Y∞ 1 − e − (t − t s ) / τ c ) (8 .1 ) In dieser Gleichung steht Y¶ für die Endausbeute der Transmission für tض unter dem Anstellwinkel Ψ, ts ist der Zeitpunkt des messbaren Einsetzens der Transmission und τc ist die charakteristische Zeitkonstante des Transmissionsanstiegs. Transmitted Fraction 10 10 -1 10 -2 10 -1 10 -2 via PET, Ψ =5° -1 10 -2 I = 500 pA I = 1 nA 0 10 -1 10 -2 I = 100 pA I = 200 pA 0 10 10 7+ 0 10 10 3keV Ne 0 0 10 20 30 Time (min) 40 Abbildung 8.5: Die Entwicklung der normierten Ausbeuten der Transmission von Ne7+ bei 3keV. Dargestellt sind die zeitlichen Verläufe für Targetströme zwischen 81 Zeitabhängigkeit der Transmission 100 pA und 1 nA. Die Kurven repräsentieren den exponentiellen Anstieg nach Gleichung (8.1) Abbildung 8.5 zeigt die Datenreihen der Vergleichsmessungen für einen Targetstrom zwischen 100 pA und 1nA und einem Anstellwinkel von Ψ = 5°. Die Ausbeute der wurde in diesen Fällen auf die Maximalausbeute bei Ψ = 0° normiert, um die einzelnen Serien bei variierender Maximaltransmission besser miteinander vergleichen zu können. Wendet man in dieser Darstellung Gleichung (8.1) als Anpassung an die Datenpunkte, an ergibt der sich daraus resultierende Wert für Y¶ den Bruchteil an der Gesamttransmission, der hier erreicht wird. Deutlich zu erkennen ist hierbei sowohl das frühere Einsetzen der Transmission mit steigendem Targetstrom als auch der schnellere Anstieg auf den Maximalwert. Abbildung 8.6 zeigt den verlauf der in dieser Messreihe jeweils erreichten Transmissionsgrad in Abhängigkeit vom Targetstrom. 7+ 3 keV Ne via PET, Ψ=5° Transmitted Fraction 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 Current (nA) Abbildung 8.6: Darstellung der Transmissionsgrade von 3 keV Ne7+ bei einem Anstellwinkel von Ψ=5° in Abhängigkeit vom Targetstrom. Wie in Abbildung 8.6 deutlich zu erkennen ist, sind die Transmissionsgrade im Rahmen der Messgenauigkeit unabhängig vom Strahlstrom. Aus den zuvor analysierten Datenreihen lassen sich die Parameter ts und τc zu folgenden Werten bestimmen. 82 Zeitabhängigkeit der Transmission Tabelle 8.1: Die Werte für ts, τc sowie eines im Anschluss definierten Referenzwertes einer Messreihe mit Strömen J0 zwischen 100 pA und 1 nA. Strom (pA) ts (min) τc (min) (ts+ τc)J0 (nA·min) 100 5 43,5 4.850 200 2,3 24 5.260 500 0,9 10,5 5.700 1000 0,5 5,4 5.900 Aus den somit gewonnen Daten für den Startzeitpunkt der Transmission und der Zeitkonstanten des Transmissionsanstieges kann man einen Vergleichswert zu der in der Kapillare abgelagerten Ladung gewinnen. Das Verfahren hierzu wird im nun folgenden Kapitel erläutert. 8.2. Bestimmung der Entladungscharakteristik Zur Bestimmung der Entladungscharakteristik der Aufladung im Eingangsbereich der Kapillare wird die stromabhängige Ladung in dieser Region als skalierende Größe einer Entladung benutzt. Da nach Gleichung (5.1) für den stationären Endzustand der Transmission die Differenz aus Eingangsstrom Jin und dem Transmissionsstrom Jp gleich dem Entladungsstrom aus durch den Aufladungsbereich ist, muss dieser Strom in Abhängigweit von der Aufladung des Eingangsbereiches bestimmt werden. Ein Maß für die Aufladung erhält man durch die sich hier anschließende Überlegung: Im Folgenden wird die Ablagerung im Eingangsbereich durch eine einfache Näherung abgeschätzt. Die im Eingangsbereich der Kapillare abgelagerte Ladung wird zunächst als Produkt des Gesamtstroms mit einem Zeitintervall aus (ts+ τc) betrachtet. In dieser Näherung werden die beiden im Folgenden beschriebenen Fehler als etwa von gleicher Größe betrachtet. Der erste auftretende Fehler in dieser Abschätzung ist der Verlust an Ladung im Eingangsbereich aufgrund des einsetzenden Ladungsabflusses. Der zweite Fehler in der Abschätzung geschieht aufgrund des Abbruches der Aufsummierung von Ladungen bei tf=(ts+ τc), da nach diesem Zeitpunkt immer noch ein Bruchteil des Gesamtstromes in den Eingangsbereich einfließt. Da beide Effekte gegensätzliche Auswirkungen auf die Aufladung des Eingangsbereiches haben aber vom Betrag her als etwa gleich betrachtet werden, ergibt sich die daraus resultierende Gesamtladung des Eingangsbereiches zu Q T o ta l = J in ( t s + τ c ) (8 .2 ) Der hierbei vernachlässigte Entladungsstrom für t<tf=(ts+τc) hat in dieser Näherung einen Verlauf der über die folgende Gleichung wiedergegeben wird: 83 Zeitabhängigkeit der Transmission , fü r t < ( t s + τ c ) ⎧ 0 Jd = ⎨ ⎩ J in − J p , fü r t ≥ ( t s + τ c ) (8 .3 ) Die hier gemachte Abschätzung liefert zwar keinen konkreten Endwert für Q(t=¶) im Eingangsbereich, sollte aber im Falle einer Entladungsstromabhängigkeit wie sie in Gleichung (5.8) mit Jd = Q (t ) ⎧⎪ exp ⎨ ⎩⎪ Q (t ) Qd ⎫⎪ ⎬ ⎭⎪ für den Entladungsstrom τd aufgrund bekannter Leitungsprozesse bei hohen Feldern angesetzt wurde Näherungsweise vergleichbare Werte liefern. Um die Ladungen innerhalb der Kapillare nach der zuvor beschriebenen Vorgehensweise zu erhalten, muss noch der Ionenstrom pro Kapillare bestimmt werden. Ausgehend vom gemessenen Targetstrom I0 in Nanoampere, einem Strahldurchmesser etwa 1,5 mm und einem Kapillardurchmesser von 200 nm erhält man einen Strom von 105 Elementarladungen/Sekunde in jeder Kapillare, bzw. von 6300 e/min pro Kapillare. Aus den bereits in Tabelle 8.1 aufgeführten Werten für die Ladung QTotal lässt sich die deponierten Ladungen in Abhängig vom Targetstrom darstellen. 7+ 3 keV Ne via PET D=200nm at 5° tilt angle 50 3 Deposited Charge (10 e) 40 30 20 IP = 200 pA IP = 1 nA IP = 500 pA IP = 100 pA 10 0 0 1 2 3 4 5 6 7 3 Iin (10 e/min) Abbildung 8.7: Darstellung der deponierten Ladung Abhängig vom Targetstrom für Ströme zwischen 100 pA und 1 nA. Die eingetragene Kurve dient der Veranschaulichung Wie aus der oben gezeigten Abbildung hervorgeht, steigt die deponierte Ladung im Eingangsbereich der Kapillare nicht linear mit dem Targetstrom, so wie es nach Gleichung (5.8) schon zu erwarten war. 84 Zeitabhängigkeit der Transmission Die Entladungscharakteristik ist aber noch wesentlich deutlicher in einer Darstellung des Entladungsstromes gegen die wie oben beschrieben bestimmte deponierte Ladung zu erkennen. Der Entladungsstrom skaliert nach Erreichen des Gleichgewichtszustandes im Rahmen der Messgenauigkeit über einen festen Proportionalitätsfaktor mit dem Eingangsstrom. Dies kann an dem von der Stromstärke unabhängigen Transmissionsgrad, wie es in Abbildung 8.6 gezeigt wird, abgelesen werden. Aus diesem Grund findet keine Umrechnung der Eingangsstromstärke in die Entladungsstromstärke für die folgende Abbildung statt. Da hier keine absoluten Größen angegeben werden sollen, sondern nur die Form der Entladungskurve bestimmt wird, ändert dies nichts am physikalischen Verständnis, welches durch Abbildung 8.8 vermittelt wird. 7+ 3 keV Ne via PET D=200nm at 5° tilt angle 8000 Discharge Current (e/min) 7000 IP=1 nA 6000 5000 4000 IP=500 pA 3000 2000 IP=200 pA 1000 IP=100 pA 0 10000 20000 30000 40000 Deposited Charge (e) Abbildung 8.8: Bestimmung der Entladungscharakteristik in Abhängigkeit von der deponierten Ladung im Eingangsbereich. Die Eingetragene Kurve entspricht einer Anpassung nach Gleichung (5.8). In der obigen Darstellung wird eine Anpassungskurve durch die nach der zuvor beschriebenen Herleitung erstellten Datenpunkte gelegt. Der zur in Abbildung 8.7 dargestellten Anpassung gehörende Parametersatz aus der Entladungsstromkonstanten τd und der charakteristischen Ladung Qd ergibt sich nach (5.8) zu: τd ≈ 1,8*108 s 79,25 e Qd ≈ Aus der vorhergehenden Diskussion geht hervor, dass die hier festgestellte Entladungscharakteristik im Rahmen der Messgenauigkeit mit dem theoretischen Modell einer Entladung nach dem Frenkel-Poole-Prozess übereinstimmt. Daher 85 Zeitabhängigkeit der Transmission können Effekte aufgrund eines sich selbst organisierenden Feldaufbaus innerhalb des Nichtleiters vernachlässigt werden. Diese Analyse bedeutet aber auch, dass Simulationen der Transmissionsvorgänge eine entsprechende nichtlineare Abhängigkeit enthalten müssen, um experimentelle Daten wie sie hier vorgestellt wurden, theoretisch wiedergeben zu können. Dann können auch, abgeleitet aus den hier experimentell bestimmten Gesetzmäßigkeiten und der entsprechenden theoretischen Behandlung, Voraussagen zu zukünftigen Experimenten und zu untersuchenden Effekten gemacht werden. Zurzeit scheitert eine solche Analyse an der sehr hohen Rechnerleistung, die eine Berücksichtigung dieses nichtlinearen Effektes mit sich bringt. Entsprechende Bemühungen, die Zeit der Rechenoperationen zur Lösung des Systems unter voller Berücksichtigung des an dieser Stelle experimentell bestätigten Entladungsmechanismus zu verkürzen, sind aber in Vorbereitung[Schie05]. Daher sollte in naher Zukunft eine aussagekräftige Simulation des Systems durchgeführt werden können. 86 Zusammenfassung und Ausblick 9. Zusammenfassung und Ausblick Innerhalb der hier vorliegenden Arbeit wurde das Transmissionsverhalten hochgeladener Ionen durch Nanokapillare in PET untersucht. Hierzu wurden Proben mit speziellen Eigenschaften bezüglich der Parallelität der Kapillaren hergestellt und charakterisiert. Die Transmission von hoch geladenen Ionen durch Nanokapillare konnte über einen weiten Bereich von Projektilenergie und Ladungszustand nachgewiesen werden. Das Modell zu diesem Phänomen, basierend auf ersten Messreihen vor dem Beginn der Arbeit, konnte in weiten Bereichen bestätigt bzw. ergänzt werden. Die einzelnen Resultate werden im Folgenden kurz dargestellt: Zunächst wurde die Transmission von Ionen bei dem ursprünglich benutzten Kapillartyp, über die zuvor benutzte Projektilenergie von 3 keV mit Ne7+ hinaus, bis zu einer Energie von 10 keV mit Einschränkungen nachgewiesen. Die gewonnen Erkenntnisse wurden mit dem bestehenden Modell verglichen und eine für diesen Kapillartyp notwendige Modifikation innerhalb des Modells durchgeführt. Aufgrund der Ergebnisse der Untersuchungen zur Energieabhängigkeit wurden die dort auftretenden Störeinflüsse analysiert. Als Ursache dafür wurde die Art der primären Bestrahlung durch Xe mit 100 MeV Projektilenergie nachgewiesen. Diese Bestrahlung verursacht eine Winkelverteilung der Kapillaren innerhalb der Folie, welche aufgrund der dadurch veränderten Transmissionsbedingungen gegenüber parallelen Kapillaren die Effekte hervorruft. Hierzu zählen eine deutlich größere Halbwertsbreite der Transmissionsprofile sowie das Auftreten einer signifikanten Abweichung zwischen der Position des Transmissionsmaximums und dem Anstellwinkel bei höheren Energien. Dies geschieht, da eine große Anzahl von Kapillaren mit geringerem Anstellwinkel aufgrund der günstigeren Transmissionsbedingungen die ursprünglich beobachte Transmission überlagern. Die Ursache der Profilverbreiterung ist hierbei nicht wie zuerst angenommen wurde auf eine direkte Transmission durch inklinierte Kapillare zurückzuführen. Viel stärker ist hierbei offenbar der Effekt durch die Beladung des Eingangsbereiches aufgrund einer großen Anzahl von Kapillaren, die selbst unter einem Anstellwinkel der Folie von Ψ = 0 eine so starke Inklination aufweisen, dass dort keine Transmission ohne Ablenkung mit der Kapillarwand möglich ist. Dies führt zu dem zuvor genannten Effekt der Aufladung vieler Kapillaren. Das hierbei erzeugte elektrische Feld verläuft zwischen der Ebene in der die stärkste Aufladung stattfindet und den metallisierten Oberflächen weitestgehend homogen. Der Gradient am Ausgang der Kapillare sorgt aber dort für einen Linseneffekt, welcher die nahezu parallele Transmission innerhalb der Kapillare aufweitet. Um diese Störeffekte zu vermeiden wurden zur Erzeugung der Ionenspuren Kryptonionen mit einer Energie von 250 MeV benutzt. Diese Änderung bewirkte eine deutliche Reduktion der Breite in der Winkelverteilung zu einem Wert der Halbwertsbreite kleiner als der Aspektwinkel der Kapillare. Eine Vergleichsuntersuchung mit den so erstellten Kapillaren zeigte eine deutliche Verbesserung der Transmissionseigenschaften bei höheren Energien, sowie die ebenfalls angestrebte Verminderung der Profilbreite. Mittels dieses Folientyps konnte 87 Zusammenfassung und Ausblick nun auch bei niedrigen Energien eine Winkelabhängigkeit der Profilbreite eindeutig nachgewiesen werden. Des Weiteren zeigte sich, dass die zuvor eingeführte Modifikation des Modells zur Beschreibung der Energieabhängigkeit überflüssig wurde. Dies ergibt sich aus der geringeren Breite der Winkelverteilung im Falle des neuen Folientyps. In den anschließenden Untersuchungen zur Energie- und Ladungsabhängigkeit der Transmission konnte diese noch bis zu einer Energie von 40 keV im Falle Xe25+ bei einem Anstellwinkel von 7° nachgewiesen werden. Hier ist nicht das Transmissionsmögen die Begrenzung der Anstellwinkel, sondern die Nachweisgrenze des Spektrometers bei entsprechend guter Statistik. Diese Einschränkung wird deshalb hingenommen, da aufgrund der gleichen Randwerte die zur Reduktion der Nachweisgrenze des Spektrometers führen, die Ortsauflösung wesentlich erhöht wird. Ein übergreifender Vergleich aller Messreihen zur Energie- und Ladungsabhängigkeit ergab, dass bei gleichem Kapillartyp alle Messreihen im Rahmen der Messgenauigkeit durch eine Skalierung mit dem Quotienten aus Projektilenergie zu Projektilladung ineinander überführt werden konnten. Dies ergibt sich aus dem Zusammenhang, dass die im Eingangsbereich der Kapillare auftretende Ladung für alle Energien, Projektilladungen und Anstellwinkel den gleichen Wert annimmt und somit ebenfalls das so erzeugte Feld für alle Parameterkombinationen. Anhand der zeitlichen Entwicklung der Transmission konnte die Entladungscharakteristik der Ladung im Eingangsbereich bestimmt werden. Diese Untersuchung wurde an einer Kapillarfolie niedriger Kapillardichte und geringer Winkelverteilung der Kapillaren innerhalb der Folie beispielhaft unter Ψ = 5° mit Ne7+ bei 3 keV durchgeführt. Es zeigte sich, dass durch die Selbstorganisation im Aufbau der Beladung und des damit verbundenen Feldes keine Abweichung vom Leitungsmechanismus bei einem hohen externen Feld im Rahmen der Messgenauigkeit auftritt. Dies kann somit als Grundlage zukünftiger Simulationen des Phänomens der geführten Transmission mit einbezogen werden und sollte zu einer wesentlich besseren Übereinstimmung zwischen den Simulationen und den vorliegenden experimentellen Ergebnissen führen. Die in dieser Arbeit vorgestellten Ergebnisse der Untersuchung zur geführten Transmission hochgeladener Ionen durch Nanokapillare in PET stellen somit eine breite Basis zur Beschreibung der Vorgänge innerhalb dieses Phänomens dar. Aus den hier dargestellten Resultaten ergeben sich Anregungen zu weiterführenden Experimenten: Die Ergebnisse zum Ladungsaufbau innerhalb des Eingangs der Kapillare und seines Einflusses auf die Defokusierung der Kapillare an der Folienrückseite lassen Spielraum für Spekulationen über eine mögliche Unterdrückung des defokusierenden Feldes. Aufgrund der nachgewiesenen Konstanz der Ladung im Eingang und der damit verbundenen Konstanz der Felder, kann man einen sich einen experimentellen Aufbau denken, bei dem Front- und Rückseite des Targets elektrisch getrennt sind. Die Frontseite wird weiterhin mit der Masse verbunden, die Rückseite kann aber mit einem variablen Feld angesteuert werden. Zudem sorgt man nun durch entsprechend 88 Zusammenfassung und Ausblick geschickt gewählte Geometrien dafür, dass dieses Feld bis zum Detektoreingang homogen oder sogar konstant bleibt. Bei entsprechender Vorspannung des Detektoreingangs muss eine Aufweitung des transmittierten Strahls aufgrund eines Feldgradienten senkrecht zur Flugbahn bei passender Feldstärke deutlich reduziert werden oder sogar völlig unterbleiben. Auf die gleiche Weise kann man Überlegungen für fokusierende Elemente in der niederenergetischen Ionenstrahloptik anstellen. Für den Fall, dass genügend Intensität von einer Ionenquelle über eine Strahlführung bis zum Experimentierplatz zur Verfügung gestellt werden kann, sollte mittels einer Folienanordnung geringer Einbaugröße die Dimensionierung des experimentellen Zubehörs wie z.B. elektrostatische Linsen oder Blenden deutlich reduziert werden können. Zudem entfällt ein deutlicher Umfang an entsprechenden Apparaturen zur Ansteuerung herkömmlicher Linsensysteme. Wie aus den aufgenommenen Ladungsspektren ersichtlich ist, findet innerhalb der Kapillare eine Selektion des jeweils höchsten Ladungszustandes statt, da niedrigere Ladungszustände die sich selbst einstellenden Transmissionsbedingungen nicht erfüllen. Die dadurch bedingte Reduktion solcher „Verunreinigungen“ kann ebenfalls am Experimentierplatz ausgenutzt werden, um die Güte der Transmission bezüglich der Reinheit des Ladungszustandes zu erhöhen. Im niederenergetischen Bereich der Ionenstrahlphysik wird eine Rekombination durch Ladungsaustausch mit Restgasatomen oder Molekülen immer wahrscheinlicher. Für einen solchen Fall kann man den Einfluss durch rekombinierte Ionen oder Atome durch das Einbringen einer Folie unter Verkippung und entsprechender Neupositionierung der Probe unterdrücken. 89 Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis: Abbildung 2.1: Molekularstruktur von Polyethylen Terephthalat, kurz PET, bekannt in der hier gezeigten biachsial orientierten und thermisch stabilisierten Version unter den Namen Mylar, Melinex oder Hostaphan. ........................................................................................10 Abbildung 2.2: Energieverluste von Gold, Xenon und Krypton in Mylar nach SRIM2003.........................................................................................12 Abbildung 2.3: Ionenenergie von Gold (370 MeV Startenergie), Xenon (100 MeV Startenergie) und Krypton (250 MeV Startenergie) in Mylar abhängig von der Eindringtiefe, nach SRIM2003 ............................12 Abbildung 2.4: Energieverlust von Gold (370 MeV Startenergie), Xenon (100 MeV Startenergie) und Krypton (250 MeV Startenergie) in Mylar abhängig von der Eindringtiefe, nach SRIM2003 ............................13 Abbildung 2.5: 3-dimensionale Darstellung der Kapillarausrichtungen in 10 µm starker Mylarfolie nach der Bestrahlung mit 100 MeV 129Xe (links) oder 250 MeV 84Kr (rechts) nach einer Bestrahlungssimulation mit SRIM2003.........................................................................................14 Abbildung 2.6: Verteilung der Kapillarausrichtungen in 10 µm starker Mylarfolie bei Bestrahlung mit 100 MeV Xenon (links) oder 250 MeV Krypton (rechts) nach einer Bestrahlungssimulation mit SRIM2003.............15 Abbildung 2.7: Darstellung der Ätzverhältnisse und Ätzgeschwindigkeiten nach [Trau95] ............................................................................................16 Abbildung 2.8: Veranschaulichung der Bedampfung mit Gold auf der Folienoberfläche und des daraus resultierenden Eindringens in die Kapillare (links) sowie der damit verbundenen Öffnungsveränderung (rechts) ..............................................................................................17 Abbildung 2.9: REM-Aufnahme einer Folie mit Kapillardurchmessern von 200 nm bei einer Goldschicht von ca. 20 nm und einer Kapillardichte von 1,2x108 cm-2 ......................................................................................18 Abbildung 2.10: REM-Aufnahme einer Folie mit Kapillardurchmessern von ca. 200 nm bei einer Goldschicht von ca. 20 nm und einer Kapillardichte von 4x106 cm-2 .........................................................................................19 Abbildung 3.1: Ladungsspektrum des aus dem Plasma extrahierten Ionenstrahls als Funktion der Dipolauslastung. Verwendet wurde Neon als Arbeitsgas und Sauerstoff als Supportgas. In Klammer sind mögliche Beimengungen weiterer Ionensorten zur primären Ionensorte (NeX+, X=4-8) aufgeführt. Zu beachten ist, dass die Beimengungen 90 Abbildungsverzeichnis vernachlässigbar klein sind aufgrund der geringen oder zum Teil nicht messbaren Intensität der entsprechenden Ionen mit ∆q=1.......21 Abbildung 3.2: Schematische Darstellung der Beschleunigeranlage für sehr langsame Ionen am ISL des HMI .....................................................................22 Abbildung 3.3: Potentialwahl für langsame Ionen am Beschleuniger für langsame Ionen am ISL des HMI .....................................................................23 Abbildung 3.4: Das Layout der UHV-Targetkammer im Bereich der Ionenstrahlexperimente.....................................................................24 Abbildung 3.5: Skizze des Ionenspektrometers. K = Kolimatorblende, Be und Bx = Eintritts- und Austrittsblende des Analysators, A = Ablenkplatte des Analysators, D = Diskriminatornetz, Ch = Channeltron ..................26 Abbildung 3.6: Darstellung des Strahlprofils mittels der Ströme am Faradaycup ohne und mit Optimierung der Strahlposition ...........................................28 Abbildung 3.6: Darstellung einer Messung zur Bestimmung der Orientierung der Kapillarfolie ......................................................................................29 Abbildung 4.1: Ladungsspektrum des transmittierten Ionenstrahls ohne Verkippung (Ψ=0°) und mit 5° Verkippung (Ψ=5°). Das Ionenspektrometer ist jeweils entlang der Kapillarachse ausgerichtet [Sto02]. ...................31 Abbildung 4.2: Transmissionsprofile für 3 keV Ne7+ durch eine mit Xenon bei 100 MeV bestrahlten PET-Folie. Die Anstellwinkel der Kapillarfolie wurden von -20° bis +20° variiert. Ebenfalls dargestellt ist die Referenzmessung an einer metallisierten Kapillarfolie des gleichen Typs bei 0° Verkippung gegenüber dem Ionenstrahl und 5° Verkippung [Sto02]. .........................................................................32 Abbildung 4.3: Darstellung des Transmissionsverhaltens unter Be- und Entladungsbedingungen der Kapillare mit 3 keV Ne7+ an der mit Xenon bei 100 MeV bestrahlten PET-Folie unter einem Anstellwinkeln von 10° und einem Ionenstrom während der Aufladung von 1 nA [Sto03a] ..........................................................33 Abbildung 4.4: Modell der geführten Transmission durch Nanokapillare ..................34 Abbildung 4.5: Be- und Entladecharakteristik für Kapillaren mit 100 nm (a) und 200 nm (b) Durchmesser. Als charakteristische Zeit für die Entladung wird der Zeitraum gewählt, in dem die Intensität der Transmission auf 1/e der maximalen Intensität abgefallen ist [Sto05a]..................35 Abbildung 5.1: Darstellung einiger charakteristischer Trajektorien der Ionen nach dem Eintritt in die Kapillare für den Fall des doppelten Ablenkwinkels (a), der Ablenkung parallel zur Kapillarachse (b) sowie des Verlustes des Ions an der Kapillarwand (c). Im unteren 91 Abbildungsverzeichnis Bereich ist der modellhafte Verlauf des Potentials U innerhalb der Kapillare abhängig von der Kapillartiefe l skizziert. ........................37 Abbildung 5.2: Skizze eines radialsymmetrischen Feldes Ug am Endbereich der Kapillare mit Kennzeichnung des Winkels α zwischen Kapillarachse und Bewegungsrichtung des Ions, sowie der einzelnen Geschwindigkeitskomponenten. .......................................................41 Abbildung 5.3: Darstellung der Winkelverteilungen der Kapillaren in der Folie und der Ionentransmission aufgrund der Defokusierung über ihre Halbwertsbreiten sc und sx. Ebenfalls sind der Winkel des räumlichen Auflösungsvermögens ΔΘSpek und der Aspektwinkel sKap in der Skizze verdeutlicht..................................................................45 Abbildung 7.1: Transmissionsprofile der Messungen mit Ne7+ an der Kapillarfolie vom Typ 1 für Projektilenergien zwischen 2 und 10 keV. ...............54 Abbildung 7.2: Darstellung der maximalen Intensitäten, der Halbwertsbreiten σt und der normierten Ausbeuten der Folien vom Typ 1 bei der Untersuchung mit Ne7+-Ionen bei 2 keV, 5 keV und 7 keV. Die Linen in den Darstellungen der Höhen und Breiten der Profile dienen der besseren Veranschaulichung. Die Kurven in den Darstellungen der relativen Ausbeuten stammen aus einer exponentiellen Anpassung nach Gleichung (5.2)......................................................55 Abbildung 7.3: Darstellung der Koeffizienten λ basierend auf einer Anpassung nach Gleichung (5.2). Die durchgezogene Kurve ist eine Anpassung an die Daten mittels einer Funktion proportional zu Ep2, die gestrichelte Kurve stellt eine lineare Anpassung an Ep dar..................................56 Abbildung 7.4: Vergleich der Transmissionsprofile mit Ψ=0 im Energiebereich zwischen 2 und 10 keV .....................................................................57 Abbildung 7.5: Vergleich der maximalen Intensitäten, der Halbwertsbreiten σt sowie der Ausbeuten Y für die Transmissionsprofile mit Ψ=0 im Energiebereich zwischen 2 keV und 10 keV bei einer Kapillarfolie vom Typ 1. Die durchgehende Linie in der Darstellung verdeutlicht den Mittelwert der Ausbeuten, die gestrichelten Linien dienen der Veranschaulichung der Darstellung..................................................58 Abbildung 7.6: Transmissionsprofile der Messungen mit Ne7+ an der Kapillarfolie Typ 3 für Projektilenergien zwischen 3 und 10 keV ........................60 Abbildung 7.7: Darstellung der maximalen Intensitäten, der Halbwertsbreiten σt und der normierten Ausbeuten der Folien vom Typ 3 bei der Untersuchung mit Ne7+-Ionen und einer Projektilenergie von 5 bis 10 keV. Die Linen in den Darstellungen der Höhen und Breiten der Profile dienen der Veranschaulichung. Die Kurven in den Darstellungen der relativen Ausbeuten stammen aus einer exponentiellen Anpassung nach Gleichung (5.2). ............................61 92 Abbildungsverzeichnis Abbildung 7.8: Darstellung der Koeffizienten λ basierend auf einer Anpassung nach Gleichung (5.2). Die eingetragene Kurve ist eine Anpassung an die Daten mittels einer linearen Funktion in Ep......................................62 Abbildung 7.9: Vergleich der maximalen Intensitäten, der Halbwertsbreiten σt sowie der Ausbeuten Y für die Transmissionsprofile mit Ψ=0 im Energiebereich zwischen 3 keV bis 10 keV bei einer Kapillarfolie vom Typ 3. Die durchgehende Linie in der Darstellung verdeutlicht den Mittelwert der Ausbeuten, die gestrichelten Linien dienen der Veranschaulichung der Darstellung..................................................63 Abbildung 7.10: Transmissionsprofile der Messungen mit Ar13+ an der Kapillarfolie Typ 3 für Projektilenergien zwischen 7 und 13 keV ........................66 Abbildung 7.11: Transmissionsprofile der Messungen mit Xe25+ an der Kapillarfolie Typ 3 für Projektilenergien zwischen 25 und 40 keV ......................66 Abbildung 7.12: Bestimmung der normierten Ausbeuten der Messreihen an Ar13+ im Energiebereich zwischen 7 und 13 keV sowie für Xe25+ im Energiebereich zwischen 25 und 40 keV. Die Kurven entsprechen den jeweiligen exponentiellen Anpassungen nach Gleichung (5.2) .67 Abbildung 7.13: Transmissionsprofile der Messungen mit Ne9+ bei 3 keV sowie mit Ar9+ bei 9 keV an einer Kapillarfolie vom Typ 3 .............................68 Abbildung 7.14: Bestimmung der normierten Ausbeuten der Messreihen mit 3 keV Ne9+ sowie mit 9 keV Ar9+. Die Kurven entsprechen den jeweiligen exponentiellen Anpassungen nach Gleichung (5.2)..........................68 Abbildung 7.15: Darstellung der Energieabhängigkeit des Koeffizienten der exponentiellen Anpassung für unterschiedliche Ionentypen. Die durchgehenden Linien sind die Resultate einer in der Energie linearen Anpassung an die Koeffizienten eines Ionentyps. Die gestrichelte Linie ist eine Ausgleichsgerade durch die Messreihe mit q=9. ...................................................................................................69 Abbildung 7.16: Darstellung der Ladungsabhängigkeit des Koeffizienten λ für alle in dieser Arbeit benutzten Energien Ep und Ladungszustände qIon.......71 Abbildung 8.1: Darstellung der zeitlichen Profilentwicklung für Ψ = 0° bei einem Strahlstrom von 100 pA mit Ne7+ bei 3 keV als Projektil. ...............76 Abbildung 8.2: Verläufe der Maximaltransmission, der Halbwertsbreite des Transmissionsprofils sowie der Ausbeute der Transmission für Ψ = 0° bei einem Strahlstrom von 100 pA mit Ne7+ bei 3 keV als Projektil.............................................................................................77 Abbildung 8.3: Darstellung der zeitlichen Profilentwicklung für Ψ = 5° bei einem Strahlstrom von 100 pA mit Ne7+ bei 3 keV als Projektil. ..............79 93 Abbildungsverzeichnis Abbildung 8.4: Verläufe der Maximaltransmission, der Halbwertsbreite des Transmissionsprofils sowie der Ausbeute der Transmission für Ψ = 5° bei einem Strahlstrom von 100 pA mit Ne7+ bei 3 keV als Projektil. Die Kurve in der Darstellung der Ausbeute entspricht einer exponentiellen Anpassung an die Datenpunkte. ...............................80 Abbildung 8.5: Die Entwicklung der normierten Ausbeuten der Transmission von Ne7+ bei 3keV. Dargestellt sind die zeitlichen Verläufe für Targetströme zwischen 100 pA und 1 nA. Die Kurven repräsentieren den exponentiellen Anstieg nach Gleichung (8.1)............................81 Abbildung 8.6: Darstellung der Transmissionsgrade von 3 keV Ne7+ bei einem Anstellwinkel von Ψ=5° in Abhängigkeit vom Targetstrom............82 Abbildung 8.7: Darstellung der deponierten Ladung Abhängig vom Targetstrom für Ströme zwischen 100 pA und 1 nA. Die eingetragene Kurve dient der Veranschaulichung......................................................................84 Abbildung 8.8: Bestimmung der Entladungscharakteristik in Abhängigkeit von der deponierten Ladung im Eingangsbereich. Die Eingetragene Kurve entspricht einer Anpassung nach Gleichung (5.8). ...........................85 94 Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis: Tabelle 2.1: Übersicht über für diese Arbeit hergestellten Folientypen.......................11 Tabelle 6.1: Typisierung und Spezifizierung der in dieser Arbeit benutzten Kapillarfolien..........................................................................................47 Tabelle 7.1: Die Werte der Breiten σt, σp, σc, σcp, σx des Potentials Ug aus der Untersuchung des Folientyps 1 mit Ne7+ Ionen bei Projektilenergien zwischen 2 und 10 keV...........................................................................59 Tabelle 7.2: Die Werte der Breiten σt, σp, σc, σcp, σx des Potentials Ug aus der Untersuchung des Folientyps 3 mit Ne7+ Ionen bei Projektilenergien zwischen 3 und 10 keV...........................................................................64 Tabelle 7.3: Verwendete Ionen und deren Projektilenergie mit Kapillartyp 3 ...........65 Tabelle 7.4: Zuordnung der analytisch bestimmten Werte des Koeffizienten λ zu Projektiltyp und Projektilenergie............................................................69 Tabelle 8.1: Die Werte für ts, τc sowie eines im Anschluss definierten Referenzwertes einer Messreihe mit Strömen J0 zwischen 100 pA und 1 nA..................83 95 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis [Apel93] 217. 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Sobocinski, die während ihres Aufenthaltes in der Arbeitsgruppe durch ihre Mithilfe am Experiment sowie durch die sehr hilfreichen wissenschaftlichen Diskussionen maßgeblich zum Fortschritt dieser Arbeit beitrugen. Herrn Dr. D. Fink für seine zusätzliche Betreuung meiner Promotionsarbeit am HahnMeitner-Institut sowie seine Hilfen bezüglich der Probenpräparation und den damit verbundenen Diskussionen. Herrn Dr. B. Sulik, für seine persönliche Anteilnahme an meinen Fortschritten und vielen sehr hilfreichen Diskussionen zur Physik im Allgemeinen und zu den Nanokapillaren im Besonderen. Herrn J. Bundesmann, ohne dessen Engagement bei der Experimentsteuerung sowie der Steuerung der Beschleunigeranlage viele Messungen im erreichten Zeitrahmen nicht möglich gewesen währen. Herrn P. Szimkowiak für seine ständige Bereitschaft, auch einmal “ganz schnell zwischendurch“ Folienoberflächen unter erheblichen Zeitaufwand zu präparieren. Dem Team der Werkstatt am Ionenstrahllabor für diverse schnelle Änderungs- und Fertigungsarbeiten. Herrn Prof. G. Schiwietz und den Mitarbeitern seiner Gruppe, für viele interessante Diskussionen in unserem „Ecklabor“. Herrn Prof. K. Czerski, ohne dessen Vermittlung an das Hahn-Meitner-Institut ich nie die Gelegenheit bekommen hätte, diese Promotion zu beginnen. Nicht zuletzt möchte ich an dieser Stelle Andrea und Barbara danken. Sie haben mir nicht nur während der Promotionszeit immer das Gefühl gegeben, dass ich die gestellten Aufgaben, ob wissenschaftlicher Natur oder Privat, bewältigen könne, und die mir in den zurückliegenden Jahren immer, wenn es einmal wieder etwas anstrengender wurde, „den Rücken frei gehalten haben“. 99