Sexuelle Funktionsstörungen in der gynäkologischen Praxis

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Aus dem Zentrum für Psychische Erkrankungen
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.,
Sexuelle Funktionsstörungen in der gynäkologischen Praxis:
-Empirische Befunde zu Depression und Lebensqualität-
Inaugural-Disserstation
zur
Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Brs.
Vorgelegt 2015
von Lisa Vanessa Schmedes
geboren in Bietigheim-Bissingen
Dekanin: Prof. Dr. med. Kerstin Krieglstein
Gutachter: Prof. Dr. med. Michael M. Berner
Gutachter: Prof. Dr. med. Anette Hasenburg
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltverzeichnis
1. Zusammenfassung
1
2. Theoretischer Hintergrund
2
2.1 Klassifikation von weiblichen sexuellen Funktionsstörungen
2
2.2 Epidemiologie
6
2.3 Zusammenhang zwischen weiblichen sexuellen Problemen und psychischer
Gesundheit
2.3.1. Medikamenteneinnahme und sexuelle Probleme
8
10
2.4 Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und Lebensqualität
14
2.5 Leidensdruck auf Grund des sexuellen Problems
15
3. Ziele und Fragestellung
19
4. Methodik
21
4.1. Studiendesign und - ablauf
21
4.2 Erhebungsinstrumente
24
4.2.1 Fragebogen (siehe Anhang)
24
4.2.2: Klinisches Interview
31
4.3 Datenanalyse
32
5. Ergebnisse
34
5.1 Rücklauf der Fragebogenerhebung und des klinischen Interviews
34
5.2 Soziodemografie
36
5.3 Gynäkologische und allgemeine Komorbiditäten
38
5.4 Wie hoch ist die Prävalenz von sexuellen Problemen bei Frauen, die eine
gynäkologische Praxis aufsuchen?
38
5.5 Besteht ein Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und psychischer
Gesundheit?
5.5.1. Prävalenz der Depression
40
40
i
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!
!
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Inhaltsverzeichnis
5.5.2 Frauen, die aktuell eine Depression oder eine andere psychiatrische
Erkrankung angeben, haben häufiger sexuelle Probleme, als Frauen die keine
psychische Erkrankung angeben
41
5.5.3 Frauen ohne sexuelle Probleme, Frauen mit sexueller Problematik, aber
ohne Leidensdruck, und Frauen mit sexueller Problematik und Leidensdruck
unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Depressivität
43
5.5.4 Die sexuelle Funktionsfähigkeit korreliert mit der Stärke der depressiven
Symptomatik
44
5.5.5 Frauen, die wegen einer psychiatrischen Erkrankung in Behandlung sind,
leiden häufiger unter sexuellen Problemen als Frauen, die nicht wegen einer
psychiatrischen Erkrankung therapiert werden.
49
5.5.6 Frauen, die Psychopharmaka einnehmen, haben häufiger sexuelle Probleme
als Frauen, die keine Psychopharmaka einnehmen.
49
5.6 Gibt es einen Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und der
körperlichen und psychischen Lebensqualität?
50
5.6.1 Frauen ohne sexuelle Probleme, Frauen mit sexueller Problematik, aber
ohne Leidensdruck, und Frauen mit sexueller Problematik und Leidensdruck
unterscheiden sich in ihrer körperlichen und psychischen Lebensqualität.
51
5.6.2 Die körperliche und psychische Lebensqualität korreliert unterschiedlich hoch
mit den verschiedenen Bereichen sexueller Funktionsfähigkeit.
54
6. Diskussion
62
6.1 Ziele und Fragestellung
62
6.2 Studiendesign und - ablauf
63
6.3 Fragebogen
65
6.4 Interpretation der Ergebnisse
66
6.4.1 Rücklauf
66
6.4.2 Charakterisierung der Studienpopulation
68
6.4.3 Wie hoch ist die Prävalenz von sexuellen Problemen bei Frauen, die eine
gynäkologische Praxis aufsuchen?
69
6.4.4 Besteht ein Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und
psychischer Gesundheit?
72
ii
!
!
!
!
Inhaltsverzeichnis
6.4.4.1 Frauen, die aktuell eine Depression oder eine andere psychiatrisch
Erkrankung angeben, haben häufiger sexuelle Probleme, als Frauen, die keine
psychische Erkrankung angeben.
72
6.4.4.2 Frauen, ohne sexuelle Probleme, Frauen mit sexueller Problematik, aber
ohne Leidensdruck, und Frauen mit sexueller Problematik und Leidensdruck
unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Depressivität.
74
6.4.4.3 Die sexuelle Funktionsfähigkeit (sexuelle Appetenz, Erregbarkeit,
Orgasmusfähigkeit, Schmerzempfinden während oder nach dem
Geschlechtsverkehr, Lubrikation, Befriedigung) korreliert mit der Stärke der
depressiven Symptomatik.
75
6.4.4.4 Frauen, die wegen einer psychiatrischen Erkrankung in Behandlung sind,
leiden häufiger unter sexuellen Problemen als Frauen, die nicht wegen einer
psychiatrischen Erkrankung therapiert werden.
76
6.4.4.5 Frauen, die Psychopharmaka einnehmen, haben häufiger sexuelle
Probleme als Frauen, die keine Psychopharmaka einnehmen.
6.4.5.
77
Gibt es einen Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und der
körperlichen und psychischen Lebensqualität?
78
6.4.5.1 Frauen ohne sexuelle Probleme, Frauen mit sexueller Dysfunktion, aber
ohne Leidensdruck, und Frauen mit sexueller Problematik und Leidensdruck
unterscheiden sich in ihrer körperlichen und psychischen Lebensqualität.
79
6.4.5.2 Die körperliche und psychische Lebensqualität korreliert unterschiedlich
hoch mit den verschiedenen Bereichen sexueller Funktionsfähigkeit
(verminderte Appetenz, Orgasmusstörung, verminderte Erregbarkeit,
Schmerzempfinden während oder nach dem Geschlechtsverkehr, Befriedigung,
Lubrikation).
81
7. Ausblick
83
8. Literaturverzeichnis
86
9. Danksagung
97
10. Lebenslauf
98
11. Eidestattliche Erklärung
100
12. Anhang
101
iii
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Inhaltsverzeichnis
12.1. Verzeichnis der Tabellen
101
12.2. Verzeichnis der Abbildungen
102
12.3. Fragebogen
105
iv
Zusammenfassung
1. Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen der EROS-GYNE-Studie: Epidemiologie
und Erkennung weiblicher sexueller Funktionsstörungen in der gynäkologischen
Praxis“ verfasst. Ziel der Untersuchung war es die Prävalenz von weiblichen
sexuellen Funktionsstörungen in der frauenärztlichen Praxis zu erheben sowie deren
Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit und der Lebensqualität zu
beleuchten. Eine repräsentative Stichprobe aus Frauen, die gynäkologische Praxen
in Freiburg sowie Mainz und Umgebung aufsuchten (n=1558) wurde mittels eines
standardisierten Fragebogens befragt. Der Fragebogen enthielt neben Angaben zur
Person einen Fragebogen zum verminderten sexuellen Verlangen (DSDS), zur
sexuellen Erlebnisfähigkeit (ASEX), hier wurden noch zwei Fragen durch unsere
Studiengruppe angefügt (Frage zur Schmerzstörung und zum Leidensdruck) sowie
einen Fragebogen zur aktuellen Stimmung (PHQ-9) und zur Lebensqualität (SF-12).
An die Fragebogenerhebung schloss sich ein telefonisches Interview mit 141 Frauen
zu sexuellen Funktionsstörungen an. Dieses Interview ist nicht Gegenstand der
vorliegenden Arbeit.
Ein Viertel der befragten Frauen gab ein sexuelles Problem an. Hiervon hatte die
Hälfte einen subjektiven Leidensdruck. Jede zehnte Frau berichtete über eine
Störung der Orgasmusfähigkeit. Dies war somit die häufigste sexuelle Problematik in
der Studienpopulation. Frauen mit einem sexuellen Problem waren depressiver und
hatten eine geringere psychische Lebensqualität als Frauen ohne sexuelle
Beeinträchtigungen. Wesentlich für die Belastung hierdurch und die erlebte
Depressivität sowie die psychische Lebensqualität schien neben dem Vorliegen einer
sexuellen Problematik vor allem der damit assoziierte, subjektiv empfundene
Leidensdruck zu sein. So berichteten Patientinnen mit beeinträchtigter sexueller
Erlebnisfähigkeit die hierunter litten, über eine höhere depressive Symptomatik und
eine geringere psychische Lebensqualität als Patientinnen mit sexuellem Problem,
die keinen Leidensdruck empfanden.
Die in der Untersuchung erfolgte Erfassung von sexuellen Problemen sowie die
hiermit assoziierte Depressivität und verringerte Lebensqualität sollte Anhalt zu
weiterer Forschung und Optimierung der Versorgung von Frauen mit derartigen
Problemen sein.
1
Theoretischer Hintergrund
2. Theoretischer Hintergrund
Sexuelle Probleme sind ein weit verbreitetes und dennoch wenig beachtetes Leiden
in der weiblichen Bevölkerung. Eine weibliche sexuelle Problematik stellt ein
multifaktorielles
Konstrukt
mit
verschiedensten
Komponenten
aus
sozialen,
medizinischen und psychischen Bereichen dar. Im Folgenden wird erläutert, wie
sexuelle Funktionsstörungen definiert sind und in welche gebräuchlichen Kategorien
diese eingeteilt werden. Ebenfalls wird auf die Epidemiologie von weiblichen
sexuellen Problemen sowie auf Komorbiditäten eingegangen.
2.1 Klassifikation von weiblichen sexuellen Funktionsstörungen
Bereits seit den sechziger Jahren beschäftigten sich einige Wissenschaftler im
Kontext der weiblichen Emanzipation mit der weiblichen Sexualität. So beschrieben
1966 erstmals Masters und Johnson (58) die nach ihren Vorstellungen in den vier
Phasen: Erregung, Plateauphase, Orgasmus und Erholung ablaufende weibliche
sexuelle Reaktion.
Abbildung 1: Sexuelle Reaktion nach Masters und Johnson (9)
Traditionelle Vorstellung der weiblichen sexuellen Reaktion adaptiert nach Masters und Johnson (9)
2
Theoretischer Hintergrund
Dieses Modell legte den Grundstein für die Theorien einer Vielzahl von
Wissenschaftlern zu diesem Thema. Das lineare Modell von Masters und Johnson
wurde im Laufe der Zeit vielfach modifiziert und abgeändert. Die erste Abwandlung
erfolgte bereits einige Jahre später durch die Sexualtherapeutin Helen Kaplan-Singer
(41) aus Australien. Sie unterteilte die Erregungsphase in Verlangen und Erregung.
Dafür eliminierte sie die Plateauphase.
Die Hypothese von Kaplan-Singer war jedoch keineswegs endgültig und feststehend.
So wurde ihre Vorstellung der weiblichen sexuellen Antwort in der wissenschaftlichen
Literatur kontrovers diskutiert und fortlaufend verändert. Strittig war vor allem die
Auffassung der Linearität der weiblichen sexuellen Reaktion. Basson entwickelte ein
nichtlineares Modell, das vom Schema nach Kaplan-Singer abwich. In dieses Modell
flossen emotionale Nähe, sexuelle Stimulation und die Zufriedenheit mit der
Partnerschaft ein. Laut Basson (8),(9) beginnen viele Frauen sexuelle Aktivität vom
Standpunkt der „sexuellen Neutralität“. Dies bedeutet, dass eine Frau nicht schon vor
Beginn der sexuellen Aktivität Verlangen verspürt, wie es in der Theorie von KaplanSinger der Fall ist. Ob sich eine Frau von der Position der „sexuellen Neutralität“ aus
auf eine sexuelle Aktivität einlässt, hängt oftmals von der Beziehung zu ihrem
Partner ab. Dieser Aspekt wurde bei Kaplan-Singer nicht berücksichtigt.
Abbildung 2: Weibliche sexuelle Reaktion nach Basson (9)
Weibliche sexuelle Reaktion nach Basson. (9)
3
Theoretischer Hintergrund
Sand und Fisher (77) teilten Bassons Auffassung und stützen ihre Hypothese mittels
folgender Argumente:
• Sexuelles Verlangen ist nicht der häufigste Grund dafür, dass Frauen sexuelle
Aktivität beginnen oder akzeptieren. Somit kann dies auch nicht, wie bei
Kaplan-Singer, immer der initiale Ausgangspunkt sein.
• Bei vielen Frauen ist das Empfinden von sexueller Erregung nicht primär mit
der genitalen, vaginalen Vasokonstriktion, Lubrikation oder Schwellung der
Genitale verbunden. Das Empfinden von sexueller Erregung ist bei vielen
Frauen sehr stark mit Emotionen und Gedanken verknüpft. Auch dieser
Aspekt der weiblichen Sexualität wird in dem Modell von Kaplan-Singer (und
ebenso bei Masters und Johnson) nicht berücksichtigt.
Mit all diesen Zusammenhängen wurde aufgezeigt, dass die weibliche Sexualität
sehr komplex ist und keinen streng geradlinigen Prozess darstellt.
Trotz all des wissenschaftlichen Diskurses begründet sich das Diagnostic and
Statistical Manual of Mental Disorders (Im Folgenden DSM-IV) bei der Definition
einer weiblichen sexuellen Dysfunktion auf das Phasenmodell nach Kaplan-Singer.
Das DSM-IV stellt den amerikanischen Goldstandard in der Diagnostik einer
weiblichen sexuellen Funktionsstörung dar und klassifiziert diese wie folgt:
Informationsbox:
Diagnostische
Kriterien
einer
sexuellen
Funktionsstörung,
zusammengefasst nach DSM-IV. (78)
• Störungen mit verminderter sexueller Appetenz (302.71)
• Störungen mit sexueller Aversion (302.79)
• Störung der sexuellen Erregung (302.72)
• Orgasmusstörungen (302.72)
• Schmerzstörung
o Vaginismus (306.51)
o Dyspareunie (302.76)
Subtypen
A: lebenslang vs. erworben
B: generalisiert vs. situationsabhängig
Diagnosekriterien:
4
Theoretischer Hintergrund
• Die sexuelle Dysfunktion resultiert in subjektiv empfundenem Leidensdruck
oder verursacht interpersonelle Probleme
• Eine Diagnose darf nicht vergeben werden, wenn eine Achse-1 Störung
(ausgenommen natürlich eine andere sexuelle Funktionsstörung) ursächlich
für die sexuelle Funktionsstörung ist
• Eine Diagnosevergabe ist nicht zulässig, wenn die Einnahme einer Substanz
oder eine Grunderkrankung vorliegt, die ursächlich für die sexuelle
Funktionsstörung ist
Nach Beendigung der vorliegenden Arbeit erschien die neue, überarbeitete Version
des DSM-IV, das DSM-V.(5) Im DSM-V werden die Erregungs- und Luststörung
zusammengefasst ebenso der Vaginismus und die Dyspareunie. Auf Grund des
Studiensdesigns, welches sich auf dem DSM-IV begründete bleibt die Trennung
dieser sexuellen Probleme bestehen und die vorliegende Arbeit bezieht sich auf das
DSM-IV.
In Deutschland sowie in ganz Europa wird zur Klassifizierung von psychischen und
körperlichen Erkrankungen die International Classification of Diseases 10 (Im
Folgenden ICD-10) verwendet.(24) Aus diesem Grund soll diese nun kurz mit dem
DSM-IV verglichen werden. Stellt man die beiden Klassifikationssysteme gegenüber,
so fällt auf, dass sich die Unterteilungen von sexuellen Funktionsstörungen bezüglich
der einzelnen Untergruppen in beiden Modellen weitgehend ähneln und der subjektiv
empfundene Leidensdruck ein obligatorisches diagnostisches Kriterium darstellt.(8)
DSM-IV und ICD-10 differieren dahingehend, dass das DSM-IV eine weitere
Unterscheidung zwischen körperlichen und psychischen Ursachen sexueller
Funktionsstörungen ermöglicht. Im ICD-10 werden lediglich organisch gegenüber
psychogen bedingtem Vaginismus und Dyspareunie unterschieden. Besteht hier eine
organische Genese werden diese zu den nicht entzündlichen Krankheiten des
weiblichen Urogenitaltraktes (N80-98) gezählt.(24)
Unterteilt man sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen in die verschiedenen
Untergruppen, ist es wichtig zu beachten, dass die betroffenen Frauen oftmals nicht
unter einem isolierten Subtyp von sexuellen Problemen litten, sondern verschiedene
sexuelle Probleme häufig gemeinsam auftraten oder einander bedingten. So litten
Frauen, die vermindertes, sexuelles Verlangen angeben auch häufig unter Störungen
5
Theoretischer Hintergrund
der Erregbarkeit. Eine dysfunktionale Orgasmusfähigkeit ging zumeist mit einer
unzureichenden Erregbarkeit einher, da ohne sexuelle Erregung ein Orgasmus
nahezu unmöglich ist. Ferner kann eine Schmerzstörung aufgrund verminderter
Erregbarkeit entstanden sein.(44)
2.2 Epidemiologie
Die im Folgenden dargestellten epidemiologischen Studien verwendeten zur
Erhebung von weiblichen sexuellen Problemen vorwiegend Fragebogen. Oftmals
erfassten diese den Leidensdruck sowie die interpersonellen Probleme in
Assoziation mit dem sexuellen Problem nicht. Subjektiv empfundener Leidensdruck
und/oder interpersonelle Probleme stellten aber die obligatorischen Diagnosekriterien
nach DSM-IV (vgl. Informationsbox, S. 5) dar. Somit war es strenggenommen nicht
zulässig von sexuellen Funktionsstörungen zu sprechen. Aus diesem Grund wurde
der Begriff der „sexuellen Funktionsstörung“ in dieser Arbeit nicht verwendet, wenn
die sexuelle Problematik nicht kriterienbasiert erfasst wurde.
Sexuelle Probleme sind in der weiblichen Bevölkerung häufig. Die in den USA
durchgeführte U.S. National Health and Social Life Survey (NHSLS) (50) erhob eine
Prävalenz von sexuellen Problemen von 43% für Frauen im Alter von 18-59 Jahren.
Demnach litt fast die Hälfte der weiblichen amerikanischen Bevölkerung an einem
Subtyp von verminderter sexueller Funktionsfähigkeit. Das häufigste sexuelle
Problem war in dieser Studie eine gestörte Orgasmusfähigkeit. Ein Viertel der
Befragten gab Orgasmusprobleme an. Beinahe ebenso viele Teilnehmerinnen gaben
verminderte sexuelle Appetenz (22%) an. Die Prävalenz von Erregungsstörung
(14%) und Dyspareunie (7%) waren jeweils geringer. Diese Studie verwendete
Fragebogen, die weder den subjektiv empfundenen Leidensdruck noch das
Vorhandensein von interpersonellen Problemen erfassten. Wurden diese beiden
Parameter in Kombination mit der sexuellen Funktionsfähigkeit erhoben, lag die
Vermutung nahe, dass die Prävalenz von weiblichen sexuellen Störungen geringer
ausfiel.
In einer Studie von Hayes et. al. (33) wurden zur Erfassung von weiblichen sexuellen
Funktionsstörungen zwei Fragebogen kombiniert: der Sexual Function Questionnaire
(erhebt die Subtypen sexueller Probleme, sowie die Zufriedenheit mit der
Partnerschaft) (71) und die Female Sexual Distress Scale (erfasst den subjektiv
6
Theoretischer Hintergrund
empfundenen Leidensdruck). Auf diese Weise wurde eine näherungsweise
Erfassung von weiblichen sexuellen Störungen nach den DSM-IV Kriterien
ermöglicht. In dieser Studie gaben 16% der befragten Frauen eine verminderte
sexuelle Appetenz an. 8% hatten eine Störung der Orgasmusfähigkeit. 7%
berichteten von einer Erregungsstörung und eine Schmerzstörung wurde bei 1% der
befragten Frauen erhoben.
Die angeführten Studien ermittelten die internationale Häufigkeit von sexuellen
Problemen bei Frauen. In der deutschen Bevölkerung berichteten laut Korda et al.
(45) 35,2% der Frauen eine sexuelle Problematik. Die auf internationaler Ebene
angelegte Studie Global Study of Sexual Attitudes and Behaviors (45)(64) erfasste,
separat für Deutschland, eine Prävalenz der weiblichen Luststörung für 18% der
telefonisch befragten Frauen. 14% der Frauen empfanden Sex als nicht befriedigend.
13% der Studienteilnehmerinnen berichteten von einer verminderten Erregbarkeit.
Andere Subtypen der sexuellen Probleme wurden hier nicht erfasst. Anzumerken ist,
dass auch in dieser Studie weder der Leidensdruck noch interpersonelle
Schwierigkeiten auf Grund des geschilderten sexuellen Problems erfasst wurden. Die
bereits angeführten Daten zur Prävalenz von sexuellen Problemen bei Frauen
zeigten demnach nur die punktuelle Häufigkeit von weiblichen sexuellen Problemen.
Leider gab es sehr wenige Daten, die Aussagen zur Inzidenz von sexuellen
Problemen bei Frauen machen. Eine der wenigen wissenschaftlichen Studien, die
Frauen über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet hatten, war die in der
Schweiz von Ernst et al. (26) durchgeführte Längsschnittstudie bei Frauen und
Männern zwischen 20 und 30 Jahren. Hier konnte gezeigt werden, dass bei jeder
zweiten Frau innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren ein sexuelles Problem auftrat.
Verminderte sexuelle Funktionsfähigkeit war laut Ernst et al. eine in der weiblichen
Bevölkerung häufige Problematik unter der etwa ein Drittel der Frauen litt. Wie in den
bereits erwähnten Untersuchungen waren auch in dieser Studie die verminderte
sexuelle Lust sowie eine Störung der Orgasmusfähigkeit die vorherrschenden
sexuellen Probleme.
Trotz einiger Studien zum Thema Sexualität bei Frauen und Problemen in diesem
Bereich gibt es noch zu wenige Daten zur Prävalenz. Insbesondere für die deutsche
weibliche Bevölkerung fehlt es an ausreichend validen Daten. Aus diesem Grund ist
es notwendig weitere Forschungen zur Häufigkeit von sexuellen Problematiken bei
7
Theoretischer Hintergrund
Frauen und eine Erhebung von weiblichen sexuellen Funktionsstörungen streng
nach DSM-VI-Kriterien durchzuführen.
2.3 Zusammenhang zwischen weiblichen sexuellen Problemen und
psychischer Gesundheit
Oftmals stellt sich eine sexuelle Problematik nicht als isoliertes Leiden dar. Nicht
selten ist eine verminderte sexuelle Funktionsfähigkeit Ursprung, Folge oder
Komorbidität einer anderer psychischer Erkrankungen. Dieser Zusammenhang wird
im Folgenden erläutert.
Die in Deutschland - und weltweit - häufigste psychische Erkrankung ist die
Depression. Laut Robert-Koch-Institut (93) lag die Lebenszeitprävalenz für
depressive Erkrankungen bei deutschen Frauen bei 25%. Da auch sexuelle
Probleme eine in der weiblichen Bevölkerung häufig auftretende Erkrankung sind
(vgl. 2.2), war es unverzichtbar diese beiden Probleme gemeinsam zu betrachten. Es
ist eine erwiesene Tatsache, dass Depressionen und verminderte sexuelle
Funktionsfähigkeit oft gemeinsam auftraten. Dieser Umstand wurde bei Betrachtung
der Symptome einer depressiven Episode im europäischen Klassifikationssystem für
psychische und physische Krankheiten, der ICD-10 deutlich. Hier ist Libidoverlust ein
Nebenkriterium zur Diagnosevergabe einer depressiven Episode.(24) Einige von
Hartmann (32) erfassten Daten zeigten, dass dies durchaus gerechtfertigt war.
• Etwa ein Drittel der (nicht mit Medikamenten behandelten) Patienten, die an
einer Depression litten, klagten über Probleme in allen Bereichen der
Sexualität.
• 50-90% aller Depressiven (einschließlich Patienten mit/ohne medikamentöse
Therapie) berichteten über sexuelle Probleme.
• Am häufigsten waren Depressionen mit verminderter Lust und insuffizienter
Erregbarkeit assoziiert.
40% aller Frauen mit einer Luststörung, einer gestörten Erregbarkeit oder einer
problematischen Orgamusfähigkeit hatten laut Johannes et al. (39) eine aktuell
bestehende Depression. An dieser Stelle ist jedoch darauf hinzuweisen, dass die
Depressiviät nur mittels dreier Fragen erhoben wurde (eine Frage nach depessiven
Symptomen, nach der Einnahme von antidepressiven Medikamenten und nach
8
Theoretischer Hintergrund
beidem zusammen). Auch das sexuelle Problem wurde mittels Selbsteinschätzung
erfasst. Bonierbale et al (15) zeigten, dass verminderte sexuelle Lust bei Frauen
häufig mit einer Depression vergesellschaftet war. Eine US-amerikanische Studie,
WISheS, erfasste mittels zweier Fragen die depessive Smyptomatik innerhalb der
letzten zwei Wochen. Die Prävalenz für eine Luststörung lag hier bei 6,3% für Frauen
ohne eine depressive Stimmung und bei 10% für Frauen mit depressiven
Symptomen. Eine verminderte sexuelle Erregbarkeit zeigte eine Häufgkeit von 3,3%
in der Gruppe ohne eine aktuelle depressive Verstimmung und 5,4% mit aktuell
bestehenden depressiven Symptomen. Eine Orgasmusstörung berichteten 2,8% der
Frauen, die aktuell keine depressiven Symptomatik angaben, und 4,7% in der
Gruppe der Frauen mit depressiver Stimmungslage.(39)
Auch Kriston et al (47) kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Sie zeigten in der SPARKStudie,
dass
bei
den
493
befragten
Patienten
in
deutschen
Rehabilitaitonskliniken der Schweregrad der Depression negativ mit der sexuellen
Funktionsfähigkeit korrelierte.
Schreiner-Engel und Schiavi (80) befragten in einer Studie 82 Paare, wobei sie 46
Paare ermittelten, von denen ein Partner verminderte sexuelle Lust angab, und 36
Paare, in denen keiner der beiden Partner eine Luststörung berichtete. In der
Gruppe, in der die Frau an einer verminderten sexuellen Appetenz litt, berichteten 33
Frauen in der Vergangenheit an einer Major Depression (Major Depression: „Eine
depressive Episode mit mehreren Symptomen. Typischerweise bestehen ein Verlust
des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld. Suizidgedanken
und –handlungen sind häufig, und meist liegen einige somatische Symptome
vor.“(24)) gelitten zu haben. In der Kontrollgruppe wurde dies nur von 7 Frauen
angegeben. Eine in der Vergangenheit erlebte leichte Depression hatten 25 Frauen
mit Libidostörungen und keine der Frauen aus der Kontrollgruppe. Derogatis et al
(23) unterstützen diese These. Auch sie konnten zeigen, dass bei Frauen, die eine
Orgasmusstörung, Dyspareunie oder Vaginismus angaben, im Vergleich zu Frauen
ohne eine derartige sexuelle Problematik eine erhöhte depressive Tendenz
nachgewiesen werden konnte.
Nicht nur das punktuell vergesellschaftete Auftreten von sexuellen Problemen und
depressiven Symptomen wurde wissenschaftlich untersucht. Ernst el al (26) konnten
in einer Längsschnittstudie zeigen, dass Frauen, die innerhalb von zehn Jahren eine
9
Theoretischer Hintergrund
sexuelle Problematik beschrieben, im Vergleich zu der Gruppe ohne sexueller
Beeinträchtigung häufiger an einer Depression erkranken (61,1% vs. 43,8%).
Anzumerken ist hier, dass keinerlei Drittvariablen beispielsweise das Vorhandensein
und die Qualität einer Partnerschaft kontrolliert wurden.
Zusammenfassend ließ sich feststellen, dass Depressivität als ein wichtiger Faktor
bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer sexuellen Problematik auszumachen
war. Entsprechend litten Frauen, die eine Depression angaben, häufiger an
sexuellen Problemen als Frauen die psychisch gesund waren. Ob nun die
Depressivität ursächlich für das sexuelle Problem war oder die sexuelle Problematik
die Depression bedingte bleibt noch zu klären.
Nicht nur depressive Episoden korrelierten mit dem Auftreten von sexuellen
Problemen. Auch andere psychische Erkrankungen traten gehäuft bei Frauen mit
dysfunktionalem Sexualleben auf. Angststörungen, Schizophrenie, Neurosen oder
Essstörungen
gingen
mit
einer
Beeinträchtigung
der
weiblichen
sexuellen
Funktionsfähigkeit einher. So wurde in der Zurich Study (26) der Zusammenhang
zwischen sexuellen Problemen und Angststörungen näher untersucht. Die Daten
belegten, dass Frauen welche in dem Beobachtungszeitraum von zehn Jahren eine
sexuelle Problematik angaben ein 2,2- fach erhöhtes Risiko haben an einer
Angststörung zu leiden als Frauen aus der Kontrollgruppe (43,2% vs. 25,6%).
Sexuelle Probleme waren nicht nur mit Angststörungen vergesellschaftet, sondern
traten auch bei Patienten (bei dieser Studie wurden Männer mit eingeschlossen) mit
Schizophrenie oder Neurosen signifikant häufiger auf.(90) Auch Frauen mit
Essstörungen hatten statistisch häufiger verminderte sexuelle Lust als Frauen ohne
gestörtes Essverhalten. Pinheiro (68) zeigte, dass Frauen, die an einer beliebigen
Form von Essstörungen litten, signifikant häufiger eine verminderte Libido hatten als
Frauen ohne Störungen des Essverhaltens. Darüber hinaus hatten Frauen die an
einer Essstörung erkrankt waren, häufiger Partnerschaften ohne sexuelle Kontakte
und mehr Partnerschaftskonflikte als Frauen, die über keine Essstörung berichteten.
2.3.1. Medikamenteneinnahme und sexuelle Probleme
Alle diese bereits genannten psychischen Erkrankungen können und werden mit
Psychopharmaka medikamentös therapiert. In Deutschland wurden vor allem fünf
verschiedene
Klassen
von
Psychopharmaka
verschrieben:
Antidepressiva,
10
Theoretischer Hintergrund
Neuroleptika,
Tranquilizer
(vor
allem
die
Gruppe
der
Benzodiazepine),
Psychostimulanzien und pflanzliche Psychopharmaka. Von diesen Medikamenten
wurden 2009 in Deutschland die Antidepressiva am Häufigsten rezeptiert.(54)
Infolgedessen ist es wichtig diese Substanzgruppe hinsichtlich ihrer Auswirkungen
auf die sexuelle Erlebnisfähigkeit genauer zu betrachten. Leider gab es kaum
Studien, die Männer und Frauen getrennt voneinander betrachteten. So werden im
Folgenden zum Großteil Studien angeführt die Aussagen zu sexuellen Problemen
sowohl bei Männern als auch bei Frauen machen. Studien zeigten eine hohe
Prävalenz von sexuellen Problemen bei Patienten die Antidepressiva einnahmen.
Dies ließ sich damit erklären, dass die drei gängigsten Arten von Antidepressiva,
nämlich
Trizyklische
Antidepressiva
(TZA),
selektive-Serotonin-
Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sowie Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) aufgrund ihres Wirkmechanismus entscheidend in die sexuelle
Antwort eingreifen. Die physiologische weibliche sexuelle Reaktion wird größtenteils
parasympathisch gesteuert. In der Erregungsphase kommt es durch den
Parasympathikus zu einer Erhöhung des genitalen Blutflusses sowie zum klitoralen
Bluteinstrom und somit zur vaginalen Lubrikation. Der Orgasmus hingegen wird
vorwiegend sympathisch generiert. Die sympathische Innervierung führt während des
Höhepunktes zur Kontraktion der Vagina, des Uterus und der Urethra. Dabei ist es
sehr wichtig, dass in den einzelnen Phasen der sexuellen Antwort auch wirklich nur
der Teil des vegetativen Nervensystems erregt wird, der für diese Phase zuständig
ist. Dieses System sehr störanfällig. So kann eine unphysiologische Überstimulation
eines der beiden Teile des vegetativen Nervensystems negative Auswirkungen auf
die verschiedenen Phasen der sexuellen Reaktion haben. Doch nicht alleine das
vegetative Nervensystem mit seinen spezifischen Neurotransmittern (Acetylcholin,
Adrenalin und Noradrenalin) ist am weiblichen sexuellen Erleben beteiligt. Darüber
hinaus greifen noch weitere Neurotransmitter modifizierend in die sexuelle Reaktion
ein.
Zu
nennen
sind
hier
vor
allem
Dopamin
und
Serotonin.
Die
Dopaminausschüttung steigert die Libido. Serotonin hingegen unterdrückt über
postsynaptische 5-HT2C-Rezeptoren den Orgasmus.(75) Laut Montejo et al. (63)
bestand bei Patienten die SSRIs einnahmen eine hohe Inzidenz von sexuellen
Problemen. Die negativen Effekte der SSRIs auf die Sexualität werden durch das
vermehrte
Vorhandensein
von
Serotonin
erklärt.
Durch
den
gehemmten
Rücktransport von Serotonin in das präsynaptische Neuron kommt es zu einem
11
Theoretischer Hintergrund
serotonergen Überangebot im synaptischen Spalt. Dies hat eine gesteigerte
Stimulierung der eher sexuell dämpfenden Serotonin-Rezeptoren zur Folge.(32)
Demnach beklagten 35-60% der Patienten im Rahmen der Einnahme von SSRI
sexuelle Problme.(31) Bis zu 72,7% aller Patienten, die den SSRI Citalopram
einnahmen, bericheten über ein sexuelles Problem.(63) Klinische Relevanz hat
dieser Aspekt vor allem deshalb, weil Citalopram 2009 das meistverordnete
Psychopharmakon war.(54) Die häufigste sexuelle Problematik, die bei Einnahme
von SSRIs auftrat, war die Orgasmusstörung (30-40% der Patienten).(81) Dies ließ
sich mit der inhibierenden Wirkung von Serotonin auf die Orgasmusfähigkeit
erklären.
Auch
die
älteren
Antidepressiva,
wie
die
TZA
hatten
negative
Ausswirkungen auf die Libido. Dies ließ sich durch ihre periphere, anticholinerge und
anti- (nor)adrenerge Wirkung erklären. TZAs stören die parasympathischen Anteile
(cholinerg vermittelt) sowie die sympathischen Teilschritte (cholinerg und adrenerg
vermittelt) der physiologischen sexuellen Reaktion.(32) SNRIs, vor allem Venlaflaxin,
induzierten bei 67,3% der Patienten (Männer wie Frauen) sexuelle Probleme in allen
Bereichen der sexuellen Funktionsfähigkeit.(63) Wurde jedoch Duloxetin verabreicht,
ist kein Anstieg der Häufigkeit von sexuellen Problemen im Vergleich zur
Kontrollgruppe nachweisbar.(37)
Allerdings hatte eine antidepressive Medikation nicht immer zwingend eine negative
Auswirkung
auf
die
sexuelle
Erlebnisfähigkeit
der
Patienten.
In
diesem
Zusammenhang belegten Michelson et al. (62), dass sich bei gleichzeitigem
Vorhandensein von sexuellen Problemen (erfasst wurden: Sexuelles Verlangen,
Lubrikation, Orgasmusfähigkeit und die sexuelle Funktionsfähigkeit im Allgemeinen)
und einer Depression beide Erkrankungen unter einer Therapie mit Fluoxetin (SSRI)
besserten. Diese Ergebnisse konnten in weiteren Studien bekräftigt werden. So kam
es im Verlauf einer antidepressiven Therapie mit Citalopram und Sertralin (beides
SSRIs) zu einer signifikanten Verbesserung der sexuellen Lust. Keine Besserung
unter der genannten medikamentösen Behandlung konnte allerdings bei der
Orgasmusstörung und anderen Subtypen der sexuellen Erlebnisfähigkeit erzielt
werden. (25)(46)
Diese verschiedenen und teilweise auch konträren Ergebnisse deuteten darauf hin,
dass sich unter der medikamentösen antidepressiven Therapie die Depression
verbesserte und sich somit ein Symptom der depressiven Episode, nämlich die
Luststörung, ebenfalls besserte. Trotzdem litten natürlich auch weiterhin (eventuell
12
Theoretischer Hintergrund
auf Grund des Nebenwirkungsprofils) ein hoher Prozentsatz der Frauen, die
Antidepressiva einnahmen an sexuellen Problemen. Häufig traten Störungen der
sexuellen Erlebnisfähigkeit bei depressiven Patienten erst auf, wenn sie remittierten,
da erst zu diesem Zeitpunkt die Libido zurückkehrte und sich somit die sexuelle
Problematik demaskierte. Klinisch relevant waren diese Erkenntnisse, da weniger als
30% aller mit antidepressiven Medikamenten behandelten Patienten die Therapie
beendeten. Einer der Gründe hierfür könnte die Auswirkung der antidepressiven
Medikation auf die Sexualität der Patienten gewesen sein.(81)
Zusammenfassend ist es wichtig zwischen einer sexuellen Problematik als Symptom
einer Depression, als unerwünschte Arzneimittelwirkung von Antidepressiva oder
einer für sich stehenden sexuelle Problems zu differenzieren.
Nicht nur die Einnahme von TZA, SSRI oder SNRI hatte Auswirkungen auf das
sexuelle Erleben. Auch andere Medikamente zur Behandlung von psychiatrischen
Erkrankungen gingen mit einer Beeinträchtigung der sexuellen Erlebnisfähigkeit
einher. Antipsychotische Medikamente wirken durch eine Dopaminrezeptorblockade.
Zusätzlich erhöhen diese Medikamente den Prolaktinspiegel. Dies hat Auswirkungen
auf die sexuelle Funktionsfähigkeit - besonders auf die Libido.(86) Die Prävalenz von
sexuellen Problemen bei Patientinnen, die mit antipsychotischen Medikamenten
behandelt wurden, lag je nach Studie zwischen 30 und 93%.(30)(46)(83)(90) Die
medikamentöse Behandlung einer Schizophrenie ging folglich mit einer signifikanten
Erhöhung der Prävalenz von sexuellen Problemen einher.(4)(14)(43)
Auch
Tranquilizer
wie
Benzodiazepine
hatten
Einfluss
auf
die
sexuelle
Funktionsfähigkeit. Laut Ghadirian el al. (29), die eine Studie an Männern und
Frauen mit einer bipolaren Störung durchgeführt hatten, induzierte eine alleinige
Therapie mit Lithium bei 14% der Studienteilnehmern eine sexuelle Problematik.
Wurde jedoch Lithium in Kombination mit einem Benzodiazepin verabreicht, stieg die
Häufigkeit von sexuellen Problemen in der Studiengruppe auf 49%.
Leider gab es kaum Daten über die Auswirkungen von pflanzlichen Antidepressiva.
Insbesondere über die Wirkung von Johanniskraut oder Psychostimulantien fehlten
aussagekräftige Daten und Studien.
13
Theoretischer Hintergrund
2.4 Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und Lebensqualität
Eine problematische oder als unbefriedigend erlebte Sexualität kann weitreichende
Konsequenzen für die Lebensqualität einer Frau haben. Frauen mit einem sexuellen
Problem oder mehren sexuellen Funktionsbeinträchtigungen (verminderte sexuelle
Appetenz, verminderte Erregbarkeit, Schmerzstörungen) hatten eine signifikant
geringere emotionale und körperliche Lebensqualität und insgesamt eine geringere
Lebenszufriedenheit als Frauen, die keine sexuelle Problematik angaben.(50) Eine
dänische Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen. Hiernach hatten Frauen mit
vermindertem sexuellen Verlangen eine 7% geringere Lebensqualität als die
betrachtete Gesamtpopulation. Ebenso hatten Frauen, die über Schmerzen während
des Geschlechtsverkehrs berichteten, eine geringere Lebenszufriedenheit verglichen
mit der Gesamtpopulation.(91) McCabe (59) konnte diese Ergebnisse mittels einer
Studie bestätigen. In dieser Studie wurden subjektive und objektive Aspekte von
Lebensqualität betrachtet. Die Frauen mit einer sexuellen Problematik schnitten in
allen Bereichen der Lebensqualität mit schlechteren Werten ab als Frauen ohne
beeinträchtigte sexuelle Funktionsfähigkeit. McCabe konnte ebenfalls zeigen, dass
sexuelle Probleme viele Bereiche des Lebens beeinflussten. Frauen die an sexuellen
Problemen litten, waren in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen und mit ihrer
Arbeit weniger zufrieden. Diese Frauen berichteten auch über eine geringere
Zufriedenheit in emotionalen und sozialen Bereichen. Weiter zeigte die Studie auch,
dass sich Frauen mit einer sexuellen Problematik hinsichtlich der emotionalen Nähe
zum
Partner
nicht
von
den
Frauen
mit
unproblematischem
Sexualleben
unterschieden. Der Unterschied bestand dagegen in geringerer sozialer, freizeitlicher
und sexueller Nähe.
Es war vor allem die psychische Lebensqualität, die bei Frauen mit sexuellen
Problemen
beeinträchtigt
war.
So
korrelierte
das
Vorhandensein
einer
Schmerzstörung negativ mit der psychischen Lebensqualität (in einer brasilianischen
Studien ermittelt durch den Fragebogen zur psychischen und körperlichen
Gesundheit, kurz SF-36).(21) Zum gleichen Ergebnis kam die bereits erwähnte
SPARK-Studie (47), die in kardiologischen Rehabilitationseinrichtungen durchgeführt
wurde. Diese Studie erhob für Frauen einen starken Zusammenhang zwischen dem
14
Theoretischer Hintergrund
Vorhandensein eines sexuellen Problems und einer geringen psychischen
Lebensqualität. Vermutlich war dies darauf zurückzuführen, dass Frauen sexuelle
Probleme eher mit psychischen Faktoren in Verbindung brachten.(47)
Leider gab es, bis auf die oben genannten, nur wenige Studien zu dem
Zusammenhang von Lebensqualität und sexuellen Problemen bei Frauen.
Für Männer existierten weit mehr Studien. Es konnte gezeigt werden, dass Männer,
die an einer erektilen Dysfunktion (ED) litten, eine geringere Lebensqualität hatten
als Männer ohne ED.(1)(40)(76) Es schien vor allem die körperliche Lebensqualität
zu sein, die unter dem Vorhandensein einer ED abnahm. Die psychische
Lebensqualität wurde in geringerer Weise durch das Vorliegen einer ED
beeiträchtigt(53). Kriston et al. (47) stellten hierzu die Vermutung an, dass Männer
die Ursache für sexuelle Probleme eher in der Physis begründet sahen. Wie Rosen
(70) in einer Studie an 152 Männern zeigen konnte, stand das Vorhandensein einer
ED und die subjektiv empfundene Lebensqualität in unmittelbarer Korrelation
zueinander. Dabei besserte sich die Lebensqualität mit der Behandlung der ED.
Diese Ergebnisse konnten durch die Resultate einer weiteren Studie gestützt
werden, die Männer vor und nach der Behandlung einer ED mit Sildenafil mittels SF36 Fragebogen befagte. Unter Sildenafiltherapie besserte sich bei 88% der
Studienteilnehmern die erektile Funktionsfähigkeit. Ebenso zeigte sich eine
Verbesserung der psychischen Lebensqualität, wohingegen sich die körperliche
Lebensqualität nicht ändert. Die explizite Frage, ob die Behandlung mit Sildenafil ihre
Lebensqualität gesteigert hatte, bejahen 38% der Studienteilehmer.(66)
Wie bereits dargestellt, gab es deutlich mehr Studien, die den Zusammenhang von
Sexualität und Lebensqualität bei Männern untersuchten als bei Frauen. Einige
wenige Studien zu diesem Thema bei Frauen konnten zeigen, dass sexuelle
Probleme auch hier einen großen Einfluss auf das subjektive Wohlbefinden und die
Lebensqualität hatten. Deshalb ist es wichtig, vor allem für Deutschland besonders
diesen Aspekt mit Hilfe einer Studie zu untersuchen.
2.5 Leidensdruck auf Grund des sexuellen Problems
Laut den beiden gängigen Klassifikationssystemen ICD-10 (24) und DSM-IV (78) ist
der subjektiv empfundene Leidensdruck obligatorisch für die Diagnosevergabe einer
sexuellen Dysfunktion. Diverse Studien belegten, dass dies auch sinnvoll ist. Wurden
15
Theoretischer Hintergrund
Frauen nur mittels eines Fragebogens, der den persönlich empfundenen
Leidensdruck nicht berücksichtigt, zu ihrer sexuellen Problematik befragt, lag die
Prävalenz von weiblichen sexuellen Problemen bei 43,1%. Wurden jedoch beide
Parameter gemeinsam erhoben, sank die Zahl auf 12,0% (PRESIDE-Studie).(84) Die
international durchgeführte WISHeS (Women’s International Study of Health and
Sexuality) Studie (22) ermittelte bei gleichzeitig vorhandenem vermindertem
sexuellem Verlangen und Leidensdruck eine Prävalenz zwischen 6% und 12% für
europäische Frauen. Diese Häufigkeiten waren demnach um einiges geringer als die
Prävalenzen von Studien, die den subjektiv empfundenen Leidensdruck nicht
erfassten (vgl. auch 2.2).
Ob eine Frau unter sexuellen Problematik litt, war mit verschiedenen Faktoren
assoziiert, die im Folgenden kurz umrissen werden sollen.
Alter
Es waren vor allem jüngere Frauen, die bei einem sexuellen Problem auch einen
Leidensdruck verspürten. Demgemäß litten Frauen zwischen 40 und 59 Jahren
signifikant häufiger unter einer vorhandenen sexuellen Problematik als Frauen in der
Altersgruppe von 70-79 Jahren (7,5% vs. 1,8%).(38) Erstaunlich war, dass die
Häufigkeit einer beeinträchtigenden sexuellen Funktionsfähigkeit mit dem Alter zwar
zunahm, die Frauen aber mit steigendem Alter weniger unter ihrem sexuellen
Problem litten.(34)(84) Diese Tatsache konnte Rosen in einer seiner Studien
bekräftigen. Er erfasste eine Prävalenz für verminderte sexuelle Lust von 17,8% für
die Altersgruppe von 25-34 Jahren. Die Prävalenz stieg stetig mit dem Alter, sodass
in der Altersgruppe von 65-74 Jahren 65,0% der befragten Frauen verminderte
sexuelle Appetenz angaben. Invers hierzu, wie in Abbildung 3 dargestellt, nahm aber
der subjektiv empfundene Leidensdruck mit dem Alter ab (25-34 Jahre: 14,2% vs.
65-74 Jahre: 7,9%).(72)
16
Theoretischer Hintergrund
Abbildung 3: Prävalenz von verminderter sexueller Lust in Assoziation mit dem
Leidensdruck in Bezug auf das Alter (72)
Prävalenz von vermindertem sexuellen Verlangen und Leidensdruck im Zusammenhang mit dem Alter nach
Rosen (72)
Depressivität
Nicht nur das Alter spielte eine Rolle bezüglich der Präsenz eines subjektiven
Leidensdruckes.
Als
weiterer
Einflussfaktor
galt
das
Vorhandensein
einer
Depression. Laut Hayes et al. (35) war eine Depression (neben der Fähigkeit, mit
dem Partner über das Sexualleben zu reden) der einzige Faktor, der signifikant mit
dem Auftreten von Leidensdruck assoziiert war. Eine aktuell bestehende Depression,
wies einen starken Zusammenhang mit dem subjektiv empfundenen Leidensdruck
bei Frauen mit vermindertem sexuellen Verlangen auf.(72) Johannes et al. (39)
zeigten, dass die Prävalenz eines beliebigen sexuellen Problems, das subjektiven
Leidensdruck verursachte, bei 12,1% der Frauen mit aktuell bestehender
depressiven Sympomatik und nur bei 7,6% der Frauen ohne depressive Symptome
vorlag. Dies war bislang die einzige Studie, die sexuelle Probleme mit Leidensdruck
im Zusammenhang mit Depressivität erfassten. Es mangelt an weiteren quantitativ
und qualitativ aussagekräftigen Studien, die anhand der DSM-IV- Kriterien (siehe
Informationsbox S.5) diesen Zusammenhang näher beleuchten.
Psychische und körperliche Gesundheit
Als dritter Einflussfaktor neben dem Alter und der Depressivität einer Frau soll hier
die psychische und körperliche Gesundheit aufgeführt werden. Auch sie hat einen
17
Theoretischer Hintergrund
signifikanten Effekt auf die Entstehung des empfundenen Leidensdrucks.(72)
Johannes et al. (39) zeigten in ihrer Studie, dass die Lebensqualität (mittels SF-12
erhoben) mit dem Auftreten eines Leidensdruckes korrelierte. Je geringer die
Lebensqualität war, desto höher war der Leidensdruck. Kritisch anzumerken ist hier
jedoch, dass es sich um eine Querschnittstudie handelte und somit keine Aussage
bezüglich der Kausalität getroffen werden konnte.
Trotz der bereits durchgeführten Studien zu den verschiedenen Aspekten von
sexuellen Problemen bei Frauen, sowie deren Auswirkung auf die psychische
Gesundheit und Lebensqualität, fehlt es an einer Arbeit, die all diese Facetten näher
beleuchtet und valide Aussagen zur Häufigkeit von sexuellen Problemen und deren
Zusammenhang mit dem psychischen Wohlbefinden und der Lebensqualität der
Patientinnen treffen kann. Diese Aspekte näher zu untersuchen und zu beschreiben
ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Um eine möglichst randomisierte Stichprobe
zu erhalten ist es sinnvoll eine Studie in gynäkologischen Praxen durchzuführen.
Dort befinden sich Frauen jeden Alters, in allen Lebensabschnitten, Frauen, die
gesund sind und lediglich zur jährlichen Kontrolluntersuchung die gynäkologische
Praxis aufsuchen, ebenso wie Frauen, die an einer gynäkologischen Erkrankung
leiden. Somit ist es möglich näherungweise die weiblichen Bevölkerung abzubilden.
Hierzu gab es bislang nur eine Studie von Ahrendt et al. (2), die jedoch weibliche
sexuelle Probleme nicht streng kriteienbasiert erhob und den Leidensdruck nicht
regelhaft erfasst hatte. Eine Studie, die weibliche sexuelle Probleme kriterienbasiert
erhebt und deren Zusammenhang mit dem psychischen Wohlbefinden und der
Lebensqualität erfasst fehlt bislang. Diese Aspekte näher zu untersuchen und zu
beschreiben ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit.
18
Ziele und Fragestellung
3. Ziele und Fragestellung
Aus den im theroretischen Teil dargestellten Ausführungen ergaben sich die Ziele
und Fragestellungen der folgenden Arbeit. Es wurde die Prävalenz von sexuellen
Problemen bei Frauen, die eine gynälologische Praxis aufsuchen, erfasst.
Darüberhinaus beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den Zusammenhängen von
weiblichen sexuellen Problemen und der psychischen Gesundheit sowie der
Lebensqualität. Ebenso wurde untersucht, ob sich Frauen, die über ein sexuelles
Problem berichteten, hierunter aber nicht litten, von Frauen, die darunter litten, in
ihrer Depressivität und Lebensqualität unterschieden.
Dies erfolgte anhand folgender Fragestellungen und Hypothesen:
1.
Wie hoch ist die Prävalenz von sexuellen Problemen bei Frauen, die eine
gynäkologische Praxis aufsuchen?
2.
Besteht ein Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und
psychischer Gesundheit?
2.1
Frauen, die aktuell eine Depression (erhoben mittels eines Fragebogenitems)
oder
eine
andere
psychiatrische
Erkrankung
(erhoben
mittels
eines
Fragebogenitems) angeben, haben häufiger sexuelle Probleme (erhoben
mittels ASEX) als Frauen, die keine psychische Erkrankung angeben.
2.2
Frauen ohne sexuelle Probleme, Frauen mit sexueller Problematik aber ohne
Leidensdruck, und Frauen mit sexueller Problematik und Leidensdruck
(erhoben mittels ASEX, sowie einer Frage zum Leidensdruck im Fragebogen)
unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Depressivität (PHQ).
2.3
Die sexuelle Funktionsfähigkeit laut ASEX (sexuelle Appetenz, Erregbarkeit,
Orgasmusfähigkeit,
Schmerzempfinden
während
oder
nach
dem
Geschlechtsverkehr, Lubrikation, Befriedigung) korreliert mit der Stärke der
depressiven Symptomatik (PHQ).
2.4
Frauen, die wegen einer psychiatrischen Erkrankung (ermittelt mit Hilfe eines
19
Ziele und Fragestellung
Items im Fragebogen) in Behandlung sind, leiden häufiger unter sexuellen
Problemen (gemessen mit der ASEX) als Frauen, die sich nicht wegen einer
psychiatrischen Erkrankung in Therapie befinden.
2.5
Frauen,
die
Psychopharmaka
einnehmen
(erhoben
anhand
eines
Fragebogenitems), haben häufiger sexuelle Probleme (erhoben durch die
ASEX) als Frauen, die keine Psychopharmaka einnehmen.
3.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und der
körperlichen und psychischen Lebensqualität?
3.1
Frauen ohne sexuelle Probleme, Frauen mit sexueller Dysfunktion aber ohne
Leidensdruck, und Frauen mit sexueller Problematik und Leidensdruck
(erhoben mittels ASEX sowie einer Frage zum Leidensdruck im Fragebogen)
unterscheiden sich in ihrer körperlichen und psychischen Lebensqualität
(erhoben mittels SF-12).
3.2
Die
körperliche
unterschiedlich
und
hoch
psychische
mit
den
Lebensqualität
verschiedenen
(SF-12)
korreliert
Bereichen
sexueller
Funktionsfähigkeit laut ASEX (verminderte Appetenz, Orgasmusstörung,
verminderte Erregbarkeit, Schmerzempfinden während oder nach dem
Geschlechtsverkehr, Befriedigung, Lubrikation).
20
Methodik
4. Methodik
4.1. Studiendesign und - ablauf
Die EROS-GYNE-Studie zur „Epidemiologie und Erkennung weiblicher sexueller
Funktionsstörungen
in
der
gynäkologischen
Praxis“
war
eine
bizentrische
Querschnittstudie. Von Freiburg aus wurde die Studienorganisation und -koordination
durchgeführt. Als kooperatives Studienzentrum war die Universitätsklinik Mainz an
der Studie beteiligt. Ziel der EROS-GYNE-Studie und Bestandteil dieser Dissertation
war es die Prävalenz von sexuellen Problemen bei Frauen, die eine frauenärztliche
Praxis aufsuchten, sowie mögliche Zusammenhänge von weiblichen sexuellen
Problemen mit anderen psychischen Erkrankungen und die Auswirkungen von
sexuellen Problemen auf die Lebensqualität der Frauen zu erheben. Um diese
Informationen zu erhalten wurden Frauen, die einen niedergelassenen Gynäkologen
aufsuchten mittels eines anonymen Fragebogens sowie eines standardisierten
telefonischen Interviews befragt. Dies erfolgte im Zeitraum von Februar bis
November 2009.
Rekrutierung der Frauenärzte
Die Rekrutierung der Gynäkologen in Freiburg erfolgte, indem 50 stadtnahe
Frauenärzte mittels eines Flyers auf die EROS-GYNE-Studie aufmerksam gemacht
wurden. Bei Interesse konnten sich die niedergelassenen Gynäkologen mit der
Studiengruppe für Sexualforschung an der Freiburger Universitätsklinik, Abteilung für
Psychiatrie und Psychotherapie in Verbindung setzen. Diese Praxen wurden von
Studienmitarbeiterinnen aufgesucht welche die vor Ort die EROS-GYNE-Studie,
deren Hintergrund und die praktische Durchführung näher erläuterten. Ebenso wurde
den Ärzten bei diesem Besuch Informationsmaterial über die Studie ausgehändigt.
Dieses Informationsmaterial bestand aus einer genauen Erklärung der Studie
(Hintergrund, Ziele, praktische Durchführung, Einverständnis zur Durchführung der
EROS-GYNE-Studie), sowie aus den Studienmaterialien, welche die teilnehmenden
Patientinnen
erhalten
sollten
(Informationsblatt,
Fragebogen
und
doppelte
Patientinneneinverständniserklärung zur Teilnahme an der Studie).
21
Methodik
In Mainz wurden die Praxen persönlich durch den Mainzer Studienkoordinator
angesprochen und auf die Studie aufmerksam gemacht. Die niedergelassenen
Gynäkologen in Mainz und Umgebung, die Interesse an der Studie bekundeten,
wurden telefonisch sowie schriftlich von Freiburg aus über die EROS-GYNE-Studie
ausführlich aufgeklärt. Von den 50 in Freiburg angeschrieben Praxen erklärten sich
zehn zur Teilnahme an der Studie bereit. Weiter konnten zwölf Praxen in Mainz und
Umgebung für die Studie gewonnen werden.
Fragebogenerhebung
Nachdem sich die niedergelassenen Gynäkologen zur Teilnahme an der Studie
bereit erklärt hatten sollten die Sprechstundenhilfen die Patientinnen über die Studie
aufklären, sowie das Verteilen der Fragebogen übernehmen. Zu Beginn erhielt jede
Praxis 100 Fragebogen-Pakete. Einigen Praxen war es möglich mehr als diese zu
Anfang erhaltenen 100 Fragebogen zu verteilen. Sie bekamen im Verlauf zusätzliche
Fragebogen zum Aushändigen an ihre Patientinnen. Jede Patientin, welche die
Einschlusskriterien (älter als 18 Jahre, ausreichende Deutschkenntnisse) erfüllte,
sollte einen verschließbaren Umschlag erhalten. Die Sprechstundenhilfen wurden
ausdrücklich durch die Studienmitarbeiterinnen darauf hingewiesen, dass jeder
Patientin, welche die Einschlusskriterien erfüllte, ein Fragebogen ausgehändigt
werden sollte. Somit sollte eine möglichst unseketierte und repräsentative Stichprobe
gewonnen werden. In dem verschließbaren Umschlag befanden sich ein
Informationsblatt
zur
EROS-GYNE-Studie,
der
Fragebogen
sowie
eine
Einverständniserklärung zur Teilnahme an der Studie in doppelter Ausführung.
Mittels dieser Einverständniserklärung war es der Patientin möglich zusätzlich an
dem telefonsichen Interview teilzunhemen und ihre Telefonnummer anzugeben. Die
zweifache, identische Ausführung der Einverständniserklärung war nötig, da die
Ethikkommission
festlegte,
dass
jede
Teilnehmerin
eine
unterschriebene
Einverständniserklärung an das Studienzentrum zurück schicken sollte. Das zweite
Exemplar sollte bei der Teilnehmerin verbleiben. Für jeden verschlossenen
Umschlag
(ausgefüllter
Einverständniserklärung),
zurückerhielt
und
an
Fragebogen
den
die
die
und
eine
Sprechstundenhilfe
Arbeitsgruppe
für
von
unterschriebene
einer
Sexualforschung
in
Patientin
Freiburg
zurücksandte, bekam sie eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 2,50 Euro. Bei
Erhalt des verschlossenen Umschlags im Freiburger Studienzentrum wurde die
22
Methodik
unterschriebene Einverständniserklärung unmittelbar vom ausgefüllten Fragebogen
getrennt. Da die Frauen ihren Namen und unter Umständen ihre Telefonnummer
angegeben hatten, konnte auf diese Weise die Anonymität bei der Auswertung des
Fragebogens gewahrt werden. Die Patientin konnte zu jeder Zeit ihr Einverständnis
zur Studienteilnahme widerrufen. Aus diesem Grund musste eine Zuordnung der
getrennten Einverständniserklärung und des Fragebogens möglich bleiben. Zu
diesem Zweck wurde beides mit einer identischen Nummer versehen. Die
Fragebogenerhebung liefert die Daten zu dieser Arbeit.
Telefonisches Interview
Das telefonische Interview wurde mit den Frauen geführt, die diesen Fragebogen in
der gynäkologischen Praxis ausgefüllt und sich durch eine Angabe in der
Einverständniserklärung zur telefonischen Befragung explizit bereit erklärten. Im
Gegensatz zu der nach Möglichkeit unselektiv stattgehabten Fragebogenverteilung
durch die Sprechstundenhilfen erfolgte somit die Teilnahme an dem telefonischen
Interview mittels Selbstselektion, da die Frauen selbst entschieden, ob sie an dem
telefonischen Interview partizipieren wollten oder nicht. Das telefonische Interview
sollte eine auf den Kriterien des DSM-IV (vgl. Infomationsbox S. 5) beruhende
Diagnosestellung einer sexuellen Funktionsstellung ermöglichen. Die Frauen, die
sich zur Teilnahme am Interview bereit erklärt hatten, wurden mittels der
Prekursorfrage im Fragebogen
„Mit meinem Sexualleben bin ich insgesamt zufrieden“ JA/NEIN
zwei Gruppen (JA/NEIN) zugeteilt. Die Patientinnen, die mit ihrem Sexualleben
insgesamt
zufrieden
waren,
bildeten
die
Gruppe
von
Frauen
aus
dem
Niedrigrisikobereich im Hinblick auf das Vorhandensein einer sexuellen Problematik.
Die Hochrisikogruppe bildeten die Frauen, welche die Prekusorfrage mit NEIN
beantworteten. Statistische Vorüberlegungen ergaben, dass sich 1200 Frauen zur
Teilnahme am telefonischen Interview bereit erklären sollten. Von diesen Frauen
sollte eine konsekutive und stratifizierte Auswahl von 264 Frauen erfolgen. Frauen
aus dem Niedrigrisikobereich sollten konsekutiv befragt werden, bis die Zielgröße
von 72 Frauen erreicht war. Hier war es möglich, 71 Frauen zu befragen. Ebenso
wurde festgelegt, dass 192 Frauen aus dem Hochrisikobereich ausgewählt und
angerufen werden sollten. Auf Grund der geringen Bereitschaft sexuell unzufriedener
Frauen, am Interview teilzunehmen und auf Grund organisatorischer Gründe (die
23
Methodik
Frauen
hatten
z.B.
keine
Zeit)
konnten
lediglich
70
Frauen
aus
dem
Hochrisikobereich interviewt werden. Somit wurden 141 Frauen von speziell für
dieses Interview geschulten, weiblichen Studienmitarbeiterinnen befragt. Die
Schulung erfolgte durch eine in der Arbeitsgruppe tätige Diplom-Psychologin. Zu
Beginn der telefonischen Befragung wurde noch einmal das Einverständnis zur
Teilnahme an dem Interview erfragt sowie die Durchführung des Interviews erläutert.
Die Frauen wurden ebenfalls darauf aufmerksam gemacht, dass ein Abbruch, und
das Nichtbeantworten von Fragen ohne Angabe von Gründen jederzeit möglich sei
und durch die Studienmitarbeiterin akzeptiert wird. Ebenso wurde auf die Wahrung
der Anonymität hingewiesen. Dies erfolgte, indem keine Namen niedergeschrieben
wurden und Notizen lediglich mit der Identifikationsnummer versehen wurden.
4.2 Erhebungsinstrumente
4.2.1 Fragebogen (siehe Anhang)
Das Ausfüllen des Fragebogens sollte zwischen 15 und 20 Minuten dauern. Dies
erfolgte während der Wartezeit in der gynäkologischen Praxis. Der ausgefüllte
Fragebogen
wurde
danach
in
dem
verschlossen
Umschlag
an
die
Sprechstundenhilfe zurückzugeben. Der in der EROS-GYNE-Studie verwendete
Fragebogen setzte sich aus mehreren Teilen zusammen und umfasste acht Seiten
und 58 Items zu folgenden Themen:
24
Methodik
! Soziodemographie
! Angaben zu gynäkologischen Erkrankungen und Operationen
! Sonstige organische und psychische Erkrankungen und Behandlungen
! Medikamenteneinnahme
! Grund für den Arztbesuch
! Sexuelle Aktivität und Zufriedenheit
! Prekursorfrage: Mit meinem Sexualleben bin ich insgesamt zufrieden
! Fragebogen zu vermindertem sexuellen Verlangen (Decreased Sexual Desire
Screener, DSDS)
! Modifizierter Fragebogen zur sexuellen Erlebnisfähigkeit (Arizona Sexual
Experience Scale ASEX)
! Frage nach dem subjektiv empfundenen Leidensdruck
! Depressivität (Patient Health Questionnaire, PHQ-9)
! Gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-12)
Die Beantwortung der Fragen zur Soziodemographie, zu gynäkologischen
Erkrankungen
und
Operationen
Erkrankungen
und
deren
sowie
Behandlung
das
Vorhandensein
erfolgte
dichotom
von
(z.B.
anderen
Frage
zur
Partnerschaft), kategorial (z.B. Frage zum Schulabschluss) oder durch offene
Beantwortung der Frage (z.B. Frage nach der Anzahl der Kinder). Zum Teil waren
Mehrfachnennungen möglich (z.B. alle Fragen nach gynäkologischen Erkrankungen
und Operationen sowie nach sonstigen Erkrankungen und Behandlungen). Im
Folgenden werden die standardisierten Fragebogen, die in dem Fragebogen
enthalten waren und deren Auswertung näher erläutert:
25
Methodik
Fragebogen zu vermindertem sexuellen Verlangen / Decreased Sexual Desire
Screener (DSDS)(18)
Die Daten, die mittels DSDS erhoben wurden, flossen nicht in die Ergebnisse dieser
Arbeit ein. Er soll aber aus Gründen der Vollständigkeit kurz erläutert werden. Der
DSDS wurde von der Pharmafirma Boehringer Ingelheim speziell zur Erfassung von
erworbenem vermindertem sexuellem Verlangen bei Frauen und deren Ursachen
entwickelt. Er ist ein in Amerika und Kanada validierter Fragebogen. Die Sensitivität
(die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau, die laut DSDS vermindertes sexuelles
Verlangen hat, dieses Problem auch tatsächlich hat) betrug 83,3%. Die Spezifität (die
Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau, die laut DSDS kein vermindertes sexuelles
Verlangen hat, auch tatsächlich nicht an dieser Störung leidet) lag bei 87,7%. Für
Deutschland existierte bislang keine validierte Fassung. Der DSDS gliederte sich in
zwei Teile. Erfasst wurden im ersten Teil des DSDS mittels dichotomer JA/NEIN
Fragen die Zufriedenheit mit der Stärke des sexuellen Verlangens, das Nachlassen
von sexuellem Verlangen, Probleme mit der verminderten sexuellen Appetenz sowie
der Wunsch, dass die sexuelle Lust zunimmt. Beantwortete die Patientin eine dieser
Fragen mit JA, so schloss sich der zweite Teil des DSDS an. Dort wurden mögliche
Ursachen der erworbenen verminderten Lust wie beispielsweise Drogen- oder
Alkoholkonsum, Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft oder sexuelle Probleme
des Partners ebenfalls mittels dichotomer JA/NEIN Antworten erfragt. Die Diagnose
einer erworbenen Luststörung durfte nicht vergeben werden, wenn im ersten Teil des
DSDS eine Frage mit NEIN beantwortet wurde. Ebenso war eine Diagnosevergabe
auch nur dann zulässig, wenn im zweiten Teil alle Fragen mit NEIN beantwortet
wurden.
Allerdings
ist
hier
anzumerken,
dass
der
DSDS
kein
Selbstbeurteilungsinstrument ist, sondern der Fragebogen anschließend von der
Patientin und dem Arzt gemeinsam besprochen werden sollte. Stellte sich während
des Arzt-Patientinnen-Gesprächs heraus, dass ein im zweiten Teil des DSDS
genannter Grund nicht ursächlich für das erworbene, verminderte Verlangen war, so
war es sinnvoll die Diagnose einer erworbenen Luststörung von ärztlicher Seite
trotzdem zu vergeben.
26
Methodik
Modifizierter Fragebogen zur sexuellen Erlebnisfähigkeit / Arizona Sexual Experience
Scale (ASEX)(60)
Sexuelle Erlebnisfähigkeit innerhalb der letzte Woche in Bezug auf:
! sexuelles Verlangen
! Erregbarkeit
! Lubrikation (bzw. Erektion in der Fragebogenversion für Männer)
! Orgasmusfähigkeit
! Befriedigung
! (Schmerzempfinden)
„Wenn Sie einen oder mehrere der unter 1-6 genannten Bereiche der Sexualität als
problematisch erleben, geben Sie bitte an, ob Sie darunter leiden“
"
Ja, ich leide darunter
"
Nein, ich leide nicht darunter
Die deutsche Übersetzung der Arizona Sexual Experience Scale, kurz ASEX, erhob
die sexuelle Erlebnisfähigkeit innerhalb der letzten Woche. Die ASEX wurde von
McGahuey et al. (60) entwickelt und validiert. Die Sensitivität dieses Fragebogens
betrug 82%, die Spezifität 90%. Die Antwortmöglichkeiten für jedes Item waren
sechsstufig likert-skaliert von beispielweise „sehr stark“ (1 Punkt) bis „kein
Verlangen“
(6
Punkte).
Damit
war
eine
kontinuierliche
Auswertung
der
Skalensummenwerte möglich. Es war möglich einen Summenscore über die fünf
Original-Items von 6 bis 36 zu erreichen. Die Diagnosevergabe einer sexuellen
Problematik erfolgte bei einer Gesamtpunktzahl von ! 19, wenn eines der Items mit
einer Punktzahl von ! 5 beantwortet wurde oder wenn mindestens drei Fragen mit
einem Score von ! 4 beantwortet wurden. Zusätzlich wurde von unserer
Arbeitsgruppe noch die Frage nach dem Vorhandensein von Schmerzen während
oder nach dem Geschlechtsverkehr angefügt um einen weiteren sexuellen
Problembereich, der im DSM-IV ebenso vorhanden war, erheben zu können. Diese
Frage ging nicht in die Gesamtberechnung mit ein. Sie wurde jedoch auf
27
Methodik
Einzelitemebene ausgewertet. Bei einem Score von ! 5 (analog zu den OriginalItems der ASEX) wurde dieser Teilbereich der Sexualität als problematisch
betrachtet. Durch unsere Arbeitsgruppe wurde noch eine weitere Frage zum
subjektiv empfundenen Leidensdruck an die ASEX angefügt. Diese ist ebenfalls nicht
ursprünglicher Teil des Fragebogens. Durch das Anfügen der Frage nach dem
Leidensdruck, der mit einem sexuellen Problem einhergeht, war eine Annäherung an
die DSM-IV Kriterien möglich, bei denen das Vorhandensein eines subjektiv
empfundenen Leidensdrucks obligatorisch zur Diagnosevergabe war.
Fragebogen zum Gesundheitszustand / Patient Health Questionnaire 9 (PHQ-9)
Beeinträchtigung innerhalb der letzten zwei Wochen durch folgende
Beschwerden:
! Vermindertes Interesse und mangelnde Freude an Tätigkeiten
! Niedergeschlagenheit, Schwermut, Hoffnungslosigkeit
! Schwierigkeiten
ein-
oder
durchzuschlafen,
vermehrtes
Schlafbedürfnis
! Müdigkeit, Energieverlust
! Appetitverlust, übermäßiges Essbedürfnis
! Schlechte Meinung von sich selbst, Versagensgefühle, Gefühl die
Familie enttäuscht zu haben
! Konzentrationsschwierigkeiten
! Bewegungs- oder Sprachverlangsamung, Agitiertheit
! Suizidgedanken
Der PHQ-9 umfasste neun Fragen, die sich auf die letzten zwei Wochen bezogen.
Der Patient Health Questionnaire 9 war Teil des PHQ-D und erfasste als
Selbstbeurteilungsinstrument die Depressivität. Der PHQ-D wurde von Spitzer et al.
entwickelt und in Kooperation mit Löwe et al. (55) ins Deutsche übersetzt und
validiert. Er erhob somatoforme Störungen, depressive Störungen, Angststörungen,
Essstörungen und Alkoholmissbrauch. Der Teilbereich, der in der Komplettversion
28
Methodik
(PHQ-D) mit neun Items die Depressivität erhob, existierte als eigenständiger
Fragebogen und wurde als PHQ-9 bezeichnet. Diese neun Items entsprachen den
neun Kriterien, von denen 5 Kriterien (hierunter muss eines der beiden ersten
Symptome des PHQ-9 sein: Interessenverlust oder Niedergeschlagenheit) zur
Diagnosestellung einer Major Depression nach DSM-IV nötig war.(78) Eine deutsche
Validierung des PHQ-9 gab es bislang nicht, allerdings ergab die für Amerika
durchgeführte Validierung eine Sensitivität von 84% und eine Spezifität von 72%.(48)
Rief et al. (69) konnten in einer Studie den durchschnittlichen PHQ-9 Summenscore
für
eine
Normstichprobe
von
2066
deutschen
Studienteilnehmern,
welche
repräsentativ bezüglich Alter, Geschlecht, und Bildung anhand eines Wahlregisters
ausgewählt wurden, ermitteln. Dieser lag bei 3,56 Punkten. Die vierstufige LikertSkala ließ jeweils die abgestuften Antwortmöglichkeiten „überhaupt nicht“ (0 Punkte)
bis „beinahe jeden Tag“ (3 Punkte) zu. Insgesamt war es möglich einen
Summenscore von 0 bis 27 Punkten zu erreichen. Wurde eine Punktzahl von unter
fünf erreicht, so entsprach dies dem Fehlen einer depressiven Störung. Ein Wert
zwischen fünf und zehn, sprach für eine leichte depressive Störung. Ab einem Score
von zehn war es laut Angabe der Autoren zulässig von einer Major Depression zu
sprechen.(55)
29
Methodik
Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität / Short-Form Health Survey
12 (SF-12)
Beurteilung des aktuellen Gesundheitszustandes
! Einschätzung des allgemeinen Gesundheitszustandes
! Einschränkung der alltäglichen Tätigkeiten bei
" mittelschweren Tätigkeiten ausführen
" mehrere Treppenabsätze aufsteigen
! Schwierigkeiten, auf Grund der körperlichen Gesundheit innerhalb der
letzten vier Wochen bei der Arbeit oder zu Hause
" weniger geschafft als gewollt
" nur bestimmte Dinge getan
! Schwierigkeiten auf Grund seelischer Probleme innerhalb der letzten vier
Wochen bei der Arbeit oder zu Hause
" weniger geschafft als gewollt
" nicht so sorgfältig gearbeitet wie üblich
! Schmerzen, die in den letzten vier Wochen die Alltagstätigkeiten
behindert haben
! Gefühlszustand der letzten vier Wochen
" ruhig und gelassen
" voller Energie
" entmutigt, traurig
! Häufigkeit der Beeinträchtigung von Kontakten zu anderen Menschen auf
Grund von körperlichen und seelischen Problemen
Der Fragebogen zum Gesundheitszustand SF-12 war eine in den USA entwickelte
Kurzform des Fragebogens zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
SF-36. Der SF-36 wurde im Rahmen der Medical Outcomes Study (89) entwickelt
und hatte sich hierbei als geeignetes Instrument zur Erhebung der körperlichen und
psychischen Lebensqualität bewährt. Im Rahmen des IQOLA Projektes konnte in
einer deutschen Stichprobe durch Gandek et al. (28) gezeigt werden, dass der SF-12
eine geeignete, validierte Kurzform des SF-36 zur Erfassung der Lebensqualität
30
Methodik
darstellte. Es konnten in einer für Deutschland spezifischen repräsentativen
weiblichen Normstichprobe (18-74 Jahre, stratifiziert und randomisiert ausgewählt
nach Alter, Geschlecht, Region) Durchschnittwerte für beide Summenskalen erhoben
werden. Für die körperliche Summenskala wurde ein durchschnittlicher Wert von
47,9 und für die psychischen Summenskala für 51,3 ermittelt.(17)
Die Antworten waren likert-skaliert oder dichotomisiert. Die Likert-Skala hatte
beispielsweise folgende Abstufungen von „ausgezeichnet“ (Kodierung = 1) bis
„schlecht“ (Kodierung = 5). Da der SF-12 sowohl den körperlichen als auch den
psychischen
Gesundheitszustand
erhob,
ergab
die
Auswertung
zwei
faktorenanalytisch begründete Sub-Skalen: zum einen die Skala für die körperliche
Lebensqualität (KLQ) und zum anderen die Skala für die psychische Lebensqualität
(PLQ). Auf Grund der vorgenommenen Kürzungen (um den SF-36 auf 12 Items zu
reduzieren) wurden alle 12 Items unterschiedlich gewichtet und gingen auch
unterschiedlich in die beiden Sub-Skalen KLQ und PLQ ein.(49) Für den SF-12 gab
es keine klassischen Cut-Off-Werte. Um die Ergebnisse der EROS-GYNE-Studie
trotzdem interpretieren zu können wurden Referenzgruppen, die nach Alter und
Geschlecht sowie nach aktuellen und chronischen Erkrankungen stratifiziert wurden,
herangezogen. Mittelwerte wurden von Bullinger et al. (17) für eine weibliche
Normstichprobe erfasst. Die hier erfassten Werte waren für die KLQ 47,9 Punkte und
für die PLQ 51,3 Punkte.
4.2.2: Klinisches Interview
Das klinische Telefoninterview bestand aus 42 offenen, aber auch dichotomen
JA/NEIN Fragen zur beruflichen Tätigkeit, zur Partnerschaft, zum sexuellen
Verlangen und Verhalten, zur psychiatrischen Krankheitsgeschichte sowie Fragen
zur Erfassung von sexuellen Problemen durch Ärzte. Die Durchführung dauerte
zwischen 45 Minuten und einer Stunde. Da am Ende des telefonischen Interviews
eine Diagnosestellung anhand der DSM-IV-Kriterien (vgl. Informationsbox, S. 5)
möglich sein sollte, wurde die Frau, falls sie in einem oder mehreren Bereichen der
Sexualität Probleme angab, explizit zur Dauer (lebenslang vs. erworben), zum
Auftreten (generalisiert vs. situativ), zu interpersonellen Problemen und zu einem
subjektiv empfundenen Leidensdruck befragt. Dieses Vorgehen ermöglichte der
31
Methodik
gesprächsführenden Studienmitarbeiterin eine an den DSM-IV- Kriterien orientierte
Diagnosestellung (siehe Infobox S.5). Sexuelle Störungen, die sich eindeutig auf eine
körperliche oder psychische Erkrankung zurückführen ließen, wurden nicht als
sexuelle Funktionsstörung klassifiziert (entsprechend den Kriterien des DSM-IV).
4.3 Datenanalyse
Die Auswertung der Daten, die durch den Fragebogen erhoben wurden erfolgte mit
dem Statistikprogramm SPSS Version 16.0 für Windows. Mittels Kreuztabellen wurde
die Häufigkeit des Auftretens von sexuellen Problemen in folgenden Gruppen von
Frauen errechnet:
•
Frauen mit einer aktuellen Depression vs. Frauen mit einer anderen
psychiatrischen Erkrankung vs. Frauen ohne eine psychische Erkrankung.
•
Frauen in psychiatrischer Behandlung vs. Frauen, die sich nicht in einer
solchen Behandlung befanden.
•
Frauen, die Psychopharmaka einnahmen vs. Frauen, die keine derartigen
Medikamente einnahmen.
Die Überprüfung der statistisch signifikanten Unterschiede erfolgte mittels Chi2-Test.
Das Signifikanzniveau wurde auf p " 0,05 festgelegt. Um die statistisch relevanten
Unterschiede innerhalb der drei Gruppen von Frauen (Frauen ohne sexuelle
Problematik, Frauen mit sexueller Problematik aber ohne Leidensdruck und Frauen
mit sexueller Problematik und Leidensdruck) hinsichtlich ihrer depressiven
Symptomatik bzw. ihrer psychischen und körperlichen Gesundheit herauszuarbeiten,
wurden univariate Varianzanalysen sowie Post-Hoc-Tests durchgeführt. Die
univariate Varianzanalyse erfasst Unterschiede innerhalb der drei Gruppen. Da diese
Analyse aber keine Aussagen dazu treffen kann, zwischen welchen der drei Gruppen
ein Unterschied besteht, schloss sich die Post-Hoc-Analyse an. Diese ermittelte
welche Gruppen sich hinsichtlich ihrer Depressivität bzw. der körperlichen und
psychischen Lebensqualität voneinander unterschieden. Die statistische Signifikanz
wurde durch einen Tukey-HSD-Test berechnet. Das Signifikanzniveau wurde nach
der Bonferronie-Korrektur auf p " 0,015 festgelegt. Die Zusammenhänge zwischen
den einzelnen sexuellen Funktionsbereichen (sexuelle Appetenz, Erregbarkeit,
32
Methodik
Orgasmusfähigkeit,
Schmerzempfinden
während
oder
nach
dem
Geschlechtsverkehr, Lubrikation, Befriedigung) und der Stärke der depressiven
Symptomatik bzw. der körperlichen und psychischen Gesundheit wurden durch eine
Korrelation nach Spearman berechnet. Diese Analyse wurde hier gewählt, da die
Zusammenhänge bei dieser Art der Korrelation zwischen den einzelnen Variablen
nicht linear sein mussten. Der Korrelationskoeffizient umfasste bei intervallskalierten
bzw. dichotomen Daten eine Spanne von -1 bis +1. Hier bestand ein jeweils linearer
Zusammenhang.
Erreicht
der
Korrelationskoeffizient
0
so
bestand
keine
Wechselbeziehung zwischen den Daten. Gemeinhin spricht man von einem geringen
Zusammenhang bei einem Korrelationskoeffizienten von 0,3, von einer mittelstarken
Korrelation bei einem Koeffizienten von 0,5 und einer starken linearen Korrelation bei
0,8. Das Signifikanzniveau wurde auf p " 0,05 festgelegt. Die grafische Darstellung
der Korrelation erfolgte, indem die Daten „gejittert“ wurden. Das bedeutet, dass zur
besseren Visualisierung zufällig zu jedem identischen Wert 0,3 Punkte hinzugezählt
bzw. abgezogen wurde. Somit verhinderte man, dass gleiche Werte grafisch
aufeinander lagen und erhöhte somit die Interpretierbarkeit.
Mit fehlenden Werten wurde je nach Fragebogen anders umgegangen. In die
Auswertung des ASEX flossen nur die Daten der Frauen ein, bei denen maximal ein
Wert fehlte (hier waren es ursprünglich 5 Items). Dieser Wert wurde dann aber nicht
ersetzt. Beim PHQ-9 wurde anders verfahren. Bei 33% fehlenden Werten wurde eine
Mittelwertersetzung durchgeführt (hier betrachtet man den Mittelwert der anderen
mindestens 6 Items und ersetzt die maximal 3 fehlenden Werte durch diesen
Mittelwert). Beantwortete eine Frau mehr als 3 Items nicht, so wurde sie nicht in die
Auswertung aufgenommen. Beim SF-12 wurden fehlende Werte nicht ersetzt.
33
Ergebnisse
5. Ergebnisse
5.1 Rücklauf der Fragebogenerhebung und des klinischen Interviews
In Freiburg im Breisgau wurden 1316 und in Mainz 1300 Fragebogen an die
teilnehmenden
Frauenarztpraxen
ausgegeben.
Es
wurden
insgesamt
1644
Fragebogen zurückgeschickt (Rücklaufrate: 62,8%). Von diesen Fragebogen waren
1558 auswertbar (verwertbarer Rücklauf: 60%). Von den 1558 Patientinnen, die den
Fragebogen in einer der Praxen analysierbar ausgefüllt hatten, stimmten 456 Frauen
(dies
entspricht
29,5%)
mittels
der
zusätzlichen
Angabe
auf
der
Einverständniserklärung, einem anschließenden telefonischen Interview zu. Davon
hatten 443 Frauen die Prekursorfrage auswertbar beantwortet und wurden somit der
jeweiligen Risikogruppe für das Vorhandensein eines sexuellen Problems zugeteilt.
331
Frauen
befanden
sich
in
der
Niedrigrisikogruppe
und
111
in
der
Hochrisikogruppe. Das telefonische Interview wurde mit 71 Frauen aus dem
Niedrigrisikobereich und mit 70 Frauen aus dem Hochrisikobereich geführt. Die
gewonnenen Daten aus dem telefonischen Interview waren nicht Gegenstand dieser
Arbeit. Somit basieren die im Folgenden dargestellten Ergebnisse auf der
Fragebogenerhebung in gynäkologischen Praxen. Hier fließen demnach die Daten
der 1558 Teilnehmerinnen ein, die den Fragebogen analysierbar ausgefüllt hatten.
34
Ergebnisse
Abbildung 4: Rücklauf
Im Folgenden werden nun die Ergebnisse die mittels Fragebogen erfasst wurden
dargestellt. Es wird auf die Soziodemografie, gynäkologische Komorbiditäten, die
Prävalenz von sexuellen Problemen sowie auf den Zusammenhang zwischen der
psychischen Gesundheit, der Lebensqualität und sexuellen Problemen innerhalb der
Studienpopulation eingegangen.
35
Ergebnisse
5.2 Soziodemografie
Von den 1558 Studienteilnehmerinnen, deren Fragebogen auswertbar waren,
befanden sich 87,2% im Alter zwischen 18 und 50 Jahren. Wie in Tabelle 1
abgebildet, besaßen 95,9% die deutsche Staatsbürgerschaft. Etwa die Hälfte der
Frauen war verheiratet. Die andere Hälfte war ledig. In einer festen Partnerschaft
lebten zum Zeitpunkt der Befragung 84,4%. Ohne Schulabschluss waren weniger als
ein
Prozent
der
Befragten.
15,0%
verließen
die
Schule
mit
einem
Hauptschulabschluss. Ein Drittel konnte einen Realschulabschluss vorweisen und
die Fachhochschulreife besaßen 6,0%. Abitur hatten fast ein Viertel der Frauen.
22,5% aller Teilnehmerinnen gaben an ein Hochschul- bzw. Fachhochschulstudium
beendet zu haben. Erwerbstätig waren über die Hälfte der Frauen. 19,2% befanden
sich in der Ausbildung und 3,3% waren bereits berentet. Kinder hatte die Hälfte der
Frauen. Bewusst gegen Kinder hatten sich 38,0% aller Befragten entschieden.
10,1% blieben ungewollt kinderlos.
Tabelle 1: Sozidemografie
Frauen % (N=1558)
Alter (in Jahren)
unter 30
41,8% (650)
31-50
45,4% (706)
über 50
12,8% (199)
Staatsbürgerschaft
Deutsch
Andere Staatsangehörigkeit
95,9% (1438)
4,1% (56)
36
Ergebnisse
Familienstand
Verheiratet
43,9% (675 )
feste Partnerschaft
84,8%(1284)
keine feste Partnerschaft
15,2%(231)
Schulabschluss
ohne Schulabschluss
0,9% (14)
Haupt/Volksschulabschluss
15,0% (231)
Mittlere Reife/Realschulabschluss
31,8% (491)
Fachhochschulreife
6,0% (95)
Abitur
23,8% (367)
Abgeschlossenes Hochschulstudium
22,5% (347)
Erwerbstätigkeit
Erwerbstätig
63,1% (790)
Erwerbslos
2,1% (33)
Schülerin/Azubi/Studentin
19,2% (296)
Hausfrau
12,2% (187)
Rentnerin
3,4% (52)
Mutterschaft
Kinder
51,9% (728)
gewollt kinderlos
ungewollt kinderlos
38,0% (533
10,1% (143)
Angaben aus dem Fragebogenteil „ Angaben zu Ihrer Person“ von n=1558 in Zahlen und Prozent.
37
Ergebnisse
5.3 Gynäkologische und allgemeine Komorbiditäten
Knapp ein Drittel (29,9%) der Studienteilnehmerinnen gab mittels Selbstauskunft im
Fragebogen eine bekannte gynäkologische Erkrankung an. Beinahe ebenso viele
(32,2%) wurden bereits mindestens einmal gynäkologisch operiert. Als Grund für den
Besuch bei einem niedergelassenen Frauenarzt gaben mehr als die Hälfte der
Frauen an, zur gynäkologischen Vorsorge die frauenärztliche Praxis aufzusuchen.
13,1% waren zur Schwangerschaftsvorsorge bzw. -nachsorge in der Praxis und
10,7% kamen zur Abklärung von gynäkologischen Beschwerden. Neben den
gynäkologischen Vorerkrankungen gab es in der Studienpopulation auch andere
nicht-gynäkologische
Störungen,
Grundleiden.
Stoffwechselstörungen
Hierzu
oder
zählten
beispielsweise
hormonelle
Herz-Kreislauferkrankungen.
Unter
mindestens einer dieser Erkrankungen litten 40,1% der Befragten.
5.4 Wie hoch ist die Prävalenz von sexuellen Problemen bei Frauen, die eine
gynäkologische Praxis aufsuchen?
Um diese Frage zu beantworten wurden die teilnehmenden Frauen zu ihrem
Sexualleben befragt. 87,6% der Studienteilnehmerinnen waren zum Zeitpunkt der
Studiendurchführung sexuell aktiv. Von diesen waren 81,6% mit ihrem Sexualleben
zufrieden. Betrachtet man alle Studienteilnehmerinnen, eingeschlossen sind hier
demnach auch die Frauen, die angaben aktuell nicht sexuell aktiv zu sein, waren
mehr als dreiviertel der Frauen mit ihrem Sexualleben zufrieden. Abbildung 5 zeigt
die mittels ASEX erhobene Häufigkeit von sexuellen Problemen sowie das
Vorhandensein eines subjektiven Leidensdruckes. Bei 75,5% der Frauen bestand
laut ASEX kein Hinweis auf eine sexuelle Problematik. Ein Viertel der befragten
Frauen hatte ein sexuelles Problem. Von diesen Frauen litt etwa die Hälfte unter dem
sexuellen Problem, die anderen Frauen gaben keinen subjektiven Leidensdruck in
Bezug auf eine sexuelle Problematik an.
38
Ergebnisse
Abbildung 5: Kein sexuelles Problem vs. sexuelles Problem ohne Leidensdruck vs.
sexuelles Problem mit Leidensdruck:
Häufigkeit von sexuellen Problemen in der Studienpopulation mit und ohne Leidensdruck (n=1031, fehlend
n=527) erhoben mittels ASEX und zusätzlicher Frage im Fragebogen: „Wenn Sie einen oder mehrere der unter
Punkt 1-6 genannten Bereiche der Sexualität als problematisch erleben, geben Sie bitte an, ob Sie darunter
leiden“ JA/NEIN. Angaben in Prozent.
Mittels Einzelitemauswertung der ASEX war es möglich eine Aussage, wie in
Abbildung 6 dargestellt, über die Häufigkeiten der verschiedenen Formen von
sexuellen Problemen zu machen. Es zeigte sich, dass die führende sexuelle
Problematik die gestörte Orgasmusfähigkeit war. 12,5% der Frauen gaben eine
derartige Störung an. Beinahe ebenso viele Frauen berichteten laut ASEX über
vermindertes sexuelles Verlangen. Etwa jede zwanzigste Frau gab eine insuffiziente
Erregbarkeit oder ein als unbefriedigend empfundenes Sexualleben an. Ebenso viele
berichteten von verminderte Lubrikation. Schmerzen während und nach dem
Geschlechtsverkehr wurden von den wenigsten Studienteilnehmerinnen angegeben.
39
Ergebnisse
Abbildung 6: Häufigkeit der Subtypen sexueller Probleme:
Häufigkeit der Subtypen von weiblichen sexuellen Probleme innerhalb der Studiengruppe (n=1461, fehlend n=97)
erhoben mittels ASEX. Angaben in Prozent.
5.5 Besteht ein Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und
psychischer Gesundheit?
5.5.1. Prävalenz der Depression
Zunächst wird in diesem Abschnitt die Prävalenz der Depression in der
Studienpopulation dargelegt. Im folgenden Abschnitt wird diese sowie das
Vorhandensein irgendeines psychischen Leidens in Zusammenhang mit sexuellen
Problemen betrachtet. Zum Zeitpunkt der Befragung gaben 5,4% der Frauen eine
aktuell bestehende depressive Erkrankung an. 19,2 % der Studienteilnehmerinnen
berichteten früher an einer Depression erkrankt gewesen zu sein. Diese Angaben
erfolgten durch Selbstauskunft im Fragebogen. In Abbildung 7 sind die mittels des
Fragebogens PHQ-9 erfassten Daten dargestellt. Bei über der Hälfte der
Teilnehmerinnen konnte anhand des PHQ-9 keine depressive Symptomatik
40
Ergebnisse
festgestellt werden. Ein Viertel der Befragten hatten eine leichte depressive Episode.
13,9% der Studienteilnehmerinnen berichteten von mindestens einer mittelgradigen
depressiven Symptomatik.
Abbildung 7: Prävalenz der Depressivität innerhalb der Studienpopulation
70,0%
60,0%
50,0%
40,0%
30,0%
59,4%
20,0%
26,7%
10,0%
9,8%
0,0%
keine
Depression
leichte
Depression
mittlere
Depression
3,3%
mittlere bis
schwere
Depression
0,8%
schwerste
Depression
Häufigkeit der verschiedenen Schweregrade depressiver Erkrankungen innerhalb der Studiengruppe (n=1506,
fehlend n=50). Erhoben mittels PHQ-9. Angaben in Prozent.
5.5.2 Frauen, die aktuell eine Depression oder eine andere psychiatrische
Erkrankung angeben, haben häufiger sexuelle Probleme, als Frauen die keine
psychische Erkrankung angeben
Wie in den vorangegangenen beiden Abschnitten dargestellt, berichteten gut ein
Viertel aller befragten Frauen laut ASEX eine sexuelle Problematik. Auch die
Depression war eine in unserer Studienpopulation häufig auftretenden Erkrankung.
Laut PHQ-9 hatten 13,9% der befragten Frauen mindestens eine mittelgradige
depressive Symptomatik. Werden die Frauen nun mittels einer Frage im Fragebogen
41
Ergebnisse
zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand befragt erhielt man je nach Angabe drei
Gruppen: Psychisch gesund, aktuell depressiv und aktuell bestehende andere
psychische Erkrankung (ausgenommen sind hier die Patientinnen, die eine isolierte
depressive Störung angaben). 93,1% der Studienteilnehmerinnen waren psychisch
gesund. 1,6% der Frauen litten akutell an einer depressiven Erkrankung. Aktuell
depressiv waren laut eigener Angabe 5,4% der Frauen. In Tabelle 2 sind die
unterschiedlichen Prävalenzen hinsichtlich des Vorhandenseins eines sexuellen
Problems in den drei Gruppen dargestellt. Von den Frauen, die psychische
Gesundheit berichteten, hatten fast ein Viertel der Frauen laut ASEX ein sexuelles
Problem. Die Hälfte der Frauen mit einer anderen psychiatrischen Erkrankung
berichtete eine sexuelle Problematik. Unter den Patientinnen, die aktuell eine
depressive Episode beschrieben litten beinahe ebenso viele Frauen an einer
sexuellen Problematik (52,5%). Die Guppenunterschiede wurden mit einem p-Wert
im Chi2-Test von p " 0,001 statistisch signifikant.
Tabelle 2: Häufigkeit der sexuellen Probleme in den drei Gruppen psychisch gesund
vs. depressiv vs. andere psychiatrische Erkrankung
Kein
Psychisch
gesund
Aktuell depressiv
Aktuell andere
psychische
Erkrankung
Gesamt
1041 (75,1%)
38 (47,5%)
11 (47,8%)
1090 (71,2)
345 (24,9%)
42 (52,5%)
12 (52,2%)
399 (28,8%)
1386 (100,0%)
80 (100,0%)
23 (100,0%)
1489 (100,0%)
sexuelles
Problem
Sexuelles
Problem
Gesamt
Häufigkeit sexueller Probleme in den verschiedenen Gruppen von Frauen, welche die Frage im Fragebogen nach
psychischer Gesundheit, aktuell bestehender Depression bzw. anderen psychischen Erkrankungen beantwortet
haben (n=1489, fehlend n=69). Chi-Wert: 37,058; p-Wert p ! 0,001
42
Ergebnisse
5.5.3 Frauen ohne sexuelle Probleme, Frauen mit sexueller Problematik, aber
ohne Leidensdruck, und Frauen mit sexueller Problematik und Leidensdruck
unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Depressivität
Im Folgenden werden nun (im Unterschied zum vorangegangenen Abschnitt) die
Daten, die mittels PHQ-9 und ASEX erfasst wurden, ausgewertet. Es fließen die
Daten, die durch die zusätzliche Frage nach dem Leidensdruck erfasst wurden mit
ein. Die Stichprobe wurde demnach in drei Gruppen aufgeteilt: Zur ersten Gruppe
gehörten Frauen die laut ASEX kein sexuellen Problemen hatten. Zur zweiten
Gruppe zählten Frauen die ein sexuelles Problem hatten, unter diesem aber nicht
litten. Der dritten Gruppe zugeteilt wurden Frauen, die sowohl ein sexuelles Problem
als
auch
subjektiven
unterschieden
sich
in
Leidensdruck
ihren
empfanden.
Die
PHQ-9-Summenscores
einzelnen
und
somit
Gruppen
in
der
Ausprägungsstärke der depressiven Verstimmung. Im Mittel hatten Frauen ohne
sexuelles Problem einen PHQ-Summenscore von 4,8. Frauen mit sexueller
Problematik aber ohne Leidensdruck erreichten durchschnittlich einen höheren PHQSummenscore (5,9) und hatten demnach laut Fragebogen eine schwerere
depressive Symptomatik. Die höchsten Depressionswerte mit einer Gesamtpunktzahl
von 8,0 erreichten die Frauen mit sexueller Problematik und subjektiv empfundenen
Leidensdruck. Somit unterschieden sich die Frauen mit sexuellem Problem und
Leidensdruck mit 2,1 Punkten im PHQ-9 von den Frauen mit sexueller Problematik
aber ohne Leidensdruck. Eine deutsche Normstichprobe, ermittelt von Rief et al
erzielte durchschnittlich einen Punktwert von 3,6.(69)
Die univariate Varianzanalyse ergab eine statistische Signifikanz des Unterschiedes
zwischen den drei Gruppen in ihren PHQ-Summensoreson p"0,001. Wie in
Abbildung 8 dargestellt, wurden auch im Tukey-HSD-Test zwischen den einzelnen
Gruppen statistisch relevante Ergebnisse erzielt:
• kein sexuelles Problem vs. sexuelles Problem ohne Leidensdruck; p"0,002
• kein sexuelles Problem vs. sexuelles Problem und Leidensdruck; p"0,001
• sexuelles
Problem
ohne
Leidensdruck
vs.
sexuelles
Problem
und
Leidensdruck; p"0,001
43
Ergebnisse
Infolgedessen unterschieden sich die einzelnen Gruppen in der Ausprägungsstärke
ihrer Depressivität.
Abbildung 8: Depressivität, sexuelles Problem und Leidensdruck
Mittelwerte der Summenscore des PHQ-9 von Frauen (n=1428, fehlend n=130) in drei Gruppen (kein sexuelles
Problem laut ASEX, sexuelles Problem ohne Leidensdruck, sexuelles Problem und Leidensdruck). Zusätzlich
aufgetragen sind die Signifikanzwerte des Tukey-HSD-Tests. Die Daten der Normstichprobe stammen von Rief et
al. (69)
5.5.4 Die sexuelle Funktionsfähigkeit korreliert mit der Stärke der depressiven
Symptomatik
In den folgenden Abbildungen sind die jeweiligen Zusammenhänge der einzelnen
Subtypen sexueller Probleme (vermindertes Verlangen, insuffiziente Erregbarkeit,
verminderte Lubrikation, Orgasmusprobleme, als unbefriedigend empfundenes
Sexualleben und Schmerzempfinden während oder nach dem Geschlechtsverkehr)
und der Depressivität dargestellt. Zur besseren grafischen Veranschaulichung
werden die Zusammenhänge als gejitterte Grafiken dargestellt. Auch hier fließen die
Daten der Frauen ein, die sowohl den PHQ-9, als auch die ASEX analysierbar
beantwortet hatten. In der Studienpopulation bestand die am stärksten ausgeprägte
Korrelation zwischen Schmerzen während bzw. nach dem Geschlechtsverkehr und
44
Ergebnisse
der Stärke der depressiven Symptomatik (r=0,24). Den geringsten Zusammenhang
wiesen verminderte Lubrikation und depressive Symptome auf (r=0,14). Insgesamt
lagen die Korrelationskoeffizienten zwischen 0,24 und 0,14. Man kann also von einer
geringen klinischen Relevanz sprechen, da dieser Zusammenhang äußerst klein ist
(vgl. Methodik). Die statistische Signifikanz beträgt bei allen berechneten
Korrelationen p"0,001.
45
Abbildung 9:
Abbildung 10:
Abbildung 11:
Korrelation eines sexuellen Problems und
Korrelation zwischen vermindertem
Korrelation zwischen insuffizienter
der Schwere der depressiven Symptomatik
sexuellem Verlangen und der Schwere der
sexueller Erregbarkeit und der Schwere
Depressivität
der Depressivität
Abbildung 9-11: Gejittert dargestellte Korrelation nach Spearman zwischen irgendeinem sexuellen Problemen (ASEXjit), vermindertem sexuellen Verlangen (Verlangenjit),
insuffizienter Erregbarkeit (Erregungjit) (mittels ASEX) und dem Schweregrad der Depression (mittels PHQ-9) bei 1428 Frauen (fehlend n=130). ). Das Kürzel „JIT“ zeigt, dass
die Ergebnisse gejittert dargestellt werden.
46
Ergebnisse
Abbildung 12:
Abbildung 13:
Abbildung 14:
Korrelation zwischen verminderter
Korrelation zwischen
Korrelation zwischen unbefriedigendem
Lubrikation und der Schwere der
Orgasmusproblemen und der Schwere
Sexualleben und der Schwere der
Depressivität
der Depressivität
Depressivität
Abbildung 12-14: Gejittert dargestellte Korrelation nach Spearman zwischen verminderter Lubrikation (Lubrikationjit), Orgasmusproblemen (Orgasmusjit), unbefriedigendem
Sexualleben (Befriedigungjit) (mittels ASEX) und jeweils dem Schweregrad der Depression (mittels PHQ-9) bei 1428 Frauen (fehlend n=130) ). Das Kürzel „JIT“ zeigt, dass die
Ergebnisse gejittert dargestellt werden.
47
Ergebnisse
Abbildung 15:
Korrelation zwischen Schmerzen während
und nach dem Geschlechtsverkehr und der
Schwere der Depressivität
Gejittert dargestellte Korrelation nach Spearman zwischen Schmerzen während bzw. nach dem Geschlechtsverkehr (Schmerzjit) (mittels ASEX) und dem Schweregrad der
Depression (mittels PHQ-9) bei 1428 Frauen (fehlend n=130). ). Das Kürzel „JIT“ zeigt, dass die Ergebnisse gejittert dargestellt werden.
48
5.5.5 Frauen, die wegen einer psychiatrischen Erkrankung in Behandlung sind,
leiden häufiger unter sexuellen Problemen als Frauen, die nicht wegen einer
psychiatrischen Erkrankung therapiert werden.
Die Erfassung der Häufigkeit von sexuellen Problemen bei den Frauen, welche die
Frage nach einer aktuellen psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlung
auswertbar beantworteten erfolgte, indem diese Frauen zwei Gruppen zugeteilt
wurden: Frauen, die sich aktuell in einer psychiatrischen/psychotherapeutischen
Behandlung befanden vs. Frauen, die keine derartige Behandlung in Anspruch
nahmen. 23,2% der Frauen waren zum Zeitpunkt der Befragung wegen einer
psychiatrischen Erkrankung in Behandlung. 40,2% dieser Studienteilnehmerinnen
hatten laut ASEX ein sexuelles Problem. Im Gegensatz dazu gaben 30,6% der
Frauen die sich nicht in psychiatrischer/psychotherapeutischer Behandlung befanden
ein sexuelles Problem an. Dieser Unterschied in den verschiedenen Gruppen wurde
im Chi2-Test statistisch nicht signifikant (p=0,072).
5.5.6 Frauen, die Psychopharmaka einnehmen, haben häufiger sexuelle
Probleme als Frauen, die keine Psychopharmaka einnehmen.
Die Prävalenz von sexuellen Problemen von den befragten Frauen, die das
Fragebogenitem: „Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?“ JA/NEIN bzw. freie
Antwortmöglichkeit, beantworteten, ist in Tabelle 3 dargestellt. Zur medikamentösen
Therapie einer psychischen Erkrankung (falls bestehend) nahmen von den
Studienteilnehmerinnen 6,1% ein oder mehrere Psychopharmaka ein. Jede zweite
Frau, die psychomodulierende Medikamente zu sich nahm, gab eine sexuelle
Problematik an. Im Vergleich hierzu hatte ein Viertel der Frauen die keine
Psychopharmaka einnahmen ein sexuelles Problem. Diese unterschiedliche
Häufigkeitsverteilung wird mit einem p-Wert von p ! 0,001 im Chi2-Test statistisch
signifikant.
49
Ergebnisse
Tabelle
3:
Häufigkeit
von
sexuellen
Problemen
der
Gruppen
Psychopharmakaeinnahme vs. keine Psychopharmakaeinnahme:
Psychopharmaka
NEIN
73,9% (562)
Psychopharmaka
JA
49,0% (24)
72,3% (586)
Sexuelles Problem
26,1% (199)
51,0% (25)
27,7% (224)
Gesamt
100,0% (761)
100,0% (49)
100,0% (810)
Kein sexuelles
Problem
Gesamt
Häufigkeit der Antwort auf die Fragen „Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?“ JA/NEIN ausgezählt nach
Psychopharmakaeinnahme (n=835, fehlend n=723) im Fragebogen im Zusammenhang mit sexuellen Problemen
(erhoben mittels ASEX). Dargestellt anhand einer Kreuztabelle. Angaben in Zahlen und Prozent.Chi-Wert:14,233;
p-Wert: p ! 0,001
5.6 Gibt es einen Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und der
körperlichen und psychischen Lebensqualität?
Diese Frage wird nun im Folgenden beantwortet werden. Mittels des SF-12
Fragebogens wurden zwei verschiedene Aspekte von Lebensqualität, einerseits die
körperliche und andererseits die psychische Gesundheit, erfasst. Diese werden im
Folgenden getrennt betrachtet. Unabhängig von den Fragestellungen erreichten die
Frauen, die an der EROS-GYNE Studie teilnahmen, im Mittel eine Punktzahl auf der
körperlichen Summenskala des SF-12 von 50,6. Die psychische Lebensqualität
betrug in der Studiengruppe durchschnittlich 47,7 Punkte. Eine deutsche
Normstichprobe erreichte im Mittel für die KLQ von 47,9 und für die PLQ von 51,3
Punkten.(17)
50
Ergebnisse
5.6.1 Frauen ohne sexuelle Probleme, Frauen mit sexueller Problematik, aber
ohne Leidensdruck, und Frauen mit sexueller Problematik und Leidensdruck
unterscheiden sich in ihrer körperlichen und psychischen Lebensqualität.
Zuerst wird auf die körperliche Lebensqualität in Bezug auf sexuelle Probleme
eingegangen. Vergleicht man die bereits erwähnten Gruppen von Frauen, die laut
ASEX und der zusätzlichen Frage nach dem Leidensdruck in drei Gruppen unterteilt
wurden (kein sexuelles Problem, sexuelles Problem vorhanden, aber kein
Leidensdruck und Frauen mit sexuellen Problem und Leidensdruck) hinsichtlich ihrer
körperlichen Lebensqualität, so erreichten, wie in Abbildung 16 dargestellt, die
Frauen, welche kein sexuelles Problem hatten einen Mittelwert für die körperliche
Lebensqualität von 51,2. Die Frauen mit problematischer Sexualität, aber ohne
subjektiven Leidensdruck hatten eine geringere Lebenszufriedenheit im Vergleich zu
den Frauen ohne sexuelle Problematik (KLQ: 49,2). Das geringste körperliche
Wohlbefinden mit durchschnittlich 48,3 Punkten hatten die Frauen, die eine sexuelle
Problematik angaben und diese auch als belastend empfanden. Dennoch ist hier
anzumerken, dass alle Gruppen eine höhere körperliche Lebensqualität hatten als
die Frauen aus der Normstichprobe (47,9).(17) Die univariate Varianzanalyse wird
statistisch signifikant (p!0,001). Der Post-hoc-Vergleich mittels Tukey-HSD-Test
ergab eine statistische Signifikanz für die Unterschiede der Mittelwerte bezüglich der
körperlichen Summenskala für die Gruppen:
• kein sexuelles Problem vs. sexuelles Problem aber kein Leidensdruck;
p=0,008
• kein sexuelles Problem vs. sexuelles Problem und subjektiver Leidensdruck;
p=0,008
Statistisch nicht relevant unterschieden sich die Gruppen:
• sexuelles Problem, aber kein Leidensdruck vs. sexuelles Problem mit
Leidensdruck (p=0,508).
51
Ergebnisse
Abbildung 16: Sexuelle Probleme, körperliche Lebensqualität und Leidensdruck
Mittelwerte des Summenscores der körperlichen Summenskala (KLQ) des SF-12 innerhalb der drei Gruppen von
Frauen (kein sexuelles Problem, sexuelles Problem ohne Leidensdruck, sexuelles Problem und Leidensdruck),
erhoben mittels ASEX und zusätzlicher Frage nach dem Leidensdruck (n=1409, fehlend n=149). Zusätzlich
aufgetragen die Signifikanzwerte des Tukey-HSD-Tests. Normstichprobe ermittelt von Bullinger et al.(17)
Erfasst man die psychische Lebensqualität innerhalb der oben bereits erwähnten drei
Gruppen, so ergaben sich folgende in Abbildung 17 dargestellten Unterschiede.
Frauen, die kein sexuelles Problem angaben, erhielten im Mittel eine Punktzahl auf
der Skala der psychischen Gesundheit von 48,7. Teilnehmerinnen, die laut ASEX
zwar eine sexuelle Problematik berichteten, unter dieser aber nicht litten, erreichten
im Schnitt einen Wert von 47,1. Die geringste psychische Lebensqualität hatten
Frauen, die subjektiven Leidensdruck in Bezug auf ihr sexuelles Problem angaben
(durchschnittlicher Summenscore der psychischen Gesundheit: 42,2). Im Gegensatz
zur körperlichen Lebensqualiät war die psychische Lebensqualität in allen drei
Gruppen deutlich geringer als die Werte der deutschen Normstichprobe (51,3).(17)
Die drei Gruppen unterschieden sich signifikant voneinander (p ! 0,001). Betrachtet
man die Ergebnisse des Tukey-HSD-Tests, ergab sich ein statistischer signifikanter
Unterschied zwischen den Summenwerten für die psychische Lebensqualität
zwischen den beiden Gruppen:
52
Ergebnisse
• Sexuelles Problem mit Leidensdruck vs. kein sexuelles Problem; p ! 0,001
• Sexuelles
Problem
mit
Leidensdruck
vs.
sexuelles
Problem
ohne
Leidensdruck; p ! 0,001
Kein signifikanter Unterschied bestand zwischen den Gruppen:
• Kein sexuelles Problem vs. sexuelles Problem, aber kein Leidensdruck (p =
0,126).
Abbildung 17: sexuelles Problem, psychische Lebensqualität, Leidensdruck
Mittelwerte der Summenscore der psychischen Summenscala (PLQ) des SF-12 innerhalb der drei
Gruppen von Frauen (kein sexuelles Problem, sexuelles Problem ohne Leidensdruck, sexuelles
Problem und Leidensdruck erhoben anhand der ASEX und zusätzlicher Frage nach dem subjektiv
empfundenen Leidensdruck; n=1409, fehlend n=149). Zusätzlich aufgetragen die Signifikanzwerte des
Tukey-HSD-Tests. Normstichprobe ermittelt von Bullinger et al.(17)
53
Ergebnisse
5.6.2 Die körperliche und psychische Lebensqualität korreliert unterschiedlich
hoch mit den verschiedenen Bereichen sexueller Funktionsfähigkeit.
Die folgenden Ergebnisse basieren auf den Daten von den Frauen, welche die ASEX
sowie den Fragebogen zur psychischen und körperlichen Gesundheit, den SF-12
analysierbar beantwortet hatten. Hier wird der Zusammenhang zwischen den
Untergruppen von problematischer sexueller Funktionsfähigkeit (vermindertes
Verlangen, insuffiziente Erregbarkeit, verminderte Lubrikation, Orgasmusprobleme,
als unbefriedigend empfundenes Sexualleben und Schmerzempfinden während oder
nach dem Geschlechtsverkehr) die mittels ASEX erhoben wurden und der
körperlichen Gesundheit (Subskala KLQ des SF-12) dargestellt.
Die Korrelation präsentiert sich als ein negativer Zusammenhang. Gegensätzliche
Beziehungen zwischen vermindertem sexuellem Verlangen und der körperliche
Gesundheit waren im Vergleich zu den anderen Formen sexueller Probleme am
höchsten ausgeprägt (r=-0,144). Der schwächste Zusammenhang ließ sich bei der
gestörte Orgasmusfähigkeit und dem körperlichen Wohlbefinden feststellen. (r=0,086 bzw. -0,070). Insgesamt lagen die Korrelationskoeffizienten also zwischen 0,144 und -0,070. Bei allen Subtypen von sexuellen Problemen in Zusammenhang
mit der körperlichen Lebensqualität ist somit von einer geringen Korrelation
auszugehen. Alle Zusammenhänge wurden auf Grund der großen Stichprobe
statistisch signifikant (p-Wert zwischen <=0,001 und p=0,008.
54
Ergebnisse
Abbildung 18:
Abbildung 19:
Abbildung 20:
Korrelation irgendeines sexuellen
Korrelation zwischen vermindertem
Korrelation zwischen insuffizienter
Problems und der KLQ
sexuellem Verlangen und der KLQ
Erregbarkeit und der KLQ
Abbildung 18-20: Gejittert dargestellte Korrelationen nach Spearman zwischen den irgendeinem sexuellen Problemen (ASEXJIT), vermindertem sexuellen Verlangen
(Verlangenjit) und insuffizenter Erregbarkeit (Erregungjit) (mittels ASEX) und der körperlichen Lebensqualität (mittels Subskala KLQ des SF-12) innerhalb der
Studienpopulation (n=1409, fehlend n=149). Das Kürzel „JIT“ zeigt, dass die Ergebnisse gejittert dargestellt werden.
55
Ergebnisse
Abbildung 21:
Korrelation
Abbildung 22:
zwischen
Lubrikation und der KLQ
Abbildung 23:
verminderter Korrelation zwischen Orgasmusproblemen Korrelation
und der KLQ
zwischen
unbefriedigendem GV und der KLQ
Abbildung 21-23: Gejittert dargestellte Korrelationen nach Spearman zwischen verminderter Lubrikation (Lubrikationjit), Orgasmusproblemen (Orgasmusjit) und
unbefriedigendem GV (Befriedigungjit) (mittels ASEX) und der körperlichen Lebensqualität (mittels Subskala KLQ des SF-12) innerhalb der Studienpopulation (n=1409, fehlend
n=149). Das Kürzel „JIT“ zeigt, dass die Ergebnisse gejittert dargestellt werden.
56
Ergebnisse
Abbildung 24:
Korrelation zwischen Schmerzen während
bzw. nach dem Geschlechtsverkehr und der
körperlichen Lebensqualität
Gejittert dargestellte Korrelation nach Spearman zwischen Schmerzen während bzw. nach dem Geschlechtsverkehr (Schmerzjit) (mittels ASEX) und der körperlichen
Lebensqualität (mittels Subskala KLQ des SF-12) innerhalb der Studienpopulation (n=1409, fehlend n=149). Das Kürzel „JIT“ zeigt, dass die Ergebnisse gejittert dargestellt
werden.
57
Der
Zusammenhang
(vermindertes
zwischen
Verlangen,
den
einzelnen
insuffiziente
sexuellen
Erregbarkeit,
Problembereichen
Orgasmusprobleme,
Schmerzempfinden während oder nach dem Geschlechtsverkehr, verminderte
Lubrikation und als unbefriedigend empfundenes Sexualleben) und der psychischen
Lebensqualität ist in den folgenden Abbildungen dargestellt. Auch an dieser Stelle
lässt sich ein negativer Zusammenhang ablesen, d.h. mit einer geringeren sexuellen
Funktionsfähigkeit ging eine geringere psychische Lebensqualität einher. Im
Vergleich zu den anderen Typen von beeinträchtigter sexueller Funktionsfähigkeit
bestand die höchste negative Korrelation zwischen dem Vorhandensein einer
Orgasmusstörung
und
der
psychischen
Gesundheit.
Der
schwächste
Zusammenhang wurde bei vermindertem sexuellen Verlangen und sexuellen
Problemen erreicht.
Wie bei den beiden Vorangegangen Korrelationen, waren auch hier die
Korrelationskoeffizienten
äußert
gering
(0,201
bis
-0,087).
Alle
erwähnten
Korrelationen wurden, auf Grund der großen Studienpopulation mit einem p-Wert !
0,001 statistisch hochsignifikant
.
58
Ergebnisse
Abbildung 25:
Abbildung 26:
Abbildung 27:
Korrelation zwischen irgendeinem
Korrelation zwischen vermindertem
Korrelation zwischen insuffizienter
sexuellem Problem und der PLQ
sexuellen Verlangen und der PLQ
Erregbarkeit und der PLQ
Abbildung 25-27: Gejittert dargestellte Korrelationen nach Spearman, zwischen irgendeinem sexuellen Problem (AXEXjit), vermindertem sexuellen Verlangen (Verlangenjit),
insuffizienter Erregbarkeit (Errgebarkeitjit) ( erfasst mittels ASEX) und jeweils der psychischen Lebensqualität (Subskala PLQ des SF-12). Bei 1409 Frauen (fehlend n=149).
Das Kürzel „JIT“ zeigt, dass die Ergebnisse gejittert dargestellt werden
59
Ergebnisse
Abbildung 28:
Abbildung 29:
Abbildung 30:
Korrelation zwischen verminderter
Korrelation zwischen Orgasmusproblemen
Korrelation zwischen unbefriedigendem GV
Lubrikation und der PLQ
und der PLQ
und der PLQ
Abbildung 28-30: Gejittert dargestellte Korrelationen nach Spearman, zwischen vermidnerter Lubrikation (Lubrikationjit), Orgasmusproblemen (Orgasmusjit) und als
unbefriedigend empfundener GV (Befriedigungjit) ( erfasst mittels ASEX) und jeweils der psychischen Lebensqualität (Subskala PLQ des SF-12). Bei 1409 Frauen (fehlend
n=149). Das Kürzel „JIT“ zeigt, dass die Ergebnisse gejittert dargestellt werden.
60
Ergebnisse
Abbildung
31:
Korrelation
Schmerzen
während
bzw.
zwischen
nach
dem
Geschlechtsverkehr und der PLQ
Abbildung 31: Korrelation nach Spearman zwischen Schmerzen während bzw nach dem Geschlechtsverkehr (Schmerzjit) (erhoben mittels ASEX) und der psychischen
Lebensqualität (Subskala PLQ des SF-12). Bei 1409 Frauen (fehlend n=149). Das Kürzel „JIT“ zeigt, dass die Ergebnisse gejittert dargestellt werden.
61
Diskussion
6. Diskussion
6.1 Ziele und Fragestellung
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen der EROS-GYNE Studie zur
„Epidemiologie und Erkennung weiblicher sexueller Funktionsstörungen in der
gynäkologischen
Praxis“.
Universitätsklinik
Freiburg
Durchgeführt
für
wurde
Psychiatrie
die
und
Untersuchung
Psychotherapie,
von
der
Abteilung
Sexualmedizin. Als kooperatives Zentrum beteiligte sich die Universitätsklinik Mainz
an der Umsetzung der Studie. Ziel war es die Prävalenz von weiblichen sexuellen
Problemen in der frauenärztlichen Praxis zu ermitteln. Ebenso sollte die Häufigkeit
der verschiedenen Unterformen problematischer sexueller Funktionsfähigkeit (vlg.
Informationsbox S.5) erhoben werden. Darüberhinaus wurden gynäkologische und
psychiatrische Komorbiditäten sowie die psychische und körperliche Lebensqualität
erfasst.
Wie im theoretischen Teil erläutert gab es bislang keine Studie die weibliche sexuelle
Probleme streng kriterienbasiert nach DSM-IV in Deutschland ermittelt hat. Die
EROS-GYNE-Studie
war
demnach
die
erste
Erhebung,
die
verlässliche,
repräsentative Daten zur Epidemiologie weiblicher sexueller Probleme sowie deren
Komorbiditäten liefert.
Die zentralen Fragestellungen dieser Arbeiten waren:
1.
Wie hoch ist die Prävalenz von sexuellen Problemen bei Frauen, die eine
gynäkologische Praxis aufsuchen?
2.
Besteht ein Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und psychischer
Gesundheit?
3.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und der
körperlichen und psychischen Lebensqualität?
62
Diskussion
Um diese Fragestellungen zu beantworten wurden Frauen, die eine gynäkologische
Praxis aufsuchten mittels eines Fragebogens befragt. Anschließend wurde mit den
Frauen, die sich anhand einer Einverständniserklärung zu einem Interview bereit
erklärten eine telefonische Befragung durchgeführt. Dieses telefonische Interview
welches
sexuelle
Probleme
anhand
der
DSM-IV-Kriterien
erhob
(siehe
Informationsbox, S. 5) ist nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit und wird nicht
weiter berücksichtigt werden. Dies wird in der Dissertation von Dr. med. Julia
Bertelmann näher erläutert.(13) Im Folgenden soll nun dargestellt werden ob die zu
Anfang gesetzten Ziele erreicht werden konnten. Konkret bedeutet dies, ob die
interessierenden Fragestellungen und Hypothesen beantwortet werden konnten und
wo sich Stärken und Schwächen der Untersuchung zeigten.
6.2 Studiendesign und - ablauf
An der Studienausführung nahmen Frauenarztpraxen in Freiburg und Mainz teil. Zu
Beginn der Studie wurden 50 Praxen in Freiburg schriftlich auf die EROS-GYNEStudie aufmerksam gemacht und um Teilnahme gebeten. In Mainz erfolgte die
Rekrutierung persönlich durch den Mainzer Studienkoordinator. 10 Praxen in
Freiburg und 12 niedergelassene Frauenärzte in Mainz und Umgebung nahmen
schließlich an der Fragebogenerhebung teil. Dies entspricht einer Teilnehmerquote
für Freiburg von 20%. Leider war es nicht möglich zu rekonstruieren wie viele
Frauenärzte durch den Mainzer Studienkoordinator angesprochen wurden. Somit
fehlen hier die Daten zur Teilnehmerquote. Dennoch ist hier durch den meist
persönlichen Kontakt des Studienkoordinators zu den teilnehmenden Frauenärzten
von einer höheren Bereitschaft auszugehen.
Das geringe Interesse seitens der Freiburger Frauenärzte mag verschiedene Gründe
haben. Unter anderem stellt die Durchführung einer derartig großangelegten Studie
einen zeitlichen Mehraufwand, der für die Frauenärzte weder mit materiellem noch
mit Prestigegewinn einherging, dar. Des Weiteren konnten Berner et al. (12) in einer
Studie zeigen, dass eine routinemäßige Erfassung von sexuellen Problemen von
Patientinnen bei den meisten Gynäkologen nicht durchgeführt wurde. Eine
regelmäßige Sexualanamnese fand nur bei 25% der Patientinnen statt. Dies spricht
dafür, dass niedergelassene Frauenärzte sich nur wenig mit dem Thema
63
Diskussion
beschäftigen und könnte eine mögliche Erklärung für die geringe Bereitschaft zur
Teilnahme sein. Somit fand bereits hier eine Vorselektion statt, da man davon
ausgehen kann, dass die teilnehmenden Frauenärzte gegenüber dem Thema
Sexualität und Probleme die in diesem Bereich auftreten aufgeschlossener waren
und sich möglicherweise mit der Thematik schon im Vorfeld beschäftigt hatten Das
Verteilen der Fragebogen wurde vornehmlich durch die Sprechstundenhilfen
übernommen. Auf Grund dessen muss man auch deren Motivation kritisch
beleuchten. Das Ausgeben der Fragebogen bedeutete für die Sprechstundenhilfen
einen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Darüber hinaus konnte eine schwedische Studie
zeigen, dass Scham von Seiten der Sprechstundenhilfen ebenfalls eine Rolle spielt.
Hier fühlten sich 60% der befragten Krankenschwestern unwohl und unsicher dabei
mit Patienten über das Thema Sexualität zu sprechen.(79) Pro zurückgesandtem
Fragebogen erhielten die Sprechstundenhilfen 2,50 Euro. Dies und die enge
persönliche Betreuung in Freiburg durch die Studienmitarbeiterinnen sind jedoch als
positiver Faktor bezüglich des Rücklaufs zu bewerten. Die Sprechstundenhilfen
wurden angehalten jeder Patientin die über 18 Jahre alt war und die über
ausreichende Deutschkenntnisse verfügte einen Fragebogen auszuhändigen.
Anzunehmen ist, dass eine Vorselektion über die oben genannten Kriterien hinaus
durch die Sprechstundenhilfen stattgefunden hat. Ebenso konnten natürlich die
Patientinnen eine Teilnahme an der Studie bevor sowie nachdem sie den
Fragebogen erhalten hatten ablehnen. Leider war es auf Grund von zeitlichen
Kapazitäten
nicht
möglich
Studienmitarbeiterinnen
das
Verteilen
durchzuführen.
Eine
der
weitere,
Fragebögen
nicht
zu
durch
die
vermeidende
Vorselektion fand dadurch statt, dass nur Frauen den Fragebogen erhielten bzw.
ausfüllen konnten, welche (wie bereits oben erwähnt) ausreichend deutsch sprachen.
Somit konnten Frauen die über geringere Deutschkenntnisse verfügten nicht an der
Studie teilnehmen. Die Tatsache spiegelt sich auch darin wieder, dass 95,9% der
analysierbar ausgefüllten Fragebogen von Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft
stammten. Dennoch wurden alle diese Faktoren im Voraus billigend in Kauf
genommen da es uns wichtig erschien einen Überblick über die Prävalenz von
weiblichen sexuellen Problemen in gynäkologischen Praxen zu erhalten. Es ist
festzustellen, dass vor allem die regionale Eingrenzung mit Freiburg und Mainz die
Aussagekraft der hier dargestellten Daten zumindest teilweise einschränkt. Eine
deutschlandweite Erfassung war aus Kapazitätsgrunden nicht möglich.
64
Diskussion
Positiv zu werten ist, dass die EROS-GYNE-Studie Sexualität zum Gegenstand hatte
welches ein sehr intimes Thema darstellt. In Anbetracht dessen ist die Stichprobe mit
1558 auswertbaren Fragebogen als zufriedenstellend einzuschätzen.
Mögliche Gründe für eine Nichtteilnahme von Patientinnen könnte gewesen sein,
dass sie auf Grund von kurzer Wartezeit keine Zeit hatten den Fragebogen
auszufüllen. Eine weitere Ursache könnte die fehlende Anonymität sein, da die
Patientinnen ihren Namen auf die Einverständniserklärung scheiben mussten.
Weitere Gründe könnte auch Scham oder Desinteresse gewesen sein.
6.3 Fragebogen
Der hier verwendete Fragebogen zeichnete sich durch einige Stärken aus. Es ist
besonders hervorzuheben, dass zur Erfassung der sexuellen Probleme (DSDS und
ASEX)(18)(60), der Depressivität (PHQ-9)(48) sowie der Lebensqualität (SF-12)(28),
standardisierte Fragebogen verwendet wurden, die entweder in Deutschland oder in
Amerika validiert wurden und sich jeweils durch eine hohe Spezifität sowie
Sensitivität auszeichnen. Kritisch anzumerken ist jedoch, dass alle Fragebogen ein
Selbsterhebungsinstrument
bzw.
einen
Screener
darstellen
und
somit
das
diagnostische ärztliche Gespräch selbstverständlich nicht ersetzten können. Um
diesen Faktor auszugleichen schloss sich an die Fragebogenerhebung ein
telefonisches Interview an. Dies ermöglichte es die Diagnostik zu präzisieren.
Besonderes Augenmerk sollte hier auf die Erfassung der sexuellen Problematik
mittels der ASEX gelegt werden. Dieser Fragebogen zeichnete sich durch seine
hohe Sensitivität und Spezifität aus.(60) Darüber hinaus ermöglichten zwei Fragen,
die von unserer Arbeitsgruppe an den ASEX angefügt wurden (Frage zu Schmerzen
während oder nach dem Geschlechtsverkehr sowie die Frage nach dem
persönlichen Leidensdruck) eine annähernd kriterienbasierte Erfassung sexueller
Probleme nach DSM-IV (Ausschlusskriterien, wie in der Informationsbox, S 5)
dargestellt blieben hier unberücksichtigt).(78).
Der PHQ-9 erhebt die Depressivität innerhalb von zwei Wochen und basiert auf den
Kriterien zur Vergabe der Diagnose einer Depression nach DSM-IV(78). Hier wird die
Zeit (und zwar wie im PHQ-9 verlangt zwei Wochen) als obligates Kriterium zur
Diagnosevergabe einer depressiven Episode angesehen. Demnach ist der PHQ-9
65
Diskussion
trotz
der
zeitlichen
Einschränkung
als
Screeninginstrument
zur
Erfassung
depressiver Symptome geeignet.
Zur Erhebung der aktuellen körperlichen und psychischen Lebensqualität wurde der
SF-12 verwendet. Da das Konstrukt Lebensqualität in keinem der beiden gängigen
Klassifizierungssysteme definiert ist und es auch keine einheitliche Definition dieses
Begriffes gibt, ist somit auch keine einheitliche Regelung bezüglich des Zeitraumes
auszumachen. Demnach ist es durchaus zulässig mittels des SF-12 den aktuellen
Gesundheitszustand zu erfassen.
Trotz der Stärken und Schwächen, die im Studiendesign sowie in der praktischen
Durchführung begründet waren, wurden die zentralen Ziele: die Erfassung der
Prävalenz sexueller Probleme von Frauen die eine gynäkologische Praxis
aufsuchten, sowie die Erhebung von Depressivität und Lebensqualität bei Frauen mit
und ohne sexuelle Probleme erreicht. Diese Ergebnisse sollen nun im Folgenden
interpretiert und diskutiert werden.
6.4 Interpretation der Ergebnisse
In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse, die durch die Fragebogenerhebung in
den teilnehmenden gynäkologischen Praxen erhoben wurden diskutiert. Es fließen
die Daten von den 1558 Frauen ein, die den Fragbogen analysierbar ausgefüllt
haben.
6.4.1 Rücklauf
Nachdem die Rekrutierung der niedergelassenen Gynäkologen erfolgte wurden an
die 10 Praxen aus Freiburg und die 12 Praxen aus Mainz jeweils 1316 bzw. 1300
Fragebogen ausgegeben. Aus Freiburg wurden 71,2% und aus Mainz lediglich
54,4% zurückgesandt. Der höhere Rücklauf aus den Freiburger Praxen ist darauf
zurückzuführen,
dass
hier
die
Praxen
eng
persönlich
von
den
Studienmitarbeiterinnen im Vorfeld sowie während der praktischen Durchführung der
Studie betreut wurden. In Mainz war dies aus Kapazitätsgründen nicht möglich.
66
Diskussion
Vergleicht
man
die
EROS-GYNE-Studie
mit
anderen
Studien,
die
zur
Datenerfassung von sexuellen Problemen Fragebogen verwendeten zeigt sich dass
die EROS-GYNE-Studie einen durchschnittlichen Rücklauf verzeichnen konnte. (65)
Ein möglicher Grund für die durchschnittliche Rücklaufquote könnte sein, dass die
Fragebogenerhebung zwar anonym erfolgte, die Frauen aber aufgrund einer Auflage
der Freiburger Ethikkommission eine Einverständniserklärung zur Teilnahme an der
Studie unterschreiben mussten. Somit ist es möglich, dass sich einige Frauen trotz
der Versicherung, dass die Einverständniserklärung unmittelbar nach Erhalt im
Studienzentrum Freiburg vom Fragebogen getrennt wurde gegen die Teilnahme
entschieden.
Zusammenfassend ist eine Rücklaufquote von 71,2% bzw. 54,4% zufriedenstellend.
Von den 1558 Frauen, die den Fragebogen auswertbar ausgefüllt hatten erklärten
sich 459 Frauen zur Teilnahme an dem klinischen Interview bereit. Dies entsprach
29,5%. Die geringe Teilnahmebereitschaft von weniger als einem Drittel hat
wahrscheinlich mehrere Ursachen. Zum einen mussten die Frauen wenn sie sich mit
der Teilnahme am telefonischen Interview bereit erklärten ihren Namen sowie ihre
Telefonnummer angeben. Somit war sicherlich für viele Patientinnen die Anonymität
nicht mehr gewahrt. Zum anderen hatte das telefonische Interview auch das Thema
Sexualität zum Gegenstand. Viele Frauen wollten sicherlich nicht mit einer fremden
Person am Telefon über intime Dinge sprechen. Einige Frauen hatten bestimmt auch
nicht die Möglichkeit ein deratiges Interview in einem ruhigen Rahmen zu führen.
Demnach müssen hier vor allem Frauen ihr Einverständnis gegeben haben, die
gernerell offen und motiviert in Bezug auf das Thema Sexualität waren. Somit ist
auch
hier
von
einer
Vorselektion
auszugehen.
Von
diesen
459
Studienteilnehmerinnen befanden sich 72,1% (n=331) im Niedrigrisikobereich (diese
Frauen hatten die Prekusorfrage: „Mit meinem Sexualleben bin ich insgesamt
zufrieden“ mit Ja beantwortet) für das Vorhandensein einer sexuellen Problematik
und 24,2% (n=111) im Hochrisikobereich. Auffällig ist, dass weitaus mehr Frauen aus
dem Niedrigrisikobereich der telefonischen Befragung zustimmten. Dies liegt
wahrscheinlich daran, dass Frauen, die kein sexuelles Problem haben eher bereit
sind über ihre Sexualität zu sprechen, als Frauen, die unzufrieden mit ihrem
Sexualleben sind
67
Diskussion
6.4.2 Charakterisierung der Studienpopulation
Die soziodemografischen Daten der Studienpopulation zeigten, dass die Mehrzahl
der Frauen zwischen 21 und 45 Jahren (74,9%) alt waren. Jede zehnte Frau war
über
50
Jahre
alt.
Dieser
breite
Querschnitt
erscheint
hinsichtlich
der
Studienrepräsentativität günstig, da sexuelle Probleme mit dem Alter korrelieren.
Untersuchungen ergaben, dass die Prävalenz sexueller Probleme mit dem Alter
zunimmt. (84)
Wie in 4.1. bereits erwähnt, waren nahezu alle Frauen deutsche Staatsbürgerinnen.
Dies liegt unter anderem in der Tatsache begründet, dass zum Beantworten des
Fragebogens gute Deutschkenntnisse notwendig waren. Da die Studienpopulation
somit fast nur aus deutschen Frauen besteht, ist die Frage berechtigt, ob weibliche
sexuelle Beeinträchtigungen mit der ethnischen Herkunft assoziiert sind. Maserejian
et al. (57) konnten bestätigen, dass bei prämenopausalen Frauen die Herkunft eine
Rolle beim Auftreten von kombinierten Erregungs- und Lubrikationsproblemen spielt.
Auch Laumann et al. (50) kamen zu ähnlichen Ergebnissen.
Über
80%
der
Studienteilnehmerinnern
waren
zum
Zeitpunkt
der
Fragebogenerhebung in einer festen Partnerschaft. Das Vorhandensein eines
Partners scheint vor allem Einfluss auf den subjektiv empfundenen Leidensdruck in
Assoziation zu einem sexuellen Problem zu haben. So leiden Frauen, die einen
Partner haben signifikant mehr unter einer sexuellen Problematik als Frauen, die
nicht in einer festen Beziehung waren.(38) Eine kroatische Studie konnte allerdings
zeigen, dass Frauen, die verheiratet sind oder in einer stabilen Partnerschaft leben
eine geringere Wahrscheinlichkeit haben eine Orgasmusstörung zu entwickeln als
Frauen ohne feste Beziehung.(87) Demnach differieren hier die Ergebnisse.
Fast die Hälfte der Studienteilnehmerinnen besaß Abitur oder ein abgeschlossenes
Hochschulstudium. Sexualität und der Bildungsstand sind wie folgt miteinander
verknüpft. Die bereits häufiger erwähnte NSHLS-Studie konnte zeigen, dass Frauen
mit einem höheren Bildungsabschluss (College-Abschluss) über signifikant weniger
sexuelle Probleme (verminderte sexuelle Lust, Orgasmusprobleme, Schmerzen
während des Geschlechtsverkehrs) berichteten, als Frauen, die keinen High-SchoolAbschluss
vorweisen
konnten.(50)
Andere
Studien
kamen
zu
ähnlichen
Ergebnissen.(74) Auch dies kann ähnliche Gründe haben wie bei der ethnischen
68
Diskussion
Herkunft
bereits
diskutiert.
Geringere
Bildung
kann
zu
einer
schlechten
Arbeitssituation und somit zu gedrückter Stimmung und weniger Lust auf Sex führen.
Über die Hälfte der Frauen, die den Fragebogen ausgefüllt hatten, waren Mütter. Ein
Kind zur Welt zu bringen beeinflusst die Sexualität. Unmittelbar nach der Geburt
kommt es zu einem hormonellen Umschwung. Die erhöhte Prolaktinausschüttung
und verminderte Östrogenlevel können während des Stillens zu vaginaler
Trockenheit führen.(51) Barrett et al. (7) konnten in einer Studie zeigen, dass 64%
der befragten Frauen sechs Monate nach einer Geburt ein sexuelles Problem
beklagen. Die NATSAL-Studie (61) belegte, dass Frauen, die kleine Kinder haben
häufiger sexuelle Probleme berichten als Frauen ohne kleine Kinder.
6.4.3 Wie hoch ist die Prävalenz von sexuellen Problemen bei Frauen, die eine
gynäkologische Praxis aufsuchen?
Nachdem nun in den vorangegangenen Abschnitten das Studiendesign sowie die
Charakteristika der Studienpopulation diskutiert wurden, werden in den folgenden
Abschnitten die Daten kritisch bewertet, die mittels der einzelnen Fragbogen die
sexuelle Erlebnisfähigkeit (ASEX), die aktuelle Stimmung (PHQ-9) und die
psychische und körperliche Lebensqualität (SF-12) erfassten.
Die vorliegende Untersuchung ergab, dass 12,4% der befragten Frauen aktuell nicht
sexuell aktiv waren. Eine Studie von Lutfey et al. (56) fand vor allem zwei Gründe für
sexuelle Inaktivität heraus. An erster Stelle stand hier das Fehlen eines festen
Sexualpartners. Am zweithäufigsten gaben die Frauen die verminderte sexuelle Lust
an. 87,6% der Studienteilnehmerinnen waren demnach sexuell aktiv. Von diesen
Frauen gaben 81,1% der Studienteilnehmerinnen an mit ihrem Sexualleben auch
zufrieden zu sein. Hervorzuheben ist, dass mit 4/5 der Großteil der sexuell aktiven
Frauen mit ihrem Sexualleben zufrieden waren. Diese Zahlen decken sich mit einer
Studie, durchgeführt von Philippsohn et al. (67). Hier wurden deutsche Frauen mittels
eines Fragebogens zu ihrer sexuellen Zufriedenheit befragt. In dieser Studie sind
70% mit ihrem Geschlechtsverkehr sowie mit der Häufigkeit desselben zufrieden.
Sexuelle Probleme traten in der Studienpopulation bei 24,5% der Frauen auf (hier
sind alle Frauen genannt, unabhängig vom Leidensdruck). Dieses Ergebnis fällt
69
Diskussion
geringer aus als die Prävalenz von sexuellen Problemen, die bei anderen Studien
erfasst wurden.(45)(50)
Zur Erfassung von sexuellen Problemen wurden in der vorliegenden Arbeit die ASEX
verwendet. Um eine möglichst präzise Diagnostik nach DSM-IV zu ermöglichen,
schließt sich bei der EROS-GYNE-Studie an die ASEX noch die Ermittlung des
Leidensdruckes an. Demnach verspürten von allen Frauen 11,9% keinen
Leidensdruck, wenn ein sexuelles Problem vorhanden ist. 12,6% litten unter dem
sexuellen Problem. Werden nun diese beiden Parameter: Sexuelles Problem und
damit assoziierter Leidensdruck in Kombination erfasst sinkt also die Prävalenz von
24,5% auf lediglich 12,6%. Zu ähnlichen Resultaten kam auch die PRESIDEStudie.(84) Hier lag die Prävalenz einer weiblichen sexuellen Problematik ohne
Erfassung des Leidensdruckes deutlich über den Ergebnissen der EROS-GYNEStudie mit 43,1%. Wurden aber sowohl das sexuelle Problem als auch der damit
verbundenen Leidensdruck erfragt berichteten bei der PRESIDE-Studie ebenfalls
12,0% der befragten Frauen über ein sexuelles Problem mit assoziiertem
Leidensdruck. Auch eine andere Studie konnte für alle Subtypen der beeinträchtigen
sexuellen Funktionsfähigkeit geringere Werte erfassen, wenn der subjektive
Leidensdruck mit erfasst wurde.(33)
Diese Ergebnisse lassen die Schlussfolgerung zu, dass es durchaus sinnvoll ist
diese beiden Parameter gemeinsam zu erfassen um ein möglichst objektives Bild der
persönlichen Situation der Frauen, wie auch verlässliche Daten zur Prävalenz von
klinisch relevanten sexuellen Problemen zu erhalten.
Die Einzelitemauswertung der ASEX ergab, dass der vorherrschende Subtyp der
sexuellen Probleme mit 12,5% die gestörte Orgasmusfähigkeit war. Auch bei der
amerikanische Studie NHSLS war die Orgasmusstörung der häufigste Subtyp mit
25%. In der Prävalenz differieren die beiden dargestellten Ergebnisse demnach
deutlich (Gründe hierfür werden im Folgenden noch erläutert). In beiden Studien
steht an zweiter Stelle der Häufigkeiten die verminderte sexuelle Lust (NHSLS: 22%
vs. EROS-GYNE-Studie: 12,1%).(50) Die EROS-GYNE-Studie und die NHSLS
gehören zu den wenigen Studien, welche die Störung der Orgasmusfähigkeit als
sexuelles Leiden an erster Stelle sehen. Die meisten Untersuchungen, die zu diesem
Thema durchgeführt wurden, zeigen deutlich, dass vor allem die verminderte
sexuelle Lust die vorherrschende sexuelle Problematik ist. (64)(33)(87) Ahrendt et al.
(2) führten eine Studien in zwei deutschen gynäkologischen Praxen durch. In dieser
70
Diskussion
Studie hatte verminderte sexuelle Lust mit assoziiertem Leidensdruck eine Prävalenz
von etwa 15%. In der Studienpopulation
Zu bedenken ist bei den Resultaten der vorliegenden Arbeit ist, dass sich die beiden
Prozentwerte für die verminderte Orgasmusfähigkeit, wie auch für die verminderte
sexuelle Appetenz lediglich um 0,4% unterscheiden. Somit kann man schlussfolgern,
dass die beiden häufigsten sexuellen Probleme in der hier untersuchten
Studienpopulation das Unvermögen einen Orgasmus zu erreichen sowie die
verminderte sexuelle Lust sind. Auch weniger häufig auftretende sexuelle Probleme,
wie Störungen der Erregbarkeit (5,6%), ein als unbefriedigend empfundenes
Sexualleben (5,6%), Lubrikationsstörungen (4,9%) und koitale Schmerzen (2,8%)
wurden in der EROS-GYNE-Studie erfasst und werden nun im Kontext mit anderen
Studien diskutiert. Die bereits erwähnte NSHLS erhob eine Prävalenz von 14% für
die
Erregungsstörungen
und
7%
für
die
Dyspareunie.(50)
Diese
Prävalenzunterschiede liegen wahrscheinlich im Studiendesign begründet. In der
NHSLS wurden Daten mittels eines telefonischen Interviews, das sich auf den
Zeitraum der letzten 12 Monate bezieht erhoben und sexuelle Probleme wurden
anhand von dichotomen JA/NEIN-Fragen diagnostiziert. Diese Punkte zeigen, dass
dies ein Grund für die höheren Prävalenzen sein könnte. Im Gegensatz dazu sind bei
der EROS-GYNE-Studie die sexuellen Probleme mittels ASEX erfasst worden. Die
ASEX ist ein schriftlicher Fragebogen, der von den Patientinnen selbst ausgefüllt
wird und somit kein genaues Nachfragen wie bei einem telefonischen Interview
zulässt. Außerdem bezieht sich die ASEX lediglich auf den Zeitraum einer Woche.
Darüber hinaus wurden in der EROS-GYNE-Studie strenge Cut-Off-Werte
verwendet. Gab eine Fraue geringe oder mittelmäßige Probleme an, so wurde sie in
die Gruppe „kein sexuelles Problem“ eingruppiert. Hätte man den Cut-Off-Wert
großzügiger gewählt, also auch leichtere Probleme mit eingeschlossen so wären die
Prävalenzwerte höher ausgefallen. Kritisch anzumerken ist hier, wie bereits erwähnt,
dass in der vorliegenden Arbeit keine Unterscheidung zwischen Frauen mit vs. ohne
Leidensdruck bei den Subtypen der sexuellen Problemen getroffen wurde.
Gegenstand weiterer Studien sollte es sein genau zu ermitteln welches sexuelle
Problem mit Leidensdruck einhergeht. Dies scheint besonders für den ärztlichen
Alltag und genaues anamnestisches Erfragen sinnvoll zu sein, da besonders der
Leidensdruck für mögliche Komorbiditäten ursächlich sein kann.
71
Diskussion
Auf eben diese Komorbiditäten von sexuellen Problemen mit bzw. ohne
Leidensdruck wird nun im Folgenden näher eingegangen.
6.4.4 Besteht ein Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und
psychischer Gesundheit?
In diesem Abschnitt wird diskutiert ob sich Frauen, die eine Depression bzw. eine
andere
psychische
Erkrankung
beschreiben
hinsichtlich
ihrer
sexuellen
Funktionsfähigkeit von Frauen ohne derartige Erkrankung unterscheiden. Danach
wird
auf
den
Zusammenhang
einer
psychiatrischen/psychotherapeutischen
Behandlung in Bezug auf ein sexuelles Problem eingegangen. Ebenso wird die
Auswirkung der Einnahme von Psychopharmaka auf die sexuelle Erlebnisfähigkeit
diskutiert. Zum Schluss wird der Zusammenhang der Schwere einer Depressivität in
Bezug auf die einzelnen Subtypen von sexuellen Problemen erläutert.
6.4.4.1 Frauen, die aktuell eine Depression oder eine andere psychiatrisch
Erkrankung angeben, haben häufiger sexuelle Probleme, als Frauen, die keine
psychische Erkrankung angeben.
Mehr als die Hälfte aller Frauen wies keine depressive Symptomatik auf. Ein Viertel
der Frauen berichtete eine leichte depressive Symptomatik. Jede zehnte Frau litt an
mindestens einer mittelschweren depressiven Episode. Vergleichend hierzu kann
eine Studie von Clayton et al. (19) herangezogen werden, die zu einer ähnlichen
Prävalenz der Depression kam. Hier wurden 1088 prämenopausale Frauen ebenfalls
mittels PHQ-9 zu ihrer Stimmung befragt. Es zeigte sich, dass 65,6% der Frauen
nicht depressiv waren. 34,4% hatten depressive Symptome. Dies entspricht den hier
vorliegenden Daten für die Prävalenz von depressiven Symptomen in der
Studiengruppe. Ein Viertel der Frauen die psychisch gesund waren berichtete ein
sexuelles Problem. Demgegenüber standen Frauen mit Depression. Hier hatten
mehr als die Hälfte der Patientinnen eine beeinträchtigte sexuelle Funktionsfähigkeit.
Sexuelle Probleme und Depression sind demnach eng miteinander verknüpft. Die
Untersuchung dieses Zusammenhangs war bereits Gegenstand mehrerer Arbeiten.
Die Wechselbeziehung zwischen einem sexuellen Problem und depressiver
72
Diskussion
Stimmung stellt sich als vielschichtiger Zusammenhang dar. Schreiner-Engel und
Schiavi (80) äußern den Verdacht, dass eine depressive Stimmungslage ein
wichtiger Faktor in der Ätiologie der verminderten sexuellen Lust ist bzw. beides
sogar ätiologische Gemeinsamkeiten aufweist. Dies hat mehrere Ursachen: Vor
allem lässt die Lust auf Sex während einer depressiven Episode nach. Dies wird im
ICD-10 berücksichtigt, da eine Verminderung der Libido ein Nebenkriterium zur
Diagnosevergabe einer depressiven Episode ist.(24) Umgekehrt ist gut untersucht,
dass eine chronifizierte sexuelle Problematik zu einer depressiven Stimmungslagen
führen kann.(32) Eine weitere Erklärung für das gemeinsame Auftreten von sexuellen
Problemen und depressiven Symptomen ist möglicherweise, dass Frauen mit
sexuellen Problemen oftmals eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur besitzen. Sie
zeigen ein höheres Maß an Ängstlichkeit, Versagensängsten, Selbstbeobachtung
und
ein
geringeres
Selbstbewusstsein
als
Frauen
ohne
sexuelle
Beeinträchtigung.(32)(44)(85) Dies sind auch pathognomonische Charakterzüge für
depressive Frauen.(32)
Neben den psychischen Faktoren werden auch biologische Ursachen diskutiert.
Patienten, die an einer Depression erkrankt sind haben eine erhöhte Aktivität der
Hypophysen-Nebennierenrindenachse. Dies führt, wie bei einer chronischen
Stressreaktion, durch erhöhte ACTH- und Cortisolwerte zur Suppression von
sexuellen Funktionen.(32) Einen genauen physiologischen Zusammenhang bzw.
eine mögliche gemeinsame Ätiologie auszumachen bleibt jedoch schwierig und sollte
Gegenstand zukünftiger Untersuchungen sein. Sexuelle Probleme und Depression
sind demnach zwei häufig gemeinsam auftretende Leiden. Nun ist es interessant zu
beleuchten, wie sich dies für andere psychiatrische Erkrankungen darstellt.
1,6% der befragten Frauen gaben mittels Selbstauskunft aktuell eine psychiatrische
Erkrankung (ausgenommen war hier die Depression, die isoliert erfragt wurde) an.
Leider war es auf Grund der zu geringen Anzahl an Frauen mit psychischen Leiden
(n=23) nicht möglich, diese genauer zu klassifizieren (beispielsweise: Angststörung,
bipolare Störung, Schizophrenie). Frauen, die eine psychiatrische Erkrankung
berichteten hatten signifikant häufiger sexuelle Probleme als Frauen, die psychisch
gesund waren. So hatte die Hälfte der Frauen, die eine psychische Störung angaben
ein sexuelles Problem und nur ein Viertel der psychisch Gesunden.
Demnach sind neben der Depression auch andere psychische Erkrankungen
73
Diskussion
signifikant
mit
dem
Auftreten
einer
sexuellen
Problematik
vergesellschaftet.(26)(68)(90) Laut Líndal et al. (52) ist es vor allem die Angststörung
(die besonders bei Frauen eine Prävalenz von bis zu 8,8% aufweist(36)), die mit
sexueller Funktionsbeeinträchtigung einhergeht. Andere Autoren konnten belegen,
dass eine psychiatrische Vorgeschichte signifikant mit dem Auftreten einer sexuellen
Problematik assoziiert ist. (33) (74)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Frauen die depressiv waren oder an einer
anderen psychischen Erkrankung litten, signifikant häufiger sexuelle Probleme hatten
als Frauen, die psychisch gesund waren.
6.4.4.2 Frauen, ohne sexuelle Probleme, Frauen mit sexueller Problematik, aber
ohne Leidensdruck, und Frauen mit sexueller Problematik und Leidensdruck
unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Depressivität.
Wie bereits dargestellt gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von
sexuellen Problemen und dem Vorhandensein einer depressiven Symptomatik. Im
Folgenden wird dargelegt welchen Einfluss der subjektiv empfundene Leidensdruck
in Assoziation zu einer sexuellen Problematik auf die Schwere der Depression hat.
Es zeigte sich, dass die hier dargestellte Studienpopulation, unabhängig von dem
Vorhandensein einer sexuellen Problematik, eine deutlich höhere Depressivität
aufwies, als eine deutsche Normstichprobe.(69) Ein möglicher Grund hierfür könnte
sein, dass die deutsche Normstichprobe für das Depressionslevel sowohl Männer als
auch Frauen einbezieht. Frauen neigen aber eher zu depressiven Erkankungen als
Männer. So haben Frauen laut Benazzi et al. (11) zweimal häufiger eine Depression
als Männer. Betrachtet man die drei Gruppen von Frauen: Frauen ohne sexuelles
Problem, Frauen mit sexuellem Problem aber ohne subjektiven Leidensdruck und
Studienteilnehmerinnen mit sexueller Problematik, die darunter litten, hatten Frauen
ohne sexuelles Problem keine relevanten depressiven Symptome. Dies konnte von
Johannes et al. (39) bestätigt werden. Frauen mit sexuellem Problem aber ohne
Leidensdruck hatten im Schnitt bereits eine leichte depressive Symptomatik. Das
Vorhandensein eines subjektiven Leidensdruckes und eines sexuellen Problems war
mit noch höhergradiger Depressivität verbunden. Alle drei Gruppen unterschieden
sich signifikant voneinander. Dennoch ist hier anzumerken, dass obwohl sich die
74
Diskussion
Frauen, die kein sexuelles Problem angaben und Frauen mit sexueller Problematik
aber ohne Leidensdruck sich in ihrer Kategorisierung bezüglich des Schweregrades
der Depression unterscheiden (keine depressive Symptomatik vs. leichte depressive
Episode) der PHQ-Summenwert allerdings nur um 1,1 Punkte differiert. Vergleicht
man jedoch Frauen ohne sexuelles Problem und Frauen mit sexueller Problematik
aber
ohne
Leidensdruck
mit
den
Frauen,
die
unter
einer
sexuellen
Funktionsbeeinträchtigung litten, so unterscheiden sich diese in ihren PHQSummenwerten deutlich (4,8 vs. 5,9 vs. 8). Demnach lässt sich schlussfolgern, dass
vor allem der subjektiv empfundene Leidensdruck eine Auswirkung auf die
Depressivität hat. West et al. (92) konnten belegen, dass es einen starken
Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein einer Depression und dem Auftreten
von
vermindertem
sexuellen
Verlangen
sowie
einem
hiermit
assoziierten
Leidensdruck gibt. So litten Frauen, mit einer depressiven Episode zweimal häufiger
unter ihrem sexuellen Problem als Frauen ohne Depression.
Kritisch anzumerken ist, dass es keine Aussagen bezüglich der klinischen Relevanz
der Differenz von PHQ-Punktwerte gibt (also ab wann man von einem klinisch
relevanten Punktwertunterschied sprechen kann), sondern legilich die Einteilung in
die verschiedenen Schweregrade einer Depression. Auch ist zu berücksichtigen,
dass es bei einer Querschnittstudie wie der die hier dagestellte Studie nicht möglich
ist zu unterscheiden, ob der Leidensdruck in Assoziation zu einer sexuellen
Funktionsbeeinträchtigung die vorhandene Depression verursacht oder lediglich als
Symptom der Depression zu werten ist.
Abschließend ist es demnach vor allem der Leidensdruck, der für den
Ausprägungsgrad der depressiven Stimmung ausschlaggebend ist und nicht alleine
das Vorhandensein einer sexuellen Problematik.
6.4.4.3 Die sexuelle Funktionsfähigkeit (sexuelle Appetenz, Erregbarkeit,
Orgasmusfähigkeit, Schmerzempfinden während oder nach dem
Geschlechtsverkehr, Lubrikation, Befriedigung) korreliert mit der Stärke der
depressiven Symptomatik.
Im Folgenden wird erläutert ob die Stärke der depressiven Symptomatik mit den
unterschiedlichen Subtypen von sexuellen Problemen korreliert und ob es hier
75
Diskussion
spezifische Unterschiede gibt. Einige Autoren kamen zu der Annahme, dass mit dem
Ausprägungsgrad der Depression die sexuelle Funktionsfähigkeit sinkt.(27)(95)
Dies kann in unserer Studienpopulation nur teilweise bestätigt werden. Die
ausgeprägteste Korrelation bestand zwischen koitalen Schmerzen und dem
Depressionsgrad. Den geringsten Zusammenhang wiesen die Ausprägung der
Depressivität und Lubrikationsstörungen auf. Auch andere Autoren kamen zu
ähnlichen Ergebnissen. So waren vor allem ebenfalls Vaginismus und Dyspareunie
(hier in der vorliegenden Arbeit zusammengefasst als Schmerzen während bzw.
nach dem Geschlechtsverkehr) aber auch das Unvermögen einen Orgasmus zu
erreichen
als
führende
sexuelle
Probleme
in
Zusammenhang
mit
dem
Depressionsgrad zu sehen.(23)(80)
Mit Korrelationskoeffizienten zwischen 0,24 und 0,14 muss man jedoch von einem
geringen
Zusammenhang
ausgehen.
Zum
Vergleich
spricht
ein
Korrelationskoeffizient von 0 für keinen linearen Zusammenhang, ab einem
Koeffizienten von 0,3 geht man von einer geringen linearen Korrelation aus. . Dass
die Zusammenhänge gering ausgeprägt sind, zeigt sich, wenn man die Korrelation
als gejitterte Grafik betrachtet. Es zeigte sich, dass hier lediglich Punktwolken
entstehen und nicht wie bei einem linearen Zusammenhang eine Winkelhalbierende.
Dennoch
sind
die
dargestellten
Ergebnisse
statistisch
hoch
signifikant.
Schlussendlich bedeutet dies, dass beispielsweise Frauen die Schmerzen während
oder nach dem Geschlechtsverkehr angaben alle Grade von Depressivität
aufwiesen. Dieses Ergebnis kann Kennedy (42) in einer Studie von Patienten mit
unbehandelter Depression bestätigen. Auch hier konnte keine Korrelation zwischen
der Schwere der depressiven Symptomatik und einer sexuellen Funktionsstörung
ausgemacht werden. Die Korrelationskoeffizienten waren ebenfalls sehr klein (-0,02
für den Zusammenhang von Depressionsausprägung und der Luststörung bzw. -0,01
für die Orgasmus- bzw. Erregungsstörung). Diese Daten wurden statistisch nicht
signifikant.
6.4.4.4 Frauen, die wegen einer psychiatrischen Erkrankung in Behandlung
sind, leiden häufiger unter sexuellen Problemen als Frauen, die nicht wegen
einer psychiatrischen Erkrankung therapiert werden.
Ob die Tatsache, dass sich eine Frau einer psychiatrischen Behandlung unterzieht
Auswirkungen auf ihre sexuelle Funktionsfähigkeit hat wird nun dargestellt.
76
Diskussion
23,2% der befragten Frauen befanden sich zum Zeitpunkt der Studie in einer
psychatrischen bzw. psychotherapeutischen Behandlung. Hiervon hatten 40,2% ein
sexuelles Problem. In unserer Studienpopulation hatte eine deratige Behandlung
keinen signifikanten Effekt auf das sexuelle Erleben einer Frau. Anzumerken ist hier,
dass nicht weiter differenziert wurde, in welchem Stadium der Therapie sich die
Frauen befanden bzw. aus welchem expliziten Grund die Studienteilnehmerinnen
einen Psychiater oder Psychologen aufsuchten. Es ist auf Grund der unkonkreten
Hypothesenstellung schwierig die gefundenen Ergebnisse in Kontext zu anderen
Studienergebnissen zu setzen. Brotto et al. (16) konnten jedoch zeigen, dass eine
kognitive Verhaltenstherapeie die gesamte sexuelle Funktionsfähigkeit sowie den mit
dem sexuellen Problem assoziierter Leidensdruck verbessert.
6.4.4.5 Frauen, die Psychopharmaka einnehmen, haben häufiger sexuelle
Probleme als Frauen, die keine Psychopharmaka einnehmen.
Frauen die sich auf Grund einer psychiatrischen Erkrankung einer medikamentösen
Therapie unterzogen litten signifikant häufiger an sexuellen Problemen als Frauen
ohne derartige Medikation (51,0% vs. 26,1%). Hier könnte ein kausaler
Zusammenhang bestehen. Dies sollte in Längsschnittstudien näher erforscht
werden. Die Vermutung einer Kausalität liegt nahe, da Psychopharmaka und
insbesondere SSRIs in den gesamten weiblichen und auch männlichen Sexualzyklus
eingreifen und den größten negativen Effekt auf die Orgasmusfähigkeit haben. Dies
ist mit der Erhöhung von Serotonin im synaptischen Spalt und der inhibierenden
Wirkung dieses Neurotransmitters auf die Orgasmusfähigkeit zu erklären.(6) Clayton
et al. (20) erfassten eine Prävalenz von sexuellen Problemen (hier sind Männer und
Frauen befragt worden) von 40% für Citalopram, 36% für Fluoxetin und 43% für
Paroxetin. Aber auch andere Antidepressiva sind mit dem Auftreten einer
beeinträchtigten sexuellen Funktionsfähigkeit vergesellschaftet. Hier zu nennen sind:
SSNRIs wie beispielsweise Venlaflaxin (Patienten mit sexuellem Problem: 67,3%)
und trizyklische Antidepressiva wie etwa Mirtazapin (beeinträchtigte sexuelle
Funktion bei 24,4% der Patienten) und MAO-Hemmer wie Moclobemid (3,9% der
Patienten berichten ein sexuelles Problem).(63)
Einen positiven Effekt auf die sexuelle Erlebnisfähigkeit soll vor allem das
Antidepressivum Bupropion haben. Bupropion hat in Deutschland aktuell keine
77
Diskussion
Zulassung zur Behandlung einer Depression. Dieses Medikament greift als selektiver
Dopamin- und Noradrenalin- Wiederaufnahmehemmer (NDRI) lediglich in den
Stoffwechsel dieser beiden Neurotransmitter ein und entwickelt kaum serotonerge
Wirkungen. Somit besitzt Bupropion ein günstigeres Nebenwirkungsprofil in Bezug
auf sexuelle Probleme als beispielsweise ein SSRI. Leider wurde in der hier
vorgelegten Studie keine Differenzierung zwischen den einzelnen Antidepressiva
vorgenommen. Demnach lässt sich oben genannte Hypothese der günstigeren
Wirkung von Bupropion auf die Sexualiät in dieser Arbeit nicht bestätigen.
Studien, die eine Verbesserung der sexuellen Funktionsfähigkeit bei Einnahme von
Antidepressiva berichteten konnten in der vorliegenden Untersuchung nicht bestätigt
werden.(62)(82) Im klinischen Alltag werden jedoch nicht nur Antidepressiva
verschrieben. Auch andere Medikamente, welche die Psyche eines Menschen
beeinflussen sind mit dem Auftreten von sexuellen Problemen assoziiert. In diese
Gruppe fallen Antipsychotika, Mood-Stabilizer und Tranquilanzien. Alle diese
Medikamente
haben
negativen
Einfluss
auf
die
sexuelle
Funktionsfähigkeit.(3)(29)(30)
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Psychopharmaka die sexuelle
Funktionsfähigkeit verringern. Positive Einflüsse von Psychopharmaka konnten in der
EROS-GYNE-Studie nicht nachgewiesen werden. Demnach erscheint es wichtig bei
Beginn der Behandlung mit einem Antidepressivum bzw. einem anderen
Psychopharmakon ein Medikament mit möglichst günstigem Nebenwirkungsprofil zu
wählen. Ebenso sollte die geringstmögliche Dosis verwendet werden. Falls es zu
sexuellen Problemen kommt, sollte ein Präparatswechsel in Erwägung gezogen
werden.(94)
6.4.5. Gibt es einen Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und der
körperlichen und psychischen Lebensqualität?
Nachfolgend werden die Hypothesen bezüglich der sexuellen Funktionsfähigkeit
einer Frau und der Lebensqualität sowohl auf psychischer als auf physischer Ebene
diskutiert.
78
Diskussion
6.4.5.1 Frauen ohne sexuelle Probleme, Frauen mit sexueller Dysfunktion, aber
ohne Leidensdruck, und Frauen mit sexueller Problematik und Leidensdruck
unterscheiden sich in ihrer körperlichen und psychischen Lebensqualität.
Wie oben bereits beschrieben ist es vor allem der Leidensdruck, der mit der Schwere
der Depressivität einhergeht. Ob sich dies bei der körperlichen und psychischen
Lebensqualität ebenso darstellt wird nun im Folgenden erläutert. Frauen ohne
sexuelles Problem erreichten im Mittel 51,2 Punkte auf der körperlichen
Summenskala des SF-12. Die deutsche Normstichprobe erreichte einen Punktwert
von 47,9 für die körperliche Lebensqualität.(17) Frauen mit sexueller Problematik
aber ohne Leidensdruck hatten im Schnitt weiterhin eine höhere körperliche
Lebensqualität als der weibliche deutsche Durchschnitt (49,2 vs. 47,9 Punkte).
Studienteilnehmerinnen mit sexuellem Problem, die unter diesem litten hatten das
geringste körperliche Wohlbefinden, welches aber dennoch größer war als das der
Normstichprobe. (48,3 vs. 47,9 Punkte). Demnach beeinflusst das Vorhandensein
eines sexuellen Problems die weibliche körperliche Lebensqualität nur sehr gering.
Dennoch muss man berücksichtigen, dass Frauen ohne sexuelles Problem und
Frauen mit einem sexuellen Problem unter dem sie auch litten sich um fast 3 Punkte
auf der körperlichen Summenskala unterschieden.
Neben
der
körperlichen
Lebensqualität
wurde
hier
auch
die
psychische
Lebensqualität erhoben. Im Mittel erreichten die Frauen ohne sexuelles Problem eine
geringere psychische Lebensqualität als die weibliche Normstichprobe (48,7 vs. 51,3
Punkte).(17) Frauen mit sexuellem Problem aber ohne Leidensdruck hatten im
Schnitt eine geringere psychische Lebensqualität als Patienten mit einer chronischen
Herzinsuffizienz (47,1 vs. 47,7 Punkte). Frauen mit sexuellem Problem und hiermit
assoziiertem Leidensdruck hatten sogar eine geringere psychische Lebensqualität
als Patienten die einen Herzinfarkt erlitten hatten (42,2 vs. 44,6 Punkte). Beides sind
Vergleichswerte aus einem Manual zum SF-12 von Bullinger et al.(17)
Die Konsequenz aus den hier dargestellten Ergebnissen ist, dass Frauen vermehrt
psychisch unter einer sexuellen Funktionsbeeinträchtigung litten. Die körperliche
Lebensqualität ist weitgehend unabhängig von der sexuellen Problematik. Dies deckt
sich mit der Aussage von Kriston et al.(47) Auch hier beeinträchtigte eine sexuelle
Problematik bei den weiblichen Studienteilnehmerinnen eher die psychische
79
Diskussion
Gesundheit. Bei Männern hingegen war die körperliche Lebensqualität bei einem
sexuellen Problem vermindert. Leider gibt es außer der SPARK-Studie von Kriston et
al. keine Untersuchungen die zwischen der psychischen und körperlichen
Lebensqualität bei sexuellen Problemen unterscheiden. Demnach können die hier
dargestellten Ergebnisse nur schwer im Kontext zu anderen Untersuchungen
interpretiert werden. Studien, welche die gesamte Lebensqualität in Assoziation zu
einer sexuellen Problematik untersuchten konnten jedoch zeigen, dass das
Vorhandensein einer sexuellen Problematik einen negativen Einfluss auf die
gesamte Lebenszufriedenheit hat.(91)
Im vorangegangenen Abschnitt wurde dargelegt dass der Leidensdruck einen
signifikanten Effekt auf die Depressivität einer Frau hat. Im Folgenden wird darauf
eingegangen ob dies auch für die Lebensqualität gilt. Eine Studie von Symonds et al.
konnte zeigen, dass die Lebensqualität signifikant negativ mit dem Vorhandensein
eines Leidensdruckes in Assoziation zur sexuellen Problematik korreliert (r-Wert: 0,56).(88)
In Bezug auf die körperliche Lebensqualität konnte das in der EROS-GYNE-Studie
nicht bestätigt werden. So unterscheiden sich die Gruppen von Frauen mit sexuellem
Problem mit bzw. ohne hierzu assoziierten Leidensdruck hinsichtlich ihrer
körperlichen Lebensqualität nicht signifikant voneinander. Demnach ist alleine die
Tatsache ob eine sexuelle Problematik vorhanden ist oder nicht ausschlaggebend für
das verringerte körperliche Wohlbefinden. Der Leidensdruck spielt hier keine
signifikante Rolle.
Bei der psychischen Lebensqualität stellte sich dies anders dar. Hier unterschieden
sich die Frauen mit sexuellem Problem ohne Leidensdruck und Frauen mit sexueller
Problematik und hierzu assoziiertem Leidensdruck signifikant von einander. Darüber
hinaus differieren sie sehr in ihren SF-12 Werten (47,1 vs. 42,2 Punkte).
Schlussfolgernd hatten Frauen mit einem sexuellen Problem unter dem sie auch
litten eine geringere psychische Lebensqualität als Frauen mit sexuellem Problem
aber ohne Leidensdruck. Ein Leidensdruck in Assoziation mit einem sexuellen
Problem hat keinen Effekt auf die körperliche Lebensqualität. Dies sind interessante
Erkenntnisse. In der Literatur wird oftmals diskutiert, ob eine sexuelle weibliche
Funktionsbeeinträchtigung ein körperliches oder psychisches Leiden darstellt.(10)
Die hier gefundenen Ergebnisse können eindeutig belegen, dass Frauen die eine
80
Diskussion
sexuelle Problematik angaben vor allem psychisch darunter litten und dies nicht
primär als körperliches Defizit empfanden.
6.4.5.2 Die körperliche und psychische Lebensqualität korreliert
unterschiedlich hoch mit den verschiedenen Bereichen sexueller
Funktionsfähigkeit (verminderte Appetenz, Orgasmusstörung, verminderte
Erregbarkeit, Schmerzempfinden während oder nach dem Geschlechtsverkehr,
Befriedigung, Lubrikation).
Im Folgenden wird der Einfluss der einzelnen Subtypen sexueller Funktionsfähigkeit
auf die Lebensqualität erläutert. In unserer Studie konnte gezeigt werden, dass der
ausgeprägteste Zusammenhang zwischen der körperlichen Lebensqualität und dem
verminderten sexuellen Verlangen bestand. Der schwächste Zusammenhang
bestand zwischen dem körperlichen Wohlbefinden und der Fähigkeit einen
Orgasmus zu erreichen. Auch hier liegen die Korrelationskoeffizienten zwischen 0,144 und -0,07. Hier ist demnach ebenso von einem gering ausgeprägten
Zusammenhang auszugehen. Die gejitterten Grafiken veranschaulichten, dass sich
kein linearer Zusammenhang bestand. Dies bedeutet, dass Frauen mit verminderter
Lust alle Grade von körperlichem Wohlbefinden aufwiesen.
Ebenso
verhielt
es
sich
mit
der
psychischen
Lebensqualität.
In
dieser
Studienpopulation bestand der stärkste Zusammenhang zwischen der psychischen
Lebenszufriedenheit und der Orgasmusstörung. Am schwächsten korrelierten
verminderte sexuelle Appetenz und die psychische Lebensqualität. Auch hier sind
die Korrelationskoeffizienten als sehr gering einzuschätzen (-0,201 bis -0,087). Es
besteht zwar statistisch signifikanter Unterschied, die klinische Relevanz sollte in
jedoch weiteren Studien untersucht werden. In einer Studie von Symonds et al. (88)
wurden für den Zusammenhang von Lebensqualität und den einzelnen Subtypen von
sexuellen Problemen statistisch signifikante Korrelationskoeffizient von 0,39 bis 0,25
erfasst. Demnach konnte belegt werden, dass zwischen den einzelnen sexuellen
Problemen zumindst ein gering ausgeprägter linearer Zusammenhang besteht.
In dieser Studie differieren die Zusammenhänge bezüglich der Subtypen deutlich von
der EROS-GYNE-Studie. So stellte sich bei Symonds et al (88) der größte
Zusammenhang zwischen einem als befriedigend empfundenen Sexualleben und
der Lebensqualität dar (Korrelationskoeffizient: 0,39). Bei der vorliegenden Arbeit ist
81
Diskussion
der stärkste Zusammenhang zwischen der körperlichen Lebensqualität und der
verminderten sexuellen Appetenz bzw. dem psychischen Wohlbefinden und dem
Unvermögen einen Orgasmus zu erreichen. Es bleibt kritisch anzumerken, dass bei
Symonds et al. keine Unterscheidung zwischen der psychischen und der
körperlichen Lebensqualität getroffen wurde. Deshalb sind die Ergebnisse nur
bedingt vergleichbar.
Zusammenfassend lässt sich schließen, dass die einzelnen Subtypen von sexuellen
Problemen zwar signifikant mit der Höhe der körperlichen und psychischen
Lebensqualität korrelieren, dieser Zusammenhang aber klinisch nur bedingt
verwertbar ist.
82
Ausblick und Schlussfolgerungen
7. Ausblick
Die hier vorliegende Arbeit ist die erste Studie, welche die Prävalenz von weiblichen
sexuellen Problemen kriterienbasiert nach DSM-IV in Deutschland erhebt. Anhand
der Untersuchung wurde deutlich, dass weibliche sexuelle Probleme in der
gynäkologischen Praxis ein häufiges Leiden sind. Es kristallisierte sich heraus, dass
die befragten Frauen am Häufigsten Orgasmusstörungen und verminderte sexuelle
Lust
berichten.
Diese
beiden
Probleme
stehen
in
einem
vielschichtigen
Zusammenhang mit einer depressiven Erkrankung. So haben Frauen, die
Antidepressiva
(und
hier
insbesondere
SSRIs)
einnehmen
aufgrund
des
Wirkmechanismus ein erhöhtes Risiko an einer Orgasmusstörung zu leiden.(6)
Ebenso wirkt sich eine Depression negativ auf die sexuelle Appetenz aus.(80)
Sexuelle Probleme sind demnach mit wichtigen psychiatrischen Erkrankungen bzw.
Medikamentennebenwirkungen vergesellschaftet. Diese Erkenntnis kann vor allem
im klinischen Alltag genutzt werden. Oftmals sind sexuelle Probleme der Grund für
Noncompliance bei der Einnahme von Medikamenten.(31) Hier sind vor allem die
niedergelassenen Ärzte der Primärversorgung gefragt. Diese sollten regelmäßig eine
Sexualanamnese durchführen um die Chance zu nutzen eine mit der sexuellen
Problematik
assoziierte
Depression
(und
umgekehrt)
sowie
mögliche
Medikamentennebenwirkungen zu erkennen. Eine gemeinsame Ätiologie sexueller
Probleme und depressiver Symptome scheint vorhanden zu sein und sollte
Gegenstand weiterer Forschungen sein.
Deutlich wurde in dieser Untersuchung, dass es unabdingbar ist immer den
assoziierten
Leidensdruck
Diagnosevergabe
einer
zu
erfassen,
sexuellen
da
dieser
Funktionsstörung
entscheidend
ist.
Ebenso
für
die
spielt
der
Leidensdruck eine entscheidende Rolle bei der Ausprägung der depressiven
Symptomatik sowie der psychischen Lebensqualität einer Frau, die ein sexuelles
Problem berichtet.
Nun soll noch ein Blick auf den Zusammenhang von Depressivität und
Lebensqualität in Bezug auf eine sexuelle Problematik geworfen werden. Kriston et
al.(47) haben hierzu ein pfadanalytisches Modell angefertigt. Es zeigte sich, dass die
sexuelle Funktionsfähigkeit nicht direkt mit der Lebensqualität assoziiert ist, sondern
dass der vermittelnde Faktor die depressive Symptomatik ist. Dies soll lediglich eine
83
Ausblick und Schlussfolgerungen
Vermutung sein, aber es liegt nahe, dass dies in der hier vorliegenden Studie
bestätigt werden kann. Frauen, die ein sexuelles Problem berichteten, hatten eine
verringerte psychische Lebensqualität. Diese kann natürlich durch eine eventuell
vorhandene Depression verursacht werden. So wirkt sich möglicherweise die
Depression
als
„missing
Funktionsbeeinträchtigung
link“
aus.
zwischen
Vermutlich
Lebensqualität
haben
Frauen
und
auf
sexueller
Grund
einer
Depression, die mit der sexuellen Problematik vergesellschaftet ist, eine geringere
Lebensqualität als Frauen ohne Depression.(73) In der vorliegenden Arbeit wurde
nicht nach der depressiven Symptomatik kontrolliert. Somit bleibt dies eine
hypothetische Aussage und sollte Gegenstand zukünftiger Forschung sein.
Weibliche sexuelle Probleme sind wie in dieser Arbeit aufgezeigt häufig. Dennoch
spielen sie im medizinischen Praxisalltag nur eine geringe Rolle. Ein Aspekt ist
sicherlich, dass es in der ärztlichen Aus- Fort- und Weiterbildung an Sensibilisierung
und Aufklärung fehlt. Dies ist ein Ansatzpunkt, der verbessert werden muss.
Für Frauen mit sexuellen Problemen ist der/die niedergelassene Gynäkologe/in
erster Ansprechpartner. Um das Screening nach sexuellen Problemen kostengünstig
und effizient zu gestalten sollte in der frauenärztlichen Praxis ein Fragebogen wie
etwa die modifizierte ASEX regelhaft verwendet werden. Die Patientinnen können
den Fragebogen problemlos während der Wartezeit ausfüllen. Falls eine Frau den
Cut-off.Wert überschreitet kann der behandelnde Gynäkolge, welcher oftmals bereits
eine
Vertrauensbasis
mit
der
Patientin
aufgebaut
hat,
eine
ausführliche
Sexualanamnese erheben sowie etwaige Komobititäten (Depression, Angststörung
ect.) erfassen.
Darüberhinaus konnte gezeigt werden, dass der zur sexuellen Problematik
assoziierte Leidensdruck entscheidend für die Entstehung von Komorbiditäten ist.
Bei diesem Aspekt ist die interdisziplinäre Vernetzung zwischen niedergelassenem
Frauenarzt, Psychiater oder Psychotherapeut entscheidend.
Leider fehlt es an Leitlinien zur Behandlung/Erfassung von weiblichen sexuellen
Funktionsstörungen.
Auch
an
geeigneten
medikamentösen
Behandlungsmöglichkeiten mangelt es.
Zusammenfassend sind weibliche sexuelle Funktionsstörungen häufig und ein
interdiziplinäres Problem. Frauen mit sexuellen Problemen kann nur im Konsens mit
84
Ausblick und Schlussfolgerungen
verschiedenen Fachrichtungen, niedergelassenen Ärzten und Forschung geholfen
werden.
Abbildung 32: Ansätze zur Optimierung von der Erfassung und Behandlung von
sexuellen Problemen bei Frauen:
85
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Literaturverzeichnis
96
Danksagung
9. Danksagung
Mein
Dank
gilt
Herrn
Prof.
Dr.
med.
Berner
für
die
Überlassung
des
Promotionsthemas sowie die Betreuung während der praktischen Durchführung der
Studie sowie Geduld und Unterstützung vor allem am Ende des Schreibprozesses.
Frau Prof. Dr. med. Hasenburg danke ich freundlichst für ihre Bereitschaft die
Zweitkorrektur zu übernehmen.
Zudem möchte ich mich sehr herzlich bei Frau Dr. phil Cindy Günzler für die
engagierte und fachlich überaus kompetente Betreuung meiner Arbeit bedanken. Sie
war zu jeder Zeit mit kompetentem und freundschaftlichem Rat die große Stütze
dieser Arbeit. Insbesondere möchte ich mich für die mühevolle Korrektur der
schriftlichen Ausarbeitung bedanken.
Besonders herzlich danken möchte ich dem gesamten EROS-GYNE-Team und
insbesondere Levente Kriston für die statistische Betreuung dieser Arbeit. Ebenso
danke ich Dr. med. Julia Bertelmann, meiner Mitdoktorandin, für die Unterstützung
und ihre Hilfsbereitschaft während der praktischen Durchführung dieser Arbeit.
Doch am Wichtigsten hier zu erwähnen sind meine Eltern, mein Bruder, meine
gesamte Familie und meine Freunde, die mich mein ganzes Leben und während
meines Studiums bedingungslos unterstützt haben. Ihnen ist diese Promotion
gewidmet.
97
Lebenslauf
10. Lebenslauf
Persönliche Daten
Geburtsdatum/-ort:
21. September 1985 in Bietigheim-Bissingen
Familienstand:
ledig
Beruflicher Werdegang
Seit Juli 2012
Assistenzärztin im St. Josefkrankenhaus Freiburg,
Abteilung für Innere Medizin.
Studium
10/2005 – 06/2012
Studium der Humanmedizin, Albert-LudwigsUniversität Freiburg
Prüfungen
05/2012
Zweiter Abschnitt der ärztlichen Prüfung
03/2008
Erster Abschnitt der ärztlichen Prüfung
02/2011 – 06/2011
Praktisches Jahr
Erstes Tertial im Wahlfach Psychiatrie, Zentrum für
Psychiatrie Emmendingen
Zweites Tertial im Fach Chirurgie, Kreiskrankenhaus
Emmendingen
Drittes Tertial im Fach Innere Medizin,
Kreiskrankenhaus Emmendingen
Famulaturen
08/2010
Anästhesie und Intensivmedizin, Universitätsklinik
Freiburg
08/2010
Kinderorthopädie, Universitätsklinik Freiburg
98
Lebenslauf
02/2010
Unfallchirurgie, Krankenhaus Bietigheim-Bissingen
08/2009
Kardiologie, Herz-Zentrum Bad Krozingen
08/2008
Psychiatrie, Universitätsklinik Freiburg
Dissertation
10/2008 - aktuell
Dissertation in der Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg.
Thema: “
Betreuung: PD Dr. med. Michael Berner
11/2009
Posterpräsentation DGPPN Berlin
Schulausbildung
09/1992 – 06/2005
Grundschule Hillerschule und Ellentalgymnasium
Bietigheim-Bissingen
99
Eidestattliche Erklärung
11. Eidestattliche Erklärung
Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Dissertationsschrift mit dem
Thema: "Sexuelle Funktionsstörungen in der gynäkologischen Praxis: Empirische
Befunde zu Depression und Lebensqualität" selbst verfasst und ohne unzulässige
Hilfe Dritter sowie ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel
angefertigt habe. Die aus anderen Quellen direkt oder indirekt übernommenen Daten
und Konzepte sind unter Angabe der Quelle gekennzeichnet. Insbesondere habe ich
hierfür
nicht
die
entgeltliche
Hilfe
von
Vermittlungs-
beziehungsweise
Beratungsdiensten (Promotionsberater oder anderer Personen) in Anspruch
genommen. Niemand hat von mir unmittelbar oder mittelbar geldwerte Leistungen für
Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation
stehen.
Die Arbeit wurde bisher weder im In- noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher
Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.
Freiburg, 28.10.2012
Lisa Schmedes
100
Eidestattliche Erklärung
12. Anhang
12.1. Verzeichnis der Tabellen
Tabelle 1
Sozidemografie
S. 36
Tabelle 2
Häufigkeit der sexuellen Probleme in den drei Gruppen
S. 42
psychisch gesund vs. depressiv vs. andere psychiatrische
Erkrankung
Tabelle 3
Häufigkeit
von
sexuellen
Psychopharmakaeinnahme
Problemen
vs.
der
Gruppen S. 50
keine
Psychopharmakaeinnahme
101
Eidestattliche Erklärung
12.2. Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 1
Sexuelle Reaktion nach Masters und Johnson
S. 3
Abbildung 2
Weibliche sexuelle Reaktion nach Basson s5
S. 4
Abbildung 3
Prävalenz von verminderter sexueller Lust in Assoziation S. 17
mit dem
Leidensdruck in Bezug auf das Alter
Abbildung 4
Rücklauf
S. 35
Abbildung 5
Kein sexuelles Problem vs. sexuelles Problem ohne S. 39
Leidensdruck vs. sexuelles Problem mit Leidensdruck
Abbildung 6
Häufigkeit der Subtypen sexueller Probleme
S. 40
Abbildung 7
Prävalenz der Depressivität innerhalb der
S. 41
Studienpopulation
Abbildung 8
Depressivität, sexuelles Problem und Leidensdruck
S. 44
Abbildung 9
Korrelation eines sexuellen Problems und der Schwere
S. 46
der depressiven Symptomatik
Abbildung 10
Korrelation zwischen vermindertem sexuellen Verlangen
S. 46
und der Schwere der Depressivität
Abbildung 11
Korrelation zwischen insuffizienter sexueller Erregbarkeit
S. 46
und der Schwere der Depressivität
102
Eidestattliche Erklärung
Abbildung 12
Korrelation zwischen verminderter Lubrikation und der
S. 47
Schwere der Depressivität
Abbildung 13
Korrelation zwischen Orgasmusproblemen und der
S. 47
Schwere der Depressivität
Abbildung 14
Korrelation zwischen unbefriedigendem Sexualleben und
S. 47
der Schwere der Depressivität
Abbildung 15
Korrelation zwischen Schmerzen während und nach dem
S. 48
Geschlechtsverkehr und der Schwere der Depressivität
Abbildung 16
Sexuelle
Probleme,
körperliche
Lebensqualität
und S. 52
Leidensdruck
Abbildung 17
Sexuelles Problem, psychische Lebensqualität,
S 53
Leidensdruck
Abbildung 18
Korrelation zwischen irgendeinem sexuellen Problem und
S. 55
der KLQ
Abbildung 19
Korrelation zwischen insuffizienter Erregbarkeit und der
S. 55
KLQ
Abbildung 20
Korrelation zwischen insuffizienter Erregbarkeit und der
S. 55
KLQ
Abbildung 21
Korrelation zwischen verminderter Lubrikation und der S. 56
KLQ
Abbildung 22
Korrelation zwischen Orgasmusproblemen und der KLQ
S. 56
Abbildung 23
Korrelation zwischen unbefriedigendem GV und der KLQ
S. 56
Abbildung 24
Korrelation zwischen Schmerzen während bzw. nach
S. 57
103
Eidestattliche Erklärung
dem Geschlechtsverkehr und der KLQ
Abbildung 25
Korrelation zwischen irgendeinem sexuellen Problems
S. 59
und der PLQ
Abbildung 26
Korrelation zwischen vermindertem sexuellen Verlangen
S. 59
und der PLQ
Abbildung 27
Korrelation zwischen vermindertem sexuellen Verlangen
S. 59
und der PLQ
Abbildung 28
Korrelation zwischen verminderter Lubrikation und der
S. 60
PLQ
Abbildung 29
Korrelation zwischen Orgasmusproblemen und der PLQ
S. 60
Abbildung 30
Korrelation zwischen unbefriedigendem GV und der PLQ
S. 60
Abildung 31
Korrelation zwischen Schmerzen während bzw. nach S. 61
dem Geschlechtsverkehr und der PLQ
Abbildung 32
Ansätze
zur
Optimierung
von
der
Erfassung
und S. 85
Behandlung sexueller Probleme bei Frauen
104
Eidestattliche Erklärung
12.3. Fragebogen
105
Fragebogen zu sexuellen Problemen bei Frauen
Studie
„Epidemiologie und Erkennung weiblicher sexueller
Funktionsstörungen in der gynäkologischen Praxis“
Liebe Studienteilnehmerin!
Wir möchten Sie herzlich bitten, den nachfolgenden Fragebogen auszufüllen. Hierfür werden
Sie etwa 10 Minuten benötigen.
Der Fragebogen ist vollständig anonym, wird im verschlossenen Umschlag abgegeben und
Ihr Name wird nicht mit Ihren Angaben gespeichert.
Die Art der Fragen und die Antwortmöglichkeiten ändern sich im Fragebogen immer wieder.
Bitte beachten Sie deshalb genau die Anweisungen am Beginn eines jeden Frageblocks.
Natürlich können mit diesen Fragen nicht alle Besonderheiten und persönlichen Vorstellungen berücksichtigt werden. Möglicherweise treffen einige Fragen auch nicht auf Sie zu.
Kreuzen Sie dennoch bitte immer eine Antwort an. Nämlich diejenige, welche am ehesten für
Sie zutrifft.
Wir bitten Sie, den Fragebogen möglichst vollständig zu beantworten. Wenn Ihnen eine
Frage zu intim bzw. persönlich sein sollte, steht es Ihnen selbstverständlich frei, sie
auszulassen. Soweit es Ihnen aber möglich ist, wären wir für eine vollständige Beantwortung
der Fragen dankbar, da dies eine aussagekräftigere Datenauswertung ermöglicht.
Sie werden beim Ausfüllen feststellen, dass viele Fragen inhaltlich ähnlich sind bzw. sich
wiederholen. Dies liegt daran, dass sich der vorliegende Fragebogen wiederum aus
verschiedenen Fragebögen zusammensetzt, die speziell zur Erfassung weiblicher sexueller
Funktionsstörungen entwickelt wurden. Diese Kombination wurde gewählt, um mit Hilfe Ihrer
Mitarbeit die Qualität und Aussagekraft einzelner Fragebögen zu überprüfen. Daher bitten
wir Sie, trotz Wiederholungen alle Fragen zu beantworten, da nur so die Qualität der
einzelnen Fragebögen überprüft werden kann. Die verschiedenen Fragebögen sind
gekennzeichnet, sodass Sie die Übergänge bemerken.
Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Teilnahme!
2
1. ANGABEN ZU IHRER PERSON
1. Alter:
‰18-20 Jahre
‰31-35 Jahre
‰46-50 Jahre
‰61-65 Jahre
‰21-25 Jahre
‰36-40 Jahre
‰51-55 Jahre
‰66-70 Jahre
2. Staatsangehörigkeit:
‰26-30 Jahre
‰41-45 Jahre
‰56-60 Jahre
‰>71 Jahre
‰ Deutsch
‰ Andere: _______________
‰ Ja
‰ Nein
3. Familienstand:
‰
‰
‰
‰
Ich bin verheiratet.
Ich bin ledig.
Ich bin geschieden.
Ich bin verwitwet.
4. Ich habe einen Partner:
5. Höchster Schulabschluss:
‰
‰
‰
‰
‰
‰
Ohne Haupt- / Volksschulabschluss
Haupt- / Volksschulabschluss
Mittlere Reife / Realschulabschluss / Fachschulreife
Fachhochschulreife / Abschluss einer Fachoberschule
Abitur / allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife
Abgeschlossenes Hochschul- / Fachhochschulstudium
6. Aktueller beruflicher Status:
‰ Erwerbstätig (angestellt)
‰ Erwerbslos
‰ Hausfrau
‰ Erwerbstätig (selbständig)
‰ Schülerin / Studentin / Azubi
‰ Rentnerin
7. Mutterschaft:
‰ Ich habe Kinder.
Anzahl: _____
‰ Ich bin gewollt kinderlos.
‰ Ich bin ungewollt kinderlos.
8. Schwangerschaft(en): (Mehrfachnennung möglich)
‰ Ich bin gerade schwanger.
‰ Meine letzte Schwangerschaft liegt ____ Jahre ____ Monate zurück.
‰ Ich stille gerade.
3
9. Methode der Entbindung(en): (Mehrfachnennung möglich)
‰ Natürliche Geburt (Spontangeburt)
‰ Kaiserschnitt
‰ Geburt mit Hilfe einer Saugglocke oder Geburtszange
10. Wie verhüten Sie? (Mehrfachnennung möglich)
‰
‰
‰
‰
Ich verhüte nicht.
Ich nehme die Pille.
Name des Präparats: __________________
Mein Partner benutzt Kondome.
Andere ________________________________________________________
11. Sind bei Ihnen gynäkologische Erkrankungen bekannt? (Mehrfachnennung
möglich)
‰ Nein
‰ Ja, und zwar:
‰
Blutungsstörungen
‰
Zysten
‰
Verstärkter Ausfluss, Pilzinfektionen
‰
Gehäufte Harnwegsinfektionen
‰
Bösartige Erkrankungen an Brust oder Unterleib
‰
Schmerzen im Vaginalbereich (z.B. beim Geschlechtsverkehr)
‰
Andere ___________________________________________________
12. Wurden Sie bereits gynäkologisch operativ behandelt? (Mehrfachnennung
möglich)
‰ Nein
‰ Ja, und zwar:
‰
Dammschnitt
‰
Entfernung der Gebärmutter und/oder der Eierstöcke
‰
Andere ___________________________________________________
13. Sind bei Ihnen sonstige Erkrankungen (aktuell oder in der Vergangenheit)
bekannt? Bitte geben Sie sowohl organische als auch psychische
Erkrankungen an! (Mehrfachnennung möglich)
‰ Nein
‰ Ja, und zwar:
4
Aktuell
Früher
Depressive Erkrankung
‰
‰
Hormonelle Störung, z.B. Schilddrüsenfehlfunktion
‰
‰
Stoffwechselstörung, z.B. Diabetes mellitus
‰
‰
Herz-Kreislauf-Erkrankung
‰
‰
Krebserkrankung
‰
‰
Andere __________________________________
‰
‰
14. Befinden Sie sich zurzeit wegen irgendeiner Erkrankung in
ärztlicher/psychotherapeutischer Behandlung? (Mehrfachnennung
möglich)
‰ Nein
‰ Ja, und zwar:
‰ In hausärztlicher Behandlung, wegen ____________________________
‰ In internistischer Behandlung, wegen ____________________________
‰ In psychiatrisch/psychotherapeutischer Behandlung, wegen __________
‰ In anderer ärztlicher Behandlung, wegen: _________________________
15. Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein? Hierunter fallen auch orale
Verhütungsmittel sowie rezeptfreie Naturheilmittel. (Mehrfachnennung
möglich)
‰ Nein
‰ Ja, und zwar: ___________________________________________________
16. Was ist der Grund für Ihren heutigen Arztbesuch?
‰ Routine-Untersuchung (Vorsorge)
‰ Schwangerschaftsvor- oder –nachsorge
‰ Abklärung gynäkologischer Beschwerden
Welche Beschwerden sollen abgeklärt werden? ________________________
‰ Anderer Grund, und zwar: _________________________________________
17. Ich bin sexuell aktiv 1 :
‰ Ja
‰ Nein
18. Mit meinem Sexualleben bin ich insgesamt zufrieden:
‰ Ja
‰ Nein
1
Unter "sexuell aktiv" verstehen wir jede Form sexueller Handlung innerhalb des letzten Monats,
einschließlich Selbstbefriedigung.
5
2. FRAGEBOGEN ZU VERMINDERTEM SEXUELLEM VERLANGEN
1.
War die Stärke Ihres sexuellen Verlangens oder
Interesses für Sie früher gut und zufriedenstellend?
‰ JA
‰ NEIN
2.
Hat Ihr sexuelles Verlangen oder Interesse
nachgelassen?
‰ JA
‰ NEIN
3.
Macht Ihnen Ihr vermindertes sexuelles Verlangen
oder Interesse zu schaffen?
‰ JA
‰ NEIN
4.
Würden Sie sich wünschen, dass Ihr sexuelles
Verlangen oder Interesse zunimmt?
‰ JA
‰ NEIN
5.
(falls mindestens eine der Fragen 1 bis 4 mit "JA" beantwortet wurde)
Kreuzen Sie bitte alle Faktoren an, die Ihrer Meinung nach zu Ihrem derzeitigen
verminderten sexuellen Verlangen oder Interesse beitragen:
A. Eine Operation, Depression, Verletzungen oder eine
andere Erkrankung
‰ JA
‰ NEIN
B. Medikamente, die Sie momentan einnehmen, Drogen
oder Alkohol
‰ JA
‰ NEIN
C. Schwangerschaft, kürzliche Geburt, Beschwerden
aufgrund der Wechseljahre
‰ JA
‰ NEIN
D. Andere Probleme in Zusammenhang mit Sexualität
(Schmerzen, verminderte Erregbarkeit oder verminderte
Intensität des Orgasmus)
‰ JA
‰ NEIN
E. Sexuelle Probleme Ihres Partners
‰ JA
‰ NEIN
F. Unzufriedenheit mit Ihrer Beziehung oder Ihrem Partner
‰ JA
‰ NEIN
G. Stress oder Müdigkeit
‰ JA
‰ NEIN
© Decreased Sexual Desire Screener
6
3. FRAGEBOGEN ZUR SEXUELLEN ERLEBENSFÄHIGKEIT
Im Folgenden werden Sie gebeten, Ihre sexuelle Erlebensfähigkeit einzuschätzen.
Nehmen Sie als Bezugszeitraum die letzte Woche.
1. Wie stark schätzen Sie Ihr sexuelles Verlangen/Interesse ein?
‰ sehr stark
‰ stark
‰ mäßig stark
‰ eher schwach
‰ sehr schwach
‰ kein Verlangen
2. Wie leicht lassen Sie sich sexuell erregen?
‰ sehr leicht
‰ leicht
‰ mäßig leicht
‰ eher schwer
‰ sehr schwer
‰ gar nicht
3. Wie leicht wird Ihre Scheide beim Sex feucht?
‰ sehr leicht
‰ leicht
‰ mäßig leicht
‰ eher schwer
‰ sehr schwer
‰ gar nicht
4. Wie leicht können Sie einen Orgasmus erreichen?
‰ sehr leicht
‰ leicht
‰ mäßig leicht
‰ eher schwer
‰ sehr schwer
‰ gar nicht
5. Wie empfinden Sie Ihren Orgasmus/Höhepunkt?
‰ sehr befriedigend
‰ befriedigend
‰ mäßig befriedigend
‰ eher unbefriedigend
‰ sehr unbefriedigend
‰ kein Orgasmus
6. Wie stark schätzen Sie Ihre Schmerzen während oder nach dem Sex ein?
‰ gar keine Schmerzen
‰ sehr gering
‰ eher gering
‰ mäßig stark
‰ stark
‰ sehr stark
© Fragen 1-5 Arizona Sexual Experience Scale
Wenn Sie einen oder mehrere der unter Punkt 1-6 genannten Bereiche der
Sexualität als problematisch erleben, geben Sie bitte an, ob Sie darunter leiden.
‰ Ja, ich leide darunter.
‰ Nein, ich leide nicht darunter.
7
4. FRAGEBOGEN ZUR AKTUELLEN STIMMUNG
Wie oft fühlten Sie sich im Verlauf der letzten zwei Wochen durch die folgenden
Beschwerden beeinträchtigt?
Überhaupt
An einzel-
nicht
nen Tagen
An mehr als
Beinahe
der Hälfte
jeden
der Tage
Tag
Wenig Interesse oder Freude
an Ihren Tätigkeiten
‰
‰
‰
‰
Niedergeschlagenheit,
Schwermut oder
Hoffnungslosigkeit
‰
‰
‰
‰
Schwierigkeiten ein- oder
durchzuschlafen oder
vermehrter Schlaf
‰
‰
‰
‰
Müdigkeit oder Gefühl, keine
Energie zu haben
‰
‰
‰
‰
Verminderter Appetit oder
übermäßiges Bedürfnis zu
essen
‰
‰
‰
‰
Schlechte Meinung von sich
selbst; Gefühl, ein Versager zu
sein oder die Familie enttäuscht
zu haben
‰
‰
‰
‰
Schwierigkeiten, sich auf etwas
zu konzentrieren, z.B. beim
Zeitungslesen oder Fernsehen
‰
‰
‰
‰
Waren Ihre Bewegungen oder
Ihre Sprache so verlangsamt,
dass es auch anderen auffallen
würde? Oder waren Sie im
Gegenteil “zappelig“ oder
ruhelos und hatten dadurch
einen stärkeren
Bewegungsdrang als sonst?
‰
‰
‰
‰
Gedanken, dass Sie lieber tot
wären oder sich Leid zufügen
möchten
‰
‰
‰
‰
© Patient Health Questionnaire
8
5. FRAGEBOGEN ZUM GESUNDHEITSZUSTAND
Bei den folgenden Fragen geht es um die Beurteilung Ihres aktuellen Gesundheitszustandes.
Bitte beantworten Sie jede der Fragen, indem Sie die Antwortmöglichkeit ankreuzen, die am
besten auf Sie zutrifft.
ausgezeichnet
1.
Wie würden Sie Ihren
Gesundheitszustand im
Allgemeinen beschreiben?
‰
sehr gut
gut
weniger
gut
schlecht
‰
‰
‰
‰
Im Folgenden sind einige Tätigkeiten beschrieben, die Sie vielleicht an einem normalen
Tag ausüben. Sind Sie durch Ihren derzeitigen Gesundheitszustand bei diesen Tätigkeiten
eingeschränkt? Wenn ja, wie stark?
2.
3.
mittelschwere Tätigkeiten, z.B. einen
Tisch verschieben, staubsaugen, kegeln,
Golf spielen
mehrere Treppenabsätze steigen
Ja, sehr stark
eingeschränkt
Ja, etwas
eingeschränkt
Nein,
überhaupt
nicht
eingeschränkt
‰
‰
‰
‰
‰
‰
Hatten Sie in den vergangenen 4 Wochen aufgrund Ihrer körperlichen Gesundheit
irgendwelche Schwierigkeiten bei der Arbeit oder anderen alltäglichen Tätigkeiten im Beruf
bzw. zu Hause?
Ja
Nein
4.
Ich habe weniger geschafft, als ich wollte
‰
‰
5.
Ich konnte nur bestimmte Dinge tun
‰
‰
Hatten Sie in den vergangenen 4 Wochen aufgrund seelischer Probleme irgendwelche
Schwierigkeiten bei der Arbeit oder anderen alltäglichen Tätigkeiten im Beruf bzw. zu
Hause (z.B. weil Sie sich niedergeschlagen oder ängstlich fühlten)?
Ja
Nein
6.
Ich habe weniger geschafft, als ich wollte
‰
‰
7.
Ich konnte nicht so sorgfältig wie üblich
arbeiten
‰
‰
9
8.
Inwieweit haben Schmerzen Sie in den vergangenen 4 Wochen bei der Ausübung
Ihrer Alltagstätigkeiten zu Hause und im Beruf behindert?
überhaupt nicht
ein bisschen
mäßig
ziemlich
sehr
‰
‰
‰
‰
‰
Bei den nächsten Fragen geht es darum, wie Sie sich fühlen und wie es Ihnen in den
vergangenen 4 Wochen ergangen ist. Wie oft waren Sie in den vergangenen 4 Wochen
immer
meistens
ziemlich
oft
manchmal
selten
nie
9.
ruhig und gelassen?
‰
‰
‰
‰
‰
‰
10.
voller Energie?
‰
‰
‰
‰
‰
‰
11.
entmutigt und
traurig?
‰
‰
‰
‰
‰
‰
12.
Wie häufig haben Ihre körperliche Gesundheit oder seelischen Probleme in den
vergangenen 4 Wochen Ihre Kontakte zu anderen Menschen (Besuche bei Freunden,
Verwandten usw.) beeinträchtigt?
immer
meistens
manchmal
selten
nie
‰
‰
‰
‰
‰
© SF-12
10
Herzlichen Dank für das Ausfüllen des Fragebogens.
Sie haben uns damit sehr geholfen!
Falls Sie im Zusammenhang mit unserem Fragebogen an unerwünschte
Arzneimittelwirkungen erinnert wurden und Ihren Arzt und/oder Apotheker
noch nicht darauf angesprochen haben, bitten wir Sie, dies bitte bald
nachzuholen.
][\^]^
]^
11
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