SEXUELLE GEWALT – (K)EIN THEMA FÜR DIE KINDER- UND JUGENDARBEIT?! Referentin Gabriela Gossow-Look „Jugendarbeit als Interessenvertretung von Kindern und Jugendlichen hat u.a. die Aufgabe dazu beizutragen, das junge Menschen zur Selbstbestimmung fähig werden , eine eigenverantwortliche Persönlichkeit entwickeln können- d.h. auch eigenverantwortliches geschlechtliches Verhalten- und vor Gefahren für ihr Wohl geschützt sind (vgl. §§1.11.SGBVIII)“ Kinder und Jugendliche sind aufgeschlossen, experimentierfreudig, vertrauensvoll und leicht zu beeinflussen… Täter wissen dies und nutzen es aus! DIE POLIZEILICHE KRIMINALSTATISTIK Die jährlich angezeigten Fälle von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung in Dtl. schwanken zwischen 17 000 uns 22 000. Davon ist jeder 4-5 Übergriff gegen einen Jungen gerichtet. Die Polizei schätzt die Dunkelziffer 20 mal höher ein. Zahlen PKS 2006 Opfer bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung 46 746 Opfer unter 21 Jahren gesamt Kinder männl. weibl. 30 263 17 818 4 193 13 625 Jugendliche männli. weibl. 8 491 940 7 551 Heranwachsende männl. weibl. 3 954 274 3 680 DEFINITION Sexuelle Gewalt oder sexueller Missbrauch findet statt, wenn eine Person ihre Machtposition oder die Unwissenheit, das Vertrauen oder die Abhängigkeit eines Menschen zur Befriedigung der eigenen sexuellen Bedürfnisse nutzt! Täter •sind Profis in der Manipulation des Kindes und dessen Umgebung, •haben in der Regel kein Unrechtsbewusstsein für ihr Tun und •suchen gezielt die Nähe von Kindern, auch in ehrenamtlichen Arbeitsfeldern. •Der „klassische“ Pädokriminelle ist ein Wiederholungstäter. •Jeder fünfte Täter ist unter 21 Jahre alt. •Es wird davon ausgegangen, dass sich in jedem dritten Verband ein Täter befindet. . Ein Beispiel….. §8a SGB VIII Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung §72 SGB VIII Persönliche Eignung aber: Ehrenamtliche MitarbeiterInnen der Jugendarbeit, einschließlich der Jugendverbandsarbeit bleiben davon ausgenommen…… ….DIE NEHMEN UNSERE ARBEIT WOHL NICHT ERNST…… LEITLINIEN ZUM VERHALTEN FÜR FACHKRÄFTE ….Fachkräfte müssen sofort handeln, sobald sich ein Verdacht erhärtet…. AHA… KINDSWOHLGEFÄHRDUNG durch (k)ein sexualisierte Gewalt – Thema für die Ausbildung von JugendleiterInnen?! WER SIND DIE TÄTER ? - 92 % BEKANNTE & VERWANDTE - 8 % FREMDTÄTER Bei Mädchen häufig: Vater, Stiefvater, Großvater, Onkel, Freund der Familie, großer Bruder Bei Jungen häufiger: Sporttrainer, Lehrer, Jugendleiter, Nachbar, Pfarrer, Bademeister ALLE GESELLSCHAFTSSCHICHTEN ! FORMEN VON SEXUELLEM MISSBRAUCH - Berühren, Zeigen, Berühren lassen von Geschlechtsorganen - Oraler, analer oder vaginaler Geschlechtsverkehr - Masturbation - vor dem Kind -des Kindes vor dem Erwachsenen - Vorführen, Zeigen, Herstellen von pornographischen Bildern Cartoons für Jungen, Volksblattverlag, Köln/Zartbitter e.V., Köln 1992 WIE KOMMT ES ZUM SEXUELLEN MISSBRAUCH? Übergriffe sind immer geplant, Gelegenheiten werden gesucht und arrangiert - Gutes Vertrauensverhältnis + ermöglicht Täter sexuelle Übergriffe ohne körperliche Gewalt - Stufenweise Steigerung + Kitzelspiele + „zufällige“ Berührungen + Berührungen im Schlaf + „Zauberspiele“ - Geheimhaltung + Drohungen + Erpressungen - Sprachliche Vertauschungen - Umkehr von Schuld Signale Signale des Kindes oder des/der Jugendlichen sind vielfältig – Selten eindeutig! SIGNALE DES KINDES - Auffälliges Verhalten beim Wechseln der Windel / Unterhose - Wundsein von Scheide / Po - ständige Angst vorm Einschlafen und anhaltende Alpträume - plötzliches Wieder-Einnässen / - Einkoten - diffuse Ängste - psychosomatische Beschwerden: + Bauch- / Unterleibsschmerzen + Hautkrankheiten + Allergien + Atembeschwerden - Selbstzerstörung + Haare ausreißen + Nägelkauen + Haut einritzen - zwanghafte Handlungen + Waschzwang / Verwahrlosung + Malen immer gleicher Motive - Distanzlosigkeit - Auffallende Ängstlichkeit gegenüber bestimmten Personen - Kinder können genaue Angaben über Farbe, Konsistenz und Geruch von Sperma machen - Reden in der dritten Person „Meinem Teddy geht‘s schlecht!“ „Der möchte was erzählen, was er nicht erzählen darf.“ - Nachspielen mit Puppen oder Freunden von Missbrauchssituationen - Bemerkungen des Kindes „Der Papa macht so komische Sachen mit mir.“ „Dürfen große Leute eigentlich noch ins Bett machen?“ „Ich hab‘ keine Lust, mit Opa Stehaufmännchen zu spielen!“ „Aus Papas Penis kommt Milch raus.“ „Onkel Rolf kann seinen Pipi-Mann groß und klein zaubern.“ „Opa‘s Pipi kann lachen und weinen.“ „...und dann ist Kleber auf meinem Bauch.“ „Das darf ich nicht sagen, sonst ...“ WAS KANN ICH TUN, WENN ICH SEXUELLEN MISSBRAUCH VERMUTE ? Ruhe bewahren !! - überhastetes Eingreifen schadet nur! - Vertrauensperson suchen, mit der man über die eigenen Unsicherheiten und Gefühle sprechen kann - den Kontakt zum Kind vorsichtig intensivieren - -> positive Beziehung herstellen - das Kind immer wieder ermutigen, über Probleme und Gefühle zu srpechen -Dokumentation von Anfang an! -Interne Meldekette aktivieren! - Beratungsstellen z.b. AVALON, Nele, Phönix ansprechen JULEICA- WAS MUSS REIN UND WIE? Information und Aufklärung Zahlen, Daten, Fakten Täterstrategien Daraus folgend Präventionsthemen in der Kinder- Jugendarbeit Verhaltenskodex bzw Ehrenerklärung Vertrauensleute benennen Möglichkeiten und Grenzen aufzeigen Prävention! DAS TABU DURCHBRECHEN- EINE SPRACHE SCHAFFEN! „Geh nicht allein in den Wald!“ „Steig nicht in ein fremdes Auto!“ „Lass dich nicht von Fremden ansprechen!“ „Geh mit keinem Fremden mit!“ „Nimm keine Bonbons von einem fremden Onkel!“ SINNVOLLE PRÄVENTION Sinnvolle Prävention muss: - die Stärke von Kindern aufbauen - die Unabhängigkeit der Kinder fördern - die Mobilität der Kinder erweitern - die Freiheit von Kindern vergrößern Auf keinen Fall Angst machen !!! Angst entsteht aus Gefühlen von Ohnmacht und Hilflosigkeit. ZENTRALE THEMEN DER PRÄVENTION - Mein Körper gehört mir Der eigene Körper ist wertvoll; jedes Kind hat das Recht ihn zu schützen und über ihn selbst zu bestimmen. - Intuition Maßstab für Mädchen und Jungen sind ihre eigenen Gefühle. - Berührungen Kinder lernen zwischen “guten“ und “schlechten“ Berührungen zu unterscheiden, um “merkwürdige“ Berührungen selbstbewusst abzuweisen. - “Nein“ sagen Kinder dürfen uns müssen in bestimmten Situationen Grenzen ziehen und “nein“ zu den Aufforderungen Erwachsener sagen. - Geheimnisse Kinder lernen, adäquate Geheimnisse, wie z.B. Überraschungen, von schlechten, beängstigenden Geheimnissen zu unterscheiden. Wenn Heimlichkeiten unheimlich werden, ist es besser, sich Freunden und / oder Erwachsenen mitzuteilen. - Hilfe Kinder sollen lernen, sich anderen Kindern oder Erwachsenen mitzuteilen und bei gegebener Situation bei diesen Hilfe zu suchen. STRUKTURELLE PRÄVENTIONSELEMENTE AUS: „MEGAPHON“, LJW AWO BAYERN 1. Die Auswahl von 3. Ein allgemeiner Verhaltenskodex und situations- und altersspezifische Schutzvereinbarungen 4. Interne Meldeverfahren, Vertrauensleutesystem Beschwerdemanagement für Eltern und Kinder hauptamtlichen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen 2. Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen auch institutsübergreifend Ich danke für ihre Aufmerksamkeit!