Creakompass Kids Birgit Guth Leiterin Medienforschung SUPER RTL Picassoplatz 1 D-50679 Köln Fon: +49 (221) 456-51330 Fax: +49 (221) 45695-51330 Fernsehwerbung hat eine hohe Akzeptanz Kinder und Werbung „Werbung in … finde ich sehr gut/gut“, (gestützt, in %) Fernsehen 72 in Zeitschriften, Magazinen, Comics 70 im Internet* im Radio 2 Quelle: KidsVA 2012 Egmont Ehapa Verlag / n=1.656 Kinder 6-13 Jahre 49 36 *Abfrage nur bei Internetnutzern Paula ist die beliebteste Werbefigur Die beliebtesten TV-Werbespots von Kindern „Denk jetzt mal an Werbung im Fernsehen: Welche Werbung gefällt dir richtig gut?“ (ungestützt, 1.-3. Nennung, in %) 6,8 Dr. Oetker: Paula Pudding 6,3 Nutella allgemein 5,6 Haribo Goldbären 4,6 Ferrero Kinderriegel 4,6 Ferrero: Ü-Ei Capri Sonne Milka Ferrero: Kinder Pingui Mattel: Barbie 3 4,1 3,9 3,8 3,7 Coca-Cola 3,2 Ferrero: Kinder-Schokobons 3,2 Quelle: IconKids & Youth, TrendTracking Kids®2012, n=710 Kinder 6-12 Jahre / Medienforschung SUPER RTL Fragestellung: Wie wird ein Kinderspot erfolgreich? SUPER RTL erreichen oft Fragen zur Spotgestaltung: • • • • • • • Was muss bei der Spotkreation beachtet werden? Was sind typische Merkmale erfolgreicher Spots? Wie alt sollten die kindlichen Darsteller sein? Sollen Eltern eingebracht werden – und falls ja, wie? Wie trifft man den alterstypischen Sprachstil? Müssen Kinder-Spots besonders bunt und laut sein? … Fundierte Antworten liefert der CreaKompass Kids! 4 Themen des CreaKompass Kids Inhaltsanalyse Wahrnehmung von Spots Ad Check® Einsatz von kreativen Gestaltungsmerkmalen iconkids&youth Medienrechtliche Aspekte Zielgruppen- und Grundlagenforschung Produktionsregeln und Stilmittel Psychologische Wirkmechanismen Alltagsstudio, 5 Inhalt 6 • Funktionen von Werbung • Motive von Kindern und Jugendlichen • Kreativtechniken • Gestaltungsmerkmale • Fazit Kinder lieben Werbung, die Bedürfnisse erfüllt Kinder sind begeisterte Zuseher und holen sich in der Werbung Wunschideen und Spielanregungen. Werbung steht für Information, Unterhaltung, Begehrlichkeit, Neuheit. Kritische, „altkluge” Abwehrhaltungen kommen zwar vor, werden aber nur selten durchgehalten. Werbung muss aus Sicht der Kinder aber bestimmte Funktionen erfüllen, um akzeptiert zu werden: Strukturieren und Fesselung lösen Aktivieren und zum Mitmachen einladen • Werbung hat eine strukturierende Funktion beim TV-Konsum • Handlungen aus Spots werden von Kindern gerne im Spiel-Alltag aufgegriffen • Claims und Reime werden in den kindlichen Sprachgebrauch übernommen • Werbung kommt besonders gut an, wenn sie die kindliche Bereitschaft zum Mitmachen, Mitsingen oder -tanzen befriedigt 7 Rückversichern • Werbung soll alterstypische Situationen aufgreifen • Sie soll zeigen, dass das eigene Handeln „richtig“ ist • Realfilm und Mischformen bieten dabei höheres Identifikationspotenzial als Animationsspots • Sie soll sich deutlich erkennbar von den Programmumfeldern abgrenzen • Sie soll die Fantasie wecken, muss aber einen Alltagsbezug behalten Elternperspektive: Werbung soll unterstützen Am Wochenende und in den frühen Abendstunden sehen viele Eltern gemeinsam mit ihren Kindern fern. Sie sehen dann auch gerne an Kinder gerichtete Werbung, weil sie sich so Anregungen, z.B. für Kochideen, Spiele, Geschenkideen etc. holen können. Interessante Werbung liefert Gesprächsanlässe - Eltern lernen dabei Details aus der Lebenswelt ihrer Kinder kennen. Werbung soll aus Sicht der Eltern … • Vorbilder zeigen, • Anregungen für den Familien-Alltag liefern, • ein positives Miteinander in der Familie thematisieren, • Erziehungsbemühungen und -erfolge nicht untergraben, • allenfalls mit liebenswerten Normenbrüchen arbeiten • und keine unerfüllbaren Wünsche wecken! Werbung für Kinder-Produkte muss auch für Eltern verständlich und ansprechend sein. 8 Erfolgskonstellationen bei Kinder-TV-Spots • „Primäre Kinderspots“ – – – – Starke Ansprache kindlicher Wunscherfüllungsseiten Hohe Attraktivität bei Kindern Kindliches Ich der Eltern wird auch hinreichend aktiviert Erwachsenenkritik abgeschwächt • „Primäre Erwachsenenspots“ – Idealbild von gelungener Kindsentwicklung und richtiger Pädagogik – Ansprache nostalgischer Vorstellungen der Erwachsenen über (eigene) Kindheit – Elemente, die für Kinder attraktiv sind, sind noch hinreichend präsent 9 Quelle: concept m, 2010 Erfolgskonstellationen bei Kinder-TV-Spots • „Kompromissspots“ – Kindliche Wunscherfüllung ist dominant, aber Elternargumente werden mitgeliefert – Pädagogisch korrekte Informationen werden nicht zu aufdringlich rübergebracht, sondern behalten spielerischen Charakter • „Familienharmoniespots“ – Geborgensein und harmonisches Zusammensein als dominantes Motiv – Wunschbild, das gleichermassen kindliche und erwachsene Anteile anspricht – Versprechen, implizite Konflikte aufzulösen 10 Quelle: concept m, 2010 Inhalt 11 • Funktionen von Werbung • Motive von Kindern und Jugendlichen • Kreativtechniken • Gestaltungsmerkmale • Fazit Motive – die Schlüssel zur Werbewirkung Schlüsselmotive sind übergeordnete Ziele, nach denen jegliches Handeln ausgerichtet wird. Je nach Alter treten bestimmte Motive stärker in den Vordergrund. Erfolgreiche Kampagnen vermitteln, dass die beworbene Marke in der Lage ist, alterstypische Schlüsselmotive zu bedienen: Nähe und Geborgenheit Integration Kompetenzsteigerung Individualisierung Spass & Spielen Schlüsselmotive können im Widerspruch zueinander stehen, zeitgleich auftreten, oder sich gegenseitig ergänzen. 12 Schlüsselmotiv: Nähe und Geborgenheit Emotionaler Rückhalt durch die Eltern ist für Kinder unverzichtbar. Sie fühlen sich in der Zeit, die sie gemeinsam mit den Eltern verbringen, geborgen. Ansprache des Motivs in TV-Spots: • Gemeinsame familiäre Alltagssituationen zeigen (Kuscheln, Kochen, Spielen, etc...) • Auf positive Überhöhung verzichten (erhöht Realitätsbezug und vermeidet Reaktanz) • Marken als Stellvertreter für elterliche Fürsorge einsetzen • Für ältere Kinderzielgruppen signalisiert auch der vertraute Umgang mit Gleichaltrigen Nähe und Geborgenheit 13 Schlüsselmotiv: Integration Kinder vergleichen im Rahmen ihrer Entwicklung ständig ihre eigene Situation mit der anderer Gleichaltriger. Das hilft ihnen, eine eigene Identität zu entwickeln und ihre Rolle zu definieren. Verhalten, Kleidung und Konsumgewohnheiten von Altersgenossen und älteren Kindern werden darum aufmerksam beobachtet. Ansprache des Motivs in TV-Spots: • Werbung soll zeigen, wie sich Gleichaltrige verhalten (dürfen) • Marken signalisieren bestimmte Haltungen • Um relevant zu sein, müssen die Situationen und Protagonisten aus Sicht der Kinder stimmig sein • Wichtigste Themen: Dazugehören, Gemeinsamkeiten teilen, Spass mit Freunden haben 14 Schlüsselmotiv: Individualisierung Die Entwicklungsphase der Individualisierung bedeutet: eigene Stärken erkennen und damit eine ganz bestimmte Position im Freundeskreis einnehmen. Marken sind interessant, wenn sie Kindern eine für ihr eigenes Leben relevante Geschichte erzählen, dabei bestimmte, individuelle Verhaltensweisen nahelegen und Zukunftsperspektiven vermitteln. Ansprache des Motivs in TV-Spots: • Werbung sollte Entwicklungsziele aufzeigen • Idealerweise wird gezeigt, wie durch Handeln oder Produktverwendung individuelle Abgrenzungen innerhalb der Peergroup möglich sind • Typische Merkmale und Verhaltensweisen älterer Kinder müssen altersgerecht adaptiert werden, damit auch Jüngere die Entwicklungsperspektive verstehen • Wichtigstes Thema: Wie lassen sich eigene Stärken für andere erkennbar herausstellen? 15 Schlüsselmotiv: Kompetenzsteigerung Kindheit ist Wissenserwerb - Kinder sind stets daran interessiert, Neues aufzunehmen. Sie ordnen neue Erfahrungen an Hand des bereits Bekannten ein. Das gilt auch bei der Erschliessung von Markenwelten: Neues wird mit vorhandenen Markenerfahrungen verglichen, Alleinstellungsmerkmale werden gesucht. Ansprache des Motivs in TV-Spots: • Kinder erweitern gerne ihr Wissen − dazu gehört auch die Kenntnis von Marken und Produkten • Werbung soll zeigen, warum die beworbenen Produkte eine herausragende Stellung einnehmen • Produktvorteile klar benennen, und so eine Einordnung der persönlichen Relevanz ermöglichen 16 Schlüsselmotiv: Spass & Spielen Kindheit ist Spielen – und darum lieben Kinder auch die Darstellung von Spiel-Action in der Werbung. Sie wollen Funktionen des Spielzeugs genau nachvollziehen und reale Spielsituationen erleben, um sie in ihrer Fantasie weiterzuführen. Ansprache des Motivs in TV-Spots: • Spielszenen eignen sich gut zur Darstellung kindlichen Alltags – nicht nur in Spielwaren-Kampagnen! • Spots für Spielwaren sollten den besonderen Reiz des Produkts in den Mittelpunkt stellen (z.B. Tempo, Vielfalt, Rollenwechsel, etc.) • Kinder lieben es, Zeit mit den Eltern zu verbringen. Gemeinsame Spielszenen kommen an! 17 Inhalt 18 • Funktionen von Werbung • Motive von Kindern und Jugendlichen • Kreativtechniken • Gestaltungsmerkmale • Fazit Kindgerechte Dramaturgie & Ästhetik • Kinder wollen Spots, die ihre kindlichen Erwartungshaltungen ansprechen • Werbung, die Kinder erreichen soll, muss explizit, in sich stimmig und präzise sein. • Gleichzeitig muss sie Anlässe zum Weiterträumen des Gesehenen liefern. • Motive, Schnittfolgen, Farben müssen den Präferenzen der anvisierten Altersgruppe entsprechen • Kreativtechniken aus der Erwachsenenwerbung bewähren sich auch in KinderKampagnen… Storytelling Humor Kunstwörter Gleichnisse Normenbruch Reime Verknappung Appelle & Handlungsanweisungen • … werden aber in der Praxis viel zu selten genutzt! 19 Storytelling Werbung wird immer dann besonders gut wahrgenommen, wenn sie über einen durchlaufenden, geschlossenen Handlungsstrang verfügt. Bei abgeschlossenen Geschichten können sich Kinder zudem einfacher mit Gleichaltrigen oder Eltern austauschen. Voraussetzung: Die Geschichte muss aus Kindersicht nachvollziehbar und nacherzählbar sein. Konsequenzen für TV-Spots: • Produktdarstellung immer in einen Handlungs- und Bezugsrahmen stellen • Auf schlüssige, durchlaufende und nacherzählbare Handlungsstränge achten (Perspektivwechsel in der Erzählung vermeiden!) • Ideal sind Spots, die eigenständige kleine Geschichten aus dem Alltag erzählen 20 Kunstwörter • Kunstwörter signalisieren einen spielerischen Umgang mit Sprache – das mögen Kinder! • Mit Kunstwörtern kann die Uniqueness des Produkts herausgestellt werden: Das Produkt leistet etwas, das mit „herkömmlicher“ Sprache nicht fassbar ist. • Sie ermöglichen zudem, eine bestimmte Produktgattung fest mit einer bestimmten Marke zu verknüpfen (Bsp.: „actimelisieren“). • Einprägsame Kunstwörter sorgen dafür, dass Werbung in die Alltagssprache Eingang findet. Konsequenzen für TV-Spots: • Besondere Eigenschaften oder Verwendungszwecke durch Kunstwörter hervorheben • Darauf achten, dass Kunstwörter auch kompatibel zu den alterstypischen Sprachcodes bleiben (nicht zu albern, zu kindlich oder zu abstrakt sind) 21 Verwendung von Kunstwörtern • • 16% der getesteten Spots verwenden Kunstwörter Leicht höhere Markenbekanntheit bei Kreationen, die Kunstwörter verwenden Kunstwörter 16% actimelisiert Happy Mealix keine Kunstwörter 84% 22 Quelle: SUPER RTL Ad Check, 2007 bis 2010, n=70 vercodete Spots in 8 Wellen WischlappenKunstlauf Humor Die allermeisten Kinder mögen Humor, er ist ein unverzichtbarer Bestandteil in der Kommunikation mit Gleichaltrigen. Mit lustigen Geschichten kommt man bei anderen gut an, gemeinsames „Herumalbern” macht Spass. Humor entlastet und löst schlechte Laune auf. Konsequenzen für TV-Spots: • Spass zu haben, ist eines der zentralen Themen der Kindheit, trifft daher den Nerv der Kinder • Kinder mögen Werbung, die den typischen Humor der jeweiligen Altersstufe verwendet • Anspruchsvolle humoristische Stilmittel (Ironie, Zynismus) vermeiden – sie werden von jüngeren Kindern nicht verstanden • Massvoll einsetzen: Humor soll die Produktpräsentation verstärken und nicht überlagern 23 Humor als Kreativtechnik • Nur ein Drittel der im Detail getesteten Spots wurde von den Kindern als lustig empfunden. lustig 33% nicht lustig 67% • • 24 Die lustigen Spots gefallen besser Sie tragen eher zur Produkterinnerung bei Quelle: SUPER RTL Ad Check, 2007 bis 2010, 24 Spots im Detail in 8 Wellen Definition „lustig“: 50% und mehr stimmen der Aussage total zu „Spot ist lustig“ Gleichnisse Analogien und Gleichnisse sind ein typischer Bestandteil kindlicher Sprache. Um Gesehenes zu beschreiben, greifen Kinder auf bekannte Referenzen zurück („stark wie ein Bär“, „ein Hammer”, „hoch wie ein Flugzeug“). In der Werbung eingesetzt, vereinfachen Analogien und Gleichnisse auch die Anschlusskommunikation! Konsequenzen für TV-Spots: • Mit Gleichnissen oder Analogien kommt Werbung der kindlichen Denke näher • Stilmittel nutzen, um die beworbenen Produkte mit bereits erworbenen Erfahrungen zu verbinden • Dabei darauf achten, dass die verwendeten Bilder nicht allzu starke Abstraktion verlangen 25 Reime Kein anderes sprachliches Stilmittel hat für Kinder eine so hohe Relevanz wie Reime! Vom Gute-Nacht-Lied bis zum Abzählreim: Kindheit ist durchsetzt von Reimen. Sie sind auch ein fester Bestandteil der „Kinderfolklore”, die unter Gleichaltrigen weitergegeben wird. Konsequenzen für TV-Spots: • Reime helfen dabei, Kernaussagen besser zu erinnern − und an andere weiterzugeben. • Gereimte Slogans können dazu beitragen, dass Werbung in die Alltagssprache diffundiert. • Ideal sind Reime mit Nennung der beworbenen Marke • Reime sparsam und gezielt einsetzen – und damit die wichtigste(n) Aussage(n) des Spots hervorheben! 26 Verwendung von Reimen, Gleichnissen etc. • • Nur ein Fünftel der Spots arbeitet mit Reimen. Reime und Gleichnisse tragen sehr deutlich zur Stärkung der Aufmerksamkeit für den Spot bei. Reime 20% keine Reime 80% Mission: erfrischen! Doppeldecker, doppelt lecker gut drin, gut dran, gut drauf Haribo macht Kinder froh! 27 Quelle: SUPER RTL Ad Check, 2007 bis 2010, n=70 vercodete Spots in 8 Wellen Normenbruch Mit dem Normenbruch wird signalisiert: Produkte und ihre Verwender sind „unangepasst“ und „cool”. Vorsichtig eingesetzt, steigert ein Normenbruch die Aufmerksamkeit und kann dabei helfen, Spots stärker vom werblichen Umfeld abzuheben. Er kann aber auch leicht Reaktanz auszulösen – und zwar sowohl bei Kindern als auch bei Eltern! Konsequenzen für TV-Spots: • Starke Normenbrüche sollten vermieden werden, um den Alltagsbezug nicht zu gefährden • Ungewöhnliches Verhalten sollte keinen anderen Protagonisten schaden • Besser: Sanfter Normenbruch, der eine erstrebenswerte Entwicklungsperspektive aufzeigt • Elternperspektive berücksichtigen – keine Normenbrüche zu Lasten von Erwachsenen! 28 Verknappung Künstliche Verknappung kann die Aufmerksamkeit der Rezipienten steigern, den Wert eines Produkts im Alltag überhöhen und schnelles Handeln einfordern. Sie verliert aber an Wirkung, wenn sie zum regelmäßig eingesetzten Stilmittel wird. Zudem führt sie bei Kindern mit höherer Medien- und Werbekompetenz leicht zu Reaktanz. Konsequenzen für TV-Spots: • Verknappung sparsam einsetzen • Elternperspektive beachten: Werbung, die die Notwendigkeit schnellen Handelns vermittelt, führt fast zwangsläufig zu Widerstand • Darauf achten, dass das Thema Verknappung nicht die grundlegenden Produkteigenschaften überlagert • Verknappung darf nicht das beste oder einzige Argument für den Kauf sein! 29 Appelle und Handlungsanweisungen Appelle und Handlungsanweisungen sind in Kinderspots mit Sorgfalt einzusetzen: Kaufaufforderungen sind rechtlich ebenso wenig zulässig sind das Versprechen bestimmter Benefits. Möglich sind aber z.B. soziale Appelle („Hab Spass mit Freunden …”, „Hilf der Umwelt …”, „Spiel gegen deine Eltern …”). Kinder sind diesen gegenüber aufgeschlossen, weil sie auf der Suche nach Orientierungs- und Bezugsrahmen sind. Konsequenzen für TV-Spots: • Sozial erwünschtes bzw. erfolgreiches Verhalten thematisieren (aber ohne erhobenen Zeigefinger!) • Orientierungsrahmen für korrektes Handeln liefern • Klare Aussagen treffen, vage Umschreibungen vermeiden • Prüfen, ob Aussagen mit Medien-, Jugendschutzund Wettbewerbsrecht konform sind 30 Inhalt 31 • Funktionen von Werbung • Motive von Kindern und Jugendlichen • Kreativtechniken • Gestaltungsmerkmale • Fazit Gestaltungsmerkmale Der CreaKompass Kids liefert auch konkrete Hinweise für die Realisation von Spots. Ob Sprache, visuelle Komponenten oder formale Kriterien: Im Ad Check müssen Spots ihre Praxistauglichkeit im Test mit Kindern im realen Werbeumfeld beweisen. Im Ad Check untersuchte Gestaltungsmerkmale: Auditive Ebene Visuelle Ebene Formale Aspekte 32 Formale Aspekte Den formalen Aspekten kommt bei der Spotgestaltung eine genauso grosse Rolle zu, wie der Story: Daten aus dem Ad Check belegen, dass Fehler im Detail zu Irritationen bei Kindern führen. Viele Spots verschenken Wirkpotenzial, weil wichtige Grundregeln nicht beachtet werden: Spotlänge • Kinder-Spots werden oft inhaltlich überfrachtet • • Tendenziell sind Kinder-Spots eher zu kurz als zu lang (Zustimmung 24%*) • Kinder werden überfordert, Informationen aus Bild und Ton blockieren sich gegenseitig >Aufnahmekapazität der Kinder nicht überschätzen – bei Kurzspots Reduktion auf Kernaussagen! 33 Informationsdichte *Quelle: SUPER RTL Ad Check Die Informationsdichte der Spots nimmt seit Jahren zu • 22% der Kinder* können nicht erkennen, für welche Marke in Spots geworben wird > Die beworbene Marke muss frühzeitig erkennbar sein und wiederholt penetriert werden Detailtreue Crossmedia-Vernetzung • Kinder achten sehr auf Details • Crossmediale Vernetzung wird bislang nur selten eingesetzt • An Details erkennen sie die Relevanz der Inszenierung für ihre Altersgruppe • Sie ermöglicht, die Informationsdichte im Spot zu reduzieren • Fehler in Handlung oder Darstellung können die Aufnahme stören oder ganz blockieren > Details in der Inszenierung beachten, Schlüssigkeit prüfen! • Virtuelle Erlebniswelten können weiterführende Inszenierungen ermöglichen > Chancen der crossmedialen Verlängerung nutzen, im Spot auf TV-Stärken konzentrieren! Auditive Ebene Kinder können mit überfordernden Botschaften nicht besser umgehen als Erwachsene. Wichtig ist eine Fokussierung auf die Kernaussagen, die während des gesamten Produktionsprozesses nicht aus den Augen verloren werden dürfen. Diese Kernaussagen dürfen unter keinen Umständen durch alternative Reize überlagert werden. Der Text muss die kognitiven Fähigkeiten der jeweiligen Altersgruppe berücksichtigen: Unsere Tests offenbaren immer wieder, dass viele Spots von den Kindern schlichtweg nicht verstanden werden. Konsequenzen für TV-Spots: • Kernaussagen fokussieren, konkurrierende Reize (in Ton und Bild) reduzieren • Einfache, altersgerechte Texte verwenden • Klare Aussagen treffen, Andeutungen vermeiden • Anglizismen vermeiden • Auf ausreichende Präsenz der Sprache gegenüber Geräuschen und Musik achten 34 Visuelle Aspekte Idealerweise erzählt bereits die visuelle Ebene eines Spots eine abgeschlossene Handlung – der Text liefert nur die passenden Informationen zur Einordnung. Bei Spots für die Kinder-Zielgruppe muss zudem darauf geachtet werden, dass die dargestellte Handlung kohärent ist und keine Interpretationsleistung erfordert. Konsequenzen für TV-Spots: • TV-Stärken ausnutzen und Handlungsstränge visuell inszenieren • Kindliche Spiel-Action mit alterstypischen Protagonisten darstellen • Auf Stringenz achten, Perspektivwechsel vermeiden • Texteinblendungen sparsam einsetzen, möglichst nur zur Verstärkung von Aussagen aus Tonspur oder Handlung 35 Einfluss der Werbetechnik auf die Werbewirkung Machart des Spots Mischform 17% Animation 25% • 36 Realfilm 58% Real verfilmte Spots gefallen besser. Die Gefallenswerte liegen über denen für Mischform und Animation (3,8 vs. 3,6) Quelle: SUPER RTL Ad Check, 2007 bis 2010, 24 Spots im Detail in 8 Wellen Inhalt 37 • Funktionen von Werbung • Motive von Kindern und Jugendlichen • Kreativtechniken • Gestaltungsmerkmale • Fazit Fazit • Spots für Kinder werden häufig inhaltlich, auditiv oder visuell überfrachtet. Bei kürzerer Spotlänge muss die Informationsmenge reduziert werden. • Kinder lieben konkrete Botschaften! Andeutungen oder Ironie werden nur selten verstanden. • Spots, die Erwachsene überfordern, überfordern auch Kinder! • Die Herausforderung ist der Perspektivwechsel: Kinder sehen die Welt mit anderen Augen als Erwachsene, sie achten auf Details und sind kritischer gegenüber Fehlern. • Erfolgreiche Spots sind in sich schlüssig: Vom Konzept bis zur Realisation, von den zubedienenden Motiven bis zu den versprochenen Benefits passen sie zur anvisierten Kinder-Zielgruppe und deren Lebenswelt. 38 So soll Werbung sein Optimierungsideen von Kindern - ungestützt „Stell dir mal vor, die Leute, die Werbung machen, fragen dich, wie Werbung für Kinder eigentlich sein soll. Was würdest du denen denn sagen, was sollen die machen?“ 37% lustig 18% tolle, schöne Musik 13% bunt spannend verständlich mit echten Kindern 39 Quelle: SUPER RTL Ad Check, n=120 Kinder 6-12 Jahre 12% 11% 10%