Präsentation Michael Tentler

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DVJJ
Polizei & Sozialarbeit
11.-13.06.2014
Sozialarbeit
METHIS Methodik, Empirie und Therapie in Interventionssystemen
Dr. Karin Nachbar, Dipl.-Psych.
Michael Tentler, Dipl.-Soz.Päd.
03.07.14
Nachbar & Tentler
1
Meta-Methodisches-Modell des
„Motivational Guiding“
(Nachbar & Tentler 2006; Modifizierung des TTM nach Prochaska, Norcross & DiClemente 1994)
Phasenmodell bezogen auf Verhaltensänderung
R Ü C K F A L L in eine vorherige Phase
I.
II.
Ziellos
ZielEntwicklung
ZielPlanung
ZielHandlung
Ziel
Erreicht
Stabiles
Verhaltensmuster
InstabilesV
erhalten
Instabiles
Verhalten
Wird durch
uns
definiert
Motivation
wird
gebildet
Motivation
zur
Planung
Motivation
zur
Umsetzung
Stabiles
Verhaltensmuster
Keine
Motivation
zur
Änderung
17.09.10
III.
IV.
V.
?
2
Kontaktaufbau
Selektives
Spiegeln II
„Unstimmigkeiten“
Spiegeln
I.
Ziellos
Vom Pb./Soz.
abweichende
Vorstellung
Unstimmigkeit
Zwischen
Verhalten und
Zielen
17.09.10
Selektives
Spiegeln II
Dilemma
verdeutlichen
und
verstärken
II.
Handlungsstrategien
entwickeln
III.
Handlungen
fördern und
Positive
Rückmeldungen
IV.
ZielEntwicklung
ZielPlanung
ZielHandlung
„Annäherung“
zum Pb./Soz.
(„Kognitive“)
Übereinstimmung
zwischen
(geplantem)
Verhalten und
Zielen
Übereinstimmug
Zwischen
KlientIn
und Pb./Soz.
Annäherung
zwischen
Verhalten und
Zielen
3
Das Metamethodische Verlaufsmodell „Motivational Guiding“
(Modifizierung des TTM nach Prochaska, Norcross & DiClemente, 1994)
IV. Aktive (Handlungs-)Phase, Ziel Erreichung: „ …….“
Erste Schritte „begleiten“ und
„bestärken“
Zum Handeln auffordern
III. Strategische (Planungs-)Phase
Planung konkreter Verhaltensweisen und Strategien die zum Ziel führen
Zielplanung
Informieren,
durch das Erfragen des Für und Wider
Entscheidungshilfe geben
Dilemma verdeutlichen und „gewichten“
II. Bewusste Blockade
Abwägen zwischen dem Für und Wider einer Veränderung
Zielentwicklung
„Selektives spiegeln“,
Kontaktaufbau
I. Unbewusste Blockade
Widersprüche zwischen Verhalten, Zielen, Wünschen etc. sind die Voraussetzung für eine
Veränderung. Diese werden ausgeblendet:
„Eigentlich“ soll alles soll bleiben wie es ist.
Stillstand: „ …………“
Selektives Spiegeln
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
S systematisches & systemisches Denken und Handeln
P Persönlichkeitsstrukturen deuten
I Integration von Blockierenden Gedanken & Verhalten
E Empathie gegenüber Emotionen
G Gemeinsames vor und zurückgehen
E Embodiment
L Loslassen!!!
N Neurologie der Veränderung
03.07.14
Nachbar & Tentler
5
Directing Style
Guiding style
Following Style
Verabreichen
Ermächtigen
Begleiten
Erlaubnen
Befehlen
Erwecken
Mtgehen
Steuern
Helfen
Dabei bleiben
Durchführen
Aufwecken
Begleiten
Entlocken
Annehmen
Bestimmen
Fördern
Interesse aufnehmen
Führen
Erleuchten
Verstehen
Verwalten
Inspirieren
Wertschätzen
Beauftragen
Entfachen
Erlauben
Verschreiben
Anregen
Besuchen
Regeln
Beraten
Beantworten
Steuern
Erklären
Kooperieren
Nehmen
Motivieren
Begreifen
Kommandieren
Anbieten
Zusammen bleiben
Übernehmen
Zeigen
Solidarisieren
Erlauben
Mitnehmen
Verstehen
Entscheiden
Schicken
Unterstützen
Ändern
Hören
Beachten
03.07.14
Nachbar & Tentler
6
Grundprinzipien des Motivational Guiding (MG)
(Iven, Nachbar und Tentler 2002)
Ziel: Förderung von Motivation zur Verhaltensänderung
•  Selbstbehauptung (Widerstand, Abwehr) ist Zeichen einer nicht
passenden Gesprächsinteraktion – für uns ist es ist ein Signal für
die Änderung der Gesprächsstrategie
•  Erfahrung von Selbstwirksamkeit vermitteln (d.h. Vertrauen in die
eigene Fähigkeit, spezifische Aufgaben lösen zu können) –
Hoffnung & Glaube an Veränderungsmöglichkeit
•  Entscheidung pro/contra Veränderung liegt bei der Person selbst
03.07.14
Nachbar & Tentler
7
Bedürfnis-Pyramide nach Maslow
(1958 & 1991)
Selbstverwirklichung
soziale Anerkennung
soziale Beziehungen
Schutz & Sicherheit
physiologische Grundbedürfnisse
17.09.10
8
(pathologische) Motivationstypen
Allgemeine Definition nach DSM-VI:
Eine Persönlichkeitsstörung stellt ein überdauerndes
Muster von innerem Erleben und Verhalten dar, dass
merklich von den Erwartungen der soziokulturellen
Umgebung abweicht, tiefgreifend und unflexibel ist, in
der Zeit stabil ist und zu Leid oder Beeinträchtigungen
führt
17.09.10
9
Ps. Nach Prof. Sachse
Persönlichkeitsstörungen sind Störungen der Interaktion,
der Beziehung und / oder der Beziehungsgestaltung
Das bedeutet:
Überzeugungen über Beziehungen, interaktionelle
Bedürfnisse, Arten der Beziehungsgestaltung sind
dysfunktional (Kern der Störung)
à daraus entwickeln sich komplexe Störungen, die
Handeln, Denken, Fühlen und spezifische Formen der
Informationsverarbeitung einschließen
17.09.10
10
(pathologische) Motivationstypen
Persönlichkeitsstörungen sind Beziehungsstörungen!
So wird angenommen, dass alle Betroffenen…
•  zentrale, in der Vergangenheit missachtete und in der
Motivationspyramide kaum mehr nachvollziehbare
Handlungsmotive aufweisen.
•  ein dysfunktionales Beziehungs- und SelbstkonzeptManagement zeigen.
•  damit ein Verhaltensdilemma aufweisen, in dem sich
Motive und Verhalten widersprechen: Es wird etwas
angestrebt, was das Selbstschema als unerreichbar
definiert.
17.09.10
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(pathologische) Motivationstypen
„hybride“ PKS
nur Teile der Störung als Interaktionsstörung aufzufassen
weisen noch andere Störungsaspekte auf (z.B.: EmotionsRegulationsstörung)
Ø  Borderline-, Schizotypische-, Antisozialereine“ PKS
enthalten keine anderen Störungsaspekte sind daher als
Beziehungsstörungen zu begreifen
Ø  Narzisstische-, Paranoide-, Histrionische-, Dependente-,
Schizoide-, Slebstunsichere-, Passiv-aggr.-, Zwanghafte17.09.10
12
(pathologische) Motivationstypen
Nähe-Störung
•  Bedürfnis nach Nähe – stellen aktiv Nähe her
Ø  Narzisstische-, Histrionische-, Selbstunsichere-,
Dependente-
Distanz-Störung
•  gehen nur schwer Beziehungen ein – stellen aktiv
Distanz her: Passiv-aggr., Schizoide-, Paranoide-,
Zwanghafte17.09.10
13
Achtung!!!
1.  In der Regel haben wir es nicht mit Personen zu tun, die an
einer Persönlichkeitsstörung erkrankt!
2.  Der Übergang von einer „durchschnittlichen“ Persönlichkeit,
zu einer Persönlichkeitsakzentuierung oder gar einer
Persönlichkeitsstörung ist fließend und schwer voneinander
abzugrenzen
3.  Deswegen geht es nicht darum entsprechendes Verhalten zu
diagnostizieren – sondern, Interaktionsmuster zu erkennen
4.  Deswegen ist es für uns nicht von Interesse, ob dass
Verhalten der Zielperson aufgrund von / einer:
• 
• 
• 
• 
• 
Drogenkonsum
Persönlichkeitsstörung
PTSD
Stress....
Resultiert!
17.09.10
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Die Ebene der manipulativen Handlungsregulation
Die Lösung des Dilemmas durch Interaktionsspiele
Die Person lernt, dass besondere Methoden von
Handlungsstrategien in der Lage sind interaktionelle Ziele zu
erreichen
Die Person lernt in ihrer Biografie Strategien um wichtige
interaktionelle Ziele zu erreichen, obwohl die Selbstschemata
diese Ziele jedoch als eigentlich nicht erreichbar definieren
Diese „Lösungen“ haben jedoch Kosten:
- Das zentrale interaktionelle Motiv bleibt unbefriedigt
- Das Handeln ist strategisch u. manipulativ à wertet den Effekt ab
- Das Handeln ist nicht mehr adäquat à kann Interaktionspartner
verärgern
- man produziert negative Effekte die man als Bestätigung der
Schemata auffasst und nicht auf das eigene strategische Handeln
attribuiert
à das System bleibt stabil
17.09.10
15
Motivationstypen - pathologische Varianten
Motiv „Angst“ - pathologische Form: Suchen Schutz und
Unterstützung
–  Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
–  Dependente Persönlichkeitsstörung
Motiv „Gewinn“ - pathologische Form: Suchen materiellen Gewinn
(Geld, sicheren Aufenthaltsstatus)
–  Antisoziale Persönlichkeitsstörung
–  Schizoide Persönlichkeitsstörung
–  Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung
17.09.10
16
Motivationstypen - pathologische Varianten
Motiv „Geltungssucht“ - pathologische Form: Suchen
Anerkennung und „Selbsterhöhung“
–  Narzisstische Persönlichkeitsstörung
–  Histrionische Persönlichkeitsstörung
Motiv „Rache“ - pathologische Form: Fühlen sich gekränkt und
wollen durch die Zusammenarbeit Rache nehmen und
Genugtuung erreichen
–  Paranoide Persönlichkeitsstörung
17.09.10
17
Kontakt: (pathologische) Motivationstypen
Zudem weisen Personen mit Persönlichkeitsstörungen oft
folgende Verhaltensweisen auf:
•  Sie bedienen sich der „Sozialen Manipulation“.
•  Permanentes überprüfen/testen, ob sich das Gegenüber
komplementär verhält: „Ich bin so einsam“ - „Ich bin doch
für Dich da.“
17.09.10
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Inkongruente Bedürfnisse
Als Ausgangspunkt für die Entstehung gelten die zentralen und
funktionalen sozialen Bedürfnisse:
– 
– 
– 
– 
– 
– 
Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung
Bedürfnis nach Relevanz
Bedürfnis nach sicheren Beziehungen
Bedürfnis Solidarität
Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Freiheit
Bedürfnis nach Sicherheit und der Unverletzbarkeit des eigenen
Raumes und der persönlichen Grenzen
17.09.10
19
Dependente Persönlichkeitsstörung
Allgemeine Kriterien
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Schwierigkeiten im Treffen von Alltagsentscheidungen
Überträgt anderen Entscheidungen
Probleme, anderen zu widersprechen
Kaum Eigeninitiative
Versichert sich der Versorgung und Unterstützung durch andere
Fühlt sich allein unwohl, glaubt nicht klar zu kommen
Benötigt dringend Beziehungen
Unrealistische Angst, verlassen zu werden
Die Gewissheit eigener Hilflosigkeit und die Überzeugung, von
anderen Hilfe erhalten zu müssen
17.09.10
20
Dependente Persönlichkeitsstörung
Soziale Manipulation
In der Regel sind die Appelle sehr subtil:
– 
– 
– 
– 
– 
Ich bin hilfebedürftig!
Ich bin Schutzbedürftig!
Ich stehe jederzeit zur Verfügung!
Führe mich!
Triff Entscheidungen für mich!
Dem Gegenüber wird vermittelt:
– 
– 
– 
– 
Etwas Gutes und Wichtiges zu tun.
Stark und Weise zu sein.
Die Kontrolle zu haben.
Unersetzbar zu sein.
17.09.10
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Dependente Persönlichkeitsstörung
Gegenstrategie
•  Keinen Druck ausüben
•  Aktive Entscheidungsfindung betreiben
•  Bedürfnisse Erfragen und Widerspiegeln
•  Verhältnis frühzeitig klären
17.09.10
22
Schizoide Persönlichkeitsstörung
Allgemeine Kriterien
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Beziehungen bringen nichts
Kann sich nur auf sich verlassen
Hält sich nicht an Regeln
Ist gleichgültig gegenüber Lob und Tadel
Kalt und unnahbar
Mangel an sozialen Kompetenzen
Probleme, eigene Intentionen und Präferenzen zu beschreiben
Hohes Maß an Intellektualisierung
17.09.10
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Schizoide Persönlichkeitsstörung
Soziale Manipulation
Eher geringes Maß an Manipulation:
– 
– 
– 
– 
Lass mich in Ruhe!
Ich kann das alleine!
Ich brauche Dich nicht (Gefahr der Selbstüberschätzung)!
Du kannst mein Handeln nicht verstehen!
Dem Gegenüber wird vermittelt:
–  Unnütz zu sein.
–  Du nervst.
–  Mach dich vom Acker.
17.09.10
24
Schizoide Persönlichkeitsstörung
Gegenstrategie
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Zugewandt bleiben
Grenzen respektieren
Tempo bestimmen lassen
Distanziert bleiben und wenig „Herzlichkeit“ zeigen
Aktiv den Kontakt herstellen
Angebote immer neu einbringen
17.09.10
25
Antisoziale Persönlichkeitsstörung
Allgemeine Kriterien
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Herzloses Unbeteiligtsein gegenüber den Gefühlen anderer
Deutliche und andauernde verantwortungslose Haltung sowie
Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen
Unfähigkeit zur Aufrechterhaltung dauerhafter Beziehungen obwohl keine Schwierigkeit besteht diese einzugehen
Sehr geringe Frustrationstoleranz und niedrige Schwelle für
aggressives und/oder gewalttätiges Verhalten
Fehlendes Schuldbewusstsein oder Unfähigkeit aus negativer
Erfahrung - insbesondere Bestrafung - zu lernen
Deutliche Neigung andere zu beschuldigen oder plausible
Rationalisierungen anzubieten für das Verhalten, durch
welches die Betreffenden in einen Konflikt mit der Gesellschaft
geraten sind
17.09.10
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Antisoziale Persönlichkeitsstörung
Allgemeine Kriterien
• - Gewissenlos, keine Reue, Schuldbewusstsein
• - Egozentrisch, grandios
• -Keine Angst, stressfrei
• - Gefühlsarm, gefühlskalt
• - Unbeherrscht, reizbar
• - Suche nach Stimulation, schnell gelangweilt
• - Impulsiv, verantwortungslos, extrem gewalttätig, kriminelle
Vorgeschichte
• - Keine Anzeichen emotionaler Instabilität
Antisoziale Persönlichkeitsstörung
Soziale Manipulation
Appell - dem Gegenüber wird vermittelt:
–  Mangelnde Empathie und Gefühlskälte gegenüber anderen:
„Du bist mir gegenüber machtlos“.
–  Missachtung sozialer Normen: „Ich halte mich an keine Regel“.
–  Geringe Frustrationstoleranz und impulsiv-aggressives
Verhalten.
–  Mangelndes Schulderleben und Unfähigkeit zu sozialem
Lernen: „Du bist für mein Handeln verantwortlich“.
–  Vordergründige Erklärung für das eigene Verhalten und
unberechtigte Beschuldigung anderer.
17.09.10
28
Antisoziale Persönlichkeitsstörung
Gegenstrategie „to do“
•  Verhalten Sie sich entsprechend seiner
Projektionen!
•  Beziehen Sie ihn intensiv in den Verlauf ein.
•  Solidarisieren sie sich mit der betroffenen Person
gegen Dritte
•  Überzeugen Sie ihn, dass der einfachste Weg, um
seine Ziele zu erreichen, ein schneller, reibungsloser
Ablauf ist.
17.09.10
29
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Soziale Manipulation
Hochgradig manipulativ:
–  Halte mir den Rücken für wirklich wichtige Dinge frei!
–  Verhalten dient als vorzeigbares Statussymbol!
–  Fragen dienen zur Selbstbestätigung!
Dem Gegenüber wird vermittelt:
–  Wenn Sie mich Unterstützen, leisten Sie einen einzigartigen,
besonderen, großartigen Beitrag.
–  Für gewisse Arbeiten leider nicht zur Verfügung stehen zu können
und dass Sie doch am besten wissen, was zu tun ist
(Blödmannspiel). „Ach tu mir doch den Gefallen, ich hab gerade
meine Brille nicht dabei.“
17.09.10
30
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Allgemeine Kriterien
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Übertriebenes Selbstwertgefühl
Phantasien grenzenlosen Erfolgs
Ansicht der Einzigartigkeit
Verlangen nach Bewunderung
Anspruchsdenken
Materielles ausnützen zwischenmenschlicher Beziehungen
Neid und Arroganz
Mangel an Sensibilität
17.09.10
31
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Gegenstrategie „to do“
•  Immer Füttern!
•  Sie halten sie/ihn für kompetent, für erfolgreich, klug und gebildet
•  Immer Verbindlichkeit herstellen
•  Die Einzigartigkeit an „tagesrelevante“ Ziele koppeln „Wenn Sie in
der Lage sind, dies zu leisten, zeigen Sie nur einmal mehr wie
toll ...“
•  Behandeln Sie ihn als einen besonderen Fal / besondere Personl.
17.09.10
32
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Gegenstrategie „to do“
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Achten Sie auf eine freundschaftliche Atmosphäre.
Kommunizieren Sie mit ihm auf einer Ebene.
Betonen Sie die Notwendigkeit ihres Handelns
Zeigen Sie Interesse für seine Statussymbole
Vermitteln Sie ihm Anerkennung
Lösen Sie bei ihm entsprechende Projektionen aus
Erst wenn Beziehungsaufbau geglückt ist bieten Sie ihm
das „konkrete Angebot“ an
17.09.10
33
Ausführliche Beschreibung am Beispiel der / des HistrionnikerIn
Die Histrionische Persönlichkeitsstörung
•  „histrionisch“ ist abgeleitet von „Histrione“ – einem
antiken Schauspieler à nimmt Bezug auf das besonders
Dramatische der Störung
•  ersetzt den Begriff der „hysterischen Persönlichkeit“
Merkmale:
•  im klinischen Bereich: häufiger bei Frauen diagnostiziert
à bei Männern wird sie häufig übersehen
•  Prävalenz:
Ø  2-3% in der Allgemeinbevölkerung
Ø  10-15% der Patienten in psychiatrischen Kliniken
34
Kriterien nach DSM-VI
Ein tiefgreifendes Muster übermäßiger Emotionalität oder Strebens nach
Aufmerksamkeit. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und die
Störung zeigt sich in verschiedenen Situationen. Mindestens 5 der folgenden
Kriterien müssen erfüllt sein:
(1) 
(2) 
(3) 
(4) 
(5) 
(6) 
(7) 
(8) 
fühlt sich unwohl in Situationen, in denen er/sie nicht im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit steht,
die Interaktion mit anderen ist oft durch ein unangemessen sexuell
verführerisches oder provokantes Verhalten charakterisiert,
zeigt rasch wechselnden und oberflächlichen Gefühlsausdruck,
setzt durchweg die körperliche Erscheinung ein, um die Aufmerksamkeit
auf sich zu lenken,
hat einen übertrieben impressionistischen, wenig detaillierten Sprachstil,
zeigt Selbstdramatisierung, Theatralik und übertriebenen
Gefühlsausdruck,
ist suggestibel, d.h. leicht beeinflussbar durch andere Personen oder
Umstände
fasst Beziehungen enger auf, als sie tatsächlich sind.
35
Kriterien nach ICD-10
F60.4 hitrionische Persönlichkeitsstörung
1. 
2. 
3. 
4. 
5. 
6. 
Dramatisierung bezüglich der eigenen Person, theatralisches
Verhalten, übertriebener Ausdruck von Gefühlen
Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch andere
Personen oder Umstände
Oberflächliche und labile Affektivität
Andauerndes Verlangen nach Aufregung und Aktivitäten, bei
denen die betreffende Person im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit steht
Unangemessen verführerisch in Erscheinung und Verhalten
Übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität
Egozentrik, Selbstbezogenheit, anhaltendes Verlangen nach
Anerkennung, erhöhte Kränkbarkeit und andauernd
manipulatives Verhalten zur Befriedigung eigener Bedürfnisse
können zusätzliche Merkmale sein.
36
Weitere Merkmale der Störung
•  Schwierigkeiten in Beziehungen echte emotionale Tiefe zu
erreichen
•  oft beeinträchtigte Beziehungen zu gleichgeschlechtlichen
Freunden
•  ständig auf der Suche nach Neuigkeiten und Aufregung neigen dazu durch alltägliche Routine gelangweilt zu sein
•  erhöhtes Risiko für suizidale Handlungen und
Suizidandrohungen
•  Borderline, Narzisstische, Antisoziale und Dependente PKS
treten oft zusätzlich auf
•  Andere komorbide Störungen: Affektive, Somatoforme,
Angststörungen
37
Histrionische PKS nach Sachse
- Übersicht
•  Das „Besondere“ der Störung
•  Bindung
•  Zentrale Motive
•  Zentrale Schemata
•  Spielebene
38
„Besonderheiten“ der Störung
Dramatik:
•  Histrioniker können sich mit verschiedenen Strategien in Szene
setzen
•  sie können sich in alles hineinsteigern (Panik)
•  Darstellungen sind überemotionalisiert, aufgebauscht, wirken
übertrieben und unecht
Ich-Syntonie:
•  Überzeugungen und Verhaltensweisen als Teil der Person und
daher nicht als störend empfunden
à  keine Änderungsmotivation
à  eher Stabilisierungsmotivation
39
„Besonderheiten“ der Störung“
Alienation (Entfremdung):
•  eigene Motive und Bedürfnisse sind ihnen nur
schwer zugänglich und nur mangelhaft repräsentiert,
d.h. sie wissen gar nicht was sie eigentlich wollen
oder brauchen
Das führt auch dazu:
à dass manche Histrioniker eine leichte
Identitätsschwäche aufweisen
à dass manche Histrioniker nichts mit sich anzufangen
wissen
40
Bindung
•  Histrioniker gehen meist keine ganz feste Bindung ein
•  Neben der festen Beziehung suchen Histrioniker ständig
das Abenteuer – selten mit dem zufrieden, was sie haben
•  Aufgrund dessen haben viele Histrioniker
Nebenbeziehungen, lassen sich auf erotische Abenteuer
ein & reagieren stark auf potenzielle Partner
•  D.h. starkes Bedürfnis nach verlässlicher Beziehung –
aber keine Bereitschaft die Beziehung verlässlich zu
gestalten
41
Zentrale Motive
(Motivebene)
Wichtigkeit
•  Bedürfnis für andere Personen eine Bedeutung zu haben,
ernst genommen zu werden, Aufmerksamkeit zu erhalten
Verlässlichkeit
•  Bedürfnis das Beziehungen verlässlich sind, nicht kündbar,
stabil
Solidarität
•  das Bedürfnis, das jemand da ist, wenn man ihn braucht
42
Zentrale Schemata
(Ebene der Annahmen)
Selbstschema
„ich bin nicht wichtig“
-  ich spiele im Leben anderer keine wesentliche Rolle
-  ich werde nicht ernst genommen, erhalte keine Aufmerksamkeit
•  widerspricht stark dem zentralen Motiv – Lösung: Wichtigkeit aktiv
herstellen à sich wichtig machen
Beziehungsschemata
„Beziehungen sind nicht verlässlich“
-  Beziehungen können jederzeit gekündigt werden
-  nach einiger Zeit lösen sich Beziehungen eh auf
•  Schema trägt zu einer mangelnden Bindung bei
„ Beziehungen sind nicht solide“
•  Auf Partner kann man sich nicht verlassen
•  Wenn man Hilfe braucht, dann bekommt man keine
•  Kann bedeuten, dass Betroffene Schwierigkeiten haben sich in einer
Beziehung fallen zu lassen
43
Strategien
(Spielebene)
Verschiedene interaktionelle Ziele verfolgt :
Ø  Wichtigkeit
Ø  Aufmerksamkeit
Ø  Beziehungen verlässlich machen
Strategien zur Zielerreichung:
Positiv: Strategien, durch die sich Interaktionspartner „gern
manipulieren“ lassen
à  gut aussehen, attraktiv sein, auffällig sein, unterhaltsam
sein, Geschichten erzählen, gut drauf sein, sexy sein,
flirten
Negativ: Strategien die Interaktionspartner belasten, in
Anspruch nehmen, nerven
à  das produzieren von Symptomen: Migräne-Anfall
44
Interaktionsspiele
(Spielebene)
Armes Schwein
•  Man stellt sich dar:
-  als stark beeinträchtigt, leidend (z.B. unter Migräne)
-  als den Symptomen ausgeliefert und hilflos
-  als massiv hilfebedürftig
Opfer anderer Personen oder Umstände
•  wenn z.B. eine Beziehung scheitert
•  sie attribuieren sie die gesamte Verantwortung auf den
Partner, man selbst ist nur das Opfer
Direkte Kontrolle
•  Die Zielperson beschwert sich über das Verhalten des VE à
will ihn veranlassen, sich in einer bestimmten Weise zu
verhalten
•  auch gern als Test genutzt
45
Tests
(Spielebene)
•  Interaktionssituation mit einem VE:
-  Motive aktiviert à Wunsch sich auf die Beziehung
einzulassen
-  Schemata aktiviert àTendenz sich nicht einzulassen
Diskrepanz von Annäherungs- & Vermeidungstendenz
Lösung - Test: Zielperson verhält sich unangemessen um zu
sehen wie der VE reagiert
(„ist mein Gegenüber auf meiner Seite“, „ist er
entgegenzukommen“)
bereit mir
46
Histrionische Persönlichkeitsstörung
Allgemeine Kriterien
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Bedürfnis im Mittelpunkt zu stehen
Theatralik
Leicht beeinflussbar
Verliert schnell Interesse, wenn Applaus ausbleibt
Sexuell-verführerisches, provokatives Verhalten
Hält Beziehungen für intimer als sie sind
Geringe Gehemmtheit, hohe Kontaktfreudigkeit
17.09.10
47
Histrionische Persönlichkeitsstörung
Soziale Manipulation
Hochgradig manipulativ:
– 
– 
– 
– 
Du bist sooo toll und ich auch!
Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben!
Deine Ansichten sind einzigartig!
Mein Gott, trägst Du eine tolle Breitcordhose!
Dem Gegenüber wird vermittelt:
– 
– 
– 
– 
Ich bin total „cracy“.
Alle sind so schlecht zu mir.
Ich bin ein ganz toller Hecht.
Du musst mich unterhaltsam und spannend finden.
17.09.10
48
Histrionische Persönlichkeitsstörung
Gegenstrategie
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Klare Regeln
Erzählungen immer überprüfen
Genaue Absprachen treffen
Vorteile nur gegen Leistung
Intensiv kontrollieren
Für Offenheit loben
Einzigartige Resultate in Aussicht stellen
Deutlich machen, dass es Ihnen wichtig ist mit ihr/ihm zu
arbeiten, den deal zu machen
•  Interesse an der Person und den Geschichten zeigen
•  Wenn angemessen und er Sympathie zeigt, gemeinsamen
Urlaub, etc. planen
17.09.10
49
Paranoide Persönlichkeitsstörung
Allgemeine Kriterien
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Vertraut nur zögernd anderen Menschen
Stellt die Loyalität anderer in Frage
Misst harmlosen Vorkommnissen bedrohliche Bedeutung bei
Ist extrem nachtragend
Erwartet Angriffe und startet schnell Gegenangriffe
Bezweifelt fast alles, stellt z.B. die Treue des Partners in Frage
Sie fühlen sich stark von „Mächten“ bedroht
17.09.10
50
Paranoide Persönlichkeitsstörung
Soziale Manipulation
•  Die Strategien sind in der Regel deutlich und wenig verdeckt
Appell - dem Gegenüber wird vermittelt:
•  Lass mich in Ruhe!
•  Leg Dich nicht mit mir an!
17.09.10
51
Paranoide Persönlichkeitsstörung
Gegenstrategie
•  Sollten Sie Fragen haben, ich erkläre Ihnen alles und sofort
•  Permanent für Transparenz sorgen
•  Botschaften:
–  „Wenn Ihnen etwas nicht gefällt, melden Sie sich sofort, ich werde
mich dann damit befassen!“
–  „Mir ist es auch wichtig mit Ihnen klar zu
–  Wenn ich Sie vielleicht mal missverstehe, bitte ich Sie, mich darauf
aufmerksam zu machen.“
- Gemeinsame Feindbilder suchen...
17.09.10
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Bedürfnis-Pyramide: Pathologisch
Selbstverwirklichung findet nicht statt: Wiederholung als Verhaltensmuster
Statussymbole / sexuelle Ersatzbefriedigung / Macht durch Bindung
Beziehungen werden für eigene Ziele manipuliert
Bindung / Anerkennung / Freiheit / materieller Gewinn
physiologische Grundbedürfnisse
17.09.10
53
Zentrale Ängste „Persönlichkeitsstörungen“
Grundangst: Unabhängigkeit
–  Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung
–  Dependente Persönlichkeitsstörung
Grundangst: Abhängigkeit
–  Paranoide Persönlichkeitsstörung
–  Schizoide Persönlichkeitsstörung
Grundangst: Bedeutungslosigkeit
–  Narzisstische Persönlichkeitsstörung
–  Histrionische Persönlichkeitsstörung
Grundangst: Keine Angst (das ist ja das Problem!!!)
–  Antisoziale Persönlichkeitsstörung
17.09.10
54
Einordnung nach „Grundängsten“
Angst vor Einsamkeit
Dependente Persönlichkeit
Angst vor
Bedeutungslosigkeit
Narzisstische/
Histrionische
Persönlichkeit
Keine Angst
Anti-/Dissoziale
Persönlichkeit
Angst vor Bindung
Schizoide/Paranoide Persönlichkeit
17.09.10
55
Kommunikation
•  Auf welche verbalen oder nonverbalen
Kommunikationsformen achten Sie?
17.09.10
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Distanz / Nähe
Intime Distanz: 15 – 45 cm Liebe, Trösten, Schützen /
Fahrstuhl, etc.
Persönliche Distanz: 45 – 75 cm, „Lebenspartner, Kinder,
etc.
75 – 120 cm, bei der Erörterung von Themen mit
persönlichem Interesse und Engagement
Soziale Distanz: 120 – 220 cm, bei unpersönlichen
„Angelegenheiten /
Kontakten
17.09.10
57
Phase 1: Ziellosigkeit
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Rapport herstellen
Sinneskanäle nutzen
Schlüsselreize nutzen
Reziprozität nutzen
paradoxe
Verhandlungshaltung
Halsstarrigkeit &
Immunisierung
offene Frage stellen
Informationen vermitteln
Diskrepanzen aufdecken
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Schlüsselreize nutzen
•  Im Alltag reagieren wir in Entscheidungssituationen häufig auf
einzelne Merkmale oder Glaubenssätze - so genannte
„Schlüsselreize“.
•  Gerade „schnelle“ Entscheidungen stehen dadurch oftmals im
Widerspruch zur rationalen Realität. Wir entscheiden ohne vorher
alle weiteren vorhandenen Informationen eingehend analysiert zu
haben.
•  Beispiele:
•  Gutes ist teuer (bzw. Umkehrschluss).
•  Gutes ist rar.
•  An Gutes ist nur schwer heran zu kommen.
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Kontaktstrategie Reziprozitätsregel
[ Reziprozitätsregel - Den „Köder“ auswerfen.
Beispiel: Eine Hand wäscht die andere.
Diese Regel besagt, dass Menschen versuchen, sich für
das, was sie von anderen bekommen, zu revanchieren.
Das durch die Regel vermittelte Gefühl, etwas schuldig zu
bleiben, wenn man etwas bekommen hat, ist die
Grundlage für viele Überzeugungsprofis, ihre eigentliche
Absicht zu verschleiern.
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Beispiel Reziprozitätsregel
Jonas (15 Jahre) ist zum ersten mal wegen
Kaufhausdiebstahl (Adidas Schuhe) erwischt
worden. Ihre Aufgabe ist ihm zu signalisieren,
dass Sie sich um ihn besonders „bemühen“.
z.B.: „Wenn ich dir einen Tipp geben darf…“
„In der Regel verhält sich der Richter so…“
„An deiner Stelle…“
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Kontaktstrategie
[ „Neuverhandlung-nach-Zurückweisung-Strategie“
Mit einer Extremforderung, die sehr wahrscheinlich
abgelehnt wird, schaffen wir die Voraussetzung für eine
zweite erfolgreiche Forderung.
Geeignet für Personen, die erst über den Umweg des
„Neins“ zum „Ja“ gelangen. „Nein“ vermittelt diesen
Personen ein Gefühl der Kontrolle, sozusagen alle
Fäden in der Hand zu haben.
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Halsstarrigkeit nutzen als Immunisierung
[ Commitment und Konsistenz – „Halsstarrigkeit“
Einmal getroffene Entscheidungen (sogar falsche!) tendieren dazu sich
selbst aufrechtzuerhalten, da sie in der Lage sind „Wurzeln zu
schlagen“.
Damit ist gemeint, dass Leute oft neue Gründe und Rechtfertigungen
für ihre getroffenen Entscheidungen suchen und finden.
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Halsstarrigkeit nutzen als Immunisierung
•  Regen Sie zur Bildung einer „Immunisierung durch Halsstarrigkeit“
an:
•  „Ich denke nicht, dass Sie es schaffen werden…“
•  „Kann mir kaum vorstellen, dass Sie den Anforderungen
gewachsen sind…“
•  „Wenn XY zu Ihnen sagt …(realistisches Beispiel wählen), dann
kippen Sie bestimmt.“
•  Durch das provozieren einer „Gegenwehrstrategie“ wird mein/e Gesprächspartner/in zur „Halsstarrigkeit“ gegenüber destabilisierenden
Einflüssen - z.B. aus Familie, Freundeskreis usw. - angehalten.
(Wirkt nicht nur bei Kindern!!!)
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Thesen zur Glaubwürdigkeit
(Hermanutz, Litzcke & Kroll 2005)
Verhältnis von Illustratoren und Adaptoren.
Illustratoren unterstreichen oder ergänzen das Gesagte.
Sie sind eher vom Körper weg gerichtet, sie stehen in
direktem Verhältnis zur Sprache.
Adaptoren sind unbewusste, kleine Gesten die nicht mit dem
gesagten im Zusammenhang stehen. Sie sind eher zum
Körper hin gerichtet.
Wenn der Stress zunimmt, verändert sich ihre Relation
zueinander: Illustratoren nehmen ab, Adaptoren
nehmen zu.
03.07.14
65
Umgang mit Diskrepanzen
• 
Diskrepanzen sind nicht bewusste Widersprüche oder Reibungspunkte im
Lebenskonzept, im Selbstbild, im Gedankengebäude oder in den Verhaltensweisen
des/der Betroffenen bzw. dessen/deren Lebensgestaltung.
• 
Diskrepanzen können generell in allen Lebensbereichen sichtbar werden:
Gesundheit, Arbeitsplatz, Freizeit, Familie, Partnerschaft, Freunde, Selbstachtung,
persönliche Ziele usw. – sie wirken blockierend in Bezug auf Entscheidungen zur
Veränderung
• 
Diese verborgenen Widersprüche im eigenen Denken und Verhalten gilt es äußerst
vorsichtig zu identifizieren, ohne Selbstschutz beim Gegenüber zu provozieren und
anschließend in das gemeinsame Gespräch zu integrieren. Die Betroffenen sollen die
unterschiedlichen Positionen differenzieren können und sich kognitiv mit den zuvor
nicht bewussten Widersprüchlichkeiten auseinandersetzen.
• 
Dabei sollte einfühlsam, geduldig und nicht zu schnell konfrontierend vorgegangen
werden, da die Widersprüche nicht bewusst gesehen werden und die Person nicht
soweit ist, diese Festschreibung akzeptieren zu können.
• 
Ziel: unbewusste Diskrepanz zur bewussten Ambivalenz entwickeln – die
„Entscheidungs-Blokade“ wird damit „kommunizierbar“
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Diskrepanzen in Ambivalenzen „Verwandeln“
Diskrepanz
Ø 
nicht bewusste
Widersprüche
Ø 
„Blockade“ zwischen
Denken, Fühlen und
Handeln
Ø 
Reagieren
03.07.14
Ambivalenz
Nachbar & Tentler
Ø 
bewusstes Abwägen
wahrgenommener
Diskrepanzen
Ø 
„Blockade“ wird
„kommunizierbar“
Ø 
Handeln
67
Umgang mit Diskrepanzen „Übung“
•  Wählen Sie einen Fall aus Ihrer Berufspraxis.
•  Auf welche Lebensbereiche - Partnerschaft, Freundschaft, Familie,
Elternschaft, Beruf, Sexualität, Religion, Drogenkonsum... – wirkt
sich ein legales Leben aus? Was würde sich aus der Sicht des
Gefährders verändern?
•  Was spricht - aus der Sicht des Gefährders - für eine Veränderung
der Lebensführung?
•  Was spricht - aus der Sicht des Gefährders - gegen eine
Veränderung der Lebensführung?
03.07.14
Nachbar & Tentler
68
Beispiele für diskrepante Aussagen „Übung“
1. 
„Ich will keinen Stress mit der Polizei, aber von der
Stütze kann ich auch nicht leben!“
2. 
„Frauen schlagen ist asozial, aber sie muss mich
ja nicht provozieren, wenn sie keine rein will….“
3. 
„Natürlich war das sein Handy, aber er muss damit
ja nicht so angeben.“
4. 
„Ich bin normal total cool, aber ich lass mir von den
Zecken nicht auf der Nase rumtanzen.“
5. 
Eigene Beispiele
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Phase 2: Zielbildung
•  Anbindung herstellen
•  Ambivalenzen verdeutlichen
und verstärken
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Ein Dilemma verdeutlichen und verstärken
•  2er Gruppen bilden
•  Instruktion Person 1 - Wählen Sie bitte ein für Sie selbst
ambivalentes Thema. Bitte vor der Tür warten.
•  Instruktion Person 2 - Interviewen Sie Person 1 zum gewählten
Thema nach folgenden zwei Strategien:
•  Strategie 1 für die erste Interviewhälfte: Präferieren Sie eine Lösung und
versuchen Sie diese Person 1 „aufzudrängen“.
•  Strategie 2 für die zweite Interviewhälfte: Fragen Sie neugierig, interessiert
und wertschätzend nach beiden möglichen Lösungen.
•  Dauer 20 Minuten
03.07.14
71
Ambivalenzen verdeutlichen und verstärken
•  Zur Entscheidungsfindung
werden die (bewussten)
Ambivalenzen durch
Nachfragen gewichtet und auf
die Waagschalen verteilt.
•  Was passiert, wenn der
Gesprächspartner...
•  ... nur eine Seite der Waage
fokussiert?
•  ... beide Seiten der Waage
hinterfragt?
03.07.14
Nachbar & Tentler
72
Unstimmigkeiten in Dilemmata „verwandeln“
Unstimmigkeit
Ø 
Ø 
Ø 
nicht bewusste
Widersprüche
„Blockade“ zwischen
Denken, Fühlen und
Handeln
Reagieren
03.07.14
Dilemma
Ø bewusstes
Abwägen
wahrgenommener
Unstimmigkeiten
Ø „Blockade“
wird
„kommunizierbar“
Ø Handeln
73
Übung: Entscheidung herbeiführen
•  1. Zweier Gruppen bilden: Aufteilung in einen Interviewer und
eine Person, die Gründe für und gegen eine Veränderungen (auf
ein persönliches Thema bezogen) aufzählen kann.
•  2. Der Interviewer macht eine Zusammenfassung der Gründe,
die gegen eine Veränderung sprechen - wobei Aversionen durch
Einbeziehung der Sinneskanäle provoziert werden.
•  3. Der Interviewer macht eine Zusammenfassung und
Wiederholung der Gründe, die für eine Veränderung sprechen wobei Attraktoren durch die Betonung der Sinneskanäle verstärkt
werden.
03.07.14
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Phase 3: Ziel-Planung
•  Commitment und
Konsistenz erzeugen
•  Umgang mit Selbstschutz
•  Gute Ziele?
•  Selbstvertrauen und
Selbstwirksamkeit stärken
03.07.14
Nachbar & Tentler
75
Umgang mit Selbstschutz
•  Heikle Phase - Beispiel: Wut der Person richtet sich gegen uns
•  Wichtig: Aggressionen werden meist dann geäußert, wenn unsere
Fragen nicht an den „Standort“ der Zielperson angepasst sind
•  Aggressionen können eine stabilisierende Funktion für die Person
haben – beziehe sie nicht auf Dich selbst!
•  Um den Gesprächspartner aus der blockierenden Phase des
Selbstschutzes heraus zubegleiten, ist es wichtig, das Gespräch in
Gang zu halten und selbst eine „geschmeidige“ Haltung
anzunehmen
•  Aikido – nicht Karate – ist die geeignete Haltung auf „vermeintliche“
Angriffe zu reagieren
03.07.14
Nachbar & Tentler
76
Umgang mit Selbstschutz –
Beispiele für provokante Statements
1.  Ist mir egal.
2.  Ich sag nichts mehr.
3.  Nützt doch alles nichts. Wofür soll ich mich
anstrengen?
4.  Sie haben doch keine Ahnung was in mir vorgeht!
5.  Als Mann/Frau können Sie da ja wohl nicht mitreden!
6.  Mit Ihnen kann ich ja wohl nicht offen darüber reden!
7.  Und wer beschützt mich dann...?
8.  Das kenn ich, mich hat ja noch nie jemand verstanden!
9.  Eigene Beispiele
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Umgang mit Selbstschutz –
Provokanten Statements begegnen (1)
•  Jemand aus der Gruppe nimmt die provokante Position der
Zielperson ein – sie/er wählt eines der Statements bzw.
formulierte eine eigene provokante Aussage.
•  Gruppe sucht gemeinsam nach Antwort-Strategien
•  Der „Rollenspieler“ (Zielperson) entscheidet: Wo hat er sich am
besten „angesprochen“ gefühlt? Wodurch?
03.07.14
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Fragetechniken bei Selbstschutz
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
• 
Differenzierendes Fragen:
• 
Was verstehen Sie genau darunter? Worin bestehen denn genau die Unterschiede?
• 
Na mal angenommen 49% zu 51%...
• 
Was davon ist Ihnen am wichtigsten, was kommt an zweiter Stelle, was an dritter?
Wunderfrage:
• 
Mal angenommen Sie könnten wieder ruhig schlafen, wie würden Sie die wiedererlangte Energie genau nutzen?
• 
Wenn zu Ihnen die berühmte Fee käme, welche Wünsche hätten Sie bezogen auf Ihre Problematik?
Fiktive Fragen:
• 
Woran würden Sie erkennen, dass Ihr Problem geringer geworden ist?
• 
Haben Sie eine gute Freundin? Wenn ja: Welchen Tipp würde sie Ihnen an dieser Stelle wohl geben?
• 
Wenn Ihr/e Partner/in eine Therapie machen würde, welches Ihrer Kinder würde wohl am stärksten davon profitieren?
Zirkuläre Fragen:
• 
Wenn ich Ihre/n Partnerin/Partner die Frage (z.B. wie es Ihnen geht) stellen würde, was würde sie/er wohl antworten?
„Kompetenz Frage“:
• 
Mal angenommen Sie wären in meiner Rolle was würden Sie dann statt meiner antworten?
Zukunftsorientierte Frage:
• 
Wenn Sie alles hinter sich gebracht haben, was werden Sie anschließend anders machen?
Ressourcen orientierte Fragen:
• 
Wie Sie vorhin erzählten, waren Sie bereits mit einem anderen Problem in einer ähnlichen Situation - wie haben Sie diese damals
gelöst?
Konfrontative Fragen:
• 
O.k., o.k., Sie scheinen ja nun wirklich gar nichts tun zu können, ja und jetzt?
• 
Wenn Ihre Kinder sich später einmal an ihre Mutter/ihren Vater zurück erinnern, was möchten Sie, woran sie sich erinnern?
Frage nach der Wahrnehmung:
• 
Hölle, Hölle, Sie machen auf mich einen ganz schön wütenden Eindruck, bin ich Ihnen vielleicht zu nahe getreten mit einer meiner
Fragen?
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Umgang mit Selbstschutz –
Provokanten Statements begegnen (2)
•  3er Gruppen bilden
•  Bitte reihum ein provokantes Statement wählen.
•  Gruppe sucht nach Antwort-Strategien und benutzt dazu die
„neuen“ Fragen.
•  Der „Rollenspieler“ (Zielperson) entscheidet: Wo hat er sich am
besten „abgeholt“ gefühlt? Wodurch?
03.07.14
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Gute Ziele?
Das erreichen von Zielen wirkt motivierend und stärkt den Glauben an die eigene
Handlungskompetenz.
Wie formuliert man sinnvolle Ziele?
•  Ziele sollten persönlich bedeutsam sein - eine persönliche Erlebensqualität
besitzen.
•  Ziele sind ein Anfang.
•  Sie sollten realistisch und erreichbar sein.
•  Sie sollten positiv formuliert sein.
•  Ziele sollten klein und konkret sein: Womit fängt man an, was tut man als
erstes?
•  Sie sollten klar definiert sein. Man sollte wissen, wann ein Ziel erreicht ist und
woran man das merkt.
Begleitend:
•  Behindern Diskrepanzen/Ambivalenzen den Umsetzungsprozess?
•  Verbindlichkeit und Anbindung herstellen: Termine, Verträge...
03.07.14
Nachbar & Tentler
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Der innere Boykotteur
•  Fragestellung an die / den KlientIn :
Wie ist es Ihnen in der Vergangenheit
„gelungen“ , eigene Ziele, nicht zu erreichen?
•  Welche ihrer eigenen Gewohnheiten könnte
Ihnen diesmal in die Quere kommen?
03.07.14
Nachbar & Tentler
82
Zielpapier
1. Klare und konkrete Definition des Ziels:
2. Vorteil / Nachteil Liste in Bezug auf das definierte Ziel
Vorteil
Nachteil
1.
1.
2.
2.
3.
3.
4.
4.
5.
5.
6.
6.
7.
7.
8.
8.
3. Festlegung des 1. Schrittes: Womit wird begonnen? Wann? Wie?
4. Herstellung von Verbindlichkeit: Wie kann die Beraterin/der
Berater den 1. Schritt stützen? (z.B. Kontakt zu anderen
Hilfeeinrichtung herstellen, zum Termin begleiten, Angehörige
einbinden, sich berichten lassen, den 1. Schritt auswerten etc.)
03.07.14
Nachbar & Tentler
83
Abschluss
•  Was nehmen Sie mit?
•  Im Hinblick auf die eigene
Praxis:
•  Was werden Sie in Ihrer
Berufspraxis nutzen?
•  Wo haben sich Ihre
Perspektiven erweitert oder
verändert?
•  Was halten Sie persönlich
in Ihrer Praxis für
unbrauchbar?
03.07.14
Nachbar & Tentler
84
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
03.07.14
Nachbar & Tentler
85
Kontaktadressen
Dr. Karin Nachbar, Dipl.-Psych.
Michael Tentler, Dipl.-Soz.Päd.
Leiterin der Beratungsstelle für
Kinder, Jugendliche und Eltern
im Caritasverband Bocholt e.V.
INTOB e.V. / METHIS
Postfach: 100851
46008 Oberhausen
Nordwall 44-46
46399 Bocholt
Mobil: +49 (0)170 – 5402662
Email: [email protected]
Sekretariat: +49 (0)2871 - 25 13 13 01
Büro: +49 (0)2871 -25 13 13 08
Email: [email protected]
Internet: http://www.caritas-bocholt.de
03.07.14
Nachbar & Tentler
86
Literatur zum TTM
• 
Keller, S. (Hrsg.) (1999). Motivation zur Verhaltensänderung. Das
Transtheoretische Modell in Forschung und Praxis. Freiburg: Lambertus.
• 
Prochaska, J.O. & DiClemente, C.C. (1985). Towards a comprehensive model of
change. In W.R. Miller & N. Heather (eds.), Treating addictive behaviors. New
York: Plenum, pp. 3-27.
• 
Prochaska, J.O., Norcross, J.C. & DiClemente, C.C. (1994). Changing for Good.
New York: William Morrow.
• 
Prochaska, J.O., Norcross, J.C. & DiClemente, C.C. (1997). Jetzt fange ich neu
an. Das revolutionäre Sechs-Schritte-Programm für ein dauerhaft suchtfreies
Leben. München: Quintessenz/Juventa.
03.07.14
87
Literatur zur
Motivierenden Gesprächsführung
• 
Demmel, R. (2004). Motivational Interview. Ein Leitfaden für die Praxis.
Göttingen: Hogrefe..
• 
Miller, W.R. & Rollnick, S. (1999). Motivierende Gesprächsführung. Ein Konzept
zur Beratung von Menschen mit Suchtproblemen. Freiburg: Lambertus.
• 
Miller, W.R. & Rollnick, S. (2002). Motivational Interviewing. Preparing People
for Change. New York: Guilford.
• 
Miller, W.R. & Rollnick, S. (2005). Motivierende Gesprächsführung. Freiburg:
Lambertus.
03.07.14
88
Literatur: Motivation, Glaubhaftigkeit, Persönlichkeitsstörungen etc.
• 
Biller, C., Heubrock, D., Magdeburg, A.-K., Palkies, P. Rossmanek, M. & Witt, O. (2009).
Manual für den polizeilichen Umgang mit psychisch auffälligen Geiselnehmern und
anderen Personen in kritischen Einsatzlagen. Reihe: Polizeipsychologische Praxis, Band 1.
Frankfurt: Verlag für Polizeiwissenschaft.
• 
Cialdini, R.B. (2004). Die Psychologie des Überzeugens. Ein Lehrbuch für alle, die ihren
Mitmenschen und sich selbst auf die Schliche kommen wollen. Bern: Huber.
• 
Ekman, P. (2003). Gefühle lesen. Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren.
Heidelberg: Spektrum-verlag.
• 
Hermanutz, M., Litzcke, S.M. & Kroll, O. (2005). Polizeiliche Vernehmung und
Glaubhaftigkeit. Stuttgart: Boorberg.
• 
Maslow, A.H. (1991). Motivation und Persönlichkeit. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
• 
Sachse, R. (2004). Persönlichkeitsstörungen. Göttingen: Hogrefe.
• 
Sachse, R. (2006). Persönlichkeitsstörungen verstehen. Bonn: Psychiatrie-Verlag.
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Bild-Quellen
•  Gleichgewicht_Mechanik.png
• 
• 
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http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Gleichgewicht_Mechanik.png#filelinks
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