Allgemeine Volkswirtschaftslehre I Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 4. Grundzüge der Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 1 4. Grundzüge der Wirtschaftspolitik Wirtschaftspolitik Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 = Gesamtheit aller zielgerichteten Eingriffe in den Wirtschaftsbereich Träger der Wirtschaftspolitik: - Nationale Institutionen: • Regierung, Parlamente, Verwaltungen • Bundeskartellamt, Bundesanstalt für Arbeit, Bundesamt für Umwelt • Bundesversicherungsanstalten, Industrie- und Handels-, Handwerks-, Landwirtschaftskammern • Sachverständigenrat, Monopolkommission, Wissenschaftliche Beiräte • Unternehmerverbände, Gewerkschaften Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 2 4. Grundzüge der Wirtschaftspolitik - Supranationale und internationale Institutionen: Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 • Europäische Union (EU) • Internationaler Währungsfonds (IMF) • Vereinte Nationen (UNO) • Welthandelsorganisation (WTO) Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 3 4. Grundzüge der Wirtschaftspolitik Praktische Wirtschaftspolitik: Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 In der wirtschaftspolitischen Praxis ergriffene Maßnahmen zur Lösung ökonomischer Probleme. Theorie der Wirtschaftspolitik: Entwicklung von Ansatzpunkten und Instrumenten auf Basis ökonomischer Theorien, mit denen angestrebte Ziele erreicht werden können; beinhaltet auch die Fehleranalyse → Die theoretische Wirtschaftspolitik hat die praktische Wirtschaftspolitik zum Gegenstand. Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 4 4. Grundzüge der Wirtschaftspolitik Ziele der Wirtschaftspolitik: Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 Maximierung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt • Stabilitätsziel • Wachstumsziel • Strukturziel • Verteilungsziel Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 5 4. Grundzüge der Wirtschaftspolitik Systematik der Wirtschaftspolitik: Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 • nach Art der eingesetzten Instrumente: - Ordnungspolitik (Rahmenpolitik) - Prozesspolitik (Ablaufpolitik) • nach Wirkungsbereich: - Globalpolitik - Strukturpolitik • nach Zielen: - Allokationspolitik - Stabilitätspolitik - Verteilungspolitik Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 6 4. Grundzüge der Wirtschaftspolitik Marktversagen und Wirtschaftspolitik Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 → wirtschaftspolitisches Leitbild: Wohlfahrtsökonomik → Vorstellung perfekt funktionierender Märkte: Marktergebnis maximiert bei vollständiger Konkurrenz die Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente. Konsumentenrente Produzentenrente Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm Es gilt: Grenzkosten = Preis = Grenznutzen 7 4. Grundzüge der Wirtschaftspolitik Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 → Marktversagen als Rechtfertigung wirtschaftspolitischer Eingriffe: Situation, in der es dem Markt nicht gelingt, die Ressourcen effizient zu verteilen Ursachen für Marktversagen: • öffentliche Güter • externe Effekte • Marktmacht • Informationsasymmetrien • Verteilungsgerechtigkeit Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 8 4. Grundzüge der Wirtschaftspolitik Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 4.1 Öffentliche Güter Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 9 4.1 Öffentliche Güter Öffentliche Güter zeichnen sich aus durch Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 • Nichtrivalität im Konsum: Gut kann zur gleichen Zeit von mehreren Individuen konsumiert werden, ohne dass die Konsummöglichkeit des Einzelnen beeinflusst wird. → Grenzkosten der Bereitstellung an einen zusätzlichen Konsumenten sind Null. • Nichtausschließbarkeit vom Konsum: Verbraucher können vom Konsum des Gutes nicht ausgeschlossen werden. → Das Gut hat keinen Preis. Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 10 4.1 Öffentliche Güter Effiziente Bereitstellung von öffentliche Gütern: Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm Samuelson-Regel → Die Menge des öffentlichen Gutes sollte solange ausgedehnt werden, bis die Summe der Grenznutzen aus dem öffentlichen Gut gerade gleich den Grenzkosten für die letzte bereitgestellte Einheit ist. 11 4.1 Öffentliche Güter Warum kommt es bei öffentlichen Gütern zu Marktversagen? Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 → Trittbrettfahrer-Problem: Jeder Konsument hofft, dass ein anderer Konsument das Gut bereitstellen wird und er kostenlos davon profitieren kann. → Konsequenz: Das Gut wird überhaupt nicht bereitgestellt. Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 12 4.1 Öffentliche Güter Wie kann man das Problem lösen? Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 • Private Verhandlungen, wenn wenige Individuen betroffen sind • Private Anbieter, wenn es gelingt, einen Preis für die Bereitstellung des öffentlichen Gutes zu verlangen und Konsumenten, die den Preis nicht bezahlen, vom Konsum des Gutes auszuschließen • Abstimmung über Menge des öffentlichen Gutes • Bereitstellung durch den Staat Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 13 4. Grundzüge der Wirtschaftspolitik Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 4.2 Externe Effekte Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 14 4.2 Externe Effekte Externe Effekte (Externalitäten): Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 Handlung eines Produzenten oder Konsumenten, die andere Produzenten oder Konsumenten beeinflusst, aber nicht im Marktpreis berücksichtigt wird → negative externe Effekte (NEE): Handlungen eines Individuums verursachen Kosten bei einem anderen Individuum. → Soziale Kosten übersteigen die privaten Kosten. Soziale Kosten: gesamte Kosten, die bei einer wirtschaftlichen Handlung anfallen Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm Private Kosten: Kosten, die bei einem Individuum durch seine wirtschaftliche Handlung anfallen 15 4.2 Externe Effekte → positive externe Effekte (PEE): Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 Ein Individuum profitiert von den Handlungen eines anderen Individuums. → Soziale Erträge übersteigen die privaten Erträge. Definition externer Effekte: NEE = soziale Kosten – private Kosten PEE = soziale Erträge – private Erträge Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 16 4.2 Externe Effekte Negative externe Effekte und Marktversagen: Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 Negative externe Effekte effiziente Menge nachgefragte Menge → Die nachgefragte Menge ist aus gesellschaftlicher Sicht zu groß. Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 17 4.2 Externe Effekte Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 Positive externe Effekte und Marktversagen: → Gut wird in zu geringen Mengen oder überhaupt nicht hergestellt. → Grund: Trittbrettfahrerverhalten Aufgabe des Staates bei externen Effekten: • NEE: verhindern, dass das Gut über die gesellschaftlich optimale Menge hinaus konsumiert oder produziert wird • PEE: Produktion des Gutes sicherstellen Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 18 4.2 Externe Effekte Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 Wie kann das Marktversagen korrigiert werden? Beispiel: Umweltpolitik → Internalisierung externer Effekte: Externe Kosten sollen vom Verursacher übernommen werden → „Optimale“ Umweltbelastung: Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm Sättigungsmenge 19 4.2 Externe Effekte Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 → Optimale Schadstoffmenge ergibt sich im Schnittpunkt von sozialen Grenzkosten und privaten Grenzerträgen. → Ziel der Umweltpolitik: Erreichen des optimalen Niveaus E* Wie kann das Ziel erreicht werden? • Erheben einer Schadstoffsteuer in Höhe von S* (PigouSteuer) → ersetzt den Marktpreis Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 20 4.2 Externe Effekte • Versteigerung von Umweltverschmutzungs-Zertifikaten Allgemeine Volkswirtschaftslehre für WiMa und andere (AVWL I) WS 2007/08 • Handelbare Zertifikate • Auflagen (Emissionsauflagen, Produktionsauflagen Prozessauflagen) Prof. Dr. Sabine Jokisch Institut für WirtschaftsWissenschaften, Universität Ulm 21