19 Oligopoltheorie Der Gewinn eines Unternehmens hängt von den Entscheidungen der anderen Unternehmen ab. Die optimale Entscheidung eines Unternehmens hängt von seiner Erwartung über die Entscheidungen der anderen Unternehmen ab. Im Gleichgewicht werden diese Erwartungen bestätigt: jedes Unternehmen verhält sich optimalerweise so, wie es die anderen erwartet haben. Jedes Oligopol-Modell ist ein Spiel → Nash-Gleichgewicht. Unterscheidung der Modelle nach den möglichen Strategien (Outputmengen, Preise) und der Reihenfolge der Entscheidungen (gleichzeitig, nacheinander). Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 1 Oligopol mit Mengenwettbewerb: Das Cournot-Gleichgewicht Zur Vereinfachung: Dyopol • Zwei Unternehmen i = 1, 2 • Outputmengen y1, y2 • Kostenfunktionen ci(yi). Der Preis richtet sich nach dem Gesamtoutput: y = y1 + y2. p (y) = p (y1 + y2 ) inverse Nachfragefunktion. Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 2 Bestimmung der besten Antworten des Unternehmens 1: ( ) ( ) ( ) max π1 y1, y2 = p y1 + y2 ⋅ y1 − c1 y1 y1 Notwendige Bedingung für eine gewinnmaximierende Angebotsmenge y1>0 ( ∂π y1, y2 1 ∂y 1 ) ( ) ( ) ( ) = p y + y + p' y + y ⋅ y − c ' y = 0 1 2 1 2 1 1 1 Diese Gleichung definiert die Reaktionsfunktion des Unternehmens 1: y1 = f1 ( y2 ) gibt den Output an, den Unternehmen 1 wählt, wenn es glaubt, dass Unternehmen 2 die Menge y2 verkauft. Entsprechend für Unternehmen 2: max y2 π ( ) ( ) ( ) 2 y1,y2 = p y1 + y2 ⋅ y2 − c2 y2 Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 3 liefert ∂π ( y ,y 2 1 2 ∂y 2 ) ( ) ( ) ( ) = p y1 + y2 + p' y1 + y2 y2 − c2' y2 = 0 Die Lösung y2 dieser Gleichung ist die Reaktionsfunktion y2= f2 ( y1 ) des Unternehmens 2. Gleichgewicht * * Im Cournot-Nash-Gleichgewicht y1 , y2 gilt f1 ( y2* ) = y1* und f2 ( y1* ) = y2* also: f1 ( f2 ( y1* ) ) = y1*. Jeder verhält sich optimal, gegeben die Entscheidung des anderen. Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 4 y2 f1(y2) y M 2 y*2 f2(y1) y1* y1M y1 y1M , y2M ... Menge die Unternehmen 1 (bzw. 2) als Monopolist wählen würde. Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 5 Kartell Die beiden Unternehmen kooperieren, um die Summe der Gewinne zu maximieren. max p (y1 + y2) · [y1 + y2 ] - c1 (y1) - c2 (y2) y1 ,y2 Notwendige Bedingungen: ( ( p yˆ1 + p yˆ1 + ) ( ) ( yˆ 2 + p' yˆ1 + yˆ 2 + p' yˆ1 + )![yˆ1 + yˆ 2 ] = c1' (yˆ1 ) yˆ 2 )![yˆ1 + yˆ 2 ] = c ' (yˆ 2 ) 2 yˆ 2 Es gilt im Kartell-Optimum: Grenzkosten des Unternehmens 1 = Grenzkosten des Unternehmens 2 = Grenzerlös (der Gesamtmenge) Das Kartell verhält sich wie ein Monopolist mit zwei Betriebsstätten. Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 6 Die Kartell-Lösung ist kein NashGleichgewicht Wenn Unternehmen 1 annimmt, dass sich Unternehmen 2 an die Kartellvereinbarung hält (dh. ŷ2 anbietet), dann hat Unternehmen 1 einen Anreiz, selbst von der Vereinbarung abzuweichen. ( ) ( ∂π yˆ ,yˆ 1 1 2 = p yˆ + yˆ + p' yˆ + yˆ ⋅ yˆ − c ' yˆ 1 2 1 2 1 1 1 ∂y 1 ) ( ( ) ( ) ) = − p' yˆ1 + yˆ 2 ⋅ yˆ > 0 2 wegen der notwendigen Bedingung für die Kartell-Lösung weil die inverse Nachfragefunktion fallend ist. Folgerung: Kartelle sind schwer aufrecht zu erhalten (vgl. OPEC). Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 7 Cournot-Oligopol mit mehr als zwei Unternehmen Unternehmen i = 1, 2, ..., m Output Unternehme n i y i m ∑ yi y = i =1 p ( y ) = a − by c ( y ) = cy i i i Marktangebot inverse Nachfragef unktion Kostenfunk tion Unternehme n i π = p ( y )⋅ y − c ( yi ) i i i Bestimmung der Reaktionsf unktion : ∂πi = p ( y ) + p' ( y ) ⋅ y − c ' ( yi ) = 0 , i i ∂yi also a − by − by = c. i In einem symmetrischen Cournot-NashGleichgewicht gilt yi = yj für alle i, j. ⇒ y = myi ⇒ a - bmyi - byi = c. Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 8 ⇒ yi = a−c b(m + 1) (a − c ) m ⋅ m + 1 b m ⇒ p = a − by = a − ⋅ (a − c ) m + 1 m +1− m m ⇒ p = a⋅ +c⋅ m +1 m +1 1 a ⇒ p= +c⋅ 1 m + 1 1+ m ⇒y= lim p = c. m→∞ Das Cournot-Gleichgewicht nähert sich dem Gleichgewicht bei vollkommener Konkurrenz an, wenn die Zahl der Unternehmen unbegrenzt steigt. Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 9 Sequenzielle Entscheidungen: Das Stackelberg-Modell inverse Nachfragefunktion p(y) = p(y1 + y2). Unternehmen 1 wählt zuerst sein Angebot y1. Unternehmen 2 erfährt dies und wählt dann sein Angebot y2. Unternehmen 1 („Führer“, leader) y1 Unt. 2 („Nachfolger“, follower) Unt. 2 y2 y2 ( = p (y ) + y )! y ( ) - c (y ) π1 = p y1 + y 2 ! y1 - c1 y1 π2 1 2 2 2 Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 2 10 Teilspielperfektes Nash-Gleichgewicht: Lösung durch Rückwärts-Induktion Angenommen, Unternehmen 1 habe eine Menge y1 gewählt. Die optimale Menge für Unternehmen 2 erfüllt die notwendige Bedingung p(y1 + y2) + p' (y1 + y2) · y2 = c2' (y2). Unternehmen 2 entscheidet sich gemäß der aus dem Cournot-Modell bekannten Reaktionsfunktion f2 (y1). Unternehmen 1 sieht das voraus. Sein Gewinn ist dann p y1 + f 2 ( y1) ⋅ y − c ( y ) . ( ) 1 1 1 Im Gewinn-Maximum gilt ( ) ( )[ ] p y1 + y2 + y ⋅ p' y1 + y2 ⋅ 1 + f2 ' ( y1) = c ' ( y ) . 1 1 1 Unternehmen 1 bezieht die Reaktion des Unternehmens 2 auf eine Änderung von y1 mit ein. Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 11 y2 ( ) f1 y2 Cournot-Gleichgewicht StackelbergGleichgewicht ( ) f 2 y1 y1 Grün: Isogewinnlinien des Unternehmen1, d.h. Paare von (y1, y2), die denselben Gewinn für Unternehmen 1 bringen. Weiter unten verlaufende Isogewinnlinien bedeuten höheren Gewinn. Die Isogewinnlinien des Unternehmens 1 haben auf der Reaktionsfunktion des Unternehmens 1 ein Maximum. Das Stackelberg-Gleichgewicht ist durch die höchste Isogewinnlinie bestimmt, die mit der Reaktionsfunktion des Unternehmens 2 noch einen Punkt gemeinsam hat. Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 12 Es ist willkürlich festgelegt worden, dass Unternehmen 1 Führer ist und Unternehmen 2 Nachfolger. Die umgekehrte Festlegung ergibt ebenfalls ein Stackelberg-Gleichgewicht. Ist Unternehmen 1 lieber Führer oder Nachfolger? Stackelberg-Gleichgewicht mit Unternehmen 2 als Führer: y2 f1 S2F C Für Unt. 1 gilt: Gewinn (S1F) > Gewinn (C) > Gewinn (S2F). S1F f2 Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie y1 13 Oligopolistischer Preiswettbewerb: Das Bertrand-Modell Zwei Unternehmen bieten ein homogenes Gut an. Jedes Unternehmen entscheidet über seinen Verkaufspreis. D (p) Marktnachfrage d1(p1 , p2) Nachfrage nach dem Output von Unternehmen 1 D ( p1 ) falls p1 < p2 1 falls p = p d p1 , p 2 = D ( p1 ) 1 2 1 2 0 falls p1 > p2 ( ) Annahme: Konstante, identische Grenzkosten c. Gewinne: π1 (p1 , p2) = p1 · d1 (p1 , p2) - c·d1 (p1 , p2) π2 (p1 , p2) = p2 · d2 (p1 , p2) - c·d2 (p1 , p2) Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 14 Bertrand-Nash-Gleichgewicht: Jedes Unternehmen maximiert seinen Gewinn für gegebenen Preis des anderen. p1 = p2 = c ist ein Bertrand-NashGleichgewicht. Beweis: Angenommen, p2 = c . Mögliche Strategien des Unternehmens 1: a) p > c ⇒ d = 0 ⇒ π = 0 1 1 1 b) p < c ⇒ d > 0, aber π < 0 1 1 1 D D c) p = c ⇒ d = und π = ( p − c ) = 0. 1 1 2 1 2 p1 = c ist mindestens so gut wie p1 ≠ c. Deshalb ist p1 = c beste Antwort auf p2 = c. Symmetrie ⇒ (p1 , p2 ) = (c , c) ist ein Bertrand-Nash-Gleichgewicht. Beim Preiswettbewerb genügen zwei Unternehmen, um zur Konkurrenzlösung zu gelangen. Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 15 Zusammenfassung • In der Marktform des Oligopols beachtet jedes Unternehmen die Entscheidungen der anderen Unternehmen. • Die Reaktionsfunktion eines Unternehmens gibt seine beste Antwort in Abhängigkeit der Entscheidungen der anderen Unternehmen an. • Das Cournot-Gleichgewicht ist ein NashGleichgewicht eines Spiels zwischen Unternehmen, die simultan ihre Verkaufsmenge festsetzen. • Wenn sehr viele identische Unternehmen auf dem Markt sind, nähert sich das CournotGleichgewicht dem Wettbewerbsgewicht an. • Ein Kartell ist nicht stabil, da jedes Unternehmen einen Anreiz hat, von sich aus die Menge zu erhöhen. Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 16 • Das Stackelberg-Gleichgewicht ist ein teilspielperfektes Gleichgewicht eines Spiels, in dem zwei Unternehmen nacheinander ihre Verkaufsmenge festsetzen. • Das Bertrand-Gleichgewicht ist ein NashGleichgewicht eines Spiels zwischen Unternehmen, die simultan ihre Preise festsetzen. • Im Bertrand-Gleichgewicht setzt jedes Unternehmen den Preis so hoch wie die Grenzkosten. Mikroökonomik II: 19 Oligopoltheorie 17