DIE WERKE DAS PROGRAMM Kölner Männer-Gesang-Verein Oedipus rex Igor Strawinsky Ganz bewusst hat Igor Strawinsky bei der Anlage des OpernOratoriums in zwei Akten zur Tragödie ›Oedipus rex‹ auf die lateinische Sprache zurückgegriffen. Mit dem mythischen, beschwörenden Charakter, den die lateinischen Sprachformeln erzeugen, werden vor allem die rhythmischen Stereotype der Komposition in besonderer Weise betont. Strawinsky komponierte das Werk zwischen 1925 und 1928 und erzielte mit der szenischen Aufführung 1928 in Wien einen vielbeachteten Erfolg. Dieses Opern-Oratorium, in dem sich Arien, Duette, Choreinlagen und erklärende Texte, die in der jeweiligen Landessprache durch einen Sprecher vorgetragen werden, abwechseln, fällt in die europäische Schaffensphase Strawinskys. Während er in Russland noch der spätromantischimpressionistischen Tradition verbunden war, wandte er sich nach seiner Emigration nach Paris einer völlig neuen Tonsprache zu. Dominante Rhythmik, revolutionär neue Akkorde und Polytonalität sind die Stilmittel dieser Periode, die auch im Werk »Oedipus rex« zu erkennen sind. Ödipus in Kolonos · Antigone Felix Mendelssohn Bartholdy Schon früh wurde in der musikalischen Karriere von Felix Mendelssohn Bartholdy deutlich, dass das Singen eine ganz besondere Bedeutung für sein musikalisches Wirken gewinnen würde. Er gründete in Berlin eine Sing-Akademie, die sich den Aufführungen der großen Bach-Oratorien widmete. Auch bei der Komposition der Musik zu den beiden Schauspielen ›Ödipus auf Kolonos‹ und ›Antigone‹ widmete er der Ausarbeitung der Chorstücke besondere Aufmerksamkeit. Zumal dem Chor – wie im Genre des antiken Schauspiels – eine inhaltlich wichtige Rolle zufällt. Während Schauspieler die Handlung des Schauspiels zum dramaturgischen Höhepunkt treiben, »kommentiert« der Chor das Geschehen und beschreibt die Konsequenzen, die menschliches Handeln entfalten kann. Und gerade diese philosophisch anmutenden Passagen, die für die Wirkungsgeschichte der Tragödien von größter Bedeutung sind, bettet Mendelssohn in eine Musik ein, die den Kern der Botschaft des Sophokles verdeutlicht. Hier zeigt die kompositorische Kraft Mendelssohn Bartholdys seine volle Wirkung. Ödipus in Kolonos Gioacchino Rossini Weltweite Beachtung erlangt Rossini als bedeutender Opernkomponist des Belcanto. Er komponierte in der kurzen Zeitspanne zwischen 1813 und 1829 insgesamt 39 Opern. Vor allem die ideenreichen Ouvertüren sind bei vielen Klassikliebhabern fest im Gedächtnis verankert. Im Jahr 1817 widmete sich Rossini auch dem klassischen Thema der Ödipus-Trilogie und komponierte ›Edipo Coloneo‹. Ein Werk, in dem Rossini das Schicksal des blind in Kolonos herumirrenden Ödipus musikalisch virtuos und tief beeindruckend umsetzt. In tiefen, klagenden Tönen wird die Trauer spürbar, verstärkt und begleitet von der Untermalung durch den gekonnt gesetzten Männerchor. Felix Mendelssohn Bartholdy Oedipus in Kolonos op. 93 Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles. Libretto von Johann Jakob Christian Donner / Auszüge Gioacchino Rossini Edipo Coloneo (1815) Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles. Libretto von Giambattista Giusti / Auszüge Felix Mendelssohn Bartholdy Antigone op. 55 Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles. Libretto von Johann Jakob Christian Donner / Auszüge PA U S E Igor Strawinsky Oedipus rex (1926–27, rev. 1948) Opern-Oratorium in zwei Akten für einen Sprecher, Soli, Männerchor und Orchester. Text von Jean Cocteau nach Sophokles, Übertragung der gesungenen Texte ins Lateinische durch Jean Daniélou Es singt der Kölner Männer-Gesang-Verein unter der musikalischen Leitung von Bernhard Steiner. die mitwirkenden die ÖDIPUS trilogie Dominik Wortig | Tenor (Ödipus, König von Theben) Monica Mascus | Mezzosopran (Jokaste, Mutter und Frau des Ödipus) Stefan Stoll | Bassbariton (Kreon, Jokastes Bruder) Claudius Muth | Bass (Teiresias, ein Seher) Boris Leisenheimer | Tenor (Der Hirte) Bergische Symphoniker Bernhard Steiner Dirigent KONZERT 2014 Mauritiussteinweg 59 (Wolkenburg) 50676 Köln · Tel. 0221 23 12 32 [email protected] · www.kmgv.de FREITAG | 10. OKTOBER 2014 | 20:00 UHR KÖLNER PHILHARMONIE DIE WERKE DAS PROGRAMM Kölner Männer-Gesang-Verein Oedipus rex Igor Strawinsky Ganz bewusst hat Igor Strawinsky bei der Anlage des OpernOratoriums in zwei Akten zur Tragödie ›Oedipus rex‹ auf die lateinische Sprache zurückgegriffen. Mit dem mythischen, beschwörenden Charakter, den die lateinischen Sprachformeln erzeugen, werden vor allem die rhythmischen Stereotype der Komposition in besonderer Weise betont. Strawinsky komponierte das Werk zwischen 1925 und 1928 und erzielte mit der szenischen Aufführung 1928 in Wien einen vielbeachteten Erfolg. Dieses Opern-Oratorium, in dem sich Arien, Duette, Choreinlagen und erklärende Texte, die in der jeweiligen Landessprache durch einen Sprecher vorgetragen werden, abwechseln, fällt in die europäische Schaffensphase Strawinskys. Während er in Russland noch der spätromantischimpressionistischen Tradition verbunden war, wandte er sich nach seiner Emigration nach Paris einer völlig neuen Tonsprache zu. Dominante Rhythmik, revolutionär neue Akkorde und Polytonalität sind die Stilmittel dieser Periode, die auch im Werk »Oedipus rex« zu erkennen sind. Ödipus in Kolonos · Antigone Felix Mendelssohn Bartholdy Schon früh wurde in der musikalischen Karriere von Felix Mendelssohn Bartholdy deutlich, dass das Singen eine ganz besondere Bedeutung für sein musikalisches Wirken gewinnen würde. Er gründete in Berlin eine Sing-Akademie, die sich den Aufführungen der großen Bach-Oratorien widmete. Auch bei der Komposition der Musik zu den beiden Schauspielen ›Ödipus auf Kolonos‹ und ›Antigone‹ widmete er der Ausarbeitung der Chorstücke besondere Aufmerksamkeit. Zumal dem Chor – wie im Genre des antiken Schauspiels – eine inhaltlich wichtige Rolle zufällt. Während Schauspieler die Handlung des Schauspiels zum dramaturgischen Höhepunkt treiben, »kommentiert« der Chor das Geschehen und beschreibt die Konsequenzen, die menschliches Handeln entfalten kann. Und gerade diese philosophisch anmutenden Passagen, die für die Wirkungsgeschichte der Tragödien von größter Bedeutung sind, bettet Mendelssohn in eine Musik ein, die den Kern der Botschaft des Sophokles verdeutlicht. Hier zeigt die kompositorische Kraft Mendelssohn Bartholdys seine volle Wirkung. Ödipus in Kolonos Gioacchino Rossini Weltweite Beachtung erlangt Rossini als bedeutender Opernkomponist des Belcanto. Er komponierte in der kurzen Zeitspanne zwischen 1813 und 1829 insgesamt 39 Opern. Vor allem die ideenreichen Ouvertüren sind bei vielen Klassikliebhabern fest im Gedächtnis verankert. Im Jahr 1817 widmete sich Rossini auch dem klassischen Thema der Ödipus-Trilogie und komponierte ›Edipo Coloneo‹. Ein Werk, in dem Rossini das Schicksal des blind in Kolonos herumirrenden Ödipus musikalisch virtuos und tief beeindruckend umsetzt. In tiefen, klagenden Tönen wird die Trauer spürbar, verstärkt und begleitet von der Untermalung durch den gekonnt gesetzten Männerchor. Felix Mendelssohn Bartholdy Oedipus in Kolonos op. 93 Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles. Libretto von Johann Jakob Christian Donner / Auszüge Gioacchino Rossini Edipo Coloneo (1815) Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles. Libretto von Giambattista Giusti / Auszüge Felix Mendelssohn Bartholdy Antigone op. 55 Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles. Libretto von Johann Jakob Christian Donner / Auszüge PA U S E Igor Strawinsky Oedipus rex (1926–27, rev. 1948) Opern-Oratorium in zwei Akten für einen Sprecher, Soli, Männerchor und Orchester. Text von Jean Cocteau nach Sophokles, Übertragung der gesungenen Texte ins Lateinische durch Jean Daniélou Es singt der Kölner Männer-Gesang-Verein unter der musikalischen Leitung von Bernhard Steiner. die mitwirkenden die ÖDIPUS trilogie Dominik Wortig | Tenor (Ödipus, König von Theben) Monica Mascus | Mezzosopran (Jokaste, Mutter und Frau des Ödipus) Stefan Stoll | Bassbariton (Kreon, Jokastes Bruder) Claudius Muth | Bass (Teiresias, ein Seher) Boris Leisenheimer | Tenor (Der Hirte) Bergische Symphoniker Bernhard Steiner Dirigent KONZERT 2014 Mauritiussteinweg 59 (Wolkenburg) 50676 Köln · Tel. 0221 23 12 32 [email protected] · www.kmgv.de FREITAG | 10. OKTOBER 2014 | 20:00 UHR KÖLNER PHILHARMONIE Der Dichter Sophokles Aus der Feder des Dichters Sophokles stammen die drei großen Werke, die uns Ödipus, den König von Theben, bekannt gemacht haben. Nur wenige Werke der Literaturgeschichte haben einen ähnlichen Nachhall in der Kunst gefunden, wie diese drei Schauspiele, die sich aus dem thebanischen Sagenkreis speisen. Sophokles greift die Erzählungen aus dem versunkenen griechischen Königreich auf, um daraus Tragödien zu formen, die die elementaren Fragen des menschlichen Zusammenlebens berühren. Diese dichterische Leistung des Dramatikers Sophokles erklärt auch die wirkungsgeschichtliche Bedeutung. Bis in die Moderne hinein reichen die Versuche der bildenden Künstler, Komponisten und Autoren das komplexe Werk des antiken Dichters in aktuellen Bezügen zu denken. Ödipus zieht weiter nach Theben. Die Stadt steht zu diesem Zeitpunkt im tödlichen Bann der Sphinx, die allen Reisenden in der Nähe von Theben auflauert. Ödipus löst das Rätsel der Sphinx und befreit so die Stadt. Die Begeisterung für den jungen Ödipus ist groß. Man macht ihn zum König und gibt ihm Iokaste zur Frau. Die Zwillinge Eteokles und Polyneikes werden geboren, dann die Töchter Antigone und Ismene. Delphische Sybille · Michelangelo Buonarroti die drei dramen Ödipus – König von Theben Die Tragik des Lebens von König Ödipus beginnt schon lange vor seiner Geburt. Sein Vater, König Laios von Theben, hatte die Gastfreundschaft des arkadischen Königs Pelops missbraucht und war von ihm verflucht worden. Weil Laios und seine Frau Iokaste über viele Jahre hinweg kinderlos blieben, machte sich Laios auf den Weg zum Orakel von Delphi. Er wollte wissen, wie wirkmächtig der Fluch des Königs Pelops sei. Die Antwort der Priester am Orakel von Delphi ließ an Eindeutigkeit wenig zu wünschen übrig: »Solltest Du Dich je unterstehen, einen Sohn zu zeugen, so wird dieser seinen Vater erschlagen und seine Mutter heiraten.« Orakel Delphi · Antikensammlung Berlin Trotz dieses Orakelspruchs bekommen König Laios und Iokaste schon bald einen Sohn: Ödipus. Aus Angst vor dem Fluch setzen die Eltern den Neugeborenen im Gebirge aus. Wie durch ein Wunder überlebt Ödipus und wächst in Korinth bei Zieheltern auf. Antigone Im junger Ödipus erwacht der Zweifel, ob seine Zieheltern auch seine leiblichen Eltern wären. So sucht auch er das Orakel von Delphi auf und erfährt dort, dass er seinen Vater töten und sein Mutter zur Frau nehmen wird. Entsetzt flieht Ödipus aus Korinth – um seine vermeintlichen Eltern vor diesem Schrecken zu bewahren. Auf seinem Weg trifft er an einer Wegkreuzung auf eine Kutsche mit König Laios als Passagier. Der Kutscher gerät in Streit mit Ödipus und im Kampf tötet Ödipus den Kutscher und – ohne ihn zu erkennen – auch seinen leiblichen Vater. Der erste Teil des Orakelspruchs hatte sich erfüllt. Tholos im Heiligtum der Athena Pronaia, Delphi Nach einigen glücklichen Jahren beendet eine Seuche das unbeschwerte Leben in Theben. Erneut kommt das Orakel von Delphi ins Spiel: Die verheerende Seuche kann nur dann besiegt werden, wenn die Hintergründe des Todes von König Laios geklärt werden. Ödipus befragt den greisen Seher Teiresias, der aber schweigt. Als der Ziehvater von Ödipus stirbt, kommt die ganze Wahrheit ans Licht: Ödipus hat seinen eigenen Vater umgebracht und – der zweite Teil des Orakelspruchs hatte sich bewahrheitet – seine eigene Mutter zur Frau genommen. In völliger Verzweiflung nimmt sich Iokaste das Leben und König Ödipus sticht sich mit zwei goldenden Nadeln aus Iokastes Gewand die Augen aus. Blind und verzweifelt flieht Ödipus aus Theben. Der dritte Teil der Sophokles-Trilogie setzt nach dem Kampf zwischen Polyneikes und Eteokles ein. Wie von Ödipus vorhergesagt kam es zum Kampf um die sieben Tore, in dessen Verlauf beide Söhne gefallen sind. Für Kreon, den amtierenden König von Theben, gilt Polyneikes als feindlicher Angreifer, dem man nicht die Ehre der Bestattung in heimischer Erde gewähren darf. König Kreon verbietet audrücklich, dass der tote Polyneikes bestattet wird. Oedipus und Sphinx · Francois Xavier Fabre Ödipus – im Exil in Kolonos Der zweite Teil der Trilogie von Sophokles zeigt den greisen Ödipus auf dem Hügel Kolonos bei Athen. Ödipus bittet die Götter um seinen Tod aber seine beiden Töchter Antigone und Ismene versuchen ihren Vater zu schützen. Der König von Athen und später auch Kreon, der amtierende König von Theben, haben Mitleid mit Ödipus und bieten ihm die Rückkehr an. Aber Ödipus verweigert sich – er sieht das unheilvolle Schicksal Thebens herannahen und will von seiner Selbstverbannung nicht abrücken. Besonders deutlich wird das drohende Schicksal, als Polyneikes, einer der beiden Söhne des Ödipus, die Szene betritt. Entgegen den Absprachen soll sein Bruder Eteokles eine turnusmäßige Übergabe der Herrschaft über Theben verweigert haben – so berichtet Polyneikes seinem Vater. Nun plant er die weltberühmten sieben Tore der Stadt mit einer eigenen Armee gewaltsam zu bezwingen. Ödipus soll dann, so der Plan des Polyneikes, wieder zum König ausgerufen werden. Ödipus prophezeit hingegen, dass beide Söhne im Kampf gegeneinander fallen werden. Antigone, Tochter des Ödipus und Schwester des Toten, widersetzt sich diesem Verbot des Königs und bestattet den Leichnam ihres Bruders. Dieser Konflikt zwischen dem Gehorsam gegenüber der staatlichen Autorität einerseits und den göttlichen Gesetzen sowie den familiären Banden andererseits, bestimmt das Drama um Antigone. Auch in diesem Teil der Trilogie kommt dem Seher Teiresias eine zentrale Rolle zu: Er will König Kreon, der ohne Skrupel der staatlichen Macht zum Sieg verhelfen will, zur Umkehr bewegen. Aber sein Appell bleibt ungehört und so muss er König Kreon eine schreckliche Prophezeiung aussprechen: Antigone, sein Sohn Haimon und seine Frau Eurydike werden die dramatischen Ereignisse nicht überleben. Und schließlich tritt diese Prophezeiung ein. Als Kreon sich entschließt, Antigone lebendig einzumauern, bringt sich die Tochter des Ödipus um. Ihr Verlobter Haimon findet die Tote und nimmt sich auch das Leben. Euridyke erfährt von der tödlichen Tragödie und folgt den beiden auf dem Weg in den Hades. Zurück bleibt ein gebrochener Mann – Kreon, der prinzipientreue König Thebens. Alle drei Schauspiele greift das musikalische Programm des Kölner Männer-GesangVereins im Jahreskonzert 2014 auf. Polyneikes, der den Fluch seines Vaters sehr ernst nimmt, ahnt, dass – sollte sich die Prophezeiung erfüllen – sein Leichnam nicht bestattet und er nicht den Weg in den Hades finden würde. Er bittet seine Schwester Antigone vorsorglich, ihn zu beerdigen. Für Ödipus hingegen naht der Tod. In einem Gewitter in den Bergen rings um Athen erfüllt sich sein Schicksal. Oedipus at Colonus · Jean-Antoine-Théodore Giroust Oedipus at Colonus · Fulchran-Jean Harriet Der Dichter Sophokles Aus der Feder des Dichters Sophokles stammen die drei großen Werke, die uns Ödipus, den König von Theben, bekannt gemacht haben. Nur wenige Werke der Literaturgeschichte haben einen ähnlichen Nachhall in der Kunst gefunden, wie diese drei Schauspiele, die sich aus dem thebanischen Sagenkreis speisen. Sophokles greift die Erzählungen aus dem versunkenen griechischen Königreich auf, um daraus Tragödien zu formen, die die elementaren Fragen des menschlichen Zusammenlebens berühren. Diese dichterische Leistung des Dramatikers Sophokles erklärt auch die wirkungsgeschichtliche Bedeutung. Bis in die Moderne hinein reichen die Versuche der bildenden Künstler, Komponisten und Autoren das komplexe Werk des antiken Dichters in aktuellen Bezügen zu denken. Ödipus zieht weiter nach Theben. Die Stadt steht zu diesem Zeitpunkt im tödlichen Bann der Sphinx, die allen Reisenden in der Nähe von Theben auflauert. Ödipus löst das Rätsel der Sphinx und befreit so die Stadt. Die Begeisterung für den jungen Ödipus ist groß. Man macht ihn zum König und gibt ihm Iokaste zur Frau. Die Zwillinge Eteokles und Polyneikes werden geboren, dann die Töchter Antigone und Ismene. Delphische Sybille · Michelangelo Buonarroti die drei dramen Ödipus – König von Theben Die Tragik des Lebens von König Ödipus beginnt schon lange vor seiner Geburt. Sein Vater, König Laios von Theben, hatte die Gastfreundschaft des arkadischen Königs Pelops missbraucht und war von ihm verflucht worden. Weil Laios und seine Frau Iokaste über viele Jahre hinweg kinderlos blieben, machte sich Laios auf den Weg zum Orakel von Delphi. Er wollte wissen, wie wirkmächtig der Fluch des Königs Pelops sei. Die Antwort der Priester am Orakel von Delphi ließ an Eindeutigkeit wenig zu wünschen übrig: »Solltest Du Dich je unterstehen, einen Sohn zu zeugen, so wird dieser seinen Vater erschlagen und seine Mutter heiraten.« Orakel Delphi · Antikensammlung Berlin Trotz dieses Orakelspruchs bekommen König Laios und Iokaste schon bald einen Sohn: Ödipus. Aus Angst vor dem Fluch setzen die Eltern den Neugeborenen im Gebirge aus. Wie durch ein Wunder überlebt Ödipus und wächst in Korinth bei Zieheltern auf. Antigone Im junger Ödipus erwacht der Zweifel, ob seine Zieheltern auch seine leiblichen Eltern wären. So sucht auch er das Orakel von Delphi auf und erfährt dort, dass er seinen Vater töten und sein Mutter zur Frau nehmen wird. Entsetzt flieht Ödipus aus Korinth – um seine vermeintlichen Eltern vor diesem Schrecken zu bewahren. Auf seinem Weg trifft er an einer Wegkreuzung auf eine Kutsche mit König Laios als Passagier. Der Kutscher gerät in Streit mit Ödipus und im Kampf tötet Ödipus den Kutscher und – ohne ihn zu erkennen – auch seinen leiblichen Vater. Der erste Teil des Orakelspruchs hatte sich erfüllt. Tholos im Heiligtum der Athena Pronaia, Delphi Nach einigen glücklichen Jahren beendet eine Seuche das unbeschwerte Leben in Theben. Erneut kommt das Orakel von Delphi ins Spiel: Die verheerende Seuche kann nur dann besiegt werden, wenn die Hintergründe des Todes von König Laios geklärt werden. Ödipus befragt den greisen Seher Teiresias, der aber schweigt. Als der Ziehvater von Ödipus stirbt, kommt die ganze Wahrheit ans Licht: Ödipus hat seinen eigenen Vater umgebracht und – der zweite Teil des Orakelspruchs hatte sich bewahrheitet – seine eigene Mutter zur Frau genommen. In völliger Verzweiflung nimmt sich Iokaste das Leben und König Ödipus sticht sich mit zwei goldenden Nadeln aus Iokastes Gewand die Augen aus. Blind und verzweifelt flieht Ödipus aus Theben. Der dritte Teil der Sophokles-Trilogie setzt nach dem Kampf zwischen Polyneikes und Eteokles ein. Wie von Ödipus vorhergesagt kam es zum Kampf um die sieben Tore, in dessen Verlauf beide Söhne gefallen sind. Für Kreon, den amtierenden König von Theben, gilt Polyneikes als feindlicher Angreifer, dem man nicht die Ehre der Bestattung in heimischer Erde gewähren darf. König Kreon verbietet audrücklich, dass der tote Polyneikes bestattet wird. Oedipus und Sphinx · Francois Xavier Fabre Ödipus – im Exil in Kolonos Der zweite Teil der Trilogie von Sophokles zeigt den greisen Ödipus auf dem Hügel Kolonos bei Athen. Ödipus bittet die Götter um seinen Tod aber seine beiden Töchter Antigone und Ismene versuchen ihren Vater zu schützen. Der König von Athen und später auch Kreon, der amtierende König von Theben, haben Mitleid mit Ödipus und bieten ihm die Rückkehr an. Aber Ödipus verweigert sich – er sieht das unheilvolle Schicksal Thebens herannahen und will von seiner Selbstverbannung nicht abrücken. Besonders deutlich wird das drohende Schicksal, als Polyneikes, einer der beiden Söhne des Ödipus, die Szene betritt. Entgegen den Absprachen soll sein Bruder Eteokles eine turnusmäßige Übergabe der Herrschaft über Theben verweigert haben – so berichtet Polyneikes seinem Vater. Nun plant er die weltberühmten sieben Tore der Stadt mit einer eigenen Armee gewaltsam zu bezwingen. Ödipus soll dann, so der Plan des Polyneikes, wieder zum König ausgerufen werden. Ödipus prophezeit hingegen, dass beide Söhne im Kampf gegeneinander fallen werden. Antigone, Tochter des Ödipus und Schwester des Toten, widersetzt sich diesem Verbot des Königs und bestattet den Leichnam ihres Bruders. Dieser Konflikt zwischen dem Gehorsam gegenüber der staatlichen Autorität einerseits und den göttlichen Gesetzen sowie den familiären Banden andererseits, bestimmt das Drama um Antigone. Auch in diesem Teil der Trilogie kommt dem Seher Teiresias eine zentrale Rolle zu: Er will König Kreon, der ohne Skrupel der staatlichen Macht zum Sieg verhelfen will, zur Umkehr bewegen. Aber sein Appell bleibt ungehört und so muss er König Kreon eine schreckliche Prophezeiung aussprechen: Antigone, sein Sohn Haimon und seine Frau Eurydike werden die dramatischen Ereignisse nicht überleben. Und schließlich tritt diese Prophezeiung ein. Als Kreon sich entschließt, Antigone lebendig einzumauern, bringt sich die Tochter des Ödipus um. Ihr Verlobter Haimon findet die Tote und nimmt sich auch das Leben. Euridyke erfährt von der tödlichen Tragödie und folgt den beiden auf dem Weg in den Hades. Zurück bleibt ein gebrochener Mann – Kreon, der prinzipientreue König Thebens. Alle drei Schauspiele greift das musikalische Programm des Kölner Männer-GesangVereins im Jahreskonzert 2014 auf. Polyneikes, der den Fluch seines Vaters sehr ernst nimmt, ahnt, dass – sollte sich die Prophezeiung erfüllen – sein Leichnam nicht bestattet und er nicht den Weg in den Hades finden würde. Er bittet seine Schwester Antigone vorsorglich, ihn zu beerdigen. Für Ödipus hingegen naht der Tod. In einem Gewitter in den Bergen rings um Athen erfüllt sich sein Schicksal. Oedipus at Colonus · Jean-Antoine-Théodore Giroust Oedipus at Colonus · Fulchran-Jean Harriet