Grosser Chor - Jahreskonzert 2014 - Flyer

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DIE WERKE
DAS PROGRAMM
Kölner Männer-Gesang-Verein
Oedipus rex Igor Strawinsky
Ganz bewusst hat Igor Strawinsky bei der Anlage des OpernOratoriums in zwei Akten zur Tragödie ›Oedipus rex‹ auf die
lateinische Sprache zurückgegriffen. Mit dem mythischen, beschwörenden Charakter, den die lateinischen Sprachformeln
erzeugen, werden vor allem die rhythmischen Stereotype der
Komposition in besonderer Weise betont. Strawinsky komponierte
das Werk zwischen 1925 und 1928 und erzielte mit der szenischen
Aufführung 1928 in Wien einen vielbeachteten Erfolg.
Dieses Opern-Oratorium, in dem
sich Arien, Duette, Choreinlagen
und erklärende Texte, die in der
jeweiligen Landessprache durch
einen Sprecher vorgetragen
werden, abwechseln, fällt in die
europäische Schaffensphase
Strawinskys. Während er in Russland noch der spätromantischimpressionistischen Tradition
verbunden war, wandte er sich
nach seiner Emigration nach
Paris einer völlig neuen Tonsprache zu. Dominante Rhythmik,
revolutionär neue Akkorde und
Polytonalität sind die Stilmittel
dieser Periode, die auch im Werk
»Oedipus rex« zu erkennen sind.
Ödipus in Kolonos ·
Antigone
Felix Mendelssohn
Bartholdy
Schon früh wurde in der musikalischen Karriere von Felix Mendelssohn Bartholdy deutlich, dass das Singen eine ganz besondere
Bedeutung für sein musikalisches Wirken gewinnen würde. Er
gründete in Berlin eine Sing-Akademie, die sich den Aufführungen der großen Bach-Oratorien widmete. Auch bei der Komposition der Musik zu den beiden Schauspielen ›Ödipus auf Kolonos‹
und ›Antigone‹ widmete er der Ausarbeitung der Chorstücke
besondere Aufmerksamkeit. Zumal dem Chor – wie im Genre des
antiken Schauspiels – eine inhaltlich wichtige Rolle zufällt.
Während Schauspieler die Handlung des Schauspiels zum dramaturgischen Höhepunkt treiben, »kommentiert« der Chor das Geschehen
und beschreibt die Konsequenzen, die menschliches Handeln entfalten kann. Und gerade diese philosophisch anmutenden Passagen, die
für die Wirkungsgeschichte der Tragödien von größter Bedeutung
sind, bettet Mendelssohn in eine Musik ein, die den Kern der Botschaft des Sophokles verdeutlicht. Hier zeigt die kompositorische
Kraft Mendelssohn Bartholdys seine volle Wirkung.
Ödipus in Kolonos Gioacchino Rossini
Weltweite Beachtung erlangt Rossini
als bedeutender Opernkomponist des
Belcanto. Er komponierte in der kurzen
Zeitspanne zwischen 1813 und 1829
insgesamt 39 Opern. Vor allem die
ideenreichen Ouvertüren sind bei vielen
Klassikliebhabern fest im Gedächtnis
verankert. Im Jahr 1817 widmete sich
Rossini auch dem klassischen Thema der
Ödipus-Trilogie und komponierte ›Edipo
Coloneo‹. Ein Werk, in dem Rossini das
Schicksal des blind in Kolonos herumirrenden Ödipus musikalisch virtuos und
tief beeindruckend umsetzt. In tiefen,
klagenden Tönen wird die Trauer spürbar, verstärkt und begleitet
von der Untermalung durch den gekonnt gesetzten Männerchor.
Felix Mendelssohn Bartholdy Oedipus in Kolonos op. 93
Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles.
Libretto von Johann Jakob Christian Donner / Auszüge
Gioacchino Rossini Edipo Coloneo (1815)
Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles.
Libretto von Giambattista Giusti / Auszüge
Felix Mendelssohn Bartholdy Antigone op. 55
Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles.
Libretto von Johann Jakob Christian Donner / Auszüge
PA U S E
Igor Strawinsky Oedipus rex (1926–27, rev. 1948)
Opern-Oratorium in zwei Akten für einen Sprecher, Soli,
Männerchor und Orchester.
Text von Jean Cocteau nach Sophokles, Übertragung der
gesungenen Texte ins Lateinische durch Jean Daniélou
Es singt der Kölner Männer-Gesang-Verein
unter der musikalischen Leitung von Bernhard Steiner.
die mitwirkenden
die
ÖDIPUS
trilogie
Dominik Wortig | Tenor (Ödipus, König von Theben)
Monica Mascus | Mezzosopran (Jokaste, Mutter
und Frau des Ödipus)
Stefan Stoll | Bassbariton (Kreon, Jokastes Bruder)
Claudius Muth | Bass (Teiresias, ein Seher)
Boris Leisenheimer | Tenor (Der Hirte)
Bergische Symphoniker
Bernhard Steiner Dirigent
KONZERT 2014
Mauritiussteinweg 59 (Wolkenburg)
50676 Köln · Tel. 0221 23 12 32
[email protected] · www.kmgv.de
FREITAG | 10. OKTOBER 2014 | 20:00 UHR
KÖLNER PHILHARMONIE
DIE WERKE
DAS PROGRAMM
Kölner Männer-Gesang-Verein
Oedipus rex Igor Strawinsky
Ganz bewusst hat Igor Strawinsky bei der Anlage des OpernOratoriums in zwei Akten zur Tragödie ›Oedipus rex‹ auf die
lateinische Sprache zurückgegriffen. Mit dem mythischen, beschwörenden Charakter, den die lateinischen Sprachformeln
erzeugen, werden vor allem die rhythmischen Stereotype der
Komposition in besonderer Weise betont. Strawinsky komponierte
das Werk zwischen 1925 und 1928 und erzielte mit der szenischen
Aufführung 1928 in Wien einen vielbeachteten Erfolg.
Dieses Opern-Oratorium, in dem
sich Arien, Duette, Choreinlagen
und erklärende Texte, die in der
jeweiligen Landessprache durch
einen Sprecher vorgetragen
werden, abwechseln, fällt in die
europäische Schaffensphase
Strawinskys. Während er in Russland noch der spätromantischimpressionistischen Tradition
verbunden war, wandte er sich
nach seiner Emigration nach
Paris einer völlig neuen Tonsprache zu. Dominante Rhythmik,
revolutionär neue Akkorde und
Polytonalität sind die Stilmittel
dieser Periode, die auch im Werk
»Oedipus rex« zu erkennen sind.
Ödipus in Kolonos ·
Antigone
Felix Mendelssohn
Bartholdy
Schon früh wurde in der musikalischen Karriere von Felix Mendelssohn Bartholdy deutlich, dass das Singen eine ganz besondere
Bedeutung für sein musikalisches Wirken gewinnen würde. Er
gründete in Berlin eine Sing-Akademie, die sich den Aufführungen der großen Bach-Oratorien widmete. Auch bei der Komposition der Musik zu den beiden Schauspielen ›Ödipus auf Kolonos‹
und ›Antigone‹ widmete er der Ausarbeitung der Chorstücke
besondere Aufmerksamkeit. Zumal dem Chor – wie im Genre des
antiken Schauspiels – eine inhaltlich wichtige Rolle zufällt.
Während Schauspieler die Handlung des Schauspiels zum dramaturgischen Höhepunkt treiben, »kommentiert« der Chor das Geschehen
und beschreibt die Konsequenzen, die menschliches Handeln entfalten kann. Und gerade diese philosophisch anmutenden Passagen, die
für die Wirkungsgeschichte der Tragödien von größter Bedeutung
sind, bettet Mendelssohn in eine Musik ein, die den Kern der Botschaft des Sophokles verdeutlicht. Hier zeigt die kompositorische
Kraft Mendelssohn Bartholdys seine volle Wirkung.
Ödipus in Kolonos Gioacchino Rossini
Weltweite Beachtung erlangt Rossini
als bedeutender Opernkomponist des
Belcanto. Er komponierte in der kurzen
Zeitspanne zwischen 1813 und 1829
insgesamt 39 Opern. Vor allem die
ideenreichen Ouvertüren sind bei vielen
Klassikliebhabern fest im Gedächtnis
verankert. Im Jahr 1817 widmete sich
Rossini auch dem klassischen Thema der
Ödipus-Trilogie und komponierte ›Edipo
Coloneo‹. Ein Werk, in dem Rossini das
Schicksal des blind in Kolonos herumirrenden Ödipus musikalisch virtuos und
tief beeindruckend umsetzt. In tiefen,
klagenden Tönen wird die Trauer spürbar, verstärkt und begleitet
von der Untermalung durch den gekonnt gesetzten Männerchor.
Felix Mendelssohn Bartholdy Oedipus in Kolonos op. 93
Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles.
Libretto von Johann Jakob Christian Donner / Auszüge
Gioacchino Rossini Edipo Coloneo (1815)
Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles.
Libretto von Giambattista Giusti / Auszüge
Felix Mendelssohn Bartholdy Antigone op. 55
Schauspielmusik zur Tragödie von Sophokles.
Libretto von Johann Jakob Christian Donner / Auszüge
PA U S E
Igor Strawinsky Oedipus rex (1926–27, rev. 1948)
Opern-Oratorium in zwei Akten für einen Sprecher, Soli,
Männerchor und Orchester.
Text von Jean Cocteau nach Sophokles, Übertragung der
gesungenen Texte ins Lateinische durch Jean Daniélou
Es singt der Kölner Männer-Gesang-Verein
unter der musikalischen Leitung von Bernhard Steiner.
die mitwirkenden
die
ÖDIPUS
trilogie
Dominik Wortig | Tenor (Ödipus, König von Theben)
Monica Mascus | Mezzosopran (Jokaste, Mutter
und Frau des Ödipus)
Stefan Stoll | Bassbariton (Kreon, Jokastes Bruder)
Claudius Muth | Bass (Teiresias, ein Seher)
Boris Leisenheimer | Tenor (Der Hirte)
Bergische Symphoniker
Bernhard Steiner Dirigent
KONZERT 2014
Mauritiussteinweg 59 (Wolkenburg)
50676 Köln · Tel. 0221 23 12 32
[email protected] · www.kmgv.de
FREITAG | 10. OKTOBER 2014 | 20:00 UHR
KÖLNER PHILHARMONIE
Der Dichter Sophokles
Aus der Feder des Dichters Sophokles
stammen die drei großen Werke, die
uns Ödipus, den König von Theben, bekannt gemacht haben. Nur wenige Werke der Literaturgeschichte haben einen
ähnlichen Nachhall in der Kunst gefunden, wie diese drei Schauspiele, die
sich aus dem thebanischen Sagenkreis
speisen. Sophokles greift die Erzählungen aus dem versunkenen griechischen
Königreich auf, um daraus Tragödien
zu formen, die die elementaren Fragen
des menschlichen Zusammenlebens berühren. Diese dichterische Leistung des Dramatikers Sophokles erklärt auch die
wirkungsgeschichtliche Bedeutung.
Bis in die Moderne hinein reichen die Versuche der bildenden
Künstler, Komponisten und Autoren das komplexe Werk des
antiken Dichters in aktuellen Bezügen zu denken.
Ödipus zieht weiter nach Theben. Die Stadt steht zu diesem
Zeitpunkt im tödlichen Bann der Sphinx, die allen Reisenden
in der Nähe von Theben auflauert. Ödipus löst das Rätsel der
Sphinx und befreit so die Stadt. Die Begeisterung für den
jungen Ödipus ist groß. Man macht ihn zum König und gibt
ihm Iokaste zur Frau. Die Zwillinge Eteokles und Polyneikes
werden geboren, dann die Töchter Antigone und Ismene.
Delphische Sybille · Michelangelo Buonarroti
die drei dramen
Ödipus – König von Theben
Die Tragik des Lebens von König Ödipus beginnt schon lange
vor seiner Geburt. Sein Vater, König Laios von Theben, hatte
die Gastfreundschaft des arkadischen Königs Pelops missbraucht und war von ihm verflucht worden.
Weil Laios und seine Frau Iokaste über
viele Jahre hinweg kinderlos blieben,
machte sich Laios auf den Weg zum
Orakel von Delphi. Er wollte wissen,
wie wirkmächtig der Fluch des Königs
Pelops sei. Die Antwort der Priester am
Orakel von Delphi ließ an Eindeutigkeit
wenig zu wünschen übrig: »Solltest
Du Dich je unterstehen, einen Sohn
zu zeugen, so wird dieser seinen Vater
erschlagen und seine Mutter heiraten.« Orakel Delphi · Antikensammlung Berlin
Trotz dieses Orakelspruchs bekommen
König Laios und Iokaste schon bald einen Sohn: Ödipus. Aus
Angst vor dem Fluch setzen die Eltern den Neugeborenen
im Gebirge aus. Wie durch ein Wunder überlebt Ödipus und
wächst in Korinth bei Zieheltern auf.
Antigone
Im junger Ödipus erwacht der Zweifel, ob seine Zieheltern
auch seine leiblichen Eltern wären. So sucht auch er das
Orakel von Delphi auf und erfährt dort, dass er seinen Vater
töten und sein Mutter zur Frau nehmen wird. Entsetzt flieht
Ödipus aus Korinth – um seine vermeintlichen Eltern vor
diesem Schrecken zu bewahren. Auf seinem Weg trifft er
an einer Wegkreuzung auf eine Kutsche mit König Laios als
Passagier. Der Kutscher gerät in Streit mit Ödipus und im
Kampf tötet Ödipus den Kutscher und – ohne ihn zu erkennen – auch seinen leiblichen Vater. Der erste Teil des Orakelspruchs hatte sich erfüllt.
Tholos im Heiligtum der Athena Pronaia, Delphi
Nach einigen glücklichen Jahren beendet eine Seuche das
unbeschwerte Leben in Theben. Erneut kommt das Orakel von
Delphi ins Spiel: Die verheerende Seuche kann nur dann besiegt werden, wenn die Hintergründe des Todes von König
Laios geklärt werden. Ödipus befragt den greisen Seher Teiresias, der aber schweigt.
Als der Ziehvater von Ödipus stirbt, kommt die ganze Wahrheit ans Licht: Ödipus hat seinen eigenen Vater umgebracht
und – der zweite Teil des Orakelspruchs hatte sich bewahrheitet – seine eigene Mutter zur Frau genommen. In völliger
Verzweiflung nimmt sich Iokaste das Leben und König Ödipus
sticht sich mit zwei goldenden Nadeln aus Iokastes Gewand
die Augen aus. Blind und verzweifelt flieht Ödipus aus Theben.
Der dritte Teil der Sophokles-Trilogie setzt nach dem Kampf
zwischen Polyneikes und Eteokles ein. Wie von Ödipus vorhergesagt kam es zum Kampf um die sieben Tore, in dessen Verlauf beide Söhne gefallen sind. Für Kreon, den amtierenden
König von Theben, gilt Polyneikes als feindlicher Angreifer,
dem man nicht die Ehre der Bestattung in heimischer Erde
gewähren darf. König Kreon verbietet audrücklich, dass der
tote Polyneikes bestattet wird.
Oedipus und Sphinx · Francois Xavier Fabre
Ödipus – im Exil in Kolonos
Der zweite Teil der Trilogie von Sophokles zeigt den greisen
Ödipus auf dem Hügel Kolonos bei Athen. Ödipus bittet die
Götter um seinen Tod aber seine beiden Töchter Antigone
und Ismene versuchen ihren Vater zu schützen. Der König von
Athen und später auch Kreon, der amtierende König von Theben, haben Mitleid mit Ödipus und bieten ihm die Rückkehr
an. Aber Ödipus verweigert sich – er sieht das unheilvolle
Schicksal Thebens herannahen und will von seiner Selbstverbannung nicht abrücken.
Besonders deutlich wird das drohende Schicksal, als Polyneikes, einer der beiden Söhne des Ödipus, die Szene betritt.
Entgegen den Absprachen soll sein Bruder Eteokles eine turnusmäßige Übergabe der Herrschaft über Theben verweigert
haben – so berichtet Polyneikes seinem Vater. Nun plant er
die weltberühmten sieben Tore der Stadt mit einer eigenen
Armee gewaltsam zu bezwingen. Ödipus soll dann, so der
Plan des Polyneikes, wieder zum König ausgerufen werden.
Ödipus prophezeit hingegen, dass beide Söhne im Kampf gegeneinander fallen werden.
Antigone, Tochter des Ödipus und Schwester des Toten, widersetzt sich diesem Verbot des Königs und bestattet den
Leichnam ihres Bruders. Dieser Konflikt zwischen dem Gehorsam gegenüber der staatlichen Autorität einerseits und den
göttlichen Gesetzen sowie den familiären Banden andererseits, bestimmt das Drama um Antigone.
Auch in diesem Teil der Trilogie kommt dem Seher Teiresias
eine zentrale Rolle zu: Er will König Kreon, der ohne Skrupel
der staatlichen Macht zum Sieg verhelfen will, zur Umkehr
bewegen. Aber sein Appell bleibt ungehört und so muss er
König Kreon eine schreckliche Prophezeiung aussprechen:
Antigone, sein Sohn Haimon und seine Frau Eurydike werden
die dramatischen Ereignisse nicht überleben.
Und schließlich tritt diese Prophezeiung ein. Als Kreon sich
entschließt, Antigone lebendig einzumauern, bringt sich
die Tochter des Ödipus um. Ihr Verlobter Haimon findet die
Tote und nimmt sich auch das Leben. Euridyke erfährt von
der tödlichen Tragödie und folgt den beiden auf dem Weg in
den Hades. Zurück bleibt ein gebrochener Mann – Kreon, der
prinzipientreue König Thebens.
Alle drei Schauspiele greift
das musikalische Programm
des Kölner Männer-GesangVereins im Jahreskonzert
2014 auf.
Polyneikes, der den Fluch seines Vaters sehr ernst nimmt,
ahnt, dass – sollte sich die Prophezeiung erfüllen – sein
Leichnam nicht bestattet und er nicht den Weg in den Hades
finden würde. Er bittet seine Schwester Antigone vorsorglich,
ihn zu beerdigen.
Für Ödipus hingegen naht der Tod. In einem Gewitter in den
Bergen rings um Athen erfüllt sich sein Schicksal.
Oedipus at Colonus · Jean-Antoine-Théodore Giroust
Oedipus at Colonus · Fulchran-Jean Harriet
Der Dichter Sophokles
Aus der Feder des Dichters Sophokles
stammen die drei großen Werke, die
uns Ödipus, den König von Theben, bekannt gemacht haben. Nur wenige Werke der Literaturgeschichte haben einen
ähnlichen Nachhall in der Kunst gefunden, wie diese drei Schauspiele, die
sich aus dem thebanischen Sagenkreis
speisen. Sophokles greift die Erzählungen aus dem versunkenen griechischen
Königreich auf, um daraus Tragödien
zu formen, die die elementaren Fragen
des menschlichen Zusammenlebens berühren. Diese dichterische Leistung des Dramatikers Sophokles erklärt auch die
wirkungsgeschichtliche Bedeutung.
Bis in die Moderne hinein reichen die Versuche der bildenden
Künstler, Komponisten und Autoren das komplexe Werk des
antiken Dichters in aktuellen Bezügen zu denken.
Ödipus zieht weiter nach Theben. Die Stadt steht zu diesem
Zeitpunkt im tödlichen Bann der Sphinx, die allen Reisenden
in der Nähe von Theben auflauert. Ödipus löst das Rätsel der
Sphinx und befreit so die Stadt. Die Begeisterung für den
jungen Ödipus ist groß. Man macht ihn zum König und gibt
ihm Iokaste zur Frau. Die Zwillinge Eteokles und Polyneikes
werden geboren, dann die Töchter Antigone und Ismene.
Delphische Sybille · Michelangelo Buonarroti
die drei dramen
Ödipus – König von Theben
Die Tragik des Lebens von König Ödipus beginnt schon lange
vor seiner Geburt. Sein Vater, König Laios von Theben, hatte
die Gastfreundschaft des arkadischen Königs Pelops missbraucht und war von ihm verflucht worden.
Weil Laios und seine Frau Iokaste über
viele Jahre hinweg kinderlos blieben,
machte sich Laios auf den Weg zum
Orakel von Delphi. Er wollte wissen,
wie wirkmächtig der Fluch des Königs
Pelops sei. Die Antwort der Priester am
Orakel von Delphi ließ an Eindeutigkeit
wenig zu wünschen übrig: »Solltest
Du Dich je unterstehen, einen Sohn
zu zeugen, so wird dieser seinen Vater
erschlagen und seine Mutter heiraten.« Orakel Delphi · Antikensammlung Berlin
Trotz dieses Orakelspruchs bekommen
König Laios und Iokaste schon bald einen Sohn: Ödipus. Aus
Angst vor dem Fluch setzen die Eltern den Neugeborenen
im Gebirge aus. Wie durch ein Wunder überlebt Ödipus und
wächst in Korinth bei Zieheltern auf.
Antigone
Im junger Ödipus erwacht der Zweifel, ob seine Zieheltern
auch seine leiblichen Eltern wären. So sucht auch er das
Orakel von Delphi auf und erfährt dort, dass er seinen Vater
töten und sein Mutter zur Frau nehmen wird. Entsetzt flieht
Ödipus aus Korinth – um seine vermeintlichen Eltern vor
diesem Schrecken zu bewahren. Auf seinem Weg trifft er
an einer Wegkreuzung auf eine Kutsche mit König Laios als
Passagier. Der Kutscher gerät in Streit mit Ödipus und im
Kampf tötet Ödipus den Kutscher und – ohne ihn zu erkennen – auch seinen leiblichen Vater. Der erste Teil des Orakelspruchs hatte sich erfüllt.
Tholos im Heiligtum der Athena Pronaia, Delphi
Nach einigen glücklichen Jahren beendet eine Seuche das
unbeschwerte Leben in Theben. Erneut kommt das Orakel von
Delphi ins Spiel: Die verheerende Seuche kann nur dann besiegt werden, wenn die Hintergründe des Todes von König
Laios geklärt werden. Ödipus befragt den greisen Seher Teiresias, der aber schweigt.
Als der Ziehvater von Ödipus stirbt, kommt die ganze Wahrheit ans Licht: Ödipus hat seinen eigenen Vater umgebracht
und – der zweite Teil des Orakelspruchs hatte sich bewahrheitet – seine eigene Mutter zur Frau genommen. In völliger
Verzweiflung nimmt sich Iokaste das Leben und König Ödipus
sticht sich mit zwei goldenden Nadeln aus Iokastes Gewand
die Augen aus. Blind und verzweifelt flieht Ödipus aus Theben.
Der dritte Teil der Sophokles-Trilogie setzt nach dem Kampf
zwischen Polyneikes und Eteokles ein. Wie von Ödipus vorhergesagt kam es zum Kampf um die sieben Tore, in dessen Verlauf beide Söhne gefallen sind. Für Kreon, den amtierenden
König von Theben, gilt Polyneikes als feindlicher Angreifer,
dem man nicht die Ehre der Bestattung in heimischer Erde
gewähren darf. König Kreon verbietet audrücklich, dass der
tote Polyneikes bestattet wird.
Oedipus und Sphinx · Francois Xavier Fabre
Ödipus – im Exil in Kolonos
Der zweite Teil der Trilogie von Sophokles zeigt den greisen
Ödipus auf dem Hügel Kolonos bei Athen. Ödipus bittet die
Götter um seinen Tod aber seine beiden Töchter Antigone
und Ismene versuchen ihren Vater zu schützen. Der König von
Athen und später auch Kreon, der amtierende König von Theben, haben Mitleid mit Ödipus und bieten ihm die Rückkehr
an. Aber Ödipus verweigert sich – er sieht das unheilvolle
Schicksal Thebens herannahen und will von seiner Selbstverbannung nicht abrücken.
Besonders deutlich wird das drohende Schicksal, als Polyneikes, einer der beiden Söhne des Ödipus, die Szene betritt.
Entgegen den Absprachen soll sein Bruder Eteokles eine turnusmäßige Übergabe der Herrschaft über Theben verweigert
haben – so berichtet Polyneikes seinem Vater. Nun plant er
die weltberühmten sieben Tore der Stadt mit einer eigenen
Armee gewaltsam zu bezwingen. Ödipus soll dann, so der
Plan des Polyneikes, wieder zum König ausgerufen werden.
Ödipus prophezeit hingegen, dass beide Söhne im Kampf gegeneinander fallen werden.
Antigone, Tochter des Ödipus und Schwester des Toten, widersetzt sich diesem Verbot des Königs und bestattet den
Leichnam ihres Bruders. Dieser Konflikt zwischen dem Gehorsam gegenüber der staatlichen Autorität einerseits und den
göttlichen Gesetzen sowie den familiären Banden andererseits, bestimmt das Drama um Antigone.
Auch in diesem Teil der Trilogie kommt dem Seher Teiresias
eine zentrale Rolle zu: Er will König Kreon, der ohne Skrupel
der staatlichen Macht zum Sieg verhelfen will, zur Umkehr
bewegen. Aber sein Appell bleibt ungehört und so muss er
König Kreon eine schreckliche Prophezeiung aussprechen:
Antigone, sein Sohn Haimon und seine Frau Eurydike werden
die dramatischen Ereignisse nicht überleben.
Und schließlich tritt diese Prophezeiung ein. Als Kreon sich
entschließt, Antigone lebendig einzumauern, bringt sich
die Tochter des Ödipus um. Ihr Verlobter Haimon findet die
Tote und nimmt sich auch das Leben. Euridyke erfährt von
der tödlichen Tragödie und folgt den beiden auf dem Weg in
den Hades. Zurück bleibt ein gebrochener Mann – Kreon, der
prinzipientreue König Thebens.
Alle drei Schauspiele greift
das musikalische Programm
des Kölner Männer-GesangVereins im Jahreskonzert
2014 auf.
Polyneikes, der den Fluch seines Vaters sehr ernst nimmt,
ahnt, dass – sollte sich die Prophezeiung erfüllen – sein
Leichnam nicht bestattet und er nicht den Weg in den Hades
finden würde. Er bittet seine Schwester Antigone vorsorglich,
ihn zu beerdigen.
Für Ödipus hingegen naht der Tod. In einem Gewitter in den
Bergen rings um Athen erfüllt sich sein Schicksal.
Oedipus at Colonus · Jean-Antoine-Théodore Giroust
Oedipus at Colonus · Fulchran-Jean Harriet
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