chanta, o unda - Teatro Sociale Bellinzona

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chanta, o unda
‫ﻳَﺎ ُﻣﻮ َﺟﺔ َﻏﻦ‬
singe, oh Welle
Ein interkulturelles Multimedia Projekt
Ta melodia tant profuonda,
o En,
strasuna tras la val,
in ma chasetta our’in Spuonda
solen resun’il cling sacral.
Abandunà vainst da la sfera
suldüm’e frai as dan il man,
ma sco cristals da l’aspra terra
tas uondas glüschan di ed an.
Uni sco perlas in chadaina
ils lais splenduran müravglius
e cura l’aua plü nu staina,
o En,
teis chant es grandius.
aus L’En von Armon Cantieni
‫ َﻋ ْﻠ َﺑ ْﺣ ِﺭ َﻏﻥﱢ‬، ‫َﻳﺎ ُﻣﻭﺟﺔ َﻏﻥﱢ‬
‫ﻭﺏ ْﻣ ْﺗ َﻬﺎ ﱢﻧﻲ‬
ْ ‫ﻣﺣ ُﺑ‬
ْ ‫ﺳﺎ ْﻳ ْﺏ‬
َ ‫ِﻳﻑ ﻟﱢﻲ‬
ْ ‫ﻛ‬
َ
‫ ْﻋﻠَﻰ ْﻟ َﺑ ْﺣ ِﺭ ْﻧ َﻐ ﱢﻧﻲ‬،‫ﺁ َﻫ َﻬﺎ ﺃ َﻧﺎ ْﻭ ْﻧﺗِﻲ ْﻭ ْﻧﺗِﻲ َﻭ َﻧﺎ‬
ْ ‫ﻫ َْﻛﺩَ ﺍ ْﻏ ﱢﻧ‬
‫ﻭﺝ‬
ْ ‫ﻳﺕ ﺃَ َﻧﺎ َﻋﻠَﻰ ﺍﻟ ُﻣ‬
‫ﻭﺝ‬
ْ ‫ِﻳﻑ ْﻳ ُﺭ‬
ْ ‫ﺍﻟﻌﺎﺷِ ﻘِﻳﻥْ ﻛ‬
َ ‫ْﻭ ْﻗ ْﻠ ْﺏ‬
‫ﻭﺝ‬
ْ ‫ْﻓ ْﻭ ْﺳ ْﻁ ْﻟ ْﺑ َﺣ ْﺭ َﺑﺎ ُﻧﻭﻟ ﱠِﻲ ﺷِ ﻲ ْﺑ ُﺭ‬
‫َﻳﺎ َﻣ ْﺣﻠَﻰ ُﺣ ْ ّﺑ َﻧﺎ ْﺃ ْﺣ َﻧﺎ ْﺑ ُﺟﻭﺝ‬
ِ ‫ ْﻧ‬،‫ﺕ ﻟﱢﻲ ْﺗ ْﻐ ﱢﻧﻲ ﻟِﻲ‬
ِ ‫ْﻧ‬
‫ﺕ ﻟﱢﻲ ْﺗ َﻌ ْﺭﻓِﻲ ﻟِﻲ‬
‫ ْﻋﻠَﻰ ْﻟ َﺑ ْﺣ ِﺭ ْﻧ َﻐ ﱢﻧﻲ‬،‫ﺁ َﻫ َﻬﺎ ﺃَ َﻧﺎ ْﻭ ْﻧﺗِﻲ ْﻭ ْﻧﺗِﻲ َﻭ َﻧﺎ‬
aus „Ya mouja ghanni“ von Houcine Slaoui
chanta, o unda
‫ﻮﺟﺔ َﻏ ﱢﻦ‬
َ ‫ﻳَﺎ ُﻣ‬
Ein interkulturelles Multimedia Projekt
singe, oh Welle
ABSTRACT
Idee
Ein romanischer Chor reist nach Marokko und erarbeitet zusammen mit einem
marokkanischen Chor ein Konzertprogramm. Die beiden Chöre singen Lieder aus ihrer
Heimat. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht aber die Einstudierung und Uraufführung des
interkulturellen Chorwerkes « annahrani ‫ ﺍَﻟ ﱠﻧ ْﻬﺭَ ﺍﻥ‬ils duos flüms » des Bündner Komponisten
Fortunat Frölich.
Zwei sehr unterschiedliche Kulturen treffen aufeinander. Auf der musikalischen Ebene
verbindet sich das einstimmige marokkanische Volkslied mit europäischer Polyphonie. Auf
der zwischenmenschlichen Ebene begegnen sich SchweizerInnen und MarokkanerInnen in
einer intensiven Zusammenarbeit.
Die Filmregisseurin Sarah Derendinger begleitet das Projekt und dreht, im Auftrag von Mira
Film GmbH, Schweizer Fernsehen SF und RTR – Radiotelevisiun Svizra Rumantscha, einen
Film über die interkulturelle Arbeit von Fortunat Frölich in Marokko.
Realisierung
Das Projekt « chanta, o unda ‫ﻮﺟﺔ ﻏَﻦﱢ‬
َ ‫ ﻳَﺎ ُﻣ‬singe, oh Welle » steht unter dem Patronat der
Schweizer Botschaft in Marokko und wird in Koproduktion mit der Association MAROC
CULTURES realisiert. Die Uraufführung findet am Festival MAWAZINE rythmes du monde in
Rabat statt.
Im Juli und August folgt die Produktion den Einladungen an das
Lörrach und ans THEATERSPEKTAKEL in Zürich.
STIMMENFESTIVAL
In Zusammenarbeit mit dem THEATER CHUR folgt dann im Oktober 2012 die Erarbeitung
einer szenischen Umsetzung der Produktion. Mit szenischen Mitteln, die dem
Dokumentartheater entstammen und mit einer Video-Installation verhilft Sarah Derendinger
der spannenden Konstellation auf der Bühne noch zu mehr Wirksamkeit. Die szenische
Fassung des Projektes « chanta, o unda ‫ ﻳَﺎ ُﻣﻮ َﺟﺔ ﻏَﻦﱢ‬singe, oh Welle » geht anschliessend auf
eine kleine Schweizer Tournee
Ausführende
choR inteR kultuR, romanischer Projektchor (32 SängerInnen)
Choeur du Maroc (17 SängerInnen)
Rachid Zeroual, Nay
Najib Gouddar, Violine
Noureddine Chniquir, Oud
Samir Essahbi, Darboukka
Sanae El Amri, Leitung Choeur du Maroc
Fortunat Frölich, Musikalische Gesamtleitung
Sarah Derendinger, Filmregie, Regie Dokumentartheater
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‫ﻮﺟﺔ َﻏ ﱢﻦ‬
َ ‫ﻳَﺎ ُﻣ‬
Ein interkulturelles Multimedia Projekt
singe, oh Welle
Produzent
Verein chanta o unda
Koproduzent
Association MAROC CULTURES
Patronat
Schweizer Botschaft in Marokko
Medien-/Filmpartner
Mira Film GmbH – Produzent: Hercli Bundi
Schweizer Fernsehen SF
RTR – Radiotelevisiun Svizra Rumantscha
Musik&Theater Magazin
Zeitplan
Ab Febr 2012
Chorproben des romanischen Chors in der Schweiz (Ltg Fortunat Frölich)
Chorproben des marokkanischen Chors in Marokko (Ltg Sanae El Amri)
17.-24. Mai 2012 Proben beider Chöre und Musiker in Rabat, Marokko
Radioaufnahme bei RTM Radiotélévision Marocaine
25. Mai 2012
Weltpremière am Festival MAWAZINE rythmes du monde (sous le haut
patronage de sa Majesté le Roi Mohammed VI)
27. Juli 2012
Konzert am STIMMENFESTIVAL Lörrach
29. August 2012 Konzert am THEATERSPEKTAKEL Zürich
23.-25.10.12
26.10.12
28.10.12
29.10.12
Szenische Proben in Chur
Szenische Uraufführung THEATER CHUR (Saison-Eröffnung)
TEATRO SOCIALE Bellinzona
Kloster Disentis GR
Sept./Okt. 2012
Première des Filmes von Sarah Derendinger über die inter-kulturelle Arbeit
von choRinteRkultuR in Marokko.(Produzent: Mira Film in Koproduktion
mit Schweizer Fernsehen SF und RTR Radiotelevisiun Rumantscha)
Kontakt
Kulturkontakte
Erika Schär
Gerbergasse 30
CH - 4001 Basel
T + 41 61 263 16 40
T + 41 61 263 16 40
Mail : [email protected]
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Ein interkulturelles Multimedia Projekt
singe, oh Welle
MUSIK
von Fortunat Frölich
AUSGANGSLAGE
Verschiedene Musik – verschiedene musikalische Fähigkeiten
Als ich auf Einladung des Conservatoire National du Maroc begann, am Konservatorium in
Rabat einen Chor aufzubauen und versuchte meinen Studenten mehrstimmigen Chorgesang
beizubringen, musste ich erkennen, dass dies nicht so einfach war. Doch meine Studenten
waren nicht unmusikalisch. So wie es mir unmöglich war, ein marokkanisches Lied auch nur
ansatzweise korrekt wiederzugeben, beruhte auch die Mühe meiner Studenten mit der
Mehrstimmigkeit auf ihrem kulturellen und musikalischen Hintergrund, in welchem andere
Fähigkeiten gefördert werden. Darauf versuchte ich die Verschiedenartigkeit arabischer und
europäischer Musikalität zu ergründen. Das war mein sehr pragmatischer Einstieg in meine
interkulturelle musikalische Arbeit. Meine Faszination über die Verschiedenartigkeit
menschlicher Existenz- und Ausdrucksmöglichkeit ist seither nur gewachsen. Mit meiner
Bewunderung für fremde Kulturen wuchs auch die Bewunderung für meine eigene Kultur,
insbesondere für das mehrstimmige europäische Volkslied.
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Ein interkulturelles Multimedia Projekt
singe, oh Welle
Fremde Musik – eigene Musik
Ich habe in den zahlreichen interkulturellen Projekten die ich geleitet habe auch entdeckt,
dass der Bezug zur eigenen Kultur und das Interesse an anderen Kulturen sehr
unterschiedlich erlebt wird – auch hier gibt es kulturelle Unterschiede. Ich versuche, in
meinen interkulturellen Projekten, diesem Umstand Rechnung zu tragen und strebe eine
Verbindlichkeit und Verständlichkeit für Zuhörer aus den verschiedenen Kulturen an.
Für das Projekt « chanta, o unda ‫ﻮﺟﺔ ﻏَﻦﱢ‬
َ ‫ ﻳَﺎ ُﻣ‬singe, oh Welle » habe ich mit der Auswahl des
Grundmaterials eine gute Voraussetzung dazu erhalten:
Sowohl das marokkanische als auch das romanische Liedgut werden mit gutem Grund als
stolzes kulturelles Erbe betrachtet. Wie in der Romantschia, wird auch in Marokko das
Volksliedgut gepflegt – in Graubünden durch das weitverbreitete Chorwesen, in Marokko
über die sehr populären Stars und ihr (mitsingendes) Publikum. Wenn auch zum Teil in etwa
hundertjähriger Zeitdifferenz entstanden, gibt es Berührungspunkte: Die angesprochenen
Themen in den Liedtexten, die einfache Form, die eingängige Melodik. Das marokkanische
Volkslied spricht durchaus auch ein europäisches Publikum an und das romanische Liedgut
gefällt in Marokko – beides weiss ich aus Erfahrung.
Zwei Flüsse
« chanta, o unda ‫ﻮﺟﺔ ﻏَﻦﱢ‬
َ ‫ ﻳَﺎ ُﻣ‬singe, oh Welle » ist der Titel des Projektes. Er ist dem in
Marokko überaus beliebten Lied « Ya mouja ghanni » von Houcine Slaoui entnommen, das
im romanischen Lied « L’En » von Armon Cantieni sein ebenbürtiges Pendant findet.
Houcine Slaoui (1918 – 1951), mit bürgerlichem Name Houcine Bouchaib, hat als Sänger
und Komponist die Geschichte der marokkanischen Volksmusik beeinflusst. Als junger Mann
übersiedelte er von seiner marokkanischen Heimatstadt Salé nach Paris, wo gerade das
« chanson de l’exil » entsteht. Seine Lieder handeln denn auch von sozialen Problemen wie
der französischen Besetzung Marokkos, dem Exil und der Korruption. Houcine benutzt
sowohl marokkanische Tonleitern und Rhythmen als auch solche aus der traditionellen
orientalischen arabischen Musik. Die letzteren « marokkanisiert » er indem er sie mit der
Sprache und dem Sprachrhythmus Marokkos verbindet. Houcine Slaoui besingt im Lied « Ya
mouja ghanni » den Fluss seiner Heimatstadt, den Bouregregh.
Armon Cantieni (1907 – 1962) prägte als Musiker, Chorleiter, Komponist und Schulmusiker
das musikalische Leben des Kantons Graubünden wesentlich mit. Der in eine musikalische
Familie geborene Engadiner lebte ebenfalls eine Zeit lang in Paris und studierte Klavier bei
Alfred Cortot und Komposition bei Nadja Boulanger. 1937 – 1962 wirkte Armon Cantieni als
Musiklehrer an der Bündner Kantonsschule in Chur. Aus seinem kompositorischen Schaffen
ragen die Vokalwerke heraus, namentlich Kompositionen für Gemischten Chor und
Männerchor. Armon Cantieni besingt im Lied „L’En“ den Fluss seiner Heimat, den Inn.
Beide Komponisten – ob sie sich wohl jemals in Paris begegnet sind? – haben die Texte
über den Fluss ihrer Heimat selbst geschrieben. « Ya mouja! », « Oh En! » Beide
gebrauchen die bewundernde Exklamation « Oh » beziehungsweise « Ya » um ihren
geliebten Fluss zu beschreiben. Mit den Worten « ‫ » ﻳَﺎ ُﻣﻮ َﺟﺔ ﻏَﻦﱢ‬fordert Houcine Slaoui
„seinen“ Fluss zum Singen auf, während Armon Cantieni dichtet: «Ta melodia tant
profuonda, o En strasuna tras la val » (Deine tiefgründige Melodie, oh Inn, klingt durch das Tal).
Es ist mir tatsächlich gelungen, die beiden Melodien – mehr als ein halbes Jahrhundert nach
ihrer Entstehung – in einer Komposition zusammenfliessen zu lassen. Die kompositorische
Verquickung der beiden Melodien eröffnet meinen interkulturellen Zyklus « annahrani ‫ﺍَﻟ ﱠﻧﻬ َْﺭﺍﻥ‬
ils duos flüms ».
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chanta, o unda
‫ﻮﺟﺔ َﻏ ﱢﻦ‬
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Ein interkulturelles Multimedia Projekt
singe, oh Welle
Die marokkanischen Lieder:
Ya mouja ghanni – Houcine Slaoui
Ga al Moricone – Houcine Slaoui
La Habib (Mohamed Fouiteh) – Mohamed Tadlaoui
Ayli hiyani (Mohamed Fouiteh) – Mohamed Tadlaoui
Mghiara (Latifa Raafat) – Abdelkader Rachdi/M.Fathllah
Ya leil ou’toul – Abdelkader Rachdi
Hadi talteyame ya nnass – Zouiten Abed/A. El Alj
Souwlt alik (Ahmed Ismail) – jM. Benabdesslam/J.El Amrani
Ayyam Rrabih – Abderrahim Sekkat/A. El Alj
Alech ya ghzali (Maati Bekassem) – A. Sekkat
und andere
Die romanischen Lieder:
L’En – Armon Cantieni
Lingua materna – Roman Cantieni/G. Barblan
Reminiszenzas – Giusep Maissen/G.H.Muoth
La sera sper il lag – Gion B. Casanova/Flurin Camathias
Ad ina steila – Gion Guisep Derungs/D.Cadruvi
Dorma bain – Nuot Vonmoos/A.Bezzola
und andere
UMSETZUNG
Kontrast
Da die Verschiedenartigkeit per se für mich ein Faszinosum darstellt, suche ich in meinen
interkulturellen Kompositionen immer nach Möglichkeiten, den Kontrast darzustellen. Die
einfachste Form dafür ist die reine Gegenüberstellung von Musikstücken aus verschiedenen
Kulturen. Vom « Raks l’Atlas » (Tanz im Atlasgebirge) zu « La sera sper il lag » (Abend am
(Laaxer-)See) ist es ein weiter Weg. In der Gegenüberstellung wird das hörbar. Die
Erfahrung zeigt aber, dass – bei aller Unterschiedlichkeit – dem Zuhörer die jeweils fremde
Musik trotzdem irgendwie vertraut ist. Er spürt, dass « Raks l’Atlas » und « La sera sper il
lag», so unterschiedlich sie auch klingen, vom selben Gefühl getragen werden: Heimatliebe,
Lebenslust, Freude, Trauer, Sehnsucht. Live vorgetragene Gegenüberstellungen können
sehr wirkungsvoll und berührend sein. Man kann sich der Faszination des Gegensatzes
fremd/vertraut schwer entziehen. Und zugleich wächst die Neugierde, wie wohl solch
verschiedene Musik in einer Komposition zusammenklingen kann.
Verflechtung kontra Verschmelzung
Wenn ich mich nun daran wage, die verschiedenen Kulturen in einer Komposition enger zu
verbinden, achte ich darauf, dass ihre jeweilige Identität, dabei nicht verloren geht. Es liegt
also nicht so sehr in meinem Interesse, einzelne musikalische Elemente abzuspalten und in
einen neuen Kontext zu integrieren – zum Beispiel einen arabischen Rhythmus in einen
europäischen Chorsatz – weil das fremde Element dadurch zu sehr absorbiert würde. Ich
suche also eher eine Verflechtung als eine Verschmelzung. Die kulturelle Unterschiedlichkeit
soll in meiner interkulturellen Komposition hörbar bleiben.
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Ein interkulturelles Multimedia Projekt
singe, oh Welle
Authentizität
In meinem Liederzyklus « annahrani ‫ ﺍَﻟ ﱠﻧ ْﻬﺭَ ﺍﻥ‬ils duos flüms » arbeite ich aus diesen Gründen
wieder mit authentischen Gruppen zusammen: ein gemischter Chor aus der romanischen
Schweiz und ein marokkanischer Chor mit dem dazugehörigen Instrumentalensemble. Der
romanische Projektchor wird aus sorgfältig ausgewählten Sängerinnen und Sängern im
Herbst 2011 zusammengestellt. Der Choeur du Maroc von Sanae El Amri vereint die besten
Stimmen Rabats. Auch das marokkanische Instrumentalensemble wird hochkarätig
zusammengesetzt sein: Rachid Zeroual – Nay, Samir Tamim – Violine, Nasser Houari –
Oud, Samir Essahbi – Darboukka.
Herausforderung
Grundsätzlich wird die marokkanische Melodie in meinem Liederzyklus « annahrani ‫ ﺍَﻟ ﱠﻧ ْﻬﺭَ ﺍﻥ‬ils
duos flüms » im Originalton geführt – einstimmig und instrumental (ebenfalls einstimmig)
begleitet. Das romanische Ensemble beruft sich auf die grosse musikalische Errungenschaft
Europas – die Harmonik. Der Entstehung des europäischen Chorliedes lag ursprünglich die
Harmonisierung von Volksliedern zugrunde. Nun stellt sich die Frage, ob ein solcher Prozess
auch für das arabische Lied denkbar ist. Viele marokkanische Komponisten haben versucht,
die Harmonik in die marokkanische Musik zu integrieren. Im dur/moll-tonalen
Zusammenhang haben die arabischen Melodien aber oft viel von ihrer Kraft verloren.
Funktionale Harmonik wird dem arabischen Liedgut nur bedingt gerecht. Das ist nicht weiter
verwunderlich, wenn man bedenkt, dass sich die arabische Melodik über Jahrhunderte
unbeeinträchtigt von den Gesetzen der Polyphonie und der Harmonik entwickelt hat.
(vergleiche auch: Interkulturalität - Polyphonie und mündliche Überlieferung, S. 15). In der
arabischen Melodik gibt es mehr Tonarten (maqamat) und mehr Töne als in der
europäischen, sowie viele verschiede Arten der Tongebung und der Verzierung. Wichtig ist
auch der starke Bezug arabischer Melodien zu ihrem Rhythmus. Deshalb ist die Verbindung
von arabischen Melodien mit europäischer Polyphonie kein leichtes Unterfangen.
Fragestellungen und Antworten
Folgende Probleme müssen musikalisch gelöst werden:
Wie können die differenzierten rhythmischen und bi-rhythmischen Strukturen des
marokkanischen Volksliedes berücksichtigt werden, ohne dass das europäische
Ensemble überfordert wird?
Wie geht man mit der Unmöglichkeit um, arabische Vierteltonmelodik in Akkorde zu
betten?
Wie kann das europäische Feingefühl für dynamische Unterschiede im neuen
Kontext gewahrt werden?
Welche Sprache oder Phonetik soll für den romanischen Chor eingesetzt werden?
Die polyphonen (europäischen) Elemente müssen stringent formuliert sein um neben der
ungemeinen Durchschlagkraft der marokkanischen Melodie und Rhythmik bestehen zu
können. Erweiterte Harmonik eignet sich besser als funktionale Harmonik.
Vierteltöne können zwar nicht in Akkorde eingebunden werden, weil diese sonst unrein
(falsch) klingen, in Intervallen können Vierteltöne allerdings eine interessante Kraft
entwickeln, vor allem auf gehaltenen oder repetierten Tönen.
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Formal weite ich die Lieder aus. So erhält der gemischte Chor Raum für die Entfaltung des
polyphonen Chorklangs. Die arabische Taqsim, ein instrumentales Vorspiel, das
üblicherweise vor einem Lied erklingt und improvisierend das Maqam (den Modus) des
nachfolgenden Liedes vorstellt, kann einerseits für interessante Chorpassagen genutzt
werden oder aber durch einen reinen Chorsatz ersetzt werden. Diese Stellen eignen sich
auch für eine erweiterte Harmonik und neuere Klangfarben bis hin zum Cluster und zum
Geräusch.
Die eigentümliche Tongebung des arabischen Gesanges hängt nicht selten auch mit der
arabischen Sprache zusammen, welche Laute kennt, die in europäischen Sprachen nicht
vorkommen. Solche Laute finden im Sprachmaterial des europäischen Chores teilweise
Verwendung. Daneben werden arabische Kernsätze und auch rein phonetisch angewendete
Vokale und Silben zum Einsatz kommen. Gelegentlich kann auch einmal eine Textstelle des
marokkanischen Liedes in ihrer Übersetzung das Sprachmaterial für den romanischen Chor
liefern.
Mit der Beibehaltung der Instrumentalbegleitung im marokkanischen Lied gewährleiste ich
dass die arabische Eigenart durchwegs hörbar bleibt.
Audiobeispiele
Auf der beiliegenden CD sind vier Beispiele für meine interkulturelle Arbeitsweise zu hören.
In den beiden Stücken „Lahbib“ und „Ayli Hyiani“ wird die marokkanische Melodie mit der
üblichen Instrumentalbegleitung beibehalten. Der Schweizer Chor setzt im einen Fall zu
einer kontrapunktischen Gegenstimme an, im andern Fall begibt er sich mit Akkordeinwürfen
auch textlich in einen Dialog mit der Hauptstimme. Auf dieser Aufnahme spielt allerdings
auch noch ein europäisches Instrumentalensemble mit, was im Zyklus « annahrani ‫ ﺍَﻟ ﱠﻧ ْﻬﺭَ ﺍﻥ‬ils
duos flüms » nicht der Fall sein wird, wodurch der Gesamteindruck wesentlich weicher
werden wird. Die Stücke „Mouniyati“ und „Ya Ghazali“ stammen aus dem Zyklus « Aanlihoub
– About love », der sich mit dem klassisch-arabischen Lied befasst. Die Aufnahme mit den
Basler Madrigalisten und dem Chorale du Conservatoire National du Maroc wurde von
Radiotélévision Marocaine am Festival MAWAZINE 2006 gemacht.
Das „interkulturelle Chorlied“
Mir schwebt eine Art interkulturelles Chorlied vor, das den Bezug zum Ursprung einerseits
und eine Vision von Koexistenz andererseits hörbar macht. Mit dem Projekt « chanta, o unda
‫ ﻳَﺎ ُﻣﻮ َﺟﺔ ﻏَﻦﱢ‬singe, oh Welle » führe ich meine Recherche über die arabische Kultur und meine
Arbeit an der interkulturellen musikalischen Begegnung, die ich schon vor vielen Jahren
begonnen habe, weiter.
Diese Arbeit ist Herausforderung und Faszination zugleich, und wird mich noch vor viele
Fragen und Überraschungen stellen. Ein Prozess der mich immer tiefer in das wunderbare
Geheimnis hineinführen wird, dass der Mensch – in allen Kulturen der Welt – Lieder singt.
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SZENE
von Sarah Derendinger
AUSGANGSLAGE
Grundgedanke
Ich habe einen Teil meiner Kindheit in Marokko verbracht. Noch heute verbinden mich starke
Bilder und Gefühle mit diesem Land. Die marokkanische Kultur hat tiefgreifende Spuren in
mir hinterlassen.
Die Gegenüberstellung zweier so unterschiedlicher Kulturen wie der arabisch / marokkanischen und der europäisch/romanischen fasziniert mich. Wenn zwei Chöre aus diesen
verschiedenen Kulturen ein gemeinsames Konzert geben, erzeugen sie - allein schon durch
ihre Präsenz - ein besonderes Spannungsfeld. Mit szenischen und visuellen Mitteln möchte
ich die Vielschichtigkeit dieser Konstellation sichtbar und erlebbar machen.
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UMSETZUNG
Ich werde mit zwei Elementen arbeiten: Mit einer Video-Installation und mit szenischen
Elementen. Die Video-Installation eröffnet auf der Bühne eine eigenständige visuelle
Dimension, die szenischen Elemente beleuchten gewisse aussermusikalische Aspekte der
Konzerte. Sowohl die Video-Installation, wie auch mein szenisches Eingreifen dienen der
Verstärkung der interkulturellen Konstellation und der Gegenüberstellung der Kulturen. Sie
erfüllen keinen dekorativen Zweck und sollen nicht illustrieren, sondern aufzeigen und
sichtbar machen.
Die Video-Installation
Inhaltlich: Ils duos flüms
Zwei Lieder über Flüsse liegen der interkulturellen Komposition von Fortunat Frölich zu
Grunde. Ein Lied über den im Engadin entspringenden Inn des romanischen Komponisten
Armon Cantieni und ein Lied über den bei Rabat in den Atlantik mündenden Bou Regreg des
marokkanischen Komponisten Houcine Slaoui.
Die Flüsse dienen mir als Sinnbild für den Grundgedanken des interkulturellen Projektes: So
wie die Menschen überall auf der Welt in ihrer Grundsubstanz dieselben sind, so ist es auch
das Wasser in allen Teilen der Erde. So wie die Menschen sich in ihrer kulturellen
Ausprägung unterscheiden so durchfliessen auch die Flüsse sehr unterschiedliche
Landschaften und Besiedlungen.
Ich will die Flussverläufe des Inns und des Bou Regreg filmend bereisen. In ihrem Ursprung
im Gebirge ähneln sich der Inn und der Bou Regreg noch sehr doch je weiter ich mit dem
Wasser filmend mitreise, desto unterschiedlicher werden die Landschaften durch die die
beiden Flüsse fliessen. Flussbilder vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang werden
auf die Bühne projiziert. Von besonderem Interesse werden Flussmündungen sein, wo
Strömungen gegeneinander prallen, sich ineinander verkrallen, Wirbel bilden, sich mischen
oder auch nicht mischen, wie das an der Inn/Donau Mündung in der „Dreiflüssestadt“ Passau
beobachtet werden kann, wo das grüne Gletscherschmelzwasser des 1.90 Meter tiefen Inn
die viel tiefere blaue Donau überströmt und beiseite drängt.
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Technisch:
Auf der Bühne stehen 3 Projektionsflächen. Jede Fläche ist 3 Meter hoch und 4 Meter breit.
Sie stehen hinter dem Chor und den Instrumentalisten und sind aneinandergereiht, sodass
eine Breite von 12 Metern entsteht. Die drei Leinwände werden sowohl einzeln(drei Bilder
gleichzeitig), als auch zusammen (ein Bild über alle drei Leinwände) bespielt.
Vor den drei Leinwänden singen der Marokkanische und der
Die Spontan-Inszenierung
Szenisches Arbeiten mit Laien ist heikel. Ich werde weder mit Regieanweisungen noch mit
Texten arbeiten können. Mein Ansatz kommt deshalb aus dem Dokumentar-Theater. Ich
werde einzelne Ausführende während der Vorstellung mit Fragen konfrontieren oder zu
Statements und Stellungnahmen auffordern. Damit kann ich die kulturelle Unterschiedlichkeit
der Teilnehmenden beleuchten und die interkulturelle Konstellation herausarbeiten. Konflikte
offen zu legen und kontroverse Ansichten zu Wort kommen zu lassen ist dabei durchaus
erstrebenswert.
Mein Eingreifen kann über eine Moderation, die einem oder mehreren Chormitgliedern
übertragen wird geschehen oder aber auch direkt von mir kommen. Wichtig ist, dass die
Fragen und die zur Beantwortung aufgeforderten Personen bei jeder Performance neu und
ohne vorherige Bekanntgabe ausgewählt werden, damit es nicht zu einstudierten
Wiederholungen kommt, sondern zu spontanen Reaktionen. Die Statements der
marokkanischen Akteure sollen mehrheitlich in arabischer Sprache, zum Teil aber auch in
französischer Sprache gemacht werden, die Statements des romanischen Chors in
romanisch und deutsch. Übersetzungen sind manchmal sicher sinnvoll aber nicht immer
zwingend. Oft wird die Art und Weise der Reaktion wahrscheinlich aufschlussreicher sein als
die genaue Gedankenwiedergabe. Die Übersetzungen können ebenfalls von
Chormitgliedern eingefordert werden und müssen nicht perfekt sein, sondern dienen
ihrerseits auch der Spontan-Inszenierung.
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Es wird darauf zu achten sein, dass der Fluss der Performance durch die szenischen
Eingriffe nicht ins Stocken gerät und der musikalische Zusammenhang im Ablauf gewahrt
bleibt.
Live-Projektionen
Wesentlich diskreter als mit direkten szenischen Eingriffen kann ich meine Idee der SpontanInszenierung zusätzlich in einer Verbindung mit der Video-Installation anwenden. Mit einer
Live-Kamera werde ich Gesichter, Gesten und Situationen der laufenden Performance
filmen. Solche, das Geschehen im Detail beleuchtende Ausschnitte, kann ich dann hin und
wieder auf die Leinwand der Video-Installation projizieren. Auch diese Live-Projektionen
sollen eher sparsam angewendet werden und den Strom der ruhig fliessenden Flussbilder
nicht ungebührlich unterbrechen.
Vorbereitung
Da ich das Projekt schon von den ersten Proben an als Filmerin im Auftrag von Mirafilm und
RTR RadioTelevisiun Rumantscha begleite, werde ich zum Zeitpunkt der Performances
bereits einen tiefen Einblick in die Arbeitsprozesse des Projektes und der interkulturellen
musikalischen Arbeit gewonnen haben. Ebenso werde ich die Persönlichkeiten, aus denen
sich der Chor zusammensetzt bereits kennen gelernt haben. Das sind optimale
Voraussetzungen um für die Spontan-Inszenierung zum richtigen Zeitpunkt den richtigen
Personen die richtigen Fragen stellen zu können und um in den Live-Projektionen die
aussagekräftigen Momente und Einstellungen auf die Leinwand bannen zu können.
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INTERKULTURALITÄT
von Fortunat Frölich
Xenophobie und Lernen
Neben der musikalischen interkulturellen Begegnung sollen die Mitwirkenden des Projektes
« chanta, o unda ‫ ﻳَﺎ ُﻣﻮ َﺟﺔ ﻏَﻦﱢ‬singe, oh Welle » die Möglichkeit erhalten, mehr als nur einen
touristischen Blick in die jeweils andere Kultur zu werfen.
So wie arabische Melodik nicht ohne weiteres mit europäischer Harmonik verbunden werden
kann, sind auch in der Zusammenarbeit der SängerInnen aus den unterschiedlichen Kulturen
Konflikte und Überraschungen vorprogrammiert. In der interkulturellen Arbeit kommt aber
das kreative Potential von Konfliktsituationen zum Vorschein. Spannung ist spannend. Mit
dem Ziel vor Augen, ein gemeinsames Konzert zu geben, werden die Hürden meistens
schnell überwunden. Achtung und Verständnis für den eigenen und für den fremden
kulturellen Hintergrund werden geweckt. Das Endresultat ist dann regelmässig ein Konzert
mit besonders hohem Emotionsgehalt. Das spürt auch das Publikum.
Xenophobie, d.h. eine unbestimmte Angst vor dem Fremden und Unbekannten ist wohl in
uns allen wirksam. Es wird eine Art innerer Warnmechanismus sein: Achtung! unbekanntes
Terrain – Gefahr! Meine interkulturellen Projekte haben mich gelehrt, dass es sich lohnt
dieses Unbehagen abzubauen und die unbestimmte Angst zu überwinden. Es braucht Mut,
sich auf etwas Neues einzulassen, aber es ist meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit
sich weiter zu entwickeln. Denn ohne Mut zum Neuen gibt es auch kein Lernen. Lernen ist
immer ein Schritt in die Fremde, eine Öffnung gegen das Unbekannte. Lernen ist die
Gegenrichtung zur Xenophobie. Lernen ist sozusagen Xenosophie.
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Polyphonie und mündliche Überlieferung
Je länger ich mit dem Chor des Konservatoriums in Rabat/Marokko arbeitete und je genauer
ich die Schwierigkeiten ergründete, die die marokkanischen SängerInnen mit der Polyphonie
haben, desto klarer wurde mir der Zusammenhang zwischen Polyphonie und Notation.
Eine vorwiegend schriftlich tradierende Kultur entwickelt sich grundsätzlich anders als eine
mündlich tradierende Kultur. Diese Tatsache lässt sich in vielen Bereichen nachverfolgen,
was der Historiker Dan Diner (Jerusalem/Leipzig) für die Bereiche Religion und Wissenschaft
eindrücklich nachweist.
Im musikalischen Bereich entwickelt sich in Europa zusammen mit der Notation die
Polyphonie und die Harmonik (Verwendung von Mehrklängen), während Melodik und
Rhythmik eine untergeordnete Rolle einnehmen. Das Aufkommen der Mehrstimmigkeit in
Europa verdrängt allmählich die Kirchentonarten und schränkt die Melodik auf zunächst nur
zwei „harmoniefähige“ Melodie-Modi ein, nämlich Dur und Moll. Erst viel später wird diese
Einschränkung durch die Chromatik wieder aufgebrochen. Im arabischen Raum finden wir
keine Polyphonie und keine Harmonik, dafür ist die Melodik kompositorisch und
interpretatorisch ungeheuer reich und verfeinert und weist einen engen Bezug zur Rhythmik
auf, die ihrerseits wieder sehr reich ist und gerade auch in Marokko die komplexesten birhythmischen
Strukturen
aufweist,
welche
notabene
vom
marokkanischen
Durchschnittspublikum ohne weiteres beherrscht werden.
Zurück zur Chorarbeit: Die Schwierigkeit für meine arabischen SängerInnen besteht nicht im
Abnehmen einer Melodie oder im Hören eines Intervalls oder eines Akkordes. Das
Hauptproblem ist die Beeinflussbarkeit der marokkanischen SängerInnen. Eine
grundlegende Fähigkeit und Voraussetzung für orales Tradieren - nämlich die
Nachahmungsfähigkeit - wird im polyphonen Satz zum Problem, weil die Stimmen einander
spontan zu folgen beginnen, anstatt, wie in der Komposition festgelegt, einander zu
kontrapunktieren.
Das Erlernen der Altstimme geht also problemlos vonstatten, aber das Beharren in der
Altstimme, wenn der Sopran dazukommt, bereitet Schwierigkeiten. Als Dirigent muss ich die
SängerInnen immer wieder auffordern, bewusster zu singen; ich liefere Bilder und
Eselsbrücken, die helfen sollen, sich ein Intervall, einen kontrapunktischen Melodieverlauf im
Voraus vorzustellen. Damit die Beeinflussung durch andere Stimmen nicht passiert, müssen
die SängerInnen sich hier und dort etwas merken, sie müssen aufpassen und während dem
Singen etwas denken; eine Visualisierung des Melodieverlaufs - eine Notation eben.
Dass dieses Aufpassen, dieses Mitdenken einer Melodie auf visuell-intellektueller Ebene,
auch eine Aufspaltung der gesamten, zur Äusserung zur Verfügung stehenden Kräfte
darstellt, liegt auf der Hand. In der Tat zeichnen sich arabische Sängerinnen und Sänger
weniger durch Virtuosität denn durch eine unglaubliche Intensität aus.
Die grundlegende Verschiedenheit mündlicher Tradition von unserer europäischen,
schriftlichen Tradition ist meiner Ansicht nach ein Schlüssel zum Verständnis der arabischen
Kultur.
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Biographien
Fortunat Frölich, musikalische Leitung, Komposition
Fortunat Frölich verwendet in seinen Kompositionen eine äusserst breite Palette
musikalischer und stilistischer Mittel, was durchaus seinem eigenen musikalischen
Werdegang entspricht, der ihn in die verschiedensten musikalischen Sparten und auch zu
anderen Kulturen führte.
Fortunat Frölich studierte Violoncello und Gesang am Konservatorium Zürich, am
Conservatorio di Napoli und an der Musikhochschule Leipzig. Er wirkte als Cellist und
Sänger in unzähligen Formationen verschiedenster Prägung mit: Von 1989-2002 war er
Solocellist des Bündner Kammerorchesters. Er gründete 1982 das Ensemble um die
Tessiner Volkslied-Sängerin La Lupa und 2000 ein Duo mit dem marokkanischen
Darboukka-Virtuosen Samir Essahbi. Als Solo-Bariton wirkte Frölich in Uraufführungen von
Hans Jürgen von Bose (Opernhaus Zürich), John Gray, Walther Giger (Orcadian Conflux
Festival, Ile of Orkney), Daniel Mouthon und Hermann Bühler mit, und begleitete den
Schweizer Kammerchor, sowie das Solistenensemble Basler Madrigalisten auf vielen
internationalen Tourneen.
Als Dirigent und Komponist arbeitet Fortunat Frölich mit dem Sinfonieorchester Basel,
Hamburger Symphoniker, Bohuslav Martinu Philharmonie Zlin, Opernhaus Biel/Solothurn,
Karlovivary Symphony Orchestra, Sinfonietta Lausanne, basel sinfonietta, Zürcher
Kammerorchester, Ensemble Resonanz Hamburg, Kammer-philharmonie Graubünden, The
North of England Chamber Orchestra, Ensemble Phoenix, Casal Quartett, Basler
Madrigalisten, Chorale du Conservatoire National du Maroc und vielen anderen mehr
zusammen.
Ein Spezialgebiet in der Arbeit von Fortunat Frölich betrifft die Interkulturalität. Bereits 1991
realisierte er ein erstes Begegnungsprojekt „Leh ya Jarè" als kulturelle Antwort auf
fremdenfeindliche Ausschreitungen in der Schweiz und in Deutschland. Dieses Projekt
wurde vom Schweizer Musikrat und dem Kultusministerium Baden-Württemberg
ausgezeichnet und erlebte seither in vielen Schweizer Städten, sowie in Deutschland und
Marokko zahlreiche Aufführungen. Das Projekt wurde auch an die Expo 02 eingeladen. 1999
und 2002 leitete Frölich das Projekt „moi-toi-musique" mit Tuareg-Musikern in Niger und in
Burkina Faso, sowie am Internationalen Festival de Rabat in Marokko. Von 2001 bis 2005
war er regelmässiger Gastdozent für Chorleitung am Conservatoire National du Maroc. 2006
wurde seine interkulturelle Komposition „aanilhoub/about love" am Festival MAWAZINE /
rythmes du Monde in Marokko uraufgeführt und von Radiotelevision Marocaine RTM
aufgezeichnet.
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Fortunat Frölich erhielt Kompositionsaufträge von:
Schweizerisches Bundesamt für Kultur BAK, Schweizer Kulturstiftung PRO HELVETIA,
Schweizer Landesausstellung expo 02, Sinfonieorchester Basel, Opernhaus Biel/Solothurn,
Luzerner
Theater,
Basler
Madrigalisten
Zürcher
Kammerorchester,
Bündner
Kammerorchester, Festival Boswiler Sommer, Stimmen Festival Lörrach, brassband
sursilvana, Jewish-Arab Orchestra Nazareth und anderen mehr.
Discographie :
Fortunat Frölich / La Lupa « con malizia e passione » Lp Zytglogge
Fortunat Frölich « naja » CD FOR 4 EARS
Fortunat Frölich « LETTER TO ART PEPPER » CD MGB Musikszene Schweiz
Fortunat Frölich missaverde ( Text de Beat Brechbühl ) MDS Records
Fortunat Frölich «Leh ya Jarè » CD MGB 6205 musiques suisses
Frölich/Bardill&Sinfonieorchester Basel «sterben für Anfänger » SoundService
Frölich/Bardill&Sinfonieorchester Basel «I wett imene Baum..“ SoundService
Frölich/Bardill&Luzerner Sinfonieorchester «Hannibald» SoundService
weitere Titel und Arrangemente von Fortunat Frölich auf folgenden Tonträgern:
Plamp & Fortunat Frölich « und überhaupt » Lp CA
Cuneo/ Frölich « Lorelay » Single LL
Walter Lietha « I bin a Vogel » Lp CH record
Walter Lietha « Liabi Schwyzer guat nacht » Lp CH record
La Lupa « l’amor che si consuma » Lp Zytglogge
La Lupa « poesie e canzoni » CD Zytglogge
La Lupa « La gira la röda, grazie alla vita » CD Zytglogge
La Lupa « l’odore di liberta » CD Jecklin Red Note
Linard Bardill « 1 Lied und 12 Träume » BMG Ariol
Linard Bardill&Zürcher Kammerorchester «blaues Wundwerland“ SoundService
Christian Zehnder « Kraa » alpentöne
Le Choeur Suisse des Jeunes « Ici – là-bas» Artlab
www.fortunatfroelich.com
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Sarah Derendinger, Inszenierung, Filmregie
Geboren 1965 in Luzern. 1981–85 Ausbildung zur Fotografin an der Hochschule für
Gestaltung in Bern. 1985-88 Ausbildung an der Theaterschool in Amsterdam. 1988-93
Studium an der Hochschule für Gestaltung Basel, Audiovisuelle Gestaltung. Seit 1993
freischaffende Künstlerin, Autorin und Regisseurin.
Sie nahm mit ihren Filmen an zahlreichen Int. Festivals teil und gewann im 2009 am Int.
Filmfestival „Visions du réel“ den „Prix cinema suisse“. Ihre Videoinstallationen präsentierte
sie an Videofestivals, auf Int. Theater- Opernbühnen und nahm damit an etlichen
Gruppenaustellungen teil.
Ausbildung
1988–1993
1982–1986
Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel, Audiovisuelle Gestaltung
(Diplom)
Hochschule für Gestaltung Bern,
Ausbildung zur Fotografin (Diplom)
Berufstätigkeit
1994-2000
1999–2002
2002–2008
2002–2011
1984–2011
2010-2011
Kamerafrau u.a fürs Schweizer Fernsehen, Arte, BBC, 3Sat, ORF,
ZDF RAI.
Regisseurin fürs Schweizer Fernsehen.
Regisseurin der TV Serien Lüthi&Blanc und Café Bâle im Auftrag des
Schweizer Fernsehens.
Regisseurin von Filmproduktionen, bei Dschoint Ventschr
Filmproduktion, Freihändler Filmproduktion.
Realisation von Videoinstallationen fürs Opernhaus Zürich, Theater
Basel, Theater Neumarkt und Schauspielhaus Zürich.
Autorin von dokumentarischen Beiträgen fürs Schweizer Fernsehen,
Abt. SF Spezial, Kulturplatz, DOK.
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WERKVERZEICHNIS
In Arbeit
canta,o unda interkulturelles Multimedia Projekt
Rabenmutter Dokumentarfilm
Uferlos Kinospielfilm
Polarkreis Reportage
Filme
2011
1010
2009
2001–2005
2001
1992
1990
Schatzsuche im Regenwald, Reportage 30 Min, SF, 3Sat
Herzbeutel, Kurzfilm, 11 Min.
Blumenzimmer Tanzfilm, SF, 20 Min.
Familientreffen Dokumentarfilm, SF, ZDF, 3Sat, Arte, 59 Min.
Lüthi & Blanc TV-Serie (2 Staffeln) SF
Café-Bâle TV-Serie (2 Staffeln) SF
Die Beule Kurzfilm, 18 Min.
Fahrt ins Grüne Kurzfilm, 15 Min.
Splitsch Splatsch Rosengewitter Experimentalfilm, 9 Min.
Videoinstallationen
2010
2007
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1994
1993
1991
1990
1989
Marienglas Videoinstallation für Musiktheater, Hochschule der Künste Basel,
div. Theaterfestivals.
Opening of the Mouth, Videoinstallation für Musiktheater, Gare du Nord
Basel.
outsidINN, Kunst am Bau, Altersheim Mittelleimbach ZH.
come together, Kunst am Bau Wettbewerb Bahnhof Oerlikon.
Vanitas, Videoinstallation für Musiktheater, Gare du Nord Basel.
Semele, Videoinstallation für Musiktheater, Theater Basel.
no comment, Videoinstallation für Musiktheater, Gare du nord, Theater
Winkelwiese.
Winter, Videoinstallation für Schauspiel, Schauspielhaus Zürich.
du ja du, Videoinstallation, Foyer Schauspielhaus Zürich.
idiot, Videoinstallation für Oper, Theater Basel.
Skamander, Videoinstallation für Musiktheater, Internationaler Musikmonat
Basel.
Roman, Videoinstallation für Multimediakonzert, Gegenwartsmuseum Basel.
Surrogate Cities, Videoinstallation für Oper von Heiner Goebbels, Nürnberg.
ADA, Videooper zur Eröffnung des Int. Video- und Filmfestival Viper Basel.
Quatemberkinder, Videoinstallation für Theaterstück von Tim Krohn.
Yuhi No Mimi, Videoinstallation für Oper, Theater Basel.
Ballo in Maschera, Videoinstallation für Oper, Opernhaus Zürich.
Gerangel, VIA Sampler Schweiz, Videoinstallation, Wanderausstellung.
Wein + Salz, Videoinstallation für Theaterstück, Kulturwerkstatt Kaserne
Basel.
Pathe-Ticks, Videoinstallation, Kulturwerkstatt Kaserne Basel.
auf und ab, Videoinstallation, IGNM Stadtcasino und Theater Basel.
Gump, Videoinstallation, Werkraum Schlotterbeck Basel.
Frau-Mann, Videoinstallation am Int. Video -und Filmfestival Viper Luzern.
Jonas, Videoinstallation an Gruppenaustellung Liestal, Basel, Krakau.
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ANERKENNUNGEN
2010
-Herzbeutel und Familientreffen sind für den BASLER FILMPREIS nominiert.
-Herzbeutel ist am Intern. Festival NIFF für den SWISS SHORT FILM AWARD nominiert.
2009
-Familientreffen gewinnt am Intern. Dokumentarfilmfestival Vision de réel Nyon (CH) den
PRIX CINEMA SUISSE für den besten Nachwuchsfilm.
2007-08
-Uferlos ist von EKRAN-MEDIA in Warschau zur Weiterentwicklung eingeladen.
2006
-ATELIERANKAUF und AUSSTELLUNG im KUNSTHAUS BASELLAND von „OutsideINN“,
„Vanitas“, „du ja du“, „digitaldream“, „yuhi no mimi“, „auf&ab“, „Fahrt ins Grüne“ und „Splitsch
Splatsch Rosengewitter“.
1991
NACHWUCHSFÖRDERPREIS der beiden Kantone Basel (CH) für Splitsch Splatsch
Rosengewitter.
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Sanae El Amri, Mitarbeit musikalische Leitung
Sanae El Amri ist Lehrerin für klassischen arabischen Gesang und Leiterin des Chores des
Centre pédagogique régional von Rabat. Sie unterrichtet klassischen Gesang am
Conservatoire national von Salé.
Ausbildung und Diplome:
2003 -2004:
1. Preis für klassischen Gesang, ausgestellt von dem Ministère de la
culture et de communication
2002 -2003:
während der musikalischen Ausbildung 1. Preis für Gesang ausgestellt
von dem Ministère de la culture et de communication
1998 -2000:
Lehrdiplom für Gesang
Sanae El Amri ist als Chorleiterin und Assistenzchorleiterin in verschiedenen Projekten aktiv.
Sie hat unter anderen mit den Dirigenten Ennio Morricione, Oleg Rechetkin und Fortunat
Frölich zusammengearbeitet. Als Chorleiterin hat sie an den meisten wichtigen Festivals
Marokkos teilgenommen, so am Festival Volubilis, am Festival de Meknès und am Festival
Mawazine. Sie hat sich musikalisch immer weitergebildet, zum Beispiel bei Mme Bretaudeau
in Lion, bei Caroline Dumas und bei Fortunat Frölich.
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