Programmheft 2016

Werbung
53.Fürther
Kirchenmusiktage
11.–27.11.2016
Poesie zwischen
Himmel und Erde.
Geistliches
im Weltlichen
––––––––––– 53. Fürther Kirchenmusiktage: Auf einen Blick –––––––––––
Fr. 11.11.2016, 19.30 Uhr • Auferstehungskirche, Nürnberger Straße 15
Orgelkonzert: Rainer & Maria
Werke von J. S. Bach (Magnificat-Fuge), Marcel Dupré, Nicolas de Grigny (Ave maris
stella) und Olivier Messiaen (Dieu parmi nous). Improvisationen über Gedichte aus
dem „Marien-Leben“ von Rainer Maria Rilke. Eberhard Lauer (Orgel), Michael
Herrschel (Rezitation). Vernissage: Marien-Leben. Collagen von Barbara Gsaenger
Sa. 12.11.2016, 19.30 Uhr • Gemeindehaus St. Michael, Kirchenplatz 7
Friedrich Rückert: Orientalischer Poet und poetischer Orientalist
Vortrag von Georges Tamer. Rückert-Vertonungen von Johannes Brahms, Gustav
Mahler und Robert Schumann. Eva-Maria Helbig (Sopran), Solgerd Isalv (Mezzosopran), Maria van Eldik (Alt), Christopher Kessner (Tenor), Joachim Baumann &
Christian Huber (Bass), Ingeborg Schilffarth (Moderation)
So. 13.11.2016, 16.00 Uhr • St. Heinrich, Kaiserstraße 113
Ökumenischer Gottesdienst
W. A. Mozart: Missa brevis C-Dur („Spatzenmesse“) und Te Deum C-Dur. Veronika
Drechsler (Sopran), Susanne Veeh (Alt), Thomas Fahner (Tenor), Manuel Krauß
(Bass), Chöre von St. Heinrich & St. Nikolaus, Hartlieb Consort, Andreas König (Leitung), Dieter Neuhof (Orgel). André Hermany (Liturgie), Jörg Sichelstiel (Predigt)
Di. 15.11.2016, 19.30 Uhr • St. Michael, Kirchenplatz
Körperstaub & Seelenantlitz
Gedichte von Hafis original & in Übersetzungen von Friedrich Rückert und Cyrus
Atabay, Psalmen und Hoheslied original & in Übersetzungen von Martin Luther.
Iranische Instrumentalmusik. Michaela Domes, Barbara Eberhardt & Sami (Rezitation auf Deutsch, Hebräisch & Farsi), Ensemble, Ingeborg Schilffarth (Moderation)
Fr. 18.11.2016, 19.30 Uhr • St. Heinrich, Kaiserstraße 113
Orgelkonzert: Mit Flügeln unterwegs
Werke von Olivier Messiaen (L’Ascension), Sigfrid Karg-Elert (Saluto angelico &
Angelus), Petr Eben (Requiem & Walpurgisnacht aus „Faust“) und Max Reger
(Phantasie und Fuge über B-A-C-H). Andreas König (Orgel)
Fr. 18.11.2016, 22.00 Uhr • Stadttheater, Königstraße 116
Nachtschwärmerfoyer: Glaube, Liebe, Sehnsucht
Französische Chansons von Clémence de Grandval und Marguerite Monnot bis
Georges Brassens und Claude Roth. Klavierminiaturen von Cécile Chaminade bis
Mélanie Bonis. Sirka Schwartz-Uppendieck (Klavier), Michael Herrschel (Conférence)
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 2 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Sa. 19.11.2016, 19.30 Uhr • St. Michael, Kirchenplatz
Solo, Chor & Orchester: Poesie – Psalm – Paraphrase
Werke von Johannes Brahms (Alt-Rhapsodie nach Johann Wolfgang Goethe und
Schicksalslied nach Friedrich Hölderlin), Gustav Mahler (Kindertotenlieder nach
Friedrich Rückert) und Leonard Bernstein (Lamentation und Chichester Psalms).
Solgerd Isalv (Alt), Fränkische Kantorei und Soli, Mitglieder der Staatsphilharmonie
Nürnberg, Ingeborg Schilffarth (Leitung)
So. 20.11.2016, 17.00 Uhr • St. Paul, Amalienstraße 64
Chor, Orchester & Orgel: Protestleute gegen den Tod
Werke von Frank Martin (Agnus Dei), Samuel Barber (Adagio for Strings), Dorothea
Hofmann (Der Ackermann aus Böhmen), Hugo Distler (aus dem Mörike-Liederbuch) und Morten Lauridsen (Lux aeterna). Kammerchor Musica Viva Fürth, Kammerorchester Stein, Eberhard-Alexander Appel & Hartmut Kawohl (Leitung),
Sirka Schwartz-Uppendieck (Orgel), Michael Herrschel (Moderation)
Mo. 21.11.2016, 10.00+11.00 Uhr • Zu Unserer Lieben Frau, Königstraße 139
Kinderorgelkonzert: Peter und der Wolf
Musikalisches Märchen von Sergej Prokofjew, mit bunten Tierbildern von Kerstin
Hlawa. Dieter Neuhof (Orgel), Michael Herrschel (Erzähler)
Fr. 25.11.2016, 19.30 Uhr • Zu Unserer Lieben Frau, Königstraße 139
Paris: Kreuzungen. Lichtpunkte
Marcel Dupré: Le chemin de la croix (Der Kreuzweg). Dieter Neuhof (Orgel & Licht),
Michael Herrschel (Texte & Stimme), Anna Juliette Breitenbach (voix française)
Sa. 26.11.2016, 19.30 Uhr • St. Paul, Amalienstraße 64
Toccata & Offbeat
Musik von Volker Bräutigam (Drei jazzverwandte Choralbearbeitungen), Zsolt
Gárdonyi (Mozart Changes), Ulrich Nehls, Johannes Matthias Michel & Lilo Kunkel.
Thomas Greif (Orgel), Daniel Piccon (Schlagzeug)
So. 27.11.2016, 17.00 Uhr • Auferstehungskirche, Nürnberger Straße 15
Harfenwald: Himmlische Saitenspiele
Klavier- & Harfenmusik von Frédéric Chopin, Franz Liszt (Au bord d’une source),
Claude Debussy (Clair de lune), Tina Ternes (Eisblumen), Barbara Heller (Klangblu men) u. a. Uwe Strübing (Musik) & Michael Herrschel (Text): Harfenwald. Musikalisches Märchen. Claire Augier de Lajallet, Anna-Maria Frankenberger, Maria-Theresa
Freibott, Catharina Mothes, Laurence Tercier, Siard Walter (Harfen-Sextett), Michael
Herrschel (Erzähler), Sirka Schwartz-Uppendieck (Klavier & Leitung). Kunstaktion
von Petra Annemarie Schleifenheimer: „Eisblumenblau“
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 3 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Liebe Freundinnen und Freunde der Fürther Kirchenmusik!
Religiöse Fragen spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle in unserer Zivilgesellschaft. Wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft einander begegnen, dann
stellt sich – oft unausgesprochen – die Frage: Was denkst du, und wie denkst du?
Also: In welchen kulturell geprägten Formen drückst du das aus, was dir wichtig
ist? Oder, wie es das Fürther Stadttheater in seinem aktuellen Spielzeitmotto formuliert: „Was glaubst denn du?“
Die Fürther Kirchenmusiktage erinnern ganz gezielt daran, dass Religion dann
am freiesten ist, wenn sie sich in einer freien Gesellschaftsordnung bewegt.
Da, wo keine Religion sich absolut setzt, sondern wo sie im lebendigen Austausch mit anderen Überzeugungen steht, da ist „Geistliches im Weltlichen“ gut
aufgehoben.
Die Kirchenmusiktage laden uns dazu ein, eigene und fremde Traditionen un befangen und neugierig anzuschauen und sie uns bewusst zu machen. In der Mu sik und Poesie aus vielen Zeiten und Ländern spüren wir, wie bunt und vielseitig
unsere Welt ist! Und die künstlerische Freiheit lässt es nicht zu, dass dabei nur
eine Sichtweise gilt.
Mit seinem hochkarätigen und abwechslungsreichen Programm stellt das Festival auch die alte Trennung in „geistliche“ und „weltliche“ Musik in Frage:
Die Kirche wird zum Ort für ein politisches Recital („Paris: Kreuzungen. Lichtpunkte“ am 25.11.) und das Nachtschwärmer-Theaterfoyer zum Ort für unkonventionelle Gebete und Herzensbeichten („Glaube, Liebe, Sehnsucht“ am 18.11.).
Die Orgel wird wunderbar neu entdeckt – als Theaterinstrument („Mit Flügeln
unterwegs“ am 18.11. und „Protestleute gegen den Tod“ am 20.11.) ebenso wie als
Jazzinstrument („Toccata & Offbeat“ am 26.11.).
Die Ökumene wird lebensfroh gefeiert (mit der „Spatzenmesse“ am 13.11.), und
sie wird mit außereuropäischer Lyrik und Musik zum interkulturellen Brückenschlag erweitert („Körperstaub & Seelenantlitz“ am 15.11.).
Die Kunst macht vor, wie Verständigung möglich ist: in der vielsprachigen Welt
des Romantikers Rückert und seiner Vorbilder (Vortrag am 12.11., Chor-OrchesterKonzert „Poesie – Psalm – Paraphrase“ am 19.11.) ebenso wie in den fantastischen
modernen Gedichten von Rilke („Rainer & Maria“ am 11.11.). Beide Autoren haben
sich intensiv mit Christentum, Judentum und Islam auseinandergesetzt.
Nicht zuletzt bieten die Kirchenmusiktage auch spannende Märchen-Abenteuer für Kinder und Erwachsene: „Peter und der Wolf“ (am 21.11.) und „Harfenwald“
(am 27.11.) – hier verbinden sich die Welten von Kirche und Theater im faszinie renden Klang himmlischer Saitenspiele, gewürzt mit poetisch-kabarettistischen
Pointen.
Viel Freude am gemeinsamen Entdecken und Erleben wünscht Ihnen
Ihre
Elisabeth Reichert
Referentin für Soziales, Jugend und Kultur der Stadt Fürth
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 4 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Freitag, 11. November 2016, 19.30 Uhr
Auferstehungskirche im Stadtpark, Nürnberger Straße 15
Orgelkonzert: Rainer & Maria
Eröffnungskonzert der 53. Fürther Kirchenmusiktage
Eberhard Lauer (Orgel)
Michael Herrschel (Rezitation)
Johann Sebastian Bach
(1685-1750)
Fuge über das Magnificat
BWV 733 (~1700/17)
Marcel Dupré
(1886-1971)
Aus: 15 Versets sur les Vêpres du commun des fêtes
de la Sainte Vierge, op. 18 (1919): Ave Maris Stella
1. When the Salutation Gabriel Had Spoken
2. Jesus Tender Mother, Make Thy Supplication
3. So Now as We Journey, Aid Our Weak Endeavor
4. Amen (Finale)
Improvisationen
über Gedichte aus dem „Marien-Leben“ (1912)
von Rainer Maria Rilke
Mariae Verkündigung • Geburt Christi
Pietà • Stillung Mariae mit dem Auferstandenen
Vom Tode Mariae (II)
Nicolas de Grigny
(1672-1703)
Aus dem Livre d’orgue (1699)
Hymne: Ave maris stella
Olivier Messiaen
(1908-1992)
Aus: La Nativité du Seigneur (1935)
9. Dieu parmi nous
Eberhard Lauer, einer der prominenten katholischen Domorganisten Deutschlands, spielt an Martin Luthers Namenstag in der evangelischen Auferstehungskirche Fürth klingende Marien-Ikonen der barocken und modernen Orgelliteratur.
Und er improvisiert Fantasien über Gedichte des modernen Mystikers Rainer
Maria Rilke. Dessen 1912 auf Schloss Duino an der Adria geschriebener Zyklus
„Das Marien-Leben“ verbindet Engels-Bilder aus Orient und Okzident, ist aber
nicht im Auftrag einer Kirche, Synagoge oder Moschee entstanden, sondern als
ein Schlüsselwerk freier Poesie: als „Geistliches im Weltlichen“.
Begleitend zum Konzert „Rainer & Maria“ von Eberhard Lauer eröffnet der
Arbeitskreis Kunst und Kirche die Ausstellung „Marien-Leben“ mit farbkräftigen
Collagen von Barbara Gsaenger nach Vorbildern alter Meister (zu sehen bis 23. Dezember 2016 täglich von 10 bis 16 Uhr).
mh
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 5 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Mariae Verkündigung
Nicht daß ein Engel eintrat (das erkenn), / erschreckte sie. Sowenig andre, wenn /
ein Sonnenstrahl oder der Mond bei Nacht / in ihrem Zimmer sich zu schaffen
macht, / auffahren –, pflegte sie an der Gestalt, / in der ein Engel ging, sich zu entrüsten; / sie ahnte kaum, daß dieser Aufenthalt / mühsam für Engel ist. (O wenn
wir wüßten, / wie rein sie war. Hat eine Hirschkuh nicht, / die, liegend, einmal sie
im Wald eräugte, / sich so in sie versehn, daß sich in ihr, / ganz ohne Paarigen, das
Einhorn zeugte, / das Tier aus Licht, das reine Tier – .) / Nicht, daß er eintrat, aber
daß er dicht, / der Engel, eines Jünglings Angesicht / so zu ihr neigte; daß sein
Blick und der, / mit dem sie aufsah, so zusammenschlugen / als wäre draußen
plötzlich alles leer / und, was Millionen schauten, trieben, trugen, / hineingedrängt in sie: nur sie und er; / Schaun und Geschautes, Aug und Augenweide /
sonst nirgends als an dieser Stelle – : sieh, / dieses erschreckt. Und sie erschraken
beide. // Dann sang der Engel seine Melodie.
Geburt Christi
Hättest du der Einfalt nicht, wie sollte / dir geschehn, was jetzt die Nacht erhellt? /
Sieh, der Gott, der über Völkern grollte, / macht sich mild und kommt in dir zur
Welt. // Hast du dir ihn größer vorgestellt? // Was ist Größe? Quer durch alle
Maße, / die er durchstreicht, geht sein grades Los. / Selbst ein Stern hat keine solche Straße. / Siehst du, diese Könige sind groß, // und sie schleppen dir vor deinen
Schooß // Schätze, die sie für die größten halten, / und du staunst vielleicht bei
dieser Gift – : / aber schau in deines Tuches Falten, / wie er jetzt schon alles übertrifft. // Aller Amber, den man weit verschifft, // jeder Goldschmuck und das Luftgewürze, / das sich trübend in die Sinne streut: / alles dieses war von rascher Kürze, / und am Ende hat man es bereut. // Aber (du wirst sehen): Er erfreut.
Pietà
Jetzt wird mein Elend voll, und namenlos / erfüllt es mich. Ich starre wie des
Steins / Inneres starrt. / Hart wie ich bin, weiß ich nur Eins: / Du wurdest groß – /
……und wurdest groß, / um als zu großer Schmerz / ganz über meines Herzens
Fassung / hinauszustehn. / Jetzt liegst du quer durch meinen Schooß, / jetzt kann
ich dich nicht mehr / gebären.
Stillung Mariae mit dem Auferstandenen
Was sie damals empfanden: ist es nicht / vor allen Geheimnissen süß / und immer
noch irdisch: / da er, ein wenig blaß noch vom Grab, / erleichtert zu ihr trat: / an allen Stellen erstanden. / O zu ihr zuerst. Wie waren sie da / unaussprechlich in Heilung. / Ja sie heilten, das war’s. Sie hatten nicht nötig, / sich stark zu berühren. / Er
legte ihr eine Sekunde / kaum seine nächstens / ewige Hand an die frauliche
Schulter. / Und sie begannen / still wie die Bäume im Frühling, / unendlich zugleich, / diese Jahreszeit / ihres äußersten Umgangs.
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 6 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Vom Tode Mariae (II)
Wer hat bedacht, daß bis zu ihrem Kommen / der viele Himmel unvollständig
war? / Der Auferstandne hatte Platz genommen, / doch neben ihm, durch vierundzwanzig Jahr, / war leer der Sitz. Und sie begannen schon / sich an die reine
Lücke zu gewöhnen, / die wie verheilt war, denn mit seinem schönen / Hinüberscheinen füllte sie der Sohn.
So ging auch sie, die in die Himmel trat, / nicht auf ihn zu, so sehr es sie verlangte; / dort war kein Platz, nur Er war dort und prangte / mit einer Strahlung, die ihr
wehe tat. / Doch da sie jetzt, die rührende Gestalt, / sich zu den neuen Seligen gesellte / und unauffällig, licht zu licht, sich stellte, / da brach aus ihrem Sein ein Hinterhalt / von solchem Glanz, daß der von ihr erhellte / Engel geblendet aufschrie:
Wer ist die? / Ein Staunen war. Dann sahn sie alle, wie / Gott-Vater oben unsern
Herrn verhielt, / so daß, von milder Dämmerung umspielt, / die leere Stelle wie ein
wenig Leid / sich zeigte, eine Spur von Einsamkeit, / wie etwas, was er noch ertrug,
ein Rest / irdischer Zeit, ein trockenes Gebrest – . / Man sah nach ihr; sie schaute
ängstlich hin, / weit vorgeneigt, als fühlte sie: ich bin / sein längster Schmerz – :
und stürzte plötzlich vor. / Die Engel aber nahmen sie zu sich / und stützten sie
und sangen seliglich / und trugen sie das letzte Stück empor.
Eberhard Lauer <www.eberhardlauer.de> ist Kirchenmusikdirektor an der Domkirche St. Marien zu Hamburg und Professor an der Musikhochschule Lübeck, wo
er als Organist, Chorleiter und Pädagoge tätig ist. Er studierte Orgel und Kirchenmusik in Aachen, Düsseldorf und Amsterdam (Orgel u. a. bei Almut Rößler, Albert
de Klerk und Xavier Darasse), ferner Musikwissenschaft und Philosophie in Hamburg. Bei den Orgelwettbewerben in Nürnberg und Speyer errang er erste Preise.
Seine organistischen Repertoireschwerpunkte sind Johann Sebastian Bach (mit
mehrfacher Gesamtaufführung des Orgelwerks) und das 19. und 20. Jahrhundert
(mit Aufführungen der Gesamtwerke von Felix Mendelssohn, Robert Schumann,
Johannes Brahms, César Franck und Olivier Messiaen sowie der Hauptwerke von
Franz Liszt, Max Reger und Louis Vierne). Seine besondere Vorliebe gilt darüber
hinaus der freien Improvisation. Neben seiner internationalen Konzerttätigkeit hat
Eberhard Lauer auch Werke von Bach, Mendelssohn, Liszt, Widor und Vierne sowie
sämtliche Orgelwerke von Messiaen auf CD eingespielt.
Michael Herrschel →S. 37
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 7 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Die Orgel der Auferstehungskirche wurde 1989 von der Firma Hartwig Späth
(Freiburg im Breisgau) gebaut, mit 40 klingenden Registern auf drei Manualen
und Pedal (III/40). Die Orgel ist französisch intoniert und vereint die Epochen der
frühen französischen Klassik bzw. des Spätbarock um 1750 und der französischen
Romantik um 1850.
Das Positiv (II. Manual) verkörpert den klassischen Anteil mit einer deutlichen
und lebhaften Artikulation und einem etwas herben und hellen Klangcharakter.
Das Gegenstück dazu ist das Récit expressif (III. Manual) mit einer weichen Ansprache und einem glatten, streichenden und voluminösen Klangcharakter.
In der Grand Orgue (I. Manual), die mit den beiden anderen Werken korrespondiert, verbinden sich Elemente aus Barock und Romantik: Die Intonation ist im
Grundstimmenbereich glatt und weich und hat erst bei der Doublette und Fourniture eine lebendigere Artikulation und einen größeren Obertonreichtum.
Die Stimmung der Halbtonabstände ist insgesamt leicht ungleich, um eine unterschiedliche Färbung der Tonarten für die Barockmusik zu erreichen – aber so
dezent, dass die Musik späterer Epochen nicht davon beeinträchtigt wird.
Im Sommer und Herbst 2015 wurde die Orgel der Auferstehungskirche durch
die Firma Mühleisen (Leonberg) generalsaniert.
Das Gehäuse der Orgel ist klassizistisch, zum Teil alt, größtenteils rekonstruiert.
Der Spieltisch ist freistehend, mit Blick zur Orgel. Die Spieltraktur ist mechanisch,
die Registertraktur mechanisch und elektrisch mit 2 × 64 Setzerkombinationen.
Für Octaves graves und Doppelventile der Grand Orgue sind Barkerhebel eingebaut.
Disposition der Orgel in der Auferstehungskirche
III. Manual (C-a’’’, Récit expressif )
1. Cor de nuit 8’
2. Prestant 4’
3. Nazard 2⅔’
4. Tièrce 1⅗’
5. Plein jeu 5fach 2’
6. Hautbois 8’
7. Trompette harmonique 8’
8. Clairon harmonique 4’
9. Flûte traversière 8’
10. Viole de gambe 8’
11. Voix céleste 8’
12. Flûte octaviante 4’
13. Octavin 2’
14. Tremblant III fort
15. Octaves graves
II. Manual (C-a’’’, Positiv)
16. Bourdon 8’
17. Préstant 4’
18. Doublette 2’
19. Cymbale 3fach
20. Cromorne 8’
21. Flûte 4’
22. Sesquialtera 2fach
23. Larigot 1⅓’
24. Tremblant II doux
25. Koppel III/II
26. Carillon
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 8 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
I. Manual (C-a’’’, Grand Orgue)
27. Montre 8’
28. Prestant 4’
29. Doublette 2’
30. Fourniture 4fach
31. Cornet 2-5fach
32. Trompette 8’
33. Bourdon 16’
34. Flûte harmonique 8’
35. Flûte à cheminée 8’
36. Violoncelle 8’
37. Flûte douce 4’
38. Koppel III/I
39. Koppel II/I
Pedal (C-f’)
40. Grosse Flûte 16’
41. Flûte 8’
42. Octave 4’
43. Fourniture 4fach
44. Bombarde 16’
45. Trompette 8’
46. Soubasse 16’
47. Bourdon 8’
48. Koppel III/P
49. Koppel II/P
50. Koppel I/P
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 9 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Samstag, 12. November 2016, 19.30 Uhr
Gemeindehaus St. Michael, Kirchenplatz 7
Friedrich Rückert: Orientalischer Poet
und poetischer Orientalist
Vortrag von Georges Tamer (Erlangen)
zum 150. Todestag des Dichters und Gelehrten
Sololieder, Quartett- und Sextettsätze nach Gedichten von Friedrich Rückert:
Eva-Maria Helbig (Sopran) • Solgerd Isalv (Mezzosopran) • Maria van Eldik (Alt)
Christopher Kessner (Tenor) • Joachim Baumann & Christian Huber (Bass)
Christian Reuter (Klavier) • Ingeborg Schilffarth (Moderation)
Johannes Brahms
(1833-1897)
Aus: Sechs Lieder und Romanzen op. 93a (1883)
4. Fahr wohl
Joseph Rheinberger
(1839-1901)
Aus: Im neuen Frühling, op. 52 (1871)
5. Abendfriede
Gustav Mahler
(1860-1911)
Aus: Kindertotenlieder (1901-1904)
4. Oft denk’ ich, sie sind nur ausgegangen
5. In diesem Wetter, in diesem Braus
Johannes Brahms
Aus: Fünf Gesänge op. 104 (1888)
1. Nachtwache I
2. Nachtwache II
Robert Schumann
(1810-1856)
Aus: Vier Gesänge op. 59 (1846)
4. Gute Nacht
Georges Tamer <www.orientalistik.uni-erlangen.de/lehrstuhl/tamer> ist seit 2012
Professor für Orientalische Philologie und Islamwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg (einer seiner Vorgänger auf diesem Lehrstuhl war Friedrich
Rückert). Tamer studierte Philosophie, Soziologie, Theologie und Klassische Philologie in Frankfurt am Main und Berlin, wo er 2000 seine Dissertation zum Thema
„Islamische Philosophie und die Krise der Moderne“ vorlegte. 2007 habilitierte er
sich in Erlangen mit dem Thema „Von Dahr zu Allah. Zeitvorstellungen und hellenistische Ideen in der vorislamisch-arabischen Poesie und im Koran“. Bis 2012 lehrte er an der Ohio State University. Schwerpunkt seiner Forschung ist die arabische
Philosophie und Literatur in Geschichte und Gegenwart, einschließlich interkultureller und interreligiöser Beziehungen. In seinem Vortrag stellt Georges Tamer
markante Züge des Orientbildes in der Dichtung von Friedrich Rückert unter Berücksichtigung des Islams dar.
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 10 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Eva-Maria Helbig studierte in Düsseldorf und besuchte Kurse bei Hermann Max
(Alte Musik), Ulf Bästlein (Liedgestaltung) und Jutta Bucelis-Dehn (Opern- und
Oratoriengesang). Sie konzertierte mit Ensembles wie „L’arpa festante“, „La Banda“,
dem Dresdner Barockorchester und der Musica Antiqua Köln unter Leitung von
Reinhard Goebel. In der Nürnberger Sebalduskirche wirkte sie 2013 bei der Uraufführung der „Sieben letzten Worte Jesu“ von Enjott Schneider mit.
Solgerd Isalv →S. 24
Maria van Eldik <www.vaneldik.de> studierte in Detmold bei Monika MeierSchmid und Berthold Schmid und besuchte Kurse bei Carol Richardson, Agnes
Giebel, Ernst Pöttgen, Jessica Cash und Harry van der Camp. Seit 2002 singt sie im
SWR Vokalensemble Stuttgart. Neben solistischen Engagements arbeitet sie als
Stimmbildnerin und Chorleiterin u. a. in der Musikwerkstatt Erlangen. Bei den Fürther Kirchenmusiktagen 2014 trat sie in der Auferstehungskirche mit ihrem Jugendchor „CanteMania“ in der Uraufführung der Kantate „Olympia Fulvia Morata“
von Dorothea Hofmann auf.
Christopher Kessner studierte in Nürnberg bei Arno Leicht. Mit der Pocket Opera
Company trat er in „pocs space enterprise“ (nach Claudio Monteverdi), „Ho(w)ly
Trip – Die Reise des Alessio“ (nach Stefano Landi) und „Männerlist größer als Frauenlist oder die glückliche Bärenfamilie“ (nach Richard Wagner) auf.
Joachim Baumann ist Mitglied der Fränkischen Kantorei.
Christian Huber studierte in Nürnberg bei Arno Leicht. Kurse besuchte er bei Udo
Reinemann, Siegfried Jerusalem, Lioba Braun, Frieder Bernius, Konrad Jarnot und
Helmut Deutsch. Sechs Jahre lang gastierte er am Staatstheater Nürnberg. Er ist
Mitglied der Kinderoper Nürnberg und wirkte mit den „Sebalder Vocalisten“ Nürnberg in Fernseh- und Rundfunkgottesdiensten mit.
Christian Reuter ist Kapellmeister und Solorepetitor am Staatstheater Nürnberg.
Von Mozarts „Zauberflöte“ bis zu Gegenwartswerken hat er über siebzig Opern,
Operetten und Ballette dirigiert. Als Pianist tritt er in Orchester- und Kammerkonzerten der Staatsphilharmonie Nürnberg sowie bei den Bamberger und Nürnberger Symphonikern auf.
Ingeborg Schilffarth →S. 24
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 11 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Sonntag, 13. November 2016, 16.00 Uhr
St. Heinrich, Kaiserstraße 113
Ökumenischer Gottesdienst
Veronika Drechsler (Sopran) • Susanne Veeh (Alt)
Thomas Fahner (Tenor) • Manuel Krauß (Bass)
Chöre von St. Heinrich und St. Nikolaus • Hartlieb Consort
Andreas König (Leitung) • Dieter Neuhof (Orgel)
André Hermany (Liturgie) • Jörg Sichelstiel (Predigt)
Wolfgang Amadé Mozart
(1756-1791)
Missa brevis C-Dur KV 220 (196b)
(„Spatzenmesse“, 1776)
Kyrie • Gloria • Credo •
Sanctus • Benedictus • Agnus Dei
Te Deum KV 141 (66b) (1769)
Mozarts „Spatzenmesse“ verdankt ihren Beinamen den zwitschernden Violinfiguren im Allegro des Sanctus und Benedictus. Die Messe wurde wahrscheinlich zu
Ostern 1776 im Salzburger Dom uraufgeführt. Sie ist eine „Missa brevis et solemnis“: „kurz“ und trotzdem „festlich“, mit Trompeten- und Paukenklang.
Ähnlich schwungvoll und feiertäglich präsentiert sich das „Te Deum“, die Vertonung des Ambrosianischen Lobgesangs, die Mozart im Alter von 15 Jahren schuf.
Kurz zuvor hatte ihm der Salzburger Erzbischof Sigismund Schrattenbach den Titel
eines Kapellmeisters ehrenhalber verliehen. Kurz danach brach Mozart, auf der Suche nach einer bezahlten Anstellung, mit seinem Vater zur ersten Italienreise auf,
die ihm zunächst wiederum nur einen Ehrentitel einbrachte: Papst Clemens XIV.
ernannte ihn zum Ritter vom Goldenen Sporn. Mozart erlangte dadurch das Recht,
hoch zu Ross in eine Kirche einzureiten – ein Privileg, von dem er, soweit bekannt
ist, nie Gebrauch machte.
mh
Veronika Drechsler entdeckte ihre Leidenschaft fürs Singen in der Kinder- und
Jugendkantorei St. Rochus in Zirndorf. Bald übernahm sie Solopartien in Kinderopern, Kantaten und Oratorien. Nach einem 1. Preis beim Landeswettbewerb
„Jugend musiziert“ erhielt sie 2002 den Talentpreis der Stadt Fürth.
Susanne Veeh studiert in Nürnberg bei Gabriele Czerepan von Ulmann und konzertiert mit verschiedenen Kantoreien der Region. Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ erhielt sie viermal einen 1. Preis; beim 8th Russian Song Festival & Contest
trat sie im Londoner Royal College of Music auf.
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 12 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Thomas Fahner studierte in Nürnberg bei Arno Leicht. Erste Bühnenerfahrung
sammelte er u. a. in der Kinderoper „Das hässliche Entlein“ von Vivienne Olive und
Doris Dörrie sowie in den Opernparaphrasen „Schau nicht zurück, Orfeo“ bei den
Gluckfestspielen Nürnberg, „Ritter Eisenfraß“ und „Armide“ am Staatstheater Nürnberg. Sein Repertoire reicht von Lied und Oratorium bis Oper und Operette.
Auch Manuel Krauß studierte in Nürnberg bei Arno Leicht. In den Hochschulproduktionen der Opern „Das hässliche Entlein“ (Musik: Vivienne Olive, Text: Doris
Dörrie) und „Kaspar Hauser – Child of Europe“ (Musik: Rory Boyle, Text: Dilys Rose)
sang er die Titelrollen. Er ist Mitglied der Pocket Opera Company.
Der Chor der Heinrichskirche, gegründet 1910, wird seit 1993 von Andreas König
geleitet und hat in Gottesdiensten und Konzerten unter anderem das „Te Deum“
von Charpentier, „Gloria“ und „Magnificat“ von Vivaldi, Kantaten von Bach und
Mendelssohn, die D-Dur-Messe von Dvořák und die Weihnachtsoratorien von Bach
und Saint-Saëns aufgeführt.
Der Kirchenchor St. Nikolaus, gegründet 1982 von Herbert Maurer, wird seit
2002 von Agnes Bockisch geleitet und gestaltet vor allem Gottesdienste an den
kirchlichen Hochfesten. Zur festen Tradition geworden ist in diesem Rahmen eine
Orchestermesse am zweiten Weihnachtsfeiertag. Im vergangenen Jahr nahm der
Chor an den Tagen Neuer Kirchenmusik in Bayern teil.
Jessica Hartlieb <www.jessica-hartlieb.de>, Schülerin von Rainer Kussmaul, ist
Stimmführerin im Philharmonischen Orchester am Staatstheater Nürnberg sowie
Konzertmeisterin des Ensembles Kontraste und des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau. Solistisch musiziert sie u. a. im Emanon-Trio zusammen mit
Erik Borgir (Violoncello) und Tobias Hartlieb (Klavier).
Andreas König →S. 16
Dieter Neuhof →S. 30
Disposition der Orgel →S. 16f.
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 13 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Dienstag, 15. November 2016, 19.30 Uhr
St. Michael, Kirchenplatz
Körperstaub & Seelenantlitz
Gedichte von Hafis original und in Übersetzungen von Friedrich Rückert
und Cyrus Atabay • Psalmen und Hoheslied original und in Übersetzungen
von Martin Luther • Iranische Instrumental- & Vokalmusik
Michaela Domes, Barbara Eberhardt & Sami (Rezitation auf Deutsch,
Hebräisch & Farsi) • Musikensemble: Siavash (Setar / Shorangiz),
Abbas (Ney & Flute), Saman (Daf), Bizhan (Gitarre & Gesang),
Hamidreza (Gitarre) • Ingeborg Schilffarth (Moderation)
Wie Friedrich Rückert im 19., so war Cyrus Atabay im 20. Jahrhundert ein literarischer Grenzgänger zwischen Orient und Okzident. Als Übersetzer widmeten sich
beide der Lyrik des mittelalterlichen persischen Klassikers Hafis, der zuvor durch
Goethes West-östlichen Divan im deutschen Sprachraum bekannt wurde.
Das Rezital „Körperstaub & Seelenantlitz“ stellt Hafis-Texte neben hebräische
Bibeltexte, die ab den 1520er Jahren von einem Wittenberger Übersetzerteam um
Philipp Melanchthon, Caspar Cruciger und Johannes Bugenhagen vorbereitet und
von Martin Luther in poetische Form gebracht wurden.
Die verschiedenen Sprachen schießen dann wie Teppichfäden ineinander –
und werden von Musik umsäumt.
mh
Michaela Domes war nach ihrer Ausbildung an der Schauspielschule Bochum
u. a. an den Theatern in Wuppertal, Hannover und Nürnberg engagiert. 1996 erhielt sie von der Zeitschrift „Theater Heute“ eine Nominierung als Schauspielerin
des Jahres. 2004 spielte sie in der Uraufführung von Claudius Lünstedts „musst bo xen“ am Staatstheater Nürnberg die Mutter. Beim Stadttheater Fürth betreut sie
die Werkstatt „Schauspiel“ im Rahmen des „Brückenbau“-Projekts, das 2013 den
Förderpreis Theater der mittelfränkischen Wirtschaft verliehen bekam.
Barbara Eberhardt ist Pfarrerin im evangelischen Dekanat Regensburg.
Sami und das musikalische Ensemble verbinden den Klang persischer Lyrik mit
Musik, wie sie im heutigen Iran, dem Nachfolgestaat Persiens, anzutreffen ist.
Ingeborg Schilffarth →S. 24
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 14 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Freitag, 18. November 2016, 19.30 Uhr
St. Heinrich, Kaiserstraße 113
Orgelkonzert:
Mit Flügeln unterwegs
Andreas König (Orgel)
Olivier Messiaen
(1908-1992)
L ’Ascension (1932-34)
Quatre Méditations Symphoniques
1. Majesté du Christ demandant sa gloire à son père
2. Alléluias sereins d’une âme qui désire le ciel
3. Transports de joie d’une âme devant la gloire
du Christ, qui est la sienne
4. Prière du Christ montant vers son père
Sigfrid Karg-Elert
(1877-1933)
Aus: Cathedral windows op. 106 (1923)
5. Saluto angelico
Petr Eben
(1929-2007)
Aus: Faust (1976/80)
7. Requiem
8. Walpurgisnacht
Sigfrid Karg-Elert
Aus: Aquarelle op. 27 (1905)
5. Angelus
Max Reger
(1873-1916)
Phantasie und Fuge über B-A-C-H
op. 46 (1900)
„Wer kennt noch die Boten, / die unser Haus umschweben?“ heißt es in einem Gedicht von Peter Horst Neumann. Zwischen Himmel und Erde sind Engel unterwegs, um Nachrichten zu übermitteln. In der musikalischen Fantasie „Saluto angelico“ von Sigfrid Karg-Elert erscheint der Erzengel Gabriel, der Maria die Geburt
Jesu ankündigt, so wie es im Lukasevangelium geschildert wird.
Viele Engel miteinander können eine Art Himmelsleiter beschreiben, die – wie
Olivier Messiaen es in visionären Akkorden ausmalt – Gott und Welt verbindet:
Auf dieser Leiter kommt an Weihnachten Jesus vom Himmel herab; auf ihr verlässt
er am Tag der Himmelfahrt die Erde wieder, umringt von einem Jubel-Reigen der
Seelen, die in seiner Erhöhung ihre künftige eigene erahnen.
In radikalem Gegensatz zu diesen Tänzen des Lichts steht die Choreographie
der Gestürzten, der gefallenen Engel, die als konkurrierende Luftgeister Goethes
Weltendrama „Faust“ durchflattern. Für die „Faust“-Inszenierung 1976 am Wiener
Burgtheater unter der Regie von Otomar Krejča hat Petr Eben eine Bühnenmusik
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 15 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
geschaffen, in der er mit den Assoziationen „sakrale Orgel“ und „Jahrmarkts-Drehorgel“ spielt. 1980 schrieb er eine Orgelbearbeitung der Bühnenmusik, in der er
diese Ideen weiter entwickelte.
Eine klingende Himmelsleiter, einen Höhenflug zum musikalischen Parnass inszeniert schließlich Max Reger, dessen 100. Todestag dieses Jahr begangen wurde.
In Regers Opus 46 ist es die Phantasie selbst, als unbezähmbare Bewegung freier
Gedanken, die mächtig ihre Schwingen ausbreitet.
mh
Andreas König ist als Regionalkantor an St. Heinrich Fürth sowie im Leitungsteam
des Amtes für Kirchenmusik im Erzbistum Bamberg tätig. Der gebürtige Hagener
legte in Essen das A-Examen für Katholische Kirchenmusik, das Pianistenexamen
und das Konzertexamen für Orgel ab. Kurse besuchte er bei Franz Lehrndorfer,
Wolfgang Seifen, Almut Rößler und Ludger Lohmann. Er war Preisträger des Wettbewerbs der Internationalen Orgelwoche Nürnberg 1992 und des Bach-Wettbe werbs Wiesbaden 1995.
Die Orgel der Kirche St. Heinrich wurde 1965 von der Firma Eisenbarth (Passau)
gebaut. Sie verfügt über 44 klingende Register auf drei Manualen und Pedal
(III/44). Die Zahl der Pfeifen beträgt rund 3000. In der Geschichte der Heinrichskirche ist diese Orgel das vierte Instrument. Nachdem die Vorgängerinnen zu klein
und klanglich unausgewogen waren, achtete man nun darauf, das Volumen und
die Klangfarbenpalette auf die Größe des Kirchenraumes abzustimmen. Bei der
Konzeption besann man sich auch – erfreulicherweise und für die damalige Zeit
nicht selbstverständlich – auf die Vorzüge der mechanischen Spieltraktur, kombiniert mit elektrischer Registertraktur. Am 11. September 1965 erklang die Eisenbarth-Orgel zum ersten Mal. Während der Renovierung der Heinrichskirche
1993/94 wurde sie komplett demontiert, einer Reinigung unterzogen und in einigen Punkten modernisiert. So erhielt sie u. a. einen neuen Spieltisch und eine Setzeranlage.
Disposition der Orgel in St. Heinrich
Pedal (C–f’)
1. Prinzipalbass 16’
2. Subbass 16’
3. Echobass 16’
4. Oktavbass 8’
5. Gedackt 8’
6. Dolkan (Piffaro) 4’+2’
7. Pommer 4’
8. Nachthorn 2’
9. Hintersatz 5fach 2⅔’
10. Posaune 16’
11. Clairon 4’
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 16 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
I. Manual (C–g’’’, Hauptwerk)
12. Quintade 16’
13. Prinzipal 8’
14. Holzflöte 8’
15. Gemshorn 8’
16. Oktave 4’
17. Rohrflöte 4’
18. Quinte 2⅔’
19. Oktave 2’
20. Mixtur 6fach 1⅓’
21. Trompete 8’
II. Manual (C–g’’’, Positiv)
22. Gedackt 8’
23. Quintade 8’
24. Blockflöte 4’
25. Prinzipal 2’
26. Quinte 1⅓’
27. Scharff 4fach 1’
28. Krummhorn 8’
29. Trompete 4’
Tremulant
Zimbelstern
III. Manual (C–g’’’, Schwellwerk)
30. Lieblich Gedeckt 16’
31. Singend Prinzipal 8’
32. Rohrgedackt 8’
33. Weidenpfeife 8’
34. Vox cælestis 8’
35. Prinzipal 4’
36. Koppelflöte 4’
37. Nasat 2⅔’
38. Waldflöte 2’
39. Terz 1⅗’
40. Schwiegel 1’
41. Mixtur 5fach 2’
42. Zimbel 3fach ¼’
43. Dulzian 16’
44. Oboe 8’
Tremulant
Koppeln: I/P • II/P • III/P • II/I • III/I • III/II
Handbedienungen für Walze und Schweller • Elektronische Setzeranlage • Walze
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 17 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Freitag, 18. November 2016, 22.00 Uhr
Stadttheater, Königstraße 116
Nachtschwärmerfoyer:
Glaube, Liebe, Sehnsucht
Französische Chansons & Klavierminiaturen
Michael Herrschel (Conférence)
Sirka Schwartz-Uppendieck (Klavier)
Marguerite Monnot
(1903-1961)
Les cloches sonnent (1947)
Text: Edith Piaf
Georges Brassens
(1921-1981)
La prière (1955)
Text: Francis Jammes
Louise Farrenc
(1804-1875)
Impromptu h-moll
Clémence de Grandval
(1828-1907)
Sacrifice (1884)
Text: Sully Prudhomme
Joseph Kosma
(1905-1969)
Les feuilles mortes (1945)
Text: Jacques Prévert
Kurt Weill
(1900-1950)
Youkali (1935)
Text: Roger Fernay
Mélanie Bonis
(1858-1937)
Pensées d’automne op. 19 (1894)
Émile Carrara
(1915-1973)
Mon amant de Saint Jean (1937/42)
Text: Léon Agel
Georges Brassens
Les croquants (1955)
Georges Brassens
Les trompettes de la renommée (1962)
Mélanie Bonis
Tambours et clairons op. 25 (1895)
Boris Vian
(1920-1959)
Le déserteur (1954)
Arrangement: Harold Berg (1900-1973)
Charles Trenet (1913-2001) Débit de l’eau, débit de lait (1943)
& Léo Chauliac (1913-1977)
Charles Trenet
Si vous aimiez (1943)
Charles Trenet
La bourse ou la vie (1943)
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 18 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Mélanie Bonis
La chanson du rouet op. 24 (1895)
Charles Trenet
& Léo Chauliac
Que reste-t-il de nos amours?
(1942)
Cécile Chaminade
(1857-1944)
Pierrette. Air de ballet op. 41
(1889)
Georges Brassens
Je rejoindrai ma belle (1962)
Georges Brassens
Chanson pour l’Auvergnat (1954)
Georges Brassens
Bécassine (1969)
Claude Roth
(*1961)
Deux chansons (2016, Uraufführung)
Vaincre le jour, vaincre la nuit
Tes amants et maîtresses
Texte: Robert Desnos
Marguerite Monnot
Opinion publique (1957). Text: Henri Contet
Jacqueline Batell
(~1900-?)
Espoir (1932)
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Paris lebt! „Glaube, Liebe, Sehnsucht“
bietet Vitalität und überschäumendes Temperament, verbindet leidenschaftliche
Hoffnungen mit melancholischen Erinnerungen, kesse Balladen mit sanften Herzensbeichten, Stoßgebete mit Satiren. Paris lebt: als Sinnbild unserer urbanen Gesellschaft, in der Ungläubige, Andersgläubige, Gläubige aneinander vorbeilaufen
und manchmal versuchen, miteinander auszukommen. Der Fluchtpunkt dieser
Szenerie heißt: „Espoir“, Hoffnung.
Von verrückter, lebenshungriger Intensität sind auch die – als Hommage an den
klassischen Chanson-Ton entstandenen – Paris-Lieder des Komponisten Claude
Roth nach Texten von Robert Desnos (1900-1945). Über diesen in Deutschland
heute kaum bekannten Autor sagte sein Kollege Paul Éluard: „Von allen Dichtern,
die ich kannte, war er der unmittelbarste, der freieste!“
mh
Michael Herrschel →S. 37
Sirka Schwartz-Uppendieck →S. 36
Claude Roth widmet sich als Komponist vor allem der Vertonung moderner französischer Literatur, und hier mit Vorliebe surrealistischen Texten, die er teilweise
als Chansons, teilweise als Rezitals in Musik setzt. Zwei seiner „Préludes à la poésie“ für Klavier (~1996/99) und sein Orgelwerk „La beauté des solfèges“ (2000/01)
wurden von Sirka Schwartz-Uppendieck uraufgeführt. Neben seinen Kompositionen veröffentlicht Claude Roth Gedichte in den „éditions turdus merula“.
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 19 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Samstag, 19. November 2016, 19.30 Uhr
St. Michael, Kirchenplatz
Solo, Chor & Orchester:
Poesie – Psalm – Paraphrase
Solgerd Isalv (Alt) • Fränkische Kantorei • Soli in den Chichester Psalms:
Eva-Maria Helbig (Sopran), Maria van Eldik (Alt), Christopher Kessner (Tenor),
Christian Huber (Bass) • Mitglieder der Staatsphilharmonie Nürnberg
Ingeborg Schilffarth (Leitung)
Johannes Brahms
(1833-1897)
Rhapsodie op. 53
(1869, Text: Johann Wolfgang Goethe)
Gustav Mahler
(1860-1911)
Kindertotenlieder
(1901-04, Texte: Friedrich Rückert)
Leonard Bernstein
(1918-1990)
Aus der Sinfonie Nr. 1 („Jeremiah“, 1942)
3. Lamentation
25 Minuten Pause. Kulinarisches Angebot und
sanitäre Einrichtungen im Gemeindehaus
Johannes Brahms
Schicksalslied op. 54
(1868-71, Text: Friedrich Hölderlin)
Leonard Bernstein
Chichester Psalms (sinfonische Fassung, 1965)
I. Psalm 108,3 & Psalm 100
II. Psalm 23 & Psalm 2,1-4
III. Psalm 131 & Psalm 133,1
Dank und Klage – um diese beiden Punkte oszilliert die Poesie der Psalmen. In der
Klassik um 1800 wird die hebräische Bibel als literarisches Vermächtnis neu entdeckt, und die in ihr gestellten Fragen werden unterschiedlich transformiert: von
Goethe in die Idee einer „natürlichen Religion“, von Hölderlin ins Hellenische, von
Rückert ins Innig-Private. Diese Transformationen werden ihrerseits zu Impulsgebern für die Musik der Romantik und des Fin de siècle: Brahms widmet sich dem
Motiv individueller Einsamkeit und kollektiver Verlorenheit, Mahler vertieft sich in
Ausdrucksformen verzweifelter Sinnsuche. Im 20. Jahrhundert richtet Bernstein
den Blick zurück auf hebräische Urtexte und vertont sie im Original: auf Klagelieder des Propheten Jeremia lässt er einen optimistischen Psalmen-Reigen folgen,
den er für eine Aufführung beim „Southern Cathedrals Festival“ in der südenglischen Stadt Chichester komponiert.
mh
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 20 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Rhapsodie
Aber abseits wer ist’s? / Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, / Hinter ihm schlagen /
Die Sträuche zusammen, / Das Gras steht wieder auf, / Die Öde verschlingt ihn.
Ach wer heilet die Schmerzen / Des, dem Balsam zu Gift ward? / Der sich Menschenhaß / Aus der Fülle der Liebe trank! / Erst verachtet, nun ein Verächter, /
Zehrt er heimlich auf / Seinen eignen Wert / In ung’nügender Selbstsucht.
Ist auf deinem Psalter, / Vater der Liebe, ein Ton / Seinem Ohre vernehmlich, / So
erquicke sein Herz! / Öffne den umwölkten Blick / Über die tausend Quellen / Neben dem Durstenden / In der Wüste.
Kindertotenlieder
1. Nun will die Sonn’ so hell aufgehn, / Als sei kein Unglück die Nacht geschehn! /
Das Unglück geschah nur mir allein! / Die Sonne, sie scheinet allgemein!
Du mußt nicht die Nacht in dir verschränken, / Mußt sie ins ew’ge Licht versenken! / Ein Lämplein verlosch in meinem Zelt! / Heil sei dem Freudenlicht der Welt!
2. Nun seh’ ich wohl, warum so dunkle Flammen / Ihr sprühtet mir in manchem
Augenblicke. / O Augen! Gleichsam, um voll in einem Blicke 1 / Zu drängen eure
ganze Macht zusammen.
Doch ahnt’ ich nicht, weil Nebel mich umschwammen, / Gewoben vom verblendenden Geschicke, / Daß sich der Strahl bereits zur Heimkehr schicke, / Dorthin,
von wannen alle Strahlen stammen.
Ihr wolltet mir mit eurem Leuchten sagen: / Wir möchten nah dir bleiben gerne! 2 /
Doch ist uns das vom Schicksal abgeschlagen.
Sieh uns nur an3, denn bald sind wir dir ferne! / Was dir nur4 Augen sind in diesen
Tagen: / In künft’gen Nächten sind es dir nur Sterne.
3. Wenn dein Mütterlein / tritt zur Tür herein, / Und den Kopf ich drehe, / ihr entgegen sehe, / Fällt auf ihr Gesicht / erst der Blick mir nicht, / Sondern auf die Stelle, / näher nach der Schwelle, / Dort, wo würde dein / lieb Gesichten sein, / Wenn
du freudenhelle / trätest mit herein, / Wie sonst, mein Töchterlein.
Wenn dein Mütterlein / tritt zur Tür herein, / Mit der Kerze Schimmer, / ist es mir,
als immer / Kämst du mit herein, / huschtest hinterdrein, / Als wie sonst ins Zimmer! / O du, des Vaters Zelle, / Ach, zu schnell / erloschner Freudenschein!
4. Oft denk’ ich, sie sind nur ausgegangen, / Bald werden sie wieder nach Hause
gelangen, / Der Tag ist schön, o sei nicht bang, / Sie machen nur einen weiten
Gang.
Rückert: O Augen, gleichsam um in einem Blicke
Rückert: Wir möchten nah dir immer bleiben gerne
3
Rückert: Sieh recht uns an
4
Rückert: noch
1
2
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 21 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Ja wohl, sie sind nur ausgegangen, / Und werden jetzt nach Hause 5 gelangen, / O,
sei nicht bang, der Tag ist schön, / Sie machen nur den Gang zu jenen Höh’n. 6
Sie sind uns nur voraus gegangen, / Und werden nicht wieder 7 nach Hause8 verlangen, / Wir holen sie ein auf jenen Höh’n / Im Sonnenschein, der Tag ist schön.
5. In diesem Wetter, in diesem Braus, / Nie hätt’ ich gesendet die Kinder hinaus; /
Man hat sie getragen hinaus, / Ich durfte nichts dazu sagen!
In diesem Wetter, in diesem Saus, / Nie hätt’ ich gelassen die Kinder hinaus, / Ich
fürchtete sie erkranken; / Das sind nun eitle Gedanken.
In diesem Wetter, in diesem Graus, / Nie hätt’ ich gelassen die Kinder hinaus; / Ich
sorgte, sie stürben morgen, / Das ist nun nicht zu besorgen.
In diesem Wetter, in diesem Graus! / Nie hätt’ ich gesendet die Kinder hinaus! /
Man hat sie hinaus getragen, / Ich durfte nichts dazu sagen!
In diesem Wetter, in diesem Saus, / In diesem Braus, / Sie ruh’n als wie in der Mutter Haus, / Von keinem Sturm erschrecket, / Von Gottes Hand bedecket, / Sie ruh’n
wie in der Mutter Haus.
Lamentation
Klagelieder 1 („Eicha yashva vadad ha-ir“): [1]Wie liegt die Stadt so verlassen, die
voll Volks war! Sie ist wie eine Witwe, die Fürstin unter den Völkern, und die eine
Königin in den Ländern war, muss nun dienen. [2]Sie weint des Nachts, dass ihr die
Tränen über die Backen laufen. Es ist niemand unter allen ihren Liebhabern, der
sie tröstet. Alle ihre Freunde sind ihr untreu und ihre Feinde geworden. [3]Juda ist
gefangen in Elend und schwerem Dienst, es wohnt unter den Heiden und findet
keine Ruhe; alle seine Verfolger kommen heran und bedrängen es. [8]Jerusalem
hat sich versündigt.
Klagelieder 4 („Na-u ivrim baḥutsot“): [14]Sie irrten hin und her auf den Gassen wie
die Blinden und waren mit Blut besudelt, dass man ihre Kleider nicht anrühren
konnte. [15]„Weicht, ihr Unreinen! Weicht, weicht, rührt nichts an!“
Klagelieder 5 („Lama lanetsaḥ tishkaḥenu“): [20]Warum willst du uns so ganz vergessen und uns lebenslang so ganz verlassen? [21]Bringe uns, HERR, zu dir zurück.
Schicksalslied
Ihr wandelt droben im Licht / Auf weichem Boden, selige Genien! / Glänzende
Götterlüfte / Rühren Euch leicht, / Wie die Finger der Künstlerin / Heilige Saiten.
Schicksallos, wie der schlafende / Säugling, atmen die Himmlischen; / Keusch bewahrt / in bescheidener Knospe, / Blühet ewig / Ihnen der Geist, / Und die seligen
Augen / Blicken in stiller / Ewiger Klarheit.
Rückert: Haus
Rückert: Sie machen den Gang zu jenen Höh’n
7
Rückert: hier
8
Rückert: Haus
5
6
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 22 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Doch uns ist gegeben, / Auf keiner Stätte zu ruhn; / Es schwinden, es fallen / Die
leidenden Menschen / Blindlings von einer / Stunde zur andern, / Wie Wasser von
Klippe / Zu Klippe geworfen, / Jahrlang ins Ungewisse hinab.
Chichester Psalms
I. Psalm 108 („Urah, hanevel, v’chinor“): [3]Wach auf, Psalter und Harfe! Ich will das
Morgenrot wecken.
Psalm 100 („Hari’u l’Adonai kol ha’arets“): [1]Jauchzet dem HERRN, alle Welt! [2]Dienet
dem HERRN mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! [3]Erkennet,
dass der HERR Gott ist! Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und
zu Schafen seiner Weide. [4]Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, lobet seinen Namen! [5]Denn der HERR ist freundlich,
und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für.
II. Psalm 23 („Adonai ro-i, lo eḥsar“): [1]Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. [2]Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
[3]
Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens
willen. [4]Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Psalm 2 („Lamah rag’shu goyim“): [1]Warum toben die Heiden und murren die Völker so vergeblich? [2]Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Herren halten
Rat miteinander wider den HERRN und seinen Gesalbten: [3]„Lasset uns zerreißen
ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!“ [4]Aber der im Himmel wohnt, lachet
ihrer, und der Herr spottet ihrer.
Psalm 23 („Ta’aroch l’fanai shulchan“): [5]Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
[6]
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde
bleiben im Hause des HERRN immerdar.
III. Psalm 131 („Adonai, lo gavah libi“): [1]HERR, mein Herz ist nicht hoffärtig, und
meine Augen sind nicht stolz. Ich gehe nicht um mit großen Dingen, die mir zu
wunderbar sind. [2]Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter; wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir. [3]Israel,
hoffe auf den HERRN von nun an bis in Ewigkeit!
Psalm 133 („Hineh mah tov, umah na’im“): [1]Siehe, wie fein und lieblich ist’s, wenn
Brüder einträchtig beieinander wohnen!
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 23 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Solgerd Isalv <www.solgerd.com> studierte in Göteborg bei Marianne Schell.
Kurse besuchte sie bei Håkan Hagegård, Anna Larsson, Thomas Quasthoff, Birgitta
Svendén und Dunja Vejzović. Zu ihrem Repertoire gehören Dorabella in Mozarts
„Così fan tutte“, Bizets Carmen, Olga in Tschaikowskys „Eugen Onegin“ und die Titelrolle in Brittens „Rape of Lucretia“, die sie 2009/10 an der Kammeroper Schloss
Rheinsberg und beim Miskolci Nemzetközi Operafesztivál in Ungarn sang. Im
Schwedischen Rundfunk übernahm sie 2013 bei der Uraufführung der RadioRockoper „Kult“ von Ola Salo die Rolle der Lehrerin. Seit 2014/15 ist Solgerd Isalv
Mitglied des Opernstudios am Staatstheater Nürnberg. Bei den Fürther Kirchenmusiktagen 2015 gestaltete sie in der Auferstehungskirche die Uraufführung des
Monologs „Lilith I“ von Lorenz Trottmann.
Eva-Maria Helbig →S. 11
Maria van Eldik →S. 11
Christopher Kessner →S. 11
Christian Huber →S. 11
Die Fränkische Kantorei wurde 1954 von Ewald Weiss gegründet. Höhepunkte
des Programms der letzten Jahre waren Aufführungen der H-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach und des Oratoriums „Esther“ von Georg Friedrich Händel sowie A-cappella-Programme mit Werken aus Barock und Moderne. Kleine, solistisch
besetzte Gruppen der Kantorei treten regelmäßig in Gottesdiensten auf.
Die Staatsphilharmonie Nürnberg <www.staatstheater-nuernberg.de> geht auf
die seit 1377 nachweisbare Nürnberger Ratsmusik zurück. Deren Mitglieder wurden ab 1801 zu Aufführungen des Nürnberger Nationaltheaters herangezogen.
Nach Eröffnung des neuen Opernhauses 1905 fusionierte 1922 das Theaterorchester mit dem privaten Philharmonischen Orchester. 2011 erfolgte die Ernennung
zur Staatsphilharmonie. Aktueller Leiter des Orchesters ist Generalmusikdirektor
Marcus Bosch.
Ingeborg Schilffarth <www.kirchenmusik-fuerth.de> studierte Kirchenmusik in
Herford sowie Chor- und Orchesterleitung in Hamburg. Seit 1996 ist sie Kantorin
in Fürth mit dem Schwerpunkt Chorarbeit. 2004 wurde sie zur Kirchenmusikdirektorin ernannt. Sie leitet die Fränkische Kantorei mit kleinen Ensemblegruppen
und die große Stadtkantorei, erteilt Stimmbildungsunterricht für Chormitglieder
und unterrichtet daneben Chorleitung an der Hochschule für Kirchenmusik Bayreuth. Beim Stadttheater Fürth betreut sie die Werkstatt „Singen“ im Rahmen des
„Brückenbau“-Projekts, das 2013 den Förderpreis Theater der mittelfränkischen
Wirtschaft verliehen bekam. 2014 erhielt Ingeborg Schilffarth gemeinsam mit ihrer Kollegin Sirka Schwartz-Uppendieck den Kulturellen Sonderpreis der Stadt
Fürth.
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 24 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Sonntag, 20. November 2016, 17.00 Uhr
St. Paul, Amalienstraße 64
Chor, Orchester & Orgel:
Protestleute gegen den Tod
Kammerchor Musica Viva Fürth • Kammerorchester Stein
Eberhard-Alexander Appel (Leitung)
Hartmut Kawohl (Leitung Adagio for Strings)
Sirka Schwartz-Uppendieck (Orgel) • Michael Herrschel (Moderation)
Frank Martin
(1890-1974)
Agnus Dei (1926)
Samuel Barber
(1910-1981)
Adagio for Strings (1936/38)
Dorothea Hofmann
(*1961)
Der Ackermann aus Böhmen (2015)
nach Johannes von Tepl
1. Mein junges Leben hat ein End
(nach Jan Pieterszoon Sweelinck)
2. „Lastermeiliger, schandgiriger…“
3. „Du selber wirst vns nicht entrinnen“
Hugo Distler
(1908-1942)
Aus dem Mörike-Chorliederbuch op. 19 (1939)
Denk es, o Seele
Dorothea Hofmann
Der Ackermann aus Böhmen
4. „Sweig, enthalt!“
5. „Eintweder ir widerbringet…“
6. „Laß hin fließen lieb, laß hin fließen leit!“
Hugo Distler
Es geht ein dunkle Wolk herein
Dorothea Hofmann
Der Ackermann aus Böhmen
7. „…aller werlte aufhaltung…“
8. „…dem tode das leben, den leib der erden…“
(Uraufführung)
9. Amen (Uraufführung)
Morten Lauridsen
(*1943)
Lux aeterna (1997)
1. Introitus • 2. In Te, Domine, Speravi • 3. O Nata Lux
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 25 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Mit äußerster Herbheit und zugleich mit betörender Süße des Klangs wehrt sich
die Musik dieses Konzerts gegen den Vernichter Tod. Die lateinischen und deut schen Texte schwanken zwischen Klage und Anklage, zwischen Aufbegehren, Fragen und Suchen.
Im Todesjahr von Rainer Maria Rilke, 1926, setzt Frank Martin mit dem „Agnus
Dei“ den Schlussstein seiner Messe für zwei vierstimmige Chöre. Vom archaischen
Klang, in dem leere Quinten und phrygische Skalen dominieren, geht ein Leuchten aus, wie in Versen von Rilke, die Martin später vertonen wird: „So reitet man in
den Abend hinein […]. Man schweigt wieder, aber man hat die lichten Worte mit.“
Den Text des „Agnus Dei“ unterlegt später auch Samuel Barber seinem berühmten, oft zitierten „Adagio“. Hier erklingt es in der originalen Instrumentalfassung,
die sich als Ausdruck kollektiver Trauer ins Bewusstsein eingebrannt hat.
Ein Ausdruck individueller Trauer findet sich in Hugo Distlers „Chorliederbuch“ –
und im Disput „Der Ackermann und der Tod“, worin ein Mensch sich mit dem Ver lust eines geliebten Menschen nicht abfindet. Zu einer Theaterproduktion dieses
frühneuhochdeutschen Dialog-Dramas hat Dorothea Hofmann eine Bühnenmusik
für Orgel geschrieben, die Sirka Schwartz-Uppendieck aus der Taufe hob. Zwei
Sätze, die in der Inszenierung nicht oder nur bruchstückhaft verwendet wurden,
erklingen heute als Uraufführung.
Nach dem „Amen“ der Orgel, in dem sich Dur und Moll ineinander verbeißen,
schließt sich mit der Utopie „Lux aeterna“ der Kreis – Morten Lauridsen vertonte
diesen Text kurz nach seinem Zyklus „Les Chansons des Roses“ auf französische
Gedichte von Rilke. Das rätselhafte Leuchten des Anfangs kehrt wieder – in einer
Musik, deren Klänge durch die Schule Rilkes gegangen sind.
mh
Der Chor Musica Viva Fürth <www.musica-viva-fuerth.de>, gegründet 1968 als
„Junger Chor Fürth“, singt unter Leitung von Eberhard-Alexander Appel Kammerchorliteratur von Renaissance bis Gegenwart. Für größer besetzte Werke öffnet
sich Musica Viva Fürth zum Projektchor und kooperiert mit anderen Chören und
mit Instrumentalensembles wie dem Kammerorchester Stein. Der Chor ist Mitglied im Fränkischen Sängerbund und im Arbeitskreis für Musik in der Jugend.
Eberhard-Alexander Appel studierte in Nürnberg. An der dortigen Musikschule
unterrichtet er Klavier, elementare Musikerziehung und Chorgesang. Nach langjähriger Mitwirkung bei Musica Viva Fürth übernahm er 1990 die Chorleitung.
Hartmut Kawohl ist Posaunist, Chor- und Orchesterdirigent und Pädagoge. Er
gründete als Instrumentallehrer des Windsbacher Knabenchors das Windsbacher
Bläserensemble, das er bis heute leitet. Als Komponist schuf er u. a. die Bühnenmusik zur Produktion „Salto und Mortale“ am Theater Mummpitz Nürnberg.
Sirka Schwartz-Uppendieck →S. 36
Michael Herrschel →S. 37
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 26 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Die Hauptorgel der Kirche St. Paul wurde von der Firma E. F. Walcker & Cie.
1963/64 als Opus 4480 gebaut. Sie verfügt über 54 klingende Register auf drei
Manualen und Pedal (54/III). Als Spielhilfen sind eine Setzeranlage, vier freie Kombinationen, zwei Pedalkombinationen, Walze und Registerfessel vorhanden.
Disposition der Hauptorgel in St. Paul
Pedal (C–f’)
Untersatz 32’
Großprinzipal 16’
Subbass 16’
Großoktave 8’
Spitzflöte 8’
Rohrpommer 4’
Dolkanpiffaro 4’+2’
Basszink 3fach: 5⅓’+3⅕’+2⅔’
Rauschpfeife 3fach: 2⅓’+1⅓’+1’
Posaune 16’
Dunkeltrompete 8’
Clairon 4’
Vox humana 2’
I. Manual (C–a’’’, Hauptwerk)
Großpraestant 16’
Prinzipal 8’
Flötgedackt 8’
Spillpfeife 8’
Quintadena 8’
Oktave 4’
Blockflöte 4’
Scharfquinte 2⅔’
Kleinoktave 2’
Larigot 3fach: 2’
Mixtur 5fach: 1⅓’
Fagott 16’
Helltrompete 8’
II. Manual (C–a’’’, Brustpositiv)
Holzgedackt 8’
Quintviola 8’
Kleinpraestant 4’
Metallgedackt 4’
Oktavflöte 2’
Feldflöte 2’
Sifötenquinte 1⅓’
Nonenflöte 8/9’
Scharfzimbel 4fach
Musette 8’
Schalmey 4’
Tremulant
III. Manual (C–a’’’, Schwellwerk)
Stillbordun 16’
Hölzern Flöte 8’
Spitzgedackt 8’
Harfpfeife 8’
Schwebend Harf 8’
Geigend Prinzipal 4’
Rohrflöte 4’
Quintflöte 2⅔’
Waldflöte 2’
Terzflöte 1⅗’
Septimflöte 1 1/7’
Gemshörnlein 1’
Terzianscharf 6fach: 2’
Zimbelpfeife 1fach: ⅙’
Dulzian 16’
Hautbois 8’
Clarine 4’
Tremulant
Zimbelstern • Koppeln: I/P • II/P • III/P • II/I • III/I • III/II
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 27 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Montag, 21. November 2016, 10.00+11.00 Uhr
Zu Unserer Lieben Frau, Königstraße 139
Kinderorgelkonzert:
Peter und der Wolf
Michael Herrschel (Erzähler) • Dieter Neuhof (Orgel)
Mit bunten Bildern von Kerstin Hlawa
Sergej Prokofjew
(1891-1953)
Peter und der Wolf (1936). Musikalisches Märchen, op. 67
Orgeltranskription (1993): Heinrich Grimm (*1951)
Deutsche Textfassung: Jörg Morgener
(= Jürgen Köchel, *1925)
Auf Anregung von Natalija Saz, der künstlerischen Leiterin des Moskauer Zentralen Kindertheaters, schuf Sergei Prokofjew Text und Musik dieses modernen Märchens. In der Originalfassung werden die Personen der Geschichte jeweils durch
ein bestimmtes Instrument oder eine Instrumentengruppe vorgestellt: Der Vogel
durch die Flöte, die Ente durch die Oboe, die Katze durch die Klarinette, der Großvater durch das Fagott, der Wolf durch drei Waldhörner, die Jäger mit ihren Gewehrschüssen durch Pauken und Große Trommel, Peter selbst durch das Streichorchester. Diese Klangfarbenkontraste können gut auch auf der Orgel durch verschiedene Register und Registerkombinationen dargestellt werden.
So wird mit wunderbar einfachen Mitteln eine spannende Handlung erzählt. Ihr
Ende wirkt, verglichen mit dem Ausgang anderer Heldensagen, recht human: Wie
der Knabe David den übermächtigen Goliath besiegt, so triumphiert auch der
kleine Peter über den gefährlichen Wolf. Aber er erschlägt ihn nicht. Er lässt ihn
am Leben. Alle dürfen am Leben bleiben: sogar die Ente, die lebendig vom Wolf
verschlungen wurde und am Schluss aus seinem Bauch heraus quakt…
mh
Dieter Neuhof →S. 30
Michael Herrschel →S. 37
Kerstin Hlawa <www.illuspatz.de> ist Malerin und Illustratorin. Sie veröffentlichte
die Kinderbücher „Sei (k)ein Schaf“ (mit eigenem Text), „Amanda. Das Schwein im
Orchestergraben“ (Text: Katharina E. Volk), „Wieselwusels Lautbilderbücher“ (Texte:
Susanne Angulo) und Bilder zu heiteren Geschichten für Erwachsene („Willkommen im besten Alter“ und „Immer mit der Ruhe!“).
Disposition der Orgel →S. 31
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 28 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Freitag, 25. November 2016, 19.30 Uhr
Zu Unserer Lieben Frau, Königstraße 139
Paris: Kreuzungen. Lichtpunkte
Dieter Neuhof (Orgel) • Michael Herrschel (Texte & Stimme)
Anna Juliette Breitenbach (Französische Übersetzung & Stimme)
Mit Bildern aus Paris
Marcel Dupré
(1886-1971)
Le chemin de la croix (Der Kreuzweg)
op. 29 (1931)
1. Jesus wird zum Tod verurteilt
2. Jesus bekommt die Last des Kreuzes auferlegt
3. Jesus fällt unter der Bürde seines Kreuzes
4. Jesus begegnet seiner Mutter
5. Simon von Cyrene hilft Jesus, sein Kreuz
zu tragen
6. Eine gläubige Frau tupft Jesus das Gesicht ab
7. Jesus fällt zum zweiten Mal zu Boden
8. Jesus tröstet die Töchter Israels, die ihm folgen
9. Jesus fällt zum dritten Mal
10. Jesus wird entkleidet
11. Jesus wird ans Kreuz gefesselt
12. Jesus stirbt am Kreuz
13. Jesus wird vom Kreuz abgenommen
und seiner Mutter übergeben
14. Jesus wird ins Grab gelegt
Die Kreuzweg-Komposition von Marcel Dupré hat ihren Ursprung in einer Improvisation des Komponisten in weltlichem Rahmen: Am 13. Februar 1931 tritt Dupré
in Brüssel gemeinsam mit der Schauspielerin Madeleine Renaud-Thévenet auf. Sie
liest den Gedichtzyklus „Le chemin de la croix“ von Paul Claudel, und Dupré spielt
nach jeder Station eine musikalische Ausdeutung – nicht auf einer Kirchenorgel,
sondern auf der von Aristide Cavaillé-Coll gebauten Konzertorgel des Brüsseler
Konservatoriums. Auf Wunsch des Publikums schreibt Dupré seine improvisierten
Gedanken anschließend auf und formt sie weiter aus – so entsteht sein Orgelzyklus „Le chemin de la croix“, den er später als eines seiner Hauptwerke bezeichnet.
Im heutigen Konzert werden die vierzehn Stationen der Komposition abwechselnd auf zwei verschiedenen Orgeln gespielt: einer realen und einer imaginären.
Die reale ist die geweihte Orgel der Kirche Zu Unserer Lieben Frau. Die imaginäre
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 29 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
ist eine dank moderner Sampling-Technik täuschend ähnlich herbeizitierte
Cavaillé-Coll-Orgel von 1902 (das Originalinstrument steht in der Kirche SaintEucaire in Metz).
Damit wird zugleich ein Epochenwandel abgebildet: Die reale Orgel steht für
eine Klangästhetik, wie sie am Ende von Duprés Leben verbreitet war. Die imaginäre hingegen erinnert an Duprés musikalische Herkunft: Als hochbegabter Sohn
eines Organisten und einer Pianistin stand er seit 1894 im Austausch mit dem damals führenden Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll, den er „père Cavaillé“ nannte
und der mit seinen hochdifferenzierten Klangfarbenmischungen das musikalische
Denken von Dupré entscheidend beeinflusste – so auch in seinem Opus 29, „Le
chemin de la croix“.
Während dieses Schlüsselwerk der Orgelliteratur nichts an Modernität eingebüßt hat, sind die zugrunde liegenden Texte von Paul Claudel – als Zeugnisse eines persönlichen „Renouveau catholique“ um 1900 – heute schwerer zugänglich.
Die Aufführung „Paris: Kreuzungen. Lichtpunkte“ geht einen anderen Weg: mit
freien, nicht religiös gebundenen Assoziationen zu den Titeln der vierzehn Stationen, und mit dem Blick auf eine moderne, pulsierende, verwundbare Stadt.
mh
Dieter Neuhof studierte in Nürnberg Musik und Grundschuldidaktik, danach Katholische Kirchenmusik, Orgel und Orchesterleitung. Kurse besuchte er bei Monserrat Torrent und Gerd Wachowski. Seit 1989 ist er Kantor der Stadtkirche Zu Unserer Lieben Frau in Fürth, seit 2013 Dekanatskantor. Als Dirigent konzertierte er
u. a. mit einem Ensemble der Karlsbader Sinfoniker und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Pilsen. Mit seinen Chören in der Kirche Zu Unserer Lieben Frau Fürth
und in St. Otto Cadolzburg hat er die Krönungsmesse von Mozart, die Cäcilienmesse von Charles Gounod, das Te Deum op. 103 von Antonín Dvořák und die
Messe „Tausend Jahre wie ein Tag“ von Gregor Linßen aufgeführt. Seit einigen Jahren beschäftigt sich Dieter Neuhof auch mit der Komposition von Filmmusik in
Verbindung mit Lichtillumination in Kirchen. In seinen Kinderorgelkonzerten präsentiert er seit 2004 Werke von Prokofjews „Peter und der Wolf“ bis Christiane Michel-Ostertuns „Katzenkrimi“. 2015 gestaltete er die Uraufführung des musikalischen Märchens „Liór und der König“ und des Rezitals „Die Brennenden“ von Uwe
Strübing und Michael Herrschel.
Michael Herrschel →S. 37
Anna Juliette Breitenbach ist Übersetzerin und Rezitatorin. Sie absolvierte eine
Schauspiel- und Gesangsausbildung bei Jean-Philippe Breton und Jean-Michel
Fournereau. Zu ihrem Vortragsrepertoire gehören Szenen von Edmond Rostand
(„Cyrano de Bergerac“) und Molière ebenso wie Programme mit französischer Lyrik
vom Barock bis zur Gegenwart. Ihre Übersetzung des Monodrams „Cave cave Dominus videt. Reflexionen zur Madrider Tafel des Hieronymus Bosch“ von Horst
Lohse und Michael Herrschel wurde 2016 bei Neos Music München veröffentlicht.
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 30 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Die Hauptorgel der Kirche Zu Unserer Lieben Frau wurde 1972 von der Passauer Firma Eisenbarth gebaut und im Lauf der Zeit geringfügig an die sich wandelnden musikalischen Anforderungen angepasst. Sie umfasst aktuell 26 Register auf
drei Manualen und Pedal (III/26). Einige Register wurden 1972 aus der VorgängerOrgel der Firma Steinmeyer übernommen. Im Herbst 2015 wurde zur Ergänzung
der klanglichen Palette eine Bassquinte 5⅓’ neu eingefügt.
Disposition der Hauptorgel in der Kirche Zu Unserer Lieben Frau
I. Manual (C–g’’’, Koppelmanual)
II. Manual (C–g’’’, Hauptwerk)
Bordun 16’
Rohrflöte 8’
Principal 8’
Octave 4’
Gemshorn 4’
Octave 2’
Sesquialter 2fach 2⅔’
Trompete 8’
Mixtur 5-6fach 1⅓’
III. Manual (C–g’’’, Schwellwerk)
Grobgedackt 8’
Weidenpfeife 8’
Harfenschwebung 8’
Octave 4’
Blockflöte 4’
Spitzflöte 2’
Terz 1⅗’
Quinte 1⅓’
Scharff 4fach 1’
Englisch Horn 8’
Tremulant
Pedal (C–f’)
Subbass 16’
Oktavbass 8’
Bassflöte 8’
Choralbass 4’
Bassquinte 5⅓’
Basstrompete 8’
Posaune 16’
Koppeln: I/P • II/P
Mechanische Tontraktur • Elektrische Registertraktur • drei freie Kombinationen •
Tutti • Einzelabsteller
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 31 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Samstag, 26. November 2016, 19.30 Uhr
St. Paul, Amalienstraße 64
Toccata & Offbeat
Thomas Greif (Orgel) • Daniel Piccon (Schlagzeug)
I. Intro
Liselotte Kunkel
(*1975)
Erfreue dich, Himmel
(2003)
Ulrich Nehls
(*1959)
Rausschmeißer in D
(2003)
Hans-André Stamm
(*1958)
Rondo alla celtica
(2001)
II. Intermezzo – drei kleine Liedbearbeitungen
Johannes Matthias Michel
(*1962)
Mit Freuden zart zu dieser Fahrt (2003)
Wer nur den lieben Gott lässt walten (2003)
Zsolt Gárdonyi
(*1946)
Be Thou, My Vision
(1996)
III. Hommage an drei alte Meister
Liselotte Kunkel
Aus: Play Bach (2008)
Badinerie h-moll (nach BWV 1067)
Ulrich Nehls
See, the Conqu’ring hero comes (2013)
(nach HWV 63: Judas Maccabaeus)
Zsolt Gárdonyi
Mozart Changes (1995)
(nach KV 576: Klaviersonate D-Dur)
IV. Parodistische Abwege
Andrew Wright
(*1955)
March past Carmen (~2004)
V. Jazz pur!
Volker Bräutigam
(*1939)
Drei jazzverwandte Choralbearbeitungen (1994)
1. Nun freut euch, lieben Christen g’mein
2. Nun ruhen alle Wälder
3. Christ lag in Todesbanden
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 32 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Lange Zeit galt die Orgel als ausschließlich „klassisches“ Instrument. Um 1980
brach der Avantgardekomponist Mauricio Kagel eine Lanze für alternative Klänge:
In seinem Zyklus „Rrrrrrr…“ (einer Folge von Stücken, deren Titel mit „R“ beginnen)
komponierte er einen Ragtime-Waltz. Wenig später wurden die groovenden
Rhythmen und raffinierten Harmonien des Jazz auch für die Kirchenmusik entdeckt. Oft auf der Basis improvisierter Choralvorspiele entstanden Sammlungen
wie das „Swing- und Jazzorgelbüchlein“ von Johannes Matthias Michel oder
„S(w)inget dem Herrn“ von Thomas Riegler. Neben Choralmelodien wurden und
werden auch andere bekannte Themen zum Gegenstand lustvoller Veränderung,
zum Beispiel in „Play Bach – Play Jazz“ von Lilo Kunkel.
Der impulsive Drive solcher Werke, aus denen sich inzwischen ein ganz eigenes
organistisches Genre entwickelt hat, wird im heutigen Programm noch durch die
von Daniel Piccon hinzukomponierten Schlagzeugstimmen verstärkt.
mh
Thomas Greif studierte in Nürnberg und Bayreuth und ist seit 2010 nebenamtlicher Organist an der Philippuskirche Rummelsberg. Mit kurioser und selten gespielter Orgelliteratur konzertierte er zuletzt in Orimattila (Finnland) sowie Debrecen und Budapest (Ungarn). 2015 spielte er die erste Gesamtaufführung der Orgelwerke des walisischen Komponisten Robert Jones (*1945). Mit Daniel Piccon
entwickelte er das Programm „Schlag auf Schlag!“, das seit 2015 auch als CD vorliegt. Das Duo gastierte damit u. a. beim Orgelfestival in Odessa.
Daniel Piccon studierte in Nürnberg klassisches Schlagwerk, Latin Percussion,
Jazzvibraphon und Drumset. Er ist Mitglied der Global Shtetl Band (New Yiddish
World Music), im Funk-Soul-Projekt Friedland und in der Time Bandits Big Band.
Daneben wirkt er im Amberger Sinfonieorchester mit. Er unterrichtet an der Musikschule Stein und im Musikforum Burgthann. Im Projekt „Marimba with Friends“
präsentiert er eigene Kompositionen im Duo mit Cajon und im Trio mit Bass.
Disposition der Orgel →S. 27
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 33 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Sonntag, 27. November 2016, 17.00 Uhr
Auferstehungskirche im Stadtpark, Nürnberger Straße 15
Harfenwald: Himmlische Saitenspiele
Abschlusskonzert der 53. Fürther Kirchenmusiktage
Claire Augier de Lajallet, Anna-Maria Frankenberger, Maria-Theresa Freibott,
Catharina Mothes, Laurence Tercier, Siard Walter (Harfen)
Michael Herrschel (Erzähler) • Sirka Schwartz-Uppendieck (Klavier & Leitung)
Mit Kunstaktion von Petra Annemarie Schleifenheimer: „Eisblumenblau“
Frédéric Chopin
(1810-1849)
Nocturne Des-Dur op. 27 Nr. 2 (1836)
Albert Zabel
(1834-1910)
La source (Die Quelle / Der Springbrunnen)
op. 24 (~1890) (Maria-Theresa Freibott)
Gabriel Fauré
(1845-1924)
Une châtelaine en sa tour (Eine Schlossherrin auf
ihrem Turm) op. 110 (1918) (Catharina Mothes)
Franz Liszt
(1811-1886)
Aus: Années de Pèlerinage. Suite Nr. 1
4. Au bord d’une source (1834-55)
Claude Debussy
(1862-1918)
Clair de lune (Mondglanz) (1890)
(Claire Augier de Lajallet)
Marcel Tournier
(1879-1951)
Cloches sous la neige (Glocken unter dem Schnee)
op. 39 Nr. 2 (~1930) (Anna-Maria Frankenberger)
Tina Ternes
(*1969)
Eisblumen op. 2 Nr. 1 (1991)
Barbara Heller
(*1936)
Aus: Klangblumen (2009)
Mandala • Papierblume (Siard Walter)
Marcel Tournier
Berceuse russe (Russisches Wiegenlied) op. 40 (1932)
(Laurence Tercier)
Uwe Strübing
(*1956)
Harfenwald. Musikalisches Märchen op. 115 (2011)
für Sprechstimme, Klavier und sechs Harfen
Text: Michael Herrschel (Neufassung 2016)
1. Eisenbahn • 2. Verschüttet • 3. Bahnsteig
4. Laternen • 5. Eintritt in den Park • 6. Melodien
7. Schneewirbel • 8. Der Teich • 9. Glitzern & Rieseln
10. Kathedrale des Lichts • 11. Epilog. Tagtraum
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 34 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Eine musikalische Winterwanderung für wache Ohren: Aus dem Klang von über
500 schwingenden Saiten entstehen Fantasiebilder – Schneeflockentanz, Quellenrieseln, knirschendes Eis unter den Füßen.
Ein romantisches Klavier-Nocturne im Kerzenschimmer ist die Ouvertüre zu
diesem Spiel, das eine Spannung zwischen „Draußen“ und „Drinnen“ entfaltet:
Draußen laufen Leute durch einen winterlicher Park oder Wald, bleiben an einem
stummen, leeren, von Schnee bedeckten Springbrunnen stehen und stellen sich
vor, wie die Eiskristalle im Frühling schmelzen und glitzernd davonfließen würden
(„La source“). Drinnen, irgendwo im geheizten Obergeschoss eines benachbarten
Hauses, steht eine Frau am Fenster („Une châtelaine en sa tour“) und schaut hinunter in die verschneite Baumlandschaft.
Draußen spazieren die Leute weiter, gelangen zum Ufer eines eisüberzogenen
Sees und beobachten, wie eine Quelle in diesen mündet („Au bord d’une source“). Es wird Nacht. Eine Mondscheinmusik („Clair de lune“) weht durch die Luft,
gefolgt vom geheimnisvollen Glockenklang einer imaginären Kirche, die irgendwo in der Ferne unter dem Schnee verborgen liegt („Cloches sous la neige“).
Drinnen, in der geheizten Wohnung, werden „Eisblumen“ ans Fenster gehaucht
und schweben federleichte „Klangblumen“ durch den Raum. Draußen geht ein
Unbekannter vorbei, zieht sich gegen die Kälte eine russische Pelzmütze über den
Kopf und summt ein Lied („Berceuse russe“). Wer ist das?
Eine Märchenerzählung („Harfenwald“) gibt Antwort: Der Fremde ist ein Autor.
Er ist in seine Heimatstadt gekommen, um inkognito die Aufführung der Oper
„Liór und der König“ zu erleben, zu der er den Text schrieb. Er steigt aus dem Zug
aus und nimmt den Weg durch den Park. Er glaubt den Weg von früher zu kennen
– aber dann verliert er im immer dichteren Schneefall die Orientierung…
mh
Claire Augier de Lajallet studierte bei Nathalie Weber (Chartres), Catherine de
Preissac (Tours), Aurélie Saraf, Florence Bourdon (Bourg-la-Reine), Marie-Pierre
Langlamet (Berlin) und Heidi Krutzen (Vancouver). Derzeit setzt sie ihre Ausbildung in Würzburg bei Andreas Mildner fort und unterrichtet an der Musikschule
Lohr am Main. Als Gast spielte sie u. a. im Orchestre de la Bastille und im Philharmonischen Orchester Würzburg. 2015 war sie Finalistin des Wettbewerbs „Suoni
d’Arpa“ in Saluzzo im italienischen Piemont.
Anna-Maria Frankenberger studierte in Würzburg bei Gisèle Herbet und besuchte Kurse bei Frédérique Cambreling, Nathalie Chatelain, Emmanuel Ceysson, Godelieve Schrama und Benoît Wery. Sie spielt im Bruckner Akademie Orchester
München, in der Vogtland-Philharmonie, der Klassik-Akademie Kronach, der Coburger Sommeroperette und im Johann-Strauss-Orchester Coburg sowie als Kammermusikerin im „Duo Fougères“ (Harfe & Saxophon) und im „Duo pasculli“ (Harfe
& Oboe). Sie unterrichtet an den Musikschulen Wertheim und Bad Friedrichshall;
an der Würzburger Musikhochschule übernahm sie einen Lehrauftrag für Didaktik.
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 35 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Maria-Theresa Freibott studierte bei Gisèle Herbet in Würzburg und besuchte
Kurse bei Frédérique Cambreling, Fabrice Pierre und Alice Giles. Derzeit setzt sie
ihr Studium bei Stephen Fitzpatrick in Salzburg fort. Beim Wettbewerb „Jugend
musiziert“ erhielt sie Preise auf Regional-, Landes- und Bundesebene als Solistin
und Duo-Spielerin. Als Gast spielte sie in der Thüringen Philharmonie Gotha, in
den Theatern Würzburg, Hof und Coburg, im Luzerner Sinfonieorchester und im
Österreichischen Ensemble für Neue Musik. 2011 wurde sie Mitglied im Bundesjugendorchester, 2016 im Baltic Sea Philharmonic unter Leitung von Kristian Järvi.
Catharina Mothes <catharina-mothes.de> begann ihr Studium bei Gisèle Herbet
in Würzburg und setzt es dort derzeit bei Andreas Mildner fort. Beim Wettbewerb
„Jugend musiziert“ erhielt sie seit 2005 1. Preise auf Regional-, Landes- und Bundesebene mit Höchstpunktzahl. 2011 wurde sie Mitglied des Landesjugendsinfonieorchester Hessen. Als Solistin konzertierte sie u. a. beim Rheingau Musikfestival
und in der Laieszhalle Hamburg. Daneben hat sie zwei Solo-CDs vorgelegt:
„Jugend-Saiten“ und „Dreams of Harp“.
Laurence Tercier studierte bei Geneviève Chevallier (Fribourg), Frédérique Cambreling (Paris), Gisèle Herbet (Würzburg) und Godelieve Schrama (Detmold). Sie
spielt als Gast am Staatstheater Nürnberg, bei den Nürnberger und den Hofer
Symphonikern, den Stuttgarter Philharmonikern, der Metropolmusik Nürnberg
und in verschiedenen Kammermusikformationen. Daneben unterrichtet sie ihr Instrument in Ansbach, Heilsbronn und Nürnberg.
Siard Walter begann sein Harfenstudium in Düsseldorf und setzt es derzeit bei
Andreas Mildner in Würzburg fort. Kurse besuchte er bei Godelieve Schrama (Detmold), Françoise Friedrich (Frankfurt am Main), Xavier de Maistre (Hamburg), Patrizia Tassini und Alice Giles. 2010 erhielt er den Sparkassen-Förderpreis Nordrhein-Westfalen. Parallel absolviert er ein Hornstudium. Als Harfenist, Hornist,
Trompeter und Klavierbegleiter ist er Landes- und Bundespreisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. Als Hornist absolvierte er eine Deutschlandtournee mit
dem Bundesjugendorchester.
Sirka Schwartz-Uppendieck <www.kirchenmusik-fuerth.de> studierte in Hamburg und Lübeck Orgel bei Heinz Wunderlich und Eberhard Lauer sowie Klavier
bei Conrad Hansen. Seit 1997 ist sie Kantorin in Fürth, 2011 wurde sie zur Kirchenmusikdirektorin ernannt. 2014 erhielt sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Ingeborg
Schilffarth den Kulturellen Sonderpreis der Stadt Fürth. Schwerpunkte der Arbeit
von Sirka Schwartz-Uppendieck sind Orgel-, Klavier- und Kammermusik, Orchester- und Vokalwerke mit solistischem Tasteninstrument, Musik von Komponistinnen, französische romantische Musik, Gospels und Chansons, Dialog-Projekte mit
Bildender Kunst, Literatur und Theater sowie, mit inzwischen über siebzig Uraufführungen, die Zeitgenössische Musik. Das Spektrum der Werke, die ihr gewidmet
wurden, reicht von Orgeltoccaten bis zu Orchesterliedern und Klavierkonzerten.
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 36 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Michael Herrschel <www.librettist.de> studierte in München Dramaturgie bei
August Everding und absolvierte parallel eine Sprech- und Gesangsausbildung.
Als Librettist schrieb er Auftragswerke für die Münchner Biennale und das Theaterhaus Stuttgart. Für Projekte vom Livehörspiel bis zur Oper arbeitet er aktuell
u. a. mit Dorothee Eberhardt („Revolte“), Florian Heigenhauser („Spiegelland“),
Hans Kraus-Hübner („Zungenstück“), Horst Lohse („Sabelita“), Tina Ternes
(„Argula“) und Lorenz Trottmann („Glasbild mit Steinen“, „Lilith II“) zusammen.
Tina Ternes <www.tina-ternes.de> studierte in Mainz und Wiesbaden. Ihr Werkkatalog umfasst Klavier-, Orgel- und Kammermusik, Orchesterwerke, Solokonzerte
(z. B. „Concer Tina“ für Kontrabass und Orchester), Lieder und Chorwerke (u. a.
nach Texten von Pindar, Hugo von Hofmannsthal und Michèle Najlis), Musicals,
Bühnenmusik („Romulus der Große“) und Filmmusik („Steinregen“). Am 12. Mai
2017 wird ihr „Gesang der Argula“ in der Auferstehungskirche Fürth uraufgeführt.
Barbara Heller <www.barbaraheller.de> studierte bei Hans Vogt in Mannheim
und bei Harald Genzmer in München. Schwerpunkte ihres kompositorischen
Schaffens sind Klavier- und Kammermusik, Lieder (u. a. nach Texten von Hermann
Hesse, Erich Fried, Giuseppe Ungaretti und Ingeborg Bachmann) und multimediale Projekte. Als Pianistin, Dozentin und Herausgeberin engagiert sie sich für das
Schaffen von Komponistinnen. Ende der 1970er Jahre war sie Mitbegründerin des
Archivs „Frau und Musik“, zusammen mit der Dirigentin Elke Mascha Blankenburg.
Zu deren Gedenken schrieb sie einen „Choral für EMB“, der bei den Fürther Kirchenmusiktagen 2013 von Sirka Schwartz-Uppendieck uraufgeführt wurde.
Uwe Strübing <www.uwemusic.de> studierte bei Gottfried Müller und Vivienne
Olive in Nürnberg. Er schrieb Bühnenwerke („Aus der Welt“), Orchesterwerke, Klavier-, Orgel- und Kammermusik sowie Vokalkompositionen u. a. nach Texten von
Charles Baudelaire („Le voyage“), Rose Ausländer („Singen“), Friederike Mayröcker
(„Die marmorne die steinkühle die vorfrühlingsgraue Zauberei…“) und Gabbo Mateen („Mond und Efeu“). Bei den Fürther Kirchenmusiktagen wurden von ihm die
Vokalwerke „Dem Unendlichen“ (2003) und „Drei Tage“ (2007), das Raummusikquartett „Die apokalyptischen Reiter“ (2009), das Orgelkonzert „Les esprits follets“
(2011), das Rezital „Die Brennenden“ und das Orgelmärchen „Liór und der König“
(2015) uraufgeführt.
Petra Annemarie Schleifenheimer <www.pas-kunst.de> studierte in Nürnberg
bei Wunibald Puchner. Kurse besuchte sie bei Petra Maria Götz, Patrizia Bier,
Klemens Wuttke und Milena Dragićević. 2015 präsentierte sie in der Auferstehungskirche Fürth ihre Installation „Im Spiegel des Augenblicks“ und – im Rahmen der Kirchenmusiktage – Lichtbühnenbilder zu den Uraufführungen „Lilith“
von Lorenz Trottmann und „Hulda“ von Dorothea Hofmann. Im kommenden Jahr
gilt ihr besonderes Engagement dem Gemeinschaftsprojekt „Reformkiosk“ des
Arbeitskreises Kunst und Kirche in der Auferstehungskirche zum Reformationsjubiläum 2017 – siehe <www.reformkiosk.de>.
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 37 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
Impressum
53. Fürther Kirchenmusiktage (11. bis 27. November 2016): Poesie zwischen
Himmel und Erde. Geistliches im Weltlichen. Programmheft, herausgegeben
vom Verein zur Pflege der Kirchenmusik und Durchführung der Kirchenmusiktage
in Fürth e. V.
Künstlerische Leitung Sirka Schwartz-Uppendieck und Ingeborg Schilffarth, in
Zusammenarbeit mit Matthias Hofknecht, Andreas König und Dieter Neuhof
Dramaturgie Michael Herrschel
Veranstalterinnen der Konzerte und des Gottesdienstes sind die jeweiligen Kirchengemeinden des Katholischen Dekanats Fürth (Dekan André Hermany) und
des Evangelischen Dekanats Fürth (Dekan Jörg Sichelstiel) sowie das Stadttheater
Fürth (18.11.)
Fördernde Institutionen Stadt Fürth, Bezirk Mittelfranken, Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Erzbischöfliches Ordinariat Bamberg, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, Evangelisch-Lutherische Gesamtkirchengemeinde Fürth, Sparkasse Fürth
Grafik Elke Schillai (unter Verwendung der Partitur einer Komposition von Lorenz
Trottmann: „Die Waisen“, uraufgeführt bei den Fürther Kirchenmusiktagen 2012)
Druck Citydruck Nürnberg
Geschichte & Gegenwart Die Fürther Kirchenmusiktage sind ein ökumenisches
Festival. Sie finden seit 1964 jährlich statt, veranstaltet von den katholischen und
evangelischen Gemeinden in Zusammenarbeit mit dem Kirchenmusikverein. Alle
Interessierten sind herzlich eingeladen, den Verein zu unterstützen. Mitgliedsbeiträge (15 €, ermäßigt 10 €) und Spenden sind steuerlich absetzbar. Mitglieder können die Veranstaltungen der Kirchenmusiktage zu ermäßigten Preisen besuchen.
Vereinsvorstand Susanne Bode (1. Vorsitzende), Susanne Erdmannsdörfer (2. Vorsitzende), Martina Oppitz (Schriftführerin), Marcel Mago (Schatzmeister)
Geschäftsadresse Susanne Erdmannsdörfer, Moststraße 8, 90762 Fürth, Telefon
(0911) 771050
Vereinskonto
Sparkasse Fürth
IBAN: DE26 7625 0000 0000 0120 88
BIC: BYLADEM1SFU
Website www.kirchenmusiktage.de
Kontakt [email protected]
–––––––––––––––––––––––––––––––––– 38 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
schredl
planungsbüro für haustechnik
Schredl – Ihr Planungsbüro für Haustechnik
Das Ingenieurbüro Schredl ist seit über 20 Jahren Ihr professioneller Partner in allen Belangen rund um die Planung
technischer Gebäudeausrüstung.
Ansässig in Fürth am Golfpark, betreuen wir deutschlandweit unsere Kunden aus Industrie und Gewerbe, aus den
Bereichen Senioren- und Pflegeheimen, der Verwaltung und öffentlichen Einrichtungen sowie dem Wohnungsbau.
In allen Bereichen der Heizungs- und Sanitärtechnik, Elektro-, Beleuchtungs- und Medientechnik, Kälte- und Lüftungstechnik sowie regenerativer Energien sind wir von der Beratung über die Planung bis hin zur Bauleitung und Abnahme
Ihr kompetenter Partner.
Durch die intensive Zusammenarbeit der letzten 20 Jahre können wir auf reichhaltige Erfahrungen in Bezug auf die
Sanierung von Museen, Kirchen und historischen Gebäuden zugreifen.
Wir fördern zudem die 53. Fürther Kirchenmusiktage „Poesie zwischen Himmel und Erde. Geistliches im Weltlichen“.
Der ideale Partner für Ihr Projekt – bauen Sie auf Ihre Zukunft.
Für folgende Projekte war Büro Schredl
für die Planung und Bauleitung verantwortlich:
 Projekt: Umgestaltung zur Jugendkirche
 Bauherr: Kirchenbauamt Nürnberg
 Planungszeitraum und Realisierungszeitraum: 2007 – 2010
 Gewerke: Heizung, Sanitär, Elektro
 Ingenieurleistungen: Leistungsphasen 1 – 8 nach HOAI
 Projekt: Umbau Gemeindehaus St. Paul
 Bauherr: Evang. Schulstiftung vertr. d. Evang.-Luth. Dekanat Fürth
 Planungs- und Realisierungszeitraum: 2010 - 2013
 Gewerke: Heizung, Sanitär, Lüftung, Elektro
 Ingenieurleistungen: Leistungsphasen 1 – 8 nach HOAI
schredl
planungsbüro für haustechnik
Hauptbüro:
Melli-Beese-Str. 21
90768 Fürth
Tel.: 0911 / 300 12-0
Fax: 0911 / 300 1221
Niederlassung:
Kirchenlamitzer Str. 14
95163 Weißenstadt
Tel.: 09253 / 95 49 00
Fax: 09253 / 95 49 01
Niederlassung:
Luitpoldarkaden 17
91757 Treuchtlingen
Tel.: 09142 / 27 28 186
Fax: 09142 / 27 29 537a
E-Mail: [email protected] | Internet: www.pb-schredl.de
Herunterladen