ERLÄUTERUNGEN ZU DEN KALENDERN „MATHEMATIK IST SCHÖN“ Mathematik ist schön4 Rencontre und mehr • Eine Lotterie mit farbigen Kugeln Zu Beginn eines Lotterie-Spiels liegen vier verschieden-farbige, aber gleichartige Kugeln in einem Ziehungsgefäß. Diese vier Kugeln werden nacheinander gezogen. Mitspieler können vor der Ziehung einen Tipp abgeben, in welcher Reihenfolge die vier Kugeln gezogen werden. Den Hauptgewinn erhalten diejenigen Spieler, deren Tipp genau der Ziehungsreihenfolge entspricht, d. h., bei denen die Farbenfolge des Tipps exakt mit der der Ziehung übereinstimmt. Einen zweiten Preis gibt es für diejenigen Spieler, bei deren Tipp genau zwei Farben an der richtigen Stelle stehen, und einen Trostpreis für die Teilnehmer, bei denen die Ziehungsposition nur bei einer Farbe mit dem Tipp übereinstimmt. Den Fall, dass genau drei Positionen übereinstimmen, gibt es nicht. (Warum?) Für den Tipp muss ein Einsatz von 2 GE (Geldeinheiten) gezahlt werden. – Was wäre eine faire Spielregel? Zunächst einmal ist zu überlegen, wie viele und welche Ziehungsreihenfolgen möglich sind. Für die 1. Ziehung gibt es 4 Möglichkeiten, für die 2. Ziehung dann noch 3 Möglichkeiten, für die 3. Ziehung noch 2 Möglichkeiten. Die 4. Ziehung kann eigentlich entfallen, weil nach der 3. Ziehung klar ist, welche Kugel noch übrig ist. Insgesamt gibt es daher 4 ∙ 3 ∙ 2 ∙ 1 = 24 mögliche Reihenfolgen, in der die vier Kugeln gezogen werden können. Diese 24 Möglichkeiten sind im Folgenden für die Farben rot, grün, gelb und blau abgebildet: Angenommen, bei einer Ausspielung werden die vier Kugeln in der Reihenfolge rot – grün – gelb – blau gezogen: Dann gibt es genau einen möglichen Tipp für den Hauptgewinn: www.mathematik-ist-schoen.de Seite 1 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 Einen 2. Preis erhalten die Spielteilnehmer, die einen der folgenden 6 Tipps abgegeben haben, weil nur die Tipps für Position 1 und 2 stimmen nur die Tipps für Position 1 und 3 stimmen nur die Tipps für Position 1 und 4 stimmen nur die Tipps für Position 2 und 3 stimmen nur die Tipps für Position 2 und 4 stimmen nur die Tipps für Position 3 und 4 stimmen Einen Trostpreis gibt es bei den folgenden 8 Möglichkeiten, weil jeweils genau ein Tipp richtig ist: für Position 1 für Position 2 für Position 3 für Position 4 Von den sechs möglichen Tipps für die jeweils anderen drei Positionen stimmt also keiner (vgl. unten). Nicht gewonnen haben Spieler, die einen der folgenden 9 Tipps abgegeben haben: Wenn beispielsweise 240 Tipps abgegeben werden, kann man erwarten, dass ungefähr 10 Tipps dabei sind, die einen 1. Preis gewinnen, ungefähr 60 Tipps einen 2. Preis, ungefähr 80 Tipps, die einen Trostpreis erhalten, und 90 Tipps, die nicht gewonnen haben. Bei einem Einsatz von 2 GE werden durch die 240 Tipps 480 GE eingenommen. Legt man als Trostpreis die Auszahlung des halben Einsatzes fest, dann bleiben 480 GE – 80 ∙ 1 GE = 400 GE übrig, die für 1. und 2. Preise zur Verfügung stehen. Zahlt man an die Gewinner eines 2. Preises den doppelten Einsatz aus, also 4 GE, d. h., sodass diese einen Gewinn von 2 GE machen, dann können an die 10 Hauptgewinner jeweils 16 GE ausgezahlt werden, denn 400 GE – 60 ∙ 4 GE = 160 GE. Die Teilnehmer mit 1. Preis machen einen Gewinn von 14 GE. Dass es sich bei einer solchen Auszahlungsordnung um eine faire Spielregel handelt, kann man auch an der folgenden Tabelle ablesen: Anzahl der richtigen Tipps zugehörige Auszahlung in GE zu erwartender Anteil (= Wahrscheinlichkeit) zu erwartende Auszahlung pro Tipp in GE 0 0 9 24 9 0 ⋅ 24 =0 1 1 8 24 1 ⋅ 248 = 2 4 6 24 4 ⋅ 246 = 3 0 0 24 4 16 1 24 Summe www.mathematik-ist-schoen.de Seite 2 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 8 24 24 24 = 1 3 =1 0 ⋅ 240 = 0 16 ⋅ 241 = 2 16 24 = 2 3 Wie viele Möglichkeiten es für die einzelnen Gewinnränge bei diesem Spiel mit vier Kugeln gibt, wurde oben durch systematisches Aufzählen ermittelt. Es wäre allerdings aufwendig, ein solches Aufzählungsverfahren auch bei größeren Kugelanzahlen anzuwenden. Daher schauen wir uns zunächst die entsprechende Situation bei einem Spiel mit drei Kugeln sowie mit zwei Kugeln an, um – zusammen mit den Ergebnissen beim Spiel mit vier Kugeln – dies verallgemeinern zu können. • Wie viele und welche Reihenfolgen sind bei einem Spiel mit drei Kugeln möglich? Für die 1. Ziehung gibt es 3 Möglichkeiten, für die 2. Ziehung dann noch 2 Möglichkeiten. Die 3. Ziehung kann eigentlich entfallen, weil nach der 2. Ziehung klar ist, welche Kugel noch übrig ist. Insgesamt gibt es daher 3 ∙ 2 ∙ 1 = 6 mögliche Reihenfolgen, in der die drei Kugeln gezogen werden können. Diese 6 Möglichkeiten sind im Folgenden für die Farben rot, grün und gelb abgebildet. Wenn die Ziehung eines Lotteriespiels genau in dieser Reihenfolge erfolgt, dann teilen sich diese 6 Möglichkeiten wie folgt auf: 3 Übereinstimmungen • genau 1 Übereinstimmung keine Übereinstimmung Wie viele und welche Reihenfolgen sind bei einem Spiel mit zwei Kugeln möglich? Für die 1. Ziehung gibt es 2 Möglichkeiten. Die 2. Ziehung kann eigentlich entfallen, weil nach der 1. Ziehung klar ist, welche Kugel noch übrig ist. Insgesamt gibt es daher 2 ∙ 1 = 2 mögliche Reihenfolgen, in der die zwei Kugeln gezogen werden können. Diese 2 Möglichkeiten sind im Folgenden für die Farben rot und grün abgebildet. Wenn die Ziehung eines Lotteriespiels genau in dieser Reihenfolge erfolgt, dann teilen sich diese 2 Möglichkeiten wie folgt auf: 2 Übereinstimmungen • keine Übereinstimmung Wie viele und welche Reihenfolgen sind bei einem Spiel mit fünf Kugeln möglich? Für die 1. Ziehung gibt es 5 Möglichkeiten, für die 2. Ziehung dann noch 4 Möglichkeiten usw. Die 5. Ziehung kann eigentlich entfallen, weil nach der 4. Ziehung klar ist, welche Kugel noch übrig ist. Insgesamt gibt es daher 5 ∙ 4 ∙ 3 ∙ 2 ∙ 1 = 120 mögliche Reihenfolgen, in der die fünf Kugeln gezogen werden können. Diese 120 Möglichkeiten teilen sich wie folgt auf: – 5 Übereinstimmungen: Da es nur einen vollständig richtigen Tipp gibt, ist die Wahrscheinlichkeit 1 hierfür gleich 120 . – 4 Übereinstimmungen: Es ist nicht möglich, für genau 4 der 5 Kugeln die richtige Position der Ziehung zu tippen. www.mathematik-ist-schoen.de Seite 3 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 – – – – 5 3 Übereinstimmungen: Es gibt = 10 Möglichkeiten, genau die drei Positionen auszuwählen, die 3 richtig getippt wurden; die anderen beiden Tipps müssen dann aber falsch sein. Dafür gibt es nur eine Möglichkeit, vgl. Spiel mit zwei Kugeln. Die Wahrscheinlichkeit für einen Tipp mit genau drei richtigen 10 1 Positionsangaben beträgt daher 10 ⋅ 1⋅ 120 = 120 = 121 . 5 2 Übereinstimmungen: Es gibt = 10 Möglichkeiten, genau die zwei Positionen auszuwählen, die 2 richtig getippt wurden; die anderen drei Tipps müssen dann aber falsch sein. Dafür gibt es jeweils nur zwei Möglichkeiten, vgl. das Spiel mit drei Kugeln. Die Wahrscheinlichkeit für einen Tipp mit genau 20 1 zwei richtigen Positionsangaben beträgt daher 10 ⋅ 2 ⋅ 120 = 120 = 61 . 5 1 Übereinstimmung: Es gibt = 5 Möglichkeiten, genau die eine Position auszuwählen, die richtig 1 getippt wurde; die anderen vier Tipps müssen dann aber falsch sein. Dafür gibt es jeweils nur neun Möglichkeiten, vgl. Spiel mit vier Kugeln. Die Wahrscheinlichkeit für einen Tipp mit genau einer 45 1 richtigen Platzangabe beträgt daher 5 ⋅ 9 ⋅ 120 = 120 = 38 . 0 Übereinstimmungen: Übrig bleiben die Möglichkeiten, bei denen keine der getippten Positionen stimmt. Dies sind 120 – (45 + 20 + 10 + 1) = 44 Fälle. Die Wahrscheinlichkeit hierfür beträgt also 44 11 120 = 30 . Verallgemeinerung der Überlegungen Wie wir am Beispiel mit fünf Kugeln gesehen haben, benötigt man verschiedene Informationen, um die Wahrscheinlichkeit für genau k Übereinstimmungen beim Ziehen von n Kugeln zu bestimmen: – – Es gibt n ∙ (n – 1) ∙ (n – 2) ∙ … ∙ 2 ∙ 1 mögliche Reihenfolgen für die Ziehung von n Kugeln aus dem Ziehungsgefäß. Für dieses Produkt aus n abnehmenden Faktoren von natürlichen Zahlen verwendet man in der Mathematik die Kurzschreibweise n! Man verwendet diese Schreibweise auch für die Sonderfälle 1! = 1 und 0! = 1, die ja eigentlich keine Produkte sind. n n ⋅ (n − 1) ⋅ ... ⋅ (n − k + 1) Es gibt = Möglichkeiten, k Kugeln aus n Kugeln auszuwählen. Diese k ⋅ (k − 1) ⋅ ... ⋅ 1 k Anzahlen bezeichnet man als Binomialkoeffizienten, weil sie im Zusammenhang mit dem Binomischen Lehrsatz von zentraler Bedeutung sind. Diese Zahlen kann man auch mithilfe des PASCAL’schen Dreiecks bestimmen (vgl. Beitrag hierzu – demnächst). Für die Anzahl A(n;k) der jeweils möglichen Fälle ergibt sich somit das nachfolgend abgedruckte Schema. Wenn man den Fall n = 1 ergänzt, ist sogar der nicht mögliche Fall von n – 1 Übereinstimmungen bei n Kugeln erfasst: www.mathematik-ist-schoen.de Seite 4 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 • Schrittweise Berechnung der Anzahl der Möglichkeiten Die Anzahl A(n;k) der Möglichkeiten für genau k Übereinstimmungen beim Ziehen von n Kugeln kann also schrittweise (rekursiv) berechnet werden: n Für 0 < k < n gilt: A(n ; k ) = ⋅ A(n − k ; 0 ) . Für k = n gilt: A(n;n) = 1. k n Definiert man noch A(0;0) = 1, dann gilt die Formel A(n ; k ) = ⋅ A(n − k ; 0) für 0 < k ≤ n. k Offen ist noch eine vereinfachte Berechnung der Anzahl der Möglichkeiten für den Fall keine Übereinstimmung beim Ziehen von n Kugeln. Diese Anzahlen ergeben sich aus der Differenz zu n! – dabei fälllt auf, dass sich diese Anzahl A(n;0) nur um ±1 von A(n;1) unterscheidet: A(3;0) = 3! – (3 + 0 + 1) = 2 = A(3;1) – 1 A(4;0) = 4! – (8 + 6 + 0 + 1) = 9 = A(4;1) + 1 A(5;0) = 5! – (45 + 20 + 10 + 0 + 1) = 44 = A(5;1) – 1 A(6;0) = 6! – (264 + 135 + 40 + 15 + 0 + 1) = 265 = A(6;1) + 1 • Schrittweise Berechnung der Wahrscheinlichkeiten Betrachtet man nun statt der Anzahl der Möglichkeiten die Wahrscheinlichkeiten für die einzelnen Fälle, dann zeigt sich auch hier eine gemeinsame Struktur in den Feldern, die in einer Diagonalen liegen. (Dies erkennt man besonders gut, wenn man die gekürzten Brüche betrachtet.) Geht man von links oben schrittweise diagonal nach rechts unten, dann erhält man fortlaufend die jeweils nächste Wahrscheinlichkeit durch Multiplikation mit 1, mit 21 , mit 31 , mit 41 usw. Beispielsweise gilt: P ( 4 ;1) = 11! ⋅ P (3 ; 0) ; P (5 ; 2) = 21 ⋅ P ( 4 ;1) = Allgemein gilt also: P (n ; k ) = 1 k! 1 2! ⋅ P (3 ; 0) ; P (6 ; 3) = 31 ⋅ P (5 ; 2) = 1 3! ⋅ P (3 ; 0 ) ⋅ P (n − k ; 0) für 0 < k ≤ n. Um Wahrscheinlichkeiten für die verschiedenen möglichen Fälle bestimmen zu können, benötigt man noch die Wahrscheinlichkeit P(n;0) für den Fall keine Übereinstimmung. Analog zur Berechnung der Anzahl A(n;0) der zugehörigen Möglichkeiten muss man die Wahrscheinlichkeiten P(n;1), …, P(n;n) addieren und von der Gesamt-Wahrscheinlichkeit 1 abziehen. www.mathematik-ist-schoen.de Seite 5 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 Diese Vorgehensweise ist eine der wichtigsten Rechenregeln für Wahrscheinlichkeiten, die sogenannte Komplementärregel: – Die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses und die Wahrscheinlichkeit des Gegenereignisses ergänzen sich zu 1. Im Allgemeinen wendet man die Regel an, wenn es einfacher ist, die Wahrscheinlichkeit des Gegenereignisses zu berechnen als die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses. Hier geht es um die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses: Beim Tipp gibt es keine Übereinstimmung mit der Reihenfolge der Gewinnziehung. Das zugehörige Gegenereignis lautet: Beim Tipp gibt es mindestens eine Übereinstimmung mit der Reihenfolge der Gewinnziehung. Mindestens eine Übereinstimmung bedeutet: Es gibt eine Übereinstimmung bei der 1. Kugel oder bei der 2. Kugel oder bei der 3. Kugel oder … Um die zugehörige Wahrscheinlichkeit berechnen zu können, benötigt man also eine Rechenregel für Oder-Ereignisse. Dieser Regel liegt eine Gesetzmäßigkeit der Mengenlehre zugrunde, die sog. Ein- und Ausschaltregel, auch Siebformel von SYLVESTER genannt (nach dem englischen Mathematiker James Joseph SYLVESTER, 1814–1897). Man spricht auch vom Prinzip der Inklusion und Exklusion. Für die Anzahl der Elemente zweier (endlicher) Mengen A1 und A2 gilt die folgende Summenregel: A1 ∪ A2 = A1 + A2 − A1 ∩ A2 , in Worten: Man erhält die Anzahl der Elemente der Vereinigungsmenge A1 ∪ A2 , indem man die Anzahl der Elemente der Menge A1 und der Menge A2 addiert und die Anzahl der gemeinsamen (doppelt gezählten) Elemente in der Schnittmenge A1 ∩ A2 subtrahiert. Diese Regel lässt sich für mehr als zwei Mengen verallgemeinern: ( ) ( ) A1 ∪ A2 ∪ A3 = A1 + A2 + A3 − A1 ∩ A2 + A1 ∩ A3 + A2 ∩ A3 + A1 ∩ A2 ∩ A3 ( ) ( A1 ∪ A2 ∪ A3 ∪ A4 = A1 + A2 + A3 + A4 − A1 ∩ A2 + A1 ∩ A3 + A1 ∩ A4 + A2 ∩ A3 + A2 ∩ A4 + A3 ∩ A4 ( ) + A1 ∩ A2 ∩ A3 + A1 ∩ A2 ∩ A4 + A1 ∩ A3 ∩ A4 + A2 ∩ A3 ∩ A4 − A1 ∩ A2 ∩ A3 ∩ A4 usw. www.mathematik-ist-schoen.de Seite 6 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 ) Definiert man für i = 1, 2, …, n die Ereignisse Ei: Der Tipp stimmt bei der i-ten Kugel überein, dann gilt beispielsweise für n = 4: P(mind. ein Tipp stimmt überein) = P (E 1 ∪ E 2 ∪ E 3 ∪ E 4 ) = [P (E 1 ) + P (E 2 ) + P (E 3 ) + P (E 4 )] − [P (E 1 ∩ E 2 ) + P (E 1 ∩ E 3 ) + P (E 1 ∩ E 4 ) + P (E 2 ∩ E 3 ) + P (E 2 ∩ E 4 ) + P (E 2 ∩ E 4 )] + [P (E 1 ∩ E 2 ∩ E 3 ) + P (E 1 ∩ E 2 ∩ E 4 ) + P (E 1 ∩ E 3 ∩ E 4 ) + P (E 2 ∩ E 3 ∩ E 4 )] − P (E 1 ∩ E 2 ∩ E 3 ∩ E 4 ) ] − [41 ⋅ 31 + 41 ⋅ 31 + 41 ⋅ 31 + 41 ⋅ 31 + 41 ⋅ 31 ] + [41 ⋅ 31 ⋅ 21 + 41 ⋅ 31 ⋅ 21 + 41 ⋅ 31 ⋅ 21 + 41 ⋅ 31 ⋅ 21 ] − 41 ⋅ 31 ⋅ 21 ⋅ 11 = [ 41 + 1 4 = 4⋅ − 6 ⋅ 41 ⋅ 31 + 4 ⋅ 41 ⋅ 31 ⋅ 21 − 1 ⋅ 41 ⋅ 31 ⋅ 21 ⋅ 11 = 1 − 1 4 + 1 4 + 1 4 1 2 + 1 6 − 1 24 = 24 −12 + 4 −1 24 = 15 24 Die Anzahl der Summanden in den eckigen Klammern lässt sich jeweils mithilfe eines Binomialkoeffizienten berechnen. Die letzte Zeile kann auch wie folgt notiert werden: 4 1 4 1 1 4 1 1 1 4 1 1 1 1 ⋅ − ⋅ ⋅ + ⋅ ⋅ ⋅ − ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ 1 4 2 4 3 3 4 3 2 4 4 3 2 1 4 1 4 ⋅ 3 1 1 4 ⋅ 3 ⋅ 2 1 1 1 4 ⋅ 3 ⋅ 2 ⋅1 1 1 1 1 1 1 1 1 = ⋅ − ⋅ ⋅ + ⋅ ⋅ ⋅ − ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ = − + − 1 4 2 ⋅ 1 4 3 3 ⋅ 2 ⋅ 1 4 3 2 4 ⋅ 3 ⋅ 2 ⋅ 1 4 3 2 1 1! 2! 3! 4! Die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis Kein Tipp stimmt überein ist daher gleich 1 − 1 1 1 1 + − + . 1! 2! 3! 4! Somit lassen sich die Wahrscheinlichkeiten der ersten Zeile der Tabelle ebenfalls systematisch berechnen: Es gilt also die Rekursionsformel: P (n ; 0) = P (n − 1; 0) + ( −1)n ⋅ Zusammen mit der o. a. Formel P (n ; k ) = 1 1 für n ≥ 1, und P (0 ; 0) = = 1 . 0! n! 1 ⋅ P (n − k ; 0) ist dann die vollständige Berechnung aller k! Wahrscheinlichkeiten möglich. Bedeutung der EULER’schen Zahl e Mit zunehmender Anzahl n der Kugeln ändert sich die Wahrscheinlichkeit für null Übereinstimmungen kaum noch: Beispielsweise nimmt die Wahrscheinlichkeit für null Übereinstimmungen bei einem Spiel mit 5 Kugeln nur um 1/720 zu, wenn man zu einem Spiel mit 6 Kugeln übergeht, und um 1/5040 ab, wenn man dann weiter zu einem Spiel mit 7 Kugeln übergeht. Für n ≥ 6 ist diese Wahrscheinlichkeit P(n;0) also fast konstant: P(n;0) ≈ 0,368. 1 1 1 1 1 1 1 = − + − + − + −... gilt die einfache Merkregel: Die Wahrscheinlichkeit für das e 0! 1! 2! 3! 4! 5! Ereignis keine Übereinstimmung ist näherungsweise gleich dem Kehrwert der EULER’schen Zahl e. Wegen Wegen P (n ;1) = • 1 ⋅ P (n − 1; 0) = P (n − 1; 0) gilt für n ≥ 7 auch, dass P(n;1) ungefähr gleich 0,368 ist. 1! Anwendung der Überlegungen beim Rencontre-Problem Das Rencontre-Problem (rencontre = Treffen, Begegnung) geht auf Untersuchungen zurück, die der französische Mathematiker PIERRE RÉMONT DE MONTMORT (1678 – 1719) im Zusammenhang mit dem Kartenspiel Jeu de treize durchführte. Über seine Lösungsansätze korresponierte er mit NIKOLAUS BERNOULLI (1687 – 1759) und veröffentlichte diese in seinem Buch Essai d'analyse sur les jeux de hazard. www.mathematik-ist-schoen.de Seite 7 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 Bei einem Kartenspiel werden 13 Karten eines Kartenspiels mit den Werten 1, 2, 3, …, 13 gemischt und nacheinander aufgedeckt. Wenn irgendeine Karte mit dem Wert k an k-ter Stelle aufgedeckt wird, verliert der Spielteilnehmer, d. h., der Spielteilnehmer gewinnt nur, wenn bei keiner der 13 Karten der Kartenwert und die Nummer der Karte übereinstimmen. LEONHARD EULER (1707 – 1783) untersuchte unabhängig von MONTMORT ein anderes Spiel mit Karten: Zwei Spieler mischen jeweils ihre Stapel mit 52 Karten eines Kartenspiels. Dann decken beide fortlaufend jeweils die oberste Karte ihres Kartenstapels auf. Falls irgendwann die beiden aufgedeckten Karten gleich sind, gewinnt der erste Spieler, sonst der zweite. Neben weiteren Variationen des Themas ist insbesondere die folgende interessant: Wichteln: In der Weihnachtszeit vereinbaren die Schülerinnen und Schüler einer Klasse zu wichteln, d. h., jeder kauft oder bastelt ein Geschenk mit einem gewissen Wert und legt dieses in einen Sack, aus dem sich dann nacheinander einer nach dem anderen ein Päckchen herausnehmen darf. Kommt es dabei oft vor, dass jemand sein eigenes Geschenk zieht? Abstrahiert man von den unterschiedlichen Einkleidungen des Problems (wie vertauschte Briefe, vertauschte Hüte u. Ä.), dann kommt es bei den hier betrachteten Anwendungen im Wesentlichen nur auf den Aspekt an, ob es mindestens eine Übereinstimmung gibt oder nicht. Die Frage nach der Wahrscheinlichkeit des Ereignisses keine Übereinstimmung bezeichnet man in der Mathematik auch als Problem der fixpunktfreien Permutationen. Permutationen (lat., Vertauschungen) sind die verschiedenen möglichen Anordnungen von Objekten; als Fixpunkt einer Permutation bezeichnet man eine Position, deren Inhalt nach dem Vertauschungsvorgang gleich geblieben ist. • Das Wichtel-Paradoxon Dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten mindestens einer Übereinstimmung größer als 50 % ist, erscheint den meisten, die zum ersten Mal mit dem Problem konfrontiert werden, paradox groß zu sein. Diese verwechseln die Fragestellung Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand der Wichtel-Teilnehmerrunde sein eigenes Geschenk erhält? mit der Wahrscheinlichkeit des Ereignisses, dass die Person selbst ihr eigenes Geschenk erhält. Die Wahrscheinlichkeit für das zuletzt genannte Ereignis ist gering, nämlich gleich 1/n, wenn n die Anzahl der Teilnehmer der Wichtel-Aktion ist. Und da dies so ist und für jede der teilnehmenden n Personen gilt, kann man erwarten, dass es im Mittel ein Rencontre in einem solchen Zufallsexperiment gibt, wie man auch den nebenstehenden Beispiel-Rechnungen entnehmen kann. Bei 720 Versuchsdurchführungen kann man bei dem Spiel mit drei Kugeln erwarten, dass ungefähr 240-mal kein Rencontre eintritt, ungefähr 360-mal ein Rencontre und 120-mal drei Rencontres, insgesamt sind dies dann 720 Rencontres in 720 Versuchen. • Simulation mithilfe von Zufallszahlen ® Die Befehlsoptionen einer Tabellenkalkulation wie EXCEL machen es leicht möglich, eine Simulation des Rencontre-Problems durchzuführen. www.mathematik-ist-schoen.de Seite 8 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 Mithilfe des Befehls Zufallszahl() erzeugt man z. B. vier Zufallszahlen zwischen 0 und 1. Im nächsten Schritt werden diese der Größe nach sortiert – mithilfe des Befehls kkleinste(Bereich;Stelle) wird die 1-kleinste, 2-kleinste, 3-kleinste, 4-kleinste Zahl aus den vier ersten Spalten ermittelt. Durch Vergleich der ungeordneten und der geordneten Zufallszahlen erfährt man, ob eine Zufallszahl auch der Größe nach an der richtigen Stelle steht (1 = Übereinstimmung liegt vor, 0 = Übereinstimmung liegt nicht vor). In der letzten Spalte der Tabelle ist die Summe der vier Prüffelder festgehalten; diese gibt an, wie viele Übereinstimmungen im konkreten Fall vorliegen. Im abgebildeten Beispiel sind fünf Simulationen ohne Rencontre erfasst und fünf mit mindestens einer Übereinstimmung. • Lottoziehungen Wöchentlich finden zwei öffentlich-rechtliche Rencontre-Experimente mit 6 Kugeln statt. Bei den Lottoziehungen am Mittwoch und am Samstag werden zunächst nacheinander 6 der 49 Kugeln gezogen, diese dann anschließend in eine aufsteigende Reihenfolge gebracht. Dabei muss nicht jede der Kugeln „angefasst“ werden, da meistens mindestens eine der Kugeln bereits an der richtigen Stelle liegt. Im Zeitraum vom 9. Oktober 1955 bis zum 31. Dezember 2016 fanden insgesamt 5548 Ziehungen des Lottospiels 6 aus 49 statt. Die folgende Tabelle zeigt, welche sechs Zahlen in den ersten zehn Ausspielungen 1955 gezogen wurden sowie diese Gewinnzahlen in aufsteigender Anordnung. In den letzten Spalten steht „0“ für keine Übereinstimmung und „1“ für Übereinstimmung. Aus der letzten Spalte ist die Anzahl des Rencontres ablesbar. • Wie oft mussten 0, 2, 3, 4, 5, 6 Kugeln bei dem Sortiervorgang umgesetzt werden? Eine Auswertung aller Daten ergab die nebenstehende Häufigkeitstabelle. Die tatsächlichen Häufigkeiten weichen nur geringfügig von den zu erwartenden Häufigkeiten ab. Beim Sortiervorgang mussten insgesamt 2042 ∙ 6 + 2034 ∙ 5 + 1040 ∙ 4 + 308 ∙ 3 + 116 ∙ 2 = 27738 Kugeln umgesetzt werden, das sind im Mittel ziemlich genau 5 Kugeln pro Ziehung (was dem zu erwartenden Mittelwert von 1 Rencontre pro Spiel entspricht). www.mathematik-ist-schoen.de Seite 9 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 • Weitergehende Lotto-Fragen Da es 6! = 720 verschiedene mögliche Anordnungen gibt, in der die sechs Gewinnzahlen einer Ziehung gezogen werden könnten, stellt sich die zusätzliche Frage, ob alle 720 Varianten bereits einmal vorkamen. In der Tabelle rechts ist für die ersten zehn Ziehungen des Lottospiels im Jahr 1955 festgehalten, welcher Anordnungstyp vorliegt; 361524 bedeutet beispielsweise, dass die dritt-größte Zahl der Ziehung als erste, die sechst-größte als zweite, die kleinste Zahl als dritte usw. gezogen wurde. Die Auswertung aller 5548 Ziehungen ergab, dass immerhin 11 der 720 Typen bisher noch nicht aufgetreten sind, dagegen eine Kombination bereits 11-mal – was allerdings nicht verwundern dürfte, wenn man sich die Wartezeiten beim Problem der vollständigen Serie anschaut, vgl. Beitrag 01/2016. Und dass es bereits eine erste Wiederholung des Ziehungstyps nach 34 Lottoziehungen gab, wundert auch nicht: Die im Beitrag 11/2016 (Geburtstagsproblem) angegebene Faustregel besagt, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Wiederholung bereits 50 % beträgt, wenn man einen Zufallsversuch mit n möglichen gleichwahrscheinlichen Ergebnissen 1,2 ⋅ n -mal durchführt; für n = 720 ist 1,2 ⋅ n ≈ 32. • Anwendung der Siebformel von SYLVESTER auf eine Fragestellung der Zahlentheorie Zur Einübung der Siebformel im Schulunterricht werden oft Beispiele der folgenden Art behandelt: In einer Urne sind 50 gleichartige, von 1 bis 50 nummerierte Kugeln. Eine Kugel wird zufällig gezogen. Betrachtet werden die Ereignisse T2, T5: T2: Die gezogene Kugel trägt eine Nummer, die durch 2 teilbar ist. T5: Die gezogene Kugel trägt eine Nummer, die durch 5 teilbar ist. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis E, dass die gezogene Kugel eine Nummer trägt, die durch 2 oder durch 5 teilbar ist? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis E , dass die gezogene Kugel eine Nummer trägt, die weder durch 2 noch durch 5 teilbar ist? Bei der Bestimmung der ersten Wahrscheinlichkeit muss beachtet werden, dass es unter den natürlichen Zahlen von 1 bis 50 Zahlen gibt, die sowohl durch 2 als auch durch 5 teilbar sind. P (T2 ) = 25 50 = 0,5 ; P (T5 ) = 10 50 = 0,2 ; P (T2 ∩T5 ) = P (E ) = P (T2 ∪ T5 ) = P (T2 ) + P (T5 ) − P (T2 ∩ T5 ) = 5 50 25 50 = 0,1 , also + 10 − 50 5 50 = 30 50 = 0,6 Für die Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des Gegenereignisses muss die Komplementärregel und eine der DE MORGAN’schen Regeln angewandt werden (benannt nach dem englischen Mathematiker AUGUSTUS DE MORGAN, 1806 – 1871): P (E ) = P (T2 ∩ T5 ) = P (T2 ∪ T5 ) = 1 − P (T2 ∪ T5 ) = 1 − 30 = 0,4 50 Allgemein gilt für zwei Mengen A1, A2 die folgende Kombination von Summen- und Komplementärregel: P ( A1 ∩ A2 ) = P ( A1 ∪ A2 ) = 1 − P ( A1 ∪ A2 ) = 1 − P ( A1 ) − P ( A2 ) + P ( A1 ∩ A2 ) Diese Regel soll nun bei einer Variation der o. a. Aufgabe angewandt werden: In einer Urne liegen n gleichartige, von 1 bis n nummerierte Kugeln. Eine Kugel wird zufällig gezogen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die gezogene Kugel eine Nummer trägt, die mit n keinen gemeinsamen Teiler hat (d. h. die Nummer ist teilerfremd zu n)? www.mathematik-ist-schoen.de Seite 10 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 Beispiel 1: n = 50 Da 50 = 2 ∙ 2 ∙ 5, also ein Vielfaches von 2 und von 5, werden alle Zahlen gesucht, die weder durch 2 noch durch 5 teilbar sind. Dazu betrachtet man die zugehörigen Vielfachen-Mengen V2: Die Zahl ist Vielfaches von 2. und V5: Die Zahl ist Vielfaches von 5. Dann gilt: P(die gezogene Zahl ist teilerfremd zu 50) = P (V2 ∩ V5 ) = 1 − P (V2 ∪ V5 ) = 1 − P (V2 ) − P (V5 ) + P (V2 ∩ V5 ) = 1 − 21 − Es fällt (vielleicht) auf, dass P (V2 ) = 1 − 1 2 = 1 2 , P (V5 ) = 1 − 1 5 = 4 5 + 101 = 1 5 4 10 und P (V2 ) ⋅ P (V5 ) = 1 ´2 ⋅ 54 = 4 10 = P (V2 ∩ V5 ) . Man erhält den gleichen Wert für die Wahrscheinlichkeit, wenn man statt n = 50 andere Vielfache von 2 und 5 betrachtet, also z. B. 10, 20, 40, 50, 80, 100, … Beispiel 2: n = 6 Für n = 6, 12, 18, 24, 36, 48, 54, 72, 96 …, also lauter Zahlen mit 2 und 3 als einzigen Primteilern, gilt analog: P(die gezogene Zahl ist teilerfremd zu n) = = P (V2 ∩ V3 ) = 1 − P (V2 ∪ V3 ) = 1 − P (V2 ) − P (V3 ) + P (V2 ∩ V3 ) = 1 − 36 − 26 + Hier gilt auch: P (V2 ) = 1 − = 1 2 1 2 , P (V3 ) = 1 − 1 3 = 1 6 = und P (V2 ) ⋅ P (V3 ) = 21 ⋅ 32 = 2 3 = 2 6 1 3 1 3 = P (V2 ∩ V3 ) . Beispiel 3: n = 15 Analog ergibt sich für die Zahlen n = 15, 45, 75, 135, 225, ..., also lauter Zahlen mit 3 und 5 als einzigen Primteilern: P(die gezogene Zahl ist teilerfremd zu n) = = P (V3 ∩ V5 ) = 1 − P (V3 ∪ V5 ) = 1 − P (V3 ) − P (V5 ) + P (V3 ∩ V5 ) = 1 − 155 − 153 + Hier gilt: P (V3 ) = 1 − 1 3 = 2 3 , P (V5 ) = 1 − 1 5 = 4 5 und P (V3 ) ⋅ P (V5 ) = 32 ⋅ 54 = 8 15 1 15 = 8 15 = P (V3 ∩ V5 ) Verallgemeinerung: Ist n das Produkt zweier Primzahl-Potenzen, also n = p m1 ⋅ q m2 für Primzahlen p und q, dann gilt: P(die gezogene Zahl ist teilerfremd zu n) = = P (Vp ∩ Vq ) = 1 − P (Vp ∪ Vq ) = 1 − P (Vp ) − P (Vq ) + P (Vp ∩ Vq ) = 1 − Außerdem gilt: P (Vp ) = 1 − 1 p = p −1 p , P (Vq ) = 1 − 1 q = q −1 q q p ⋅q − p p ⋅q + und P (Vp ) ⋅ P (Vq ) = = 1 p ⋅q p −1 p ⋅ p ⋅q − p − q +1 p ⋅q q −1 q p ⋅q − p − q +1 p ⋅q = = P (Vp ∩ Vq ) , also: P(die gezogene Zahl ist teilerfremd zu n) = P (V p ) ⋅ P (Vq ) . Für den Fall, dass n nur die drei Primteiler p1, p2, p3 besitzt, muss die o. a. Siebformel für drei Mengen angewandt werden: P(die gezogene Zahl ist teilerfremd zu n) = P (Vp ∩ Vp ∩ Vp ) = 1 − P (Vp ∪ Vp ∪ Vp ) 1 2 3 1 2 3 = 1 − P (Vp ) − P (Vp ) − P (Vp ) + P (Vp ∩ Vp ) + P (Vp ∩ Vp ) + P (Vp ∩ Vp ) − P (Vp ∩ Vp ∩ Vp ) 1 = 1− = (1 − 1 p1 1 p1 − 2 − 1 p3 ) ⋅ (1 − 1 p2 1 p2 + 1 p1 ⋅ p2 ) ⋅ (1 − 3 + 1 p3 1 p1 ⋅ p 3 1 + 1 p2 ⋅ p3 − 2 1 p1 ⋅ p 2 ⋅ p 3 1 = 3 2 3 p1 ⋅ p 2 ⋅ p 3 − p 2 ⋅ p 3 − p1 ⋅ p 3 − p1 ⋅ p2 + p3 + p 2 + p1 + −1 p1 ⋅ p 2 ⋅ p 3 ) also: P (Vp1 ∩ Vp2 ∩ Vp3 ) = P (Vp1 ) ⋅ P (Vp2 ) ⋅ P (Vp3 ) www.mathematik-ist-schoen.de Seite 11 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 1 2 3 Beispiel 4: n = 30 P(die gezogene Zahl ist teilerfremd zu 30) = 1 − 21 − 31 − 51 + 61 + 101 + 151 − 1 30 = 8 30 = (1 − 21 )(1 − 31 )(1 − 51 ) = 21 ⋅ 23 ⋅ 54 = 4 15 Spezialfall: n ist Potenz von nur einer Primzahl Beispiel 5: n = 7 Für n = 7, 49, 343, … gilt: P(die gezogene Zahl ist teilerfremd zu n) = P (Vn ) = 1 − P (Vn ) = 1 − 1 7 = 6 7 Ein zugrunde liegender Satz der Stochastik Dass man die Wahrscheinlichkeit für das zufällige Ziehen einer teilerfremden Zahl erhalten kann, indem man die Wahrscheinlichkeiten für das zufällige Ziehen der zu den einzelnen Primfaktoren teilerfremden Zahlen miteinander multipliziert, beruht auf einem Multiplikationssatz der Wahrscheinlichkeitrechnung: • Sind die Ereignisse A, B stochastisch voneinander unabhängig, dann gilt: P ( A ∩ B ) = P ( A) ⋅ P (B ) . Die Unabhängigkeit der betrachteten Ereignisse ist hier gewährleistet, da Primzahlen betrachtet werden: • Eine natürliche Zahl ist genau dann durch das Produkt der Primzahlen a und b teilbar, wenn sie durch a und durch b teilbar ist. Das „genau dann“ im vorangehenden Satz hat Auswirkungen auf die Eigenschaft, teilerfremd zu sein: • Eine natürliche Zahl ist genau dann teilerfremd zum Produkt der Primzahl-Potenzen der Primzahlen a und b, wenn sie teilerfremd zu a und teilerfremd zu b ist. Ein Satz von LEONHARD EULER Statt die Anteile der zu n teilerfremden Zahlen in der Menge {1, 2, 3, …, n} zu bestimmen, kann man auch die Anzahl ϕ(n) der zu n teilerfremden Zahlen berechnen. Dazu müssen die o. a. Wahrscheinlichkeiten mit n multipliziert werden. Dies ist die Aussage eines Satzes, den LEONHARD EULER entdeckte. Bekanntlich lässt sich jede natürliche Zahl n (bis auf die Reihenfolge) eindeutig als Produkt von Primfaktoren darstellen, z. B. m m m m n = p1 1 ⋅ p2 2 ⋅ p3 3 ⋅ ... ⋅ pk k mit den Primfaktoren p1, p2, p3, ..., pk. Satz von EULER Für die Menge von natürlichen Zahlen {1, 2, 3, ..., n} gilt: Die Anzahl ϕ(n) der zu n teilerfremden Zahlen ist gleich ϕ (n ) = n ⋅ (1 − 1 p1 ) ⋅ (1 − 1 p2 ) ⋅ (1 − 1 p3 ) ⋅ ... ⋅ (1 − 1 pk ) Der Anteil der zu n teilerfremden Zahlen in der Menge {1, 2, 3, ... , n} liegt in einem bestimmten Intervall – je nachdem, ob die Zahl n ein, zwei, drei, ... Primteiler besitzt: Anzahl der Primteiler von n Intervall für 1 1 2 ≤ ϕ(n) 2 1 3 ≤ ϕ (n ) 3 4 15 ≤ ϕ(n) 4 8 35 ≤ ϕ (n ) ... n n n n … ϕ (n ) Beispiele n <1 2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 11, 13, 16, 17, 19, 23, 25, 27, 29, ... < 1 2 6, 10, 12, 14, 15, 18, 20, 21, 22, 24, 26, 28, 33, 34, ... < 1 3 30, 42, 60, 66, 70, 78, 84, 90, 102, 105, 110, 112, ... < 4 15 210, 330, 390, 420, 462, 510, 546, 570, 630, 660, ... … www.mathematik-ist-schoen.de Seite 12 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 Begründung: ϕ (n ) = 1− n1 , ist also mindestens gleich • Wenn n eine Primzahl oder eine Primzahlpotenz ist, dann gilt: • Wenn n das Produkt zweier Primzahlen oder zweier Primzahlpotenzen ist, dann ist gleich dem Produkt der kleinsten Brüche Faktor • 1 2 ⋅ 32 ⋅ 4 5 = ϕ (n ) mindestens n ⋅ = , bleibt aber stets kleiner als der erste mögliche 2 3 1 3 . Entsprechend kann der Anteil 1 2 1 2 n 4 15 ϕ (n ) n (einschließlich) und 1 2 bei drei Primfaktoren (Primzahlpotenzen) nur Werte zwischen ⋅ 23 = 1 3 annehmen. usw. Beispiele: n ϕ (n ) Primteiler n n ϕ (n ) Primteiler n 2 1 2 15, 45, 75, ... 3, 5 3, 9, 27, 81, ... 3 2 3 17, 289, ... 17 16 17 5, 25, ... 5 4 5 19, 361, ... 19 18 19 21, 63, ... 3, 7 22, 44, 88, ... 2, 11 6, 12, 18, 24, 36, 48, 72, ... 7, 49, ... 2, 3 1 2 2, 5 11, 121, ... 11 13, 169, ... 13 14, 28, 56, 98, ... 2, 7 1 3 6 7 7 10, 20, 40, 50, 80, 100, ... ⋅ 23 = 1 2 1 2 ⋅ 54 = 2 5 23, 529, ... 23 10 11 26, 52, ... 2, 13 12 13 29, 841, ... 29 ⋅ 67 = 3 7 30, 60, 90, ... 2, 3, 5 Abb. Anzahl ϕ(n) der zu n teilerfremden Zahlen (blaue Punkte: Primzahlen mit ϕ(n) = n – 1) www.mathematik-ist-schoen.de Seite 13 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 2 3 ⋅ 54 = 2, 4, 8, 16, 32, 64, ... 2 3 1 2 8 15 ⋅ 67 = 4 7 ⋅ 10 = 11 5 11 22 23 1 2 ⋅ 12 = 13 6 13 28 29 1 2 ⋅ 23 ⋅ 54 = 4 15 1 2 . • Überlegungen zur angemessenen Darstellung von Mengen mithilfe von VENN-Diagammen In der Mengenlehre ist es üblich, Mengen – insbesondere Vereinigungs- und Schnittmengen – mithilfe von einander schneidenden Kreisen zu veranschaulichen, den sogenannten VENN-Diagrammen, benannt nach dem englischen Mathematiker JOHN VENN, 1834 – 1923). Dabei achtet man i. A. nicht unbedingt darauf, dass die Flächengrößen den dargestellten Anteilen entsprechen. Wenn man diese jedoch berücksichtigen möchte, sind aufwendige Rechnungen notwendig. Beispiel Von den Schülerinnen und Schülern einer Schule lernen 46 % Französisch und 24 % Spanisch, 18 % beide Fremdsprachen. Man stelle diesen Sachverhalt in einem angemessenen Mengendiagramm dar, d. h., die Fläche der Kreise soll den Anteilen der Französisch bzw. Spanisch lernenden Schülerinnen und Schülern entsprechen – bezogen auf die Fläche des umgebenden Rechtecks – und die Größe der Schnittfläche soll dem Anteil derjenigen entsprechen, die beide Sprachen lernen. Für das umgebende Rechteck wähle man eine Fläche von 100 cm² (= 100 %). – Wie groß sind die Kreisradien zu wählen? Welchen Abstand haben die Mittelpunkte der Kreise voneinander? Lösung Die Radien der Kreise müssen entsprechend zu den Anteilen der Französisch- bzw. Spanisch-Lernenden gewählt werden, d. h., 46 cm² für Französisch und 24 cm² für Spanisch. Wegen der gemeinsamen Schnittfläche (18 % lernen beide Fremdsprachen) muss die Restfläche innerhalb des Französisch-Kreises einen Flächeninhalt von 46 cm² – 18 cm² = 28 cm² haben, die Schnittfläche von 18 cm² und die Restfläche des Spanisch-Kreises von 24 cm² – 18 cm² = 6 cm². Die in der Aufgabenstellung angegebenen Anteile bestimmen die Radien der beiden Kreise der Figur: Der Radius des größeren Kreises ist r1 = 46 π ≈ 3,83 cm , der des kleineren Kreises r2 = 24 π ≈ 2,76 cm. In der Grafik rechts kann man ablesen – elementare Trigonometrie: y y a a sin(α ) = ; sin( β ) = ; cos(α ) = 1 ; cos( β ) = 2 r1 r2 r1 r2 – Kosinussatz: 2 2 2 2 r2 = r1 + a 2 − 2 ⋅ a ⋅ r1 ⋅ cos(α ) ; r1 = r2 + a 2 − 2 ⋅ a ⋅ r2 ⋅ cos( β ) – Sinussatz: r1 ⋅ sin(α ) = r2 ⋅ sin( β ) Die Flächenmaßzahl A der Schnittmenge kann man bestimmen, indem man für jeden der beiden Kreise den Flächeninhalt des Kreissegments berechnet (= Kreissektor minus Dreieck): A1 = r1 ⋅ α − a1 ⋅ y sowie A2 = r2 ⋅ β − a2 ⋅ y , wobei α und β im Bogenmaß angegeben werden. 2 2 In diesen Gleichungen treten fünf Variablen auf (a1, a2, α, β, y), r1 und r2 wurden oben aus der Aufgabenstellung ermittelt. Wie man leicht einsehen kann, gelingt es nicht, die Gleichung A = A1 + A2 = 18 ⇔ r1 ⋅ α − a1 ⋅ y + r2 ⋅ β − a2 ⋅ y = 18 ⇔ r1 ⋅ α + r2 ⋅ β − a ⋅ y = 18 2 2 2 2 so umzuformen, dass aus ihr elementar der gesuchte Mittelpunktsabstand a berechnet werden kann. www.mathematik-ist-schoen.de Seite 14 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 Eine numerische Lösung kann beispielsweise mithilfe einer Tabellenkalkulation erfolgen, vgl. rechts: Aus einem Wert für a werden zunächst die beiden Winkel α und β bestimmt, hieraus dann y und schließlich der Flächeninhalt A. Dann wird a solange variiert, bis man für A den Wert 18 erreicht hat. Es ergibt sich, dass a ≈ 2,375 cm gewählt werden muss, vgl. folgende Abbildung. • Schätzung der Flächengröße von einander schneidenden Kreisen Um die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks werden Kreise gezeichnet, deren Radius so groß ist wie die Seitenlänge des Dreiecks. Es entsteht eine Figur, die sich zusammensetzt aus sieben Teilflächen, vgl. Abbildung rechts. – Wie groß sind diese Flächen? – Kann man die Größen ohne detaillierte Rechnung schätzen? MARTIN GARDNER stellte in seinem Buch Mathematischer Zirkus (Ullstein, 1990) konkret die folgende Frage: – Macht das gemeinsame Flächenstück der drei Kreise (olivgrün gefärbt) genau ein Viertel der Fläche eines Kreises aus (oder ist es größer bzw. kleiner)? Mögliche weitere Fragen: – Sind die hellgrün gefärbten Flächenstücke jeweils halb so groß wie die Fläche eines Kreises? – Sind die drei orange gefärbten Flächen zusammen so groß wie die halbe Fläche eines Kreises? Erweitert man die Figur durch ein Raster von gleichseitigen Dreiecken mit Kreisen um die Eckpunkte, dann entsteht eine Figur, die sich aus lauter gebogenen Zweiecken (blau gefärbt) und gebogenen Dreiecken (gelb gefärbt) zusammensetzt. Dabei gilt: Die Fläche eines Kreises besteht aus 12 blauen Zweiecken und 6 gelben gebogenen Dreiecken, also – Halbkreis = 6x blau + 3x gelb, – Drittelkreis = 4x blau + 2x gelb, – Viertelkreis = 3x blau + 1,5x gelb – Sechstelkreis = 2x blau + 1x gelb, – Zwölftelkreis = 1x blau + 0,5x gelb. www.mathematik-ist-schoen.de Seite 15 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 Für die Flächen in der Abbildung mit den drei Kreisen gilt – oliv = 3x blau + 1x gelb, – orange = 2x blau + 1x gelb, – grün = 5x blau + 3x gelb. Durch Vergleich stellt man fest: – Das olivgrün gefärbte Flächenstück ist größer als ein Sechstelkreis, aber kleiner als ein Viertelkreis. – Jede der orange gefärbten Flächenstücke oben ist so groß wie ein Sechstelkreis, d. h., die drei orange gefärbten Flächen sind zusammen so groß wie ein halber Kreis. – Jede der hellgrün gefärbten Flächenstücke oben ist kleiner als ein Halbkreis, aber größer als fünf Zwölftelkreise. Darüber hinaus sind folgende Größenvergleiche möglich: – Gesamtfläche der drei Kreise: 3x grün + 3x orange + 1x oliv = 24x blau + 13x gelb > 24x blau + 12x gelb = 2 Kreise – Gesamtfläche von zwei Kreisen: 2x grün + 3x orange + 1x oliv = 19x blau + 10x gelb < 20x blau + 10x gelb = 1 Kreis und zwei Drittelkreise – gemeinsame Schnittfläche von zwei Kreisen: 1x orange + 1x oliv = 5x blau + 2x gelb > 4x blau + 2x gelb = ein Drittelkreis = vier Zwölftelkreise 1x orange + 1x oliv = 5x blau + 2x gelb < 5x blau + 2,5x gelb = fünf Zwölftelkreise Eine exakte Bestimmung der Größe der blauen und gelben Teilflächen ist leicht möglich (gemäß einem Vorschlag von Daniel Frohn in mathematik lehren 188). Wählt man als Radius 1 LE, dann gilt für einen Viertelkreis: 3x blau + 1,5x gelb = π 4 , für ein gleichseitiges Dreieck im Raster: 1,5x blau + 1x gelb = 3 4 . Dies ist ein lineares Gleichungssystem mit zwei Gleichungen und zwei Variablen, für dessen Lösung gilt: blau ≈ 0,181 FE und gelb ≈ 0,161 FE. Für die oliv gefärbte Fläche ergibt sich daher eine Fläche von 0,705 FE, d. h., der Anteil an der Fläche eines Kreises von π FE beträgt ca. 22,4 %, und für die grün gefärbte Fläche ein Anteil von ca. 44,2 %. Für die beiden orange gefärbten Flächen war oben bereits ein Anteil von jeweils ca. 16,7 % ermittelt worden. • Flächenvergleiche bei einer Kreisfigur aus vier Kreisen Ähnliche Flächenvergleiche sind für eine Kreisfigur aus vier Kreisen möglich, deren Mittelpunkte Eckpunkte eines Quadrats sind und deren Radien so groß sind wie die Seitenlängen des Quadrats. www.mathematik-ist-schoen.de Seite 16 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 Hier kann man durch ein Quadratraster mit Kreisen (vgl. Abb. rechts) alternative Beschreibungen für die Fläche eines Kreises erhalten: 1 Kreis = 1x grün + 2x rosa + 3x gelb + 1x oliv = 12x gelb + 4x blau + 4x oliv, also 1 4 3 4 -Kreis = 9x gelb + 3x blau + 3x oliv, -Kreis = 3x gelb + 1x blau + 1x oliv, 1 12 -Kreis = 1x gelb + 1 3 x blau + 1 3 1 8 1 2 -Kreis = 6x gelb + 2x blau + 2x oliv, -Kreis = 1,5x gelb + 0,5x blau + 0,5x oliv x oliv, und für Teilflächen: grün = 5x gelb + 2x blau + 1x oliv < ½ Kreis = 6x gelb + 2x blau + 2x oliv rosa = 2x gelb + 1x blau + 1x oliv < ¼ Kreis = 3x gelb + 1x blau + 1x oliv Für zusammenhängende Teilflächen eines Kreises ergibt sich weiter 1x rosa + 1x gelb 1x grün + 1x gelb + 1x oliv 2x rosa + 1x grün = 3x gelb + 1x blau + 1x oliv = 6x gelb + 2x blau + 2x oliv = 9x gelb + 4x blau + 3x oliv = 1 4 -Kreis = 1 2 -Kreis > ¾ Kreis = 9x gelb + 3x blau + 3x oliv Darüber hinaus sind folgende Größenvergleiche möglich: – Gesamtfläche der vier Kreise: 4x grün + 4x rosa + 4x gelb + 1x oliv = 32x gelb + 12x blau + 9x oliv > 2,25 Kreise = 27x gelb + 9x blau + 9x oliv bzw. < 3 Kreise = 36x gelb + 12x blau + 12x oliv. – Gesamtfläche von zwei Kreisen: 2x grün + 3x rosa + 4x gelb + 1x oliv = 20x gelb + 7x blau + 6x oliv > 1,5 Kreise = 18x gelb + 6x blau + 6x oliv bzw. < 1,75 Kreise = 21x gelb + 7x blau + 7x oliv. – Schnittfläche von zwei Kreisen: 1x rosa + 2x gelb + 1x oliv = 4x gelb + 1x blau + 2x oliv > 1 4 -Kreis = 3x gelb + 1x blau + 1x oliv bzw. < 1 2 -Kreis = 6x gelb + 2x blau + 2x oliv. Die Schätzung der Flächengröße durch Vergleich gelingt hier also nicht so gut wie die Schätzung dieser Fläche bei der Figur mit drei Kreisen (s. o.). www.mathematik-ist-schoen.de Seite 17 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 Betrachtet man analog zur Figur aus drei Kreisen die Flächen im Quadratraster, dann ergibt sich das folgende lineare Gleichungssystem: Quadrat: 4x gelb + 2x blau + 1x oliv = 1 Kreis: 12x gelb + 4x blau + 4x oliv = π Schnittfläche: 4x gelb + 1x blau + 2x oliv ≈ 0,391 ∙ π (vgl. oben) – Lösung dieses Gleichungssystems ergibt folgende Flächengrößen: gelb ≈ 0,128 FE; blau ≈ 0,087 FE, oliv ≈ 0,315 FE. Hieraus folgt: grün = 5x gelb + 2x blau + 1x oliv ≈ 1,129 FE (35,9 %) rosa = 2x gelb + 1x blau + 1x oliv ≈ 0,658 FE (20,9 %) Teilflächen der o. a. Figur im Quadratraster lassen sich zusammenfassen: lila = 4x gelb + 4x blau braun = 8x gelb + 4x oliv – Wie groß sind diese Teilflächen? Zum Abschluss dieses Themas noch eine kleine Knobelaufgabe: – Wie müssen die Abstände zwischen den Kreismittelpunkten gewählt werden, damit die gelb gefärbte Fläche so groß ist wie die blau gefärbte Fläche? Hinweis: Die Mittelpunkte sind die Eckpunkte eines regelmäßigen 8-Ecks. • Anwendung der Siebformel und der DE MORGAN’schen Gesetze beim Spiel Fiese 15 Beim Spiel Fiese 15 wirft man sechs verschiedenfarbige Würfel. Auf einer Karte stehen Vorgaben für die maximalen Augenzahlen, die die einzelnen Würfel in der nächsten Runde eines Spiels zeigen dürfen. Die Zahl 15 im Spiel-Namen ergibt sich aus der Summe der jeweils in der Vorgabe aufgelisteten Augenzahlen. Zum Spiel könnten (theoretisch) 18 verschiedene Karten gehören, denn es gibt 18 Möglichkeiten, die Zahl 15 als Summe von sechs Summanden aus der Menge {1, 2, 3, 4, 5, 6} darzustellen: 1+1+1+1+5+6 1+2+2+2+2+6 1+1+2+3+3+5 1+1+2+3+4+4 2+2+2+2+3+4 1+1+1+2+4+6 1+1+1+2+5+5 1+2+2+2+3+5 1+2+2+2+4+4 2+2+2+3+3+3 1+1+1+3+3+6 1+1+1+3+4+5 2+2+2+2+2+5 1+1+3+3+3+4 www.mathematik-ist-schoen.de Seite 18 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017 1+1+2+2+3+6 1+1+2+2+4+5 1+1+1+4+4+4 1+2+2+3+3+4 In der 1. Runde wirft man alle sechs Würfel. Jede Augenzahl, die einer Vorgabe entspricht, ist gültig. Bei einem Wurf muss mindestens eine der Augenzahlen gültig sein, sonst hat man das Spiel verloren. Wenn ein Würfel oder mehrere Würfel die Vorgabe erfüllen, kann man diese Punkte sichern und mit den restlichen Würfeln weiterspielen; man darf aber auch aufhören. In jeder Runde muss mindestens eine Augenzahl gesichert werden. Beispiel In der Grafik rechts ist oben die Vorgabe zu sehen, darunter der Wurf der 1. Runde. Die Augenzahl des grünen Würfels könnte nicht besser sein, die des roten Würfels ist nicht schlecht, beim schwarzen Würfel könnte man sich mit dem einen Punkt zufrieden geben. Da die Augenzahlen beim weißen und beim gelben Würfel über der Vorgabe liegen, müssten diese beiden Würfel noch einmal geworfen werden. Soll man den blauen Würfel erneut werfen oder soll man sich mit dem einem Punkt bei blau zufrieden geben? Sollte man vielleicht sogar besser ganz aufhören? – Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird man in der 2. Runde überhaupt einen gültigen Wurf haben, also mit dem weißen Würfel die 1 würfeln oder mit dem gelben höchstens 2 werfen oder mit dem blauen höchstens 3? – Wird diese Wahrscheinlichkeit größer, wenn man den schwarzen Würfel auch noch hinzunimmt (in der Hoffnung, 2 Punkte statt nur 1 Punkt zu erreichen)? Lösung Nach dem DE MORGAN’schen Gesetz gilt: A ∪ B ∪ C = A ∩ B ∩ C , d. h., das Gegenereignis eines OderEreignisses ist gleich dem Und-Ereignis der Gegenereignisse, also: Das Gegenereignis von (weiß = 1) oder (gelb ≤ 2) oder (blau ≤ 3) ist das Ereignis (weiß > 1) und (gelb > 2) und (blau > 3). Dieses hat die Wahrscheinlichkeit Wahrscheinlichkeit 1 − 5 4 3 60 10 5 ⋅ ⋅ = = = , d. h., das interessierende Ereignis hat die 6 6 6 216 36 18 5 13 = ≈ 72,2 % . 18 18 Da die Wahrscheinlichkeit deutlich über 50 % liegt, empfiehlt sich ein zweiter Wurf mit dem weißen, gelben und blauen Würfel. Um die Chancen abzuschätzen, wenn man den schwarzen Würfel auch noch hinzunimmt, muss man so weiterrechnen: Das Gegenereignis von (weiß = 1) oder (gelb ≤ 2) oder (blau ≤ 3) oder (schwarz ≤ 2) ist das Ereignis (weiß > 1) und (gelb > 2) und (blau > 3) und (schwarz > 2). Dieses hat die Wahrscheinlichkeit die Wahrscheinlichkeit 1 − 5 4 3 4 240 40 5 , d. h., das interessierende Ereignis hat ⋅ ⋅ ⋅ = = = 6 6 6 6 1296 216 27 5 22 = ≈ 81,5 % . 27 27 Dass die Wahrscheinlichkeit größer wird, ergibt sich ohne Rechnung aus der Tatsache, dass eine weitere Möglichkeit hinzukommt. Für die genaue Abschätzung der Wahrscheinlichkeit benötigt man allerdings die angegebene Rechnung. www.mathematik-ist-schoen.de Seite 19 / 19 © Heinz Klaus Strick 2017