Ein inhaltlicher Leitfaden zur Vorlesung Allgemeine Chemie II von Prof. Dr. Thisbe K. Lindhorst O O HO OH Präambel Studierende der Agrarwissenschaften und Ökotrophologie studieren Organische Chemie im Nebenfach. Dies ist sinnvoll, weil die Chemie, besonders auch die Organische Chemie in eine Vielzahl von Forschungs-, Anwendungs- und Tätigkeitsfelder von Agrarwissenschaften und Ökotrophologie hineinreicht und dort inhaltlich von Bedeutung ist. Das Ziel der Lehre in diesem Bereich soll es daher sein, Interesse und Verständnis für die grundlegenden Sprach- und Darstellungsregelungen und –modelle und für die grundlegenden Stoffklassen und Konzepte der Organischen Chemie zu wecken und so weit wie möglich zu festigen. Dabei sollen die Studierenden ein Gefühl für die Strukturen von organischen Verbindungen, ihre physikalischen Eigenschaften, ihre Reaktivität und ihre Bedeutung für die Natur und das Leben erhalten um diese Erkenntnisse selber fortentwickeln zu können und um später in einem beruflichen Zusammenhang bzw. problemorientiert darauf zurückgreifen zu können. Also liegt der Schwerpunkt der Nebenfachausbildung in Organischer Chemie auf der Vermittlung von Verständnis und Denkfähigkeit in diesem Fach. Die Forderung nach Auswendiggelerntem geht nicht über das unbedingt notwendige Maß hinaus. Inhalt Der Inhalt der Vorlesung Allgemeine Chemie II hat das Format einer 1.5stündigen Vorlesung. Folgende Kapitel werden behandelt: 1. Über die Klassifizierung organischer Verbindungen, Kohlenwasserstoffe, über die chemische Bindung in den Verbindungen des Kohlenstoffes (Hybridisierung). 2. Funktionelle Gruppen, die Stoffklassen der Organischen Chemie und über Zeichen- und Darstellungsmöglichkeiten organischer Moleküle („die Sprache des organischen Chemikers“). 3. Über Konstitutionsisomerie, Stereoisomerie und Chiralität, Contergan und Stereoselektivität. 4. Über chemische Reaktivität und reaktive Zwischenstufen, Elektrophilie, Nucleophilie, Mesomerie, mesomere und induktive Effekte, über Reaktionsprofile und Katalyse. 5. Über Alkane und Cycloalkane: homologe Reihen, IUPAC-Nomenklatur und Konformation. 6. Über Reaktionstypen und -mechanismen, Substitution, Eliminierung und Addition; über SN1, SN2 und Halogenalkane. 7. Über Alkene und Alkine, cis-trans-Isomerie, Konjugation, Chemie des Sehvorgangs, Elektrophile Addition, Regiochemie (Markovnikov), Polymerisation und Kunststoffe. 8. Über Aromatische Verbindungen und elektrophile Substitution, über Farbstoffe, Gefahrstoffe, Herbizide, Insektizide und Toxizität. 9. Über Alkohole, Thioalkohole und Phenole und molekulare Wechselwirkungen. 10. Über Ether, Grignard-Reagenzien und Epoxide. 11. Über Aldehyde und Ketone, Formaldehyd und Acrolein, Addition an die C=O-Doppelbindung, Tautomerie und CH-Acidität. 12. Über Carbonsäuren und ihre Derivate; über Disäuren, Ketosäuren, Acrylsäure und Acrylamid. 13. Über Lipide, Fetthärtung und Detergenzien. 14. Über Kohlenhydrate, Mono-, Oligo-und Polysaccharide, Pektine und Alginate. 15. Über Amine, Nitrosamide und Nitrosamine, Alkaloide und Gifte. 16. Über Aminosäuren, Geschmacksverstärker, Peptide und Proteine und Enzyme. 17. Über Nucleinsäuren, Transkription und Translation und Supramolekulare Chemie. Zeitplan 1 08.12.2003 2 09.12.2003 3 10.12.2003 4 15.12.2003 5 16.12.2003 6 17.12.2003 7 05.01.2004 8 06.01.2004 9 07.01.2004 10 12.01.2004 11 13.01.2004 12 14.01.2004 13 19.01.2004 14 20.01.2004 15 21.01.2004 16 26.01.2004 17 27.01.2004 18 28.01.2004 19 02.02.2004 20 0302.2004 21 04.02.2004 22 09.02.2004 23 10.02.2004 24 11.02.2004 25 16.02.2004 26 17.02.2004 27 18.02.2004 mo Kap 1 di Kap 1 mi mo Kap 2 Kap 3 di Kap 3 mi mo Kap 4 Kap 4 di Kap 5 mi mo Kap 5 Kap 6 di Kap 7 mi mo Kap 7 Kap 7 di Kap 8 mi mo Kap 8 Kap 9 di Kap 10 mi mo Kap 11 Kap 11 di Kap 12 mi mo Kap 12 Kap 13 di Kap 14 mi mo Kap 14 Kap 15 Kap 16 di mi Kap 17 Über die Klassifizierung organischer Verbindungen und die chemische Bindung in den Verbindungen des Kohlenstoffes (Hybridisierung). 1h: Organische Chemie ist die Chemie der Kohlenstoffverbindungen. H und C, sowie einige Heteroatome. Molekülbeispiele: Butan, Ethanol, Essigsäure, Ascorbinsäure, Macrolidantibiotika. Einteilung von Kohlenwasserstoffen: aliphatische [Alkane, Alkene, Alkine, Cycloaliphaten] und aromatische [Prototyp Benzol]; gesättigte und ungesättigte Verbindungen. Kovalente Bindung: kommt durch Überlappung von Atomorbitalen zustande, wobei sich zwei Atome ein Elektronenpaar teilen [Schreibweisen: Lewis- und Kekulé-Formeln]. Einfach-, Doppel- und Dreifachbindungen und deren Bindungslängen und Bindungsstärken. Kohlenstoff ist [meistens] vierbindig. 1. 1h: Quantenmechanik: Die Bewegungen von Elektronen um den Atomkern lassen sich durch Wellengleichungen [Schrödinger] beschreiben. Die Lösungen dieser Wellengleichungen heißen Wellenfunktionen und lassen sich als Atomorbitale auffassen. Vorzeichen der Wellenfunktion (Phase); Knotenebene. Atomorbitale lassen sich anschaulich als räumliche Bereiche um den Atomkern darstellen, in denen die Elektronen eine hohe Aufenthaltswahrscheinlichkeit haben. Orbitale in Richtung zunehmender Energie: 1s (kugelsymmetrisch), 2s, 2p (hantelförmig). Besetzung von Orbitalen mit zwei Elektronen entgegengesetzten Spins (Eigendrehimpuls); Besetzung von entarteten [energiegleichen] Orbitalen nach der Hund’schen Regel. Linearkombination von Atomorbitalen verschiedener Atome führt zu Molekülorbitalen: bindend und antibindend. Linearkombination von Atomorbitalen des selben Atoms führt zu Hybridorbitalen: sp3, sp2, sp. Strukturmodelle des Methans, Ethans, Ethens und Ethins: Bau und Bindungswinkel 2. Funktionelle Gruppen, die Stoffklassen der Organischen Chemie und über Zeichen- und Darstellungsmöglichkeiten organischer Moleküle („die Sprache des organischen Chemikers“). 1h: Von den Kohlenwasserstoffen zu den verschiedenen Stoffklassen. Liste funktioneller Gruppen: Alkane, Alkene, Alkine, Halogenalkane, Aromaten, Alkohole, Thioalkohole, Ether, Thiole, Aldehyde und Ketone, Carbonsäuren und Carbonsäurederivate. Acyclische Verbindungen, Carbocyclen und Heterocyclen. Chemische Zeichensprache: räumliche Darstellung (Keilstrichformeln), Kurzschreibweise. 3. 1h: Über Konstitutionsisomerie, Stereoisomerie und Chiralität, Contergan und Stereoselektivität. 1h: 4. Über chemische Reaktivität und reaktive Zwischenstufen, Elektrophilie, Nucleophilie, Mesomerie, mesomere und induktive Effekte und über Katalyse. 1h: Elektronegativität, die polare kovalente Bindunge, induktive Effekte, Hyperkonjugation, Mesomerie (Resonanz), Dissoziationsenergie, Homolytische und heterolytische Bindungsbruch, Radikale, Carbokationen, Carbanionen und deren Stabilisierung. 1h: 5. 1h: 1h: Über Alkane und Cycloalkane: homologe Reihen, IUPACNomenklatur und Konformation Homologe Reihe der Alkane, allgemeine Summenformel, IUPACNomenklatur, Nomenklaturbeispiele, wichtige Trivialnamen für Alkylsubstituenten, physikalische Eigenschaften, van der WaalsInteraktionen, Zick-Zack-Konformation Newman-Projektion von Ethan, gestaffelte und verdeckte Konformation, Cyclohexan, Sesselkonformation, 1,3-diaxiale Wechselwirkungen 6. Über Reaktionsmechanismen, Substitution, Eliminierung und Addition; über SN1, SN2 und Halogenalkane. 1h: Reaktionstypen, Substitution, Eliminierung, Addition; Beispiel nukleophile Substitution, SN1, SN2 in Grundzügen: Substitution eines Halaogenalkans durch Hydroxid. 7. Über Alkene und Alkine, cis-trans-Isomerie, Konjugation, Chemie des Sehvorgangs, Elektrophile Addition, Polymerisation und Kunststoffe, Diels-Alder-Reaktion. 8. Über Aromatische Verbindungen und elektrophile Substitution, über Farbstoffe, Gefahrstoffe, Herbizide, Insektizide und Toxizität