Mauro de Candia: Sag mir, dass du mich liebst - DIE

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Mauro de Candia: Sag mir, dass du mich liebst - DIE DEUT...
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Tanzkritik
Sinnliche Erinnerung
von Bettina Weber
Mauro de Candia: Sag mir, dass du mich liebst
Premiere: 15.11.2014 (Uraufführung)
Theater Osnabrück
Homepage: http://www.theater-osnabrueck.de (http://www.theater-osnabrueck.de)
Komponist: Martin Räpple, David Bee, Walter Jurmann, Fletcher Henderson, Friedrich
Holländer, Stephane Grappelli, Norbert Schultze, Franz Schubert
Manche Generationen haben es noch erlebt, einen Weltkrieg, dann noch einen Weltkrieg.
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Dazwischen funkelnde Hoffnungszeiten. Auch der Schriftsteller Erich Maria Remarque gehörte
Mauro
de Candia:
Sag mir, dass du
michAntikriegsroman
liebst - DIE DEUT...
zu dieser
Generation.
Sein
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„Im Westen
nichts Neues“ wird in diesen Monaten,
100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs, wieder an zahlreichen Theatern der Republik
gespielt. Das Theater Osnabrück widmet dem berühmten Kind der Stadt gleich ein großes
spartenübergreifendes Stadtprojekt, bringt aber nicht den klassischen Erfolgsroman auf der
Bühne, sondern unter anderem eine Dramatisierung des Romans „Der schwarzen Obelisk“ (ab
Januar) sowie ein Tanzstück des Osnabrücker Chefchoreographen Mauro de Candia. Die
Choreographie nimmt Remarques Leben und seine Beziehung zu Marlene Dietrich in den Blick.
Gleich der Einstieg ist eine freundliche Einladung in die Lebenswelt Remarques: Die Tänzer
ziehen einzelne Zuschauer (und Kritiker) auf die Bühne, tanzen mit ihnen ein paar Minuten,
bevor sie sie auf ihre Plätze entlassen. Darauf folgt eine Reihe von Szenen, die sowohl den
Glamour und das dandyhafte Leben Remarques als auch seine Kriegserlebnisse zu vermitteln
suchen. Ausgangspunkt für Mauro de Candia waren die Briefwechsel zwischen Remarque und
Marlene Dietrich, die eine intensive Beziehung, aber auch der gemeinsame Pazifismus und die
Nazigegnerschaft verband. Die Schreiben der beiden werden zum Einstieg und dann immer
wieder momentweise eingespielt. Dabei hat Mauro de Candia beiden Protagonisten gleich
mehrfach besetzt, um ihren verschiedenen Facetten gerecht zu werden. Eindrücklich ist dabei
nicht nur die Intensivierung durch die Vervielfältigung. Gleichzeitig dringt er durch die
Oberfläche von Remarques Außenwirkung, wenn er beispielsweise den Tänzer Amadeus Marek
Pawlica volllkommen still vor einem Spiegel stehen lässt, während die übrigen Tänzer in wilden
Charleston-Einlagen Ausgelassenheit und Unbeschwertheit suggerieren.
De Candia inszeniert auch die Überhöhung der Gefühle, Remarques Vergötterung der Marlene,
und er zeigt die verschiedenen Rollen des Schriftstellers, der ihr als Alfred schrieb oder Ravic
(eine der Hauptfiguren seines Romans „Arc de Triomphe“), als konkrete Figuren auf der Bühne.
Um Marlene Dietrichs Unangepasstheit auf die Bühne zu übertragen, lässt er sie nicht nur
erwartungsgemäß in Männerkleidung tanzen, er präsentiert auch das klassische Rollenbild der
Zeit, um die Gegensätze zu verdeutlichen.
„Sag mir, dass du mich liebst“ lautet der Titel des Abends – dahinter kann man erst einmal Kitsch
vermuten. Doch gerade in diese Falle sind Mauro de Candia und seine Dramaturgin Patricia
Stöckemann nicht getappt. Sie zeigen Zartheit und flehende Sehnsucht ohne Rührseligkeit. Die
emotionale Atmosphäre entsteht physisch vor allem über assoziative und spielerische
Bewegungen, immer wieder aber auch durch die Musik, Stücke von Lili Marleen oder aber Franz
Schubert. Eindrücklich stehen dagegen die Szenen der Kriegserinnerung, intensiviert durch
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eingespielte Geräuschkulissen, die an Bombeneinschläge erinnern. Häufig tanzt das Ensemble wie
Mauro
de Candia: Sagverlangsamt,
mir, dass du mich liebst
- DIE DEUT...
im Zeitraffer
verkörpert
dabei
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den harmonischen Beginn als auch das
Scheitern der Liebe, dann wieder den militärischen Grusel des Krieges. Ganz besonders
anziehend ist an diesem Abend die überraschend große darstellerische Kraft der Tänzer, allen
voran die der Tänzerin Vasna Felicia Aguilar, die, als „Haupt-Marlene“, sehr sensibel die
Dominanz und Leidenschaft der Figur zeigt. Diese Choreographie vermittelt viel Atmosphäre im
Raum zwischen konkreter Darstellung und abstrakter Reflektion und ist eine sinnliche
Erinnerung an den großen Schriftsteller.
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