Einführung in die Mechanik Einführung in die Mechanik Inhaltsverzeichnis: 1. Flanke – Kopfstoß – Tor!!! 2. Die Beschreibung von Bewegungen 2.1 Der berühmteste Storch der Welt 2.2 Darstellung von Bewegungen 3. Wie schnell? Wohin? 3.1 Tempo 3.2 Richtung 4. Geschwindigkeit 5. Die Zusatzgeschwindigkeit 6. Das Newtonsche Bewegungsgesetz 6.1 Einwirkung und Zusatzgeschwindigkeit 6.2 Dauer der Einwirkung 6.3 Masse 6.4 Die Newtonsche Bewegungsgleichung 7. Anwendungen der Newtonschen Bewegungsgleichung 8. Das Wechselwirkungsprinzip 9. Erdanziehungskraft 10. Passt das zusammen? 11. Wenn mehrere Kräfte wirken 12. Das Beharrungsprinzip 13. Die Federkraft Autoren: Martin Hopf, Christine Waltner, Thomas Wilhelm, Hartmut Wiesner Ideen und Mitarbeit: A. Ilhan Sen, Barbara Scherzer, Anne Zimmer, Florian Schüller, Christine Michel Korrektur: Heiko Pauthner, Wolfgang Reusch, Claudia Hopf Titelfoto: Institute of Physics London www.kungfuscience.org 1. Flanke – Kopfstoß – Tor!!! 1 Kopfball Erfolgreichen Stürmern gelingt es, eine Flanke mit einem Kopfstoß ins Tor zu lenken (Bild 1). Gekonnt ändern sie durch diese Einwirkung die ursprüngliche Bewegungsrichtung des Balles, so dass er ins gegnerische Tor fliegt. Innerhalb der Physik befasst sich der Bereich der Mechanik mit dem Zusammenhang zwischen der Einwirkung auf einen Gegenstand und der Auswirkung auf seine Bewegung: Er kann schneller und langsamer werden, oder auch seine Richtung verändern – aber niemals von alleine! Bewegungsänderungen haben immer eine Ursache: Trifft der geflankte Ball tatsächlich ins Tor, so ist dies der Erfolg des köpfenden Spielers. Er darf sich feiern lassen! Mit den Gesetzen der Mechanik kann man Bewegungen voraussagen, wenn man die Einwirkung kennt: Wird z. B. der Ball im Tor landen, wenn der Fußballspieler mit einer gewissen Stärke und Richtung köpft? Umgekehrt ist es auch möglich die Einwirkung zu erschließen, wenn man die Bewegung beobachtet: Mit welcher Stärke und Richtung hat z. B. der Fußballspieler geköpft, wenn der Ball im Tor landet? Darum wird es in den nächsten Kapiteln gehen. 1 2. Die Beschreibung von Bewegungen 2.1 Der berühmteste Storch der Welt 1 Weißstorch „Max“ Hast du schon einmal einen Storch gesehen? Früher gab es in vielen Dörfern ein Storchennest und das Klappern der Störche war überall zu hören. Das ist leider nicht mehr so, denn wie du bestimmt weißt, werden Störche immer seltener. Und obwohl viele Menschen versuchen, etwas dagegen zu tun, ändert sich nicht viel. Das liegt auch daran, dass Störche Zugvögel sind und zum Überwintern nach Afrika fliegen. Von dieser gefährlichen Reise kehren besonders von den jungen Vögeln nur wenige zurück. Um herauszufinden, woran das liegt, wurde ein großes Forschungsprojekt gestartet, um den Zug der Störche zu verfolgen: Am 20. Mai 1999 schlüpfte der Weißstorch „Max“ (Bild 1) in einem Nest in der Schweiz. Sie (denn eigentlich ist „Max“ ein Weibchen) wurde zum berühmtesten Storch der Welt. Schon kurz nach der Geburt wurde Max mit einem (kleinen) Sender ausgestattet (Bild 2). 2 Max wird mit einem Sender ausgestattet Seit damals kann der Aufenthaltsort von Max mit einem Satelliten bestimmt werden. Dazu wird einmal pro Tag die Positi2 on des Senders bestimmt. Trägt man diese Punkte in eine Landkarte ein und verbindet sie, so erhält man (ungefähr) den Weg, den Max zurückgelegt hat. Auf diese Weise konnte der Flug von Max über mehrere Jahre hinweg verfolgt werden. So gelang es herauszufinden, warum nur wenige junge Vögel zurückkehren. Die gefährlichsten Stellen für Jungvögel (besonders die Masten von Hochspannungsleitungen) konnten inzwischen beseitigt werden. 3 Die Zugroute von Max 1999 - 2000 4 Die Zugroute von Max von 2000 bis 2001 Betrachte Bild 3: Du erkennst zwei verschiedene Routen: Im August und September 1999 fliegt Max von seinem Nest (in Avenches) nach Oran (rote Route). Ab April 2000 macht sie sich wieder auf den Rückweg, sie fliegt aber nur bis in die Nähe von Madrid (orange). Von dort bricht sie im August 2000 nach Afrika auf (hell- grüne Route), verbringt dort den Winter und fliegt von April bis zum Juli 2001 in die Schweiz zurück (dunkelgrün, Bild 4). 2.2 Darstellung von Bewegungen Die Forschung zum Zug der Störche ist ein typisches Beispiel, wie Bewegungen aufgezeichnet werden: Zu bestimmten Zeitpunkten wird festgestellt, wo sich ein Gegenstand befindet. Das nennt man auch den Ort des Gegenstands. a) Max Um die Flugroute von Max aufzunehmen, wurde ihr Aufenthaltsort einmal pro Tag ermittelt und in einer Karte markiert. Verbindet man die Markierungen miteinander, so erhält man ungefähr die Route, die Max zurückgelegt hat. Damit kannst du verstehen, was man tun muss, um eine Bewegung möglichst genau zu beschreiben: Beschreibung einer Bewegung: Um die Bewegung eines Gegenstandes zu beschreiben, muss zu bestimmten Zeitpunkten festgestellt werden, wo sich der Gegenstand befindet. Sowohl der Zeitpunkt der Messung als auch der Ort des Gegenstandes müssen dabei möglichst genau festgehalten werden. Die Bewegung wird dabei umso genauer beschrieben, je näher die Zeitpunkte zusammen liegen. b) GPS 5 Ortsbestimmung mit einem GPS-Gerät Vielleicht hast du dir schon die Frage gestellt, welche Technik man für das GPSVerfahren verwendet? Max wurde mit ei- nem Sender ausgestattet, der einmal pro Tag durch Satelliten geortet werden konnte. Manchmal ist es jedoch auch notwendig, etwa den Weg eines Autos oder Joggers genauer zu messen. Das passiert mit GPSGeräten (Bild 5), welche mehrmals pro Sekunde (wiederum durch Einsatz von Satelliten) ihre Position orten können. In Bild 6 ist z. B. die Route eines Läufers während eines Volkslaufs aufgezeichnet. Im Vergleich zu oben ist der Verlauf wesentlich genauer dargestellt. 6 Route eines Läufers beim Volkslauf Dennoch ist auch diese Beschreibung der Bewegung des Läufers nicht gut. Fällt dir auf, weshalb? Falls nicht, so versuche doch einmal herauszufinden, wann der Läufer am schnellsten war. In Bild 6 fehlt jede Information darüber, wann der Läufer wo war. Deswegen ist seine Bewegung nicht genau beschrieben worden. (GPS-Geräte speichern zwar auch Zeitpunkte, zeigen sie aber oft nicht an.) c) Stroboskopaufnahme Den Ort eines Gegenstands kann man auch mit einem Fotoapparat bestimmen. Macht man nun in festen Zeitabständen immer wieder ein Foto, so kann man ebenfalls eine Bewegung beschreiben. (Der Fotoapparat darf sich dabei nicht bewegen.) Oft werden die so entstandenen Fotos übereinandergelegt. Dann entsteht ein sogenanntes 3 Stroboskopbild (SB). In Bild 7 ist die Bewegung eines Papierfliegers abgebildet. Dabei wurde immer nach 0,1 Sekunden ein neues Bild gemacht. Damit du es besser erkennst, sind die einzelnen Punkte nummeriert. Jetzt ist die Bewegung genauer beschrieben als bei Max oder beim GPS. Du kannst die Flugroute des Papierfliegers sehr genau beschreiben; du kannst aber auch erkennen, wann der Papierflieger am schnellsten war: Zwischen den Punkten 5 und 6 liegt der größte Abstand. Da zwischen zwei Punkten immer 0,1 Sekunden vergangen sind, war er hier am schnellsten. Insgesamt war das 0,5 Sekunden nach dem Start. Das erkennst du daran, dass es sich um das 5te Bild handelt und damit 5mal 0,1 Sekunden seit dem Start vergangen sind. ablaufen lässt. Dann kannst du z. B. einen Ablauf wie in Bild 9 erkennen. 9 Bewegung einer Trampolinspringerin, zwischen zwei Aufnahmen liegen immer 0,04 Sekunden. Auch aus solchen Aufnahmen kann man Stroboskopbilder erzeugen. Aufgaben c Beschreibe, wie die Bewegung der Störchin Max aufgezeichnet wurde. da) Wie weit ist Max zwischen dem 17.09.00 und dem 18.09.00 geflogen? b) Erläutere, weshalb aus den Bildern 3 und 4 nicht die exakte Flugroute von Max ableitbar ist. e Überprüfe an einem Navigationsgerät, ob es auch Routen aufzeichnen kann. Speichert es Informationen über Zeitpunkte? 7 Bewegung eines Papierfliegers, zwischen zwei Aufnahmen liegen immer 0,1 Sekunden. 8 Bewegung eines Tennisballs, zwischen zwei Aufnahmen liegen immer 0,04 Sekunden. d) Videofilm Statt immer wieder neue Fotos zu machen, kannst du auch gleich einen Videofilm drehen. Eine Videokamera funktioniert nämlich genauso. Alle 0,04 Sekunden wird ein neues Bild aufgenommen. Das siehst du, wenn du dir einen Videofilm bildweise 4 f In Bild 8 siehst du das Stroboskopbild (SB) eines Basketballs. a) Beschreibe die Bewegung des Balls. Entscheide, ob die Bewegung am linken oder am rechten Bildrand angefangen hat. b) Wann war der Basketball am schnellsten? Kannst du den genauen Zeitpunkt angeben? Wann war er am langsamsten? g Erstelle selbst ein Stroboskopbild: a) Betrachte einen Film Bild für Bild und beschreibe eine der Bewegungen, die du dort erkennen kannst. b) Erstelle ein SB dieser Bewegung. Klebe dazu eine Plastikfolie über den Bildschirm. Wähle dir dann einen Punkt auf dem Gegenstand aus und markiere ihn mit Folienstift. Gehe jetzt ein Bild weiter im Film und markiere den Punkt erneut. c) Erkläre, wann sich der von dir ausgewählte Gegenstand am schnellsten, wann am langsamsten bewegt. 3. Wie schnell? Wohin? Du hast bereits gelernt, wie Bewegungen beschrieben werden: Zu festgelegten Zeitpunkten wird der Ort des Gegenstands bestimmt. Manchmal reicht das aber nicht. Darum geht es bei folgendem Spiel: V1: „Blindes Fangen in Zeitlupe“ „Jäger“, „Gejagter“ und zwei Assistenten spielen mit. Der Jäger muss den Gejagten fangen. Aber so wäre das zu einfach. Deshalb werden dem Jäger die Augen verbunden; der Gejagte darf aber nur in Zeitlupe gehen. Damit der Jäger eine Chance hat, sagen ihm die Assistenten, wo er hinlaufen soll. Beobachtung: Um den Jäger zu kommandieren, wurden Begriffe wie „links“, „schneller“, „stopp“ usw. verwendet. Es kommt also nicht nur darauf an, wie schnell der Jäger geht, sondern auch darauf, in welche Richtung er geht. Das zeigt auch V2: ßerdem wird festgehalten, wie schnell sich der Gegenstand bewegt. 3.1 Tempo Der Begriff Tempo beschreibt in der Physik, wie schnell sich ein Gegenstand bewegt. Tempo wird mit dem Buchstaben v bezeichnet und entweder in der Einheit km m oder angegeben. Du hast bestimmt h s auch schon einmal gesehen, wie das Tempo eines Autos (oder eines Fahrrads) auf einem Tachometer (Bild 2) angezeigt wird. m km Dabei sind 36 = 10 . h s 2 Das Auto hat ein Tempo von ca. 83 rad steht gerade und hat das Tempo 0 V2: Steuere ein fernsteuerbares Auto entlang einer vorgegebenen Route (Bild 1). Höre dabei nur auf die Anweisungen deiner Mitschüler und sieh nicht hin. 1 Ferngesteuertes Auto auf einer vorgegebenen Route Beobachtung: Wenn du gut zuhörst und schnell reagierst, gelingt dir die Aufgabe ohne Probleme. Auch hier erhältst du Kommandos wie „links“, „mehr links“, „langsamer“ usw. Dieses Ergebnis kann man verallgemeinern, wenn eine Bewegung noch genauer beschrieben werden soll: An jedem Punkt der Bewegung wird angegeben, in welche Richtung die Bewegung weitergeht. Au- km , das Fahrh km . h Meistens steht aber kein Tacho zur Verfügung. Trotzdem kannst du das Tempo eines Gegenstands ganz einfach bestimmen: Messe, wie weit der Gegenstand in einer bestimmten Zeit kommt. Dabei musst du dir immer einen Anfangs- und einen Endpunkt aussuchen, zwischen denen du das Tempo bestimmen möchtest. Δs steht dann für die Länge der Strecke zwischen den beiden Punkten, Δt für die dafür benötigte Zeit. (Das Symbol Δ wird verwendet, weil sowohl die Strecke als auch die Zeit sich auf den Unterschied zwischen Anfangsund Endpunkt beziehen.) Das Tempo ergibt sich dann als Quotient von zurückgelegter Strecke Δs und dafür benötigter Zeit Δt . zurückgelegte Strecke dafür benötigte Zeit Δs v= Δt Tempo = 5 Beispiele: a) Tempo eines Skaters Thomas fährt auf der Bladenight mit. Für die 18,7 km benötigte er 1,5 h. Sein Tempo war dann (im Durchschnitt): Δs 18,7 km km v= = =12,5 Δt 1,5h h b) Tempo beim 100 m-Lauf Am 31.5.2008 lief der Jamaikaner Usain Bolt den Weltrekord: Er sprintete die 100 m in 9,72 Sekunden. Sein Tempo daΔs 100 m m = = 10 ,3 bei war: v = s Δt 9 ,72 s km Das sind 37,1 . h Δs = 45 cm= 0,45 m Weil du weißt, dass der Papierflieger für diese Strecke genau Δt = 0,1 Sekunden gebraucht hat, kannst du jetzt das Tempo Δs 0,45m m = = 4 ,5 berechen: v = Δt 0 ,1s s In der Natur und der Technik gibt es ganz unterschiedlich schnelle Bewegungen. Ein Überblick ist in Bild 4 abgedruckt. Ein höheres Tempo als das des Lichts kann es nicht geben. c) Tempomessung: V3: Um das Tempo eines Fahrradfahrers zu messen, benötigst du eine Stoppuhr und ein Maßband. Markiere eine Strecke (z. B. 10 m) auf dem Schulhof. Sobald das Fahrrad die erste Markierung durchfährt, startest du die Stoppuhr und stoppst sie, wenn das Fahrrad die zweite Markierung durchfährt. Dann kannst du das Tempo ausrechnen. Anstatt die Uhr mit der Hand zu starten und zu stoppen, kann man auch Lichtschranken verwenden. Start Ziel 4 3 Tempomessung des Fahrradfahrers d) Tempo des Papierfliegers. Betrachte noch einmal die Stroboskopaufnahme des Papierfliegers (Bild 3). Du siehst auf Anhieb, dass der Flieger von Punkt 5 zu Punkt 6 die größte Strecke zurücklegt hat. Das sind 9 mm im Bild. Das Bild ist aber verkleinert: Der Papierflieger ist 20 cm lang, hat aber im Bild nur 4 mm. Damit kannst du ausrechnen, wie lang die Flugstrecke Δs von Punkt 5 zu Punkt 6 wirklich war: Δs : 9 mm = 20 cm : 4 mm Δs = (20 cm : 4 mm) ⋅ 9 mm 6 Tempo in Natur und Technik 3.2 Richtung Du hast schon gelernt, dass es zur Beschreibung einer Bewegung nicht ausreicht, den Ort und das Tempo anzugeben. 5 Eine Änderung der Bewegungsrichtung wird vorgeschlagen Genau so wichtig ist die Richtung, in die die Bewegung erfolgt. Das siehst du z.B. bei Navigationssystemen (Bild 5). Die Bewegungsrichtung wird in der Physik immer mit einem Pfeil angegeben. Dieser Pfeil heißt Richtungspfeil. Wie bei der Kompassnadel zeigt der Pfeil an, in welche Richtung sich der Gegenstand weiter bewegt. Zwei Gegenstände haben die gleiche Bewegungsrichtung, wenn ihr Richtungspfeil gleich ist. 6 7 Richtungspfeile bei der Bewegung des Tennisballs Wie du siehst, kann sich die Bewegungsrichtung auch immer wieder ändern. In Bild 8 bewegt sich eine Spielzeuglokomotive auf einem Rundkurs. Zur Veranschaulichung ist ihr Richtungspfeil durch einen Pfeil symbolisiert. Zunächst zeigt der Pfeil nach links, in der Kurve dreht er sich dann so lange, bis er nach rechts zeigt. In der nächsten Kurve verändert sich der Richtungspfeil erneut so lange, bis er wieder nach links zeigt. Richtungspfeile bei verschiedenen Fahrzeugen Betrachte Bild 6 genau. Welche Fahrzeuge bewegen sich in die gleiche Richtung? Wie du siehst, sind in diesem Bild die Richtungspfeile in der gleichen Farbe gezeichnet. So haben z. B. der grüne Sportwagen, das blaue Cabrio und der LKW den gleichen Richtungspfeil und damit die gleiche Bewegungsrichtung. Beachte: Eine Bewegung in gleiche Richtung bedeutet nicht unbedingt, dass das Ziel gleich ist. Die vier Autos, die in Bild 6 auf den Kreisel zufahren, haben das gleiche Ziel, aber alle verschiedene Bewegungsrichtungen! 8 Der Richtungspfeil auf der Lok beschreibt ihre Bewegungsrichtung Richtungspfeile sind sehr praktisch: Mit ihnen kannst du vorhersagen, was passieren wird. Betrachte dazu Bild 9. So wie sich die beiden Schiffe bewegen, können sie nicht zusammenstoßen. Richtungspfeile kannst du auch leicht selbst erstellen. Dazu musst du einfach einen Pfeil in die Richtung einzeichnen, in die sich der Gegenstand bewegt. In Bild 7 ist das an mehreren Punkten gemacht worden. 9 Zwei Schiffe 7 Aufgaben c Erkläre: Was muss bei einer Bewegung außer dem Ort noch angegeben werden? d Erkläre, wie du das Tempo eines ferngesteuerten Autos mit einem Experiment bestimmen kannst. e Finde heraus, wie ein Fahrradtacho das Tempo misst. Überlege dir ein Experiment, um herauszufinden, ob der Tacho das richtige Tempo anzeigt. f Beim 400 m-Lauf starten die Athleten von ganz unterschiedlichen Positionen (Bild 10). Erkläre, weshalb nur so ein fairer Wettkampf möglich ist. die er am Tag zuvor langsamer war. Bei den Olympischen Spielen in Turin siegte der Deutsche Sven Fischer im Sprint und war dabei 2min 11s schneller als sein Teamkamerad Michael Greis. Am Ende des Verfolgungsrennens am nächsten Tag kam Sven Fischer nur 1min 4s vor Michael Greis ins Ziel. Wer von den beiden hatte beim 12,5km langen Verfolgungsrennen ein größeres (Durchschnitts-)Tempo? ha) Erkläre, was ein Richtungspfeil ist und wie man ihn in ein Bild einzeichnet. b) Erkläre einem Mitschüler, wie man vorgehen muss, um Richtungspfeile in ein Stroboskopbild einzuzeichnen. ia) Martin behauptet: „Immer wenn zwei Gegenstände den gleichen Richtungspfeil haben, haben sie auch das gleiche Ziel.“ Erkläre Martin, warum er nicht recht hat. b) Matthias sagt: „Haben zwei Autos das gleiche Ziel, dann haben sie auch den gleichen Richtungspfeil“. Auch Matthias hat nicht recht. Warum? 10 Start beim 400 m-Lauf g Biathlon in Turin 2006 (Bild 11) 11 Biathlon-Verfolgungsrennen Beim Biathlon-Verfolgungsrennen starten die Läufer in der gleichen Reihenfolge und mit dem gleichen zeitlichen Abstand, mit dem sie am Tag vorher beim Sprint ins Ziel gekommen sind. Der Sieger des Sprints startet also als erstes, der zweite darf erst genau nach der Zeit in die Loipe, 8 Für Spezialisten: Bisher haben wir die Bewegungen so beschrieben, wie du sie bezüglich der Erdoberfläche beobachten kannst. Dies ist auch für alle bisher vorgestellten Fälle gerechtfertigt. Grundsätzlich können die gleichen Bewegungen aber ganz verschieden aussehen, wenn du sie von unterschiedlichen Standpunkten aus beschreibst: An einem windstillen Wintertag schweben Schneeflocken langsam senkrecht zur Erde hinunter. Stelle dir vor, was du aus einem fahrenden Auto heraus siehst: Die Schneeflocken bewegen sich jetzt (vom fahrenden Auto aus beschrieben) nahezu horizontal und nicht mehr senkrecht zur Straße. Zur Beschreibung von Bewegungen gehört also eigentlich dazu, in einem ersten Schritt festzulegen, von welchem Standpunkt aus die Bewegung beschrieben wird. 4. Geschwindigkeit Du hast bereits gelernt, wie du die Richtung einer Bewegung darstellen kannst: Du zeichnest einfach den Richtungspfeil ein. Du hast aber auch gelernt, dass die Richtung alleine nicht genügt, sondern dass du immer auch das Tempo angeben musst. Wie könnte man das nun darstellen? Man könnte natürlich an jeden Richtungspfeil das Tempo schreiben, es gibt aber eine einfachere Methode: Genau wie bei der Lautstärkeregelung ein Balken umso länger wird, je lauter die Musik ist, kann man den Richtungspfeil unterschiedlich lang zeichnen. Das ist in Bild 1 gemacht. Alle drei Fahrzeuge haben die gleiche Bewegungsrichtung, aber unterschiedliches Tempo: 1 Verschieden lange Pfeile symbolisieren unterschiedliches Tempo In der Physik werden deswegen die beiden Begriffe zusammengefasst: Die Ger schwindigkeit v eines Gegenstands setzt sich zusammen aus seinem Tempo und seiner Bewegungsrichtung. Sie wird durch einen Geschwindigkeitspfeil dargestellt, der in Bewegungsrichtung zeigt. Die Länge des Pfeils stellt das Tempo dar. Um die Begriffe nicht zu verwechseln, schreibt man immer einen kleinen Pfeil über den Buchstaben, wenn die Geschwinr digkeit v gemeint ist (dagegen schreibt man nie einen Pfeil über den Buchstaben, wenn das Tempo v gemeint ist). Der kleine Pfeil erinnert dich daran, dass die Geschwindigkeit aus Tempo und Bewegungsrichtung besteht. Zwei Geschwindigkeiten sind nur dann gleich, wenn sie die gleiche Richtung und das gleiche Tempo haben! (Die Geschwindigkeitspfeile sind dann gleich lang und zeigen in die gleiche Richtung.) Beachte: Im Alltag wird oft „Geschwindigkeit“ gesagt, wenn eigentlich das Tempo gemeint ist. In der Physik besteht jedoch ein wichtiger Unterschied. Du musst immer genau überlegen, ob es um das Tempo oder um die Geschwindigkeit geht! Beispiele: a) Tempo und Geschwindigkeitspfeil. Mit Geschwindigkeitspfeilen kann man das Tempo sogar ganz genau angeben. Dazu ist ein Maßstab notwendig. So kannst du das Tempo des Sportwagens aus Bild 1 leicht herausfinden, wenn du weißt, dass 1 mm im Bild einem Tempo von 10 km/h entspricht: Der Geschwindigkeitspfeil des Sportwagens ist 1,5 cm lang. Deswegen km . hat der Sportwagen das Tempo 150 h b) Geschwindigkeitspfeil im SB So kann man (mit einem vorgegebenen Maßstab) auch Geschwindigkeitspfeile in Stroboskopbilder einzeichnen. So soll z. B. der Maßstab für Bild 2 so sein, dass 1 mm einem Tempo von 7 m/s entspricht. v A 2 Stroboskopbild mit Geschwindigkeitspfeil Zuerst wählst du die Orte aus, an denen du die Geschwindigkeit bestimmen möchtest. Danach errechnest du das Tempo (wie auf S. 6 dargestellt). So hat der Ball z. B. zwischen Ort A und dem nächsten Ort der Bewegung das Tempo von 28 m/s. Deswegen zeichnest du an den Punkt A einen Geschwindigkeitspfeil von 4 mm Länge, der in Richtung des nächsten Orts zeigt. c) Geschwindigkeit des Papierfliegers Wie du merkst, ist dieses Verfahren recht mühsam. Deswegen ist es umso praktischer, dass es Computerprogramme gibt, 9 die Geschwindigkeitspfeile direkt in Stroboskopbilder oder Filme einzeichnen können. Betrachte Bild 3: In das Stroboskopbild der Bewegung des Papierfliegers sind die Geschwindigkeitspfeile eingezeichnet. Du erkennst, dass sich die Bewegungsrichtung von 1 nach 5 immer weiter nach unten neigt und das Tempo größer wird. 3 Geschwindigkeitspfeile im SB d) Ein Fluglotse (Bild 4) beobachtet auf seinem Kontrollschirm die Bewegung zweier Flugzeuge, deren Flugbahnen sich offensichtlich schneiden werden. Aufgaben c Zeichne ein Bild, in dem du zwei Autos mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten r r v1 und v 2 und außerdem zwei LKWs mit r gleicher Geschwindigkeit v3 einzeichnest! d Erläutere den Unterschied zwischen Geschwindigkeit und Tempo. e Zeichne jeweils drei Fahrräder mit a) Gleicher Bewegungsrichtung aber unterr schiedlicher Geschwindigkeit v , b) Gleichem Tempo v, aber unterschiedlir cher Geschwindigkeit v ! f Zeichne die Geschwindigkeitspfeile für Flugzeuge, die a) mit 610 km/h nach Nordwesten, b) mit 470 km/h nach Süden, c) mit 380 km/h nach Osten fliegen. (1 cm entspricht dabei 100km/h) g Übertrage das Stroboskopbild (Bild 6) ins Heft. Zeichne Geschwindigkeitspfeile an den Punkten A, B, C und D. C D E B A 6 4 Stroboskopbild h Betrachte die Stroboskopbilder in Bild 7 und 8: Beschreibe jeweils, wie sich die Geschwindigkeit im Verlauf der Bewegung verändert! Fluglotse bei der Arbeit 7 Geschwindigkeitspfeile beim Hammerwurf Flugzeug A Flugzeug B 5 Geschwindigkeitspfeile der beiden Flugzeuge Von 13:17 Uhr bis 13:18 Uhr haben sich die beiden Flugzeuge wie in Bild 5 bewegt. Muss der Lotse die Piloten warnen? Nein, die Flugzeuge treffen sich bei diesen Bewegungsrichtungen nicht, denn B fliegt deutlich schneller als A. 10 8 Geschwindigkeitspfeile bei der Fahrt der Spielzeugeisenbahn 5. Die Zusatzgeschwindigkeit 1 Beobachtung: Bei der ersten Übung landet die Kugel immer im Tor. Bei der zweiten Übung verfehlt die senkrecht zur Bewegungsrichtung gestoßene Kugel das Tor (Bild 3). „Fußballtraining“ Im Fußballtraining (Bild 1) werden verschiedene Situationen geübt. Zuerst sollen die Spieler beim Elfmeterschießen den Ball so treten, dass das Tor getroffen wird. Den Ball müssen sie dabei so kicken, dass er direkt aufs Tor zu fliegt. Bei der nächsten Übung wird der Ball dem Stürmer von der Seite (parallel zum Tor) zugepasst und er soll ihn wieder genau so ankicken, wie er ihn soeben beim Elfmeterschießen gekickt hat. Er darf dabei den Ball bei der Annahme nicht stoppen. V1: Probiert die beiden Übungen paarweise auf dem Sportplatz aus. 3 Stroboskopbild zur Bewegung der Kugel in V2 Woran liegt das? Der Grund dafür liegt darin, dass die Kugel schon vor dem Stoß eine Geschwindigkeit parallel zum Tor hatte. Schauen wir uns die Geschwindigkeit der Kugel genauer an. Bis zum Stoß hat die r Kugel die Anfangsgeschwindigkeit v A . Nach dem Stoß hat sie die Endgeschwinr digkeit v E (Bild 4). V2: Nehmt eine Kugel (z.B. eine Murmel), baut aus Stiften ein Tor und versetzt der Kugel einen Stoß, indem ihr sie mit den Fingern oder einem Lineal anschnippt. Führt ebenfalls beide Übungen durch. Was könnt ihr jeweils bei der zweiten Übung feststellen? Landet der Ball bzw. die Kugel im Tor? Wir simulieren ebenfalls beide Fußballübungen im Experiment mit einer Kugel und stoßen sie beide Male mit einem Brett in Pfeilrichtung (Bild 2). 2 Die Kugel bzw. der Ball wird in beiden Übungen exakt gleich gestoßen. 4 Anfangs- und Endgeschwindigkeit der Kugel 5 r Die Zusatzgeschwindigkeit Δv zeigt in Stoßrichtung Was ist beim Stoßen passiert? Am einfachsten kannst du dir das so erklären: 11 Durch den Stoß erhält die Kugel eine Zur satzgeschwindigkeit Δv . Der Pfeil der r Zusatzgeschwindigkeit Δ v zeigt in die gleiche Richtung wie der Stoß (Bild 5). Du kannst dir das so vorstellen: Die Kugel r bewegt sich nach dem Stoß mit v A weiter nach rechts und zusätzlich mit der Ger schwindigkeit Δ v auf das Tor zu. Die r r r Endgeschwindigkeit v E ist aus v A und Δ v zusammengesetzt und zeigt nach schräg rechts am Tor vorbei. Die Zusammensetr r zung von v A und Δ v kannst du mit den Geschwindigkeitspfeilen nach vollziehen (Bild 6): a) So kannst du es dir vielleicht leichter merr ken: „Der Pfeil von Δ v zieht die Pfeilspitr r ze von v A in die Pfeilspitze von v E “. V3: Zwei identische Kugeln bewegen sich mit der gleichen Geschwindigkeit nach rechts. Nur eine der beiden Kugeln wird senkrecht zur Bewegungsrichtung gestoßen (Bild 7). b) 7 Senkrechter Stoß zur Bewegungsrichtung Beobachtung: Die gestoßene Kugel trifft immer auf die andere Kugel (Bild 8). c) 6 d) Zusammensetzung von Geschwindigkeitspfeilen a) Die Kugel hat eine bestimmte Anfangsr geschwindigkeit v A . b) Die Kugel erhält einen Stoß. Dadurch erhält die Kugel zur Anfangsger schwindigkeit v A eine Zusatzgeschwindigr keit Δ v , die in Richtung des Stoßes zeigt. r r c) Zur Zusammensetzung von v A und Δv r r hängst du Δv an die Pfeilspitze von v A . r d) Verbindest du den Pfeilfuß von v A mit r der Pfeilspitze von Δv , so erhälst du den r Pfeil der Endgeschwindigkeit v E . Wie du bereits weißt ist die Länge des Pfeils ein Maß für das Tempo. 8 Die Kugeln treffen sich in jedem Fall Das kannst du dir so erklären: Die gestoßene Kugel erhält eine Zusatzgeschwinr digkeit Δv . Genau mit dieser bewegt sie sich in Richtung auf die zweite Kugel und r gleichzeitig weiterhin mit v A nach rechts. r Da sich die andere Kugel ebenfalls mit v A nach rechts bewegt, treffen sie sich in jedem Fall. Durch eine Einwirkung von außen erhält ein Körper eine Zusatzgeschwindigkeit r r Δv . Die Zusatzgeschwindigkeit Δv wird durch einen Pfeil dargestellt. Der Pfeil von r Δv zeigt immer von der Pfeilspitze von r r v A zur Pfeilspitze von v E . 9 Die Zusatzgeschwindigkeit als „zusätzliche“ Geschwindigkeit 12 Um die Endgeschwindigkeit zu ermitteln r hängst du wieder den Pfeil von Δv an die r Pfeilspitze von v A und verbindest den r Pfeilfuß von v A mit der Pfeilspitze von r Δv (Bild 9). V4: Wenn Lukas Podolski Michael Ballack den Ball zuflankt, trifft dieser den Ball in der Regel ins Tor. In welche Richtung kickt Michael Ballack den Ball damit dieser direkt im Tor landet (Bild 10)? Stelle die Situation wie in V2 mit einer Kugel nach. Überlege dir dabei in welche Richtung du die Kugel schnippen musst, damit sie im Tor landet. 10 r c) Der Pfeil der Zusatzgeschwindigkeit Δv r wird wieder an die Pfeilspitze von v A ger hängt und muss auf die Pfeilspitze von v E zeigen. a) 12 c) r Konstruktion von Δv Der grüne Pfeil der Zusatzgeschwindigkeit r Δv zeigt in die gesuchte Richtung für den Kick auf den Ball, damit dieser direkt im Tor landet. Die Länge des Pfeiles ist wieder ein Maß für das Tempo (Bild 12). Ballack beim Torschuss nach Vorlage von Podolski Es ist nach der Richtung des Stoßes gefragt. Du weißt jetzt schon, dass dieser in die gleiche Richtung wie der Pfeil der Zur satzgeschwindigkeit Δv zeigt. Du musst r also die Richtung des Pfeils von Δv herausfinden, wobei die Richtung der Ger schwindigkeitspfeile und v E bekannt sind (Bild 11). 13 Anfangs- und Endgeschwindigkeitspfeils Überlege nun anhand Bild 12: a) Die Kugel hat eine bestimmte Ger schwindigkeit v A . b) Nach dem Stoß soll der Geschwindigr keitspfeil v E direkt in Torrichtung zeigen. Gesucht ist der Pfeil der Zusatzgeschwinr digkeit Δv (= Stoßrichtung). So muss gestoßen werden Beispiele: a) Eishockey 14 11 b) Eishockeyspieler Ein Eishockeyspieler versetzt mit dem Schläger dem Puck einen Stoß und damit eine Zusatzgeschwindigkeit (Bild 14). Aus einer Momentaufnahme mit bekannter Anfangsgeschwindigkeit und Zusatzgeschwindigkeit, lässt sich der Pfeil der Endgeschwindigkeit konstruieren (Bild 15): 15 r So konstruierst du v E 13 b) Murmelspiel 18 16 Geschwindigkeiten beim Murmelspielen Welche Zusatzgeschwindigkeit hat die rote Murmel in Bild 16 zwischen Punkt 1 und Punkt 2 erhalten? Um die Zusatzgeschwindigkeit für die Murmel zwischen Punkt 1 und Punkt 2 zu r ermitteln, wird v A in den Punkt 2 verschoben und der Pfeil der Zusatzgeschwinr digkeit Δv kann durch die Verbindung der r r Pfeilspitzen von v A und v E eingezeichnet werden (Bild 17) Eine eindimensionale Bewegung ist auch: Du fährst mit deinem Fahrrad und bist schon etwas schlapp. Dein Freund möchte dir helfen und schiebt dich einmal kräftig an. Du fährst kurz nach dem Schub in die gleiche Richtung weiter, allerdings mit größerem Tempo. 2) Entgegengesetzte Richtungen a) Bremsen Findet eine Einwirkung direkt entgegen r v A statt, kann Folgendes passieren: Ein Torwart versucht den Ball zu fangen, dieser gleitet dabei durch seine Hände. Der Ball bewegt sich nach der Berührung durch den Torwart in die gleiche Richtung wie zuvor, hat aber ein geringeres Tempo (Bild 19). 19 17 r Konstruktion von Δv Sonderfall: Eindimensionale Bewegungen Eine Bewegung heißt eindimensional, r wenn die Geschwindigkeitspfeile von v A , r r v E und Δv entweder in die gleiche Richtung oder in die entgegengesetzte Richtung zeigen: 1) Gleiche Richtung Ein Stürmer kickt einen bereits rollenden Fußball in Richtung der ursprünglichen Bewegung. Die Richtung des Fußballs ändert sich dabei nicht. Allerdings ist das Tempo des Balls nach dem Stoß größer als vorher (Bild 18). 14 Erhöhung des Tempos Verringerung des Tempos b) Stoppen Ein Fußball rollt auf einen Spieler zu. Der stoppt ihn mit seinem Fuß. Das Tempo vE r ist null: Die Zusatzgeschwindigkeit Δv r hatte das gleiche Tempo wie v A , hatte aber die entgegengesetzte Richtung. Dann wird die Bewegung gestoppt (Bild 20). 20 Stoppen einer Bewegung c) Zurückfliegen Ein Fußballer kickt den Ball in die Richtung zurück, aus der der Ball kam. Dann war die Zusatzgeschwindigkeit so groß, dass die Endgeschwindigkeit in die entgegengesetzte Richtung der Anfangsgeschwindigkeit gerichtet ist. (Bild 21) Das kannst du dir so vorstellen: Die Zusatzgeschwindigkeit stoppt zuerst den Ball und versetzt ihm dann eine neue Geschwindigkeit. Das geht so schnell nahtlos ineinander über, dass du das Stoppen gar nicht wirklich wahrnimmst. 21 Zurückfliegen Ein weiteres Beispiel für diese Situation ist ein Tennisball, der mit einer Anfangsgeschwindigkeit auf den Spieler zufliegt. Dieser versetzt dem Ball mit dem Schläger einen Stoß, der so stark ist, dass die Endgeschwindigkeit in die entgegensetzte Richtung zeigt und der Ball zum Mitspieler zurückfliegt. Aufgaben c Elfmeterschießen r r r Überlege dir v A , v E und Δv beim Elfmeterschießen und beschreibe jeweils das Tempo. d Beschreibe eine Bewegung für die gilt: a) vA = 0, Δv und vE ≠ 0 b) vE = 0, Δv und vA ≠ 0 c) Δv = 0, vA ≠ 0 und vE ≠ 0 e Erlebnisbad Gabi schwimmt mit konstantem Tempo an einer Düse im Schwimmbad vorbei. Durch die Düse erhält sie eine Zusatzgeschwindigkeit. Zeichne drei Bilder aus denen die Bewegung deutlich wird und stelle die drei r r r Geschwindigkeitspfeile v A , Δv , und v E dar. (Tipp: Betrachte Bild 15) Roswitha sagt: „Der Pfeil der Endgeschwindigkeit kann nie länger sein als der Pfeil der Zusatzgeschwindigkeit.“ Laura sagt: „ Beim Tennis muss der Pfeil der Zusatzgeschwindigkeit länger sein als der Pfeil der Anfangsgeschwindigkeit, damit der Ball zum Gegner zurückfliegt.“ g Tischtennis Dein Freund spielt dir einen ziemlich schwachen Ball zu. Du nimmst die Gelegenheit wahr und schmetterst den Ball ins andere Eck der Tischtennisplatte zurück. Zeichne für diese Situation eine mögliche r r r Anordnung der Pfeile von Δv , v A und v E kurz nach dem Stoß. h Flipper Jürgen spielt gern Flipper. Er trifft die Kugel ziemlich gut, katapultiert sie damit zurück in den Flipperkasten und bekommt eine Menge Punkte. Zeichne eine Situation ins Heft, wenn Jürgen die Kugel trifft und diese wieder zurück in den Kasten fliegt. Zeichne eine mögliche Anordnung der r r r Pfeile von v A , Δv , und v E ein. i Surfen Oswalds Hobby ist surfen. Auf dem Gardasee fährt er mit seinem Surfbrett bei leichter Brise schön gemächlich dahin. Plötzlich kommt eine starke Windböe. Oswalds Tempo wird größer und es treibt ihn ein Stück von seinem Kurs ab. Zeichne das Surfbrett in dein Heft und zeichne eine r mögliche Anordnung der Pfeile von v A , r r Δv , und v E ein. f Wer hat recht? Diskutiere mit deinen Mitschülern folgende Behauptungen: Tim sagt: „Der Pfeil der Zusatzgeschwindigkeit und der Pfeil der Endgeschwindigkeit zeigen bei allen Bewegungen immer in die gleiche Richtung.“ 15 6. Das Newtonsche Bewegungsgesetz Du stellst fest: Die Zusatzgeschwindigkeit wird größer, wenn die Einwirkung stärker wird. V2: Wiederhole den „Kugelstoßversuch“ (V2) von Seite 11. Stoße zwei Mal gegen die rollende Kugel. Versuche, beim zweiten Mal ungefähr doppelt so stark zu stoßen. Du beobachtest, dass die Zusatzgeschwindigkeit beim zweiten Mal ungefähr doppelt so groß ist. Das gilt ganz allgemein: 1 Tischtennisplatte Franziska übt Tischtennis (Bild 1). Zwar trifft sie die Bälle fast immer, aber oft fliegen sie ganz anders als geplant. Franziska überlegt: Wenn sie mit dem Tischtennisschläger den Ball trifft, wird zu der ursprünglichen Bewegung eine Zusatzger schwindigkeit Δv hinzugefügt. Damit ändert sie aufgrund der Einwirkung die Bewegung. Das alleine genügt aber noch nicht, um immer die Platte zu treffen. Damit ihr das gelingt, muss sie den Zusammenhang zwischen Einwirkung und Zusatzgeschwindigkeit noch genauer kennen. 6.1 Einwirkung und Zusatzgeschwindigkeit Du hast bereits gelernt: Eine Einwirkung auf einen Gegenstand fügt zu der ursprünglichen Bewegung eine Zusatzgeschwindigr keit Δv hinzu. Damit ändert sich aufgrund der Einwirkung die Bewegung. Ein Kick gegen einen herein geflankten Fußball ändert die Flugrichtung und meist auch das Tempo des Balles. Ebenso ändern sich durch den Schlag mit dem Tischtennisschläger die Richtung und das Tempo der Bewegung des Tischtennisballs. Die Richtung der Zusatzgeschwindigkeit r Δv entspricht genau der Richtung der Einwirkung. Wie aber kann man die Größe der Zusatzgeschwindigkeit herausfinden? V1: Lass dir einen Tischtennis-Ball zuwerfen. Schlage unterschiedlich stark auf den Ball. Versuche, jeweils eine Aussage über die Zusatzgeschwindigkeit zu machen. 16 Ist die Einwirkung doppelt so stark, so ist die Zusatzgeschwindigkeit, die durch die Einwirkung verursacht wird, doppelt so groß. Das gilt sogar noch allgemeiner: Je größer die Einwirkung auf einen Gegenstand ist, desto größer ist die Zusatzgeschwindigkeit, die der Gegenstand erhält. Um diesen Zusammenhang genauer zu diskutieren, müssen wir „Einwirkung“ noch präziser festlegen: Eine Einwirkung ist gekennzeichnet durch ihre Richtung und die Stärke. Wie du das schon bei der Geschwindigkeit gelernt hast, kann man Einwirkungsrichtung und Einwirkungsstärke in einem Begriff zusammenfassen. Dafür verwendet man in der Physik den Begriff r Kraft (Symbol F , vom englischen Wort r force): Eine Kraft F setzt sich zusammen aus der Einwirkungsstärke und der Einwirkungsrichtung: r Kraft F Einwirkungsstärke Einwirkungsrichtung Damit kann man sogar schreiben: r r Zusatzgeschwindigkeit Δv und Kraft F sind direkt proportional. In der Computersimulation „Bewegung nach Kraftstoß“ wird dies veranschaulicht: Lassen wir eine gespannte Feder mit doppelter Wucht gegen eine Kugel schlagen, r wird Δv doppelt so groß sein (Bild 2). 6.2 Dauer der Einwirkung Wie du gerade erkannt hast, spielt die Dauer der Einwirkung eine wichtige Rolle: Ein Auto fährt 5 Sekunden lang mit Vollgas an. Ein anderes Auto vom selben Typ fährt 10 Sekunden mit Vollgas an. Das Auto, dessen Fahrer 10 Sekunden lang Gas gab, hat eine deutlich größere Endgeschwindigkeit. Daher muss auch die Zusatzgeschwindigkeit, die dieses Auto erhielt, größer sein. Allgemein gilt: Je länger die Einwirkungsdauer Δt einer Kraft auf einen Gegenstand ist, desto grör ßer ist seine Zusatzgeschwindigkeit Δv 2 Ein doppelt so starker Stoß (Bild unten) gegen die Kugel führt zu einer doppelt so großen Zusatzgeschwindigkeit Beispiele: a) Magnet V3: Führe wieder einen Versuch mit Kugeln durch. Dieses Mal sollst du aber nicht gegen die Kugel stoßen, sondern sie mit einem Föhn ablenken (Bild 4). Schalte den Föhn dabei jeweils unterschiedlich lange an. 4 3 Kugel und Magnet Eine Kugel rollt an einem schwachen Magneten vorbei (Bild 3). Dabei bekommt sie eine kleine Zusatzgeschwindigkeit. Rollt sie an einem starken Magneten vorbei, ist die Zusatzgeschwindigkeit größer. b) Formel 1 Je mehr „Gas“ ein Formel 1-Fahrer gibt, desto größer ist die Einwirkung auf das Rennauto und desto größer ist auch die Zusatzgeschwindigkeit, die das Auto erhält. Dadurch wird die Endgeschwindigkeit des Rennautos größer. Es spielt aber auch eine Rolle, wie lange der Fahrer aufs Gas drückt. Eine Kugel wird mit einem Föhn abgelenkt. Du beobachtest, dass die Zusatzgeschwindigkeit umso größer wird, je länger du den Föhn anschaltest, also wenn die Einwirkungsdauer länger wird. Eine gleichstarke Kraft führt zu einer doppelt so großen Zusatzgeschwindigkeit, wenn sie doppelt so lang ausgeübt wird. Beispiele: a) Fußball Die Zusatzgeschwindigkeit, die ein Fußball erhält, wird größer, wenn die Einwirkungsdauer länger wird. b) Seitenwind Beim Skispringen beeinflusst der Seitenwind das Abschneiden der Sportler. Wenn 17 nur ein kurzer Windstoss kommt, ist die Zusatzgeschwindigkeit in Windrichtung klein; herrscht dauerhafter Seitenwind, so erhält der Skispringer eine große Zusatzgeschwindigkeit in Windrichtung. Auch dies kann durch die Simulation „Bewegung nach Kraftstoß“ veranschaulicht werden. Anstelle der Feder bewirkt hier ein Ventilator eine Kraft auf die Kugel. Der Ventilator kann durch seine unterschiedliche Breite unterschiedlich lange auf die Kugel einwirken. Damit werden unterschiedlich große Zusatzgeschwindigkeiten erreicht. V5: Wiederhole V2 von Seite 16 mit verschieden schweren Kugeln. Achte darauf, immer etwa gleich zu stoßen. Du beobachtest, dass die Zusatzgeschwindigkeit umso größer ist, desto leichter die Kugel ist. Das kannst du auch wieder in der Simulation beobachten. 6 Der gleiche Stoß führt bei einer größeren Masse (Bild unten) zu einer kleineren Zusatzgeschwindigkeit 5 Unterschiedliche Einwirkungsdauern bewirken unterschiedliche Zusatzgeschwindigkeiten. 6.3 Masse Es gibt aber noch eine weitere Eigenschaft, die berücksichtigt werden muss. V4: Tritt etwa gleichstark (aber vorsichtig!) gegen einen Fußball und dann gegen einen Medizinball. Du beobachtest, dass die Zusatzgeschwindigkeit bei dem Fußball erheblich größer als bei dem Medizinball ist. 18 Das gilt ganz allgemein: Umso „massiger“ oder schwerer ein Körper ist, desto kleiner ist die durch die Einwirkung erreichte Zusatzgeschwindigkeit. Diese Eigenschaft des Körpers nennt man Masse (Symbol m). Man gibt sie in der Einheit 1 kg an. Je größer die Masse eines Körpers ist, desto stärker muss die ausgeübte Kraft sein, um eine bestimmte Zusatzgeschwindigkeit zu erreichen. Beispiele: a) Leichtathletik Mit dem Schlagball kommst du viel weiter als mit der Kugel. Das liegt daran, dass die Zusatzgeschwindigkeit beim leichten Schlagball viel größer ist als bei der schweren Kugel. b) Regentropfen Ein Regentropfen trifft gegen ein fahrendes Auto. Natürlich erhält das Auto dadurch eine Zusatzgeschwindigkeit. Weil aber seine Masse so groß ist, ist die Zusatzgeschwindigkeit durch den Regentropfen so klein, dass man sie nicht bemerkt. 6.4 Die Newtonsche Bewegungsgleichung Du hast jetzt alle Einflussfaktoren kennengelernt, die die Zusatzgeschwindigkeit festlegen. Im Einzelnen weißt du, dass die Richtung und die Stärke der Einwirkung, die Zeitdauer und die Masse eine Rolle spielen. All das kann man in der Newtonschen Bewegungsgleichung (NBG) zusammenfassen: r r F ⋅ Δt = m ⋅ Δv Weitere Einflussfaktoren gibt es nicht. Die r r Gleichung F ⋅ Δt = m ⋅ Δv ist die Grundgleichung der Mechanik. Sie wird nach Sir Isaac Newton genannt, der sie zuerst formuliert hat. Die Newtonsche Bewegungsgleichung r r F ⋅ Δt = m ⋅ Δv sagt aus: r 1. Wenn auf einen Körper eine Kraft F ausgeübt wird, erhält dieser eine Zusatzger schwindigkeit Δv (d.h. die Geschwindigkeit des Körpers ändert sich). 2. Je größer die Kraft ist, desto größer ist r die Zusatzgeschwindigkeit Δv (bei jeweils gleicher Einwirkungsdauer und Masse). 3. Je länger die Kraft ausgeübt wird, desto r größer ist die Zusatzgeschwindigkeit Δv (bei jeweils gleicher Kraft und Masse). 4. Je größer die Masse des Körpers ist, desto kleiner ist die Zusatzgeschwindigkeit r Δv (bei jeweils gleicher Kraft und Einwirkungsdauer). 5. Die Zusatzgeschwindigkeit hat die gleiche Richtung wie die einwirkende Kraft. Die Maßeinheit für die Kraft heißt Newton (N). Diese Einheit kann mit Hilfe der Einheiten für Δt (Sekunde s), Masse m (kg) r und der Zusatzgeschwindigkeit Δv (Meter pro Sekunde) ausgedrückt werden: 1N 1s = 1 kg 1 m/s. Also gilt: 1N = 1 kgs2m Aufgaben ca) Erkläre, wie man darauf kommen kann, dass Kraft und Zusatzgeschwindigkeit direkt proportional sind. b) Gib ein Beispiel aus dem Alltag für diesen Zusammenhang an. d Erläutere, mit welchen Versuchen man herausfinden kann, dass Einwirkungsdauer und Zusatzgeschwindigkeit direkt proportional sind. e Diskutiere den Einfluss der Masse auf die Zusatzgeschwindigkeit. f Erkläre, was eine Kraft ist. Gib Beispiele aus dem Alltag an. g Wenn du etwa gleich stark gegen einen prall aufgepumpten Fußball kickst und dann gegen einen nur sehr wenig aufgepumpten Ball, fliegt der prall aufgepumpte Ball viel weiter als der weiche Ball. Erkläre dies mit Hilfe der NBG. h Ein Rennwagen mit einer Motorleistung von 340 PS und ein Pkw mit einer Motorleistung von 100 PS fahren beide mit Vollgas 5 Sekunden lang an. Beide Autos haben die gleiche Masse. Begründe mit Hilfe der NBG, dass der Rennwagen eine deutlich höhere Endgeschwindigkeit hat. Für Spezialisten Manchmal wird die NBG auch in einer anderen Form geschrieben. Dabei wird dann ein neuer Begriff eingeführt: Die Ber schleunigung a ist der Quotient aus der Zusatzgeschwindigkeit und der Einwirkungsdauer. Dann lautet die NBG: Kraft = Masse ⋅ Beschleunigung r r bzw. F = m ⋅ a 19 7. Anwendungen der Newtonschen Bewegungsgleichung Im letzten Kapitel hast du die Newtonsche Bewegungsgleichung (NBG) kennen ger r lernt. Sie lautet: F ⋅ Δt = m ⋅ Δv Du hast auch schon gelernt, dass du mit dieser Gleichung viele Vorgänge in deinem Alltag erklären kannst. Die NBG erklärt aber noch viele andere Vorgänge. a) Stoppen eines Balls Dir ist bestimmt schon folgendes aufgefallen: wenn du einen Ball stoppst, der sehr schnell auf dich zufliegt, kann das ziemlich weh tun. Das erklärt dir die NBG: Damit der Ball gestoppt wird, muss er eine Zusatzgeschwindigkeit erhalten. Die ist umso größer, je größer seine Geschwindigkeit ist. Umso größer ist dann die Kraft, die zum Stoppen benötigt wird. b) Fausten oder Stoppen? Beim Elfmeterschießen erreicht ein Fußball eine Geschwindigkeit von 120 km/h. So schnell kommt der Ball auf den Torhüter zugeflogen. Was tut weniger weh? Zurückfausten, übers Tor lenken oder Halten? Diese Frage kannst du wieder mit der NBG beantworten. Du kannst annehmen, dass die Einwirkungsdauer immer gleich lang ist. Die Masse des Fußballs verändert sich auch nicht. Die Kraft hängt dann nur von der Zusatzgeschwindigkeit ab. Ist die beim Halten, beim Zurückfausten oder beim Ablenken am größten? 1 Was soll der Torwart tun? Beim Halten muss die Geschwindigkeit von 120 km/h auf Null verringert werden. Beim Fausten ist die Zusatzgeschwindig20 keit aber viel größer: Nach dem Fausten fliegt der Ball ja wieder vom Tor weg. Deshalb muss beim Fausten eine größere Kraft wirken. Beim Ablenken hingegen muss die Richtung des Balls meistens nur wenig geändert werden. Die dazu benötigte Kraft ist immer kleiner als beim Fausten. c) In der Straßenbahn Wann musst du dich in der Straßenbahn festhalten? Um diese Frage mit der NBG zu beantworten, musst du zuerst etwas überlegen: Du musst einen festen Stand haben und dich festhalten, damit die Straßenbahn eine Kraft auf dich ausüben kann. Das bedeutet, dass du dich festhalten musst, damit sich deine Geschwindigkeit verändern kann. Das ist dann der Fall, wenn die Straßenbahn losfährt, wenn sie abbremst oder wenn sie um die Kurve fährt. Immer dann ändert sich die Geschwindigkeit der Straßenbahn. Damit du dich genau so wie sie bewegst, muss auch deine Geschwindigkeit geändert werden. d) Auffahrunfall eines Autos Vergleichen wir die Auswirkungen zweier Unfälle: Ein Auto fährt mit 40 km/h gegen eine Betonwand, ein Auto gleichen Typs fährt mit gleicher Geschwindigkeit in einen Drahtzaun. Beide Autos kommen dadurch zum Stillstand. Gefühlsmäßig erwarten wir, dass die Kräfte auf die Autos und ihre Fahrer und damit die Auswirkungen unterschiedlich sein werden, obwohl Anfangsund Endgeschwindigkeit in beiden Fällen gleich sind. Unsere Erwartung trifft tatsächlich zu, denn es gibt einen wichtigen Unterschied: Die Einwirkungsdauer Δt, also die Abbremszeit, ist in beiden Fällen sehr unterschiedlich! Das Abbremsen durch den Drahtzaun dauert mehr als 10-mal so lange wie bei der Betonmauer. Dann sind die durchschnittlichen Kräfte bei diesem Auto 10-mal kleiner als bei dem Auto, das gegen die Betonmauer fährt. Diese Schlussfolgerung ergibt sich aus der Newtonschen Bewegungsgleichung. Der auf der rechten Seite stehende Wert des Produktes m ⋅Δv ist ja für beide Autos gleich groß und gleich dem Wert von F ⋅Δt . Für den Fall, dass Δt 10-mal größer ist, muss also die Kraft F 10-mal kleiner sein, damit das Produkt den gleichen Wert behält. e) Knautschzone Nun kannst du auch verstehen, wie man Autos konstruieren muss, damit das Verletzungsrisiko bei Unfällen für die Insassen möglichst klein ist: Es muss dafür gesorgt werden, dass die Zeit beim Auffahren bis zum Stillstand möglichst lange dauert. Das erreicht man dadurch, dass „Knautschzonen“ eingebaut werden. Diese verformen sich beim Auffahrunfall. Dieser Vorgang des Verformens benötigt Zeit und reduziert auf diese Weise die durchschnittlich wirkende Kraft. Die Fahrgastzelle konstruiert man sehr steif, sie soll sich beim Unfall möglichst nicht verformen, damit die Insassen nicht eingeklemmt werden. kungszeit bei einem Stoß gegen deinen Kopf verlängert wird. Dann wirken kleinere Kräfte als ohne Helm. Gleichzeitig sorgt der Helm dafür, dass die Kraft nicht punktuell auf die Schädeldecke wirkt, sondern sich auf eine größere Fläche verteilt. Wie groß die Unterschiede sind, kannst du in einem Versuch überprüfen: V1: Ein rohes Ei wird aus ca. 1 m Höhe fallengelassen. Es zerbricht. Danach wird ein anderes rohes Ei mit einem Helm ausgestattet und ebenfalls aus ca. 1m Höhe fallengelassen. Das Ei bleibt unbeschädigt. 3 Crashtest mit Eiern h) Karate Du hast dich sicher schon einmal gefragt, wie man mit der bloßen Hand oder Faust ein Holzbrett durchschlagen kann. Auch das kannst du mit der NBG verstehen: 2 Crashtest: Der vordere Teil des Fahrzeugs verformt sich sehr stark. f) Sicherheitsgurte Sicherheitsgurte verbessern die Überlebenschance bei einem Unfall noch mehr. Zum einen haben sie eine ähnliche Wirkung wie die Knautschzone: sie erhöhen die Zeitdauer der Einwirkung auf die Autoinsassen und damit werden die Kräfte reduziert. Weiterhin sorgen sie in Autos ohne Airbags dafür, dass Brustkorb und Kopf möglichst nicht gegen das Lenkrad oder die Windschutzscheibe prallen. Einen besseren Schutz dafür bieten aber Airbags. Dennoch ist es lebenswichtig, dass du immer den Sicherheitsgurt anlegst, wenn du im Auto unterwegs bist. g) Fahrradhelme Genau diese Funktion haben auch Fahrradhelme. Sie sorgen dafür, dass die Einwir- 4 Bruchtest beim Karate Um eine große Kraft zu erzielen, versucht ein Karateka zu erreichen, dass die Zusatzgeschwindigkeit beim Abbremsen der Hand möglichst groß wird. Dazu muss das Tempo der Hand vor dem Auftreffen möglichst groß sein. Karate-Meistern gelingt das so gut, dass sie nicht nur ein Holzbrett, sondern sogar mehrere Betonplatten durchschlagen können. 21 i) Elastizität von Kletterseilen Kletterseile sind bis zu einem gewissen Grad elastisch, obwohl dies den Nachteil hat, dass man nach einem Sturz ins Seil mehrfach auf und ab schwingt. Dies ist deshalb so wichtig, damit die Einwirkungszeit groß genug wird. Nur dann werden die Kräfte dabei so klein, dass man den Sturz ins Seil ohne schwere Verletzungen überlebt. 5 l) Huskys Beim Schlittenhunderennen muss der Führer des Schlittens sorgfältig überlegen, wie viele Hunde er vor den Schlitten spannt. Das kannst du wieder mit der NBG verstehen: Je größer die Masse des Schlittens ist, desto größer ist die benötigte Kraft und desto mehr Hunde müssen vor den Schlitten gespannt werden. Sicherung mit dem Kletterseil j) Abgang vom Hochreck Am Ende seiner Turnübung am Hochreck lässt der Turner die Reckstange los und springt in einem Bogen auf die am Boden liegende Matte. Nach altem Reglement erhält er für den Abgang eine besonders hohe Punktzahl, wenn er mit durchgedrückten Knien auf den Boden aufkommt. Jemand behauptet, dass dies für die Gelenke sehr schädlich sei und es weit gesünder sei, beim Auftreffen auf den Boden „in die Knie zu gehen“, d.h. die Knie zu beugen. Das ist deshalb richtig, weil durch dieses Auftreffen die Einwirkungszeit vergrößert wird. Deshalb wird nach der NBG die Kraft auf den Menschen kleiner und es kommt nicht so leicht zu Verletzungen. k) Kurvenfahrt Ein Auto fährt um die Kurve. Wie du bereits gelernt hast, ändert sich dabei ständig die Geschwindigkeit des Autos. Nach der NBG muss es daher eine Einwirkung auf das Auto geben. Je höher das Tempo des Autos ist, desto stärker muss dabei die Einwirkung sein. Diese Einwirkung bewirkt die Straße. Das merkst du z. B. daran, dass man bei Glatteis nur mit extrem langsamem Tempo um 22 die Kurve fahren kann. Ist das Tempo zu hoch, so „fliegt man aus der Kurve“. 6 Huskies vor dem Schlittenr m) Skysails 7 MS Beaufort mit Lenkdrachen Um Treibstoff zu sparen, werden Lenkdrachen eingesetzt. Die Zusatzgeschwindigkeit, die ein Schiff wie die „Beaufort“ (Bild 7) dadurch erhält, ist viel geringer als die Zusatzgeschwindigkeit, die ein Drachen-Surfer durch den Lenkdrachen erhält. Das liegt daran, dass die Masse der MS Beaufort viel größer ist als die des Surfers - selbst wenn die Kraft auf den Lenkdrachen jeweils gleich groß ist. 8. Das Wechselwirkungsprinzip kannst du nun das Wechselwirkungsprinzip genauer untersuchen. V1: Auf ein ruhendes Spielzeugauto fährt ein gleich gebautes zweites Auto auf. Du siehst, dass das auffahrende Auto stehenbleibt und das erste Auto mit genau der Geschwindigkeit wegfährt, die das zweite vor dem Zusammenstoß hatte (Bild 3). 1 Eisstockschießen Eva sieht beim Eisstockschießen zu (Bild 1). Sie beobachtet Folgendes: Ein (grüner) Eisstock trifft auf einen ruhenden, roten Eisstock auf. Danach bewegen sich beide weiter. Eine Stroboskopaufnahme eines Modellversuchs ist in Bild 2 zu sehen. 2 Stroboskopbild eines Treffers im Modellversuch „Das ist doch ganz klar“, denkt sich Eva: Der grüne Eisstock wirkt auf den roten ein und gibt ihm eine Zusatzgeschwindigkeit. Aber: die Geschwindigkeit des grünen Eisstocks verändert sich doch auch. Nach der NBG muss dann etwas auf ihn eingewirkt haben. Das kann nur der rote Eisstock gewesen sein. Es hat also auch der rote Eisstock eine Kraft auf den grünen ausgeübt. Das gilt ganz allgemein: Übt ein Körper eine Kraft auf einen anderen Körper aus, so übt gleichzeitig der andere Körper eine Kraft auf den ersten Körper aus: Kräfte treten also immer paarweise auf. Die beiden Kräfte wirken aber jeweils auf unterschiedliche Körper. Dieses Prinzip heißt Wechselwirkungsprinzip. Mit dem folgenden Versuch 3 Nach dem Crash hat das zweite Auto genau die Geschwindigkeit, die das erste vor dem Crash hatte Das erste Auto hat das zweite angestoßen und so eine Zusatzgeschwindigkeit bei diesem bewirkt. Aber auch das erste Auto hat eine Zusatzgeschwindigkeit erhalten. Hier hat das zweite Auto auf das erste eingewirkt. Bei beiden Autos hat sich die Geschwindigkeit geändert. Also hat während des Zusammenstoßes sowohl eine Kraft auf Auto 1 als auch auf Auto 2 gewirkt. Und es ist auch klar, wer diese Kräfte ausgeübt hat: Auto 2 hat auf Auto 1 eingewirkt und ihm eine Zusatzgeschwindigkeit gegeben. Umgekehrt hat Auto 1 auf Auto 2 eingewirkt und ihm ebenfalls eine Zusatzgeschwindigkeit gegeben. Wenn du nun die Zusatzgeschwindigkeiten der beiden Autos bestimmst, stellst du fest: Die Zusatzgeschwindigkeit des zweiten Autos hat das gleiche Tempo wie die des ersten Autos, aber die entgegengesetzte Richtung. Dann sind auch die beiden Kräfte gleich stark. Das gilt ganz allgemein: Wechselwirkungsprinzip: Übt ein Körper 1 auf einen Körper 2 eine r Kraft F1→2 aus, so übt Körper 2 auf Körper 1 gleichzeitig eine gleichgroße, aber entr gegengesetzt gerichtete Kraft F2→1 aus. 23 r r Wichtig: Die beiden Kräfte F1→2 und F2→1 r greifen an verschiedenen Körpern an! F1→2 wirkt auf Körper 2 und führt zu einer Zur satzgeschwindigkeit für Körper 2, F2→1 wirkt auf Körper 1 und führt zu einer Zusatzgeschwindigkeit für Körper 1. Beispiele: a) Auf zwei gleiche Skateboards setzen sich zwei gleich schwere Kinder, z.B. links Lea und rechts Richard. Sie haben je ein Ende eines Seils in der Hand. Lea auf der linken Seite soll am Seil ziehen. Richard auf der rechten Seite nur das Seilende festhalten ohne zu ziehen. Diese Zusatzgeschwindigkeiten sind aber nur dann gleich groß, wenn die Massen der beiden Körper gleich sind. Sind die Massen unterschiedlich groß, so sind dies auch die Zusatzgeschwindigkeiten. 5 4 Eine Kanone wird abgefeuert Das erkennst du sogar im Kino: Die „Black Pearl“ wird von Soldaten verfolgt. Deshalb lässt Jack Sparrow die Kanonen abfeuern (Bild 4). Dadurch erhalten die Kanonenkugeln eine Zusatzgeschwindigkeit und fliegen aus dem Kanonenrohr. Aber auch auf die Kanonen selbst wirkt eine Kraft. Sie ist entgegen der Flugrichtung der Kanonenkugeln gerichtet und gibt der Kanone eine Zusatzgeschwindigkeit in diese Richtung. Aber weil die Masse der Kanon viel größer ist als die Masse der Kugel, ist ihre Zusatzgeschwindigkeit viel kleiner als die Zusatzgeschwindigkeit der Kanonenkugel. Das Abfeuern einer Kanonenkugel kannst du sogar im Versuch nachvollziehen: V2: Setze dich mit einem Medizinball auf ein Skateboard. Wirf den Medizinball weg. Du übst eine Kraft auf den Medizinball aus und gibst ihm eine Zusatzgeschwindigkeit, deshalb fliegt er weg. Aber gleichzeitig übt der Medizinball eine Kraft in der entgegengesetzten Richtung auf dich aus und du erhältst eine Zusatzgeschwindigkeit. Deshalb rollst du auf dem Skateboard in die entgegengesetzte Richtung zum Medizinball davon. Deine Zusatzgeschwindigkeit ist aber kleiner als die des Medizinballs. 24 Lea und Richard auf Skateboards Richard erhält durch das Ziehen von Lea eine Zusatzgeschwindigkeit und bewegt sich nach links. Aber auch Lea erhält eine gleich große, aber entgegen gerichtete Zusatzgeschwindigkeit und bewegt sich nach rechts. b) Stoßen ein Auto und ein Hase zusammen, wirken sie jeweils gleich stark aufeinander ein. Da sie aber unterschiedlich schwer sind, sind die Wirkungen völlig unterschiedlich: Die Geschwindigkeit des Autos ändert sich kaum, die des Hasen ziemlich stark! c) Fallender Apfel: Ein Apfel fällt vom Baum und wird dabei immer schneller. Die Erde übt diese anziehende Kraft auf den Apfel aus. Folglich zieht auch der Apfel die Erde an. Da diese aber eine sehr große Masse hat, ändert sich ihre Geschwindigkeit kaum. 6 Der Apfel übt eine Kraft auf die Erde aus, die Erde übt eine Kraft auf den Apfel aus. d) Ein Auto fährt los. Dabei erhält es eine Zusatzgeschwindigkeit. Vielleicht hast du dir schon einmal überlegt, wer diese Kraft auf das Auto ausübt. Man könnte glauben, dass es der Motor ist. Das kann aber nicht sein: Stelle dir vor, das Auto wird von einem Kran in die Luft gehoben und der Fahrer gibt dann Vollgas. Der Motor heult, aber dennoch erhält das Auto keine Zusatzgeschwindigkeit. Offenbar ist es notwendig, dass die Reifen die Straße berühren. Mit dem Wechselwirkungsprinzip kannst du verstehen, was wirklich passiert: Ein Auto fährt los. Beim Auto ist der Motor über das Getriebe mit den Rädern verbunden. Wenn das Auto im losen Sand steht, dann bekommt der leichte Sand eine große Geschwindigkeit nach hinten, das Auto aber kaum eine nach vorne. Wenn das Auto auf fester Straße und damit auf der Erde steht, drückt das Auto die Straße nach hinten; die Straße übt auf das Auto eine gleichgroße Kraft nach vorne aus. F loslässt. Man nennt es auch das Rückstoßprinzip. Aufgaben c Wie lautet das Wechselwirkungsprinzip? Gib an, mit welchen Versuchen man seine Gültigkeit untermauern kann. d Gib für die folgenden Situationen jeweils an, welche zwei Körper abstoßende Kräfte aufeinander ausüben: a) Ein Hundertmeterläufer startet in den Hundertmeterlauf. b) Max fährt mit einem Ruderboot. c) Ein Hubschrauber steigt vertikal in die Höhe. d) Ein Propellerflugzeug startet. e) Beim Boxen schlägt Joe Frazier seinem Gegner Muhammad Ali ins Gesicht. e Bestimme die Zusatzgeschwindigkeiten aus Bild 2 und begründe, warum auch hier das Wechselwirkungsprinzip gilt. f Ein ferngesteuertes Auto wird auf ein auf Rollen gelagertes Brett gestellt. Was passiert beim Losfahren des Autos mit dem Brett? Erde auf Auto F Auto auf Erde 7 Das Auto drückt die Straße nach hinten. Deshalb drückt die Straße das Auto nach vorne. Man kann nicht selbst seine Geschwindigkeit ändern, z.B. sich in Bewegung setzen. Es braucht einen anderen Körper dazu. Zwei Körper können wechselweise aufeinander Kräfte ausüben. e) Raketen: Wo sind die beiden Körper beim Start einer Rakete? Die Rakete drückt ein entstehendes heißes Gas nach unten aus der Rakete heraus, das Gas drückt die Rakete nach oben. Das Gleiche passiert, wenn man einen aufgeblasenen Luftballon g Was passiert, wenn man aus einem kleinen Ruderboot heraus an Land springt? Begründe, warum das bei einem Kreuzfahrtschiff nicht passiert. h Begründe mit der NBG, warum die Kräfte beim Versuch mit den Spielzeugautos (V1, S. 22) gleich groß, aber entgegengesetzt gerichtet waren. i Jonathan stellt sich mit einer vollen Gießkanne auf sein Skateboard und lässt das Wasser hinter sich auf die Straße laufen, um so vorwärts zu kommen. Überlege, ob das funktioniert. 25 9. Erdanziehungskraft Eine Tasse wird versehentlich über den Tischrand geschoben, sie fällt senkrecht nach unten auf den Fußboden. Dieses Phänomen beobachten wir im Alltag immer wieder: Hochgehobene Gegenstände fallen zum Erdboden hin, wenn man sie nicht festhält. Aus physikalischer Sicht muss also auf die Gegenstände eine Kraft wirken, die senkrecht zum Erboden hin wirkt. Diese Kraft nennt man Erdanziehungskraft: Alle Gegenstände in der Nähe der Erde werden von ihr angezogen. F Erde auf Flugzeug 1 Erdanziehungskraft Diese Kraft sorgt z. B. dafür, dass du eine Zusatzgeschwindigkeit zum Erdboden hin erhältst, wenn du hochspringst. Du spürst diese Kraft aber auch, wenn du einen Gegenstand hochhebst. Und aus der Erfahrung ist klar, dass die Erdanziehungskraft umso stärker ist, je größer die Masse des Körpers ist. Die sorgfältige Untersuchung zeigt, dass eine Verdoppelung der Masse auch zu einer doppelt so großen Erdanziehungskraft führt. Die Erdanziehungskraft ist also direkt proportional zur Masse des Körpers. Am einfachsten wäre es, wenn die Erdanziehungskraft (wir bezeichnen ihre Stärke mit FE) nur von der Masse und keinen anderen Eigenschaften der Gegenstände abhängig wäre. Dies ist auch der Fall und wir können deshalb schreiben: FE ~ m oder mit einem Proportionalitätsfaktor g FE = m⋅g. 26 Der Wert der Proportionalitätskonstante beträgt 9,81 m/s2. Nicht nur die Erde zieht Gegenstände an, auch der Mond, die Sonne und sogar du selbst: Immer wenn zwei Körper eine Masse haben, ziehen sie sich gegenseitig an. Spürbar wird die anziehende Kraft aber erst dann, wenn einer der Körper eine sehr große Masse hat, wie z.B. die Erde, oder die Sonne oder der Mond. Auch auf dem Mond werden Gegenstände angezogen und fallen zur Mondoberfläche hin. Aber da der Mond viel weniger Masse als die Erde hat, zieht der Mond Gegenstände auch weniger stark an als die Erde. Die Sonne zieht dafür Gegenstände viel stärker an. Die Erde zieht auch den Mond an. Deshalb umläuft er die Erde. Das kannst du dir so erklären: Am Punkt 1 hat der Mond eine Geschwindigkeit wie im Bild 2 eingezeichnet. Die Erde zieht den Mond an und bewirkt eine Zusatzgeschwindigkeit auf den Mond in Richtung Erde. Beide zusammen ergeben die Geschwindigkeit des Mondes an Punkt 2. Wieder bewirkt die Erde eine Zusatzgeschwindigkeit auf den Mond in Richtung Erde. So ergibt sich die Geschwindigkeit des Mondes an Punkt 3 usw. Ohne die Anziehungskraft der Erde würde sich der Mond geradlinig weiterbewegen. 3 Δv Δv 2 Δv 2 Kreisbahn des Mondes um die Erde 1 Aber auch die Erde wird vom Mond angezogen. Deshalb kommen z.B. die Gezeiten auf der Erde zustande. Die Erde (und auch der Mond) werden von der Sonne angezogen und umlaufen deshalb die Sonne. Aufgaben: c Eine Tafel Schokolade hat eine Masse m von 100g. Wie groß ist die Kraft, mit der die Erde die Tafel Schokolade anzieht? Beachte, dass die Maßeinheit für die Kraft 1 N = 1kg·m/ s2 ist. d Auf dem Mond und der Erde wird ein Weitsprungwettbewerb durchgeführt. Wo wird man weiter springen? (Dass man auf dem Mond einen Weltraumanzug tragen muss, der beim Springen sehr hinderlich ist, soll vernachlässigt werden.) e Rechne aus, mit welcher Kraft die Erde dich anzieht! f Astronomen haben eine Reihe von Doppelsternen entdeckt. Doppelsterne bestehen aus zwei Sternen, die sich gegenseitig umkreisen. Warum fliegen Doppelsterne nicht auseinander? g Die Erde wird von einer großen Zahl von Satelliten umkreist. Warum entfernen sich diese nicht von der Erde? 10. Passt das zusammen? Vielleicht hast du dich schon eine Weile lang etwas gefragt: Wie passt das, was du bisher über Kräfte und Zusatzgeschwindigkeit gelernt hast mit deinen Erfahrungen aus dem Alltag zusammen? 1 Bocciaspiel Schließlich kennst du doch Folgendes: Du wirfst eine Bocciakugel. Sie rollt eine Weile und bleibt irgendwann liegen (Bild 1). Und das ist ja nichts Außergewöhnliches. In der Regel kommen Gegenstände, die sich mit einer gewissen Geschwindigkeit bewegen, irgendwann zur Ruhe. Die Newtonsche Bewegungsgleichung r r F ⋅ Δt = m ⋅ Δv sagt aber doch anscheinend etwas anderes aus: Die Bocciakugel erhält nur dann eine Zusatzgeschwindigkeit (und wird z. B. langsamer), wenn eine Kraft auf sie wirkt. Wirkt denn eine Kraft auf die Kugel, die zum Abbremsen führt? Reibungskräfte Die Newtonsche Bewegungsgleichung und die Alltagsbeobachtung, dass Körper in Bewegung zur Ruhe kommen, passen ausgezeichnet zusammen: Immer wenn sich ein Körper bewegt und er dabei andere Körper berührt, wirken auf den ersten Körper Kräfte an der Berührungsfläche. Diese Kräfte bewirken Zusatzgeschwindigkeiten. Diese Zusatzgeschwindigkeiten sind (in unserem Beispiel mit der Bocciakugel) der Geschwindigkeit des Körpers entgegengerichtet. Deshalb wird der Körper stetig langsamer. Man nennt diese Kräfte Reibungskräfte. Reibungskräfte sind manchmal aber auch nützlich: Ohne Reibung würde der Fahrradreifen am Boden durchdrehen, Autos könnten weder anfahren, bremsen noch eine Kurve fahren und man 27 könnte gar nicht laufen, weil die Schuhe nicht am Boden haften. Reibungskräfte bewirken Zusatzgeschwindigkeiten auf Körper. Reibungskräfte können die Bewegung des Körpers behindern. Sie können einen Körper aber auch in Bewegung setzen. Die Newtonsche Bewegungsgleichung beschreibt alle Bewegungen des Alltags. Beispiel: Beim Fahrradfahren kannst du erleben, dass trotz deines kräftigen Tretens, also konstanter Kraft, das Tempo konstant bleibt. Hört man mit dem Treten auf, wird das Fahrrad langsamer. Wie passt das zu dem oben Gesagten? Außer deiner Antriebskraft wirkt noch eine Reibungskraft (Bild 2). Heben sich diese gerade auf, bleibt die Geschwindigkeit konstant. Ist nur eine davon vorhanden, ändert sich die Geschwindigkeit. 2 Kräfte beim Fahrradfahren Aufgaben: c Beschreibe, wie Reibungskräfte dazu führen, dass die geworfene Bocciakugel schließlich liegenbleibt. da) Benutze die NBG um zu erklären, dass du mit dem Fahrrad irgendwann stehen bleibst, wenn du aufhörst zu treten. b) Wieso musst du ständig treten, auch wenn sich deine Geschwindigkeit nicht verändert? Verwende die NBG. e Finde vier Beispiele, in denen Reibungskräfte bewirken, dass ein Gegenstand schließlich zur Ruhe kommt. f Auf den Mond wirken fast keine Reibungskräfte. Erkläre mit der NBG, warum sein Tempo deswegen nicht geringer wird. g Erkläre mit der NBG, wieso man auf Glatteis so gut rutschen kann. h Erkläre mit der NBG, weshalb es sinnvoll ist, Schmiermittel zu verwenden. 28 Für Spezialisten Eine sehr einfache Erklärung dafür, wie Reibungskräfte zustande kommen, lautet: Die Oberflächen von Körpern sind immer uneben. Diese winzigen Unebenheiten verhaken sich ineinander (Bild 3). 3 Die Unebenheiten der beiden Oberflächen verhaken sich. So entstehen Reibungskräfte. Dass diese Erklärung aber nur eine sehr einfache Darstellung ist, merkst du daran: Wenn du zwei sehr sehr glatt geschliffene Platten aufeinanderlegst, kannst du sie nur schwer gegeneinander verschieben. Eine tiefer gehende Erklärung lautet: Zwischen den einzelnen Teilchen eines Körpers, den Atomen, gibt es Kräfte, die dafür sorgen, dass der Körper zusammengehalten wird. Berühren sich die Oberflächen zweier Körper, so entstehen zwischen den Teilchen an den Kontaktstellen beider Körper anziehende Kräfte, die einer Verschiebung entgegenwirken. Umso glatter die Oberflächen sind, desto mehr Kontaktstellen gibt es und desto größer ist die Reibungskraft, die einer Verschiebung entgegenwirkt. 11. Wenn mehrere Kräfte wirken 1 Blätter im Herbst Die Blätter fallen im Herbstwind kreuz und quer von den Bäumen (Bild 1). Jedes Blatt kommt irgendwann am Boden an. Bei Windstille fällt jedes Blatt senkrecht nach unten. Den Grund dafür weißt du schon: Die Erdanziehungskraft wirkt auf das Blatt. Weht der Wind von der Seite wie zum Beispiel in Bild 1, wirkt auf das Blatt nicht nur die Erdanziehungskraft, sondern auch noch die Kraft vom Wind. Wie können wir die Zusatzgeschwindigkeit eines Körpers mit der Newtonschen Bewegungsgleichung bestimmen, wenn zwei Kräfte auf ihn einwirken und wir beide berücksichtigen müssen? Dazu müssen wir die beiden Kräfte ersetzen durch eine einzelne Kraft, die die gleiche Wirkung hat wie die beiden Kräfte gemeinsam. Diese Kraft wird resultierende Kraft genannt. Sie wird grafisch nach dem gleichen Verfahren bestimmt, das du von der Bestimmung der Endgeschwindigkeit schon kennst. a) b) c) für die Größe der Kraft ist. Hier ist zum Beispiel die Erdanziehungskraft größer als die seitliche Windkraft. b) Die Kraftpfeile setzt du in gleicher Weise zusammen wie die Geschwindigkeitspfeile d.h. du hängst den einen Pfeil an die Pfeilspitze des anderen Kraftpfeils. Es spielt keine Rolle, mit welchem Pfeil du beginnst. c) Jetzt verbindest du den Pfeilfuß des ersten Kraftpfeils mit der Pfeilspitze des zweiten Kraftpfeils. Diese Verbindung ist der Pfeil der resultierenden Kraft. Du weißt nun sowohl die Richtung der resultierenden Kraft als auch die Größe (aus der Pfeillänge). Du kannst nun so tun, als ob nur eine einzige Kraft (die resultierende Kraft) auf den Körper wirkt. Damit du nicht durcheinander kommst, musst du aber die anderen Kräfte im Bild ausstreichen. Das Blatt bekommt also eine Zusatzgeschwindigkeit nach schräg rechts unten. Die resultierende Kraft: Finde alle Kräfte, die auf den Körper wirken. Hänge die Kraftpfeile aneinander. Der Pfeil der resultierenden Kraft ist die Verbindung des Pfeilfußes des ersten Kraftpfeils mit der Pfeilspitze des letzten Kraftpfeils. Du kannst nun so tun, als ob alle angreifenden Kraftpfeile durch den Pfeil der resultierenden Kraft ersetzt werden. Die resultierende Kraft liefert dir die Zusatzgeschwindigkeit, die der Körper bekommt. Beispiele: a) Fallschirmspringer 2 Vorgehen bei zwei Kräften Du gehst also folgendermaßen vor, wenn du die die resultierende Kraft ermitteln willst, die der Wirkung der zwei Kräfte entspricht, die an einem Körper (hier das Blatt) angreifen: a) Zuerst zeichnest du die an dem Körper angreifenden Kräfte ein. Du weißt auch schon, dass die Länge des Pfeils ein Maß 3 Fallschirmspringer Welche Kräfte wirken auf einen Fallschirmspringer, der seinen Schirm noch nicht geöffnet hat und das Flugzeug vor ein paar Sekunden verlassen hat? Es wirken 29 zwei Kräfte auf ihn: Die Erdanziehungskraft und die Luftreibungskraft. Sind die beiden Kräfte gleich groß, ergibt sich für die resultierende Kraft null. Das bedeutet, dass der Fallschirmspringer keine Zusatzgeschwindigkeit erhält. In diesem Fall fällt er mit konstantem Tempo nach unten. b) Schale auf dem Tisch Warum erhält die Schale auf dem Tisch keine Zusatzgeschwindigkeit? Auf sie wirkt doch ebenfalls die Erdanziehungskraft? Weil die Schale aber keine Zusatzgeschwindigkeit erhält, muss die resultierende Kraft null sein. Das geht nur dann, wenn es außer der Erdanziehungskraft eine weitere Kraft gibt. Du weißt auch schon, woher sie kommt: Die Schale übt eine Kraft auf den Tisch aus. Nach dem Wechselwirkungsprinzip übt also der Tisch eine Kraft auf die Schale aus: Der Tisch drückt die Schale nach oben. Es wirken also wirklich zwei Kräfte auf die Schale. Hänge beide Kraftpfeile aneinander und du siehst, dass die resultierende Kraft null ist. Dies gilt übrigens für alle Gegenstände, egal ob sie auf dem Tisch oder auf dem Boden liegen. 4 den beiden Hunden ziehen. Plötzlich sieht Hasko einen Hasen und zieht mit großer Kraft nach rechts. In welche Richtung erfährt der Schlitten mit Sven eine Zusatzgeschwindigkeit? 6 Resultierende Kraft beim Hundeschlitten r r Die beiden Kraftpfeile FH und FB von den Hunden werden aneinander gehängt. Man kann sich vorstellen, dass diese Kräfte r durch die resultierende Kraft FRe s ersetzt werden. In Richtung der resultierenden Kraft erhalten Sven und sein Schlitten eine Zusatzgeschwindigkeit. Aufgaben: c Diskutiere mit deinem Banknachbarn, welche Kräfte auf einen Skispringer wirken. Diskutiert auch, welchen Einfluss Wind aus unterschiedlichen Richtungen auf die resultierende Kraft auf den Skispringer hat! d Welche Kräfte wirken auf einen Tennisball im Moment des Abschlags? Welche am Tennisball angreifende Kraft ist im Moment des Abschlags am größten? Beschreibe die resultierende Kraft auf den Tennisball. e Tanker: Schale auf dem Tisch c) Hundeschlitten 5 Hundeschlitten Sven aus Schweden bindet seine beiden Hunde Bello und Hasko vor einen Schlitten und lässt sich und den Schlitten von 30 Zwei Schlepper müssen einen Tanker aus dem Hafen ziehen. Beide ziehen mit der gleich großen Kraft. Zeichne die Situation von oben gesehen in dein Heft. Der Winkel zwischen den Kraftpfeilen ist 50°. Konstruiere den resultierenden Kraftpfeil! f Erkläre deinem Banknachbar, warum dein Federmäppchen auf dem Schreibtisch keine Zusatzgeschwindigkeit erhält, obwohl doch die Erdanziehungskraft auf das Federmäppchen wirkt. 12. Das Beharrungsprinzip Aus der Newtonschen Bewegungsgleir r chung F ⋅ Δt = m ⋅ Δv können wir eine Reihe von interessanten Schlussfolgerungen ziehen. Was können wir z.B. über die Bewegung des Körpers aussagen, wenn keine Kraft auf ihn ausgeübt wird? Dann ist die r linke Seite der Gleichung Null, weil ja F Null ist. Also muss auch die rechte Seite gleich Null sein. Das geht nur, wenn r Δv = 0 ist, d.h. aber, dass die Zusatzgeschwindigkeit Null ist. Und das ist gleichbedeutend damit, dass sich die Geschwindigkeit des Körpers nicht ändert! In der Physik sagt man dann, die Geschwindigkeit ist konstant. Beharrungsprinzip: Jeder Körper behält seine Geschwindigkeit (Tempo und Richtung) bei, solange auf ihn keine Kräfte einwirken oder die Kräfte auf ihn im Gleichgewicht sind. Dass das wirklich so ist, kannst du in den folgenden Versuchen nachvollziehen: V1: Auf einer Luftkissenbahn wird ein Gleiter angestoßen. Mit gleich bleibender Geschwindigkeit bewegt er sich bis zum Ende der Bahn. gung führt das obere kleine Wägelchen aus? 2 Das kleine Wägelchen bleibt in Bewegung Wir beobachten, dass es mit unveränderter Geschwindigkeit weiter fährt. Denn da beim Zusammenstoß mit dem Bremsklotz auf das kleine Wägelchen keine Kraft einwirkt, behält es seine Geschwindigkeit bei. Ein kleines Männchen, das auf dem großen Wagen sitzen würde, würde aber meinen, das Wägelchen sei plötzlich losgefahren. Wir sind jedoch schlauer: Es hat sich einfach ungestört weiterbewegt. V3: Wir machen ein Gedankenexperiment: Ein Lastwagen hat auf einer ebenen glatten Ladefläche ein ungesichertes Paket liegen. Als der Lastwagen eine Linkskurve fährt, wirkt die dazu nötige Kraft nicht auf das Paket. Wie bewegt es sich dann weiter? Der Lastwagenfahrer sieht das Paket nach rechts davonfliegen und wundert sich über die Kraft auf das Paket. 3 LKW in der Linkskurve Das Beharrungsprinzip spielt aber auch in Natur und Technik eine wichtige Rolle: 1 Gleiter auf der Luftkissenbahn V2: Auf einem langen Wagen steht ein kleines Wägelchen. Beide fahren gemeinsam mit konstanter Geschwindigkeit, bis der untere Wagen von einem Bremsklotz angehalten wird. Auf den unteren Wagen wurde durch den Bremsklotz eine Kraft ausgeübt und dadurch ist die Geschwindigkeit geändert worden. Welche Bewe4 Raumsonde Voyager 1 31 Am 5. September 1977 wurde die Raumsonde Voyager 1 gestartet. Wie du in Bild 4 siehst, hat sie (außer einigen Steuerdüsen) keinen eigenen Antrieb. Dennoch gelang es – aufgrund des Beharrungsprinzips – die Sonde auf eine beeindruckende Reise zu schicken: In den Jahren 1979 und 1980 nahm sie Fotografien von Jupiter und Saturn auf. Inzwischen ist Voyager 1 mehr als 100mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde. Sie konnte nur deswegen so lange unterwegs sein, weil auf sie nur sehr kleine Kräfte wirken. Deswegen ändert sich ihre Geschwindigkeit auch kaum. Sie wird daher solange noch viele tausend Jahre lang weiter fliegen. Inzwischen ist Voyager 1 das am weitesten von der Erde entfernte, von Menschen geschaffene Objekt. Erst wenn die Raumsonde in etwa 40000 Jahren wieder in die Nähe eines Sternes kommen wird, wird wieder eine Kraft auf sie wirken. Erst dann wird sich ihre Geschwindigkeit wieder verändern. Jeder Körper behält seine Geschwindigkeit (Tempo und Bewegungsrichtung) bei, wenn er nicht durch äußere Kräfte gezwungen wird, seine Geschwindigkeit zu ändern. D.h. er bleibt in Ruhe oder bewegt sich geradlinig mit gleich bleibendem Tempo weiter. Da ein Körper in seiner Geschwindigkeit (= in seinem Bewegungszustand) beharrt, nennt man dies auch Beharrungsprinzip oder Trägheitssatz. Das wurde so erstmals von Sir Isaac Newton erkannt und 1687 formuliert. Deshalb heißt es auch „das erste newtonsche Gesetz“. Ändert sich die Geschwindigkeit, muss dagegen eine Kraft von außen auf den Körper einwirken. 32 Aufgaben c Eine Straßenbahn hält plötzlich an und ein Fahrgast, der sich nicht festgehalten hat, fällt um. Erkläre warum! d Eine Straßenbahn fährt an und der Fahrgast Max, der sich nicht festgehalten hat, fällt um. Max behauptet dann, auf seinen Oberkörper hätte eine starke Kraft nach hinten gewirkt. Erkläre es richtig. e In der Zeitung ist zu lesen: „Matthias K. war am Freitag Nacht mit hoher Geschwindigkeit von Strümpfelbach nach Tückelhausen unterwegs. In einer vereisten Rechtskurve flog sein Opel aus der Kurve und Matthias K. verletzte sich schwer.“ Nimm zu dieser Aussage Stellung und erkläre das Verhalten des Autos korrekt. f Wenn der Kopf eines Hammers locker ist, schlägt man den Hammer mit dem unteren Stielende fest auf den Boden, so dass der Hammerstiel stark abgebremst wird. Warum sitzt der Hammerkopf danach wieder weiter unten fest auf dem Stiel? 13. Die Federkraft Wir haben bereits gesehen, dass sich die Geschwindigkeit eines Körpers nicht ändert, wenn sich die an ihn angreifenden Kräfte gerade kompensieren, also gegenseitig aufheben. Aber was passiert mit dem Körper, wenn diese Kräfte nicht am gleichen Punkt angreifen? V1: Sara nimmt einen Expander und zieht mit der rechten Hand an der rechten Seite nach rechts und mit der linken Hand an der linken Seite gleich stark nach links. 1 Sara stellt fest: 1. Der Gummi dehnt sich und die Dehnung des Gummis ist von der Zugkraft abhängig. 2. Dann bleibt aber alles in Ruhe. Der Gummi übt also eine gleich große Kraft auf das Gewichtsstück nach oben aus wie die Erdanziehung nach unten, die beiden Kräfte heben sich auf. Damit kennen wir auch die Kraft von dem Gummi auf das Gewichtsstück. V3: Nun will es Sara genau wissen. Sie notiert sich für einen neuen Gummiring (ca. 18 cm Gesamtlänge) jeweils die Zugkraft und die Strecke, um die der Gummi gedehnt wurde. Expander Der Expander verformt sich zunächst etwas, bleibt aber dann in Ruhe, da sich die beiden Zugkräfte kompensieren. Einfacher hätte es Sara, wenn sie das eine Ende in einen Haken an der Wand einhängt. Dann hätte von der Wand auf den Expander die eine Kraft gewirkt und sie hätte nur am anderen Ende ziehen müssen. V2: Damit es leichter geht, nimmt Sara jetzt einen Gummiring, hängt das eine Ende an ein stabiles Stativ und hängt an das andere Ende verschiedene Gewichtsstücke. Da deren Masse angegeben ist, kennt sie deren Gewichtskraft FG = m ⋅ g , mit der sie an der Feder ziehen. Ergebnis: m / g 0 100 200 300 400 700 1000 F/N 0 0,98 1,96 2,9 3,9 6,9 s / cm 0 4 17 34 42 50 9,8 53,5 Die Schreibweise „m / g“ bedeutet das Gleiche wie „m gemessen in g“. Sara zeichnet nun in ein Diagramm. Auf der Rechtswertachse wird die Kraft aufgetragen, auf der Hochwertachse die Dehnung. Jeder Messwert ergibt ein Punkt im Diagramm, die Sara dann verbindet. So erhält sie ein Dehnungs-Kraft-Diagramm. Aus dem Diagramm kann sie nun auch ablesen, welche Dehnung sich bei Zugkräften ergeben hätte, die Sara nicht ausprobiert hat, wie z.B. 5 N. 33 Zusammenfassung: Ein dehnbarer Körper, der auf einer Seite fest eingespannt ist, dehnt sich aufgrund einer Zugkraft, die an der anderen Seite angreift. Er dehnt sich so weit, bis er mit einer gleich großen Kraft zurückzieht. Zu welcher Kraft welche Dehnung gehört kann man einem Dehnungs-Kraft-Diagramm entnehmen. V4: Jan wiederholt den Versuch von Sara. Er verwendet aber eine Spiralfeder statt einem Gummiring. Er hängt wieder Massenstücke an die Feder. Diese wird gedehnt und es stellt sich ein Kräftegleichgewicht ein. Ergebnis: m / g 0 100 200 300 400 500 600 F/N 0 0,98 1,96 2,9 3,9 4,9 5,9 s / cm 0 9,8 18 32 60 39 54 Hier nimmt nun die Dehnung bei gleichmäßiger Vergrößerung der Kraft ebenfalls gleichmäßig zu und das Diagramm ist eine Gerade. Berechnet man nun für jede Messung den Quotienten aus der Kraft F und der Dehnung s, ergibt sich immer der gleiche Wert: F/N 0 0,98 1,96 2,9 3,9 4,9 5,9 s / cm 0 9,8 18 32 39 54 60 F/s in N/m - 0,10 0,11 0,09 0,10 0,09 0,10 Diese Größe ist charakteristisch für die Feder und wird Federkonstante D genannt. Andere Federn haben eine andere Federkonstante, die aber auch konstant ist. Eine große Federkonstante bedeutet, dass diese 34 Feder weniger ausgedehnt wird als eine Feder mit kleinerer Federkonstante, wenn an beiden Federn gleich stark gezogen wird. Da dies erstmals von dem englischen Naturforscher Robert Hooke (1635 – 1703) erforscht wurde, wird dieses Gesetz das „Gesetz von Hooke“ genannt. Gesetz von Hooke: Wird an einer fest aufgehängten Feder mit einer Kraft F gezogen, so dass sich die Feder um die Strecke s dehnt, gilt innerhalb eines bestimmten Bereiches: F D = = konstant s Aufgaben c Ein Kraftmesser besteht aus einer Feder und einer Anzeige, auf der man zur jeweiligen Dehnung die entsprechende Kraft ablesen kann. Erkläre, warum man hier kein Gummiband, sondern eine Feder benutzt. d Bestimme experimentell die Federkonstante einer Kugelschreiberfeder. Verwende dazu, dass eine 100g-Tafel Schokolade eine Gewichtskraft von ca. 1,0 N hat. e Eine Schraubenfeder ist durch eine bestimmte Zugkraft um 20 cm gedehnt. Wie ändert sich die Dehnung der Feder, wenn die Zugkraft halbiert oder verdoppelt wird? Für Spezialisten: Wenn Sara beim Belasten und beim Entlasten misst, stellt sie fest, dass sich der Gummiring bei Entlastung anders verhält als bei Belastung. Bei Jans Feder ist das nicht der Fall. Ergebnis von Sara: m/g 0 100 200 300 400 700 1000 400 200 100 F/N 0 0,98 1,96 2,9 s / cm 0 4 17 34 3,9 6,9 9,8 3,9 1,96 0,98 42 50 53,5 49 26 16 0 0 5 35