Amerika Dienst - Amerika Haus Archiv

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und
Dokumentation
United States Information Service
Embassy of the United States of America
10. Oktober 1984
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INHALT
DOKUMENTATION
Vereinigte Staaten stehen zu Bündnis mit der Türkei
- Rede von Unterstaatssekretär Richard Burt HINTERGRUNDMATERIAL
USA unterstützen Bemühungen der CONTADORA-Staaten
- Pressekonferenz von US-Außenminister Shultz Rüstungskontrolle - der Stand der Dinge
- Von Kenneth Adelman -
Der Kampf gegen den Drogenmißbrauch
- Bericht des Weißen Hauses zu staatlichen und privaten Maßnahmen
in den letzten vier Jahren -
Die Wahlen in Amerika 1984
( 12 )
- Wie erreicht man das Volk? WISSENSCHAFT UND TECHNIK
USA für Beibehaltung des Antarktisvertrages
- Ungünstige Auswirkung veränderter Bestimmungen befürchtet -
Um Über/endung von
Belegexemplaren
wird gebeten
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41
Dokumentation
United States Information Service
Embassy of the United States of America
10. Oktober 1984
VEREINIGTE STAATEN STEHEN ZU BÜNDNIS MIT DER TÜRKEI
- Rede von Unterstaatssekretär Richard Burt -
Washington -(AD)- Am 3. Oktober 1984 bekräftigte der Unterstaatssekretär für Europäische und Kanadische Angelegenheiten im amerikanischen
Außenministerium, Richard Burt, in Washington die unveränderte Entschlossenheit seiner Regierung zur weiteren engen Zusammenarbeit mit der Türkei
und zur Erfüllung ihrer Bündnisverpflichtungen gegenüber diesem Lande.
Burt äußerte dies in einer Rede auf einer Konferenz ober den Nahen Osten
in amerikanischer und türkischer Sicht, die von der Heritage Foundation,
einem politischen Forschungsinstitut, gemeinsam mit dem Außenpolitischen
Institut Ankara veranstaltet wurde.
Burts Ausführungen hatten folgenden Wortlaut:
Vor nunmehr fast vier Jahren machte sich die Reagan-Administration
daran, Amerikas militärische Stärke wiederherzustellen und unsere weltumspannenden Bündnisbeziehungen mit neuem Leben zu erfüllen. Dies war ein
entscheidend wichtiger Bestandteil unserer umfassenderen Anstrengungen,
Amerika seine Stärke und sein Selbstvertrauen zurückzugeben und ihm die
bleibenden Werte, an denen sich seine Innen- wie seine Außenpolitik
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seine Außenpolitik orientieren muß, wieder ins Bewußtsein zu rufen.
In diesem weiteren Zusammenhang bestimmten wir auch unsere Beziehungen zu den Ländern Europas und gingen wir daran, unsere wechselseitigen
Bindungen mit der Türkei zu festigen.
Heute, im Jahre 1984, stehen die Leistungen dieser Administration im
Rahmen dieser umfassenden Anstrengungen völlig außer Frage. Die Vereinigten Staaten sind heute stärker, ihre Bündnisbeziehungen sind stabiler und
ihre Entschlossenheit ist unzweifelhafter als zu jedem anderen Zeitpunkt
während des letzten Jahrzehnts. Was nun die wichtige Aufgabe der Intensivierung unserer sicherheitspolitischen Zusammenarbeit und der Verbesserung unserer bilateralen Beziehungen mit der Türkei anbelangt, so haben
wir erhebliche Erfolge zu verzeichnen.
Wir haben den Tiefpunkt in unseren Beziehungen überwunden, der vor
einem Jahrzehnt eintrat, als die Ereignisse auf Zypern im Sommer 1974 unser bilaterales Verhältnis zum Einsturz brachten. Wie Sie sich erinnern
werden, verhängte der Kongreß damals ein Waffenembargo gegen die Türkei,
und die türkische Regierung beschränkte unsere militärischen Aktivitäten
in ihrem Lande. Das Embargo schwächte die Einsatzbereitschaft der türkischen Streitkräfte und damit auch die Fähigkeit der Türkei, ihren Verpflichtungen gegenüber der NATO nachzukommen. Ferner beraubte uns das Embargo teilweise unserer Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit der Türkei
bei der Verfolgung gemeinsamer Ziele, ohne daß es andererseits eine Lösung der Zypernfrage auch nur im mindesten nähergebracht hätte.
Ende der 70er Jahre gelang es der Carter-Administration, das Embargo
aufzuheben. Die Vereinigten Staaten und die Türkei handelten weiterhin
ein Verteidigungs- und Wirtschaftsabkommen aus. Auf dieser Grundlage hat
die Türkei seit 1981 bei der Modernisierung ihrer Streitkräfte große
Fortschritte erzielen können. Wir konnten unsererseits den Umfang unserer
verteidigungspolitischen Hilfe gegenüber 1980 um mehr als das Dreieinhalbfache hochschrauben.
Ferner arbeiten wir im Bereich der Rauschgiftbekämpfuny erfolgreich
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Rauschgiftbekämpfung erfolgreich zusammen, so daß ein Problem, das unsere
Beziehungen früher sehr belastet hat, heute weitgehend überwunden ist.
Gemeinsam rücken wir auch einem weiteren weltweiten und bösartigen Problem zu Leibe, nämlich dem Terrorismus. Die Vereinigten Staaten arbeiten
mit der Türkei aktiv im Rahmen eines gemeinsamen Anti-Terrorismus-Programms zusammen und werden auch weiterhin gegen die Kräfte vorgehen, die
nicht nur einzelne Staaten, sondern die Weltordnung schlechthin bedrohen.
Die Türkei ihrerseits hat die Phase des wirtschaftlichen Niedergangs,
der politischen Instabilität und des Terrorismus, in der sie sich Ende
der 70er Jahre befand, hinter sich gelassen. Sie hat bei der Konsolidierung der demokratischen Institutionen und der Menschenrechte
wichtige
Fortschritte erzielt. Die Wiederherstellung der demokratischen Institutionen, die Aufhebung des Kriegsrechts und die Abstellung von Mißständen
in den Haftanstalten schreiten beständig voran.
Im wirtschaftlichen Bereich hat die Regierung von Ministerpräsident
özal mit Unterstützung des Weltwährungsfonds, der Weltbank und befreundeter Länder ein ehrgeiziges Reformproyramm
eingeleitet. Die bisherigen
Ergebnisse waren äußerst ermutigend. Die Türkei liefert in zunehmendem
Maße ein Musterbeispiel für erfolgreiche Entwicklungspolitik.
Als Unterstaatssekretär, der sich über die Beziehungen zu einem Land
äußert, das in seinen Zuständigkeitsbereich fällt, müßte ich mich jetzt
eigentlich den Herausforderungen zuwenden, denen sich unser Verhältnis
gegenübersieht, und darlegen, warum und wie sie bewältigt werden können.
Da die Türkei für uns aber von so hoher Bedeutung ist, möchte ich statt
dessen einen umfassenderen Ansatz wählen und die Türkei in einem weiteren
strategischen Zusammenhang betrachten.
Seit dem 2. Weltkrieg ist die Sicherheit Europas stets unser strategisches Hauptanliegen gewesen. Nach dem Krieg haben die Vereinigten Staaten den Großteil ihrer Mittel zum Wiederaufbau Westeuropas eingesetzt,
und Europa war auch der Schauplatz, auf dem sich die Vereinigten Staaten
und ihre Verbündeten einer schwerwiegenden Herausforderung seitens der
Sowjetunion und des Warschauer Pakts gegenüber sahen. Die Türkei wurde
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Türkei wurde schon bald in das neue westliche Verteidigungssystem eingegliedert. Die Truman-Doktrin wurde letztendlich entworfen, um den Status
der Türkei und Griechenlands als Länder der Freien Welt zu sichern und um
dem expansionistischen Druck der Sowjetunion etwas entgegenzusetzen.
Die Türkei hat aus ihrer NATO-Mitgliedschaft Nutzen gezogen, aber die
NATO hat umgekehrt auch von der türkischen Mitgliedschaft profitiert. Die
Türkei unterhält die zweitgrößten Streitkräfte innerhalb der NATO, bildet
das Rückgrat der NATO-Südflanke und bewacht die lebenswichtigen Seewege,
die das Mittelmeer mit dem Schwarzen Meer verbinden. All dies macht den
türkischen Beitrag zu einem wichtigen Bestandteil der NATO-Verteidigung.
Es wäre strategisch gesehen unsinnig, sich vorzustellen, daß man die Verteidigung Mitteleuropas von der Verteidigung der Südflanke trennen könne.
Dennoch hatten Strategen in der Vergangenheit eine gewisse Neigung,
die Bedeutung der Südflanke für die Verteidigung Europas zu übersehen.
Ihre Konzentration auf Europa führte zu einer verzerrten Sichtweise der
weltweiten strategischen Interessen Amerikas. Wenn sie ihre Aufmerksamkeit schon anderen Gebieten schenkten, dann wandten sie sie dem asiatisch-pazifischen Schauplatz zu, wo amerikanische Streitkräfte zweimal
seit dem 2. Weltkrieg in den Kampf ziehen mußten. Nur selten jedoch haben
die Strategen dem großen Gebiet, das zwischen Europa und dem asiatischpazifischen Raum liegt, besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Noch 1970 war
einigen unserer scharfsinnigsten Denker die Bedeutung Südwestasiens für
die Sicherheit des Westens keineswegs in vollem Umfang bewußt.
Seit den Gründerjahren der NATO hat sich die Welt beträchtlich verändert. Daß der Nahe Osten und Südwestasien zu dem wurden, was Zbigniew
Brzezinski die dritte strategische Zone genannt hat, gehört zu den wichtigsten Entwicklungen von weltweiter strategischer Bedeutung. Dies war
nicht nur durch die traditionelle Bedeutung dieses Raumes als Bindeglied
zwischen Europa und Ostasien, sondern auch noch durch andere Faktoren
bedingt:
- Öl- und Gaslieferungen aus einigen wenigen Ländern des Nahen Ostens
haben eine hohe Bedeutung für das wirtschaftliche Wohlergehen der
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Wohlergehen der Vereinigten Staaten und der anderen Industrienationen
erlangt. Obwohl sich diese Abhängigkeit seit Anfang der 70er Jahre
etwas vermindert hat, wird für die überschaubare Zukunft der Zugang
zu den Ölfeldern des Nahen Ostens ein strategischer Faktor von vielleicht ausschlaggebender Bedeutung für das weltweite Kräfteverhältnis
bleiben.
- Die Verstärkung der sowjetischen Streitkräfte in den südlichen Militärbezirken der UdSSR, der Einmarsch in Afghanistan, der sowjetische
Druck auf Pakistan, die Ausweitung des sowjetischen Einflusses auf
Aden und Äthiopien, in jüngerer Zeit die wachsende sowjetische Präsenz in Syrien und die immer gewichtigere Rolle, die Syrien im Nahen
Osten spielt - all dies droht, in der Region ein gefährliches Ungleichgewicht zu schaffen.
- Ein weiteres bedeutsames Moment bildet die Welle des islamischen Fundamentalismus, die ihre dramatischste Manifestation im Sturz der iranischen Monarchie fand, aber auch die Stabilität der Staaten der Arabischen Halbinsel und anderer Länder bedroht.
- Ferner ist der iranisch-irakische Krieg zu erwähnen, der sowohl Ausdruck der politisch-religiösen Wirren der Region als auch der seit
Menschengedenken bestehenden Gegensätze zwischen Arabern und Persern
ist. Die Gefahren für den Frieden und die Stabilität der gesamten Region, die aus diesem Krieg erwachsen, sind uns gerade in diesem Jahr
nachdrücklich vor Augen geführt worden.
Wie Albert Wohlstetter schon vor Jahren sagte, macht all dies die
Türkei zu einem regionalen Machtfaktor von hoher Bedeutung. Die Rolle der
Türkei ergibt sich sowohl aus der Geschichte als auch aus den geographischen Gegebenheiten. Im klassischen Sinne bildet die Türkei eine Brücke
zwischen Ost und West. Die Türkei übergreift zwei Kontinente und zwei
Kulturkreise und ist daher in besonderem Maße dazu qualifiziert, sowohl
zur Sicherheit der NATO-Südflanke als auch zur Stabilität im Nahen Osten
und in Südwestasien einen Beitrag zu leisten.
Die
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Wirkungsmöglichkeiten
Die Wirkungsmöglichkeiten der Türkei ergeben sich auch aus ihren nationalen Eigenarten, da sie sowohl ein westliches und europäisches als
auch ein nahöstliches und islamisches Land ist. Die Türkei gehört sowohl
der NATO als auch der Islamischen Konferenz an. Sie unterhält diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen mit all den unterschiedlichen Staaten an ihrer Peripherie, auch mit dem Iran und dem Irak. Für die arabische Welt ist sie zu einem wichtigen Handelspartner und zu einem Anziehungspunkt für Investitionen geworden. Sie unterhält enge Beziehungen mit
Pakistan, einem weiteren wichtigen Freund, der in der vordersten Front
des Widerstands gegen den sowjetischen Expansionismus steht. Die Türkei
ist daher in einer einmaligen Weise in der Lage, Bedrohungen der Stabilität in Südwestasien entgegenzuwirken und das Streben nach Frieden zu fördern.
Ankaras Rolle in der Region ist noch umfassender. Die Türkei war das
erste und lange Zeit das einzige moslemische Land, das diplomatische Beziehungen mit Israel unterhielt. Sie schloß sich im Jahre 1980 in Reaktion auf den Einmarsch in Afghanistan dem Boykott der Olympischen Spiele
an und nahm Tausende von Flüchtlingen aus Afghanistan auf, um ihnen eine
neue Heimat zu geben. Sie stellte uns wichtigen Anlagen zur Verfügung,
die wir zur Versorgung des amerikanischen Kontingents der multinationalen
Friedenstruppe im Libanon benötigten. Außerdem gehört die Türkei zu den
wenigen Ländern, denen es gelungen ist, sowohl mit dem Iran als auch mit
dem Irak politische und wirtschaftliche Beziehungen zu unterhalten. Die
Türkei spielt in der Region nicht nur theoretisch eine Rolle; diese Rolle
schlägt sich auch ganz konkret nieder.
Man kann jedoch die Stärke, die Wirtschaftskraft und die übrigen Möglichkeiten, derer die Türkei bedarf, um das leisten zu können, wozu sie
im Grunde bereit ist, nicht einfach als gegeben voraussetzen. Die türkische Wirtschaft wird wahrscheinlich enorme Anstrengungen unternehmen müssen, um das Kapital aufzubringen, das sie zur Entwicklung und zur Deckung
der Bedürfnisse des Volkes benötigt. Ohne unsere kräftige und stete Unterstützung dürfte es der Türkei insbesondere schwer fallen, die Modernisierung ihrer Streitkräfte voranzutreiben und ihren Aufgaben innerhalb
der NATO gerecht zu werden. Den Terrorismus hat die Türkei zwar unter
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zwar unter Kontrolle bekommen, aber die terroristischen Organisationen,
auf deren Konto das Chaos geht, das gegen Ende der 70er Jahre herrschte,
existieren nach wie vor.
Es ist daher wichtig, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Wenn wir
die Sicherheit der NATO besser gewährleisten und unseren türkischen Verbündeten stärken wollen, dann dürfen wir vor den Herausforderungen, denen
sich die Türkei gegenübersieht, nicht die Augen verschließen. Ein Pessimist könnte zu dem Schluß kommen, daß das Land in die politischen und
wirtschaftlichen Wirren der zweiten Hälfte der 70er Jahre zurückfallen
wird, falls seinen Experimenten mit politischen und wirtschaftlichen Reformen der Erfolg versagt bleibt und insbesondere, wenn es vom Westen
nicht hinlänglich unterstützt wird.
Ich bin kein Freund einer solch pessimistischen Sichtweise. Ich bin
zuversichtlich, daß es den Regierenden in der Türkei gelingen wird,
Schwung in die Wirtschaft zu bringen und das Land aus dem Kreislauf der
wirtschaftlichen und politischen Instabilität herauszuführen, von der es
in der Vergangenheit heimgesucht war. Zur Rechtfertigung unseres Optimismus brauchen wir nur die Bilanz der Regierung von Ministerpräsident Özal
heranzuziehen. Exporte und Investitionen ausländischer Anleger sind gestiegen. Die amerikanischen Direktinvestitionen könnten sich in diesem
Jahr gegenüber 1980 verdoppeln oder sogar verdreifachen.
Man kann gar nicht wichtig genug nehmen, was auf dem Spiel steht. Im
Jahre 2000 wird die Türkei eine Bevölkerung von rund 75 Millionen Menschen haben. Sie könnte sich daher zu einem gewichtigen Machtfaktor entwickeln, nicht nur in der Region, sondern auch darüber hinaus. Wir sind
daher zur Zusammenarbeit mit der Türkei aufgerufen, um sicherzustellen,
daß sich ihr Entwicklungspotential entfalten kann und in eine konstruktive Richtung gelenkt wird.
Da unsere Beziehungen zur Türkei so wichtig sind, können wir es uns
nicht erlauben, in unseren Bemühungen, eine optimistischere Perspektive
Wirklichkeit werden zu lassen, zu erlahmen. Ich bin davon überzeugt, daß
es wichtig ist, die Türkei auch weiterhin wirtschaftlich und Sicherheits- 7 -
und sicherheitspolitisch nachhaltig zu unterstützen, nicht aus reiner
Menschenfreundlichkeit, sondern weil eine starke und stabile Türkei unbedingt in unserem Interesse ist.
Sicherheitspolitische Unterstützung und militärische Zusammenarbeit
reichen jedoch nicht aus. Wir müssen unsere Beziehungen zur Türkei auf
eine breitere Grundlage stellen, damit sie den unvermeidlichen vorübergehenden Rückschlägen standhalten, die in jeder Art von zwischenstaatlichen
Beziehungen im Laufe der Zeit unweigerlich auftreten. Wir sind bestrebt,
engere Wirtschaftsbeziehungen zu knüpfen, und wir sind dabei, den Kulturaustausch zu erweitern.
Vor allem aber müssen wir ein Gespür für die Eigenheiten des anderen
entwickeln. Wir müssen die Werte des anderen besser verstehen und uns mit
seiner Geschichte vertraut machen. Wir müssen das politische System des
anderen besser kennenlernen. In der Türkei haben die Entschließungsanträge, die in den letzten Wochen im amerikanischen Kongreß eingebracht worden sind, sogar Zweifel über unseren Willen zur Pflege guter Beziehungen
geweckt. Da mir bewubt ist, daß in der Türkei meine Worte Beachtung finden werden, möchte ich mich ganz klar ausdrücken. Die amerikanische Außenpolitik wird sich nicht an der tagespolitischen Opportunität orientieren. Es sollten keinerlei Zweifel daran bestehen, daß wir unsere feierlichen Verpflichtungen gegenüber der Türkei einlösen würden, wenn ihre Sicherheit bedroht wäre. Ebensowenig sollte man unsere Entschlossenheit zum
Kampf gegen die Menschheitsgeißel des Terrorismus in Zweifel ziehen.
Wir, die wir die Türkei kennen, müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, daß immer mehr Amerikaner die strategische
Bedeutung der Türkei und ihren Beitrag zu unserer aller Sicherheit erkennen. Viele von Ihnen, die Sie hier heute abend versammelt sind, wissen um
diese Faktoren. Sie sind daher in einzigartiger Weise dazu qualifiziert,
zur Stärkung der Bindungen zwischen unseren beiden Ländern beizutragen.
Ich kann mir wenige Unterfangen vorstellen, die wichtiger wären.
* * * * *
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10. Oktober 1984
USA UNTERSTUTZEN BEMÜHUNGEN DER CONTADORA-STAATEN
-Pressekonferenz von US-Außenminister Shultz
NEW YORK - (AD) - Der amerikanische Außenminister George Shultz verwies erneut auf die Unterstützung der Vereinigten Staaten für den
Contadora-Prozeß in Mittelamerika, betonte jedoch, daß ein Unterschied
zwischen
einem
derartigen
Prozeß und einzelnen, konkreten
Vorschlägen bestehe.
Er sagte dies im Verlauf einer Pressekonferenz am 4. Oktober 1984
in New York, als er auf Anschuldigungen hin angesprochen wurde, die
Vereinigten Staaten widersetzten sich einem Vertragsentwurf, den die
Contadora-Staaten in Erwägung ziehen würden.
"Wir unterstützen den Contadora-Prozeß als einen regionalen Prozeß
mit dem Ziel, Mittelamerika größere Stabilität und Chancen für wirtschaftlichen und sozialen Fortschitt zu bringen," erklärte Shultz.
"Wir waren immer dafür und werden auch weiterhin dafür sein. Aber für
den Prozeß sein bedeutet nicht, auch für eine ganz bestimmte Sache
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ganz bestimmte Sache zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt zu sein. Und
natürlich sind wir auch nicht explizit ein Teil des Contadora-Prozesses."
Shultz betonte, der Contadora-Prozeß habe "gewaltige Fortschritte"
gemacht, nämlich vom "Punkt Null" hin zu einem Abkommen über 21 Prinzipien hinsichtlich einer Verbesserung der Beziehungen und der Verringerung der Spannungen in Mittelamerika. Derzeit bemühten sich die
Contadora-Staaten darum, diese Prinzipien in die Wirklichkeit umzusetzen.
"Wir sind der Ansicht, ihre Methode ist absolut richtig, uns zu sagen, hier sei ein Vertragsentwurf und man hätte gern bis Mitte Oktober unsere Stellungnahme. So wie wir die Dinge sehen, wird es Kommentare von mehreren mittelamerikanischen Staaten in dem Sinn geben, den
Prozeß fortzuführen und ihn zu einem guten Ende zu bringen."
"Aber es gibt hier Dinge, die problematisch sind - wie es praktisch
zu einem sofortigen Ende der Sicherheitshilfe für El Salvador käme,
während kein einziger sowjetischer oder kubanischer Militärberater
Nicaragua verlassen würde."
Der Abzug solcher Berater, so Shultz, wäre Gegenstand von Verhandlungen, die innerhalb von 90 Tagen nach Vertragsunterzeichnung beginnen würden und die zeitlich nicht begrenzt sein müßten. Dies sei auch
die Vorstellung von Teilnehmerstaaten des Contadora-Prozesses.
Die vier Elemente des Vertragsentwurfes müßten allerdings mehr oder
minder gleichzeitig wirksam werden, da sie integrale Bestandteile
desselben seien. "Zudem bedarf es klarer Maßnahmen zur Verifizierung
der unternommenen Schritte." Das Schlimmste sei, "wenn man nach all
den Anstrengungen zu einem Abkommen gelangt, das dann nicht funktioniert."
Da es zwischen dem Prozeß als ganzem und einzelnen Vorschlägen
- 2-
einzelnen
Vorschlägen
innerhalb dieses Prozesses zu unterscheiden
gelte, könne die amerikanische
Regierung
auch nicht
im vorhinein
sagen, daü jeder Vorschlag der Contadora-Staaten automatisch gut sein
müsse.
Die schärfste Kritik der amerikanischen Haltung gegenüber dem Vertragsentwurf kam von Nicaragua: Daniel Ortega, Mitglied der sandinistischen Regierung, erklärte, Nicaragua selbst habe nichts gegen eine
Unterzeichung des Entwurfes. In diesem Zusammenhang erwähnte Shultz,
daü Nicaragua für den kommenden Monat Wahlen angekündigt hat und der
Führer der Opposition, Arturo Cruz daran teilnimmt: "Die Sandinisten
haben erklärt, es gebe Versammlungsfreiheit. Aber wenn man sich um
ein Amt bewirbt, vor allem bei einem solchen Regime, dann bedarf es
eben auch des freien Zugangs zu den Medien und anderer wesentlicher
Bestandteile des demokratischen Prozesses - nicht nur des Rechts, am
Wahltag seine Stimme abzugeben. Herr Cruz dürfte etwas durch die Tatsache beunruhigt sein, daü seine Wahlveranstaltungen, zu denen eine
Menge Leute kommt, aufgelöst werden. Wb bleibt denn dann die Versammlungsfreiheit?"
Es genüge nicht, dem Prinzip der Versammlungsfreiheit zuzustimmen.
"Man muß für die Versammlungsfreiheit sein, wenn es wirklich darauf
ankommt."
Shultz verwies darauf, daü Botschafter Harry Shlaudeman, Präsident
Reagans
Sonderbotschafter
für
Mittelamerika, sich
sechs
Mal
mit
Victor Tinoco, dem Vizeauüenminister Nicaraguas getroffen habe, seit
Shultz Ende Mai in Managua mit Ortega selbst zusammengetroffen war.
Auüerdem fand zwischen Langhorne Motley, dem Unterstaatsekretär für
interamerikanische Angelegenheiten und Shlaudeman am 3. Oktober in
New York ein dreistündiges Gespräch mit Ortega statt.
"Es gab also eine ganze Reihe von Gesprächen, die insgesamt sachlich waren und offenen Charakter hatten. Dadurch wurden, wie ich
meine, die Kernprobleme offengelegt."
Die Gespräche folgten,
- 3-
Die Gespräche
typischen
folgten, wie Shultz unterstrich, "einem
Muster.
Es
beginnt
mit
einer
Menge
ziemlich
Argumente
über
Verfahrensfragen und man braucht eine Zeitlang, um hier Klarheit zu
schaffen. Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, miteinander zu
reden, kommt man auch zur Sache selbst."
- 4-
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Embassy of the United States of America
10. Oktober 1984
Rüstungskontrolle - der Stand der Dinge
-Von Kenneth Adelman-
SAN DIEGO - (AD) -Der nachfolgende Artikel stellt die wesentlichen Auszüge einer
Rede dar, die der Direktor des amerikanischen Amtes für Rüstungskontrolle und Abrüstung (ACDA), Kenneth Adelman, vor der
privaten
Vereinigung
World
Affairs
Council von San Diego hielt.
Es ist Mode geworden, die amerikanisch-sowjetischen Beziehungen so
darzustellen, als seien sie derzeit auf dem niedrigsten Punkt in der Zeit
nach dem Zweiten Weltkrieg angelangt. Ja, das Bild will nur allzu oft
suggerieren, wir befänden uns auf dem Weg hin zu einem Atomkrieg in nicht
allzu ferner Zukunft. Aber stimmt all das denn wirklich?
Viele Worte aus Moskau waren schroff, ja, aufreizend. Die Weigerung
der Sowjets, an Kernwaffengesprächen teilzunehmen, ist beklagenswert. Das
zunehmende Auftauchen sowjetischer Unterseeboote vor den Küsten der Vereinigten Staaten ist störend, auch wenn sie sich schon seit vielen Jahren
in diesen Gewässern bewegen.
Aber sind wir
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• Aber sind wir heute wirklich weniger sicher als früher - oder als
etwa vor vier Jahren? Ich meine, nein. Das Gegenteil vielmehr ist der
Fall.
Blicken wir 20 Jahre zurück und vergleichen wir zum Beispiel Präsident Kennedys 1 000 Tage im Amt mit den ersten 1 200 Tagen von Präsident
Reagan. An die Kennedy-Ära erinnert man sich allgemein als einer Zeit, da
die amerikanische Außenpolitik geschmeidig und geschickt gelenkt wurde.
Und doch erlebten wir in dieser kurzen Zeit das Fiasko der Schweinebucht,
ein katastrophales amerikanisch-sowjetisches Gipfeltreffen in Wien, eine
zunehmende Verstrickung der Vereinigten Staaten in Vietnam, den Bau der
Mauer in Berlin und - sicher nicht am unbedeutendsten - die kubanische
Raketenkrise. Es war dies damals eine gefährliche Zeit. Die Ereignisse
der vergangenen dreieinhalb Jahre kann man mit jenem
Krisenjahrzehnt
sicherlich nicht vergleichen.
Desgleichen gab es auch in den siebziger Jahren, als der amerikanisch-sowjetische Dialog so reichhaltig und die Hoffnung auf Entspannung
so hochgesteckt war, ernsthafte regionale Krisen. Von 1970 bis 1976 - in
einer Zeit, da die amerikanische und die sowjetische Führung sich fünfmal
zu einem Gipfel trafen und in einer ganzen Bandbreite von Rüstungskontrollverhandlungen Kontakt miteinander hatten - half die Sowjetunion den
nordvietnamesischen Truppen bei ihrer Infiltration nach Südvietnam und
versorgte sie mit Ausrüstung, wodurch eine friedliche Lösung des Problems
unmöglich gemacht wurde. Eruptionen gab es auch im Mittleren Osten, als
die Sowjets damit drohten, mit ihren eigenen Truppen in dem Konflikt zu
intervenieren, was uns dazu veranlaßte, unsere strategischen Nuklearstreitkräfte in Alarmbereitschaft zu versetzen. Auch das war eine gefährliche Zeit.
In vieler Hinsicht war 1979 für das gesamte Jahrzehnt symbolisch.
Während des ersten Halbjahrs trafen sich Außenminister Cyrus Vance und
Botschafter Anatoly Dobrynin rund 25 mal; dann folgte das Gipfeltreffen
zwischen Carter und Breschnew in Wien, wo SALT II unterzeichnet wurde.
Und dennoch flammten regionale Krisenherde auf. Es gab die Aufregung um
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Es gab die Aufregung um eine sowjetische Brigade auf Kuba; die falschen
sowjetischen Erklärungen, die nach der Geiselnahme in Iran noch zusätzlich Öl ins Feuer gössen; und - am folgenschwersten - die massive sowjetische Intervention in Afghanistan, die Präsident Carter die größte Krise
seit dem Zweiten Weltkrieg nannte.
Es ist doch bemerkenswert, daß von 1975 bis 1980 jedes Jahr Armeen,
die zum Größtteil von Moskau versorgt wurden, oder sowjetische Streitkräfte selbst in ein anderes Land einmarschierten oder die Kontrolle ergriffen: Südvietnam 1975, Angola 1975-76, Äthiopien 1977, Kamputschea
1978 und Afghanistan 1979.
In den vergangenen drei Jahren hat sich keine Krise dieses Ausmaßes
mehr ereignet. Und das ist gut so. Sogar ein strenger Kritiker der Beziehungen dieser Administration zur Sowjetunion hat geschrieben, daß "der
sowjetische Expansionismus verlangsamt wurde; und es ist bemerkenswert,
daß (unter der Reagan-Administration) die sowjetisch-amerikanischen Beziehungen - obwohl so schwierig und so festgefahren - erstaunlich frei
von einer umfassenden Krise blieben." Und es wird darauf verwiesen, daß
von den drei größten Konflikten dieser Zeit - Iran-Irak, Libanon und
Falkland-Krise - "nicht eine zu einer Konfrontation der Supermächte
führte."
Das aber ist der zentrale Punkt: heute ist die Welt eben nicht gefährlicher. Und die Faktoren, die sie stabiler machen und die die Möglichkeit eines nuklearen Konfliktes verringern, sind aktive amerikanische
Diplomatie und Beziehungen sowie größere Abschreckungskapazität der Vereinigten Staaten.
Um sicherzugehen, müssen wir gewiß die jetzige Lage noch verbessern.
Präsident Reagan unternimmt derzeit den Versuch, genau das zu tun. Neben
der Festigung der Beziehungen zu den Verbündeten wie zu anderen Staaten
und neben der Wiederherstellung einer glaubwürdigen militärischen Starke
sowie umfassender Rüstungskontrollaktivitäten bemüht er sich aktiv um die
Wiedereröffnung und Vertiefung des amerikanisch-sowjetischen Dialogs.
In
diesem
Moment
In diesem Moment ist es schwierig, vorauszusagen, warm und ob die
Sowjetunion sich dazu bringen wird, signifikante Begrenzungen bei den
Kernwaffen zu akzeptieren. Wir wissen nicht, ob sie umfassende Verringerungen bei den Nuklearstreitkräften akzeptieren wird. Wir wissen nicht,
ob unsere strategischen Konzepte bei ihr zu einer Einigung darüber führen
werden, wie man die bedrohlicheren Waffenarten definieren soll. Wir wissen nicht, ob die Sowjets eine echte strategische Gleichheit akzeptieren
oder damit fortfahren werden, ihre Forderung nach strategischer Überlegenheit auch weiterhin mit dem zu verschleiern, was sie "gleiche Sicherheit" nennen.
Aber wir wissen auch, daß wir nur dann mehr darüber wissen können,
wenn wir den Versuch dazu unternehmen. Wenn nach ausreichender Zeit und
bei genügend Anreizen die Antwort auf diese zentralen Fragen "nein" lautet, dann werden wir etwas ziemlich Wichtiges über die Sowjetunion und
ihre eigentlichen Absichten erfahren haben. Wenn die Antwort "ja" lautet,
werden wir einen gewaltigen Schritt in Richtung auf eine bessere und
sicherere Welt getan haben.
Ich gehöre zu denen, die hinsichtlich der Zukunft der Rüstungskontrolle Hoffnung haben. Diese Hoffnung gründet sich auf mehrere Überlegungen.
Erstens auf das schlichte Faktum der Kontinuität, die eine zweite
Amtszeit von Präsident Reagan mit sich bringt. Sie bedeutet ein beträchtliches Maß an gesammeltem Expertenwissen und an Lektionen, die sowohl im
Bereich der Rüstungskontrolle als auch hinsichtlich der Sowjets im allgemeinen gelernt wurden.
Zweitens stellt das strategische Modernisierungsprogramm des Präsidenten, das 1981 begann und sich auf eine weit gesündere amerikanische
Volkswirtschaft gründet, einen erheblich stärkeren Anreiz für die Sowjets
dar, die Probleme einer Lösung zuzuführen, als dies früher der Fall war.
Die Initiative des Präsidenten für eine Strategische Verteidigung, die
oft als "Krieg der Sterne" kritisiert wurde, stellt gleichfalls einen
solchen Anreiz dar.
Drittens gibt uns
- A_
Drittens gibt uns die Tatsache, daß die ersten INF-Dislozierungen
schon stattgefunden haben, einen besseren Ausgangspunkt.
Viertens glaube ich, man kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß
- gleichgültig wie lang die Stagnation im Kreml noch andauert - die Sowjets ihre Führung nicht mehr so oft ändern werden, wie dies in den vergangenen vier Jahren geschehen ist. Wir können deshalb darauf hoffen, daß
die sowjetische Führung in der Lage und willens sein wird, in wirkliche
Verhandlungen einzutreten.
Schließlich sind wir zu einem soliden Geschäft und zu einem soliden
Abschlag bereit, wenn die Sowjets erst wieder einmal an den Verhandlungstisch zurückgekehrt sind. Aber sogar unter den günstigsten Umständen wird
ein Abkommen bei den strategischen Kernwaffen angesichts der unterschiedlichen Doktrin, des unterschiedlichen Kräfteverhältnisses und der unterschiedlichen Ziele beider Seiten einer Menge Arbeit bedürfen. Die Vorbereitungen hierzu werden unter der Reagan-Administration dabei schon seit
einiger Zeit getroffen. Wir haben keine Zeit vertan, nur weil die Sowjets
den Verhandlungstisch verlassen haben. Als der Präsident sagte, seine
Mannschaft sei bereit, so meinte er dies durchaus inhaltlich, nicht nur
logistisch.
Die Vereinigten Staaten müssen, angefangen beim Präsidenten, standhaft und beharrlich an ihren Zielen festhalten, wenn wir jemals das Versprechen der Rüstungskontrolle erfüllen wollen. Größere Stabilität und
umfassendere Verringerungen bei den Waffen sind die wesentlichen Ziele,
und wir sollten uns dabei auf keinen Kompromiß einlassen.
* * * * *
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10. Oktober 1984
DER KAMPF GEGEN DEN DROGENMISSBRAUCH
- Bericht des Weißen Hauses zu staatlichen und privaten Maßnahmen
in den letzten vier Jahren -
WASHINGTON - (AD) - "Zun ersten Mal seit zehn Jahren steigt in Amerika die Anzahl derjenigen, die illegal Drogen nehmen, kaum mehr an, und
der Drogenkonsum bei Jugendlichen beginnt zurückzugehen", heißt es im Bericht des Weißen Hauses zu Ergebnissen der dreijährigen Kampagne der
Reagan-Administration gegen Drogenmißbrauch.
Der Bericht, der eine Über-
sicht über eine Vielzahl von Einzelpunkten in der Drogenbekämpfung auf
nationaler und internationaler Ebene gibt, wurde am 26. September 1984 in
Verbindung mit dem Dokument der "Nationalen Strategie 1984 zur Verhinderung von Drogenmißbrauch und Drogenhandel" Präsident Reagans, das dem
amerikanischen Kongreß zugeleitet wurde, veröffentlicht.
Wir geben im
Folgenden den Bericht auszugsweise wieder:
Schon in der ersten Phase seiner Amtszeit startete Präsident Reagan
eine landesweite Kampagne gegen Drogenmißbrauch mit einem Fünf-PunkteProgramm, das internationale Zusammenarbeit, Rechtsvollzug, Information
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Rechtsvollzug, Information und Vorbeugungsmaßnahmen, medizinische Entgiftung und Behandlung sowie Forschung umfaßte.
Die Bundesbehörden setzten
alles daran, mit rechtlichen Mitteln und erweiterter Zusammenarbeit mit
anderen Nationen die Verfügbarkeit illegaler Drogen auszuschalten und den
hohen Prozentsatz von Verbrechen im Zusammenhang mit Drogen zu verringern.
Vor allem wurde aber auch die Vorbeugung gegen Drogenmißbrauch als
die auf lange Sicht bedeutsamste Lösung für das Drogenproblem in den Vordergrund gestellt.
Präsident Reagan erklärte:"
So wichtig auch der Ein-
griff in den Drogenhandel sein mag - die Ergebnisse können sich nicht damit messen, die Abnehmer, die Konsumenten vom Drogengebrauch abzuhalten
und sie auf einen anderen Weg zu bringen."
Der Präsident appellierte an
Eltern, Lehrer, führende Persönlichkeiten von Bürgerschaft, Glaubensgemeinschaften und Wirtschaft als riesiges Potential freiwilliger Helfer,
um Mitmenschen zu bewegen, zu den Drogen "Nein" zu sagen und dem Verbrechen im Zusammenhang mit Drogen Einhalt zu gebieten.
Bundesprogramme zur Drogenbekämpfung wurden so orientiert und in ihren Schwerpunkten so gestaltet, daß den besonderen Erfordernissen in den
einzelnen Gemeinden, den lokalen
Rechnung getragen werden kann.
und
regionalen
Gegebenheiten
besser
Koordination und Kooperation unter Behör-
denmitarbeitern auf allen Ebenen und Einsatz von Regierungs- und Verwaltungsressourcen als Katalysator für Aktionen an der Basis erhielten besonderes Gewicht.
Heute setzen Eltern und Lehrer, kommunale Gruppen und
Regierungsbeamte, Ärzte und Apotheker, Geschäftsleute und Justizbeamte,
Jugendliche selbst und Angehörige von Bürgerinitiativen aus allen Teilen
unserer Gesellschaft alles daran, um zu einer besseren Zukunft für unsere
Kinder und unsere Nation beizutragen.
Der in den letzten drei Jahren er-
zielte Fortschritt beweist, daß wir, wenn wir zusammenarbeiten, Drogenmißbrauch überwinden können. Denn:
- Zum ersten Mal seit zehn Jahren nimmt die Zahl der Drogenkonsumenten kaum mehr zu, und die Verwicklung Jugendlicher in Drogenprobleme
beginnt zurückzugehen.
Neue Erkenntnisse
- Neue Erkenntnisse geben uns mehr Möglichkeiten, Drogenmißbrauch bei
denjenigen, die bisher nichts mit der Drogenszene zu tun hatten, auch
künftig zu verhindern, und denjenigen, die gegenwärtig Drogen nehmen,
zu helfen, davon frei zu kommen.
- Zum ersten Mal seit Einführung von Kriminalstatistiken durch das
FBI im Jahr 1960 ging 1982 und 1983 die Anzahl der Verbrechen zurück.
- Die Regierungen der wichtigsten Produktions- und Transitländer für
Drogen versuchen mit aggressiven Maßnahmen, Drogenproduktion und Drogenhandel zu stoppen.
Dabei meistern sie kulturelle und politische
Hindernisse, die jahrelang als unüberwindbar galten.
Sie tragen da-
mit zur Lebensqualität in ihrem eigenen Land und in der übrigen Welt
bei.
- In den USA zeigen heute Einzelpersonen wie Bürgergruppen eine feste
Haltung gegenüber Drogenmißbrauch.
Viele sind sich darin einig, daß
Drogenkonsum unrecht sei und daß diejenigen, die Drogen nehmen oder
andere dazu verleiten, für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden
müßten.
Am 27. September 1984 übermittelte President Reagan dem amerikanischen Kongreß das Dokument zur Nationalen Strategie 1984 zur Verhinderung
von Drogenmißbrauch und Drogenhandel.
Diese Strategie basiert auf dem
Fünf-Punkte-Programm von 1982 und setzt die damals von der Bundesregierung unternommenen Anstrengungen in einem kontinuierlichen Langzeitplan
zur Ausschaltung von Drogenmißbrauch in den Vereinigten Staaten verstärkt
fort.
Die Strategie 1984 geht über die Aufgaben des Bundes noch hinaus
und schafft eine umfassende nationale Strategie, die jeden einzelnen, alle Betriebe, Organisationen, Behörden, die Verwaltung auf allen Ebenen,
die Ministerien und die Aktivitäten innerhalb der einzelnen Ebenen von
Verwaltung und Regierung einbezieht, sich um die Ausschaltung von Drogenmißbrauch in Familien, Gemeinwesen und Betrieben direkt zu kümmern und
entsprechende Anstrengungen in jeder Weise zu fördern.
Drogenmißbrauch
Drogenmißbrauch verhindern
In den letzten vier Jahren haben wir die ständige Ausweitung des Drogenkonsums, wie es in den siebziger Jahren der Fall war, zum Stillstand
gebracht.
Obgleich Drogen- und Alkoholmißbrauch noch immer hoch sind,
geht jetzt der Trend nach unten und nicht mehr nach oben.
- Besonders ermutigend ist die positive Haltung junger Menschen.
Die
im Jahr 1983 landesweit unter den Oberklassen der höheren Schulen
durchgeführte Erhebung zeigte bei den jungen Menschen einen anhaltenden Rückgang im Konsum der meisten illegalen Drogen während der achtziger Jahre.
Im Jahr 1978 nahm jeder neunte täglich Marihuana, 1983
nur noch jeder achtzehnte.
Auch machten sich mehr Angehörige der
Oberstufen Gedanken über die gesundheitlichen Konsequenzen regelmäßigen Marihuana-Konsums und über die ablehnende Haltung ihrer Altersgenossen, wenn sie Marihuana rauchen.
Schüler wie Erwachsene befürwor-
teten bei Befragungen einen strikteren GesetzesVollzug im Zusammenhang mit Marihuana.
- Die positive Einstellung und neue Erkenntnisse helfen jungen Menschen, Verhaltensweisen aufzugeben, die Drogenkonsum begünstigen, und
sich positiven Zielen zuzuwenden - insbesondere Streben nach guten
Leistungen, körperlicher Fitness und persönlicher Integrität.
- In den Vereinigten Staaten gibt es derzeit mehr als 4000 Eltern-Aktionsgruppen, die Drogen- und Alkoholmißbrauch bei ihren Kindern und
innerhalb ihres Gemeinwesens unterbinden wollen. Sie haben bereits
neue Gesetze, neue politische Maßnahmen und eine Änderung der öffentlichen Meinung bewirkt.
- Mrs. Nancy Reagan hat in der Öffentlichkeit landesweit für die Eltern-Bewegung und andere Anstrengungen geworben und sich dafür eingesetzt, Drogenkonsum bei Kindern zu verhindern. Bürgerinitiativen wie
die "Mütter gegen Trunkenheit am Steuer" (Mothers Against Drunk Driv-
Drunk Driving - MADD) spielten eine wichtige Rolle im Kampf gegen die
sinnlose Metzelei auf den Straßen durch betrunkene Autofahrer.
- In mehr als 35 Bundesstaaten wurden bereits oder werden gegenwärtig
Organisationen gebildet, um Präventivprogramme zu entwickeln und zu
koordinieren. Freiwilligen-Vereinigungen und private Organisationen
gründeten eine Nationale Koalition zur Verhinderung von Drogen- und
Alkoholmißbrauch, um entsprechende Aktivitäten zu planen, zu koordinieren und auszuweiten. Ihr gehören 35 Organisationen mit 15 Millionen Mitgliedern in aller Welt an - u. a. die "American Medical Association" (AMA - amerikanischer Ärzteverband), die internationalen
Verbände der Rotary- und Lions-Clubs, die Nationale 4-H-Vereinigung,
der Nationale Verband der Eltern und Lehrer, der Amerikanische Schulleiter-Verband, die Nationale Elternföderation für drogenfreie Jugend, die Bildungskommission der Vereinigten Staaten und der Dachverband der Juniorenliga-Vereinigungen.
- Sonderprogramme von Fernsehstationen führten in Verbindung mit
gleichzeitig durchgeführten lokalen Veranstaltungen zu regelmäßig abgehaltenen Bürgerversammlungen im ganzen Land in bisher nicht dagewesener Zahl. Mrs. Reagan setzte sich mit besonderem Engagement für
diese Kampagne ein. Die Bundesregierung stellte Informationen und
technische Unterstützung für zahlreiche von privater Seite unternommene Initiativen zur Verfügung und verpflichtete sich, die landesweiten Bürgeraktionen auch künftig zu unterstützen.
- Vom Bundesministerium für Gesundheits- und Sozialwesen wurden umfassende gesundheitspolitische Zielsetzungen bis 1990 ausgearbeitet.
Sie sollen Risikofaktoren vermindern, das Gesundheitsbewußtsein stärken und die Schutzmöglichkeiten vergrößern. Das Nationale Institut
zur Bekämpfung von Drogenmißbrauch (NIDA) und das Nationale Institut
zur Bekämpfung von Alkoholmißbrauch und Alkoholismus (NIAA) setzten
sich landesweit für öffentliche Informationskampagnen ein und unterstützten zahlreiche Initiativen und Maßnahmen von privater Seite gegen den Drogenmißbrauch.
-
Das Bundes-
- Das Bundesministerium für Erziehungswesen ließ 4500 Arbeitsgruppen
mit Vertretern von Schulen und Gemeinden ausbilden, um jugendliche
Drogenkonsumenten und Alkoholiker zu identifizieren und frühzeitig
intervenieren zu können.
- Die Bundregierung unterstützt ein umfassendes Programm der Gemeinden im ganzen Land zur Bekämpfung alkoholbedingter tödlicher Verkehrsunfälle.
Eingeschaltet sind u.a. die Präsidialkommission
die Nationale Kommission gegen Trunkenheit am Steuer.
und
Massive Auf-
klärungskampagnen in der Öffentlichkeit, verbunden mit strikter Wahrnehmung der gesetzlichen Möglichkeiten gegen Fahren im alkoholisierten Zustand, Bürgeraktionen und Programm für Teenager in jedem Bundesstaat sollen mehr Disziplin und Verantwortungsbewußtsein bewirken.
- Zahlreiche Bundesstaaten haben das Mindestalter für Alkoholverkauf
an Jugendliche angehoben - mit dem Effekt, daß die Zahl tödlicher
Verkehrsunfälle von Jugendlichen merklich zurückging. Im Juli 1984
unterzeichnete Präsident Reagan ein Gesetz, das allen Staaten empfiehlt, das Mindestalter für den Verkauf von Alkohol auf 21 Jahre
festzusetzen.
Rechtsvollzug
Auf Bundesebene hat die amerikanische Regierung massive Anstrengungen
unternommen, um den Rechtsvollzug in Verbindung mit illegalen Drogen
durchzusetzen. Im Haushaltjahr 1985 werden dafür mehr als 1,2 Milliarden
Dollar aufgewandt, das sind 75 Prozent mehr als im Jahr 1981. Wichtige
Initiativen gelten der Eindämmung des Angebots an illegalen Drogen durch
Beschlagnahmeaktionen und Festsetzung der Drogenhändler, wobei Behörden
des Rechtsvollzugs und Ankläger auf allen Ebenen von Justiz und Regierung
eng zusammenarbeiten. Schnelle und sichere Aburteilung der Täter wird
angestrebt, was sich inzwischen dadurch bemerkbar gemacht hat, daß die
Zahl von Verbrechen zurückzugehen beginnt.
- 6 -
Verhaftungen
- Verhaftungen von führenden Organisatoren und Finanziers des Drogenhandels stiegen um 18 Prozent an - von monatlich 195 im Jahr 1981 auf
231 im Jahr 1984. Die Anzahl von Verhaftungen aufgrund von Drogendelikten beträgt im Durchschnitt etwa 1000 pro Monat.
Verurteilungen
von Personen aus allen Bereichen der Drogenkriminalität erhöhten sich
um 90 Prozent - von 485 pro Monat im Jahr 1981 auf 921 pro Monat im
Jahr 1984.
Und die Zahl der Verurteilungen von Drahtziehern und
führenden Finanziers stieg sogar um 186 Prozent - von 88 pro Monat im
Jahr 1981 auf 252 pro Monat im Jahr 1984.
- In den ersten sieben Monaten von 1984 wurden 216 Prozent mehr Kokain beschlagnahmt als während des ganzen Jahres 1981. Die beschlagnahmten Mengen an Heroin waren von Januar bis Juli 1984 um 67 Prozent, die von Marihuana um acht Prozent größer als von Januar bis Dezember 1981.
Im ersten Halbjahr 1984 wurden innerhalb der USA und in
Lateinamerika mehr als 25 Tonnen Kokain beschlagnahmt, gegenüber 3,7
Tonnen im Jahr 1981.
Angebot und Konsum von Methaqualon, im Jahr
1980 Hauptursache von schwersten Schädigungen und Todesfällen durch
Rauschmittel, sind seit 1984 praktisch ausgeschaltet.
- Ein umfassendes Kooperations- und Koordinierungsprogramm auf höchster Ebene unter Führung des Präsidenten und Vizepräsidenten, des
Justizministers
und
anderer Kabinettsmitglieder
gewährleistet
die
bestmögliche Nutzung der zahlreichen und ganz verschiedenen staatlichen Ressourcen.
Der von Präsident Reagan im Januar 1982 geschaf-
fene Kabinettsrat für Rechtspolitik bildet den Mechanismus für Weisungen auf Kabinettsebene.
- Im Januar 1982 wurde von Präsident Reagan die Arbeitsgruppe Südflorida ins Leben gerufen, die dem Vizepräsidenten untersteht.
Sie
befaßt sich vor allem mit schwerwiegenden Verbrechensproblemen, u.a.
dem massiven Drogenschmuggel und damit zusammenhängenden illegalen
Finanzaktivitäten.
Schon ein Jahr später war in diesem Raum ein
Rückgang krimineller Handlungen um 22 Prozent zu verzeichnen.
Zur
- 7 -
Bekämpfung
- Zur Bekämpfung von organisiertem Verbrechen, illegalen Geldtransaktionen, Waffen- und Drogenhandel
wurden
nach
einer Ankündigung
Präsident Reagans am 14. Oktober 1982 unter der Leitung des amerikanischen
Justizministers
12
regionale
Einsatzgruppen
(OCDE-Task
Forces) aufgebaut, die ihre Tätigkeit vor allem auf die Bosse der
Hä'ndlerringe und Syndikate konzentrieren.
Bis Ende August 1984 waren
3194 Personen in Verbindung mit dem OCDE-Programm (OCDE - "Organized
Crime Drug Enforcement") unter Anklage gestellt, 1068 Personen bereits verurteilt worden.
Gegenwärtig wird eine 13. Einsatzgruppe für
die Region Florida-Karibik gebildet.
- Zur Unterbindung des Rauschmittel- und Drogenschmuggels an allen
Grenzen der Vereinigten Staaten setzte Präsident Reagan am 23. März
1983 das unter Leitung von Vizepräsident Bush stehende "National
Narcotics Border Interrlection System" (NNBIS) ein.
Seitdem können
dank der Mithilfe von Nachrichtendiensten und militärischer Stellen
Drogenschmuggler
früher
ausgemacht
werden.
Die
sechs
regionalen
NNBIS-Zentren beschäftigen Personal von allen einschlägigen Bundesbehörden.
- Koordinierungsausschüsse für den Rechtsvollzug (LECC - Law Enforcement Coordinating Committees), die vom amerikanischen Justizminister
in allen 94 Bundesjustizdistrikten eingerichtet wurden, nehmen unter
Einsatz der Kriminalbehörden und Staatsanwaltschaften auf Bundes-,
Staats- und Kommunalebene besonders schwerwiegende Verbrechensprobleme unter die Lupe.
Landesweit räumen sie der Aufdeckung und Unter-
bindung des Drogenhandels höchste Priorität ein.
- Das mit Vertretern von 11 Behörden besetzte "National Narcotics
Intelligence Consumers Committee" (NNICC), auf nationaler Ebene das
wichtigste Gremium zur Überprüfung und Weitergabe geheimer, zur Bekämpfung notwendiger Unterlagen, beendete eine in der Bundesstrategie
von 1982 geforderte
umfassende Überprüfung
nachrichtendienstlichen
Schätzungen.
- 8 -
von Datensystemen und
Einschneidende
Verbesserungen
Einschneidende Verbesserungen werden gegenwärtig eingeführt.
- Ein aggressives nationales Programm unter Federführung des Bundesamtes für Drogenüberwachung (DEA) soll der Marihuana-Produktion in
den Vereinigten Staaten ein Ende machen.
Im Jahr 1984 sind ihm be-
reits 47 Bundesstaaten angeschlossen, gegenüber sieben Bundesstaaten
im Jahr 1981. Im Rahmen des Programms für 1983, an dem sich 40 Bundesstaaten beteiligten, wurden mehr als 3,7 Millionen Camabispflanzen vernichtet und 4318 Personen, die gegen die Gesetze verstießen,
verhaftet.
- Das Fahndungszentrum El Paso (El Paso Intelligence Center - EPIC)
hat die seinen Mitgliedern gewährte taktische Unterstützung verbessert. Die Mitglieder umfassen neun Bundesbehörden und die Rechtsvollzugsorganisationen von 49 Bundesstaaten. Bis Ende 1984 werden
alle 50 Bundesstaaten darin vertreten sein, fünf mehr als 1982.
- Erwiesenermaßen ist die Zusammenarbeit der 14 Bundesbehörden für
den Rechtsvollzug sehr viel wirksamer, als es die Tätigkeit der einzelnen Behörden sein könnte. Sie sind aktiv in der Bekämpfung der
Drogenkriminalität engagiert und haben entsprechend gut geschultes
Personal zur Verfolgung krimineller Handlungen u.a. in Verbindung mit
Drogenhandel und Drogenschmuggel, Erpressung, Verschwörung, Bestechung, Steuerhinterziehung, illegalen Geldtransaktionen, Verstößen
gegen das Waffengesetz, Gewaltverbrechen etc. zur Verfügung. Alle
Rechtsvollzugsbehörden des Bundes haben ihre Anstrengungen ausgeweitet, was zusätzliche Ressourcen beim Vorgehen gegen das breite
Spektrum krimineller Handlungen im Zusammenhang mit illegalen Drogen
bedeutet.
Internationale Zusammenarbeit
Präsident Reagan erfüllte sein Versprechen, "eine Außenpolitik durchzusetzen, die sich energisch um die Unterbindung und Ausschaltung illega- 9 -
Ausschaltung illegaler Drogen bemüht, wo immer diese angebaut, verarbeitet oder umgeschlagen werden".
Die ermutigende Reaktion anderer Länder
auf die Anstrengungen der Vereinigten Staaten wird aus dem wachsenden
Verständnis dafür deutlich, daß Drogenmißbrauch ein echtes internationales Problem mit schlimmen sozialen, politischen und wirtschaftlichen
Auswirkungen auf die Ursprungs- und Transitländer ebenso wie auf die Länder darstellt, wo die Drogen konsumiert werden.
- Mitte 1984 führte die Regierung von Kolumbien unter Einsatz von
Herbiziden ein Programm zur Vernichtung von Cannabispflanzen durch ein Markstein in den internationalen Kontrollmaßnahmen für Rauschmittel.
Sie begann außerdem Untersuchungen gegen Personen, die in we-
sentlichem Umfang die Drogengesetze verletzt haben, und erklärte sich
bereit, Auslieferungsanträgen stattzugeben.
Große Mengen von Rausch-
giften wurden beschlagnahmt, getarnte Laboratorien ausgehoben, Cocaund Cannabispflanzungen vernichtet und Kontrollen über Chemikalien,
die für die Kokain-Zubereitung erforderlich sind, eingeführt.
Von
März bis Juni 1984 wurde bei Razzien in Produktionsküchen Kokain in
bisher einmalig großen Mengen, nämlich insgesamt 14 Tonnen, beschlagnahmt.
- Im Jahr 1983 verstärkte die Regierung von Mexiko nach Einführung
eines chemischen Pflanzenvernichtungsprogramms im Jahr 1976 die Vernichtungsaktionen für Schlafmohn und Cannabis als Reaktion auf die
Maßnahmen der Drogenhändler, ihre Geschäfte auszuweiten und die Anbauflächen zu tarnen und mehr zu verteilen.
Einem Bericht des mexi-
kanischen Justizministeriums zufolge wurden im Jahre des von den USA
unterstützten Programms 2472 Hektar Schlafmohn (gegenüber 1211 Hektar
im Jahr 1982) und 2674 Hektar Cannabis (gegenüber 886 Hektar im Jahr
1982) vernichtet.
In einer 13tägigen Operation im Jahr 1983 vernich-
teten die Regierungen von Belize und Mexiko mit amerikanischer Unterstützung 480 Hektar Cannabis.
Ende vergangenen Jahres erprobten die
USA gemeinsam mit Mexiko eine neuartige Spraymethode mittels eines
höher und schneller fliegenden Spezialflugzeuges.
Die
- 10 -
Regierung
- Die Regierung Boliviens unterzeichnete im August 1983 vier Abkommen.
Langfristiges Ziel ist die Reduzierung des Cocastrauchanbaues
auf den für legale Zwecke erforderlichen Umfang.
Zu den von den USA
zu leistenden Beiträgen gehören Unterstützung bei der Coca-Erntevernichtung, Aufbau von Polizeitrupps zur Wahrung von Recht und Gesetz
in der Anbauregion Chapare und Schaffung eines Systems für die legale
Coca- und Kokainproduktion.
- Aufgrund einer Unterstützungsvereinbarung mit den Vereinigten Staaten begann die Regierung von Peru Mitte 1983 mit der Vernichtung von
Coca-Sträuchern.
Dies war das erste Abkommen nach Einführung der
neuen amerikanischen Strategie, bei dem Vollzugs- und Vernichtungsmaßnahmen mit Entwicklungshilfe gekoppelt wurden.
Bis Mitte 1984
waren mehr als 2000 Hektar Anpflanzungen vernichtet.
- Die Regierung von Jamaika gab ihre Absicht bekannt, größere Anstrengungen zu unternehmen, um bestehenden Gesetzen Geltung zu verschaffen und neue einzuführen.
Das Programm
zur Vernichtung
von
Cannabis-Pflanzungen wurde von 221 Hektar im Jahr 1982 auf mehr als
500 Hektar im Jahr 1983 erweitert; bis zum Juli 1984 waren weitere
385 Hektar vernichtet worden.
- Die pakistanische Regierung verringerte im Jahr 1983 den Anbau von
Mohn für die Opiumproduktion auf 45 - 60 Tonnen, verglichen mit 800
Tonnen im Jahr 1979.
Pakistan hat sich bereit erklärt, das Verbot
des Mohn-Anbaues in "Koppelungs"-Gebieten durchzusetzen, für die Entwicklungshilfe geleistet
wird.
Pakistan hat
außerdem
restriktive
Klauseln zum Schlafmohmnbau akzeptiert, die die Regierung verpflichten, Projektgebiete für amerikanische Entwicklungshilfe vom Schlafmohnanbau freizuhalten.
Ein neuer Plan zur Koppelung von Entwick-
lungshilfe und gesetzlichen Maßnahmen, der durch Geldmittel finanziert wird, die den Vereinten Nationen zur Verfügung gestellt werden,
dehnt das Verbot auf bisher nicht oder nur am Rande kontrollierte
Gebiete aus.
Im
- 11 -
Januar
1982
- Im Januar 1982 beschlagnahmte die Regierung von Pakistan ein Heroinlabor im nordwestlichen Grenzgebiet gegen den bewaffneten Widerstand der dort lebenden Stämme.
Seit Dezember 1982 haben Stammesfüh-
rer nach Verhandlungen mit Regierungsbeamten im Khyber-Gebiet die
Schließung von 41 Heroinküchen beaufsichtigt.
- Die Türkei übt weiterhin eine wirksame Kontrolle über mögliche
Abzweigungen vom legalen Opiumanbau und die Verhinderung illegalen
Anbaues aus.
Die Vereinigten Staaten und andere Geldgeber unter-
stützen die Bemühungen der Türkei die Aufbereitung und den Transit
illegaler Narkotika aus Südwestasien zu verhindern.
- Die königliche Thai-Regierung nahm im Januar 1982 militärische
Operationen gegen die vereinigte Shan-Armee auf, die an der Grenze
zwischen Thailand und Burma die wichtigste Gruppe für den OpiumHandel darstellt, und setzte 1983 mit permanent eingesetzten, auf
Rauschgiftjagd spezialisierten militärischen Einheiten gegen illegale
Drogenhändlergruppen fort.
Außerdem konnte das Angebot an Chemika-
lien, die zur Umwandlung von Opium in Heroin verwendet werden, wirksam verringert werden.
- Die sozialistische Republik der Union von Burma sieht in der Ausschaltung des Opiumanbaus eine Aufgabe von höchster Priorität.
Jahr 1984 wurden mehr als 4400 Hektar Anbaufläche vernichtet.
Im
Außer-
dem kam es in den Nordprovinzen zu Einsätzen gegen Drogenhändler und
zur Zerstörung von neun Heroinlabors.
- Im Mai 1984 folgten 12 drogenproduzierende Länder einer Einladung
der Vereinigten Staaten, um Fragen wie die Ausweitung der internationalen Anstrengungen gegen den Handel mit Drogen, wichtigen Chemikalien und Ausgangsstoffen zu erörtern.
Die USA ermutigen vor allem
auch andere Industrieländer, sich an internationalen Kontrollmaßnahmen zu beteiligen, und leisteten mit 50 Prozent den höchsten Beitrag
zum UN-Fonds für die Bekämpfung des Drogenmißbrauchs (UNFDAC- United
Nations Fund for Drug Abuse Control) während der ersten elf Jahre
- 12 -
elf Jahre nach seiner Gründung.
In den letzten Jahren kamen erheb-
liche Beiträge für UNFDAC von Schweden, Norwegen, Australien, der
Bundesrepublik Deutschland und Italien.
- Während sich Italien für Kontrollprogramme beim Coca-Strauch-Anbau
engagierte, half Australien der königlichen Thai-Regierung bei der
Schaffung eines Computer-Netzes zur Drogen-Überwachung, das u.a. Programme für die Anlage von Ersatzpflanzungen und die Überwachung der
Verteilung von Schlafmohn ausarbeitet.
Die Bundesrepublik Deutsch-
land finanziert ein integriertes Entwicklungsprogramm für Landgebiete
in Pakistan, um den Anbau von Feldfrüchten als Ausgleich für den verbotenen Mohn-Anbau in bestimmten Regionen zu fördern, und um in Thailand die Bergregionen im Norden mit Saatgut zum Ausgleich für den
aufgegebenen Schlafmohn-Anbau zu versorgen.
- In zunehmendem Maße orientieren sich andere Nationen an den einschlägigen amerikanischen Gesetzen im Zusammenhang mit illegalem Drogenhandel und schließen offizielle Abkommen mit den USA, u.a. über
den Austausch von Informationen und die Auslieferung von geflüchteten
Drogenverbrechern.
Die
italienische
Regierung
verabschiedete
ein
"Anti-Mafia-Gesetz", das die Beschlagnahme und Einziehung von Gewinnen aus dem Drogengeschäft erlaubt.
Kanada hat Gesetze für ein ent-
sprechendes Programm eingebracht, Hongkong, Singapur und Thailand bereiten ähnliches vor.
Die Abkommen, die mit einer Anzahl von Ländern
in Europa und in anderen Teilen der Welt bereits geschlossen wurden,
zeitigen eindrucksvolle
Erfolge.
Weitere Verträge
werden derzeit
ausgehandelt, einige stehen vor der Ratifizierung.
Als Folge des
Vertrages über gegenseitige Unterstützung mit der Schweiz beispielsweise konnten bereits sieben große Drogenhändlerringe
werden.
zerschlagen
Mit Großbritannien wurde ein zweiseitiges Abkommen ausge-
handelt, das u.a. der amerikanischen Küstenwacht erlaubt, auf hoher
See an Bord von Schiffen des anderen Landes zu gehen und über die
Seefahrzeuge sowie über Besatzungsangehörige entsprechend den Vereinbarungen zu verfügen, wenn Beweise für eine Verletzung der Gesetze
der Vereinigten Staaten gefunden werden.
- 13 -
Eine gemeinsame Arbeits-
gemeinsame Arbeitsgruppe gegen organisiertes Verbrechen und Drogenhandel wurde 1984 mit Italien geschlossen, um Fahndung, Untersuchung
und Strafverfolgung zu erleichtern.
- Allgemein haben die Vereinigten Staaten durch diplomatische Initiativen, technische Unterstützung, Ausbildungsprogramme
und Informa-
tionsaustausch eine international führende Rolle sowohl zur Reduzierung des Drogenangebots als auch der Nachfrage nach Drogen übernommen.
Jedes Jahr stellen das Amt für internationale Suchtstoffange-
legenheiten (Bureau of International Narcotics Matters - IMN), NIDA
und NIAA für andere Länder technische Hilfe zu wirksamen Behandlungsund Vorbeugungsprogrammen
bereit.
1982 ging diese Hilfe u.a. an
Malaysia, Pakistan, Ekuador, Peru, Thailand und Burma.
- Das Informationsamt der Vereinigten Staaten (USIA) setzt alle seine
Medien, z. B. die Stimme Amerikas, Fernseh- und Filmprogramme dafür
ein, um Erkenntnisse zu vermitteln und im Ausland die Wachsamkeit gegenüber der Drogengefahr zu schärfen.
USIA leistet außerdem finan-
zielle Beiträge an private Organisationen in Amerika, um internationale Teilnehmer zu Konferenzen über Drogenprobleme in die Vereinigten
Staaten einzuladen.
Diese durch USIA vergebenen Mittel trugen dazu
bei, gemeinsame Anstrengungen durch amerikanische und internationale
Organisationen zu fördern und die Drogenprobleme stärker in das Bewußtsein eindringen zu lassen.
An einer vor kurzem in den USA abge-
haltenen Konferenz nahmen z. B. Vertreter von 35 Ländern teil.
- Die Mitarbeiter der Vereinigten Staaten an Entscheidungen im Rahmen
der Konvention über psychotrope Substanzen und der Konvention über
Narkotika hat wesentlichen Einfluß auf den Zugang zu verschreibungspflichtigen Substanzen im internationalen Rahmen und innerhalb der
USA.
Medizinische
- 14 -
Medizinische Entgiftung und Behandlung
Die Bundesregierung unterstützt Bemühungen um eine wirksamere Nutzbarmachung von Ressourcen im bestehenden nationalen Therapienetz.
Dazu
gehört auch die Entwicklung von Therapieprogrammen, die eher lokale Erfordernisse und spezielle Erfordernisse einer heterogenen Bevölkerung mit
Drogen- und Alkoholproblemen berücksichtigen.
Im Jahr 1982 wurde der Bundeszuschuß für Therapiemaßnahmen dem Haushaltsposten
"Alkohol-
und
Drogenmißbrauch,
Leistungen
zur
Förderung
geistiger Gesundheit" zugeschlagen, um den Bundesstaaten mehr Entscheidungsfreiheit bei spezifischen Aufgaben und der Ausarbeitung entsprechender Programme zu geben.
Der Bund befürwortet außerdem die Einbezie-
hung von Maßnahmen für Drogen- und Alkoholabhängige in das System des
allgemeinen Gesundheitsdienstes, um eine wirksamere und nutzbringendere
Behandlung zu gewährleisten.
Priorität haben die besonderen Erfordernisse der Behandlung junger
Menschen mit Drogen- und Alkoholproblemen einschließlich der damit zusammenhängenden Fragen.
Staatliche und private Therapieprogramme werden
so gefördert, daß sie auch die bestgeeignete Beratung und medizinische
Behandlung vermitteln können.
- NIDA arbeitet auch künftig mit der pharmazeutischen Industrie in
der Entwicklung neuer Medikamente gegen Suchtstoffabhängigkeit zusammen.
Nahrungs-
Im Juli 1984 wurde Naltrexone von der FDA (Bundesamt für
und
Arzneimittelkontrolle)
Narkotika-Antagonist freigegeben.
vorläufig
zur
Anwendung
als
Es wird als wichtiger neuer Prä-
paratetyp zur Behandlung von Suchtstoffabhängigkeit angesehen.
Inzwischen haben 35 Bundesstaaten
Gesetze
verabschiedet, die die
Übernahme der Kosten einer Behandlung bei Alkoholismus durch die Krankenversicherung obligatorisch machen oder dies nach Ermessen zulassen.
- 15 -
Ermessen zulassen.
26 Staaten haben ähnliche Gesetze über die Kosten-
übernahme zur Behandlung von Drogenabhängigkeit.
Das Amt für Jugendrecht und Verhinderung von Jugendkriminalität integriert gegenwärtig Vorbeugungsprogramme gegen Drogen und Alkohol sowie
Therapieprogramme in das Jugendrecht, wobei auch eine besondere Ausbildung für Bewährungshelfer gefördert wird.
Forschung
Eine unserer wirksamsten Waffen gegen Drogenmißbrauch ist unsere Fähigkeit, den Konsumenten und potentiellen Konsumenten die Wahrheit über
Drogen zu vermitteln.
In den letzten Jahren haben Forschung und kli-
nische Erfahrungen den Wissensfundus deutlich verbessern können, der für
eine wirksame Vorbeugung, für Information und Behandlung notwendig ist.
Dazu gehören auch wichtige neue Erkenntnisse über die gesundheitlichen
Konsequenzen von Kokain und Marihuana, über die Wechselwirkungen verschiedener Drogen und Zusammenhänge zwischen Drogenmißbrauch und sozialen, psychologischen und physischen Problemen, die so vielfältig und
unterschiedlich sind wie die Menschen, die davon betroffen werden.
- Vom Nationalinstitut zur Bekämpfung von Drogenmißbrauch geförderten
Forschungsarbeiten ist zu verdanken, daß mit der Identifizierung und
Isolierung von Opiatrezeptoren im zentralen Nervensystem ein Durchbruch erzielt werden konnte und die Existenz körpereigener, opiatähnlicher
Substanzen
entdeckt
wurde.
Diese Forschungen
führten
zu
grundlegenden neuen Erkenntnissen über das menschliche Gehirn und
lösten ganze Lawinen neuer Studie nicht nur auf dem Gebiet des Drogenmißbrauchs, sondern auch in bezug auf neurologische Erkrankungen,
Geisteskrankheiten, Herzfunktionen, Schmerz und Schmerzbekämpfung aus.
- Sowohl über die unmittelbaren als auch die bleibenden Auswirkungen
des Konsums von Marihuana wurden wichtige Erkenntnisse gewonnen.
Der
akute Marihuanarausch beeinträchtigt viele Aspekte geistiger Funktio- 16 -
geistiger Funktionen, u.a. Gedächtnis, Lernvermögen und Motivation.
Die Droge hat auch schwerwiegende Auswirkungen auf Wahrnehmungsvermögen, Fahrfähigkeit und andere Gebiete menschlicher Aktivitäten.
Zu
den bekannt gewordenen oder vermuteten chronischen Auswirkungen zählen Beeinträchtigung der Lungenfunktion, des Immunsystems, der Ovulation und wahrscheinlich auch der Herzfunktion.
Große Sorge bereiten
langfristige Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen, die
auf die psychologischen und das Verhalten beeinflussenden Auswirkungen der Droge besonders empfindlich reagieren.
- Das Nationalinstitut zur Bekämpfung von Drogenmißbrauch (NIDA) entwickelt derzeit neue und wirksamere Präparata, u.a. LAAM, zur Therapie Abhängiger.
Auch werden einfache, tragbare Ausrüstungen zum Dro-
gennachweis entwickelt, um die negativen Auswirkungen von Drogenmißbrauch auf Leistungen am Arbeitsplatz und bei den Streitkräften zu
reduzieren.
- Zwischen 1981 und 1984 richtete NIAA drei neue nationale Alkoholforschungszentren ein.
NIDA untersucht derzeit Möglichkeiten der Fa-
milientherapie bei Drogenmißbrauch sowie zur Mitarbeit der Schule, um
drogenabhängige Jugendliche zu identifizieren und ihnen wirksam helfen zu können.
Es wurden ganze Serien von Studien in Angriff genom-
men, mit denen man herausfinden will, welche Therapieformen für die
einzelnen Persönlichkeitstypen bei Drogenmißbrauch am besten sind.
* * * * *
- 17 -
10. Oktober 1984
AI
DIE WAHLEN IN AMERIKA 1984
(12)
- Wie erreicht man das Volk? -
-(AD) - Die Demokratie und die Stimme des Volkes
Als Präsident Abraham Lincoln im Jahr 1863 in seiner so Schicksalschweren
Ansprache bei Gettysburg erklärte, "daß die Regierung des Volkes durch
das Volk und für das Volk auf dieser Erde niemals zugrunde gehen wird",
tat er mehr, als den gefallenen Soldaten beider Seiten des amerikanischen
Bürgerkrieges seine Ehrerbietung zu erweisen. Er definierte zugleich die
Demokratie in den Vereinigten Staaten mit Worten, die jedermann verstehen
konnte.
Alle vier Jahre wählen die Amerikaner einen Präsidenten. Die erste
genaue Stimmauszählung gab es bei der Wahl von John Quincy Adams im Jahr
1824 (28 Jahre nach der ersten Präsidentschaftswahl), bei der 355 389
Amerikaner ihre Stimme abgaben. Bei der Wahl von Ronald Reagan im Jahr
1980 kreuzten 85 Millionen ihre Stimmzettel an. Und für den 6. November
1984 erwartet man eine noch höhere Wahlbeteiligung.
Die Präsidentschaftswahlkämpfe
Postfach 20 03 00 Tel.: 0228-339 2035
D 5300 Bonn 2
Telex: 8-85432
Die
Präsidentschaftswahlkampfe,
parteipolitische
Schlachten, die
oft
einen temperament- und schwungvollen Verlauf nehmen, beleuchten in der
Regel die Natur strittiger Fragen ebenso wie die Unterschiede zwischen
den einzelnen Kandidaten. Wahlkämpfe stellen auch neue Ideen auf die
Probe und zwingen die Kandidaten dazu, durch Überredung und Überzeugung
Wählerstimmen zu gewinnen. Dies galt sogar für die Wahlen der Anfangsjahre, als die Präsidentschaftskandidaten auf würdevolle Distanz zu ihren
eigenen Wahlkämpfen bedacht waren, in einsamer Erhabenheit über dem "Mob"
standen und es ihren Anhängern überließen, die Botschaft an den Mann zu
bringen. Reden, Versammlungen, Pamphlete und Parteizeitungen waren die
typischen Mittel, um die breite Öffentlichkeit zu erreichen.
Erst im Wahlkampf des Jahres 1860 - dem vielleicht folgenschwersten
der amerikanischen Geschichte, da die nationale Einheit auf dem Spiel
stand -, ließ sich ein Kandidat dazu herbei, seine Sache selbst zu vertreten, indem er sich auf eine Wahlreise machte. Jener Wahlkampf wurde
zwischen zwei außergewöhnlichen Rednern ausgefochten, Stephen A. Douglas
und Abraham Lincoln, die sich bereits einige Jahre zuvor im Kampf um
einen Sitz im
Senat
in einer
Reihe von Debatten
gegenübergestanden
hatten. Douglas, der im Wettstreit um diesen Sitz die Oberhand behalten
hatte, schuf dann bei der Präsidentschaftswahl des Jahres 1860 den Präzedenzfall , als er sich auf eine Wahlreise machte, um seine Rednerkunst in
Stimmen umzusetzen. Aber die vorausgegangenen Debatten hatten Lincoln,
der bis dahin relativ unbekannt gewesen war, berühmt gemacht. Daher ging
Lincoln als Sieger aus diesen Wahlen hervor, und sie bescherten der Nation eine ihrer hervorragendsten Führungspersönlichkeiten. Dennoch veränderte der von Douglas geschaffene Präzedenzfall die Art des Wahlvorgangs
in den Vereinigten Staaten.
Nach den
Wahlen des Jahres 1860 wurde die Republikanische Partei
neben den Demokraten zur beherrschenden Kraft der politischen Landschaft
Amerikas. Seitdem sind diese beiden Parteien die wichtigsten politischen
Kräfte geblieben. Zwar gab es von Zeit zu Zeit ernstzunehmende "dritte
Parteien" - wie etwa die unabhängige Kandidatur von John Anderson im Jahr
1980 -, aber keine hat je eine Wahl gewonnen.
Wie
der
Kandidat
Wie der Kandidat seine Botschaft vermittelt
Genau wie die Entwicklungen im Bereich der Technologie wirkten sich
auch die Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft auf die Wahlkämpfe aus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wandelten die Fortschritte in
Druck- und Eisenbahntechnik radikal die Natur der amerikanischen Wahlkämpfe.
Das gedruckte Wort konnte immer preiswerter an eine Massenleserschaft
verteilt werden. Auf Flugblättern und in kurzgefaßten politischen Abhandlungen wurden Parteiprogramme erläutert und zum Angriff auf den Gegner
geblasen. Dem gleichen Zweck dienten Zeitungen, die von politischen Parteien herausgegeben wurden. Die Presse des ganzen Landes befaßte sich in
allen Einzelheiten mit den Wahlkämpfen und ergriff zu einer Zeit, da
Unterstützung oder Verurteilung durch die Zeitungen noch eine gewaltige
Wirkung hatten, in aggressiver Form
für oder gegen einen Kandidaten
Partei.
Die Verbindung der atlantischen und der pazifischen Küste der Vereinigten
Staaten durch die Eisenbahn in der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte
auch die Landkarte des Präsidentschaftswahlkampfes. Während das Schienennetz ausgebaut wurde, lernten die Kandidaten, den Terminplan ihrer persönlichen Auftritte ganz auf eine Reise mit der Eisenbahn durch die
großen und kleinen Städte des Landes abzustimmen. So konnten sie bequem
an jeder Haltestelle von der Plattform am letzten Wagen des Zuges aus zu
den zusammenströmenden Bewohnern der Ortschaften sprechen. War die Rede
zu Ende, so ging es weiter zur nächsten Station. Derlei Rede-Reisen wurden als "Whistlestop"-Touren
(bei denen der Zug aufs Pfeifsignal hin
hielt und der Redner in Aktion trat) bekannt und waren für jeden Präsidentschaftskandidaten so lange die gängige Praxis, bis man dann in der
Neuzeit aufs Flugzeug umstieg.
Woodrow Wilson, der demokratische Kandidat des Jahres 1912 war der
erste, der auf diese Weise seine Wahlreden hielt und die Wahlen dann auch
gewann. Wilson, ehedem Präsident der angesehenen Princeton-Universität
und im Innern eher ein Akademiker als ein Politiker, hatte sich zunächst
hatte sich zunächst nur zögernd auf eine bescheidene "Bildungsreise" gemacht. Allerdings besaß er die Gabe überzeugender und einfallsreicher
Rhetorik. Seine Reden gehören zu den besten der Wahlkampfgeschichte, und
sie versetzten ihn in die Lage, sozusagen auf der Schlußplattform des
Zuges zum Wahlsieg zu fahren.
Meister der Medien
Die Zeit, da das Radio begann, sich als journalistisches Medium
durchzusetzen, war auch die Zeit Franklin Delano Roosevelts (gemeinhin
als FDR bekannt), eines begabten und überzeugenden Redners, der der erste
Kandidat - und später auch der erste Präsident - war, der sich des neuen
elektronischen Mediums wirkungsvoll bediente, um Wähler zu gewinnen und
zu halten. Während der Jahre seiner Präsidentschaft wurden seine informellen Berichte aus dem Weißen Haus über die Lage der Nation eine feste
Einrichtung. "Plaudereien am Kamin" wurden sie genannt und später von
anderen Präsidenten per Radio und Fernsehen nachgeahmt - wenn auch nie
mit der gleichen Wirkung, die die Originale erzielt hatten.
Roosevelt teilte diese Meisterschaft, seine Botschaft durch die elektronischen Medien zu übermitteln, mit zweien seiner Nachfolger - den Präsidenten John F. Kennedy und Ronald Reagan. So werden sie denn alle, jeder für seine Zeit, in Erinnerung bleiben durch ihr Geschick, den Mann
auf der Straße anzusprechen - sei es unmittelbar oder mittelbar über den
Äther, wobei natürlich das entscheidende Medium für Kennedy und Reagan
das Fernsehen war.
Man ist allgemein der Auffassung, daß es Kennedy nicht gelungen wäre, ins
Weiße Haus zu kommen, wenn er nicht durch eine Reihe von Fernsehdebatten
mit seinem Gegner, Richard M. Nixon, die amerikanische Öffentlichkeit
nachhaltig beeindruckt hätte. Die meisten kritischen Betrachter jener
Zeit stimmten darin überein, daß Nixon in der Argumentation wie in der
Rhetorik - den traditionellen Fertigkeiten in einer Diskussion - besser
war. WD es jedoch darum ging, einen starken, positiven und sympathischen
Eindruck zu machen, gewann Kennedy haushoch. Mit anderen Worten: Nixon
gewann die Debatten, Kennedy die Zuschauer.
Zur gleichen Zeit,
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Zur gleichen Zeit, da die elektronischen Medien eine zentrale Rolle
bei den Präsidentschaftswahlkämpfen in den Vereinigten Staaten einzunehmen begannen, fand noch eine weitere grundlegende Entwicklung statt.
Schon Dwight D. Eisenhower und Adlai Stevenson setzten in den fünfziger
Jahren das Flugzeug verstärkt für ihre Zwecke ein; aber erst der Wahlkampf John F. Kennedys im Jahr 1960 wurde für seine geschickte Verwendung
des Charterflugzeugs bekannt . Allein in den ersten zehn Tagen seiner
Kampagne, die am 2. September einsetzte, brachte Kennedy in dem nach seiner Tochter "Caroline" genannten Jet 27 000 Kilometer hinter sich. Acht
Jahre später war Richard Nixon der erste Kandidat, den sein Wahlkampf in
alle 50 Bundesstaaten führte - eine Leistung, die erst durch das Wjnder
des Düsenflugzeugs möglich wurde.
Der Übergang von der Eisenbahn zum Flugzeug war von mindestens gleich
großer Tragweite wie einst die Einführung des Systems der "Khistlestops".
Aber während jene Zugreisen die Kandidaten zwar zu den Menschen überall
im Lande brachten, erhielten sie erst durch die Flugreisen die zusätzliche Möglichkeit, Ort und Umstände eines Wahlauftritts zu bestimmen. Jetzt
war der Wahlkampf nicht mehr begrenzt durch die Fahrpläne der Züge; ein
Flugzeug konnte überall hinkommen. Die Folge war, daß sich die Strategie
der Wahlkämpfe änderte: ihre Aufmerksamkeit richtete sich nun weniger auf
die Eigenheiten bestimmter Regionen als auf die Interessen des Publikums
schlechthin.
Vor der Zeit der landesweiten und direkten Berichterstattung durch
Radio und Fernsehen drang das, was ein Kandidat zu sagen hatte, kaum jemals über die lokalen Zeitungen hinaus. So konnte ein Kandidat seine Aussagen der jeweiligen Zuhörerschaft anpassen - und oft genug tat er dies
auch. Unter den grellen Scheinwerfern der allgegenwärtigen Fernsehkameras
werden die Körte eines Kandidaten jedoch sofort der ganzen Nation - ja,
sogar der ganzen Walt - bekannt und können daher weder zurückgenommen
noch geleugnet werden. Alles, was ein Kandidat den Wählern in Massachusetts im Nordosten verspricht, gilt gleichzeitig auch für die Wähler in
Florida im tiefen Süden.
Das
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bringt
ein
Das bringt ein neues Problem in die Kahlkämpfe. Durch einen Fernsehauftritt in einer Nachrichtensendung kann ein Kandidat zwar einerseits
eine Wählerstimme in New York gewinnen, dafür aber 4 800 Kilometer entfernt in Kalifornien eine andere verlieren. Das Zeitalter der Direktberichterstattung schmälert die Zugkraft eines Kandidaten, der sich nur auf
die begrenzten Interessen einzelner gesellschaftlicher Gruppierungen konzentriert. Ein erfolgreicher Kandidat des ausgehenden 20. Jahrhunderts
muß daher sein Interesse an den allgemeinen, nationalen Anliegen unter
Beweis stellen.
Die Direktberichterstattung bewirkt auch eine grundlegende Wandlung des
Wählers in Amerika. Die 173 936 000 wahlberechtigten Bürger werden tagtäglich über alle Einzelheiten des gesamten Wahlkampfes immer umfassender
informiert. So war ganz Amerika Zeuge, als die acht wichtigsten Kandidaten im Februar 1984 darangingen, sich bei den Vorwahlen der Demokratischen Partei in New Hampshire um die Gunst der 450 000 dortigen Wähler zu
bemühen. Eine Woche davor berichtete eine Kabelfernsehstation über eine
WahlVeranstaltung in Iowa, indem den Teilnehmern Mikrophone angesteckt
wurden, so daß die Zuschauer im ganzen Land unmittelbar Zeuge werden
konnten, ohne daß es eines zusätzlichen Kommentars bedurft hätte.
Fernsehen und Rundfunk präsentieren den gesamten Wahlverlauf bis ins
letzte Detail wie unter einem Vergrößerungsglas, von den ersten Vorwahlen
über die Parteitage, wo die jeweiligen Bewerber der Parteien offiziell
ernannt werden, bis hin zum eigentlichen Wahlkampf, der im September beginnt und seinen Höhepunkt an dem Dienstag erreicht, der auf den ersten
Montag im November folgt, wenn der amerikanische Wähler schließlich seine
Entscheidung trifft. Die Amtseinführung des Siegers im Januar des folgenden Jahres ist einer der Höhepunkte des politischen Lebens in Amerika.
Alle Bürger feiern dann gemeinsam die erneute Bewährung des demokratischen Prinzips.
+ + + + +
Ui//en/chaft
und Technik
United States Information Service
Embassy of the United States of America
10. Oktober 1984
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USA FÜR BEIBEHALTUNG DES ANTARKTISVERTRAGES
- Ungünstige Auswirkung veränderter Bestimmungen befürchtet -
- (AD) - Für die Beibehaltung des im Jahr 1959 geschlossenen Antarktisvertrages in seiner jetzigen Form setzten sich hohe Beamte des
Außenministeriums und des Handelsministeriums der Vereinigten Staaten vor
einem Unterausschuß des amerikanischen Senats ein. Der Vertrag verpflichtet die Signatarmächte, Antarktisgebiete nicht militärisch zu nutzen, die
Ergebnisse dort betriebener Forschungen mitzuteilen und sich über alle
die Antarktis angehenden Fragen sogleich zu beraten.
"Der Antarktis-Ver-
trag ist ein herausragendes und erfolgreiches Beispiel für die praktische
Anwendung der Grundsätze und Zielsetzungen der Charta der Vereinten Nationen", erklärte R. Tucker Scully, Leiter des Referats für Meeres- und Polargebiete im amerikanischen Außenministerium.
Es liege im Interesse der
Vereinigten Staaten, daß der entmilitarisierte und kernwaffenfreie Status
der Antarktis samt Verbot von Waffentests und uneingeschränkten Rechten
zur Inspektion an Ort und Stelle, der Freiheit wissenschaftlicher Forschung in der Antarktis und der gemeinsamen Teilhabe an den in Übereinstimmung mit dem Antarktis-Vertrag gewonnenen Daten sowie des Schutzes
und der Erhaltung der antarktischen Umwelt beibehalten werden.
In einer von
Postfach 20 03 00 Tel.: 0228-339 2035
D 5300 Bonn 2
Telex: 8-85432
In einer von Angst und Nöten geplagten Welt bedeute die Antarktis einen wesentlichen Beitrag zu internationalem Frieden und internationaler
Sicherheit, erklärte Scully.
Außerdem habe das Vertragssystem die Fähig-
keit bewiesen, Möglichkeiten zu entwickeln, um neuen Umständen gerecht zu
werden und neue Interessen zu berücksichtigen.
Aufgrund eines Antrages
der malaisischen Regierung sei das Thema Antarktis im vergangenen Herbst
auf die Tagesordnung der UN-VollVersammlung
gesetzt worden in der Ab-
sicht, eine Abänderung des Vertrags zu erreichen oder ihn durch einen anderen ersetzen zu lassen.
Die Vereinigten Staaten halten jedoch die to-
tale Einbeziehung der Antarktis in UN-Angelegenheiten für wenig nützlich.
"Es gibt bereits bemerkenswerte Arbeitsbeziehungen zwischen Teilen
des UN-Systems und dem antarktischen Vertragssystem", bemerkte Scully.
"Bemühungen um die Schaffung eines politischen Konkurrenzforums für die
Antarktis innerhalb der Vereinten Nationen wäre unzweckmäßig".
Der Gene-
ralsekretär der Vereinten Nationen lasse gegenwärtig eine Studie über die
Antarktis durchführen, der die Vereinigten Staaten und die anderen Konsultativmächte zugestimmt haben.
Der Generalsekretär werde der UN-Voll-
versammlung in diesem Herbst darüber Bericht erstatten.
John V. Byrne, der Direktor des dem amerikanischen Handelsministerium
angeschlossenen Amtes für Meere und Atmosphäre (NOAA - National Oceanic
and Atmospheric Administration), verwies darauf, daß der Antarktisvertrag
von den beiden Supermächten und vielen einflußreichen Staaten unterstützt
werde. "Die USA und die UdSSR sind
Mitglieder des UN-Sicherheitsrates
ebenso führende Entwicklungsländer,
jetzt erwies sich der Vertrag als
ment", erklärte Byrnes.
Mitglieder von Anfang an
Alle fünf
sind dem Vertragswerk beigetreten,
wie z.B. Indien und Brasilien. Bis
erfolgreiches internationales Instru-
Dies sei u.a. seiner Flexibilität, der Unterstützung durch die Supermächte, durch Regierungen mit unterschiedlichen und sogar gegensätzlichen
Standpunkten sowie dem Einfluß wissenschaftlicher Erkenntnisse und persönlicher Beziehungen zuzuschreiben. Allerdings habe es jetzt den Anschein, so Byrnes, daß Malaysia und einige andere Staaten, ohne das Ergebnis der UN-Studie abzuwarten, weiterhin auf eine radikale Umstruktu- 2 -
radikale Umstrukturierung des antarktischen Vertragssystem drängen.
Nach Meinung von Byrnes sollten die Konsultativmächte "den öffentlichen Zugang zu wissenschaftlicher Beratung und zu Entscheidungen" über
die Antarktis fördern. Diese und andere Maßnahmen würden helfen, sicherzustellen, daß "das antarktische Vertragssystem auch künftig als ein System funktioniert". Konsultativmächte für den Antarktisvertrag sind gegenwärtig Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Japan, Neuseeland, Norwegen, Polen, Südafrika, die UdSSR und die USA. Weitere (nichtkonsultative) Mitglieder des Vertragswerkes sind Bulgarien, Dänemark, die
Deutsche Demokratische Republik, Finnland, Italien, Kuba, die Niederlande, Papua-Neuguinea, Peru, Rumänien, Schweden, Spanien, die Tschechoslowakei, Ungarn, Uruguay und die Volksrepublik China.
Gegenwärtige öffentlichte Diskussionen über Ressourcen in der Antarktis scheinen sich auf versuchsweise durchgeführten Fischfang in antarktischen Gewässern und auf eventuell bestehende Möglichkeiten für kommerziellen Fischfang zu konzentrieren. Was Minerale und petrochemische Rohstoffe angehe, so sei noch nichts darüber bekannt, ob sich eine Ausbeute
in der Antarktis lohne.
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