Hintergrundbericht

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Umwelt baut Brücken: Hintergrundbericht
Jana Schulte
Selbst wenn es in der Berichterstattung der Medien selten die erste Seite füllt: Das Thema
Klimawandel ist ein reales Problem und von grundlegendem Interesse gerade für die junge
Generation. In zunehmendem Maße diskutieren Experten wie Politiker auch in der Türkei
über die Ursachen, mögliche Konsequenzen und entsprechende Strategien, wie sie
Klimawandel, Energie- und Ressourcenverbrauch bewältigen können. Denn den sich
wandelnden Herausforderungen des Klimawandels Rechnung zu tragen bedeutet Leben und
Lebensqualität für die Zukunft neu zu definieren.
Die außergewöhnliche globale Erderwärmung, die wir heute in rasantem Tempo miterleben,
wird ausgelöst durch mehr Treibhausgas in der Atmosphäre – und wurde von uns Menschen
selbst gemacht. So tragen die Verbrennung fossiler Brennstoffe, die weltumfassende
Entwaldung sowie die massenproduktionsähnliche Land- und Viehwirtschaft als zentrale
Faktoren maßgeblich zum Klimawandel bei.
Die Türkei ist eines der am meisten vom Klimawandel betroffenen Länder, da sie im Sommer
mit extremer Hitze zu kämpfen hat. Zunehmend reicht das Wasser in den
niederschlagsarmen Monaten etwa in der Metropole Istanbul nicht mehr aus, um den Bedarf
an Trinkwasser zu decken. Obst und Gemüse verdorren, was den Preis für den
Endverbraucher deutlich nach oben schraubt. Obwohl die Türkei hier eines der
leidtragendsten Länder ist, wirkt sie an 13. Stelle der Weltrangliste für
Treibhausgasemissionen an der globalen Erwärmung mit. Und trotz des sensibilisierten
Umweltbewusstseins werden wichtige Beschlüsse zum internationalen Klimaschutz wie das
Kyoto-Protokoll (1997) nicht vollständig umgesetzt. Als Erklärung dafür ist zu vermuten, dass
die türkische Regierung der im Lande stetig expandierenden Wirtschaft nicht im Weg stehen
möchte. So würde die konsequente Umsetzung des Kyoto-Protokolls einen Einbruch des
türkischen Bruttoinlandsprodukts um 37% bedeuten.
Die Daten zeigen, dass 2005 weltweit eine Nutzung der Energie zu 35% aus Erdöl, 27% aus
Erdgas, 27% aus Kohle und 11% aus Wasserkraft erfolgte. Die Türkei hingegen nutzt(e) zu
46% Erdgas, 26% Kohle und 19% Wasserkraft, wobei sie beispielsweise über 98% des
Erdgases importiert und somit sehr vom Ausland abhängig ist. Sie besitzt viele
Braunkohlequellen mit einer Kapazität von 8,3 Millionen Tonnen, deren Energiedichte nicht
sonderlich hoch ist. Um den Binnenmarkt der Türkei zu stabilisieren, wäre es wichtig, die
eigenen Ressourcen zu erkennen und auszuschöpfen. Dies würde gleichzeitig eine
gesteigerte Importunabhängigkeit bedeuten und zur inneren und äußeren Sicherheit des
Landes beitragen.
Mögliche Ansätze zur Realisierung erneuerbarer Energien sind beispielsweise Biomasse,
Wasserkraft, Windenergie, Solarenergie und Geothermie. Wald- und Landwirtschaftsabfälle
bilden Biomasse, aus der man durch spezielle Verfahren elektrische Energie und Wärme
herstellen kann. Wasserkraft wird in der Türkei, wie in Bursa mit 19 Kraftwerken, bereits
intensiv genutzt. Ebenfalls bietet die Windenergie einen zukunftsträchtigen Markt, da die
Türkei zusammen mit England in Europa das höchste Potenzial an Windkraft besitzt. Die
Option, mittels Geothermie Energie zu gewinnen, ist eine weitere Zukunftsstrategie, da die
Türkei in diesem Zusammenhang weltweit auf Platz sieben rangiert. Auch die Solarenergie
könnte im neuen Energiekonzept der Türkei eine entscheidende Bedeutung haben dennoch wird diese Kapazität bislang nicht annähernd ausgenutzt.
Trotz aller gegenläufigen politischen Trends stoßen neue Konzepte für erneuerbare Energien
auf immer größeres Interesse in der Türkei. Ein hervorstechendes Beispiel ist der in Ankara
ansässige autonome „Wissenschafts- und Technologieforschungsrat in der Türkei“ oder kurz
TÜBITAK. Die Organisation, gegründet 1963 von Staatspräsident Cemal Gürsel, hat das Ziel
der Entwicklung, Förderung, Leitung und Koordination von Forschungs- und
Entwicklungsarbeiten im Bereich der grundlegenden und angewandten Wissenschaften.
Arbeitsschwerpunkte sind die Verbrennung und Vergasung von Kohle und Biomasse, die
Säuberung von Gas, die Verbrennung und Gasifizierung von unterschiedlichen Stoffen
gleichzeitig sowie die daraus resultierende Energie und die Integration dieser Techniken auf
dem globalen Sektor.
„Ein innovatives, führendes und mitwirkendes Institut in dem Gebiet der Wissenschaft
und Technologie, welches nach Entwicklung des Lebensstandards unserer
Gesellschaft und der Nachhaltigkeit unseres Landes strebt.“
Cem Özbek,
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