[t]akte - Bärenreiter

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[t]akte
Das Bärenreiter-Magazin
Frühe Oper
2I2008
Informationen für
Bühne und Orchester
Francesco Cavalli und Claudio Monteverdi
Neues Musiktheater
Giselher Klebe und Manfred Trojahn
Porträt: Das Ringen um Freiheit
Der Schweizer Komponist Dieter Ammann
[t]akte
4
6
9
10
Raffinierte Verzierungen
Monteverdis „L’Orfeo“ im
Urtext
Cavalli kommt wieder
Zum Start der Gesamtausgabe
seiner Opernwerke
„Semiramide va alle stelle!“
Christoph Willibald Glucks
erste Oper für Wien
e-Moll
Felix Mendelssohns drittes
Klavierkonzert
Nach „Il ritorno d’Ulisse in patria“ (2007) erscheint nun mit
Claudio Monteverdis „L’Orfeo“
die zweite Oper des Italieners
in der Edition Rinaldo Alessandrinis. Der Herausgeber führt
in die Prinzipien seiner Ausgabe ein und weist besonders auf
die hochentwickelten Formen
von Deklamation hin, die große Anforderungen an Interpreten stellen. Unterschiede
zu den späteren Opern „Poppea“ und „Ulisse“ sollten
dabei beachtet werden.
Mit seinem Konzept standardisierter Handlungen schrieb
Francesco Cavalli Geschichte,
der sich im 17. Jahrhundert zu
einem weit über seine Heimatstadt Venedig hinaus gefragten europäischen Opernkomponisten entwickelte. Die
neue kritische Cavalli-Edition
bei Bärenreiter, in deren erster
Serie 14 Bühnenwerke geplant
sind, startet mit „Ercole amante“. Auf der Folie der Sage vom
liebenden Herkules entspannt
sich eine opulente Handlung,
die dem Anlass, der Hochzeit
zwischen Ludwig XIV. und Maria Theresa von Spanien, angemessen war.
Christoph Willibald Glucks
Dramma per musica „La Semiramide riconosciuta“ nach einer Vorlage von Pietro Metastasio wird 260 Jahre nach ihrer
Uraufführung im Wiener Burgtheater zum ersten Mal wieder
auf einer Opernbühne zu erleben sein, und zwar ab dem
18. Oktober im Kleinen Haus
des Mainzer Staatstheaters.
Für die Koproduktion mit der
Hochschule für Musik Mainz
wurde der Regisseur Peer Boysen gewonnen, die musikalische Leitung liegt in den Händen von Michael Millard.
Ein „neues” Klavierkonzert von
Felix Mendelssohn! Aus den
vorhandenen Skizzen hat Larry
Todd das in den Jahren zwischen 1842 und 1844 entworfene Konzert in e-Moll rekonstruiert und ergänzt. Damit
steht Pianisten und Orchestern
ein vollgültiges Werk des Komponisten zur Verfügung, das
einen besonderen Reiz aus der
stilistischen Nähe zum berühmten e-Moll-Violinkonzert
bezieht. Die erste Aufführung
ist für den 10. Januar 2009 mit
Matthias Kirschnereit und
dem Sinfonieorchester Basel
unter Mario Venzago geplant.
Portrait
Oper / Musiktheater
Oper / Musiktheater
Neues Musiktheater
Neues von Hugo Distler
Entdeckungen im
Gedenkjahr
15
Raffinierte Verzierungen
Monteverdis „L’Orfeo“ im
Urtext
Vexierbilder der Gewalt
Halévys „La Juive“ an der
Staatsoper Stuttgart
12
Verdi als Wegweiser
Literaturoper ist keine Sackgasse. Die Aktualität des
Komponisten Giselher Klebe 18
16
Cavalli kommt wieder
Zum Start der Gesamtausgabe
seiner Opernwerke
6
„Tosca“ ad fontes
Puccinis Oper erstmals in
einer kritischen Ausgabe
14
„Semiramide va alle stelle!“
Christoph Willibald Glucks
erste Oper für Wien
Wer darf sie spielen?
Streit um eine Melodie im
Kinderstück von Andreas Tarkmann und Eberhard Streul 31
Das Ringen um Freiheit
Der Schweizer Komponist
Dieter Ammann
Alchimistische Verwandlungen
Der italienische Komponist
Osvaldo Coluccino
30
4
9
Mehr als „Carmen“ und „Faust“
Die französische Oper zwischen Revolution und dem
Beginn der Moderne
11
2 [t]akte 2I2008
Vokalisen der Seele
Manfred Trojahns „La Grande
Magia“ wurde an der Semperoper in Dresden uraufgeführt20
e-Moll
Felix Mendelssohns drittes
Klavierkonzert
10
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12
16
18
21
Vexierbilder der Gewalt
Halévys „La Juive“ an der
Staatsoper Stuttgart
Das Ringen um Freiheit
Der Schweizer Komponist
Dieter Ammann
Verdi als Wegweiser
Die Aktualität des Komponisten Giselher Klebe
Klänge einer Metropole
Beat Furrer lauscht in Istanbul
Die 1835 uraufgeführte, seit
den 1930er-Jahren von den
Bühnen verschwundene und
erst in jüngster Zeit zaghaft
wieder gespielte „Jüdin“ Halévys ist mit ihrem Ineinander
von christlichem Antijudaismus und jüdischem Märtyrertod angesichts der jüngsten
Geschichte noch immer von
höchster Brisanz. Die Staatsoper Stuttgart hat das Stück,
das szenisch wie musikalisch
höchste Anforderungen an alle
Mitwirkenden stellt, in der vergangenen Saison herausgebracht – eine Inszenierung, die
sich der Aktualität des Stoffes
auf Aufsehen erregende Weise
annähert.
Die Werke von Dieter Ammann
werden ab sofort vom Bärenreiter-Verlag verlegt. Nach einem Schulmusik- und einem
sich daran anschließenden
Kompositions- und Theoriestudium, neben einer beachtlichen Karriere als Jazzmusiker
und parallel zu seiner Hochschulprofessur kam er erst
spät zum Komponieren. Kürzlich wurde er mit dem Förderpreis der Siemens Kulturstiftung ausgezeichnet. Über die
Hintergründe seines Schaffens
informiert er im Gespräch.
Giselher Klebes umfangreiches
Bühnenwerk beginnt sich zu
runden. Dass die Literaturoper
keine Sackgasse ist, zeigt sich
im musikdramatischen Œuvre
des 83-jährigen Komponisten.
Die Uraufführung von „Chlestakows Wiederkehr“ in Detmold ist Anlass für ein erstes
Resümee, das Hans-Klaus
Jungheinrich zieht. Dabei
scheint ein Altersstil auf, der
die Konstruktivität früherer
Werke zugunsten einer glasklaren Lakonik hinter sich gelassen hat.
„Into Istanbul“ ist der Auftakt
zu einem weltumspannenden
Großprojekt, das vom Ensemble Modern und dem Siemens Arts Programm konzipiert wurde und zusammen
mit dem Goethe-Institut
durchgeführt wird. Jeweils vier
Komponisten sind in einer der
Metropolen Dubai, Johannesburg, Pearl River Delta und
Istanbul zu Gast und komponieren für das Ensemble
Modern. Beat Furrers neue
Ensemblekomposition wird am
10. Oktober im ersten Konzert
der Reihe in Frankfurt uraufgeführt.
[Premiere]
(Deutsche Erstaufführung)
]
-> [[Uraufführung]]
Orchester / Ensemble
Orchester / Ensemble
Orchester / Ensemble
Publikationen / Termine
Klänge einer Metropole
Beat Furrer lauscht in Istanbul 21
Werke wie Inseln
Mit seinem Orchesterstück
„archipel“ setzt Philipp Maintz
eine geologische Struktur in
23
Musik um
Mitteilsam und verständlich
Ondřej Kukal und sein
„Clarinettino“
27
Neue Bücher
32
Neue CDs
33
Sieben Himmel
Jonathan Harvey und sein
neues Chor-Orchesterstück
über Engelsnamen
28
Termine (Auswahl)
33
Impressum
36
Fünf Sterne
Andrea Lorenzo Scartazzini
schaut für das Collegium
Novum in den Himmel
22
Charlotte Seither – aktuell
32
Lied der Lieder
Matthias Pintschers neue
Projekte
24
Mein Leben ohne mich
Eine neue Ensemblekomposition von Miroslav Srnka 25
Hörende Augen, sehende Ohren
Der Komponist Vadim Karassikov und sein neues Werk
26
Un-fassbare Töne
Brice Pausets 5. Sinfonie
wird in Donaueschingen
uraufgeführt
29
Titelbild: Szenenfoto aus
Manfred Trojahns „La
Grande Magia“ in Dresden
(Foto: Monika Rittershaus)
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[t]akte
Raffinierte Verzierungen
Monteverdis „L’Orfeo“ im Urtext
Das verlegerische Schicksal des Orfeo brachte es mit sich,
dass entsprechend den zeitgenössischen Gepflogenheiten unterschiedliche Ausgaben des Werkes überliefert
sind. Die erste stammt aus dem Jahr 1609 und wurde
von Amadino in Venedig gedruckt. Sie entstand nach der
Uraufführung, die in einem bis heute nicht identifizierten Saal des Palazzo Ducale in Mantua im Jahre 1607
stattfand. Die zweite Ausgabe aus dem Jahr 1615 wurde
ebenfalls von Amadino gedruckt.
Die typographische Einrichtung beider Ausgaben ist
absolut identisch, so dass es zunächst keine Unterschiede zu geben scheint. Eine gründliche Untersuchung offenbarte jedoch in der Ausgabe von 1615, dass die Druckfehler der ersten Edition akkurat beseitigt wurden. Die
zweite Ausgabe ist also sehr hilfreich, vor allem für jene
Stellen, die auf den ersten Blick trotz ihrer Extravaganz
zur manchmal äußerst komplexen Stilistik des Werkes
zu gehören scheinen. Es dürfte also nicht schwer fallen,
diese wenigen Fälle auf eine flüssigere Version zurückzuführen.
L’Orfeo stellt ein faszinierendes Modell der Notation
für Stimmen dar. Monteverdis Genauigkeit beim Ausschreiben der Verzierungen ist mit derjenigen vergleichbar, die an Bach so häufig kritisiert worden ist. Heute
kennen wir aus zahlreichen Quellen ein hochinteressantes und anspruchsvolles Repertoire einer vokalen Verzierungskunst, die über Triller oder Tremoli verschiedener Art weit hinausgeht. Im Orfeo sind hochentwickelte Formen von Deklamation, von Akzenten und Klangkaskaden zu finden; außerdem wird ausgiebig von der
Antizipation von Noten oder Silben Gebrauch gemacht.
Es handelt sich dabei um sehr raffinierte Abläufe, die
im Allgemeinen dem guten Geschmack des Sängers
überlassen wurden. Warum Monteverdi sie derart präzise ausnotiert hat, wissen wir nicht. Von den späteren
venezianischen Opern wurde diese Präzision der Notation – außer in seltenen Fällen – nicht übernommen. Ich
beziehe mich nicht nur auf die beiden Versionen der Arie
„Possente spirto”, die allein genug Material liefern könnte, um ein enormes Repertoire an Verzierungen aufzulisten und deren Anwendungsmöglichkeiten darzustellen. Die Rolle des Orfeo ist vielmehr insgesamt durch
einen großen Reichtum an Ornamenten charakterisiert.
Insbesondere der lange Monolog zu Beginn des fünften
Aktes umfasst Beispiele höchster Qualität und großer
Eleganz der Verzierungen. Sie sollten die Aufführungspraxis dieser Oper nachhaltig prägen. Für ihre korrekte
Ausführung ist es unbedingt notwendig, sich ihre rhythmische Gestaltung genau vorzustellen, die – insofern sie
nicht regelmäßig ist – so doch zumindest in den Unterteilungen konsequent sein sollte. Viel Verwirrung ist in
den vergangenen Jahren durch die stilistische Vereinheitlichung der drei Opern Monteverdis entstanden. Der
Orfeo kann jedoch nicht auf dieselbe Weise behandelt
und aufgeführt werden wie Poppea und Ulisse. Wäh-
4 [t]akte 2I2008
Nach „Il ritorno d’Ulisse in patria” (2007) erscheint
nun mit Claudio Monteverdis „L’Orfeo” die zweite
der Opern des Italieners in der Edition Rinaldo Alessandrinis. Der Herausgeber führt in die Prinzipien
seiner Ausgabe ein.
Jean Corot: Orpheus führt Eurydike aus der Unterwelt (1861)
rend die beiden letzten Opern vom Kontrast zwischen
einem ausgereiften rezitativischen Stil und einer bereits
expressiven und zusammenhängenden Arien-Form geprägt sind – mit allen daraus folgenden Möglichkeiten
einer deutlichen Flexibilität des Tempos – so ist der Orfeo in einem einheitlichen Stil gehalten. Die Zahl der
Arien ist äußerst reduziert, und Monteverdi wählt den
Stil des „recitar cantando“ nicht nur für die meisten Teile der Oper, sondern auch für die in expressiver und
emotionaler Hinsicht wichtigsten Passagen. Die große
Genauigkeit der Notation sowie das Voranschreiten des
Basso continuo, der rhythmisch manchmal sehr elaboriert ist, legen jedoch für eine korrekte Aufführung nahe,
die Minima-Noten, das pulsierende Herz der gesamten
Oper, sehr regelmäßig zu dirigieren.
Wie bei der Ausgabe des Ulisse, so war es auch hier
die Absicht, eine vollständige Notation der ContinuoAkkorde anzubieten, und so sind wir auf dieselbe Weise
vorgegangen: Die Anmerkungen des Herausgebers finden sich in Klammern. Beide Ausgaben enthalten nur
sehr wenige Informationen über die originale Bezifferung. Diese wenigen Angaben sind außerdem recht konfus und können sich auf unterschiedliche Akkorde beziehen. Die Continuo-Spieler sollten sich also autorisiert
fühlen, individuelle Entscheidungen zu treffen. Für die
empfindliche Periode des Übergangs zwischen modaler Harmonik und Tonalität ist es außerdem sehr kompliziert, eine eindimensionale Lösung vorzugeben, vor
allem für die Bezifferung der Akkorde der vierten Stufe.
Da Vorzeichen fehlen, bleibt immer ein Zweifel bestehen, ob ein Dur- oder ein Moll-Akkord zu bevorzugen
ist. Die harmonische Analyse des zeitgenössischen Madrigalschaffens bildet keine große Hilfe, da dort beide
Optionen in annähernd gleicher Anzahl auftreten.
Wenn man die Linie der Stimme im Verhältnis zum Bass
analysiert, ergibt sich sehr deutlich, dass die fehlende
2I2008
Bezifferung nicht notwendigerweise den Einsatz einfacher Akkorde rechtfertigt, sondern dass es angebracht
sein kann, in den kadenzierenden Passagen zusammengesetzte Formeln und Akkorde hinzuzufügen.
Abschnitte, die im Original geschwärzt notiert waren, wurden in moderne Notation aufgelöst. Die aktuelle Musikwissenschaft hat für diese Fälle mehrere Lösungen vorgeschlagen. Selbstverständlich wird hier nur
eine angewandt: diejenige, die aus musikalischer Sicht
am überzeugendsten schien. Es ist einfach, aus dem kritischen Apparat auf die originale Notation zu schließen,
so dass die Musiker sich auch für abweichende Proportionen entscheiden können. Die originalen Mensurzeichen wurden erhalten, die Notation ist in den Violinund Bassschlüssel übertragen worden.
Die Stücke, die in Chiavette notiert waren, wurden
entsprechend der Regel bereits eine Quinte tiefer angegeben. Im Anhang befinden sich eine alternative Version, die um eine Quarte tiefer transponiert ist, und die
Originalversion.
Monteverdi hat eine große Fülle von Angaben zur
Instrumentation hinterlassen. Diese werden vollständig und in der originalen Form aufgeführt. Ergänzende
Angaben befinden sich in Klammern. Es sei lediglich
daran erinnert, dass die Entscheidung für oder gegen
den Einsatz einiger Instrumente den rhetorischen Regeln entsprechen sollte. Aus diesem Grund wurde vermieden, in den ersten beiden Akten die Verwendung von
Cornetti und Posaunen vorzuschlagen, da diese Instrumente mit der Umgebung der Hölle im dritten und vierRinaldo Alessandrini
ten Akt verbunden sind.
(Übersetzung: Christine Anderson)
L’ORFEO
FAVOLA IN MUSICA
DA CLAUDIO MONTEVERDI
RAPPRESENTATA IN MANTOVA
l’Anno 1607. & nouamente data in luce
AL SERENISSIMO SIGNOR
D. FRANCESCO GONZAGA
Prencipe di Mantoua, & di Monferrato, &cc.
In Venetia Appresso Ricciardo Amadino
MDCIX
PERSONAGGI
La Musica Prologo (soprano), Orfeo (tenore), Euridice
(soprano), Choro di Ninfe, e Pastori, [Messaggera (soprano)], Speranza (soprano), Caronte (basso), Choro di
Spiriti infernali, Proserpina (soprano), Plutone (basso),
Apollo (tenore)
STROMENTI
Duoi Gravicembani, Duoi contrabbassi de Viola, Dieci
Viole da brazzo, Un Arpa doppia, Duoi Violini piccoli
alla Francese, Duoi [recte: tre] Chitaroni, Duoi Organi
di legno, Tre bassi da gamba, Quattro [recte: cinque]
Tromboni, Un regale, Duoi Cornetti, Un Flautino alla
Vigesima seconda, Un Clarino con tre trombe sordine
Herausgeber: Rinaldo Alessandrini
Verlag: Bärenreiter. Partitur und Klavierauszug
käuflich, Aufführungsmaterial leihweise
Nachrichten
Eine elfbändige Gesamtausgabe der Vokalwerke des
Barockkomponisten Johann Pachelbel (1653–1706) hat
der Bärenreiter-Verlag begonnen. Messen, Vokalconcerti, Magnificats und Arien machen diesen umfangreichen und gehaltvollen Werkkomplex aus. Bis 2013
werden die Herausgeber Wolfgang Hirschmann,
Thomas Röder und Katharina Larissa Paech die mehr
als 60 Vokalwerke gesichtet und ediert haben. Bei Werken, wo dies sinnvoll ist, wird der Verlag Einzelausgaben für die Praxis herausgeben und damit die Wiederentdeckung eines Komponisten möglich machen, der
als einer der wichtigsten Schöpfer von Kirchenmusik
um 1700 gilt.
Felix Mendelssohn Bartholdy hat mit großer Stilsicherheit und Eloquenz eine umfangreiche Korrespondenz unterhalten. Familien-, Reise- und Freund-
schaftsbriefe, Briefwechsel mit bedeutenden Komponisten, Musikern, Künstlern und Verlegern. Berühmte Zeitgenossen wie Robert Schumann, Franz Liszt,
Richard Wagner, aber auch Johann Wolfgang von Goethe, Carl Friedrich Zelter und Alexander von Humboldt
gehörten zu seinen Korrespondenzpartnern. Die bei
Bärenreiter ab November 2008 erscheinende wissenschaftlich-kritische Gesamtausgabe erschließt
erstmals sämtliche etwa 5.000 bekannten Briefe
Felix Mendelssohn Bartholdys. Die Ausgabe legt quellenkritisch erarbeitete Fassungen der Brieftexte vor,
bringt deren historischen Kontext zur Sprache und
kommentiert erklärungsbedürftige Details. Sie ist auf
12 Briefbände und eine CD-ROM für das Gesamtregister und Ergänzungen angelegt. Der erste Band erscheint im November. – Nähere Informationen:
www.baerenreiter.com.
]
[t]akte 2I2008 5
[t]akte
Cavalli kommt wieder
Zum Start der Gesamtausgabe seiner Opernwerke
Pietro Francesco Cavalli (1602–1676), der sich in der Kapelle von San Marco in Venedig vom Chorknaben (1616)
bis zum „Maestro di cappella“( 1668) hochdiente, war der
bekannteste Opernkomponist in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Während seiner Opernkarriere, die sich über
die Jahre 1639–1673 erstreckte, schuf er nicht nur annähernd 30 Werke für venezianische Theater, sondern auch
etliche Werke für andere wichtige Zentren in Europa wie
Mailand, Florenz und Paris. Viele der Opern, die ursprünglich für Venedig geschrieben worden waren, verbreiteten sich zudem weit über die italienische Halbinsel und darüber hinaus. Obwohl er unzweifelhaft von
seiner Verbindung zu Monteverdi profitierte, war Cavallis spezieller Platz in der Operngeschichte ein Ergebnis
eigener Begabung.
Kurz nach dem Karneval 1637 gründete Cavalli zusammen mit einigen Kollegen (einem Librettisten, einem Sänger und einem Choreographen) eine Produktionsgesellschaft. Die Gruppe übernahm das Teatro San
Cassiano, wo sie 1639 Cavallis erste Oper, Le nozze di Teti
e di Peleo, produzierten. Er brachte noch acht weitere
Opern in San Cassiano zur Aufführung, bevor er sich zu
anderen Theatern orientierte, in denen er seine jährlichen Produktionen bis in die späten 1660er-Jahre geradlinig weiterverfolgte.
Die Entwicklung der Opernkarriere Cavallis überschneidet sich mit einem Zeitraum bemerkenswerten
Wachstums der venezianischen „Opernindustrie“. Das
wird an der rasch anwachsenden Zahl von Theatern
sichtbar – von einem (1637), zu zwei (1639), zu drei (1640)
und schließlich zu vier Theatern (1641) – und dem gleichzeitigen Anstieg der jährlichen Produktion – von einer
einzigen Oper 1637 bis zum Höchststand von sieben
Opern 1642, zwei davon aus der Feder Cavallis. In den
frühen 1640er-Jahren wurde die Oper zu einer der
Hauptattraktionen des berühmten venezianischen Karnevals.
In den 1640er-Jahren verstand es das Team CavalliFaustini einzigartig, in regelmäßiger Folge Opern herauszubringen. Um die schnelle Produktion neuer Werke zu erleichtern, entstand eine Reihe musikalisch-dramatischer Konventionen, die ihren Platz innerhalb des
Kontexts standardisierter Handlungen fanden. Viele
dieser Konventionen haben sich bis zum heutigen Tag
in der Oper gehalten.
Cavallis historische Bedeutung wird seit dem späten
19. Jahrhundert wieder gewürdigt. Aber seine Musik war
nur denen zugänglich, die willens und in der Lage waren, sie selbst anhand der handschriftlichen Partituren
zu transkribieren. Bis in die jüngere Vergangenheit basierten die meisten Aufführungen auf Editionen, die
dem Geschmack eines Publikums entsprechen wollten,
das nicht mit dem relativ kargen Opernstil des 17. Jahrhunderts vertraut war. Denn die originalen Partituren
bestehen im Wesentlichen aus einer Singstimme und
6 [t]akte 2I2008
Mit seinem Konzept standardisierter Handlungen
schrieb der venezianische Opernkomponist Pietro
Cavalli Geschichte. Die neue kritische CavalliEdition bei Bärenreiter startet mit „Ercole amante“.
einer Basslinie, lediglich einigen Streicherstellen für Ritornelle und einem gelegentlichen Accompagnato einer
Aria. Herausgeber fügten oft sowohl Streicher- als auch
Holz- und Blechbläserpartien hinzu. Eine zweite Aufführungswelle folgte mit Partituren die, beeinflusst durch
die sich entwickelnde „Alte-Musik-Bewegung“, um viele der Zusätze bereinigt worden waren. Der Notentext
war aber nach wie vor unzuverlässig, und alle Aufführungen waren abhängig von den Vorlieben und dem
Geschmack des jeweiligen Herausgebers.
In den vergangenen zehn Jahren wuchs das Interesse des Publikums erneut. Diese Opern werden nun als
eine unerschlossene Quelle attraktiver neuer Erfahrungen für das zeitgenössische Opernpublikum betrachtet.
Als Reaktion auf dieses Interesse und um den Opernhäusern heute zuverlässige Aufführungsmateriale zugänglich zu machen, entstand die Idee, eine Gesamtausgabe der Werke Cavallis herauszugeben. Unter der Federführung des Bärenreiter-Verlages ist eine erste Serie, die 14 Opern umfassen wird, auf den Weg gebracht
worden. Jede Oper wird nach einheitlichen Editionsrichtlinien von einem anderen Musikwissenschaftler
herausgegeben.
Sobald mit Calisto und Ercole amante 2009 der Anfang gemacht ist, die beide von Alvaro Torrente herausgegeben werden, wird ein Werk pro Jahr erscheinen. Die
Partituren, die höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, werden Aufführungen durch die Beseitigung von Unklarheiten in der Notation, durch Hinzufügung von gegebenenfalls notwendigen Instrumentalstimmen und durch die Vorlage des Textes erleichtern.
Ellen Rosand
Generalherausgeberin Cavalli Edition
(Übersetzung: Jutta Weis)
Francesco Cavalli
Ercole amante (1662). Hrsg. von Álvaro Torrente.
Opere di Francesco Cavalli. Bärenreiter-Verlag 2010.
Aufführungsmaterial vorab erhältlich.
Erste Aufführung nach der Neuedition: 11.1.2009
Amsterdam. De Nederlandse Opera, Musikalische
Leitung: Ivor Bolton, Inszenierung: David Alden
Besetzung: Prolog: Cinthia (Sopran*), Tevere (Bass*)
– Oper: Ercole (Bass), Venere (Sopran), Giunone (Sopran), Hyllo (Tenor), Iole (Sopran), Paggio (Sopran),
Deianira (Sopran), Licco (Alt), Pasithea (Sopran*),
Sonno (stumm), Mercurio (Tenor), Nettuno (Bass),
Eutyro (Bass*), Bussiride (Alt), Clerica (Sopran*),
Laomedonte (Tenor*), Bellezza (Sopran*).
* Doppelbesetzung möglich, insgesamt erforderlich
5 Soprane, 1 Alt, 2 Tenöre, 2 Bässe
Orchester: 5 Stimmen
2I2008
Ein Held in Liebe
Francesco Cavallis „Ercole amante“ in der Neuedition von Álvaro Torrente
1659 wurde Francesco Cavalli dazu aufgefordert, eine
Oper anlässlich der Hochzeit Ludwig XIV. mit der Infantin Maria Theresa, Tochter des spanischen Königs Philipp IV. zu komponieren, die nach jahrzehntelangen
Kämpfen ein Friedensabkommen zwischen Frankreich
und Spanien besiegelte. Der kluge Kopf hinter dieser
diplomatischen Übereinkunft war Kardinal Jules Mazarin, der sich entschloss, das Abkommen und die Hochzeit als das aufwendigste Spektakel zu begehen, das
jemals in Europa zu sehen war. Da das Ereignis nach
Glanz und Pracht verlangte, beauftragte Mazarin den
italienischen Architekten Vigarani damit, das außergewöhnlichste Theater Europas zu bauen: die „Salle des
Machines“ im Palast der Tuilerien, die 7.000 Zuschauer
aufnehmen konnte. Unverwechselbare Besonderheiten
des Theaters waren die Maschinen, die fantastische optische Effekte ermöglichten. Ein großer Nachteil war
freilich die katastrophale Akustik.
Das Opernlibretto von Abate Francesco Buti basiert
auf einer Kombination von Sophokles’ Trachinerinnen
und Ovids Metamorphosen. Deutlich abweichend vom
herkömmlichen venezianischen Libretto ist es in fünf
statt in drei Akte aufgeteilt, komische Szenen für einfache Charaktere wurden reduziert und umfangreiche
kommentierende Chorszenen hinzugefügt.
Herkules’ (Ercoles) leidenschaftliche Liebe zu der jungen Iole, Braut seines Sohnes Hyllo, bringt ihn dazu, seine Frau Deianira zu verstoßen und seinen eigenen Sohn
ins Gefängnis zu bringen. Iole ruft den Geist ihres Vaters Eurytos an, der von Herkules getötet worden war
und der alle Opfer des Helden auffordert, dessen Tod zu
fordern. Um die Liebe ihres Ehemannes zurückzuerlangen, schickt Deianira ihm ein vom Blut des Zentauren
Nessos durchtränktes, magisches Gewand, das, wie er
versprochen hat, Ercole vor Untreue bewahren soll. Nicht
wissend, dass das Gewand vergiftet ist, gibt Iole es Ercole während ihrer Hochzeit. Als er es anzieht, verbrennt
sein Körper. Während Hyllo, der für tot gehalten wird,
wieder auftaucht, erscheint Juno vom Himmel, um zu
verkünden, dass Jupiter Ercole gerettet und ihn mit Bellezza vermählt hat. Die Oper endet mit dem französischen Ercole und der spanischen Bellezza, die im Himmel bejubelt und von Sternen und Planeten umkreist
werden. Die Oper vermittelt Ludwig, Maria Theresa und
ihrem Hof die moralische Botschaft über die Gefahren
von Treulosigkeit und Eifersucht.
Cavalli unternahm größte Anstrengungen, um den
wichtigsten Auftrag seines Lebens zu erfüllen. Er bediente sich einer ungewöhnlich großen Zahl von Quellen. Das Orchester nimmt eine führende Rolle ein, sowohl in den sinfonischen Instrumentalteilen als auch
Herakles, Deianira und Nessos auf einer attischen Vase aus dem
6. Jahrhundert v. Chr. Louvre, Paris.
bei der Begleitung von Arien, Chören und Rezitativen.
Das Werk ist vermutlich nicht nur von den Streicherensembles des französischen Hofs – Les vingt-quatre violons und Les petits violons –, sondern wahrscheinlich
auch von Bläsern im Dienste des Sonnenkönigs aufgeführt worden. Große Chöre mit sieben oder acht Teilen
kommen im Prolog und der Schlussszene zum Einsatz,
während kleinere Ensembles mit kontrastierenden
Klangfarben die Handlung betonen und damit eine bedeutende dramaturgische Funktion übernehmen: der
Schlummerchor „Dormi, o Sonno dormi“, die Anrufung
der Unterwelt „Gradisci o Re“, die Verdammung der Geister „Pera, mora il crudel“ oder die religiöse Anrufung von
Juno „Pronuba e casta dea“. Die Oper weist zudem Merkmale auf, die zu Standards der europäischen Oper wurden: das liebliche Duett der jungen Liebenden Iole und
Hyllo etwa in „Amor, ardor piu raro“ – mit dem komischen Widerpart von Licco und dem Pagen „Amor chi a
senno in se“ – oder das Lamento der verlassenen Deianira „Ahí ch’amarezza“.
Ungeachtet aller Bemühungen war der Oper kein Erfolg beschieden, was im Wesentlichen der schlechten
Akustik des Theaters zuzuschreiben ist. Nur die Probenarbeiten in Mazarins Palast boten die Möglichkeit, die
Musik zu genießen, was Cavalli nicht befriedigte. So
kehrte er kurze Zeit später mit dem festen Vorhaben
nach Venedig zurück, nie wieder eine Oper zu komponieren. Glücklicherweise hat er sein Wort gebrochen.
Álvaro Torrente
(Übersetzung: Jutta Weis)
]
[t]akte 2I2008 7
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2I2008
„Semiramide va alle stelle!“
Christoph Willibald Glucks erste Oper für Wien
Mitten in Glucks „Wandertruppenjahre“ (1746–1752) fiel
ein Ereignis, das seinen weiteren Lebensweg entscheidend bestimmt hat: sein Debut als Opernkomponist in
Wien. Das Datum: 14. Mai 1748. Tags zuvor war der Geburtstag der jungen Kaiserin Maria Theresia gefeiert
worden. Eine Festaufführung also, für die das „k. k. Hoftheater nächst der Burg“ aufwendig renoviert worden
war. Für die Festoper wurde weder bei der Ausstattung
– Bühnenbild, Kostüme, Requisiten – noch bei der Verpflichtung der mitwirkenden Künstler gespart, man
hatte „die besten Stimmen, so man finden können, zusammen gesucht“ und aus Italien „die ihrer Action halber sehr renomirte Tesi mit noch einigen anderen Virtuosen zu der Orchestre“ engagiert. Vier der sechs beteiligten Solisten hatten bereits in Italien oder London
unter Glucks Leitung in seinen Opern gesungen, ein bewährtes „Gluck-Ensemble“ also.
Für den dreiunddreißigjährigen Gluck bedeutete der
Kompositionsauftrag Ehre und Herausforderung
zugleich. Die Wahl des Librettos der Festoper hatte ganz
im Zeichen des Geburtstages der Kaiserin gestanden.
Metastasios „Dramma per musica“ La Semiramide riconosciuta war mit Bedacht bereits bei der Kaiserkrönung
Maria Theresias 1743 in Prag als Festoper in Szene gesetzt worden, in Anspielung auf die „Pragmatische Sanktion“ (die weibliche Erbfolge im Haus Habsburg). Jetzt,
im Frühjahr 1748, hatte Metastasios Dramenhandlung
um die in Männerkleidung als „König Ninus“ in Babylon regierende Semiramis noch deutlicher, ja hochaktuell Bezug zur politischen Situation: Bei den gleichzeitig stattfindenden Friedensverhandlungen in Aachen
ging es um die Anerkennung Maria Theresias als Kaiserin durch die europäischen Mächte. Kenner dieser brisant-problematischen Situation wussten sehr wohl um
die Doppelbedeutung des gewählten Operntitels: „riconosciuta“ kann sowohl „wiedererkannt“ als auch „anerkannt“ bedeuten.
Die im Libretto abgedruckte Vorgeschichte und die
Handlung der Oper sind verwickelt konstruiert. Getrennte Geschwister, alte Freunde, Rivalen und Intriganten begegnen sich – anfangs unerkannt – nach langer
Zeit am Hof des babylonischen Königs Ninus (alias Semiramide) wieder, als die am Hof lebende Prinzessin
Tamiri aus den herbeigeeilten Freiern einen Gatten
wählen soll. Der Königspalast, die legendären Hängenden Gärten der Semiramis und ein malerisches Hafenambiente bilden die Szenerie. Die aus Afrika, Asien und
dem Vorderen Orient stammenden Protagonisten sorgen mit ihrem Gefolge für ein farbiges Erscheinungsbild. Bis zur Entwirrung des Knotens kommt es zu Zweikampf, Entführung und einem Giftbecher.
Durch den geschickten Einsatz solistischer Instrumente, eine Bühnenmusik „d‘istromenti barbari“, durch eine
Tanzszene, den Chor am Schluss der Oper wusste Gluck
Glucks „La Semiramide riconosciuta“ nach einer Vorlage von Pietro Metastasio wird 260 Jahre nach ihrer
Uraufführung im Wiener Burgtheater zum ersten Mal
wieder auf einer Opernbühne zu erleben sein: ab dem
18. Oktober am Mainzer Staatstheater.
Babylon. Aus der „Schedelschen Weltchronik“. Nürnberg 1493
reichlich klangliche Abwechslung zu schaffen. Interessanterweise ist die Hauptrolle der Semiramis eine relativ tief gelagerte Altpartie. Dem Typus der virtuosen
Kastratenpartie entspricht am ehesten die Rolle des Scitalce (Sopran), jene des Ircano zeichnet einen energischen Charakter. Die Tenorpartie des Mirteo bevorzugt
gemäßigte Tempi und ist ebenso lyrisch angelegt wie
jene der heftig umworbenen Tamiri. Pietro Metastasios
Bemerkung – „una musica arcivandalica insopportabile“ – dürfte sich auf manche vom italienischen Geschmack abweichende Wendung der Melodik und auf
Kühnheiten der Orchesterbehandlung bezogen haben;
Gluck beschränkte sich weder auf geschmeidige Koloraturen noch auf einen gefälligen Orchestersatz. Er ließ
das Orchestervorspiel zu einigen Arien weg und verzichtete mitunter auf die Da-capo-Form. Weit vorausblickend, hatte er das Zusammenwirken aller theatralischen Kräfte im Blick und ließ die engen Grenzen der
italienisch-virtuosen Gesangsoper hinter sich: „Semiramide va alle stelle“, musste selbst der kritische Metastasio nach dem Erfolg der Oper eingestehen.
Gerhard Croll / Thomas Hauschka
Christoph Willibald Gluck
Dramma per musica in drei Akten. Libretto von Pietro
Metastasio
Hrsg. von Gerhard Croll und Thomas Hauschka
Sämtliche Werke, Band III/12. Bärenreiter-Verlag.
Aufführungsmaterial leihweise
16.10.2008: Staatstheater Mainz, Musikalische
Leitung: Michael Millard, Inszenierung, Bühne und
Kostüme: Peer Boysen
Personen: Semiramide (Alt), Mirteo (Tenor), Ircano (Sopran), Scitalce (Sopran), Tamiri (Sopran), Sibari
(Sopran)
Orchester: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte – 2 Hörner,
2 Trompeten – Pauken – Streicher – Cembalo – Bühnenmusik „istromenti barbari“
]
[t]akte 2I2008 9
[t]akte
e-Moll
Felix Mendelssohns drittes Klavierkonzert
Mendelssohn erwog ernsthaft zwischen März 1842 und
März 1844, ein Klavierkonzert zu schreiben, das genau
wie Opus 64 aus drei zusammenhängenden Sätzen bestehen sollte und für das er außerdem ebenfalls die Tonart e-Moll gewählt hatte. Die Anregung für diese Komposition könnte von Edward Buxton stammen, der für
den englischen Verlag J. J. Ewer & Co. tätig war. Mendelssohn erwähnt in einem Brief an Buxton vom 5. März
1842 explizit den Gedanken an ein „drittes [Klavier-]Konzert“ und fährt fort: „ich plane einen Englandbesuch in
diesem Frühjahr und beabsichtige, ein paar Wochen in
London zu verbringen, um einige neue Kompositionen
zu veröffentlichen, die ich geschrieben habe; ich hoffe,
bis dahin ein Konzert zu vollenden, und würde es natürlich zuerst Ihnen anbieten, sollte dies der Fall sein“
(Brief Mendelssohns an Buxton vom 5. März 1842).
Wie wir wissen, wurde aus dieser Idee zu diesem Zeitpunkt nichts; zwei Jahre später jedoch, als er seine achte Englandreise plante, schrieb Mendelssohn an seinen
Leipziger Verleger Breitkopf & Härtel, „ein Clavier-Concert denke ich bis dahin [Mitte April] zu beendigen, und
dann möchte ich Sie wohl bitten es abermals in die Welt
zu lootsen!“ (Brief Mendelssohns an Breitkopf & Härtel
vom 5. März 1844).
Obwohl Mendelssohn sein „drittes“ Klavierkonzert
für England niemals beendete, hinterließ er einen ausgedehnten Entwurf für die ersten beiden Sätze und war
sich seiner Sache sicher genug, um bereits mehrere Seiten einer Orchesterpartitur des ersten Satzes niederzuschreiben. Diese Quellen sind in der Bodleian Library in
Oxford erhalten. Im vorliegenden Zusammenhang ist
für uns die Tatsache von Bedeutung, dass das Klavierkonzert mit dem Violinkonzert in e-Moll nicht nur die
Tonart, sondern auch ein gewisses Maß an thematischem Material gemein hat. Besonders auffällig sind die
offensichtlichen Parallelen zwischen dem zweiten Thema des ersten Satzes und dem bekannten zweiten Thema von Opus 64, wo die Bläser die Melodie in G-Dur einführen, während die Solovioline darunter auf der G-Saite einen ausgehaltenen Orgelpunkt spielt. Das G-DurThema für das Klavierkonzert, das über einem Tremolo
Felix Mendelssohn Bartholdy
Konzert in e Nr. 3 für Klavier und Orchester
Rekonstruiert und vervollständigt von R. Larry Todd
Bärenreiter-Verlag 2008. Partitur käuflich, Aufführungsmaterial leihweise
Erste Aufführung: 10.1.2009 Bad Kissingen (Festival
Winterzauber), Matthias Kirschnereit (Klavier), Sinfonieorchester Basel, Leitung.: Mario Venzago
(auch 11.1.2009, Garmisch-Partenkirchen)
US-Premiere: 18.3.2009 New York, Tatiana Goncharova (Klavier), Lyric Chamber Ensemble
10 [t]akte 2I2008
Ein „neues” Klavierkonzert von Felix Mendelssohn!
Aus den vorhandenen Skizzen hat Larry Todd das
in den Jahren zwischen 1842 und 1844 entworfene
Konzert in e-Moll rekonstruiert und ergänzt.
im Bass erscheint, gleicht einem frühen Entwurf für sein
Schwesterthema in Opus 64. In ähnlicher Weise deutet
die abgerissene Bewegung des zu Beginn des Klavierkonzerts stehenden e-Moll-Themas, das – bereichert
durch den Leitton dis – die absteigende Quarte e-h durchschreitet, auf das Orchestertutti voraus, mit dem der erste Satz von Opus 64 endet.
Der fragmentarische Entwurf des dritten Klavierkonzerts erweist sich als ein eindrucksvolles Bindeglied
zwischen dem ursprünglichen Entwurf des Violinkonzerts, der Mendelssohn im Juli 1838 keine Ruhe gelassen hatte, und der im September 1844 vollendeten Partitur. Er verwendete also einige im Zusammenhang mit
dem Violinkonzert entstandene Einfälle, als er die Arbeit am Klavierkonzert aufnahm; und als er dieses Projekt aufgegeben hatte, tauchte das Material schließlich
in Opus 64 auf.
Der bekannte Mendelssohn-Forscher R. Larry Todd
(Duke University) legt für seine Edition Mendelssohns
Autograph-Particell (Oxford) und eine bei Henschke für
N. Gade angefertigte Abschrift (Yale University)
zugrunde. Mendelssohns Particell hat Todd bis zum Ende
des zweiten Satzes orchestriert (Mendelssohns Particell
beinhaltet Instrumentenangaben) und Todd fügte als
dritten Satz eine Umarbeitung für Klavier der SolostimDouglas Woodfull-Harris
me aus Opus 64 hinzu.
2I2008
Mehr als „Carmen“
und „Faust“
Die französische Oper zwischen der Revolution und
dem Beginn der Moderne
Vom reichhaltigen Repertoire der französischen Oper
des 19. Jahrhunderts haben sich nur wenige Werke bis
heute auf den Bühnen behauptet: Carmen und Faust
sind die bekanntesten. Andere, die im 19. und frühen 20.
Jahrhundert nicht nur die französischen Spielpläne beherrschten, warten auf ihre Wiederentdeckung. Dies
erstaunt umso mehr, als man weiß, wie couragiert und
verschiedenartig die Produktionen der Pariser Opernhäuser zu jener Zeit waren. Die Opéra-Comique brach
Rekorde zum einen durch die hohe Zahl neuer Werke,
aber auch durch die Dichte ihrer Vorstellungen; die
Grand Opéra festigte die Karrieren der berühmtesten
französischen und ausländischen Sänger; das ThéâtreLyrique entdeckte junge Komponisten und trug zu einer außergewöhnlichen Diversifikation der Genres bei;
die Opéra bouffe und die Operette beherrschten die Boulevards. Komponisten wie Cherubini, Méhul, Spontini,
Boieldieu, Auber, Halévy, Adam, Thomas, Gounod, Lalo,
Saint-Saëns, Delibes, Bizet, Chabrier, Massenet u. a. gelangten zu Weltruhm.
Nach der Wiederentdeckung der Barockoper in den
letzten zwei Jahrzehnten wächst nun auch das Interesse an diesem zum Teil vernachlässigten Repertoire. Im
Zuge dessen wird der Bärenreiter-Verlag das reiche Korpus zu neuem Leben erwecken und hat die Veröffentlichung der Reihe L’Opéra français auf die Agenda gesetzt.
Sie entsteht nach dem Vorbild der großen DenkmälerAusgaben als kritische Edition der zentralen musikdramatischen Werke, die in der gesellschaftlich spannenden Zeit zwischen der Revolution und dem Ausbruch des
Ersten Weltkriegs entstanden sind. Darin sind die Werke enthalten, die in musikalischer und dramatischer
Hinsicht von entscheidender Bedeutung oder charakteristisch für einen Stil oder eine Gattung sind.
Die Bände entsprechen gleichermaßen den wissenschaftlichen Anforderungen einer kritischen Edition als
auch den praktischen Bedürfnissen der Bühnen und der
Ausführenden. Alle bekannten Quellen fließen in die
Ausgaben ein. Die Ausstattung der Partituren und der
Materiale folgt heute gängiger Praxis. Der kritische Bericht ermöglicht es, den Zustand des Werkes in seinen
Quellen zu erkennen.
Jeder Band enthält eine Einleitung des wissenschaftlichen Herausgebers, das Libretto, die Partitur, den kritischen Bericht zum Notentext und gegebenenfalls Anhänge. Die entsprechenden Aufführungsmateriale werden sukzessive erscheinen, Erstaufführungrechte sind
zum Teil noch zu vergeben. Damit wird die Basis geschaffen, um das Repertoire gemäß den heutigen Ansprüchen in seiner Vielfalt den Theatern wieder zugängBV / Red.
lich zu machen.
Mit der Editionsreihe „L’Opéra français“ unternimmt Bärenreiter eine Ehrenrettung des französischen Musiktheaters des 19. Jahrhunderts und öffnet auf der Basis gesicherter Quellenerkenntnisse
einen reichen Fundus an Werken, die eine Wiederentdeckung lohnen.
Abbildung: Aufführung in der Salle de la rue le Pelletier, Heimat der
Pariser Oper von 1821 bis 1873
L’Opéra français
Editionsleiter: Paul Prévost
Bärenreiter-Verlag Kassel 2008ff.
Adolphe Adam: Le Toréador ou L’Accord parfait
Hrsg. von Paul Prévost (2008)
Aufführungsmaterial bereits leihweise erhältlich
Édouard Lalo: Fiesque
Hrsg. von Hugh Macdonald (2009)
Daniel François Esprit Auber: Le Domino noir
Hrsg. von Emmanuel Trombowsky (2010)
Ambroise Thomas: Hamlet
Hrsg. von Hugh Macdonald und Sarah Plummer (2011)
Jules Massenet: Werther
Hrsg. von Lesley Wright (2011)
Emmanuel Chabrier: L’Étoile
Hrsg. von Hugh Macdonald (2012)
Aufführungsmaterial ab Frühjahr 2010 leihweise
vorab erhältlich
Camille Saint-Saëns: Samson et Dalila
Hrsg. von Andreas Jacob (2012)
Charles Gounod: Roméo et Juliette
Hrsg. von Arnold Jacobshagen (2013)
Charles Gounod: Faust
Hrsg. von Paul Prévost (2013)
Georges Bizet: Carmen
Hrsg. von Hervé Lacombe (2014)
Die Reihe wird ca. 35 Bände umfassen und zur
Subskription angeboten.
]
[t]akte 2I2008 11
[t]akte
Halévys „La Juive“ an der Staatsoper Stuttgart
Jossi Wieler, Sergio Morabito und Sébastien Rouland
haben im März an der Staatsoper Stuttgart Halévys
brisante Oper „La Juive“ herausgebracht und aus
dem Stück ein Exempel aktuellen Musiktheaters gemacht.
Die 1835 uraufgeführte, seit den 1930er-Jahren von den
Bühnen verschwundene und erst in jüngster Zeit zaghaft wieder gespielte „Jüdin“ Halévys ist mit ihrem
Ineinander von christlichem Antijudaismus und jüdischem Märtyrertod angesichts der jüngsten Geschichte
noch immer von höchster Brisanz.
Die Schwierigkeiten des Umgangs sind im Stück selbst
begründet. Halévy und sein Librettist Eugène Scribe haben in La Juive nichts Geringeres unternommen, als das
individuelle Schicksal der Hauptfiguren vor ein Geschichtspanorama zu stellen, und das Ganze mit einer
amourösen Intrige unterfüttert. Der Jude Eléazar und sein
Gegenspieler, der katholische Kardinal Brogni, sind dabei
allerdings nicht Protagonisten eines Ideendramas, sondern agieren fast ausschließlich als Individuen ihres
Schicksals. Verkompliziert wird die das Stück beherrschende Auseinandersetzung zweier Väter, die
gleichermaßen Täter wie Opfer sind, durch Rachels Liebesbeziehung zum Reichsfürsten Léopold – ein Doppelspiel, dessen Gefühlskatastrophe die Handlung zur
schlimmstmöglichen Wendung treibt. Erst im Augenblick ihrer Hinrichtung, als es zu spät ist, enthüllt Eléazar, dass seine vermeintliche Tochter Rachel in Wahrheit
Brognis Kind ist, das er einst vor dem Feuertod rettete.
An der Staatsoper Stuttgart (Premiere: 16.3.2008, Musikal. Leitung: Sébastien Rouland) vertrauten Jossi Wie-
ler und Sergio Morabito in ihrer weitgehend strichlosen
Inszenierung Halévys kontrastiver Mischung von emotionalen Affekten und spektakulären Chorszenen. Der
erste Schock stellte sich ein, als der Vorhang hoch ging.
Man fühlte sich ins Laientheater versetzt: links das Portal einer Kirche – die Handlung spielt 1414 zur Zeit des
Konstanzer Konzils –, rechts das schmucke Fachwerkhaus des jüdischen Goldschmieds Eléazar, dazwischen
ein Platz, der den Blick auf einen Wehrgang freigibt. Ein
pittoreskes Mittelalter im überdimensionierten Puppenstubenformat, wie das Libretto es andeutet. Doch es
sollte, scheinbar, noch schlimmer kommen. Wenn der
Chor nach dem einleitenden „Te Deum“ von der seitlichen Kulisse auf die Szene strömt und sich die Massenhysterie aus Jahrmarktstaumel und Judenhass auf Eléazar und Rachel entlädt, werden wir zu Zeugen einer farbenfreudigen Verkleidungsshow, die aus den Alltagsfiguren jene Laienschar macht, die als blindwütiges Kollektiv das grausame Katz-und-Maus-Spiel des antisemitischen Pogroms beginnt.
Die überrumpelnde Theatralik erinnert an Elias Canettis Beschreibung der Hetzmeute in Masse und Macht
und schreckt selbst vor der Groteske nicht zurück – wenn
Neider dem Kaiserdarsteller die Krone und den Purpurmantel herunterreißen oder gleich mehrere Päpste sich
um den Krummstab balgen.
Vexierbilder der Gewalt
Pittoreskes Mittelalter im Puppenstubenformat. „La Juive“ in Stuttgart (Fotos: Martin Sigmund)
12 [t]akte 2I2008
2I2008
Schnell wird klar, um was es dem Regieduo Wieler/
Morabito geht: Die Gewalt der Bilder erzeugt Vexierbilder der Gewalt. Die Voyeure auf beiden Seiten der Rampe sind Mitwirkende im Spiel, Zuschauer und Handelnde zugleich. Beklemmend wird dieses Spiel im Spiel im
Schlussakt, wenn der Chor im karnevalesken Alptraum
mit Hakennasen, Judenhüten und Taschenlampen erst
zur Hetzjagd bläst, dann zum Trauermarsch in schwarzer Maskierung kofferschleppend und niedergebeugt
den endlosen Zug der Juden in die Shoah karikiert – also
das Entsetzen zeigt und zugleich mit ihm Spott treibt –,
und schließlich den letzten Gang der Verurteilten beklatscht.
Bert Neumann hat die Bilder der fünf Akte auf eine
Drehbühne gesetzt, die in den drei Mittelakten mit Laufgängen und Treppen versatzstückartig das hintere Gestänge des vorderen Szenenaufbaus freigibt – ein Gitterwerk, das die Mechanismen der Handlung freilegt,
die Figuren gleichsam skelettiert und damit ihre inneren Konflikte nach außen stülpt. Dass dabei auch die
Komik – der den starken Mann mimende Schwächling
Léopold im weinroten Spießer-Blazer, seine Gattin Eudoxie als Domina in Reizwäsche, die zum farbenfrohen
Kinderkreuzzug umfunktionierte Ballettpantomime –
dick aufgetragen wird, ist durchaus im Sinne des Stücks.
Betroffenheit entsteht gerade nicht durch eine vordergründige Politisierung, sondern durch eine ästhetische „Über-Setzung“, die die Position des Zuschauers hier
und heute ins Spiel mit einbezieht. Wieler/Morabito treiben die antisemitischen Klischees dabei so weit, dass
uns der Schrecken im Hals stecken bleibt und wir nicht
mehr wissen, was Spiel und was Spiel im Spiel ist. Sichtbar werden auf diese Weise gerade die seelischen Ambiguitäten und psychischen Grenzsituationen, in die die
Handlung immer wieder die Figuren treibt. Und selbst
der veränderte Schluss – Rachel und Eléazar werden
nicht hingerichtet, sondern Eléazar entreißt dem als
Henker kostümierten Brogni die Pistole und tötet erst
Rachel und dann sich selbst – fügt sich ins Spiel: Eléazars ungelöster Zwiespalt zwischen unversöhnlichem
Christenhass und väterlicher Liebe wird aufgehoben im
Selbstopfer des zum Tode Verurteilten und der fatalistisch liebenden Rachel.
Aktueller, brennender kann Musiktheater nicht sein,
gerade weil jeder direkte Bezug zur weiterschwelenden
Brisanz des Stoffes vermieden wurde. Wer die Inszenierung mehrfach gesehen hat, kann überdies bestätigen,
dass die Intensität, mit der alle Beteiligten bei der Sache sind, nicht nachgelassen, sondern noch zugenommen hat. Auch musikalisch hat die Produktion seit der
Premiere hörbar an Gewicht gewonnen. Mag für manchen Chris Merritts Eléazar, szenisch ein Fels in der Bran-
Jahrmarktstaumel und Judenhass
dung, stimmlich grenzwertig sein: hier muss er wohl
doch so singen, wie er singt! Spielerisch eindrucksvoll,
wenn auch stimmlich unausgeglichen, die junge Russin Tatiana Pechnikova als Rachel, grandios in jeder Hinsicht Liang Li als Brogni. Glanzvoll schließlich der Stuttgarter Opernchor: Wie es Wieler/Morabito gelingt, jeden
Einzelnen als individuell wahrnehmbare (und individuell gespielte!) Gestalt zu erfassen und gleichzeitig das
Kollektiv zur bedrohlichen Masse zu formen, bleibt für
jeden, die die Aufführung gesehen hat, unvergesslich.
Halévys musikalischer Eklektizismus macht es dem
Dirigenten nicht leicht, großbögig die Akte zusammenzuhalten. Sébastien Rouland am Pult hat deshalb mit
Nachdruck die einzelnen Facetten hervorgehoben – die
Melodramatik all’italianità im zweiten und vierten Akt,
die den Lustspielton der Opéra comique streifende Auseinandersetzung zwischen Eudoxie und Léopold im dritten Akt, nicht zuletzt die Unerbittlichkeit der Chöre, die
dem Ganzen einen Zug ins Epische gibt und damit auch
musikalisch die Originalität des Stücks akzentuiert.
Uwe Schweikert
]
[t]akte 2I2008 13
[t]akte
Tosca ad fontes
Puccinis Oper erstmals in einer kritischen Ausgabe
Die genaue Untersuchung des Autographs von Tosca hat ergeben,
dass viele musikalische Details in
den Druckausgaben unzureichend
wiedergegeben wurden und dass
Puccini in seinem musikalischen
Denken dem 20. Jahrhundert viel
näher war als man es bisher angenommen hat.
Bis heute gelten selbst in Fachkreisen Puccinis Autographe nur als
Vorstadien zu Werken, die erst im
Druck ihre endgültige Form erhalten haben. Wenngleich Puccinis
Autographe nie für Aufführungen
verwendet worden sind, was aufGiacomo Puccini
grund der schweren Lesbarkeit von
Puccinis Handschrift mit unzähligen Korrekturen und
Verwischungen auch kaum möglich wäre, so sind sie
doch die erste gültige Version und Vision des Komponisten, unbeschwert von den Notwendigkeiten des Praktischen und den Mühen der Realisierung.
Die Genauigkeit seiner Instrumentation, Dynamisierung und Artikulation ist verblüffend, auch verblüffend
modern. Seine Notierungen, von kleineren Fehlern abgesehen, sind äußerst genau, zuverlässig und uneingeschränkt realisierbar. Darüber hinaus sind gestrichene
Stellen in allen drei Akten wieder aufgetaucht, die so
manche Passage im Werk in einem neuen Licht zeigen.
Die Entschärfungen der Harmonik, Vereinfachungen
und Angleichungen in Dynamisierung und Artikulation, wie sie in den Druckausgaben zu finden sind, entsprechen nicht dem ursprünglichen Willen eines Musiktheatergenies, das als Dramaturg mindestens so versiert war wie als Komponist.
Für die Neuausgabe wurden, neben dem Autograph,
sämtliche authentischen Quellen berücksichtigt. Dank
Dieter Schicklings „Catalogue of the Works“ (Bärenreiter 2003), der mit äußerster Gründlichkeit und Übersichtlichkeit alle Werke und Quellen auflistet und beschreibt, ist der Zugang zu den authentischen Quellen
erheblich erleichtert und eine Orientierung hinsichtlich
ihrer Authentizität vorweggenommen worden.
Sämtliche Quellen wurden erstmals einer kritischen
Bewertung unterzogen, auf Fehler untersucht und nach
ihrem Stellenwert als Fassungen definiert oder in Fassungen zusammengefasst.
Aus den vorliegenden Quellen (Nomenklatur in Klammern nach Schickling) ergeben sich drei Fassungen:
FASSUNG A (1899)
– Die autographe Partitur, Januar 1898/September
1899 (69.B.1)
– Die Erstausgabe des Klavierauszuges, Ricordi,
Mailand, November 1899 (69.E.1)
14 [t]akte 2I2008
Die Verlagsgruppe Hermann veröffentlicht im Rahmen ihrer kritischen Neuausgaben von Bühnenwerken nun auch einzelne Opern von Giacomo Puccini.
Den Anfang macht „Tosca”, deren Autograph in einer Faksimileausgabe seit Kurzem öffentlich zugänglich ist.
FASSUNG B (1900)
– Die zweite Ausgabe des Klavierauszuges, Ricordi,
Mailand, 30. März 1900 (69.E.2)
– Die Erstausgabe der Partitur, Ricordi, Milano 1900
(69.E.2A)
FASSUNG C (1924)
– Zweite Ausgabe der Partitur, Ricordi, Mailand 1924
(69.E.2G)
Puccini hat als einer der wenigen großen Komponisten
noch keine Neubewertung durch eine Kritische Neuausgabe erfahren, zum Teil, weil die Werke in ihrer künstlerischen Qualität oft unter dem Wert gehandelt werden, der ihnen zusteht, zum Teil weil, so paradox das
klingen mag, er einer der erfolgreichsten Opernkomponisten aller Zeiten ist und seine Arbeiten daher auch in
veralteten Ausgaben immer noch Erfolg haben.
„Es hängt eng damit zusammen, dass selbst Puccinis
Verehrer sein Werk lange Zeit nicht so ernst genommen haben, wie es gemeint ist. Zwar leiden eigentlich alle Komponisten unter einer schlampigen Interpretenwillkür, aber im Fall Puccinis übersteigt sie
wohl sogar das gewohnte Maß … Da das so ist, kann
einstweilen keine Rede davon sein, dass der Komponist Puccini in all seiner Subtilität wirklich bekannt
wäre. Das liegt allerdings auch daran, dass das für
seine Opern verfügbare Aufführungsmaterial
keineswegs heutigen Ansprüchen genügt.“ (Dieter
Schickling, Puccini. Biografie, Stuttgart 2007, S. 374)
Es ist an der Zeit, diese Neubewertung mit editorischen Mitteln zu veranlassen.
Als erster Band wird im Herbst 2008 die Partitur zur
Fassung A, der Werkzustand vor der Uraufführung, erscheinen. Zusätzlich wird ein Klavierauszug, der alle
Fassungen (ABC) darstellt, vorgelegt. Eine Partiturausgabe aller Fassungen (ABC), in simultaner Darstellung,
ist in Vorbereitung.
Michael Mautner
Giacomo Puccini
Tosca
Hrsg. von Michael Mautner
Verlagsgruppe Hermann
Aufführungsmaterial leihweise, Vertrieb: AlkorEdition
2I2008
Neues von Hugo Distler
Entdeckungen im Gedenkjahr
Als Hugo Distler am 1. November 1942 seinem Leben aus
eigenem Willen ein Ende setzte, hat er eine ganze Reihe
von unveröffentlichten Werken hinterlassen. In den
letzten Jahren wurde nach diesen Werken, von deren
Existenz man bis dahin nur Ungefähres wusste, gesucht,
und sie wurden tatsächlich gefunden, anschließend
ediert und herausgegeben. Mit der Publikation von Distlers einzigem Werk für die Bühne, der Schauspielmusik
zu Ludwig Tiecks Ritter Blaubart (1940), und in diesem
Sommer mit der Herausgabe der Vier Motetten aus dem
fragmentarischen Oratorium Die Weltalter (1942) wird
deutlich, dass in seiner letzten Schaffensphase wichtige Projekte entstanden sind. Besonders die WeltalterMotetten für gemischten Chor und Streichorchester
nach einem eigenen Text zeigen eine Weiterführung des
existenzialistischen Stils der beiden letzten Motetten
aus der Geistlichen Chormusik op. 12. Nirgendwo sonst
trifft man in seinem Werk eine derart geschärfte, auf die
textliche Situation eingehende Harmonik an; in den
Weltalter-Motetten begegnet man sogar dem Flüstern
des Chores als einem Mittel sublimer, dramatisch eindringlicher Musikalisierung. Diese zyklisch aufführbaren vier Vokalwerke, die sich den antiken Elementen
Erde, Wasser, Luft und Feuer widmen, bereichern das
Repertoire und können von gemischten Kammerchören,
großen Konzertchören oder Kantoreien aufgeführt werden. Die solistische oder chorische Besetzung der Streicher (je zwei Violinen, Violen, Violoncelli und ein Bass)
orientiert sich an der Größe des Chores.
Die Schauspielmusik zu Tiecks Ritter Blaubart ist vielteilig angelegt und enthält auch einige opernhafte
Nummern mit Gesang, wobei neben der Gesamtaufführung auch ausschließlich die orchestralen Sätze (u. a. vier
Ouvertüren) als Suite gespielt werden können.
Ähnlich besetzt ist das dreisätzige Kammerkonzert
für Cembalo und elf Soloinstrumente (1930–32), das in
seinem Duktus an die Kammerkonzerte Paul Hindemiths erinnert – eine Neuinterpretation des Topos’ der
Brandenburgischen Konzerte Bachs. Mit seiner lebhaften Textur stellt das Kammerkonzert eine bemerkenswerte Bereicherung des relativ schmalen Repertoires an
hochrangigen Cembalokonzerten aus der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts dar.
Die Publikation des „Allegro spirituoso e scherzando“
aus dem großen Konzert für Cembalo und Streichorchester op. 14 – ohne Frage Distlers bekanntestes konzertantes Instrumentalwerk – ermöglicht nun wieder Aufführungen des gesamten Werkes in seiner ursprünglich
intendierten Viersätzigkeit. In der Handschrift steht dieser Satz, der die Funktion eines Scherzos einnimmt, an
dritter Stelle zwischen dem traumhaft schönen langsamen Satz und dem Variationenfinale über Samuel
Scheidts altes Lied „Ei du feiner Reiter“. Mit einer Aufführungsdauer von etwa 40 Minuten nähert sich das
Konzert in seiner viersätzigen Gestalt einer ausgedehn-
Anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten in
diesem Jahr ist sein letztes Werk, die Motetten für
Chor und Streicher aus dem fragmentarischen Oratorium „Die Weltalter“, erschienen. Mit ihnen wird
die Reihe der in den vergangenen Jahren posthum
veröffentlichten Distler-Werke fortgesetzt.
ten Streichersinfonie mit obligatem konzertierendem
Cembalo an. Die Stringenz der Satzfolge und auch die
Architektur des gesamten Werkes tritt bei einer kompletten Wiedergabe deutlich hervor. Man darf vermuten, dass Distlers Streichung des „Allegro spirituoso e
scherzando“ nicht aus musikalischen Gründen geschah,
vielmehr dürfte es sich um eine Vorsichtsmaßnahme
aufgrund der impulsiven Vehemenz und der harmonischen Avanciertheit gehandelt haben, die die drei
seinerzeit veröffentlichten Sätze bereits an den Rand des
Verdikts der „entarteten Musik“ gebracht hatten.
Michael Töpel
Hugo Distler – Ersteditionen
Kammerk
onzer
Kammerkonzer
onzertt für Cembalo und elf Soloinstrumente (1930–32). Besetzung: 1,1,1,1 –
1,0,0,0 – V I, V II, Va I, Va II, Vc, Kb / ca. 19 Minuten. Aufführungsmaterial leihweise, Studienpartitur käuflich
Uraufführung: 28.11.1998 in Lübeck: Wiener
Akademie, Solist und Leitung Martin Haselböck
All
egro spir
Allegro
spiriituoso e scherzando für Cembalo und Streichorchester (Scherzo zum Konzert op. 14)
(1935/36).
Besetzung: V I, V II, Va, Vc, Kb / ca. 8 Minuten. Aufführungsmaterial leihweise
Musik zu Lud
wig Tieck
tter Bla
ubar
t“ für kleiLudwig
Tieckss „Ri
„Ritter
Blaubar
ubart“
nes Orchester (enthält drei Nummern mit Sopran bzw.
Tenor und Cembalo) (1940).
Personen: Agnes, Anne, Brigitte (Sopran, eine Sängerin), Leopold (Tenor)
Orchester: Fl (auch Picc), Ob (auch Eh), Hn, Fag – Schlg
(1) - Str - Cemb / ca. 31 Minuten. Aufführungsmaterial
leihweise
Uraufführung: 29.9.2002 Neubrandenburg: Neubrandenburger Philharmonie, Leitung Stefan Malzew
Vier Motetten (1. Der Mensch und die Erde / 2. Der
Mensch und das Wasser / 3. Der Mensch und die Luft /
4. Der Mensch und das Feuer) aus dem fragmentarischen Oratorium „Die Weltalter“ für gemischten Chor
(SATB; Teilung in zwei 4-st Chöre und T-Solo a. d. Ch.
in Nr. 3) und Streicher oder Klavier (1942). Text von
Hugo Distler.
Mindestbesetzung der Streicher: 2 V, 2 Va, 2 Vc, 1 Kb /
ca. 14 Minuten. Partitur mit Stimmen leihweise, Klavierauszug käuflich
Uraufführung: 24.6.2008 Lübeck: Kammerchor und
Mitglieder des Orchesters der Musikhochschule Lübeck, Leitung Gerd Müller-Lorenz
]
[t]akte 2I2008 15
[t]akte
Das Ringen um Freiheit
Der Schweizer Komponist Dieter Ammann
takte: Herr Ammann, was sind die wichtigsten Kompositionen Ihrer bisherigen Zeit als Komponist? Gab es
Etappen oder Zäsuren?
Ammann: Ich muss vorausschicken, dass es mir wichtig ist, einen Personalstil zu formen, natürlich nicht, um
sich dann selber zu kopieren, sondern um damit einen
Weg in eine selbst gewählte Richtung zu gehen. Es gibt
einige Zäsuren: Die eine war nach den ersten beiden Stücken, die noch von seriellem Denken geprägt waren, Developments (1993) und piece for cello (1994/1998). Bei
dem Cellostück sind die Tonhöhen noch sehr streng behandelt, rhythmisch und klangfarblich bin ich jedoch
schon intuitiv vorgegangen. Und auch Regard sur les traditions (1995) ist im Tonhöhenbereich recht erklärbar.
Danach wird es immer intuitiver. In The Freedom of
Speech (1995/96) ist diese Freiheit bereits Programm,
obwohl der Titel auch mit dem Tod meines Vaters zu tun
hat. Hier habe ich zum ersten Mal den bisweilen mühsamen Weg gewählt, einen Anfang zu setzen und daraus
das Folgende zu entwickeln.
Dann gibt es für mich Stücke, wo ich persönlich weitergekommen bin: Zunächst Gehörte Form – Hommages
(1998). Ich hatte sieben Monate Zeit, in Weimar daran
zu arbeiten, das hat sich in den zeitlichen Dimensionen
und der klanglichen Elaborierung dieser drei Streichinstrumente niedergeschlagen. Nächste Schritte sind wenig später Violation (1998/99), wo die Beziehung zwischen Soloinstrumenten und Ensemble thematisiert
wird. Dann kommen drei Orchesterstücke: bei Boost
(2000/01) habe ich eindeutig auf Grooves (2000) Bezug
genommen, und bei Core (2002) nochmals auf Boost.
Schließlich habe ich beim Klaviertrio Après le silence
(2004/05) in der Ausdrucksbreite noch auf größere Extreme hin gearbeitet. Diese Extreme dann unter einen
Bogen zu bringen, ohne dass die Musik zerfällt, war für
mich ein Schritt nach vorne.
Sie haben Begriffe benutzt wie Szenenwechsel, also theatralische Beschreibungen Ihrer Musik. Viele Komponisten nehmen literarische Werke zur Inspiration oder
Werke der bildenden Kunst zur Anregung für die Struktur oder emotionale Themen. Haben Sie solche Interessen?
Musik ist für mich genau das Medium, das eben keine
Inhalte außer sich selbst transportieren muss. Ich gehe
daher nicht von solchen Anregungen aus. Was ich versuche, ist, meine akustische Vorstellung in eine auch für
andere sinnvolle oder zumindest anregende Form zu
bringen. Das sind immer rein akustische Wahrnehmungen, immanent musikalische Vorgänge.
Sie bilden in Ihrer Musik häufig extreme Spannungskontraste aus, stellen also Strukturen gegeneinander,
16 [t]akte 2I2008
Die Werke von Dieter Ammann werden ab sofort
vom Bärenreiter-Verlag verlegt. Kürzlich wurde er
mit dem Förderpreis der Siemens Kulturstiftung
ausgezeichnet. Über die Hintergründe seines Schaffens gibt er im Gespräch Auskunft.
die ein schnelles Wechselspiel etwa zwischen sehr energetischen, bewegten und sehr ruhigen Zonen ausprägen, und diese bilden sich jeweils aus äußerst komplex
geschichteten Einzelereignissen.
Das hängt mit meiner persönlichen Vorliebe beim Gestalten von musikalischen Verläufen zusammen. Ich bin
ein ungeduldiger Mensch und mag es, wenn ich überrascht werde, wenn ich als Hörer in ein Wechselbad von
musikalischen Zuständen geworfen und mitgerissen
werde. Mir ist Musik, die mich quasi „anspringt“, lieber
als solche, bei der ich erst siebzehn Türen öffnen muss,
bevor ich herausfinde, was die Substanz sein könnte,
worauf es dem Komponisten ankommt. Das heißt, wenn
ich schreibe, dann immer auch für mich als Hörer, das
ist natürlich ein subjektives Verfahren. Jedenfalls hat
diese Neugier und Ungeduld dazu geführt, dass ich, außer in zwei frühen Stücken, aufgehört habe, in langen
Verläufen mit einem Material zu arbeiten und dieses in
all seinen Facetten zu beleuchten. Vielmehr ist es so, dass
gewisse Regeln, die ich mir gebe, bisweilen auch nur
ganz punktuell wirken. Wenn ich merke, dass ich gerne
einen anderen Hörverlauf hätte, nehme ich mir die Freiheit und modifiziere oder verlasse das Material. Das war
einerseits eine Befreiung, andererseits kann man sich
nicht hinter der akademischen Kunst der Materialbehandlung und Beleuchtung verstecken, weil man völlig subjektiv für sich entscheiden muss, ob diese Idee,
diese Klangfindung standhält und sich legitimiert. Das
sind extrem subjektiv gefundene Klangvorstellungen,
die ich dann versuche, in einem dieser Vorstellung
möglichst adäquatem Material wiederzugeben. Deshalb
gibt es auch tonale Gebilde bei mir, manchmal Räume,
in denen Dissonanz und Konsonanz unterscheidbar
sind, dann aber auch wieder das chromatische Total bis
in die Vierteltönigkeit hinein, die ich dann als nochmalige Differenzierung der Chromatik verstehe. Ich finde
es spannend, etwas Direktes, Haptisches zu gestalten
und trotzdem musikalische Tiefe im räumlichen Sinn
zu schaffen, so dass man bei einem wiederholten Hören Dinge dahinter wahrnehmen kann, die einem beim
ersten Mal gar nicht bewusst waren.
Sie werden wahrscheinlich oft auf den Jazz angesprochen. Es ist klar, dass Improvisieren etwas anderes ist
als Komponieren. Trotzdem wird es ja Bezüge geben.
Über meinen Vater, der Naturwissenschaftler und Lehrer war, ging mein Zugang zur Musik zunächst über das
Spielen nach Gehör. Auch heute noch ist für mich die
Notation immer ein Umweg. Ich denke, ich habe ein anderes Verhältnis zu rhythmischen Aspekten. Es gab und
gibt viel neue Musik, in der es nie pulsen darf. Ich weiß
nicht mehr genau, von welchem Komponisten der Ausspruch stammt, das Problem der neuen Musik sei, dass
2I2008
Etwas sagen, was andere nicht sagen: Dieter Ammann
alles Rubato sei. Zudem spürt man meinen Ursprung als
interpretierender Musiker in der Instrumentalbehandlung. Mir ist wichtig, dass spieltechnisch zwar Grenzen
ausgelotet werden, dass die Musik aber immer realisierbar bleibt. Dabei habe ich gemerkt, dass sich meine Intention mit den technischen Möglichkeiten des Instruments sehr oft trifft, dass ich irgendwie aus dem Instrument heraus fühle und denke. Ein Wesenszug aus der
improvisierten Musik ist auch, dass sie fast in jedem
Moment dialogisch angelegt ist. Dieses Actio-reactioPrinzip versuche ich auch in der komponierten Musik
zwischen Instrumentalgruppen oder einzelnen Instrumenten zu realisieren, vielleicht wirkt es auch deshalb
so lebendig.
Schließlich eine ganz allgemeine Frage: Müssen Sie
komponieren?
Ich habe ja tatsächlich wegen einer Anfrage von außen
begonnen zu komponieren. Ich würde niemals ohne
Auftrag schreiben. Aber: Wenn ich komponiere, bin ich
so damit beschäftigt, dass über Monate ein Stück wie
ein roter Faden durch mein Leben läuft. Es kann sein,
dass ich mich ein Jahr lang mit fünfzehn Minuten Musik beschäftige. Ich bin auch ein Familienmensch, liebe
meine Kinder und meine Frau sehr, und unterrichte
gerne. Aber wenn ich komponiere, kann ich mich monatelang in eine Klangwelt begeben, und das brauche
ich mittlerweile extrem. Es kommt noch etwas hinzu:
Ich habe das Gefühl, dass ich in der komponierten Musik etwas zu sagen habe, das andere nicht oder anders
sagen würden. Ich glaube, dass ich da etwas leisten
kann, wofür sich eine lebenslange Beschäftigung lohnt.
Ich war ja, bis ich dreißig war, nicht Komponist im engeren Sinn, sondern Interpret, Instrumentalist. Natürlich habe ich in Bands Stücke entwickelt, aber das ist
etwas ganz anderes als das „akademische Komponieren“. Hier gibt es etwas Eigenständiges, das wirklich etwas von mir enthält, etwas Persönliches.
Ein kurzer Ausblick: Was sind Ihre nächsten Projekte?
Ich werde in den nächsten Monaten mit der Komposition meines zweiten Streichquartetts beschäftigt sein.
Daneben wird meine Unterrichtstätigkeit an den Musikhochschulen Luzern und Bern viel Zeit und Energie
absorbieren. Im Frühling 2009 werde ich einer Einladung Schweizer Festivals les Muséiques als Composer
in residence nachkommen und mich dort auch als Musiker im Freefunk-Bereich präsentieren. Für 2010 steht
eine weitere Einladung eines großen Festivals an. Mit
dem damit verbundenen Auftragswerk nehme ich mich
einer kompositorischen Aufgabe an, die ich schon seit
längerer Zeit in mir trage: ein mehrheitlich ruhiges Stück
für Orchester zu schreiben, welches fähig sein soll, sich
mit meinen beiden Orchesterwerken Boost und Core zu
einer schlüssigen Trilogie zu vereinen.
Gesprächspartnerin: Marie Luise Maintz
Informationen zu Biographie und Werken von Dieter
Ammann unter www.dieterammann.ch.
]
[t]akte 2I2008 17
[t]akte
Verdi als Wegweiser
Literaturoper ist keine Sackgasse. Die Aktualität
des Komponisten Giselher Klebe
In einem knappen, kursorischen Aufsatz über Verdi
(„Motivfläche und Motiventwicklung: Dialog und Instrumentalsatz bei Verdi“) macht Carl Dahlhaus, der luzideste und produktivste deutsche Musikologe des ausgehenden 20. Jahrhunderts, eine interessante Parallele
namhaft: die Rolle, die die „Motivfläche“ als Orchesterstütze rezitativischer Deklamation nicht nur beim jungen Verdi spielt, sondern auch noch in der Musikdramatik der letzten Jahrzehnte, und Dahlhaus nennt dabei
ausdrücklich die „sogenannte Literaturoper“. Bei Verdi
entstand die „Motivfläche“ (Dahlhaus analysiert sie
unter anderem anhand des ersten Rigoletto-Finale, der
Entführung Gildas) als ein den trockenen Rezitativduktus belebendes und dramatisierendes Moment, das
zugleich der integralen Musikalisierung diente und
dabei dennoch fähig war, den Primat der Gesangsstimme zu gewährleisten. Dieses „Fundament,
das die melodische Diskontinuität
der Gesangsstimmen vor dem Zerfall ins Amorphe bewahrt“ (Dahlhaus), bekommt in den neuen
Opern zusätzlich die Aufgabe, zwischen der „durchkomponierten“
Gestaltung und der Gliederung in
„geschlossene“ Formen zu vermitteln. Somit bezeichnet die „Motivfläche“ (die auch als ein in sich bewegter, dynamisierter „Klangraum“ beschreibbar ist) ein zentrales musikdramatisches Element,
das einen Durchbruch bedeutet für
künstlerisch überzeugende „Textdarbietung“ in der Oper einerseits,
für eine ausgleichende Homogenisierung der Musikströme andererseits. Die Motivfläche als ein ordnender und zusammenfassender
Faktor ist umso wichtiger in einer
Tonsprache, die, wie diejenige von
Giselher Klebe, auf die Voraussetzungen der tonalen Funktionsharmonik im Wesentlichen verzichtet.
Kein Anlass zur Scham
Mit seinem Befund berührt Dahlhaus mithin insbesondere die Produktivität Giselher Klebes, der –
neben Hans Werner Henze und Aribert Reimann – der wichtigste Vertreter der deutschsprachigen „Literaturoper“ nach dem letzten Weltkrieg ist. Es fällt auf, dass Dahlhaus
18 [t]akte 2I2008
Giselher Klebes umfangreiches Bühnenwerk beginnt sich zu runden. Die Uraufführung von
„Chlestakows Wiederkehr“ in Detmold ist Anlass für
ein erstes Resümee.
den Begriff „Literaturoper“ in seinem Aufsatz von jeglicher Abschätzigkeit freihält – sehr im Gegensatz zu Beurteilungen, die, zum Beispiel von rigoros avantgardistisch-materialästhetischen Prämissen bewegt oder medienästhetisch motiviert, sich eher in polemischer Abgrenzung von Praktiken der „Literaturoper“ definierten.
Der „Literaturoper“ haftete ihnen zufolge etwas Konservatives an; die vermeintlich altmodische „Vertonung“
einer Bühnenhandlung stand quer zu Tendenzen etwa
des „instrumentalen Theaters“, die die musikalischen
Aktionen selbst zum theatralischen Gegenstand machten. So wichtig solche von Cage, Kagel und Schnebel methodisch vorangetriebenen Musiktheatertypen waren
(die auch bei Wolfgang Rihm, Heiner Goebbels und sogar
Hans Werner Henze ihre Spuren hinterließen), so fragwürdig wäre es doch, im Sinne eines linearen Fortschrittsbegriffs ihre Hegemonie für alle Zukunft zu postulieren. Dem Bewusstsein einer vielsträhnigen Tradition und eines mäandernden Geschichtsverlauf drängt
sich die Wahrscheinlichkeit auf, dass auch vorübergehend vernachlässigte oder alternative künstlerische
Optionen die Chance einer Neuentdeckung und Neubewertung haben. „Literaturoper“ muss ja nicht heißen,
dass eine musikdramatische Praxis, um überhaupt erst
bedeutend zu werden, sich an bedeutende LiteraturLokomotiven anhängt, sie sozusagen vampiristisch aussaugt. Ein Streichquartett, das sind selbstverständlich
vier Musiker in Aktion. Gut und schön, aber man darf
sich auch freuen, wenn ein Streichquartett „intime Briefe“ vorträgt oder ein „Dankgebet an die Gottheit in lydischer Tonart“ anstimmt, wenn es also – sagen wir – so
etwas wie einen poetischen, programmatischen, außermusikalischen „Hallraum“ dabei gibt. Die Oper als Konglomerat aus vielen unterschiedlichen Komponenten
braucht sich ihrer Geklittertheit niemals zu schämen;
die „Literaturoper“ schon gar nicht.
Namentlich mit seinem Opernœuvre hat Giselher
Klebe einen Werkblock von imponierendem Ausmaß
und Format geschaffen. Fast ausnahmslos verband sich
diese Arbeit mit bedeutenden Stoffen der Weltliteratur,
etwa mit Kleist (Alkmene, 1961), Goethe (Das Märchen
von der schönen Lilie, 1968), Schiller (Die Räuber, 1957,
Das Mädchen von Domrémy, 1975) oder Balzac (Die tödlichen Wünsche, 1959). Bemerkenswert ist Klebes besondere Liebe zur österreichisch-ungarischen Sphäre Ödön
von Horvaths und seiner intrikaten, künstlichen, dämonisierten Folklore (Figaro lässt sich scheiden, 1963, Der
jüngste Tag, 1980). Aber auch ein pralles Stück irischer
Alltagsmythologie (Ein wahrer Held nach J. M. Synge,
1974) fand in Klebe einen geistesverwandten musikdramatischen Ausdeuter.
2I2008
Vom konstruktiven Komponieren zu glasklarer
Lakonik
Die kompositorischen Anfänge des gebürtigen Mannheimers (Jahrgang 1925) standen im Zeichen der Schönberg-Schule und eines breiten atonal-zwölftönigen Konsens’ in seiner Generation. Damals fühlte sich Klebe
durchaus an vorderster Front und betroffen von unverständigen oder reaktionären Angriffen auf die aktuelle
Musik; so debattierte er schriftlich mit Widersachern
wie Friedrich Blume und Erich Doflein und mischte sich
in die öffentliche Musikdiskussion ein, was er später
kaum noch tat. Unter dem Einfluss des neugierig-undogmatischen Boris Blacher weitete sich indes die Perspektive eines freilich stets auch stark konstruktivistisch
geprägten Komponierens. Der frühe Operneinakter Die
Ermordung Cäsars (nach Shakespeare, 1959) gehört zu
den „härtesten“, aggressivsten Partituren jener Jahre.
Zunehmend wendete Klebe dann eine Zitattechnik an,
die den Texturen zu immer reicherer Komplexität verhalf: Insbesondere in die Opern Die Fastnachtsbeichte
(nach Carl Zuckmayer, 1983) und Gervaise Macquart
(nach Zola, 1995) wurde eine Fülle von heterogenen
Materialien bis hin zu Marsch und Volkslied eingearbeitet und mit dodekaphon-atonalen Strukturen synthetisiert. In seiner jüngsten Oper Chlestakows Wiederkehr
(nach Gogols Revisor, 2008) erwies sich Klebe als eigenwillig-ingeniöser Librettoschreiber, der die Vorlage noch
um eine bitter sarkastische Schlusspointe zu bereichern
vermochte. Hierbei hatte ihm seine verstorbene Frau,
Lore Klebe, die geschickte und überzeugende literarische
Mitarbeiterin der früheren Opern, nicht mehr helfen
können. Einen wesentlichen Anteil an Klebes Bühnenwerken haben zahlreiche Ballettkompositionen, die auf
Anregung von und in Zusammenarbeit mit der Choreographin Tatjana Gsovsky entstanden. Seinen ersten aufsehenerregenden Erfolg hatte Klebe übrigens 1950 mit
einer Orchesterkomposition in Donaueschingen, der
Zwitschermaschine nach einem berühmten Bildtitel
von Paul Klee; der schweizer Maler gehörte zu Klebes
künstlerischen Initiationserlebnissen.
Bei Chlestakows Wiederkehr fiel die glasklare Lakonik der Diktion auf – das Fehlen von Redseligkeit und
Redundanz ist ja keineswegs die selbstverständliche
Qualität eines jeden Altersstils. Klebe orientierte sich
dabei offensichtlich an Verdis Falstaff und tat gut daran, einen fettfreien, drahtigen Komödienton zu avisieren. Wie hellsichtig die Verbindungslinie war, die Carl
Dahlhaus von Verdi zum literarischen Operntypus à la
Klebe zog, zeigt sich nicht nur hier. Verdi gehörte
überhaupt von je zu den Hausgöttern Klebes, und er
widmete diesem großen Vorbild bereits 1963 einen Aufsatz in der Zeitschrift Opernwelt („Verdi als Maß“). Und
sein Konzert für zwei Klaviere mit dem Untertitel Poema drammatico (1999) spickte er mit zahlreichen Verdi-
Schweres Durcheinander. Szene aus der Uraufführung von
„Chlestakows Wiederkehr“ im April 2008 am Landestheater Detmold
(Foto: LT Detmold/Rainer Worms)
Zitaten und -Anspielungen. Zweifellos ist es auch Verdis (in einem weiteren Sinne christlich geprägte) humanistische Grundhaltung, die für den Künstler Giselher
Klebe wegweisend blieb.
Hans-Klaus Jungheinrich
Giselher Klebe
Opern bei Bärenreiter
Das Märchen von der schönen Lilie. Nach J. W.
v. Goethe. Schwetzingen 1969
Ein wahrer Held. Text nach John Milligton Snyges
Stück „The Playboy of the Western World“. Zürich
1974
Das Mädchen aus Domrémy. Nach Friedrich Schiller.
Stuttgart 1976
Das Rendezvous. Libretto nach Michail Sostschenko.
Hannover 1977
Der Jüngste Tag. Nach dem Schauspiel von Ödon von
Horvath. Mannheim 1980
Die Fastnachtsbeichte. Nach einer Erzählung von Carl
Zuckmayer. Darmstadt 1983
Gervaise Macquart. Nach Emile Zola. Düsseldorf 1995
Chlestakows Wiederkehr. Nach Gogols „Revisor“. Detmold 2008
]
[t]akte 2I2008 19
[t]akte
Vokalisen der Seele
Manfred Trojahns „La Grande Magia“ wurde an
der Semperoper in Dresden uraufgeführt
Das Wunderbare an diesem Abend liegt in der glückhaften Verquickung von Musik, Text und Bühnengeschehen: Das Fadenscheinige, Feinnervige, zum Teil Neurasthenische der Klänge, in denen momentweise sogar
französisches Flair aufblitzt … und des Komponisten kolossales Gespür für das, was man die Vokalisen der
Seele nennen könnte, findet sich nicht nur in der musikalischen Umsetzung durch die fabelhafte Staatskapelle
Dresden unter der Leitung von Jonathan Darlington …,
Ein Komödie mit hoher melancholischer Beimischung ist Manfred Trojahns jüngste Oper. Auch
wenn (oder gerade weil) der große Zauber nur ein
Taschenspielertrick ist, weist das Geschehen weit
über die Handlung hinaus. Eine Auswahl aus den
Pressestimmen.
sondern ist zudem minutiös in der Inszenierung Albert
Langs in der Ausstattung Rosalies gespiegelt.
Jürgen Otten / Opernwelt Juli 2008
Trojahns Musik ist … von einer zagen, zarten, zerbrechlichen Schönheit des Zweifelns und Verzweifelns; ein
delikat tiefsinniges Konversationsstück im kunstvollen
Wechselspiel kreisend wiederkehrender Grundformeln
und dagegengesetzter, quasi irregulärer Ausbrüche.
Salzburger Nachrichten 26.5.2008
Trojahn holt aus dem Ensemble eine erstaunliche Palette von detailliert illustrierenden Klängen heraus, in
den lichten Tonketten der Holzbläser spürt man fast trocken-salzigen Mittelmeerwind, die Celesta umgibt den
traurigen Zauberer mit billigem Glitzerkonfetti und den
fortschreitenden Lähmungsprozess der italienischen
Großfamilie hört man zu Beginn des zweiten Teils aus
dem ergebnislos kreisenden A-cappella-Fugato ebenso
heraus wie aus der eingedunkelten Sprödigkeit des kammermusikalischen Satzes.
Jörg Königsdorf / Süddeutsche Zeitung 29.5.2008
Die Illusion im Käfig. Szene aus „La Grande Magia“ (Foto: Matthias
Creutziger)
Manfred Trojahn
La Grande Magia. Frei nach Eduardo De Filippos gleichnamigem Schauspiel. Libretto von Christian Martin
Fuchs
Uraufführung: 10.5.2008 Dresden (Sächsische Staatsoper), Musikalische Leitung: Jonathan Darlington,
Regie: Albert Lang, Bühnenbild: Rosalie
Personen: Marta Di Spelta, eine junge Frau (Sopran),
Calogero Di Spelta, ihr Mann (Tenor), Matilde Di Spelta, seine verwitwete Mutter (Sopran), Rosa Intrugli,
seine Schwester (Sopran), Oreste Intrugli, deren Mann,
Calogeros Schwager (Tenor), Marcello Polvero, der
Schwager Matildes (Bariton), Gregorio Polvero, der
Fehltritt seiner Frau (Tenor), Mariano D’Albino (Bariton), Otto Marvuglia, ein Zauberer (Bariton), Zaira, seine Frau (Sopran), Arturo Recchia, ein Überlebenskünstler (Tenor), Amelia, ein krankes Mädchen, angeblich seine Tochter (Koloratursopran)
Orchester: 2 Flöten (2. auch Picc), 2 Oboen (2. auch Englisch Horn), 2 Klarinetten in B (beide auch Bassetthörner in F), Bassklarinette in B, 2 Fagotte (2. auch Kontrafagott) – 2 Hörner in F, 1 Trompete in C, 1 Posaune –
Klavier, Celesta, Harmonium (2 Spieler) – Harfe – Pauken, Schlagzeug (1) – Streicher (6 Violinen, 4 Violen,
4 Violoncelli, 2 Kontrabässe)
Verlag: Bärenreiter
20 [t]akte 2I2008
Am Ende wird das Thema des „großen Zaubers“ … als
fauler Zauber … entlarvt. Die eigentliche Magie des
Stücks aber entsteht im Orchestergraben und in den
Ornamenten des Ziergesangs auf der Bühne. Oscar Wilde hat es auf den Begriff gebracht: Nur flache Menschen
urteilen nach dem Schein. Es gibt – musikalisch wie philosophisch – viel zu entdecken in diesem intelligenten
Werk. Und bisweilen entstehen tatsächlich magische
Momente.
Wolfgang Sandner / F.A.Z. 13.5.2008
Mit ihrem parlandoartigen Konversationston changiert
Trojahns neue Oper zwischen Komödie und Tragödie.
Die Musik hat viele eindrucksvolle Momente, vor allem
im Lyrischen.
Georg Friedrich Kühn / Neue Zürcher Zeitung 16.5.2008
Manfred Trojahn – aktuell
Bei den Londoner „Proms“ in der Royal Albert Hall
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Kirchschlager (Mezzosopran) und dem Gürzenich Orchester unter Leitung von Markus Stenz uraufgeführt
(22.8.08). +++ Eine Neuproduktion der Oper Limonen
aus Sizilien hatte in Berlin an der Universität der
Künste Premiere. Die Musikalische Leitung hatte Errico Fresis, für die Inszenierung zeichneten Dagny
Müller, Karoline Gruber und Manfred Trojahn verantwortlich (26.6.08).
2I2008
Beat Furrer lauscht in Istanbul
„Into Istanbul“ ist der Auftakt zu einem weltumspannenden Großprojekt, das vom Ensemble Modern und dem Siemens Arts Program konzipiert
wurde. Beat Furrers neue Ensemblekomposition im
Rahmen dieses Projekts wird am 10. Oktober in
Frankfurt uraufgeführt.
Mit einer einstimmigen Melodie, die vielfach durch
spektrale Filter verwandelt wird, als würde man sie in
verschiedenen Räumen hören, arbeitet Beat Furrer in
seiner neuen Komposition Xenos für das Ensemble Modern. Von engen metallischen Tönen „wie in einer Blechdose“ bis zur weichen Resonanz wie in einem weiten
Raum reicht das Spektrum dieser Verwandlung von
Grundtönen durch gefilterte Obertonharmonien. Im
Verlauf der Zeit präsentiert sich die Melodie zunächst
zur Unkenntlichkeit verzerrt und wird erst am Schluss
in der Bassflöte identifizierbar. Die Gewalt des Schreiens über eine Barriere hinweg ist die Assoziation, die
Beat Furrer mit diesem Beginn verbindet. Die Faszination durch das unkontrollierbare Oszillieren eines Schreis
und der dramatischen Wirkung des Unvorhergesehenen
ist schon seit geraumer Zeit in seinen Werken präsent,
wenn er sie etwa in seiner Oper invocation zur kompositorischen Initiale für die gesamte Form werden lässt.
Beat Furrer schildert aus Istanbul eindrückliche Erlebnisse, den Reichtum der osmanischen Kunst im Topkapi, wie dort Räume mit Ornamenten und Licht gebaut
wurden, oder erzählt von der Gewalt des Gesangs des
Imam in der Blauen Moschee, der Prediger, Textausdeuter, Priester zugleich ist und den Zuhörer mit einer charismatischen Macht vereinnahmt. Im Konzert des Ensemble Modern wird seine Komposition neben denen
von Mark Andre, Samir Odeh-Tamimi und Vladimir TarMarie Luise Maintz
nopolski präsentiert.
Beat Furrer – aktuell
Rückblick
FAMA wurde bei den Salzburger Festspielen aufgeführt
(10.8.08), die Berliner Erstaufführung veranstaltete die
Deutsche Staatsoper in ihrer Spielstätte Magazin
(4.9.2008). +++ Beim Festival Agora in Paris spielte das
Klangforum Wien die Uraufführung von Beat Furrers
lotofagos IIII für zwei Soprane und Ensemble (20.6.08).
ts für Kla
vier und
+++ Die Uraufführung des Konzer
onzerts
Klavier
Orchester spielte Nicolas Hodges in Köln mit dem Sinfonieorchester des WDR unter der Leitung von Peter
Rundel. Die Fassung für Klavier und Ensemble führte das
Ensemble Intercontemporain unter Leitung des Komponisten in Paris auf (12.1.08). +++ Die italienische Erstaufti notturni wurde zusammen mit still
führung von can
canti
vom Orchester der RAI Turin bestritten (28.2.2008). +++
FAMA setzte seine lange Aufführungsserie in Moskau
und Madrid fort. Das Klangforum Wien präsentierte die
szenische Fassung beim Jubiläum des Stanislawski Theaters in Moskau, in Madrid spielte das Ensemble Contrechamps die konzertante Fassung unter Leitung des
Komponisten (9.2.08).
Klänge einer Metropole
Ausblick
vierk
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Die österreichische Erstaufführung des Kla
Klavierk
vierkonzer
onzerts
spielt das RSO Wien beim Steirischen Herbst Graz und bei
den Wiener Festwochen 2009. Solist ist Nicolas Hodges
(4.10.08). +++ Das Münchner Kammerorchester interpretichesis.
tiert am 9.10.08 im Prinzregententheater an
antichesis
Es dirigiert Alexander Liebreich. +++ Beat Furrer ist einer
der Komponisten, die an dem Großprojekt „into …”. Kompositorische Annäherungen an Istanbul, Dubai, Johannesburg und Pearl River Delta des Ensemble Modern und
Siemens Arts Program in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut mitwirken. Seine neue Ensemblekomposition Xenos wird in Frankfurt vom Ensemble Modern uraufgeführt (11.10.2008). +++ Im März 2009 ist Beat Furrer
ein Porträt bei der Biennale Salzburg gewidmet, bei dem
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Reciita
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u. a. das Kla
semble Contrechamps aufgeführt werden (8.3.2009).
Foto: tevfikret, www.photocase.de
]
[t]akte 2I2008 21
[t]akte
Fünf Sterne
Andrea Lorenzo Scartazzini schaut für das
Collegium Novum in den Himmel
Eine Metamorphose, die der Komponist wie einen alchimistischen Prozess beschreibt, ist Ausgangspunkt von
Kassiopeia, der neuen Ensemblekomposition von Andrea Lorenzo Scartazzini. Im ersten und im fünften Satz
wird sein früheres Stück scongiuro in eine jeweils andere Stofflichkeit verwandelt. Im fünften ist dies ein Vorgang des Anreicherns, des Verstärkens von inneren Bezügen, der klanglichen Verdichtung. Der erste Satz reduziert das Material auf eine Art Schwarzweißzeichnung. Mit einem leisen Raunen, einem Wirbel der großen Trommel über Kontrabasspizzicati, hebt das Stück
an und entfaltet dann in Klavier, Perkussion, Violine,
Cello und Kontrabass zunächst eine gedämpfte Klanglichkeit. Doch vollzieht sich eine Steigerung. Ein dreimaliges Neuansetzen dieses geheimnisvollen Beginns
strukturiert den Ablauf des Satzes, der, wie Scartazzini
sagt, erst am Schluss „zu leuchten oder glitzern“ beginnt.
„Bei der Perkussion habe ich sämtliche klingenden Instrumente vermieden, so dass es insgesamt einen trocken dumpfen, knöchernen Klang ergibt, ähnlich wie
ein Gerippe, wie ein Kupferstich oder eine Radierung.“
Im fünften Satz wird die dreiteilige Steigerungsform
dann in eine rauschhaft-gläserne Klanglichkeit in voller Besetzung mit Bläsern und Harfe, sozusagen in eine
volle Farbigkeit, gekleidet. „Man könnte dieses Vorgehen parallel zu Verfahren in der Malerei sehen, Themen
in anderen Stofflichkeiten zu bearbeiten oder Materialien immer wieder aufzugreifen.“
Um archaische Wirkungsmuster und Klanglichkeiten
geht es in dieser Komposition: „Seit einiger Zeit fasziniert mich der rituelle Aspekt von Musik, Formen des
Wiederholens. Dieses Interesse steht im Gegensatz zu
meiner früheren musikalischen Sprache, die ich eher als
Andrea Lorenzo Scartazzini – aktuell
Ausblick
ttief und Mond“ für Countertenor und Violon„Nachttief
„Nach
cello wird in Basel als Schweizer Erstaufführung geopeia für
sungen und gespielt (21.12.2008). +++ Kassi
Kassiopeia
Ensemble von Andrea Lorenzo Scartazzini wird in Basel durch das Collegium Novum im Gare du Nord uraufgeführt und anschließend in der Tonhalle Zürich
gespielt. (22./23.1.2009).
Rückblick
In Basel wurde Siegel für Sopran und Orchester durch
Claudia Barainsky (Sopran) und die Basel Sinfonietta
unter Leitung von Peter Hirsch uraufgeführt
(20.1.2008). Die Deutsche Erstaufführung war am
22.1.2008 in Gütersloh. +++ Das Ensemble Intercontemporain spielte in Paris unter Leitung von Susanna
Mälkki die Französische Erstaufführung von scongi
uro (24.1.2008).
giuro
22 [t]akte 2I2008
„Kassiopeia“ wählt Andrea Lorenzo Scartazzini als
Titel seiner neuen Komposition für das Collegium
Novum Zürich: Sinnbild für sein fünfsätziges
Ensemblestück sind die fünf Sterne, die zusammen ein
„W“ und eines der hellsten Sternbilder am Himmel bilden.
organisch wuchernd beschreiben würde: wie ein Gewächs, das sich entwickelt und weiterwächst, oder wie
eine Musik des Werdens, die durchaus rhapsodisch gedacht war. Im Gegensatz dazu fasziniert mich in den
neueren Stücken der Aspekt des Wiederholens. Schönberg sagte, dass wir erst Form erkennen können, wenn
eine Gestalt wiederholt wird, das heißt wieder erkannt
werden kann. So findet man seinen Platz in der Musik.“
Der Titel des Werks bezieht sich ausschließlich auf das
Sternbild und nicht auf die mythologische Figur Kassiopeia. Bezugspunkt ist die quasi-symmetrische Erscheinung des Sternbilds und die poetische Klangwirkung
des Namens, dessen vokalische Abfolge auch in sich
symmetrisch ist (A – I – O – EI – A). „Der Titel soll nicht
nur poetisch sein, sondern zugleich auch etwas über die
formale Gestalt des Stückes ausdrücken; in diesem Fall
geht es um fünf Sätze (Gestirne), die zu einem Ganzen
finden. Die eng verwandten (bzw. verwandelten)
Außensätze finden ihre Entsprechung in der Lautfolge
des Titelworts (zu Beginn und am Schluss ein A), in der
Mitte ein kreisender Satz ohne Anfang und Ende, ein Ruhepunkt, der einer Zeitlichkeit enthoben ist, passend zu
dem kreisenden O. Auch der zweite und der vierte Satz
werden Affinitäten aufweisen, dies aber in versteckterer Form. Harmonisch finden die mittleren Sätze zu einer größeren Weichheit der Klänge, während die Tonalität der Ecksätze expressiv geschärft ist.“
Die Faszination des Archaischen verklammert die
jüngeren Stücke Scartazzinis. So komponiert er in scongiuro, auf das sich Kassiopeia bezieht, eine „Beschwörung“ oder „verhüllt“ in Siegel für Sopran und großes
Orchester ein orphisches Sonett von Rilke. Mit der Sehnsucht nach einer bestimmten rituell-kultischen Form
von Musik hängt auch sein Interesse am Musiktheater
zusammen, das per se in einem solch kultartigen Charakter besteht. „Mir geht es um narrative Qualitäten in
einer dramatisch angelegten, gestalthaften Musik, die
den Zuhörer ergreifen und mitnehmen soll und das Gegenteil von polierter Oberfläche ist. Siegel zum Beispiel
ist eine differenzierte Partitur mit vielen Schichten und
Ebenen, trotzdem war das Ziel nicht eine möglichst komplexe Ohrenfälligkeit, sondern dass man diese Musik als
sinnliches Erlebnis aufnimmt. “
Marie Luise Maintz
2I2008
Werke wie Inseln
Mit seinem Orchesterstück „archipel“ setzt Philipp
Maintz eine geologische Struktur in Musik um
In den musikalischen Umkreis seines neuen Opernprojekts MALDOROR, das Philipp Maintz für die Biennale
München 2010 komponiert, gehört auch archipel. musik für großes orchester. Der Titel ist Formkonzept und
inhaltlicher Wegweiser: „Ein Archipel ist eine Inselgruppe, die unter dem Wasser miteinander verbunden ist
und deren Höhen herausragen.“ Die „unterirdische“ Verbindung ist zum einen der Bezug zum musikalischen
Material der Oper, das versucht wird „durchzudeklinieren“, ohne es wörtlich vorwegzunehmen: „Um die Oper
herum haben sich Stücke gruppiert, die einem offenen
Werkbegriff Rechnung tragen.“ Zum anderen ist der
Begriff Archipel auch eine Beschreibung der Struktur der
Komposition, denn Philipp Maintz konzipiert das Stück
als eine Gruppierung separater Teile, deren Fluss und
Verzweigung durch vertikale Schnitte an der Oberfläche unterbrochen sind. „Das Stück hat mehrere Zentren,
die zunächst einmal unverbunden sind, von denen aus
Variationen und Ableitungen gebildet werden können.“
In dem Konzept zur Oper MALDOROR ergibt sich die
Spannung des Stoffs aus einer grundlegenden disparaten Personenkonstellation. Unter dem Pseudonym Lautréamont veröffentlichte der französische Dichter Isidore Lucien Ducasse (1846–1870) seine Chants de Maldoror,
eines der radikalsten Werke der französischen Literatur.
Mit Maldoror schuf er eine Figur als Alter Ego, die das
Böse, Zynische, Destruktive in Reinform verkörpert, um
letztlich eine Klage gegen die Schlechtigkeit der Welt zu
führen. In ihrem Opernszenario lassen Philipp Maintz
und sein Librettist Thomas Fiedler beide Figuren
einander vermischen und entwickeln den Versuch eines Psychogramms Lautréamonts, durchkreuzt mit den
Schandtaten des Maldoror, wobei vor allem der Dichter
als schillernder, abgründiger, schizophrener Charakter
im Vordergrund steht, denn er erschafft jene Figur des
Bösen, die ihn schließlich tötet. Gegenkonzept dazu ist
der reflektierende Gesang einer weiblichen Figur, einer
Art Mutter Erde: „Gleich einer Repräsentanz der Unvergänglichkeit ist sie womöglich der einzige Halt in einer
grausamen und gottlosen Welt, in der ein triumphierender Maldoror mit verheerender Konsequenz waltet.“
(Thomas Fiedler). In seiner Komposition océan für Sopran, großes Ensemble und Live-Elektronik, die im Januar 2008 in Paris vom Ensemble Intercontemporain uraufgeführt wurde, verwies Philipp Maintz schon auf
diese Frau, die er als „eine Mischung aus Kassandra und
Königin der Nacht“ imaginiert.
Der musikalische Duktus des fließenden und dramatisch ausschlagenden Gesangs wird für Philipp Maintz
zu einem stilistischen Mittel auch der Orchesterkomposition. „Das Komponieren für Stimme hat mein bisheriges Vorgehen, bei der Komposition vorrangig mit Rechenoperationen und Algorithmen zu arbeiten,
teilweise aufgelöst. Ich komponiere freier und intuitiver, um mich auf diese Weise in Atmosphäre, Sprach-
Philipp Maintz schreibt ein Orchesterstück für seine
Heimatstadt Aachen. Das Sinfonieorchester Aachen
unter der Leitung von Marcus R. Bosch wird es am 22.
Oktober zur Uraufführung bringen.
Unterirdische Verbindungen (Foto: cruisi, www.photocase.de)
duktus und die Farbe der Oper hineinzuarbeiten. Dabei
war archipel als Titel eine spontane Idee, die mir gut
gefiel, um die Konstruktion des Orchesterstücks zu beschreiben. Dieser Vorgang ist vielleicht reziprok zu meinem früheren Orchesterwerk heftige landschaft mit 16
bäumen, bei dem ich sehr früh wusste, wie eine Musik
zu diesem Titel zu klingen hat.“ Die Eigenschaften von
archipel sieht Philipp Maintz vor allem in einer kammermusikalischen Differenzierung des musikalischen
Satzes in Partien, die zwischen größeren Höhepunkten
„immer wieder das ganze Orchester zusammenstürzen
lassen, bis einzelne Geräusche übrig bleiben.“
Marie Luise Maintz
Philipp Maintz – aktuell
Ausblick
Philipp Maintz bereitet eine neue Orchesterkompositipel. m
usik für großes orchester wird in
on vor: archi
archipel.
musik
seiner Heimatstadt vom Sinfonieorchester Aachen unter der Leitung von Marcus R. Bosch uraufgeführt (22./
23.10.2008). +++ Bei Musik der Zeit des WDR in Köln wird
on. m
usik für vi
olondas Absolut Trio tourbill
tourbillon.
musik
vio
vio
oline, vi
cell
o und kla
vier zur Uraufführung bringen (22.11.08).
cello
klavier
Rückblick
Das Ensemble Intercontemporain spielte in Paris unter Leitung von Beat Furrer die Uraufführung von
océan. m
usik für sopr
an, großes ensembl
e und li
vemusik
sopran,
ensemble
liv
ektronik mit Marisol Montalvo als Solistin (12.1.08).
elektronik
el
+++ Die italienische Erstaufführung von gelände/
zeichn
zeichnung
ung spielte Maria Grazia Bellocchio in Mailand
(15.2.08). +++ Die Ersteinspielung von gelände/zeichektronik ist auf
nung
vier und li
ve-el
ung. musik für kla
klavier
liv
e-elektronik
einer Porträt-CD des Pianisten Jan Gerdes bei der edition zeitklang erschienen.
]
[t]akte 2I2008 23
[t]akte
Lied der Lieder
Matthias Pintschers neue Projekte
„Ein absolut verdichtetes Kompendium von fast entgrenzten emotionalen Zuständen“ ist für Matthias Pintscher das „shir ha shirim“, das „Lied der Lieder“, das Hohelied Salomos. „Alle Gesänge erwecken den Eindruck,
dass sie keinen Anfang oder kein Ende, keine Mitte haben, sondern es gibt einfach Ausdruckszustände, die in
sich kreisen.“ Aus dem fünften Gesang stammt der Text,
den Pintscher in seinem A-cappella-Werk für das SWR
Vokalensemble komponiert. Jenes „she-cholat ahavah
ani“ heißt übersetzt „so krank bin ich vor Liebe“ und
umreißt für den Komponisten als Kernsatz das Thema
des Liebesgesanges. Auch strukturell eröffnet der berühmte hebräische Text besondere Perspektiven. „Im
Hebräischen sind Worte wie Inseln, Energieträger, da
alles aus kurzen Wortstämmen abgeleitet wird. Für einen Musiker oder Komponisten ist das eine Chance, tief
in die Konnotation der Worte hineingehen zu können,
weil man den Fluss, die Wege zwischen den einzelnen
Worten, die wie Objekte sind, selber gestalten kann. “
Jenes Kreisen, Wiederholen und Fortspinnen von Bildern „vom tiefen Abgrund bis zur Verzückung und Entrückung“, das den Text auszeichnet, ist für Pintscher prädestiniert für eine chorische Vertonung, weil sich die
Erzählperspektive ständig ändert und ein Spiel mit Farbwechseln evoziert. „Erstens kann man sagen, es ist ein
großer Liebesgesang des Hashem, also Gottes, an sein
erwähltes Volk Israel, zum anderen ist es auch ein ganz
weltliches Liebeslied. Es sind sozusagen Hochzeitscarmina, wobei die Perspektive des Singenden ständig
wechselt, mal Mann, mal Frau, mal die Töchter von Jerusalem, so gibt es ständig ein Vexierspiel, von welcher
Position gerade gesungen oder gesprochen wird.“
Für die Behandlung der Stimmen realisiert Pintscher
einen ausschließlich gesungenen Vokalsatz, ohne phonetisches Aufbrechen des Textes. „Die Abstraktion im
Klang versuche ich im Tonsatz selbst zu finden, das heißt
hauptsächlich in den Harmonien, im Aussparen, in der
Perspektive von verschiedenen Lagen, die ich sehr bewusst einsetze, aber auch in einem sehr kammermusikalischen Tonsatz für den Chor: Wie eine Schrift in einem abstrakten Raum. So stelle ich mir vor, dass dieser
Text eine Schrift in dem abstrakten Feld des Tonsatzes
ist.“
Die Formelhaftigkeit der Wortinseln des Hebräischen
trifft sich mit seinem Interesse an den Übermalungen
eines Cy Twombly, dessen gleichnamige Bildfolge Pintscher zum Zyklus treatise on the veil inspirierte, zu dem
auch sein neues Streichquartett gehört, das im Januar
in Salzburg uraufgeführt wird. Wie Folien liegen die
Werke dieses Zyklus übereinander, „als ob ein Maler einen gleichen Zustand mit verschiedenen Techniken
immer wieder malt, als ob sich ein Stück aus dem anderen weiterschreibt, aber die gleiche Aussage mit völlig
neuen Techniken trägt, mit anderen Materialien, UnterMarie Luise Maintz
gründen, Farben, Medien.“
24 [t]akte 2I2008
Matthias Pintschers neue Projekte umfassen eine
Chorkomposition für das SWR Vokalensemble und
ein Streichquartett. Im Oktober wird „pourquoi l’azur
muet“, seine Musik aus dem Musiktheater „L’espace
dernier“ für Sopran, Mezzosopran und Orchester in
London uraufgeführt.
Matthias Pintscher – aktuell
Ausblick
uet. m
uMatthias Pintschers pourquoi l’azur m
muet.
musique de „L
ano
o
„L’’espace dernier“ pour sopr
soprano
ano,, mezz
mezzo
et orchestre wird vom BBC Symphony Orchestra
unter Leitung von Kazushi Ono in London uraufgeführt (10.10.08), die Deutsche Erstaufführung spielt
das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter Krzysztof Urbanski, Solistinnen sind Anu Komsi und Claudia Mahnke (23.4.09). +++ In Turin dirigiert Matthias Pintscher die italienische Erstaufführung seie beim Orchestra Sinfoniner Fünf Orchesterstück
Orchesterstücke
ca Nazionale della RAI (13./14.11.08). +++ Bei der Mozartwoche Salzburg werden ein neues Streichquaröte so
Flöte
sollo uraufgeführt. Intett und ein Werk für Fl
terpreten sind das Minguet Quartett und Emmanuel Pahud (26.1.09). +++ Zudem spielt das Mahler
Chamber Orchestra unter Daniel Harding die österansir
onzer
reichische Erstaufführung von Tr
Transir
ansir.. K
Konzer
onzertt für
Fl
öte und Kammerorchester mit Chiara Tonelli als
Flöte
Solistin (1.2.09). +++ Beim Stuttgarter Festival Eclat
bestreitet das SWR Vokalensemble die Urauffühla
avah ani (Shir Ha-Shir
im
rung von she-cho
she-chola
latt ah
aha
Ha-Shirim
V) für 32 Stimmen a cappella (6.2.09). +++ Matthias
erk
Werk
Pintscher hat den Auftrag erhalten, ein Neues W
zur Eröffn
ung der El
bphilh
armonie Hamb
urg zu
Hamburg
Eröffnung
Elbphilh
bphilharmonie
schreiben, das 2011 von den Philharmonikern Hamburg unter der Leitung der Intendantin Simone
Young uraufgeführt wird. +++ In der Spielzeit 2008/
09 ist Matthias Pintscher als Artist in residence Gast
im RSO Spektrum des Radiosinfonieorchesters
Stuttgart.
Rückblick
Pierre Boulez dirigierte die Uraufführung von Osiris mit dem Chicago Symphony Orchestra (21.2.08).
Die europäische Erstaufführung spielte das London
Symphony Orchestra unter Pierre Boulez in Brüssel
und London (7/11.5.08). +++ Anders Nyström spielte
th for trum
pet
die Uraufführung von Shining for
forth
trumpet
bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik
(26.4.08). +++ Das London Philharmonic Orchestra
führte unter Leitung von Vladimir Jurowski towar
ds Osir
is in London auf (25.5.08). +++ Die Oper
ards
Osiris
Frankfurt präsentierte die deutsche Erstaufführung
des Musiktheaters L’espace dernier unter Paolo Carignani konzertant in der Alten Oper Frankfurt und
in der Kölner Philharmonie (17./18.5.08). +++ Bei Kaidine, tenebr
ae und
ros ist die neue CD mit en sour
sourdine,
tenebrae
Refl
ecti
ons on Narc
issus erschienen, interpretiert
Reflecti
ections
Narcissus
u. a. von Frank Peter Zimmermann, Christophe Desjardins, Truls Mørk und dem Ensemble Intercontemporain sowie dem NDR Sinfonieorchester.
2I2008
Mein Leben ohne mich
Eine neue Ensemblekomposition von
Miroslav Srnka
„An den Filmen von Isabel Coixet reizt mich“, sagt Miroslav Srnka, „dass sie immer die Grundfragen des Lebens berühren. Sie behandeln zeitgenössische Themen
in einfachen Geschichten mit normalen Menschen,
nicht mit stilisierten Figuren. Ich habe die Regisseurin
ursprünglich für ein Musiktheaterprojekt kontaktiert,
suchte dann aber auch einen Text für das neue Stück für
Claron McFadden und das Ensemble Intercontemporain.“
Dramatischer Kernpunkt ist, dass die 23-jährige Ann
bei ihrer Krebsdiagnose intuitiv entscheidet, ihren zwei
Töchtern, ihrem Mann und ihrer Mutter nicht zu sagen,
dass sie bald sterben wird. Stattdessen fügt sie die Konstellationen für deren Leben nach ihrem Tod zusammen
und schreibt sich Aufgaben auf, die noch in der knappen Zeit zu erfüllen seien: ihrem Ehemann eine Frau zu
finden, die er und die Töchter lieben werden, für die Töchter Geburtstagswünsche bis zu deren 18. Lebensjahr auf
Tonband aufzunehmen. Sie selbst möchte noch erleben,
dass sich ein anderer Mann in sie verliebt.
Miroslav Srnka beschreibt das Tableau: „Der Film
läuft als Handlung mit Dialogen ab, aber eigentlich findet das gesamte Geschehen in der Hauptfigur Ann statt.
Deshalb entnehme ich dem Drehbuch nur Anns Anteile
an den Dialogen. Obwohl es also nur eine Sängerin auf
dem Podium gibt, handelt es sich um kein Monodram:
Dieser Mitteilungscharakter, das Ansprechen eines
nicht vorhandenen Gesprächspartners, ist für mich zentral. Die Texte sind dreischichtig: die Dialog-Ausschnitte im Jetzt, die Monologe über die Vergangenheit und
die von Ann auf Band aufgenommenen Wünsche in die
Zukunft, eine Art Vermächtnis: Das wird meine Stimme
sein, in dem zukünftigen Leben, das ich meinen liebsten Menschen jetzt einrichte. Die Sängerin bewegt sich
zwischen diesen drei Textebenen, die auch klanglich
sehr unterschiedlich gestaltet sind. Daran interessiert
mich die Auseinandersetzung mit verschiedenen Zeitstrukturen, die eigentlich dieses Selbstreflektive der
Monologe, das unbewusst Narrative der Dialoge und das
jetzt Gesagte, aber in der Zukunft zu Hörende der Wünsche voneinander trennen. Es geht kompositorisch um
eine musikalische Auseinandersetzung mit der Zeit, die
sich nicht auf etwas Szenisches bezieht. Die Zeit wird von
der Hauptfigur sowohl real erlebt als auch gedanklich
festgehalten und bewusst für die Zukunft konserviert.
Die Dramaturgie besteht aus vier musikalischen Kernstücken, die jeweils wichtige dramatische Augenblicke
der Geschichte darstellen.
Ich finde diese sehr starke Zentralperson faszinierend. Sie ist eine einfache Putzfrau, mit einer bescheidenen Lebensweise, kommt aber, obwohl sie nie die Zeit
hatte, über sich selber zu reflektieren, ganz schnell zu
dem Schluss, wie sie den Rest ihres Lebens verbringen
soll. Das ist das Thema: diese zugleich manipulative,
aber – wie ich finde – auch verständliche und bewun-
Für ihre Familie arrangiert eine junge Frau das Leben
nach ihrem Tod. Dem Film „My Life Without Me“ der
Regisseurin Isabel Coixet entnimmt Miroslav Srnka
Texte und Stoff für seine Komposition für Claron
McFadden und das Ensemble Intercontemporain, die
am 28. November in Paris uraufgeführt wird.
dernswerte Art des Handelns, wie die Frau die Menschen
zusammensetzt, um ein Leben ohne sie zu gestalten.
Ann tut Dinge, die man in einer normalen Situation
moralisch nicht verzeihen würde, um für sich selbst die
Stärke zu finden, den anderen das künftige Leben besser zu machen. Es gibt eine fantastische Spannung in
dieser Figur, die nicht wie sonst in einer kontrastreichen
Hauptfigur aus positiven und negativen Charakterzügen resultiert. Und diese Spannung findet sich auch in
der Sprache wieder. Zum Beispiel fragt sie, als der Arzt
ihr mitteilt, dass sie sterben muss, diesen nach einem
Ginger Candy, also einem Ingwerbonbon, und unterhält
sich mit ihm über den Geschmack. Gerade in den Dialogen von größter narrativer Schlichtheit erfährt man am
Marie Luise Maintz
meisten über die Person.“
Miroslav Srnka – aktuell
Ausblick
Bei den Kasseler Musiktagen wird die Mezzosopranistin Dagmar Pecková die Uraufführung von Miroslav
nach
Postkarten
von
Srnkas Dreizehn Liedern n
ach Postkar
ten v
on
than
Becker
Sohn
Jona
Jurek Beck
er an seinen So
hn Jon
a th
an singen
(31.10.08). Das Quatuor Diotima präsentiert ein ProStreichquartett
Nr.. 3, dem Kla
Klaviergramm mit dem Streichquar
tett Nr
vierquintett
vlnou“
Simpl
ple
quin
tett „Pouhou v
lnou“ und Sim
pl
e Space für Cello solo (1.11.08). +++ Bei dem Eröffnungskonzert des
neuen Prager Festival Contempuls wird Emanuele Torquati die Uraufführung von ta větší. Eine V
Var
aria
iati
tion
ar
ia
ti
on
Schlussgesang
aus
über den Schl
ussgesang a
us Její pastorkyňa (Jenůfa) für Klavier spielen (9.11.08). +++ Für das Ensemble
Intercontemporain und die Sopranistin Claron McFadden bereitet Miroslav Srnka ein Neues Stück für Sopran
Ensemble
pr
an und Ensembl
e vor (28.11.2008).
Rückblick
Das BBC Philharmonic Orchestra führte Reading llesessons unter der Leitung von Cornelius Meister in einem Konzert in Manchester auf (17.7.2008). +++ Mitglieder des Bayerischen Staatsorchesters spielten die
Uraufführung von Miroslav Srnkas Kla
Klavierquin
vierquintett
vierquin
tett
vlnou“
lnou“ in der Pinakothek der Moderne Mün„Pouhou v
chen (17.4.2008). +++ Reserv
Reservoirs
oirs für großes Ensemble
stand auf dem Programm des Prager Frühlings mit der
Ostravská banda unter Petr Kotík (21./23.5.2008). +++
Das Ensemble Modern unter der Leitung von Matthias
Pintscher spielte die Uraufführung von Les Adieux in
der Alten Oper Frankfurt (28.11.07). Eine weitere Aufführung gab es bei der Eröffnung des Festivals „ultraschall“ in Berlin (20.1.08).
]
[t]akte 2I2008 25
[t]akte
Hörende Augen,
sehende Ohren
Der Komponist Vadim Karassikov und sein
neues Werk
In Ekaterinburg, an der Grenze zum asiatischen Teil
Russlands, wohnt und arbeitet sehr zurückgezogen der
Komponist Vadim Karassikov. Seinen Werken begegnet
man selten im Konzertsaal, doch wenn sie aufgeführt
werden, rufen sie Reaktionen von völliger Verblüffung
bis zu Begeisterung hervor. In minutiöser Differenziertheit zeichnet Karassikov seine Partituren, „behaucht“ die
Notenseiten mit einer fragilen Bleistiftkalligraphie, die
auch in Ausstellungen zeitgenössischer Grafik gezeigt
werden könnte. Der Vagheit des überaus präzise, doch
verletzlich Notierten entspricht die Musik, denn ihr dynamischer Level bewegt sich an der Grenze des Hörbaren. Wenn man die komplexe Textur des Notierten mit
dem klingenden Ergebnis vergleicht, dann wird man
zunächst überrascht sein, denn der größere Teil bleibt
unhörbar: Karassikovs musikalische Formulierung entzieht sich jeglicher Konvention.
Es geht ihm nicht darum, irgendwelche Konventionen durch schlichte Negation zu umgehen, die dann ihrerseits zu neuen Privatkonventionen würden. Der Komponist verweist stattdessen darauf, dass er in seiner
Musik eine Art Analogie zu dem erkennt, was uns täglich innerlich und äußerlich umgibt. Auch hiervon bleibt
ein Großteil unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle,
ist aber vorhanden und unterschwellig bestimmend.
Viele der unhörbaren Passagen seiner Musik sind gestisch bedeutsam – etwa durch die Bewegung oder Mimik der Interpreten –, andere sind hörbar, treten jedoch
nicht gestisch hervor: Das Gestische und Nicht-Gestische, das Hörbare und Unhörbare – jeweils in feinster
Abstufung und interner Beziehung – bilden entschei-
An der Grenze des Hörbaren: Der Beginn von Vadim Karassikovs
„in the flame of the dream“
26 [t]akte 2I2008
Seine Musik wächst aus der Stille heraus und in sie
hinein: Vadim Karassikovs neue Ensemblekomposition „in the flame of the dream“, ein Auftragswerk des Klangforums Wien, wird am 5. Dezember 2008 in Wien uraufgeführt.
dende Parameter seiner Kunst. Hierdurch erfährt das
Publikum, dass das Auge auch hören und das Ohr auch
sehen kann, beide Sinne wachsen zu einem neuen zusammen, auf ihn ist Karassikovs musikalische Dramaturgie ausgerichtet. Während der Aufführung scheinen
sich die Ohren und Augen auszudehnen, so dass man
als Zuhörer selbst das feinste Knacken des Saalparketts
wahrnimmt, Eigengeräusche des Raumes, mit dem diese Kunst eine bislang ungehörte Zwiesprache einzugehen scheint. Die Darbietungen von Karassikovs Werken
nähern sich auch dank der besonderen Betonung der
Gestik einer theatralischen Aufführung an, ohne Musiktheater zu sein. Er selbst bezeichnet seine Kompositionen in Ermangelung eines hierfür vorgeprägten Begriffs als „stage art“.
Für die Ausführenden und ebenso für das Publikum
bietet die Begegnung mit seiner Kunst eine Bereicherung, zumal man die Gestik als integralen Bestandteil
einer Komposition und ihrer Interpretation erfährt. Dieses an sich selbstverständliche, doch nicht immer gegenwärtige Bewusstsein für gestisch-musikalische Zusammenhänge dürfte auch bei der Begegnung mit überkommenem Repertoire sensibilisierend wirken. Die Aufführungen seiner Kompositionen wird man vor allem dann
als außergewöhnliche Konzerterfahrungen erleben und
im Gedächtnis behalten, wenn man versucht, sich seiner Musik voraussetzungslos hinzugeben, denn in Karassikovs Werken ist, bis auf die Tatsache, dass sie sehr
leise sind, nichts vorhersehbar.
in the flame of the dream for ensemble heißt Vadim
Karassikovs neues, im Auftrag des Klangforums Wien
entstehendes Werk. Es besteht aus einzeln aufführbaren Stücken für je ein Instrument, die vom Duo, Trio,
Quartett bis zum Tutti in allen möglichen Varianten
kombiniert und gleichzeitig gespielt werden können.
Am 5. Dezember 2008 werden die bislang vorliegenden
Teile dieses Werks in Wien uraufgeführt werden.
Michael Töpel
5.12.2008 Wien (Konzerthaus)
Vadim Karassikov
in the flame of the dream (Uraufführung)
Klangforum Wien
Weitere Stücke in diesem Konzert:
Matthias Pintscher: Verzeichnete Spur; Salvatore
Sciarrino: Le stagioni artificiali (Österr. Erstaufführung), Beat Furrer: Konzert für Klavier und Ensemble
(Österr. Erstaufführung) – Solisten: Gunde JächMicko (Violine), Florian Müller (Klavier).
2I2008
Ondřej Kukal und sein „Clarinettino“
Beim Wettbewerb „Prager Frühling“ 2008 war
diesmal das „Clarinettino“ von Ondrej Kukal eins
der Wahlstücke. Das anspruchsvolle, aber für Zuhörer leicht verständliche Stück ist eine wichtige
Repertoireerweiterung für Klarinettisten.
^
Mitteilsam
und verständlich
Hand in Hand mit dem Festival „Prager Frühling“ findet bereits seit 60 Jahren zeitgleich der Internationale
Musikwettbewerb „Prager Frühling“ statt. Seit 1994 ist
es Tradition, dass das Festival für jede Wettbewerbskategorie eine Komposition bedeutender tschechischer
Autoren (z. B. Petr Eben, Karel Husa, Viktor Kalabis,
Jan Klusák, Ivana Loudová, Otmar Mácha, Jaroslav Pelikán …) bestellt und somit die zeitgenössische Musik unterstützt. Partner dieses Wettbewerbes ist bereits seit einigen Jahren Editio Bärenreiter Praha, die die Wettbewerbspflichtstücke in ihrer Editionsreihe „Prager Frühling“ herausgibt. Hierbei handelt es sich hauptsächlich
um Solokompositionen und Kammermusikstücke; in
diesem Jahr aber wurde in der Kategorie Klarinette als
Wahlstück die Komposition Clarinettino op. 11 (1990) von
Ondřej Kukal ausgewählt.
^
Der Komponist, Dirigent und Geiger Ondřej Kukal
(* 1964) zählt zu den herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten der mittleren Generation in Tschechien. Er
absolvierte das Prager Konservatorium und die Akademie der musischen Künste in Prag. Im Fach Violine ist er
Schüler von Josef Vlach, Komposition studierte er bei Jindřich Feld, Dirigieren bei Vladimír Válek.
Kukals Clarinettino erklang 1994 zum ersten Mal
beim Festival „Junges Podium“ in Karlsbad und wurde
zu einem beliebten Repertoirestück. Es handelt sich um
eine spielerisch virtuose zwölfminütige Kette, fließend
als Ganzes ohne Unterteilungen, welche nur durch Tempokontraste schnellerer und freierer Teile geschaffen
werden. Durch die gesamte Komposition ziehen sich ein
charakteristischer synkopischer Rhythmus und die
mehrmalige Wiederkehr des figurativen Grundthemas
in unterschiedlichen Variationen. In den langsameren
Teilen setzt sich neben dem Soloinstrument auch die
Violine ausdrucksvoll durch, und beide Instrumente
überbieten sich in Kantilenenvorträgen. Der Klarinettenpart erfordert einen technisch sehr versierten Spieler, der Komponist bewahrt aber völlig die traditionelle
Instrumentaltechnik ohne Experimente. Die Komposition lässt sich auch in kammermusikalischer Fassung
mit Begleitung von Streichquartett und Kontrabass interpretieren (CD-Aufnahme: Ludmila Peterková, Neues
Vlach Quartett, MusicVars 1995).
EBP
Mit der Komposition von Ondřej Kukal kam ich vor etwa
einem Jahr in Berührung, als ich sie in einer Aufnahme
in der Interpretation von Ludmila Peterková hörte, der
die Komposition gewidmet ist. Das Clarinettino faszinierte mich durch seine fast jazzartigen Elemente. Das
Stück ist sehr originell mit vielen tonmalerischen Tei-
Jana Lahodná mit dem Prager Kammerorchester beim Wettbewerb
„Prager Frühling“ 2008
len. Für den Zuhörer ist es mitteilsam und verständlich,
für den Interpreten allerdings ziemlich anstrengend.
Der Autor gesteht selbst, dass er als Geiger dem „Bläserinterpreten“ keine Atem- und Entspannungsmöglichkeiten gewährt. Technisch gesehen beinhaltet es keine
besonders großen Tücken, beim Einüben des Auswendigspiels aber zeigten sich viele unauffällige Variationen der ursprünglichen Themen als recht schwer.
Jana Lahodná
Trägerin des 3. Preises in der Kategorie Klarinette
^
Ondrej Kukal: Clarinettino. Concertino für
Klarinette und Streicher op. 11
Ondrej Kukal – Werke bei Editio Bärenreiter Praha
Concertino für Klarinette und Streicher „Clarinettino“ op. 11 (1990) – Solo-Klarinette – Str / 12'
Danse symphonique für großes Orchester op. 10
(1989) – 2 Picc, 2 Eh, 2 Klar, Kfag – 4,3,3,1 – Pk, Xyl,
Schlg – Klav – Str / 12’
Das Lied eines wahnsinnig gewordenen Soldaten,
op. 19 für Bariton und Orchester – Solobariton –
2,2,2,2 – 2,2,0,0 – Pk, Schlg – Hfe – Str / 21'
Kammersymphonie op. 16 (1999) – Str / 20'
Konzert für Fagott und Streichorchester „Fagottissimo“ op. 14 (1998) – Solo-Fagott – Str / 22'
Konzert für Violine und Orchester op. 7 (1985)
Solo-Violine – 2,2,2,2 – 2,0,0,0 – Pk – Str / 20'
Symphonie Nr. 1 „Mit dem Glockenspiel“ op. 15 (1999)
2,2,2,2 – 3,3,2,0 – Pk, Schlg – Str / 25'
Verlag: Editio Bärenreiter Praha, Vertrieb D, A, CH:
Alkor-Edition
Weitere Information: www.sheetmusic.com
]
[t]akte 2I2008 27
[t]akte
Sieben Himmel
Jonathan Harvey und sein neues Chor-Orchesterstück über Engelsnamen
Mit „Messages“ hat der Engländer Jonathan Harvey
ein Stück für die Berliner Philharmoniker und den
Rundfunkchor Berlin komponiert, das die himmlischen Sphären der Engel mit dem Apparat eines
großen Orchesters auslotet.
CD-Neuerscheinung
Jonathan Harvey: Timepieces:
Tranquil Abiding, Body Mandala,
White as Jasmine; Towards a Pure
Land, Anu Komsi (Sopran), BBC
Scottish Symphony Orchestra,
Ilan Volkov, Stefan Solyom, NMC.
Engel im Anflug (Foto: foodmat, www.photocase.de)
Botschaften von den Engeln
Von Engeln handeln die Messages , deren Text ausschließlich aus Engelnamen besteht. Das etwa 25-minütige Werk reiht Anrufungsrituale von über hundert geflügelten Boten aneinander, die sich in sieben Himmeln
bewegen. „Heaven“ nennt Harvey jedenfalls die sieben
ineinander übergehenden Teile seines Stücks, dessen
ruhig fließende Metren ausschließlich von der Silbenzahl des jeweils deklamierten Engelnamens abhängen.
Diese Ausgangsidee wird von den Chören äußerst differenziert umgesetzt: vom „unhörbar“ eintretenden
Summen am Beginn über vielstimmiges Flüstern in
Wellen, klar zäsurierten Wechselgesang, improvisierte
Tempogestaltung bis zum ätherisch gehauchten Pianissimo des Seventh Heaven. Nicht weniger raffiniert ist
die Behandlung des großen Orchesters, das von einer Art
Concertino (Celesta, Cimbalom und zwei Harfen) angetrieben wird. Auch hier fächert Harvey den Klang auf
und verwandelt die Instrumente beispielsweise nach
der Anrufung des Erzengels Raphael im Second Heaven
in einen großen Flügel, der mit leisen Glissandi, Tremoli und Bläser-Atmen auf- und abrauscht.
Olaf Wilhelmer
Jonathan Harvey
Messages
Uraufführung: 29.3.2008 Berlin, Rundfunkchor Berlin,
Berliner Philharmoniker, Leitung: Reinbert de Leeuw
Besetzung: Picc/AFl, 2, 2 , Eh, 2 BKlar, 2 – 4,3,3,1 – Schlg
(5) – Cel – Cimbalom – 2 Hfe – Str
Aufführungsdauer: 25 Minuten
Verlag: Faber Music, Vertrieb: Alkor-Edition
Weitere Information: www.fabermusic.com.
28 [t]akte 2I2008
There is so much to praise on this CD that it’s hard to
know where to begin. In reviewing previous recordings
I’ve noted that Jonathan Harvey’s music juxtaposes
moments of disarming simplicity, of naivety almost,
with others of considerable sophistication and intricacy … The opening premise of both Tranquil Abiding and
Body Mandala are cases in point: in the first, an alternation of two sonorities carries the piece forwards inexorably to its conclusion. By contrast, the arc structure of
… Towards a pure land engenders considerable discontinuity. Each piece inhabits its own space. The virtuosity of Harvey’s orchestration is breathtaking …
Not surprisingly to those familiar with Harvey’s concerns, all but one of these pieces explore different facets
of spirituality, particularly those drawn from Eastern
religions. Perhaps the most immediately involving is
White as Jasmine, based on texts by a 12th-century Hindu saint. Here, soprano Anu Komsi delivers a superbly
controlled performance of great vocal beauty. In her first
entry, she is virtually indistinguishable from the surrounding instruments (and it’s satisfying, by the way,
to hear singing in which each pitch can be clearly discerned, vibrato notwithstanding). But the musicianship
here transcends questions of technique: all the participants deserve equal credit for their involvement in a
richly rewarding project. Gramophone September 2008
Four of the five pieces in this impressive selection of
Jonathan Harvey’s orchestral pieces deal in different
ways with Harvey’s deep fascination with eastern religions … All are striking, beautifully achieved pieces.
The Guardian
er BühDer neue Kassel
Kasseler
tal
og 2008/09 ist
nenkatal
talog
nenka
erschienen und kann ab
sofort bei der Alkor-Edition
angefordert werden. Auf
fast 400 Seiten listet er alle
musikalischen Bühnenwerke auf, die im Vertrieb
von Alkor erhältlich sind.
KASSELER BÜHNENKATALOG
Systematische Register er2008/09
möglichen die Suche nach
Gattungen, Stoffen, Librettisten, literarischen Vorlagen etc.
Bärenreiter · Alkor
KASSEL CATALOGUE OF STAGE WORKS
CATALOGUE KASSEL DES ŒUVRES SCÉNIQUES
U1+U4 Buhnenkatalog 08_09.indd 1
1
21.08.2008 13:31:42 Uhr
2I2008
Un-fassbare Töne
Brice Pausets 5. Sinfonie wird in Donaueschingen
uraufgeführt
Nach seiner Sinfonie Nr. 4 „Der Geograph“, die im März
2007 in der Kölner Philharmonie uraufgeführt wurde,
geht Brice Pauset nun diese Gattung aufs Neue an: Im
Rahmen der Donaueschinger Musiktage 2008 soll am
19. Oktober seine Sinfonie Nr. 5 „Die Tänzerin“ zum ersten Mal erklingen. Der Titel wirft die Frage auf: Um was
für eine Tänzerin mag es sich handeln? „In der ganzen
Sinfonie stellt die Tänzerin den Mittelpunkt der Welt dar.
Man muss sich dabei vorstellen, dass die Beobachtung
der Tänzerin nicht nur vom Zuschauerraum aus stattfindet, sondern auch von ganz weit weg. Es geht um diesen ganz besonderen ästhetischen Reiz, diese ganz besondere Empfindung“, erläutert der Komponist. „Die
Tänzerin, um die es hier geht, steht für die zur Kunst
gewordene Bewegung eines Körpers; das ist ein Sinnbild, das für alle Tänzerinnen gilt, und ein Symbol.“
Brice Pauset sucht sich über eine auf die Spitze getriebene prosaische Haltung Materialien mit einer tief
gründenden Poesie, es handelt sich jedoch keineswegs
um herkömmliche Ballettmusik. Als Basismaterial für
seine Arbeit wählte er beispielsweise die Geräusche, die
entstehen, wenn der Fuß der Tänzerin den Boden berührt bzw. wenn sie sich in der Luft dreht, oder das Rascheln des Stoffes ihres Kostüms. Es sind diese un-fassbaren Töne, die den Komponisten interessieren, Töne,
die man in einem Ballett so deutlich sonst nicht vernimmt. Doch wie können diese Töne über den Blickwinkel des Betrachters Aufschluss geben? Genau um diese
Frage geht es in dem neuen Werk. Denn natürlich hängt
die Art der Wahrnehmung eines Tänzers vom Standort
des Beobachters ab: Je nachdem, wo man sich befindet,
ändert sich die Perspektive. Aber von welchem Blickwinkel aus ein Zuschauer auch immer einen Tanz betrachtet: Die Bewegung des Körpers ist und bleibt reine Kunst.
Und ohne Rücksicht auf den Blickwinkel des Zuschauers spielt die Musik mit dieser Beständigkeit der ästhetischen Bewegung, und zwar mit Mitteln des Zooms auf
die verschiedenen Tonsatzmaterialien, es ist ein Spiel
mit den musikalischen Zeitabläufen, mit der Gleichzeitigkeit verschiedener Taktarten (beispielsweise durch
das Übereinanderschichten eines 3/4- und eines 4/4Taktes) usw.
Pausets 5. Sinfonie steht in engem Zusammenhang
mit seinen anderen Werken. In erster Linie ist „Die Tänzerin“ Teil eines Zyklus von drei Sinfonien (Nr. 4, 5 und
6), der in einer Phase komponiert wurde und ein einheitliches Ganzes darstellt. Dabei hat jede dieser Sinfonien zwar eine ihr ganz eigene Dramaturgie, gleichzeitig sind sie jedoch durch eine gemeinsame Thematik
miteinander verbunden: durch den Begriff der Unmöglichkeit. In Der Geograph ist es die Unmöglichkeit, die
Welt darzustellen (es sei denn durch die Schaffung von
Rastern, die in der Aufführung vom Klavier fixiert und
vom Orchester ausgefüllt werden); die Unmöglichkeit,
die ästhetische Bewegung darzustellen (es sei denn
Mit den Mitteln eines Zooms gestaltet der französische Komponist Brice Pauset sein neues Orchesterstück. Im Fokus: eine Tänzerin, die zum Mittelpunkt
eines vieldimensionalen musikalischen Vexierspiels
wird.
durch die Erfindung eines vom ursprünglichen Objekt losgelösten Bildes); die Unmöglichkeit, Materie darzustellen (außer mittels einer Extremsituation: der Explosion).
Wir haben es mit einem Projekt zu
tun, das mit den Grenzbereichen der
Genres spielt. Die 4. Sinfonie war ein
Flirt mit der Gattung des Konzerts: Dem
Orchester steht ein Klavier als Hauptinstrument gegenüber. Und die 6. Sinfonie wird Singstimmen mit einbeziehen. Ihre Uraufführung ist für die Spielzeit 2009/10 in München geplant (Chor
und Orchester des Bayerischen Rundfunks, Experimentalstudio Freiburg).
Neun Sinfonien als Zielvorgabe? Tief gründende Poesie. Brice Pauset
C. Daguet, Editions Henry
„Nein,“ antwortet der Komponist, (Foto:
Lemoine)
„nach der 6. Sinfonie werde ich dieser
Gattung wohl etwas müde sein. Außerdem hätte ich das
Gefühl, in einen Manierismus zu verfallen, in einem Reliquienschrein zu sein. Bei der Arbeit an sinfonischen
Werken entwickelt sich meine Tonsprache weiter, und
ich bekomme dann Lust auf andere Formen, in die ich
das, was ich bei den letzten Arbeiten erworben habe,
einfließen lassen möchte.“
Benoît Walther
Brice Pauset
Sinfonie Nr. 5 „Die Tänzerin“
Uraufführung: 19.10.2008, Donaueschinger Musiktage, SWR Sinfonierochester Baden-Baden und Freiburg,
Leitung: Sylvain Cambreling
Orchester: 4 (Picc),3,Eh,3,BKlar,3,Kfag – 4,4,4,1 –2 Pk,
3 Schlg – Klav – Hfe – Str
Aufführungsdauer: ca. 13 Minuten
Verlag: Editions Henry Lemoine, Vertrieb: Alkor-Edition
Weitere Information: www.henry-lemoine.com
„takte“ jetzt auch online
Unter der Internetadresse
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Bärenreiter-Magazin takte ab
sofort auch im Internet erreichbar. Neben den Artikeln aus den
letzten Heften finden sich dort
auch aktuelle Aufführungstermine. Ein takte-Newsletter
ergänzt das Internetangebot.
]
[t]akte 2I2008 29
[t]akte
Alchimistische
Verwandlungen
Der italienische Komponist Osvaldo Coluccino
Osvaldo Coluccino (* 1963) bezeichnet Absum, eine elektroakustische Komposition aus dem Jahr 1999, als sein
erstes Werk oder auch Quale velo (2000/01) für Ensemble. Das bedeutet jedoch nicht, dass er erst im Alter
von 36 Jahren begonnen hätte zu komponieren, sondern
es ist die Konsequenz künstlerischer Entscheidungen, einer Suche, die in ihrem Verlauf einen Fall für sich darstellt. Von 1989 bis 2003 widmete sich Coluccino gänzlich der literarischen Arbeit, schrieb Gedichte, Prosa und
Verstragödien, denen von Kritikern und Wissenschaftlern Interesse und Bewunderung entgegengebracht
wurde. Bereits in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre
begann er autodidaktisch, sich mit Musik zu beschäftigen und zu komponieren. Heute sieht er seine literarischen Erfahrungen als abgeschlossen an und ist ein
Komponist, der keinen Grund sieht, sich an seine Frühwerke zu erinnern. Sein Werkkatalog enthält Kompositionen, deren eigenständige kompromisslose Ästhetik
von Anfang an fertig ausgeprägt erscheint. Ein Weg zum
Verständnis dieser plötzlich eingetretenen reifen Eigenständigkeit und extremen Strenge in Coluccinos Musik
führt über die Beschäftigung mit seinem literarischen
Schaffen. Zu einer solchen Perspektive lädt eine Beobachtung des Musikwissenschaftlers und Komponisten
Ramón Montes de Oca ein, der anlässlich der Aufführung des Bläserquintetts Diffratta aria (2002) beim Festival Cervantino 2004 in Guanajato/Mexiko über Coluccino schrieb:
„Wenn man über die musikalische Ästhetik dieses
wichtigen italienischen Künstlers spricht, muss man
unbedingt auf seine bemerkenswerte dichterische
Sprache verweisen, denn Osvaldo Coluccino war
zunächst ein großartiger Dichter und hat sich danach
in einen Komponisten herausragender neuer Musik
verwandelt. Wir kennen das Interesse des Dichters für
das Wort, das aus der Stille entspringt, und wir kennen ebenso das Interesse des Komponisten für die
Stille, die sich aus dem Klang erhebt. Diesem intimen,
vagen und kargen Klang, den der Künstler, abgeklärt
wie ein Alchimist, in Reflexe aus Farben, Tonhöhen,
Timbres, Wörtern und Stillen verwandelt, die ins
Nichts zurückkehren.“
Coluccino schreibt äußerst ausgewogen, bedachtsam,
konzentriert auf das Wesentliche und definiert präzise
jedes Detail, so als ob von der Wahl jeder Tonhöhe, jedes
Intervalls, jeder Klangfarbe das Gelingen des Ganzen
abhinge. Die so definierten Klangobjekte sind in Stille
eingesenkt, in einen statischen, geheimnisvollen Raum,
in dem die Bewegung des Alltäglichen aufgehoben ist.
Es überrascht nicht, dass er Maler schätzt, die Objekte
darstellen, die von Stille umgeben sind: Piero della Francesca, Cézanne, Morandi. Es sind die angehaltene Zeit
und der statische Raum, für die Coluccino mit dem spä-
30 [t]akte 2I2008
Ausufernde Üppigkeit ist seine Sache nicht. Die Reduktion auf das Wesentliche ist eher Osvaldo Coluccinos Maxime. Ein Porträt des Komponisten, der
spät zum Komponieren kam, nachdem er in der Literatur seines Heimatlandes bereits einen bekannten Namen hatte.
Suche nach dem Wesen des Klangs: Osvaldo Coluccino
ten Nono und mit Feldman verglichen worden ist. Mit
diesem Vergleich treten jedoch die Unterschiede nur
deutlicher hervor. Insbesondere gibt es keine Ähnlichkeiten zu den enorm gedehnten Tempi und dem QuasiMinimalismus des späten Feldman, denn Coluccino behält stets die Kontrolle über seine Formverläufe, und
Knappheit entsteht bei ihm aus einem Bedürfnis nach
Konzentration auf das Wesentliche. Deshalb auch lotet
er den Klang innerhalb eines dynamischen Bereiches
aus, der nur sehr selten das Mezzopiano übersteigt, so
dass magische Wirkungen entstehen, ein Effekt der alchimistischen Verwandlung seines ausgedünnten, ausgetrockneten Tonsatzes. Daraus entstehen verborgene
Spannungen, festgehalten in einer Unbeweglichkeit, die
jedoch unvorhersehbaren und unkonventionellen
Formverläufen nicht im Wege steht. Manchmal spielen
seine poetischen Titel auf diese Formen an. Ich denke
beispielsweise an den Verlauf von Voce d’orlo (2006)
oder an die Spreizung, die von der Kombination zweier
Wörter suggeriert wird, die mit Geburt und Tod verbunden sind: Gamete stele (2007). Die Spreizung zwischen
der Weichheit des Gallerts und der Härte des Steins
drückt sich hier mit konzentrierter, jedoch anti-rhetorischer Dichte aus und führt zu einem sanfteren Ergebnis. Die Negation von Without Witness (2004) scheint
schließlich nach dem Wesen des Klanges zu suchen und
lädt den Komponisten ebenso wie den Hörer ein, loszulassen: das eigene Ego, die Schwere des Ichs.
Paolo Petazzi
(Übersetzung: Christine Anderson)
Information: Die Kompositionen von Osvaldo Coluccino erscheinen bei RAI Trade (Vertrieb: Alkor-Edition)
2I2008
Wer darf sie spielen?
Streit um eine Melodie im Kinderstück von Andreas
Tarkmann und Eberhard Streul
takte: „Die verlorene Melodie“ ist Ihre erste Zusammenarbeit mit dem Theaterautor Eberhard Streul, mit dem
Sie die Liebe zum Kabarett verbindet. Wie kam es nun zu
dieser ersten Begegnung?
Tarkmann: Trotz unseres teilweise ähnlichen Betätigungsfelds war die Begegnung mit Eberhard Streul kein
Zufall, sondern fand auf Vorschlag der Alkor-Edition
statt. Eberhard Streul suchte nämlich einen Komponisten für einen Text, den er schon vor Jahren für ein Kinderkonzert geschrieben hatte.
Was hat Sie an seinem Text besonders gereizt?
Auf jeden Fall ist es schön, eine Geschichte zu vertonen,
die noch keiner kennt. Das erhöht natürlich die Neugier
und Spannung bei den jungen Zuhörern. Dann spielt die
Geschichte in einer sehr „musikalischen Welt“: Ein zerstreuter Komponist schreibt eine Melodie, die durch
Zufall in einem Orchester landet und um die von den
verschiedenen Instrumenten heftigst gestritten wird.
Um die Melodie zu schützen, reißt eine kleine Geige mit
ihr aus. Geige und Melodie erleben einige merkwürdige Abenteuer und werden schließlich von der resoluten
Großmutter, der Bassgeige, ins geläuterte Orchester zurückgeholt.
So eine Geschichte ist für einen Komponisten natürlich eine reizvolle Aufgabe, weil er hier alle Register ziehen kann. Überhaupt fand ich Streuls Geschichte auf Anhieb originell und witzig, sprachlich sehr pointiert und
geistreich, ohne die kindliche Ebene zu vernachlässigen.
So können die Kinder zwar eine Menge über Musik und
Instrumente erfahren, werden aber nicht offensichtlich
„belehrt“.
Haben Sie den Wortlaut eins zu eins übernommen?
Der Originaltext ist im Hinblick auf eine melodramatische Vertonung geschrieben. So waren keine nennenswerten Änderungen nötig. Wir haben lediglich das musikdramaturgische Gerüst zusammen abgesprochen:
wann, wo und wie viel Musik an bestimmten Textstellen erklingen soll. Ansonsten hat mir der Autor dankenswerterweise keine Vorschriften gemacht.
An welche Altersgruppe wendet sich „Die verlorene Melodie“ und wie war die Resonanz bei der Uraufführung
im Frühjahr in Ludwigshafen?
Wir schlagen das Stück für Kinder ab fünf Jahren vor. Es
ist ganz bewusst für die jüngeren Kinder geschrieben
und wurde von ihnen begeistert aufgenommen. Aber
nicht nur von diesen: Eltern und Orchestermitglieder
waren genauso angetan.
Die Geschichte wendet sich letztlich gegen den Egoismus
und plädiert für das gemeinschaftsstiftende Band des
Musizierens.
Streit, Flucht und Rückkehr: Viel geschieht im neuen
Kinderkonzertstück „Die verlorene Melodie“ von
Andreas Tarkmann und Eberhard Streul. Wer will,
kann sogar eine Botschaft daraus lesen. Die Uraufführung in Ludwigshafen war ein großer Erfolg.
Diese Botschaft ist nur ein Teilaspekt des Stücks und ich
finde es nicht schlimm, wenn andere Seiten des Gesamtstücks sie vielleicht verdrängen. Für viele junge Kinder
ist es wahrscheinlich der erste Konzertbesuch und die
allererste Begegnung mit einem Orchester: Da gibt es
ungeheuer viel Interessantes zu sehen und zu hören …
„Die verlorene Melodie“ geht von der klassischen Konzertsituation aus. Das junge Publikum wird nur gelegentlich
vom Erzähler angesprochen, der aus dem Stück heraus
Fragen formuliert, bei denen es unter anderem um die
Identifizierung von Instrumenten geht. Welchen Stellenwert räumen Sie diesem Kinderkonzertstück in der Nachfolge von „Peter und der Wolf“ ein im Vergleich zu Konzepten, bei denen Kinder und Jugendliche von Anfang an
und in einem größeren Maß in die Erarbeitung eines neuen Stückes und dessen Aufführung integriert werden?
Ich denke, dass beide Konzertmodelle ihre Berechtigung
haben und dass Kinder auch mit beiden konfrontiert
werden sollten. Natürlich ist es wichtig, dass sie aus einer passiven Konsumentenrolle herausgeholt werden
und dass die Konzerte im wahrsten Sinne des Wortes
„begreifbarer“ werden. Auf der anderen Seite sollten
Kinder auch lernen, eine gewisse Zeit konzentriert zuzuhören. Ich glaube, diese Konzentrationsfähigkeit sollten wir den Kindern auch zutrauen und sie fördern. In
diesem Sinne ist ein Stück wie Die verlorene Melodie
ein guter Einstieg.
Takte: Verraten Sie uns zum Abschluss noch Ihre nächsten Projekte?
Nachdem ich letztes Jahr mit meiner ersten Kinderoper
La belle au bois dormant (Dornröschen) in der Philharmonie Essen einen schönen Erfolg hatte, komponiere ich
nun für das Theater Aachen als Kinderoper den Räuber
Hotzenplotz (Uraufführung April 2009). In der Tonhalle
Düsseldorf wird 2009 ein weiteres Kinderstück von mir
uraufgeführt, darüber hinaus arbeiten Eberhard Streul
und ich schon an etwas Neuem, aber mehr darf darüber
noch nicht verraten werden.
Fragen: Redaktion
Andreas N. Tarkmann
Die verlorene Melodie. Ein Konzertstück für Kinder
für Sprecher und Orchester mit einer Geschichte von
von Eberhard Streul
Besetzung: Sprecher – Orchester: 2,2,2,2 – 2,2,1,1 –
Schlg (1) – Str
Aufführungsdauer: ca. 30 Minuten
Verlag: Cecilia Music Concept GmbH Verlag Köln,
Vertrieb: Alkor-Edition
]
[t]akte 2I2008 31
[t]akte
Neue Bücher
Andreas Waczkat: Georg Friedrich Händel.
Der Messias. Bärenreiter Werkeinführung
2008. 146 Seiten. € 14,95
/ CHF 26.90.
Wie gelang es Händel, eine solch zündende Komposition
zu schaffen? Welche
Botschaften wurden
für die Zuhörer damals transportiert,
wo setzten Händel
und sein Librettist Charles Jennens die Akzente? Andreas
Waczkat erläutert diese und
weitere Fragen in drei Schritten.
Ein erster Teil widmet sich der
Entstehung des Werkes und
dem Libretto. Der zweite Teil
untersucht Satz für Satz Text
und Musik. Abschließend skizziert Waczkat die Wirkungsund Rezeptionsgeschichte des
Messias. Praktische Hinweise
zu den verschiedenen Fassungen und Editionen des Werks
runden die Einführung ab.
Ingo Schultz: Viktor Ullmann. Leben und Werk. Bärenreiter-Verlag/Verlag J. B. Metzler 2008. 280 Seiten. € 29,95
/ CHF 46.00.
Eine umfassende Darstellung von Viktor Ullmanns Leben und Schaffen (1898–1944) von den prägenden Eindrücken seiner Jugend in Teschen und Wien über die
nach dem Ersten Weltkrieg ansetzende Laufbahn als
Kapellmeister und Komponist in Prag bis hin zu den
letzten großen Werken, die er den Lebensverhältnissen
in Theresienstadt abgerungen hat. In den analytischen
Abschnitten entsteht das Bild eines Komponisten, dessen unverwechselbare „Handschrift“ sich in differenzierter Harmonik, unkonventioneller Kontrapunktik
und eigenwilliger Rätselhaftigkeit zeigt.
Jörg Konrad: Miles Davis. Die Geschichte seiner Musik.
Bärenreiter-Verlag 2008. 202 Seiten. € 19,95 / CHF 35.90.
Kein Musiker hat den modernen Jazz stärker geprägt
und verändert als Miles Davis. In chronologischer Folge
und in Form eines übersichtlichen Handbuchs porträtiert Jörg Konrad 86 Alben, an denen der Trompeter beteiligt war. Aber auch wichtige persönliche Umstände
von Davis’ Leben bringt Konrad ans Tageslicht und setzt
sie in Beziehung zu dem musikalischen Kosmos, den
Miles Davis kreiert hat.
32 [t]akte 2I2008
Charlotte Seither – aktuell
Charlotte Seither – aktuell
Ausblick
Charlotte Seither ist von Kulturstaatsminister Bernd
Neumann mit dem Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo ausgezeichnet worden und wird
2009 einen einjährigen Stipendienaufenthalt in Rom
verbringen. +++ Gustav Rivinius (Violoncello) und
Eduard Brunner (Klarinette) werden bei den Tagen
für Interpretation und Aufführungspraxis Neuer
Musik in Saarbrücken ein neues Auftr
Auftrags
agsw
ags
werk für
Klarinette
Vio
oncello
Klar
inette und Vi
oloncell
o von Charlotte Seither
zur Uraufführung bringen (15.10.08). +++ Der
Deutschlandfunk Köln widmet der Komponistin ein
ausführliches Rundfunkportrait (18.10.08).
Rückblick
Im August 2008 war Charlotte Seither als ReturnResident bei der Akademie Schloss Solitude Stuttgart zu Gast. +++ Vom Goethe-Institut Santiago de
Chile wurde Charlotte Seither als Guest Composer
zum Festival Música Contemporánea eingeladen
(31.7.–10.8.08). +++ In Krefeld kam das neue OrchesEssays
Shado
adow
Truth
terstück Essa
ys of Sh
ado
w and Tru
th als Auftragswerk der Niederrheinischen Sinfoniker unter der
Leitung von Graham Jackson zur Uraufführung.
Zitate aus Pressekritiken: „Eine halbe Stunde lang
entfachen die Niederrheinischen Sinfoniker einen
akustischen Sturm, der aufschreckt, verblüfft, fasziniert. Seithers Orchesterwerk überzeugt “ (Westdeutsche Zeitung), „so weit durchdifferenzierte
Klänge wünschte man sich öfter. Viel Beifall für
Werk und Orchesterleistung“ (Rheinische Post)
(29.4.08). +++ Beim Forum Neue Musik des Deutschnev
landfunks Köln wurde das Auftragswerk ne
ver real,
alw
al
ways true für Akkordeon solo von Margit Kern uraufgeführt (5.4.2008). +++ An der Universität Oldenburg standen ihre Werke im Rahmen eines Portraitkonzertes im Mittelpunkt (13.6.08). +++ Nach Aufführungen in Osnabrück und München ist die Produktion ihres Musiktheaterwerks Der hell
helle
e Rand
Furchtt und Erw
Erwachen
von Furch
achen mit acht weiteren Aufführungen am Staatstheater Kassel zu Ende gegangen. +++ In seiner Rundfunkreihe „Hear and Now“
stellte BBC London die Werke Music for orchestr
orchestra,
a,
Gran
All’aper
perto
an passo und All’a
Gr
per
to vor, die mit dem BBC
Symphony Orchestra London, Mark Knoop, Klavier
und den BBC Singers London zur Aufführung gekommen waren (31.5.08).
2I2008
Termine (Auswahl)
Neue CDs
Oktober 2008
Oktober 2008
3.10.2008 Heidelberg (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
La clemenza di Tito
Musikal. Leitung: Cornelius
Meister, Inszenierung: Christian
Sedelmayer
8.10.2008 Paris (Théâtre des
Champs-Elysées) (Premiere)
Jean-Baptiste Lully: Armide
Chœur et Orchestre Les Arts
Florissants, Musikal. Leitung:
William Christie, Inszenierung:
Robert Carsen
3.10.2008 St. Pölten (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
Die Entführung aus dem Serail
Freiburger Barockorchester,
Musikal. Leitung: Attilio
Cremonesi, Inszenierung:
Joachim Schloemer
Georg Friedrich Händel:
Amadigi di Gaula
Al Ayre Español, Leitung:
Eduardo López Banzo. Ambroisie
Georg Friedrich Händel: Tolomeo
Il Complesso Barocco, Leitung:
Alan Curtis. Deutsche
Grammmophon
Christoph Willibald Gluck: Ezio
Orchester der Ludwigsburger
Schlossfestspiele, Leitung:
Michael Hofstetter. Oehms
Joseph Haydn:
Die sieben letzten Worte unseres
Erlösers am Kreuze
Camerata Salzburg, Leitung: Sir
Roger Norrington. ORF
Hector Berlioz:
L’Enfance du Christ
London Symphony Orchestra,
Leitung: Sir Colin Davis. LSO Live
Anton Bruckner:
Sinfonie Nr. 3 (Fassung 1873)
Radio-Sinfonieorchester
Stuttgart des SWR, Leitung: Sir
Roger Norrington. SWR Hänssler
Anton Bruckner:
Sinfonie Nr. 4 (Urfassung 1874)
Philharmoniker Hamburg,
Leitung: Simone Young. Oehms
Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 9
Sinfonieorchester Aachen,
Leitung: Marcus Bosch. Coviello
Anton Bruckner: Messe f-Moll
RIAS Kammerchor, Orchestre des
Champs-Elysées, Leitung:
Philippe Herreweghe. Harmonia
mundi
Reinhard Schwarz-Schilling:
Introduktion und Fuge;
Symphonie in C
Staatskapelle Weimar, Leitung:
José Serebrier. Naxos
Hugo Distler:
Konzert für Cembalo und
Streicher op. 14; Schauspielmusik
zu Ritter Blaubart
Neubrandenburger Philharmonie, Leitung: Stefan Malzew.
Klassik Center Kassel
Rudolf Kelterborn: Piano Pieces 1–6
See Siang Wong. Guild
Salvatore Sciarrino:
Storie di altre storie
Teodoro Anzellotti (Akkordeon),
WDR Sinfonieorchester Köln,
Leitung: Kazushi Ono. Winter &
Winter
Beat Furrer: Begehren
Petra Hoffmann (Sopran), Johann
Leutgeb (Erzähler), Vokalensemble
NOVA, ensemble recherche,
Musikal. Leitung: Beat Furrer,
Inszenierung/Choreographie:
Reinhild Hoffmann. Kairos (DVD)
Manfred Trojahn:
Berceuse für Orchester
Radiosinfonieorchester Stuttgart
des SWR, Leitung: George
Alexander Albrecht
Auf: Musik in Deutschland
1950–2000. Orchesterstücke
1975–2000. RCA/Deutscher
Musikrat
8.10.2008 Ravensburg / 9.10.2008
München / 14.10.2008 Meran
Beat Furrer: antichesis
Münchner Kammerorchester,
Leitung: Alexander Liebreich
10.10.2008 London
–> Matthias Pintscher: pourquoi
l’azur muet. Musique de
„L’espace dernier“ pour soprano,
mezzosoprano et orchestre
(Uraufführung)
3.10.2008 Utrecht
Claudia Barainsky (Sopran),
Georg Friedrich Händel: L’Allegro,
Claudia Mahnke (Mezzosopran),
il Penseroso ed il Moderato
BBC Symphony Orchestra,
Radio Kamer Filharmonie,
Leitung: Kazushi Ono
Leitung: Kenneth Montgomery
11.10.2008 Kiel (Premiere)
4.10.2008 Tübingen
Georg Friedrich Händel: Alcina
Franz Schubert: Die Zauberharfe
Leitung: Eduardo López Banzo,
Tübinger Ärzteorchester, Leitung:
Inszenierung Silvana Schröder
Norbert Kirchmann
11.10.2008 Frankfurt
–> Beat Furrer: Xenos für Ensemble
4.10.2008 Graz
Beat Furrer: Konzert für Klavier
(Uraufführung)
und Orchester (Österr. Erstauff.)
Ensemble Modern, Leitung: Alejo
Nicolas Hodges (Klavier), RadioPérez
Symphonierorchester Wien,
Leitung: Pascal Rophé
11.10.2008 Lyon (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
4.10.2008 Leipzig (Premiere)
La clemenza di Tito
Johann Strauß: Eine Nacht in
Musikal. Leitung: Jérémie Rohrer,
Venedig
Inszenierung: Georges
Musikal. Leitung: Roland SeifLavaudant
farth, Inszenierung: Julia Riegel
11.10.2008 Freiburg (Premiere)
5.10.2008 Zürich (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
Ludwig van Beethoven: Fidelio
Lucio Silla
Musikal. Leitung: Bernard
Musikal. Leitung: Patrick Peire,
Haitink, Inszenierung: Katharina
Inszenierung: Ludger Engels
Thalbach
14.10.2008 Wien, Theater an der
6.10.2008 Lille / 21.10. Paris
Wien (Premiere)
Théâter des Champs-Elysées
Christoph Willibald Gluck:
Wolfgang Amadeus Mozart:
Orfeo ed Euridice
Le nozze di Figaro
Freiburger Barockorchester,
Le Concert d’Astrée, Musikal.
Musikal. Leitung: René Jacobs,
Leitung: Emmanuelle Haïm,
Inszenierung: Stephen Lawless
Inszenierung: Jean-François
Sivadier
3.10.2008 Wien (Konzerthaus)
Beat Furrer: Antichesis
Klangforum Wien, Leitung: Beat
Furrer
[t]akte 2I2008 33
[t]akte
Termine (Auswahl)
Oktober 2008
Oktober 2008
Oktober 2008
November 2008
14.10.2008 Genf (Premiere)
Hector Berlioz:
La damnation de Faust
Musikal. Leitung: John Nelson,
Inszenierung: Olivier Py
18.10.2008 Luzern (Premiere]
Giuseppe Gazzaniga:
Don Giovanni
Musikal. Leitung: Andrew
Dunscombo, Inszenierung:
Dominique Mentha
25.10.2008 Prag (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
La finta giardiniera
Musikal. Leitung: Tomas Netopil,
Inszenierung: Ursel Herrmann,
Karl-Ernst Herrmann
1.11.2008 Kassel (Musiktage)
Miroslav Srnka: Pouhou vlnou;
Streichquartett; Simple space
Aurélien Richard (Klavier),
Diotima Quatuor
15.10.2008 Wien
Rudolf Kelterborn: Four Pieces
19.10.2008 Hannover
for Four Players (Österr. Erstauff.) –> Charlotte Seither: Scusi für
Collegium Novum Zürich
Tenorblockflöte und Klavier
(Uraufführung)
15.10.2008 Saarbrücken
Ulrike Volkhardt (Tenorblock–> Charlotte Seither: Neues Werk
flöte), Darlen Bakke (Klavier)
(Uraufführung)
Eduard Brunner (Klarinette),
19.10.2008 Genf (Premiere)
Gustav Rivinius (Violoncello),
Jacques Offenbach:
Adrian Oetiker (Klavier)
Les contes d’Hoffmann
Musikal. Leitung: Patrick Davin,
16.10.2008 Mainz (Premiere)
Inszenierung: Olivier Py
Christoph Willibald Gluck:
La Semiramide riconosciuta
22./23.10.2008 Aachen
Musikal. Leitung: Michael
–> Philipp Maintz: archipel. Musik
Millard, Inszenierung: Peer
für großes Orchester (UrauffühBoysen
rung)
Sinfonieorchester Aachen,
17.10.2008 Berlin (Premiere)
Leitung: Marcus R. Bosch
Christoph Willibald Gluck:
Le Cinesi
23.10.2008 Hokutopia (Japan)
Universität der Künste, Musikal.
Joseph Haydn: Orlando paladino
Leitung: Igor Budinstein,
Les Boréades, Musikal. Leitung:
Inszenierung: Dagny Müller
Ryo Terakado
17.10.2008 Tours (Premiere)
Joseph Haydn: Armida
Musikal. Leitung: Jean-Yves
Ossonce, Inszenierung: Gilles
Bouillon
17.10.2008 Liège (Premiere)
Christoph Willibald Gluck:
Paride ed Elena
Musikal. Leitung: Filippo Maria
Bressan, Inszenierung: Andrea
Cigni
18.10.2008 Oslo
Wolfgang Amadeus Mozart:
La clemenza di Tito
Musikal. Leitung: Rinaldo
Alessandrini, Inszenierung: Peter
Konwitschny
18.10.2008 Nürnberg (Premiere)
Hector Berlioz: Benvenuto Cellini
Musikal. Leitung: Guido
Johannes Rumstadt, Inszenierung: Laura Scozzi
34 [t]akte 2I2008
23.10.2008 New York (La MaMa
Theatre)
Charlotte Seither: One-womanopera (USA-Erstaufführung)
Cornelia Melian (Stimme), Regie:
Judy Wilson
25.10.2008 Köln
Beat Furrer: Aria
Donatienne Michel-Sansac
(Sopran), Ensemble dissonART,
Leitung: Beat Furrer
25.10.2008 Kassel (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
Don Giovanni
Musikal. Leitung: Marco Comin,
Inszenierung: Volker Schmalöer
25.10.2008 Bologna
Hector Berlioz: Te Deum
Orchestra Mozart, Leitung:
Claudio Abbado
25.10.2008 Nürnberg
Leoš Janáček: Taras Bulba
Nürnberger Symphoniker,
Leitung: Berhard Gueller
29.10.2008 Paris
Matthias Pintscher:
Hérodiade-Fragmente
Marisol Montalvo (Sopran);
Orchestre de Paris, Leitung:
Christoph Eschenbach
30.10.2008 Postdam (Premiere)
Georg Friedrich Händel: Alcina
Musikal. Leitung: Andrea
Marcon, Inszenierung: Ingo
Kerkhoff
30.10.2008 München
Bohuslav Martinů: Legende aus
dem Rauch des Kartoffelkrautes
Chor des Bayerischen Rundfunks,
Münchner Rundfunkorchester,
Leitung: Ulf Schirmer
30.10.2008 Kassel (Musiktage)
Manfred Trojahn:
Ariosi für Sopran, Bassettklarinette und Orchester
Christiane Iven (Sopran), Sabine
Meyer (Klarinette), hr-Sinfonieorchester, Leitung: Lothar
Zagrosek
31.10.2008 Wien
Beat Furrer: Konzert für Klavier
und Orchester
Nicolas Hodges (Klavier), RadioSymphonierorchester Wien,
Leitung: Emilio Pomarico
31.10.2008 Kassel (Musiktage)
–> Miroslav Srnka: Dreizehn Lieder
für mittlere Stimme und Klavier
nach Postkarten von Jurek
Becker an seine Sohn Jonathan
(*1990) (Uraufführung)
Dagmar Pecková (Mezzosopran),
N. N. (Klavier)
2.11.2008 Detmold (Premiere)
Christoph Willibald Gluck:
Orfeo ed Euridice
Musikal. Leitung: Jörg
Pitschmann, Inszenierung:
Kay Metzger
6.11.2008 Zürich (Tage für Neue
Musik)
Beat Furrer: Canti notturni
(Schweiz. Erstaufführung)
Tonhalle-Orchester Zürich,
Leitung: David Zinman
6.11.2008 London (Premiere)
Christoph Willibald Gluck:
La rencontre imprévue
Guildhall School of Music,
Musikal. Leitung: Nicholas Kok,
Inszenierung: Stephen Medcalf
6.11.2008 Kassel (Musiktage)
Manfred Trojahn: 6 Préludes
Clemens Berg (Klavier)
7.11.2008 Tokyo (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
Die Zauberflöte
Nissay Theatre Orchestra,
Musikal. Leitung: Toshiyuki
Kamioka
8.11.2008 Kassel (Musiktage)
Ernst Krenek: Lamentatio
Jeremiae prophetae
Vocalensemble Kassel, Martin Lücker (Orgel), Leitung: Eckhard Manz
9.11.2008 Prag
–> Miroslav Srnka: ta větší. Eine
Variation über den Schlussgesang aus Její pastorkyňa
(Jenufa) (Uraufführung)
Emanuele Torquati (Klavier)
13.11.2008 Zürich, St. Peter (Premiere)
Christoph Willibald Gluck: Orfeo
ed Euridice
Vocalino Chor, Symphonisches
Orchester Zürich, Musikal.
Leitung: Beat Dähler, Inszenierung: Serge Honegger
2I2008
November 2008
November 2008
Dezember 2008
Dezember 2008
Dezember 2008
Januar 2009
13./14.11.2008 Turin
Matthias Pintscher: Fünf
Orchesterstücke (Ital. Erstauff.)
Orchestra Sinfonica Nazionale
della RAI, Leitung: Matthias
Pintscher
22.11.2008 Schönebeck
5.12.2008 Wien
20.12.08 Nürnberg (Premiere)
Thomas Daniel Schlee:
–> Vadim Karassikov: in the flame
Wolfgang Amadeus Mozart:
Quia tu es Deus
of the dream (Uraufführung);
Die Entführung aus dem Serail
Mitteldeutsche KammerMatthias Pintscher: Verzeichnete
Musikal. Leitung: Christof Prick,
philharmonie, Leitung: Christian
Spur; Salvatore Sciarrino: Le
Inszenierung: Andreas Baesler
Simonis
stagioni artificiali (Österr. Erstauff.)
21.12.2008 Basel
Gunde Jäch-Micko (Violine),
16.11.2008 Kassel (Musiktage)
22.11.2008 Köln (WDR – „Musik
–> Andrea Lorenzo Scartazzini:
Florian Müller (Klavier) KlangNachttief und Mond für CounManfred Trojahn: Die kleinen
der Zeit“)
forum Wien, Leitung: Matthias
tertenor und Violoncello
–> Philipp Maintz: tourbillon. Musik
Lieder. Gesänge auf Texte von
Pintscher
(Uraufführung)
Heinrich Heine; Dir zur Feier.
für Violine, Violoncello und
Leslie Leon (Stimme), Fernando
Lieder auf Texte von Rainer
Klavier (Uraufführung); Rudolf
6.12.2008 Braunschweig
Caida Greco (Violoncello)
Maria Rilke
Kelterborn: Moments musicaux
(Premiere)
Silvia Weiss (Sopran), Karola
absolut trio
Wolfgang Amadeus Mozart:
8./11.1.2009 Luleå (Schweden)
Theill (Klavier)
Die Entführung aus dem Serail
Wolfgang Amadeus Mozart:
22.11.2008 Bad Segeberg
Musikal. Leitung: Georg Mark,
Don Giovanni (konzertant)
19.11.2008 Monte Carlo (Premiere)
Johannes Driessler: Dein Reich
Inszenierung: Marianne Clement
Mahler Chamber Orchestra,
Wolfgang Amadeus Mozart:
komme
Leitung: Daniel Harding
Die Zauberflöte
Segeberger Sinfonieorchester,
6.12.2008 Düsseldorf (Premiere)
Musikal. Leitung: Philippe Auguin,
Leitung: Andreas Johannes
Antonin Dvořák: Rusalka
11.1.2009 Amsterdam (Premiere)
Inszenierung: Jean-Louis Grinda
Maurer-Büntjen
Musikal. Leitung: John Fiore,
Francesco Cavalli: Ercole amante
Inszenierung: Jiři Nekvasil
Musikal. Leitung: Ivor Bolton,
20.11.2008 Kassel (Musiktage)
22.11.2008 Doorwerth (NL)
Inszenierung: David Alden
Manfred Trojahn: Klavierquartett
Christoph Willibald Gluck/Hector
7.12.2008 Münster
Ingolf Turban (Violine), Barbara
Berlioz: Orphée et Euridice
Matthias Pintscher:
10.1.2009 Bad Kissingen
Turban (Viola), Sebastian Hess
Osterbeeks Kamerkoor, Leitung:
Devant une neige
–> Felix Mendelssohn Bartholdy:
(Violoncello); Siegfried Mauser
Annelis Boone
Sinfonieorchester Münster,
Konzert in e Nr. 3 für Klavier und
(Klavier)
Leitung: Erich Wächter
Orchester (Uraufführung)
22.11.2008 Passau (Premiere)
Matthias Kirschnereit (Klavier),
20.11.2008 Ferrara (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
10.12.08 Winterthur (Premiere)
Sinfonieorchester Basel, Leitung:
Ludwig van Beethoven: Fidelio
La clemenza di Tito
Georg Friedrich Händel:
Mario Venzago
Musikal. Leitung: Claudio AbbaMusikal. Leitung: Basil H. E.
Acis and Galathea
(auch 11.1. Garmisch-Partenkirchen)
do, Inszenierung: Chris Kraus
Coleman, Inszenierung: Wolfram
Musikkollegium Winterthur,
15./16.1.2009 Philadelphia
J. Starczewski
Leitung: Maurice Steger
Matthias Pintscher: Osiris
21.11.2008 Toulouse (Premiere)
Philadelphia Orchestra, Leitung:
Wolfgang Amadeus Mozart:
28.11.2008 Helsinki (Premiere)
12.12.2008 Genf (Premiere)
Christoph Eschenbach
Le nozze di Figaro
Wolfgang Amadeus Mozart:
Johann Strauss: Die Fledermaus
(auch 29.1. Gran Canaria,
Musikal. Leitung: Marco
Così fan tutte
Musikal. Leitung: Thomas Rösner,
10.2. Luxemburg)
Armiliato, Inszenierung: Marco
Musikal. Leitung: Kari Tikka,
Inszenierung: Uwe Eric LaufenArturo Marelli
Inszenierung: Guy Joosten
berg
17.1.2009 Bilbao (Premiere)
Georg Friedrich Händel: Giulio
21.11.2008 Vitoria (Spanien,
28.11.2008 Paris (Cité de la
12.12.2008 Amsterdam
Cesare
Premiere)
Musique)
Jorge E. López: Blue Cliffs
Musikal. Leitung: Eduardo López
Wolfgang Amadeus Mozart:
Asko Schönberg Ensemble,
–> Miroslav Srnka: Neues Stück
Banzo, Inszenierung: Yannis
Idomeneo (konz.)
nach Texten und Stoff des Films
Leitung: Emilio Pomarico
Kokkos
RIAS Kammerchor, Freiburger Ba„My Life Without Me“ von Isabel
rockorchester, Leitung: René Jacobs
(auch 23.11. Valladolid, 25.11. Köln,
27.11. Brüssel, 29.11. Paris)
22.11.2008 Sevilla
Georg Friedrich Händel: Giulio
Cesare
Orquesta barroca de Sevilla,
Musikal. Leitung: Andreas
Spering, Inszenierung: Herbert
Wernicke
Coixet (Uraufführung)
Claron McFadden (Sopran),
Ensemble Intercontemporain,
Leitung: David Robertson
5.12.08 Brüssel (Premiere)
Antonin Dvořák: Rusalka
Musikal. Leitung: Adam Fischer,
Inszenierung: Stefan Herheim
16.12.2008 Sevilla
Joseph Haydn: Lo Speziale
Orquesta Sinfónica de Sevilla,
Musikal. Leitung: Santiago
Serrate, Inszenierung: Patrick
Mailler
17.12.2008 Lyon (Premiere)
Johann Strauss: Die Fledermaus
Musikal. Leitung: Emmanuel
Krivine, Inszenierung: Peter
Langdal
18.1.2009 Salzburg, Landestheater (Premiere)
Benjamin Britten: Death in Venice
Musikal. Leitung: Kai Röhrig,
Inszenierung: Steven Medcalf
18.1.2009 Nizza (Premiere)
Jacques Offenbach: Les contes
d’Hoffmann
Musikal. Leitung: Emmanuel
Joel-Hornak, Inszenierung:
Paul-Emile Fourny
[t]akte 2I2008 35
[t]akte
Termine (Auswahl)
Januar 2009
23.1.2009 Zürich
–> Andrea Lorenzo Scartazzini:
Kassiopeia für Ensemble
(Uraufführung)
Collegium Novum Zürich,
Leitung: Pablo Heras Casado
23.1.2009 Köln (Premiere)
Luigi Cherubini:
Ali Baba und die 40 Räuber
Musikal. Leitung: N. N., Inszenierung: Eike Ecker
24.1.2009 Wien, Volksoper
(Premiere)
Ernst Krenek: Kehraus um
St. Stephan
Musikal. Leitung: N. N., Inszenierung: Michael Scheidl
Januar / Februar 2009
März 2009
März 2009
30.1.2009 Hannover (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
Idomeneo
Musikal. Leitung: Martin
Haselböck, Inszenierung:Philipp
Himmelmann
1.3.2009 Zürich (Premiere)
Joseph Haydn: La fedeltà premiata
Musikal. Leitung: Adam Fischer,
Inszenierung: Jens-Daniel Herzog
18.3.2009 New York
Felix Mendelssohn Bartholdy:
Konzert in e Nr. 3 für Klavier und
Orchester (USA-Erstauff.)
Tatiana Goncharova (Klavier),
Lyric Chamber Ensemble
31.1.2009 Leipzig (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
Don Giovanni
Musikal. Leitung: Sébastien
Rouland, Inszenierung: Werner
Schroeter
1.2.2009 Salzburg (Mozartwoche)
Matthias Pintscher: transir
Chiara Tonelli (Flöte), Mahler
Chamber Orchestra, Leitung:
Daniel Harding
26.1.2009 Salzburg (Mozartwoche)
6.2.2009 Stuttgart (Eclat)
–> Matthias Pintscher: Study IV for –> Matthias Pintscher: she-cholat
Treatise on the Veil for String
ahavah ani (Shir Ha-Shirim V)
Quartet (Uraufführung);
für 32 Stimmen a cappella
(Uraufführung)
–> Matthias Pintscher: Neues Werk
für Flöte solo (Uraufführung):
SWR Vokalensemble, Leitung:
Study III for Treatise on the Veil
Rupert Huber
for Violin solo; Janusgesicht für
Viola und Violoncello; Svelto für
14.2.2009 Gießen (Premiere)
Violine, Violoncello und Klavier
Joseph Haydn: Orlando Paladino
Minguet Quartett, Alexander
Musikal. Leitung: Carlos Spierer,
Lonquich (Klavier), Emmanuel
Inszenierung: Julia Riegel
Pahud (Flöte)
7.2.2009 Münster (Premiere)
29.1.2009 Salzburg (Mozartwoche)
Wolfgang Amadeus Mozart:
Matthias Pintscher:
Le nozze di Figaro
Verzeichnete Spur
Musikal. Leitung: Fabrizio
Ensemble Intercontemporain,
Ventura, Inszenierung: Wolfgang
Leitung: Pierre Boulez
Quetes
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7.3.2009 Augsburg (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
Die Zauberflöte
Musikal. Leitung: Kevin John
Edusei, Inszenierung: Marcel
Keller
20.3.2009 Lübeck (Premiere)
Othmar Schoeck: Penthesilea
Musikal. Leitung: Philippe Bach,
Inszenierung:Alexander Schulin
7.3.2009 Chemnitz (Premiere)
Charles Gounod: Faust
Musikal. Leitung: Daniel Marlow,
Inszenierung: Jacob PetersMesser
20./22.3.2009 Berlin
Joseph Haydn: Orlando Paladino
(konz.)
Berliner Philharmoniker, Leitung:
Nikolaus Harnoncourt
7.3.2009 Salzburg (Biennale)
Beat Furrer: spur für Klavier und
Streichquintett
Per Rundberg (Klavier), stadler
quartett
21.3.2008 Amsterdam(Premiere)
Joseph Haydn: Orlando Paladino
Radio Kamer Filharmonie,
Leitung: Alessandro de Marchi
8.3.2009 Salzburg (Biennale)
Beat Furrer: Recitativo für
Stimme und großes Ensemble;
Konzert für Klavier und Orchester
Nicolas Hodges (Klavier),
Ensemble Contrechamps,
Leitung: Beat Furrer
15.3.2009 Antwerpen (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
Così fan tutte
Musikal. Leitung: Attilio
Cremonesi, Inszenierung: Guy
Joosten
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Miroslav Srnka
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www.sheetmusic.cz
29.3.2009 Aachen (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
Lucio Silla
Musikal. Leitung: Marcus R. Bosch,
Inszenierung: Ludger Engels
29./31.3.2009 Avignon, Théâtre
d’Avignon et des Pays de
Vaucluse (Premiere)
Wolfgang Amadeus Mozart:
La clemenza di Tito
Musikal. Leitung: Jonathan
Schiffmann, Inszenierung: Alain
Garichot
Promotion:
Dr. Ulrich Etscheit
Leitung Promotion Bühne
und Orchester
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(SPA 51/05)
36 [t]akte 2I2008
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