Morphologie und Syntax (BA)

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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologie und Syntax (BA)
Typologie, Templates und Prosodische Morphologie
PD Dr. Ralf Vogel
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Universität Bielefeld, SoSe 2007
[email protected]
21.4.2008
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Morphologie und Syntax (BA)
Gliederung
1 Übungsaufgabe 2
2 Morphologische Typologie — Strategien der Wortbildung
3 Morphologische Typologie
4 Ablaut und Umlaut
5 Templates
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 2
Übungsaufgabe 2
(1)
Neben dem Partizip Perfekt bzw. Passiv (auch Partizip II
genannt) wie bspw. ‘gelaufen’, ‘gelacht’, ‘geklopft’, gibt
es im Deutschen noch das Partizip Präsens (oder
Partizip I), wie bspw. ‘laufend’, ‘lachend’, ‘klopfend’.
Auch das Partizip I kann adjektivisch flektiert werden wie
in ‘der singende Seeelefant’.
a. Bestimmen Sie das Affix für die Bildung des Partizip
I.
b. Handelt es sich bei der Bildung des Partizip I um
Derivation oder um Flexion? Begründen Sie Ihre
Antwort.
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 2
• Das Affix ist -end.
• Genau wie bei der Bildung des Partizip II wird hier aus
einem Verb ein adjektivisch flektiertes Wort gebildet.
Morphologisch gesehen wird also durch -end-Suffigierung
ein Wortartenwechsel ausgelöst. Es entsteht ein neues
Lexem: es handelt sich also um Derivation.
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 2
Übungsaufgabe 2
(2)
Welches Problem werfen die Komposita ‘Jahrhundert’,
‘Nimmersatt’ und ‘Dreikäsehoch’ für die Right Hand
Head Rule auf? Wie lässt sich dieses Problem
beheben?
• Die RHHR besagt, dass der rechte Teil eines Kompositums
seine Wortart bestimmt.
• Dies sind hier die Adjektive ‘hundert’, ‘satt’ und ‘hoch’.
• Folglich müssten die drei Komposita ebenfalls Adjektive
sein, sie sind aber Nomen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 2
Übungsaufgabe 2
• Für ‘Nimmersatt’ und ‘Dreikäsehoch’ könnte man eine
Nomen-Ableitungsregel postulieren, die aus einem
beliebigen Wort einen Namen macht.
• Dafür eignet sich bspw. die Annahme eines Null-Affixes:
[ Adj Dreikäsehoch] + [ Nom -Ø] = [ Nom Dreikäsehoch-Ø]
• ‘-Ø’ wäre dann ein phonetisch unsichtbares
Namensbildungssuffix.
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 2
Übungsaufgabe 2
• Mit unsichtbaren Elementen muss man sparsam umgehen:
da man sie nicht sehen kann, kann der Linguist ihnen alles
zuschreiben, was er will. Sie sind deshalb sehr gut
geeignet, eine falsche Theorie zu ‘retten’.
• ‘Jahrhundert’ hingegen ist eine echte Ausnahme zur
RHHR, weil das Kompositum Kategorie und Genus vom
linken Teil bekommt: ‘das Jahr’ — ‘das Jahrhundert’.
• Hier bleibt uns zunächst nichts anderes übrig, als Begriffe
wie ‘Jahrhundert, Jahrtausend, Jahrzehnt’ als
(möglicherweise historisch zu erklärende) Ausnahmen zu
notieren.
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 2
Übungsaufgabe 2
(3)
Ein sehr produktives Derivationsaffix des Deutschen ist
das Suffix ‘-ung’ wie in ‘Übertreibung’. Was ist seine
Funktion, mit welchen Wortarten kann es verbunden
werden, und welche weiteren Einschränkungen gibt es
diesbezüglich?
• Das Suffix -ung ist das Derivationssuffix, mit dem aus
einem Verb ein Nomen gebildet wird, das die durch das
Verb ausgedrückte Tätigkeit bezeichnet.
• prüfen — Prüfung ; beleidigen — Beleidigung ; erfinden —
Erfindung
• -ung ist sehr produktiv.
• Es wird vor allem mit Tätigkeits-Verben gebildet, die
entweder ein Akkusativ-Objekt haben oder kein Objekt:
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 2
Übungsaufgabe 2
(4)
a.
b.
Karl prüfte/beleidigte/erfand einen Schüler.
Das Flugzeug landete/Peter erblindete/Sie einigten
sich —
Die Landung/Erblindung/Einigung
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 2
Übungsaufgabe 2
• -ung-Suffigierung ist nicht möglich unter zwei
Bedingungen:
1
2
Es gibt bereits ein Lexem mit der intendierten Bedeutung,
Beispiel:
‘leben’ — Leben, *Lebung
Das Verb hat ein Dativ-Objekt und kein Akkusativ-Objekt,
Beispiel:
‘danken’ — *Dankung; nur möglich bspw. als Danksagung
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie — Strategien der Wortbildung
Wortbildungs-Operationen
• Bislang haben wir zwei Methoden der Wortbildung
kennengelernt:
Affigierung LEXEM+Affix(e)
Eine Wurzel wird mit einem oder mehreren
Präfixen, Suffixen und/oder Infixen verbunden.
Komposition LEXEM+LEXEM
Zwei oder mehr Lexeme werden miteinander
kombiniert.
• Ein dritter Fall ist die Konversion.
• Hierbei handelt es sich genaugenommen darum, dass
dasselbe Morph für zwei verschiedene Lexeme steht, die
sich in ihrer Wortkategorie unterscheiden.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie — Strategien der Wortbildung
Wortbildungs-Operationen – Konversion
• Konversion ist typischerweise in Sprachen mit wenig
Derivations-Morphologie wie dem Englischen zu finden:
(1)
a.
b.
The head of the village school has arrived.
“Der Leiter der Dorfschule ist angekommen“
She will head the village school
„Sie wird die Dorfschule leiten“
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie — Strategien der Wortbildung
Wortbildung — Konversion
• Ob das Wurzel-Morphem ‘head’ ein Nomen ist oder ein
Verb, kann man ihm nicht ansehen. Es ergibt sich aus dem
syntaktischen Kontext.
• Den in Übungsaufgabe 2.2 besprochenen Fall der
Namens-Derivation aus einem Adjektiv wie in
„Dreikäsehoch“ kann man ebenfalls als Konversion
beschreiben.
• Wie in der Lösung der Aufgabe angedeutet, lässt sich
Konversion auch als Affigierung mit einem unsichtbaren
Derivations-Morphem auffassen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie — Strategien der Wortbildung
Wortbildung — Konversion
• Das englische Beispiel zeigt uns aber, dass wir eine ganze
Reihe solcher unsichtbarer Affixe bräuchten:
• walk (Verb) — (take a) walk (Nomen) = walk+ØV walk+ØN
• head (Nomen) — head (a school) (Verb) = head+ØN
head+ØV
• fast (men) (Adjektiv) — (run) fast (Adverb) = fast+ØAdj
fast+ØAdv
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie — Strategien der Wortbildung
Wortbildung — Konversion
• Mit Null-Affixen ist im Grunde wenig gewonnen.
• Sie machen nur Sinn, wenn man annimmt, dass jede
Wortableitung eine Affigierung sein muss. Dafür besteht
erst einmal keine Notwendigkeit.
• In Sprachen mit wenig Affigierung finden wir häufig
Konversion.
• Stattdessen zu sagen, Sprachen mit wenig Affigierung
hätten eben viel Null-Affigierung, läuft zunächst auf das
Gleiche hinaus.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie — Strategien der Wortbildung
Wortbildung — Konversion
• Es gibt aber die enge Verbindung von Morphologie und
Phonologie auf, und erzeugt eine gewisse Konfusion mit
dem Begriff des Morphs:
• -Ø ist ein Affix, also ein Morph.
• ‘head’ ist eine Wurzel, also ein Morph.
• ‘head-ØN ’, ‘head-ØV ’ und ‘head’ sind homophon, aber
morphologisch verschieden.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie — Strategien der Wortbildung
Wortbildung — Konversion
• Bislang haben wir ein Morph als die kleinste Änderung in
der phonetischen Gestalt eines Wortes aufgefasst, die mit
einer Änderung in der Bedeutung oder grammatischen
Funktion einhergeht.
• Das können wir jetzt nicht mehr.
• Ein Morph wäre nun die kleinste Änderung in der
morphologischen Gestalt des Wortes.
• Diese morphologische Gestalt ist hier aber abstrakt und,
wegen der Null-Affigierung, nicht beobachtbar.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie — Strategien der Wortbildung
Wortbildung — Konversion
• Damit ist der Begriff ‘Morph’ nicht mehr empirisch, also
durch Beobachtung bestimmt.
• Wenn wir ein Wort wie ‘head’ vor uns haben, können wir
nicht einmal mehr sagen, ob es eine einfache Wurzel ist,
oder ob es morphologisch komplex ist.
• Da multiple Affigierung möglich ist, müsste sie auch mit
Null-Affigierung möglich sein.
• Wieviele Nullaffixe ein Wort wie ‘head’ hat, sehen wir ihm
aber nicht an.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie — Strategien der Wortbildung
Wortbildung — Konversion
• Es gibt hier ein Problem mit der Auffassung, dass eine
Grammatik eine wissenschaftliche Theorie über die Regeln
einer Sprache ist.
• Stellen Sie sich vor, zwei Linguisten streiten sich darüber,
welche Wortart für „__“ in folgendem syntaktischen Kontext
stehen darf:
(2)
She will __ the village school
• Linguist A: „Für __ darf nur ein Verb stehen, also bspw.
auch head-ØV , aber nicht head-ØN .“
• Linguist B: „Für __ darf ein Verb stehen, oder Wurzeln mit
dem Null-Affix ØN , also head-ØN oder head-ØV .“
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie — Strategien der Wortbildung
Wortbildung — Konversion
(3)
She will __ the village school
• Linguist A: „Für __ darf nur ein Verb stehen, also bspw. auch
head-ØV , aber nicht head-ØN .“
• Linguist B: „Für __ darf ein Verb stehen, oder Wurzeln mit
dem Null-Affix ØN , also head-ØN oder head-ØV .“
• Auch wenn die Auffassung von Linguist B unplausibel ist, so
können wir seine Formulierung doch nicht anhand von
Beobachtungen widerlegen, da sich Null-Affixe nicht
beobachten lassen.
• Die beiden verschiedenen Theorien hätten die gleiche
empirische Gültigkeit.
• Unter solchen Bedingungen ist aber eine Theorie
vorzuziehen, in der es nichts oder weniger
Unbeobachtbares gibt.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie
Morphologische Typologie
• Die Sprachen der Welt lassen sich im Hinblick auf ihre
Wortbildungsmuster in fünf verschiedene Typen einteilen:
1
2
3
4
5
analytische (oder auch isolierende) Sprachen,
agglutinierende Sprachen,
flektierende (synthetische oder fusionierende) Sprachen,
polysynthetische (inkorporierende) Sprachen,
templatische Sprachen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie
Analytische Sprachen
• Analytische Sprachen haben wenige gebundene
Morpheme.
(4)
Mandarin Chinesisch:
tā bǎ shū mǎi-le
er OM Buch kaufen-perf.
(OM = Objekt-Markierer; perf.= perfektiver Aspekt)
• Objekt-markierung wird in vielen anderen Sprachen durch
Affixe ausgedrückt.
• Hier haben wir ein freies Morphem, ein Funktionswort.
• In einer analytischen Sprache sind die meisten Wörter
einfache Wurzeln.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie
Analytische Sprachen
(5)
Mandarin Chinesisch:
tā bǎ shū mǎi-le
er OM Buch kaufen-perf.
(OM = Objekt-Markierer; perf.= perfektiver Aspekt)
• Wie man an dem Perfektiv-Markierer ‘le’ sieht, gibt es in
analytischen Sprachen auch gebundene Morpheme.
• Aber sie sind sehr selten.
• Allerdings sind sehr viele chinesische Wörter Komposita
aus Wurzel-Morphemen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie
Agglutinierende Sprachen
• In agglutinierenden Sprachen finden wir fast eine
1-zu-1-Entsprechung von Morphemen und Morphen.
• Ein Morph erfüllt hier meist auch nur genau eine Funktion.
(6)
(7)
Türkisch:
el
‘die Hand’
elim ‘meine Hand’
eler ‘die Hände’
elimde
ellerim
ellerimde
‘in meinen Händen’
‘meine Hände’
‘in meinen Händen’
Morphem: ‘Hand’ PLURAL 1.P.-P OSS ‘in’
el
ler
im
de
Morph:
(1.P.-P OSS= erste Person, possessiv, besitzanzeigend)
• Die Morphe werden eins nach dem anderen zu einem Wort
zusammengesetzt, „agglutiniert“ (wörtlich: verklumpen).
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie
Flektierende Sprachen
• Vergleichen wir die Kasusflexion im Lateinischen mit dem
Türkischen:
(8)
Latein:
Singular Plural
Nominativ: mēnsa mēnsæ
‘Tisch/Tische’
Genitiv:
mēnsæ mēnsārum ‘des Tischs/der Tische’
‘von dem Tisch/den Tischen’
Ablativ:
mēnsa mēnsis
• Die hier dargestellten Suffixe stehen für bestimmte
Merkmalskombinationen aus Kasus und Numerus.
• Es ist unmöglich, bspw. im Suffix -is einen Teil zu
bestimmen, der den Plural repräsentiert.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie
Flektierende Sprachen
• Auch fehlt eine 1-zu-1-Entsprechung von Morphen und
Morphemen. Das Suffix -æ bspw. steht zugleich für Genitiv
Singular und Nominativ Plural.
• Latein ist, wie übrigens auch Deutsch, eine flektierende
Sprache.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie
Polysynthetische Sprachen
• In polysynthetischen Sprachen stehen Wörter oft für ganze
Sätze.
(9)
(10)
Grönländisch (Inuktitut): „illuminiippuq“
illu- miniip- puq
haus 3.P.Sg.Poss.Pron. in-sein 3.P.Sg.Ind
‘Er ist in seinem (eigenen) Haus’
Grönländisch (Inuktitut): „tuttusivuq“
tuttu- sivuq
Karibu begegnen 3.P.Sg.Ind
‘Er begegnete einem Karibu’
(3.P.Sg.Poss.Pron. = 3. Person Singular Possessiv-Pronomen;
3.P.Sg.Ind = 3. Person Singular Indikativ)
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie
Polysynthetische Sprachen
• In (10) und (9) sind die grammatischen Objekte in das Verb
inkorporiert.
• Polysynthese bezeichnet Wortbildungsprozesse, bei denen
eine grosse Zahl sehr verschiedener Morpheme,
lexikalischer oder grammatischer Art, zu einem Wort
verbunden werden.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie
Morphologische Typologie
• Greenberg (1954) machte den weithin akzeptierten
Vorschlag, Sprachen danach zu klassifizieren, wieviele
Morpheme ein Wort im Durchschnitt hat (ermittelt anhand
einer repräsentativen Zusammenstellung von Sätzen):
• Hat eine Sprache zwischen 1,00 und 1,99 Morpheme pro
Wort, ist sie analytisch — Englisch: 1,68 Morpheme/Wort
• Hat eine Sprache zwischen 2,00 und 2,99 Morpheme/Wort,
ist sie synthetisch (flektierend), sofern die Realisierung
verschiedener Morpheme mit demselben Morph geschieht
(Latein).
• Hat eine Sprache zwischen 2,00 und 2,99 Morpheme/Wort,
ist sie agglutinierend, sofern jedes Morphem durch ein
anderes Morph realisiert wird (Türkisch).
• Eine Sprache ist polysynthetisch, wenn sie im Schnitt mehr
als drei Morpheme per Wort hat.
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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologische Typologie
Morphologische Typologie
• Kaum eine Sprache verfolgt eine der Strategien in
Reinform. In der Regel beobachten wir eine Mischung aus
alledem.
• Ein Sprachtyp, der hier nicht genannt ist, sind die
templatischen Sprachen. Ihnen wenden wir uns im
übernächsten Abschnitt zu.
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Morphologie und Syntax (BA)
Ablaut und Umlaut
Wortbildungs-Operationen
• Bislang haben wir vier verschiedene
Wortbildungs-Operationen kennengelernt:
1
2
3
4
Affigierung
Komposition
Konversion
Polysynthese
• Ein Phänomen, das nicht so richtig hier hineinpasst, sind
die Vokaländerungen in Wortwurzeln, die wir im Deutschen
und anderen Sprachen häufig vorfinden.
• Wir unterscheiden hierbei Ablaut und Umlaut.
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Morphologie und Syntax (BA)
Ablaut und Umlaut
Ablaut
• Unter Ablaut verstehen wir Änderungen im Stammvokal
eines Lexems, wie sie im deutschen besonders bei starken
Verben zu finden sind:
(11)
trinken — trank — getrunken
sprechen — sprach — gesprochen
• Ablaut signalisiert hier eine Änderung im grammatischen
Wort (bzw. bei Partizip-Bildung auch eine Änderung in der
Wortkategorie).
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Morphologie und Syntax (BA)
Ablaut und Umlaut
Ablaut
• Ablaut ist ein Relikt aus dem Althochdeutschen und
Mittelhochdeutschen.
• Im Germanischen gibt es sieben Ablautgruppen, die
vorgeben, wie Stammvokale ablauten.
• Der ursprüngliche Hintergrund war einmal der
phonologische Kontext, der sich aber in der
Sprachentwicklung gewandelt hat, so dass er nur noch
bedingt rekonstruierbar ist.
• (Für eine Auflistung der Ablautreihen im Germanischen siehe auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Ablaut)
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Morphologie und Syntax (BA)
Ablaut und Umlaut
Umlaut
• Umlaut ist eigentlich eine spezielle Form der Ablautung.
• Auch dieser Vorgang ist ein Relikt aus früheren
Sprachstufen des Germanischen, aber er ist im Deutschen
noch immer produktiv.
• Unter Umlaut verstehen wir die Veränderung eines Vokals
zu einem vorderen Vokal (Aufhellung).
• Ursprünglich handelte es sich dabei um Vokalassimilation:
• Ein /i/ oder /j/ löst diese Assimilation in dem Vokal der
vorangehenden Silbe aus.
• In der Folge verschwanden aber -i/-j in den Suffixen.
• Der Umlaut blieb trotzdem bestehen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Ablaut und Umlaut
Umlaut
• Im Früh-Germanischen war das Plural-Suffix bei Nomen -i
bzw. -ir:
Proto-Germanisch
fōt+i
man+ir
/fe:ti/
/menir/
Alt-Englisch
/fe:t/
/men/
39 / 67
Morphologie und Syntax (BA)
Ablaut und Umlaut
Umlaut
• Einige Kontexte für Umlaut im heutigen Deutsch:
Verbflexion:
Plural:
Verkleinerungsform:
Adjektivierung:
ich gebe — du gibst, er gibt
ich laufe — du läufst, er läuft
Vater — Väter
Mutter — Mütter
Rad — Rädchen
Boot — Bötchen
kaufen — käuflich
Bruch — brüchig
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Morphologie und Syntax (BA)
Ablaut und Umlaut
Ablaut und Umlaut – Zusammenfassung
• Ablaut ist ein morphologisch motivierter Vorgang, bei dem
eine Änderung im Stammvokal genutzt wird, um eine
grammatische Änderung anzuzeigen.
• Umlaut ist demgegenüber zumindest historisch als
phonologisch ausgelöster Vorgang zu sehen.
• Im heutigen Deutsch ist Umlaut allerdings ähnlich wie
Ablaut eng mit morphologischer Modifikation verbunden.
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Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Templates
• Variationen im Stammvokal, wie wir sie hier beboachten,
finden sich in noch viel größerem Umfang in den
semitischen Sprachen.
• Die wesentlichen Wortbildungs-Operationen finden hier
innerhalb der Wurzel statt.
• Infigierung und Modifizierung der Wurzel sind die Regel.
• Eine Segmentierung eines Wortes in eine lineare Abfolge
von Morphemen ist nicht möglich.
• Betrachten wir die folgenden Beispiele aus dem
Arabischen:
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Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Templates
(12)
a.
b.
c.
d.
e.
f.
g.
h.
i.
j.
k.
l.
kataba
kattaba
kaataba
takaatabuu
ktataba
kitaabun
kuttaabun
kitaabatun
maktabun
maktaatibu
kutiba
nkatab
‘er schrieb’
‘er liess schreiben’
‘er korrespondierte (mit)’
‘sie hielten eine Korrespondenz aufrecht’
‘er schrieb, kopierte’
‘Buch’
‘Koranschule’
‘das Schreiben’ (Handlung)
‘Büro’
‘Büros’
‘etwas wurde geschrieben’ (Passiv)
‘abonnieren’
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Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Binyanim
• Die Wurzeln der arabischen Verben sind zumeist
dreikonsonantisch.
• Bei der Wortbildung werden diese mit Vokalen und evtl.
weiteren Konsonanten ergänzt.
• Diese Ergänzung vollzieht sich nach bestimmten Mustern,
sogenannten Binyanim (Einzahl: Binyan).
• In unserem Beispiel ist die Wurzel ‘ktb’.
• Für manche Binyanim kann man annehmen, dass sie aus
anderen abgeleitet sind.
45 / 67
Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Binyanim
Erster Binyan
kaðab
waqafa
qatala
‘lügen’
‘stehen(bleiben)’
‘töten’
Zweiter Binyan
kaððab
waqqafa
qattala
‘für einen Lügner halten’
‘jmd. arrestieren/stoppen’
‘massakrieren’
Dritter Binyan
katab
qatala
‘schreiben’
‘töten’
kaatab
qaatala
‘korrespondieren’
‘kämpfen mit’
• Der erste Binyan ist die infinitivische Form eines Verbs.
• Der zweite Binyan drückt Kausativität oder Intensivierung
aus. Die Tätigkeit, die das Verb beschreibt, wird als
besonders intensiv oder als verursacht beschrieben.
• Der dritte Binyan drückt Reziprozität aus. Zwei Personen
führen die Tätigkeit, die das Verb beschreibt, wechselseitig
aus.
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Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Binyanim
• Es handelt sich also beim zweiten und dritten Binyan um
Derivation: eine neue Form des Verbs mit einer aus ihm
abgeleiteten Bedeutung entsteht.
47 / 67
Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Binyanim
• Die Beschreibungsmittel der traditionellen Morphologie
sind für die Behandlung der Binyanim nicht hinreichend:
• Bei Affigierung, Flexion und Polysynthese werden Morphe,
die bereits eine interne phonetische Struktur besitzen,
aneinandergereiht.
• Die Wortwurzeln in den semitischen Sprachen, drei
Konsonanten, sind bloss die Skelette, um die herum die
phonetische Struktur erst morphologisch erzeugt werden
muss.
48 / 67
Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Binyanim
• McCarthy (1979/1981) hat vorgeschlagen, eine aus der
autosegmentalen Phonologie bekannte Repräsentation zu
verwenden, wie sie bspw. für die Verteilung von Tönen
oder für die Behandlung der Vokalharmonie verwendet
wird.
• Das Wort wird in drei Schichten (engl. ‘tiers’) repräsentiert,
einer Wurzelschicht (‘root tier’), einer Skelettschicht
(‘skeletal tier’), und einer Vokalmelodieschicht (‘Vocalic
melody tier’).
49 / 67
Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Binyanim
(13)
/kutiba/ — ‘etwas wurde geschrieben’
Wurzelschicht:
k
Skelettschicht:
C
V
Vokalmelodieschicht:
u
t
C
b
V
i
C
V
a
• Die Wurzelschicht steht für das, was bspw. im Deutschen
die Wurzel eines Lexems ist.
• Skelettschicht und Vokalmelodieschicht
zusammengenommen stehen für das, was bspw. im
Deutschen Derivations- und Flexionsaffixe machen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Prosodische Morphologie
Wurzelschicht eine normalerweise dreikonsonantische
Sequenz von Konsonanten, die die Bedeutung
des Lexems signalisiert.
Skelettschicht wird auch prosodic template tier genannt – die
prosodische Schablone. Sie bestimmt die
charakteristische Gestalt, die mit einem Binyan
verbunden ist, eine Sequenz aus Vokalen (V) und
Konsonanten (C), z.B. : CVCCVCV = ‘kausativ’.
/kattaba/=‘schreiben lassen’.
Vokalmelodieschicht signalisiert Information, die üblicherweise
mit Flexion ausgedrückt wird, wie etwa Tempus,
Numnerus, Aspekt beim Verb, oder derivationelle
Affixe: /kataba/ ‘er schrieb’ ~ /kitab/ ‘Buch’.
51 / 67
Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Prosodische Morphologie
• Wenn die eingefügten Vokale identisch sind, wird nur ein
Vokal auf der Vokalmelodieschicht repräsentiert, der sich
dann auf die anderen Vokalpositionen in der Skelettschicht
ausbreitet (angedeutet durch die gestrichelten Linien).
(14)
/kataba/ — ‘er schrieb’
Wurzelschicht:
k
t
Skelettschicht:
C
V
Vokalmelodieschicht:
a
C
b
V
C
V
52 / 67
Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Morphologie
• Einige Wurzeln haben nur zwei Konsonanten:
zr – ‘ziehen’
sm – ‘vergiften’
• zarara – ‘er zog’ ; samama – ‘er vergiftete’
zarrara – ‘er liess (jmd.) ziehen’ ;
sammama – ‘er liess (jmd.) vergiften’
einf. Vergangenheit: Template: CVCVCV ; Vokalmelodie: /a/
kausativ: Template: CVCCVCV ; Vokalmelodie: /a/
53 / 67
Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Morphologie
(15)
/zarara/ — ‘er zog’
z
Wurzelschicht:
Skelettschicht:
r
CVC V C V
Vokalmelodieschicht: a
• Nicht nur die Vokale der Vokalmelodieschicht, sondern
auch die Konsonanten der Wurzelschicht breiten sich nach
rechts auf die noch freien Plätze in der Skelettschicht aus.
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Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Morphologie
(16)
/sammama/ — ‘er ließ jemanden vergiften’
s
m
Wurzelschicht:
Skelettschicht:
CVCCVC V
Vokalmelodieschicht: a
55 / 67
Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Morphologie
• Warum nehmen wir nicht an, dass die Wurzeln
dreikonsonantisch sind, also *zrr und *smm?
• McCarthy (1986): zwei identische Konsonanten
hintereinander sind nicht erlaubt.
Obligatory Contour Principle (OCP) – Prinzip der obligatorischen Kont
Adjazente identische Elemente sind nicht erlaubt.
• Die ursprüngliche Motivation für dieses Prinzip war es,
abzuleiten, warum es Wörter gibt mit den drei Tönen LHL
(‘low high low’ – hoch, tief, hoch), aber nicht HLL.
• Es wurde durch die Verwendung autosegmentaler
Repräsentationen für die arabische Morphologie mit
übernommen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Morphologie
• Arabisch hat auch vierkonsonantische Wurzeln, bspw.
/dhrj/, ‘rollen’.
• Für die kausative Derivation /dahraja/ stellt die Wurzel
/dhrj/ genug Konsonanten für die C-Positionen zur
Verfügung, so dass es nicht nötig ist, einen der
Konsonanten zweimal zu verwenden, wie wir das bei
drei-konsonantischen Wurzeln beobachten.
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Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Morphologie
(17)
Syrisches Arabisch: /ddaxala/ — ‘er schlichtete’ ;
/daxala/ — ‘er trat ein’
d
x
l
Wurzelschicht:
Skelettschicht:
CCVC VC V
Vokalmelodieschicht:
a
• Verknüpfungen zwischen den Positionen der Schichten
verlaufen immer von links nach rechts, also müsste
eigentlich *daxalla herauskommen.
58 / 67
Morphologie und Syntax (BA)
Templates
Arabische Morphologie
• um *daxalla auszuschliessen muss man annehmen, dass
/d/ vorab mit der zweiten C-Position im Skelett fest
verknüpft ist, per lexikalischer Regel.
• Damit erzwingen wir die Ausbreitung nach links, um die
erste C-Position mit einem Konsonanten zu verknüpfen.
• Überkreuzungen sind gar nicht gestattet, was etwa
*xdaxala ausschliesst.
59 / 67
Morphologie und Syntax (BA)
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Die „Morphemschicht“-Hypothese
• Eine Weiterentwicklung dieses Ansatzes sieht Wurzeln und
Vokalmelodien als diskontinuierliche Morpheme und
repräsentiert dies mit einem zusätzlichen Knoten für jedes
Morphem (= M).
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Die „Morphemschicht“-Hypothese
(18)
/kataaba/ — ‘er korrespondierte’
M
Vokalmelodieschicht:
a
Skelettschicht:
C
Wurzelschicht:
k
V
C
t
V
V
C
V
b
M
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Die „Morphemschicht“-Hypothese
(19)
/kutiba/ — ‘etwas wurde geschrieben’
M
Vokalmelodieschicht:
u
Skelettschicht:
C
Wurzelschicht:
k
V
i
C
t
V
a
C
V
b
M
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Die „Morphemschicht“-Hypothese
• Das Reflexiv-Morphem im Syrischen Arabisch ist /t/ als
Infix.
(20)
smP – ‘hören’
samiPa – ‘etwas hören’
stamaPa – ‘für sich hören’
• Das Reflexiv-Morphem /t/ bekommt seine eigene Schicht.
• Zuerst wird es mit /samaPa/ verbunden, das ergibt:
/tsamaPa/.
• Dann findet Metathese der beiden initialen Konsonanten
statt, sie tauschen die Plätze:
/stamaPa/
• Das lässt sich zusammengefasst wie folgt repräsentieren.
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Die „Morphemschicht“-Hypothese
(21)
M
t-Morphem-Schicht:
t
M
Vokalmelodieschicht:
Skelettschicht:
Wurzelschicht:
a
C
C
s
V
C
m
M
V
C
V
P
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Die „Morphemschicht“-Hypothese
• Mittels der Verteilung der Morpheme auf je eigene
Schichten im Rahmen einer autosegmentalen Darstellung
lassen sich auch kompliziertere morphologische Prozesse
wie die semitischen Binyanim oder Morphem-Infigierung
darstellen.
• Diese Repräsentation ist natürlich auch für die rein
sequentiellen morphologischen Operationen der
Affigierung und Polysynthese möglich.
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Übungsaufgabe 3
(22)
Betrachten Sie die folgenden deutschen
Flexionsbeispiele:
Sg Pl
Sg
Nom
Gen
Dat
Akk
Tag
–
es
–
–
e
e
en
e
1.Pers.
2.Pers.
3.Pers.
leg
e
st
t
Pl
en
t
en
• Welche Hinweise bekommen Sie hier für die Beurteilung,
ob das Deutsche eine analytische, agglutinierende oder
flektierende Sprache ist?
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Übungsaufgabe 3
(23)
Auch im Deutschen könnten Morphemschichten
hilfreich sein, um Umlaut und Ablaut zu erfassen.
a. Versuchen Sie, für ‘Boot — Bötchen’ eine
Repräsentation zu entwerfen, die das
Verkleinerungsmorphem so repräsentiert, dass
der Umlaut mit erfasst wird!
b. Versuchen Sie das Gleiche für den Ablaut ‘singen
— sang’!
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