Rundbrief der Südtiroler Koordinationsstelle für das Klimabündnis Notiziario del Coordinamento altoatesino dell’Alleanza per il clima Ausgabe Februar 2007 Edizione febbraio 2007 Klima im Wandel Klimabündnis – Ein starkes Bündnis für das Klima Das Klimabündnis ist eine globale Partnerschaft zum Schutz des Weltklimas zwischen insgesamt über 1.600 Städten in 16 Ländern und den indigenen Völkern der Amazonas-Regenwaldgebiete. Die Mitglieder des Klimabündnis verpflichten sich, ihre CO2-Emissionen bis zum Jahr 2010 zu halbieren, die Bündnispartner im Amazonasgebiet bei der aktiven Regenwalderhaltung zu unterstützen, auf die Verwendung von Tropenholz zu verzichten wie auf den Einsatz von H-FCK und FCKW. In Südtirol haben sich bisher 79 Städte und Gemeinden sowie das Land, das Institut für sozialen Wohnbau und drei Betriebe dem Klimabündnis angeschlossen. Gemeinsam haben sie sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgas-Emissionen, die verantwortlich für die Erderwärmung sind, zu reduzieren und die Bündnispartner im Amazonasgebiet bei der aktiven Regenwalderhaltung zu unterstützen. Das Klimabündnis gibt es in Südtirol seit 1992. Zu den ersten beigetretenen Gemeinden gehören Bruneck, Salurn, Karneid, Vahrn und Schluderns. 2006 neu hinzugekommen ist die Gemeinde Rodeneck (siehe Seite 14). 2005 sind Prad und Riffian beigetreten. Ahrntal Valle Aurina Algund Lagundo Andrian Andriano Auer Ora Barbian Barbiano Bozen Bolzano Brenner Brennero Brixen Bressanone Bruneck Brunico Burgstall Postal Eppan Appiano Gais Gais Gargazon Gargazzone Gsies Cassies Innichen San Candido Jenesien San Genesio Kaltern Caldaro Karneid Cornedo Kastelruth Castelrotto Kiens Chienes Klausen Chiusa Kurtatsch Cortaccia Kurtinig Cortina Laas Lasa Lajen Laion Lana Lana Latsch Laces Leifers Laives Meran Merano Montan Montagna Mühlwald Selva dei Molini Nals Nalles Naturns Naturno Natz Schabs Naz – Sciaves Neumarkt Egna Niederdorf Villabassa Olang Valdaora Percha Perca Pfalzen Falzes Plaus Plaus Gesamtzahl Totale: 79 Miteinbezogene Bevölkerung Popolazione interessata ca. 395.000 = 86 % aktualisiert am 31.07.06 aggiornato al 31.07.06 Prad Prato allo Stelvio Prags Braies Prettau Predoi Rasen – Antholz Rasun – Anterselva Riffian Ruffiano Ritten Renon Rodeneck Rodengo Salurn Salorno Sand in Taufers Campo Tures Sarntal Sarentino Schlanders Silandro Schluderns Sluderno Sexten Sesto St. Leonhard i. P. San Leonardo i. P. St. Lorenzen San Lorenzo d.S. St. Martin i. P. San Martino i. P. St. Martin i. Th. San Martino i. B. St. Pankraz San Pancrazio St. Ulrich Ortisei Sterzing Vipiteno Terenten Terento Terlan Terlano Tiers Tires Tirol Tirolo Tisens Tesimo Toblach Dobbiaco Tramin Termeno Truden Trodena Ulten Ultimo Vahrn Varna Villanders Villandro Villnöss Funes Vintl Vandoies Völs Fiè Vöran Verano Welsberg – Taisten Monguelfo – Tesido Welschnofen Nova Levante Wolkenstein Selva Val Gardena Impressum 2 Herausgeber Koordinationsstelle Klimabündnis Südtirol bei der Landesumweltagentur, Amt für Luft und Lärm Amba-Alagi-Straße 35, 39100 Bozen Tel. 0471 411 820, Fax 0471 411 839 [email protected] www.klimabuendnis.bz Redaktion helios Grafik und Layout helios Druck Tezzele Print Coverfoto Bryan and Cherry Alexander Februar 2007 vor ab… Ein Weckruf „Alle reden vom Klimawandel, aber keiner schaut hin“, so könnte man die derzeitige Lage umschreiben. Letztes Jahr gab es trotz Kyoto-Abkommen die höchste je registrierte Emission von Kohlendioxid CO2: sage und schreibe fast 28 Milliarden Tonnen. Die Schere zwischen Anspruch und Handeln klafft weit auseinander. Jeder erwartet vom anderen, dass er mit dem klimaverträglichen Handeln beginnt. Die Schuldigen sind immer die anderen. Die energiefressenden Amerikaner, die emsigen Chinesen, die unzähligen Flugzeuge oder die stinkenden Lkw. Nur nicht das eigenen Verhalten hinterfragen. Obwohl sich die Alarmzeichen und Warnrufe des stattfindenden Klimawandels mehren, werkeln wir an Lösungen und verwerfen sie, bevor sie noch zur Anwendung kommen. Das viel zitierte Kyoto-Protokoll ist ein zahnloser Papiertiger und wird es bleiben, solange nicht ernsthaft mit der CO2-Reduktion begonnen wird. Die positiv verbuchten Einsparungen im Kyoto-Prozess sind im Grunde auf den Zusammenbruch von Teilen der Wirtschaft in den Ostländern zurück zu führen. Auf der Handlungsebene selbst haben wir leider wenig zu verbuchen. Wie schaut es im eigenen Hause aus? Italien ist fast 20 Prozent vom Kyoto-Ziel entfernt. Maßgebliche Zeichen einer Trendwende sind nicht in Sicht. Die Ankündigungen des Präsidenten jenes Landes, das den weltweit größten Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 für sich beansprucht, nämlich der Vereinigten Staaten von Amerika, der Erderwärmung mit einer Myriade von Spiegeln im Weltall zu begegnen und somit ein Teil des Sonnenlichtes zu reflektieren, zeigt von einer beängstigenden Hybris. Dem einfachen Weg der Energieeinsparung kann dieser Präsident nichts abgewinnen. Dafür gebührt ihm ein Ehrenplatz im Olymp der Zukunftszerstörer. Unsere Kinder werden uns fragen: Was habt ihr getan, warum habt ihr nichts unternommen? Den nächsten Generationen wird Unvorstellbares aufgebürdet und diese Kinder sind noch nicht einmal geboren. Eines wird man uns nicht abnehmen – „davon haben wir nichts gewusst“. Noch können wir gegensteuern. Wenn wir uns alle anstrengen, haben wir eine Chance. Die Zukunft liegt in unseren Händen. Norbert Lantschner, Koordinator des Klimabündnis 3 Klima im Wandel Klimawandel als Krise für die Wirtschaft Schmelzende Gletscher, Überschwemmungen, Dürren, Wetterkapriolen – das sind laut Nicholas Stern die Auswirkungen des Klimawandels auf unseren Planeten. Doch damit nicht genug, der ehemaliger Weltbank-Chefökonom und jetzige Leiter des volkswirtschaftlichen Dienstes der britischen Regierung warnt davor, dass der Klimawandel die Weltwirtschaft in eine tiefe Krise stürzen wird. Der im Auftrag der britischen Regierung erstellte rund 650 Seiten starke Stern-Report (Stern Review on the Economics of Climate Change) wurde am 30. Oktober 2006 veröffentlicht und hat seither weltweit für großes Aufsehen gesorgt. Darin wurden vor allem die wirtschaftlichen Folgen der globalen Erwärmung untersucht. Foto: Hydrografisches Amt, Bozen Langerferner im Martelltal Der Bericht mahnt, dass schon jetzt rund ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts – etwa 270 Milliarden Euro jährlich – ausgegeben werden müsse, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Geschehe das nicht, warnt er unter anderem: * Überschwemmungen infolge steigender Meeresspiegel könnten bis zu 100 Millionen Menschen obdachlos machen. * Schmelzende Gletscher könnten für einen von sechs Menschen auf der Welt zu Wasserknappheit führen. * Bis zu 40 Prozent aller Tierarten könnten ausgerottet werden. * Trockenheiten und Dürre könnten Hunderte Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen machen. Nicholas Stern, Autor des Berichts „Unsere Handlungen in den nächsten Jahrzehnten könnten Risiken erheblicher Verwerfungen für die wirtschaftlichen und sozialen Aktivitäten später im Jahrhundert und im kommenden erschaffen“, warnt Stern. „Keine Frage, wenn die Wissenschaft Recht behält, sind die Konsequenzen für unseren Planeten im wahrsten Sinne des Wortes desaströs“, sagte Blair. „Diese Katastrophen werden nicht in irgendeiner Science-Fiction-Zukunft stattfinden, sondern während unserer Lebenszeit.“ 4 Sind die Gletscher bald ohne Schnee? Der heurige Winter war ein Winter der Superlative: viel zu milde Temperaturen, kaum Niederschläge, dafür Stürme und heftige Winde. Plötzlich zweifelten auch die größten Skeptiker nicht mehr daran, dass wir uns mitten im Klimawandel befinden. Besonders betroffen von der Klimaerwärmung sind sensible Gebiete, wie etwa die Alpen. Die Gletscher nehmen sichtbar ab: In den letzten 50 Jahren sind sie schon um die Hälfte zurückgegangen. In 50 Jahren werden nur noch wenige übrig bleiben. Bestenfalls ist mit einer Temperaturzunahme von 1,5 °C bis ins Jahr 2100 zu rechnen – schlimmstenfalls mit 6 °C. Die Klimaveränderung wird vor allem auf den Wintertourismus im südlichen Alpenraum seine Auswirkungen zeigen. Er wird mit der Erschließung neuer Gebiete immer stärker nach oben drängen. Wenn es so weiter geht, werden im Jahr 2040/2050 auch Schneekanonen nicht mehr helfen können, denn bei zu hohen Temperaturen schmilzt auch der Kunstschnee. Die Welt braucht sich nicht zwischen der Vermeidung des Klimawandels und der Förderung von Wachstum und Entwicklung zu entscheiden. Die Bekämpfung des Klimawandels ist langfristig gesehen eine Strategie für mehr Wachstum und kann auf eine Weise erfolgen, die die Wachstumsambitionen reicher oder armer Länder nicht behindert. Maßnahmen gegen den Klimawandel schaffen neue Märkte, zum Beispiel für kohlenstoffarme Energietechnologien und andere kohlenstoffarme Waren und Dienstleistungen. Einzelergebnisse des Berichts Der Klimawandel ist eine Bedrohung des Lebens auf der Erde. Es ist aber immer noch möglich, die schlimmsten Risiken und Auswirkungen des Klimawandels mit tragbaren Kosten zu vermeiden, wenn jetzt schnell auf nationaler und internationaler Ebene gehandelt wird. Die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre ist gegenüber dem Stand vor der industriellen Revolution bereits von 280 ppm (parts per million) Kohlendioxidäquivalenten auf heute 430 ppm gestiegen und erhöht sich jährlich um über 2 ppm. Um schwerwiegende Folgen für die Weltwirtschaft zu vermeiden, sollte die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre unter 550 ppm gehalten werden. Schon in diesem Fall würde die weltweite Durchschnittstemperatur um 2° Celsius bis 3° Celsius steigen. Die Konzentration der Treibhausgaskonzentration kann auf 550 ppm begrenzt werden, wenn der Anstieg der Emissionen innerhalb von 15 Jahren gestoppt wird und danach die Emissionen jährlich um rund zwei Prozent sinken. Da sich die gesamtwirtschaftliche Produktion, das Bruttoinlandsprodukt bis 2050 etwa verdrei- bis vervierfachen wird, bedeutet dies, dass die Emissionen pro Einheit des Bruttoinlandprodukts bis 2050 um rund drei Viertel gedrückt werden müssen. Die jährlichen Kosten für die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration zwischen 500 und 550 ppm Kohlendioxidäquivalenten werden schätzungsweise bei etwa ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts liegen, wenn jetzt begonnen wird, zu handeln. Emissionen können durch eine höhere Energieeffizienz, durch Bedarfsänderungen sowie durch die Nutzung sauberer Kraftwerks-, Heizungs- und Transporttechnologien reduziert werden. Der Kraftwerkssektor müsste weltweit bis 2050 wenigstens 60 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen, damit die Konzentration von Treibhausgasen auf oder unter 550 ppm Kohlendioxidäquivalente stabilisiert wird. Tiefgreifende Verringerungen der Emissionen wären auch im Verkehrssektor erforderlich. Bei den Produktionsprozessen in der Wirtschaft anfallender Kohlenstoff muss in umfangreichem Maße abgetrennt und gelagert werden (Carbon Capture and Storage – CCS), um die fortgesetzte Verwendung fossiler Brennstoffe zuzulassen, ohne die Atmosphäre zu schädigen. Auch die Verringerung von Emissionen außerhalb der Energiewirtschaft, wie sie zum Beispiel bei der Abholzung von Wäldern entstehen, ist wesentlich. Der Verlust von Wäldern trägt jährlich mehr zu den globalen Emissionen bei als der Verkehr. Die Erhaltung der Wälder ist eine äußerst rentable Möglichkeit zur Verringerung von Emissionen. Für eine effektive globale Politik zum Klimaschutz müssen vor allem in folgenden drei Bereichen Maßnahmen ergriffen werden: * Es muss ein Preis für die Emission von Kohlenstoff erhoben werden – durch Steuern, Handel von Emissionsrechten und staatliche Regulierungsmaßnahmen. 5 Der Klimawandel verlangt eine internationale Antwort auf der Basis eines gemeinsamen Verständnisses langfristiger Ziele und der Vereinbarung eines Handlungsrahmens. Es ist wesentlich, dass der Klimawandel völlig in die Entwicklungspolitik integriert wird und dass reiche Länder ihre Versprechen zur Erhöhung der Auslandsentwicklungshilfe einlösen, um den Entwicklungsländern eine Anpassung an den Klimawandel zu erleichtern. GUS 10 % Deutschland 4 % Japan 6 % China 13 % USA 28 % Afrika 3 % Südamerika 4 % Übrige Länder 37 % Weltweite CO2-Emission Quelle: BMWi China und USA sollen „Preis bezahlen“ Laut Stern-Report müssten die Hauptschuldigen am stetig wachsenden Kohlendioxid-Ausstoß mit in eine Lösung eingebunden werden: Würde Großbritannien von heute auf morgen alle Kraftwerke abschalten, rechnet die Studie vor, so würde die daraus resultierende CO2-Ersparnis schon binnen eines Jahres durch die steigenden Emissionen in China zunichte gemacht. Besonders China und die USA müssten für die Verschmutzung, die sie produzierten, „den Preis bezahlen“, sagte Stern. Seine Studie empfiehlt eine neue internationale Übereinkunft für das Jahr 2007. Eigentlich sollte eine Nachfolgeregelung für das Klimaschutz-Abkommen von Kyoto erst 2011 vereinbart werden. 6 (Quellen: Wikipedia, Spiegel) Die Kosten des Klimawandels Wenn nichts getan wird, um die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren, könnte die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre bereits 2035 das Doppelte ihres vorindustriellen Niveaus erreichen, was einen Anstieg der Durchschnittstemperatur von mehr als 2 °C bedeuten würde. Längerfristig gesehen läge die Wahrscheinlichkeit, dass der Temperaturanstieg 5 °C überschreiten würde, bei mehr als 50 Prozent, wenn nicht gehandelt wird. Diese Zunahme würde dem Anstieg der Durchschnittstemperatur seit der letzten Eiszeit entsprechen. Temperaturentwicklung 1900 –2100 Mögliche globale Temperaturentwicklungen für das 21. Jahrhundert unter Berücksichtigung bestimmter Annahme menschlichen Verhaltens. Quelle: IPCC, 3. Lagebericht – Buwal +6 +5 +4 +3 +2 +1 0 1900 1950 2000 2050 Temperaturänderung in °C Die Ausweitung und Verknüpfung der großen Zahl von Emissionshandelsansätzen in der ganzen Welt ist ein leistungsfähiger Weg zur Förderung rentabler Emissionsreduzierungen. * Innovationen zum Einsatz kohlenstoffarmer Technologien müssen gefördert werden. Die Unterstützung von Energieforschung und -entwicklung sollte sich weltweit wenigstens verdoppeln, die Unterstützung des Einsatzes neuer kohlenstoffarmer Technologien sollte um das Fünffache wachsen. Auch die internationale Zusammenarbeit hinsichtlich der Festlegung von Produktstandards ist eine leistungsfähige Möglichkeit zur Erhöhung der Energieeffizienz. * Hemmnisse für einen effizienteren Energieeinsatz müssen beseitigt werden. Die Öffentlichkeit muss besser informiert werden, um Einstellungen und Verhalten zu verändern. 2100 Die Kosten des Klimawandels werden, wenn nicht gehandelt wird, dem Verlust von wenigstens fünf Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts entsprechen. Wenn man eine breitere Palette von Risiken und Einflüssen berücksichtigt, könnten die Schäden auf 20 Prozent oder mehr des Bruttoinlandsprodukts ansteigen. Klima schnupfen Der milde Winter und seine Auswirkungen bringt den Bio-Rhythmus Der milde Winter der Natur durcheinander – und das Foto: Flickr.com, Tilo Mütze Droht Pollengefahr nun auch im Winter? macht viele Menschen krank. Die Folge: Heuschnupfen im Winter und Zeckenplage im Frühjahr. Aber durch die Erderwärmung finden nicht nur mehr allergene Pflanzen neue Heimat bei uns, sondern auch Bakterien und Insekten, die Krankheiten übertragen. Schnupfennasen könnten derzeit Heuschnupfennasen sein: Die Pollen von Hasel, Erle und Birke fliegen – wegen des Scheinwinters – bereits seit Dezember. Bisher galten wenigstens die Monate November und Dezember als pollenfrei. „Es ist einfach zu warm“, so der Leiter des Deutschen Polleninformationsdienstes, Professor Karl-Christian Bergmann. „Noch nie hat es einen so frühen Pollenflug gegeben.“ Die außergewöhnlich hohen Temperaturen des vergangenen Herbstes sind schuld am frühen Pollenflug. Ein weiteres Problem stellt eine mögliche Zeckenplage dar. Denn wenn es diesen Winter weiterhin so warm bleibt, wird es im Frühjahr wahrscheinlich mehr Zecken geben als sonst, befürchten Experten. Zecken übertragen Borreliose und die gefürchtete Frühsommer-Menginoenzephalitis (FSME), eine Hirnhautentzündung. Während sich Borreliose – besonders im Frühstadium – recht gut mit Antibiotika behandeln lässt, gibt es für die FSME, eine Viruserkrankung, keine Therapie durch Medikamente. Die einzige Möglichkeit sich zu schützen, besteht in einer Impfung. Die Gesundheit von Mensch und Tier ist aber auch durch neue Arten gefährdet, die sich aufgrund der milden Temperaturen langfristig in unseren Breiten niederlassen könnten. Je wärmer es in Zukunft bei uns wird, umso mehr fremde Tier- und Pflanzenarten suchen sich eine neue Heimat. Bis Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die Anopheles-Mücken auch in Deutschland Menschen an Malaria erkranken lassen, nun könnte die gefürchtete Tropenkrankheit wieder zurückkehren, spekulieren manche Infektiologen. 7 Arktis Ausstellung Indigene Völker in der Arktis – Die ersten Opfer des Klimawandels „Was wir heute erleben, werdet ihr morgen erleben. Die Arktis ist das Barometer des Klimawandels, und die Inuit sind das Quecksilber in diesem Barometer.“ Sheila Watt-Cloutier, Vorsitzende des Dachverbandes der Inuit aus Grönland, Kanada, Alaska und Russland „Inuit Circumpolar Conference“. Foto: Bryan und Cherry Alexander Der Lebensraum der Indigenen ist bedroht Nördlich des Polarkreises leben mehr als 30 indigene Völker von der Jagd auf Eisbären, Walrosse und Robben, von der Rentierhaltung, vom Fischfang und Sammeln. Seit Jahrhunderten konnten sie ihre Lebensweise den sich wandelnden Umweltbedingungen anpassen. Doch seitdem auf ihrem Gebiet Öl und Gas gefördert wird, ist alles anders geworden. Ihre Umwelt wurde zerstört und ihre Gesundheit beeinträchtigt. Jetzt droht den 400 000 Angehörigen von indigenen Völkern der Arktis die Vernichtung ihrer letzten Lebensgrundlagen. Denn hier vollzieht sich der Klimawandel, der durch das Verbrennen fossiler Energieträger wie Öl und Kohle in den Industriestaaten verursacht wird, zwei- bis dreimal schneller als im globalen Durchschnitt. Er lässt das ewige Eis schmelzen und verändert die Lebensbedingungen für Menschen, Flora und Fauna für immer: Die indigenen Gemeinschaften der Arktis sind von den unmittelbaren und den indirekten Folgen der Ölpolitik als erste und am stärksten betroffen. Was hat das mit uns zu tun? Deutschland bezieht mit 35 Millionen Tonnen rund 30 Prozent seines importierten Erdöls sowie mit 35 Milliarden Kubikmetern 40 Prozent seines Erdgases aus Russland. Auch Italien importiert etwa ein Drittel seines Gasbedarfs aus diesen Ländern. Ebenso Österreich, das den Großteil des Erdgases aus Russland bezieht. Es kommt meist genau aus den Regionen, in denen die Indigenen leben. Durch unsere Lebensweise, d.h. durch die Verbrennung von Öl und Gas, tragen wir zudem unmittelbar zur Erwärmung der Atmosphäre bei. Verseuchte Landstriche, vergiftete Flüsse und Seen und hohe Luftverschmutzung – das sind direkte Folgen der rücksichtslosen Öl- und Gasförderung seit den 60er Jahren auf dem Gebiet indigener Gruppen in Sibirien. Viele mussten aufgrund der Umweltzerstörung ihre traditionelle Lebensweise aufgeben und leiden unter Alkoholismus und 8 „Die Arktis ist das Barometer des Klimawandels, … Die Arktis-Ausstellung wurde am 07. Februar 2007 von Landesrat Michl Laimer mit einer Pressekonferenz eröffnet und läuft bis zum 07. März 2007. Zu sehen sind die Bilder im Ausstellungssaal Landhaus 11, Ex-Post, Rittner Straße 4, Bozen Öffnungszeiten: 8–18 Uhr. Informationen und Anmeldung: GfbV – Gesellschaft für bedrohte Völker-Südtirol Tel. 0471 972240 Foto: Flickr.com Arbeitslosigkeit. Krankheiten wie Tuberkulose und Krebs greifen um sich, die Lebenserwartung liegt bis zu 20 Jahren unter dem russischen Durchschnitt. Noch immer werden neue Gebiete für die Öl- und Gasförderung erschlossen. So sind die 3 500 Nivchen, Nanai, Oroken und Ewenken auf der Insel Sachalin zurzeit akut bedroht: Eine Pipeline vom Süden in den Norden Sachalins soll 1103 Flüsse und Bäche sowie die Weidegründe von Rentieren durchschneiden. Das Gebiet ist erdbebengefährdet und Lecks an der Pipeline oder Ölunfälle hätten für das empfindliche Ökosystem katastrophale Folgen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker setzt sich dafür ein, dass die indigenen Völker der Arktis stärker in die internationale Klimapolitik eingebunden werden. Als Betroffene und lokale Experten müssen sie nicht nur bei klimarelevanten Entscheidungsprozessen eine Stimme bekommen. Als erste Opfer des Klimawandels brauchen sie auch Unterstützung bei der Bewältigung der aktuellen Zerstörung. Klimawandel zerstört Lebensgrundlagen Indigene Völker auf drei Kontinenten – von den Saami in Lappland über die Ewenken in Sibirien, die Yup´ik und Gwich´in in Alaska bis zu den Inuit in Grönland – spüren täglich die Folgen des Klimawandels in der Arktis. Was für Umweltschützer zum Weltnaturerbe zählt, ist für sie das Land ihrer Vorfahren und ihre Existenzgrundlage. Sie sehen ihr Recht auf Gesundheit, auf Nahrung, ihre Kultur, die Sicherheit ihrer Wohnorte und andere Menschenrechte verletzt. Sie müssen zusehen, wie Eisbären verhungern und so manche Pflanzen nicht mehr wachsen. Die Winter sind kürzer und wärmer geworden, Gletscher tauen und Menschen sterben, weil vertraute Wege auf dünnerer Eisdecke nicht mehr sicher sind. Ganze Dörfer mussten aufgrund von Küstenerosion und Stürmen umgesiedelt werden. Wenn die Industrieländer nicht endlich ihre Energiepolitik verantwortungsvoll und konsequent ändern und den Kohlendioxidausstoß reduzieren, schmilzt den Menschen in der Arktis der Boden immer weiter unter den Füßen weg. Doch die Reaktionen der Verantwortlichen sind erschütternd. Viele Unternehmen und Regierungen schauen nur auf die wirtschaftlichen Perspektiven, die eine eisfreie Arktis bietet. Für sie öffnen sich Seewege für preiswertere Rohstofftransporte, oder es tun sich neue Fischgründe auf. Der Wettlauf um die Ausbeutung weiterer Ressourcen hat bereits begonnen. … die Inuit sind das Quecksilber des Barometers.“ 9 Cambio climatico Indigeni – L’annunciata cacciata dal paradiso Il cambio climatico provocato dai paesi industrializzati e dal boom dei paesi emergenti (Brasile, Sud Africa, Messico, India e Cina) ha conseguenze distruttive per le regioni indigene del mondo, indipendentemente dalle frontiere geografiche e politiche. 27 miliardi di tonnellate di CO2 fuoriescono dalle ciminiere industriali, dai tubi di scappamento e dagli impianti di riscaldamento di tutto il mondo e danneggiano a lungo termine i sistemi climatici e, come si legge sulle pagine economiche di “Die Zeit” dei primi di agosto 2006, “i danni irreversibili”. Nonostante le conoscenze ottenute dalla ricerca e dalle conferenze climatiche, le emissioni sono oggi un quarto in più rispetto a 15 anni fa. Allora fu fondata l’Alleanza per il clima, che siglava l’intento congiunto delle città dell’Europa occidentale e degli Indigeni dell’Amazzonia di fermare l’effetto serra. Nella foresta ecuadoriana dell’Amazzonia: due bambini del popolo indigeno dei Shuar Popoli indigeni in fuga Attualmente non si intravede nessuna inversione di tendenza, al contrario. Secondo le stime di diverse agenzie internazionali per l’energia, entro il 2030 le emissioni di anidride carbonica aumenteranno fino a raggiungere i 38 miliardi di tonnellate annue. Le prime drammatiche conseguenze di questo sviluppo sono già evidenti: i ghiacciai diminuiscono perché i loro “ghiacci eterni” si stanno sciogliendo, i banchi di ghiaccio di Artide, Antartide e della Groenlandia si assottigliano (attualmente i ghiacciai montani diminuiscono di 50 cm annui, il doppio rispetto al 1980), i venti tropicali si trasformano in violente tempeste alluvionali (nascono con temperature marine di 27 gradi, più sono caldi i mari maggiore è la forza distruttrice delle tempeste), mentre in Africa e in Asia centrale la terra si inaridisce per la progressiva mancanza di acqua (sostenuta anche dall’intensivo allevamento di bestiame: per produrre un chilo di carne ci vogliono 10.000 litri di acqua). La cronica mancanza di acqua colpisce ormai un terzo della popolazione mondiale. Il mondo diventa sempre più inospitale e invivibile e a milioni di persone viene sottratta la propria base vitale. Secondo la United Nations University di Bonn è prevedibile che nel 2010 ca. 50 milioni di persone tenteranno di lasciare il proprio paese per sfuggire alla distruzione ambientale. Anche gli ultimi territori indigeni sono minacciati. Gli Inuit 10 della Groenlandia, del Canada e degli USA, i Sami scandinavi e i “piccoli popoli” della Siberia devono prendere atto, impotenti, del lento ma inesorabile scongelarsi del permafrost. Lo scongelamento del permafrost libera il metano contenuto nel terreno, cioè uno dei gas che contribuisce all’effetto serra. La frenesia con cui l’economia di questi paesi rincorre lo sfruttamento delle risorse contribuisce ad accelerare le devastazioni ambientali. Se il freddo nord era una terra difficile, il cambio climatico lo ha reso semplicemente invivibile. Pericolo per la vita forestale La situazione non cambia nel caso delle foreste in costante diminuzione, che siano quelle dell’Amazzonia, del Congo o del sudest asiatico, tutte accomunate anche dalla forte presenza di popolazioni indigene. Il britannico Hadley Center teme che il previsto riscaldamento terrestre, che in cento anni è aumentato di 0,8 gradi ma che potrebbero diventare sei e più nei prossimi anni, possa causare la morte di ogni forma di vita delle foreste. La scarsità di acqua si fa sentire anche nelle foreste tropicali, e prima o poi mancherà del tutto. La moria delle foreste libera ossido di carbonio che a sua volta contribuisce ad aumentare la temperatura terrestre. Sappiamo già che le regioni della Savana, anch’esse abitate da popolazioni indigene, si trasformeranno in deserti. Le elevate temperature e la mancanza d’acqua hanno già dato inizio alla scomparsa di piante e addirittura di alberi. L’economia locale, basata sull’agricoltura, lamenta una perdita dei raccolti del 30 % e ne risulta direttamente minacciata la sussistenza dei contadini. Dopo una serie di incidenti mortali i cacciatori dell’Artico hanno dovuto constatare l’impossibilità di continuare a vivere della caccia. I sentieri di caccia attraversano i banchi di ghiaccio che, assottigliandosi, non reggono più il peso delle persone. Il leggero aumento della temperatura permette alla Gronlandia con i suoi 2,5 milioni di km3 di ghiaccio, spessi fino a 3400 m, di coltivare patate e broccoli nelle baie riparate. Verso fino agosto “Der Spiegel” riportava il programma agricolo del governo provinciale groenlandese, reso possibile dal cambio climatico. Secondo “Der Spiegel” le temperatura in Groenlandia sta aumentando al doppio della velocità rispetto al resto d’Europa, tant’è che lo scorso anno si sono sciolti più di 200 m3 di ghiaccio. “Der Spiegel” infine cita Kenneth Hoegh, consigliere agricolo del governo groenlandese, secondo il quale la fase di crescita in Groenlandia è ormai lunga quanto quella dell’arco alpino ad un’altezza di 1500 m. Il noto Protocollo di Kyoto era il tentativo dell’ONU di fermare il cambio climatico. I risultati finora sono stati più che scarsi. Nonostante tutti i paesi europei abbiano responsabilmente annunciato la diminuzione delle emissioni a effetto serra e, a differenza dei “cattivi” Stati Uniti abbiano ratificato il Protocollo, è cambiato davvero poco. Nella liberale era di Clinton, i Repubblicani sono da un lato riusciti a far passare inosservato il Protocollo di Kyoto negli USA e dall’altro sono però risultate fondate le loro preoccupazioni per i cosiddetti paesi emergenti. La Cina comunista continua a scaldare a carbone mentre il Brasile, come altri paesi emergenti, continua a ignorare i vincoli ambientali che tra l’altro andrebbero a vantaggio soprattutto della popolazione. L’India, l’Australia, il Canada e la Russia rifiutano una politica climatica e riescono con successo a ostacolare qualsiasi politica ambientale che possa fermare la distruzione ambientale. Passi verso una politica climatica Nel frattempo hanno iniziato ad arrivare segnali positivi dagli USA: riscuote attenzione la campagna a favore del clima dell’ex vicepresidente Al Gore mentre nella California del governatore repubblicano Arnold Schwarzenegger una disposizione prevede la diminuzione entro il 2020 del 25 % delle emissioni a effetto serra. Obiettivo questo a cui saranno tenuti a collaborare anche i produttori di automobili. Undici stati federali hanno annunciato di voler intraprendere passi verso una politica climatica e 21 stati federali hanno già emanato leggi che incentivano l’utilizzo di forme di energia pulita. Oltre 200 sindaci intendono applicare il Protocollo di Kyoto a livello comunale. Servono a poco le accuse dell’ambientalista indiana Sunita Narain del Centre for Science and Environment di Nuova Delhi secondo la quale gli unici responsabili del cambio climatico sono i paesi del nord del mondo. La sua critica risparmia la Cina e l’India, in rappresentanza di tutti quei paesi economicamente emergenti del sud del mondo. A ragione Narain chiede che le risorse siano distribuite in modo equo, ma né la Cina né l’India costituiscono esempi da seguire in tal senso. Come tutti, anche questi due paesi ignorano le richieste legittime soprattutto delle popolazioni indigene e ne violano i diritti. Entrambi i paesi puntano su una crescita veloce e libera da vincoli ambientali e si ergono a esempio di molti altri paesi del sud del mondo. La fame energetica cresce di anno in anno. Nonostante lo sfruttamento selvaggio, la terra ha ancora sufficienti riserve di olio, gas e carbone, soprattutto nelle più isolate regioni dei popoli indigeni. Quando l’umanità inizierà a consumare anche queste risorse energetiche, altri 18.000 miliardi di tonnellate di CO2 entreranno nell’atmosfera. La fine di ogni paradiso ancora rimasto. Wolfgang Mayr 11 Donner wetter Eine Diskussionsrunde zum Klima im Wandel Gras-Ski in Südtirol und Wüstenschiffe im Amazonas? Noch sind wir nicht so weit, doch das Klima treibt derzeit weltweit und auch in Südtirol bunte Blüten. „Donnerwetter!“ – ein Film der Brixner Agentur helios zeigt die Auswirkungen des Klimawandels und regt zu Diskussionen an. Am 17. Jänner 2007 debattierten im Kulturzentrum UFO in Bruneck Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur über den Film und die Klimaveränderung. Die Wirtschaft war vertreten durch Kurt Lüfter, Präsident des Konsortiums Skirama Kronplatz. Dieser forderte mehr Maßnahmen von der Politik und äußerte Bedenken an der Effizienz großer Klimakonferenzen, wie zum Beispiel jener in Montreal vergangenen Jahres. Für Skigebiete wie dem Kronplatz habe er keine Bedenken, nur die niedriger gelegenen Gebiete zwischen 700 und 1000 Metern werden in Zukunft Problemen bekommen. Immerhin sei man schon seit Jahren vom Kunstschnee abhängig, der bei zirka drei Euro pro Kubikmeter Schnee eine wirtschaftliche Belastung sei. Dass der Naturschnee kommen wird, darauf kann man sich nicht verlassen, meint auch die Metereologin Carmen Oberparleitner. Das Klima schwanke immer, das sei schon immer so gewesen, aber niemand könne sagen, wie stark der Mensch es beeinflusse, dass er es beeinflusse sei aber sicher. Außerdem meinte sie, dass wir in Südtirol von der Klimaveränderung noch verschont geblieben sind, während im Norden Stürme fegen. Roland Griessmair, Gemeindereferent der Stadt Bruneck, zeigte eine andere Sichtweise der Dinge: Das Klima betreffe jeden einzelnen. Man müsse global denken und lokal handeln. Es gebe drei Schrauben, an denen man drehen solle: Energieeffizienz, Energieeinsparung und regenerative Energien. Dazu könnten auch die Gemeinden beitragen, etwa indem sie fossile Energieträger durch regenerative ersetzen. Weiters solle die Energieeffizienz durch den Bau von KlimaHäusern oder den Einsatz von Stadtbussen optimiert werden. Als letzten Punkt setzte er auf Sensibilisierungsarbeit und nannte als Beispiele die Projekte Klimaschritte und Klimabetriebe. 12 Neuigkeiten Kurt Lüfter, Präsident der Skirama Kronplatz und Carmen Oberparleiter, Hydrographisches Amt der Provinz Bozen Klima-Bündnis bei UNEP akkreditiert Das Klima-Bündnis ist neuerdings beim Governing Council/ Global Ministerial Environment Forum (GC / GMEF) des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) akkrediert. Als international arbeitende Nicht-Regierungsorganisation kann das Klima-Bündnis Beobachter zu den öffentlichen Sitzungen des Governing Council entsenden. Ab 2008 wird das Klima-Bündnis zu den Sitzungen eingeladen und hat dort die Möglichkeit, schriftliche Statements abzugeben oder schriftlich Inputs zu den Arbeitspapieren von UNEPs GC / GMEF zu unterbreiten. Die 1-Milliarde-Bäume Kampagne der UNEP An der Diskussionsrunde über das Klima im Wandel nahm auch Maria Kuenzer, Landesbäuerin, als Vertreterin der Landwirtschaft teil. Die Landwirtschaft habe sich den Gegebenheiten immer angepasst, sie wurde aber auch in gewisse Systeme eingezwängt. Die Wirtschaft habe in den Menschen unnötige Bedürfnisse geweckt: Braucht es denn zu Weihnachten Erdbeeren? Müssen regionale Waren tausende Kilometer weit transportiert werden? Lebensqualität wird mit Konsum gleichgestellt und das ist falsch. Unsere Lebensweise sei ein einziger Wiederspruch. Die Natur bleibe immer stärker als der Mensch, Veränderungen hat es immer schon gegeben und so wird sich die Landwirtschaft auch in Zukunft anpassen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat eine weltweite Baumpflanz-Kampagne gestartet. Unter dem Motto „Plant for the Planet: Billion Tree Campaign“ sind Privatpersonen, Kommunen, Wirtschaft, Organisationen und Regierungen aufgefordert, im Jahr 2007 insgesamt mindestens eine Milliarde Bäume zu pflanzen. Die Kampagne steht unter der Schirmherrschaft von Wangari Maathai, der Trägerin des Friedensnobelpreises 2004 und Albert II., Fürst von Monaco. Von kleinen und großen Fehlern Das Thema der Klimaveränderung ist in aller Munde. Am Ende bleibt ein Zitat aus dem Film von Patrick Kofler, Maria Unterfrauner und Martin Rattini, in dem es heißt: „Wir Menschen können zwei Fehler begehen: Einen großen und einen kleinen. Der Große wäre, das Risiko zu unterschätzen und tatenlos in die Klimakatastrophe zu driften, der kleine Fehler, wäre sich für Klimaschutz zu engagieren, ohne zu wissen, wie viel es bringt. Dass dabei auch unsere Lebensqualität steigt, ist wohl mehr als ein Nebeneffekt.“ 13 Projekt KlimaHaus Sanierung KlimaHaus das Gute im Neuen. Nicht immer steckt Manchmal gilt es vielmehr die Foto: Jürgen Eheim Saniertes Haus in Montan Faszination des Alten wieder zu entdecken. Das gilt besonders im Bereich des Wohnens. Altbau-Sanierung ist dabei das Zauberwort. Denn ein altes Haus hat Geschichte und Flair und kann mit dem richtigen Wissen zu einem Kleinod mit Atmosphäre gemacht werden. Abgesehen vom Energie- und Geldsparen gibt es eine Reihe weiterer Vorteile für Sanierungen. Mit einer zeitgemäßen Technik wird die Bequemlichkeit und Benutzerfreundlichkeit eines sanierten Baus einem Neubau in nichts nachstehen. Das Bewahren von Bausubstanz sichert Altbekanntes und Vertrautes und schont gleichzeitig den ohnehin kostbaren Baugrund. Außerdem sind alte Bauwerke meist stark auf Mensch und Umwelt abgestimmt. Beispiele dafür sind unter anderem eine gefällige Architektur, hohe Räume, geräumige Stiegenhäuser und die Verwendung von unbedenklichen Baustoffen. Ein ökologisch und ökonomisch bedeutendes Argument für ein Althaus ist die Tatsache, dass die bestehende Bausubstanz nicht mehr neu produziert und transportiert werden muss. Auch die Umgebung eines Grundstückes bietet meist weitere Vorteile – zum einen muss kein neues Gebiet bebaut werden, das spart Kosten und Baugrund, zum anderen sind Altbauten meist in ihre Umgebung ideal eingebettet. Was muss beachtet werden bei der Sanierung eines Altbaus? Am wichtigsten ist die richtige Wärmedämmung, damit lassen sich die Heizkosten um ein Drittel senken. Eine thermische Sanierung bringt drei wesentliche Vorteile: zum einen eine Wertsteigerung des Gebäudes, zum anderen eine Komfortsteigerung und schließlich finanzielle Förderungen von Seiten der Provinz. Informationen dazu kann man sich bei der KlimaHaus Agentur holen (www. klimahausagentur.it oder Tel. +39 0471 062 146). Nicht zuletzt können Fördermittel des Landes in Anspruch genommen werden (Amt für Energieeinsparung). Wertsteigerung: Ein Gebäudewert lässt sich nur erhalten, wenn das Gebäude immer wieder an einen verbesserten Bauschutz und die die aktuellen technischen Standards angepasst wird. Die Dämmstärke sollte den heutigen 14 Besucheransturm bei Klimahouse technischen Mindestanforderungen entsprechen. Für die oberste Geschoßdecke und die Dachschräge ist eine Dämmung von 20 Zentimetern empfehlenswert, für die Außenwand sind es zehn Zentimeter, für Fußböden und die Kellerdecke acht Zentimeter, die Fenster sollten mit Wärmeschutzverglasung sein. Komfortsteigerung: Eine richtige Dämmung führt zu einem behaglicheren Innenraumklima. Bei entsprechenden Dämmstärken können Altbauten heute leicht auf den Stand von Neubauten gebracht werden. Aus einem Altbau ein Passivhaus zu machen, ist allerdings kaum möglich. Eine Wohnraumslüftungsanlage sorgt zusätzlich automatisch für frische Luft rund um die Uhr. Sie ist erst zwei Jahre alt und schon ein richtiger Publikumsmagnet – die Klimahouse. Die Fachmesse für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen und Sanieren sprengte alle Erwartungen: über 370 Aussteller und 38.000 Besucher trafen sich auf der Messe. Vom 25. bis 28. Jänner 2007 fand die internationale Messe in Bozen zum 2. Mal statt. Bereits bei der Einführung der Messe im Jahr 2006 besuchten über 24.000 Menschen die Ausstellungsräume. Klimahouse bot eine Reihe von Schwerpunkten rund um das Thema nachhaltiges Bauen und Wohnen. 373 Aussteller aus dem In- und Ausland präsentieren ihre Produkte, Techniken und Know How. Viel Platz für Beratung und Diskussionen bei der Klimahouse Foto: Georg Hofer Auch das Wohnbauinstitut setzt auf Sanierung mit Stil Wer ein altes Haus sanieren möchte, der sollte sich zuerst an die Bestandsaufnahme und die Grobplanung machen, außerdem Kosten und Nutzen abwägen. Zur Bestandsaufnahme gehören das Dach, die Fassade, die Holzbauteile, Böden und Decken, Stiegen, Keller, Wasserund Kanalrohre, Elektroinstallationen sowie die Heizung. Schwerpunkte bei den Themen Gebäudekonstruktion und Gebäudetechnik sind: Dächer und Bedachungen, Wärmedämmung, Fertigbauteile und Fertigteilhäuser, Wand- und Deckensysteme, Türen und Tore, Wärmeschutzverglasungen, Altbausanierung, Heizsysteme, Komfortlüftung und Kühlung, Steuerungsund Messsysteme, erneuerbare Energien. Neben den Ausstellern gab es auch Seminare und Tagungen. Besonders der 2. Tag mit dem Kongressthema „Zukunft Bauen“ sorgte für großes Interesse. Namhafte Referenten aus dem In- und Ausland lieferten drei Tage lang wertvolle Informationen, Neuheiten und Anwendungen zu den Themen Gebäudetechnik, Klimaschutz, KlimaHaus und Sanierungen. Unter anderem referierten Hartmut Graßl (Max-Planck-Institut) über den Klimaschutz und die globale Entwicklung, Manfred Hegger (Technische Universität in Darmstadt) über das Haus der Zukunft sowie Konrad Bergmeister und Norbert Lantschner über das Projekt KlimaHaus in Südtirol. 15 Lajen Ried Erste KlimaHaus Gold-Schule Italiens Sie ist Eine große Glasfront sorgt für Licht in der neuen Schule von Lajen ein Vorbildobjekt – die neue Grundschule Lajen Ried. Denn neben Innovation wurden auch Klima- und Umweltschutz bei der Planung und Ausführung berücksichtigt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Grundschule zeichnet sich durch eine gelungen Einbindung in die Kulturlandschaft aus, erfüllt aber auch die Kriterien für ein KlimaHaus Gold plus und ist somit die erste Passivhausschule in Italien sowie eine der wenigen Europas. Durch die Integration einer Fotovoltaikanlage ist die Schule zudem das erste öffentliche Gebäude überhaupt, das im Jahresschnitt mehr Energie produziert als es verbraucht. Die in historischer, landschaftlicher und architektonischer Hinsicht einmalige Kulturlandschaft des Lajener Riedes wird durch den zweigeschossigen Baukörper gleichsam mit einem Urtyp des Bauens im Alpinen Raum schlüssig ergänzt. Er ist geprägt von einem zurückspringenden Untergeschoss aus Natursteinmauerwerk und dem umlaufend auskragenden Erdgeschoss. Auch die Wahl der Materialien der Außenfassade mit Lajener Quarzphyllit, Eichenholz und verputztes Mauerwerk sind dem Kontext entsprechend gewählt. Im Inneren wird der Bau von einer markanten Erschließung geprägt, die die beiden Niveaus verbindet und gleichzeitig auch die Aufenthaltsbereiche mit einschließt. Dem Zugang im Obergeschoss ist ein gepflasterter Platz Sichtlich erfreut: Landesrat Michl Laimer, Architekt Johann Vonmetz, Bürgermeister Engelbert Gürnberger, Landeshauptmann Luis Durnwalder, Landesrätin Sabina Kasslatter-Mur (von links nach rechts) bei der Eröffnung der neuen Schule vorgelagert, der mit einem Brunnen ausgestattet ist und somit einen attraktiven Zugang zur Schule bildet. Damit 16 Die alte Schule aus den 30-er Jahren eingebaut, damit die verbrauchte Luft ausgetauscht wird und die Wärme rückgewonnen werden kann. Drei im Untergeschoss untergebrachte Geräte liefern die Frischluft, die Luftmengen können wahlweise für die verschiedenen Raumgruppen geregelt werden. Nachdem Strom für die Wärmeproduktion benötigt wird, war es naheliegend, auch eine Fotovoltaik-Anlage vorzusehen, die mit einer Leistung von 14,40 kWh auf dem südseitigen Dach installiert ist. Diese hat eine voraussichtliche Jahresproduktion von 16.000 kWh. Der Jahresenergiebedarf der Schule beträgt nach einer Hochrechnung für Heizung, Beleuchtung usw. insgesamt zirka 6.000 kWh pro Jahr. Somit ergibt sich ein Jahresüberschuss an elektrischer Energie von zirka 10.000 KWh, das heißt, das Gebäude versorgt neben sich selbst noch weitere drei Haushalte im Jahr mit elektrischer Energie. Da auch die meisten Baustoffe unter ökologischen Gesichtspunkten ausgewählt wurden, ist die Schule somit eines der wenigen Gebäude der Klasse KlimaHaus Gold plus. Mit der neuen Grundschule erhalten die Schüler und das Lehrpersonal nach zweijähriger Bauzeit endlich ein zeitgemäßes Gebäude. Für die bis zu 40 Schülerinnen und Schüler stehen nun vier helle Klassenräume, ein Werkraum, ein Mehrzweckraum sowie ein großer Pausenhof zur Verfügung. Abgerundet wird das Raumangebot durch das Lehrer/-innenzimmer, den Lehrmittelraum und die weiteren Nebenräume. Besondere Attraktivität erhält die Schule durch die großzügige lichtdurchflutete Erschließung der Klassen, die sich bereits als interner Treffpunkt bestens bewährt hat. Geplant hat die Schule Architekt Johann Vonmetz. Einbau der Lüftungsrohre für die kontrollierte Lüftung in die Massivbetondecke wurde gleichzeitig ein öffentlicher Raum zum Verweilen geschaffen, ein neuer Mittelpunkt für die Fraktion Ried. Mehr Behaglichkeit, dafür weniger Energiekosten, das waren die Vorgaben, die es bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen galt. Dabei spielte die Gebäudehülle eine zentrale Rolle. Die Schule wurde mit einem 20 Zentimeter starken Vollwärmeschutz aus Mineralschaumplatten ausgestattet, das Dach mit 24 Zentimetern Holzfaserdämmung. Auch die Fenster sind aus einer entsprechenden Qualität. Frischluft ist die Voraussetzung für einen klaren Kopf nicht nur während der Unterrichtsstunden. Dies ist in den Klassenzimmern besonders im Winterhalbjahr ein großes Problem. Aus diesem Grund wurde in den Klassen eine kontrollierte Raumlüftung mit Wärmerückgewinnung 17 Klima Schule Schritte für den Klimaschutz Das Thema Klimaschutz nimmt seit Jahren in den Südtiroler Schulen an Bedeutung zu. Im vergangenen Schuljahr haben sich insgesamt rund 40 Prozent aller Grund- und Mittelschüler/innen an mindestens einem der angebotenen Projekte beteiligt. Klima.Schule der Landesumweltagentur Umwelterziehungsprojekte le für Grund- und Mittelschu Mit 5000 Beteiligten waren die „KlimaSchritte“ nach wie vor die beliebteste Aktion. Rechnet man damit, dass ein Schulweg im Durchschnitt 0,5 km lang ist, sind das insgesamt 51 735 km. Mit dem Auto als Fortbewegungsmittel würden auf dieser Strecke rund 10 000 kg CO2 produziert. Das Projekt Klimatagebuch für Mittelschüler wurde von über 600 Jugendlichen durchgeführt. Aus der Auswertung haben sich interessante statistische Werte ergeben: Immerhin 50 Prozent der Wege wurden von den Teilnehmer/innen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt, 30 Prozent mit dem Bus und 20 Prozent mit dem Auto. Beim Projekt „Prima Klima“ hat die neue, vereinfachte Form einen regen Ansturm an Teilnehmer/innen mit sich gebracht. 140 Klassen haben in den Wintermonaten fleißig die Temperatur in den Klassenräumen kontrolliert und darauf geachtet, richtig zu lüften und das Licht auszuschalten, wenn es nicht gebraucht wurde. Nach wie vor erfreute sich die Klimaausstellung großer Beliebtheit. Sie wurde im vergangenen Schuljahr von 3500 Schüler/innen besucht, insgesamt bereits von knapp 35 000. Im Frühjahr haben elf Klassen das Diplom Klimaschützer A erhalten, 104 das Diplom Klimaschützer B und 221 das Diplom Klimaschützer C. Die zehn besten Klassen haben einen Tagesausflug gewonnen. Zudem wurden in Zusammenarbeit mit Sponsoren über 8000 Euro für ein Partnerschaftsprojekt mit Kindern und Jugendlichen in Ecuador gesammelt. 18 Alternativer Führerschein Diplom Klimaschützer A B C Klassen, die ein Klimaschutzprojekt durchführen, erhalten das Diplom KLIMASCHÜTZER C. Klassen, die zwei Klimaschutzprojekte durchführen, erhalten das Diplom KLIMASCHÜTZER B. Klassen, die drei Klimaschutzprojekte durchführen, erhalten das Diplom KLIMASCHÜTZER A. Klimaschritte Autofrei zur Schule – Wir sammeln KlimaSchritte Mit der Aktion „Autofrei zur Schule – Wir sammeln KlimaSchritte“ sollen Kinder an ein umweltverträgliches Mobilitätsverhalten herangeführt werden. Den Schüler/innen wird dadurch nicht nur die Möglichkeit gegeben, Alternativen zum Individualverkehr kennen zu lernen, sondern auch einen abwechslungsreichen Schulweg zu erleben. Wenn weniger Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werden, sind in dieser Zeit weniger Fahrzeuge unterwegs und der Schulweg wird sicherer. * KlimaSchritte für Grundschüler/innen * Klimatagebuch für Mittelschüler/innen In ein Tagebuch werden zwei Wochen lang der Schulweg sowie alle weiteren zurückgelegten Wege eingetragen (z.B. Freunde besuchen, zum Fußballtraining gehen,…). Am Ende kann eine kleine CO2-Bilanz erstellt werden. Ein neues Klima-Projekt in Südtirols Schulen widmet sich ganz dem Thema Mobilität. Geboten wird ein „alternativer Führerschein“. Dazu wird neben dem KlimaTagebuch entweder ein Vortrag zum Thema „Wir und unsere Mobilität“ in der Klasse abgehalten oder es wird ein Rollenspiel zum Thema Fahrverbot und Feinstaub durchgeführt. Ergänzend zum herkömmlichen KlimaTagebuch bietet das Klimabündnis also den Klassen die Möglichkeit an, die Prüfung zum „Alternativen Führerschein“ zu machen. Beide Unterrichtseinheiten sind für zwei Unterrichtsstunden ausgelegt und werden von einem Mobilitätsmanager in der Schule vorgetragen bzw. begleitet. Die Kosten werden vom Klimabündnis übernommen. Bei dieser Gelegenheit wird den Klassen auch ein Prüfungsbogen übergeben, welcher Fragen zu den Themen Umweltaspekte des Verkehrs, Sicherheit, Gesundheit und Öffentlicher Verkehr (Fahrkarten, Fahrpläne, …) enthält. Wird dieser Bogen von der Klasse richtig ausgefüllt und innerhalb 31. März 2007 dem Klimabündnis zugeschickt, so erhält die Klasse ein Diplom zum „alternativen Führerschein“ und eine Wertkarte zu 50 5. Mit Hilfe des symbolischen, alternativen Führerscheins soll den Jugendlichen die Welt des öffentlichen Verkehrs näher gebracht werden. „PRIMA KLIMA“ Energie sparen in Schulen Bereits in den vergangenen Schuljahren haben viele Schulen Vereinbarungen oder Wetten mit Gemeinden abgeschlossen. Ziel war es, so viel Energie und Geld wie möglich einzusparen. Die Gemeinden haben anschließend den Klassen einen Teil des eingesparten Betrages geschenkt. „KLIMA VERBÜNDET“ Erlebnisausstellung Die Ausstellung bietet auf sehr anschauliche Art und Weise einen Einstieg in die Themen „Klimaveränderung“ und „Klimaschutz“. Mitmachen ist einfach. Die Aktionen können zu jedem beliebigen Zeitpunkt starten. Infos und Anmeldung: Klimabündnis Südtirol Amba-Alagi-Str. 35, 39100 Bozen Tel. 0471 411 892 Fax 0471 411 859 E-Mail: [email protected] www.klimabuendnis.bz 19 Klima Wissen Natürliche Klimaveränderungen Der Begriff Klimaveränderung bezeichnet eine Veränderung des Klimas auf der Erde über einen längeren Zeitraum. Seit Bestehen der Erde verändert sich das Klima ständig. Eine Klimaveränderung kann beispielsweise eine tendenzielle Abkühlung oder Erwärmung der Oberflächentemperatur über Jahrtausende bezeichnen. Auch die gegenwärtig stattfindende globale Erwärmung ist eine Klimaveränderung, allerdings keine natürliche. Ursache hierfür sind hauptsächlich menschliche Aktivitäten, z.B. die Emission von Treibhausgasen. Die Kontinentaldrift Foto: Flickr.com, Nick Russill 20 Eisberge als Wasserspeicher Die wohl wichtigste und anerkannteste Erklärung für die starke zeitliche Veränderung der mittleren Globaltemperatur – in Bezug auf sehr lange Zeitskalen – ist die Kontinentaldrift, also die Bewegung der Landmassen auf der Erde. Die Anordnung der Kontinente war nicht immer so, wie wir sie heute kennen. So bildeten das heutige Südamerika, Afrika, die arabische Halbinsel, Indien, Australien und die Antarktis bis vor 150 Millionen Jahren den großen Urkontinent Gondwana bzw. Gondwania, welcher am geografischen Südpol lag. Es gab also damals Eis im Gebiet der heutigen Sahara. Die Theorie, die die Kontinentaldrift als Grundlage hat, besagt, dass der Niederschlag an den Polen verstärkt eine Chance hat, Eis oder Schnee zu bilden, wenn sich dort Land befindet, da Land sehr viel mehr Sonnenstrahlen als Wasser reflektiert. Durch die stärkere Reflexion des Lichts kommt es dort zu einer lokalen Abkühlung und es entsteht Eis. Dieses Eis ist aufgrund seiner hohen Albedo (Rückstrahlungsvermögen) noch besser dazu geeignet, Sonnenstrahlen zu reflektieren. Es kommt zu einer positiven Rückkopplung mit sinkenden Temperaturen und einer immer weiter fortschreitenden Eisbildung. Durch das im Eis gebundene flüssige Wasser sinkt jedoch auch der Meeresspiegel. Damit verbunden ist eine kleinere Wasseroberfläche und es kann daher aus den Meeren auch weniger Wasser verdunsten. Dies führt dazu, dass die Niederschläge im globalen Mittel zurückgehen und das Eis in der Folge auch weniger schnell wächst. Liegen die Pole im gegensätzlichen Fall über dem Meer, so ist es nur bei sehr tiefen Temperaturen möglich, dass sich Meereis bildet. Das gegenüber dem Meereswasser höhere Albedo führt auch hier zu einer sich selbst verstär- kenden Eisbildung. Die sich selbst verstärkende weltweite Abkühlung kommt erst dann zur Umkehr, wenn der CO2-Gehalt der Atmosphäre stark angestiegen ist. Dieser natürliche Treibhauseffekt entsteht dadurch, dass das von Vulkanen ausgestoßene CO2 wegen der großflächigen Vereisung weniger stark in Gesteinen und Biomasse gebunden wird und somit klimawirksam wird. In unserer heutigen Zeit liegt der geografische Südpol auf einem Kontinent – der Antarktis. Als vor zirka 25 Millionen Jahren eine Öffnung zwischen der Antarktis und Südamerika entstand, bildete sich der Antarktische Zirkumpolarstrom und eine verstärkte Vereisung setzte ein. Deshalb liegen heute rund 90 Prozent des irdischen Eises in der bis zu 4.500 m dicken Eisdecke der Antarktis. Vulkanismus Vulkanausbrüche können zu einer mehrjährigen Abkühlung des Klimas führen. Bei großen Eruptionen können Gase und Asche weit hinauf in die Atmosphäre geschleudert werden. Insbesondere die Gase können dabei bis in die Stratosphäre (17 bis 50 km Höhe) gelangen. Durch photochemische Prozesse in der Atmosphäre können sich aus den Gasen winzige Partikel bilden, die die Sonnenstrahlen reflektieren und damit die Einstrahlung von Wärmeenergie verhindern. Die Folge ist eine Abkühlung der Lufttemperaturen. Vulkanausbrüche beeinflussen das Klima Der Vulkanausbruch des Laki auf Island im Sommer 1783 hat wahrscheinlich zu dem extrem kalten Winter 1783/84 in Nordeuropa und Nordamerika sowie zu Überschwemmungen in Deutschland im Frühjahr 1784 geführt. Die Sonne Die Sonne und die von ihr ausgestrahlte Solarenergie sind die treibende Kraft für den energetischen Antrieb des irdischen Wetters und Klimas. Offenbar hängen sowohl langfristige Klimaveränderungen als auch unser tägliches Wetter eng mit den Aktivitäten unserer Sonne zusammen. So wie wir das Licht der Sonne täglich sehen, erscheint es uns stabil und gleichmäßig. Satellitendaten zeigen aber, dass sich in den für das menschliche Auge unsichtbaren Spektralbereichen teilweise starke Veränderungen sowie Schwankungen der Sonnenaktivität verbergen. Die Solarkonstante unterliegt daher teils großen Schwankungen, welchen gerade in kleineren Zeitskalen, wenn also die Plattentektonik keine wesentliche Rolle spielt, die Veränderung des Klimas wesentlich mitbestimmt. Zudem kommt von der Sonne ein ständiger Sonnenwind, der aus einem beständigen Strom elektrisch geladener Teilchen besteht und dessen Stärke stark variiert. Die Erfassung der Wechselwirkung zwischen der sich ändernden Sonnenaktivität und dem Magnetfeld unseres Planeten untersucht die Wissenschaft unter dem Begriff „Weltraumwetter“. Die solaren Schwankungen lassen sich durch permanente Veränderungen im Magnetfeld der Sonne erklären. Das magnetische Verhalten der Sonne unterliegt wiederkehrenden zyklischen Schwankungen. Ein solcher Sonnenzyklus, also der Zeitraum zwischen einem Solarmaximum und einem erneuten Solarmaximum, dauert etwa elf Jahre. Auf dem Zyklus-Höhepunkt, der das letzte Mal 2001 erreicht worden ist, wird der Sonnenwind zu einem regelrechten Sonnensturm. Auf der Sonnenoberfläche ereignen sich nun gewaltige Eruptionen, die große Mengen energiereicher Partikel ins All schleudern. Die dabei freigesetzten Urgewalten entsprechen dabei etwa der Explosion von 66 Milliarden Hiroshima-Bomben. Die ersten Beobachtungen der Sonnenflecken gehen auf das Jahr 1610 zurück. Damals wurden diese unter anderen von Galileo Galilei mit einem Fernrohr gemacht. Regelmäßige Zählungen gibt es allerdings erst seit 1860 vom astronomischen Observatorium in Zürich. Im Wesentlichen erforschen die Wissenschaftler drei Mechanismen, die den Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und der Wetter- und Klimaentwicklung auf der Erde erklären könnten. * Erstens haben die Intensitätsschwankungen der von der Sonne abgegebenen UV-Strahlung Folgen für die Ozonbildung in der Erdatmosphäre. Dies führt zu Veränderungen in der Ozonschicht und hat so Rückwirkung für die globale Zirkulation der Luftmassen. * Zweitens verändern sich unter dem ankommenden Sonnenwind die elektrischen Eigenschaften der äußeren Erdatmosphäre, was sich auch auf die unteren Schichten der Atmosphäre auswirkt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser vom Sonnenwind beeinflusste kosmische Partikelregen die Wolkenbildung der Erdatmosphäre begünstigt. * Drittens ist die Erdatmosphäre während des Sonnenminimums verstärkt kosmischer Strahlung ausgesetzt. 21 Studium dank Klimabündnis Die Teilchen des Sonnenwindes schirmen in solchen Phasen die Erde weniger gegen den Schauer der schwereren und sehr energiereichen Partikel ab, die als kosmische Strahlung aus dem Weltraum auf unseren Planeten treffen. Noch weiß man wenig über die Bedeutung, die den einzelnen Mechanismen zukommt. Auch ist kaum bekannt, ob es zwischen den Mechanismen Wechselwirkungen gibt. Neben dem schon angesprochenen elfjährigen Zyklus wurden noch weitere beobachtet. So gibt es beispielsweise den Gleißberg-Zyklus, der alle 80 bis 90 Jahre wiederkehrt, oder einen anderen Zyklus von etwa 208 Jahren. Weiter kann die Sonne auch eine verringerte Aktivität über Jahrzehnte hinweg aufweisen. Edward Maunder untersuchte 1890 die historisch beobachteten Sonnenflecken und entdeckte eine „Pause“ in den elfjährigen Zyklen zwischen 1695 und 1720, eine Epoche, die auffallend mit der „kleinen Eiszeit“ zusammenfällt. Weitere wichtige Faktoren Weitere Faktoren, die das Klima beeinflussen können, sind * der Treibhauseffekt * atmosphärische Schwebstoffe, sogenannte Aerosole * Störungen in der atmosphärischen Zirkulation, Monsun * Störungen der Meeresströmungen: globales Förderband, Nordatlantische Oszillation, Southern Oscillation Index, El Niño (ENSO) 22 Josè Hernàn Contreras Moreno aus Ecuador ist seit 2004 der technische Betreuer der regierungsunabhängigen Umweltorganisation Acciòn Ecològica. Die Organisation ist im Kampf gegen die Machenschaften der Ölkonzerne aktiv und weist seit Jahren auf die Umweltschäden der Ölgesellschaften hin, besonders auf die negativen Auswirkungen, welche diese auf das Leben und die Kultur indigener Gruppen in der Amazonasregion und das Ökosystem haben könnten. Aus politischen Gründen hat die Organisation den Entschluss gefasst, das Softwaresystem auf Freie Software umzustellen und aus diesem Grund besucht Hernán Contreras in Bozen den Master „Free Software Upgrade“ (Master in Migration Manager). Der Master zielt auf die Ausbildung eines Berufsbildes mit hohen Kompetenzen in den Bereichen Technik und Informatik ab. Als „Experte in Migrationsprozessen auf freie Software“ wird Hernàn Contreras in der Lage sein, die verschiedenen Phasen der Konzipierung zu organisieren und das erworbene Wissen wird er nach Abschluss des Kurses für die Aktualisierung auf freie Software in der Organisation Acciòn Ecologica einsetzen. “El motivo de estar aquí es que AE decidió por razones políticas y económicas migrar los sistemas a software libre, específicamente a Linux. En Bolzano estoy tomando un curso sobre migración a software libre, en el que debo adquirir la destreza suficiente para realizarla de un modo eficaz. Puedo decir que en America Latina hoy por hoy tenemos una nueva corriente, una nueva tendencia y tiene que ver con el decir no a las transnacionales que tanto daño han hecho a nuestros países... las petroleras, mineras, madereras... y también la multinacional del software. No puedo dejar de decir que me ha impresionado gratamente el ver que aquí se clasifica la basura, se recicla y ello produce un menor impacto ambiental. Asimismo, al tener una producción centralizada para la calefacción se tiene una mayor eficiencia y ello disminuye el consumo de electricidad o gas. Todo esto sin contar que se usa la bicicleta como medio de transporte de un modo amplio, y hay ciclovías por todas partes. Creo que todo esto sumado a que (hasta donde he podido ver) se ha cuidado de la vegetación en las montañas hará que el aire de la región esté mucho más limpio. ¡Cómo me gustaría ver esas cosas en mi país! Hablando de mi país, hoy he recibido la noticia de que el uso de software libre en Ecuador ya es una decisión gubernamental, se ha publicado en la edición digital de El Comercio. Ojalá esta decisión (que ha sido tomada por algunos gobiernos en América Latina) sirva como muestra de que se puede avanzar en la consecución de una mayor independencia tecnológica, aunque no es la única que necesitamos.” Buchtipps Italia 2020 – Energia e ambiente dopo Kyoto a cura di Paolo degli Espinosa Istituto Sviluppo Sostenibile Italia Il rinnovamento energetico è una grande opportunità per l’Italia. Le ragioni di una svolta in senso sostenibile del nostro sistema energetico sono note da anni, ma assumono oggi un’importanza cruciale per due eventi concomitanti: da una parte la limitata offerta di petrolio, che nonostante i prezzi alle stelle stenta a tenere il passo con la crescente domanda asiatica, e dall’ altra il rischio di rottura degli equilibri climatici, in buona parte causati proprio dall’elevato consumo di petrolio, anche sotto forma di carburante. La scelta energetica dagli autori di “Italia 2020” è radicalmente diversa: un impegno forte sull’efficienza energetica, la più disponibile e meno costosa delle risorse. Già da sola permette di conseguire la stabilità dei consumi e la riduzione del peso delle importazioni, pur aumentando i servizi. Nella stessa ottica va dato impulso alla congenerazione-trigenerazione diffusa. La nuova industria tecnologica e i servizi per l’efficienza possono offrire un’alternativa reale alla dipendenza dalle fonti fossili, con un valore aggiunto di indubbio rilievo: 350 000 posti di lavoro. Di questo e altro tratta il libro. Edizioni Ambiente, 2006 Eine unbequeme Wahrheit Die drohende Klimakatastrophe und was wir dagegen tun können Al Gore Der frühere US-Vizepräsident Al Gore beschreibt eindringlich und bewegend die Klimakatastrophe und ihre Folgen. Mit vielen konkreten Beispielen und stark bebildert zeigt das Buch konkrete Auswege aus der Klimakrise. Al Gore: „Vermeintlich eskaliert die Klimakrise sehr langsam, aber in Wirklichkeit schreitet sie rasend schnell voran – und hat sich zu einer bedrohlichen Krise für den ganzen Planeten entwickelt. Der chinesische Ausdruck für `Krise’ wird mit zwei Schriftzeichen geschrieben: Das erste Zeichen steht für `Gefahr`, das zweite für `Chance`. Wollen wir der uns drohenden Gefahr begegnen und sie überwinden, müssen wir zuerst anerkennen, dass wir vor einer Krise stehen. Ich frage mich, warum unsere politischen Führer die eindeutigen und unmissverständlichen Warnungen ignorieren. Leugnen sie die Wahrheit, weil sie wissen, dass sie vom Augenblick der Einsicht an moralisch zum Handeln verpflichtet wären? Oder ist es einfach nur bequemer, den Kopf in den Sand zu stecken und alle Warnungen zu ignorieren? Vielleicht. Aber unbequeme Wahrheiten verschwinden nicht einfach, indem man die Augen vor ihnen verschließt. Im Gegenteil: Je länger wir sie ignorieren, umso schlimmere Konsequenzen drohen uns.“ Verlag: Riemann, 2006 „Eine unbequeme Wahrheit“ – der Film Al Gores Dokumentation über die Klimakatastrophe hat die Welt aufgewühlt. Seit einigen Wochen ist der Film auch in Südtirol zu sehen. Gore präsentiert Fakten und Zusammenhänge über die weltweite Klimaerwärmung und ihre Auswirkungen auf unseren Planeten. Dabei prangert er vor allem die Ignoranz der Vereinigten Staaten an, Spitzenreiter im Emissionsausstoß, die sich vehement weigern, das Kyoto-Protokoll zu ratifizieren. Der Film rüttelt auf und bewegt. Ab 21. Februar tourt der Klimaschocker durch Südtirols Filmclubs und Filmtreffs. Faszination Universum – Eine Entdeckungsreise in das Reich der Sterne Die Welt in atemberaubenden Bildern: Dieser einzigartige Himmelsatlas präsentiert über 150 prachtvolle Originalfotos, die den Leser und die Leserin auf eine Exkursion durch Raum und Zeit führen. Von den Planeten unseres Sonnensystems über funkelnde Sternhaufen und majestätische Galaxien geht die Reise hin zu geheimnisvollen Gravitationslinien und an den Rand des heute bekannten Universums. Jedes in diesem Buch präsentierte Bild ist ein Meisterwerk für sich, aufgenommen von den leistungsfähigsten Teleskopen unserer Zeit. Astronomen ergründen mit diesen Aufnahmen die Geheimnisse des Universums – Wunder der Natur von erhabener Schönheit. Franckh-Kosmos Verlag, 2006 23 Demnächst an den Ortseinfahrten: die neuen Klimabündnistafeln