Maturaarbeit Oktober 2014 Autorin, Klasse: Magda Vieira, 4C Adresse: Mühlestrasse 5b, 8855 Wangen Betreuende Lehrperson: Herr Daniel Bütler Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Inhaltsverzeichnis 1. Abstract ................................................................................................................. 4 2. Vorwort .................................................................................................................. 5 2.1 Themawahl .......................................................................................................... 5 2.2 Besten Dank ......................................................................................................... 5 3. Einleitung ............................................................................................................... 6 4. Recherchearbeit .................................................................................................. 7 4.1 Architektur ............................................................................................................ 7 4.1.1 Definition ........................................................................................................ 7 4.1.2 Raum ............................................................................................................. 7 4.2 Jean Nouvel ........................................................................................................ 8 4.2.1 Biographie ..................................................................................................... 8 4.2.2 Wichtige Bauten in Frankreich ................................................................... 9 4.3 Kultur- und Kongresszentrum Luzern............................................................... 12 4.3.1 Das mich inspirierende Werk .................................................................... 12 4.3.2 Geschichte .................................................................................................. 12 4.3.3 Lage.............................................................................................................. 14 4.3.4 Drei Gebäudeteile ..................................................................................... 15 4.3.5 Dach ............................................................................................................. 18 5. Praktische Arbeit ................................................................................................ 20 5.1 Material .............................................................................................................. 20 5.2 Papier-Modellbau ............................................................................................. 21 5.2.1 „Le tunnel de serpent“ .............................................................................. 21 5.2.2 „La tour dansante“ .................................................................................... 23 5.2.3 „Le vol sans escale“ ................................................................................... 25 5.2.4 „Les cygnes paisibles ou sauvages“ ....................................................... 27 5.3 Polystyrol-Modellbau ........................................................................................ 30 5.3.1 „La maison tournante“ .............................................................................. 30 5.3.2 „Le pont blanc“ .......................................................................................... 32 5.3.3 „Le quartier“ ................................................................................................ 34 2 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 5.4 Ton-Modellbau .................................................................................................. 36 5.4.1 „Le élastique”.............................................................................................. 36 5.4.2 „Les tulipes“ ................................................................................................. 38 6. Reflexion der Arbeit............................................................................................ 40 7. Schlusswort .......................................................................................................... 41 8. Quellenverzeichnis ............................................................................................. 42 9. Eigenständigkeitserklärung ............................................................................... 45 3 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 1. Abstract In meiner Maturarbeit, die sich im künstlerischen Bereich bewegt, möchte ich architektonische Modelle aus verschiedenen Materialen gestalten. Zunächst habe ich mich über das Werk eines Baukünstlers informiert. Ausgehend davon setzte ich diese Erkenntnisse in eine eigene modellhafte, architektonische Gestaltung um. Als allererstes habe ich mich mit unterschiedlichen Materialen wie Ton, Papier und Polystyrol vertraut gemacht. Erst in einem späteren Stadium habe ich mit dem Werkprodukt begonnen. Die erste Herausforderung bestand darin, meine Gedanken für meine räumlichen Experimente in einem Skizzenbuch festzuhalten. Doch da tauchten die ersten Schwierigkeiten auf. Nach einer kurzen Zeit gefielen mir die Skizzen nicht mehr und ich wollte diese wieder abändern. Aus zeitlichen Gründen entschied ich mich aber, ohne Skizzen zu arbeiten und dabei ohne gross zu denken, schnelle Raumexperimente zu gestalten. Die grösste Hürde meiner Maturaarbeit war auch, die Kreativität und die Informationen des Baukünstlers während der Gestaltung schnell umsetzen zu können. Es war auch ein persönliches Ziel, eine Entwicklung in meiner Arbeit von Zeit zu Zeit einzusehen. Dies gelang, indem ich mich für die Recherchearbeit mehr über architektonische Modelle informierte und das Werk des Baukünstlers besuchte. Ich kam immer mehr auf neue Ideen und wurde umso motivierter, diese in meiner praktischen Arbeit umzusetzen. 4 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 2. Vorwort 2.1 Themawahl An einem Mittwochnachmittag während des Sozialpraktikums spazierte ich am Ufer des Vierwaldstättersees. Plötzlich bemerkte ich ein Gebäude mit einem weit auskragenden Dach, das über dem Bau zu schweben schien. Denn das Kultur- und Kongresszentrum markiert mit seinem Standort einen zentralen Punkt der Stadt Luzern. Da ich vor einigen Wochen auch an den ETH-Tagen war und die Vorlesung der Architektur besuchte und es mir sehr gefiel, war ich somit überzeugt, dass mich die Räumlichkeit eines Modelles interessieren würde. Jedoch entstanden aus den vielen verschiedenen Ideen für mich Startschwierigkeiten. Ich wollte anfangs die Kantonsschule Ausserschwyz in Nuolen mit einer praktischen Arbeit nachkonstruieren und die Räume verbessern, wie zum Beispiel die Lichtverhältnisse und Aussenräume ändern. Diese Arbeit war nicht nur eine zu grosse Herausforderung für eine junge Schülerin wie mich, sondern zu kompliziert und durch zeitliche Gründe unmöglich zu kreieren. Nach langem Hin und Her fiel mir ein Stein vom Herzen. Als ich endlich nach der Themenwahl mit dem Betreuer das Thema über Jean Nouvel, den Architekten des Kultur- und Kongresszentrum Luzerns gefunden hatte verschwendete ich keine Zeit und recherchierte gleich nach. 2.2 Besten Dank An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei meinem Betreuer Daniel Bütler bedanken. Er kannte mich kaum, war aber beim ersten Treffen freundlich und ohne Zögern bereit, mich zu betreuen. Er gab mir immer gute Ratschläge. Teilweise sass ich verzweifelt vor ihm und wollte alle meine vielen Ideen in Gang bringen; diese Ideen gingen auch nicht verloren; er half mir immer, den richtigen Weg zu finden, motivierte mich, neue Sachen auszuprobieren und begleitete mich vertrauenswürdig durch diese Arbeit. Ein weiteres Dankeschön an meine Eltern, Alfredo und Helena Vieira, die geduldig vom Baumarkt Hornbach bis hin zu verschiedenen anderen Baumärkten fuhren und mich berieten, stundenlang meinen Ideen zuhörten und mich motivierten. Ich bedanke mich aber auch bei meinem Freund Oliver, meinen Freundinnen Tishi und Lara, die immer wieder bei meiner Verzweiflung an mich glaubten und eine grosse Hilfe waren bei der Recherche des Architekten Jean Nouvel. 5 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 3. Einleitung Das primäre Ziel meiner Maturaarbeit bestand darin, eigene architektonische Modelle zu gestalten, und zu vermitteln, dass die bewundernswerten, aussergewöhnlichen und hohen Gebäude nicht nur durch Computerprogramme entstehen, sondern durch einfache und wichtige Materialien, die das A und O für einen Architekten sind. Diese können Holz, Karton, Papier oder Ton sein. Solche Projekte werden teilweise monatelang experimentiert. Diesem Grundsatz wollte ich in meiner Arbeit auch treu bleiben. Deshalb benutzte ich meine alte Kamera, Pentax *istDS, und meine simple Tischlampe, um meine räumlichen Experimente festzuhalten. Eine grosse Leidenschaft ist seit meiner Kindheit, zu fotografieren, so war es jedes Mal nach einem beendeten Experiment eine grosse Freude, dies zu fotografieren. Mein Werkprodukt wurde auch immer am gleichen Ort geknipselt. Ich wollte keine Zeit bei der Materialauswahl vergeuden, also wurde als erstes Material solches aus dem Haushalt benutzt, A4 weisse Blätter, die ich für den Drucker oder für Skizzen normalerweise benutze. Rasch bemerkte ich, dass ich die Falten an einem modellhaften Objekt bewundere. So legte ich mich an die Arbeit und das Papier wurde gefaltet, gefaltet und gefaltet und die ersten Misserfolge entstanden. Das Papier zerriss oder wurde so oft am falschen Ort gefaltet, dass es kaum mehr verwendet werden konnte. Aber wie das Sprichwort sagt, „Übung macht den Meister!“. Später suchte ich im Baumarkt nach Wellkarton, doch plötzlich begegnete ich hellgrünem Schaumkunststoff. Dieser ist flexibel und ich konnte mir eine Verarbeitung damit gut vorstellen. Im theoretischen Bereich meiner Recherchen musste ich Eingrenzungen machen. Viele Gebäude, die ich sehr bewundere, befinden sich entweder im Ausland oder die Zeit hätte niemals gereicht mich darüber zu informieren. Deshalb beschränkte ich mich auf ein Gebäude in der Schweiz, das Kulturund Kongresszentrum in Luzern (KKL), das ich nach einem Jahr in den Herbstferien 2014 wieder einmal besuchte. Gleichzeitig steht im Hintergrund des theoretischen Bereiches meiner Maturaarbeit der Architekt Jean Nouvel, der das KLL entworfen hat. 6 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 4. Recherchearbeit 4.1 Architektur 4.1.1 Definition1 Die Begriffe Kunst und Architektur sind eng miteinander verbunden. Ein Beweis dafür, ist der Wortteil „tektur“, der aus dem altgriechischen „tékton“ stammt und so viel bedeutet wie Baumeister. Doch seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff weiterentwickelt und anders interpretiert und ist heute sehr umstritten. Laut Wikipedia ist Architektur eine Auseinandersetzung des Menschen mit einem gebauten Raum und das Zentrale in der Architektur ist das Entwerfern, Gestalten, sowie auch das Konstruieren von Bauwerken. Nicht nur Kunst, aber auch der Mensch ist sehr eng mit Architektur verbunden. Denn Architektur besteht nur, solang der Mensch seine Kreativität und Vielfältigkeit auslebt. 4.1.2 Raum2 Die wichtigste Aufgabe innerhalb der Architektur ist die Gestaltung eines Raumes. Gemäss Wikipedia ist ein architektonischer Raum durch waagrechte oder senkrechte Elemente definiert, dies können Decken, Fassaden oder auch Mauern sein. Unter einem Aussenraum versteht man einen Raum, der nicht vor Witterungseinflüssen geschützt ist; dies können auch ein Hof, Zäune oder ein Park sein. Somit sind die Innenräume vor Witterungseinflüssen geschützt und vor Wänden umgeben. Mit der Ausgestaltung eines Innenraumes beschäftigt sich meistens ein Innenarchitekt. ____________________________ 1 Vgl. Wikipedia: Architektur http://de.wikipedia.org/wiki/Architektur (Abruf: 12.07.2014) Vgl. Architekturkunstmensch.de : Architektur und Kunst – Zusammenhang und Abgrenzung http://architekturkunstmensch.de (Abruf: 12.07.2014) 2 Vgl. Wikipedia: Aussenraum http://de.wikipedia.org/wiki/Aussenraum (Abruf: 12.07.2014) Vgl. Wikipedia: Innenraum http://de.wikipedia.org/wiki/Innenraum (Abruf: 12.07.2014) 7 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 4.2 Jean Nouvel 4.2.1 Biographie3 Jean Nouvel wurde am 12. August 1945 in Frankreich geboren. Da er das Malen liebte, wollte er Maler werden. Doch seine Eltern wollten eine sichere Perspektive für ihn und als Kompromiss studierte Nouvel an der École des Beaux-Arts in Paris Architektur. Später konnte er mit einem gewonnenen Stipendium zur École nationale supérieure des Beaux-Arts wechseln. Gegen Ende seines Studiums, um 1970, gründete er zusammen mit François Seigneur sein erstes Büro. Ein Jahr später beendete Nouvel sein Studium und 1976 war er bereits Mitbegründer der Architekturbewegung „Mars 1976“ und „Syndicat de l’Architecture“. 1994 gründete er „Ateliers Jean Nouvel“ und im 21. Jahrhundert zählte er zu den grössten Architektenbüros in Frankreich. Sein zentrales Atelier liegt in der Hauptstadt Frankreichs, Paris. Abb. 1: Jean Nouvel Jean Nouvel hat drei Kinder. Zwei Söhne von seiner ersten Ehe und die junge Tochter von der zweiten Ehe. Seine zweite Ehefrau, Mia Hägg, ist ebenfalls Architektin. Er bekam schon mehrmals in seiner Karriere Auszeichnungen. Einige Jahre nach der Gründung „Ateliers Jean Nouvel“, um 1998, gewann er die Goldmedaille der Französischen Akademie für Architektur. Zehn Jahre später war er Träger des Pritzker-Preises4. _______________________________ 3 Vgl. Wikipedia: Jean Nouvel http://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Nouvel (Abruf: 13.07.2014) ist eine weltweit renommierte Auszeichnung für Architektur.“ (Vgl. Wikipedia: PritzkerArchitektur-Preis http://de.wikipedia.org/wiki/Pritzker-Architektur-Preis) (Abruf: 13.07.2014) 4 „Pritzker-Preis 8 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 4.2.2 Wichtige Bauten in Frankreich Das Institut du Monde Arabe5 liegt in Paris und wurde von 1981 bis 1987 konstruiert. Das Gebäude ist das Bindeglied zwischen der Universität von Jussieu und dem Fluss, la Seine. Etwas vom wichtigsten und beeindrucktesten dieses Gebäudes ist die dem Fluss zugewandte Fassade. Sie ist aus Glas und mit geometrischen, metallischen Motiven bedeckt. Das Abb. 2: Institut du Monde Arabe Besondere dabei ist, dass durch die Figuren je nach Wetter und Jahreszeit der Lichteintritt reguliert wird. Somit werden die Innenräume durch die Lichtverhältnisse angepasst und die arabische Architektur wird in Paris nicht verloren gehen. Für dieses Projekt gewann Nouvel auch eine Auszeichnung, den Prix de l’Équerre d’argent, zusammen mit „Architecture Studion“. Abb. 3: Innenraum im Institut du Monde Arabe _______________________________ 5 Vgl. Bonet, Llorenç (2002) Jean Nouvel. Arab World Institute. teNeues. Düsseldorf. S. 8 9 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Ein weiteres bekanntes Werk in Frankreich, das ebenfalls in Paris liegt, ist die Fondation Cartier6. Es wurde 1994 eröffnet, nach vier Jahren Konstruktion. In diesem Gebäude befinden sich die Cartier-Stiftung – die bekannteste französische Kunststiftung – des Weiteren ihre Büroräume, ein Ausstellungssaal, ein Innengarten und im Untergeschoss ein Parkplatz. Zu seiner Ausstrahlung tragen neben dem achtstöckigen Kasten, auch die Glaspaneele bei. Die Glaspaneele verweigert die direkte Sicht auf das Innere des Gebäudes. Die Wirkung als Spiegel und die Dimensionen und die Reflektion des Stadtbildes wie auch der Himmel, verzaubern das Gebäude in ein magisches, „Pariser Monument“7 – wie Jean Nouvel es nennt. Abb. 4: Fondation Cartier _______________________________ Vgl. Bonet, Llorenç (2002) Jean Nouvel.Cartier Foundation. teNeues. Düsseldorf. S. 46 NZZ: Fondation Cartier – Ein magisches Monument in Paris http://www.nzz.ch/aktuell/panorama/ein-magisches-monument-in-paris-1.18300465 (Abruf: 14.07.2014) 6 7 Vgl. 10 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Ein weiteres Werk in der zweitwichtigsten Stadt Frankreichs, die Opéra de Lyon8 oder teilweise auch als „Opéra Nouvel“ bekannt, wurde von 1986 bis 1993 gebaut. Das erste Opernhaus in Lyon wurde von Jacques-Germain erbaut, doch wegen seines schlechten Zustandes wurde ein Umbau unter Leitung von Nouvel durchgeführt. Die Fassaden des 20. Abb. 5: Oper von Lyon im 20. Jahrhundert Jahrhunderts blieben jedoch erhalten. Die Innenräume, sowie auch das Dach wurden komplett neugebaut. In den untersten Etagen des Gebäudes befindet sich ein Amphitheater mit 200 Plätzen und im obersten Stockwerk ein weiterer grösserer Saal, der Aufführungssaal, in dem 1100 Besucher Platz finden. Dieser Saal bildet das Zentrum des Gebäudes, denn von dort aus geht es mit dem Lift zum Restaurant oder mit den Rolltreppen zu den Sälen. Aber es wurden auch Proberäume gebaut, wie zum Beispiel ein Ballettsaal in der obersten Etage. Zum Schutz von Umwelteinflüssen oder Lärm des Strassenverkehrs wurden in der obersten Etage im Aufführungssaal sechs grosse, schwere Stahlträger an fast 50 Meter hohen Pfeilern aus Beton aufgehängt. Somit bietet es den Gästen eine ausgezeichnete Akustik. Abb. 6: Oper von Lyon heute Abb. 7: Ballettsaal in der obersten Etage _______________________________ Vgl. Bonet, Llorenç (2002) Jean Nouvel.Lyons Opera House. teNeues. Düsseldorf. S. 22 Vgl. Wikipedia: Opéra National de Lyon http://de.wikipedia.org/wiki/Opéra_National_de_Lyon (Abruf 15.07.2014) 8 11 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 4.3 Kultur- und Kongresszentrum Luzern 4.3.1 Das mich inspirierende Werk Das KKL Luzern ist mein Lieblingswerk von Jean Nouvel. Seit ich es zum ersten Mal besucht habe im Sommer 2013, entschied ich mich, mich über dieses tiefgründig zu informieren, es mehrmals zu besuchen, da es glücklicherweise in der Schweiz liegt und es natürlich die erstaunlichen Gebäudeteile zu fotografieren gibt. 4.3.2 Geschichte9 1931 Das Kultur- und Kongresszentrum in Luzern ist erstmals 1931, nach der Bewilligung einer Volksabstimmung am 15. Juni 1930 von Armin Meili, einem Schweizer Architekten und auch Politiker, entworfen worden. Die Einweihung war 1933. 1980 Sein schlechter baulicher Zustand aus dem Jahr 1933 von Architekt Meili wurde zum ersten Mal bekannt. 1983 In Luzern kam von verschiedenen Seiten her der Wunsch nach dem Bau eines neuen Konzertsaales auf. Es entstand auch die Diskussion über eine Erneuerung des KKL am Löwenplatz anstatt am Europaplatz. 1984 Die Idee eines internationalen Architekturwettbewerbs zur Planung eines neuen Konzerthalles tauchte auf. 1988 Am 18. März wurde unter Präsident Walter Moos die Stiftung Konzerthaus Luzern (kurz SKHL) gegründet. Eine Woche später erschien der Hayek-Bericht10 zur Optimierung der Kulturräume in Luzern. 1989 Die Idee des Architekturwettbewerbs gelang nun zur Abstimmung am 5. April und wurde mit fast 8000 Ja gegen circa 5000 Nein angenommen worden. Diese Idee ermöglicht nur Alice Bucher, Verlegerin von „Bucher Verlag“, sie schenkte der Stadt Luzern 710‘000 Franken für die Durchführung des Architekturwettbewerbs. ____________________________ 9 Vgl. KKL Luzern: Geschichte http://kklluzern.ch/navigation/top_nav_items/KKL/ueber_uns/geschichte/default.htm (Abruf: 16.07.2014) Vgl. Karl Bühlmann/Beat Mazenauer (1998) Kultur- und Kongresszentrum Luzern : die Geschichte seines Werdens, die Zukunft seiner Idee. Chronologie der Ereignisse. Zürcher Druck und Verlag. Rotkreuz. S. 44 / S.114-115 10 „Hayek-Bericht erschien in 1987, der ein bauliches Gesamtpaket für die Ansprüche der alternativen wie der etablierten Kultur postulierte.“ (Vgl. NZZ: KKL Luzern - Visionäre, Spenden und Streben nach Konsens http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/article9PCRL-1.274208) (Abruf; 16.07.2014) 12 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 1990 Die Resultate des Architekturwettbewerbs wurden veröffentlicht. Im ersten Rang stehen Jean Nouvel und Emmanuel Cattani, Nouvels Partner, der seine Jugend in Luzern verbracht hatte. Im 2. Rang steht Rafael Moneo, ein Halbamerikaner und Halbengländer. Und im 3. Rang steht ein Lausanner, Rodolphe Luscher. Doch im Namen der SKHL und Stadt Luzern wird nicht Nouvel sondern, der drittplatzierte Luscher für die Realisierung der Planung des Konzerthalles beauftragt. 1991 Am 20. Oktober wird vom Volk über die Inseli-Initiative abgestimmt. Mit ca. 11‘500 Nein gegen fast 6500 Ja wird deutlich, dass das KKL nicht unter Denkmalschutz gestellt wird. 1992 Am 16. März gemäss Redaktor Krienbühl, der Homepage vom KKL Luzern, verzichtete Rodolphe Luscher auf das Renovationsprojekt. Verglichen mit Bühlmann (1998: 114), wurde die Zusammenarbeit aufgrund Meinungsverschiedenheiten mit Luscher aufgekündet. Nun werden von der Projektionsgesellschaft, die im Januar gegründet worden war, Jean Nouvel und sein Partner Emmanuel Cattani beauftragt für ein neues Projekts. 1993 Jean Nouvel und sein Partner stellten ihr Konzept mit einem Kostenrahmen von 180 Millionen Franken vor. Die SKHL bekam etwa 35 Millionen Franken private Schenkungsversprechen für das Kultur- und Kongresszentrum. Am 4. November bewilligte die Regierung der Stadt und des Kantons Luzern 94 Millionen Franken für den KKL-Bau. 1994 Am 12. Juni bewilligten rund 66% aller Bürger der Stadt Luzern ganze 94 Millionen Franken aus der Stadtkasse in einer Volksabstimmung für den Neubau ihres Kunsthauses. 1995 Der Baubeginn wurde mit einem Baggerfest markiert. 1997 Am 28. Februar wurde das erste Aufrichtefest für den Konzertsaal gefeiert. 1998 Am 27. Februar wird das zweite Aufrichtefest gefeiert, weil der Rohbau für das KKL Luzern stand. Im Sommer, 18./19./21. August eröffnet man dem Konzertsaal. 2000 Die Gesamteinweihung des Kultur- und Kongresszentrum Luzern fand statt. 2001 Nach einer endgültigen Bauabrechnung des KKL kostet es 226.5 Millionen Franken, 32.5 Millionen Franken mehr als geplant. 13 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 4.3.3 Lage11 Das Kulturund Kongresszentrum Luzern ist zu einem modernen Wahrzeichen der Stadt Luzern geworden und hat für die Region der Zentralschweiz eine grosse Bedeutung. Das Haus liegt am Vierwaldstättersee und wenige hunderte Meter entfernt von dem Bahnhof und neben der Universität Luzern, welche früher die Post war. Sie wurde 1971 verbrannt und von einem spanischen Architekten, Santiago Calatrava, um- und neugebaut. Abb. 8: Kultur- und Kongresszentrum Luzern im Oktober 2014 Zwischen dem Vierwaldstättersee und Altstadt liegt eine der grössten luzernischen touristischen Sehenswürdigkeit, die berühmte Kapellbrücke. Auch diese ist ein Opfer eines Brandes im Jahr 1993. Sie wurde später sorgfältig restauriert. Ausserdem liegen auf der anderen Seite des Sees die umwerfenden Vierund Abb. 9: Kapellbrücke Fünfsternehotels Jahrhundert. aus dem 19. Dieser historische Hintergrund beeindruckt heutzutage nicht nur die Touristen, sondern dazumal auch Jean Nouvel. „Ich bin nach Luzern gefahren und war sehr überrascht: Von der Weite der Landschaft, den Bergen, der Brücke – das hat mich fasziniert.“12, so Nouvel. ______________________________ Vgl. KKL Luzern : http://www.kkl-luzern.ch/boxalino/files/BXDownloadFiles1524fileLX01.pdf (Abruf 20.7.2014) 12 Vgl. KKL Luzern: Medieninformation http://www.kklluzern.ch/fileadmin/customer/Beispielbilder/Medieninformation/M_Mediendokumentation_KKL_Luzern_ deutsch_130719_mbi_neu.pdf (Abruf 13.10.2014) 11 14 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 4.3.4 Drei Gebäudeteile13 Zu Beginn plante Jean Nouvel den neuen Konzertsaal in Schiffsform zu bauen, direkt in den See. Doch aus ökologischen Gründen war dieser Plan suboptimal, so musste er das Projekt überarbeiten. Da er das Gebäude nicht im Wasser konstruieren konnte, führte er das Wasser indessen ins Gebäude. Diese Idee beschreibt er mit dem Begriff „Inclusion“ – Das Innere nach Aussen und das Äussere nach Innen zu tragen. Mit zwei Wasserkanälen, die ins Gebäude hinein führen und einem hinausragenden Dach über den See, gibt der Architekt Jean Nouvel der Entwurfsplanung eine anschauliche Form. Die beiden Wasserkanäle trennen ausserdem den Gebäudetrakt des Konzertsaales vom Luzerner Saal (mittlerer Saal) und diesen wiederum vom Kongresszentrum (mit dem Museum). Zwar sind die Säle voneinander getrennt, aber andererseits vereint durch das weit auskragende Dach. Abb. 10, 11: Die beiden Wasserkanälen _______________________________ Vgl. KKL Luzern : http://www.kkl-luzern.ch/boxalino/files/BXDownloadFiles1524fileLX01.pdf (Abruf 20.7.2014) 13 15 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira An der Ostseite befindet sich der Konzertsaaltrakt, der durch seine mangelnde Durchlässigkeit im Kontrast zum Kongresstrakt steht. Der Konzertsaaltrakt ist mit ungewöhnlichen Farben ausgestattet, granatrot, tiefgrün und nachtblau. Abb. 12, 13: Der Konzertsaaltrakt Der Konzertsaal selbst ist mit edlem, rötlichem Holz verbaut und hat fünf Etagen, ein Parterre und vier Balkone. Zusätzlich drängt die gewölbte Form der Aussenwände in das Foyer und erinnert an den Kasten eines Streichinstrumentes. Der Saal bietet für fast 20‘000 Zuschauer Platz und wird weltweit für hervorragende Akustik gelobt, wofür der New Yorker, Russell Johnson, verantwortlich ist. Mit seiner „Art and Technology“-Gruppe realisiert er auf der ganzen Welt Projekte. Abb. 14: Der Konzertsaal 16 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Im mittleren Teil ist der Luzerner Saal, der sehr schlicht gehalten ist. Ein leicht nach hinten versetzter Saalkubus aus Beton schafft Raum für ein grosszügiges Foyer, während der Saal selbst als „Blackbox“ mit blauem Parkettboden ausstrahlt. Abb. 15: Der Luzerner Saal Der Kongresstrakt, der dem Bahnhof zugewandt ist, ist ein urbaner und durchsichtiger Quader. Die Fassade besteht aus unterschiedlichen verdichteten Gitterstrukturen. Somit wirkt der Bau wie ein Vogelkäfig, denn durch die Gitterstruktur kann man die wunderschöne, luzernische Landschaft bewundern. Abb. 16: Der Kongresstrakt Abb. 17: Die Gitterstrukturen 17 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 4.3.5 Dach14 In architektonischer Hinsicht ist das weit auskragende, enorme KKL-Dach unvermeidbar zu bestaunen, das eine gewisse Symbolik ausstrahlt: Die Konzerte, Kongresse, wie auch die Gastronomie sind „unter einem Dach“ vereint. Das Dach hat eine Gesamtfläche von mehr 12‘000 Quadratmetern, etwa 107 Meter breit und 113 Meter lang. Allerdings bedecken nur 5‘000 Quadratmeter das eigentliche Gebäude, die restlichen 7‘000 Quadratmeter reichen in den See hinein und geben den Besuchern die Sicherheit mit trockenen Füssen den Europaplatz zu überqueren. Trotzdem sorgt das Gebäude für eine gewisse Leichtigkeit, hier spielt Jean Nouvel bewusst mit der Idee der Abb. 18: Verringerung des Daches gegen Dachrand Reflexion. Die Höhe des gigantischen Daches verringert sich immer mehr gegen den Dachrand hin auf wenige Zentimeter, je näher man sich zu ihm begibt. Ausserdem beträgt die Höhe von der Untersicht des Daches bis zum Boden 21 Meter. Die Untersicht des Daches ist aus Aluminiumplatten und diese sind verantwortlich für die Spieglung der Seewellen, ebenso spiegeln die Seewellen wiederum das Dach des KKL. Eine grosse Rolle zum Ausdruck der Reflexion spielen hiermit auch die Kanäle und Bassins. Abb. 19: Untersicht des Daches und die Spieglung der Seewellen ______________________________ Vgl. KKL Luzern : http://www.kkl-luzern.ch/boxalino/files/BXDownloadFiles1011fileLX01.pdf (Abruf 20.7.2014) Vgl. KKL Luzern : http://www.kkl-luzern.ch/de/medien/medieninformationen/kkl-dachkorrekturarbeiten-abgeschlossen (Abruf 20.08.2014) 14 18 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Die maximale Auskragung in der Nordostecke des Daches beträgt 45 Meter. Dies bedeutet nichts anderes, als dass das Dach mit übermässigen Belastungen auch im äussersten Punkt standhalten können muss; wie zum Beispiel bei Schneelasten oder auch bei 160 km/h Windgeschwindigkeiten. Vor dem Baubeginn wurde das Dach in Kanada mit einem 1:200 kleineren Modell getestet. Die Testergebnisse zeigten durch Windwirkungen und Temperatureinflüsse entstehen maximale Durchbiegungen von 28 Zentimeter. Für ein Dach mit einer Gesamtfläche von fast 12‘000 Quadratmeter sind dies deutliche geringe Testergebnisse. Nun wird bei Kontrollen das Dach auf Verformungen, Rissstellen, Rost- und Pilzbefall, Fäulnis der Holzkonstruktion und auf den allgemeinen Zustand hin untersucht. Unglücklicherweise offenbarten die Kontrollen im Jahr 2010 Mängel in der Dachkonstruktion. Hauptsächlich dringt übermässig Wasser in die Dachkonstruktion ein. Die Kostenprognosen für die gesamten Korrekturen am Dach belaufen sich auf 18 Millionen Franken. Demzufolge wurde das Dach in fünf Etappen, die über die letzten 3,5 Jahre verteilt worden sind, erneuert. Die obige Dachschicht wurde geöffnet und da wurde die sekundäre Holzkonstruktion falls nötig ersetzt und durch eine wasserabweisende Dachhaut geschützt, sowie mit Kupferbahnen neu eingedeckt. Das Eindringen von Wasser auf der gesamten Dachfläche über dem Europaplatz ist folglich nicht mehr möglich. Die Korrekturarbeiten am KKL Dach endeten am 22. September 2014. Zwar stehen die endgültigen Kosten noch aus, aber die Prognosen sehen einen Totalaufwand von 15 Millionen Franken vor, 3 Millionen Franken weniger als geplant. Abb. 20: Sanierungen im Oktober 2013 19 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 5. Praktische Arbeit 5.1 Material Damit ich am Schluss meiner praktischen Arbeit meine Baumodelle erstellen konnte, musste ich allerdings die Materialen zuerst wählen. Schon als kleines Kind habe ich mich am liebsten mit Origami beschäftigt, deshalb war Papier meine erste Materialentscheidung. Da angefertigte Origamimodelle nichts anderes sind als Papierfalten und Papierfalten wiederum, was mir zuvor noch nie in den Sinn gekommen ist, nichts anderes ist als Modellbau, erschien es mir damals eine gute Möglichkeit, gleich mit dem in der praktischen Arbeit zu beginnen. Als Inspirationsquelle für verschiedene Falttechniken braucht man sich nur einmal umzuschauen und schon entdeckt man in der Natur zahlreiche Beispiele für verschiedene Faltungen. Papier ist ein lebendiges Material, es kann sich unter der Hitze meiner Zimmerbeleuchtung verziehen, reagiert mit Feuchtigkeit und da kann die Symmetrie verloren gehen. Daher kann es vorkommen, dass das eine oder andere Baumodell nicht perfekt oder sogar misslungen ausschaut. Die weitere Materialentscheidung entwickelte sich aus meinen eigenen Erfahrungen im Verlauf der letzten drei Jahre der Unterrichtsstunden des Bildnerischen Gestaltens. Folglich war meine zweite Wahl Ton. Ton ist aus feinkörnigen Materialen zusammengesetzt und wird seit 10‘000 Jahren als Baumaterial verwendet, zum Beispiel in Form von Lehmziegel.15 Den Ton kneten und später die Luftblasen zu entfernen waren erstmals einfache Arbeitsschritte. Als ich dann den Ton zur gewünschten Form modellieren wollte, kam ich deutlich an meine Grenzen. Extrudierter Polystyrolschaum (XPS) war meine dritte Auswahl. XPS ist ein harter Dämmstoff aus Polystyrol. Polystyrol ist wiederum ein transparenter, weiss geschäumter Kunststoff, der sich nur in bestimmten Temperaturbereichen verformen lässt. Seit Beginn der 50er Jahre wird XPS im Baubereich als Unterlagsdämmbeläge eingesetzt.16 Die grösste Schwierigkeit war den XPS möglichst gerade zu schneiden, was mir nicht immer gelang. ______________________________ Vgl. Wikipedia: Ton (Bodenart) http://de.wikipedia.org/wiki/Ton_(Bodenart) (Abruf 27.09.2014) Baunetz Wissen: Extrudiertes Polystyrol (XPS) http://www.baunetzwissen.de/standardartikel/Daemmstoffe_Extrudiertes-Polystyrol-XPS-_152204.html (Abruf 27.09.2014) 15 16 Vgl. 20 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Meine vierte und letzte Auswahl war Styropor. Der Grund dafür war, mich auch selbst herauszufordern, indem ich neue Erfahrungen im Umgang mit Formen aus unbekannten Materialien sammle. Styropor ist auch ein Kunststoff aus Polystyrol wie XPS und wird aus Erdöl hergestellt. Ausserdem besitzt es thermischen-isolierten Eigenschaften, daher ist es eine ideale Verpackungslösung für temperatursensible Produkte.17 Einen kleinen Nachteil hatte jedoch das Styropor für meine Arbeit. Es war viel zu spröde um kleine Figuren oder etwas Kleineres zu formen, so dass die ersten Modelle nicht zu gebrauchen waren. Da ich mir gleich eine grosse Styroporplatte mit den Massen 0.5 Meter mal 1,5 Meter besorgte, hatte ich genug Styropor für ein paar Fehlversuche und Misserfolge. Anfangs gab mir mein Betreuer, Herr Bütler, einen hilfreichen Tipp. Ich könnte die Schneidemaschine in der KSA benutzen, um das Styropor nach Wunsch zu formen, um mir meine Arbeit zu vereinfachen. Doch es wäre keine Herausforderung ein Modell mit Hilfe von einem technischen Arbeitsmittel zu kreieren. Deshalb verliess ich mich auf meine Hände und das Japanmesser. Denn meine Arbeit soll nie mechanisch, sondern mit vollster Aufmerksamkeit und Beweglichkeit getan werden. 5.2 Papier-Modellbau 5.2.1 „Le tunnel de serpent“ Mein allererstes Produkt habe ich auf einem weissen A4-Blatt von 80g/m2 zu einer dreidimensionalen Form gefaltet. Anfänglich wollte ich ein Skizzenbuch führen, um alle meine Ideen festzuhalten. Doch stattdessen erzielte ich gar keine Fortschritte, sondern dies hinderte nur mein breites Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten. Meine Abb. 21: Vorgehensweise Ideen sollen frei laufen und spontan kommen, deshalb versuchte ich das Blatt Papier so biegsam wie ein Profiturner zu sehen. Alle mögliche Variationen auszuprobieren und mit ihnen zu spielen. Da wurden die Unterschiede zum Anfang sehr deutlich. Das Schlüsselwort im letzten Satz lautet: „spielen“. Genau das führte mich zum Erfolg. ______________________________ 17 Vgl. Energieheld: Styropor / EPS http://www.energieheld.de/daemmung/daemmstoffe/styropor-eps (Abruf 27.09.2014) 21 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Als nächstes kreuzten Schlangen in meinen Gedanken auf, vor allem Pythons. Der Auslöser für diesen Gedanken war vermutlich der Besuch im Zürcher Zoo. Da Schlangen gefährlich, mächtig und mysteriös sind, erinnerte ich mich an einen Tunnel, der übrigens auch geheimnisvoll und endlos wirkt. Aus diesem Grunde packte ich diese Ideen und wollte sie so schnell wie möglich umsetzen. Bis zum definitiven Baumodell brauchte es vier bis fünf Entwürfe. Zum Schluss fotografierte ich es möglichst interessant und attraktiv, aber die Fotos haben primär die Funktion, die verschiedenen Ebenen, Kanten, sowie auch die Falten zu veranschaulichen und wie sie zueinander in Beziehung stehen. Abb. 22: Idee für „Le tunnel de serpent“ Abb. 23: „Le tunnel de serpent“ 22 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 5.2.2 „La tour dansante“ Das „Tanzende Haus18“, das in der tschechischen Hauptstadt Prag liegt und zudem an eine Tänzerin mit gläsernem Faltenrock erinnert, war ein weiteres inspirierendes Werk, das ich im Laufe der Zeit gefunden habe. Da Tanzen und Musik eine grosse Leidenschaft von mir sind, fiel mir sofort mein endloser faltiger Ballettrock ein, mit dem ich mich durch Abb. 24: Idee für „La tour dansante“ die ganze Wohnung in meiner Kindheit im Kreis drehte und genau diese Idee wollte ich umsetzen. Zunächst benutze ich ein A4 Blatt Papier von 80g/m2 und teilte das Papier linear in exakt acht grosse Teilflächen auf. Die entstehenden acht Teilflächen wurden mit einem Winkel von 70° radial aufgeteilt. Somit entstanden sechszehn gleichgrosse rechtwinklige Dreiecke. Später versuchte ich es zu einem Spiralkörper zu falten. Die ersten Versuche sind mir überhaupt nicht gelungen, denn die Falten sind jedes Abb. 25: Vorgehensweise Mal beim Drehen des Körpers gerissen. Beim vierten Versuch erzeugte ich mein endgültiges Baumodell. Die letzten Falten wurden aufeinander geklebt. Beim Fotografieren versuchte ich die Dynamik des Drehens im Bild zu zeigen. Daher fokussierte ich scharf auf die obere Hälfte meines Spiralkörpers und der Hintergrund blieb verschwommen, damit das Rotieren zur Geltung kommt. Als ich später die Fotos in Ruhe anschaute, wirkten diese mitreissend und aufregend auf mich, nämlich als würde ich zu diesem Zeitpunkt die Rolle des Modells tauschen und mich ununterbrochen drehen. ______________________________ 18 Vgl. Sehenswürdigkeiten in Prag : Das Tanzende Haus - Moderne Architektur http://www.europesightseeing.com/prag/Tanzende-Haus.html (Abruf 27.09.2014) 23 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Abb. 26: „La tour dansante“ 24 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 5.2.3 „Le vol sans escale“ Hier liess ich mich von meinem Unterbewusstsein leiten und probierte so wenig wie möglich logisch zu denken. Das Stück Papier teilte ich in exakt vier gleich grosse Quadratflächen auf. Die Position der Brüche zeichnete ich mit einem Lineal vor. Das Erzeugen der Muster war ein Spiel mit Papier und Bleistift. Unerwartet bemerkte Abb. 27: Vorgehensweise ich eine regelmässige Anordnung und Verdopplung meines Motivs. Allerdings war das Faltobjekt für meinen Geschmack noch viel zu leer, doch als ich es plötzlich genauer anschaute, kam ich auf die Idee beide Enden des Blatt Papiers zu einer ringförmigen Form zu fusionieren. Blitzartig erinnerten mich die entstandenen Faltlinien an kleine Flugzeuge. Alle Flugzeuge zeigten in eine andere Richtung, aber alle hatten das gleiche Ziel: Fliegen ohne Zwischenlandungen. Trotzdem wollte ich das Faltobjekt noch attraktiver wirken lassen, also wendete ich es um 180°. Ich liess meine Gedanken fliessen und dachte an meine vergangenen Schuljahren zurück. Ohne eine kurze Verschnaufpause gingen diese schönen aber auch strengen Jahre rassig an mir vorbei. Während dieser Zeit gab es keinen Zwischenstopp, es bestand mehr aus vielen Höhen und Tiefen. Nun muss ich mich um meine Zukunft kümmern und da stellte ich mir die Frage, wohin mich meine Reise weiterhin führen wird. Bei den ersten Bildaufnahmen waren die Falten, alias die kleinen Flugzeuge, nicht übersichtlich. Als ich die Lampe westlich von meinen Faltobjekt stellte, wirkte die Oberfläche des Baumodells dunkel und wärmer. Ausserdem platzierte ich das Baumodell in zwei verschiedenen Stellungen, horizontal und vertikal. Beim horizontalen Modell fielen viel mehr die kleinen Flieger auf, aber beim Vertikalen waren die pyramidenförmigen Figuren zu sehen. 25 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Abb. 28: „Le vol sans escale“ vertikal Abb. 29: „Le vol sans escale“ horizontal 26 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 5.2.4 „Les cygnes paisibles ou sauvages“ Von Zeit zu Zeit interessierten mich die endgültigen Baumodelle weniger, sondern vielmehr die Gestaltungswegen. Nun beschäftigten mich die Verwandlungsfähigkeiten meiner räumlichen Formen oder deren Kombinationsmöglichkeiten. Trotzdem soll das Endprodukt lebendig ausschauen. Mit lebendig meine ich, die Vielseitigkeit der abstrakten Kunst zu veranschaulichen und sie zu uns anregen. Diesmal war alles viel zu geplant und überlegt und entsprach nicht meiner Vorstellung der Spontaneität. Der Tisch war leer, darauf kam eine Kartonunterlage und an Werkzeuge standen mir das Japanmesser, ein Bleistift, der Zirkel, verschiedene Massstäbe, ein Falzbein und mehrere A6 Blätter von 130 g/m2 zur Abb. 30: Vorgehensweise Verfügung. Ideenlos und verzweifelt sass ich vor dem Schreibtisch. Mein Zimmer wirkte übrigens auch düster und da ein guter Arbeitsplatz gutes Licht verlangt, war hier Kunstlicht notwendig. Plötzlich bemerkte ich etwas Seltsames. Meine kleinen sechsseitigen Spielwürfel traten am klarsten in der anderen Ecke meines Zimmers hervor. Ohne lange Überlegung fing ich an das Abb. 31: Idee für „Les cygnes paisibles ou Würfelnetz auf dem A6 Blatt zu basteln. sauvages Nach zwei identischen Würfeln mit senkrechten Kanten war es mir zu langweilig geworden. Aus einem primitiven Einfall einen leicht schrägen Würfel zu bauen, resultierte später mein Baumodell. Da ich keinen Rhombus konstruieren wollte, blieben die vier Würfelseiten quadratisch und die anderen zwei wurden zu Parallelogrammen. Die zwei rhombischen Seiten besassen in allen fünf verschiedenen leicht schrägen Würfeln auch unterschiedliche Winkelgrade. Weil ich von jeder Variante zwei gleiche Würfel bastelte, entstand bei der Komposition meiner Elemente eine Symmetrieachse. 27 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Beim Fotografieren bemerkte ich, dass mein fertiges Baumodell zwei Schwanenpaare, die in eine andere Richtung blicken, darstellt. Doch in kurzer Zeit stellte ich fest, anstatt ein ruhiges, friedliches Faltobjekt, tendierte ich eher auf ein freches und wildes Modell. Letztlich konnte ich mich von keinen von beiden Werken trennen. Abb. 32: „Les cygnes paisbiles“ 28 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Abb. 33: „Les cygnes sauvages“ 29 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 5.3 Polystyrol-Modellbau 5.3.1 „La maison tournante“ Die Idee zu diesem Werkprodukt hatte ich, als ich im Internet über den italienischen-israelitischen Architekt Daniel Fisher19 recherchierte. Zurzeit arbeitet er mit der „Dynamic Architecture“, die futuristischen dynamischen Wolkenkratzer in Grossstädten bauen wollen. Abb. 34: Idee für „La maison tournante Aus dem Polystyrolplatten baute ich eifrig elf treppenförmige Figuren, die alle gleich lang und breit waren. Später stapelte ich sie aufeinander, so dass alle abhängig voneinander um eine Mittelachse rotieren. Die Schwierigkeit in diesem Modell war das Polystyrol zu schneiden. Zwar waren die Platten nur vier Millimeter dick, aber sie alle gleichmässig gerade zu schneiden mit dem Japanmesser, gelang nicht immer. Jede einzelne Treppenstufe erinnerte mich an ein modernes Appartement. Nach meiner Vorstellung ist die Lücke zwischen zwei Treppenstufen, in diesem Sinn zwischen den beiden Wohnungen, eine gigantische Fensterscheibe, das einen atemberaubenden Ausblick über einen Nationalpark bietet, den man innen oder aussen bewundern kann. Denn auch alle Abb. 35: Vorgehensweise Appartements haben eine dreiecksförmige Terrasse, ausser die der ersten und letzten Etage. Die XPS-Platten hatten eine mintgrüne Farbe, die ich anfangs überhaupt nicht mochte. Ich kaufte deshalb weisse Acrylfarbe und zwei Pinsel und wollte sie anmalen. Doch zuerst machte ich Aufnahmen ohne mein Modell zu bemalen. Beim Fotografieren bemerkte ich sofort, wie die zarte grüne Farbe die Leichtigkeit des Bildes einzog. Faszinierend und erstaunt mit dem Ergebnis kam das Anmalen gar nicht mehr in Frage. ____________________________ Vgl. Dynamic architecture: Dynamic architects & engineers http://www.dynamicarchitecture.net/index.php?option=com_content&view=article&id=510&Itemid=70 &lang=eng (Abruf: 30.09.14) 19 30 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Abb. 36: „La maison tournante“ Magda Vieira 31 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 5.3.2 „Le pont blanc“ Nach einer über längere Zeit anhaltenden Beschäftigung mit eckigen und geraden Formen war Abwechslung erwünscht. Nun wollte ich Kreisformen und Rundungen in Betracht ziehen und von der moderne Architektur weg und mich von der Antike inspirieren. Ohne lange Überlegung erinnerte ich mich Abb. 37: Idee für „Le pont blanc“ an die Brücke „Ponte de Lima20“. Sie überquert den Fluss „Rio de Lima“ und liegt im Norden Portugals, Viana do Castelo. Allerdings wurde sie von den Römern im 14. Jahrhundert errichtet. Aus der weissen Styroporplatte, die 50 Millimeter dick ist, schnitt ich ein grosses Stück heraus. Zunächst bearbeitete ich die Oberfläche dieses Stückes, da die Bruchflächen porös sind. Dann zeichnete ich drei Bogen, die alle mit dem gleichen Abstand voneinander entfernt sind. Einer der Bogen liegt genau in der Mitte des Stückes und hat den grössten Bogenumfang. Die Pfeiler sind dick, daher sind die Bogen etwas klein. Die Schwierigkeit bestand Abb. 38: Vorgehensweise darin die Bogen mit dem Japanmesser nachzufahren und auszulochen, denn die Bogenfläche war viel zu klein für mein Japanmesser. Zum Schluss bog ich auch die obige Oberfläche des Stückes und malte alles noch zusätzlich mit weisser Acrylfarbe an. Die normale Farbe des Styropors war blass und abstehend, nun mit der weissen Acrylfarbe wirkte das fertige Baumodell viel authentischer und kräftiger. ____________________________ Vgl: Antikefan.de: Brücke in Ponte de Lima http://www.antikefan.de/staetten/portugal/lima/pontelima.html (Abruf: 07.10.14) 20 32 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Als Nächstes fotografierte ich mein Baumodell und gleich bei den ersten Bildaufnahmen war ich sehr zufrieden. Da mein Werkprodukt mich sehr an eine Steinbrücke erinnerte, kam mir spontan in den Sinn, das Baumodell in Wasser einzulegen. Styropor hat eine geringe Dichte und saugt kein Wasser auf. Im meinem Garten suchte ich zusätzlich nach grüne Gräser und auch nach Steine für die Dekoration meiner Brücke, damit die Bildaufnahmen realistischer wirken. Diese Bilder lösten eine bestimmte Natürlichkeit und Beruhigung aus. Im Endeffekt war ich begeistert von den Fotos der leer stehenden Brücke, aber auch von meiner Brücke über Wasser. Abb. 39: „Le pont blanc“ 33 Abb. 40: „Le pont blanc“ über Wasser Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 5.3.3 „Le quartier“ Die Gefahr in meiner praktischen Arbeit war sich im Variieren zu verlieren, was ein Abgleiten ins Quantitative bedeutet hätte. Bisher habe ich in meiner Arbeit nur Einzelfiguren kreiert. Nun war es meine Absicht, aus vielen Einzelteilen, eine bestimmte Figur anzufertigen und somit ein räumliches Gebilde zu entwickeln. Meine Inspiration waren die Abb. 41: Idee für „Le quartier“ Reihenhäuser, wie ihr Name schon bereits sagt, eine Reihe aus vielen aneinander anschliessenden Häusern. Am Anfang schnitt ich das Styropor in neun verschiedene Dicken. Die grösste Dicke wählte ich 50 Millimeter, also die Originaldicke des gekauften Styropors. Für mein erstes kleinstes Einzelteil mit 10 Millimeter Dicke entschied ich mich, ein dreiseitiges Prisma zu schneiden. Das zweite Einzelteil, das eine polyederförmige Form Abb. 42: Vorgehensweise hatte und 5 Millimeter dicker war, versuchte ich mit der erste Figur zusammenzusetzen, wie zwei Puzzleteile. Die weiteren polyederförmigen Stücke mit unterschiedlichen aufsteigenden Dicken wurden angeschlossen. Die Formen der Polyeder bestimmte ich ganz spontan mit einer Bedingung, dass schliesslich alle neun Elemente einen fast geschlossenen Raum bilden müssen. Anschliessend leimte ich alle passenden Stücke zusammen und malte mein Werkprodukt noch mit weisser Acrylfarbe an, damit die Schnittstellen glatter wirkten. Das Endprodukt erinnerte mich an ein kleines Quartier in einer Landstadt. Jedes einzelne Einzelstück wäre eine Blockwohnung und zwischen den neun Blockwohnungen hätte es ein grosser Garten mit viel Spielraum für die Kinder. Um diese Idee zu verwirklichen, besorgte ich mir kleine grüne und graue Steine. Die grünen Steine stellen die Wiese dar und die grauen Steine einen Kiesweg für die Fussgänger dar. Um die Lage noch naturgetreu zu veranschaulichen, beschaffte ich mir kleine Pflanzenstängel in meinem Garten, die aussehen wie kleine Bäume. Zum Schluss fotografierte ich die neun Blockwohnungen mit einer grossen Wiese, aber natürlich auch nur das leere Baumodell, damit man die Oberfläche sowie die Rauminhalte besser beobachten kann. 34 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Abb. 43: „Le quartier“ Abb. 44: „Le quartier“ mit Wiese 35 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 5.4 Ton-Modellbau 5.4.1 „Le élastique” Die Stabilität, Leichtigkeit und Grösse des weit ausgekrachten KKL Daches ist bewundernswert. In meiner ersten Tonarbeit setzte ich mir das Ziel die Dünne und Flexibilität meines Baumodelles zum Vorschein kommen lassen. Am Anfang versuchte ich noch ein weiteres Element zu tonen, das mein gewünschtes Dach decken soll. Ein weiteres Ziel von mir war, meine Arbeit mit vollster Aufmerksamkeit und grösster Beweglichkeit zu tonen, so dass meine Phantasie nicht erlahmte. Ausserdem liess ich keine einzige Möglichkeit ausser Acht, Abb. 45: Vorgehensweise auch wenn ich schon wusste, dass es Abfälle geben würde. Unbewusst baute ich eine dünne, lange und schräge Wand, die in der Mitte leicht nach rechts geneigt war. Als Nächstes tonte ich eine 5 Millimeter dünne dreiecksförmige Wand, die mein Dach sein soll. Meine Gedanken rasten weiter und ich konnte definitiv kein gespanntes und gigantisches Dach auf mein Objekt konstruieren, denn es würde keinen Halt haben. Sofort dachte ich mir, ich könnte das Dach von der oberen Oberfläche meines Objektes bis zum Erdboden gleiten lassen und zusätzlich soll es möglichst ein grosser Bogen enthalten, damit es meiner Idee der Flexibilität entsprach. Da die dünne Wand und mein Objekt sich beim Erdboden nicht berührten, tonte ich dazwischen noch ein kleiner 2 Millimeter Boden. Sobald man jetzt von der Seite ein Blick auf das Werkprodukt warf, sah man einen dunklen, dreiecksförmigen und leicht geheimnisvollen Hohlraum. Nun konnte ich in sein Inneres blicken und spürte die Dünne der Wandung sowie die Verletzlichkeit des Objekts. Mein Endprodukt erinnert mich an einer Eventhalle mit einer weiten grossen Terrasse, die mit einem gigantischen Dach gedeckt ist. Das Fotografieren war nicht einfach, denn es war meine Absicht, den Hohlraum stark zu beleuchten und ins Zentrum zu stellen. Da veränderte ich die Lichtbeleuchtung und nach zahlreichen geknipsten Fotos war ich einigermassen zufrieden. 36 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Abb. 46: „Le élastique“ 37 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 5.4.2 „Les tulipes“ Meine Lieblingsjahreszeit ist Frühling, nicht nur weil ich dann Geburtstag habe, sondern auch weil die Blumen wieder Farben ins Leben bringen nach langen und kalten Wintermonaten. Die Blumen verbreiten Heiterkeit und Frische und da inspirierte ich mich für die nächste Tonarbeit mit Tulpen. Daher war mir wichtig, diese nicht so abstrakt zu Abb. 47: Idee für „Les tulipes“ modellieren, dass sie alles Blumenhafte verlieren, aber es sollte auch nicht in den Kitsch abgleiten. Als aller erstes begann ich einen ovalen Grundboden zu tonen. Mit einem Zirkel nachgezeichnet, bohrte ich zwei Kreise mit unterschiedlichen Durchmessern von 35 und 50 Millimeter, damit ich später meine zwei architektonischen Tulpen „anpflanzen“ kann. Anschliessend wurden sechs unterschiedliche Polyedern modelliert, die die Abb. 48: Vorgehensweise Tulpenblüten darstellen sollen. Nun entstand ein grosser Spielraum für Vorstellungskraft und Phantasie, wie die Polyeder im Kreisloch hingestellt werden. In jedem Kreisloch waren drei Verschiedene. Die eine Tulpe hat drei Polyederstücke, die so zusammenkombiniert werden, dass ihre Blüten noch zu sind. Bei der kleineren Tulpe achtete ich dabei auch darauf, alle drei Stücke miteinander zu verbinden. Doch bei diesen entschied ich mich ihre Blüten ein bisschen offen zu lassen. Meine Tonarbeiten liess ich immer zwei bis drei Tage trocknen, damit die Oberfläche hart und stabil wurde für die Fotografien. Ausserdem hätte ich meine Modelle eine Woche abtrocknen lassen, hätte sich die Tonfarbe in Grauton verändert. Aber ich mochte die dunkelbraune frische Tonfarbe, da der Braunton intensiv, lebendig und warm für die Fotos wirkte. Beim Fotografieren machte ich mir Gedanken, wo ich nur mein Bauwerk auf der Welt platzieren würde. Nach lauter Auswahl von vielen attraktiven Städten konnte ich mich nicht für keine entscheiden, stattdessen stellte ich mir das Bauwerk als ein elegantes Opernhaus mit gigantischen Räumen vor. 38 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira Abb. 49: „Les tulipes“ 39 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 6. Reflexion der Arbeit Im Verlauf des Jahres gibt es ein Wort, das wie ein roter Faden immer wieder im Vordergrund stand, die Architektur. Auf meinen Reisen war es plötzlich unmöglich, durch die Strassen zu laufen, ohne einen scharfen Blick auf eine prachtvolle Kathedrale, mittelalterliche Brücke oder ein hohes Gebäude zu werfen. Plötzlich bestaunte ich nicht nur die Höhe oder die Kombination der Farben eines Bauwerks, sondern auch seine Dynamik, Flexibilität und seine Feinstrukturen. Aber nun stand ich vor einem Problem: Da ich so viele Ideen habe, welcher soll ich in meiner praktischen Arbeit Vorrang geben? Deshalb fiel es mir sehr schwer und es war eine grosse Herausforderung, anfangs meine Ideen in meiner praktischen Arbeit umzusetzen. Das leere Blatt Papier oder die grosse Styroporplatte wirkten beängstigend und ich brauchte etwas Mut, um den ersten Schritt zu wagen. Doch glücklicherweise steigerte sich meine Motivation bei jedem weiteren Baumodell und ich versuchte vom angestrebten Ziel weg zu blicken, in andere Richtungen und immer auf dem Sprung etwas Neues zu entdecken. Wenn ich meine Baumodelle nach Feinheit ordnen müsste, wäre das Erstplazierte „Le tunnel de serpent“. Doch beachte ich die Konkretheit und Eleganz zusätzlich, würde „La tour dansante“ den ersten Platz einnehmen. Meiner Meinung nach besitzen alle Werke unterschiedliche wertvolle Eigenschaften und alle sind kreativ geworden. Doch schaue ich alle meine Werke mit einem kritischen Auge an, fällt mir sofort auf, dass meine Tonarbeiten keine glatten getonten Flächen haben. Anderseits hätte ich der Tonbaumodelle mehr Zeit gewidmet, wäre sie wohl möglich detaillierter geworden, mit dem Risiko, sehr ins Naturalistische zu geraten und gleichzeitig das Abstrakte verlieren. Dennoch bleibt ein positives Grundgefühl in Bezug auf meine neuen Erfahrungen mit den Materialien und Modellieren, an die ich in Zukunft weiterhin anknüpfen möchte. 40 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 7. Schlusswort Lange Zeit befürchtete ich, dass ich nie so viele Werke konstruieren könnte. Zwar galt mein Interesse vor allem dem Qualitativen. Da meine fertigen Resultate mir noch nicht genügten, erstellte ich noch zusätzlich ein Fotobuch mit 26 Bilderseiten von allen Werken. Ausserdem wollte ich mit diesem Buch, die Wichtigkeit des Modellierens in der Architektur vermitteln, denn wir werden jeden Tag in unserer natürlichen Umwelt mit Architektur, hauptsächlich mit Gebäuden konfrontiert. Was mir aber bei meinen Werken aufgefallen ist, ist dass die Leute es erst richtig wahrnehmen, wenn sie eine gewisse Dynamik im Objekt finden. Interessant wäre jetzt in einer anderen Maturaarbeit zu sehen, wie die menschlichen Wahrnehmungen auf meine Werke wirkten. Schliesslich bin ich mit dem Resultat meiner Maturaarbeit zufrieden. Ich wage sogar zu behaupten, dass durch meine Werke mein Selbstbewusstsein gewachsen ist, denn ich kann mich nun schneller und lockerer mit einem Problem auseinandersetzen. 41 Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material Magda Vieira 8. Quellenverzeichnis Literatur: Bonet, Llorenç (2002) Jean Nouvel. Arab World Institute. teNeues. Düsseldorf. Bühlmann Karl/Mazenauer Beat (1998) Kultur- und Kongresszentrum Luzern : die Geschichte seines Werdens, die Zukunft seiner Idee. Chronologie der Ereignisse. Zürcher Druck und Verlag. Rotkreuz. 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Eigenständigkeitserklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur unter Benutzung der angegebenen Quellen verfasst habe und ich auf eine eventuelle Mithilfe Dritter in der Arbeit ausdrücklich hinweise. Ort und Datum: _____________________ Unterschrift: ________________________ Magda Vieira 45