Vieira Magda - Kantonsschule Ausserschwyz

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Maturaarbeit Oktober 2014
Autorin, Klasse:
Magda Vieira, 4C
Adresse:
Mühlestrasse 5b, 8855 Wangen
Betreuende Lehrperson:
Herr Daniel Bütler
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Inhaltsverzeichnis
1. Abstract ................................................................................................................. 4
2. Vorwort .................................................................................................................. 5
2.1 Themawahl .......................................................................................................... 5
2.2 Besten Dank ......................................................................................................... 5
3. Einleitung ............................................................................................................... 6
4. Recherchearbeit .................................................................................................. 7
4.1 Architektur ............................................................................................................ 7
4.1.1 Definition ........................................................................................................ 7
4.1.2 Raum ............................................................................................................. 7
4.2 Jean Nouvel ........................................................................................................ 8
4.2.1 Biographie ..................................................................................................... 8
4.2.2 Wichtige Bauten in Frankreich ................................................................... 9
4.3 Kultur- und Kongresszentrum Luzern............................................................... 12
4.3.1 Das mich inspirierende Werk .................................................................... 12
4.3.2 Geschichte .................................................................................................. 12
4.3.3 Lage.............................................................................................................. 14
4.3.4 Drei Gebäudeteile ..................................................................................... 15
4.3.5 Dach ............................................................................................................. 18
5. Praktische Arbeit ................................................................................................ 20
5.1 Material .............................................................................................................. 20
5.2 Papier-Modellbau ............................................................................................. 21
5.2.1 „Le tunnel de serpent“ .............................................................................. 21
5.2.2 „La tour dansante“ .................................................................................... 23
5.2.3 „Le vol sans escale“ ................................................................................... 25
5.2.4 „Les cygnes paisibles ou sauvages“ ....................................................... 27
5.3 Polystyrol-Modellbau ........................................................................................ 30
5.3.1 „La maison tournante“ .............................................................................. 30
5.3.2 „Le pont blanc“ .......................................................................................... 32
5.3.3 „Le quartier“ ................................................................................................ 34
2
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
5.4 Ton-Modellbau .................................................................................................. 36
5.4.1 „Le élastique”.............................................................................................. 36
5.4.2 „Les tulipes“ ................................................................................................. 38
6. Reflexion der Arbeit............................................................................................ 40
7. Schlusswort .......................................................................................................... 41
8. Quellenverzeichnis ............................................................................................. 42
9. Eigenständigkeitserklärung ............................................................................... 45
3
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
1. Abstract
In meiner Maturarbeit, die sich im künstlerischen Bereich bewegt, möchte ich
architektonische Modelle aus verschiedenen Materialen gestalten. Zunächst
habe ich mich über das Werk eines Baukünstlers informiert. Ausgehend davon
setzte ich diese Erkenntnisse in eine eigene modellhafte, architektonische
Gestaltung um. Als allererstes habe ich mich mit unterschiedlichen Materialen
wie Ton, Papier und Polystyrol vertraut gemacht. Erst in einem späteren
Stadium habe ich mit dem Werkprodukt begonnen. Die erste
Herausforderung bestand darin, meine Gedanken für meine räumlichen
Experimente in einem Skizzenbuch festzuhalten. Doch da tauchten die ersten
Schwierigkeiten auf. Nach einer kurzen Zeit gefielen mir die Skizzen nicht mehr
und ich wollte diese wieder abändern. Aus zeitlichen Gründen entschied ich
mich aber, ohne Skizzen zu arbeiten und dabei ohne gross zu denken,
schnelle Raumexperimente zu gestalten. Die grösste Hürde meiner
Maturaarbeit war auch, die Kreativität und die Informationen des Baukünstlers
während der Gestaltung schnell umsetzen zu können.
Es war auch ein persönliches Ziel, eine Entwicklung in meiner Arbeit von Zeit zu
Zeit einzusehen. Dies gelang, indem ich mich für die Recherchearbeit mehr
über architektonische Modelle informierte und das Werk des Baukünstlers
besuchte. Ich kam immer mehr auf neue Ideen und wurde umso motivierter,
diese in meiner praktischen Arbeit umzusetzen.
4
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
2. Vorwort
2.1 Themawahl
An einem Mittwochnachmittag während des Sozialpraktikums spazierte ich
am Ufer des Vierwaldstättersees. Plötzlich bemerkte ich ein Gebäude mit
einem weit auskragenden Dach, das über dem Bau zu schweben schien.
Denn das Kultur- und Kongresszentrum markiert mit seinem Standort einen
zentralen Punkt der Stadt Luzern.
Da ich vor einigen Wochen auch an den ETH-Tagen war und die Vorlesung
der Architektur besuchte und es mir sehr gefiel, war ich somit überzeugt, dass
mich die Räumlichkeit eines Modelles interessieren würde.
Jedoch entstanden aus den vielen verschiedenen Ideen für mich
Startschwierigkeiten. Ich wollte anfangs die Kantonsschule Ausserschwyz in
Nuolen mit einer praktischen Arbeit nachkonstruieren und die Räume
verbessern, wie zum Beispiel die Lichtverhältnisse und Aussenräume ändern.
Diese Arbeit war nicht nur eine zu grosse Herausforderung für eine junge
Schülerin wie mich, sondern zu kompliziert und durch zeitliche Gründe
unmöglich zu kreieren.
Nach langem Hin und Her fiel mir ein Stein vom Herzen. Als ich endlich nach
der Themenwahl mit dem Betreuer das Thema über Jean Nouvel, den
Architekten des Kultur- und Kongresszentrum Luzerns gefunden hatte
verschwendete ich keine Zeit und recherchierte gleich nach.
2.2 Besten Dank
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei meinem Betreuer Daniel Bütler
bedanken. Er kannte mich kaum, war aber beim ersten Treffen freundlich und
ohne Zögern bereit, mich zu betreuen. Er gab mir immer gute Ratschläge.
Teilweise sass ich verzweifelt vor ihm und wollte alle meine vielen Ideen in
Gang bringen; diese Ideen gingen auch nicht verloren; er half mir immer, den
richtigen Weg zu finden, motivierte mich, neue Sachen auszuprobieren und
begleitete mich vertrauenswürdig durch diese Arbeit.
Ein weiteres Dankeschön an meine Eltern, Alfredo und Helena Vieira, die
geduldig vom Baumarkt Hornbach bis hin zu verschiedenen anderen
Baumärkten fuhren und mich berieten, stundenlang meinen Ideen zuhörten
und mich motivierten. Ich bedanke mich aber auch bei meinem Freund
Oliver, meinen Freundinnen Tishi und Lara, die immer wieder bei meiner
Verzweiflung an mich glaubten und eine grosse Hilfe waren bei der
Recherche des Architekten Jean Nouvel.
5
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
3. Einleitung
Das primäre Ziel meiner Maturaarbeit bestand darin, eigene architektonische
Modelle zu gestalten, und zu vermitteln, dass die bewundernswerten,
aussergewöhnlichen
und
hohen
Gebäude
nicht
nur
durch
Computerprogramme entstehen, sondern durch einfache und wichtige
Materialien, die das A und O für einen Architekten sind. Diese können Holz,
Karton, Papier oder Ton sein. Solche Projekte werden teilweise monatelang
experimentiert.
Diesem Grundsatz wollte ich in meiner Arbeit auch treu bleiben. Deshalb
benutzte ich meine alte Kamera, Pentax *istDS, und meine simple Tischlampe,
um meine räumlichen Experimente festzuhalten. Eine grosse Leidenschaft ist
seit meiner Kindheit, zu fotografieren, so war es jedes Mal nach einem
beendeten Experiment eine grosse Freude, dies zu fotografieren. Mein
Werkprodukt wurde auch immer am gleichen Ort geknipselt.
Ich wollte keine Zeit bei der Materialauswahl vergeuden, also wurde als erstes
Material solches aus dem Haushalt benutzt, A4 weisse Blätter, die ich für den
Drucker oder für Skizzen normalerweise benutze. Rasch bemerkte ich, dass ich
die Falten an einem modellhaften Objekt bewundere. So legte ich mich an
die Arbeit und das Papier wurde gefaltet, gefaltet und gefaltet und die ersten
Misserfolge entstanden. Das Papier zerriss oder wurde so oft am falschen Ort
gefaltet, dass es kaum mehr verwendet werden konnte. Aber wie das
Sprichwort sagt, „Übung macht den Meister!“.
Später suchte ich im Baumarkt nach Wellkarton, doch plötzlich begegnete
ich hellgrünem Schaumkunststoff. Dieser ist flexibel und ich konnte mir eine
Verarbeitung damit gut vorstellen.
Im theoretischen Bereich meiner Recherchen musste ich Eingrenzungen
machen. Viele Gebäude, die ich sehr bewundere, befinden sich entweder im
Ausland oder die Zeit hätte niemals gereicht mich darüber zu informieren.
Deshalb beschränkte ich mich auf ein Gebäude in der Schweiz, das Kulturund Kongresszentrum in Luzern (KKL), das ich nach einem Jahr in den
Herbstferien 2014 wieder einmal besuchte.
Gleichzeitig steht im Hintergrund des theoretischen Bereiches meiner
Maturaarbeit der Architekt Jean Nouvel, der das KLL entworfen hat.
6
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
4. Recherchearbeit
4.1 Architektur
4.1.1 Definition1
Die Begriffe Kunst und Architektur sind eng miteinander verbunden. Ein Beweis
dafür, ist der Wortteil „tektur“, der aus dem altgriechischen „tékton“ stammt
und so viel bedeutet wie Baumeister.
Doch seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff weiterentwickelt und
anders interpretiert und ist heute sehr umstritten. Laut Wikipedia ist Architektur
eine Auseinandersetzung des Menschen mit einem gebauten Raum und das
Zentrale in der Architektur ist das Entwerfern, Gestalten, sowie auch das
Konstruieren von Bauwerken.
Nicht nur Kunst, aber auch der Mensch ist sehr eng mit Architektur verbunden.
Denn Architektur besteht nur, solang der Mensch seine Kreativität und
Vielfältigkeit auslebt.
4.1.2 Raum2
Die wichtigste Aufgabe innerhalb der Architektur ist die Gestaltung eines
Raumes. Gemäss Wikipedia ist ein architektonischer Raum durch waagrechte
oder senkrechte Elemente definiert, dies können Decken, Fassaden oder
auch Mauern sein. Unter einem Aussenraum versteht man einen Raum, der
nicht vor Witterungseinflüssen geschützt ist; dies können auch ein Hof, Zäune
oder ein Park sein. Somit sind die Innenräume vor Witterungseinflüssen
geschützt und vor Wänden umgeben. Mit der Ausgestaltung eines
Innenraumes beschäftigt sich meistens ein Innenarchitekt.
____________________________
1 Vgl.
Wikipedia: Architektur http://de.wikipedia.org/wiki/Architektur (Abruf: 12.07.2014)
Vgl. Architekturkunstmensch.de : Architektur und Kunst – Zusammenhang und Abgrenzung
http://architekturkunstmensch.de (Abruf: 12.07.2014)
2 Vgl. Wikipedia: Aussenraum http://de.wikipedia.org/wiki/Aussenraum (Abruf: 12.07.2014)
Vgl. Wikipedia: Innenraum http://de.wikipedia.org/wiki/Innenraum (Abruf: 12.07.2014)
7
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
4.2 Jean Nouvel
4.2.1 Biographie3
Jean Nouvel wurde am 12. August 1945 in
Frankreich geboren. Da er das Malen liebte,
wollte er Maler werden. Doch seine Eltern
wollten eine sichere Perspektive für ihn und
als Kompromiss studierte Nouvel an der École
des Beaux-Arts in Paris Architektur. Später
konnte er mit einem gewonnenen Stipendium
zur École nationale supérieure des Beaux-Arts
wechseln. Gegen Ende seines Studiums, um
1970, gründete er zusammen mit François
Seigneur sein erstes Büro. Ein Jahr später
beendete Nouvel sein Studium und 1976 war
er
bereits
Mitbegründer
der
Architekturbewegung „Mars 1976“ und
„Syndicat de l’Architecture“.
1994 gründete er „Ateliers Jean Nouvel“ und
im 21. Jahrhundert zählte er zu den grössten
Architektenbüros in Frankreich. Sein zentrales Atelier liegt in der Hauptstadt
Frankreichs, Paris.
Abb. 1: Jean Nouvel
Jean Nouvel hat drei Kinder. Zwei Söhne von seiner ersten Ehe und die junge
Tochter von der zweiten Ehe. Seine zweite Ehefrau, Mia Hägg, ist ebenfalls
Architektin.
Er bekam schon mehrmals in seiner Karriere Auszeichnungen. Einige Jahre
nach der Gründung „Ateliers Jean Nouvel“, um 1998, gewann er die
Goldmedaille der Französischen Akademie für Architektur. Zehn Jahre später
war er Träger des Pritzker-Preises4.
_______________________________
3 Vgl.
Wikipedia: Jean Nouvel http://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Nouvel (Abruf: 13.07.2014)
ist eine weltweit renommierte Auszeichnung für Architektur.“ (Vgl. Wikipedia: PritzkerArchitektur-Preis http://de.wikipedia.org/wiki/Pritzker-Architektur-Preis) (Abruf: 13.07.2014)
4 „Pritzker-Preis
8
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
4.2.2 Wichtige Bauten in Frankreich
Das Institut du Monde Arabe5
liegt in Paris und wurde von
1981 bis 1987 konstruiert. Das
Gebäude ist das Bindeglied
zwischen der Universität von
Jussieu und dem Fluss, la
Seine. Etwas vom wichtigsten
und beeindrucktesten dieses
Gebäudes ist die dem Fluss
zugewandte Fassade. Sie ist
aus
Glas
und
mit
geometrischen, metallischen
Motiven
bedeckt.
Das Abb. 2: Institut du Monde Arabe
Besondere dabei ist, dass
durch die Figuren je nach Wetter und Jahreszeit der Lichteintritt reguliert wird.
Somit werden die Innenräume durch die Lichtverhältnisse angepasst und die
arabische Architektur wird in Paris nicht verloren gehen.
Für dieses Projekt gewann Nouvel auch eine Auszeichnung, den Prix de
l’Équerre d’argent, zusammen mit „Architecture Studion“.
Abb. 3: Innenraum im Institut du Monde Arabe
_______________________________
5
Vgl. Bonet, Llorenç (2002) Jean Nouvel. Arab World Institute. teNeues. Düsseldorf. S. 8
9
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Ein weiteres bekanntes Werk in Frankreich, das ebenfalls in Paris liegt, ist die
Fondation Cartier6. Es wurde 1994 eröffnet, nach vier Jahren Konstruktion. In
diesem Gebäude befinden sich die Cartier-Stiftung – die bekannteste
französische Kunststiftung – des Weiteren ihre Büroräume, ein Ausstellungssaal,
ein Innengarten und im Untergeschoss ein Parkplatz. Zu seiner Ausstrahlung
tragen neben dem achtstöckigen Kasten, auch die Glaspaneele bei.
Die Glaspaneele verweigert die direkte Sicht auf das Innere des Gebäudes.
Die Wirkung als Spiegel und die Dimensionen und die Reflektion des
Stadtbildes wie auch der Himmel, verzaubern das Gebäude in ein magisches,
„Pariser Monument“7 – wie Jean Nouvel es nennt.
Abb. 4: Fondation Cartier
_______________________________
Vgl. Bonet, Llorenç (2002) Jean Nouvel.Cartier Foundation. teNeues. Düsseldorf. S. 46
NZZ: Fondation Cartier – Ein magisches Monument in Paris
http://www.nzz.ch/aktuell/panorama/ein-magisches-monument-in-paris-1.18300465 (Abruf: 14.07.2014)
6
7 Vgl.
10
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Ein weiteres Werk in der zweitwichtigsten
Stadt Frankreichs, die Opéra de Lyon8
oder teilweise auch als „Opéra Nouvel“
bekannt, wurde von 1986 bis 1993
gebaut. Das erste Opernhaus in Lyon
wurde von Jacques-Germain erbaut,
doch wegen seines schlechten Zustandes
wurde ein Umbau unter Leitung von
Nouvel durchgeführt. Die Fassaden des 20. Abb. 5: Oper von Lyon im 20. Jahrhundert
Jahrhunderts blieben jedoch erhalten. Die
Innenräume, sowie auch das Dach wurden komplett neugebaut.
In den untersten Etagen des
Gebäudes befindet sich ein
Amphitheater
mit
200
Plätzen und im obersten
Stockwerk
ein
weiterer
grösserer
Saal,
der
Aufführungssaal, in dem
1100 Besucher Platz finden.
Dieser
Saal
bildet das
Zentrum des Gebäudes,
denn von dort aus geht es
mit dem Lift zum Restaurant
oder mit den Rolltreppen zu
den Sälen. Aber es wurden auch Proberäume gebaut, wie zum Beispiel ein
Ballettsaal in der obersten Etage.
Zum Schutz von Umwelteinflüssen
oder Lärm des Strassenverkehrs
wurden in der obersten Etage im
Aufführungssaal sechs grosse,
schwere Stahlträger an fast 50
Meter hohen Pfeilern aus Beton
aufgehängt. Somit bietet es den
Gästen eine ausgezeichnete
Akustik.
Abb. 6: Oper von Lyon heute
Abb. 7: Ballettsaal in der obersten Etage
_______________________________
Vgl. Bonet, Llorenç (2002) Jean Nouvel.Lyons Opera House. teNeues. Düsseldorf. S. 22
Vgl. Wikipedia: Opéra National de Lyon http://de.wikipedia.org/wiki/Opéra_National_de_Lyon
(Abruf 15.07.2014)
8
11
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
4.3 Kultur- und Kongresszentrum Luzern
4.3.1 Das mich inspirierende Werk
Das KKL Luzern ist mein Lieblingswerk von Jean Nouvel. Seit ich es zum ersten
Mal besucht habe im Sommer 2013, entschied ich mich, mich über dieses
tiefgründig zu informieren, es mehrmals zu besuchen, da es glücklicherweise
in der Schweiz liegt und es natürlich die erstaunlichen Gebäudeteile zu
fotografieren gibt.
4.3.2 Geschichte9
1931 Das Kultur- und Kongresszentrum in Luzern ist erstmals 1931, nach der
Bewilligung einer Volksabstimmung am 15. Juni 1930 von Armin Meili,
einem Schweizer Architekten und auch Politiker, entworfen worden.
Die Einweihung war 1933.
1980
Sein schlechter baulicher Zustand aus dem Jahr 1933 von Architekt
Meili wurde zum ersten Mal bekannt.
1983
In Luzern kam von verschiedenen Seiten her der Wunsch nach dem
Bau eines neuen Konzertsaales auf. Es entstand auch die Diskussion
über eine Erneuerung des KKL am Löwenplatz anstatt am Europaplatz.
1984
Die Idee eines internationalen Architekturwettbewerbs zur Planung
eines neuen Konzerthalles tauchte auf.
1988
Am 18. März wurde unter Präsident Walter Moos die Stiftung
Konzerthaus Luzern (kurz SKHL) gegründet. Eine Woche später erschien
der Hayek-Bericht10 zur Optimierung der Kulturräume in Luzern.
1989
Die Idee des Architekturwettbewerbs gelang nun zur Abstimmung am
5. April und wurde mit fast 8000 Ja gegen circa 5000 Nein
angenommen worden.
Diese Idee ermöglicht nur Alice Bucher, Verlegerin von „Bucher
Verlag“, sie schenkte der Stadt Luzern 710‘000 Franken für die
Durchführung des Architekturwettbewerbs.
____________________________
9 Vgl.
KKL Luzern: Geschichte http://kklluzern.ch/navigation/top_nav_items/KKL/ueber_uns/geschichte/default.htm (Abruf: 16.07.2014)
Vgl. Karl Bühlmann/Beat Mazenauer (1998) Kultur- und Kongresszentrum Luzern : die Geschichte
seines Werdens, die Zukunft seiner Idee. Chronologie der Ereignisse. Zürcher Druck und Verlag. Rotkreuz.
S. 44 / S.114-115
10
„Hayek-Bericht erschien in 1987, der ein bauliches Gesamtpaket für die Ansprüche der alternativen
wie der etablierten Kultur postulierte.“ (Vgl. NZZ: KKL Luzern - Visionäre, Spenden und Streben nach
Konsens http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/article9PCRL-1.274208) (Abruf; 16.07.2014)
12
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
1990
Die Resultate des Architekturwettbewerbs wurden veröffentlicht. Im
ersten Rang stehen Jean Nouvel und Emmanuel Cattani, Nouvels
Partner, der seine Jugend in Luzern verbracht hatte. Im 2. Rang steht
Rafael Moneo, ein Halbamerikaner und Halbengländer. Und im 3.
Rang steht ein Lausanner, Rodolphe Luscher. Doch im Namen der
SKHL und Stadt Luzern wird nicht Nouvel sondern, der drittplatzierte
Luscher für die Realisierung der Planung des Konzerthalles beauftragt.
1991
Am 20. Oktober wird vom Volk über die Inseli-Initiative abgestimmt.
Mit ca. 11‘500 Nein gegen fast 6500 Ja wird deutlich, dass das KKL
nicht unter Denkmalschutz gestellt wird.
1992
Am 16. März gemäss Redaktor Krienbühl, der Homepage vom KKL
Luzern, verzichtete Rodolphe Luscher auf das Renovationsprojekt.
Verglichen mit Bühlmann (1998: 114), wurde die Zusammenarbeit
aufgrund Meinungsverschiedenheiten mit Luscher aufgekündet.
Nun werden von der Projektionsgesellschaft, die im Januar gegründet
worden war, Jean Nouvel und sein Partner Emmanuel Cattani
beauftragt für ein neues Projekts.
1993
Jean Nouvel und sein Partner stellten ihr Konzept mit einem
Kostenrahmen von 180 Millionen Franken vor. Die SKHL bekam etwa 35
Millionen Franken private Schenkungsversprechen für das Kultur- und
Kongresszentrum.
Am 4. November bewilligte die Regierung der Stadt und des Kantons
Luzern 94 Millionen Franken für den KKL-Bau.
1994
Am 12. Juni bewilligten rund 66% aller Bürger der Stadt Luzern ganze
94 Millionen Franken aus der Stadtkasse in einer Volksabstimmung für
den Neubau ihres Kunsthauses.
1995
Der Baubeginn wurde mit einem Baggerfest markiert.
1997
Am 28. Februar wurde das erste Aufrichtefest für den Konzertsaal
gefeiert.
1998
Am 27. Februar wird das zweite Aufrichtefest gefeiert, weil der Rohbau
für das KKL Luzern stand.
Im Sommer, 18./19./21. August eröffnet man dem Konzertsaal.
2000
Die Gesamteinweihung des Kultur- und Kongresszentrum Luzern fand
statt.
2001
Nach einer endgültigen Bauabrechnung des KKL kostet es 226.5
Millionen Franken, 32.5 Millionen Franken mehr als geplant.
13
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
4.3.3 Lage11
Das
Kulturund
Kongresszentrum Luzern ist
zu
einem
modernen
Wahrzeichen der Stadt
Luzern geworden und hat
für
die
Region
der
Zentralschweiz eine grosse
Bedeutung. Das Haus liegt
am Vierwaldstättersee und
wenige hunderte Meter
entfernt von dem Bahnhof
und neben der Universität
Luzern, welche früher die
Post war. Sie wurde 1971 verbrannt und von einem spanischen Architekten,
Santiago Calatrava, um- und neugebaut.
Abb. 8: Kultur- und Kongresszentrum Luzern im Oktober 2014
Zwischen dem Vierwaldstättersee
und Altstadt liegt eine der
grössten luzernischen touristischen
Sehenswürdigkeit, die berühmte
Kapellbrücke. Auch diese ist ein
Opfer eines Brandes im Jahr 1993.
Sie
wurde
später
sorgfältig
restauriert. Ausserdem liegen auf
der anderen Seite des Sees die
umwerfenden
Vierund
Abb. 9: Kapellbrücke
Fünfsternehotels
Jahrhundert.
aus
dem
19.
Dieser historische Hintergrund beeindruckt heutzutage nicht nur die Touristen,
sondern dazumal auch Jean Nouvel. „Ich bin nach Luzern gefahren und war
sehr überrascht: Von der Weite der Landschaft, den Bergen, der Brücke – das
hat mich fasziniert.“12, so Nouvel.
______________________________
Vgl. KKL Luzern : http://www.kkl-luzern.ch/boxalino/files/BXDownloadFiles1524fileLX01.pdf
(Abruf 20.7.2014)
12 Vgl. KKL Luzern: Medieninformation http://www.kklluzern.ch/fileadmin/customer/Beispielbilder/Medieninformation/M_Mediendokumentation_KKL_Luzern_
deutsch_130719_mbi_neu.pdf (Abruf 13.10.2014)
11
14
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
4.3.4 Drei Gebäudeteile13
Zu Beginn plante Jean Nouvel den neuen Konzertsaal in Schiffsform zu bauen,
direkt in den See. Doch aus ökologischen Gründen war dieser Plan
suboptimal, so musste er das Projekt überarbeiten. Da er das Gebäude nicht
im Wasser konstruieren konnte, führte er das Wasser indessen ins Gebäude.
Diese Idee beschreibt er mit dem Begriff „Inclusion“ – Das Innere nach Aussen
und das Äussere nach Innen zu tragen.
Mit zwei Wasserkanälen, die ins Gebäude hinein führen und einem
hinausragenden Dach über den See, gibt der Architekt Jean Nouvel der
Entwurfsplanung eine anschauliche Form.
Die beiden Wasserkanäle trennen ausserdem den Gebäudetrakt des
Konzertsaales vom Luzerner Saal (mittlerer Saal) und diesen wiederum vom
Kongresszentrum (mit dem Museum). Zwar sind die Säle voneinander
getrennt, aber andererseits vereint durch das weit auskragende Dach.
Abb. 10, 11: Die beiden Wasserkanälen
_______________________________
Vgl. KKL Luzern : http://www.kkl-luzern.ch/boxalino/files/BXDownloadFiles1524fileLX01.pdf
(Abruf 20.7.2014)
13
15
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
An der Ostseite befindet sich der Konzertsaaltrakt, der durch seine
mangelnde Durchlässigkeit im Kontrast zum Kongresstrakt steht. Der
Konzertsaaltrakt ist mit ungewöhnlichen Farben ausgestattet, granatrot,
tiefgrün und nachtblau.
Abb. 12, 13: Der Konzertsaaltrakt
Der Konzertsaal selbst ist mit edlem, rötlichem Holz verbaut und hat fünf
Etagen, ein Parterre und vier Balkone. Zusätzlich drängt die gewölbte Form
der Aussenwände in das Foyer und erinnert an den Kasten eines
Streichinstrumentes. Der Saal bietet für fast 20‘000 Zuschauer Platz und wird
weltweit für hervorragende Akustik gelobt, wofür der New Yorker, Russell
Johnson, verantwortlich ist. Mit seiner „Art and Technology“-Gruppe realisiert
er auf der ganzen Welt
Projekte.
Abb. 14: Der Konzertsaal
16
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Im mittleren Teil ist der Luzerner Saal, der sehr schlicht gehalten ist. Ein leicht
nach hinten versetzter Saalkubus aus Beton schafft Raum für ein grosszügiges
Foyer, während der Saal selbst als „Blackbox“ mit blauem Parkettboden
ausstrahlt.
Abb. 15: Der Luzerner Saal
Der Kongresstrakt, der dem Bahnhof zugewandt ist, ist ein urbaner und
durchsichtiger Quader. Die Fassade besteht
aus
unterschiedlichen
verdichteten
Gitterstrukturen. Somit wirkt der Bau wie ein
Vogelkäfig, denn durch die Gitterstruktur kann
man
die
wunderschöne,
luzernische
Landschaft bewundern.
Abb. 16: Der Kongresstrakt
Abb. 17: Die Gitterstrukturen
17
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
4.3.5 Dach14
In architektonischer Hinsicht ist das weit
auskragende, enorme KKL-Dach unvermeidbar
zu bestaunen, das eine gewisse Symbolik
ausstrahlt: Die Konzerte, Kongresse, wie auch
die Gastronomie sind „unter einem Dach“
vereint. Das Dach hat eine Gesamtfläche von
mehr 12‘000 Quadratmetern, etwa 107 Meter
breit und 113 Meter lang. Allerdings bedecken
nur 5‘000 Quadratmeter das eigentliche
Gebäude, die restlichen 7‘000 Quadratmeter
reichen in den See hinein und geben den
Besuchern die Sicherheit mit trockenen Füssen
den Europaplatz zu überqueren. Trotzdem sorgt
das Gebäude für eine gewisse Leichtigkeit, hier
spielt Jean Nouvel bewusst mit der Idee der Abb. 18: Verringerung des Daches
gegen Dachrand
Reflexion. Die Höhe des gigantischen Daches
verringert sich immer mehr gegen den Dachrand hin auf wenige Zentimeter,
je näher man sich zu ihm begibt. Ausserdem beträgt die Höhe von der
Untersicht des Daches bis zum Boden 21 Meter. Die Untersicht des Daches ist
aus Aluminiumplatten und diese sind verantwortlich für die Spieglung der
Seewellen, ebenso spiegeln die Seewellen wiederum das Dach des KKL. Eine
grosse Rolle zum Ausdruck der Reflexion spielen hiermit auch die Kanäle und
Bassins.
Abb. 19: Untersicht des Daches und die Spieglung der
Seewellen
______________________________
Vgl. KKL Luzern : http://www.kkl-luzern.ch/boxalino/files/BXDownloadFiles1011fileLX01.pdf
(Abruf 20.7.2014)
Vgl. KKL Luzern : http://www.kkl-luzern.ch/de/medien/medieninformationen/kkl-dachkorrekturarbeiten-abgeschlossen (Abruf 20.08.2014)
14
18
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Die maximale Auskragung in der Nordostecke des Daches beträgt 45 Meter.
Dies bedeutet nichts anderes, als dass das Dach mit übermässigen
Belastungen auch im äussersten Punkt standhalten können muss; wie zum
Beispiel bei Schneelasten oder auch bei 160 km/h Windgeschwindigkeiten.
Vor dem Baubeginn wurde das Dach in Kanada mit einem 1:200 kleineren
Modell getestet. Die Testergebnisse zeigten durch Windwirkungen und
Temperatureinflüsse entstehen maximale Durchbiegungen von 28 Zentimeter.
Für ein Dach mit einer Gesamtfläche von fast 12‘000 Quadratmeter sind dies
deutliche geringe Testergebnisse.
Nun wird bei Kontrollen das Dach auf Verformungen, Rissstellen, Rost- und
Pilzbefall, Fäulnis der Holzkonstruktion und auf den allgemeinen Zustand hin
untersucht. Unglücklicherweise offenbarten die Kontrollen im Jahr 2010
Mängel in der Dachkonstruktion. Hauptsächlich dringt übermässig Wasser in
die Dachkonstruktion ein. Die Kostenprognosen für die gesamten Korrekturen
am Dach belaufen sich auf 18 Millionen Franken. Demzufolge wurde das
Dach in fünf Etappen, die über die letzten 3,5 Jahre verteilt worden sind,
erneuert. Die obige Dachschicht wurde geöffnet und da wurde die
sekundäre
Holzkonstruktion
falls
nötig
ersetzt
und
durch
eine
wasserabweisende Dachhaut geschützt, sowie mit Kupferbahnen neu
eingedeckt. Das Eindringen von Wasser auf der gesamten Dachfläche über
dem Europaplatz ist folglich nicht mehr möglich. Die Korrekturarbeiten am KKL
Dach endeten am 22. September 2014. Zwar stehen die endgültigen Kosten
noch aus, aber die Prognosen sehen einen Totalaufwand von 15 Millionen
Franken
vor,
3
Millionen
Franken
weniger als geplant.
Abb. 20: Sanierungen im Oktober 2013
19
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
5. Praktische Arbeit
5.1 Material
Damit ich am Schluss meiner praktischen Arbeit meine Baumodelle erstellen
konnte, musste ich allerdings die Materialen zuerst wählen. Schon als kleines
Kind habe ich mich am liebsten mit Origami beschäftigt, deshalb war Papier
meine erste Materialentscheidung. Da angefertigte Origamimodelle nichts
anderes sind als Papierfalten und Papierfalten wiederum, was mir zuvor noch
nie in den Sinn gekommen ist, nichts anderes ist als Modellbau, erschien es mir
damals eine gute Möglichkeit, gleich mit dem in der praktischen Arbeit zu
beginnen. Als Inspirationsquelle für verschiedene Falttechniken braucht man
sich nur einmal umzuschauen und schon entdeckt man in der Natur
zahlreiche Beispiele für verschiedene Faltungen. Papier ist ein lebendiges
Material, es kann sich unter der Hitze meiner Zimmerbeleuchtung verziehen,
reagiert mit Feuchtigkeit und da kann die Symmetrie verloren gehen. Daher
kann es vorkommen, dass das eine oder andere Baumodell nicht perfekt oder
sogar misslungen ausschaut.
Die weitere Materialentscheidung entwickelte sich aus meinen eigenen
Erfahrungen im Verlauf der letzten drei Jahre der Unterrichtsstunden des
Bildnerischen Gestaltens. Folglich war meine zweite Wahl Ton. Ton ist aus
feinkörnigen Materialen zusammengesetzt und wird seit 10‘000 Jahren als
Baumaterial verwendet, zum Beispiel in Form von Lehmziegel.15 Den Ton
kneten und später die Luftblasen zu entfernen waren erstmals einfache
Arbeitsschritte. Als ich dann den Ton zur gewünschten Form modellieren
wollte, kam ich deutlich an meine Grenzen.
Extrudierter Polystyrolschaum (XPS) war meine dritte Auswahl. XPS ist ein
harter Dämmstoff aus Polystyrol. Polystyrol ist wiederum ein transparenter,
weiss
geschäumter
Kunststoff,
der
sich
nur
in
bestimmten
Temperaturbereichen verformen lässt. Seit Beginn der 50er Jahre wird XPS im
Baubereich als Unterlagsdämmbeläge eingesetzt.16 Die grösste Schwierigkeit
war den XPS möglichst gerade zu schneiden, was mir nicht immer gelang.
______________________________
Vgl. Wikipedia: Ton (Bodenart) http://de.wikipedia.org/wiki/Ton_(Bodenart) (Abruf 27.09.2014)
Baunetz Wissen: Extrudiertes Polystyrol (XPS)
http://www.baunetzwissen.de/standardartikel/Daemmstoffe_Extrudiertes-Polystyrol-XPS-_152204.html
(Abruf 27.09.2014)
15
16 Vgl.
20
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Meine vierte und letzte Auswahl war Styropor. Der Grund dafür war, mich
auch selbst herauszufordern, indem ich neue Erfahrungen im Umgang mit
Formen aus unbekannten Materialien sammle. Styropor ist auch ein Kunststoff
aus Polystyrol wie XPS und wird aus Erdöl hergestellt. Ausserdem besitzt es
thermischen-isolierten
Eigenschaften,
daher
ist
es
eine
ideale
Verpackungslösung für temperatursensible Produkte.17 Einen kleinen Nachteil
hatte jedoch das Styropor für meine Arbeit. Es war viel zu spröde um kleine
Figuren oder etwas Kleineres zu formen, so dass die ersten Modelle nicht zu
gebrauchen waren. Da ich mir gleich eine grosse Styroporplatte mit den
Massen 0.5 Meter mal 1,5 Meter besorgte, hatte ich genug Styropor für ein
paar Fehlversuche und Misserfolge. Anfangs gab mir mein Betreuer, Herr
Bütler, einen hilfreichen Tipp. Ich könnte die Schneidemaschine in der KSA
benutzen, um das Styropor nach Wunsch zu formen, um mir meine Arbeit zu
vereinfachen. Doch es wäre keine Herausforderung ein Modell mit Hilfe von
einem technischen Arbeitsmittel zu kreieren. Deshalb verliess ich mich auf
meine Hände und das Japanmesser. Denn meine Arbeit soll nie mechanisch,
sondern mit vollster Aufmerksamkeit und Beweglichkeit getan werden.
5.2 Papier-Modellbau
5.2.1 „Le tunnel de serpent“
Mein allererstes Produkt habe ich
auf einem weissen A4-Blatt von
80g/m2 zu einer dreidimensionalen
Form gefaltet. Anfänglich wollte ich
ein Skizzenbuch führen, um alle
meine Ideen festzuhalten. Doch
stattdessen erzielte ich gar keine
Fortschritte, sondern dies hinderte
nur mein breites Spektrum an
Gestaltungsmöglichkeiten.
Meine Abb. 21: Vorgehensweise
Ideen sollen frei laufen und spontan
kommen, deshalb versuchte ich das Blatt Papier so biegsam wie ein
Profiturner zu sehen. Alle mögliche Variationen auszuprobieren und mit ihnen
zu spielen. Da wurden die Unterschiede zum Anfang sehr deutlich. Das
Schlüsselwort im letzten Satz lautet: „spielen“. Genau das führte mich zum
Erfolg.
______________________________
17 Vgl.
Energieheld: Styropor / EPS http://www.energieheld.de/daemmung/daemmstoffe/styropor-eps
(Abruf 27.09.2014)
21
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Als nächstes kreuzten Schlangen in
meinen Gedanken auf, vor allem
Pythons. Der Auslöser für diesen
Gedanken war vermutlich der
Besuch im Zürcher Zoo. Da
Schlangen gefährlich, mächtig
und mysteriös sind, erinnerte ich
mich an einen Tunnel, der übrigens
auch geheimnisvoll und endlos
wirkt. Aus diesem Grunde packte ich diese Ideen und wollte sie so schnell wie
möglich umsetzen. Bis zum definitiven Baumodell brauchte es vier bis fünf
Entwürfe. Zum Schluss fotografierte ich es möglichst interessant und attraktiv,
aber die Fotos haben primär die Funktion, die verschiedenen Ebenen,
Kanten, sowie auch die Falten zu veranschaulichen und wie sie zueinander in
Beziehung stehen.
Abb. 22: Idee für „Le tunnel de serpent“
Abb. 23: „Le tunnel de serpent“
22
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
5.2.2 „La tour dansante“
Das „Tanzende Haus18“, das in der
tschechischen Hauptstadt Prag liegt und
zudem an eine Tänzerin mit gläsernem
Faltenrock erinnert, war ein weiteres
inspirierendes Werk, das ich im Laufe der
Zeit gefunden habe. Da Tanzen und
Musik eine grosse Leidenschaft von mir
sind, fiel mir sofort mein endloser faltiger
Ballettrock ein, mit dem ich mich durch
Abb. 24: Idee für „La tour dansante“
die ganze Wohnung in meiner Kindheit
im Kreis drehte und genau diese Idee
wollte ich umsetzen.
Zunächst benutze ich ein A4 Blatt Papier von 80g/m2 und teilte das Papier
linear
in
exakt
acht
grosse
Teilflächen auf. Die entstehenden
acht Teilflächen wurden mit einem
Winkel von 70° radial aufgeteilt.
Somit
entstanden
sechszehn
gleichgrosse rechtwinklige Dreiecke.
Später versuchte ich es zu einem
Spiralkörper zu falten. Die ersten
Versuche sind mir überhaupt nicht
gelungen, denn die Falten sind jedes Abb. 25: Vorgehensweise
Mal beim Drehen des Körpers
gerissen. Beim vierten Versuch erzeugte ich mein endgültiges Baumodell. Die
letzten Falten wurden aufeinander geklebt.
Beim Fotografieren versuchte ich die Dynamik des Drehens im Bild zu zeigen.
Daher fokussierte ich scharf auf die obere Hälfte meines Spiralkörpers und der
Hintergrund blieb verschwommen, damit das Rotieren zur Geltung kommt. Als
ich später die Fotos in Ruhe anschaute, wirkten diese mitreissend und
aufregend auf mich, nämlich als würde ich zu diesem Zeitpunkt die Rolle des
Modells tauschen und mich ununterbrochen drehen.
______________________________
18 Vgl.
Sehenswürdigkeiten in Prag : Das Tanzende Haus - Moderne Architektur http://www.europesightseeing.com/prag/Tanzende-Haus.html (Abruf 27.09.2014)
23
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
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Abb. 26: „La tour dansante“
24
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
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5.2.3 „Le vol sans escale“
Hier liess ich mich von meinem
Unterbewusstsein
leiten
und
probierte so wenig wie möglich
logisch zu denken. Das Stück
Papier teilte ich in exakt vier gleich
grosse Quadratflächen auf. Die
Position der Brüche zeichnete ich
mit einem Lineal vor. Das Erzeugen
der Muster war ein Spiel mit Papier
und Bleistift. Unerwartet bemerkte
Abb. 27: Vorgehensweise
ich eine regelmässige Anordnung
und Verdopplung meines Motivs. Allerdings war das Faltobjekt für meinen
Geschmack noch viel zu leer, doch als ich es plötzlich genauer anschaute,
kam ich auf die Idee beide Enden des Blatt Papiers zu einer ringförmigen Form
zu fusionieren.
Blitzartig erinnerten mich die entstandenen Faltlinien an kleine Flugzeuge. Alle
Flugzeuge zeigten in eine andere Richtung, aber alle hatten das gleiche Ziel:
Fliegen ohne Zwischenlandungen. Trotzdem wollte ich das Faltobjekt noch
attraktiver wirken lassen, also wendete ich es um 180°. Ich liess meine
Gedanken fliessen und dachte an meine vergangenen Schuljahren zurück.
Ohne eine kurze Verschnaufpause gingen diese schönen aber auch strengen
Jahre rassig an mir vorbei. Während dieser Zeit gab es keinen Zwischenstopp,
es bestand mehr aus vielen Höhen und Tiefen. Nun muss ich mich um meine
Zukunft kümmern und da stellte ich mir die Frage, wohin mich meine Reise
weiterhin führen wird.
Bei den ersten Bildaufnahmen waren die Falten, alias die kleinen Flugzeuge,
nicht übersichtlich. Als ich die Lampe westlich von meinen Faltobjekt stellte,
wirkte die Oberfläche des Baumodells dunkel und wärmer. Ausserdem
platzierte ich das Baumodell in zwei verschiedenen Stellungen, horizontal und
vertikal. Beim horizontalen Modell fielen viel mehr die kleinen Flieger auf, aber
beim Vertikalen waren die pyramidenförmigen Figuren zu sehen.
25
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
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Abb. 28: „Le vol sans escale“ vertikal
Abb. 29: „Le vol sans escale“ horizontal
26
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
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5.2.4 „Les cygnes paisibles ou sauvages“
Von Zeit zu Zeit interessierten mich die endgültigen Baumodelle weniger,
sondern vielmehr die Gestaltungswegen. Nun beschäftigten mich die
Verwandlungsfähigkeiten
meiner
räumlichen
Formen
oder
deren
Kombinationsmöglichkeiten. Trotzdem soll das Endprodukt lebendig
ausschauen. Mit lebendig meine ich, die Vielseitigkeit der abstrakten Kunst zu
veranschaulichen und sie zu uns anregen.
Diesmal war alles viel zu geplant und
überlegt und entsprach nicht meiner
Vorstellung der Spontaneität. Der
Tisch war leer, darauf kam eine
Kartonunterlage und an Werkzeuge
standen mir das Japanmesser, ein
Bleistift, der Zirkel, verschiedene
Massstäbe, ein Falzbein und mehrere
A6 Blätter von 130 g/m2 zur
Abb. 30: Vorgehensweise
Verfügung.
Ideenlos und verzweifelt sass ich vor dem
Schreibtisch. Mein Zimmer wirkte übrigens
auch düster und da ein guter Arbeitsplatz
gutes Licht verlangt, war hier Kunstlicht
notwendig. Plötzlich bemerkte ich etwas
Seltsames. Meine kleinen sechsseitigen
Spielwürfel traten am klarsten in der
anderen Ecke meines Zimmers hervor. Ohne
lange Überlegung fing ich an das Abb. 31: Idee für „Les cygnes paisibles ou
Würfelnetz auf dem A6 Blatt zu basteln. sauvages
Nach zwei identischen Würfeln mit senkrechten Kanten war es mir zu
langweilig geworden. Aus einem primitiven Einfall einen leicht schrägen
Würfel zu bauen, resultierte später mein Baumodell. Da ich keinen Rhombus
konstruieren wollte, blieben die vier Würfelseiten quadratisch und die anderen
zwei wurden zu Parallelogrammen. Die zwei rhombischen Seiten besassen in
allen fünf verschiedenen leicht schrägen Würfeln auch unterschiedliche
Winkelgrade. Weil ich von jeder Variante zwei gleiche Würfel bastelte,
entstand bei der Komposition meiner Elemente eine Symmetrieachse.
27
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Beim Fotografieren bemerkte ich, dass mein fertiges Baumodell zwei
Schwanenpaare, die in eine andere Richtung blicken, darstellt. Doch in kurzer
Zeit stellte ich fest, anstatt ein ruhiges, friedliches Faltobjekt, tendierte ich eher
auf ein freches und wildes Modell. Letztlich konnte ich mich von keinen von
beiden Werken trennen.
Abb. 32: „Les cygnes paisbiles“
28
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Abb. 33: „Les cygnes sauvages“
29
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
5.3 Polystyrol-Modellbau
5.3.1 „La maison tournante“
Die Idee zu diesem Werkprodukt hatte ich, als ich im
Internet über den italienischen-israelitischen Architekt
Daniel Fisher19 recherchierte. Zurzeit arbeitet er mit der
„Dynamic Architecture“, die futuristischen dynamischen
Wolkenkratzer in Grossstädten bauen wollen.
Abb. 34: Idee für „La
maison tournante
Aus dem Polystyrolplatten baute ich eifrig elf
treppenförmige Figuren, die alle gleich lang und breit
waren. Später stapelte ich sie aufeinander, so dass alle
abhängig voneinander um eine Mittelachse rotieren. Die
Schwierigkeit in diesem Modell war das Polystyrol zu
schneiden. Zwar waren die Platten nur vier Millimeter
dick, aber sie alle gleichmässig gerade zu schneiden mit
dem Japanmesser, gelang nicht immer.
Jede einzelne Treppenstufe erinnerte mich
an ein modernes Appartement. Nach
meiner Vorstellung ist die Lücke zwischen
zwei Treppenstufen, in diesem Sinn
zwischen den beiden Wohnungen, eine
gigantische Fensterscheibe, das einen
atemberaubenden Ausblick über einen
Nationalpark bietet, den man innen oder
aussen bewundern kann. Denn auch alle Abb. 35: Vorgehensweise
Appartements haben eine dreiecksförmige
Terrasse, ausser die der ersten und letzten Etage.
Die XPS-Platten hatten eine mintgrüne Farbe, die ich anfangs überhaupt nicht
mochte. Ich kaufte deshalb weisse Acrylfarbe und zwei Pinsel und wollte sie
anmalen. Doch zuerst machte ich Aufnahmen ohne mein Modell zu
bemalen. Beim Fotografieren bemerkte ich sofort, wie die zarte grüne Farbe
die Leichtigkeit des Bildes einzog. Faszinierend und erstaunt mit dem Ergebnis
kam das Anmalen gar nicht mehr in Frage.
____________________________
Vgl. Dynamic architecture: Dynamic architects & engineers
http://www.dynamicarchitecture.net/index.php?option=com_content&view=article&id=510&Itemid=70
&lang=eng (Abruf: 30.09.14)
19
30
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Abb. 36: „La maison tournante“
Magda Vieira
31
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
5.3.2 „Le pont blanc“
Nach einer über längere Zeit
anhaltenden
Beschäftigung
mit
eckigen und geraden Formen war
Abwechslung erwünscht. Nun wollte
ich Kreisformen und Rundungen in
Betracht ziehen und von der
moderne Architektur weg und mich
von der Antike inspirieren. Ohne
lange Überlegung erinnerte ich mich Abb. 37: Idee für „Le pont blanc“
an die Brücke „Ponte de Lima20“. Sie
überquert den Fluss „Rio de Lima“ und liegt im Norden Portugals, Viana do
Castelo. Allerdings wurde sie von den Römern im 14. Jahrhundert errichtet.
Aus der weissen Styroporplatte, die 50 Millimeter dick ist, schnitt ich ein grosses
Stück heraus. Zunächst bearbeitete
ich die Oberfläche dieses Stückes, da
die Bruchflächen porös sind. Dann
zeichnete ich drei Bogen, die alle mit
dem gleichen Abstand voneinander
entfernt sind. Einer der Bogen liegt
genau in der Mitte des Stückes und
hat den grössten Bogenumfang. Die
Pfeiler sind dick, daher sind die Bogen
etwas klein. Die Schwierigkeit bestand
Abb. 38: Vorgehensweise
darin
die
Bogen
mit
dem
Japanmesser nachzufahren und auszulochen, denn die Bogenfläche war viel
zu klein für mein Japanmesser. Zum Schluss bog ich auch die obige
Oberfläche des Stückes und malte alles noch zusätzlich mit weisser Acrylfarbe
an. Die normale Farbe des Styropors war blass und abstehend, nun mit der
weissen Acrylfarbe wirkte das fertige Baumodell viel authentischer und
kräftiger.
____________________________
Vgl: Antikefan.de: Brücke in Ponte de Lima
http://www.antikefan.de/staetten/portugal/lima/pontelima.html (Abruf: 07.10.14)
20
32
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Als Nächstes fotografierte ich mein Baumodell und gleich bei den ersten
Bildaufnahmen war ich sehr zufrieden. Da mein Werkprodukt mich sehr an
eine Steinbrücke erinnerte, kam mir spontan in den Sinn, das Baumodell in
Wasser einzulegen. Styropor hat eine geringe Dichte und saugt kein Wasser
auf. Im meinem Garten suchte ich zusätzlich nach grüne Gräser und auch
nach Steine für die Dekoration meiner Brücke, damit die Bildaufnahmen
realistischer wirken. Diese Bilder lösten eine bestimmte Natürlichkeit und
Beruhigung aus. Im Endeffekt war ich begeistert von den Fotos der leer
stehenden Brücke, aber auch von meiner Brücke über Wasser.
Abb. 39: „Le pont blanc“
33
Abb. 40: „Le pont blanc“ über Wasser
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
5.3.3 „Le quartier“
Die Gefahr in meiner praktischen Arbeit
war sich im Variieren zu verlieren, was
ein Abgleiten ins Quantitative bedeutet
hätte. Bisher habe ich in meiner Arbeit
nur Einzelfiguren kreiert. Nun war es
meine Absicht, aus vielen Einzelteilen,
eine bestimmte Figur anzufertigen und
somit ein räumliches Gebilde zu
entwickeln. Meine Inspiration waren die Abb. 41: Idee für „Le quartier“
Reihenhäuser, wie ihr Name schon bereits sagt, eine Reihe aus vielen
aneinander anschliessenden Häusern.
Am Anfang schnitt ich das Styropor in neun
verschiedene Dicken. Die grösste Dicke
wählte ich 50 Millimeter, also die
Originaldicke des gekauften Styropors. Für
mein erstes kleinstes Einzelteil mit 10
Millimeter Dicke entschied ich mich, ein
dreiseitiges Prisma zu schneiden. Das zweite
Einzelteil, das eine polyederförmige Form
Abb. 42: Vorgehensweise
hatte und 5 Millimeter dicker war, versuchte
ich mit der erste Figur zusammenzusetzen, wie zwei Puzzleteile. Die weiteren
polyederförmigen Stücke mit unterschiedlichen aufsteigenden Dicken wurden
angeschlossen. Die Formen der Polyeder bestimmte ich ganz spontan mit
einer Bedingung, dass schliesslich alle neun Elemente einen fast
geschlossenen Raum bilden müssen. Anschliessend leimte ich alle passenden
Stücke zusammen und malte mein Werkprodukt noch mit weisser Acrylfarbe
an, damit die Schnittstellen glatter wirkten.
Das Endprodukt erinnerte mich an ein kleines Quartier in einer Landstadt.
Jedes einzelne Einzelstück wäre eine Blockwohnung und zwischen den neun
Blockwohnungen hätte es ein grosser Garten mit viel Spielraum für die Kinder.
Um diese Idee zu verwirklichen, besorgte ich mir kleine grüne und graue
Steine. Die grünen Steine stellen die Wiese dar und die grauen Steine einen
Kiesweg für die Fussgänger dar. Um die Lage noch naturgetreu zu
veranschaulichen, beschaffte ich mir kleine Pflanzenstängel in meinem
Garten, die aussehen wie kleine Bäume. Zum Schluss fotografierte ich die
neun Blockwohnungen mit einer grossen Wiese, aber natürlich auch nur das
leere Baumodell, damit man die Oberfläche sowie die Rauminhalte besser
beobachten kann.
34
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Abb. 43: „Le quartier“
Abb. 44: „Le quartier“ mit Wiese
35
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
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5.4 Ton-Modellbau
5.4.1 „Le élastique”
Die Stabilität, Leichtigkeit und Grösse des weit ausgekrachten KKL Daches ist
bewundernswert. In meiner ersten Tonarbeit setzte ich mir das Ziel die Dünne
und Flexibilität meines Baumodelles zum Vorschein kommen lassen.
Am Anfang versuchte ich noch ein
weiteres Element zu tonen, das mein
gewünschtes Dach decken soll. Ein
weiteres Ziel von mir war, meine Arbeit mit
vollster Aufmerksamkeit und grösster
Beweglichkeit zu tonen, so dass meine
Phantasie nicht erlahmte. Ausserdem liess
ich keine einzige Möglichkeit ausser Acht,
Abb. 45: Vorgehensweise
auch wenn ich schon wusste, dass es
Abfälle geben würde. Unbewusst baute ich eine dünne, lange und schräge
Wand, die in der Mitte leicht nach rechts geneigt war. Als Nächstes tonte ich
eine 5 Millimeter dünne dreiecksförmige Wand, die mein Dach sein soll. Meine
Gedanken rasten weiter und ich konnte definitiv kein gespanntes und
gigantisches Dach auf mein Objekt konstruieren, denn es würde keinen Halt
haben. Sofort dachte ich mir, ich könnte das Dach von der oberen
Oberfläche meines Objektes bis zum Erdboden gleiten lassen und zusätzlich
soll es möglichst ein grosser Bogen enthalten, damit es meiner Idee der
Flexibilität entsprach. Da die dünne Wand und mein Objekt sich beim
Erdboden nicht berührten, tonte ich dazwischen noch ein kleiner 2 Millimeter
Boden.
Sobald man jetzt von der Seite ein Blick auf das Werkprodukt warf, sah man
einen dunklen, dreiecksförmigen und leicht geheimnisvollen Hohlraum. Nun
konnte ich in sein Inneres blicken und spürte die Dünne der Wandung sowie
die Verletzlichkeit des Objekts. Mein Endprodukt erinnert mich an einer
Eventhalle mit einer weiten grossen Terrasse, die mit einem gigantischen Dach
gedeckt ist.
Das Fotografieren war nicht einfach, denn es war meine Absicht, den
Hohlraum stark zu beleuchten und ins Zentrum zu stellen. Da veränderte ich
die Lichtbeleuchtung und nach zahlreichen geknipsten Fotos war ich
einigermassen zufrieden.
36
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
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Abb. 46: „Le élastique“
37
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
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5.4.2 „Les tulipes“
Meine Lieblingsjahreszeit ist Frühling, nicht
nur weil ich dann Geburtstag habe,
sondern auch weil die Blumen wieder
Farben ins Leben bringen nach langen
und kalten Wintermonaten. Die Blumen
verbreiten Heiterkeit und Frische und da
inspirierte ich mich für die nächste
Tonarbeit mit Tulpen. Daher war mir
wichtig, diese nicht so abstrakt zu
Abb. 47: Idee für „Les tulipes“
modellieren, dass sie alles Blumenhafte
verlieren, aber es sollte auch nicht in den Kitsch abgleiten.
Als aller erstes begann ich einen
ovalen Grundboden zu tonen. Mit
einem Zirkel nachgezeichnet, bohrte
ich zwei Kreise mit unterschiedlichen
Durchmessern von 35 und 50
Millimeter, damit ich später meine
zwei
architektonischen
Tulpen
„anpflanzen“ kann. Anschliessend
wurden
sechs
unterschiedliche
Polyedern
modelliert,
die
die Abb. 48: Vorgehensweise
Tulpenblüten darstellen sollen. Nun
entstand ein grosser Spielraum für Vorstellungskraft und Phantasie, wie die
Polyeder im Kreisloch hingestellt werden. In jedem Kreisloch waren drei
Verschiedene. Die eine Tulpe hat drei Polyederstücke, die so
zusammenkombiniert werden, dass ihre Blüten noch zu sind. Bei der kleineren
Tulpe achtete ich dabei auch darauf, alle drei Stücke miteinander zu
verbinden. Doch bei diesen entschied ich mich ihre Blüten ein bisschen offen
zu lassen.
Meine Tonarbeiten liess ich immer zwei bis drei Tage trocknen, damit die
Oberfläche hart und stabil wurde für die Fotografien. Ausserdem hätte ich
meine Modelle eine Woche abtrocknen lassen, hätte sich die Tonfarbe in
Grauton verändert. Aber ich mochte die dunkelbraune frische Tonfarbe, da
der Braunton intensiv, lebendig und warm für die Fotos wirkte. Beim
Fotografieren machte ich mir Gedanken, wo ich nur mein Bauwerk auf der
Welt platzieren würde. Nach lauter Auswahl von vielen attraktiven Städten
konnte ich mich nicht für keine entscheiden, stattdessen stellte ich mir das
Bauwerk als ein elegantes Opernhaus mit gigantischen Räumen vor.
38
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
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Abb. 49: „Les tulipes“
39
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
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6. Reflexion der Arbeit
Im Verlauf des Jahres gibt es ein Wort, das wie ein roter Faden immer wieder
im Vordergrund stand, die Architektur. Auf meinen Reisen war es plötzlich
unmöglich, durch die Strassen zu laufen, ohne einen scharfen Blick auf eine
prachtvolle Kathedrale, mittelalterliche Brücke oder ein hohes Gebäude zu
werfen. Plötzlich bestaunte ich nicht nur die Höhe oder die Kombination der
Farben eines Bauwerks, sondern auch seine Dynamik, Flexibilität und seine
Feinstrukturen. Aber nun stand ich vor einem Problem: Da ich so viele Ideen
habe, welcher soll ich in meiner praktischen Arbeit Vorrang geben? Deshalb
fiel es mir sehr schwer und es war eine grosse Herausforderung, anfangs
meine Ideen in meiner praktischen Arbeit umzusetzen. Das leere Blatt Papier
oder die grosse Styroporplatte wirkten beängstigend und ich brauchte etwas
Mut, um den ersten Schritt zu wagen. Doch glücklicherweise steigerte sich
meine Motivation bei jedem weiteren Baumodell und ich versuchte vom
angestrebten Ziel weg zu blicken, in andere Richtungen und immer auf dem
Sprung etwas Neues zu entdecken.
Wenn ich meine Baumodelle nach Feinheit ordnen müsste, wäre das
Erstplazierte „Le tunnel de serpent“. Doch beachte ich die Konkretheit und
Eleganz zusätzlich, würde „La tour dansante“ den ersten Platz einnehmen.
Meiner Meinung nach besitzen alle Werke unterschiedliche wertvolle
Eigenschaften und alle sind kreativ geworden. Doch schaue ich alle meine
Werke mit einem kritischen Auge an, fällt mir sofort auf, dass meine
Tonarbeiten keine glatten getonten Flächen haben. Anderseits hätte ich der
Tonbaumodelle mehr Zeit gewidmet, wäre sie wohl möglich detaillierter
geworden, mit dem Risiko, sehr ins Naturalistische zu geraten und gleichzeitig
das Abstrakte verlieren.
Dennoch bleibt ein positives Grundgefühl in Bezug auf meine neuen
Erfahrungen mit den Materialien und Modellieren, an die ich in Zukunft
weiterhin anknüpfen möchte.
40
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
7. Schlusswort
Lange Zeit befürchtete ich, dass ich nie so viele Werke konstruieren könnte.
Zwar galt mein Interesse vor allem dem Qualitativen. Da meine fertigen
Resultate mir noch nicht genügten, erstellte ich noch zusätzlich ein Fotobuch
mit 26 Bilderseiten von allen Werken. Ausserdem wollte ich mit diesem Buch,
die Wichtigkeit des Modellierens in der Architektur vermitteln, denn wir
werden jeden Tag in unserer natürlichen Umwelt mit Architektur,
hauptsächlich mit Gebäuden konfrontiert. Was mir aber bei meinen Werken
aufgefallen ist, ist dass die Leute es erst richtig wahrnehmen, wenn sie eine
gewisse Dynamik im Objekt finden. Interessant wäre jetzt in einer anderen
Maturaarbeit zu sehen, wie die menschlichen Wahrnehmungen auf meine
Werke wirkten.
Schliesslich bin ich mit dem Resultat meiner Maturaarbeit zufrieden. Ich wage
sogar zu behaupten, dass durch meine Werke mein Selbstbewusstsein
gewachsen ist, denn ich kann mich nun schneller und lockerer mit einem
Problem auseinandersetzen.
41
Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
8. Quellenverzeichnis
Literatur:
Bonet, Llorenç (2002) Jean Nouvel. Arab World Institute. teNeues. Düsseldorf.
Bühlmann Karl/Mazenauer Beat (1998) Kultur- und Kongresszentrum Luzern : die
Geschichte seines Werdens, die Zukunft seiner Idee. Chronologie der Ereignisse.
Zürcher Druck und Verlag. Rotkreuz.
Internet:
Antikefan.de: Brücke in Ponte de Lima
http://www.antikefan.de/staetten/portugal/lima/pontelima.html (Abruf: 07.10.14)
Architekturkunstmensch.de: Architektur und Kunst – Zusammenhang und
Abgrenzung
http://architekturkunstmensch.de (Abruf: 12.07.2014)
Baunetz Wissen: Extrudiertes Polystyrol (XPS)
http://www.baunetzwissen.de/standardartikel/Daemmstoffe_Extrudiertes-PolystyrolXPS-_152204.html (Abruf 27.09.2014)
Dynamic architecture: Dynamic architects & engineers
http://www.dynamicarchitecture.net/index.php?option=com_content&view=article
&id=510&Itemid=70&lang=eng (Abruf: 30.09.14)
Energieheld: Styropor / EPS
http://www.energieheld.de/daemmung/daemmstoffe/styropor-eps
(Abruf 27.09.2014)
KKL Luzern: Geschichte
http://kklluzern.ch/navigation/top_nav_items/KKL/ueber_uns/geschichte/default.htm
(Abruf: 16.07.2014)
KKL Luzern : Architektur
http://www.kkl-luzern.ch/boxalino/files/BXDownloadFiles1524fileLX01.pdf
(Abruf 20.7.2014)
KKL Luzern : Dach
http://www.kkl-luzern.ch/boxalino/files/BXDownloadFiles1011fileLX01.pdf
(Abruf 20.7.2014)
KKL Luzern : Medien
http://www.kkl-luzern.ch/de/medien/medieninformationen/kkl-dachkorrekturarbeiten-abgeschlossen(Abruf 20.08.2014)
42
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KKL Luzern: Medieninformation
http://www.kklluzern.ch/fileadmin/customer/Beispielbilder/Medieninformation/M_Mediendokument
ation_KKL_Luzern_deutsch_130719_mbi_neu.pdf (Abruf 13.10.2014)
NZZ: Fondation Cartier – Ein magisches Monument in Paris
http://www.nzz.ch/aktuell/panorama/ein-magisches-monument-in-paris-1.18300465
(Abruf: 14.07.2014)
NZZ: KKL Luzern - Visionäre, Spenden und Streben nach Konsens
http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/article9PCRL-1.274208 (Abruf; 16.07.2014)
Wikipedia: Architektur
http://de.wikipedia.org/wiki/Architektur (Abruf: 12.07.2014)
Wikipedia: Aussenraum
http://de.wikipedia.org/wiki/Aussenraum (Abruf: 12.07.2014)
Wikipedia: Innenraum
http://de.wikipedia.org/wiki/Innenraum (Abruf: 12.07.2014)
Wikipedia: Jean Nouvel
http://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Nouvel (Abruf: 13.07.2014)
Wikipedia: Opéra National de Lyon
http://de.wikipedia.org/wiki/Opéra_National_de_Lyon (Abruf 15.07.2014)
Wikipedia: Pritzker-Architektur-Preis
http://de.wikipedia.org/wiki/Pritzker-Architektur-Preis (Abruf: 13.07.2014)
Wikipedia: Ton (Bodenart)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ton_(Bodenart) (Abruf 27.09.2014)
Abbildungsverzeichnis:
Titelbild: eigene Fotografie
Abb. 1: Jean Nouvel http://www.jamesbort.com/2010/08/jean-nouvel/
Abb. 2: Institut du monde arabe
http://www.everystockphoto.com/photo.php?imageId=668928
Abb. 3: Institut du monde arabe
http://moreaedesign.wordpress.com/2012/09/14/more-about-institut-du-mondearabe-paris-france/
Abb. 4: Fondation Cartier http://fondation.cartier.com/#/en/artcontemporain/88/the-foundation/128/261-bvd-raspail-paris/129/the-building/
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Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
Abb. 5: Oper von Lyon http://fr.wikipedia.org/wiki/Op%C3%A9ra_de_Lyon
Abb. 6: Oper von Lyon http://www.luxushotellyon.de/actualite/5/opera-de-lyon
Abb. 7: Oper von Lyon http://fr.wikipedia.org/wiki/Op%C3%A9ra_de_Lyon
Abb. 8-13: eigene Fotografien
Abb. 14: KKL Konzertsaal http://www.obrassoconcerts.ch/veranstaltungsorte/kklluzern-konzertsaal/
Abb.15-19: eigene Fotografien
Abb. 20: KKL Dach
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/lu/luzern/KKL-Dach-stelltSicherheitsrisiko-dar;art92,301701,C::KKL-Dach-ist-fertig;cme110936,617907
Abb. 21: eigene Fotografie
Abb. 22: Python http://www.pythonchallenge.org/
Abb. 23: eigene Fotografie
Abb. 24: Tanzendes Haus http://just-like.club/page/news/tanzendes-haus-prag
Abb. 24-33: eigene Fotografien
Abb. 34: Dynamic Tower
http://www.dynamicarchitecture.net/index.php?option=com_content&view=article
&id=7%3Auae&catid=6%3Adynamic-projects&Itemid=15&lang=eng
Abb. 35, 36: eigene Fotografien
Abb. 37: Ponte de Lima http://www.all-about-portugal.com/ponte-de-lima-theoldest-portuguese-village/
Abb. 38, 39,40: eigene Fotografien
Abb. 41: Reihenhaus http://www.schoener-wohnen.de/bauen/94535-reihenhausund-reihenhaeuser.html
Abb. 42-46: eigene Fotografien
Abb. 47: Tulpen http://www.slr-foto.de/galerie-pflanzen/pflanzen_29.htm
Abb. 48, 49: eigene Fotografien
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Maturaarbeit 2014 : Architektur – Raum und Material
Magda Vieira
9. Eigenständigkeitserklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur unter
Benutzung der angegebenen Quellen verfasst habe und ich auf eine
eventuelle Mithilfe Dritter in der Arbeit ausdrücklich hinweise.
Ort und Datum: _____________________
Unterschrift: ________________________
Magda Vieira
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