Pressebrief Dezember 2014 zum

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13. November 2014
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich laden wir Sie zu der nächsten Premiere am Schauspielhaus Bochum ein, „Blaubart – Hoffnung der Frauen“ von
Dea Loher, am 18. Dezember im Theater Unten.
Der Blaubart-Stoff steht in einer langen Tradition. Erstmals tauchte er im 6. Jahrhundert unter dem Titel „Legende des
heiligen Gildas“ auf. Es ist die Geschichte von Count Conomor, der seinen Frauen öffentlich die Kehle durchschnitt, wenn
sie schwanger wurden. Die älteste schriftlich belegte neuere Version des Stoffes, die den Blaubart-Mythos, wie man ihn heute
kennt, begründet, ist die Version von Charles Perrault aus dem Jahr 1697. Darin tötet Blaubart seine Frauen, wenn sie aus
Neugier eine verbotene Tür öffnen. Diese Version des Stoffes ist Ausgangspunkt für vielfältige Adaptionen in der Literatur,
im Opernbereich bis hin zum Tanztheater Pina Bauschs geworden.
Dea Lohers Fassung, die 1997 entstand, ist ein Stück über Sehnsüchte, über Projektionsflächen und die Suche nach dem
Absoluten. Heinrich, die Blaubartfigur, ist eine ideale Projektionsfläche. Die perfekte Leerstelle, das Ideal aller Frauen, in
dem sie ihren idealen Gegenpart vermuten. Anders als der klassische Blaubart ist Heinrich Damenschuhverkäufer,
unverheiratet und passiv – ein neues Blaubartbild. Der Name Heinrich verweist auf Heinrich VIII., der sechs Mal verheiratet
war, sich zwei Mal scheiden und zwei seiner Frauen hinrichten ließ. Einzig eine Blinde kreuzt immer wieder Heinrich
Blaubarts Weg: Sie erkennt ihn und seine unglückliche Beziehung zur Frauenwelt besser als alle anderen.
Dea Loher (*1964) gehört zu den bedeutendsten deutschen Gegenwartsdramatikerinnen. Ihre Theaterstücke kreisen um die
Themenkomplexe Gewalt, Schuld, Verrat, Freiheit und Scheitern. Ihre Stücke werden in Frankreich ebenso wie in Polen und
Lateinamerika gespielt. Für ihr literarisches Schaffen erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen: Royal Court Theatre
Playwrights Award (1992), Nachwuchsdramatikerin des Jahres in „Theater heute“ (1993, 1994), Mülheimer
Dramatikerpreis (1998 für „Adam Geist“, 2008 für „Das letzte Feuer“), Publikumspreis der Mülheimer Theatertage für
„Diebe“ (2010). Aktuell ist Dea Loher Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim.
Inszeniert wird „Blaubart – Hoffnung der Frauen“ von Selen Kara, die sich mit ihre erste Regiearbeit dem Publikum
vorstellt. Zuvor hat sie zweieinhalb Jahre als Regieassistentin am Schauspielhaus Bochum gearbeitet. In der Rolle des
Heinrich Blaubart wird Marco Massafra zu sehen sein, als Blinde Sabine Osthoff sowie in den Rollen von sechs weiteren
Frauen Sarah Grunert.
Vorschau Januar 2015: Zu Jahresbeginn haben gleich vier Produktionen Premiere: Im Rahmen unserer Kooperation mit
Pottporus/Renegade „Renegade in Residence“ bringt der Theater- und Filmregisseur Neco Çelik am 10. Januar ein neues
Tanztheater-Stück unter dem Titel „Ruhm“ in den Kammerspielen zur Uraufführung. Am 14. Januar ist die nächste Premiere
von Junges Schauspielhaus Leiterin Martina van Boxen, sie setzt Peter Høegs „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“ in
Szene und am 31. Januar hat eine neue Shakespeare-Inszenierung Premiere im Schauspielhaus: Lukas Langhoff inszeniert
„Viel Lärm um Nichts“. Außerdem zeigen wir als Austauschproduktion mit dem Staatsschauspiel Stuttgart David Böschs
Inszenierung „Zerbombt“ von Sarah Kane mit Maja Beckmann in der Hauptrolle (Bochumer Premiere am 22. Januar in den
Kammerspielen). Weitere Infos zu den Januar-Premieren folgen im nächsten Pressebrief.
Lassen Sie uns gern wissen, ob Sie zu unseren Premieren kommen. Wir würden uns freuen, Sie am jeweiligen
Premierenabend begrüßen zu dürfen!
Herzliche Grüße
Anstalt des öffentlichen Rechts – Königsallee 15 – 44789 Bochum – www.schauspielhausbochum.de – Christine Hoenmanns –
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – Tel.: 0234 / 33 33 55 23 oder – Fax: 0234 / 33 33 54 37 – [email protected]
Das Schauspielhaus Bochum ist Mitglied der Union des Théâtres de l’Europe (UTE)
BLAUBART – HOFFNUNG DER FRAUEN
von Dea Loher
Blaubart ist der Mann, der die Frauen tötet, wenn sie heimlich eine verbotene Tür öffnen. In Perraults
Märchen von 1697 ist er ein Patriarch, der mittels Verbot und Kontrolle herrscht. Dea Loher tituliert
ihren Blaubart als „Hoffnung der Frauen“. Er ist Schuhverkäufer und mit der Liebe kaum vertraut.
Dies prädestiniert ihn für vielfältige Projektionen der Frauenwelt. Er ist die perfekte Leerstelle. Julia,
die ihn nur wenige Stunden kennt, gesteht ihm, ihn über alle Maßen zu lieben und ihm bis zu ihrem
Tod treu zu sein. Dann begeht sie Selbstmord. Julias überbordende Liebe wird zu einem Ideal, das
Blaubart in allen anderen Frauen suchen muss. Doch schneller als er suchen kann, finden ihn die
Frauen. Sie überfordern ihn mit ihrem Wunsch nach Nähe, dem er sich nur auf radikalste Weise
entziehen kann. Einzig eine Blinde kreuzt immer wieder seinen Weg: Sie erkennt ihn besser als alle
anderen.
Regie: Selen Kara / Bühne: Lydia Merkel / Kostüme: Emir Medic / Musik: Torsten Kindermann /
Dramaturgie: Annelie Mattheis
Mit: Sarah Grunert (Frau), Marco Massafra (Blaubart), Sabine Osthoff (Die Blinde)
Premiere am 18. Dezember im Theater Unten
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