S SWR-Fernsehen Kaffee oder Tee 76522 Baden-Baden Servicezeit Essen und Trinken: Ostergebäck aus Osteuropa und vom Balkan von Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer Sendung vom 10.04.2017 (ESD beim WDR am 23.03.2013) Ostergebäck aus Osteuropa Festliches Gebäck – süß und herzhaft Nirgendwo ist Ostern so wichtig wie in den Ländern Osteuropas. Frühlingsbeginn, das Erwachen der Natur und die Auferstehung Jesu, das feiert man in katholischen Ländern wie Polen ebenso groß wie im orthodoxen Griechenland. Dort haben sich ganz besondere Traditionen entwickelt. So gehören auf alle Fälle ganz spezielle Backwaren dazu, oft sehr kunstvoll geformt und reich dekoriert. Und weil man sich für das Frühstück am Ostersonntag vielerorts seine Prachtstücke vom Priester segnen lässt, legt man seinen ganzen Ehrgeiz hinein, das schönste, prunkvollste und großartigste Gebildbrot herzustellen. Aber es gibt gottlob auch einfache Rezepturen, die sich leicht nachmachen lassen. Polnisches Ostergebäck (Mazurek) Der Mazurek gehört in Polen zu Ostern wie bei uns die Ostereier. Allerdings kann er so unterschiedlich aussehen, dass man ihn womöglich gar nicht wiedererkennt. Immer ist jedoch ein Mürbteigboden die Grundlage. Darauf wird Konfitüre oder eine Creme, mal aus Schokolade, mal aus Mohn oder Quark, gestrichen. Darüber kann man nochmal einen Teigdeckel geben, oder auch nur ein Teiggitter, wie bei der Linzertorte. Und manchmal wird das Ganze mit einem dekorativen Teigrand in Art einer Krone gesäumt und ein zweites Mal gebacken. Wir haben einige Mazureks ausprobiert, und uns hat diese Version am besten geschmeckt. Für den Mürbteig werden die Zutaten ausnahmsweise nicht einfach zusammengeknetet, sondern Butter und Zucker rührt man erst einmal schaumig. Weil kein Ei hineinkommt, wird er besonders krumig und mürbe. Zutaten für einen Kuchen von 25 x 30 Zentimeter: Für den Mürbteig: 150 g Butter 50 g Puderzucker 200 g Mehl 1 Prise Salz © WDR Köln 23. März 2013 Seite 2 von 6 Für den Belag: 150 g weiße Schokolade 100 g Crème double 100 g getrocknete Aprikosen ⅛ l Apfelsaft 100 g Mandelblättchen 2 EL Zucker 200 g Himbeer-, Aprikosen- oder Erdbeerkonfitüre evtl. 3 EL Puderzucker zum Bestäuben Zimmerwarme Butter und Puderzucker in einer Schüssel mit dem Handrührer schaumig schlagen. Mehl durch ein Sieb hinzufügen, ebenso die Salzprise. Alles rasch miteinander zu einem glatten Teig kneten. Zu einer Kugel formen, in einen Gefrierbeutel stecken und eine halbe Stunde kalt stellen. Die Schokolade grob hacken, mit der Crème double in einen Topf geben und bei milder Temperatur schmelzen, dabei immer wieder mit einem hitzebeständigen Gummischaber rühren, damit nichts ansetzt. Die Aprikosen fein hacken, mit dem erhitzten Apfelsaft übergießen und einweichen. Den Teig auf der bemehlten Arbeitsfläche oder besser noch direkt auf dem mit Mehl bestäubten Backpapier dünn ausrollen. Auf das Backblech ziehen und im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad Celsius Heißluft (200 Grad Celsius Ober- und Unterhitze) etwa 15 Minuten hellblond backen. Mit dem Papier auf ein Kuchengitter ziehen und abkühlen lassen. Die Mandeln in einer beschichteten Pfanne ohne jede Zugabe von Fett rösten, bis sie golden sind und duften, dabei immer wieder die Pfanne schwenken, damit sie nicht zu dunkel bräunen. Den Zucker darüber streuen und durch Schwenken der Pfanne mit den inzwischen heißen Mandelblättchen mischen. Er soll karamellisieren, aber darf natürlich nicht verbrennen. Die goldenen Mandelblättchen mit der Schokocreme mischen. Die inzwischen eingeweichten Aprikosen ohne überschüssigen Saft ebenfalls untermischen. Den abgekühlten Boden mit Marmelade bestreichen. Darauf die Mandelmischung verteilen. Mit einer Palette schön glatt streichen, dabei darauf achten, dass der Teigboden bis an den Rand gleichmäßig bedeckt ist. Mindestens zwei, drei Stunden kalt stellen. Besser noch über Nacht. Zum Servieren in Schnitten, Rauten oder Quadrate schneiden und nach Gusto noch mit Puderzucker bestäuben. Getränk: Kaffee. Russischer Kulitsch Das russische Osterbrot gehört einfach auf den österlichen Frühstückstisch: Es ist bunt, steckt voller kandierter Früchte, Rosinen und Nüsse und trägt einen dicken, weißen Zuckerguss, der ebenfalls kunterbunt verziert wird. Um die typische turmartige runde Form mit dem pilzähnlichen Hut, der entsteht, weil der Teig beim Backen überquillt, zu erhalten, braucht man eine schmale, hohe, runde Form – es kann auch eine große Konservendose sein. Oder man nimmt einen schmalen, hohen Topf. Für eine runde Backform (15 Zentimeter Durchmesser und 9 Zentimeter Höhe oder 1,5 Liter Inhalt): 500 g Mehl ½ Würfel Hefe ⅛ l Milch 100 g Zucker 10 Safranfäden © WDR Köln 23. März 2013 Seite 3 von 6 4-5 EL Rum oder Cognac 2 Eier 1 Prise Salz Schale einer Zitrone ½ TL gemahlener Kardamom etwas Macis und Muskat 120 g Butter 75 g Rosinen 50 g kandierte Früchte ½ TL Vanille-Extrakt (oder 1 Tütchen Vanillezucker) 50 g Mandelstifte Für den Guss: 250 g Puderzucker 3-4 EL Zitronensaft kandierte Früchte Rosenblätter oder Veilchen geschälte Mandeln Pinienkerne Pistazien Für den Teig das Mehl durch ein feines Sieb in die Waage schütten, erst dann in die Küchenmaschine füllen. Das Sieben ist wichtig, damit Sauerstoff in den Teig gelangt, so wird er schön locker und bekommt feine Poren. Die Hefe in einer Tasse mit der Hälfte der lauwarmen Milch auflösen, einen Teelöffel Zucker hinzufügen, mit Schwung ins Mehl schütten und zugedeckt zehn Minuten gehen lassen. Dann haben sich Blasen gebildet, die anzeigen, dass die Hefe ihre Arbeit aufgenommen hat. Den Safran in etwas Rum auflösen. In der Zwischenzeit die Eier mit dem Handrührer dick und cremig schlagen, dabei den Zucker langsam hinzurieseln lassen, Salzprise, geriebene Zitronenschale, Kardamom und Macis mit Muskat hinzufügen. Auch die zimmerwarme Butter in Flöckchen sowie den Safran einarbeiten („Safran macht den Kuchen gel“). Diese Masse zum Mehl in die Küchenmaschine geben und jetzt auf langsamer Geschwindigkeit zu einem weichen Teig rühren, wenn nötig die restliche Milch hinzufügen. Falls der Teig zu weich sein sollte, noch etwas Mehl unterkneten. Er soll allerdings nicht zu fest werden. Den Teig auf die Arbeitsfläche heben, mit bemehlten Händen nochmals durchwalken, dann in einer mit Mehl ausgestäubten Schüssel zugedeckt eine Stunde gehen lassen. Unterdessen die kandierten Früchte mit den Rosinen in einer Schüssel mischen, mit Rum oder Cognac tränken, mit Vanille würzen und durchziehen lassen. Die Mandelstifte in einer trockenen Pfanne rösten. Den Teig auf der Arbeitsfläche erneut durchkneten, flach drücken, die Früchte und Nüsse darauf verteilen und einarbeiten. Eine oder mehrere geeignete Formen mit Backpapier auskleiden. Den Teig einfüllen – er darf die Form nur zu zwei Dritteln ausfüllen. Im vorgeheizten Ofen nicht zu heiß backen: Heißluft 150 Grad Celsius, Ober- und Unterhitze 170 Grad Celsius. Je nach Größe der Form für circa 55 bis 70 Minuten backen (Stäbchenprobe). Nach einer halben Stunde die Oberseite mit Milch einpinseln – das sorgt für eine schöne Farbe. Sollte die Oberfläche, die pilzartig überquillt, sich vorzeitig dunkel färben, mit Alufolie abdecken. Den Kulitsch aus der Form holen – was dank des Backpapiers leicht gehen müsste – und auf der Seite liegend auf einem Kuchengitter auskühlen lassen. Anschließend kommt Zuckerguss darauf. Dafür den Puderzucker mit Zitronensaft anrühren; dabei den Saft sehr vorsichtig dosieren, man braucht nicht viel, um den Guss dickflüssig zu bekommen. Dick auf den Kulitsch auftragen, er darf an den Seiten dekorativ heruntertropfen. Noch bevor der Guss fest wird, die Oberfläche mit kandierten Früchten, Nüssen und Mandeln verzieren. Nach Belieben kann man den Kulitsch auch mit kandierten Blüten dekorieren. Getränk: entweder Kaffee oder Tee, wie man ihn in Russland serviert: als starkes Konzentrat, von dem man sich die entsprechende Menge in die Teetasse gießt und dann aus dem Samowar, in dem das Wasser heiß gehalten wird, bis zur Trinkstärke verdünnt. Gesüßt wird übrigens nicht mit Zucker, sondern mit Kirschkonfitüre. Vom Balkan: Österliche Mohntorte Mohn ist eigentlich überall in Osteuropa eine beliebte Zutat. Ein Kuchen mit einer saftigen Mohnfüllung gehört auf dem Balkan vielerorts dazu. Zutaten für eine Springform von 22 Zentimetern Durchmesser: Für den Mürbteig: 200 g Mehl 100 g Butter 1 Ei 1 Salzprise 60 g Zucker Für die Füllung: 400 g Mohn ¼ l Milch 5 Eier 100 g Butter 3 EL Zucker 1 Salzprise 2 EL Orangen- oder Zitronenlikör etwas Zitronenschale 3 EL Semmelbrösel 100 g geriebene Nüsse (Walnüsse oder Haselnüsse) 2 säuerliche Äpfel (zum Beispiel Boskoop) Butter für die Form Außerdem: 250 g Puderzucker 3 EL Rum und/oder Zitronensaft 3 EL heißes Wasser Zuckerostereier für die Dekoration Für diese Art des Mürbteigs werden die Zutaten geknetet – mit kühlen Händen und zügig. Zu einer Kugel formen und in einem Gefrierbeutel vor dem Austrocknen geschützt eine halbe Stunde kalt stellen. In der Zwischenzeit den Mohn mahlen. Dann in einer Schüssel mit kochender Milch tränken. Tipp: In manchen Geschäften steht eine entsprechende elektrische Mühle zum Mahlen des Mohns. In diesem Fall den gemahlenen Mohn, falls man ihn nicht sofort verarbeiten will, in einer Plastiktüte einfrieren. Er wird schnell ranzig. Ansonsten im elektrischen Zerhacker zerkleinern, dabei geduldig sein und nicht zu früh aufgeben. Der Mohn muss duftig und flockig wirken, er darf nicht mehr grau und körnig aussehen. Für die Füllung die Eier trennen. Die zimmerwarme Butter mit Zucker und einer Salzprise zur dicken hellen Creme schlagen, dann nach und nach einzeln die Eigelb unterrühren. Den Likör und die geriebene Zitronenschale einarbeiten, dann schließlich auch den Mohn, die Semmelbrösel, die Nüsse sowie die geriebenen Äpfel untermischen. Diese möglichst ganz zum Schluss erst reiben, damit sie sich nicht verfärben. Die Äpfel werden mit der Schale gerieben, jedoch ohne Kerngehäuse. Einfach rund ums Kerngehäuse raffeln, bis nur noch der Butzen übrig bleibt. Am Ende das Eiweiß steif schlagen und vorsichtig unter die Mohnmasse heben. Den Boden der Springform mit Backpapier überziehen. Den Rand mit Butter einfetten. Den Mürbteig dünn ausrollen und die Backform damit auslegen. Die Mohnfüllung auf diesem Mürbeteigboden verteilen, dabei an der Form rütteln, damit sie sich gleichmäßig verteilt. Bei 160 Grad Celsius Heißluft (180 Grad Celsius Ober- und Unterhitze) etwa eine Stunde backen. Auskühlen lassen und mit einer Palette auf ein Kuchengitter setzen. Für den Guss den Puderzucker mit Rum, Zitronensaft und einem guten Schuss heißem Wasser glatt rühren. Auf die Mitte der Kuchenoberfläche gießen und mit der Palette vorsichtig verteilen, auch den Rand damit überziehen. In den gerade noch ein wenig feuchten Guss zur Deko rundum Ostereier aus Zucker setzen. Getränk: ein fruchtiger Riesling, das darf hier ruhig eine süße Spät- oder Auslese sein. Oder ein Samos – ein griechischer Muskateller von der gleichnamigen Insel. Das ist ein kräftiger Likörwein von goldgelber Farbe. Aus Griechenland: Spanakopita (Spinatpastete) Es muss nicht alles süß sein, was zu Ostern passt – die Lust auf Herzhaftes stellt sich nur allzu bald ein, wenn man genug Süßigkeiten gekostet hat. Und dann ist diese Spinatpastete genau das Richtige. Zutaten für vier bis sechs Personen: 1 Paket Filoteig (circa 15 Blätter) 1 kg Blattspinat (oder 2 Pakete Tiefkühlspinat à 450 g) 1 große Zwiebel 3-4 Knoblauchzehen 2 EL Olivenöl 1 Chilischote (nach Geschmack) Salz Pfeffer Muskat etwas geriebene Zitronenschale 1 Prise Fenchelblüten (gibt es in Gewürzläden) eventuell scharfe Würzmischung aus Martinique und Fatali 100 g Frischkäse 250 g Fetakäse 4 Eier circa 100 g Butter ⅛ l Milch Den Teig rechtzeitig aus dem Kühlschrank nehmen, damit er Zimmertemperatur erreichen kann. Den Spinat verlesen, entstielen und mehrmals gründlich waschen. Dann in reichlich Salzwasser blanchieren und in kaltem Wasser abschrecken. Tiefkühlspinat auftauen. Zwiebel und Knoblauch fein würfeln, im heißen Öl andünsten, aber nicht bräunen. Die Chilischote entkernen, fein würfeln und mitdünsten. Den ausgedrückten, grob gehackten Spinat untermischen. Mit Salz, Pfeffer, Muskat, Fenchelblüte, Zitronenschale und der scharfen Würzmischung kräftig würzen. Den Frischkäse unterrühren, ebenso den zerkrümelten Feta. Schließlich auch die Eier unter die Masse arbeiten und alles nochmals kräftig abschmecken. Eine feuerfeste, eckige Form mit Butter ausstreichen. Ein Filoteigblatt auslegen, mit Milch einpinseln, darauf einen Teil der Füllung verstreichen, mit einem weiteren Filoteigblatt bedecken. Dieses mit Milch einpinseln und mit einigen Klecksen flüssiger Butter benetzen. Wieder Füllung darauf verteilen, wieder ein Teigblatt. Immer weiter stapeln, bis alles aufgebraucht ist. Den Abschluss bildet eine Lage Filoteig, die zuerst mit Milch eingepinselt und anschließend mit etwas zerlassener Butter bestrichen wird. Tipp: Die Oberfläche beim obersten Teigblatt mit einem scharfen Messer so einritzen, wie man später Portionsstücke schneiden will. Auch diese Fläche wieder mit Milch einpinseln und dieses Mal mit Butterflöckchen besetzen. Bei 160 Grad Celsius Heißluft (180 Grad Celsius Ober- und Unterhitze) etwa 45 Minuten backen, bis der Teigdeckel appetitlich gebräunt ist und die Pastete brodelt. Beilage: ein knackiger Salat aus Fenchel, Endivie oder Löwenzahn. Getränk: ein herzhafter, saftiger Weißwein, zum Beispiel ein Falanghina aus Süditalien – eine alte Rebsorte aus Kampanien. Ein deutscher Weißburgunder ginge auch.