2. Wirtschaftskreislauf und Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Kromphardt, Teil B Blanchard / Illing, Kapitel 2 – 3.1 Frenkel, Michael, und Klaus Dieter John (2011), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 7. Aufl., Vahlen, München. Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 1 Gliederung 2.1 Wirtschaftskreislauf 2.2 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung 2.3 Nominales vs. reales Bruttoinlandsprodukt 2.4 Inflationsrate Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 2 2.1 Wirtschaftskreislauf Die Ausgaben eines Wirtschaftssubjekts sind Einnahmen eines anderen. Produzierte Konsumgüter Konsumausgaben Unternehmen Vorleistungen Zwischenprodukte Haushalte Faktoreinkommen Geleistete Arbeit, zur Verfügung gestelltes Kapital Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 3 2.1 Wirtschaftskreislauf Vermögensänderungskonto Investitionen I Ersparnis S Konsumausgaben Unternehmen Haushalte Faktoreinkommen I=S Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 4 2.1 Wirtschaftskreislauf Investitionen des Staates Vermögensänderungskonto Investitionen Ersparnis des Staates private Ersparnis Konsumausgaben Unternehmen Haushalte Faktoreinkommen Güterkäufe und Subventionen Bezüge der Staatsbediensteten und Transferleistungen Steuern Staat Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 5 2.1 Wirtschaftskreislauf Leistungsbilanzsaldo Ausland Vermögensänderungskonto Investitionen Nettoübertragungen an Ausland Konsumausgaben Investitionen des Staates Ersparnis des Staates private Ersparnis Import Export Unternehmen Haushalte Faktoreinkommen Güterkäufe und Subventionen Bezüge der Staatsbediensteten und Transferleistungen Steuern Staat Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 6 2.1 Wirtschaftskreislauf Leistungsbilanzsaldo Ausland Vermögensänderungskonto Investitionen Nettoübertragungen an Ausland Konsumausgaben Import Export Investitionen des Staates Ersparnis des Staates private Ersparnis Strom- oder Haushalte Bestandsgrößen? Faktoreinkommen Unternehmen Güterkäufe und Subventionen Bezüge der Staatsbediensteten und Transferleistungen Steuern Staat Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 7 2.1 Wirtschaftskreislauf LeistungsLB bilanzsaldo Ausland Vermögensänderungskonto Investitionen IU Nettoübertragungen an Ausland Konsumausgaben Ü C Import M Unternehmen Export Investitionen des Staates ISt Ersparnis des Staates SSt private Ersparnis SH Haushalte Faktoreinkommen X Güterkäufe und Subventionen G+Sub YSt+Tr YU TU Steuern TH Bezüge der Staatsbediensteten und Transferleistungen Staat Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 8 2.1 Wirtschaftskreislauf Haushalte: Vermögensänderungskonto Zuflüsse YU + YSt + Tr = Abflüsse C + SH + Ü + TH Budgetrestriktion der Haushalte Ausland private Ersparnis Konsumausgaben SH C Nettoübertragungen an Ausland Ü Unternehmen Haushalte Faktoreinkommen YSt+Tr YU Steuern TH Bezüge der Staatsbediensteten und Transferleistungen Staat Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 9 2.1 Wirtschaftskreislauf LeistungsLB bilanzsaldo Ausland Vermögensänderungskonto Nettoübertragungen an Ausland Ü Import M Export Unternehmen Haushalte X Ausland: Zuflüsse Inland: LB + M + Ü = Abflüsse X Zuflüsse X = Abflüsse Prof. Dr. Frank Heinemann Zahlungsbilanz ausgeglichen LB-Überschuss = X – M – Ü LB + M + Ü AVWL II Seite 10 2.1 Wirtschaftskreislauf LeistungsLB bilanzsaldo Vermögensänderungskonto Investitionen IU Ausland Unternehmen Investitionen des Staates I St Ersparnis des Staates SSt private Ersparnis Haushalte SH Staat Vermögensänderungskonto: Zuflüsse SH + SSt = Abflüsse IU + Ist + LB LB-überschuss Prof. Dr. Frank Heinemann LB = SH + SSt – IU – ISt = gesamtw. Ersparnis – Investitionen AVWL II Seite 11 2.2 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung VGR liefert eine Vielfalt von Daten und Konzepten – enormes Zahlenmaterial: Wir versuchen, auf folgende Fragen Antwort zu geben: Wie können wir das Produktionswachstum messen? Gibt es ein geeignetes Maß für gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt? Warum gibt es unterschiedliche Konzepte? BSP, BIP, Volkseinkommen? Unterschied zwischen Brutto vs. Netto: Korrektur um Abschreibungen Was ist der Unterschied zwischen realem BIP und nominalem BIP? Wie können wir international zuverlässige Vergleiche anstellen? Warum können Messfehler bei der Inflationsrate internationale Produktivitätsvergleiche erschweren? Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 12 2.2.1 Überblick über die Konzepte BIP: Die gesamte Wertschöpfung der innerhalb eines Jahres produzierten Waren und Dienstleistungen für Endverbrauch Aber: Können wir Äpfel und Birnen addieren? Summiere die mit den Marktpreisen gewichteten Mengen: BIP t P t Y t pit y it Verschiedene Ansätze zur Berechnung des BIP 1) Gesamte Wertschöpfung der Endprodukte 2) Summe der Mehrwerte in allen Produktionsstufen 3) Einkommen aller Haushalte 4) Ausgaben aller Haushalte Alle Berechnungsmethoden kommen – in einer geschlossenen Volkswirtschaft - zum gleichen Ergebnis! Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 13 2.2 VGR: Überblick über die Konzepte Verteilungsseite: Wert aller Einkommen Einkommen Arbeit Haushalte Unternehmen Entstehungsseite: Wertschöpfung der Endprodukte Güter Ausgaben Verwendungsseite: Wert aller Ausgaben Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Summe der Mehrwerte in allen Produktionsstufen Seite 14 2.2.2 Produktionskonten Einzelwirtschaftliches Produktionskonto eines Unternehmens VGR-Begriff Soll Bruttoproduktionswert Vorleistungen Haben - aus dem Inland Verkäufe im Inland - aus dem Ausland Verkäufe ins Ausland Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen Abschreibungen Gütersteuern – Subventionen Nettowertschöpfung zu Faktorkosten Erhöhung der Lagerbestände Selbsterstellte Anlagen = Erwerbs- und Vermögenseinkommen = Löhne, Zinsen, Mieten, Pachten, Gewinne Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 15 2.2.2 Produktionskonten Einzelwirtschaftliches Produktionskonto eines öffentlichen Haushalts VGR-Begriff Soll Bruttoproduktionswert Vorleistungen Haben - aus dem Inland - aus dem Ausland Abschreibungen Bruttowertschöpfung Nettowertschöpfung = Erwerbs- und Vermögenseinkommen Abgegebene Dienstleistungen (=Konsumausgaben) (= Verbrauch öffentlicher Leistungen) + Selbsterstellte Anlagen = Löhne, Mieten, Pachten, Zinsen Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 16 2.2.3 Bruttoinlandsprodukt Gesamtwirtschaftliches Produktionskonto (Inlandskonzept) in Mrd. € (2013) VGR-Begriff Soll Haben Bruttoinlandsprodukt Abschreibungen Abschreibungen 408,9 = BIP Nettoinlandsprodukt = NIP zu Marktpreisen = Bruttowertschöpfung von Unternehmen und öff. Haushalten 2737,6 2328,7 = Erwerbs- und Vermögenseinkommen (Löhne, Zinsen, Mieten, Pachten, Gewinne) auch „NIP zu Faktorkosten“ + Gütersteuern – Subventionen Prof. Dr. Frank Heinemann BruttoinvestiNettoinvestitionen tionen 458,5 49,6 Verkäufe an private Haushalte (privater Konsum) 1572,4 Konsumausgaben des Staates 533 Export – Import 173,7 Quelle: Statistisches Bundesamt (April 2014) AVWL II Seite 17 2.2.3 Bruttoinlandsprodukt Bruttoinlandsprodukt (BIP) Y kann auf 3 verschiedenen Wegen ermittelt werden Entstehungsrechnung BIP = Verteilungsrechnung Einkommen aus unselbständiger Arbeit Bruttoproduktions+ Einkommen aus wert Unternehmertätigkeit und Vermögen – Vorleistungen + Indirekte Steuern – Subventionen Verwendungsrechnung privater Konsum C + Konsumausgaben des Staates G + Bruttoanlageinvestitionen I + Vorratsveränderungen + Abschreibungen – Saldo der Primäreinkommen mit dem Ausland + Exporte X – Importe IM Y = C + G + I + X - IM Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 18 2.2.4 BIP vs. BNE Inlandskonzept bezieht sich auf die Beträge, die im Inland produziert werden. Inländerkonzept bezieht sich auf die Beträge, die letztlich Inländern (nach Wohnort) zufließen. BIP (= Gesamteinkommen, das im Inland entstanden ist) + Einkommen, die Inländer im Ausland erzielen – Einkommen, die Ausländer im Inland erzielen Saldo der Primäreinkommen mit dem Ausland = Bruttosozialprodukt BSP (= Bruttonationaleinkommen, BNE). Für die Stärke der Wirtschaft in einem Gebiet ist das Inlandskonzept (BIP) entscheidend. Für die verfügbaren Einkommen und die Nachfrage in einem Gebiet ist das Inländerkonzept (BSP = BNE) entscheidend. Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 19 2.2.4 BIP vs. BNE -> Bruttoinlandsprodukt (BIP) inländische Produktion (engl. GDP: gross domestic product) -> Bruttonationaleinkommen (BNE) Einkommen aller Inländer (engl. GNP: gross national product) Beispiele für den Unterschied: – Wochenendpendler aus Polen arbeitet bei Berliner Auto-Firma Steigert Produktion (BIP) in D; erhöht BNE in Polen, – Berliner Wirtschaftsingenieur erzielt Dividenden auf Aktien einer Biotech-Firma in Kalifornien: Steigert BIP in USA; erhöht BNE in D BNE = BIP + Saldo der Primäreinkommen Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 20 2.2.4 BIP vs. BNE -> Bruttoinlandsprodukt (BIP) inländische Produktion D(2013): 2738 Mrd.€ -> Bruttonationaleinkommen (BNE) Einkommen aller Inländer D(2013): 2805 Mrd.€ 1,4 Verhältnis BIP zu BNE 1,3 1,2 Deutschland Irland Kuwait 1,1 1 0,9 0,8 0,7 0,6 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Quelle: The World Bank (März 2014) Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 21 2.2.5 Volkseinkommen Gesamtwirtschaftliches Produktionskonto (Inländerkonzept) in Mrd. € (2013) VGR-Begriff Bruttosozialprodukt Abschreibungen = BSP bzw. BNE 2804,5 408,9 Nettosozialprodukt = NSP Indirekte Steuern (Gütersteuern) - Subventionen * (NNE) zu Marktpreisen 2395,6 Volkseinkommen Laufende Transfers an das Ausland = NSP zu Faktor- Direkte Steuern – Transfers vom Staat kosten Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte 2118,8 1716,9 * BIP, BNE, NNE werden zu Marktpreisen gemessen, Volkseinkommen zu Faktorkosten. Indirekte Steuern erhöhen den Marktpreis gegenüber den Faktorkosten, Subventionen verringern ihn. Quelle: Statistisches Bundesamt (April 2014) Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 22 2.2.5 Volkseinkommen Volkseinkommen Soll Haben Arbeitnehmereinkommen Nettotransfers an das Ausland Erwerbseinkommen Selbständigeneinkommen (Gewinne, Mieten) Einkommen aus Vermögen (Zinsen, Dividenden) Privater Konsum Konsum des Staates Faktoreinkommen Transfers (monetäre Sozialleistungen) Ersparnis – der privaten Haushalte – der Unternehmen – der öffentlichen Haushalte Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 23 2.2.6. Verwendungsrechnung Komponenten des BIP: Y = C + G + I + X - IM C – Konsum: von den Konsumenten gekaufte Güter und Dienstleistungen (~ 57% des BIP) I – Bruttoinvestitionen (~ 17% des BIP) G – Staatsausgaben (ohne Transfers) (~ 19% des BIP) X - IM = Nettoexporte Exporte (X) - Importe (IM) (~ 51% des BIP) (~ 44% des BIP) • X > IM -- Handelsbilanzüberschuss • X < IM -- Handelsbilanzdefizit Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 24 Änderungen der VGR 2014 Einführung des europäischen Systems volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen International vergleichbare VGR Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie militärische Waffensysteme zählen zu Investitionen Wertschöpfung durch illegale Aktivitäten wird in die Berechnung des BIP einbezogen Folge: höheres ausgewiesenes BIP (ca 3%), v.a. durch die Erstellung von Investitionsgütern. Aber: keine wesentliche Änderung im NIP, da auch die Abschreibungen entsprechend steigen Rückrechnung ab 1991 führt zu einer substantiellen Revision der Daten Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 25 2.2.7 Grenzen der VGR Statistische Erfassung schwierig. Daten werden häufig revidiert. Verschiedene Berechnungsmethoden führen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Öffentliche Güter werden zu Entstehungskosten bewertet. VGR erfasst nur Transaktionen über den Markt. Unberücksichtigt bleiben u.a. unbezahlte Arbeit, Eigenleistungen (Hausarbeit, andere selbsterstellte Güter privater Haushalte). Als Wohlstandsindikator: Wert der Freizeit und Verteilungsgerechtigkeit werden nicht berücksichtigt. Bewertung zu Marktpreisen entspricht nicht dem Nutzen der Haushalte. Lebensdauer von Konsumgütern wird nicht berücksichtigt. Externe Effekte – Umweltschäden werden nicht berücksichtigt, Aufwand zur Beseitigung des Schadens erhöht BIP. Sich gegenseitig aufhebende Aktivitäten? Produktion einer Verpackung erhöht BIP, Beseitigung des Abfalls erhöht BIP nochmal. Kein Wert geschaffen? Jedoch: Verpackung hat einen Zweck erfüllt. Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 26 2.2.8 Internationale Vergleichbarkeit Welche Daten sollten wir verwenden? Was ist das richtige Maß? Ländervergleich: Welches Land hat Spitzenstellung? Differenzierte Antwort – abhängig von der Fragestellung Aussagekräftig: reale pro Kopf Größen Bedenke: Falls die Bevölkerung schneller wächst als Inlandsprodukt, bleibt pro Kopf weniger verfügbar. Rein nominale (inflationsbedingte) Steigerungen sind illusorisch Abschreibungen erweitern die Konsummöglichkeiten nicht Unterschiede in der Versorgung mit öffentlichen Gütern Unterschiede im Freizeitkonsum nicht erfasst Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 27 0,00 Luxembourg Norway Switzerland Australia Denmark Sweden Netherlands Canada Singapore Austria Finland Ireland United States Belgium Japan Germany France Iceland United… New Zealand Italy Hong Kong… Spain Israel Cyprus Greece Slovenia Korea Portugal Malta Taiwan… Czech Republic Slovak… Estonia 2.2.8 Internationale Vergleichbarkeit BIP pro Kopf in U.S.‐$, 2010 140.000,00 120.000,00 100.000,00 80.000,00 60.000,00 Euroraum 40.000,00 20.000,00 Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 28 2.3 Nominales vs. reales BIP Nominales BIP = Wert aller produzierten Güter und Dienstleistungen in Marktpreisen. In welchen Einheiten messen wir das reale BIP? - entweder in Preisen eines Basisjahres, z.B: BIP Deutschlands zu Preisen von 2000: = Wert aller produzierten Güter und Dienstleistungen zu Preisen von 2000 - oder als Indexzahl, z.B. BIP 2000 wird normiert auf 100. In beiden Fällen müssen Preisänderungen aus dem BIP zu aktuellen Marktpreisen herausgerechnet werden. Wie? Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 29 2.3 Nominales vs. reales BIP Vergleich USA-D 1970 Nominales BIP USA Mrd. $ D Mrd. € Nominales 2009: BIP Deflator BIP USA Jährliches Wachstum 2009 1.038,5 14.258,7 360,6 2404,4 24,3 108,5 6,9% 5,0% USA: das 13,7 fache von 1970 D D: das 6,7 fache 44,8 109,6 Warum ist das nominale BIP in den USA doppelt so stark gestiegen wie in Deutschland? Quelle: Statistisches Bundesamt (Februar 2010) Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 30 2.3 Nominales vs. reales BIP Vergleich USA-D 1970 Nominales BIP USA Mrd. $ D Mrd. € Jährliches Wachstum 2009 1.038,5 14.258,7 6,9% 360,6 2404,4 5,0% BIP Deflator (Jahr 2000 = 100) USA 24,3 109,8 3,9% D 44,8 111,1 2,4% Reales BIP in Preisen von 2000 USA Mrd. $ 4.269,9 12.988,7 2,9% D Mrd. € 804,5 2.163,1 2,6% Quelle: Statistisches Bundesamt (Februar 2010) Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 31 2.3 Nominales vs. reales BIP Vergleich USA-D 1970 Nominales BIP USA Mrd. $ D Jährliches Wachstum 2009 1.038,5 14.258,7 6,9% 360,6 2404,4 5,0% Reales BIP 2009: BIP Deflator USA 24,3 (Jahr 2000 USA: das 3,0 fache von 1970 = 100) 109,8 3,9% 111,1 2,4% 4.269,9 12.988,7 2,9% Mrd. € D D: das 2,7 fache Reales BIP in Preisen von 2000 USA Mrd. $ D Mrd. € 44,8 804,5 2.163,1 2,6% Quelle: Statistisches Bundesamt (Februar 2010) Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 32 2.3 Nominales vs. reales BIP Wie bestimme ich das reale BIP im Jahre 2010 zu Preisen von 2000? Zähle alle produzierten Güter, ermittle die Preise dieser Güter im Jahre 2000. X k 2010 P k 2000 X tk = Produzierte Menge von Gut k in Periode t Pt k = Preis von Gut k in Periode t Aber, wie teuer war ein iPad im Jahre 2000? Besser: Dividiere das nominale BIP im Jahre 2010 durch den Preissteigerungsfaktor (BIP-Deflator) des Zeitraums 2000 bis 2010. Wie ermitteln wir den BIP-Deflator bzw. die Inflationsrate? Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 33 2.4 Inflationsrate Inflationsbereinigung Beispiel: Eine Ökonomie mit nur einem Gut Jahr 2002 2003 2004 Produzierte Autos 10 12 18 Preis je Auto Nominales BIP € 10,000 € 12,000 € 15,000 € 100,000 € 144,000 € 270,000 Reale Gütereinheiten: Preise: • • • • • • 2002 -- 10 2003 -- 12 (20 % Zuwachs) 2004 -- 18 (50 % Zuwachs) 2002 -- 10 2003 -- 12 (20 % Preissteigerung) 2004 -- 15 (25 % Preissteigerung) Durchschnittliche reale Wachstumsrate 2002-04: Falsch: Arithmetisches Mittel 20% 50% 35% 2 2003: 13,5 Autos, 2004: 1,35 * 13,5 = 18,22 Autos Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 34 2.4 Inflationsrate Inflationsbereinigung Beispiel: Eine Ökonomie mit nur einem Gut Jahr 2002 2003 2004 Produzierte Autos 10 12 18 Preis je Auto Nominales BIP € 10,000 € 12,000 € 15,000 € 100,000 € 144,000 € 270,000 Reale Gütereinheiten: Preise: • • • • • • 2002 -- 10 2003 -- 12 (20 % Zuwachs) 2004 -- 18 (50 % Zuwachs) 2002 -- 10 2003 -- 12 (20 % Preissteigerung) 2004 -- 15 (25 % Preissteigerung) Durchschnittliche reale Wachstumsrate 2002-04: 34,16% 1,20 1,5 1,3416 (geometrisches Mittel) Durchschnittliche Preissteigerungsrate 2002-04: 22,47% Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 35 2.4 Inflationsrate Konstruktion eines Preisindex bei vielen Gütern: Warenkorb, verschiedene Güter k=1, 2, 3, … Mengen der Güter im Warenkorb zum Zeitpunkt t: a1,t, a2,t, a3,t, … Preise zum Zeitpunkt t: p1,t, p2,t, p3,t, … Preis des Warenkorbs im Basisjahr t=2003: a k , 2003 pk , 2003 k Preis des gleichen Warenkorbs im Vergleichsjahr t=2007: ak ,2003 pk ,2007 ak ,2003 pk ,2007 k Preissteigerung 2003-2007 k a = 1,044 k , 2003 pk , 2003 k Durchschnittliche Inflationsrate Prof. Dr. Frank Heinemann 4 1,044 1 0,0107 1,07% AVWL II Seite 36 2.4 Inflationsrate Warenkörbe ändern sich mit der Zeit. Daher sollten Basis- und Vergleichsjahr möglichst nah beieinander liegen. Um die durchschnittliche Preissteigerung über einen längeren Zeitraum zu bestimmen, berechnet man die Preissteigerungen jeweils über kurze Zeiträume und verkettet sie dann. Beispiel: Preissteigerung 2000 – 2003: 3,7% Preissteigerung 2003 – 2007: 4,4% => Preissteigerung 2000 – 2007: 8,26% (1,037 * 1,044 = 1,0826) => Durchschnittsinflation 2000 – 2007: 1,14% Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 37 2.4 Die Inflationsrate Es gibt unterschiedliche Maße für das Preisniveau: BIP-Deflator (Warenkorb = produzierte Güter) Verbraucherpreisindex (= Preisindex der Lebenshaltung) Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) wird für einen EU-weit identischen Warenkorb berechnet. Kritik: 1. Ausgewiesene Inflationsrate (Verbraucherpreisindex) überschätzt die wahre Inflationsrate. Gründe: a) Substitutionseffekte nicht berücksichtigt b) Qualitätsverbesserungen nicht korrekt erfasst 2. Immobilienpreise werden nicht berücksichtigt. Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 38 2.4 Die Inflationsrate Substitutionseffekte: Auf Veränderungen der relativen Preise reagieren Haushalte mit Substitution: Billiger gewordene Güter werden verstärkt nachgefragt Bei Gewichtung mit altem Warenkorb (Basisjahr) wird Preisveränderung überzeichnet. Folglich werden reale Wachstumsraten unterschätzt. Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 39 2.4 Die Inflationsrate Qualitätsverbesserungen: Beispiel Computer: Neue Generation von Prozessoren Gleicher Preis, aber doppelt so schnell, Offizielle Statistik: Preissteigerung von Null Tatsächlich aber: Wegen besserer Qualität ist Preis für gleiches Gut effektiv gesunken. Um wie viel? Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 40 2.4 Die Inflationsrate Für BIP Deflator: seit 2005 Wechsel zu Hedonischem Preisindex mit Kettenindex-Verfahren Gewichte des Warenkorbs vom jeweiligen Vorjahr Reales BIP für zwei aufeinander folgende Jahre wird berechnet anhand der durchschnittlichen Preise der beiden Jahre; Schätzung des Anstiegs der Zahlungsbereitschaft für Qualitätsverbesserungen. => Verzerrungen werden reduziert. Prof. Dr. Frank Heinemann AVWL II Seite 41