Editorial «SWISS QUALITY» OHNE GRENZEN Ihnen allen ist das ARCH in seiner neuen Form, wie es seit Unsere Leader-Position in der innovativen Fertigung von Faser- den letzten drei Ausgaben daherkommt, bekannt. Das überarbei- zement wird eben über die Landesgrenzen hinweg aus vielen tete Layout, für das die Grafiker Bernet & Schönenberger Gründen geschätzt. Erstens haben wir es verstanden, das zeichnen, wurde sehr positiv aufgenommen, wie uns in zahl- Material mit seinen einzigartigen Eigenschaften für sich selbst reichen Mails und Gesprächen mitgeteilt wurde. Ihr Echo sprechen zu lassen. Zweitens werden Swisspearl-Platten ist uns wichtig und wir nehmen konstruktive Kritik und Anre- seit sechs Jahren mit Erfolg in der Masse durchgefärbt. Und gungen gerne entgegen. drittens kommt unsere Fachkompetenz vor und während Auch wir, die Geschäftsleitung, freuen uns über den positiven des Planungs- und Bauprozesses zum Tragen. Die jüngste Gene- Wandel der Zeitschrift und werden alles daran setzen, dass ration von Faserzement aus der Schweiz bietet eine hohe die Qualität der Publikation weiterhin höchsten Ansprüchen ge- Materialidentität und erlaubt ein (fast) unbegrenztes Feld von nügen kann. Die Verantwortung legen wir bewusst in die Anwendungen, die nach einzigartigen Gestaltungen rufen. Hände einer kleinen Redaktionskommission, welche die Architekten und Architektinnen verstehen es immer wieder und Werkzeitschrift, wie wir sie nennen, begleitet. Die Umsetzung über die Grenzen hinweg, mit dem Material umzugehen, aus liegt beim Chefredaktor Michael Hanak, der weitgehend dessen Einfachheit Grosses zu schöpfen und kraft ihres Gestal- unabhängig über Themen und Bautenauswahl, aber auch über tungswillens das Material zu einem Qualitätswerkstoff zu Gewichtungen und Schwerpunkte entscheiden kann. erheben. Für die vorliegende Nummer 140 der ARCH möchten wir – ganz In der Auswahl der Beispiele für das vorliegende internationale im Geist des Unternehmens – einen weiteren Schritt der Heft bestärkt fühlen wir uns ganz besonders bei den beiden Innovation sichtbar machen. Mit unseren zunehmenden inter- Bauten von Tom Mayne und seinem Team Morphosis. Dem nationalen Aktivitäten haben wir nun die Möglichkeit, Architekten wurde der diesjährige Pritzkerpreis zugesprochen – Objekte aus weiter Ferne zu publizieren, an denen Schweizer sozusagen der Nobelpreis der Architektur. Eine Ausgabe der Faserzement zum Einsatz kam. Das erlaubt es uns, der ARCH mit internationalem Schwerpunkt soll künftig einmal pro kreativen Anwendung unserer Produkte einen weltweiten Jahr erscheinen. Viel Spass bei der Lektüre! Spiegel vorzuhalten. Anders Holte, Vorsitzender der Geschäftsleitung Das Hypo Alpe-Adria-Zentrum wurde in den Neunzigerjahren nach einem Wettbewerbserfolg durch das amerikanische Architekturbüro Morphosis gebaut. Es umfasst Büros, Läden, einen Kindergarten, ein Parking und Räume der Hypo Alpe-Adria-Bank: ein formal sehr expressiver Komplex mit unterschiedlichen baulichen Schwerpunkten und einem offenen Innenbereich. Hypo Alpe-Adria-Zentrum Klagenfurt, Österreich AUSSENANSICHT MIT STAHLBLECH, INNENHOF MIT FASERZEMENT 2 Obergeschoss Klagenfurt ist die südlichste Landeshauptstadt Österreichs und das historische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum von Kärnten. Doch Klagenfurt positioniert sich zunehmend auch als ein wichtiger Knoten des gesamten Alpen-Adria-Raumes. Nicht weit in Richtung Süden, nach der Grenze zu Slowenien, liegt Ljubljana, weiter östlich in Österreich Graz, das in Architekturkreisen vor allem durch die Grazer Schule bekannt wurde. Diese sorgte in den Achtzigerjahren erstmals international für Aufsehen, als Figuren wie Günther Domenig, Klaus Kada oder Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski mit formal kräftigen und teils wilden Entwürfen auf sich aufmerksam machten. Zahlreiche dieser Projekte, die dem Dekonstruktivismus zugerechnet werden können, wurden im Erdgeschoss Laufe der vergangenen Dekade realisiert. Um den Reigen der so genannten freieren, jedenfalls oftmals unkonven- 4 tionellen Ansätze in der Architektur in dieser Region abzuschliessen, sei noch auf die «Metamorph» betitelte Standort Völkermarkter neunte Architektur-Biennale in Venedig hingewiesen, die Österreich im vergangenen Herbst formale Umwälzungen in der zeit- Bauherrschaft Hypo genössischen Architektur untersuchte. Architekten Morphosis Das Architekturbüro Morphosis, das aus den Vereinig- Mitarbeit Strasse/Alpe-Adria-Platz, Klagenfurt, Alpe-Adria-Bank, Klagenfurt Architects; Thom Mayne, Santa Monica David Grant, Fabia Kremkus, Ung Joo Scott Lee, ten Staaten stammt und in Santa Monica beheimatet ist, Brian Parish, Davi Plotkin, David Rindlaub, Robyn Sambo, repräsentiert wiederum einen südlichen Bereich eines Stephen Slaughter, Brandon Welling, Marion Wicher, Eui-Sung Yi Landes, wo, ebenfalls vor rund 20 Jahren, mit dekon- Projektmanagement struktivistischer Architektur experimentiert wurde. In den Bauführung Neunzigerjahren aber plante und realisierte Morphosis in Bauzeit 1997–2002 Klagenfurt nach einem internationalen Wettbewerb das Fassadenbau Fa. Hypo Alpe-Adria Center. Der virtuose Auftritt des Neu- Fassadenmaterial baus aus dem kalifornischen Architekturbüro kann nun, N 6708 John Enright, Silvia Kuhle Martin Krammer (Wettbewerb 1995/96) Reinhard Eder, Völkermarkt Swisspearl® Carat Anthrazit 7020 und Vulcanit 96 vor dem Hintergrund des einleitend kurz skizzierten kulturellen Umfeldes, kaum überraschen. Da steht also dieARCH 140 INTERNATIONAL 5 6 DIE FASERZEMENTPLATTEN FINDEN SICH PRIMÄR IN DEN INNEREN, HALBÖFFENTLICHEN BEREICHEN DES BAUKOMPLEXES. ses Konglomerat aus unzähligen, teils dominant langgestreckten, teils nur punktuell eingeschobenen Teilen oder Bauelementen. Jede Seite oder Fassade des Gebäudes ist grundsätzlich aus hintereinander liegenden Schichten in 1 unterschiedlicher Höhe aufgebaut, wobei ausgewählte 2 Gebäudeteile auf Stützen über den Boden gehievt wurden. Thom Mayne, der verantwortliche Architekt und Begründer von Morphosis, entwickelte respektive schnitt 3 das Projekt gewissermassen bildhaft aus dem zerfurchten 4 Acker heraus, der am östlichen Stadtrand Klagenfurts als Baugrund diente. Die Parzelle ist ein unregelmässiges Dreieck, dessen Aussenlängen jeweils knapp 140 auf 160 Horizontalschnitt 1: 20 auf 170 Meter messen. Die Bauteile des Hypo Alpe-Adria- 5 Zentrums sind mehrheitlich im südöstlichen Bereich der Bauparzelle massiert. Der Baukomplex umfasst Büros, Läden, einen Kindergarten, ein Parking und natürlich die Bankräumlichkeiten des Auftraggebers, der Hypo Alpe-Adria-Bank, die in den vergangenen Jahren äusserst erfolgreich nach Norditalien, Slowenien und Kroatien expandiert hat und entsprechend ihre Bilanzsumme zwischen 1994 und 1999 verdoppeln konnte. Ihr Hauptsitz ist fünfgeschossig und weist eine grosse Kundenhalle auf. Auf dem Gelände findet sich zu- 1 dem ein Event-Zentrum namens Alpe-Adria-Arena. Wer 3 sich dem Baukomplex nähert, steht primär vor einer Art 4 «Fahrzeug-Karrosserie», sind doch die zu den Verkehrs- 2 adern hin orientierten Fassaden des Konglomerats überwiegend mit Stahlblechen verkleidet. So ist etwa vor dem Vertikalschnitt 1: 20 fünfgeschossigen Bürotrakt ein schräg hängendes Gerüst 5 6 von parallel montierten Brise-soleils angebracht, das die Geschossigkeit verschleiert. Stösst man aber ins Innere des Zentrums vor – die Parzelle wird von fünf Fusswegen durchkreuzt –, findet sich eine feine, haptisch angenehme Materialität. Die Innenfassaden prägen wiederkehrende Zonen von Faserzementplatten, die orthogonal zugeschnitten und einfach verlegt sind. Ihre ruhige Gliederung gibt den auch im Innern des Komplexes dynamisch gestalteten Fassaden einen angenehmen Halt. Eine meisterhafte 1 Swisspearl® 2 Aluminium Z-Profil 3 Befestigungswinkel Aluminium 4 Wandwinkelstütze 5 Dämmung, glasvlieskaschiert 6 Lochblech Anwendung des Industrieprodukts Faserzement: Morphosis hat beim Büro- und Bankensemble Hypo AlpeAdria-Zentrum erfolgreich unterschiedliche industrielle Baumaterialien miteinander verwoben. Inge Beckel ARCH 140 INTERNATIONAL 7 InnovationsCampus Wolfsburg, Deutschland VARIABILITÄT UND IDEENREICHTUM Die unterschiedlichen Fassadenmaterialien der sechs kubischen Baukörper sowie ein hoher Anteil von Glas prägen das Äussere des InnovationsCampus in Wolfsburg. Das Gebäudeensemble, das O.M. Architekten entworfen haben, spiegelt die kreative Atmosphäre, die im Gründungs- und Innovationszentrum herrscht, in seiner Architektur wider. 8 Wo neu gegründete Firmen ihren Sitz haben und New sich und fügt sich trotzdem in die Gruppe ein, ohne sich und Old Economy eine Gemeinschaft eingehen, herrscht unterzuordnen. Optik und Haptik der vorgehängten, eine Menge kreatives Potenzial. Zur Stärkung der Wirt- hinterlüfteten Fassaden könnten unterschiedlicher kaum schaftsdynamik in der Region Wolfsburg wurde 1997 das sein. Holz, Weidengeflecht, Titanzink, vorpatiniertes Gründungs- und Innovationszentrum ins Leben gerufen. Kupfer, vorgefertigte Tonelemente und farbenfrohe Faser- An besonders verkehrsgünstiger Lage, in der Nähe von zementtafeln spiegeln die heutige Funktion der einzelnen Autobahn, ICE-Trasse und Mittellandkanal, wurde ein Gebäude wider, die Büros, Konferenzräume, Werkstätten Ort geschaffen, an dem Start-ups und Serviceunterneh- und Apartments aufnehmen. Weidengeflecht, Red-Cedar- men eine optimale Infrastruktur sowie Beratungsleistun- Holz und schwarz-rotes Argeton wirken sehr harmo- gen geboten werden. Belebende Kreativität, erfrischende nisch, man ist fast geneigt, sie als organisch und ursprüng- Euphorie und Ideenreichtum werden im Innovations- lich zu bezeichnen. Nicht so Zink und Streckmetall aus Campus Wolfsburg eindrucksvoll über die Architektur Kupfer und schon gar nicht die Tafeln aus Faserzement. kommuniziert. Die O. M. Architekten, die den Bau zu er- Die kräftigen Farben der Faserzementplatten, die von staunlich niedrigen Kosten verwirklichen konnten, ver- gelb über verschiedene Blauschattierungen bis hin zu mitteln mit den sechs kubischen, viergeschossigen Gebäu- Grün reichen, verleihen dem Bau eine spielerische Note. den, erschlossen und miteinander verbunden durch einen Sie verkleiden das Gebäude wie ein Mosaik. Inspiration um zwei Etagen niedrigeren Baukörper aus Glas, Offen- erhielten die Architekten beim Studium von Werken von heit und Innovation. Geschosshohe Fensterflächen – 60 Paul Klee. Die unterschiedlichen Grössen der Isocolor- Prozent der Fassadenfläche sind verglast –, helle Glas- Natura-Tafeln wirken wie zufällig eingesetzt. Obwohl die gänge im Innern sowie verschieden gestaltete Innenhöfe Materialien dermassen unterschiedlich sind, kann man sie und Dachterrassen, die zu Begegnungen und Gedanken- doch paarweise zusammenfügen: Weidengeflecht und austausch ebenso wie zum Relaxen einladen, bringen Holz als nachwachsende Rohstoffe, Faserzement und Kommunikationsfreudigkeit zum Ausdruck. Tonziegel in ihrer Farbigkeit und mosaikartigen Wirkung Das Stahlbetonskelett ist geschossweise versetzt, um sowie Titanzink und Kupfer als Metalle. den Fassaden ein bewegtes Erscheinungsbild zu verleihen; Die Innenwände sind nicht tragend, Veränderungen bei die Statik musste aufgrund der springenden Fassadenpfo- Neuvermietung jederzeit möglich. Nach dem Betreten sten dreidimensional berechnet werden. Alle sechs Ge- durch den Haupteingang wird dem Besucher zur Orientie- bäude weisen eine ähnliche Fassadengliederung auf und rung auch architektonisch Hilfe geleistet: Über zwei sind mit 17 Metern gleich breit; sie unterscheiden sich Geschosse reichende Lufträume an den Zugängen der allerdings erheblich in ihrer Länge und Materialisierung sechs Gebäude sind mit dem jeweiligen Fassadenmaterial sowie durch kleine Balkone und Loggien. Somit erhält je- verkleidet. Die Materialien im und am Gebäudeensemble des Gebäude einen eigenen Charakter, steht souverän für stehen im spannenden Dialog miteinander. Britta Limper 1 Swisspearl® 2 Dichtung 3 Abkantung durchlaufend 4 Antidröhn 5 Seilführung Sonnenschutz 5 4 1 Horizontalschnitt 1: 20 2 1 2 3 Vertikalschnitt 1: 20 10 Erdgeschoss 1:1000 ARCH 140 INTERNATIONAL 11 DIE ARCHITEKTEN LIESSEN SICH BEI DEM EINSATZ DER FARBIGEN FASERZEMENTPLATTEN VOM ŒUVRE PAUL KLEES INSPIRIEREN. Schnitt 1:1000 Nordansicht Westansicht Standort Heinrich-Nordhoff-Strasse, Wolfsburg, Deutschland Bauherrschaft Architekten Wolfsburg AG, Wolfsburg O. M. Architekten, Braunschweig; Rainer Ottinger, Thomas Möhlendick Mitarbeit Bauzeit Julia Perschmann, Bernd Paliga 2000–2002 Bauleitung Dohle + Lohre Architekten, Braunschweig Tragwerksplanung bow-Ingenieure, Braunschweig Fassadenmaterial Swisspearl® Natura in 12 verschiedenen Spezialfarben 12 ARCH 140 INTERNATIONAL 13 14 Die zweigeschossigen Reihenhäuser sind durch eingeschossige Zwischenbauten zu Zeilen verbunden. In der Repetition der einfachen Gebäudesilhouette und im deutlichen Wechsel der Materialien entwickelt die Wohnsiedlung eine visuelle Kraft. Diesem formalen Ausdruck entspricht die rationelle Bauweise: Fundament und Gebäudekern aus Beton, Tragstruktur aus Stahl, Aussenverkleidung mit Faserzement. Søvejhuse Ishøj, Dänemark KLARHEIT DURCH EINFACHHEIT UND WIEDERHOLUNG ARCH 140 INTERNATIONAL 15 Die Lage der einundzwanzig Reihenhäuser zeichnet sich wurden mit Faserzementplatten grösstenteils geschlossen. einerseits durch die Nähe zur Stadt Kopenhagen aus und Die präzise Form, die klare Ausrichtung und der deutliche andererseits durch die unmittelbare Umgebung zu Natur- Wechsel von ein und zwei Geschossen verleihen der Rei- erholungsgebieten und dem Meeresstrand – dem belieb- henhaussiedlung den charakteristischen, konsequenten ten Strandpark. Aufgrund dieser Standortvorteile ist der Habitus. Vorort Ishøj in den letzten 25 Jahren stark angewachsen. 1 Swisspearl® 2 Vertikale StahlUnterkonstruktion 3 Windstopper 4 Dämmung 5 Dampfsperre 6 Gips 7 Zinkdach 8 Dachhaut 9 vorfabriziertes Dachelement 10 Hinterlüftung (Aussparung in Sparren) 11 Insektengitter Die Reihung gleicher Einheiten erlaubte neben der In fünf Zeilen sind zweigeschossige Häuser mit Sattel- konstanten Gestaltung auch eine rationelle Bauweise. dächern durch eingeschossige, flach gedeckte Trakte mit- Konstruktion und Bauablauf sind bemerkenswert: Zuerst einander verbunden. Jedes Haus enthält ebenerdig eine wurden die Bodenplatten vor Ort betoniert. Darauf wur- Dreizimmerwohnung zu 84 m2 und darüber eine Zwei- den in Beton vorfabrizierte Badezimmer gestellt, die als zimmerwohnung mit 63 m2, zu der eine einläufige Aus- doppelgeschossiger «harter Kern» eines jeden Hauses die- sentreppe hochführt. Die Schlafzimmer sind nach Osten nen. Die übrige Tragstruktur wurde aus Stahlrahmen ausgerichtet, um die Morgensonne einzufangen, und die konstruiert, die mit Kreuzverbindungen stabilisiert und Wohnzimmer und Küchen liegen im Westen, in der mit Wand-, Boden- und Deckenelementen ausgefacht Abendsonne. Vor der Wohnung im Erdgeschoss ergibt sind. Das Dach deckte man mit Zinkblech ein. Die sich ein gefasster Hof, die Wohnung im Obergeschoss Aussenwände wurden zum Schutz vor dem Wetter mit besitzt eine gedeckte Terrasse. bis zu 2,5 Meter breiten Paneelen aus Faserzement verklei- Die einfache Volumetrie der Häuser mit flach geneig- det, die mit Pop-Nieten auf einem Aluminiumunterbau tem Satteldach und seitlichem Anbau ergibt in der Repe- befestigt sind. Die Faserzementplatten prägen die visuelle tition einen ruhigen, klaren Ausdruck. Die Frontfassaden Erscheinung der Siedlung mit ihrem breitfeldrigen Fugen- sind mit Fensterflächen offen gehalten, ergänzt mit schild- raster, mit der Betonung der einfachen Silhouette und mit artig eingefügten Naturholzwänden. Die Seitenfassaden der seriellen Kontinuität. Michael Hanak 7 8 9 10 11 1 3 2 3 5 4 6 1 Horizontalschnitt 1: 20 2 5 3 6 4 Vertikalschnitt 1: 20 16 Standort Ishøj Søvej, Ishøj, Dänemark Bauherrschaft Architekten Ishøj Boligselskab/Dansk Boligselskab WITRAZ arkitekter, Kopenhagen; Christian Tranberg, Anders Andersen und Per Zwinge Projektteam Christian Tranberg, Per Zwinge (Projekt- leiter), Flemming Buchwald, Andy Roland Hansen, Karen Steen, Lars Andersen Bauzeit 2003–2004 Fassadenbau B. Nygaard Sørensen A/S, Kgs. Lyngby Fassadenmaterial Swisspearl ® Carat Anthrazit 7020 «DIE FASERZEMENTPLATTEN DER FASSADENVERKLEIDUNG BESTIMMEN DAS ERSCHEINUNGSBILD UND DIENEN DEM WETTERSCHUTZ.» WITRAZ ARKITEKTER Obergeschoss 1: 400 Erdgeschoss 1: 400 ARCH 140 INTERNATIONAL 17 Feuerwehrgebäude Allerød, Dänemark DACH UND WAND ALS EINHEIT In einer Garage bereitstehende Feuerwehrautos: Aus dieser Bauaufgabe leiteten die Architekten ihren konsequenten Entwurf ab. Glasfronten machen die Rettungsfahrzeuge sichtbar, eine gefaltetete Dachfläche überdeckt neben der Garage auch den Büroraum und den Waschplatz. Das resultierende Band von Dach und Seitenwänden verleiht dem Gebäude eine eingängige, abstrakte Figur. 18 ARCH 140 INTERNATIONAL 19 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Schnitt 1:400 Erdgeschoss 1:400 Obergeschoss Die Feuerwehrautos bildeten das Leitmotiv für den Ent- farbenen Fassadenplatten beplankt und bilden in der An- wurf dieses Bauwerks. Es steht verkehrsmässig günstig sicht eine durchlaufende Linie, die dem Gebäude eine prä- am Eingang der Ortschaft. Die prächtigen roten Rettungs- zise Kontur verleiht. Acht Millimeter starke Faserzement- fahrzeuge sind durch die verglasten Längsfassaden gut platten sind auf einer Unterkonstruktion aus Holzlatten sichtbar in der Garagenhalle parkiert, ja ausgestellt. Die flächig verlegt. Die liegenden Plattenformate bilden eine Glasfronten werden durch einen Dachrand gefasst, so abstrakte, nicht tektonische Bekleidung. Wie ein gefaltetes dass der Anblick an eine überdimensionale Glasvitrine er- Band aus Faserzement geht die Dachebene in die Seiten- innert. An einem Ende hebt sich der flach gedeckte Ge- wände über. Der unterste Wandteil ist allerdings verglast bäudekörper mit einer Stufe an und bildet darunter einen und die Wandscheiben scheinen über dem Boden zu offenen Bereich, der als Überdachung des Waschplatzes schweben. Wie ein Kleid, das nicht bis an den Boden für die Fahrzeuge dient. Über dem Flachdach prangt die reicht, wurde die Gebäudebekleidung über die Glasbox rote Neonzahl «112», die Rettungsrufnummer in Däne- gelegt. mark, mit der die Feuerwehr alarmiert wird. Die Innenausstattung der ebenerdigen Halle ist einfach Das Gebäude bildet eine längliche Figur mit einer ge- und robust gehalten. Die Seitenwände sind innen mit den- stuften Dachfläche, die sich vom einen Ende zum anderen selben Faserzementplatten wie aussen bekleidet. Für die entwickelt. Die Vorder- und die Rückfassade im Osten Büros im Obergeschoss wurde hingegen Gips verwendet. und Westen sind durchgehend vom Boden bis zur Decke Die kontinuierliche Verwendung der Faserzementplatten mit Isolierglas befenstert, bis auf die vier hochziehbaren bildet einen neutralen Rahmen für die verglaste Halle. Der Garagentore, die aus dunkelgrauen Metallelementen zu- dunkle, zurückhaltende Farbton hält die gefaltete Gebäu- sammengesetzt sind. Die Tore erzeugen in der Fassaden- deform gut zusammen. Nachts lässt eine gedämpfte abwicklung einen willkommenen Rhythmus, als dunkle Aussenbeleuchtung den Schaukasten erstrahlen. Die Flächen verbinden sie das Haus mit dem asphaltierten Garagenhalle bietet Raum für einen Tankwagen, einen Manövrierplatz. Die Tragstruktur besteht aus einem Stahl- Leiterwagen sowie für zwei Feuerwehrautos und setzt skelett. Dachstirne und Seitenfassaden sind mit anthrazit- diese in Szene! Michael Hanak Standort Rørmosevænget 2, Allerød, Dänemark Bauherrschaft Architekten Mitarbeit Allerød Kommune Tegnestuen Vandkunsten ApS, Kopenhagen Jens Thomas Arnfred, Ole Halfdan Andersen, Jørn Hovind Bauzeit 2003–2004 Ausführung Ingenieur Davidsen Partnere, Fredericia Niras A / S, Allerød Fassadenmaterial Deckenmaterial 20 Swisspearl® Ventilationslattung Thermische Dichtung Dampfsperre Gipsplatten Tragender Stahlrahmen Fassadenanschluss Dämmung Elastikfuge Abdeckband Gipsplatte Ausgefugte Befestigung Aluminium Swisspearl® Carat Anthrazit 7020 Swisspearl® Carat Elfenbein 7090 7 3 1 4 2 5 5 8 3 4 5 7 1 1 2 2 6 10 11 9 12 3 13 4 5 Horizontalschnitt 1: 20 Vertikalschnitte 1: 20 «DAS FEUERWEHRGEBÄUDE PRÄSENTIERT SICH ALS SEHR LANGE, TRANSPARENTE GARAGE UNTER EINEM EINHEITLICH GESTALTETEN FALTDACH, DAS SICH VOM EINEN BIS ZUM ANDEREN ENDE DURCHZIEHT.» TEGNESTUEN VANDKUNSTEN ARCH 140 INTERNATIONAL 21 Shoppingcenter Mercator Nova Gorica, Slowenien ORIGAMI IN ROT Sadar Vuga Architekten verwandelten eine zweigeschossige Lagerhalle aus den Siebzigerjahren in ein geräumiges Einkaufszentrum. Ein Verbindungsbau fügt die Mall an den Parkplatz an und bestimmt durch seine Verkleidung aus kräftig roten Faserzementtafeln, die wie gefaltetes Papier erscheinen, den Charakter des Bauensembles. 22 Obergeschoss 1:1500 DIE ROTEN FASERZEMENTTAFELN BEWEISEN FLEXIBILITÄT. SIE UMSCHLIESSEN DEN BAU ENG WIE EIN KOKON. Erdgeschoss 1:1500 24 ARCH 140 INTERNATIONAL 25 DIE PANELE SIND BEIDSEITIG GEFÄRBT, AUSSEN ROT UND INNEN GRAUBLAU. 5 6 1 2 3 4 Vertikalschnitt 1: 20 26 1 Swisspearl® 2 Fugenprofil 3 Horizontales Stahlprofil 4 Vertikale Stahlstütze 5 Unterkonstruktion zur Befestigung 6 Doppelte Gipskartonplatten Verwaiste Produktionsstätten, dem Verfall preisgegebene bau, der alle technischen Einrichtungen aufnimmt, Kli- Lagerhallen, – das ist das Schicksal vieler Industrieräume, maanlage, Rolltreppen, Treppen, Lifts und Lastenaufzüge. wenn Produzenten abwandern. Eine Zukunft, die dem Ge- Auf dem Weg ins Einkaufszentrum durchqueren Besucher biet im östlichen Teil der slowenischen Stadt Nova Gorica diesen Bau, der als eine Art Windfang oder Lobby, wie erspart bleiben sollte. Sadar Vuga Architekten wurden mit Bostjan Vuga es umschreibt, fungiert. Sein Selbstbewusst- einer Studie zur Umnutzung des ehemaligen Areals eines sein verdankt der Stahlrahmenbau der aussergewöhn- Möbelproduzenten betraut, das vom direkten Anschluss lichen Fassade. Die 120 Meter Gesamtlänge teilt sich in 38 an die wichtigsten Strassen der Umgebung profitiert. Teile gleicher Breite auf, die in Höhe und Form variieren. Auf dem Gebiet sollten Einkaufs- und Büroflächen Das Gesicht des Neubaus ist keine gerade, eintönige Flä- entstehen. Eine der neu zuziehenden Firmen war die Mer- che, sondern gleicht gefaltetem Papier. Fantasievoll treten cator-Gruppe, die in ganz Slowenien Einkaufszentren einzelne Zonen scheinbar zufällig vor, weichen zurück, betreibt. Corporate Identity und Branding werden gross lassen Raum für Einblicke in das Gebäude, mal schmaler, geschrieben, und so ist es kaum verwunderlich, dass alle mal breiter. Das Innere scheint aus seiner Haut ausbrechen Gebäude von einer eigenen Designfirma in unverwechsel- zu wollen. Das Betrachterauge reagiert zunächst irritiert, barem Stil gebaut werden. Anders in diesem Fall. Da Jurij da nichts auf ein Gebäude hinweist, weder Fenster und Sadar und Bostjan Vuga die Gesamtplanung des Geländes Türen noch Wände und Dach im eigentlichen Sinne. Die oblag, wurde ihnen auch der Entwurf des Shoppingcen- Architekten geben den Bereichen, in denen sich viele ters übertragen. Die geräumige, zweigeschossige Lager- Menschen aufhalten, etwa den Eingangsbereichen, über halle, in den Siebzigerjahren als Betonkonstruktion er- denen sich die Aussenhaut des Gebäudes nach oben auf- baut, war in einem desolaten Zustand, musste komplett klappt, mehr Oberfläche, sorgen so für mehr Tageslicht. saniert und dahingehend umgebaut werden, dass sie alle Die Suche nach dem geeigneten Fassadenmaterial war Annehmlichkeiten einer Shoppingmall bietet. Sadar Vuga nicht einfach. Es durfte nicht behäbig, sondern musste fle- sahen sich vor zwei entscheidende Probleme gestellt: die xibel wirken. Die 15 Millimeter dicken Faserzementtafeln Unterbringung der technischen Anlagen und das Errei- umschliessen den Bau wie ein Kokon. Ungewöhnlich ist, chen einer Gleichwertigkeit beider Einkaufsetagen. Denn dass man auch aus dem Inneren des Gebäudes durch eine die Erfahrung zeigt, dass bei Einkaufszentren, die sich auf Glasschicht die vorgehängte Fassade sieht. Die Dimen- zwei Geschosse erstrecken, eines grundsätzlich stärker sion der horizontalen Fugenausbildung ist an den vertika- frequentiert wird. Die Lösung bot ein dreigeschossiger len wie auch schiefen Flächen der Fassade identisch. Die Neubau, der an die Stirnseite der ehemaligen Lagerhalle deckenden Farbtöne von Swisspearl Tectura sowie die andockt, diese komplett verdeckt und zugleich eine Ver- feinkörnige Oberfläche begeisterten die Architekten. Die bindung zu einem zweigeschossigen Parkplatz schafft. Farbentscheidung war schnell getroffen, da die Marken- Beide Parkdecks bieten direkten Zugang in den Zwischen- farbe von Mercator Rot ist. Britta Limper Standort Kromberk, Industrijska cesta 6, Nova Gorica, Slowenien Bauherrschaft Architekten Mercator P. S. M. D. D., Nova Gorica Sadar Vuga Arhitekti, Ljubljana; Jurij Sadar, Bostjan Vuga Mitarbeit Dimitrij Mirah, Marjan Poboljsaj, Tadej Saucer, Tina Hoevar, Klemen Pavlin Bauzeit 2000–2001 Ausführung Energogroup d.o.o., Ljubljana Fassadenbau Termika Proizvodnja d.o.o., Ljubljana Fassadenmaterial Aussenseite mit Swisspearl® Tectura, Spezialfarbe Rot T 0833; Innenseite mit Swisspearl® Natura Zenit N 3334 ARCH 140 INTERNATIONAL 27 Der Neubau, ein anthrazitfarbener Block auf einem Betonsockel, besetzt den Nordhang mit wunderbarer Sicht auf den Greifensee und die Voralpen. Anstelle der üblichen in den Hang geschobenen Terrassierung wurde der dreigeschossige Baukörper freigespielt. Überbauung Seeblick Fällanden, Schweiz BAUEN AN AUSSICHTSREICHER LAGE ARCH 140 INTERNATIONAL 29 Querschnitt 1: 600 Attikageschoss 1: 600 Obergeschoss 1: 600 ANSTELLE DER ÜBLICHEN TERRASSIERUNG AM HANG WURDE DER DREIGESCHOSSIGE BAUKÖRPER FREIGESPIELT, UM AN DER HANGSEITIGEN SÜDFASSADE MÖGLICHST VIEL LICHT EINZUFANGEN. Erdgeschoss 1: 600 B ER G 30 S TR A SSE Standort Bergstrasse 5–11, Fällanden, Schweiz Bauherrschaft Architekten n tte hü nn Sä g we Berg stras se Mitarbeit Bauzeit Zoelly Rüegger Holenstein, Erlenbach Sandra I. Blatter, Christina Meierhans 2003–2004 Bauleitung Statik BGW Baugenossenschaft Werdmühle, Zürich Caretta & Weidmann Baumanagement, Zürich Walt & Galmarini, Zürich Hinterlüftete Fassade Fassadenmaterial Robert Spleiss, Küsnacht Swisspearl® Carat Anthrazit 7020 ARCH 140 INTERNATIONAL 31 1 2 3 4 5 6 7 8 Swisspearl® Hinterlüftung Wärmedämmung Extensiv begrünt Vliesmatte Dachhaut Dampfbremse Rollladenkasten 4 5 6 3 Hier wurde eine spezifische Lösung für die Aufgabe ge- 7 funden, am Hang zu bauen. Die Liegenschaft liegt an der Nordostflanke der Forch und hat einen attraktiven Ausblick auf den Greifensee, welcher sich östlich vor Fällanden erstreckt. Der langgezogene Baukörper mit zwei Hauptgeschossen, Attika und Tiefgarage wurde – anders als die übliche am Hang getreppte Terrassierung – als 1 kompakter Block in das steil geneigte Gelände einge- 2 schnitten und freigespielt. Zwischen Gebäude und Hang 3 bleibt ein tiefer Einschnitt, in den die Erschliessung einge- 1 fügt wurde. Der Zugang zu den Wohnungen verläuft via 1 übereinander geschichteten Stegen und Brücken, die mittels Treppen und eines Liftturms verbunden sind. Diese Bauweise hat seine Gründe. Die Baugenossenschaft, der das Grundstück schon lange gehört, tat sich mit den Nachbarn zusammen und regte ein Quartierplanverfahren an. Dank dem Zusammenlegen von drei Parzellen konnte man eine Arealüberbauung mit dem erlaubten 10 %-Bonus ins Auge fassen. In der anschliessenden Nutzungsstudie, mit der ZRH Architekten beauftragt wurde, zeigte sich, dass doppelt so viele Wohnungen möglich waren, als jeder Eigentümer alleine hätte realisieren können. Zudem blieb mehr gemeinsam nutzbarer Freiraum. «Jeder Eigentümer hätte zwar unabhängig für sich bauen können», bestätigen die Architekten, «aber unsere Aufgabe ist es, auch wirtschaftlich innovative Lösungen herbeizuführen». Aus diesem Grund resultierte die Zeilenbauweise. Da die Hangseite gegen Südwesten orientiert 8 ist, suchten die Architekten eine Lösung, um auch an dieser Fassade möglichst viel Sonnenlicht in die Wohnungen zu bringen. Aus diesem Gedanken entstand die Idee des bergseitigen Zwischenraumes mit den Wohnungszugän- Vertikalschnitt 1: 20 «NACHTS IST DIE ERSCHLIESSUNG ALS RAUMFOLGE IN BLAUEM UND WEISSEM LICHT ERLEBBAR. DER ZWISCHENRAUM WIRD ZELEBRIERT, WÄHREND DAS GEBÄUDE DISKRET IM DUNKEL BLEIBT.» ZOELLY RÜEGGER HOLENSTEIN ARCHITEKTEN gen. Im übrigen wird die Wegführung von der Zufahrts- das Wegfallen der üblichen innenliegenden Treppenhäuser strasse nachts mit einer gezielten Beleuchtung zelebriert. wurde fast das gesamte zulässige Bauvolumen für die Das Mehrfamilienhaus weist einen Sockel aus Sichtbeton und darüber eine anthrazitfarbene Plattenbekleidung zwölf 3 1 /2- bis 5 1 /2-Zimmer-Wohnungen verfügbar. Michael Hanak auf. Die grossformatigen, geschosshohen Tafeln ergeben mit den französischen Fenstern einen gleichmässigen Rhythmus. Die Fassadenbekleidung wirkt schlicht und dezent. Auf der Seite mit dem Ausblick sind Balkone mit raumbreiten Schiebefenstern angeordnet. Die Bauherrschaft wünschte sich familienfreundliche, behindertengerechte Mietwohnungen mit unkomplizierten Grundrissen. Mit einfachen Mitteln wurden sehr eigenständige Wohnungen realisiert, die alle über einen eigenen Aussenzugang verfügen. Der zentrale, über die gesamte Gebäudetiefe durchgehende Raum war die Ausgangslage für die Gliederung der Wohnung. Durch ARCH 140 INTERNATIONAL 33 Der Baukomplex Oriente mit einem Anteil von mehrheitlich Genossenschaftswohnungen und einem Bürohaus sowie einer dazwischenliegenden Plaza beherbergt im Erdgeschoss überdies durchwegs öffentliche Nutzungen. Damit bietet sich das Geviert dem umliegenden Quartier als Flaniermeile oder – mit unterschiedlichen Restaurants und Cafés – als Treffpunkt an. Geschäfts- und Wohnüberbauung Oriente Lissabon, Portugal MATERIAL-COLLAGE 34 Die Überbauung Oriente in Lissabon steht auf dem ExpoParkgelände der ehemaligen Weltausstellung von 1998. Eine 6800 Quadratmeter grosse Parzelle wurde zwischen zwei Genossenschaften und weiteren Wohn- und kommerziellen Nutzern aufgeteilt; sie erlaubte eine Bruttogeschossfläche von insgesamt 24 000 m2. Bezüglich der städtebaulichen Anordnung der Baukörper sowie der Aussenraumgestaltung der öffentlich zugänglichen Berei8 7 9 10 11 1 Swisspearl® 2 Stahlgeländer 3 Fensterbank aus Beton 4 Parkett 5 Korkgranulat 6 Beton 7 Dachpappe 8 Zinkblech 9 Rundkies 10 Chemiefaservlies 11 Unterlagsboden 8 7 che konnten sämtliche Mitbesitzer von einer Gesamtplanung überzeugt werden, so dass die Überbauung heute im Stadtbild als Ensemble erscheint. Der Komplex besteht aus drei Teilen: aus einer dreiseitig geschlossenen Hofbebauung, die dem Wohnen dient und den nördlichen Teil der Parzelle besetzt, einem Bürohausriegel im Süden und einem Park – oder einer Plaza – dazwischen. Das Erdgeschoss aber ist gemäss dem Masterplan aus der Expo-Zeit gänzlich mit Läden und Geschäften belegt, weswegen besonders im Bereich der Plaza zwischen den Baukörpern stets Passanten und Geschäftsleute zu finden sind. Restaurants und Cafés sind auf einer mezzaninartigen Plattform nördlich vor dem Bürohaus 1 angesiedelt, von wo letzteres erschlossen wird. Konstruktiv handelt es sich sowohl beim Wohn- als auch beim Bürogebäude, die beide dreigeschossig über das Erdgeschoss hinausragen, um hinterlüftete Backsteinbauten. Diese wurden jeweils mit Faserzementplatten verklei- 1 4 2 5 6 det, namentlich mit anthrazitgrauen von acht Millimetern Dicke. Diese Verkleidung oder Gebäudehülle ist in der 3 Regel als Aneinanderreihung von geschosshohen Platten ausgestaltet, die zwischen den – ebenfalls geschosshohen – Fenster- oder Balkontüröffnungen verlegt sind. Daneben finden sich aber verschiedentlich kleinere Formate von Faserzementplatten, etwa als Wandbekleidung über einer Sockelleiste aus geschliffenem Stein im Treppenhaus oder aber als Füllelement in einer von Redwood gerahmten Tür. Diese Collagen von unterschiedlichen MateriaVertikalschnitt 1: 20 lien geben der strengen städtebaulichen Setzung des Ensembles im Kleinen eine angenehm spielerische Note. Inge Beckel 36 EINE MEISTERHAFTE VERKNÜPFUNG DES INDUSTRIEPRODUKTS FASERZEMENT MIT SEHR UNTERSCHIEDLICHEN BAUMATERIALIEN. Obergeschoss 1:1000 Erdgeschoss 1:1000 Standort Parque das Nações, Lissabon, Portugal Bauherrschaft Architekten Coociclo, Lissabon Promontório Arquitectos, Lissabon; João Perloiro, João Luís Ferreira, Paulo Perloiro, Paulo Martins Barata, Pedro Appleton Planung und Bauzeit Fassadenmaterial 1996–2003 Swisspearl® Carat Anthrazit 7020 ARCH 140 INTERNATIONAL 37 Ausbildungszentrum Bryggan Vellinge, Schweden MAUERN AUS BACKSTEIN, FASSADEN IN FASERZEMENT UND GLAS Das Schulgebäude widerspiegelt sowohl traditionelle wie zeitgenössische Aspekte der Architektur Schwedens. Mauern aus Sichtbackstein strahlen Solidität aus. Unregelmässige Dach- und Wandgeometrien lösen die Gebäudefigur auf. Blockhafte, vertikale Baukörper verleihen den Aussenwänden Halt. Mit Stahl, Glas und Faserzementplatten konstruierte Fassadenbereiche öffnen das Gebäude zur Landschaft und zum Licht. ARCH 140 INTERNATIONAL 39 K K MVU MVU DM Obergeschoss 1: 600 AV-SK ?P Erdgeschoss 1: 600 Schnitt 1: 600 Seit Juli 2000 verbindet die imposante Öresund-Brücke die Standort Norrevångsgatan, Vellinge, Schweden Bauherrschaft Sture Lindström, Lennart Willemo, Gemeinde Vellinge Architekten Mitarbeit bm Arkitekter AB, Malmö; Ann-Sofi Krook Thomas Malmqvist, Annika Markstedt, Nisse Norling Fertigstellung Ausführung Stadt Malmö; seither prosperiert die ganze Region beidseits der Staatsgrenze. In diesem Einzugsgebiet, an der Südspitze Schwedens, liegt die Gemeinde Vellinge. Hier sollte das bestehende Gymnasium, das in Nachbarschaft zu anderen öffentlichen Gebäuden angesiedelt ist, erweitert werden; 2004 Nimab AB, Sjöbo Fassadenmaterial dänische Hauptstadt Kopenhagen und die schwedische Swisspearl® Carat Anthrazit 7020 gleichzeitig wollte die Gemeinde alle Einrichtungen für die Erwachsenenbildung in einem so genannten Lernzentrum zusammenfassen. Die Intention war es, den Neubau einladend und einprägsam zu gestalten. Das Schulgebäude passt sich mit einer ungewöhnlichen Figur in die Situation auf dem Campus ein. Mit unregelmässigen Winkeln und Stufen wurden die Gebäudeumrisse und die Dachgeometrie modelliert. Zur bestehenden Schulanlage hin schliesst der Neubau gerade ab, zur un- 40 «DAS SCHULHAUS GLIEDERT SICH UM DREI SICHTBACKSTEINMAUERN. DIE ÜBRIGEN FASSADENBEREICHE SIND NICHT TRAGEND, ENTWEDER VERGLAST ODER MIT FASERZEMENTPLATTEN VERKLEIDET.» ANN-SOFI KROOK, BM ARKITEKTER AB überbauten Landschaft hin öffnet er sich mit einer einspringenden Ecke. Durch die vielgestaltige Geometrie löst sich das langgestreckte, zweigeschossige Volumen in der Perspektive auf und vermeidet jegliche Monumentalwirkung. Drei gelbe Backsteinmauern prägen die Baugestalt. Die nördliche Längsfassade definiert zur bestehenden Schule hin einen Pausenhof. Die Südostfassade bildet den konischen Gebäudekopf, der sich zum Haupteingang hin zuspitzt. Die dritte Mauerscheibe verläuft mitten durchs Schulhaus, entlang der Hauptverkehrszone, und enthält alle Installationsschächte; sie tritt wie ein Rückgrat aussen deutlich in Erscheinung. Die drei Mauerscheiben bilden die räumliche und konstruktive Struktur des Gebäudes. Der verwendete gelbe Sichtbackstein findet in der skandinavischen Bautradition weite Verbreitung und zeigt sich ARCH 140 INTERNATIONAL 41 1 Swisspearl® 2 Swisspearl® Querstangen 45 ✕ 70 mm c300 3 Füllstoff 4 Beton 5 Anschlussprofil in Teillieferung inbegriffen 6 Abdichtung RTS 4 3 2 Horizontalschnitt 1: 20 1 42 5 6 1 «DAS SPIEL ZWISCHEN HELLEN UND DUNKLEN PARTIEN, DER WECHSEL VON OFFENHEIT UND ENGE BEIM DURCHSCHREITEN DER RÄUME SOWIE DIE TEXTUR DER MATERIALIEN SIND PRÄGEND FÜR DIE STIMMUNG IM INNERN DES GEBÄUDES.» ANN-SOFI KROOK, BM ARKITEKTER AB auch an den benachbarten Schulgebäuden aus den Sieb- Wetter und Blickwinkel nähert sich das Dunkelgrau der zigerjahren. ebenmässigen Platten der Spiegelung der Glasscheiben an. Die übrigen Fassaden sind im Pfosten-Riegel-System An der Südseite des Gebäudes treten dreimal vertikale konstruiert und wirken leicht und aufgelöst. Der Haupt- Baukörper vor, die ebenfalls mit dunkelgrauen Faserzement- eingang im Osten signalisiert mit dem vorgehängten Vor- platten beplankt sind. Diese sind kubisch, blockhaft und ge- dach und der Vollverglasung zur doppelgeschossigen Ein- schlossen gestaltet und durchdringen die Glasmembran. Die gangshalle eine Willkommensgeste. Gegen Südwesten, Gänge entlang der Backsteinmauer durchstossen ihrerseits wo sich das Gebäude zum Grünraum hin öffnet, sind die die Faserzement-Kuben. Im Gebäudeinnern setzt sich an die- Felder der Fassade entweder verglast oder mit schwarz- sen Baukörpern die Materialisierung mit den gleichen Faser- grau durchgefärbten Faserzementplatten ausgefüllt. Die zementplatten fort. Insgesamt veranschaulichen die verwen- Fenster, die sich öffnen lassen, sind durch einen mehrfach deten Materialien eine architektonische Dialektik zwischen profilierten Eichenholzrahmen hervorgehoben. Im geo- innen und aussen, hell und dunkel, offen und geschlossen. metrischen Raster der Aluminiumleisten gehen Fenster- Michael Hanak scheiben und Faserzementplatten ein Wechselspiel von offen und geschlossen ein. Beide Materialoberflächen sind glatt, reflektieren das Licht aber unterschiedlich. Je nach ARCH 140 INTERNATIONAL 43 In Downtown LA ist die moderne Architektur auf dem Vormarsch. Die neuste Sehenswürdigkeit, das Caltrans-Gebäude von Morphosis, verfügt über differenziert behandelte Fassaden und eine viergeschossige Lobby – und weist einen für Los Angeles ungewöhnlichen, öffentlichen Charakter auf. Caltrans District 7 Headquarters Los Angeles, USA ÖFFENTLICHER RIESE IN DOWNTOWN LA ARCH 140 INTERNATIONAL 45 GÜNSTIG, STANDARDISIERT, PRÄZIS VERARBEITET UND LEICHT: FASERZEMENT FÜR DIE EXPONIERTEN FASSADENBEREICHE. Obergeschoss 1: 1000 Erdgeschoss 1:1000 46 Bis vor kurzem waren die architektonischen Inkunabeln dreigeschossige Tiefgarage mit 1142 Plätzen, eine Werk- von Los Angeles vor allem in Wohngebieten ausserhalb statt, ein Caltrans-Museum, eine Bibliothek und einen des Stadtzentrums zu finden. Mit dem Bau von Arata Iso- Helikopter-Landeplatz. Der L-förmige Bau besteht aus zakis Museum of Contemporary Art (1986), Rafael Mo- zwei Teilen. Der grössere, Ost-West-orientierte Bürotrakt neos Kathedrale Our Lady of Angels (2002) und Frank ist 13-geschossig, verläuft parallel zur Main Street und O. Gehrys Walt Disney Concert Hall (2003) hielt die zeit- nimmt die ganze Länge des Blocks ein. Der kleinere, vier- genössische Architektur auch in Downtown LA Einzug. geschossige Baukörper beherbergt Rechenzentrum, Lager Die neuste urbane Sehenswürdigkeit, das im September und Werkstatt. 2004 fertiggestellte Caltrans-Gebäude von Morphosis, be- Thom Mayne, Gründer von Morphosis, strebte einen findet sich gegenüber der City Hall und besetzt einen gan- öffentlichen Charakter für das Gebäude an. Der vom zen Block zwischen Second, First, Los Angeles und Main Winkel der beiden Volumina gebildete Platz ist jedermann Street. Der Neubau ist das Ergebnis des ersten Architek- zugänglich, ebenso wie die viergeschossige Lobby mit Ca- turwettbewerbs, den der Staat Kalifornien im Rahmen sei- feteria und Ausstellungsraum. Beleuchtet wird die Lobby nes Design Excellence Program ausgeschrieben hat. Von von einem durch die ganze Höhe des Bürotraktes ge- den elf teilnehmenden Büros wurden vorerst drei ausge- schnittenen Lichthof. Hier befindet sich auch eine Licht- wählt, dann konnte sich Morphosis (Santa Monica) gegen installation von Keith Sonnier: Neon- und Argonröhren Miralles Tagliabue (Barcelona) und OMA (Rotterdam) generieren rote und blaue Lichtbänder, welche an die be- durchsetzen. wegten Lichter des Verkehrs erinnern. Das «Motodrom» Caltrans – California Department of Transportation – ist für den Bau und den Unterhalt jener Infrastruktur zu- genannte Werk ist die grösste öffentliche Kunstinstallation in LA. ständig, welche den in Kalifornien eminent wichtigen Der äusseren Erscheinung des Gebäudes haben die Ar- Strassenverkehr ermöglicht. Im Neubau sind Arbeits- chitekten besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Das plätze für 1850 Caltrans-Mitarbeiter und weitere 500 städ- Thema der Mehrschichtigkeit dominiert alle Fassaden. tische Angestellte untergebracht; daneben gibt es eine Die Ost- und Westseiten sind vollständig mit perforierten ARCH 140 INTERNATIONAL 47 48 DAS GEBÄUDE FÜR CALTRANS UMFASST ARBEITSPLÄTZE FÜR 2350 ANGESTELLTE, EINE PARKGARAGE FÜR 1142 AUTOS, EINE WERKSTATT, EIN MUSEUM, EINE BIBLIOTHEK UND EINEN HELIKOPTERLANDEPLATZ. Aluminiumpaneelen bedeckt, die sich – je nach Sonnen- montierbare Platten: Auf diese Weise entstand ein einheit- stand und Wetterbedingungen – computergesteuert öff- liches Bild, in dem verschiedene Grade der Transparenz nen und schliessen; einige zufällig ausgewählte Paneele gleichzeitig durchgespielt wurden – wobei der Faserze- sind fix von der Fassade abgewinkelt und bilden ein ment einen ruhigen Gegenpol zu den perforierten Alumi- Muster. Dahinter befindet sich eine konventionelle Stahl- nium- und Solarzellen-Paneelen bildet. Judit Solt Glas-Vorhangkonstruktion. Die Südfassade besteht aus Paneelen mit Solarzellen, die etwa 5 Prozent des Energieverbrauchs des Gebäudes decken. Der dreigeschossige Sockel und die exponierteren Bereiche der Fassade sind mit anthrazitfarbenen Faserzementplatten verkleidet. «Der Ausdruck des Faserzements gefiel uns», erklärt Marty Summers, Architekt bei Morphosis. «Wir suchten ein günstiges, standardisiertes Material, das ein sauberes Finish, scharfe Kanten und eine feine Oberfläche hat.» Zum Einsatz kamen durchwegs industriell hergestellte, präzis verarbeitete und auf eine leichte Konstruktion ARCH 140 INTERNATIONAL 49 1 Swisspearl® 2 Unterstruktur aus kaltgeformtem, galvanisiertem Blech 3 Fix perforierte Aluminiumplatte 4 Unterstruktur aus perforierter Aluminiumplatte 5 Fenstersystem 6 Bewegliche perforierte Aluminiumplatte 7 Vom Gebäudemanagementsystem gesteuerter pneumatischer Hebel 8 Brandhemmer mit «Firestop» 9 «Sarnafil»-Membrane 10 Aussenhülle 11 Isolationsplatten mit Rahmen nach Mass 12 Heruntergehängte schallschluckende Deckenplatte 1 2 12 3 4 5 6 Standort 100 S. Main Street, Los Angeles, CA 900012, USA Bauherrschaft Architektur State of California Morphosis Architects, Santa Monica Projektmanager Projektleiter Bauzeit Silvia Kuhle Pavel Getov 2002–2004 (Wettbewerb 2001) Consulting Architekten Generalunternehmer Developer 7 Gruen Associates, Los Angeles Clark Construction Group, Inc., LLC of Irvine Urban Partners, Los Angeles Tragkonstruktion Fassadenbau John A. Martin Associates, Inc., Los Angeles Raymond Group, Orange Fassadenmaterial Swisspearl® Carat Anthrazit 7020 8 9 10 11 Vertikalschnitt 1: 20 50 ARCH 140 INTERNATIONAL 51 Sporthalle Badrieb Bad Ragaz, Schweiz LEUCHTENDES ROT IN DER FLUSSEBENE Das kantige Hallengebäude liegt in der Ebene des Rheins, vor einer Kulisse hoher Alpenspitzen. Die rote Farbe der Fassadenbekleidung kontrastiert erfrischend mit der Umgebung, signalisiert die öffentliche Funktion und passt zur sportlichen Betätigung, die im Halleninneren stattfindet. ARCH 140 INTERNATIONAL 53 4 3 6 7 5 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Swisspearl® Hinterlüftung Wärmedämmung Metalldach Dampfbremse Tragblech H-Träger Metallkassette RHS-Stütze Holzverkleidung Holzträger Mörtelbett Gewindstangen Winkel einbetoniert Obergeschoss 1: 1000 1 2 3 5 8 9 10 Erdgeschoss 1: 1000 11 «ALLE WÄNDE SIND IN SICHTBETON AUSGEFÜHRT UND AUSSEN MIT EINER 16 CM DICKEN WÄRMEDÄMMUNG UND EINER HINTERLÜFTETEN ETERNITBEKLEIDUNG VERSEHEN.» SCHLEGEL & HOFER ARCHITEKTEN 12 13 14 Vertikalschnitte 1: 20 54 Fährt man auf der Autobahn A13 in Richtung San Bernar- liche Akzente zum Grau des Betons setzen. Neben das dino, so erstreckt sich südlich der Verkehrsschneise in Bad Blau und Gelb der Innenräume kommt an den Fassaden Ragaz – kurz vor Verlassen von St. Galler Boden – eine das leuchtende Rot der horizontal und flächig verleg- Industrielandschaft, bestehend aus heterogen zusammen- ten, grossformatigen Swisspearl-Carat-Platten, die dem gewürfelten, bunten Kuben. Mitten drin steht eine rote Sportgebäude in angenehmer und angemessener Form Halle, gewissermassen als roter Augpunkt in der Rhein- den Charakter eines öffentlichen Baus verleihen. ebene. Lang, kubisch und flach wirkt der Baukörper, des- Inge Beckel sen Horizontalität von der Vertikalität der ihn umgebenden Berglandschaft akzentuiert wird, besonders von der kargen Felsfront der Fläscher Berge im Hintergrund gegen Nordosten. Der Hallenbau ist insgesamt gut 56 Meter lang und knapp 45 Meter tief. Er besteht aus zwei Teilen: der Dreifachturnhalle und dem ihr südwestlich vorgelagerten Erschliessungs- und Garderobenkörper mit Office und Bühne – beide Teile sind durch eine «Glasnut» optisch getrennt. Letzteres, gegenüber der Halle leicht schmaleres Badrieb, Bad Ragaz, Schweiz und tieferes Volumen mit den Serviceeinrichtungen und Standort einem Foyer- und Galeriebereich, ist zweigeschossig und Bauherrschaft weist im Obergeschoss der repräsentativen Frontfassade Architekten ein prägnantes Fensterband auf. Der Bau wird von dieser Bauzeit Seite erschlossen, wobei eine grossflächige Verglasung den Generalunternehmung Eingangsbereich auszeichnet, woraus ein in Beton ge- Bauingenieur Widrig, Leumann & Willi, Bad Ragaz rahmter Windfang rechtwinklig hinausgreift. Der vorgela- Fassadenbau Burkhardt & Co., Maienfeld gerte Parkplatz ist nicht allein den Autos vorbehalten, Fassadenmaterial Politische Gemeinde Bad Ragaz Schlegel & Hofer, Trübbach 2002–2004 Grob Architektur, Sargans Swisspearl® Carat Rubin 7030 sondern auch zum Skaten gedacht. Konstruktiv handelt es sich um einen Massivbau mit einer 16 Zentimeter starken Wärmedämmung und einer hinterlüfteten Aussenverkleidung in Faserzement. Die Wände und Decken im Innern sind als Sichtbetonelemente ausgestaltet, wobei der Boden in den Gängen und in der Halle in hellblauer Farbe und die gelben Türen farbARCH 140 INTERNATIONAL 55 Am Ort einer ehemaligen Industrieanlage wurde ein grösseres urbanes Projekt lanciert. Der Kinokomplex liegt am zentralen Platz, um den sich andere Neubauten versammeln. Die Kinosäle sind in einem quaderförmigen Bau mit einer dunklen Fassadenbekleidung untergebracht. Eine grosse Glasfront erlaubt den Blickkontakt von Foyer zum Platz. Multiplexkino Medusa Turin, Italien DUNKEL WIE IN EINER KAMERA ARCH 140 INTERNATIONAL 57 10? 10? CROSS Schnitt 1:750 MAIN ENTRANCE FLOOR Grundriss 1: 750 6 5 1 6 3 1 4 5 Horizontalschnitte 1: 20 7 Swisspearl® Thermische Isolation Luftkammer Vertikale Unterstruktur aus Aluminium 5 Verbindungsstück 6 Hauptstruktur aus Stahl 7 Glas 4+4 /15/8 1 2 3 4 58 1 2 1 In den Achtzigerjahren wurden nahezu sämtliche Fabrik- umgewandelt werden soll. Die Errichtung des Einkaufs- gebäude, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Turin zentrums ist einer der ersten fertiggestellten Eingriffe. einen weiten Industriebereich entlang des Flussufers der Es liegt auf zwei Ebenen, die an einen Platz grenzen: Auf Stadt bildeten, stillgelegt. Seit 1995 stehen die Fundamente der unteren liegt der Zugang zu den Geschäften; der der ehemaligen Michelinwerke im Stadtteil Dora im Zen- obere, auf der Höhe des Strassenverlaufs, besteht aus trum eines weitläufigen Projekts urbanistischer Erneue- einer Reihe von Gebäuden längs der Strasse, die für den rung und Aufwertung. Der Bereich stellt sich, durch eine Dienstleistungssektor und den Kinokomplex bestimmt gänzlich neuartige Wechselwirkung zwischen Öffentli- sind. Die beiden Ebenen des Platzes sind durch fünf chem und Privatem, als eines der dynamischsten Objekte Glasbauten verbunden und werden von Fussgänger- einer postindustriellen Umwandlung in dieser Region dar. brücken überquert. Der Entwurf der Gebäude mit Blick Nach dem Eingriff wird es in dieser Zone einen grossen auf den Platz und auf das Einkaufszentrum wurde dem Park an den Flussufern des Dora geben, ein Einkaufs- französischen Architekten Aymeric Zublena anvertraut, zentrum mit einem Kinokomplex, ein Wohngebiet, eine der im Auftrag der Eigentümer auch das Gesamtbild neue Kirche mit den Büros der Turiner Kurie und schliess- entworfen hat. Die Plattform mit den Geschäften fun- lich einen Teil der Olympischen Stadt, der nach den giert dabei als vermittelndes Element zwischen Stadt Olympischen Winterspielen ebenfalls in ein Wohngebiet und Park. Die urbanistische Grenze wird durch den enormen Quader mit den Kinosälen oberhalb der Geschäftsebene und der Parkplätze definiert. Das Erdgeschoss wird als durchgängige Vitrine mit urbanem Charakter interpretiert, während das darüberliegende klare und kompakte Volumen die Gebäudekomposition beherrscht. Im Kinokomplex, der in Bezug auf den Platz in 11,5 Meter Höhe liegt, befinden sich acht Kinosäle, eine Bar, Verkaufsräume, Sanitäranlagen, Büros und an den beiden Gebäudeenden die Technikräume. Diese Lösung hat die Integration der Installationen ermöglicht, ohne auf die Klarheit des Baus, die durch die Benutzung von glatten Materialien wie Faserzement und Glas unterstrichen wird, zu verzichten. In der Ansicht vom Platz überzeugt das Gebäude in der Klarheit des Ausdrucks eines einfachen Quaders. Die grosse Glasfront erlaubt es, vom Platz her die für das Publikum bestimmten Räume einzusehen, vom Inneren lässt sich von einer besonderen Aussichtsplattform das Leben des neuen Viertels verfolgen. Das Verhältnis zwischen der Fülle der Säle und der Leere des Foyers wird vom Kontrast in der grossformatigen Fassadeneinteilung unterstrichen; die spiegelnden Glasscheiben kontrastieren mit der weichen Mattigkeit des durchgefärbten Faserzements. Wie die Architekten selbst sagen: «Die für den Faserzement gewählte fast schwarze Farbgebung möchte an die Cinématographen erinnern, so als sei das Gebäude selbst ein Projektor.» Graziella Zannone Milan «DIE GEWÄHLTE DUNKLE FARBGEBUNG MÖCHTE AN DIE CINÉMATOGRAPHEN ERINNERN, SO ALS SEI DAS GEBÄUDE SELBST EIN PROJEKTOR», KONSTATIEREN DIE ARCHITEKTEN. Standort Via Livorno, Turin, Italien Bauherrschaft Architekten Medusa SpA, Mailand Marco Bosio & Natalia Rosso (Studio Granma), Claudio La Montagna e Antonio Audo (Promo.ge.co), Turin Mitarbeit Bauzeit Marta Levi, Andrea Lace 2001–2002 Ausführung Aurora Costruzioni, Mailand Fassadenbau Officine Tosoni Lino, Verona Fassadenmaterial Swisspearl® Carat Anthrazit 7020 ARCH 140 INTERNATIONAL 59 Personalrestaurant der Eternit AG in Niederurnen, Schweiz Markierter Eingang, möbelartiger Einbau Die Aufgabe bestand darin, im Erdgeschoss eines früheren Verwaltungsgebäudes ein neues Personalrestaurant für die -28° 3 .1 q m + 3° 4 .6 q m Eternit AG einzubauen. Das Gründerzeitgebäude liegt mitten im Werkgelände, neben der ehemaligen Direktionsvilla und an einem idyllischen Park. Die beiden ursprünglich frei stehenden Gebäude wurden über die Jahrzehnte durch die Werkhallen, Bürogebäude und verschiedene Anbauten bedrängt. Um den Objektcharakter der Gebäude hervorzuheben und den Bezug des Areals zum Park zu stärken, wurden sämtliche Anbauten entfernt und die Fenster zum Park hin bis auf Bodenhöhe vergrössert. Das hundertjährige Verwaltungsgebäude wurde renoviert, und die unmittelbare Umgebung gestalterisch akzentuiert. Erdgeschoss 1: 400 Der Haupteingang zum Personalrestaurant befindet sich an der zur Arealmitte weisenden Hausecke. Beim Eingangsbereich wurde die Vertikalerschliessung in einer 60 neuen Treppenanlage zusammengefasst. Im Innern führt die mit Faserzementplatten bekleidete Selbstbedienungstheke in den grossen Essraum, der durch textilbespannte Schiebewände unterteilt werden kann. Die Fenstertüren stellen den Bezug zum Park her und ermöglichen die Er- 8 weiterung zu einem Gartenrestaurant. Frei stehende 7 Stahlstützen erlauben eine offene Raumgestaltung. Der 6 Küchenbereich wird einzig durch die Selbstbedienungstheke gegen den Saal abgetrennt. Küche und Theke sind gleichsam in einem Möbel kombiniert und frei in den Raum gestellt, sodass das Erdgeschoss in seiner gesamten Dimension erlebbar wird. Die Verwendung von Faserzement lag auf der Hand, handelt es sich beim Auftraggeber doch um den bekanntes1 ten Hersteller dieses Werkstoffs. Allerdings wurden seitens 2 der Bauherrschaft keinerlei Auflagen erhoben, möglicherweise erschien ihr das zeitgemässe Baumaterial für das historisch wertvolle Gebäude unpassend. Genau in diesem 3 Gegensatz erkannten die Architekten viel gestalterisches Potenzial: Gezielt und behutsam in die geschichtsträchtige Bausubstanz eingefügte Eingriffe sollten innen und aussen mit Faserzement hervorgehoben werden, in der Kombination mit anderen Baumaterialien. Zur Zeit der Ausführung 4 führte die Eternit AG gerade für die in der Masse durchge- 4 färbten Fassadenplatten einen roten und einen blauen Farbton ein, die im Zusammenspiel mit dem bereits erhält- 1 lichen Anthrazit stimmungsvolle Farbkontraste eingehen. 4 Besonders die durchgefärbten Produkte erwiesen sich 5 durch den materialspezifischen Oberflächencharakter und die optische Tiefe als gestalterisch interessante und ansprechende Option für den Innenausbau. Der Weg vom Werkgelände zum Mittagstisch wird durch bunte Akzente markiert, und die Mitarbeiter erleben das täglich produzierte Material auf ungewohnte, Vertikalschnitt 1: 20 überraschende Art neu. Stefan Cadosch Standort Eternitstrasse, Niederurnen, Schweiz Bauherrschaft Architekten Mitarbeit Bauzeit Eternit AG, Niederurnen Cadosch + Zimmermann, Zürich Andreas Fluck 2003 Ausführung Innenausbau Fassadenbau Füllemann Holzbau, Weesen Swisspearl® Holzkonstruktion Downlight Spot Chromstahlabdeckung Unterbau Vierkant Stahlkonstruktion 6 Leuchtstoffröhre 7 Rauchschürze (Drahtglas) 8 Lüftung 1 2 3 4 5 Elmer und Blumer, Mollis Fassadenmaterial Haupteingang Wandverkleidung Entree Swisspearl® Carat Rubin 7030 Swisspearl® Carat Anthrazit 7020 und Azurit 7040 Verkleidung Treppengeländer Swisspearl® Carat Anthrazit 7020 Verkleidung Küche und Buffet Swisspearl® Carat Rubin 7030 Deckenplatten (Akkustikdecke) Sasmox ARCH 140 INTERNATIONAL 61 Design Die «Trend Collection 05» an der Gartenmesse Giardina in Zürich Giardina heisst die jährlich stattfindende, grösste Garten- neuen Kollektion werden konsequent in den zwei Farb- messe der Schweiz. Die in Europa einmalige Indoor- tönen Anthrazit und Rubinrot mit durchgefärbtem Werk- Veranstaltung für Garten und Lifestyle lockt jährlich Tau- stoff angeboten. «Ihre Farben und Formen vermitteln sende von Besuchern an. Im Zentrum stehen nach eige- kultverdächtige Stimmungswelten», meint Daniel Hauri, nen Angaben «Gartendesign, dekorative Living-Welten der für Gartenprodukte zuständige Verkaufsleiter. Nach und Terrassengestaltungen». An der diesjährigen Giar- wie vor überzeugen auch die neuen Pflanzengefässe durch dina, die vom 16. bis 20. März in der Messehalle Zürich ihre Schlichtheit, sie passen in jede Umgebung und steh- stattfand, zeigte die Eternit AG ihre aktuellen Garten- len der Bepflanzung nicht die Schau. Die Töpfe werden gefässe. Mit der «Trend Collection 05» setzt die Eternit von Hand in der Schweiz hergestellt – sind also Swiss AG neue Akzente im Gartenbereich. Die sechs neusten, handmade. Das Material ist so unverwüstlich und frost- eleganten Pflanzengefässe heissen Kyoto, Sumo, Osaka, sicher wie eh und je. Ein weiteres Plus: Sie sind atmungs- Palazzo, Alto und Quadra. «Armani der Töpfe» betitelte aktiv und regulieren die Feuchtigkeit. Das mögen Pflan- sie die NZZ am Sonntag vom 27. März 2005. zen. mh Neben den bekannten, altgedienten Balkonkistchen gibt es seit den Fünfzigerjahren freiere Formen im Gartensortiment, die alle längst zu Designklassikern avanciert sind. Für die Gefässe der aktuellen Kollektion suchten Designer «Trend Collection 05»: einige Designer wiederum neuartige Formen. Sie sind Kyoto und Osaka rundlich und bauchig oder eckig und kantig. Die Töpfe Sumo mit den japanischen Namen sehen weich und wie von Sternform, Ulm Hand getöpfert aus. Mit dem trapezförmigen Metallgestell Palazzo ist Palazzo ein Retro-Design. Der Clou: Die Seitenwände Alto sind lose in den Rahmen gesteckt, sodass sie sich zum Quadra Umtopfen nach oben ziehen lassen. Alle Gefässe der 62 Michel Bruggmann, Münchenstein Andrea Grossfuss und Olaf Kiessling von Christophe Marchand, Zürich Geiger & Humbel, Zürich Keller, Bachmann & Partner, Bubikon Software Einfacher und schneller devisieren mit NOViDA Ein Mausklick auf die grafische Darstellung des gewünschten Konstruktionsaufbaus. In Zusammenarbeit mit der Firma WB-Data hat die Eternit (Schweiz) AG eine Internetplattform für das Ausschreibungsprozedere entwickelt: www.novida.ch. Mit Hilfe der dort angebotenen Software wird die Devisierung von Fassadensystemen der Eternit (Schweiz) AG wesentlich vereinfacht. Der Ausschreibende lässt sich durch das Expertensystem des Computerprogramms leiten und holt sich von der dort zusammengetragenen Wissensbasis Unterstützung, um das Bauvorhaben zu definieren. Die Ausschreibung mit dem Internet Devis Assistent erfolgt bauteilorientiert. Dies bedeutet, der Planer wird bei der Ausschreibung soweit durch NOViDA unterstützt, dass anhand seiner Spezifikationen der Konstruktionsbeschreibung automatisch ein Leistungsverzeichnis erstellt wird. Die Spezifikation erfolgt durch ein bauteilbasiertes Ab- Ergänzung der angezeigten Beschreibung mit Ausmass, Dicke, Verlegeart usw. fragesystem. Leistungsmerkmale und Vorteile: – Darstellung der Ausschreibungstexte als spezifiziertes Profil in unterschiedlichen Definitionstiefen oder als Leistungsverzeichnis mit NPK-Struktur und möglichem Datenaustausch über die Schnittstelle SIA 451 – herstellerspezifische oder produktneutrale Ausschreibung – wesentliche Zeitersparnis von 50 bis 70 Prozent bei der Ausschreibung – Nutzung des aktuellen, umfangreichen Expertenwissens – kostenloses Herunterladen von herstellerspezifischen Leistungsverzeichnissen bei Weitergabe der Projektinformationen an den Zulieferer NOViDA erzeugt automatisch ein komplettes Leistungsverzeichnis. – korrekte Verwendung von Konstruktion und Materialien ist sichergestellt – Qualitätssteigerung durch bauteilorientiertes Planen – widerspruchsfreie Leistungsverzeichnisse ergeben eine hohe Kostensicherheit und wenig Streitpotenzial. NOViDA steht Ihnen unter www.novida.ch ab Septem- ber 2005 kostenlos zur Verfügung. Josef Hunold ARCH 140 INTERNATIONAL 63 Marketing Neuer Auftritt der Marktbereiche 64 Seit vielen Jahren steht der Name Eternit (Schweiz) AG verdeutlichen schliesslich die Einsatzgebiete Dach, Fas- für Qualität und Innovation. Beim Dach und bei der Fas- sade, Innenausbau und Garten. sade ist die Firma Eternit in der Schweiz der führende Mit Absicht ist auch die Wahl der englischen Sprache Marktteilnehmer. Beim feuersicheren Innenausbau, bei erfolgt: Für Produkte, die im In- und Ausland auf dem Pflanzengefässen und Designprodukten ist sie ein wichti- Markt angeboten werden, ist Englisch eine der universells- ger Spezialist. Diese Qualität und Innovationskraft sind in ten Sprachen und in mehreren Ländern als Geschäfts- der Schweiz und im Ausland gefragt. sprache im Einsatz, in denen die Eternit-Produkte an- Jetzt ordnet die Eternit (Schweiz) AG diesen vier Be- geboten werden. Der Schritt ins Ausland eröffnet der reichen neue Begriffe zu. Der Bereich Dach heisst neu Eternit (Schweiz) AG zudem neues Wachstumspotential. «swiss e roof», der Bereich Fassade «swiss e face», der Das ist eine wichtige Voraussetzung, um innovativ neue Bereich Innenausbau «swiss e inside» und der Bereich Produkte, Farben, Formen und Konstruktionssysteme zu Design «swiss e form». Diese Umbenennung vereint alle entwickeln. Und genau das verlangt der Markt. Bereiche unter dem Begriff «swiss» und meint damit In der Zukunft werden die neuen Bezeichnungen der Qualität und Innovation auf hohem Niveau. Das «e» einzelnen Bereiche an Bedeutung gewinnen und dazu steht für die bekannten Werte Langlebigkeit und Zuver- beitragen, das Profil der Eternit (Schweiz) AG rund um lässigkeit von Eternit. Die zusätzlichen Bezeichnungen das Gebäude zu festigen. Josef Hunold