Rechtspopulisten lassen sich nicht auf Detailfragen ein; sie verkürzen und vereinfachen. Für komplizierte politische Themen werden provokative „einfache Lösungen“ präsentiert: „Daham statt Islam!“ war ein Wahlkampfspruch der Freiheitlichen Partei Österreich. Dabei nutzen Rechtspopulisten die Schwächen und Ängste von Menschen aus. Sie wenden sich an Menschen, die sich vom wirtschaftlichen Abstieg bedroht fühlen, vor allem an junge Männer, oft aus der Industrie und den unteren Mittelstand. Die extreme Rechte im Europa-Parlament Welche Rechtsextreme und Rechtspopulisten waren im Europäischen Parlament von 2009–2014? Rechtsextreme Parteien: British National Party, Jobbik (Ungarn), Großrumänien-Partei, Slowakische Nationalpartei. Rechtspopulistische Parteien: Bündnis Zukunft Österreich, Freiheitliche Partei Österreich, Vlaams Belang (Belgien), Dansk Folkeparti (Dänemark), Perussuomalaiset (Finnland), Front National (Frankreich), United Kingdom Independence Party, Lega Nord (Italien), Forza Italia, Prawo i Sprawiedliwosc (Polen), Partij voor de Vrijheid (Niederlande) Außer diesen Parteien treten bei den Wahlen 2014 auch die rechtsextreme Chrysi Avgi (Griechenland) und die NPD (Deutschland), aber auch die rechtspopulistische „Alternative für Deutschland“ (AfD) an. Was haben sie im Europa-Parlament getan? Sie beteiligten sich an der Parlamentsarbeit, um sich als seriöse Politiker darzustellen. Reden und öffentliche Auftritte nutzen sie geschickt aus, um ihre Themen zu platzieren. Vor allem nutzen sie die Infrastruktur des Europäischen Parlamentes aus, um sich untereinander zu vernetzen und auszutauschen. Die Gründung der Fraktion „Europa der Freiheit und der Demokraten“ (EFD) im Europäischen Parlament bringt den Rechtspopulisten mehr Rechte in der parlamentarischen Arbeit z. B. bei der Redezeit oder indem man einen Berichterstatter für ein Thema in einem Ausschuss stellt. Wer geschlossen auftritt, erhält zudem auch mehr Aufmerksamkeit. Zu dieser Fraktion gehören Dansk Folkeparti, Perussuomalaiset, United Kingdom Independence Party und Lega Nord. Die rechtsextremen Parteien gründeten 2009 die Europapartei „Allianz der Europäischen nationalen Bewegungen“. Zu ihren Mitgliedern gehören unter anderem Jobbik und British National Party. Nachdem sie vom Europäischen Parlament 2012 anerkannt wurde, erhielt die Partei jährliche Zuschüsse von 290.000 €. Plädoyer für ein multikulturelles, antirassistisches Europa! Den Einzug der rechtsaußen Parteien ins Europäische Parlament werden wir nicht verhindern können. Aber wir müssen alles versuchen, um ihnen niedrige Ergebnisse zu bescheren. In einem Europa der extremen Rechten zu leben würde ein Rückfall in engstirniges, nationales Denken und damit ein Ende des friedlichen Miteinanders bedeuten! Uns Europäer machen gerade die Vielseitigkeit, die Toleranz und die Solidarität untereinander stark. Wir sind ein freies, demokratisches und buntes Europa, in dem verschiedene Glaubensrichtungen, Minderheiten, Menschen unterschiedlicher Hautfarben, verschiedener Lebensentwürfen und Kulturen friedlich miteinander leben. Dies gilt es zu bewahren und gegen die Gefahren und die Engstirnigkeit extremer Rechter zu verteidigen. V.i.S.d.P.: Jann Jakobs, Vorsitzender von „Potsdam! bekennt Farbe“, Friedrich-Ebert-Str. 79/81, 14469 Potsdam Text und Gestaltung: BABELconsult Die Europawahl und die Rechten Vom 22. bis zum 25. Mai 2014 wird das 8. Europäische Parlament in den 28 Mitgliedstaaten der EU gewählt. Wie jede Wahl ist auch diese ein Richtungsentscheid. Wie soll das Europa aussehen, in dem wir leben wollen? Wir leben heute in einem Europa des friedlichen Nebeneinanders und ohne Grenzen – vor nicht einmal 25 Jahren war dies undenkbar. Bis zum Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise genoss die EU eine hohe Zustimmung in der europäischen Bevölkerung. Diese hat sich mittlerweile in weiten Teilen der EU in Ablehnung umgekehrt. Vor der Krise bewerteten 15 % der EU-Bürger_innen die EU negativ und 50 % positiv (2009). Die Eurobarometerumfrage im Jahr 2013 ergab folgendes Bild: 29 % der EU-Bürger_innen sind negativ und nur noch 30 % sind positiv gegenüber der EU eingestellt. 39 % haben weder eine positive noch negative Meinung zur EU. Gerade rechte Parteien profitieren von diesem negativen Image der EU. Sie schüren die Abneigung gegenüber der EU und spielen mit den Ängsten der europäischen Bevölkerung. Als rechte Parteien werden dabei nicht die christlich-demokratischen oder konservativen Parteien verstanden – diese befürworten die EU. Vielmehr geht es in diesem Flyer beispielhaft zu zeigen, dass rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien den Europäischen Integrationsprozess aggressiv bekämpfen und Vorurteile gegen „Fremde“ und „Andere“ anfeuern. Im Europawahlkampf inszenieren sich diese Parteien als Protestparteien. Mit ihrem Anti-Europakurs gehen sie auf Stimmenfang und gefährden so das Zusammenleben in der EU. Europa: Gefahr von Rechtsaußen Was wir über die rechten Parteien wissen sollten Eine Information zur Europawahl 2014 Die rechtsaußen Parteien in der EU In fast allen Mitgliedstaaten der EU gibt es rechtsextreme oder rechtspopulistische Parteien. Sie sind in ihrer Entstehung, in ihren Strukturen und konkreten Zielen recht verschieden. Gemeinsam ist ihnen aber ihre Gegnerschaft, oft sogar Feindschaft gegen Pluralismus und vor allem gegen die Gleichheit des Menschen als Grundlage des Rechtstaates. Oftmals sind die Grenzen zwischen Rechtsextremen und Rechtspopulisten fließend. Beispiele hierfür sind der französische Front National, belgische Vlaams Belang und die Freiheitliche Partei Österreich. Rechtsextreme Parteien Was wollen sie? Rechtsextreme Parteien streben nach einer völkischen und ethnisch homogenen Gemeinschaft. Ihre Wunschvorstellung eines politischen Systems entspricht der einer Diktatur oder autoritären Herrschaft. So strebt z. B. die rechtsextreme ungarische Jobbik ein „Großungarn“ auf Kosten seiner Nachbarstaaten Rumänien, Slowakei und Serbien an. Kapitalismuskritik verpackt. Es gehe gegen die „Herrschaft der globalen Finanzmärkte“. Hinzu kommen Verschwörungstheorien wie das „global operierende Finanzjudentum“. Die Ideologie der Abschottung beinhaltet weiterhin, dass nur „Volkszugehörige“ bestimmte soziale Leistungen in Anspruch nehmen dürfen. So forderte der Front National noch unter Jean-Marie Le Pen die Bevorzugung von Franzosen beim Wohnungs- und Arbeitsmarkt. Die griechischen Rechtsextremisten „Goldene Morgenröte“ verteilten kostenlos Essen an Bedürftige – natürlich nur an „wahre“ Griechen. Darüber hinaus lehnen sie strikt den Beitritt der Türkei zur EU ab. Begründung: Man befürchtet die „kulturelle Überfremdung“ und damit ein „Ende des westlichen Abendlandes“. Einerseits lehnen sie die EU ab, anderseits mischen sie sich in die Debatte zum EU-Beitritt der Türkei ein. Dies rechtfertigen sie damit, dass sie die Debatte beeinflussen und sich untereinander vernetzen können. Den von Rechtspopulisten gegründeten Gesprächskreis im Europäischen Parlament zum EU-Beitritt der Türkei „Turkey Assessment Group“ wurde häufig von Rechtsextremen besucht, wie etwa Nick Griffin (British National Party). Wen verachten rechtsextreme Parteien? Das „Andere“ und das „Fremde“. Was nicht zu ihrer Vorstellung der kulturellen und ethnischen Identität der Nation passt, verachten sie. Zu ihren Feindbildern gehören Einwanderer, insbesondere Muslime, Flüchtlinge, Juden, Homosexuelle, ethnische Minderheiten wie Sinti und Roma und politisch Andersdenkende. Rechtsextreme Parteien lehnen die EU strikt ab, da sie in deren Augen das Recht auf Selbstbestimmung der Völker Europas untergräbt. Vor allem kritisieren sie die Freizügigkeit. Welche Themen haben rechtsextreme Parteien? Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus. Dies wird oft in Wie gehen rechtsextreme Parteien vor? Rechtsextreme inszenieren sich mit nationalistischen und rassistischen Parolen als die Verteidiger des „eigenen Volkes“. Dieses müsse vor den Gefahren der kulturellen und ethnischen Überfremdung bewahrt werden. Dabei verbreiten sie anti-europäisches Gedankengut und schüren rassistische Vorurteile gegenüber „kriminellen Ausländern“ oder „faulen Zigeunern“. Sie treten aggressiv und martialisch auf. Es gibt oft keine klare Abgrenzung zwischen Rechtsextremen und der gewaltbereiten rechten Szene. Vielmehr rekrutieren sie dort die Mitglieder ihrer paramilitärischen Gruppen. Der paramilitärische Arm der ungarischen Jobbik ist die „Ungarische Garde“ und tritt in Uniformen auf, die an die faschistischen Pfeilkreuzer der 1940er Jahre erinnert. Sie kooperierten mit den Nazis und errichteten von 1944 bis 1945 in Teilen Ungarns eine nationalsozialistische Regierung. Die „Ungarische Garde“ trainiert den Umgang mit Waffen, marschiert in Roma-Ortschaften auf und wird verdächtigt, Übergriffe auf Roma zwischen Januar 2008 und August 2009, bei denen sechs Menschen starben, organisiert zu haben. rechtsextremen Parteien sind die rassistischen Vorurteile nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. So klingen Forderungen wie vom AfD-Vorsitzenden Lucke, man müsse die Probleme der afrikanischen Flüchtlinge in ihren Heimatländern lösen, kaum verfänglich. Dieses Argument dient ihm aber als Rechtfertigung, keine weiteren Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen. Bekanntermaßen nutzen Rechtsextreme Mode, Musik und Freizeitangebote, um v. a. Jugendliche an die rechte Szene heranzuführen und zu binden. In einigen Ländern jedoch, wie Deutschland und Ungarn, ist die subkulturelle rechtsextreme Szene bereits größer als die entsprechende Partei. Welche Themen haben die Rechtspopulisten? Rechtspopulistische Parteien Was wollen sie? Rechtspopulisten wollen die Rückkehr zur nationalen Währung oder die Schaffung eines Währungsraumes der wirtschaftsstarken west- und nordeuropäischen Länder. Bei den wirtschaftspolitischen, aber auch familienpolitischen Themen gibt es unterschiedliche Auffassungen, die der jeweiligen nationalen Rahmenbedingung geschuldet sind. Während sich z. B. der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders für die Rechte von Homosexuellen einsetzt, lehnt die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen die gleichgeschlechtliche Ehe entschieden ab. Rechtspopulisten sind gegen (weitere) Einwanderung, gegen Pluralismus, gegen kulturelle Vielfalt moderner Gesellschaften und gegen die EU. Sie geben häufig vor, nicht „das ganze System“ infrage zu stellen. Dennoch untergraben sie durch ihre Vorstellung eines „einheitlichen Volkswillens“ und ihre Abneigung gegen die liberale Verfassung, die Grundwerte der repräsentativen Demokratie. Eine weitere Forderung rechtspopulistischer Parteien ist die Durchführung eines Bürgerentscheides zum Austritt aus der EU. So hoffen sie, Stimmungen und Ängste in der Bevölkerung für ihre politischen Ziele nutzen zu können. Wie gehen rechtspopulistische Parteien vor? Rechtspopulisten sind vor allem „Nein-Sager“. Sie sind flexibel in der Themensetzung, jedoch wenig zukunftsorientiert. Rechtspopulistische Parteien geben gern vor, die Anwälte des „kleinen Mannes“ zu sein und für die „schweigende Mehrheit“ zu sprechen. Sie verstünden die „einfachen, fleißigen Leute“. Welche Feinbilder haben die Rechtspopulisten? Rechtspopulisten sind vor allem gegen „Die da oben“, gegen die politischen Eliten und etablierten Parteien. Hierzu zählen auch die EU-Institutionen und die „Brüsseler Bürokraten“. „Europa ja – EU nein!“ ist der gängige Slogan der Rechtspopulisten. Feinde der Rechtspopulisten sind (muslimische) Einwanderer, Flüchtlinge, zum Teil Homosexuelle sowie ethnische und religiöse Minderheiten. Anders als bei Rechtspopulisten haben oft charismatische Politiker an ihrer Spitze. Ein Paradebeispiel dafür ist der Niederländer Geert Wilders. Er ist das einzige Mitglied seiner Partei für die Freiheit (PVV). Er ist ein sehr guter Redner und bestimmt autoritär, wer für seine Partei bei Wahlen antreten darf. Der Tabubruch ist Methode: „Ich sage, was Ihr denkt.“ Diese Tabubrüche sind oft rassistisch und führen dazu, dass Grenzen im öffentlichen Diskurs nach rechts verschoben werden.