Sektion B A. Dietz1, R. Fietkau2 1 Arbeitsgemeinschaft Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Mund-Kiefer- Gesichtschirurgische Onkologie (AHMO) in der DKG 2 Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Kopf-Hals-Tumoren (IAG KHT in der DKG) Erste Europäische „Awareness Week“ für Kopf-Hals-Tumoren Vom 23. bis zum 25. September findet europaweit die erste „Awareness Week“ zu Kopf-Hals-Tumoren unter Leitung der European Head and Neck Society (EHNS) statt. Kopf-Hals-Tumoren sind mit steigender Inzidenz insbesondere von Rachenraumkrebs nicht mehr als seltene Krebsform zu betrachten. Mittlerweile ist es beim Mann der fünfthäufigste Krebs, der durch die neuerdings erkannte Infektion mit Humanen Papilloma-Viren (HPV Subtyp 16) zu einer in ganz neuem Licht erscheinenden Krebsform herangereift ist. Rachenraumkrebs »ist nicht mehr als seltene Krebsform zu betrachten Als aktuellster prominenter Vertreter mit großem Medienecho ist Mike Douglas zu nennen, der nach jüngst überstandener umfangreicher Radiochemotherapie eines metastasierten Zungengrundkarzinoms wieder Filme drehen kann. Nach Spiegel Online vom 03.06.2013 ist zu lesen; „Michael Douglas ist zurück auf der Leinwand: Als Liberace, der legendäre US-Pianist und Entertainer. In "Behind the Candelabra" hat er viel Sex mit seinem jungen Lover Thorson (gespielt von Matt Damon), den er mit seiner besitzergreifenden Liebe tyrannisiert. Pünktlich zum Filmstart in Großbritannien plaudert Douglas mit der britischen Zeitung "The Guardian" nicht nur über seine Rolle, sondern auch Details seiner Erkrankung: Den Kehlkopfkrebs, der 2010 bei ihm entdeckt und therapiert worden war, habe er 348 | FORUM 5 · 2013 sich beim Oralverkehr einfangen können“. Insbesondere der Zusammenhang mit HPV16 hat bei den Kopf-Hals-Tumoren die bislang im Vordergrund stehenden Risikofaktoren Tabak- und Alkoholkonsum etwas relativiert und diese Tumorform zu einer für jedermann/frau erleidbaren Krebserkrankung werden lassen. Kopf-Hals Tumoren Kopf-Hals-Tumoren versteht man die große Gruppe der Plattenepithelkarzinome (Head Neck squamous cell carcinoma, HNSCC) des gesamten oberen Aerodigestivtraktes. Daneben werden die Schilddrüsen-, Speicheldrüsen und Schädelbasis-Malignome in dieser Gruppe zusammengefasst. Europaweit ist die 5-Jahresüberlebensrate dieser Erkrankung (HNSCC) lediglich 42%. Entscheidend ist das Tumorstadium bei Erstdiagnose: Ein kleiner, auf die Stimmlippe beschränkter T1-Tumor des Kehlkopfs, der sich durch frühe Heiserkeit sehr früh anmeldet, ist mit guten funktionellen Ergebnissen zu nahezu 100% heilbar. Ein unmittelbar benachbartes Hypopharynxkarzinom bleibt lange funktionell stumm und kündigt sich oft erst durch Metastasen im Hals an. Liegen Halsmetatsasen vor, fällt die Prognose insbesondere bei Hypopharynxkarzinomen deutlich unter 50% ab. Insbesondere bei fortgeschrittenen Tumoren werden umfangreiche Operationen notwendig, die oft mit funktionellen Einschränkungen einhergehen. D Früherkennung ist der beste Garant für eine begrenzte und funktionell erfolgreiche Therapie. Man kann heute in der plastisch rekonstruktiven Chirurgie enorme Fortschritte verzeichnen und auf sehr gute funktionelle Ergebnisse in vielen ausgewiesenen Kliniken verweisen. Dennoch müssen die Patienten oft irreversible Einschränkungen hinnehmen, die in der Kombination aus Chirurgie, Strahlentherapie und oft auch Chemotherapie leider nicht ausbleiben. Früherkennung ist also der beste Garant für eine begrenzte und funktionell Infobox 1 Teilnehmende Krankenhäuser Bremerhaven Klinikum Bremerhaven Dresden Krankenhaus Dresden Friedrichstadt Halle Universitätsklinik Halle Hamburg ASKLEPIOS Klinik St. Georg Kassel Klinikum Kassel Kiel Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Leipzig Universitätsklinikum Leipzig Ludwigshafen Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein Lübeck Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck München Ludwig-Maximilians-Universität, Klinikum Großhadern Nordhausen Südharz Klinikum Nordhausen Zwickau Heinrich-Braun-Klinikum Zwickau Große Telefonaktion 24.09.2013 16.00 - 20.00 Uhr Experte Kostenlose Telefonnummer Prof. Dr. Andreas Dietz Direktor Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde Universitätsklinikum Leipzig 0800 - 0005496 Prof. Dr. Dr. Bernhard Frerich Direktor Mund-Kiefer und Gesichtschirurgie Universitätsmedizin Rostock 0800 - 0005498 Dr. Maren Knödler Krebszentrum Universitätsklinikum Leipzig 0800 - 0005499 Prof. Dr. Rainer Fietkau Direktor der Strahlenklinik Universitätsklinikum Erlangen 0800 - 0005497 erfolgreiche Therapie mit guter Prognose. Aus diesem Grund hat sich die EHNS vorgenommen, die Aufklärung und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung anzuschieben. Die Kampagne Auch in Deutschland hat sich die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Kopf-Hals-Tumoren (IAG KHT der Deutschen Krebsgesellschaft) auf die Fahnen geschrieben, diese sehr wichtige Initiative zu unterstützen. Prof. Dr. Andreas Dietz, Direktor der Leipziger Universitäts-HNO-Klinik und stellv. Sprecher der IAG KHT, ist EHNSKoordinator der in Deutschland stattfindenen „Awareness Week“ und konnte neben der IAG KHT der DKG als Partner den Bundesverband der Kehlkopflo- sen und Kehlkopfoperierten e.V. und die Arbeitsgemeinschaft Onkologie die Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf-und Halschirurgie gewinnen. Im Mittelpunkt der Kampagne steht gesundheitliche Aufklärung zu Kopf-HalsTumoren sowie die Aufmerksamkeit für die Symptome, Früherkennung und die interdisziplinäre Behandlung. Höhepunkt der bundesweiten Veranstaltungsserie wird ein Patiententag am 25.09.2013 sein, an dem sich 15 Behandlungszentren ( Infobox 1) unter Mitwirkung von HNOÄrzten, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Strahlentherapeuten, Onkologen, Phoniater und Psychoonkologen beteiligen werden. Im Einzelnen handelt es sich bei den lokalen Initiatoren der Patiententage um die HNO/MKG-Kliniken der Universitäten Lübeck, LMU München, Ulm, Kiel, Halle und Leipzig sowie den Klinika Dortmund (städt.), Kassel, Bremerhaven, Stuttgart (Marienhospital), Ludwigshafen, Dresden (Friedrichstadt), Nordhausen, Hamburg (St. Georg), Zwickau. Neben der reinen Aufklärung soll es an den Patiententagen auch eine kostenlose Früherkennungsuntersuchung sowie Einblicke in Kopf-Hals-Tumor-Behandlungszentren geben. Daneben soll in der Woche eine Hotline mit Kopf-Hals-Experten für die Beratung von Ärzten, die sich über Feinheiten der Therapie von Kopf-HalsTumoren informieren wollen, stattfinden. Hierzu stehen am 24.09. von 16. - 20.00 Uhr Frau Dr. Maren Knödler (Onkologie Leipzig, Herr Prof. Dr. Dr. Bernhard Frerich (MKG Rostock, Herr Prof. Dr. R. Fietkau (Radioonkologie Erlangen) und Prof. Dietz zur Verfügung. Flankiert wird die Woche von eigens erstellten kostenlosen Aufklärungsbroschüren und Radiointerviews. Alle näheren Informationen sind der unter www.kopf-hals-krebs.de einzusehen. Kontakt Prof. Dr. A. Dietz Sprecher der AHMO [email protected] Prof. Dr. R. Fietkau IAG KHT [email protected] FORUM 5 · 2013 | 349