UniversitätsKlinikum Heidelberg „Beweissicherung und Dokumentation schaffen Klarheit“ Gewaltambulanz am Universitätsklinikum Heidelberg bringt Vorteile für Opfer und Justiz / Nach einer Gewalttat ist schnelles Handeln wichtig Viele Menschen wissen nicht, dass die Rechtsmedizin auch an Lebenden tätig ist. Bestes Beispiel hierfür ist die Gewaltambulanz am Institut für Rechts- und Verkehrsmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg. Die Ambulanz können Menschen aufsuchen, die geschlagen, sexuell missbraucht oder einen Unfall erlitten haben. Das Wichtigste nach einer Gewalttat ist, dass man umgehend die Ambulanz aufsucht, damit keine Spuren verloren gehen. Ärzte untersuchen hier die Betroffenen, wenn Beweise vorhanden sind, werden diese gesichert. Die Opfer können anschließend in Ruhe überlegen, ob sie Anzeige erstatten wollen oder nicht. Welche Vorteile diese frühzeitige Beweissicherung hat, zeigt folgendes Praxisbeispiel: Ein Opfer wurde angeblich durch mehrere Personen getreten. Äußerlich sind bei einem laienhaften Blick nur ein paar Rötungen zu erkennen. Polizei und Staatsanwaltschaft erteilen keinen Untersuchungsauftrag an die Rechtsmedizin. Monate später kommt der Fall vor Gericht. Bei dem Verfahren stehen nur Unterlagen aus einem stationären Krankenhausaufenthalt zur Verfügung, die wesentliche, für die rechtsmedizinische Beurteilung erforderliche Befunde nicht enthalten. Ein hinzugezogener Rechtsmediziner hat somit nur die Aussagen der Betroffenen und die klinischen Unterlagen als Grundlage für seine Beurteilung. Fragen, wie die nach der Heftigkeit der einzelnen Tritte und den tatsächlich betroffenen Körperregionen bleiben unbeantwortet. Genauso unklar ist, ob es sich um einen oder mehrere Täter gehandelt hat. Das Verfahren dauert mehrere Tage und ist mit entsprechend hohen Kosten verbunden. Bei einer zeitnahen rechtsmedizinischen Untersuchung hätte das Urteil eine sicherere Grundlage gehabt. Auch die Länge und die Kosten wären vermutlich niedriger gewesen, da auf Basis objektiver Daten beweisbar gewesen wäre, wer an der Tat beteiligt war und welche Verletzungen das Opfer tatsächlich erlitten hat. Seite 22 Seite „Aber nicht nur die Rechtssicherheit wird durch die Sicherstellung von Beweisen höher. Die Dokumentation kann auch für die Betroffenen selbst sehr hilfreich sein, denn dadurch wird Klarheit geschaffen. Bei einem Missbrauchsopfer beispielsweise steigt die Chance, solch einen Vorfall besser verarbeiten zu können“, erklärt Professor Kathrin Yen, Ärztliche Direktorin am Institut für Rechts- und Verkehrsmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg. In Baden-Württemberg ist Heidelberg nach wie vor der einzige Standort einer vollumfänglichen Gewaltambulanz, die mit Unterstützung der Landesregierung betrieben wird. Professor Yen wünscht sich, dass sich diese Einrichtung in Zukunft flächendeckend durchsetzt: „So wie ein Patient mit Ohrenschmerzen zum HNO-Arzt überwiesen wird, so sollte ein Gewaltopfer eine Überweisung in die Gewaltambulanz erhalten können. Informationen im Internet: https://www.klinikum.uniheidelberg.de/Gewaltambulanz.130412.0.html