3. Antriebe mit Gleichstrommaschine

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EL4
Grundlagen Antriebstechnik
3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
Inhalt
3.
Antriebe mit Gleichstrommaschine ........................................................................................ 2
3.1 Einleitung............................................................................................................................... 2
3.2 Permanenterregte Gleichstrommaschine ........................................................................... 3
3.2.1 Aufbau .............................................................................................................................. 3
3.2.2 Wirkungsweise Motorbetrieb ........................................................................................... 3
3.2.3 Ersatzschaltung ................................................................................................................ 6
3.2.4 Leistungsfluss................................................................................................................... 6
3.2.5 Betriebskennlinien für Ankerstellbereich ........................................................................ 7
3.2.6 Betriebskennlinien in 4 Quadranten ................................................................................. 8
3.3 Weitere Arten von Gleichstrommaschinen ........................................................................ 9
3.3.1 Innenliegende Permanentmagnete ................................................................................... 9
3.3.2 Erregung mit Feldwicklung ........................................................................................... 10
3.4 Stromrichter ........................................................................................................................ 12
3.4.1 Einführung ..................................................................................................................... 12
3.4.2 Leistungselektronische Schalter ..................................................................................... 13
3.4.3 Schaltvorgang in der Leistungselektronik...................................................................... 15
3.4.4 Ansteuerung von Schalter .............................................................................................. 18
3.5 Gleichstromsteller ............................................................................................................... 19
3.5.1 Tiefsetzsteller als 1 Quadranten-Steller ......................................................................... 19
3.5.2 Steuerverfahren .............................................................................................................. 20
3.5.3 Prinzip und Funktion des 2 Quadranten-Stellers ........................................................... 21
3.5.4 Ausbau auf 4 Quadranten............................................................................................... 22
3.6 Literaturverzeichnis ........................................................................................................... 23
Februar 2017
Alberto Colotti, Werner Sieber
ZHAW / SoE
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3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.1 Einleitung
3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.1 Einleitung
Gleichstrommaschinen waren die ersten elektromechanischen Energiewandler. Sie wurden im 19. Jh.
entwickelt und als Generatoren und Motoren eingesetzt. Ihr Anlaufverhalten und ihre Regelbarkeit
sind sehr gut, was zu ihrer raschen Verbreitung führte.
Abbildung 3-1 Gleichstrommaschinen, 4-polig, verschiedene Generationen
Bei grösseren Leistungen sind sie heute von den Drehstrommaschinen (Synchron- und Asynchronmaschine) verdrängt. Nur bei langlebigen Anlagen (Eisenbahn, Tram) und hochdynamischen Antrieben (Werkzeugmaschinen, Papiermaschinen) trifft man sie noch an.
Im Kleinleistungsbereich (< 250 W) sind die Gleichstromantriebe weiterhin verbreitet, weil sie am
einfachsten und billigsten sind: Türantriebe, Foto-, Filmkamera (Objektiveinstellung), Auto (Scheibenwischer, Ventilator, Fensterheber), Spielzeuge (Auto, Eisenbahn).
3
4
2
5
Legende:
1 Trafo
2 Stromrichter
3 Gleichstrommotor
4 Winkelgetriebe
5 Zahnrad mit Kette
1
Abbildung 3-2 automatische Schiebetüre (www.tormax.com, www.dorma.com)
Früher wurden Drehzahl und Drehmoment mit Widerständen verstellt (schlechter Wirkungsgrad).
Heute werden dazu Stromrichter eingesetzt. Das sind elektronische Geräte, die durch schnelles Schalten den elektrischen Leistungsfluss mit hohem Wirkungsgrad steuern oder regeln.
In der abgewandelten Form des Universalmotors können Gleichstrommaschinen auch mit Wechselstrom betrieben werden und sind in vielen Haushaltgeräten enthalten: Fön, Staubsauger, Küchenmaschinen, Bohrmaschine.
3-2
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3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.2 Permanenterregte Gleichstrommaschine
3.2 Permanenterregte Gleichstrommaschine
3.2.1 Aufbau
Eine Gleichstrommaschine besteht aus Stator (Ständer) und Rotor (Läufer). Der Stator trägt die Permanentmagnete (Dauermagnete). Sie bilden zusammen mit dem Gehäuse (Eisen), den Luftspalten
und dem Rotor (Eisen) einen magnetischen Kreis.
Abbildung 3-3
Gleichstrommaschine mit Permanentmagnet-Erregung
(© maxon motors)
Der Rotor trägt die Ankerwicklung. Sie besteht aus einzelnen Windungen, die den Rotor in Längsrichtung umfassen. Anfang und Ende Windung liegen nebeneinander auf dem Kommutator (Stromwender, Kollektor) und sind gegeneinander isoliert.
Ankerwicklung in
Nuten eingelegt
Rotorblechpaket
Kollektor mit
isolierten Lamellen
Abbildung 3-4 Rotor mit Ankerwicklung
Das Ende einer Windung ist auch der Anfang der nächsten Windung. So entsteht eine Serieschaltung
der Windungen. Die rotierende Ankerwicklung ist über feststehende Kohlebürsten mit den Anschlussklemmen verbunden.
3.2.2 Wirkungsweise Motorbetrieb
Die Permanentmagnete erzeugen im magnetischen Kreis einen konstanten magnetischen Fluss Φ.
Die Ankerwicklung (Index A) wird eingeschaltet. Zuerst wird eine kleine Ankerspannung UA eingestellt. Es fliesst der Strom IA durch die Ankerwindungen. Auf die einzelnen Leiter wirkt die Lorentzkraft FL. Dadurch entsteht das Drehmoment Mi auf den Rotor. Es beschleunigt den Rotor auf die
mechanische WinkelgeschwindigkeitΩ, bzw. die Drehzahl n.
3-3
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3.2 Permanenterregte Gleichstrommaschine
N
S
Abbildung 3-5
Ströme in der Ankerwicklung, Kraft auf Leiter
(zu vervollständigen)

 
Lorentzkraft auf einen Leiter
FL =I ⋅ l×B
(3-1)
Ψ A = kΦ
wicklung
(3-2)
(
)
verketteter Fluss der Anker(Maschinenkonstante)
M i = kΦ ⋅ I A
inneres Moment
Ω= 2π ⋅ f mech= 2π ⋅ n ⋅
min
60 s
(3-3)
mechanische Winkelge-
(3-4)
schwindigkeit
Das Drehmoment bleibt nur bestehen, wenn die Stromrichtungen in den Leitern an den Polen immer gleich sind. Dafür sorgt der Kommutator (Stromwender, Kollektor) zusammen mit den Kohlebürsten. Dreht eine Windung durch die horizontale Lage, schliessen die Kohlebürsten Anfang und
Ende der Windung kurz. Anschliessend fliesst der Strom in die umgekehrte Richtung.
N
A1 iA (t)
A2
t=0
S
t=T/4
iLeiter (t)
t=T/2
Abbildung 3-6 Stromwendung bei Ankerwicklung mit nur 1 Windung, Darstellung einer halben
Umdrehung . A1, A2 Anschlüsse der Ankerwicklung
Beim Drehen ändert der von der Ankerwindung umfasste magnetische Fluss Φ(t). Dadurch wird in
der Ankerwindung die Spannung ui(t) induziert.
ui (t ) =
d Φ (t )
dt
induzierte Spannung einer Windung
3-4
(3-5)
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ohne
Kommutator
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3.2 Permanenterregte Gleichstrommaschine
Φ(t), ui(t)
t
T/2
mit
Kommutator
T
Φ(t), ui(t)
t
T/2
Abbildung 3-7
T
induzierte Spannung einer Ankerwindung (zu vervollständigen)
Die Serieschaltung der Ankerwindungen vergrössert und glättet die induzierte Spannung Ui. Sie
kann bei abgeschalteter Ankerwicklung gemessen werden (Auslaufen des Motors).
+
-
Abbildung 3-8 ebene Darstellung Ankerwicklung mit Stromfluss, 4-polig (Fischer, 16. Auflage:
2013)
Ui = k ⋅ Φ ⋅ Ω
induzierte Spannung in der Ankerwicklung
(3-6)
Je schneller die Maschine dreht, umso grösser wird die induzierte Spannung Ui. Sie wirkt der Ankerspannung UA entgegen (Lenz’sche Regel). Dadurch verringert sich der Ankerstrom IA, die Beschleunigung nimmt ab und ein stationärer Zustand stellt sich ein.
3-5
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3.2 Permanenterregte Gleichstrommaschine
3.2.3 Ersatzschaltung
U N,
PN
IA
INA
~
M
UA
=
Erregung
AnkerStromrichter
Abbildung 3-9
Ω
Anker
Welle
Blockschema Gleichstromantrieb mit AC-Speisung
Der Stromrichter (bzw. Netzgerät) wird durch die Spannungsquelle UA ersetzt. Die Ankerwicklung
wird als reale Spulen behandelt. Wegen dem Gleichstrom entsteht keine selbstinduzierte Spannung
an der Induktivität LA. Im Widerstand RA entstehen die elektrischen Verluste. Die fremdinduzierte
Spannung in der Ankerwicklung entspricht der Spannungsquelle Ui. Die Reibungsverluste werden
mit dem Verlustmoment MV berücksichtigt.
IA
RA
PVmech
LA
MV
Mi
PA
UA
M
Pi
Pmech
Ω
Ui
Abbildung 3-10
Ersatzschaltung Gleichstrommaschine
zusätzliche Gleichungen aus Ersatzschaltung:
U A = U i + RA ⋅ I A
Ankerspannung
(3-7)
= M i − MV
M
Moment
(3-8)
P=
P=
UA ⋅ IA
el
A
elektrische Leistung
(3-9)
PVel
= PVA
= RA ⋅ I A2
elektrische Verluste
(3-10)
P=
U i ⋅ I A= M i ⋅ Ω
i
innere Leistung
(3-11)
PVmech
= MV ⋅ Ω
mechanische Verluste
(3-12)
Pmech= M ⋅ Ω
mechanische Leistung
(3-13)
3.2.4 Leistungsfluss
Leistungsgleichungen:
3-6
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Abbildung 3-11
3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.2 Permanenterregte Gleichstrommaschine
Leistungsflüsse, links: Motorbetrieb; rechts: Generatorbetrieb
Im Motorbetrieb wird die Maschine elektrisch gespeist und gibt mechanische Leistung ab. Alle Leistungen sind positiv. Bedingungen für Motorbetrieb:
;
U
A > Ui
M i > MV
(3-14)
Im Generatorbetrieb wird die Maschine mechanisch angetrieben und gibt elektrische Leistung am
Anker ab. Die Gleichungen gelten weiterhin. Die Leistungen Pmech, Pi und PA werden negativ.
Bei positivem Fluss Φ ist entweder das Moment Mi negativ, dann wird auch der Ankerstrom IA negativ. Oder die Winkelgeschwindigkeit Ω ist negativ, dann wird auch die induzierte Spannung Ui negativ. Bedingungen für Generatorbetrieb:
U
;
A < Ui
MV < M
(3-15)
3.2.5 Betriebskennlinien für Ankerstellbereich
Im Betrieb interessiert das Drehzahlverhalten bei Belastung: Ω = f(M) bzw. n = f(M). Die Kombination der Gleichungen (3-3), (3-6), (3-7), (3-8) ergibt folgende Gleichung für die Kennlinie
Ω = f(M, kΦ, UA):
U
RA ⋅ M V 
UA
RA
RA
A


−
+
=
−
⋅
+
−
M
M
M
(
)
V
 k Φ ( k Φ )2 
k Φ ( k Φ )2
( k Φ )2


Berücksichtigt man die Gleichung (3-4), erhält man die Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie
n = f(M, kΦ, UA).
Ω=
(3-16)

U
RA ⋅ M V   60 s
RA
A

⋅
⋅
+
−
n = −
M
(3-17)
 k Φ ( k Φ )2   2π ⋅ min
 ( k Φ )2



Bei konstanten Werten für Ankerspannung UA, FlussΦ, Verlustmoment MV, Ankerwiderstand RA
entsteht eine Geradengleichung. Die Steigung a ist negativ. Der n-Achsenabschnitt b entspricht der
Leerlaufdrehzahl n0.
n =a ⋅ M + b
(3-18)
Wird die Ankerspannung UA bis auf die Nennspannung erhöht, verschiebt sich die Kennlinie parallel zu höheren Drehzahlen. Das maximale Drehmoment Mmax steht ab einer gewissen Ankerspannung zur Verfügung. Dieser Kennlinienbereich heisst Ankerstellbereich.
3-7
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3.2 Permanenterregte Gleichstrommaschine
n / (1/min)
nNenn
UA Nenn
UA1
MNenn
Mmax
M / Nm
UA3
Abbildung 3-12
UA2
Betriebskennlinien n = f(M) mit UA als Parameter; 1. Quadrant
3.2.6 Betriebskennlinien in 4 Quadranten
Die Gleichstrommaschine kann in allen 4 Quadranten betrieben werden.
Q2
Q1
Legende:
Q1 vorwärts antreiben
Q2 vorwärts bremsen
Q3 rückwärts antreiben
Q4 rückwärts bremsen
Ankerstellbereich
o Nennpunkt
Q3
Abbildung 3-13
Q4
Betriebskennlinien n = f(M) mit UA als Parameter; 4 Quadranten
Bei anderen Maschinenarten wird die Betriebskennlinie als Funktion der Drehzahl dargestellt,
M = f(n). Um die Gleichstrommaschine damit vergleichen zu können, wird auch die Umkehrfunktion zur Kennliniengleichung (3-16) berechnet.
2π ⋅ ( k Φ )
min k Φ ⋅ U A
M =−
⋅n⋅
+
− MV
RA
RA
60 s
2
3-8
(3-19)
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3.3 Weitere Arten von Gleichstrommaschinen
Q2
Q1
Legende:
Q1 vorwärts antreiben
Q2 rückwärts bremsen
Q3 rückwärts antreiben
Q4 vorwärts bremsen
Ankerstellbereich
o Nennpunkt
Q3
Abbildung 3-14
Q4
Betriebskennlinien M = f(n) mit UA als Parameter; 4 Quadranten
3.3 Weitere Arten von Gleichstrommaschinen
3.3.1 Innenliegende Permanentmagnete
Um die Maschine zu verkleinern, können die Permanentmagnete auf dem Stator auch innenliegend
angebracht werden. Der magnetische Kreis ist auch in diesem Fall über das Gehäuse geschlossen.
Der Rotor ist dann hohl. die Ankerwicklung hat die Form einer Glocke, sog. Glockenanker.
Abbildung 3-15
Gleichstrommaschine mit innenliegenden Dauermagneten (© maxon motors)
3-9
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3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.3 Weitere Arten von Gleichstrommaschinen
3.3.2 Erregung mit Feldwicklung
Abbildung 3-16
Aufbau fremd- und permanenterregte Gleichstrommaschine
Anstatt mit einem Permanentmagnet wird die Gleichstrommaschine mit einer Feldwicklung erregt.
Die Erregung kann mit einem Feldstromrichter stufenlos eingestellt werden. Die Gleichstrommaschine wird als fremderregt bezeichnet. Wegen den Verlusten in der Feldwicklung sinkt der Wirkungsgrad.
UN,
PN
IA
INA
~
=
3
AnkerStromrichter
INE
MM
UA
ΩM
IE
UE
=
~
FeldStromrichter
3
Abbildung 3-17
Blockschema fremderregte Gleichstrommaschine mit AC-Speisung
Durch Feldschwächung wird ein zusätzlicher Arbeitsbereich gewonnen, der Feldstellbereich: Die
Drehzahl steigt und das maximal mögliche Moment verringert sich.
3-10
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3.3 Weitere Arten von Gleichstrommaschinen
Q2
Legende:
Q1 vorwärts antreiben
Q2 rückwärts bremsen
Q3 rückwärts antreiben
Q4 vorwärts bremsen
Q1
Ankerstellbereich
Feldstellbereich
o Nennpunkt
Q3
Q4
Betriebskennlinien M = f(n) mit UA bzw. Φ als Parameter; 4 Quadranten
Abbildung 3-18
konstantes
Drehmoment
IAN
MN, φΝ
IA(n)
konstante
Leistung
UAN
UiN
PN
UA(n)
Ui(n)
P(n)
M(n), φ (n)
neck
IAN ⋅ RA
Spannungs- od.
Ankerstellbereich
Abbildung 3-19
n
Feldstellbereich
Betriebsgrössen in Funktion der Drehzahl bei Ankernennstrom
Übersicht Schaltungsarten mit Feldwicklungen:
IA
IE
I
IA
IA
IE
IA
IE1
IE2
IE2
a)
Abbildung 3-20
b)
c)
IE1
d)
Schaltungsarten mit Feldwicklungen
a) fremderregte Gleichstrommaschine: Die Erregung ist steuerbar, unabhängig vom Anker.
b) Hauptschluss- bzw. Reihenschlussmaschinen haben eine Serie-Erregung. Die Erregung ist abhängig vom Ankerstrom. Die Erregerwicklung ist niederohmig.
c) Nebenschlussmaschinen haben eine Parallel-Erregung. Die Erregung ist abhängig von der
Ankerspannung. Die Erregerwicklung ist hochohmig.
d) Doppelschlussmaschine haben eine gemischte Erregung (Serie- und Parallel-Erregung oder
Fremd- und Serie-Erregung).
3-11
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3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.4 Stromrichter
3.4 Stromrichter
3.4.1 Einführung
Stromrichter (SR) können den elektrischen Leistungsfluss zwischen Quelle und Last mit hohem Wirkungsgrad steuern oder regeln. Sie beinhalten einen Leistungsteil (LT) und einen Steuerteil (ST)
(siehe Abbildung 3-21). Der Leistungsteil besteht aus Halbleiter-Schaltern und Energiespeichern,
die als Filter wirken. Der Steuerteil besteht aus einem Rechner mit Ein- und Ausgabe. Der Rechner
berechnet aus den Soll- und Istwerten die Ein- und Ausschaltbefehle und sendet sie an die HalbleiterSchalter.
Steuerteil
Leistungsteil
Leistungselektronik /
Stromrichter
Energieform 1,
(Netz 1)
u1, i1, f1, ϕ1
Steuerung, Regelung
Abbildung 3-21
Energieform 2,
(Netz 2,
Antrieb)
u2, i2, f2, ϕ2
Ansicht (www.siemens.com) und Blockschema Stromrichter
Abbildung 3-22 Umformungspfade der Leistungselektronik (Colotti, et al., 2015)
In der Antriebstechnik werden verschiedene Funktionen und Umformungen aus der Leistungselektronik verwendet (Abbildung 3-22). Ein Stromrichter, der eine feste Gleichspannung in eine andere,
stufenlos einstellbare Gleichspannung umwandelt, heisst Gleichstromsteller (GSS). Um eine permanenterregte Gleichstrommaschine drehzahlvariabel zu betreiben, wird ein Gleichstromsteller für den
Anker benötigt.
3-12
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UN,
PN
3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.4 Stromrichter
IA
INA
=
MM
UA
=
Erregung
AnkerStromrichter
Abbildung 3-23
ΩM
Anker
Welle
Blockschema Gleichstromantrieb mit DC-Speisung
In einem Gleichstromsteller muss Gleichstrom ein und ausgeschaltet werden können. Dazu werden
abschaltbare Halbleiterelemente benötigt.
3.4.2 Leistungselektronische Schalter
Elektronische Schalter sind die Schlüsselkomponenten von Stromrichtern. Sie basieren heute vorwiegend auf dem Halbleitermaterial Silizium (Si). Eine zunehmende Bedeutung erhalten Halbleiterelemente aus Siliziumkarbid (SiC). Es werden Elemente mit den folgenden drei Grundfunktionen eingesetzt:
• Dioden, die in Vorwärtsrichtung leiten und in Rückwärtsrichtung sperren.
• Thyristoren, die sich in Vorwärtsrichtung über die Ansteuerung einschalten lassen („zünden“).
Sie schalten aus, wenn der Strom Null wird und sperren in Rückwärtsrichtung.
• Transistoren, wie MOSFET und IGBT, die sich in Vorwärtsrichtung über die Ansteuerung einund ausschalten lassen und in Rückwärtsrichtung schon bei kleinen Spannungen leiten. Das Leiten in Rückwärtsrichtung wird zum Teil mit zusätzlichen Dioden gewährleistet.
Schaltelemente
nicht steuerbar
steuerbar
nur einschalten
Thyristor
Triac
Dioden
Abbildung 3-24
Element
Triac
MOSFET
IGBT
GTO/
IGCT
Thyristor
Tabelle 3-1
ein- und ausschalten
GTO / IGCT
IGBT
MOSFET
Schaltelemente der Leistungselektronik nach Funktion gegliedert.
Leistungs-bereich bis
Schalt-frequenz bis
10 kVA …100 Hz
10 kVA
…1 MHz
10 MVA …100 kHz
100 MVA
…1 kHz
Anwendung
Bohrmaschine, Waschmaschine, Lichtregler etc.
Kleinantriebe, Schaltnetzteile
Antriebe, HGÜ-light
Antriebe, Netzkupplung
1000 MVA …100 Hz HGÜ, Sanftanlauf
Leistungshalbleiter, Grenzdaten und Einsatzbereiche
3-13
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3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.4 Stromrichter
Dioden sind vom Aufbau her die einfachsten Leistungshalbleiter. Sie bestehen aus einem pn-Übergang und leiten oder sperren ohne weitere äussere Massnahme je nach der Richtung der angelegten
Spannung. Im Sperrbetrieb sind die Verluste meist vernachlässigbar. In Durchlassrichtung treten
grössere Verluste auf.
iA
iA
a)
iA
c)
b)
iA
d)
iF,n
UF
trr
ts
tf
t
UF
A
rd
ideale
Diode
K
di/dt
-ûAK
uAK
0.2IRRM
dir /dt
Sperren
uF,n uAK
IRRM
Leiten
URM
uAK
‘real’
Abbildung 3-25
a) Symbol, b) Ersatzschaltbild, c) Kennlinie und d) Schaltvorgang der Diode
In der Abbildung 3-25 ist rechts der dynamische Schaltvorgang der Diode dargestellt:
• Der Schaltvorgang wird durch eine von aussen verursachte Reduktion des Stromes eingeleitet.
Die Steilheit di/dt in dieser Phase wird nicht durch die Diode bestimmt, sondern von der äusseren
Schaltung.
• Nach dem Nulldurchgang des Stromes verschwindet die Spannung uAK. Der Strom klingt aber
weiter ab und wird negativ.
• Nach der Zeit tS (Speicherzeit) ist die Raumladungszone ausgeräumt und die Diode beginnt eine
negative Spannung aufzubauen. Der Strom erreicht hier sein negatives Maximum IRRM.
• Die ausgeräumte Diode kann den Strom nicht länger weiter führen, er reisst mit einer hohen Steilheit dir/dt ab. Diese Stromänderung verursacht in den Induktivitäten des Zweigs hohe Spannungen
bis zum Maximalwert URM. Nach tf ist die Sperrfähigkeit wieder hergestellt.
• Man spricht von weichen (soft) Dioden, wenn deren Ausschalten relativ langsam erfolgt. Eine
weiche Diode verursacht weniger Überspannungen und abrupte Stromveränderungen, dafür benötigt sie eine längere Schaltzeit und verursacht höhere Verluste.
Dioden sind sehr wichtige Elemente der Leistungselektronik. Sie werden mit Nennspannungen von
wenigen V bis einigen kV gebaut. Die Schottky Dioden sind unipolare Dioden und weisen daher
keinen Ausräumeffekt auf. Da die Sperrschichtkapazität zur Aufnahme einer negativen Spannung
aber geladen werden muss, fliesst auch hier ein negativer Strom vor dem Sperrzustand. Si Schottky
Dioden sind auf etwa 100 V begrenzt. Mit SiC sind Dioden bis 1700 V verfügbar.
Transistoren sind vollständig steuerbare Halbleiter, sie haben die grosse Bedeutung der Leistungselektronik in der modernen Technik erst möglich gemacht. Das gemeinsame Merkmal von
GTO/IGCT, IGBT und MOSFET liegt in der Steuerung des Leitzustandes durch eine angelegte Spannung. Die Steuerung erfolgt im statischen Zustand leistungslos. Das Umschalten ist mit einem Ladungstransport von oder auf den Steuereingang verbunden und benötigt daher eine Schaltleistung.
uDS
S
MOSFET
iC
C
G
uCE
E
IGBT
c)
d)
iA
A
uAK
G
iG
iC
iC,n
K
GTO / IGCT
IGBT
G
b)
‘Ein -Aus’
uF,n
e
iD
D
Diod
a)
uF,n
ûCE
uCE
iD,n
‘realer IGBT’
Abbildung 3-26
Selbstgeführte Halbleiter und Kennlinie eines realen IGBT
3-14
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3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.4 Stromrichter
Die Funktion eines Transistors wird in den Kennlinien dargestellt. In der Abbildung 3-27 sind drei
wichtige Eigenschaften dargestellt:
• Im Ausgangskennlinienfeld wird sichtbar, wie sich der Transistor in Funktion der Ausgangsspannung mit der Steuerspannung als Parameter verhält. Im geschalteten Betrieb ist der Transistor nur
während dem Übergang in der sogenannten aktiven Zone. Er ist sonst ausgeschaltet oder im linearen Betrieb. Um eine möglichst kleine Spannung zu erreichen ist eine genügend hohe Steuerspannung anzulegen.
• In der Transferkennlinie wird das Verhalten am Übergang von der aktiven Zone in die ohmsche
Zone gezeigt. Hier wird auch sichtbar, welche minimale Spannung angelegt werden muss, damit
der Transistor zu leiten beginnt. Der IGBT und der MOSFET unterscheiden sich in dieser Hinsicht grundlegend. Während der MOSFET eine nahezu linear mit dem Strom ansteigende Kennlinie aufweist, die mit einem Durchlasswiderstand (Rds,on) modelliert werden kann, hat der IGBT
eine fast konstante Durchlassspannung. Daher sind MOSFET bei kleinen Strömen und IGBT bei
grossen Strömen tendenziell effizienter.
• Das Gate-Ladungsdiagramm zeigt, wie der Steuereingang geladen werden muss, um eine bestimmte benötigte Steuerspannung zu erreichen. Typisch ist dabei die Zone mit einer konstanten
Spannung, die durchfahren werden muss, um die Gate-Spannung weiter zu erhöhen. Dieses Niveau wird als Miller-Plateau bezeichnet und spielt für die Geschwindigkeit eines Transistors eine
entscheidende Rolle.
Abbildung 3-27
MOSFET IRFP150N: Ausgangskennlinenfeld, Transferkennlinie und GateLadungsdiagramm.
3.4.3 Schaltvorgang in der Leistungselektronik
Ein idealer Schalter weist die Kennlinie gemäss der Abbildung 3-28 auf. Er zeichnet sich aus durch:
• eine beliebige Belastbarkeit mit Spannung und Strom
• keine Verluste, weder während der Schaltzeit noch wenn leitend und sperrend
• keine Schaltverzögerungen und Schaltflanken
• keine Leistung für den Schaltvorgang
Im Gegensatz dazu haben reale Schalter einige Nichtidealitäten:
• Die zulässigen Belastungen von Strom und Spannung sind begrenzt und müssen gemäss den
Datenblättern bei der Auswahl beachtet werden.
• Im leitenden Zustand treten Verluste auf (beim MOSFET durch den Durchlasswiderstand
RDSon, und bei den Dioden und IGBT durch Widerstand und Durchlassspannung verursacht)
• Im sperrenden Zustand sind die Halbleiterelemente nahezu ideal, d. h. die Leckströme sind
praktisch vernachlässigbar
• Die Schaltflanken sind begrenzt, dadurch entstehen auch Schaltverluste
3-15
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•
3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.4 Stromrichter
In den Schaltern treten Kapazitäten und Induktivitäten auf, die das dynamische Verhalten beeinflussen.
iS
iS
s=1
S
s
iCS
Schalter
s
Lσ1
CS
iS
uS
uS
LσC
uS
s=0
Diode
u1
L
D
iD
uD
RL
LσD
C1
CL
u2
‘idealer Schalter’
Abbildung 3-28
Idealer Schalter mit antiparalleler ebenfalls idealer Diode und Einbettung in
einer realen Umgebung
Reale Schaltvorgänge hängen auch von der Umgebung ab, in der sie stattfinden. In der Schaltung in
Abbildung 3-28 rechts sind parasitäre Induktivitäten Lσ und die Kapazität CS über dem Schalter eingetragen.
• An Kapazitäten kann die Spannung nicht sprungartig ändern. Schnelle Spannungsflanken sind
mit grossen Strömen verbunden. Schnelle Potentialänderungen am Punkt D erfordern einen
hohen Strom gemäss iCS = CS ∙ duC/dt
• In Induktivitäten kann der Strom nicht sprungartig ändern. Schnelle Stromänderungen sind
mit grossen Spannungen verbunden. Schnelle Stromänderungen führen zu einer hohen Spannung gemäss uL = L ∙ diC/dt
Für Zweige in denen schnelle Stromänderungen auftreten, dies ist in der Abbildung 3-28 der Pfad mit
dem Schalter, ist daher ein induktivitätsarmer Aufbau nötig. Dies wird mit dem Layout der Leiterbahnen erreicht und, wie gezeigt, mit einem parallelen Kondensator, der sehr nah am Schalter schnell
einen hohen Strom zur Verfügung stellen. Dadurch wird die viel grössere Induktivität, die zu einer
weiter entfernten Quelle führt überbrückt.
Die Auswirkung der parasitären Induktivitäten ist in der Abbildung 3-29 dargestellt. Links wird sichtbar, wie die Spannung über dem Schalter beim Ausschalten des Stromes überschwingt. Dabei wird
die Spannung von der Kapazität des Schalters begrenzt. Das Überschwingen ist mit einem Stromfluss
verbunden, der im Schalter und in der Diode sichtbar wird.
250
200
150
100
50
Überschwingen beim
Abschalten wegen
Induktivität in Zuleitung
0
200
100
0
40
30
30
20
20
10
iD / A
iS / A
Diode
300
u2 / V
uS / V
400
Schalter
0
10
0
-10
-10
3
4
5
6
× 1e-5
-20
3
t/s
Abbildung 3-29
Reverse
Recovery
4
der Diode
5
6
× 1e-5
t/s
Reale Schaltvorgänge
Eine einfache Abschätzung des Überschwingens ist mit der Berechnung der Umlagerung der Energie
in von der Induktivität in die Kapazität möglich. Es gilt in der Induktivität
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3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.4 Stromrichter
1 2
LiL
(3-20)
2
und in der Kapazität
1
WC = CuC2
(3-21)
2
Bei einer kompletten Umlagerung der Energie von einer Induktivität in einen Kondensator gilt daher:
WL =
L
(3-22)
iL
C
Die Schwingungen, wie sie in der Abbildung 3-28 sichtbar sind, werden durch die parasitären LC
Schwingkreise in den Schaltungen verursacht. Dabei treten die Induktivitäten als Selbstinduktivitäten
der Leitungen oder als Koppelinduktivitäten zwischen parallel verlaufenden Leitungen auf. Die Kapazitäten werden durch die Sperrschichten in den elektronischen Bauelementen gebildet. Die Induktivitäten von Leiterbahnen liegen in der Grössenordnung von 20 bis über 200 nH/m. Die Drain-Source
Kapazität eines 100 V MOSFET bei etwa 3 nF. Dies ergibt für eine Leiterlänge von 50 mm Beispielsweise eine Resonanzfrequenz von
uC =
1
1
(3-23)
= 9030MHz
2π LC
Die Problematik von Schwingungseffekten in der Leistungselektronik liegt darin, dass grosse
Schwingungen via leitungsgebundene oder feldgebundene Kopplungen zu fehlerhaften Schaltvorgängen und dadurch zu Fehlfunktionen oder zur Zerstörung von Bauelementen führen können.
fR =
Schaltverluste entstehen an einem Schalter, wenn gleichzeitig eine Spannung und ein Strom anliegen.
Dies ist an einem idealen Schalter nicht möglich, da seine Kennlinie gemäss Abbildung 3-28 nie beide
Grössen gleichzeitig zulässt. Bei realen Schaltern, die eine begrenzte Anstiegsgeschwindigkeit aufweisen, ist dies aber möglich. Am Beispiel des Schaltens eines Tiefsetzstellers ist dies in der Abbildung 3-30 dargestellt.
iS,
uS
iS
uS
L
uD
u1
iD
RL
CL
u2
i D,
uD
pS,
pD
Abbildung 3-30
Vereinfachte Spannungs-, Strom- und Leistungsverläufe bei den Schaltvorgängen (zu ergänzen).
Wenn beim Einschalten während dem Stromanstieg die ganze Spannung und während dem Ausschalten während dem Spannungsanstieg der ganze Strom noch anliegen, so liegt das sogenannte „harte
Schalten“ vor. Da zudem noch erhöhte Spannungs- und Strombeanspruchungen durch die Schaltvorgänge entstehen können, sind die Bauelemente dabei mit hohen Spannungen, Strömen und Verlustleistungen belastet. Mit sogenannten „Snubber“ Schaltungen werden die Belastungen an den Bauelementen reduziert. Eine weitergehende Entlastung wird mit „soft switching“-Verfahren (ZVS:
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3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.4 Stromrichter
„zero voltage switch“, ZCS: „zero current switch“) oder mit Resonanzwandler erreicht. All diesen
Schaltungen ist gemeinsam, dass mit externen Beschaltungen das Ein- und/oder Ausschalten bei
gleichzeitiger Reduktion der jeweils anderen Grösse erreicht wird. Das besondere an den Resonanzwandlern liegt darin, dass an deren Ausgang Schwingungen erzeugt werden, deren Nulldurchgang
für den Schaltvorgang genutzt wird. Die Schaltfrequenz ist dadurch von dem gewählten Resonanzkreis abhängig.
realer Einschaltvorgang
Überstrom wg.
Ausräumstrom der
iS
Diode
Ausschaltentlastung
EinschaltRSn,A
entlastung
CSn,A RSn,E
iS
uS
L
uD
U1
iD
idealisiertes,
hartes Schalten
I2
realer
Ausschaltvorgang
Überspannung wg.
Induktivitäten
RL
CL
u2
«soft switching»
(ZVS, ZCS)
uS
U1
Abbildung 3-31
„Snubber“ (Entlastungs-) Netzwerke am Tiefsetzsteller und Vergleich der Ortskurven von Strom und Spannung.
3.4.4 Ansteuerung von Schalter
Der Steuerteil des Stromrichters erzeugt die Schaltbefehle für die Bauelemente. IGBT und FET werden über die Gate-Spannung gesteuert. Sie benötigen nur während den Schaltvorgängen einen kurzzeitigen Gate-Strom iR, um die in den Elementen vorhandenen parasitären Kapazitäten CGE und CCG
in Abbildung 3-32 umzuladen. Der Verlauf der Eingangsspannung ist bei beiden Elementen identisch.
Zum Ausschalten genügt es, beim MOSFET die Gate-Spannung auf null zu schalten (Speisespannung
U2 = 0), während beim IGBT im ausgeschalteten Zustand bevorzugt eine negative Gate-Spannung
(U2 < 0) angelegt wird, um die Spannungsfestigkeit zu erhöhen.
Die Ansteuer- und Schutzlogik ist als integrierte Schaltung in vielen verschiedenen Ausführungen
erhältlich. Sie enthält typischerweise folgende Funktionen:
- Überwachung der Betriebsspannungen U1 und U2 des IC, damit die sichere Funktion der Schaltung
gewährleistet ist.
- Überwachung der minimalen Ein- und Ausschaltzeiten tEin, Min und tAus, Min. (Da beim Ein- und Ausschalten des Halbleiters Verluste und damit Erwärmung auftreten, sollte verhindert werden, dass
die beiden Schaltvorgänge unmittelbar nacheinander auftreten.)
- Überwachung des Stromes iC durch den Leistungshalbleiter (typischerweise in Form einer Messung
des Spannungsabfalls uCE über dem Element, sog. DESAT Überwachung).
- Blockieren von erneutem Einschalten nach einem Fehler für eine vorgegebene Zeitspanne
Mit den beiden externen Widerständen RG1 und RG2 im Gate-Pfad kann die Ein- und Ausschaltgeschwindigkeit des Halbleiters einzeln dimensioniert werden. Viele Ansteuer-IC sind aber nur für einen einzigen Gate-Widerstand ausgelegt.
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Abbildung 3-32
3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.5 Gleichstromsteller
Ansteuerschaltung für IGBT (und, ohne negative Spannung für einen FET)
Da die Leistungshalbleiter und ihre Ansteuerungen meistens auf einem anderen elektrischen Potential
liegen als die restliche Elektronik, müssen die Speisung des Ansteuer-IC und das Einschaltsignal
galvanisch getrennt auf die Ansteuerung gebracht werden. Dazu werden optische oder magnetische
„Isolationen“ (Optokoppler, Lichtleiter, Transformatoren...) oder „level-shifter“ eingesetzt. Einzelne
Ansteuer-IC enthalten selber schon eine galvanische Trennung von Steuerung zu Ausgang und generieren selber, z.B. über die „Bootstrap“-Methode eine Speisung die auf das Emitter resp. Source Potential bezogen ist.
3.5 Gleichstromsteller
3.5.1 Tiefsetzsteller als 1 Quadranten-Steller
Der Gleichstromsteller besteht nur aus einem Halbleiterschalter T1 und einer Diode D1. Die Induktivität L wirkt als kurzfristiger Energiespeicher und glättet den Ausgangsstrom iL(t) und damit auch die
Lastspannung uR(t). Der Gleichstromsteller wandelt die konstante Eingangsspannung U1 in eine variable Ausgangsspannung uR um, die kleiner als U1 ist. Er wird deshalb auch als Tiefsetzsteller bezeichnet.
L
id T1
iL
iD
Cd
uD
iC
D1
CL
u
iR
R
uD
uR
U1
u1
uR
iL
≈ IL
TE
DC-Quelle
Steller
Abbildung 3-33
Filter
Last
T
∆IL
TE
t
T
Prinzipschema Gleichstromsteller 1. Quadrant
Es gilt:
Tein
D
= a=
T
T
Duty-cycle, control factor (engl.), Aussteuerungsgrad, Tastverhältnis, Übersetzungsfaktor (dt.) beim Tiefsetzsteller (Index T)
3-19
(3-24)
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3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.5 Gleichstromsteller
Tein
1
⋅ u2 (t ) ⋅ dt Ausgangsspannung
U2 =
T ∫0
Glättungsdrossel L: Aus der Stromgleichung lässt sich der Spannungsmittelwert herleiten.
iL (T=
) I 2min
1 T
+ ⋅ ∫ u L (t ) ⋅ dt
= I 2 min
L 0
(3-25)
(3-26)
1 T
⋅ u L (t ) ⋅ dt = 0
(3-27)
T ∫0
Die Glättungsinduktivität schluckt den grössten Teil der Welligkeit der Ausgangsspannung u2(t) und
hat im stationären Betrieb den Mittelwert 0. Aus der Maschengleichung folgt dann die Lastspannung:
UL =
U R =U2 −U L =U2
Lastspannung
(3-28)
Eingangsstrom:
1
I1 = ⋅
T
Tein
∫ i1 (t ) ⋅ dt = D ⋅ I 2
(3-29)
0
Um den Stromrippel ∆I2 des Ausgangsstroms näherungsweise zu berechnen, wird folgende Annahme
getroffen: Die Lastspannung uR(t) ist vollkommen geglättet. Dann entspricht die Spulenspannung
uL(t) gerade der Welligkeit der Ausgangsspannung u2(t).
∆I
∆I
T1 ein : u L (t ) =
U1 − U 2 =
L 2 ; T1 aus : u L (t ) =
−U 2 =
−L 2
Tein
Taus
(3-30)
U1 − U 2
U2
(3-31)
⋅ Tein =
⋅ Taus
L
L
Wenn die Welligkeiten der Lastgrössen uR(t), i2(t) und die Verluste der Schaltung vernachlässigt werden, entstehen folgende Leistungsgleichungen:
∆ I 2 = I 2 max − I 2 min =
P2 = PR ≈ U 2 ⋅ I 2
P1 =
P2
η
≈ P2 ≈ U 2 ⋅ I 2 = D ⋅ U1 ⋅
I1
= U1 ⋅ I1
D
Ausgangsleistung
(3-32)
Eingangsleistung
(3-33)
3.5.2 Steuerverfahren
Der Gleichstromsteller wird mit dem Aussteuerungsgrad D = Tein / T gesteuert oder mit einem SollIstwert-Vergleich geregelt. Es gibt 3 Steuerverfahren:
-
Pulsweiten-Steuerung: Tein variabel, T konstant.
Die Schaltung arbeitet mit einer festen Schaltfrequenz f = 1/T. Dadurch bleibt die Glättung etwa
gleichmässig über den Steuerbereich. Die Schaltfrequenz kann einfach gefiltert werden. Diese
Variante wird häufig angewendet.
-
Pulsfolge-Steuerung: Tein konstant, T variabel.
Die Schaltung arbeitet mit einer festen Einschaltdauer Tein. Die Glättung muss auf tiefe Schaltfrequenzen ausgelegt werden. Die Filterung der Schaltfrequenz ist aufwendiger.
-
2-Punkt-Regelung: Tein variabel, T variabel.
Die Schaltung arbeitet mit einem Toleranzband um den Sollwert. Wird der obere Rand des Toleranzbandes erreicht, wird ausgeschaltet, wird der untere Rand erreicht, wird eingeschaltet. Als
Sollwert können UR oder I2 gewählt werden.
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3.5 Gleichstromsteller
3.5.3 Prinzip und Funktion des 2 Quadranten-Stellers
Der 2 Quadranten Steller besteht aus einem Brückenzweig mit den Transistoren T1 und T2 mit je
einer Freilaufdiode. Der 2 Quadrantensteller kann im Gegensatz zum Tiefsetzsteller auch einen negativen Strom führen und daher die Leistungsrichtung von der Last in die Quelle umkehren, wenn
die Last auch als Quelle arbeiten kann. Die Spannung u2 ist im Mittel positiv. Somit kann in zwei
Quadranten gespeist werden.
Anker
i1(t)
I1
D1
T1
i2(t)
I2 = IA
U1
uL(t)
UL
uR(t)
UR
LA
RA
u2(t)
U2 = UA
D2
Abbildung 3-34
Ui
T2
Prinzipschema Gleichstromsteller 1. und 2. Quadrant. Stromflussrichtungen bei
T2 ein (grün), bei T2 aus (rot) (zu ergänzen).
Beim vorwärts Bremsen wird der Ankerstrom IA negativ. Die Bremsleistung muss vom Anker mit
tiefer Spannung UA in die Quelle mit hoher Spannung U1 zurückgespeist werden können. Dazu dienen
der Schalter T2 und die Diode D2. Dieser Teil der Schaltung entspricht einem Hochsetzsteller.
u2(t), U2; i2(t), I2
2
1
0
-1
0
0.5
1
1.5
t/T
2
2.5
3
0
0.5
1
1.5
t/T
2
2.5
3
U1; i1(t), I1
2
1
0
-1
Abbildung 3-35
Bremsbetrieb 2. Quadrant (zu vervollständigen)
Die in der Ankerwicklung induzierte Spannung Ui ist nun der Erzeuger. Zuerst muss der Energiespeicher LA geladen werden. Dazu wird der Schalter T2 kurzzeitig eingeschaltet. Der Anker ist nun kurzgeschlossen und es baut sich ein negativer Strom i2(t) auf. Dann wird der Schalter T2 kurzzeitig ausgeschaltet. Der Strom i2(t) fliesst weiter über die Diode D1 in die Quelle U1. Der Energiespeicher LA
entlädt sich und speist so die Quelle U1, die nun der Verbraucher ist. Anschliessend beginnt der
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3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.5 Gleichstromsteller
nächste Takt. Mit Hilfe des Energiespeichers LA kann so Energie von der Quelle Ui mit kleinerer
Spannung in die Quelle U1 mit grösserer Spannung verschoben werden.
a=
H
1
U1
T
T
=
=
=
U 2 Taus T − Tein 1 − D
Übersetzungsfaktor beim Hochsetzsteller
(3-34)
3.5.4 Ausbau auf 4 Quadranten
Um in den Quadranten 3 und 4 zu arbeiten, benötigt die Schaltung noch die Schalter T3, T4 und die
Dioden D3, D4. Nun ist es möglich eine negative Spannung an u2 zu erzeugen. Aufgrund ihrer Struktur wird diese Schaltung als H-Brücke bezeichnet.
i1(t)
I1
T1
D1
T3
i2(t)
I2
LA
RA
D3
Ui
U1
T2
Abbildung 3-36
D2
u2(t)
U2
T4
D4
Prinzipschema Gleichstromsteller 4 Quadranten (H-Brücke)
In der Tabelle 3-2 sind die möglichen Schaltzustände dargestellt. Zwei Zustände sind aktiv mit positiver oder negativer Spannung. Die zwei Zustände mit Spannung Null sind die Freilaufzustände.
Die Stromrichtung kann in jedem Zustand positiv oder negativ sein.
Schaltzustände
T1/T2
Tabelle 3-2
T3/T4
Spannung
u2
Stromfluss
i2>0
i2<0
0/1
0/1
0
1/0
0/1
U1
0/1
1/0
-U1
1/0
1/0
0
Schaltzustände der H-Brücke und Pfade für positiver und negativer Strom (zu vervollständigen)
Die H-Brücke kann im bipolaren oder im unipolaren Betrieb getaktet werden. In der Abbildung 3-37
ist die Schaltfolge und der Stromverlauf in den vier Quadranten für eine unipolare Taktung dargestellt.
3-22
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3. Antriebe mit Gleichstrommaschine
3.6 Literaturverzeichnis
U2, n
T2
D4
D1
D4
T1
T4
D2
T4
I2, M
T3
T2
D4
T2
T4
D2
Abbildung 3-37
D3
D2
H-Brücke: u2(t), i2(t) bei Betrieb in 4 Quadranten bei unipolarer Taktung
U2 /
n
T1
T1
T3
i2
U1
i2
Last
u2
T3
Last
U1
u2
T4
T2
T4
T2
I2 /
M
T1
T1
T3
T3
i2
U1
i2
Last
u2
U1
u2
T4
T4
T2
T2
Abbildung 3-38
Last
Strompfade der 4 Quadranten im unipolaren Betrieb (zu vervollständigen)
3.6 Literaturverzeichnis
Colotti, Alberto und Jenni, Felix. 2015. Elektrische Antriebe. Zürich : Faktor Verlag, 2015. 978-3905711-32-5.
Fischer, Rolf. 15. Auflage: 2011. Elektrische Maschinen. München : Hanser, 15. Auflage: 2011.
ISBN 3-446-42554-3.
3-23
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