Reaktivierungsmanagement - Technische Universität Braunschweig

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Institut für Automobilwirtschaft
und Industrielle Produktion
Reaktivierungsmanagement
Die Macht des E-Mail-Marketings
Isabelle Kes I David M. Woisetschläger I Fabian Kothe
Gefördert durch:
Förderkennzeichen 01FL11002
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
I
1 Reaktivierungskampagnen als Churn-Management
1
2 Churn-Management im Online-Retailing
3
2.1 Das Problem inaktiver Kunden
3
2.2 E-Mail-Marketing als Mittel der Kundenrückgewinnung
3
2.3 Incentives als Trigger für effektives E-Mail-Marketing
4
2.4 Warum E-Mail-Marketing als Churn-Management theoretisch funktioniert
5
3 Empirische Untersuchung
6
3.1 Das Feldexperiment
7
3.2 Ergebnisse
7
4 Implikationen für Online-Händler
11
Literaturverzeichnis
12
1
Reaktivierungskampagnen als Churn-Management
1 Reaktivierungskampagnen als ChurnChurn
Management
Online Händler sehen sich häufig mit dem Problem inaktiver Kunden konfrontiert. Diese
Kunden zu reaktivieren, bietet den Unternehmen eine große Chance, den aus diesen Kundenbeziehungen resultierenden Wert zu steigern und die Möglichkeit, vergleichsweise hohe
Akquisitionskosten für Neukunden zu sparen. Ein Mittel zur Reaktivierung stellt hierbei das
E-Mail-Marketing dar. Diese Studie zeigt auf, dass unterstützt durch den gezielten und sinnvollen Einsatz verschiedener Incentives E-Mail-Marketing zu Reaktivierungsquoten von bis
zu 7,03% führt.
Customer Relationship Management (CRM) ist das Schlagwort der
vergangenen Jahre (vgl. Cohen and Moore 2000). Eine Grundannahme des CRM ist, dass die Bildung einer Beziehung mit
dem Kunden der beste Weg zur Sicherstellung bzw. Steigerung
der Kundenloyalität und somit der Profitabilität ist (vgl. Dowling
2002). Daher zeichnete sich erfolgreiches Customer Relationship
Management durch hohe Loyalitätsraten aus (vgl. Rust al. 1996).
Unternehmen ist jedoch bewusst, dass 100%ige Kundenbindung
ein Mythos und unabhängig von sämtlichen Anstrengungen unerreichbar ist – Selbst zufriedene Kunden sind häufig über einen
längeren Zeitraum inaktiv (vgl. Dodson 2000)
Auswirkung von Kundenbindung vs. Neukundenakquise Kunden-
30,00% wertsteigerung in %
25,00% Prozentuale Veränderung des Kundenwerts bei einer 10%igen Steigerung der Ausgaben für 20,00% 15,00% 30,80%
30,18%
28,34%
29,96%
Bestandskundenbindung 10,00% Neukundenakquise 5,00% 0,00% Abbildung 1.1:
Quelle:
0,51%
1,19%
1,42%
1,11%
Amazon Ameritrade Ebay E-­‐Trade -­‐ $2.54 -­‐ $1.45 -­‐ $2.11 -­‐ $1.89 Basiskundenwert bei ausgewählten Online Unternehmen Auswirkung von Kundenbindung vs. Neukundenakquise
In Anlehnung an Gupta, Lehman, Stuart 2004.
Reaktivierungskampagnen als Churn-Management
Anstatt aus der Inaktivität von Kunden resultierende Verluste hinzunehmen, haben Unternehmen vielfältige Maßnahmen zur Reaktivierung inaktiver Kunden entwickelt (vgl. Griffin 2001). Insbesondere Unternehmen im Online-Handel stehen jedoch aufgrund der
vorherschenden geringen Informationsasymmetrie, der niedrigen
Wechselbarrieren und der meist geringen Handelsmargen vor der
Fragestellung, wie inaktive Kunden möglichst wirksam und gleichermaßen effizient reaktiviert werden können.
Für die Praxis sind inaktive Bestandskunden ein zentrales Problem
(Tarasofsky 2008). Der möglichst kostengünstigen Reaktivierung
von Kundenbeziehungen kommt daher eine große Bedeutung zu,
da hierdurch die Kundenbasis erhalten werden kann, ohne vergleichsweise höhere Kosten für die Akquisition von Neukunden zu
verursachen (vgl. Rajamma, Paswan und Hossain 2009). Während
die Wahrscheinlichkeit, erneut an einen inaktiven Bestandskunden
zu verkaufen im Durchschnitt 20-40% beträgt, liegt sie bei Neukunden lediglich bei ca. 5-20% (vgl. Griffin und Lowenstein 2001),
im eCommerce-Umfeld sogar noch deutlich darunter, bei ca. 2-3%
(vgl. Nicholls 2010). Zudem verfügen Unternehmen meist bereits
über Informationen über Bestandskunden wie bspw. die Kaufhistorie. Diese lassen auf die Interessen der Kunden schließen und ermöglichen somit eine relevantere und damit häufig erfolgreichere
Ansprache. Schließlich wird mit den Maßnahmen die Erwartung
verbunden, dass ein reaktivierter Bestandskunde für die Zukunft
stärker an das Unternehmen gebunden ist. Aus dieser emotionalen Bindung zum Unternehmen kann sich loyales Kaufverhalten
entwickeln, welches wiederum Umsätze erhöht und auch die Profitabilität des Unternehmens verbessern kann (vgl. Evanschitzky et
al. 2012).
Der Rückgewinnung von Kunden widmete sich die Literatur bislang allerdings kaum (vgl. Homburg, Hoyer und Stock 2007). Besonders die Kundenreaktivierung bei eCommerce-Unternehmen
mittels E-Mail-Marketings wurde nach aktuellem Kenntnisstand in
empirischen Arbeiten bis dato nicht näher betrachtet. Dabei beru-
2
hen nachweislich 66 % der schlussendlich realisierten Konversionen im Online-Handel auf E-Mail-Marketing (vgl. o.V. 2013).
Vor dem Hintergrund einer laufend wachsenden wirtschaftlichen
Bedeutung des Online-Handels, der 2013 bereits ein Umsatzvolumen von 33,1 Milliarden Euro aufweisen wird (vgl. Handelsverband
Deutschland 2013) und einer zunehmenden Relevanz des E-MailMarketings (vgl. Brien und Jones 1995), stellt dies eine deutliche
Forschungslücke dar, die es zu schließen gilt. Deshalb fokussiert
die folgende Untersuchung auf die Reaktivierung inaktiver Kunden im Online-Handel mit Hilfe von verschiedenen Reaktivierungsmailings, die z. T. finanzielle Anreize bieten.
Dabei stellt sich die Frage nach der richtigen
Reaktivierungsstrategie:
• Wie oft sollte ein Kunde „erinnert“ werden?
• Ist das Angebot von finanziellen Anreizen in Reaktivierungsmails
unerlässlich?
• Welche Höhe sollten diese Incentives haben?
Zudem muss berücksichtigt werden, dass Kommunikationsmaßnahmen zur Reaktivierung nicht alleine stehen, sondern in einem
Kontext von zuvorkommenden und nachfolgenden Kommunikationsmaßnahmen stehen. Dementsprechend ist es Ziel dieser
Untersuchung, aufzuzeigen, inwiefern der Aufbau einer Reaktivierungskampagne in Form von mehreren aufeinanderfolgenden
Mails den Erfolg der Kampagne beeinflusst. Auf diese Weise wird
analysiert, in welchem Fall ein erneutes Nachfassen nötig und womöglich sogar ein erneuter Incentive zur Verstärkung wirkungsvoll
ist.
3
Churn-Management im Online-Retailing
2 Churn-Management im Online-Retailing
Insbesondere im Online-Handel stellt Churn-Management aufgrund der geringen Informationsasymmetrie, niedrigen Wechselbarrieren und der meist geringen Handelsmargen,
eine wichtige Aufgabe für Online-Händler dar. Hierbei ist E-Mail-Marketing eine gelungene
Möglichkeit der Kundenrückgewinnung. Incentives können, an den passenden Stellen eingesetzt, die Rückgewinnungswahrscheinlichkeit noch steigern.
2.1 Das Problem inaktiver
Kunden
Laut Forrester Research schließen 87 % der Verbraucher ihren Kauf
trotz bereits in den Warenkorb gelegter Artikel nicht ab; 70 % der
Warenkörbe werden sogar noch direkt vor dem Check-out aufgegeben – ein Verhalten, das Online-Händler vor Herausforderungen
stellt und mit denen ein Umsatzpotenzial von 18 Milliarden USDollar pro Jahr verbunden ist. Während Warenkorbabbrüche in den
Anfängen des Online-Handels noch häufig auf eine beschränkte
Funktionalität der Webseiten, eine verwirrende Menüführung, geringe Downloadgeschwindigkeiten oder Probleme beim Auffinden
von Versand- und Kontaktinformationen zurückzuführen waren
(z.B. Global Millennia Marketing 2002; BCG, in Wellner 2001), liegen die Gründe für Warenkorbabbrüche heutzutage vor allem bei
den Konsumenten selbst, da sich die technischen Funktionen von
Webseiten in den letzten Jahren deutlich verbessert haben (vgl.
Hoof, Woisetschläger, Backhaus 2013).
Warenkorbabbrecher lassen sich in zwei Kategorien einteilen. So
gibt es zum einen solche, die den Kaufprozess lediglich abbrechen,
um zusätzliche Informationen zu sammeln und Alternativen zu vergleichen, dann aber zurückkehren und doch kaufen. Von größerer
Gefahr für die Händler sind jedoch Kunden, die nach einem Abbruch des Kaufvorgangs andere Händlerseiten frequentieren und
nicht mehr zurückkehren. Besonders die Rückgewinnung solcher
inaktiven Kunden bietet für Händler große wirtschaftliche Vorteile. Neben der höheren Wahrscheinlichkeit einen inaktiven Kunden
als einen neuen Kunden zum Kauf zu animieren (vgl. Griffin and
Lowenstein 2001), bringt ein erfolgreiches Reaktivierungsmanagement weitere Vorteile für das Unternehmen mit sich. Zunächst ist
die Reaktivierung inaktiver Kunden mit geringeren Akquisitionskosten verbunden als die Neukundengewinnung. Zudem bietet sich
die Möglichkeit Dienstleistungsverbesserungen zu identifizieren,
indem die Abbruchgründe inaktiver Kunden identifiziert werden.
Anhand dieser identifizierten Indikatoren, kann frühzeitig erkannt
werden, dass Kunden inaktiv werden. Schließlich wird durch die erfolgreiche Reaktivierung inaktiver Kunden das Ausmaß negativen
Word-of-Mouth reduziert und im optimalen Fall durch positives
WoM der erfolgreich reaktivierten Kunden ersetzt (vgl. Reichheld
1996; Stauss and Friege 1999).
2.2 E-Mail-Marketing als
Mittel der Kundenrückgewinnung
E-Mail-Marketing stellt eine Möglichkeit dar, auf inaktive Kunden
zuzugehen. Hierbei besteht das vordergründige Ziel darin, die
Konsumenten zurück auf die Homepage des Händlers zu holen
und sie im Endeffekt zu einem Kauf zu bewegen. Die umfassende
Messbarkeit gehört zu den größten Stärken des E-Mail Marketings.
Hierzu steht eine Reihe von KPIs (Key Performance Indicators) zur
Verfügung. Jede Reaktion der Empfänger lässt sich messen und,
eine entsprechende Einwilligung vorausgesetzt, sogar einzelnen Nutzern zuordnen. Mit dem E-Mail-Remarketing existiert
ein überaus nützliches Werkzeug für die Konversionsförderung.
Churn-Management im Online-Retailing
Nichtsdestotrotz versuchen nur 20 % der Fortune 500-Anbieter,
Folgekontakte zu ihren Site-Besuchern herzustellen, und gerade
einmal 2 % des gesamten E-Mail-Verkehrs entfallen auf die gezielte Ansprache von Kaufabbrechern oder innaktiven Kunden.
E-Mail-Marketing ist laut der aktuellen Studie “Effizienz von Marketingkanälen im On- und Offline-Bereich des Interaktiven Handels” des Bundesverbands für Versandhandel und Trusted Shops
das effizienteste Marketingmittel im Online Handel. 32 % der
Versandhändler sagen, dass E-Mail Marketing eine hohe Response und Wiederkäuferrate aufweist – zum Vergleich: 28 Prozent bei
Suchwortanzeigen, 4 Prozent bei Bannern. Damit werden klassische Stärken von E-Mail Marketing unterstrichen. Zudem wurde
herausgefunden, dass 66 % der schlussendlich realisierten Konversionen auf E-Mail-Marketing beruhen.
E-Mail Marketing fällt in den Bereich des Permission Marketing.
Hierbei ist die Einwilligung und bewusste Entscheidung eines Konsumenten für den Erhalt einer betreffenden Marketingmaßnahme
entscheidend. Dementsprechend erhalten nur solche Nutzer einen
Newslettern, die sich für dessen Erhalt bewusst registriert haben.
Auf diese Weise wird die Transparenz in der Kommunikation mit
dem Kunden deutlich erhöht und damit langfristig das Vertrauen
des Konsumenten erhöht. Zudem sind die Streuverluste im E-Mail
4
Marketing recht gering, da sich Nutzer nur für Newsletter registrieren, deren Inhalt für sie von Interesse ist. Solange ein Nutzer
für einen Newsletter registriert ist und sich nicht wieder abmeldet, kann er regelmäßig mit aktuellen Angeboten beschickt werden. Der Dialog mit dem Nutzer ist langfristig angelegt. Anstatt
kurzfristige Kaufimpulse zu setzen, hilft E-Mail Marketing, Nutzer
nachhaltig als Kunden zu entwickeln und zu binden. Durch die
Ansprache mit jeweils passenden Angeboten an jedem Punkt des
Customer Lifecycle können so Wiederkäufe generiert werden.
2.3 Incentives als Trigger für
effektives E-Mail-Marketing
Es gibt verschiedenste Formen, um via E-Mail mit Konsumenten in Kontakt zu treten. Neben Standard-Newslettern, werden
Geburtstags-, Willkommens- oder Erinnerungsmailings versandt
(vgl. o.V. 2013). Zudem wird zwischen reinen informationsvermittelnden E-Mails und solchen, die weitere Incentives enthalten,
unterschieden. Es gibt verschiedene Incentives, die als zusätzliche
Trigger in E-Mails verwendet werden. Zum einen gibt es solche
Angebote, die erlassene Versandkosten beinhalten und damit die
5
Churn-Management im Online-Retailing
Bestellung attraktiver wirken lassen sollen. Darüber hinaus werden
aber auch produktbezogene finanzielle Vorteile, geboten beispielsweise durch sogenannte Rabatt-Coupons. Deren Einlösung wird
meist mit dem Erreichen einer gewissen Bestellsumme verbunden. Ähnlich funktionieren indirekte Rabatte wie das Angebot von
Bonuspunkten, die für eine kommende Bestellung gutgeschrieben werden. Auch diese sind meist mit einer Mindestbestellmenge verbunden. Da Bonuspunkte häufig Äquivalente von Cent-Beträgen sind, erscheinen Boni Konsumenten häufig wertvoller als
direkte Rabattcoupons. In beiden Fällen ist die deutliche Angabe
eines Gültigkeitszeitraums des Rabatts oder Bonus wichtig, da auf
diese Weise das Gefühl von Knappheit beim Kunden gefördert wird
(vgl. Aggarwal und Vaidyanathan 2003).
2.4 Warum E-Mail-Marketing als Churn-Management
theoretischfunktioniert
Eine erfolgreiche Kundenrückgewinnung basiert auf der Fairness
der Beziehung mit dem Unternehmen, die ein Individuum empfindet. Diese Idee kann die Equity-Theorie erklären (vgl. Adams
1963; Adams 1965; Thomas, Blattberg und Fox 2004). Diese postuliert, dass Individuen, wenn sie über die Fairness ihrer Beziehung
zu oder ihres Austausches mit anderen entscheiden, beurteilen, in
welchem Verhältnis ihr Input (vgl. Blodgett und Hill 1997) zum erhaltenen Output steht. Eine faire Beziehung liegt dann vor, wenn
Input und Output als gleich wahrgenommen werden (vgl. Colquitt
et al. 2001). Werden Input und Output als ungleich wahrgenommen, neigt das Individuum dazu, seinen Input zu reduzieren oder
vom Partner einen höheren Output zu erwarten (vgl. Goodwin und
Ross 1992). In Anlehnung an Homburg et al. (2007) können nach
dieser Logik inaktive Kunden als Kunden, die eine Ungleichheit
gemäß der Equity-Theorie wahrnehmen, gesehen werden. Rückgewinnungs- bzw. Reaktivierungsversuche seitens des Unternehmens sind Maßnahmen mit dem Ziel die wahrgenommene Ungleichheit zu reduzieren.
Der Kunde wiederum sollte die Beendigung der Beziehung dann
als nicht mehr fair betrachten und erneut in Beziehung zum Unternehmen treten. Jüngere Arbeiten zur Equity-Theorie unterscheiden dabei drei Fairness-Dimensionen: distributive, prozedurale
und interaktionale Fairness (vgl. Blodgett und Hill 1997; Colquitt et
al. 2001; Schmittlein und Peterson 1994; Smith und Bolton 2002).
Die distributive Fairness bezieht sich auf die wahrgenommene
Fairness des tatsächlichen Angebotes, das dem Kunden unterbreitet wird. Die prozedurale Fairness bezeichnet die Fairness des Prozesses und somit auf Aspekte wie Transparenz oder Kontrollierbarkeit durch den Kunden. Bei der interaktionalen Fairness handelt
es sich schließlich um das Verhalten von Mitarbeitern des Unternehmens – bspw. Höflichkeit und Empathie. Auf den Kontext der
Kundenrückgewinnung mittels E-Mail-Marketings bezogen, ist es
wichtig, diesen drei Dimensionen gerecht zu werden. So muss ein
erfolgreiches Rückgewinnungsmailing ein für den Kunden attraktives Angebot enthalten (distributiv), der Einlösungsprozess des
Angebotes muss transparent und vom Kunden kontrollierbar sein
(prozedural) und schließlich muss der Kunde höflich adressiert
werden (interaktional).
Im Folgenden fokussiert sich die Untersuchung auf die Kundenrückgewinnung mittels Mailings – mit und ohne Anreize für den
Kunden. Die „Couponing“-Forschung betrachtet die Wirkung von
eingesetzten Anreizmechanismen und zusätzlichen finanziellen
Incentives und Triggern. Der Multi-Benefit-Theorie von Chandon
et al. (2000) folgend, reagieren Konsumenten auf Promotions wie
etwa Gutscheinkampagnen nicht nur, weil sie monetär von ihnen
profitieren. Sie fühlen sich durch Gutscheinaktionen generell wertgeschätzt und haben durch sie ein bequemeres Einkaufserlebnis.
Es ist also naheliegend, dass Konsumenten auch auf E-Mails mit
Anreizen reagieren und sie damit erfolgreicher reaktiviert werden
können. Mögliche Unterschiede in der Wirkungsweise der verschiedenen dargebotenen Incentives könnten am damit verbundenen unterschiedlichen Involvement des Konsumenten liegen.
Der Begriff des „Involvement“ bezieht sich in diesem Fall auf die
persönliche Relevanz, die ein Produkt oder Service für einen Kunden hat bzw. inwieweit ein Bezug zum Leben des Kunden besteht
(vgl. Celsi und Olson 1988). So kann unterstellt werden, dass ein
Konsument, der Mitglied im Bonusprogramm des Händlers ist,
ein höheres Involvement mit diesem empfindet als andere Kunden. Eine Konsequenz eines höheren Involvements ist eine stärkere Motivation, kognitive oder affektive Informationen zu verarbeiten. Kunden mit stärkerem Involvement interessieren sich bspw.
stärker für produktbezogene Informationen (vgl. Reichheld und
Sasser 1990). Homburg et al. (2007) argumentieren, dass sich dies
generell auf Unternehmensaktivitäten und somit auch auf Reaktivierungsmaßnahmen übertragen lasse (vgl. Ostrom und Lacobucci
1995; Richins und Bloch 1986). Dementsprechend kann ein positiver Zusammenhang zwischen Involvement und Reaktivierungswahrscheinlichkeit vermutet werden.
Empirische Untersuchung
6
3 Empirische Untersuchung
In einer großangelegten Feldstudie wurde überprüft wie rund eine halbe Million inaktive
Kunden auf verschiedene Reaktivierungsmailings reagieren. Dabei wurde den Fragen nachgegangen, welche Incentives unter welchen Bedingungen die Reaktivierungswahrscheinlichkeit steigern und wie häufig die inaktiven Kunden angesprochen werden sollten. Es zeigte
sich, dass reine Erinnerungsmails bereits zu einer hohen Zahl an Rückkehrern führen. Eingesetzte Incentives steigerten jedoch die Zahl der erzielten Käufe deutlich.
Abbildung 3.1:
Quelle:
Beispiele der ausgesandten E-Mails
Eigene Darstellung.
7
Empirische Untersuchung
3.1 Das Feldexperiment
3.2. Ergebnisse
Betrachtet wurden rund eine halbe Million Kunden eines OnlineShopping Portals, die in einem Zeitraum von sechs Monaten keine Aktivität gezeigt hatten, also niemals auf der Webseite des Unternehmens eingeloggt waren. Sie gelten in der Betrachtung des
Unternehmens als inaktiv und eignen sich somit für Rückgewinnungsversuche. An diese Kunden wurden jeweils drei verschiedene
Typen von E-Mails versandt (vgl. Abb. 3.1). Ein Typ enthielt lediglich
eine Erinnerung, ein zweiter einen Gutschein und ein weiterer Bonuspunkte für das Kundenbindungsprogramm des Unternehmens.
Die Höhe der Gutscheine wurde unterteilt in 5, 10 und 15 Euro,
mit einem Mindestbestellwert in Höhe von 25, 50 bzw. 75 Euro. Die
Höhe der Bonuspunkte belief sich auf 100, 200 und 300 Punkte,
was einem Wert von 1, 2 und 3 Euro entspricht. Jeder Kunde hat
alle drei Typen von E-Mails erhalten, solange er nicht zwischenzeitlich mit einem Kauf reagiert hat. Die Reihenfolge der verschiedenen Typen wurde zufällig gewählt. Insgesamt ergeben sich somit
sechs verschiedene Reihenfolgen. Der zeitliche Abstand zwischen
den einzelnen Mailing-Typen betrug zwei Wochen. Alle versendeten E-Mails enthielten einen Tracking-Code, um den Kunden auf
der Online-Shopping-Plattform identifizieren zu können. Sobald
der Kunde durch Klicken auf einen Link in der E-Mail die Seite des
Um die anfängliche Frage nach der Wahl der richtigen Kommunikationsmaßnahme bei der Reaktivierung zu beantworten, wurde
zunächst die Effektivität der drei Mailingtypen verglichen. Die Effektivität wurde hierbei auf drei verschiedene Weisen operationalisiert. Zum einen war das primäre Ziel, die Kunden auf die Seite des
Händlers zurückzuholen. Darüber hinaus wurde die Befüllung des
Warenkorbs als Erfolg gesehen. Der Haupterfolg war der getätigte
250
200
150
100
50
0
100
100 /
Bonuspunkte
5 € Coupon
Bonuspunkte
5 € Coupon
Effek%vität der MMailings
ailings Effektivität
der
/
200
200 /
Bonuspunkte
10 € Coupon
Bonuspunkte
10 € Coupon
Käufe nach Bonusmails***
***
25000 Vergleich der Incentives
300
***
***
/
300
300 /
Bonuspunkte
15 € Coupon
Bonuspunkte
15 € Coupon
/
Käufe nach Couponmails***
*** zeigt, dass die Effekitivät der Mailing sich signifikant unterscheiden
Käufe nach Bonusmails***
Abbildung 3.3:
Quelle:
Käufe nach Couponmails**
Vergleich der Höhe des Incentives
Eigene Darstellung.
20000 Remindermail
Couponmail
15000 Bonusmail
10000 5000 ***
0 ***
***
***
***
Käufe
Käufe
Rückkehr
WarenkorbWarenkorbRückkehr
zurzurSeite
Seite
befüllung
befüllung
*** zeigt, dass die Effekitivät der Mailings sich signifikant unterscheiden
Abbildung 3.2:
Quelle:
Vergleich der Effektivität der Reaktivierungsmailings
Eigene Darstellung.
Online-Händlers besucht hatte, wurde er mit einem Cookie gekennzeichnet, sodass auch weitere Besuche des Kunden wahrgenommen werden konnten. Insgesamt wurden in der sechswöchigen Laufzeit 874.810 Seitenaufrufe, 18.049 Produkte im Warenkorb
und 2.442 Käufe registriert.
Kaufabschluss. Diesbezüglich zeigten sich signifikante Unterschiede in der Wirksamkeit der drei Mailingtypen. Bei Betrachtung der
reinen Rückkehr zur Homepage des Händlers zeigt sich, dass die
Erinnerungs-E-Mails ohne jeglichen zusätzlichen Incentive am effektivsten sind, gefolgt von den Bonusmails. Die Coupon-Mailings
bilden hierbei das Schlusslicht (vgl. Abb. 3.2). Anders sieht das
Bild bei den Warenkorbbefüllungen aus. Während die Abstände
zwischen den Mailingtypen zwar deutlich kleiner ausfallen, ist in
diesem Fall das Bonusmailing vor den Couponmails am erfolgreichsten. Bezogen auf das Endziel der Kaufabschlüsse liegen die
drei Mailingtypen eng beieinander. Coupon- und Bonusmailings
unterscheiden sich nicht signifikant. Beide sind jedoch signifikant
effektiver als die Erinnerungsmailings. Ökonomische Incentives
wirken somit unterstützend für den finalen Kaufabschluss, während sich das Interesse an den aktuellen Angeboten des Onlinehändlers bereits durch Erinnerungsmails effektiv steigern lässt.
Um der Frage nach der optimalen Höhe eines finanziellen Incentives nachzugehen, wurden die Reaktivierungserfolge der Bonusund Couponmailings genauer betrachtet. Es zeigte sich, dass ein
höherer Incentive durchaus zu signifikant höheren Verkaufszahlen
*** zeigt die Signigikanz der Ergebnisse: ***Signifikanz auf einem 100%-Niveau, **Signifikanz auf einem 95%-Niveau, *Signifikanz auf einem 90%-Niveau
Empirische Untersuchung
führt (vgl. Abb. 3.3). Überraschenderweise sind die Bonus- effektiver als die Couponmailings, obwohl der finanzielle Gegenwert
für die Bonuspunkte auf den ersten Blick deutlich unter dem der
Coupons lag. Zwar ist der finanzielle Gegenwert im Endeffekt vergleichbar, da die Einlösung der Coupons an bestimmte Mindestbestellwerte gebunden ist, die mit höherem Couponwert ebenfalls
steigen. Dennoch erscheint dem Konsumenten ein Bonus, der ein
bis drei Euro entspricht, vermutlich auf den ersten Blick weniger
attraktiv oder wertvoll als ein Coupon über fünf bis 15 Euro. Eine
mögliche Erklärung für die geringeren Verkaufszahlen besonders
bei den höheren Coupons, könnte der Mindestbestellwert sein,
der Kunden von einem „schnellen spontanen Shopping-Erlebnis“
abhält.
Diese erste Betrachtung berücksichtigt allerdings noch nicht, die
zeitliche Dynamik und Reihenfolge der Mailings. So wurden sie –
im Fall ausbleibender Reaktion durch den Konsumenten – in drei
aufeinanderfolgenden Etappen verschickt. Es lag zwar jeweils ein
Zeitraum von 14 Tagen zwischen den Versandaktionen; dennoch
kann diese Tatsache nicht ignoriert werden.
8
Bereits ein erster Vergleich der Reaktionen auf die Reaktivierungsmailings zeigt, dass die Reaktion je nach betrachteter Reaktivierungsart und Mailing variieren (vgl. Abb. 3.4). Bei Betrachtung der
Rückkehr zur Seite zeigt sich, dass häufig die erste Mail die erfolgreichste ist. Die nachfolgenden Erinnerungs- und Bonusmails
schneiden signifikant schlechter ab. Anders sieht das Bild bei Betrachtung der Käufe als Erfolgsgröße aus. In diesem Fall steigt beispielsweise bei den Erinnerungsmails die Reaktivierungshäufigkeit
mit jeder weiteren Mail signifikant an. Demnach deuten die ersten
Ergebnisse darauf hin, dass Erinnerungsmails – überlegt und platziert eingesetzt – effizienter sein könnten als Incentive-Mailings.
Zudem scheinen Erinnerungsmails, bezüglich der Rückkehr zur
Seite effektiver zu sein, während die Effizienz der Erinnerungsmails hinsichtlich des Kauf-Kriteriums im Vergleich zu Bonus- und
Couponmailings abnimmt.
Um die Frage nach der insgesamt effektivsten Strategie zur Reaktivierung von inaktiven Kunden zu beantworten, wurde ein Linear
Probability Model berechnet. Zudem wurden die Ergebnisse mit
Hilfe eines Logit Modells validiert (vgl. Goldfarb und Tucker 2011).
Rückkehr zur Seite als Folge der Mailings
Warenkorbbefüllung als
Warenkorbbefüllung als Folge
Folge der
der Mailings
Mailings Rückkehr zur Seite als Folge der Mailings 1000 12000 10000 n.s.
800 *
8000 600 6000 400 4000 200 2000 0 0 Erinnerungsmail
Erinnerungsmail*** Couponmail
Couponmail*** 1. Mail 2.Mail Bonusmail
Bonusmail*** 3.Mail Erinnerungsmail
Erinnerungsmail*** Couponmail*** Couponmail
Bonusmail
Bonusmail*** Käufe als Folge der Mailings Käufe als Folge der Mailings
350 1. Mail
300 2. Mail
3. Mail
250 Sofern nicht anders markiert, unter-
200 scheiden sich die Mailings in ihrer
Effektivität signifikant (α ≤ 5%).
150 100 50 0 Abbildung 3.4:
Quelle:
Erinnerungsmail*** Erinnerungsmail
Couponmail*** Couponmail
Deskriptive Ergebnisse zur ersten und Folgemailings
Eigene Darstellung.
Bonusmail*** Bonusmail
9
Empirische Untersuchung
Linear Probability Model vs. Logit Model
In der Statistik ist ein Linear Probability Model ein besonderer
Fall eines binomialen Regressionsmodells. Die beobachtete Größe
nimmt hierbei entweder den Wert 0 oder den Wert 1 an. Die Wahr-
nach der Maßnahme berechnet. Bei Betrachtung der Ergebnisse
für die Rückkehr zur Seite zeigt sich, dass Erinnerungsmails die
Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr zur Seite am meisten erhöhen.
Zudem scheint es unvorteilhaft zu sein, mit einem Couponmailing
zu starten (vgl. Abb. 3.5).
scheinlichkeit eine 0 oder 1 zu beobachten ist abhängig von den
erklärenden Variablen. Die bedingte Wahrscheinlichkeit von der
beobachteten Größe und deren vorhergesagtes Level können intuitive als Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens (y=1) unter der Bedingung X interpretiert werden. Die geschätzten Koeffizienten zeigen
den abgeleiteten Wert dieser Wahrscheinlichkeit in Abhängigkeit
der jeweiligen Einflussgröße, also den marginalen Effekt.
Ein Nachteil dieses Modelles ist, dass ohne Beschränkungen für
die Parameter einzugehen, die geschätzten Koeffizienten Wahrscheinlichkeiten bedeuten können, die außerhalb des Intervalls
von 0 und 1 liegen. Daher wird häufig eine logistische Regression
Das Modell für die weiter fortgeschrittene Reaktivierung im Sinne von Warenkorbbefüllung oder Kauf zeigt, dass hierbei Bonuspunkte oder die Coupons wirkungsvolle Reaktivierungsmaßnahmen darstellen. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass
die Wahrscheinlichkeit eines Kaufes deutlich steigt, wenn sich der
Kunde erst einmal auf der Seite befindet. Demnach ist das erste
und wichtigste Ziel der Reaktivierungsmaßnahmen die Kunden
auf die Seite zurück zu holen. Surft der Kunde erst einmal wieder
im Shop oder legt sogar Waren in den Warenkorb, verdoppelt sich
die Wahrscheinlichkeit, dass er kauft – unabhängig davon, ob ein
weiterer Incentive vorliegt.
vorgezogen.
Unter logistischer Regression oder Logit-Modell versteht man
Regressionsanalysen zur (meist multivariaten) Modellierung der
Verteilung diskreter abhängiger Variablen. Im vorliegenden Fall
geht es um die binomiale logistische Regression für dichotome
abhängige Variablen. Die unabhängigen Variablen können dabei
ein beliebiges Skalenniveau aufweisen, wobei diskrete Variablen
mit mehr als zwei Ausprägungen in eine Serie binärer DummyVariablen zerlegt werden.
Die Vorgehensweise, zunächst ein Linear Probability Model zu berechnen und dieses durch ein Logit Modell zu validieren, ist angelehnt an die Erkenntnisse von Angrist und Pischke (2009). Sie
besagen, dass üblicherweise kein qualitativer Unterschied zwischen den Spezifikationen eines Logit und eines linearen Proba-
In allen drei Modellen haben die Kovariate einen signifikanten Einfluss. Demnach erhöht die Länge der Beziehung zwischen Kunden
und Online-Händler sowie die Tatsache, ob jemand bereits einmal
eine Reklamation durchgeführt hat, die Wahrscheinlichkeit jeder
Form der Reaktivierung. Gleichzeitig wird diese durch den Zeitraum der zwischen der Maßnahme und dem davor liegenden letzten Kauf verringert. Je länger die letzte Transaktion eines Kunden
demnach zurückliegt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit
einer erfolgreichen Reaktivierung. Dies bestätigen bisherige Untersuchungen, die besagen, dass Kunden, die schon länger nicht
mehr gekauft haben, weniger häufig auf Mailings reagieren (vgl.
Hughes 1995). Als Argument wird ebenfalls angeführt, dass bei
inaktiven Kunden die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sie sich
bereits an ein anderes Unternehmen gewöhnt haben (vgl. Ganesh,
Arnold, und Reynolds 2000).
bility Modells vorliegen. Es wurde das Linear Probability Modell
demnach gewählt, da eine Großzahl der genutzten Kovariate sowie
Die Ergebnisse lassen sich wie folgt interpretieren:
der vorliegenden Interaktionen binär sind und der Massepunkt der
abhängigen Größen bei weitem nicht 0 oder 1 ist, sondern dazwi-
Ein beispielhafter Kunde weist folgende Charakteristika auf: Er ist seit
schen liegt. Das heißt, dass der potentielle Fehler durch die Wahl
einem Jahr und einem Monat, genauer gesagt seit 398 Tagen Kun-
des Linear Probability Modells, der dadurch entstehen würde, dass
de des Online-Shops, sein letzter Kauf liegt 243 Tage zurück und er
vorhergesagte Wahrscheinlichkeiten außerhalb der Spanne von 0
hat bereits einmal einen Kauf reklamiert. Dieser Kunde erhält nun als
bis 1 liegen (vgl. Homburg, Hoyer und Stock 2007), für diese Be-
erstes eine Erinnerungsmail, bei nicht Reaktion gefolgt von einer Bo-
rechnung keine Rolle spielen. Dies ermöglicht eine unkomplizierte
nusmail.
Aufnahme von Interaktionseffekten in das Modell.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er reaktiviert wird, berechnet sich
In diesem Fall wird die Wahrscheinlichkeit einer Reaktivierung in
folgendermaßen:
Abhängigkeit von den verschiedenen Maßnahmen, deren zeitlicher
P(Rückkehr zur Seite) = 0,0543# + 0,0000133 * RelAge - 0,0000395
Positionierung sowie verschiedener Kovariate bestimmt.
* Zeit seit letztem Kauf + 0,0044956 * Reklamation + 0,0109665
*Erinnerungsmail + 0,0042522 * Bonusmail = 0,0697
Vor dem Hintergrund, dass die Reaktivierung sich unterschiedlich operationalisieren lässt, wurde ein Modell für die Reaktivierung in Form der Rückkehr zur Homepage des Shops, eines für
die Warenkorbbefüllung sowie eines für den abschließenden Kauf
Demnach liegt die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde nach der
zweiten Reaktivierungsmail auf die Seite zurückkehrt bei 6,97%.
#
0,0543 ist die Baseline-Wahrscheinlichkeit auf die Seite zurückzukehren
Empirische Untersuchung 10
1
3
2
Zeitliche Position der Mailings
Remindermail
0,0109***
Coupon
mail
-0,0025***
Bonus
mail
0,0032***
Remindermail
0,0014**
Coupon
mail
0,0001
Bonus
mail
0,0043***
Remindermail
-0,0001
Coupon
mail
-0,0025***
Bonus
mail
n.s.
#
Kontrollgrößen
Relationship Age
0,00001***
Zeit seit dem letzten Kauf
-0,000001***
Rückkehr zur Seite
R2 zwischen den Kunden = 0,78%
R2 innerhalb eines Kunden = 0,08%
R2 gesamt = 0,4%
2
3
Vorherige Reklamation
0,007***
1
Zeitliche Position der Mailings
Remindermail
-0,0026***
Coupon
mail
0,0008***
Bonus
mail
0,0011***
Remindermail
-0,0021
Coupon
mail
0,0007***
Bonus
mail
0,0005**
Remindermail
-0,0019***
Coupon
mail
0,0001
Bonus
mail
n.s.
Vorausgegangenes
Verhalten
Rückkehr zur Seite
0,087***
Kontrollgrößen
#
Warenkorbbefüllung
R2 zwischen den Kunden = 13,12%
R2 innerhalb eines Kunden = 6,41%
R2 gesamt = 8,58%
2
3
Relationship Age
0,000007***
Zeit seit dem letzten Kauf
-0,000008***
Vorherige Reklamation
0,002***
1
Zeitliche Position der Mailings
Remindermail
-0,0002
Vorausgegangenes
Verhalten
n.s.
Coupon
mail
0,0001
n.s.
Bonus
mail
-0,0001
Remindermail
-0,0001***
n.s.
Coupon
mail
0,0001
n.s.
Bonus
mail
-0,0001
n.s.
Remindermail
0,00042***
Coupon
mail
0,0001
Bonus
mail
n.s.
#
Rückkehr zur Seite
0,001***
Warenkorbbefüllung
0,360***
Kontrollgrößen
Relationship Age
0,00001***
Zeit seit dem letzten Kauf
-0,000001***
Vorherige Reklamation
0,007***
Abbildung 3.5:0,007***
Ergebnisse der Teilmodelle des Reaktivierungserfolgs
Quelle:
Eigene Darstellung.
Kauf
R2 zwischen den Kunden = 47,23%
R2 innerhalb eines Kunden = 30,81%
R2 gesamt = 34,74%
# Bonusmailing 3 ist jeweils das
Referenzmailing
11
Implikationen für Online-Händler
4 Implikationen für Online-Händler
Die Untersuchung hat bestätigt was die theoretischen Vorüberlegungen bereits nahe gelegt
haben, E-Mail-Marketing ist ein effektives Mittel zur Reaktivierung von Kunden im OnlineHandel. Die genaue Planung solcher Marketing-Kampagnen ist offensichtlich von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Eine genaue Analyse welche Kunden welche E-Mail-Art
mit welcher Art von Incentive enthalten, kann Unternehmen viel Geld sparen und zu hohen
Reaktivierungsquoten führen
Vor dem Hintergrund der Problematik des Kaufabbruchs und der
dadurch entstehenden Inaktivität der Kunden im Online-Handel,
hat die vorliegende Studie Möglichkeiten zur Reaktivierung solcher Kunden aufgezeigt, verglichen und deren Ausgestaltung analysiert. Die Haupterkenntnis, die diese Untersuchung aufzeigt, ist,
dass Incentives nicht um jeden Preis erfolgreich sind. Der Zeitpunkt und die Kombination verschiedener Kommunikationsmaßnahmen sind entscheidend. Es zeigte sich, dass Erinnerungsmailings ohne zusätzlichen monetären Anreiz sogar am effektivsten
sind, betrachtet man die reine Rückkehr zum Online-Shop. Bei
einer genaueren Analyse zeigt sich jedoch, dass Erinnerungsmails
zwar die Neugier auf den Shop wecken, allerdings signifikant seltener zu einem tatsächlichen Kauf führen als Mailings, die Bonuspunkte oder Coupons beinhalten. Möchte sich ein Online-Händler
allerdings auf Erinnerungsmails ohne finanzielle Incentives beschränken, ist wichtig zu bedenken, dass der Kunden häufiger
erinnert werden möchte. Die Effektivität der Erinnerungsmails
nimmt mit jeder zusätzlich ausgesandten Mail zu. Überraschenderweise wurde zudem deutlich, dass Bonuspunkte sich in Bezug
auf getätigte Käufe zwar nicht signifikant von Coupons unterscheiden, aber signifikant mehr Seitenbesuche nach sich ziehen. Bei
der Höhe der gewährten Incentives zeigt sich, dass die Gewährung
von Bonuspunkten effektiver sind, als Rabattcoupons, da Kunden
möglicherweise durch den Mindestbestellwert abgeschreckt werden. Zudem ist ein Vorteil der zusätzlichen Bonuspunkte, dass sie
in ein System einzahlen, welches den Kunden längerfristig an den
Online-Händler bindet. In Bonusprogrammen sammeln Kunden
häufig längerfristig Bonuspunkte, um diese dann bei einem größeren Kauf einzulösen. Darüber hinaus scheinen die Kombination
der verschiedenen Maßnahmen und deren Reihenfolge von entscheidender Bedeutung zu sein.
Für Unternehmen, die ihre inaktiven Kunden mit Hilfe ähnlicher
Reaktivierungsmaßnahmen zurückgewinnen wollen, scheint daher
eine genaue Analyse ihrer Kunden ratsam. Die Entscheidung, was
das zu erreichende Ziel ist, sollte der Aussendung der Kommunikationsmaßnahmen voranstehen. Zielt ein Online-Händler darauf
ab, Kunden auf die Seiten des Shops zurückzuholen, da es Kunden
sind, die vor ihrer Inaktivität rege gekauft haben und der Händler
sich verspricht, dass solche Kunden – einmal zurück geholt – ohnehin wieder kaufen, bieten Erinnerungsmails eine effektive Maßnahme.
Vor dem Hintergrund der eingeschränkten Datengrundlage ist es
für zukünftige Untersuchungen von großem Interesse, genauere
Informationen über die Konsumenten zu erhalten, sowie detailliertere Informationen zu den möglicherweise angestoßenen Käufen.
Zudem wäre es sinnvoll, weitere Maßnahmenkombinationen zu
testen.
What you need to know – Reaktivierung mit E-Mail-Marketing
• Es muss nicht immer ein Rabatt oder Bonus sein – manche Kunden
wollen nur erinnert werden
• Kunden wollen gebeten werden – nicht immer reicht eine Erinnerungsmail aus
• Bonuspunkte erscheinen den Kunden wertvoller als ein direkter monetärer Vorteil in Form eines Coupons
• Boni wirken schneller – Kunden denen Bonuspunkte versprochen
werden reagieren direkter
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