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Svava Jakobsdóttir
Gunnlödsaga
Portfolio
Svava Jakobsdóttir / Gunnlödsaga
Biogr afie
Svava Jakobsdóttir wurde 1930 in Ostisland als Tochter eines Pastors geboren. Kurz nach Svavas
Geburt zog die Familie nach Saskatchewan in Kanada und kehrte 1940 wieder nach Island zurück. Die
Autorin wuchs somit zweisprachig auf und lernte als Kind bereits Englisch und Isländisch. Nach ihrem
Abitur 1949 studierte sie englische und amerikanische Gegenwartsliteratur, sowie Altenglisch und
mittelalterliche Literatur in Northampton / Massachusetts und graduierte mit einem Bachelor of Arts.
Sie studierte daraufhin zwischen 1952 und 1953 altenglische und altisländische Literatur in Oxford. In
den sechziger Jahren studierte sie schwedische Gegenwartsliteratur an der Universität in Uppsala.
Sie heiratete 1955 den Autoren und Folkloristen Jón Hnefill Aðalsteinsson, mit dem sie einen Sohn
bekam.
Svava wurde in den sechziger Jahren einer Gruppe modernistischer Autoren zugeordnet, die die
isländische Prosaliteratur erneuern wollten. Zu dieser Gruppe wurden auch die beiden Literaturpreisträger
Guðbergur Bergsson und Thor Vilhjálmsson gezählt. Durch ihr breites gesellschaftliches Engagement
war Svava Jakobsdóttir eine wichtige Autorität im isländischen Kulturleben und beeinflusste dessen
Entwicklung nachhaltig. Ihre Kritik richtete sich vor allem gegen die männliche Dominanz in der
Gesellschaft.
Neben ihrer journalistischen Tätigkeit für die Kulturredaktion der Zeitung Morgunblaðið und
der Programmabteilung des isländischen Rundfunks RÚV arbeitete sie außerdem in der Leitung
vieler kultureller Organisationen mit, u.a. im Vorstand des Isländischen Schriftstellerverbands, der
Gesellschaft der isländischen Theaterautoren, der Nationalgalerie, des Verlages Mál og menning
und des Nordischen Hauses in Reykjavík. Weiterhin vertrat sie Island bei den Verhandlungen zur
kulturellen Zusammenarbeit zwischen den nordischen Ländern in den siebziger Jahren.
Die Autorin war im politischen Leben für die sozialdemokratisch-linke Partei Volksallianz
(Alþýðubandalagið) aktiv und vertrat zwischen 1971 und 1979 zweimal in Folge diese Partei als
Abgeordnete im Parlament. Während dieser Zeit stellte sie ihre Tätigkeit als Autorin vollständig
ein. Eine Zeit lang arbeitete sie ebenfalls für das isländische Außenministerium und die isländische
Botschaft in Stockholm. Insgesamt viermal vertrat sie ihr Land auf der Generalversammlung der
Vereinten Nationen.
Ihr Status als eine der bekanntesten Persönlichkeiten des isländischen Gesellschafts- und Kulturlebens
wurde nach ihrem Tode im Jahr 2004 durch die Gedenk- und Festschrift Kona með spegil (Frau mit
Spiegel) eindrucksvoll belegt. Eine Vielzahl von gesellschaftlichen und kulturellen Größen ehrten die
Autorin mit Beiträgen über ihr Leben und Werk – insbesondere Gunnlödsaga, das als ihr wichtiges
Buch gilt.
Svava Jakobsdóttir / Gunnlödsaga
Werk
Svava Jakobsdóttir schrieb Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke, die unter anderem im
Fernsehen übertragen wurden. Zudem verfasste sie wissenschaftliche Abhandlungen über Literatur
und Geschichte und zahlreiche Zeitungsartikel.
Ihre erste Kurzgeschichte erschien 1950 unter dem Titel Konan í kjallaranum (1950) (Die Frau
im Keller) und gewann den ersten Preis des Kurzgeschichtenwettbewerbs der Kulturzeitschrift Líf
og list. 1965 erschien ihre erste Kurzgeschichtensammlung 12 konur (12 Frauen), eine Sammlung
gesellschaftskritischer und oft ironischer Erzählungen über das Alltagsleben von Frauen und Kindern.
Mit diesem, wie mit drei weiteren Bänden von Kurzgeschichten, erregte sie große Aufmerksamkeit bei
Kritik und Publikum.
Ihr erster von insgesamt zwei Romanen erschien 1969 unter dem Titel Leigjandinn (Der Mieter)
und kann als eine Allegorie über die Beziehung der Isländer zum amerikanischen Militär gedeutet
werden. In diesem Roman versucht Svava eine Atmosphäre zu zeigen, die sie als die „Gemütskrankheit
des Kalten Krieges“ bezeichnet. Der Roman wurde jedoch von den Kritikern auch als Warnung vor
materialistischen und traditionellen Ehen interpretiert. Das Buch wurde jeweils 1971 und 1972 für
den Literaturpreis des Nordischen Rates nominiert.
Ihr zweiter Roman hieß Gunnlaðarsaga (Gunnlödsaga), wurde 1987 publiziert und erntete viel Lob.
Der Roman ist Gegenstand der nachstehenden Buchempfehlung.
Svava erstes Theaterstück trug den Titel Hvað er í blýhólknum (Was ist im Bleizylinder) und wurde
1970 in Reykjavík uraufgeführt. Es begeisterte das Publikum und bekam glänzende Kritiken, sodass
das Schauspiel bereits kurz darauf im isländischen Staatsfernsehen ausgestrahlt wurde.
Wie in vielen Werken Svavas ist auch hier die Ehe und das Zusammenleben von Mann und Frau, im
Arbeitsleben und Zuhause, der Hauptgegenstand der Handlung. Der Kritiker Árni Ibsen schrieb, dass
niemand vor ihr im isländischen Theater die soziale Stellung der Frau so entschlossen thematisiert
hätte. Die Autorin verfasste insgesamt vier Theaterstücke.
In der letzten Dekade ihres Lebens verfasste sie zunehmend Forschungs- und Sachliteratur, sodass sie
unter anderem 1999 die Artikelsammlung Skyggnst á bak við ský (Du schaust hinter die Wolke) über
den berühmten isländischen Dichter und Naturwissenschaftler Jónas Hallgrimsson veröffentlichte.
Darin zeigt sie u.a., wie der Nationaldichter das isländische Literaturerbe künstlerisch in sein Werk
integrierte.
Preise
Die Autorin erhielt zahlreiche Anerkennungen und Würdigungen für ihre schriftstellerische Tätigkeit.
Unter anderem erhielt sie 1968 und 1982 Auszeichnungen vom Isländischen Autorenfond. 1996
ernannte sie der Isländische Schriftstellerverband zum Ehrenmitglied. Für ihre künstlerischen
Leistungen und deren Bedeutung für die europäische Kultur wurde sie 1997 mit dem Heinrich Steffens
Preis ausgezeichnet. Weiterhin wurde sie im Jahr 2000 vom isländischen Rat für Gleichberechtigung
und im Jahr 2001 vom isländischen Bibliotheksfond der Autoren mit Ehrungen gewürdigt.
Sie erhielt zudem Nominierungen für den Literaturpreis des Nordischen Rates für den Roman
Leigjandinn (Der Mieter) und die Kurzgeschichtensammlung Gefið hvort öðru... (Reicht einander...).
Ferner wurde die Antologie Undir eldfjalli (Am Vulkan) für den Kulturpreis der Tageszeitung DV
und den Isländischen Literaturpreis nominiert. Auch ihre Artikelsammlung Skyggnst á bak við ský (Du
schaust hinter die Wolke) erhielt eine Nominierung für den DV Kulturpreis.
Svava Jakobsdóttir / Gunnlödsaga
Übersetzungen
Ihre Werke wurden in viele Sprachen übersetzt - vor allem in die skandinavischen. Bisher gibt es
lediglich einige wenige deutsche Übersetzungen ihrer Kurzgeschichten, darunter in den Anthologien
Island (1974), Erkundungen (1980), Wenn das Eisherz schlägt (1986), Der Insektenmann (1990) und
Wortlaut Island (2000).
Bibliographische Angaben zu diesen Übersetzungen:
Island (1974)
Küche auszumessen / Eldhús eftir máli. Übers.: Heinz Barüske, in: Island. 1974, S. 322-327
Krabbentierchen, Hochzeit / Tod, Krabbadýr, brúðkaup, andlát. Übers.: Heinz Barüske, in: Island.
1974, S. 337-345
Eine Geschichte für Kinder / Saga handa börnum. Übers.: Heinz Barüske, in: Island. 1974, S. 328336
Erkundungen (1980)
Party an der Mauer aus Natursteinen / Veizla undir grjótvegg. Übers.: Bruno Kress in: Erkundungen.
1980, S. 244-250
Wenn das Eisherz schlägt (1986)
Reicht euch ... / Gefið hvort öðru ... Übers.: Günter Wigand, in: Wenn das Eisherz schlägt. 1986, S.
121-124
Der Insektenmann (1990)
Frau mit Spiegel / Kona með spegil. Übers.: Axel Winzer, in: Der Insektenmann. 1990, S. 225-234
Wortlaut Island (2000)
Eine Geschichte für Kinder / Saga handa börnum. Übers.: Beate Schirrmacher, in: Wortlaut Island.
2000, S. 45-50
Svava Jakobsdóttir / Gunnlödsaga
Gunnlödsaga (1987)
Inhalt
Die Rahmenhandlung spielt in der Gegenwart und beschreibt die Geschichte einer Mutter, die aus
Island nach Kopenhagen fliegen mußte, um im dortigen Gefängnis ihre Tochter zu besuchen, die
festgenommen wurde, weil sie angeblich versucht hatte, das Goldene Trinkhorn von Gallehus aus dem
dänischen Nationalmuseum zu stehlen; das wertvollste Stück der Sammlung. Die gesamte Handlung
und die Geschehnisse in Kopenhagen werden von der Mutter erzählt, während sie im Flugzeug
nach Hause sitzt und ihre Tochter Dís beobachtet, die im selben Flugzeug von mehreren Polizisten
bewacht wird. Dís wurde in Dänemark einer terroristischen Organisation zugerechnet und sogar für
geisteskrank erklärt, weil der Hintergrund ihres Diebstahls äußerst mysteriös wirkte.
Die Mutter versucht in Kopenhagen, den wahren Hergang dieser geheimnisvollen Ereignisse
herauszufinden und Dís aus dem Gefängnis nach Hause zu holen, da ihre Tochter vorher nie kriminell
gewesen war. In langen Gesprächen mit Dís, dem Anwalt, dem Nervenarzt und der Wirtin Anna
dringt sie immer tiefer in die Geschichte von Dís und ihre eigene Vergangenheit vor. Dís erzählt die für
die Mutter zunächst unglaubwürdige Geschichte, dass sie im Museum Kontakt mit der Hohepriesterin
Gunnlöd hatte und diese Dís ihr Leid und die Wahrheit über das Goldene Horn vermittelte.
Alles dreht sich um die Frage, wer Gunnlöd war, von der die Mutter lediglich wusste, was in der
Edda steht: Gunnlöd war die Tochter des Riesen Suttungur und bewachte das Goldene Horn mit
dem Dichtermet - einen Honigwein, der jeden in einen Dichter vewandelt. Suttungur wollte den
nordischen Göttervater Odin nicht kosten lassen. Deshalb verbrachte Odin drei Nächte bei Gunnlöd
und entwendete anschließend den kostbaren Trank.
Die Mutter begibt sich in die königliche Bibliothek, um mehr über die Geschichte von Gunnlöd und
Odin zu erfahren. Mithilfe der Erzählungen ihrer Tochter durchlebt sie auf traumhafte Weise sowohl
die Erlebnisse von Dís in Kopenhagen, als auch die von Gunnlöd und dem Dichtermet.
So beginnt sie allmählich, Dís zu verstehen, und eine neue Interpretation des Mythos vom Dichtermet
zu entdecken. Die früheren Deutungen der Geschichte liefen darauf hinaus, dass die Riesin Gunnlöd
den Dichtermet lediglich für ihren Vater Suttungur bewachte. Da Odin ein Schluck von diesem Met
verweigert wurde, verführte er Gunnlöd und stahl den Trank.
Die Mutter kommt jedoch zu der Erkenntnis, dass eigentlich Gunnlöd die machthabende Hohepriesterin
war, die Odin drei Schlucke gewährte. Dieser nutzte die Gunst der Stunde und stahl nicht nur den
Trank, sondern ebenfalls (was viel entscheidender ist) das goldene Trinkhorn, das zur Herstellung und
Aufbewahrung des Dichtermets nötig war. Odin riß somit die Macht an sich, wurde zum Gott und
degradierte Gunnlöd und ihre Anhänger zu machtlosen Riesen. Um diese Ungerechtigkeit ungeschehen
zu machen, wollte Dís das Trinkhorn nicht stehlen sondern lediglich für Gunnlöd zurückholen.
Für die Erzählerin sind die Erlebnisse einschneidende Veränderungen in ihrem Weltbild. die sie ans
Ende ihrer Kräfte führen. Am Tiefpunkt angekommen, zieht sie bei der Wirtin Anna ein, die sich
rührend um sie kümmert, und beginnt das Geschehene aufzuarbeiten. Als die Mutter die Lösung des
Rätsels findet, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Demonstranten blockieren die Straßen
von Kopenhagen, um sich gegen die Tschernobyl-Katastrophe zu empören. Ein von der Mutter
eingeschalteter Anwalt möchte nichts von deren Erkenntnissen wissen, sondern lediglich Dís aus dem
Land schaffen, zumal in der Gerichtsverhandlung alle Indizien gegen die Tochter sprechen .
Die neugewonnenen Überzeugungen der Mutter, die unter anderem das Trinkhorn als neue
Lebenshoffnung sieht, bringen sie letzten Endes auf radikale Ideen, um doch noch die Wahrheit
verkünden und Gunnlöd helfen zu können. Als das Trinkhorn als Beweisstück vor Gericht vorgeführt
wird, sieht die Mutter ihre Chance, das Horn zurückzuholen - mit tiefgreifenden Konsequenzen.
Svava Jakobsdóttir / Gunnlödsaga
Stil
Der Stil des Buches ist poetisch und assoziativ. Sätze und Situationen fließen ineinander, so z.B. die
Geschichten von Gunnlöd, Dís und der Mutter.. Stellenweise ist der Leser sich nicht sicher, wer gerade
die Geschichte erzählt, da die Perspektiven schnell und unerwartet wechseln. Besonders die Kapitel
über Gunnlöd vermitteln eine Stimmung wie in einem Traum. Hinzu kommen eine stellenweise
fragmentarische Schreibweise, die Platz für eigene Spekulationen lässt, und höchst metaphorische
Vergleiche zwischen Dís und Gunnlöd.
Über das Buch
Das Buch erschien zum ersten Mal im Jahr 1987 bei Forlagið unter dem Titel Gunnlaðarsaga
(Gunnlödsaga) und wurde seitdem bereits in seiner dritten Auflage herausgegeben. Der Roman stieß
sowohl auf Island als auch im übrigen Skandinavien auf breite Resonanz und entfachte eine heftige
Debatte über die Rolle der Frau in der altnordischen Mythologie. Selten wurde ein Buch so oft rezensiert
und selten war ein Thema so häufig Mittelpunkt von wissenschaftlichen Artikeln.
Svava Jakobsdóttir selbst schrieb bereits ein Jahr vor der Veröffentlichung ihres Buches in der
Literaturzeitschrift Skírnir einen wissenschaftlichen Artikel über die verschiedenen Deutungsweisen
und Versionen des Gunnlödmythos und des Dichtermets und demonstrierte darin ihre radikale
Neuinterpreation des Themas.
Der Roman ist heute Gegenstand des Isländisch-Unterrichts an weiterführenden Schulen, wofür
die Literaturwissenschaftlerin Dagný Kristjánsdóttir eigens ein Lehrerhandbuch erstellt hat. Die
Wissenschaftlerin bezeichnet Gunnlödsaga als ein vielseitiges Buch, da es ein außerordentlich
freigiebiger Text ist, mit dem man vielerlei wichtige Themen, wie Umwelt, Gewalt, Liebe und
Mythologie behandeln kann.
Nachdem der Roman Anfang der neunziger Jahre in alle skandinavischen Sprachen übersetzt wurde,
erschienen später auch Übersetzungen in Litauen (1998) und Frankreich (2002). Eine englische
Übersetzung gibt es bisher noch nicht, allerdings beschäftigte sich eine Abschlussarbeit der Universität
Reykjavík im Jahr 2005 mit dieser Problematik. Eine Veröffentlichung in deutscher Sprache wurde
vor einigen Jahren vom Ammann-Verlag ins Auge gefasst, jedoch nicht realisiert. Für dieses Projekt
war Jürg Glauser, Professor für Nordische Philologie in Zürich und Basel, verantwortlich. Zudem
hat Schriftstellerin und Übersetzerin Gudrun Marie Hanneck-Kloes bereits eine Rohübersetzung
angefertigt.
Interview mit Svava Jakobsdóttir in der Literaturzeitschrift Tímarit Máls og Menningar, 3/1990
„Ich war noch auf dem Gymnasium als ich bei Snorri [Sturluson, dem Verfasser der Jüngeren Edda] das
erste Mal die Erzählung über das Dichtermet las und zunächst einmal an ihr zweifelte. Aus irgendeinem
unerklärlichen Grund wusste ich, das Snorri unrecht hatte. Ich hätte es damals nicht begründen können,
da es eine gefühlsmäßige und keine logische Reaktion war. Aber ich beschäftigte mich weiter mit Gunnlöd,
sie folgte mir. (...)
Viele Jahre später begann ich, die Göttersagen systematisch zu lesen, um heraus zu finden, wer Gunnlöd
war, als mir plötzlich klar wurde, dass Snorri in seiner Geschichte vom Dichtermet verschiedene Göttersagen
miteinander vermischt hatte. Er benutzte die Hávamál, scheint aber die Göttersagen und Lithurgien nicht
gekannt oder verstanden zu haben, die im Abschnitt über Gunnlöd beschrieben werden. Die Gedichte in
der Hávamál sind so prachtvoll und so eindrucksvoll, dass sie eine wichtige Bedeutung haben müssen - nur
welche?“
Svava Jakobsdóttir / Gunnlödsaga
Kritiken
Maureen Thomas, in: Skírnir, Zeitschrift der Isländischen Literaturgesellschaft, 1/1988
„Mit ihrem Roman Gunnlödsaga schließt sich Svava Jakobsdóttir den isländischen Autoren an, die ihre
Themen aus Snorris Edda holen. An dieser Stelle betritt Svava neue Wege ihres Literaturschaffens - sie hatte
sich bis dahin ausschließlich mit modernen Themen auseinander gesetzt.. (...)
Dies ist zwar wahrlich nicht der erste isländische Gegenwartsroman, der durch alte Sagas inspiriert wurde,
jedoch ist Svava die erste, die versucht, das Material so zu deuten, dass nicht nur die Wichtigkeit der alten
kulturellen Werte für die Gegenwart betont wird, sondern darüber hinaus ein neues Verständnis für dieses
Literaturerbe altnordischer Mythologie proklamiert wird.“
Vésteinn Ólason, ehemaliger Vorsitzender der Stiftung Árni Magnússon in Reykjavík, in der
Literaturzeitschrift Tímarit Máls og Menningar, 2/1988
„Gunnlödsaga handelt von zwei Reisen: Der Reise einer Frau aus der Reykjavíker Bürgerschicht, die nach
Kopenhagen fährt, um ihre wegen Diebstahls verhaftete Tochter abzuholen. Und der Reise der Tochter, die
darüber hinaus auch die Reise der Mutter durch das Leben ihrer Tochter ist, vom grauen Altertum bis zu
einer vorgeschichtlichen Religion. Das Verbindungsglied dieser beiden Geschichten ist das Goldene Horn, in
dem einst das gute Met aufbewahrt wurde, jenes Dichtermet, von dem erzählt wird, dass Odin es seinerzeit
Gunnlöd entlockte. Das Horn wird für Mutter und Tochter gleichzeitig zu Symbol und Wirklichkeit und
verändert auf radikale Weise ihr Leben. (...)
Die Geschichte spielt an jenem Wendepunkt, an dem die alte Religion von der neuen verdrängt wurde:
Odin brach das Verbot und stahl der Hohenpriesterin das goldene Horn, welches das Lebensmet enthält,
verursachte eine Zeit des Krieges und verfälschte darüber hinaus die Geschichte, indem er sich selbst zum
Gott machte - und degradierte die früheren Machthaber zu Riesen, also zu Fabelwesen. In der Art eines
Abenteuer- oder Science-Fiction-Romans verbindet Svava diese Welt mit der Welt der Gegenwart. (...)
Gunnlödsaga ist ein monumentaler Roman und eine scharfsichtige Kulturanalyse aus der Feder einer
Autorin, die sich darauf versteht, wie man eine Geschichte aufbaut und in brillanter Weise erzählt. Er ist
zweifellos Svava Jakobsdóttirs bester und reichhaltigster Roman, was nicht bedeuten soll, dass man sich über
ihre früheren Bücher beklagen kann. Svavas Schreibstil ist schon immer so gewesen, dass das Sonderbare
ihrer Phänomene, in der tiefen Verzweiflung über die sie spricht, einen starken Gegensatz zur Erzählstimme
bildet, die durchgehend ruhig und überzeugt wirkt. In dieser Hinsicht arbeitet sie ein wenig wie Kafka, der
einer ihrer Lehrmeister gewesen sein muß. In diesem Buch wird ihre Methode auf die Moderne angewendet:
Die Mutter bewahrt stets ihre Ruhe als Erzählerin. Ihr fällt es genauso schwer zu glauben, was ihr passiert
wie den Lesern. Aber im Bereich der Mythen fließt das Dichtermet über den Rand des Goldenen Horns.
Hier schafft es Svava, einen lyrischen und dichterischen Stil zu schreiben, den ich in ihren Werken so noch
nicht gesehen habe.“
Pétur Gunnarsson, Schriftsteller und Übersetzer französischer Literatur, in: Skírnir, Zeitschrift der
Isländischen Literaturgesellschaft, 1/1988
„Svava Jakobsdóttirs Gunnlödsaga ist ein genialer Versuch, einen Mythos mit einem Roman zu verbinden.
Der Mythos von Gunnlöd und dem Dichtertrank, den Odin ihr stiehlt, bekommt gefährlichere Züge, wenn
eine Frau die Feder führt. Aber Svava lässt es nicht bei einem Dichtertrank bewenden, vielmehr erweitert
sie die Idee des Mythos mit der Machtübernahme der Männer in der Gesellschaft, die zuvor von den Frauen
regiert wurde. Und daher haben wir hier vielleicht den Mythos aller Mythen. (...)”
Svava Jakobsdóttir / Gunnlödsaga
Bibliogr afie
Romane
Leigjandinn (Der Mieter), Helgafell, 1969
Gunnlaðarsaga (Gunnlödsaga), Forlagið, 1987
Kurzgeschichtenbände
12 konur (12 Frauen), Almenna bókafélagið, 1965
Veisla undir grjótvegg (Party an der Mauer aus Natursteinen), Helgafell 1967
Gefið hvort öðru... (Reicht einander...), Iðunn, 1982
Undir eldfjalli (Am Vulkan), Forlagið, 1989
Theaterstücke
Hvað er í blýhólknum (Was ist im Bleizylinder), Uraufführung 1970, Publikation: Skrudda 2003
Friðsæl veröld (Friedliche Welt), Uraufführung 1974, bisher unveröffentlicht
Æskuvinir (Jugendfreunde), Uraufführung 1976, bisher unveröffentlicht
Lokaæfing (Abschlußübung), Iðunn, 1983
Hörspiele / Fernsehschauspiele
Í takt við tímana (Im Takt mit der Zeit), Hörspiel, 1980
Næturgöngu (Nachtwanderung), Fernsehschauspiel, 1991
Sachliteratur
Skyggnst á bak við ský (Du schaust hinter die Wolke), Forlagið, 1999
Svava Jakobsdóttir / Gunnlödsaga
Rechte
Forlagið
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101 Reykjavík
Island
Tel: +354 / 575 5600
Fax: +354 / 575 5601
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Kontakt
The Icelandic Literature Fund
Austurstræti 18
101 Reykjavik
Island
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Veteranenstr. 21
10119 Berlin
Tel: 030 4402 4121
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Wissenschaft und Kultur
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