Calculation of Customer Value - Diuf

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Seminar online CRM SS05
Herr Prof. Dr. Andreas Meier
Universität Fribourg
Calculation of Customer Value
vorgelegt von:
Melanie Keller
Avenue Beauregard 12
1700 Fribourg
Tel: 026 422 27 24
E-Mail: [email protected]
Fribourg, den 31. Mai 2005
Calculation of Customer Value
II
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverziechnis ...........................................................................................................II
1. Einleitung ............................................................................................................................... 1
2. Begriffsabgrenzungen ............................................................................................................ 2
2.1 Customer Value (Kundenwert) ........................................................................................ 2
2.2 Customer Equity............................................................................................................... 2
3. Nutzen des Kundenwertes...................................................................................................... 2
4. Determinanten des Kundenwertes.......................................................................................... 3
4.1 Das Marktpotenzial eines Kunden ................................................................................... 3
4.2 Das Ressourcenpotenzial eines Kunden........................................................................... 4
5. Ausgewählte Methoden der Kundenbewertung ..................................................................... 4
5.1 Monetäre Bewertungsverfahren ....................................................................................... 4
5.1.1 Die Kundenumsatzanalyse ........................................................................................ 4
5.1.2 Die Kundendeckungsbeitragsrechnung..................................................................... 5
5.1.3 Customer Lifetime Value (CLV) .............................................................................. 6
5.2 Punktbewertungsmodelle ................................................................................................. 8
5.2.1 Scoring- Modelle....................................................................................................... 8
5.2.2 Die Kundenportfolio- Analyse ................................................................................ 10
6. Der Kundenwert im e- Business........................................................................................... 12
7. Schlusswort .......................................................................................................................... 13
8. Literaturverzeichnis.............................................................................................................. 14
Abbildungsverziechnis
Abbildung 1: Beispiel für ein Kundendeckungsbeitragsschema................................................ 5
Abbildung 2: Bestimmungsgrössen des Customer-Lifetime-Value.......................................... 7
Abbildung 3: RFM- Grundmodell.............................................................................................. 9
Abbildung 4: Kundenattraktivität- Wettbewerbsposition- Portfolio........................................ 11
Calculation of Customer Value
1
1. Einleitung
Seit Anfang der 80er-Jahre, wo Peters und Waterman die Kundennähe zu einem zentralen
Erfolgsfaktor erklärt hatten, gilt Kundenorientierung in zahlreichen Unternehmen als die
oberste Handlungsmaxime und die Beziehung zu den einzelnen Kunden wird in den
Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns gestellt. Darum wird im Sinne der
kundenorientierten Unternehmensführung der Begriff „Kundenwert“ immer wichtiger. Die
Fähigkeit, den Wert eines Kunden richtig zu bestimmen und Prozesse im Marketing, Vertrieb
und Service danach zu steuern, wird zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Denn nur so
können die knappen Ressourcen einer Unternehmung sinnvoll investiert werden.
Denn Kundenstrukturanalysen bewiesen, dass der Grossteil der Kunden negative
Deckungsbeiträge aufweist. Eine Faustregel in der Praxis besagt, dass nur etwa 20% aller
Kunden ca. 80% des gesamten Unternehmensumsatzes tätigen. Darum ist es von höchster
Wichtigkeit, einerseits die Gewinnbringenden Kundenbeziehungen zu identifizieren und zu
fördern und andererseits unprofitable Kunden aufzugeben bzw. ein positives Kosten-NutzenVerhältnis anzustreben. Der Kundenwert dient also als Zielgrösse des wertorientierten
Marketingmanagements. 1
Der Kunde wird nicht länger lediglich als Kosten- und Erlösträger, sondern vielmehr als
Wert- bzw. Vermögensbestandteil des Unternehmens betrachtet. Ähnlich dem Wert der
Marke als Mass für das immaterielle Vermögen, wird auch der Kundenwert so behandelt, der
Kunde gilt somit als Investitionsobjekt.2
Zu Beginn der Arbeit werden einige Begriffe definiert und abgegrenzt, um das weitere
Verständnis zu erleichtern. Der Nutzen des Kundenwertes wird kurz aufgezeigt und die
Determinanten des Kundenwertes bestimmt. Dann werden Methoden zur Berechung des
Kundenwertes vorgestellt und die Vor- und Nachteile der Methoden beschreiben. Im
abschliessenden Teil wird auf den Kundenwert im E-Business eingegangen.
1
2
Vgl. Rudolf-Sipötz, 2001, S. 2.
Vgl. Rudolf-Sipötz, 2001, S. 11.
Calculation of Customer Value
2
2. Begriffsabgrenzungen
2.1 Customer Value (Kundenwert)
Der Begriff Kundenwert bietet einen enormen Interpretationsspielraum. Ein Kunde beurteilt
bei seiner Entscheidung, eine Geschäftsbeziehung aufrechtzuerhalten oder zu beenden, den in
dieser Beziehung erhaltenen oder noch zu erwartenden Nettonutzen. Dieser Nettonutzen ist
der Wert, den der Kunde einer Geschäftbeziehung beimisst, also der Kundenwert aus
Kundensicht bzw. der Customer Value. In dieser Arbeit wird aber von der Anbieterseite
ausgegangen,
in
welcher
Anbieterperspektive
der
Nettonutzen
der
Geschäftsbeziehung
aus
der
verstanden wird. Als Kundenwert wird der vom Anbieter
wahrgenommene, bewertete Beitrag eines Kunden bzw. des gesamten Kundenstammes zur
monetären und nicht-monetären Zielerreichung eines Anbieterunternehmens verstanden.3
Der Kundenwert i.e.S. umfasst alle tatsächlichen Unternehmenskunden, i.w.S. sind auch alle
potenziellen Abnehmer von unternehmerischen Leistungen einzubeziehen.4
2.2 Customer Equity
Der Customer Equity ist der Kundenwert aus Lieferantensicht. Aus betriebswirtschaftlicher
Sicht lässt sich der CE als das kundenbeziehungsinduzierte Eigenkapital bezeichnen.5
Im Gegensatz zum Customer Value, der auf quantifizierbaren Daten aufbaut, beruht der CE
auf einer ganzheitlichen Betrachtung, die zusätzlich qualitative, weiche Faktoren mit
einschliesst.6
Beispiele sind etwa das Referenzpotenzial eines Kunden, wertvolle Informationen des
Kunden
hinsichtlich
Produktentwicklung
und
Prozessoptimierung
und
das
Kooperationspotenzial.7
3. Nutzen des Kundenwertes
Weiss eine Unternehmung über den konkreten Wert seiner einzelnen Kunden bescheid, setzt
sich im Unternehmen eine Kultur der Wertorientierung in Gang und dies erleichtert die
Erreichung der Rentabilitätsziele. Durch Kundenwertanalysen gelingt es der Unternehmung
3
Vgl. Günter & Helm, 2003, S. 7.
Vgl. Rudolf-Sipötz, 2001, S. 23.
5
Vgl. http://crm-expert-site.de/content/popup.cfm?ContentID=2518, 22.04.05.
6
Vgl. http://www.loyaltix.at/users/loyaltix/CRM0904.pdf, 22.04.05, 22.04.05.
7
Vgl. http://www.loyaltix.at/report/dc_view-report?report_id=18&category_id=21&subcategory_id=0
4
&subcategory_id=0, 27.04.05.
Calculation of Customer Value
3
ertragreiche Kunden zu identifizieren und sie kann sich bei der Gestaltung des
Marketingmixes am Kundenwert orientieren Denn ökonomisch gesehen ist der Kunde das
Kapital der Unternehmung und dessen Wert kann durch Marketingentscheidungen, also
Investitionsentscheidungen gesteigert werden.
In nachfolgenden Bereichen kann eine quantifizierbare Kundenwertanalyse als Grundlage für
Entscheidungen herangezogen werden:8
▪
Effektive Kundensegmentierung nach Kundentypen und Kundenwert
▪
Planung der Marketingkosten bei der Kundenabwanderung zur Kundenrückgewinnung
▪
Planung des Cross- und Up-Selling-Potenzial
▪
Identifikation von Kundentypen und –werten beim Neukundengeschäft
Der Kundenwert erlaubt indes Aussagen darüber zu machen, wer als Kunde in Frage kommt,
wie intensiv Kunden betreut werden und wann kundenbezogene Massnahmen gestartet
werden.
4. Determinanten des Kundenwertes
Bei der Bestimmung des Kundenwertes ist es notwendig, die ökonomische Gesamtbedeutung
des Kunden, das sind seine direkten Beiträge (Marktpotenzial) als auch seine indirekten
Beiträge zum Unternehmenserfolg (Ressourcenpotenzial) zu berücksichtigen.
4.1 Das Marktpotenzial eines Kunden
Das Marktpotenzial ist der Verkaufserfolg, den ein Kunde gegenwärtig oder zukünftig als
Abnehmer von Leistungen im Rahmen seiner Geschäftsbeziehung dem Unternehmen
verschafft. Es beinhaltet folgende Potenziale:9
Ertragspotenzial: Dabei meint man den gegenwärtigen monetären Beitrag dieses Kunden
zum Unternehmenserfolg.
Entwicklungspotenzial: Das wesentliche Bestimmungsmerkmal des Entwicklungspotenzials
eines Kunden ist seine Bedarfsentwicklung. Dessen Vorhersage sich in der Praxis oftmals
sehr komplex und langwierig gestaltet.
Cross-Buying-Potenzial: Dies bezieht sich auf sämtliche zusätzliche unabhängige Geschäfte,
die der Kunde in anderen als den bisherigen Geschäftbereichen und in einem bestimmten
Zeitraum zu tätigen beabsichtigt.
8
9
Vgl. http:/wow-marketing.de/kunden3.html, 27.04.05.
Vgl. Rudolf-Sipötz, 2001, S. 95 ff.
Calculation of Customer Value
4
Loyalitätspotenzial: Das Loyalitätspotenzial bezeichnet die Affinität des Kunden zur
Kontinuität in der Beziehung mit einem bestimmten Anbieter.
4.2 Das Ressourcenpotenzial eines Kunden
Wie bereits erwähnt, ist die Kundenbeziehung als Investitionsobjekt und somit als Wert und
Vermögensbestandteil des Anbieters zu betrachten, oder in anderen Worten: der Kunde als
Unternehmensasset. Der Kunde erbringt auch indirekte Beiträge zum Unternehmenserfolg,
indem er aktiv oder passiv als Unternehmensressource dient. Die Ressourcenpotenziale des
Kunden sind:10
Referenzpotenzial: Das Referenzpotenzial wird gemessen mit der Anzahl möglicher
Abnehmer, die ein schon vorhandener Kunde positiv oder negativ beeinflussen kann, also
beispielsweise durch Weiterempfehlung.
Informationspotenzial: Dieses Potenzial umfasst sämtliche Informationen, die der Kunde
dem Anbieter liefert und die vom Anbieter in weiterer Folge zur erfolgreichen
Unternehmensführung genutzt werden können.
Kooperationspotenzial: Das Kooperations- oder Integrationspotenzial eines Kunden ist seine
Bereitschaft und Fähigkeit, auf begrenzte Zeit Produktionsfaktoren in den Dispositionsbereich
des Anbieters einzubringen.11
Synergiepotenzial: Das (interne) Synergie- oder Verbundpotenzial eines Kunden umfasst
alle Verbundwirkungen im Kundenstamm, in denen der Kunde- sei es aktiv oder passivWechselwirkungen auslöst.
5. Ausgewählte Methoden der Kundenbewertung
5.1 Monetäre Bewertungsverfahren
5.1.1 Die Kundenumsatzanalyse
Bei der Umsatzanalyse werden die Kunden gemäss ihrem Beitrag zum Gesamtumsatz in eine
Rangreihe gebracht. Dann werden meist drei Kundenklassen gebildet: die umsatzstärksten
Kunden (ca. 10% der Kunden) bilden Klasse A, weitere 20% stellen B Kunden dar, während
der Rest der Klasse C zuzuordnen ist.
Wenngleich die Umsatzanalyse aufgrund ihrer Einfachheit sehr weit verbreitet ist und man zu
ihrer Durchführung keine umfassende Datenbank zur Verfügung braucht, reicht sie als
10
11
Vgl. Rudolf-Sipötz, 2001, S. 108 ff.
Vgl. Günter & Helm, 2003, S. 143.
Calculation of Customer Value
5
Instrument zur Kundenanalyse nicht aus. Der Umsatz allein ermöglicht keine Aussagen über
die Rentabilität eines Kunden, solange die Kostenseite nicht mitberücksichtigt wird. 12Denn es
wurde immer wieder gezeigt, dass oft gerade die umsatzstärksten Kunden Verluste einfahren.
Sie nehmen im Bewusstsein ihrer Bedeutung überproportional Serviceleistungen in Anspruch,
die weder be- noch verrechnet werden.13 Weiter ist die Kundenumsatzanalyse statisch
(Betrachtungsdauer beschränkt auf ein Jahr) und vergangenheitsorientiert und eignet sich nur
für kurzfristige Prognosen, da sie weder Potentiale noch Neukunden berücksichtigt.
5.1.2 Die Kundendeckungsbeitragsrechnung
Im Gegensatz zu der Kundenumsatzanalyse kann der Beitrag jedes Kunden zum
Periodengewinn ermittelt werden. Die verursachergerechte Zuordnung von Erlösen und
Kosten
erlaubt
einen
aussagekräftigen,
monetären
Kundenwert
zu
berechnen.
Abbildung 1: Beispiel für ein Kundendeckungsbeitragsschema14
Durch den Kundendeckungsbeitrag lässt sich erkennen, wie wichtig der einzelne Kunde
gegenwärtig für den Unternehmenserfolg ist und erlaubt differenzierte Aussagen darüber,
welche Kunden profitabel sind und welche Aufwendungen der Marketingmassnahmen
gerechtfertigt sind. Bei dieser Methode kann sich die Durchführung der Umlegung der
12
Vgl. Link, Brändli, Schleuning & Kehl, 1997, S. 162.
Vgl. http://www.ecommerce.wiwi.unifrankfurt.de/lehre/01ws/crm/seminararbeiten/Thema8_Marc_Schneider_messungdeskundenwertes_komplett.pdf,
22.04.05.
14
Quelle: Link, Brändli, Schleuning & Kehl, 1997, S. 163
13
Calculation of Customer Value
6
verschiedenen Kosten auf einzelne Kunden als problematisch herausstellen, darum ist zur
Berechnung des Kundendeckungsbeitrages ein entwickeltes Rechnungswesen erforderlich.15
5.1.3 Customer Lifetime Value (CLV)
Unter dem Begriff des CLV wird eine dynamische Kundenwertberechung über die gesamte
Dauer der Kunden- Unternehmensbeziehung verstanden. Beim CLV werden Prinzipien der
Investitionsrechung
Kundenbeziehung
auf
einer
die
Kundenbeziehung
Investition
übertragen
gleichgesetzt.
Die
und
somit
Umsätze
wird
eine
sämtlicher
zu
prognostizierender Verkäufe an einem Kunden sowie die dadurch unmittelbar entstehenden
Ausgaben für die voraussichtliche Gesamtdauer der Kundenbeziehung werden einander
gegenübergestellt und auf den heutigen Zeitpunkt abdiskontiert. Bei dieser Methode wird also
der Schwerpunkt auf den zukünftigen Ertragswert der Kundenbeziehung gelegt.
Der CLV lässt sich mit Hilfe der Kapitalwertmethode wie folgt berechen:16
n
Kapitalwert = ∑ b t ⋅ (1 + i) − t
t =1
t = Periode innerhalb des Kundenlebenszyklus
n = Länge des Kundenlebenszyklus
b = Ein- bzw. Auszahlungsüberschuss in den einzelnen Perioden
i = interner Zinssatz
Der Kundenlebenszyklus umfasst den gesamten Zeitrahmen der Kunden- UnternehmensBeziehung, d.h. er beginnt mit der erfolgreichen Neukundengewinnung in der
Akquisitionsphase und endet mit dem endgültigen Ausscheiden aus der Beziehung.17
Wie die untenstehende Abbildung zeigt, können quantitative und qualitative Grössen in den
CLV einfliessen und somit die ökonomische Gesamtbedeutung eines Kunden abgebildet
werden.
15
Vgl. Link, Brändli, Schleuning & Kehl, 1997, S. 163.
Vgl. Dittrich, 2000, S. 119.
17
Vgl. http://www.crmsysteme.de/crm.nsf/C7DDF0B7CF0BD3FDC1256A00005CADDB/$File/seminararbeit%20clv.pdf, 27.04.05.
16
Calculation of Customer Value
7
Abbildung 2: Bestimmungsgrössen des Customer-Lifetime-Value18
In der Realität beschränkt sich der Ansatz aber im besten Falle auf die direkten Beiträge des
Kunden auf die Vermögensziele des Anbieters. Leider mangelt es in der Praxis noch an
ausgereiften Konzepten. 19
Der CLV erlaubt, Neukunden, die anfänglich nur kostendeckend oder sogar verlustbringend
sind, über die gesamte Dauer der Verbindung auf ihre Rentabilität hinzu prüfen. Ferner
können
bestimmte
Marketingprogramme
(z.B.
Preisnachlässe
und
sonstige
Marketingmassnahmen) auf ihre Erfolgswirksamkeit geprüft und beurteilt werden.20
Obwohl der CLV in vieler Hinsicht ein geeignetes Instrument ist, den Kundenwert zu
berechnen, sind einige Kritikpunkte zu äussern. Probleme können bei der Schätzung der
künftigen Erlösströme aus historischen Daten auftreten, insbesondere in der Prognose der
Kosten, die es erfordert, den Kunden zu pflegen. Darum ist es wichtig, bei allen
Kundensegmenten eine einheitliche Vorgehensweise festzulegen um die Vorhersagen
vergleichbar zu machen.21
Da man bei der Berechung des CLV auf viele Kundendaten angewiesen ist, würde man
denken, dass er besonders im e-Business, wo Kundendaten schneller und effizienter
gespeichert werden vorteilhaft ist. Doch macht die Berechung des CLV in einem Umfeld, wo
18
Quelle: Hoffmann & Mertiens, M., 2000, S. 149.
Vgl. Rudolf-Sipötz, 2001, S. 45.
20
Vgl. Link, Brändli, Schleuning & Kehl, 1997, S. 165.
21
Vgl. Rudolf-Sipötz, 2001, S. 46.
19
Calculation of Customer Value
8
es so einfach ist, den Anbieter zu wechseln überhaupt Sinn? Die Kundenloyalität ist in diesem
Umfeld gering, wird ein billigeres Angebot gefunden, hat man den Anbieter schnell
gewechselt.
Dieses Verhalten des spontanen Wechsels stützt auch die Variety Seeking Theorie, die besagt,
dass der Kunde nach der Suche nach Abwechslung ist und das Bedürfnis hat, andere Anbieter
kennenzulernen. Besonders im e-Business sind psychische, soziale sowie ökonomische
Wechselbarrieren eher gering im Vergleich zum „normalen“ Geschäft. Es fehlen die
Bindungen, die ein Kunde bei einem realen Geschäft hat. So entscheidet man sich bei einem
online Anbieter nicht für ihn, weil eine nette Verkäuferin im Laden steht, weil einem das
Ambiente im Laden gut gefällt oder der Gang zu diesem Laden zur Tradition gehört. Ein
online Anbieter kann sich z.B. durch seine Homepage, Zuverlässigkeit und Angebotspalette
auszeichnen. Diese Barrieren sind aber schnell überwunden und der Kunde, der heute immer
preissensitiver ist, hat keine Skrupel bei einem billigeren Angebot den Anbieter zu wechseln.
Empfehlungen gehen daher in Richtung die „cost-per-order“ auszurechen und jegliche
Gedanken darüber, was ein Kunde wohl in der Zukunft Wert sein wird ausser Acht zu
lassen.22
5.2 Punktbewertungsmodelle
5.2.1 Scoring- Modelle
Um das zukünftige Kaufverhalten
vorherzusagen,
kann
es
von
bzw. die Abschätzung der Kaufwahrscheinlichkeit
Vorteil
sein,
neben
monetären
Grössen
(Umsatz,
Deckungsbeitrag) auch andere kaufverhaltensrelevante Merkmale (Kaufhistorie, Einkommen)
zu berücksichtigen. Bei diesem Modell werden also quantitative und qualitative
Kundenmerkmale gewichtet, mit Punkten bewertet und schliesslich zu einem Kunden-Score
addiert, der insbesondere in Relation zu den Scorewerten anderer Kunden aussagekräftig ist.
Je höher das Punktekonto, desto grösser ist die Bedeutung des Kunden für das Unternehmen.
Je
geringer
der
Punktestand,
umso
geringer
ist
die
Kaufwahrscheinlichkeit.23
Marketingmassnahmen können dann anhand der errichten Punkte spezifisch festgelegt
werden.
22
23
Vgl. http://www.wspromotion.com/newslettervol196.html, 27.04.05.
Vgl. Link, Brändli, Schleuning & Kehl, 1997, S. 166.
Calculation of Customer Value
9
Das wohl am Häufigsten angewendete Modell ist das so genannte RMF-Scoring.
Ursprünglich in den 1930er Jahren von Cullinan für den Versandhandel entwickelt und dann
im Jahre 2000 von Netgenesis auf E- Commerce Angebote übertragen.24
Merkmal
Startwert
Letzter Kauf
Käufe seit 18
Monaten
Durchschnittlicher
Umsatz der
letzen 3
Käufe
Retouren
(kumuliert)
Werbesendungen
seit letztem Kauf
K
Ausprägungsklassen mit ihrer Punktebewertung
25P.
bis 6
bis 9
bis 12
bis 18
Monate
Monate
Monate
Monate
+ 40P.
+ 25P.
+ 15P.
+ 5P.
O
V
bis 24
Monate
- 5P.
früher
- 15 P.
Zahl der Aufträge multiplizieren mit 6P.
bis 50
Euro
+ 5P.
0-1
0 P.
bis 100
Euro
+ 15P.
2-3
- 5P.
Hauptkatalog
je – 12P.
bis 200
Euro
+ 25P.
bis 300
Euro
+ 35P.
4-6
7-10
- 10P.
- 20P.
Sonderkatalog
je – 6P.
bis 400
Euro
+40P.
11-15
- 30P.
drüber
+ 45P.
mehr
- 40P.
Mailing
je – 2P.
Abbildung 3: RFM- Grundmodell25
Hierbei werden Punkte für kürzliche Käufe (Recency), häufige Käufe ( Frequency) und teure
Käufe (Monetary Value) vergeben. Umgekehrt werden Punkte abgezogen, wenn in den
Kunden investiert wird (Serviceleistungen und Marketingaufwendungen). Mit Hilfe von
vergangenheitsbezogenen Transaktionen wird also der Kunde gleichzeitig von drei
verschiedenen Dimensionen her betrachtet. Jede dieser drei Dimensionen bietet Erkenntnisse
über das Kaufverhalten der Kunden:26
▪
Recency: Jahrelange statistische Analysen haben gezeigt, dass Kunden, die kürzlich
einen Kauf getätigt haben mit einer höheren Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft
wieder kaufen werden.
▪
Frequency: Bei einem Kunden der häufig einkauft, ist es wahrscheinlicher, dass es zu
wiederholten Käufen in der Zukunft kommt.
▪
Monetary Value: Kunden, die in der Vergangenheit hohe Ausgaben getätigt haben,
werden auch in naher Zukunft wieder Käufe tätigen. Diese Dimension unterscheidet
sich zur „frequency“ Dimension indem sie Kunden identifiziert, die selten aber Käufe
mit hohem Wert tätigten und deshalb sehr profitabel sind.
24
Vgl. http://www.informatik.uni-freiburg.de/cgnm/lehre/eb-03s/eb10.pdf, 22.04.05.
Quelle : Rudolf-Sipötz, 2001, S. 36.
26
Vgl. Netgenesis, E-metrics: business metrics for the new economy.
25
Calculation of Customer Value
10
Solche Punktewerteverfahren können immer weiter verbessert und den Bedürfnissen eines
Unternehmens angepasst werden. In der Praxis existieren bereits Modelle, die bis zu 1000
Merkmale pro Kunden einbeziehen.27
Obwohl die Handhabung eines solchen Scoring-Modells auf den ersten Blick sehr einfach
aussieht, sind einige Kritikpunkte zu erwähnen. Die Bepunktung der einzelnen RFM-Felder
erfolgt meistens intuitiv, kann aber statistisch gestützt werden, etwa durch eine
Regressionsanalyse, um so den Einfluss zahlreicher unabhängiger Grössen auf das Kauf- und
Bestellverhalten zu quantifizieren.28
In der Praxis erfolgt die Auswahl und Operationalisierung der Beurteilungskriterien oftmals
willkürlich. Zudem können bei einer additiven Verknüpfung der Punktewerte viele hohe
Wertungen von eher unwichtigen Kriterien eine schlechte Wertung eines zentralen
Beurteilungskriteriums kompensieren. Als Ansatz wäre hier die multiplikative Verknüpfung
von gewichteten Punktewerten denkbar.
Die Bedeutung der Scoring- Modelle resultiert letztlich auch aus ihrem Einsatz bei weiteren
Verfahren. So stellt z.B. die im Folgenden vorgestellte Kundenportfolio- Analyse kein
eigenständiger Bewertungsansatz dar, sondern ist auf die Hilfe von Scoring- Modellen
angewiesen um die Achsenwerte zu bestimmen.
5.2.2 Die Kundenportfolio- Analyse
Portfolio- Modelle liefern Ansatzpunkte zur differenzierten Analyse und Beurteilung der
Kundenbeziehungen. Sie sind ebenfalls geeignet, qualitative Grössen miteinzubeziehen.29
Hierbei wird jeder Kunde hinsichtlich seiner Investitionswürdigkeit anhand zweier
grundlegend
unterschiedlicher
Dimensionen
bewertet.
Die
Dimensionen
können
unterschiedliche Ausprägungen haben. Beispiele für Dimensionen wären Kundenattraktivität,
eigene Position beim Kunden, Umsatz, Wachstumspotenzial des Kunden, Kundenrentabilität,
Lieferanteil oder Geschäftsvolumen um nur einige zu nennen. Häufig aber werden im
Kundenportfolio die Dimensionen Kundenattraktivität und eigene Wettbewerbsposition
zugrundegelegt. Die Investitionswürdigkeit des einzelnen Kunden wird hier zum einen von
der Attraktivität des Kunden abhängig gemacht und zum anderen von den Erfolgschancen des
eigenen Unternehmens. Bewertungskriterien der Kundenattraktivität stellen z.B. Umsatz und
Umsatzentwicklung, Bonität, Preissensibilität, Reklamations- bzw. Kooperationsverhalten
(Reaktionsdaten) und kundenspezifische Beratungs- und Serviceintensität (Aktionsdaten) dar.
27
Vgl. Link, Brändli, Schleuning & Kehl, 1997, S. 166.
Vgl. Günter & Helm, 2003, S. 286.
29
Vgl. Rudolf-Sipötz, 2001, S. 37.
28
Calculation of Customer Value
11
In der eigenen Wettbewerbsposition soll sich die eigene Erfolgsposition beim Kunden im
Vergleich zur Konkurrenz ausdrücken. Kriterien hierzu wären: Produkt-/Firmen Image beim
Kunden oder geografische Nähe des Kunden zur Lieferbasis. Die einzelnen Kriterien werden
nun für jeden Kunden ausgewertet und liefern für jede Dimension einen Gesamtwert. Nun
können die Kunden klassifiziert werden, indem sie anhand ihres Gesamtwertes in die
einzelnen Felder der Portfolio-Matrix eingeteilt werden.30
Abbildung 4: Kundenattraktivität- Wettbewerbsposition- Portfolio31
Aus der Positionierung lassen sich Handlungsempfehlungen hinsichtlich zukünftiger
Marketing-Investitionsentscheidungen ableiten. So stellen z.B. die Starkunden die
profitabelsten Kunden dar und hohe Investitionen sind gerechtfertigt um sie langfristig an das
Unternehmen zu binden. Es ist allerdings vor einer unreflektierten Ableitung von
Normenstrategien zu warnen.32
Ein Nachteil den die klassischen Kundenportfolios mit sich bringen ist, dass die
Segmentierung überwiegend aus der Retrospektive erfolgt. Dementsprechend werden nur
aktuelle Geschäftsbeziehungen, nicht aber potentielle Kunden Betrachtet. Auch oft werden
nicht-monetäre Grössen (Loyalität oder Referenzwert) zugunsten direkt messbarer Grössen
vernachlässigt.33 Aufgrund der Visualisierung der Kundenstruktur und der daraus
30
Vgl. Link, Brändli, Schleuning & Kehl, 1997, S. 167.
Quelle: Link & Hildebrand, 1993, S. 52.
32
Vgl. Link, Brändli, Schleuning & Kehl, 1997, S. 168f.
33
Vgl. Günter & Helm, 2003, S. 287.
31
Calculation of Customer Value
12
resultierenden hohen Interpretationsmöglichkeit, sowie der einfachen Umsetzbarkeit sind
Kundenportfolios dennoch weit verbreitet.34
6. Der Kundenwert im e- Business
Bei der Berechnung des Kundenwertes können im e-Business die gleichen Methoden
verwendet werden, wie im nicht online Bereich. Die meisten Unternehmen brauchen online
und offline Kanäle gleichzeitig und es würde keinen Sinn machen hierbei unterschiedliche
Methoden anzuwenden. Der Einsatz von Internet erleichtert aber die Berechnung des
Kundenwertes, da die Informationen über die Kunden schneller verfügbar sind und die eBusinesssysteme detaillierte Daten über das Kundenverhalten automatisch sammeln und
somit die Daten besser aufbereitet sind. Solche Websysteme generieren jedoch eine enorme
Datenmenge und in vielen e- Business Unternehmen stellt es sich als schwierig heraus, aus
diesen Daten das Maximum an Information herauszuholen. Gründe für diese nicht optimale
Datenauswertung sind z.B.:
▪
Mangel an qualifizierten Leuten
▪
Informationsflut
▪
Mangel an technischen Ressourcen
Allgemein suchen Manager im e-Business eine Antwort darauf, wie sie ihren Erfolg messen
können. Da es sich beim e-Business um eine neue Industrie handelt, sind noch keine Standarte
vorhanden um den Erfolg zu messen. 35
Wie bereits beim Customer Lifetime Value erwähnt, sinken durch das Internet die Kosten,
von einem Anbieter zum anderen zu wechseln. Doch Internet bietet die Möglichkeit, den
Kunden genauer und kostengünstiger anzusprechen und diese Chance wahrzunehmen gilt in
vielen Unternehmen als die so genannte „mission critical“.36
Im e-Business sind Kundenkommunikationsprozesse auch mit einer Vielzahl von
Nachfragern effizient und effektiv möglich. Besonders das e-Mail-Marketing kann als
schneller und preisgünstiger Weg angesehen werden, um ertragreiche Kundenbeziehungen
auf- und auszubauen und den Wert der Kunden voll auszuschöpfen. Das Internet ermöglicht,
die Kommunikation zum Kunden zu personalisieren und die Kunden gezielter anzusprechen
und dies erlaubt, langfristige und ertragsreiche Beziehungen aufzubauen.
34
Vgl. Rudolf-Sipötz, 2001, S. 37.
Vgl. Netgenesis, E-metrics: business metrics for the new economy.
36
Vgl. Netgenesis, E-metrics: business metrics for the new economy.
35
Calculation of Customer Value
13
7. Schlusswort
Die Geschäftswelt fokussiert sich immer mehr auf die Bedürfnisse der Kunden. Darum ist es
wichtig um den Kundenwert überhaupt steigern zu können, den Kunden und sein Verhalten
zu verstehen.
Welche Methode zur Berechung des Kundenwertes schlussendlich die optimale ist, lässt sich
nicht generell sagen. Die Methode muss den Gegebenheiten der Unternehmung angepasst
werden. Ratsam scheint zuerst ganz einfach anzufangen, Umatz-Kosten, und danach
sukzessive weitere Beurteilungskriterien in die Berechnungen einzuschliessen. Besonders im
e-CRM sind erhebliche, technische Integrationsfragen zu lösen, damit man eine umfangreiche
Zusammenführung von Daten im analytischen CRM durchführen kann.
Die Erhebung und Berechung des Kundenwertes macht indes nur Sinn, wo auch Massnahmen
abgeleitet werden, welche wiederum zu Aktivitäten führen (Closed Loop- Prinzip).
Abschliessend kann gesagt werden, wenn ein Unternehmen fähig ist, durch die Berechnung
des Kundenwertes seine knappen Ressourcen optimal auf seine Kunden zu verteilen, einen
klaren Wettebewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz erzielt.
Calculation of Customer Value
14
8. Literaturverzeichnis
schriftliche Quellen:
-
Dittrich, S. (2000). Kundenbindung als Kernaufgabe im Marketing. St.Gallen: Thexis.
-
Günter, B. & Helm, S. (Hrsg.). (2003). Kundenwert: Grundlagen – Innovative
Konzepte – Praktische Umsetzung. Wiesbaden: Gabler.
-
Hoffmann, M. & Mertiens, M. (Hrsg.).(2000). Customer-Lifetime- Management.
Wiesbaden: Gabler.
-
Link, J., Brändli, D., Schleuning, C. & Kehl, R. (Hrsg.). (1997). Handbuch Database
Marketing. Ettlingen: IM Fachverlag Marketing-Forum GmbH.
-
Link, J. & Hildebrand, V. (1993). Database Marketing und Computer Aided Selling.
München: Verlag Vahlen.
-
Netgenesis Wihte Paper (ohne Datum).E-metrics: business metrics for the new
economy.
-
Poth, L. & Poth, G. (1999). Gabler Marketing-Begriffe von A-Z. Wiesbaden: Gabler.
-
Rudolf-Sipötz, E. (2001). Kundenwert: Konzeption – Determinanten – Management.
Bamberg: difo-Druck GmbH.
elektronische Quellen:
-
Dost, R. (ohne Datum). Customer-Lifetime-Value. Gefunden am 27. April 2005 unter:
http://www.crmsysteme.de/crm.nsf/C7DDF0B7CF0BD3FDC1256A00005CADDB/$File/seminararbe
it%20clv.pdf
-
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