DIE REPORTAGE Zwischen Abstraktion und figürlicher Darstellung Islamische Buchmalerei in der Französischen Nationalbibliothek Manche Vorstellungen halten sich hartnäckig. Dazu gehört seit Jahrhunderten, dass es in der islamischen Kunst keine Bilder von Lebewesen gibt. Eine Ausstellung in der Französischen Nationalbibliothek geht genau dieser Meinung auf den Grund. Die Exponate zeigen, dass islamische Buchmalerei sowohl abstrakt als auch figürlich sein kann. Die Ausstellung L’art de l’enluminure en islam: entre abstraction et figuration (Die Kunst der Buchmalerei im Islam: zwischen Abstraktion und figürlicher Darstellung) bis 25. September 2011 in Paris, Französische Nationalbibliothek www.expositions.bnf.fr Von Isabelle Duranton D Der Aufgang der Glückssterne. Illustration aus „Matali’ al saadet“, einem Traktat über Astrologie und Prophezeiung von Mehmed Ibn Emir Hassan El-Suudi, Istanbul 1582. Die Darstellung zeigt den Planeten Venus auf einem Stier reitend, darunter die Planeten Merkur, Mond und Mars (von links nach rechts). 2 welt und umwelt der bibel 3/2011 ie Kunst der Buchmalerei im Islam ist voller Paradoxe und Nuancen. Während Koranillustrationen durchweg geometrische Motive und arabeske Formen verwenden, zeigen andere Kodizes sehr unterschiedlicher Herkunft und Entstehungszeit – arabische, persische und türkische Werke – eine Fülle profaner figürlicher Darstellungen. Eine Ausstellung in der Französischen Nationalbibliothek, die eine bedeutende Sammlung islamischer Manuskripte beherbergt, spiegelt diese beiden Stilrichtungen. Neben Koranausgaben sind 90 ausgestellte arabische, persische und türkische Manuskripte besonders prächtig illustriert. Die Ausstellungsleiterin Annie Vernay-Nouri wählte sie aus dem Bestand der Abteilung für orientalische Manuskripte gezielt dafür aus, um die Spannung zwischen diesen beiden Stilrichtungen, die es schon seit Ende des 8. Jh. gibt, deutlich vor Augen zu führen. Am Anfang stand das Bilderverbot In dieser Ausstellung betreten die Besucher eine andere Welt, die Welt der arabischen Buchkunst. Unter den Koranhandschriften von großartiger Schönheit findet sich beispielsweise eine Koranrolle aus dem 13. Jh., die als Talisman genutzt wurde. In winziger Schrift wurde der Text des Korans auf einer Fläche von 10 cm Breite und 5 m Länge geschrieben und in einem kleinen Etui am Körper getragen. Auf einem aufwendig marmorierten Koranblatt aus dem 16. Jh. wurden die Koranverse mit blauer Tinte kunstvoll geschrieben und vergoldet. Ein anderes Schriftstück in Ziehharmonikaform mit Suren in unterschiedlichen Kunstschriften diente als Vorlage für Lehrlinge in der Buchmalerei. Jedes dieser alten Bücher hat seine Besonderheit, aber alle haben eines gemeinsam: Sie enthalten keine figürlichen Bilder. Diese ungeschriebene, aber entscheidende Regel galt insbesondere für die religiöse Buchkunst, die der erste Teil der Ausstellung präsentiert. Die Kunst einer Buchmalerei ohne figürliche Darstellungen entwickelte sich anfangs auf religiösem Gebiet: in Koranhandschriften sowie in allen Büchern mit religiöser Thematik, also in Werken über Theologie und Recht sowie in den Hadiths (Aufzeichnungen über Handlungen und Worte des Propheten). Nur die Kalligrafie lässt die Erhabenheit des göttlichen Worts sichtbar werden. Die zu Anfang des 9. Jh. entstandene und bis ins 11. Jh. verwendete kantig-geometrische kufische Schrift eignete sich hervorragend für das ständige ästhetische Bemühen des Schreibers. Er konnte mit seiner Feder die Buchstaben des Texts nach Belieben verkleinern oder vergrößern. Als das Pergament vom Papier verdrängt wurde, tauchten andere, großzügigere Schriften auf. Arabesken und geometrische Figuren umrahmen den heiligen Text. Sie bedecken Buchseiten oder auch die Einbanddeckel in Form eines Flechtwerks aus Mustern, Achtecken und vielzackigen Sternen, die sich unendlich auszubreiten scheinen und einzig vom Rand des Buchs begrenzt werden. Das Bilderverbot, also das Verbot, Menschen oder Tiere abzubilden, galt im religiösen Bereich als unumstößliche Regel, doch die Ausstellung zeigt auch eine völlig andere Welt: Das profane Buch wurde reich illustriert. In ihm konnten sich figürliche Darstellungen je nach den unterschiedlichen Epochen und Kulturräumen – arabisch, persisch oder türkisch – reich entfalten. Erste illustrierte Manuskripte aus der arabisch-islamischen Welt zeigen, dass dies bereits ab dem 11. Jh. geschah. Einer der Anstöße, figürliche Abbildungen einzuführen, dürfte von den Naturwissenschaften gekommen sein. Im Zug der umfangreichen Übersetzung griechischer Wissenschaftstraktate, die der Hof zu Bagdad ab dem 8. Jh. förderte, übernahm man griechische Abbildungen und passte diese an die arabische Welt an. Die Darstellungen werden vielfältiger Die Pariser Ausstellung bietet eine umfangreiche Auswahl naturwissenschaftlicher Handschriften, wie den Pharmazeutischen Traktat des Dioscurides sowie Bücher über welt und umwelt der bibel 3/2011 3 DIE REPORTAGE ■ Zoologie und Botanik, darunter auch das Theriacum von Pseudo-Galenus (um 1199), in dem ausführlich die pharmakologischen Gegengifte gegen Schlangenbisse dargestellt werden. Die Besonderheit dieses Werks liegt darin, dass es jeweils auf der rechte Seite botanische Abbildungen und auf der linken eine Kalligrafie zeigt. Ab dem 15. Jh. nimmt die Vielfalt der Darstellungen und Stile zu, als die Perser und Türken stärker narrative Szenen einführen – so zeigt ein türkisches Manuskript aus dem 15. Jh. eine Abbildung, wie ein Arzt die Fußwunde seines Patienten ausbrennt. Im Unterschied dazu weisen arabische Miniaturen niemals derart konkrete Wiedergaben der Realität auf. Im Maghreb nahm man unter dem Einfluss der rigoristischen malekitischen Strömung (eine der vier Rechtsschulen des sunnitischen Islam) gegenüber den figürlichen Abbildungen eine restriktivere Haltung ein. Im Übrigen ging es auch den Künstlern, die sich nicht an die Vorschriften der Theologen hielten, 4 welt und umwelt der bibel 3/2011 nicht um realistische Abbildungen. Wenn sie – vor allem in der Allgemeinliteratur und Geschichtsschreibung – das Darstellen von Lebewesen für unbedingt notwendig hielten, stilisierten sie zum Beispiel die Pferde, färbten die Apfelschimmel rosa oder blau, ließen die Sterne lachen und füllten die Seiten mit festen Menschentypen, wie Prinzen, Händlern, Musikern ... Die seit dem 8. Jh. ins Arabische übersetzte, aus Indien stammende Fabelsammlung Kalila wa Dimna, in der die Abenteuer zweier Schakale erzählt werden, wird sowohl im arabischen, als auch im persischen und türkischen Raum mit subtilen formalen und stilistischen Varianten illustriert. So tauchen zum Beispiel im persischen Manuskript die Landschaft und ein Rahmen auf und man kann mehrere Abfolgen von Plänen erkennen. Umgekehrt reizte das Märchen der Maqamat, das Buch der Vorstellungen von Al-Hariri, ein Text aus dem 11. Jh., zu zahlreichen Übersetzungen, wurde aber nur von den Arabern illustriert. Schließlich bedienten sich die neuen Dynastien wie die mongolischen Ilkhaniden im 13./14. Jh., und ein Jahrhundert später die Timuriden, der großen Geschichtsepen, um ihre Herrschaft zu legitimieren. Sie ließen eine neue historische Vorgeschichte verfassen und bezogen darin religiöse Ereignisse wie die Hidschra (die Auswanderung Muhammads von Mekka nach Medina) mit ein, was erklärt, dass hier sogar Darstellungen des Propheten auftauchen. Auch dabei zeigt sich deutlich der starke, ja wesentliche Unterschied zwischen den drei Kulturen des Persischen, Türkischen und Arabischen. In letzterer bevorzugte man eine symbolische Darstellung des Propheten anhand eines einzelnen Elements wie etwa der Sandale. Dagegen entstand die illustrierte Literatur, die verschiedenen Propheten des Islams (in Form von Qasas al-Anbija, „Prophetengeschichten“) und Muhammad gewidmet ist (vor allem seiner „Nachtreise“, Mi’radsch-Nameh), ausschließlich im persischen und türkischen Bereich. ■ links außen: Maqamat (dt. Die Verwandlungen des Abu Seid von Serug) des arabischen Poeten Al-Hariri (1054–1122). Eine Zusammenstellung von 50 Kurzgeschichten. Handschrift, ca. 1240. links innen: Kalligrafien-Musterbuch, Iran, 16.-17. Jh. unten: Koranseite, 8.–9. Jh. rechts: Das Königsbuch (Scha-hna-me) des persischen Dichters Abu- ’l-Qa-sim Firdaus (940/41–1020), ein Meisterwerk der persischen Literatur. Schiraz, 1567. welt und umwelt der bibel 3/2011 5 DIE REPORTAGE ■ Auch die Darstellung Muhammads fand ihren Platz ran (Sure 17, Vers 1) kurz skizziert wird: Der Prophet steigt in den Himmel auf, unternimmt eine nächtliche Reise von Mekka über Jerusalem bis zum Thron Gottes. Dazu besteigt er al-Buraq, sein geflügeltes Reittier mit einem Frauenkopf, wird vom Erzengel Jibril geleitet, durchfliegt die sieben Himmel, unterhält sich mit den Propheten, die ihm von Adam bis Ibrahim vorausgegangen sind und steigt auch in die Unterwelt hinab. Ein Gespräch mit Annie Vernay-Nouri, der Leiterin der Ausstellung „Die Kunst der Buchmalerei im Islam: Zwischen Abstraktion und figürlicher Darstellung“ und Konservatorin in der Manuskript-Abteilung der Französischen Nationalbibliothek, über die Problematik von Bild und Bilderfeindlichkeit im Islam. Welt und Umwelt der Bibel: Die Ausstellung zeigt einerseits, dass es in der islamischen Welt figürliche Darstellungen gab, und andererseits, dass sie zeitweise nicht erlaubt waren. Offensichtlich muss man genau das Genre der Bücher unterscheiden: waren sie heilig oder profan, in welchem historischen Zeitraum entstanden sie und vor allem in welchem kulturellen Kontext. Annie Vernay-Nouri: Zunächst einmal muss man von „islamischen Welten“ sprechen, denn der Islam ist sehr vielgestaltig, weil er im Lauf seiner Eroberungen drei große und ganz unterschiedliche Kulturen umfasst hat: die arabische Welt, in der alles angefangen hat, dann den persischen Raum und schließlich den türkischen. Der Begriff „arabisch“ beschreibt sehr verschiedene sprachliche und politische Einheiten. Der Raum des Islam entstand um eine neue Religion, nämlich den Islam mit einem heiligen Text, dem Koran, und einer gemeinsamen Sprache, dem Arabischen. Diese Sprache eint die islamische Welt, die Schrift dient dem Aufzeichnen der Sprachen, die nichts gemeinsam haben, weil das Arabische eine semitische Sprache und das Persische eine indoeuropäische ist, während das Türkische aus dem Ural-Altai-Gebiet kommt. In politischer Hinsicht ging die historische arabische Macht auf die persische Welt über. Dabei bildete sich eine andere Kultur heraus, die auch eine andere Einstellung zum Bild hatte. Und schließlich übernahmen dann ab dem 15. und 16. Jh. mit den Osmanen die Türken die Macht. Zugleich kam es zu einer Vermischung der Kulturen, weil zum Beispiel manche türkischen Dynastien wie die Ilkhaniden (1256–1335, Nachfolger des Mongolen Dschingis Khan) oder nach ihnen die Timuriden des Tamerlan (1370–1507) türkischen Ursprungs waren, aber eine persische Kultur annahmen. 6 welt und umwelt der bibel 3/2011 WUB: Erklären diese äußeren Umstände, warum in der profanen Kunst figürliche Darstellungen von Lebewesen vorkamen und im heiligen Buch nicht? se mit dem Spiel seiner Farben verfremdete und in platten Formen ohne Schatten, Relief oder Perspektive wiedergab. A. V.-N.: Wir müssen uns vor Augen halten, dass im Koran selbst praktisch nichts von einem Verbot figürlicher Darstellungen steht. Darin ist nur von „Götzenbildern“ die Rede. Im Gegensatz zum Alten Testament (Dtn 5,8 oder Ex 20,4) gibt es kein Schriftverbot, Bilder anzufertigen. Der als Gottes Wort verstandene Koran entstand allerdings im Kontext des vorislamischen polytheistischen Arabien, in dem es keine Bilder oder nur sehr wenige gab. Es gab seltene Darstellungen von „Idolen“ oder Statuen heidnischer Gottheiten. So bestand also zu Beginn des Islam keine Notwendigkeit, etwas zu verbieten, das es so gut wie nicht gab. Als zwei Jahrhunderte später in den Hadithen die Handlungen und Worte des Propheten als Richtschnur aufgezeichnet wurden, entstand eine feste Norm: Der Künstler dürfe keine Lebewesen abbilden, weil er damit Gott nachahmen würde, was zur Konkurrenz mit Gott und seiner Schöpfung werden könnte, denn der Schöpfer von allem dürfe nur Gott sein. Andererseits begegneten die Muslime ab dem 9. Jh. im Lauf ihrer Eroberungen den figürlichen Darstellungen der Byzantiner, Sassaniden und Asiaten. Von da hielt man sich im Islam je nach theologischer Reflexion auf unterschiedliche Weisen an das Bilderverbot. In religiösen Büchern gibt es überhaupt keine Bilder. Als dann profane Schriftgattungen entstanden, zunächst naturwissenschaftliche, dann literarische, poetische und historische, wurde die Verwendung figürlicher Darstellungen erlaubt und man durfte Menschen und Lebewesen abbilden. Der Maler erschuf eine erlaubte Realität, insofern er ein Stück weit auf die realistische Darstellung verzichtete und die- WUB: Wann tauchten die figürlichen Abbildungen des Propheten Muhammad auf? A.V.-N.: Die arabischen Autoren Al-Dinawari und Al-Mas’udi sprechen davon, dass es hie und da ab dem 9. und 10. Jh. Abbildungen des Propheten gegeben habe, aber es gibt kein Dokument, das ihre Aussagen belegt. Die Ikonografie des Propheten entwickelte sich erst spät, nämlich im 13. und 14. Jh. im Iran unter den Ilkhaniden, einer aus der Mongolei stammenden Dynastie, deren Herrscherprinz Ghazan Khan sich gegen 1295 zum Islam bekehrt hatte. Dieses aus Zentralasien gekommene Volk verfügte über eine hybride Kultur, in der mehrere Religionen koexistierten, nämlich der Buddhismus, das Christentum und der Manichäismus, das heißt Kulturen mit ikonografischen Traditionen. Von daher hatte dieses Volk ein anderes Verhältnis zum Bild. Der Maler erschuf eine erlaubte Realität, indem er ein Stück weit auf die realistische Darstellung verzichtete Die ersten figürlichen Darstellungen Muhammads stammen von dort. Eines der Manuskripte der Universalgeschichte des Großwesirs Raschı-d ad-Dı-n, verfasst zum Anfang des 14. Jh. in Täbris, zeigt in einem sehr einfachen Stil, wie der Prophet Muhammad von Jibril (dem Erzengel Gabriel) die Offenbarung empfängt. Darauf folgte die Mi’raj-Nameh, die unter den Timuriden im 15. Jh. popularisierte Nachtreise des Propheten. In diesem in der islamischen Tradition wurzelnden Text wird eine Episode aufgegriffen, die im Ko- WUB: Damit war also die Darstellung des Propheten erlaubt. Kam es dabei zu Weiterentwicklungen? A.V.-N.: Auch hier kommt es auf die Nuancen an. Die Bilder, die Muhammad oder die Propheten darstellen, kommen nie in den heiligen Büchern vor, das heißt nicht im Koran und nicht in den religionswissenschaftlichen Büchern, also Werken über Theologie, Recht oder die Hadithe. Das gilt als absolute Regel, die nie übertreten wurde: Die religiösen arabischen, persischen und türkischen Bücher enthalten nie figürliche Abbildungen. In der Ausstellung wird diese fundamentale Zweigleisigkeit vor Augen geführt. Einerseits wurden die Koranhandschriften mit geometrischen Figuren und Arabesken in höchst komplexen Formen und mit einer mehr oder weniger verborgenen Sinngebung ausgeführt. Das Wort Gottes wurde mit der Kunst der Kalligrafie verherrlicht. Andererseits hatte in bestimmten Epochen und an bestimmten Orten auch die figürliche Darstellung des Propheten ihren Platz – in der arabischen Welt allerdings nie –, aber nur in profanen Büchern, zum Beispiel in Literaturgattungen am Rand des Religiösen wie den „Prophetengeschichten“ oder historischen Chroniken. Koranstellen zum Bilderverbot „O die ihr glaubt, berauschender Trank, Glücksspiel, Opfersteine [oder auch: Götzenbilder] und Lospfeile sind nur ein Gräuel vom Werk des Satans. So meidet ihn, auf dass es euch wohlergehen möge! (Sure 5, Vers 90) Abraham warf seinem Vater vor, Götzenbilder zu verehren: „Nimmst du (denn) Götzenbilder zu Göttern? Gewiss, ich sehe dich und dein Volk in deutlichem Irrtum.“ (Sure 6, Vers 74). In Sure 22, Vers 30 weist Muhammad die Gläubigen an: „So meidet den Gräuel der Götzenbilder, und meidet die falsche Aussage.“ „Preis sei Dem, Der Seinen Diener bei Nacht von der geschützten Gebetsstätte zur fernsten Gebetsstätte, deren Umgebung Wir gesegnet haben, reisen ließ, damit Wir ihm (etwas) von Unseren Zeichen zeigen. Er ist ja der Allhörende, der Allsehende.“ (Sure 17, Vers 1) Koran-Übersetzung: Scheich Abdullah As-Samit (F. Bubenheim) und Dr. Nadeem Elyas online: http://islam.de/13822.php Das Bilderverbot in der Bibel „Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“ (Ex 20,4) „Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgendetwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“ (Dtn 5,8) WUB: Ist die Muhammad-Darstellung von Anfang an standardisiert? A.V.-N.: In den ersten Werken aus dem 14. Jh. trägt das Gesicht des Propheten noch keine bestimmten unterscheidenden Züge. In der Folge umgaben die Künstler sein Gesicht mit einer Garbe aus goldenen Flammen, die immer größer wurde, bis sie sich im 16. Jh. wie ein leichter Schleier über sein Gesicht legte und dieses zum Zeichen der Ehrfurcht dem Blick der Menschen entzog. Die Fragen stellte Isabelle Duranton Die Nachtreise (Mi’radsch-Nameh) Muhammads. Afghanisches Manuskript aus Herat, 1436. Alle Abbildungen dieser Reportage stammen aus der Nationalbibliothek Paris. welt und umwelt der bibel 3/2011 7