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Spätbarock in Italien: Antonio Vivaldi
Venedig
Die musikalische Hochburg Italiens befand sich zu im 17.Jahrhundert in Venedig,
in jener Stadt also, in der Antonio Vivaldi das Licht der Welt erblicken sollte.
Venedig war zu jener Zeit eine reiche Republik. Der Handel mit dem Orient war
eine unerschöpfliche Quelle des Wohlstandes. Venedig besass Niederlasssungen
in Konstantinopel, so dass die kostbarsten Güter (wie Stoffe, Hölzer und
Gewürze) über Venedig nach Europa gelangten. Doch als die Türken
Konstantinopel eroberten, war dies der Beginn des wirtschaftlichen und
politischen Niederganges von Venedig - nicht aber des musikalischen! Wie um
den drohenden Niedergang zu verleugenen, entfaltete sich in dieser Zeit Venedigs
ganze künstlerische Pracht. Doch der Glanz der Kunst war eine trügerische
Fassade. Der äusssere und innere Zerfall Venedigs liessen sich nicht mehr
aufhalten. Dies war der Zeitpunkt, an dem Antonio Vivaldi geboren wurde, im
Jahre 1678.
Antonio Vivaldi
Vivaldi erbte von seinem Vater die Liebe zum Geigenspiel. Von ihm erhielt er
auch seine ersten Geigenstunden.
In dieser unsicheren Zeit hielt es Vivaldis Vater für das Beste, wenn sein ältester
Sohn eine Laufbahn als Priester einschlagen würde. Als Priester und Musiklehrer
widmete Vivaldi sich der Kirchenmusik. Er war beim Publikum über 30 Jahre lang
sehr beliebt, d.h er muss den Venezianern Erstaunliches, aber auch ständig etws
Neues geboten haben. Das „ständig Neue“ der Kirchenmusik Vivaldis überschritt
aber nie die Grenzen bestimmter Barocker Formen und Kompostionsmodellen:
n Instrumentale und vokale Abschnitte wechseln sich ab
n Kontrapunkte
nx
nx
nx
Da Vivaldi oftmals in Zeitnot geriet, schämte er sich auch nicht, Werke von
anderen Künstlern teilweise zu kopieren oder Selbstgeschriebenes wieder zu
neuen Stücken zusammenzufügen.
„Die vier Jahreszeiten“
Eine besondere Werkgruppe sind die Konzerte mit richtungsweisenden Titeln,
dazu gehören auch die heute überaus populären „4 Jahreszeiten“.Die vier
Konzerte heissen „Frühling“, „Sommer“, „Herbst“ und „Winter“. Diese Konzerte
wurden für Streichorchester mit Solovioline geschrieben. Zu jedem gehört ein
14zeiliges Sonett, das den Inhalt beschreibt ( evtl. Sonett des Frühlings).
Vivaldi beherrschte wie kaum ein anderer zu seiner Zeit die Ton- oder
Lautmalerei. Lautmalerei ist die Nachahmung von Klängen und Geräuschen mit
instrumentaler oder vokaler Hilfe. In den „Vier Jahreszeiten“, zum Beispiel, finden
wir im „Frühling“ den Gesang der Vögel oder das Bellen eines Hundes, im
„Sommer“ den Kuckuck, verschiedene Winde und die Klage des jungen Bauern;
im „Herbst“ imitiert Vivaldi einen Betrunkenen und fliehendes Wild, und im
„Winter“ hören wir Zähneklappern oder den Schirocco. Ziel dieser Lautmalerei
war es, das Publikum immer wieder zu überraschen, aber auch die Virtuosität der
Künstler hervorzuheben. Für die Venezianer war dies sehr wichtig. Zeitgenossen
berichten (ich zitiere): „Häufig sind Frauen beim Anhören in Tränen und
Schluchzen ausgebrochen und in Verzückung geraten.“ Die „Vier Jahreszeiten“
gelten heute als das berühmteste und eindrucksvollste Beispiel musikalischer
Imitationen von Geräuschen aus der Natur. Darüber hinaus gelten sie als eine der
gelungensten und beliebtesten Kompositionen barocker Instrumentalmusik.
Musikbeispiel zur Lautmalerei : Der Frühling, 1.Satz (Allegro)
Vivaldis Opern
Vivaldi beschränkte sich nicht nur auf Konzerte, sondern schrieb auch 94 Opern
(so sagte er jedenfalls, aber Musikhistoriker zweifeln bis heute am
Wahrheitsgehalt dieser Ausssage....), es wurden nämlich erst die Hälfte dieser
Opern gefunden.
Im Gegensatz zu Frankreich, wo die Oper nur für den Adel zugänglich war,
genoss sie in Italien Popularität. Eine Konsequenz daraus war, dass in Italien die
Opern viel affektvoller waren, also mit mehr Gefühlen und allgemein kühner, aber
auch wengier sorgfältig bearbeitet.
Das italienische Volk verlangte ständig nach etwas Neuem, so standen die
Komponisten unter grossem Druck.
Die meisten von Vivaldis Opern folgen dem klassischen Schema:
1. Akt, Handlungsexposition
2. Akt, Konfliktzuspitzung
3. Akt, Konfliklösung
Die Themen sind meist historisch-mythischer Natur, sie umkreisen stets die
gleichen Begriffe von Liebe/Hass, Rache/Verzeihung und so fort.
Nach Vivaldis langem und grossem Aufstieg und einem Leben im Überfluss
folgte ein allmählicher Abstieg. Als Vivaldi 1741 in Wien starb, wurde er einem
Armengrab beigesetzt.
Seine Musik geriet nach seinem Tod völlig in Vergessenheit und erlebte erst im
20. Jahrhundert eine Renaissance, die bis heute anhält.
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