Das ist die beste Umsatz- zuwachs-Strategie

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Marketing & Management
«Das ist die beste Umsatzzuwachs-Strategie aller Zeiten»
Moderne Verkaufsgespräche funktionieren nicht länger nach Regeln,
die vor Jahren noch gültig waren. Die Kundinnen und Kunden sind –
nicht zuletzt durch das Internet – informierter, kritischer und anspruchsvoller geworden. «Verkäufer müssen verstehen, wann und wie Menschen kaufen und nach welchen Regeln sie Entscheidungen treffen»,
sagt die Beraterin Anne M. Schüller im HANDEL-HEUTE-Interview.
HANDEL HEUTE: Bevor es ans Verkaufen geht, stellt sich die Frage: Unter
welchen Umständen kauft ein Kunde
überhaupt? Wie, wann und warum
gen, weshalb wir etwas tun – und anderes hassen wie die Pest. Wobei uns manche Erklärungen geradezu «aus der Luft
gegriffen» erscheinen.
entscheidet er, ob eine Sache für ihn
nützlich ist – oder auch nicht?
Auf der Suche nach Antworten für
Anne M. Schüller*: Oft können Kunden
keine Auskunft über die wahren Gründe
für ihr Verhalten geben – oder sie machen sich selbst etwas vor. Denn vieles,
was im Unterbewussten passiert, ist
dem Verstand gar nicht zugänglich. Und
dennoch: Wir alle suchen und finden
ständig plausibel klingende Erklärun-
solche Phänomene sind Sie unter anderem bei der modernen Hirn-
wertlos. Und was für unser Gehirn wertlos ist, das wird auch nicht gekauft.
Ist Verkaufen also in erster Linie
Emotionsmanagement?
Das kann man so sagen, ja. Ein gutes
Gespür zu entwickeln für die meist unausgesprochenen und oft gut getarnten
Sorgen, Ängste, Nöte, Sehnsüchte, Hoffnungen, Wünsche und Träume der Kunden – und die dazu passenden Angebote bereitzuhalten, das ist entscheidend.
Nicht wer die billigsten Preise hat, sondern wer einen emotionalen Logenplatz
im Kundenhirn besitzt, macht schliesslich das Rennen.
forschung fündig geworden. Was haben Sie entdeckt?
Ist denn ohne Gefühle gar kein ver-
Sie sagt: Emotionen sind die wahren
Treiber jeder Kaufentscheidung. Produkte und Dienstleistungen, die keine Emotionen auslösen, sind für unser Gehirn
nünftiges Handeln möglich?
Mehr noch: Emotionen haben bei jeder
Entscheidung Vorfahrt. Das bedeutet:
Wenn wir auch noch so stolz auf unser
Emotionen seien ein wichtiger Faktor im Verkaufsbusiness, sagt Anne M. Schüller: «Ein gutes Gespür zu entwickeln für die meist
unausgesprochenen und oft gut getarnten Sorgen, Ängste, Nöte, Sehnsüchte, Hoffnungen, Wünsche und Träume der Kunden – und die dazu
passenden Angebote bereitzuhalten, das ist entscheidend.»
Marketing & Management
Denkhirn sind: Eine rein sachliche Entscheidung gibt es nicht. Den «Homo
oeconomicus», der seine Entscheidungen vollkommen rational trifft und nur
auf seinen Nutzen bedacht ist, den hat
es nie gegeben. Weder im ConsumerGeschäft noch im Business-to-BusinessBereich.
Eine wahre Geschichte über die Psychologie des Staubsauger-Verkaufens...
Sehr passend zum Interview mit Anne M.
Schüller (siehe Haupttext) ist eine Geschichte, die ihr ein Kollege erzählt hat. Dessen
Staubsauger war kaputt, und so fuhr er zum
nächsten grossen Elektromarkt. Es waren
nur wenige Kunden im Geschäft. Drei Verkäufer standen zusammen und unterhielten
käufer und fuhr fort: «Sind die 150 Quadrat-
sich. Der Kollege erzählt:
meter auf einer Ebene, oder haben Sie meh-
Wie kommen Sie darauf?
Für das, was hinter den mehr oder weniger verschlossenen Türen des Unterbewussten blitzschnell und ohne unser
Zutun passiert, suchen wir erst im
Nachklang die Gründe, die uns selbst
und anderen plausibel erscheinen. Der
Mensch entscheidet sich emotional –
und begründet diese Entscheidungen rational. Wer also die Menschen stärker
emotionalisiert, wird erfolgreicher sein.
Ein weiteres Plus: Emotionales wird besser gespeichert und nachhaltiger verankert als Rationales.
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rere Etagen?» – «Wir mieten ein Haus, also
«Entschuldigung, ich bräuchte einen
haben wir einen Keller, ein Erdgeschoss und
Staubsauger!» – «Die finden Sie dort drü-
ein Dachgeschoss», sagte ich bereitwillig.
ben», war die knappe Antwort. Hartnäckig
«Dann kommen für Sie eigentlich nur mehr
fragte ich weiter: «Was gilt es dabei zu be-
diese Modelle in Frage. Die haben eine or-
achten?» – «Sie finden neben jedem Ge-
dentliche Leistung für die Quadratmeter,
rät einen Aufsteller mit Infos und Spezifi-
die Sie haben und sind dabei leicht und
kationen», antwortete einer der drei schon
handlich, damit Sie einfach von einem
etwas genervt. «Können Sie mir da einen
Stockwerk zum anderen kommen. Haben
empfehlen?», liess ich nicht locker. «Ja,
Sie Personen mit Allergien im Haushalt?
den billigsten, den wir da haben, finden Sie
Ja? Dann bleiben eigentlich nur mehr die-
links vorne auf dem Kartonstapel», war die
se drei Modelle übrig. Darf ich fragen, wer
prompte Antwort. Ich ging hin und stellte
bei Ihnen zu Hause staubsaugt?» – «Ist das
fest: Dieser Staubsauger war wirklich sau-
wichtig?», fragte ich vorsichtig. «Staubsau-
billig, mehr aber auch nicht. So verliess ich
gen soll ja Spass machen. Also, wenn Sie
Gilt dies auch beim Business-to-
den Laden und versuchte es bei einem Elek-
selbst daheim staubsaugen, dann suchen
Business?
trofachgeschäft. Da standen die gleichen
Sie sich doch ein Modell aus, das Ihnen
Klar, denn selbst die scheinbar so nüchternen, in den männer-dominierten
Führungsetagen getroffenen strategischen Entscheidungen haben in hohem
Masse mit Emotionen zu tun: mit Prestige, mit Macht, mit Reviergehabe, mit
Positionskämpfen – und mit dem beruflichen Überleben. Gerade Top-Entscheider sind weit weniger durch den Intellekt gesteuert, als es zunächst den Anschein hat. Auch wenn sie das noch so
verbergen wollen.
Produkte.
gut gefällt.» Von dieser Seite hatte ich das
noch gar nicht betrachtet. So habe ich mich
Bevor ich noch «Entschuldigung…» sa-
für den Ferrari-roten Staubsauger entschie-
gen konnte, sprach mich ein freundlicher
den und der war nicht mehr billig. Seitdem
Verkäufer an: «Kann ich Ihnen helfen?» –
war ich schon öfter dort und habe den La-
«Ja bitte, ich suche einen Staubsauger.»
den auch schon mehrfach empfohlen.
Ohne mir ein bestimmtes Modell zu zeigen,
fragte er mich: «Wie viele Quadratmeter
Was wir daraus lernen können: Beide Ge-
saugen Sie am Stück? Und haben Sie eine
schäfte hatten die gleichen Modelle im La-
hohe oder geringe Staubbelastung?» – «150
den. Während im ersten über den Preis ver-
Quadratmeter, aber ob die Staubbelastung
kauft wurde, kam der zweite Verkäufer über
hoch ist, weiss ich nicht.» – «Auf welcher
Problemlösungen und gute Gefühle zum
Seite von München sind Sie zu Hause?» –
Ziel. Mit klugen Fragen ging er beim Kun-
Und auch reine Geldentscheidun-
«Im Südwesten, warum?» – «Im Osten ist
den auf Entdeckungsreise – und machte ei-
gen sind in Wirklichkeit emotionale
die Staubbelastung wegen der Westwinde
nen treffsicheren Abschluss. Ach, übrigens:
Entscheidungen?
am höchsten, die bekommen den Haus-
Das funktioniert nicht nur beim Staubsau-
Ja, denn Geld ist eine hochemotionale
Sache. Schnäppchenkäufe sind nichts
brand von München ab», erklärte der Ver-
ger-Verkauf.
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Marketing & Management
Das Buch zum Thema
In «Erfolgreich verhandeln – erfolgreich verkaufen» verknüpft Anne M. Schüller auf einzigartige Weise die Psychologie des Verhandelns und die faszinierenden Erkenntnisse
Checklisten sowie über 450 konkrete Formu-
der Hirnforschung mit der hohen Kunst des
lierungsvorschläge.
Verkaufens. Herausgekommen ist ein be-
wem es gut geht, wer sich achtsam behandelt, wertgeschätzt und bestätigt
fühlt, kauft eher – und mehr. Dann werden Kauflust-Zentren aktiviert, das Geld
sitzt lockerer und der Preis als alleiniges
Entscheidungskriterium tritt deutlich in
den Hintergrund.
merkenswertes Ideenbuch. Es aktualisiert
Anne M. Schüller, «Erfolgreich verhandeln –
bestens bewährte und präsentiert neue
erfolgreich verkaufen. Wie Sie Menschen
Verkaufstechniken. Praxisnah und locker
und Märkte gewinnen». BusinessVillage
Was aber ist mit negativen Gefühlen,
zu lesen bietet es für alle Phasen des Ver-
2009, 224 Seiten, CHF 37.90. ISBN-13: 978-
die wir ja auch haben?
kaufsgesprächs Anregungen, Beispiele und
3-938358-95-5.
Negatives lähmt. Angst paralysiert und
macht dumm. Die Erklärung dafür ist
einfach: Bei Angst, Bedrohung und
Stress sind die Verbindungsstellen zwischen den einzelnen Hirnzellen, die so
genannten synaptischen Spalten, blockiert. Dort können die Hirnströme
nicht mehr ungehindert fliessen, und
wir können nicht mehr klar denken.
Wenn wir also beunruhigt oder unsicher
sind, dann kaufen wir lieber nicht.
Anderes als Beutezüge. Selbst eine offensichtlich so sachliche Aussage wie «Ich
habe das Angebot A gewählt, weil es das
billigste war» ist in eine Fülle emotionaler Wertungen eingebettet. Denn
Kaufentscheidungen sind nichts anderes
als eine emotional gesteuerte Nutzenrechnung.
Wie macht unser Hirn so etwas?
Immer dann, wenn wir etwas gedacht
oder getan haben, das aus Sicht des Gehirns eine Belohnung verdient, werden
Glückshormone ausgeschüttet. Diese
körpereigenen Opiate, den Drogen chemisch sehr ähnlich, geben uns ein wohliges Gefühl, sie machen uns je nach Art
und Dosierung glücklich, euphorisch, ja
sogar ekstatisch.
Wie lautet unter diesen Voraussetzungen Ihre Botschaft zum Beispiel an
die so genannten «Hardseller»?
Sie machen uns also süchtig?
Kann man so sagen. In einem positiven
Zustand zu sein, hat aber noch weitere
Vorteile. Wir werden offener und damit
kreativer. Wir werden agiler und schreiten zur Tat. Und kleine Fehler verzeihen
wir gern. Alles in allem: Wir sehen die
Welt ein wenig durch die rosarote Brille;
so wie ein Verliebter, der nur die guten
Seiten sieht und über Schwächen milde
hinwegschaut.
Über Druck und Unbehagen zu verkaufen ist genauso falsch wie über Angst
und Schrecken zu führen. Beides mag
zwar zu kurzfristigen Erfolgen führen,
auf Dauer ist es aber zerstörerisch. Denn
Angst ist Gift für die Seele. Unser Hirn
antwortet darauf mit Vermeidungsstrategien.
Wenn nun also unsere Entscheidungen
grösstenteils von unserem Unterbewusstsein gesteuert werden und in
«Wem es gelingt, eine Wohlfühl-Atmosphäre
zu gestalten, eine positive Stimmung zu
erzeugen, dem Kunden Momente des Glücks
zu verschaffen, der wird dauerhaft erfolgreich
sein», ist Anne M. Schüller überzeugt.
Was bedeutet das nun für den
Wahrheit emotionale Entscheidungen
Verkauf?
sind, dann ist es höchste Zeit, die meist
Wem es gelingt, eine Wohlfühl-Atmosphäre zu gestalten, eine positive Stimmung zu erzeugen, dem Kunden Momente des Glücks zu verschaffen, der
wird dauerhaft erfolgreich sein. Denn
fachlich-sachliche Ausrichtung vieler
Verkaufsgespräche zu verknüpfen mit
einer gut austarierten, emotional berührenden Argumentation. Welche Kernpunkte müssen wir uns also merken?
Marketing & Management
Ich sehe drei Kernpunkte. Erstens: Die
Menschen suchen aktiv nach guten Gefühlen. Zweitens: Die Menschen meiden
negative Gefühle. Drittens: Emotionales
hat für unser Hirn Vorrang. Eine Hürde
dabei: Überall dort, wo der Verstand regiert, ist der Zugang zu den Emotionen
recht beschwerlich. Sie werden negiert,
belächelt, eingenebelt und mit Tarnkappen verhängt. Und ausserdem von jedem anders wahrgenommen. Denn die
Menschen sind alle verschieden. Jede
Menge Feingefühl und Empathie sind
also vonnöten, denn wer möchte in seinen wahren Gefühlen schon gerne entlarvt werden?
Optimal wäre es also, wenn der Kunde
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sie zu aktiven positiven Empfehlern.
Das ist kostenlose Neukunden-Gewinnung und damit die beste Umsatzzuwachs-Strategie aller Zeiten.
Interview: Reto Wüthrich
mit «seinem» Verkäufer oder «seiner»
Verkäuferin emotional verbunden
wäre, womit sich das gute Gefühl auf
das Produkt überträgt. Richtig?
In etwa so, richtig. Und das Beste daran: Wenn Menschen angenehm berührt
werden, suchen sie den Kontakt zu Mitmenschen und erzählen gern. So werden
* Anne M. Schüller ist Management-Beraterin und gilt als
führende Expertin für Loyalitätsmarketing. Über 20 Jahre
lang hat sie in leitenden Vertriebs- und Marketingpositionen
gearbeitet. Mehr Informationen: www.anneschueller.de
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