1.1.2 Reiz und Rezeptorpotenzial 1.1.2 Reiz und Rezeptorpotenzial Eine Sinneszelle kann durch einen Reiz erregt werden. Hierbei unterscheidet man adäquate von inadäquaten Reizen: –– Unter einem adäquaten Reiz versteht man denjenigen, der spezifisch für den Rezeptor ist, z. B. ein Lichtquant für die Stäbchen des Auges. –– Ein inadäquater Reiz für die Stäbchen wäre ein Schlag auf das Auge, der „Sternchen“ sehen lässt. Wird ein adäquater oder inadäquater Reiz von einer Zelle registriert, so kann dies zur Erregung (Aktivierung) dieser Zelle führen. Eine solche Aktivierung kann z. B. in Form einer Depolarisation der Zellmembran (Bildung eines Rezeptorpotenzials) stattfinden. In deren Folge ändert die Zelle ihr Verhalten und schüttet z. B. eine größere Anzahl von Molekülen eines Neurotransmitters (Botenstoff in Synapsen, s. 2.1, S. 16) aus. Hier muss man vorsichtig sein: Merke! Ein Rezeptorpotenzial wird auch als Sensor- oder Generatorpotenzial bezeichnet. Diese Potenziale sind aber NICHT dasselbe wie ein Aktionspotenzial (s. 1.2, S. 6). Das Rezeptorpotenzial ist eine Veränderung des Membranpotenzials, meist eine Depolarisation. Es wird durch verschiedene Ionenströme hervorgerufen (s. Abb. 2, S. 5). Seine Amplitude (Ausschlag ins Positive) gibt die Stärke der Depolarisation an. Für Rezeptorpotenziale gilt, dass ihre Amplitude umso größer ist, je stärker der Reiz war. Je stärker der Reiz, desto stärker ändert sich auch das Membranpotenzial eines Sensors. Die weitere Verarbeitung der Information hängt von der Art der Sinneszelle ab: Es gibt –– primäre Sinneszellen und –– sekundäre Sinneszellen. www.medi-learn.de Diese beiden Zellarten unterscheiden sich in ihrer Fähigkeit, Aktionspotenziale (kurz: APs) zu bilden. Eine primäre Sinneszelle kann selbst ein AP bilden, falls das Rezeptorpotenzial stark genug ist und ist damit gleichzeitig eine Nervenzelle. Sekundäre Sinneszellen besitzen kein Axon. Bei ihnen kann ein Rezeptorpotenzial zur Ausschüttung eines Neurotransmitters führen. Dieser bewirkt dann die Erregung einer Nervenzelle. Ist die Erregung groß genug, bildet die Nervenzelle (Neuron) ein AP (s. Abb. 1, S. 4). Ein Neuron kann auch durch andere Neurone über Synapsen erregt werden, indem Transmitter an Ionenkanäle binden und diese öffnen (s. 2.1, S. 16). Da es viele Möglichkeiten gibt, wie es zur Erregung eines Neurons kommen kann und diese auch gerne im Physikum gefragt werden, hier ein kurzer Überblick: Neurone lassen sich erregen –– direkt, durch einen Reiz von außen wie z. B. Schmerz ­(primäre Sinneszelle), –– indirekt, durch einen Reiz von außen über eine Synapse (sek. Sinneszelle = ist primär gereizt, aber ohne Axon), –– durch andere Neurone über Synapsen oder –– durch einen direkten Stromstoß z. B. in ­Experimenten. Ein Reiz kann zur Depolarisation führen, d. h. die Zellmembran wird – ausgehend vom Ruhepotenzial – positiver. Durch einen Reiz kommt es meist zu einer Depolarisation. Da bei einer Depolarisation die Zellmembran positiver wird, müssen entweder die positiven Ladungen auf der Membraninnenseite zunehmen oder die negativen abnehmen. Um zu verstehen, ob bei einer Permeabilitätserhöhung für bestimmte Ionen die Ionen aus der Zelle heraus- oder in diese hineinströmen, muss man das Nernstpotenzial der jeweiligen Ionen kennen. Ist die Leitfähigkeit – also die Durchlässigkeit für bestimmte Ionen – genügend groß, so verteilen sich diese so, dass das Membranpotenzial sich ih- 1 3