Anorganische Chemie LD Handblätter Chemie Die Verbindung Wasser Eigenschaften von Wasser C1.3.3.2 Das Ionenprodukt von Wasser Zeitbedarf: 30 min Versuchsziele Die Leitfähigkeit von reinem Wasser untersuchen. Die Autoprotolyse von Wasser nachweisen. Das Ionenprodukt von Wasser bestimmen. Das Massenwirkungsgesetz anwenden. Die Nernst-Gleichung anwenden. Grundlagen Reines Wasser sollte keine Leitfähigkeit besitzen (vgl. Versuch C4.4.1.7). Wenn aber das Wasser sehr genau untersucht wird, ist festzustellen, dass eine Leitfähigkeit vorliegt, obwohl kaum gelöste Ionen vorliegen. Dies scheint etwas verwunderlich, da reines Wasser keine Ladungsträger enthält. Was ist also für diese Leitfähigkeit verantwortlich? Der geringe, aber dennoch nachweisbare Leitwert von reinem Wasser lässt sich mit der Autoprotoylse des Wassers erklären. Dabei reagieren zwei Wassermoleküle so miteinander, dass eines ein Proton aufnimmt und das andere wiederum eines abgibt. Ein Wassermolekül agiert in der Gleichgewichtsreaktion als Akzeptor, das andere hingegen als Donor. Es bildet sich ein Hydronium- und ein Hydroxidion. Auf diese Autoprotolyse lässt sich nun das Massenwirkungsgesetz anwenden. Dabei beschreibt K die sogenannte Gleichgewichtskonstante. Abb. 2a: Galvanisches Element, um das Ionenprodukt des Wassers zu bestimmen. 𝑐(𝐻3 𝑂 + ) ⋅ 𝑐(𝑂𝐻 − ) 𝐾= 𝑐 2 (𝐻2 𝑂) Da das Gleichgewicht (GGW) weit zu Gunsten des undissoziierten Wassers liegt, hat K einen sehr kleinen Zahlenwert. Daher kann die Konzentration in reinem Wasser sowie in stark verdünnten Lösungen als konstant betrachtet werden. Für ein Liter Wasser gilt 𝑐(𝐻2 𝑂) = 1000 𝑔 ⋅ 𝐿−1 𝑚𝑜𝑙 = 55,5 18 𝑔 ⋅ 𝑚𝑜𝑙 −1 𝐿 Abb. 2b: Herstellung der vereinfachten Wasserstoffelektrode durch Elektrolyse. Da also die Wasserkonzentration konstant ist, kann diese in die GGW-Konstante kombiniert werden. 𝐾 ⋅ 𝑐 2 (𝐻2 𝑂) = 𝐾𝑊 Abb. 1: Versuchsaufbau und Materialien. 1 C1.3.3.2 LD Handblätter Chemie Für das Ionenprodukt KW gilt nun bei 25 °C 𝐾𝑊 = 𝑐(𝐻3 𝑂 +) ⋅ 𝑐(𝑂𝐻 Versuchsaufbau und -vorbereitung −) Versuchsaufbau In diesem Versuch soll das Ionenprodukt mit einem Galvanischem Element untersucht werden (Abb. 2a). Dafür wird eine Wasserstoff-Elektrode durch Elektrolyse (Abb. 2b) generiert und die Potenzialdifferenz gemessen. Diese Potenzialdifferenz korreliert mit der Konzentration der Säure bzw. Base von Wasser. Mit Hilfe der Nernst-Gleichung kann diese Korrelation untersucht werden. Das Demonstrationsgerät und den Tisch zur Elektrochemie in den Profilrahmen einhängen. Die Auffangschale mittig auf den Tisch zur Elektrochemie stellen. Die beiden Halbzellblöcke des Zelltrogs mit den Schrauben fixieren, sodass ein etwa 0,5 cm breiter Spalt offenbleibt. In diesen Spalt nun zwei übereinandergelegte Papierdiaphragmen legen und die beiden Halbzellen fest mit den Schrauben verschließen. Der Zelltrog sollte nun dicht sein. In die äußersten Nuten jeweils eine KohleElektrode einsetzen und in die drittäußerste Nute jeweils eine Platinnetz-Elektrode (vgl. Abb. 1). Gefährdungsbeurteilung Versuchsvorbereitung 𝐸 = 𝐸0 + [H3 𝑂 + ] [H2 O] 𝑅𝑇 𝑅𝑇 ⋅ 𝑙𝑛 = 𝐸0 + ⋅ 𝑙𝑛 [H2 O] [OH− ] 𝑧𝐹 𝑧𝐹 Mit Umschalter (8) und Drehregler (15) (Abb. 3) wird am Anzeigeteil die Messung von Gleichstrom und -spannung (DC) eingestellt. Am Netzteil wird mit dem Umschalter (2) ebenfalls Gleichspannung eingestellt. Das Netzteil wird mit dem Anzeigeteil verbunden (Umschalter (6)). ACHTUNG: Salzsäure und Natronlauge sind ätzend. Schutzbrille und -kittel tragen. Hautkontakt vermeiden. Salzsäure, 1 mol/l Gefahrenhinweise H290 Kann gegenüber Metallen korrosiv sein. Sicherheitshinweise Signalwort: Achtung P234 Nur im Originalbehälter aufbewahren P390 Verschüttete Mengen aufnehmen, um Materialschäden zu vermeiden. Natronlauge, 0,1 mol/l Gefahrenhinweise H290 Kann gegenüber Metallen korrosiv sein. Sicherheitshinweise P234 Nur im Originalbehälter aufbewahren Signalwort: Achtung P390 Verschüttete Mengen aufnehmen, um Materialschäden zu vermeiden. Abb. 3: Skizze des Demonstrationsgeräts. Die Kohlenstoff-Elektroden werden mit dem (+)-Ausgang, die Platinnetz-Elektroden mit dem (-)-Ausgang des Netzteils (5) verbunden (vgl. Abb. 4a). Geräte und Chemikalien 1 1 1 1 2 2 1 1 2 2 4 1 1 1 1 1 Demonstrationsgerät Elektrochemie, CPS .... 664 4071 Profilrahmen C50, zweizeilig CPS ................. 666 425 Tisch zur Elektrochemie, CPS ....................... 666 472 Elektrochemie Zubehör-Set ........................... 664 401 Kohle-Elektroden ........................................... aus 664 401 Platinnetz-Elektroden..................................... aus 664 401 Zelltrog........................................................... aus 664 401 Auffangschale ................................................ aus 664 401 Papierdiaphragma ......................................... aus 664 401 Abgreifklemmen ............................................. aus 664 401 Experimentierkabel ........................................ aus 664 401 Messzylinder, 100 ml ..................................... 665 754 Becherglas, 150 ml ........................................ 602 023 Wasser, rein, 1l .............................................. 675 3400 Natronlauge, 0,1 mol/l, 500 ml ....................... 673 8410 Salzsäure, 1 mol/l, 500 ml ............................. 674 6900 M V A N - + 3V = Pt/C/HCl||Pt/C/NaOH Abb. 4a: Schaltung der Elektrolyse. 2 C1.3.3.2 LD Handblätter Chemie Die Nernst-Gleichung zu dem Versuchsaufbau lautet: M V A N - [H3 O+ ]HCl RT ⋅ ln [H3 O+ ]NaOH zF E = E0 + + Die Konzentration der Hydroniumionen in der Salzsäure-Halbzelle ist mit 1 mol/l bekannt. Die Konzentration der Hydroniumionen in der Natronlauge-Halbzelle kann man dann über die gemessene Potenzialdifferenz ausrechnen. Fasst man sämtliche Naturkonstanten in der Nernst-Gleichung zusammen und nimmt für T=20 °C an, dann vereinfacht sich die Gleichung zu nachfolgender E = E0 + Pt/C/HCl||Pt/C/NaOH Abb. 4b: Schaltung der Konzentrationspotenzialmessung. Versuchsdurchführung In einem Messzylinder(100 ml) werden 80 ml Natronlauge abgemessen und in einen Becherglas (150 ml) übergeführt. Der Messzylinder wird gründlich mit dest. Wasser gespült. Nun 80 ml Salzsäure im Messzylinder abmessen. In eine Halbzelle werden 80 ml Salzsäure (1 mol/l) gegeben, in die andere Halbzelle 80 ml Natronlauge (0,1 mol/l). Das Demonstrationsgerät wird eingeschalten und es wird eine Spannung von 3 V 20 Sekunden lang eingestellt. Die Elektrolyse wird beendet indem die Stecker der Kabel aus den Ausgangsbuchsen des Netzteils (5) in die Eingangsbuchsen des Voltmeters (12) gesteckt werden (vgl. Abb. 3b). Mit Umschalter (6) wird die Messung externer Stromquellen eingestellt. Die Potentialdifferenz beider Halbzellen wird gemessen und notiert. [H3 O+ ]HCl 0,059 0,059 1 ⋅ log = E0 + ⋅ log + + [H ] [H 1 1 3 O NaOH 3O ] Das Standardelektrodenpotenzial E0 ist für das System H2O/H3O+ = 0. Die Gleichung vereinfacht sich somit weiter. 1 E = 0,059 ⋅ log = −0,059 ⋅ log[H3 O+ ]NaOH [H3 O+ ]NaOH Umstellen nach [H3O+]NaOH liefert die Hydroniumionen-Konzentration in der Natronlauge. [H3 O+ ] = 10 ΔE 0,059 V − = 7,6 ⋅ 10−13 mol/l Da auch die Konzentration der Hydroxidionen aus NaOH mit 0,1 mol/l bekannt ist, ergibt sich für das Ionenprodukt des Wassers K W = [H3 O+ ] ⋅ [OH − ] = 7,6 ⋅ 10−14 mol2 /l2 Häufig wird jedoch der negative dekadische Logarithmus des Ionenprodukts verwendet. Dieser ist die Grundlage aller pHund pOH-Wert-Berechnungen. Für das Ionenprodukt des Wassers gilt demnach pK W = pH3 O+ + pOH − = − log(7,6 ⋅ 10−14 ) = 13,12 Beobachtung Der Literaturwert beträgt (bei 20 °C) 14,17. Während der Elektrolyse ist an der Kohlenstoffelektrode eine Braunfärbung zu sehen. Ergebnis Auswertung Nachfolgende Tabelle enthält die experimentell ermittelten Werte Messung Potenzialdifferenz 1 700 mV 2 730 mV Mittelwert 715 mV Mit Hilfe der Nernst-Gleichung, kann nun aus den Messwerten das Ionenprodukt von Wasser bestimmt werden. Dabei wird die Nernst-Gleichung verwendet, um die Konzentration der Hydroniumionen in beiden Halbzellen zu bestimmen. Diese können dann in das Ionenprodukt eingetragen werden. Auch in einer basischen Lösung liegen Hydroniumionen vor. Die Konzentration dieser Ionen kann mit Spannungsmessungen und der Nernst-Gleichung bestimmt werden Auf Basis dieser Berechnungen wurde im Versuch das Ionenprodukt von Wasser zu pKW = 13,12 bestimmt. Der in der Literatur aufgeführte Wert beträgt 14,17. Die Diskrepanz liegt bei 13 %, ist bei den vorgenommenen Vereinfachungen aber im Rahmen von Temperaturschwankungen und Messungenauigkeiten. Mit diesem Ergebnis konnte gezeigt werden, dass Wasser einer Autoprotolyse unterliegt und dadurch auch Leitfähigkeit bei reinem Wasser vorliegt. Reinigung und Entsorgung Sämtliche Lösungen können mit viel Wasser im Ausguss entsorgt werden. Elektroden mit reinem Wasser spülen und trocknen. © by LD DIDACTIC GmbH · Leyboldstr. 1 · D-50354 Hürth · Telefon: +49-2233-604-0 · Fax: +49-2233-604-222 · E-Mail: [email protected] www.ld-didactic.com Technische Änderungen vorbehalten