Physikalische Chemie LD Handblätter Chemie Elektrochemie Elektrochemische Potenziale C4.4.3.5 Temperaturabhängigkeit des Potenzials (Nernst-Gleichung) Zeitbedarf: 25 min Versuchsziele Zeigen, dass ein Potenzial auch zwischen Halbzellen der gleichen Metalle entstehen kann. Gleichartige Halbelemente kombinieren. Die Nernst-Gleichung anwenden Veränderung der Spannungsdifferenz durch Variation der Temperatur einer Halbzelle. Es läuft die folgende Redoxreaktion ab: Grundlagen Red.: Cu2+ + 2e- → Cu0 Halbzelle mit höhere Temperatur Baut man ein galvanisches Element aus den gleichen Substanzen, z.B. Kupfer und Kupfersalz, aber mit unterschiedlichen Elektrolyttemperaturen auf, so kann eine Potenzialdifferenz E gemessen werden. Durch unterschiedliche Temperatur zweier Elektrolytlösungen entsteht an der Phasengrenze ein Diffusionspotential. 1889 beschrieb Walther Nernst in seiner Habilitation dieses Phänomen. Ox.: Cu0 → Cu2+ + 2e- Halbzelle mit geringere Temperatur Werden nun Elektroden so miteinander verbunden, dass die freiwerdenden Elektronen (e-) über einen Leiter geleitet werden, so entsteht ein Ladungsausgleich, und elektrische Energie kann gewonnen werden. Systeme sind bestrebt, Temperaturdifferenzen auszugleichen. Dieser Temperaturausgleich läuft nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik ab. „Es gibt keine Zustandsänderung, deren einziges Ereignis die Übertragung von Wärme von einem Körper niederer auf einen Körper höherer Temperatur ist.“(R.J.E. Clausius, 1850) Für den Temperaturausgleich müssen sich die Ionen also bewegen. Dies geschieht auf zwei Wegen: 1. Die Ionen der heißen Lösung diffundieren in die Halbzelle der kalten Lösung. 2. Die Kupfer-Ionen der heißen Lösung scheiden sich an der Elektrode ab. Abb.1: Skizze des apparativen Aufbaus. Diesen elektrochemischen Prozess hat Nernst durch eine Differential-Gleichung beschreiben können. Diese Gleichung ist in der Literatur als Nernst-Gleichung eingegangen. RT cox E0: Standardelektrodenpotential E = E0 + ⋅ ln zF cred R: allgemeine Gaskonstante T: abs. Temperatur in Kelvin z: Anzahl der übertragenen Elektr. F: Faraday-Konstante c: Konzentration des Redoxpartners Die Lösung der Gleichung beschreibt nicht nur galvanische Zellen, sondern jegliche chemische Redoxreaktionen. Aus der Herleitung der Nernst-Gleichung gibt es einen Zusammenhang zwischen Teilchenzahl und freier Enthalpie. D.h., dass bei konstantem Druck und Temperatur die aus der Reaktion maximal gewinnbare Arbeit vollständig in nutzbare elektrische Arbeit umgewandelt werden kann. Daher stellt die Nernst-Gleichung erstmals den Bezug zwischen Elektrochemie und Thermodynamik her. Abb. 1: Versuchsaufbau und Materialien. 1 C4.4.3.5 LD Handblätter Chemie In diesem Versuch wird ein galvanische Elemente mit gleichen Halbzellen, aber unterschiedliche Elektrolyttemperatur aufgebaut. Daran wird die Temperaturabhängigkeit des Potentials mit Hilfe der Nernst-Gleichung untersucht. Versuchsaufbau und -vorbereitung Versuchsaufbau Das Demonstrationsgerät und den Tisch zur Elektrochemie in den Profilrahmen einhängen. Die Auffangschale mittig auf den Tisch zur Elektrochemie stellen. Die beiden Halbzellblöcke des Zelltrogs mit den Schrauben fixieren, sodass ein etwa 0,5 cm breiter Spalt offenbleibt. In diesen Spalt nun zwei übereinandergelegte Papierdiaphragmen legen und die beiden Halbzellen fest mit den Schrauben verschließen. Der Zelltrog sollte nun dicht sein. In die äußersten Nuten jeweils eine Kupfer-Elektrode einsetzen (vgl. Abb. 1). Gefährdungsbeurteilung ACHTUNG: Kupfersulfat kann augenschädigend sein. Stets mit Schutzkittel und Schutzbrille arbeiten. Hautkontakt vermeiden. Lösungen nicht im Ausguss entsorgen NaOH ist ätzend Haut und Augenkontakt vermeiden. Schutzkittel und -brille tragen. ACHTUNG: Heißes Becherglas mit Thermohandschuhen transportieren. VERBRÜHUNGSGEFAHR. Versuchsvorbereitung Es werden jeweils Lösungen mit der Konzentration 0,01 mol/l benötigt. Für jede Halbzelle werden 80 ml Lösung benötigt. Kupfersulfat-Lösung, 1 mol/l Zunächst 200 ml reines Wasser in einem Becherglas (400 ml) zum Sieden bringen. Gefahrenhinweise H411 Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung. Für die kalte Kupfersulfat-Lösung den Peleusball auf die Messpipette stecken und 0,8 ml Kupfersulfat-Lösung (1 mol/l) aufziehen. Diese werden in einen Messzylinder (100 ml) übergeführt. Den Messzylinder bis zur 80-ml-Marke mit kaltem Wasser auffüllen. Mit einem Glasstab verrühren. Die Lösung wird nun in einen Becherglas (150 ml) übergeführt. Sicherheitshinweise P273 Freisetzung in die Umwelt vermeiden. Signalwort: Achtung Für die heiße Kupfersulfat-Lösung den Peleusball auf die Messpipette stecken und 0,8 ml Kupfersulfat-Lösung in ein 100 ml Messzylinder überführen. Anschließend den Messzylinder bis zur 80 ml Marke mit heißem Wasser auffüllen und mit einem Glasrührstab vermischen. Natronlauge, 0,1 mol/l Gefahrenhinweise H290 Kann gegenüber Metallen korrosiv sein. Am Demonstrationsgerät Umschalter (6) (Abb. 3) auf externe Stromquelle umstellen. Umschalter (8) an der Anzeige auf Gleichstrom DC umstellen. Umschalter (15) an die Messung anpassen. Sicherheitshinweise P234 Nur im Originalbehälter aufbewahren. Signalwort: Achtung P390 Verschüttete Mengen aufnehmen, um Materialschäden zu vermeiden. Geräte und Chemikalien 1 Demonstrationsgerät Elektrochemie, CPS . 664 4071 1 Profilrahmen C50, zweizeilig CPS .............. 666 425 1 Tisch zur Elektrochemie, CPS .................... 666 472 1 Elektrochemie Zubehör-Set ........................ 664 401 1 Zelltrog........................................................ aus 664 401 1 Auffangschale ............................................. aus 664 401 2 Papierdiaphragma ...................................... aus 664 401 2 Abgreifklemmen .......................................... aus 664 401 2 Experimentierkabel ..................................... aus 664 401 2 Kupfer-Elektrode ......................................... aus 664 401 1 Messzylinder, 100 ml .................................. 665 754 1 Becherglas, 150 ml ..................................... 602 023 1 Becherglas, 400 ml ..................................... 602 011 1 Becherglas, 600 ml ..................................... 664 115 1 Glasrührstab ............................................... 665 212 1 Messpipette, 1 ml........................................ 665 997 1 Peleusball ................................................... 666 003 1 Wasser, rein, 1l ........................................... 675 3400 1 Kupfersulfat-Lösung, ca. 1 mol/l ................. 672 9660 1 Natronlauge, 0,1 mol/l................................. 673 8411 Zusätzlich erforderlich 1 Hitzeschutz-Handschuhe ............................ 667 614 1 Magnetrührer mit Heizplatte, z.B. ............... 666 839 Abb. 3: Skizze des Demonstrationsgeräts. Mit Hilfe von zwei Experimentierkabeln mit Abgreifklemmen die beiden Elektroden der Zelle mit dem Eingang (12) des Voltmeters verbinden (vgl. Abb. 4) und am Regler eine angemessene Anzeige wählen (0,2 V – 2 V genügen). 2 C4.4.3.5 LD Handblätter Chemie M V A Temperaturabhängikeit der Potenzialdifferenz N + Spannung (mV) - Cu /CuSO4 (kalt) ||Cu/CuSO4 (heiß) 2,5 2,3 2,1 1,9 1,7 1,5 1,3 1,1 0 50 100 150 Zeit (s) Abb. 4: Schaltung des Versuchs. Versuchsdurchführung Die angesetzten Lösungen werden nun in je eine Halbzelle übergeführt. Die Messanzeige wird beobachtet und im 10-Sekunden Takt wird die Spannung notiert, während sich die Temperaturen der Halbzellen einander angleichen. Beobachtung Anfänglich ist die Potenzialdifferenz groß und sinkt mit der Zeit ab. Auswertung Tab.1: Beobachtete Messwerte im 10-Sekunden Takt. Nr. 1 2 3 4 5 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 t (s) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 Durchschnitt aus zwei Messungen (mV) 2,55 2,35 2,15 1,95 1,85 1,7 1,6 1,55 1,45 1,45 1,4 1,35 1,35 1,3 1,25 1,25 1,25 1,15 Abb. 5: Spannungsverlauf nach der Zeit und Temperaturabnahme. Ergebnis Beim galvanischen Element mit gleichen Halbzellen unterschiedlicher Temperatur ist deutlich eine Potenzialdifferenz zu messen. Im Laufe der Zeit und damit mit abnehmender Temperaturdifferenz fällt auch die Potenzialdifferenz ab. Die Abnahme verläuft annähernd logarithmisch. Grund hierfür, dass sich die Temperaturen einander angleichen, bis im gesamten Zellblock die gleiche Temperatur herrscht. Anfänglich können die gelösten Stoffe schneller diffundieren (vgl. Brown’sche Molekularbewegung). Bei der Gleichgewichtseinstellung der Temperatur stellt sich auch eine konstante Potentialdifferenz, etwa 0, ein. Abweichungen beruhen oft auf Konzentrationsfehler beim Ansetzen der Lösungen. Mit der Nernst’schen Differentialgleichung kann nun zu jedem Zeitpunkt die Temperatur bestimmt werden, ohne diese je gemessen zu haben. Problematisch wird jedoch, dass der logarithmische Term Null wird und somit die Temperatur so einfach nicht bestimmt werden kann. Hierbei werden häufig numerische Verfahren oder komplizierte mathematische Operationen angewandt. Reinigung und Entsorgung Lösungen in einem Becherglas (600 ml) sammeln und mit verdünnter und kalter NaOH-Lösung versetzen. Es fällt ein weißblauer Feststoff aus, welcher in kaltem Wasser unlöslich, jedoch in konzentrierten Alkalilaugen löslich ist. Diesen über einen Faltenfilter abfiltrieren und die Mutterlauge nochmals mit NaOH versetzen. Wenn kaum Niederschlag ausfällt, dann die Lösung langsam (60 °C) einengen. Fällt kein Niederschlag mehr aus, kann die Mutterlauge in den Ausguss entsorgt werden. Den Filter im Abzug trocknen lassen und kann dann in den anorganischen Feststoffabfall entsorgt werden. Reaktionsgleichung: Cu2+ + NaOH Cu(OH)2 + Na+ © by LD DIDACTIC GmbH · Leyboldstr. 1 · D-50354 Hürth · Telefon: +49-2233-604-0 · Fax: +49-2233-604-222 · E-Mail: [email protected] www.ld-didactic.com Technische Änderungen vorbehalten