Strukturen der germanischen Sprachen

Werbung
Strukturen der germanischen Sprachen
Stefan Müller
Deutsche Grammatik
Institut für Deutsche und Niederländische Philologie
Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften
FU Berlin
[email protected]
25. Januar 2016
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Organisatorisches
• Bitte bei blackboard anmelden
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
1/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Organisatorisches
• Bitte bei blackboard anmelden
• Telefon und Sprechzeiten siehe: http://hpsg.fu-berlin.de/∼stefan/
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
1/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Organisatorisches
• Bitte bei blackboard anmelden
• Telefon und Sprechzeiten siehe: http://hpsg.fu-berlin.de/∼stefan/
• Beschwerden, Verbesserungsvorschläge:
• mündlich
• per Mail oder
• anonym über das Web:
http://hpsg.fu-berlin.de/∼stefan/Lehre/
• Bitte unbedingt Mail-Regeln beachten!
http://hpsg.fu-berlin.de/∼stefan/Lehre/mailregeln.html
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
1/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Materialien
• Information zur Vorlesung:
http://hpsg.fu-berlin.de/∼stefan/Lehre/Germanisch/
• Wiederholung/Grundlagen: Müller, 2013a, Kapitel 1–2
• Einführungsbuch zur HPSG: Müller, 2013b
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
2/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Vorgehen
• Handouts ausdrucken, immer mitbringen und persönliche Anmerkungen
einarbeiten
• Veranstaltungen vorbereiten
• Veranstaltungen unbedingt nacharbeiten!
• Kontrollfragen
• Übungsaufgaben
• Fragen!
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
3/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Leistungen
• Aktive Teilnahme
• Klausur in letzter Veranstaltung
• In Vorlesung und Seminar: Abgabe von je drei Stichpunkten zur vorigen
Veranstaltung und mindestens zwei Fragen
• Hausarbeit in einer der Veranstaltungen
(http://hpsg.fu-berlin.de/∼stefan/Lehre/hausarbeiten.html)
Ideale Zeitaufteilung (für das gesamte Modul):
Präsenzstudium
Vor- und Nachbereitung
Prüfungsvorbereitung
60 h
150 h (75h/17 = 4,41h!)
240 h
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
4/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Quiz
Quiz
Wer sind diese drei Personen und was haben sie gemeinsam?
Bild: Christoph Braun CC0
Bild: Laurence Chaperon CC BY-SA
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
Bild: Laurence Chaperon CC BY-SA
5/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Plagiat
Plagiat: Definition
Unter der Verletzung geistigen Eigentums werden alle Fälle begriffen,
in denen urheberrechtlich geschützte Werke, wissenschaftliche Erkenntnisse,
Hypothesen, Lehren oder Forschungsansätze anderer missbräuchlich verwendet
werden. Dies betrifft insbesondere
• das Plagiat: nämlich die unbefugte Verwertung unter Anmaßung der
Autorenschaft, sowie
• den Ideendiebstahl: nämlich die Ausbeutung von Forschungsansätzen und Ideen
anderer unter Anmaßung der Autorenschaft.
Weitere Fälle der Verletzung geistigen Eigentums sind im Ehrenkodex / Satzung
zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis unter Ziffer A 2.1.b1 aufgelistet.
1 http://www.fu- berlin.de/service/zuvdocs/amtsblatt/2002/ab292002.pdf
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
6/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Plagiat
Konsequenzen
• betreffende Prüfungsleistung wird mit nicht ausreichend“ (Note 5,0) bewertet.
”
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
7/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Plagiat
Konsequenzen
• betreffende Prüfungsleistung wird mit nicht ausreichend“ (Note 5,0) bewertet.
”
• eine Wiederholungsprüfung unter Bearbeitung eines neuen Themas ist zulässig,
es sei denn, es handelte sich bei der durch Täuschung beeinflussten
Prüfungsleistung um den letzten Wiederholungsversuch.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
7/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Plagiat
Konsequenzen
• betreffende Prüfungsleistung wird mit nicht ausreichend“ (Note 5,0) bewertet.
”
• eine Wiederholungsprüfung unter Bearbeitung eines neuen Themas ist zulässig,
es sei denn, es handelte sich bei der durch Täuschung beeinflussten
Prüfungsleistung um den letzten Wiederholungsversuch.
• Der Prüfungsausschuss kann zusätzlich zur Vergabe der Note 5,0 bestimmen,
dass die Teilnahme an der betreffenden Lehrveranstaltung ganz oder teilweise zu
wiederholen ist.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
7/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Organisatorisches
Plagiat
Konsequenzen
• betreffende Prüfungsleistung wird mit nicht ausreichend“ (Note 5,0) bewertet.
”
• eine Wiederholungsprüfung unter Bearbeitung eines neuen Themas ist zulässig,
es sei denn, es handelte sich bei der durch Täuschung beeinflussten
Prüfungsleistung um den letzten Wiederholungsversuch.
• Der Prüfungsausschuss kann zusätzlich zur Vergabe der Note 5,0 bestimmen,
dass die Teilnahme an der betreffenden Lehrveranstaltung ganz oder teilweise zu
wiederholen ist.
• In schwerwiegenden Fällen, welche die Entziehung eines Hochschulgrades
rechtfertigen würden, kann der Prüfungsausschuss feststellen, dass die gesamte
Prüfung endgültig nicht bestanden ist.
Weitere Prüfungen zur Erlangung des angestrebten Abschlusses sind damit an
der Freien Universität Berlin ausgeschlossen.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
7/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Ziele der Veranstaltung
Ziele
• Überblick über die germanischen Sprachen
• Detailliertere sprachvergleichende Diskussion ausgewählter syntaktischer
Phänomene
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
8/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Sprachen und Sprecher
Allgemeines: Sprachen und Sprecher
• ca. 5000 bis 6000 Sprachen auf der Welt
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
9/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Sprachen und Sprecher
Allgemeines: Sprachen und Sprecher
• ca. 5000 bis 6000 Sprachen auf der Welt
• Germanische Sprachen bilden eine kleine Gruppe
(je nach Zählung etwa 15 Sprachen)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
9/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Sprachen und Sprecher
Allgemeines: Sprachen und Sprecher
• ca. 5000 bis 6000 Sprachen auf der Welt
• Germanische Sprachen bilden eine kleine Gruppe
(je nach Zählung etwa 15 Sprachen)
• Problem: Abgrenzung von Sprache und Sprachvarietät
(z. B. Varietäten des Friesischen)
Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und Flotte.“ (Max Weinreich)
”
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
9/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Sprachen und Sprecher
Allgemeines: Sprachen und Sprecher
• ca. 5000 bis 6000 Sprachen auf der Welt
• Germanische Sprachen bilden eine kleine Gruppe
(je nach Zählung etwa 15 Sprachen)
• Problem: Abgrenzung von Sprache und Sprachvarietät
(z. B. Varietäten des Friesischen)
Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und Flotte.“ (Max Weinreich)
”
• insgesamt fast 500 Millionen Sprecher (Muttersprachler)
> 1/12 der Weltbevölkerung
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
9/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Sprachen und Sprecher
Allgemeines: Sprachen und Sprecher
• ca. 5000 bis 6000 Sprachen auf der Welt
• Germanische Sprachen bilden eine kleine Gruppe
(je nach Zählung etwa 15 Sprachen)
• Problem: Abgrenzung von Sprache und Sprachvarietät
(z. B. Varietäten des Friesischen)
Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und Flotte.“ (Max Weinreich)
”
• insgesamt fast 500 Millionen Sprecher (Muttersprachler)
> 1/12 der Weltbevölkerung
• große regionale Verbreitung (insbesondere Englisch)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
9/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Gängige Einteilung
Gängige Einteilung
• Ostgermanisch
Gotisch (ausgestorben)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
10/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Gängige Einteilung
Gängige Einteilung
• Ostgermanisch
Gotisch (ausgestorben)
• Westgermanisch
Deutsch, Jiddisch, Luxemburgisch, Pennsylvanisch, Plautdietsch, Niederländisch,
Afrikaans, Friesisch, Englisch
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
10/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Gängige Einteilung
Gängige Einteilung
• Ostgermanisch
Gotisch (ausgestorben)
• Westgermanisch
Deutsch, Jiddisch, Luxemburgisch, Pennsylvanisch, Plautdietsch, Niederländisch,
Afrikaans, Friesisch, Englisch
• Nordgermanisch
Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Isländisch, Färöisch
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
10/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Historische Bemerkungen
• Das Germanische repräsentiert einen selbständigen Zweig in der
indoeuropäischen Sprachfamilie
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
11/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Historische Bemerkungen
• Das Germanische repräsentiert einen selbständigen Zweig in der
indoeuropäischen Sprachfamilie
• Zwischen 2000 und 1000 v. Chr. gliederte sich das Proto-Germanische aus dem
indoeuropäischen Sprachkontinuum aus
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
11/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Historische Bemerkungen
• Das Germanische repräsentiert einen selbständigen Zweig in der
indoeuropäischen Sprachfamilie
• Zwischen 2000 und 1000 v. Chr. gliederte sich das Proto-Germanische aus dem
indoeuropäischen Sprachkontinuum aus
• Ursprünge in der baltischen Region (Norddeutschland, Südskandinavien);
Ausbreitung von Nordsee bis Polen (ca. 500 v. Chr.)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
11/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Historische Bemerkungen
• Das Germanische repräsentiert einen selbständigen Zweig in der
indoeuropäischen Sprachfamilie
• Zwischen 2000 und 1000 v. Chr. gliederte sich das Proto-Germanische aus dem
indoeuropäischen Sprachkontinuum aus
• Ursprünge in der baltischen Region (Norddeutschland, Südskandinavien);
Ausbreitung von Nordsee bis Polen (ca. 500 v. Chr.)
• Veränderungen im Konsonantismus
(Erste bzw. Germanische Lautverschiebung; bis ca. 2. Jh. v. Chr.)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
11/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Historische Bemerkungen
• Das Germanische repräsentiert einen selbständigen Zweig in der
indoeuropäischen Sprachfamilie
• Zwischen 2000 und 1000 v. Chr. gliederte sich das Proto-Germanische aus dem
indoeuropäischen Sprachkontinuum aus
• Ursprünge in der baltischen Region (Norddeutschland, Südskandinavien);
Ausbreitung von Nordsee bis Polen (ca. 500 v. Chr.)
• Veränderungen im Konsonantismus
(Erste bzw. Germanische Lautverschiebung; bis ca. 2. Jh. v. Chr.)
• Erste schriftliche Zeugnisse:
Runeninschriften (ab ca. 300 n. Chr.; gotische Bibelübersetzung im 4. Jh.)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
11/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Die indoeuropäische Sprachfamilie
aus Fitch, 2007, S. 665
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
12/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Verwandschaft
Lautliche Übereinstimmung bei Worten aus dem zentralen Wortschatz
Niederländisch
Deutsch
Englisch
Friesisch
Schwedisch
Dänisch
Norwegisch
Isländisch
vader
Vater
father
–
fader
fader
far
fakir
vier
vier
four
fjouwer
fyra
fire
fire
fjórir
vol
voll
full
fol
full
fuld
full
fullur
huis
Haus
house
hûs
hus
hus
hus
hús
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
bruin
braun
brown
brún
brun
brun
brun
brúnn
uit
aus
out
út
ut
ud
ut
út
kruid
Kraut
crowd (?)
krûd
krut
krudt
krydder
–
muis
Maus
mouse
mûs
mus
mus
mus
mús
13/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Stammbaum der germanischen Sprachen
Stammbaum der germanischen Sprachen
aus Bußmann, 2002, S. 251
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
14/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Drei Zweige des Germanischen
• Aufteilung des Protogermanischen in drei Zweige:
Ost-, West- und Nordgermanisch (etwa im ersten Jh. nach Chr.)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
15/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Drei Zweige des Germanischen
• Aufteilung des Protogermanischen in drei Zweige:
Ost-, West- und Nordgermanisch (etwa im ersten Jh. nach Chr.)
• Ursachen:
• inhärente sprachliche Variation (Dialekte)
• Migration (Sprachkontakt)
• Standardisierung
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
15/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Drei Zweige des Germanischen
• Aufteilung des Protogermanischen in drei Zweige:
Ost-, West- und Nordgermanisch (etwa im ersten Jh. nach Chr.)
• Ursachen:
• inhärente sprachliche Variation (Dialekte)
• Migration (Sprachkontakt)
• Standardisierung
• Wir behandeln die Struktur germanischer Standardsprachen
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
15/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Ostgermanisch
Ostgermanisch
• ca. 100 v. Chr: Goten emigrieren von den dänischen Inseln und aus Südschweden
und treffen auf Vandalen und andere Stämme
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
16/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Ostgermanisch
Ostgermanisch
• ca. 100 v. Chr: Goten emigrieren von den dänischen Inseln und aus Südschweden
und treffen auf Vandalen und andere Stämme
• Sie konstituieren den ostgermanischen Zweig,
von dem nur das Gotische überliefert ist
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
16/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Ostgermanisch
Ostgermanisch
• ca. 100 v. Chr: Goten emigrieren von den dänischen Inseln und aus Südschweden
und treffen auf Vandalen und andere Stämme
• Sie konstituieren den ostgermanischen Zweig,
von dem nur das Gotische überliefert ist
• Mit dem Ende der Gotenreiche ist auch das Gotische ausgestorben
(letzte Reste bis ca. 1800 auf der Halbinsel Krim)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
16/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Ostgermanisch
Ostgermanisch
• ca. 100 v. Chr: Goten emigrieren von den dänischen Inseln und aus Südschweden
und treffen auf Vandalen und andere Stämme
• Sie konstituieren den ostgermanischen Zweig,
von dem nur das Gotische überliefert ist
• Mit dem Ende der Gotenreiche ist auch das Gotische ausgestorben
(letzte Reste bis ca. 1800 auf der Halbinsel Krim)
• Im 4. Jahrhundert übersetzte der westgotische Bischof Wulfila die Bibel ins
Gotische (Wulfila-Bibel)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
16/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Ostgermanisch
Ostgermanisch
• ca. 100 v. Chr: Goten emigrieren von den dänischen Inseln und aus Südschweden
und treffen auf Vandalen und andere Stämme
• Sie konstituieren den ostgermanischen Zweig,
von dem nur das Gotische überliefert ist
• Mit dem Ende der Gotenreiche ist auch das Gotische ausgestorben
(letzte Reste bis ca. 1800 auf der Halbinsel Krim)
• Im 4. Jahrhundert übersetzte der westgotische Bischof Wulfila die Bibel ins
Gotische (Wulfila-Bibel)
• Bekannt ist vor allem das Manuskriptfragment in der Universitätsbibliothek von
Uppsala (Codex Argenteus)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
16/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Ostgermanisch
Wulfila-Bibel (Codex Argenteus)
Quelle: Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:
Wulfila bibel.jpg
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
17/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Nordgermanisch
Nordgermanisch
• erste Runen-Inschriften aus dem 6. Jh.
• Sprache der Wikinger (800–1050) war noch relativ homogen
• erst gegen Ende der Wikinger-Ära entstanden zwei Zweige:
Ost-Skandinavisch (Altdänisch, Altschwedisch),
West-Skandinavisch (Altnorwegisch, Altisländisch)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
18/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Nordgermanisch
Dänisch
• Dänisch (dansk): offizielle Sprache des Königreichs Dänemark, zweite
Amtssprache der Färöer-Inseln und Grönlands (Inuit als erste Sprache)
• ca. 5,5 Millionen Sprecher
• ca. 50.000 Sprecher in Schleswig Holstein
• das Dänische hat sich von allen skandinavischen Sprachen am weitesten von den
gemeinskandinavischen Wurzeln entfernt
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
19/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Nordgermanisch
Schwedisch
• Schwedisch (svenska):
offizielle Sprache in Schweden mit ca. 8,5 Millionen Muttersprachlern
• erste Sprache von ca. 300.000 Sprechern in Finnland
• Bis zur Wikingerzeit sind Dänisch und Schwedisch kaum voneinander zu
unterscheiden;
ab ca. 800 entwickeln sie sich auseinander;
seit ca. 1300 deutlich unterscheidbar
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
20/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Nordgermanisch
Isländisch
• Isländisch (ı́slenska) ist die westskandinavische Sprache Islands seit der
Besiedlung vor über 1000 Jahren
• ca. 260.000 Sprecher
• kaum Variation (keine Dialekte)
• Konservativ: von allen skandinavischen Sprachen hat das Isländische die Flexion
und seinen germanischen Erbwortschatz am besten bewahrt.
• Zunächst kaum Unterschiede zum Norwegischen,
dann auseinander entwickelt
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
21/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Nordgermanisch
Norwegisch
• Norwegisch (norsk) kennt zwei Varietäten:
Dänisch-Norwegisch (bokmål) und Neu-Norwegisch (nynorsk).
Beide sind offizielle Landessprachen und werden nebeneinander verwendet.
• Insgesamt ca. 4,3 Millionen Sprecher.
• Von 1380–1814 war Dänisch die Schriftsprache;
gesprochen wurden lokale Dialekte
• norwegischer Standard musste daher erst geschaffen werden;
Ivar Aasen (1813–1896): nynorsk; offiziell anerkannt 1885
• bokmål (‘Buchsprache’) ist die erste Sprache der Mehrheit
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
22/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Nordgermanisch
Färöisch
• Färöisch oder Färingisch (føroyskt) ist, zusammen mit Dänisch,
die offizielle Sprache der Färöer-Inseln
• 47.000 Sprecher
• Färöer-Inseln gehören seit 1816 zu Dänemark,
seit 1948 Status eines autonomen Landesteils
• Färöisch ist stark vom Dänischen beeinflusst
• Schriftsprachliche Überlieferung erst seit 1773 und auch dann nur spärlich
(dies im Gegensatz zum Isländischen)
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
23/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Westgermanisch
Westgermanisch
• kein homogener Ursprung, sondern drei Zweige von Dialektgruppen
(Nordseegermanisch, Weser-Rheingermanisch, Elbgermanisch)
• aber keine 1-zu-1-Zuordnung dieser Dialektgruppen zu den heutigen
Standardsprachen
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
24/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Westgermanisch
Deutsch
• Deutsch ist offizielle Landessprache von
• Deutschland (ca. 80 Millionen Sprecher),
• Österreich (7,5 Millionen),
• Liechtenstein (15.000),
• Schweiz (4,2 Millionen, von insgesamt 6,4 Millionen Schweizern),
• Italien/Südtirol (270.000),
• Belgien (65.000),
• Luxemburg (360.000).
• In Luxemburg gilt neben dem nicht-ursprünglichen Deutsch auch das
ursprüngliche Lëtzebuergesch als offizielle Sprache.
• Insgesamt hat das Deutsche ca. 97 Millionen Sprecher, davon ca. 90 Millionen
Muttersprachler und 7 Millionen Zweitsprachler (täglicher Gebrauch)
• ca. 80 Mio Fremdsprachler, davon ca. 55 Mio in der EU
c Matthias Hüning, Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften
25/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Westgermanisch
Deutsch
• Drei nationale Hauptvarianten (Deutschland, Österreich, Schweiz);
in anderen Staaten meist Minderheitensprache
• Zwei Dialektgruppen: Niederdeutsch/Plattdeutsch und Hochdeutsch
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
26/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Westgermanisch
Jiddisch
• Jiddisch ist eine von vielen jüdischen Sprachen.
heute von ca. 2 Millionen Menschen in verschiedenen Regionen der Welt
gesprochen,
davon die meisten in den USA (1,25 Mill.)
• Vor 100 Jahren lebten weit über 7 Millionen Sprecher des Jiddischen in Europa,
die meisten in Russland und in Österreich-Ungarn.
• Heute höchstens noch 75.000 Jiddisch-Sprachige in Westeuropa
• Ursprung: mittelalterliches Deutsch, vermischt mit Hebräisch und Aramäisch
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
27/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Westgermanisch
Pennsylvania German
• Pennsylvanisch (Deitsch, auch bekannt als Pennsylvanian Dutch) hat ca.
300.000 Muttersprachler, vor allem in den USA
• Sprachinseln, vor allem in Pennsylvania, Ohio und Indiana
• Auswanderung im 17. und 18. Jahrhundert; Mitglieder verschiedener
protestantischer Glaubensrichtungen (Mennoniten, Pietisten usw.)
• Sprache baut hauptsächlich auf Pfälzer Dialekten auf
• heute vor allem gesprochen von Amischen und Mennoniten
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
28/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Westgermanisch
Niederländisch
• Niederländisch (Nederlands) ist offizielle Landessprache in den Niederlanden
(ca. 15 Millionen Sprecher),
eine der Landessprachen in Belgien (ca. 6 Millionen; knapp 4 Millionen
Wallonen).
• Es ist die offizielle Verwaltungs- und Unterrichtssprache in Surinam
(seit 1975 unabhängig) und auf Aruba und den niederländischen Antillen
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
29/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Westgermanisch
Afrikaans
• Afrikaans ist eine der offiziellen Sprachen Südafrikas
(insgesamt über 10 Amtssprachen)
• ca. 6,4 Millionen Muttersprachler, davon 6,2 Millionen in Südafrika
(= ca. 15 % der Bevölkerung) und 150.000 in Namibia
• seit Mitte des 17. Jh.; Entwicklung aus niederländischen Dialekten;
Afrikaans wird seit dem frühen 19. Jh. als eigenständige Sprache gesehen
• Sprachkontakt; heute starker Einfluss des Englischen
• starke Tendenzen zu struktureller Vereinfachung im Sprachsystem
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
30/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Westgermanisch
Friesisch
Drei Varietäten, untereinander nicht verständlich:
• Nordfriesisch, ca. 10.000 Sprecher, vor allem auf den nordfriesischen Inseln
(Amrum, Sylt, Helgoland)
• Ostfriesisch, in Ostfriesland ausgestorben.
Überbleibsel: das Saterfriesische (wird in der Gemeinde Saterland im Landkreis
Cloppenburg von etwa 1.000 bis 2.500 Menschen gesprochen)
• Westfriesisch, niederländische Provinz Friesland,
ca. 350.000 Muttersprachler
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
31/184
Allgemeines
Drei Zweige des Germanischen
Westgermanisch
Englisch
• Englisch hat gegen Ende des 20. Jh. ca. 570 Millionen Sprecher in aller Welt
(337 Mill. Muttersprachler, 235 Mill. Zweitsprachler)
•
•
•
•
•
•
•
USA: 227 Mill. Muttersprachler;
Großbritannien: 57 Mill.;
Nigeria: 43 Mill.;
Kanada: 24 Mill.;
Australien: 17 Mill.;
Irland: 3,5 Mill.;
Neuseeland: 3,2 Mill.
• Viele nationale Varianten (vor allem Aussprache)
• Geschätzte 1 bis 1,5 Milliarden Menschen besitzen aktive oder passive
Englischkenntnisse
• Amtlicher Status in 59 Staaten
• Weltweit wichtigste Wissenschaftssprache
c Matthias Hüning 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Niederlandistik
32/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Übungsaufgaben/Wiederholung
Bestimmen Sie in den folgenden Sätzen die topologischen Felder, die Kasus der
Nominalgruppen und die grammatischen Funktionen und zeichnen Sie einen
Strukturbaum in einem theoretischen Modell Ihrer Wahl!
(1)
a.
b.
c.
d.
Der Mann lacht.
Der Frau hat der Mann das Buch gegeben, den wir kennen.
Ein Lied singend ging Peter voran.
Einen Aufsatz schreiben, der komplett neue Gedanken enthält,
können nur wenige.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
33/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Variation
• Stellung:
• VO vs. OV
• V2 vs. Nicht-V2
• Anordnung von Subjekten und Objekten
• Stellung der Adverbien
• Verbalkomplexe
• Subjektbedingung
• Passiv
• Persönliches Passive
• Unpersönliches Passiv
• Objekte ditransitiver Verben
• Expletivpronomina
• Markierung Satztyp in nicht engebetteten Sätzen (V2)
• Markierung Satztyp in eingebetteten Sätzen (V3)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
34/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Abfolge von Subjekt, Objekt und Verb
Subjekt, Objekt und Verb in den Sprachen der Welt
Matthew S. Dryer: Feature 81A: Order of Subject, Object and Verb,
The World Atlas of Language Structures
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
35/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Abfolge von Subjekt, Objekt und Verb
Subjekt, Objekt und Verb im WALS
• Subjekte sind die Argumente mit den eher agensartigen Eigenschaften.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
36/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Abfolge von Subjekt, Objekt und Verb
Subjekt, Objekt und Verb im WALS
• Subjekte sind die Argumente mit den eher agensartigen Eigenschaften.
• Objekte sind die Argumente mit den eher patiensartigen Eigenschaften.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
36/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Abfolge von Subjekt, Objekt und Verb
Subjekt, Objekt und Verb im WALS
• Subjekte sind die Argumente mit den eher agensartigen Eigenschaften.
• Objekte sind die Argumente mit den eher patiensartigen Eigenschaften.
• Das ist nicht unbedingt deckungsgleich mit einzelsprachlichen Definitionen von
Subjekt.
(2) Der Aufsatz interessiert mich.
• Dominante Abfolge (Dryer: Determining Dominant Word Order):
Where a language is shown on one of the word order maps as having a particular
order as the dominant order in the language, this means that it is either the only
order possible or the order that is more frequently used.
I base my classification of Macushi here on the frequency counts, and since no
order is more than twice as frequent as the next most frequent order, I treat this
language as lacking a dominant order of subject, object, and verb.
Deutsch, Niederländisch und Friesisch sind V2-Sprachen, d. h. die SVO- und
SVAuxOV-Stellungen kommen durch die Voranstellung des Verbs zustande, die
eine Funktion hat. Wir zählen diese Sprachen also mit zu den SOV-Sprachen.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
36/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Abfolge von Subjekt, Objekt und Verb
Subjekt, Objekt, Verb in Europa
SVO:
Isländisch,
Norwegisch,
Schwedisch,
Dänisch,
Englisch
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
37/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Abfolge von Subjekt, Objekt und Verb
Dryer: Feature 81b: Two Dominant Orders of Subject, Object, and Verb
SVO oder SOV:
Deutsch,
Friesisch,
Niederländisch
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
38/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Abfolge von Subjekt, Objekt und Verb
Sprachen ohne dominante Konstituentenstellung im WALS
Dryer:
A third subtype of language lacking a dominant order consists of languages in
which different word orders occur but the choice is syntactically determined. For
example, in German and Dutch, the dominant order is SVO in main clauses lacking
an auxiliary and SOV in subordinate clauses and clauses containing an auxiliary
[. . . ]. Because this results in both orders being common, neither order is
considered dominant here and these two languages are shown on the map as
lacking a dominant word order. In general, if the word order varies according to
whether there is an auxiliary verb, the language is shown on the map as lacking a
dominant order.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
39/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Abfolge von Subjekt, Objekt und Verb
OV vs. VO
(3) dass er ihn gesehen3 haben2 muss1
(Deutsch)
ham
(4) at han må1 have2 set3
dass er muss haben gesehen ihn
(Dänisch)
OV: Deutsch, Niederländisch, Afrikaans, . . .
VO: Englisch, Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, . . .
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
40/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
V2
V2 vs. Nicht-V2
• Bis auf das Englische sind die germanischen Sprachen V2-Sprachen:
(5)
a. Bagels mag ich.
b. Bagels, I like.
(Deutsch)
(Englisch)
(6)
a. Gestern traf ich einen interessanten Mann.
b. Yesterday, I met an interesting man.
(Deutsch)
(Englisch)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
41/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
V2
V2 vs. Nicht-V2
• Bis auf das Englische sind die germanischen Sprachen V2-Sprachen:
(5)
a. Bagels mag ich.
b. Bagels, I like.
(Deutsch)
(Englisch)
(6)
a. Gestern traf ich einen interessanten Mann.
b. Yesterday, I met an interesting man.
(Deutsch)
(Englisch)
• V2 ist unabhängig von VO/OV:
(7)
a. Max har læst
bogen.
Max hat gelesen buch.def
(Dänisch)
b. Bogen
har Max læst.
Buch.def hat Max gelesen
(Dänisch)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
41/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
V2
V2 ist selten
• germanische Sprachen (außer Englisch)
• modernes Bretonisch
• das Altfranzösische
• das Kashmiri (Indien, Pakistan)
• Inguschisch (autonomen Republik Inguschetien, Russische Föderation)
• die austronesischen Sprachen Taiof und Sisiqa, (??)
• die brasilianische Indianersprache Karitiana aus der Tupı́-Familie (??) und
• die uto-aztekische Sprache Tohono O’odham
(Südwesten der USA sowie im Norden Mexikos).
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
42/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Scrambling
Scrambling oder nicht
(8)
a.
b.
c.
d.
e.
f.
[weil]
[weil]
[weil]
[weil]
[weil]
[weil]
der Mann der Frau das Buch
der Mann das Buch der Frau
das Buch der Mann der Frau
das Buch der Frau der Mann
der Frau der Mann das Buch
der Frau das Buch der Mann
gibt
gibt
gibt
gibt
gibt
gibt
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
43/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Scrambling
Scrambling oder nicht
(8)
a.
b.
c.
d.
e.
f.
[weil]
[weil]
[weil]
[weil]
[weil]
[weil]
der Mann der Frau das Buch
der Mann das Buch der Frau
das Buch der Mann der Frau
das Buch der Frau der Mann
der Frau der Mann das Buch
der Frau das Buch der Mann
gibt
gibt
gibt
gibt
gibt
gibt
(9) because the man gives the woman the book
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
43/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Stellung der Adverbialien
Stellung der Adverbialien
Deutsch, . . . : Stellung der Adverbien frei:
(10)
a.
b.
c.
d.
weil
weil
weil
weil
der Mann der Frau das Buch gestern
der Mann der Frau gestern das Buch
der Mann gestern der Frau das Buch
gestern der Mann der Frau das Buch
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
gab
gab
gab
gab
44/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Stellung der Adverbialien
Stellung der Adverbialien
Deutsch, . . . : Stellung der Adverbien frei:
(10)
a.
b.
c.
d.
weil
weil
weil
weil
der Mann der Frau das Buch gestern
der Mann der Frau gestern das Buch
der Mann gestern der Frau das Buch
gestern der Mann der Frau das Buch
gab
gab
gab
gab
Dänisch, Englisch, . . . : Adverbien stehen vor oder nach der VP:
(11)
a. because the man often gave the woman the book
b. because the man gave the woman the book often
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
44/184
Phänomene
Eingebettete Sätze
Konjunktional eingeleitete Nebensätze
Deutsch: eingebettete Sätze sind VL
• Deutsch, Niederländisch, . . . : V-letzt:
(12) Ich weiß, dass Max das Buch heute gelesen hat.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
45/184
Phänomene
Eingebettete Sätze
Konjunktional eingeleitete Nebensätze
Deutsch: eingebettete Sätze sind VL
• Deutsch, Niederländisch, . . . : V-letzt:
(12) Ich weiß, dass Max das Buch heute gelesen hat.
Stellung der anderen Konstituenten ist frei:
(13)
a. Ich weiß, dass das Buch Max heute gelesen hat.
b. Ich weiß, dass das Buch heute Max gelesen hat.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
45/184
Phänomene
Eingebettete Sätze
Konjunktional eingeleitete Nebensätze
Englisch: eingebettete Sätze SVO
• Englisch: eingebettete Sätze SVO
(14)
I know that Max has read the book yesterday.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
46/184
Phänomene
Eingebettete Sätze
Konjunktional eingeleitete Nebensätze
Dänisch: eingebettete Sätze SVO oder V2
• Dänisch: eingebettete Sätze SVO oder V2
(15)
Jeg ved, at Max ikke har læst
bogen
i dag.
ich weiß dass Max nicht hat gelesen Buch.def heute
(Negation hilft, Verbstellung zu bestimmen)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
47/184
Phänomene
Eingebettete Sätze
Konjunktional eingeleitete Nebensätze
Dänisch: eingebettete Sätze SVO oder V2
• Dänisch: eingebettete Sätze SVO oder V2
(15)
Jeg ved, at Max ikke har læst
bogen
i dag.
ich weiß dass Max nicht hat gelesen Buch.def heute
(Negation hilft, Verbstellung zu bestimmen)
Andere Stellungen sind möglich:
(16)
a.
Jeg ved, at i dag har Max ikke læst
bogen.
ich weiß dass heute hat Max nicht gelesen Buch.def
b.
Jeg ved, at bogen
har Max ikke læst
i dag.
ich weiß dass Buch.def hat Max nicht gelesen heute
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
47/184
Phänomene
Eingebettete Sätze
Konjunktional eingeleitete Nebensätze
Jiddisch, Isländisch: eingebettete Sätze sind V2
• Jiddish: eingebettete Sätze sind V2:
(17)
2 Diesing,
a. Ikh meyn az haynt hot Max geleyent dos bukh.2
ich denke dass heute hat Max gelesen das Buch
‘Ich denke, dass Max heute das Buch gelesen hat.’
b. Ikh meyn az dos bukh hot Max geleyent.
ich denke dass das Buch hat Max gelesen
1990, p. 58.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
48/184
Phänomene
Eingebettete Sätze
Interrogativnebensätze
Deutsch: Interrogativnebensätze w + VL
• Deutsch, Niederländisch, . . . : w + V-letzt:
(18)
a. Ich weiß, wer heute das Buch gelesen hat.
b. Ich weiß, was Max heute gelesen hat.
Interrogativnebensätze beginnen mit einer w-Phrase.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
49/184
Phänomene
Eingebettete Sätze
Interrogativnebensätze
Deutsch: Interrogativnebensätze w + VL
• Deutsch, Niederländisch, . . . : w + V-letzt:
(18)
a. Ich weiß, wer heute das Buch gelesen hat.
b. Ich weiß, was Max heute gelesen hat.
Interrogativnebensätze beginnen mit einer w-Phrase.
• Stellung der anderen Konstituenten ist frei:
(19)
a. Ich weiß, was heute jeder gelesen hat.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
49/184
Phänomene
Eingebettete Sätze
Interrogativnebensätze
Deutsch: Interrogativnebensätze w + VL
• Deutsch, Niederländisch, . . . : w + V-letzt:
(18)
a. Ich weiß, wer heute das Buch gelesen hat.
b. Ich weiß, was Max heute gelesen hat.
Interrogativnebensätze beginnen mit einer w-Phrase.
• Stellung der anderen Konstituenten ist frei:
(19)
a. Ich weiß, was heute jeder gelesen hat.
• Die w-Phrase kann von weit her kommen:
(20) Ich frage mich, wemi du versuchen willst, [
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
i
das zu erklären ].
49/184
Phänomene
Eingebettete Sätze
Interrogativnebensätze
Dänisch, English: Interrogativnebensätze w + SVO
• Dänisch: Interrogativnebensätze sind w + SVO
(21)
a. Jeg ved, hvad Max har givet
ham.
ich weiß was Max hat gegeben ihm
‘Ich weiß, was Max ihm gegeben hat.’
b. Jeg ved, hvem Max har givet
bogen.
ich weiß wem Max hat gegeben Buch.def
‘Ich weiß, wem Max das Buch gegeben hat.’
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
50/184
Phänomene
Eingebettete Sätze
Interrogativnebensätze
Jiddish: Interrogativnebensätze w + V2
• Jiddish: Interrogativnebensätze w + V2
(22) Ikh veys nit [vos Max hot gegesn].3
ich weiß nicht was Max hat gegessen
‘Ich weiß nicht, was Max gegessen hat.’
3 Diesing,
1990, S. 68.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
51/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Expletiva zur Satztypmarkeierung
Expletiva zur Satztypmarkeierung
• Germanische Sprachen benutzen Expletiva, um Satztypen kenntlich zu machen,
falls keine andere Konstituente die entsprechende Position füllt.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
52/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Expletiva zur Satztypmarkeierung
Expletiva zur Satztypmarkeierung
• Germanische Sprachen benutzen Expletiva, um Satztypen kenntlich zu machen,
falls keine andere Konstituente die entsprechende Position füllt.
• Deutsch V2-Hauptsätze
(23)
a. Drei Reiter ritten zum Tor hinaus.
b. Es ritten drei Reiter zum Tor hinaus.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
52/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Expletiva zur Satztypmarkeierung
Dänisch: w-Sätze mit extrahiertem Subjekt
• Dänisch: w + SVO
Bei Subjektextraktion muss Extraktion explizit kenntlich gemacht werden:
(24)
a.
Politiet
Polizei.def
‘Die Polizei
b. * Politiet
Polizei.def
ved
weiß
weiß
ved
weiß
ikke, hvem der havde placeret bomben.
nicht wer expl hat plaziert Bombe.def
nicht, wer eigentlich die Bombe plaziert hat.’
ikke, hvem havde placeret bomben.
nicht wer hat plaziert Bombe.def
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
53/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Expletiva zur Satztypmarkeierung
Jiddish: w-Sätze mit extrahiertem Subjekt
• Jiddish: Interrogativnebensätze w + V2
Wenn das Subjekt extrahiert wird, oder kein anderes Element ins Vorfeld soll,
muss dort ein es stehen:
(25)
a.
b.
ikh hob zi gefregt ver es
iz beser far ir
I have her asked who expl is better for her
‘I have asked her who is better for her.’
ikh hob im gefregt vemen es
kenen ale dayne khaverim
I have him asked whom expl know all your friends
‘I asked him whom all your friends know.’
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
54/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Verbalkomplexbildung
Verbalkomplexbildung
Deutsch, Niederländisch erlauben Verbalkomplexbildung:
(26) weil es ihm jemand zu lesen versprochen hat. (Haider, 1990)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
55/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Verbalkomplexbildung
Verbalkomplexbildung
Deutsch, Niederländisch erlauben Verbalkomplexbildung:
(26) weil es ihm jemand zu lesen versprochen hat. (Haider, 1990)
Die Verben am Ende verhalten sich wie ein einfaches Verb.
Umordnung der Argumente ist möglich.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
55/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Verbalkomplexbildung
Verbalkomplexbildung
Deutsch, Niederländisch erlauben Verbalkomplexbildung:
(26) weil es ihm jemand zu lesen versprochen hat. (Haider, 1990)
Die Verben am Ende verhalten sich wie ein einfaches Verb.
Umordnung der Argumente ist möglich.
Englisch, Dänisch, . . . erlauben keine Umordnung von Konstituenten
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
55/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Obligatorische Subjekte
Obligatorische Subjekte
• Englisch, Dänisch brauchen ein Subjekt
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
56/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Obligatorische Subjekte
Obligatorische Subjekte
• Englisch, Dänisch brauchen ein Subjekt
• Deutsch kommt ohne Subjekt klar:
(27)
a. Ihm graut vor der Prüfung.
b. Heute wird nicht gearbeitet.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
56/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Kasus
Kasus
• Isländisch hat das am besten erhaltene Flexionssystem.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
57/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Kasus
Kasus
• Isländisch hat das am besten erhaltene Flexionssystem.
• Im Vergleich zu anderen germanischen Sprachen ist Isländisch interessant, weil
es Subjekte hat, die nicht im Nominativ stehen (Zaenen et al., 1985).
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
57/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Kasus
Kasus
• Isländisch hat das am besten erhaltene Flexionssystem.
• Im Vergleich zu anderen germanischen Sprachen ist Isländisch interessant, weil
es Subjekte hat, die nicht im Nominativ stehen (Zaenen et al., 1985).
• Einheitliche Behandlung der Kasuszuweisung ist möglich:
Yip, Maling & Jackendoff, 1987.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
57/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Unpersönliches Passiv
Unpersönliches Passiv
• Das Deutsche erlaubt ein unpersönliches Passiv:
(28)
weil noch gearbeitet wird
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
58/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Unpersönliches Passiv
Unpersönliches Passiv
• Das Deutsche erlaubt ein unpersönliches Passiv:
(28)
weil noch gearbeitet wird
• Das Englische lässt kein unpersönliches Passiv zu.
(29) * because (it) was worked
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
58/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Unpersönliches Passiv
Unpersönliches Passiv
• Das Deutsche erlaubt ein unpersönliches Passiv:
(28)
weil noch gearbeitet wird
• Das Englische lässt kein unpersönliches Passiv zu.
(29) * because (it) was worked
• Dänisch schon, trotz Subjektbedingung: Expletivum wird eingefügt.
(30)
a. fordi
weil
‘weil
b. fordi
weil
‘weil
der bliver arbejdet
expl wird gearbeitet
gearbeitet wird’
der arbejdes
expl arbeiten.pass
gearbeitet wird’
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
58/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Phänomene
Unpersönliches Passiv
Unpersönliches Passiv
• Das Deutsche erlaubt ein unpersönliches Passiv:
(28)
weil noch gearbeitet wird
• Das Englische lässt kein unpersönliches Passiv zu.
(29) * because (it) was worked
• Dänisch schon, trotz Subjektbedingung: Expletivum wird eingefügt.
(30)
a. fordi
weil
‘weil
b. fordi
weil
‘weil
der bliver arbejdet
expl wird gearbeitet
gearbeitet wird’
der arbejdes
expl arbeiten.pass
gearbeitet wird’
• Das Deutsche erlaubt kein Expletivum.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
58/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Valenz
Grundannahmen: Valenz
S hi
NP[nom]
V′ h NP[nom] i
NP[acc] V h NP[nom], NP[acc]i
niemand
ihn
kennt
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
59/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Valenz
Grundannahmen: Valenz
S hi
NP[nom]
V′ h NP[nom] i
NP[acc] V h NP[nom], NP[acc]i
niemand
ihn
kennt
• Valenzanforderung ist in einer Liste repräsentiert
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
59/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Valenz
Grundannahmen: Valenz
S hi
NP[nom]
V′ h NP[nom] i
NP[acc] V h NP[nom], NP[acc]i
niemand
ihn
kennt
• Valenzanforderung ist in einer Liste repräsentiert
• Ein Element der Liste wird mit dem Kopf kombiniert.
Liste mit restlichen Elementen wird nach oben gegeben.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
59/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Scrambling
Scrambling: Konstituentenstellung im Deutschen
S hi
NP[acc]
V′ h NP[acc] i
NP[nom] V h NP[nom], NP[acc]i
ihn
niemand
kennt
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
60/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Scrambling
Scrambling: Konstituentenstellung im Deutschen
S hi
NP[acc]
V′ h NP[acc] i
NP[nom] V h NP[nom], NP[acc]i
ihn
niemand
kennt
• Ein beliebiges Element der Liste kann mit Kopf kombiniert werden.
→ auch Abfolge Acc < Nom analysierbar.
Liste mit restlichen Elementen wird nach oben gegeben.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
60/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
SVO: Dänisch/Englisch
Dänisch, Englisch, . . .
V[spr hi, comps hi]
NP[nom]
=S
V[spr h NP[nom] i, comps hi ]
= VP
V[spr h NP[nom] i, NP[acc]
comps h NP[acc]i]
nobody
knows
him
• Englisch ist eine SVO-Sprache:
Komplemente rechts des Verbs, Subjekt links
• Komplemente bilden mit dem Verb zusammen eine Phrase (VP = comps hi).
Diese wird mit dem Subjekt kombiniert.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
61/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
SVO: Dänisch/Englisch
Kein Scrambling
• Dänisch, Englisch:
Elemente aus Valenzliste müssen von links nach rechts abgebunden werden.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
62/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
SVO: Dänisch/Englisch
Kein Scrambling
• Dänisch, Englisch:
Elemente aus Valenzliste müssen von links nach rechts abgebunden werden.
• Deutsch, Niederländisch:
Elemente können in beliebiger Reihenfolge abgebunden werden.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
62/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
SVO: Dänisch/Englisch
Deutsch
V[spr hi, comps hi]
=S
NP[nom] V[spr h i, comps h NP[nom] i ]
= V′
NP[acc] V[spr h i,
comps h NP[nom], NP[acc]i]
niemand
ihn
kennt
Das Subjekt ist bei finiten Verben in der comps-Liste (Pollard, 1996; Kiss, 1995).
Abkürzungen: S = [spr hi, comps hi]
VP = [spr h NP[nom] i, comps hi]
V′ = alle anderen V-Projektionen (außer Verbalkomplexen)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
63/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
SVO: Dänisch/Englisch
Übungsaufgaben
1. Geben Sie die Valenzlisten für folgende Wörter an:
(31)
a.
b.
c.
d.
e.
f.
lachen
essen
übergießen
bezichtigen
er
der
2. Zeichnen Sie die Bäume für folgende Beispiele:
(32)
a. weil der Mann ihm ein Buch schenkt
b. because the man gave the book to him
c. at Bjarne læste bogen
dass Bjarne las Buch.def
‘dass Bjarne das Buch las’
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
64/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Adjunkte
Adjunkte
• Argumente werden von ihrem Kopf ausgewählt
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
65/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Adjunkte
Adjunkte
• Argumente werden von ihrem Kopf ausgewählt
• Adjunkte wählen sich ihren Kopf
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
65/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Adjunkte
Adjunkte
• Argumente werden von ihrem Kopf ausgewählt
• Adjunkte wählen sich ihren Kopf
• Deutsch, Niederländisch, . . . :
Adjunkte im Satz gehen an irgendeine Verbprojektion (Verb in Endstellung)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
65/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Adjunkte
Adjunkte
• Argumente werden von ihrem Kopf ausgewählt
• Adjunkte wählen sich ihren Kopf
• Deutsch, Niederländisch, . . . :
Adjunkte im Satz gehen an irgendeine Verbprojektion (Verb in Endstellung)
• English, Dänisch, . . . : Adjunkte gehen an VP (Wechsler (2015))
(33)
a. Kim will have been [promptly [removing the evidence]].
b. Kim will have been [[removing the evidence] promptly].
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
65/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Adjunkte
Adjunkte
• Argumente werden von ihrem Kopf ausgewählt
• Adjunkte wählen sich ihren Kopf
• Deutsch, Niederländisch, . . . :
Adjunkte im Satz gehen an irgendeine Verbprojektion (Verb in Endstellung)
• English, Dänisch, . . . : Adjunkte gehen an VP (Wechsler (2015))
(33)
a. Kim will have been [promptly [removing the evidence]].
b. Kim will have been [[removing the evidence] promptly].
• Wie das spr- oder comps-Merkmal gibt es auch ein mod-Merkmal.
Wert von mod ist eine Beschreibung des zu modifizierenden Kopfes:
• Deutsch: mod V[ini−]
• Englisch: mod VP
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
65/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Adjunkte
Freie Position der Adjunkte im Deutschen
V[spr hi, comps hi]
Adv
V[spr hi, comps hi]
NP[nom] V[spr h i, comps h NP[nom] i ]
morgen
jeder
NP[acc]
V[spr h i,
comps h NP[nom], NP[acc]i]
das Buch
liest
[dass] morgen jeder das Buch liest
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
66/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Adjunkte
Freie Position der Adjunkte im Deutschen
V[spr hi, comps hi]
NP[nom] V[spr h i, comps h NP[nom] i ]
Adv
jeder
morgen
V[spr h i, comps h NP[nom] i ]
NP[acc]
V[spr h i,
comps h NP[nom], NP[acc]i]
das Buch
liest
[dass] jeder morgen das Buch liest
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
67/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Adjunkte
Freie Position der Adjunkte im Deutschen
V[spr hi, comps hi]
NP[nom] V[spr h i, comps h NP[nom] i ]
NP[acc]
jeder
das Buch
V[spr h i,
comps h NP[nom], NP[acc]i]
Adv
V[spr h i,
comps h NP[nom], NP[acc]i]
morgen
liest
[dass] jeder das Buch morgen liest
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
68/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Adjunkte
Feste Position der Adjunkte im Englischen
V[spr hi, comps hi]
NP[nom] V[spr h NP[nom] i, comps h i ]
Adv
V[spr h NP[nom] i, comps h i ]
V[spr h NP[nom] i, NP[acc]
comps h NP[acc]i]
Peter
often
reads
books
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
69/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Adjunkte
Feste Position der Adjunkte im Englischen
V[spr hi, comps hi]
NP[nom]
V[spr h NP[nom] i, comps h i ]
V[spr h NP[nom] i, comps h i ]
Adv
V[spr h NP[nom] i, NP[acc]
comps h NP[acc]i]
Peter
reads
books
often
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
70/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Verbalkomplexbildung
• Deutsch, Niederländisch erlauben Verbalkomplexbildung:
(34) weil es ihm jemand zu lesen versprochen hat (Haider, 1990)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
71/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Verbalkomplexbildung
• Deutsch, Niederländisch erlauben Verbalkomplexbildung:
(34) weil es ihm jemand zu lesen versprochen hat (Haider, 1990)
Die Verben am Ende verhalten sich wie ein einfaches Verb.
Umordnung der Argumente ist möglich.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
71/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Verbalkomplexbildung
• Deutsch, Niederländisch erlauben Verbalkomplexbildung:
(34) weil es ihm jemand zu lesen versprochen hat (Haider, 1990)
Die Verben am Ende verhalten sich wie ein einfaches Verb.
Umordnung der Argumente ist möglich.
• Niederländisch:
(35)
a. dat Jan het boek wil lezen
dass Jan das Buch will lesen
‘dass Jan das Buch lesen will’
b. dat Jan Marie het boek laat lezen
dass Jan Maria das Buch läßt lesen
c. dat Jan Marie het boek wil laten lezen
dass Jan Marie das Buch will lassen lesen
‘dass Jan Maria das Buch lesen lassen will’
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
71/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Verbalkomplexbildung
• Deutsch, Niederländisch erlauben Verbalkomplexbildung:
(34) weil es ihm jemand zu lesen versprochen hat (Haider, 1990)
Die Verben am Ende verhalten sich wie ein einfaches Verb.
Umordnung der Argumente ist möglich.
• Niederländisch:
(35)
a. dat Jan het boek wil lezen
dass Jan das Buch will lesen
‘dass Jan das Buch lesen will’
b. dat Jan Marie het boek laat lezen
dass Jan Maria das Buch läßt lesen
c. dat Jan Marie het boek wil laten lezen
dass Jan Marie das Buch will lassen lesen
‘dass Jan Maria das Buch lesen lassen will’
• Englisch, Dänisch, . . . erlauben keine Umordnung von Konstituenten
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
71/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Variation
• Bei den Abfolgen im Verbalkomplex gibt es extreme Variation.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
72/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Variation
• Bei den Abfolgen im Verbalkomplex gibt es extreme Variation.
• Standardsprachlich: übergeordnetes Verb steht rechts: V3 V2 V1
(36) weil es ihm jemand zu lesen versprochen hat (Haider, 1990)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
72/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Variation
• Bei den Abfolgen im Verbalkomplex gibt es extreme Variation.
• Standardsprachlich: übergeordnetes Verb steht rechts: V3 V2 V1
(36) weil es ihm jemand zu lesen versprochen hat (Haider, 1990)
• In den Dialekten gibt es aber die buntesten Abfolgen.
Z.B. folgende (Müller, 1999, 376):
(37)
a. Ich hätte stapelweise Akten können haben.
b. weil ich mir das nich hab’ lassen gefallen
c. wenn se mir hier würden rausschmeißen, . . .
(Interviewpartner in:
Insekten und andere Nachbarn – ein Haus in Berlin, ARD 15.11.1995)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
72/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Argumentanziehung
V[h NP[nom], NP[acc] i ]
V[h NP[nom], NP[acc] i] V[h
lesen
Vi]
wird
• wird verlangt Infinitiv ohne zu
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
73/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Argumentanziehung
V[h NP[nom], NP[acc] i ]
V[h NP[nom], NP[acc] i] V[h NP[nom], NP[acc], V i ]
lesen
wird
• wird verlangt Infinitiv ohne zu und dessen Argumente
(Geach, 1970; Hinrichs & Nakazawa, 1994)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
73/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Argumentanziehung
V[h NP[nom], NP[acc] i ]
V[h NP[nom], NP[acc] i] V[h NP[nom], NP[acc], V i ]
lesen
wird
• wird verlangt Infinitiv ohne zu und dessen Argumente
(Geach, 1970; Hinrichs & Nakazawa, 1994)
• Verb wird gesättigt und ist am Mutterknoten nicht mehr in der Valenzliste
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
73/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Argumentanziehung
V[h NP[nom], NP[acc] i ]
V[h NP[nom], NP[acc] i] V[h NP[nom], NP[acc], V i ]
lesen
wird
• wird verlangt Infinitiv ohne zu und dessen Argumente
(Geach, 1970; Hinrichs & Nakazawa, 1994)
• Verb wird gesättigt und ist am Mutterknoten nicht mehr in der Valenzliste
• Kombination aus lesen und wird verhält sich wie einfaches Verb und kann mit
den Argumenten in beliebiger Reihenfolge kombiniert werden.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
73/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Verbalkomplexbildung und Scrambling: Normalstellung
V[h i]
V[h NP[nom] i]
NP[nom]
NP[acc]
V[h NP[nom], NP[acc]i]
V[h NP[nom], NP[acc]i] V[h NP[nom], NP[acc], V i]
keiner
das Buch
lesen
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
wird
74/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Verbalkomplexbildung und Scrambling: Acc < Nom
V[h i]
V[h NP[acc] i]
NP[acc]
NP[nom]
V[h NP[nom], NP[acc] i]
V[h NP[nom], NP[acc]i] V[h NP[nom], NP[acc], V i]
das Buch
keiner
lesen
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
wird
75/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Argumentanziehung im Detail
V[vform fin,
comps 1 ⊕
3
2
]
V[vform fin,
V[vform bse,
comps 1 ⊕
subj 1 h NP[nom] i,
2
comps h NP[acc] i ]
lesen
• Hilfsverb verlangt Infinitiv ohne zu (
2
⊕h
3
i]
wird
3
).
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
76/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Argumentanziehung im Detail
V[vform fin,
comps 1 ⊕
3
]
2
V[vform fin,
V[vform bse,
comps 1 ⊕
subj 1 h NP[nom] i,
2
comps h NP[acc] i ]
lesen
1
) und Komplemente (
⊕h
3
i]
wird
• Hilfsverb verlangt Infinitiv ohne zu (
• Subjekt (
2
2
3
).
) werden übernommen.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
76/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Argumentanziehung im Detail
V[vform fin,
comps 1 ⊕
3
2
]
V[vform fin,
V[vform bse,
comps 1 ⊕
subj 1 h NP[nom] i,
2
comps h NP[acc] i ]
lesen
• Hilfsverb verlangt Infinitiv ohne zu (
• Subjekt (
2
⊕h
3
i]
wird
3
).
) und Komplemente ( 2 ) werden übernommen.
• lesen wird hat dieselben Argumente wie liest
1
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
76/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Komplexere Komplexe
V[vform fin,
comps 1 ⊕
4
3
V[vform bse,
subj 1 ,
comps 2 ]
]
V[vform fin,
comps 1 ⊕
V[vform bse,
V[vform bse,
subj 1 ,
subj 1 h NP[nom] i,
comps 2 ⊕ h
comps 2 h NP[acc] i ]
lesen
2
3
2
⊕h
4
i]
i]
können
wird
Das geht auch zu dritt, Hauptsache, einer übernimmt die Verantwortung
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
77/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Komplexere Komplexe
V[vform fin,
comps 1 ⊕
4
3
V[vform bse,
subj 1 ,
comps 2 ]
]
V[vform fin,
comps 1 ⊕
V[vform bse,
V[vform bse,
subj 1 ,
subj 1 h NP[nom] i,
comps 2 ⊕ h
comps 2 h NP[acc] i ]
lesen
2
3
2
⊕h
4
i]
i]
können
wird
Das geht auch zu dritt, Hauptsache, einer übernimmt die Verantwortung
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
77/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Komplexere Komplexe
V[vform fin,
comps 1 ⊕
4
3
V[vform bse,
subj 1 ,
comps 2 ]
]
V[vform fin,
comps 1 ⊕
V[vform bse,
V[vform bse,
subj 1 ,
subj 1 h NP[nom] i,
comps 2 ⊕ h
comps 2 h NP[acc] i ]
lesen
2
3
2
⊕h
4
i]
i]
können
wird
Das geht auch zu dritt, Hauptsache, einer übernimmt die Verantwortung
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
77/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Oder auch mal andersrum
V[vform fin,
comps 1 ⊕
V[vform fin,
comps 1 ⊕
2
]
4
2
⊕h
4
i]
3
wird
V[vform bse,
subj 1 ,
comps 2 ]
V[vform bse,
V[vform bse,
subj 1 h NP[nom] i,
subj 1 ,
comps 2 h NP[acc] i ]
comps 2 ⊕ h
lesen
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
3
i]
können
78/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Oder auch mal andersrum
V[vform fin,
comps 1 ⊕
V[vform fin,
comps 1 ⊕
2
]
4
2
⊕h
4
i]
3
wird
V[vform bse,
subj 1 ,
comps 2 ]
V[vform bse,
V[vform bse,
subj 1 h NP[nom] i,
subj 1 ,
comps 2 h NP[acc] i ]
comps 2 ⊕ h
lesen
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
3
i]
können
78/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Oder auch mal andersrum
V[vform fin,
comps 1 ⊕
V[vform fin,
comps 1 ⊕
2
]
4
2
⊕h
4
i]
3
wird
V[vform bse,
subj 1 ,
comps 2 ]
V[vform bse,
V[vform bse,
subj 1 h NP[nom] i,
subj 1 ,
comps 2 h NP[acc] i ]
comps 2 ⊕ h
lesen
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
3
i]
können
78/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
English, Dänisch, . . .
• Normalerweise muss ein Argument vollständig sein,
wenn es mit seinem Kopf kombiniert wird.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
79/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
English, Dänisch, . . .
• Normalerweise muss ein Argument vollständig sein,
wenn es mit seinem Kopf kombiniert wird.
• Verbalkomplexe sind anders: Wörter werden direkt verbunden.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
79/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
English, Dänisch, . . .
• Normalerweise muss ein Argument vollständig sein,
wenn es mit seinem Kopf kombiniert wird.
• Verbalkomplexe sind anders: Wörter werden direkt verbunden.
• Englisch und Dänisch haben nur die normale Regel, im Deutschen,
Niederländischen gibt es zusätzlich die Verbalkomplexregel.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
79/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
English, Dänisch, . . .
• Normalerweise muss ein Argument vollständig sein,
wenn es mit seinem Kopf kombiniert wird.
• Verbalkomplexe sind anders: Wörter werden direkt verbunden.
• Englisch und Dänisch haben nur die normale Regel, im Deutschen,
Niederländischen gibt es zusätzlich die Verbalkomplexregel.
• Die Hilfsverben betten in den SVO-Sprachen eine Verbphrase ein:
(38) Peter [has [read
the book]].
Peter hat gelesen das Buch
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
79/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Verbalkomplexe ohne Verbalkomplexbildung?
• Vorschläge, Hilfsverben auch mit einer VP zu kombinieren (Wurmbrand, 2003a):
(39) dass keiner [[das Buch lesen] wird]
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
80/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Verbalkomplexe ohne Verbalkomplexbildung?
• Vorschläge, Hilfsverben auch mit einer VP zu kombinieren (Wurmbrand, 2003a):
(39) dass keiner [[das Buch lesen] wird]
• Wie funktioniert dann Scrambling?
(40) dass [das Buch]i keiner [[
i
lesen] wird]
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
80/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Verbalkomplexe ohne Verbalkomplexbildung?
• Vorschläge, Hilfsverben auch mit einer VP zu kombinieren (Wurmbrand, 2003a):
(39) dass keiner [[das Buch lesen] wird]
• Wie funktioniert dann Scrambling?
(40) dass [das Buch]i keiner [[
i
lesen] wird]
• Analysen, die Scrambling als Bewegung analysieren sind problematisch, da sie
das Vorhandensein zusätzlicher Lesarten bei der Umstellung von NPen mit
Quantoren vorhersagen (Kiss, 2001, S. 146; Fanselow, 2001, Abschnitt 2.6).
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
80/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbalkomplexbildung in den SOV-Sprachen
Übungsaufgaben
1. Skizzieren Sie die Analyse der Verbalkomplexe für die folgenden Beispiele:
(41)
a. dass er darüber lachen wird
b. dass er darüber wird lachen müssen
c. dass er über diesen Witz wird haben lachen müssen
2. Suchen Sie in der Zeitung oder in Korpora (COSMAS, COW) zwei
Verbalkomplexe mit mindestens drei Verben und analysieren Sie diese.
3. Suchen Sie in Korpora Verbalkomplex mit mehr als vier Verben. Dokumentieren
Sie Ihr Vorgehen.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
81/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Motivation der Verbletztstellung als Grundstellung: Partikeln
Bierwisch, 1963: Sogenannte Verbzusätze oder Verbpartikel
bilden mit dem Verb eine enge Einheit.
(42)
a. weil er morgen anfängt
b. Er fängt morgen an.
Diese Einheit ist nur in der Verbletzstellung zu sehen, was dafür spricht,
diese Stellung als Grundstellung anzusehen.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
82/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Stellung von Idiomen
(43)
a.
dass niemand dem Mann den Garaus macht
b. ?* dass dem Mann den Garaus niemand macht
c.
Niemand macht ihm den Garaus.
Idiomteile wollen nebeneinader stehen (43a,b).
Umstellung des Verbs ist abgeleitete Stellung. Nur zur Markierung des Satztyps.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
83/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Stellung in Nebensätzen
Verben in infiniten Nebensätzen und in durch eine Konjunktion eingeleiteten
finiten Nebensätzen stehen immer am Ende
(von Ausklammerungen ins Nachfeld abgesehen):
(44)
a. Der Clown versucht, Kurt-Martin die Ware zu geben.
b. dass der Clown Kurt-Martin die Ware gibt
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
84/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Stellung der Verben in SVO und SOV-Sprachen
Ørsnes (2009):
(45)
a. dass er ihn gesehen3 haben2 muss1
b. at han må1 have2 set3 ham
dass er muss haben sehen ihn
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
85/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Stellung der Verben in SVO und SOV-Sprachen
Ørsnes (2009):
(45)
a. dass er ihn gesehen3 haben2 muss1
b. at han må1 have2 set3 ham
dass er muss haben sehen ihn
Nur das finite Verb wird umgestellt, die anderen Verben bleiben hinten:
(46)
a. Muss er ihn gesehen haben?
b. Må han have set ham?
muss er haben sehen ihn
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
85/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Skopus
Netter, 1992, Abschnitt 2.3: Skopusbeziehungen der Adverbien hängt von ihrerer
Reihenfolge ab (Präferenzregel?):
Links stehendes Adverb hat Skopus über folgendes Adverb und Verb.
(47)
a. weil er [absichtlich [nicht lacht]]
b. weil er [nicht [absichtlich lacht]]
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
86/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Skopus
Netter, 1992, Abschnitt 2.3: Skopusbeziehungen der Adverbien hängt von ihrerer
Reihenfolge ab (Präferenzregel?):
Links stehendes Adverb hat Skopus über folgendes Adverb und Verb.
(47)
a. weil er [absichtlich [nicht lacht]]
b. weil er [nicht [absichtlich lacht]]
Bei Verberststellung ändern sich die Skopusverhältnisse nicht.
(48)
a. Er lacht absichtlich nicht.
b. Er lacht nicht absichtlich.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
86/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Skopus
Netter, 1992, Abschnitt 2.3: Skopusbeziehungen der Adverbien hängt von ihrerer
Reihenfolge ab (Präferenzregel?):
Links stehendes Adverb hat Skopus über folgendes Adverb und Verb.
(47)
a. weil er [absichtlich [nicht lacht]]
b. weil er [nicht [absichtlich lacht]]
Bei Verberststellung ändern sich die Skopusverhältnisse nicht.
(48)
a. Er lacht absichtlich nicht.
b. Er lacht nicht absichtlich.
Analyse:
(49)
a. Er lachti [absichtlich [nicht i ]].
b. Er lachti [nicht [absichtlich i ]].
Struktur ist in (49) und (47) genau gleich.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
86/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Mitunter nur SOV-Stellung möglich
Haider (1997), Meinunger (2001): Manche Verben lassen in Verbindung mit mehr
als nur Verbletztstellung zu:
(50)
a. dass Hans seinen Profit letztes Jahr mehr als verdreifachte
b. Hans hat seinen Profit letztes Jahr mehr als verdreifacht.
c. * Hans verdreifachte seinen Profit letztes Jahr mehr als.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
87/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Mitunter nur SOV-Stellung möglich
Haider (1997), Meinunger (2001): Manche Verben lassen in Verbindung mit mehr
als nur Verbletztstellung zu:
(50)
a. dass Hans seinen Profit letztes Jahr mehr als verdreifachte
b. Hans hat seinen Profit letztes Jahr mehr als verdreifacht.
c. * Hans verdreifachte seinen Profit letztes Jahr mehr als.
Höhle 1991, Haider 1993, S. 62: Über Rückbildung entstandene Verben können oft
nicht getrennt/umgestellt werden:
(51)
a. weil sie das Stück heute uraufführen
b. * Sie uraufführen heute das Stück.
c. * Sie führen heute das Stück urauf.
Zu einem Überblick siehe Müller, 2015.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
87/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Dänisch
• Negation verbindet sich mit der VP:
(52) at Jens ikke [VP læser bogen]
liest Buch.def
dass Jens nicht
‘dass Jens das Buch nicht liest’
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
88/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Dänisch
• Negation verbindet sich mit der VP:
(52) at Jens ikke [VP læser bogen]
liest Buch.def
dass Jens nicht
‘dass Jens das Buch nicht liest’
• In V2-Sätzen wird das finite Verb links von der Negation realisiert:
(53) Jens læser ikke bogen.
Jens liest nicht Buch.def
‘Jens liest das Buch nicht.’
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
88/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Dänisch
• Negation verbindet sich mit der VP:
(52) at Jens ikke [VP læser bogen]
liest Buch.def
dass Jens nicht
‘dass Jens das Buch nicht liest’
• In V2-Sätzen wird das finite Verb links von der Negation realisiert:
(53) Jens læser ikke bogen.
Jens liest nicht Buch.def
‘Jens liest das Buch nicht.’
• Das wird von vielen als Evidenz für Verbumstellung gesehen:
(54) Jens læseri ikke [VP
Jens liest nicht
i
bogen].
Buch.def
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
88/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Entscheidungsfragen wie im Deutschen V1-Stellung
(55)
a. at Jens læser bogen
dass Jens liest Buch.def
‘dass Jens das Buch liest’
b. Læser Jens bogen?
liest Jens Buch.def
‘Liest Jens das Buch?’
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
89/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Entscheidungsfragen wie im Deutschen V1-Stellung
(55)
a. at Jens læser bogen
dass Jens liest Buch.def
‘dass Jens das Buch liest’
b. Læser Jens bogen?
liest Jens Buch.def
‘Liest Jens das Buch?’
Analyse:
(56)
a. at Jens [VP læser bogen]
dass Jens
liest Buch.def
‘dass Jens das Buch liest’
b. Læseri Jens [VP i bogen]?
Buch.def
liest Jens
‘Liest Jens das Buch?’
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
89/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Verbumstellung im Deutschen als Informationsweitergabe
S
V h S//V i
V
S//V
V′//V
NP
NP
liestk
Jens das Buch
V//V
k
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
90/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Skopus
S
V h S//V i
V
S//V
V′//V
NP
V′//V
Adv
Adv
lachtk
er
nicht absichtlich
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
V//V
k
91/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Verbumstellung im Dänischen
S
S//V
V h S//V i
V
læserk
NP
Jens
VP//V
V//V
NP
k
bogen
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
92/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Verbumstellung im Dänischen mit Negation
S
S//V
V h S//V i
V
NP
VP//V
Adv
læserk
Jens ikke
VP//V
V//V
NP
k
bogen
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
93/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Verbstellung im Deutschen und Dänischen
Übungsaufgaben
1. Skizzieren Sie die Analyse für die folgenden Beispiele:
(57)
a. dass er darüber lachen wird
b. Wird er darüber lachen?
(58) Arbejder Bjarne ihærdigt på bogen.
arbeitet Bjarne ernsthaft an Buch.def
‘Arbeitet Bjarne ernsthaft an dem Buch?’
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
(Dänisch)
94/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Voranstellung
Extraktion
• Auch in Sprachen mit relativ fester Konstituentenstellung ist es mitunter
möglich, Konstituenten umzustellen:
(59)
a. This book, I read yesterday.
b. Yesterday, I read this book.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
95/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Voranstellung
Extraktion
• Auch in Sprachen mit relativ fester Konstituentenstellung ist es mitunter
möglich, Konstituenten umzustellen:
(59)
a. This book, I read yesterday.
b. Yesterday, I read this book.
• Die germanischen (V2-)Sprachen stellen irgendeine Konstituente vor das finite
Verb:
(60)
a.
b.
c.
d.
Ich habe das Buch gestern gelesen.
Das Buch habe ich gestern gelesen.
Gestern habe ich das Buch gelesen.
Gelesen habe ich das Buch gestern,
gekauft hatte ich es aber schon vor einem Monat.
e. Das Buch gelesen habe ich gestern.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
95/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Voranstellung
Extraktion ist nicht satzgebunden
• Extraktion kann über Satzgrenzen hinweggehen:
(61)
a. Chris, David saw.
b. Chris, we think that David saw.
c. Chris, we think Anna claims that David saw.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
96/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Voranstellung
Extraktion ist nicht satzgebunden
• Extraktion kann über Satzgrenzen hinweggehen:
(61)
a. Chris, David saw.
b. Chris, we think that David saw.
c. Chris, we think Anna claims that David saw.
• Im Deutschen wohl eher in den süddeutschen Varietäten, aber:
(62)
a. [Um zwei Millionen Mark]i soll er versucht haben,
[eine Versicherung i zu betrügen].4
b. Weri , glaubt er, daß er i ist?“ erregte sich ein Politiker vom Nil.5
”
c. Weni glaubst du, daß ich i gesehen habe.6
d. [Gegen ihn]i falle es den Republikanern hingegen schwerer,
[ [ Angriffe i ] zu lancieren].7
4 taz, 04.05.2001, S. 20.
5 Spiegel, 8/1999, S. 18.
6 Scherpenisse, 1986, S. 84.
7 taz, 08.02.2008, S. 9.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
96/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Voranstellung
Weitergabe von Information im Baum
S
NP
S/NP
NP
VP/NP
V
NP/NP
Chris David saw
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
97/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Voranstellung
Weitergabe von Information im Baum
S
NP
S/NP
NP
VP/NP
V
CP/NP
C
S/NP
NP
VP/NP
V
NP/NP
Chris we think that David saw
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
98/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Voranstellung
Weitergabe von Information im Baum: Deutsch (SOV)
S
S/NP
NP
V h S//V i
V
das Buch
liestk
S//V/NP
NP/NP
V′//V
NP
V//V
Jens
k
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
99/184
Strukturen der germanischen Sprachen
Syntax im Vergleich
Voranstellung
Weitergabe von Information im Baum: Dänisch (SVO)
S
S/NP
NP
V h S//V i
V
S//V/NP
NP
V′//V/NP
V//V NP/NP
bogen
læserk
Jens
k
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
100/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Subjekt und Adverbiale
Subjekt und Adverbiale
(63)
a. [Richtig] [Geld] wird aber nur im Briefgeschäft verdient.8
b. [Alle Träume] [gleichzeitig] lassen sich nur selten verwirklichen.9
c. [Weiterhin] [Hochbetrieb] herrscht am Innsbrucker Eisoval.10
8 taz, 28./29.10.2000, S. 5
9 Broschüre der Berliner Sparkasse, 1/1999
10 COSMAS. I00/JAN.00911
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
101/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Akkusativobjekt und PP
Akkusativobjekt und PP
(64) [Nichts] [mit derartigen Entstehungstheorien] hat es natürlich zu tun, wenn . . . (K.
Fleischmann, nach van de Velde, 1978)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
102/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Akkusativobjekt und PP
Akkusativobjekt und PP
(64) [Nichts] [mit derartigen Entstehungstheorien] hat es natürlich zu tun, wenn . . . (K.
Fleischmann, nach van de Velde, 1978)
(65) [Zum zweiten Mal] [die Weltmeisterschaft] errang Clark 1965. (Beneš, 1971)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
102/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Akkusativobjekt und PP
Akkusativobjekt und PP
(64) [Nichts] [mit derartigen Entstehungstheorien] hat es natürlich zu tun, wenn . . . (K.
Fleischmann, nach van de Velde, 1978)
(65) [Zum zweiten Mal] [die Weltmeisterschaft] errang Clark 1965. (Beneš, 1971)
(66) [Die Kinder] [nach Stuttgart] sollst du bringen. (Engel, 1970, S. 81)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
102/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Dativobjekt und PP
Dativobjekt und PP
(67) [Der Universität] [zum Jubiläum] gratulierte auch Bundesminister Dorothee
Wilms, die in den fünfziger Jahren in Köln studiert hatte. (Kölner
Universitätsjournal, 1988, S. 36, zitiert nach Dürscheid, 1989, S. 87)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
103/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Adjektiv und lokale oder direktionale PPen
Adjektiv und lokale oder direktionale PPen
(68) Einsam auf dem kleinen Bahnhof im Moor
blieb der lächelnde Junge zurück. (Heinrich Böll, nach Beneš, 1971)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
104/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Adjektiv und lokale oder direktionale PPen
Adjektiv und lokale oder direktionale PPen
(68) Einsam auf dem kleinen Bahnhof im Moor
blieb der lächelnde Junge zurück. (Heinrich Böll, nach Beneš, 1971)
(69) [Trocken] [durch die Stadt] kommt man am Wochenende
auch mit der BVG. (taz, 10.07.1998, S. 22)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
104/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Adjektiv und lokale oder direktionale PPen
Adjektiv und lokale oder direktionale PPen
(68) Einsam auf dem kleinen Bahnhof im Moor
blieb der lächelnde Junge zurück. (Heinrich Böll, nach Beneš, 1971)
(69) [Trocken] [durch die Stadt] kommt man am Wochenende
auch mit der BVG. (taz, 10.07.1998, S. 22)
Noch warm (Spiegel 4/2011, S. 116): Adjektiv und Präpositionalobjekt:
(70) [Offen] [über ihren Burnout] sprachen in jüngerer Zeit der Skispringer Sven
Hannawald, der Fernehkoch Tim Mälzer, die Publizistin Miriam Meckel und
der Politiker Matthias Platzeck.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
104/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Andere Muster
usw.
Es gibt Belege für:
• Adverbial gebrauchte Adjektive und direktionale/lokale PPen
• Nominalphrasen in Kopulakonstruktionen und Adverbiale
• Präpositionalphrasen in Kopulakonstruktionen und Adverbien
• Prädikative Konjunktionalphrasen und Adverb
• Direktionale Präpositionalphrasen und Adverbien
• Lokale Präpositionalphrasen und Adverbien
in Müller, 2003a und Datensammlung auf:
http://hpsg.fu-berlin.de/∼stefan/Pub/mehr-vf-ds.html
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
106/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Andere Muster
Empirische Grundlagen (DFG MU 2822/1-1 und SFB 632, A6)
• Datensammlung (Felix Bildhauer):
gegenwärtig > 3200 Instanzen von MF mit Kontext
• Annotiert mit syntaktischer Kategorie/Funktion und Informationsstruktur
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
107/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Beschränkungen
Beschränkungen
• Fanselow (1993): Vorangestellte Konstituenten müssen Satzgenossen sein.
(71) a. Ich glaube dem Linguisten nicht, einen Nobelpreis gewonnen zu haben.
b. * Dem Linguisten einen Nobelpreis glaube ich nicht gewonnen zu haben.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
108/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Beschränkungen
Beschränkungen
• Fanselow (1993): Vorangestellte Konstituenten müssen Satzgenossen sein.
(71) a. Ich glaube dem Linguisten nicht, einen Nobelpreis gewonnen zu haben.
b. * Dem Linguisten einen Nobelpreis glaube ich nicht gewonnen zu haben.
c. Ich habe den Mann gebeten, den Brief in den Kasten zu werfen.
d. * Den Mann in den Kasten habe ich gebeten, den Brief zu werfen.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
108/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Beschränkungen
Beschränkungen
• Fanselow (1993): Vorangestellte Konstituenten müssen Satzgenossen sein.
(71) a. Ich glaube dem Linguisten nicht, einen Nobelpreis gewonnen zu haben.
b. * Dem Linguisten einen Nobelpreis glaube ich nicht gewonnen zu haben.
c. Ich habe den Mann gebeten, den Brief in den Kasten zu werfen.
d. * Den Mann in den Kasten habe ich gebeten, den Brief zu werfen.
• Erklärung:
Konstituenten im Vorfeld hängen von leerem Kopf ab oder modifizieren ihn.
Der leere Kopf steht in Beziehung zu einem Verb (Fanselow 1993;
Hoberg 1997)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
108/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Beschränkungen
Beschränkungen
• Fanselow (1993): Vorangestellte Konstituenten müssen Satzgenossen sein.
(71) a. Ich glaube dem Linguisten nicht, einen Nobelpreis gewonnen zu haben.
b. * Dem Linguisten einen Nobelpreis glaube ich nicht gewonnen zu haben.
c. Ich habe den Mann gebeten, den Brief in den Kasten zu werfen.
d. * Den Mann in den Kasten habe ich gebeten, den Brief zu werfen.
• Erklärung:
Konstituenten im Vorfeld hängen von leerem Kopf ab oder modifizieren ihn.
Der leere Kopf steht in Beziehung zu einem Verb (Fanselow 1993;
Hoberg 1997)
• empirische Überprüfung der Vorhersagen/Behauptungen:
• Phrasen im VF hängen vom selben Verb ab.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
108/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Beschränkungen
Beschränkungen
• Fanselow (1993): Vorangestellte Konstituenten müssen Satzgenossen sein.
(71) a. Ich glaube dem Linguisten nicht, einen Nobelpreis gewonnen zu haben.
b. * Dem Linguisten einen Nobelpreis glaube ich nicht gewonnen zu haben.
c. Ich habe den Mann gebeten, den Brief in den Kasten zu werfen.
d. * Den Mann in den Kasten habe ich gebeten, den Brief zu werfen.
• Erklärung:
Konstituenten im Vorfeld hängen von leerem Kopf ab oder modifizieren ihn.
Der leere Kopf steht in Beziehung zu einem Verb (Fanselow 1993;
Hoberg 1997)
• empirische Überprüfung der Vorhersagen/Behauptungen:
• Phrasen im VF hängen vom selben Verb ab.
!
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
108/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Beschränkungen
Beschränkungen
• Fanselow (1993): Vorangestellte Konstituenten müssen Satzgenossen sein.
(71) a. Ich glaube dem Linguisten nicht, einen Nobelpreis gewonnen zu haben.
b. * Dem Linguisten einen Nobelpreis glaube ich nicht gewonnen zu haben.
c. Ich habe den Mann gebeten, den Brief in den Kasten zu werfen.
d. * Den Mann in den Kasten habe ich gebeten, den Brief zu werfen.
• Erklärung:
Konstituenten im Vorfeld hängen von leerem Kopf ab oder modifizieren ihn.
Der leere Kopf steht in Beziehung zu einem Verb (Fanselow 1993;
Hoberg 1997)
• empirische Überprüfung der Vorhersagen/Behauptungen:
• Phrasen im VF hängen vom selben Verb ab.
!
• Anordnung der Konstituenten wie im Mittelfeld
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
108/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Beschränkungen
Beschränkungen
• Fanselow (1993): Vorangestellte Konstituenten müssen Satzgenossen sein.
(71) a. Ich glaube dem Linguisten nicht, einen Nobelpreis gewonnen zu haben.
b. * Dem Linguisten einen Nobelpreis glaube ich nicht gewonnen zu haben.
c. Ich habe den Mann gebeten, den Brief in den Kasten zu werfen.
d. * Den Mann in den Kasten habe ich gebeten, den Brief zu werfen.
• Erklärung:
Konstituenten im Vorfeld hängen von leerem Kopf ab oder modifizieren ihn.
Der leere Kopf steht in Beziehung zu einem Verb (Fanselow 1993;
Hoberg 1997)
• empirische Überprüfung der Vorhersagen/Behauptungen:
• Phrasen im VF hängen vom selben Verb ab.
!
• Anordnung der Konstituenten wie im Mittelfeld
!
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
108/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Gliederung
• Das Phänomen
• Bisherige Ansätze
• Die Analyse
• Zusammenfassung und zukünftige Arbeiten
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Wunderlich, 1984 und Dürscheid, 1989
• Wunderlich (1984): PPen bilden eine komplexe PP im Vorfeld.
(72) a. [PP [PP Zu ihren Eltern] [PP nach Stuttgart]] ist sie gefahren.
b. [PP [PP Von München] [PP nach Hamburg]] sind es 900 km.
c. [PP [PP Durch den Park] [PP zum Bahnhof]] sind sie gefahren.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
109/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Wunderlich, 1984 und Dürscheid, 1989
• Wunderlich (1984): PPen bilden eine komplexe PP im Vorfeld.
(72) a. [PP [PP Zu ihren Eltern] [PP nach Stuttgart]] ist sie gefahren.
b. [PP [PP Von München] [PP nach Hamburg]] sind es 900 km.
c. [PP [PP Durch den Park] [PP zum Bahnhof]] sind sie gefahren.
• zweite PP modifiziert die erste
möglich, wenn PPs dieselbe semantische Rolle füllen
PPs in (72a) sind goal einer Bewegung
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
109/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Wunderlich, 1984 und Dürscheid, 1989
• Wunderlich (1984): PPen bilden eine komplexe PP im Vorfeld.
(72) a. [PP [PP Zu ihren Eltern] [PP nach Stuttgart]] ist sie gefahren.
b. [PP [PP Von München] [PP nach Hamburg]] sind es 900 km.
c. [PP [PP Durch den Park] [PP zum Bahnhof]] sind sie gefahren.
• zweite PP modifiziert die erste
möglich, wenn PPs dieselbe semantische Rolle füllen
PPs in (72a) sind goal einer Bewegung
• Wunderlich subsumiert verschiedene thematische Rollen der PPen in (72b–c)
(Source, Path und Goal einer Bewegung) unter eine, nämlich die Lokalisierung
einer Bewegung
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
109/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Wunderlich, 1984 und Dürscheid, 1989
• Wunderlich (1984): PPen bilden eine komplexe PP im Vorfeld.
(72) a. [PP [PP Zu ihren Eltern] [PP nach Stuttgart]] ist sie gefahren.
b. [PP [PP Von München] [PP nach Hamburg]] sind es 900 km.
c. [PP [PP Durch den Park] [PP zum Bahnhof]] sind sie gefahren.
• zweite PP modifiziert die erste
möglich, wenn PPs dieselbe semantische Rolle füllen
PPs in (72a) sind goal einer Bewegung
• Wunderlich subsumiert verschiedene thematische Rollen der PPen in (72b–c)
(Source, Path und Goal einer Bewegung) unter eine, nämlich die Lokalisierung
einer Bewegung
• Dürscheid nimmt solch eine Analyse auch für hier diskutierte Fälle an.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
109/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Probleme des Wunderlichschen Ansatzes
• Lässt sich nicht für andere Fälle in (63) – (71) verwenden:
(73) [Alle Träume] [gleichzeitig] lassen sich nur selten verwirklichen.11
11 Broschüre der Berliner Sparkasse, 1/1999
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
110/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Probleme des Wunderlichschen Ansatzes
• Lässt sich nicht für andere Fälle in (63) – (71) verwenden:
(73) [Alle Träume] [gleichzeitig] lassen sich nur selten verwirklichen.11
• Was ist die Kategorie der Projektion im Vorfeld?
11 Broschüre der Berliner Sparkasse, 1/1999
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
110/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Probleme des Wunderlichschen Ansatzes
• Lässt sich nicht für andere Fälle in (63) – (71) verwenden:
(73) [Alle Träume] [gleichzeitig] lassen sich nur selten verwirklichen.11
• Was ist die Kategorie der Projektion im Vorfeld?
• Warum sollten semantische Rollen verschiedener Konstituenten zusammengefaßt
werden?
11 Broschüre der Berliner Sparkasse, 1/1999
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
110/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Probleme des Wunderlichschen Ansatzes
• Lässt sich nicht für andere Fälle in (63) – (71) verwenden:
(73) [Alle Träume] [gleichzeitig] lassen sich nur selten verwirklichen.11
• Was ist die Kategorie der Projektion im Vorfeld?
• Warum sollten semantische Rollen verschiedener Konstituenten zusammengefaßt
werden?
• Was ist mit Adjunkten? Adjunkte bekommen keine Rollen.
11 Broschüre der Berliner Sparkasse, 1/1999
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
110/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
?
Mehrere Konstituenten = mehrere Extraktionen (Müller, 2000)
• Idee: Beide Konstituenten sind Teile von Fernabhängigkeiten.
• Die erste wird als Füller in einer Füller-Lücke-Konstruktion abgebunden.
• Die zweite wird oberhalb dieser Konstruktion ebenfalls in einer
Füller-Lücke-Konstruktion abgebunden.
S[slash hi]
C1
S[slash hC1 i]
C2
S[slash hC1 , C2 i]
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
111/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Probleme mit der Monotonie und mit Idioms
• einige Teile von manchen Idiomen können nur zusammen vorangestellt werden:
(74) a. [Öl] [ins Feuer] goß gestern das Rote-Khmer-Radio: [. . . ]12
b. * [ins Feuer] goß gestern das Rote-Khmer-Radio Öl: [. . . ]
12 taz, 18.06.1997, S. 8
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
112/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Probleme mit der Monotonie und mit Idioms
• einige Teile von manchen Idiomen können nur zusammen vorangestellt werden:
(74) a. [Öl] [ins Feuer] goß gestern das Rote-Khmer-Radio: [. . . ]12
b. * [ins Feuer] goß gestern das Rote-Khmer-Radio Öl: [. . . ]
(75) a. [Das Tüpfel] [aufs i] setze der Bürgermeister von Miami, [. . . ]13
b. * [aufs i] setze der Bürgermeister von Miami das Tüpfel, [. . . ]
12 taz, 18.06.1997, S. 8
13 taz, 25.04.2000, S. 3
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
112/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Probleme mit der Monotonie und mit Idioms
• einige Teile von manchen Idiomen können nur zusammen vorangestellt werden:
(74) a. [Öl] [ins Feuer] goß gestern das Rote-Khmer-Radio: [. . . ]12
b. * [ins Feuer] goß gestern das Rote-Khmer-Radio Öl: [. . . ]
(75) a. [Das Tüpfel] [aufs i] setze der Bürgermeister von Miami, [. . . ]13
b. * [aufs i] setze der Bürgermeister von Miami das Tüpfel, [. . . ]
(76) a. [Ihr Fett] [weg] bekamen natürlich auch alte und neue Regierung [. . . ]14
b. * [Weg] bekamen natürlich auch alte und neue Regierung ihr Fett
12 taz, 18.06.1997, S. 8
13 taz, 25.04.2000, S. 3
14 Mannheimer Morgen, 10.3.1999
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
112/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Bisherige Ansätze
Probleme mit der Monotonie und mit Idioms
• einige Teile von manchen Idiomen können nur zusammen vorangestellt werden:
(74) a. [Öl] [ins Feuer] goß gestern das Rote-Khmer-Radio: [. . . ]12
b. * [ins Feuer] goß gestern das Rote-Khmer-Radio Öl: [. . . ]
(75) a. [Das Tüpfel] [aufs i] setze der Bürgermeister von Miami, [. . . ]13
b. * [aufs i] setze der Bürgermeister von Miami das Tüpfel, [. . . ]
(76) a. [Ihr Fett] [weg] bekamen natürlich auch alte und neue Regierung [. . . ]14
b. * [Weg] bekamen natürlich auch alte und neue Regierung ihr Fett
• Um die einzelnen Extraktionen in den b-Beispielen auszuschließen,
müßte man Beschränkungen formulieren, die Extraktion nur dann zulassen,
wenn die anderen Elemente auch extrahiert werden.
12 taz, 18.06.1997, S. 8
13 taz, 25.04.2000, S. 3
14 Mannheimer Morgen, 10.3.1999
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
112/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Gliederung
• Das Phänomen
• Bisherige Ansätze
• Die Analyse
• Grundannahmen
• Details der Analyse
• Zusammenfassung und zukünftige Arbeiten
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Grundannahmen: Konstituentenstellung und Valenz
VP
NP[nom]
jeder
V′
NP[acc]
V
ihn
kennt
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
113/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Grundannahmen: Konstituentenstellung und Valenz
VP
NP[nom]
V′
NP[acc]
jeder
ihn
V hNP[nom], NP[acc]i
kennt
• Valenzanforderung ist in einer Liste repräsentiert
• Ein beliebiges Element der Liste kann mit Kopf kombiniert werden.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
113/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Grundannahmen: Konstituentenstellung und Valenz
VP h i
V′ hNP[nom]i
NP[nom]
NP[acc]
jeder
ihn
V hNP[nom], NP[acc]i
kennt
• Valenzanforderung ist in einer Liste repräsentiert
• Ein beliebiges Element der Liste kann mit Kopf kombiniert werden.
• Liste mit restlichen Elementen wird nach oben gegeben.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
113/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Grundannahmen: Konstituentenstellung und Valenz
VP h i
V′ hNP[nom]i
NP[nom]
NP[acc]
jeder
ihn
V hNP[nom], NP[acc]i
kennt
• Valenzanforderung ist in einer Liste repräsentiert
• Ein beliebiges Element der Liste kann mit Kopf kombiniert werden.
• Liste mit restlichen Elementen wird nach oben gegeben.
• Beliebige Reihenfolge der Abbindung →
auch Abfolge Acc < Nom analysierbar.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
113/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Repräsentationen und Lexikonregeln: Verbbewegung
VP
V h VP i
V
VP
V′
NP
NP
kenntk
jeder
ihn
V
[
]k
• In Verberstsätzen steht in der Verbletztposition eine Spur.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
114/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Repräsentationen und Lexikonregeln: Verbbewegung
VP
V h VP i
V
VP
V′
NP
NP
kenntk
jeder
ihn
V
[
]k
• In Verberstsätzen steht in der Verbletztposition eine Spur.
• In Verberststellung steht eine besondere Form des Verbs,
die eine Projektion der Verbspur selegiert.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
114/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Repräsentationen und Lexikonregeln: Verbbewegung
VP
V h VP i
V
VP
V′
NP
NP
kenntk
jeder
ihn
V
[
]k
• In Verberstsätzen steht in der Verbletztposition eine Spur.
• In Verberststellung steht eine besondere Form des Verbs,
die eine Projektion der Verbspur selegiert.
• Dieser spezielle Lexikoneintrag ist durch eine Lexikonregel lizenziert.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
114/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Repräsentationen und Lexikonregeln: Verbbewegung
VP
V h VP//V i
V
kenntk
VP//V
V′ //V
NP
jeder
NP
V//V
ihn
[
]k
• In Verberstsätzen steht in der Verbletztposition eine Spur.
• In Verberststellung steht eine besondere Form des Verbs,
die eine Projektion der Verbspur selegiert.
• Dieser spezielle Lexikoneintrag ist durch eine Lexikonregel lizenziert.
• Verbindung Verb/Spur durch Informationsweitergabe im Baum
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
114/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Konstituentenbewegung
VP
NP
VP/NP
V
V
VP/NP
NP/NP
V′
NP
diesen Manni
kennt
[
]i
V
jeder
[
]k
• Wie bei Verbbewegung: Spur an ursprünglicher normaler“ Position.
”
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
115/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Konstituentenbewegung
VP
NP
VP/NP
V
V
VP/NP
NP/NP
V′
NP
diesen Manni
kennt
[
]i
V
jeder
[
]k
• Wie bei Verbbewegung: Spur an ursprünglicher normaler“ Position.
• Weiterreichen der Information im Baum
”
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
115/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Konstituentenbewegung
VP
NP
VP/NP
V
V
VP/NP
NP/NP
V′
NP
diesen Manni
kennt
[
]i
V
jeder
[
]k
• Wie bei Verbbewegung: Spur an ursprünglicher normaler“ Position.
• Weiterreichen der Information im Baum
”
• Konstituentenbewegung ist nicht lokal, Verbbewegung ist lokal
mit zwei verschiedenen Merkmalen modelliert (slash vs. dsl)
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
115/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Der Verbalkomplex
VP
NP[nom]
V′
NP[acc]
er
sie
V
V
V
lieben
will
• Verben bilden einen Komplex
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
116/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Der Verbalkomplex
VP
NP[nom]
V′
NP[acc]
V
V h NP[nom], NP[acc] i
er
sie
lieben
V h NP[nom], NP[acc], V i
will
• Verben bilden einen Komplex
• Argumente werden vom Matrixverb angezogen.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
116/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Der Verbalkomplex
VP
NP[nom]
V′
NP[acc]
V
V h NP[nom], NP[acc] i
er
sie
lieben
V h NP[nom], NP[acc], V i
will
• Verben bilden einen Komplex
• Argumente werden vom Matrixverb angezogen.
• Matrixverb selegiert eingebettetes Verb und dessen Argumente.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
116/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Der Verbalkomplex
VP
NP[nom]
V′
V h NP[nom], NP[acc] i
NP[acc]
V h NP[nom], NP[acc] i
er
sie
lieben
V h NP[nom], NP[acc], V i
will
• Verben bilden einen Komplex
• Argumente werden vom Matrixverb angezogen.
• Matrixverb selegiert eingebettetes Verb und dessen Argumente.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
116/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Der Verbalkomplex
VP h i
V′ h NP[nom] i
NP[nom]
V h NP[nom], NP[acc] i
NP[acc]
V h NP[nom], NP[acc] i
er
sie
lieben
V h NP[nom], NP[acc], V i
will
• Verben bilden einen Komplex
• Argumente werden vom Matrixverb angezogen.
• Matrixverb selegiert eingebettetes Verb und dessen Argumente.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
116/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Die Analyse
Der Verbalkomplex
VP h i
V′ h NP[nom] i
NP[nom]
V h NP[nom], NP[acc] i
NP[acc]
V h NP[nom], NP[acc] i
er
sie
[
]
V h NP[nom], NP[acc], V i
will
• Verben bilden einen Komplex
• Argumente werden vom Matrixverb angezogen.
• Matrixverb selegiert eingebettetes Verb und dessen Argumente.
• Funktioniert auch, wenn infinites Verb vorangestellt ist:
Nicht im Vorfeld gesättigte Argumente, werden angezogen.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
116/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Ein leerer Kopf im Vorfeld
Die Analyse: Ein leerer Kopf im Vorfeld
• Fanselow (1993) und Hoberg (1997) haben leeren Kopf vorgeschlagen.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
117/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Ein leerer Kopf im Vorfeld
Die Analyse: Ein leerer Kopf im Vorfeld
• Fanselow (1993) und Hoberg (1997) haben leeren Kopf vorgeschlagen.
• Hoberg: Leerer Kopf ist Teil des Prädikatskomplexes.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
117/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Ein leerer Kopf im Vorfeld
Die Analyse: Ein leerer Kopf im Vorfeld
• Fanselow (1993) und Hoberg (1997) haben leeren Kopf vorgeschlagen.
• Hoberg: Leerer Kopf ist Teil des Prädikatskomplexes.
• Annahme: leerer Kopf ist dieselbe Spur wie bei Verbbewegung
(77) [VP [Zum zweiten Mal] [die Weltmeisterschaft]
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
V ]i
errang Clark 1965
i.
117/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Ein leerer Kopf im Vorfeld
Verbalkomplex und Voranstellung
Analyse des Verbalkomplexes und Partial Verb Phrase Fronting (PVP):
(78) a. daß Clark 1965 zum zweiten Mal die Weltmeisterschaft errungen hat
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
118/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Ein leerer Kopf im Vorfeld
Verbalkomplex und Voranstellung
Analyse des Verbalkomplexes und Partial Verb Phrase Fronting (PVP):
(78) a. daß Clark 1965 zum zweiten Mal die Weltmeisterschaft errungen hat
b. [V′ [Zum zweiten Mal] errungen]i hat Clark die Weltmeisterschaft 1965
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
i.
118/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Ein leerer Kopf im Vorfeld
Verbalkomplex und Voranstellung
Analyse des Verbalkomplexes und Partial Verb Phrase Fronting (PVP):
(78) a. daß Clark 1965 zum zweiten Mal die Weltmeisterschaft errungen hat
b. [V′ [Zum zweiten Mal] errungen]i hat Clark die Weltmeisterschaft 1965 i .
c. [VP [Zum zweiten Mal] [die Weltmeisterschaft] errungen]i hat Clark 1965 i .
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
118/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Ein leerer Kopf im Vorfeld
Verbalkomplex und Voranstellung
Analyse des Verbalkomplexes und Partial Verb Phrase Fronting (PVP):
(78) a. daß Clark 1965 zum zweiten Mal die Weltmeisterschaft errungen hat
b. [V′ [Zum zweiten Mal] errungen]i hat Clark die Weltmeisterschaft 1965 i .
c. [VP [Zum zweiten Mal] [die Weltmeisterschaft] errungen]i hat Clark 1965 i .
Voranstellung mit leerem verbalen Kopf ist parallel zu PVP:
(79) [VP
[Zum zweiten Mal] [die Weltmeisterschaft]
V
]i errang Clark 1965
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
i.
118/184
Syntax im Vergleich
Exkurs: Verbstellung und scheinbar mehrfache Vorfeldbesetzung
Ein leerer Kopf im Vorfeld
Verbalkomplex und Voranstellung
Analyse des Verbalkomplexes und Partial Verb Phrase Fronting (PVP):
(78) a. daß Clark 1965 zum zweiten Mal die Weltmeisterschaft errungen hat
b. [V′ [Zum zweiten Mal] errungen]i hat Clark die Weltmeisterschaft 1965 i .
c. [VP [Zum zweiten Mal] [die Weltmeisterschaft] errungen]i hat Clark 1965 i .
Voranstellung mit leerem verbalen Kopf ist parallel zu PVP:
(79) [VP
[Zum zweiten Mal] [die Weltmeisterschaft]
V
]i errang Clark 1965
i.
PVP ist in der HPSG gut verstanden:
siehe u. a. Müller, 1997, 1999; Meurers, 1999a.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
118/184
Syntax im Vergleich
Passiv
Subjekte
Subjekte (Deutsch)
• Was ist ein Subjekt?
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
119/184
Syntax im Vergleich
Passiv
Subjekte
Subjekte (Deutsch)
• Was ist ein Subjekt?
• Nicht-prädikative Nominalgruppen im Deutschen:
(80)
a. Der Mann lacht.
b. Der Mann hilft ihr.
c. Der Mann gibt ihr ein Buch.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
119/184
Syntax im Vergleich
Passiv
Subjekte
Subjekte (Deutsch)
• Was ist ein Subjekt?
• Nicht-prädikative Nominalgruppen im Deutschen:
(80)
a. Der Mann lacht.
b. Der Mann hilft ihr.
c. Der Mann gibt ihr ein Buch.
• Was ist mit dem Genitiv und Dativ in (81)?
(81)
a. Des Opfers wurde gedacht.
b. Dem Mann wurde geholfen.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
119/184
Syntax im Vergleich
Passiv
Subjekte
Subjekte (Deutsch)
• Was ist ein Subjekt?
• Nicht-prädikative Nominalgruppen im Deutschen:
(80)
a. Der Mann lacht.
b. Der Mann hilft ihr.
c. Der Mann gibt ihr ein Buch.
• Was ist mit dem Genitiv und Dativ in (81)?
(81)
a. Des Opfers wurde gedacht.
b. Dem Mann wurde geholfen.
Diese werden im Deutschen nicht zu den Subjekten gezählt.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
119/184
Syntax im Vergleich
Passiv
Subjekte
Subjekte (Isländisch)
• Abfolge für die SVO-Sprache Isländisch ist identisch (Zaenen et al., 1985):
(82)
a. Þeim var
hjalpak.
sie.. wurde geholfen
b. Hennar var
saknak.
sie..
wurde vermisst
An der Stellung in V2-Sätzen kann man grammatische Funktion nicht ablesen,
da die NPen auch vorangestellte Objekte sein könnten.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
120/184
Syntax im Vergleich
Passiv
Subjekte
Subjekte (Isländisch)
• Abfolge für die SVO-Sprache Isländisch ist identisch (Zaenen et al., 1985):
(82)
a. Þeim var
hjalpak.
sie.. wurde geholfen
b. Hennar var
saknak.
sie..
wurde vermisst
An der Stellung in V2-Sätzen kann man grammatische Funktion nicht ablesen,
da die NPen auch vorangestellte Objekte sein könnten.
• Zaenen, Maling & Thráinsson (1985) zeigen, dass es sinnvoll ist,
diese Nicht-Nominative als Subjekte zu behandeln.
• Kontrollierbarkeit
• Stellung
• ...
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
120/184
Syntax im Vergleich
Passiv
Subjekte
Subjekte (Isländisch)
• Abfolge für die SVO-Sprache Isländisch ist identisch (Zaenen et al., 1985):
(82)
a. Þeim var
hjalpak.
sie.. wurde geholfen
b. Hennar var
saknak.
sie..
wurde vermisst
An der Stellung in V2-Sätzen kann man grammatische Funktion nicht ablesen,
da die NPen auch vorangestellte Objekte sein könnten.
• Zaenen, Maling & Thráinsson (1985) zeigen, dass es sinnvoll ist,
diese Nicht-Nominative als Subjekte zu behandeln.
• Kontrollierbarkeit
• Stellung
• ...
• Solche Nicht-Nominativ-Subjekte werden auch schräge Subjekte genannt.
auch quirky subjects oder oblique subjects
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
120/184
Syntax im Vergleich
Passiv
Subjekte
Subjekt: Stellung V2-Sätze
• Subjekte folgen unmittelbar auf das finite Verb, wenn eine andere Konstituente
vorangestellt wurde Zaenen, Maling & Thráinsson (1985, Abschnitt 2.3):
(83)
a.
Meb þessari byssu skaut Ólafur refinn.
mit diesem Gewehr schoss Olaf. den.Fuchs.
b. * Meb þessari byssu skaut refinn
Ólafur.
mit diesem Gewehr schoss den.Fuchs. Olaf.
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
121/184
Syntax im Vergleich
Passiv
Subjekte
Subjekt: Stellung in V2-Sätzen
• Auch in W-Fragen:
(84)
a.
Hvenær hafki Sigga hjfilpak Haraldi?
wann hat Sigga. geholfen Harold.
(W-Frage)
b. * Hvenær hafki Haraldi Sigga hjfilpak?
wann hat Harald. Sigga. geholfen
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
122/184
Syntax im Vergleich
Passiv
Subjekte
Subjekt: Stellung in V2-Sätzen
• Auch in W-Fragen:
(84)
a.
Hvenær hafki Sigga hjfilpak Haraldi?
wann hat Sigga. geholfen Harold.
(W-Frage)
b. * Hvenær hafki Haraldi Sigga hjfilpak?
wann hat Harald. Sigga. geholfen
• Dativobjekt kann vorangestellt werden, dann aber ganz nach vorn:
(85)
Haraldi hafki Sigga aldrei hjfilpak.
Harald. hat Sigga. nie geholfen
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
(V2-Satz)
122/184
Syntax im Vergleich
Passiv
Subjekte
Subjekt: Stellung in V1-Sätzen
• Auch in Entscheidungsfragen:
(86)
a.
Hafki Sigga aldrei hjfilpak Haraldi?
hat Sigga. nie geholfen Harald.
b. * Hafki Haraldi Sigga aldrei hjfilpak?
hat Harald. Sigga. nie geholfen
c Stefan Müller 2016, FU Berlin, Philosophie und Geisteswissenschaften, Deutsche Grammatik
123/184
Herunterladen