INSTITUT FÜR MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE UNIVERSITÄTSKLINIKUM ESSEN Akkreditiertes Institut nach DIN EN ISO 15189 Hufelandstr. 55, 45122 Essen Dir.: Prof. Dr. med. J. Buer, Tel.: 02 01 / 7 23 - 35 00, Fax: 02 01 / 7 23 – 56 02 Praktikum Hygiene, Mikrobiologie, Virologie Teilbereich Mikrobiologie - Bakteriologie, Mykologie, Parasitologie, Infektionsimmunologie, antimikrobielle Chemotherapie - PROGRAMM Organisatorisches - Zeit, Ort, Einteilung in Kleingruppen - Abschlussklausur Inhaltliches - Lernziele - Themen 1. Gewinnung, Transport, Primärmikroskopie und Anlegen von Untersuchungsmaterial 2. Isolierung und Identifizierung von Bakterien 3. Antimikrobielle Chemotherapie 4. Nachweis von Antigenen und Antikörpern 5. Mykologie und Parasitologie 5. Auflage, WS 08/09 Univ.-Prof. Dr. med. Jan Buer -2- Organisatorisches - Das Praktikum wird in zwei bis drei Parallelkursen durchgeführt: Freitag, 14-16 Uhr Montag, 13-15 Uhr Dienstag, 12-14 Uhr (optionaler Parallelkurs) Die Zuordnung zu einem Kurs wird vom Dekanat bzw. Prof. Rettenmeier (Hygiene) getroffen, der Ihnen auch eine Übersicht über die Termine des gesamten Praktikums zu Beginn der Veranstaltung aushändigt. - Der Praktikumsteil Mikrobiologie umfasst 5 Unterrichtseinheiten und findet im Kurssaal Mikrobiologie (KL 171) sowie in Räumen des Robert-Koch-Hauses statt. Der Unterricht erfolgt in Kleingruppen mit maximal 9 Studierenden. - Vor jeder Unterrichtseinheit ziehen Sie bitte im Umkleideraum des Kurssaalgebäudes Ihren Schutzkittel an. Deponieren Sie dort Taschen, Regenschirme, Sturzhelme etc. Sie benötigen im Praktikum nur Notizheft und Schreibgerät. - Zur ersten Unterrichtseinheit begeben Sie sich bitte in den Kurssaal Mikrobiologie (KL 171). Dort erfolgt die Einteilung in Kleingruppen, die Zuweisung der Kleingruppenleiter/innen und die Angabe der Unterrichtsräume. Bei der 2.-5. Unterrichtseinheit begeben Sie sich bitte nach dem Umkleiden direkt in Ihren Kleingruppenraum. - Geplante Fehlzeiten können aus fachlichen Gründen nicht eingeräumt werden. - Die Abschlussklausur wird von Prof. Rettenmeier (Hygiene) organisiert, der Ihnen zu Beginn des Praktikums Ort und Termin mitteilt. Der Test wird schriftlich mit Multiplechoice-Fragen durchgeführt. Auf den Teilbereich Mikrobiologie entfallen 30 Fragen. Bitte beachten Sie, daß sich die Fragen auf das gesamte Fach Mikrobiologie beziehen und nicht nur auf die im Praktikum behandelten Methoden. Lehrbuchempfehlung zur Klausurvorbereitung: Köhler, W. et al.: Medizinische Mikrobiologie. 8. Auflage. Urban und Fischer Verlag, München-Jena 2001. - In der ersten Unterrichtsstunde werden Sie von Ihrer/Ihrem Kleingruppenleiter/in über Hygiene- und Arbeitssicherheitsvorschriften im mikrobiologischen Labor belehrt. - In Unterrichtspausen werden Kaffee und Plätzchen gereicht. - Bei organisatorischen und sonstigen Problemen, die nicht von Ihrem/Ihrer Kleingruppenleiter/in gelöst werden können, wenden Sie sich bitte an den Organisator des Teilpraktikums Mikrobiologie, Herrn Priv.-Doz. Dr. Müller, oder an Herrn Prof. Dr. Buer. -3- Lernziele Die Medizinische Mikrobiologie ist ein sog. klinisch-theoretisches Fach, d. h. sie beschäftigt sich mit erkrankten Menschen, aber nicht direkt, sondern indirekt durch Analyse von Ausscheidungen oder auf invasivem Wege gewonnenen Proben. Die Medizinische Mikrobiologie ist außerdem ein typisches Querschnittsfach: Infektionen kommen in allen klinischen Disziplinen vor; bei einer postoperativen Wundinfektion ist die Medizinische Mikrobiologie genauso gefragt wie bei einer psychischen Auffälligkeit, die durch eine Infektion verursacht sein könnte. Für Studierende am wichtigsten: Die Medizinische Mikrobiologie ist ein verwirrendes Fach; allein die Vielzahl der Mikroben bringt manche zur Verzweifelung, ganz abgesehen von den vielen Details der Pathogenese, Diagnostik, Therapie, Prophylaxe und Epidemiologie der Infektionen. Da müssen Sie aber hindurch und wir wollen Ihnen dabei helfen: 1. Wir wollen Ihnen für die klinische Praxis wichtige mikrobiologische Verfahren vorstellen, Ihnen die diagnostischen Abläufe verständlich machen und die Interpretation mikrobiologischer Befunde auseinandersetzen. 2. Wir wollen Sie mit Hilfe der praktischen Anschauung verleiten, daß Sie darauf brennen, mehr über Mikroben und Infektionen zu erfahren, und Ihr mikrobiologisches Lehrbuch für Sie zum spannenden Krimi wird. 3. Wir wünschen uns, daß Sie die Scheu vor dem für Sie neuen Fach verlieren und auch in Ihrem späteren Berufsleben noch gern Neues aus der Mikrobiologie aufnehmen. -4- Themen der 1. Unterrichtseinheit Die mikrobiologische Diagnostik hat die Aufgabe, aus der Vielzahl der Mikrobenarten diejenigen herauszufinden, die als Infektionserreger in Frage kommen. Der Gang der bakteriologischen und mykologischen Untersuchung einer Probe von einer Infektionslokalisation beinhaltet in der Regel folgende Schritte: 1. Gewinnung des Untersuchungsmaterials ↓ 2. Transport in das Laboratorium ↓ 3. ↓ Anlegen auf Nährmedien evtl. mikroskopisches Primärpräparat (Kultur) evtl. Bestimmung der Keimzahl ↓ 4. Isolierung (Reinkulturen) und Identifizierung der Erreger ↓ 5. Antibiogramm ↓ 6. Erstellung des Befundes und Mitteilung an Einsender In der heutigen Unterrichtseinheit beschäftigen wir uns mit den Schritten 1, 2 und 3. Wie und wann wird Urin, Blut, Stuhl, Liquor cerebrospinalis, respiratorisches Sekret, Wundsekret sachgerecht gewonnen und transportiert? Wie wird ein Gram-Präparat angefertigt? In welche Kategorien lassen sich Bakterien nach ihrem Aussehen im Grampräparat einteilen? Was ist ein Nativ-Präparat? Bei welchen Untersuchungsmaterialien ist ein Primärpräparat sinnvoll? Was sind Universal-, Selektiv- und Indikator-Nährmedien? Was ist ein Anreicherungsmedium? Wie wird Untersuchungsmaterial auf Nährmedien verimpft? Welchen Sinn hat der sog. fraktionierte Ösenausstrich? Welche Bebrütungsatmosphäre und welche Bebrütungstemperatur ist für die meisten unspezifischen Infektionserreger optimal, welche Mikroben haben besondere Ansprüche? Warum ist bei einer Urinuntersuchung die quantitative Bestimmung der Keimzahl (Kolonien bildende Einheiten/ml) sinnvoll? Welche Verfahren stehen zur Verfügung, was leisten Teststreifen (Nitritnachweis)? Wie ist die normale residente Keimflora des Menschen beschaffen? Inwieweit kann sie die mikrobiologische Diagnostik erschweren? -5- Demonstrationen in der 1. Unterrichtseinheit Demonstration Vorbereitetes Material 1. Sach- und zeitgerechte Gewinnung und Transport von Untersuchungsmateral • • • • • • • Urin Stuhl Blut Liquor, resp. Sekret Sekrete (Eiter) Genital-Chlamydien Transportmedium für Abstriche Urin-Gefäß, Urin-Monovette Nierensch. aus Pappe, Löffel-Röhrchen Blutkulturset Weißkappen-Röhrchen Abstrich-Tupfer Chlamydia-Abstrichset Portagerm o. ä. 2. Primärmikroskopie (Indikationen, Färbungen) • Vorführung einer Gramfärbung • Mikroskopieren von Grampräparaten Bunsenbrenner, ungefärbte mikroskopische Präparate Färbeeinrichtung S. aureus, Neisseria, E. coli, Corynebacterium, H. pylori (Spiralformen) 3. Anlegen von Untersuchungsmaterial • • • Kulturmedien Anreicherungs-Medium Universal-Medium Selektiv-Medium Indikator-Medium Vorführung eines fraktionierten Ösenausstriches und Demonstration einer bewachsenen Platte Kulturatmosphäre 4. Normalflora Jede Studentin speit in ein Röhrchen und legt einen fraktionierten Ösenausstrich an. Bebrütung bei 37oC bis zur 2. UE Klares Bouillonröhrchen, trübes B.-Rö. Blutagar mit E. coli und S. aureus „NaCl-Platte“ mit S. aureus McConkey-Platte mit E. coli Blutagar, Öse, trübes B.-Rö. von oben Blutagar mit E. coli/S. aureus von oben Beschickter (stinkender) Anaerobiertopf 10 Weißkappenröhren, 10 große Ösen, 10 Blutplatten, Filzschreiber -6- Themen der 2. Unterrichtseinheit Die heutige Kurseinheit soll Ihnen die Kunst der Isolierung und Identifizierung von Bakterien und Hefen näher bringen. Isolierung heißt in diesem Zusammenhang: Herstellung von Reinkulturen (Monokulturen) aus einer gemischten Erregerpopulation. - Reinkulturen werden durch Verimpfung einer einzelnen Kolonie vom primären Medium, auf dem das Untersuchungsmaterial angelegt wurde, auf ein frisches Medium mit anschließender Inkubation gewonnen. Sind auf einem Primärmedium mehrere als Infektionserreger verdächtige Kolonien vorhanden, müssen mehrere Reinkulturen hergestellt werden. Identifizierung heißt: Bestimmung der Mikrobenspecies. Hierfür werden bei Bakterien und Pilzen u. a. folgende Eigenschaften der Reinkulturen herangezogen: - Wachstumsbedingungen (aerob/anaerob, CO2-Bedarf, Selektivmedium) - Koloniemorphologie auf verschiedenen Nährmedien - Morphologie und färberisches Verhalten der Einzelzellen - Stoffwechselleistungen - Beweglichkeit, Sporenbildung Insbesondere für epidemiologische Zwecke (Analyse von Infektketten) ist eine über die Species-Bestimmung hinausgehende Charakterisierung notwendig, d. h. es werden innerhalb einer Species Varietäten (Abk. var) oder Typen abgegrenzt: Serovar, Lysovar, Biovar, Chemovar, Pulsovar etc. Enthält die von Ihnen mit Speichel beimpfte Blutagarplatte eine Reinkultur oder eine Mischkultur? Wie stellen Sie aus Ihrer Mischkultur Reinkulturen her? Sind hierfür flüssige Nährmedien geeignet? Erkennen Sie die verschiedenen Kolonieformen von S. aureus, S. epidermidis, S. pyogenes, E. faecalis, E. coli, E. cloacae, P. mirabilis, P. aeruginosa auf Blutagar? Können Sie von der Kolonieform schon ausreichend sicher auf die Mikrobenart schließen? Was ist eine „Bunte Reihe“? Können gleich aussehende Kolonien unterschiedliche Bakterienarten sein et vice versa? Erstellen Sie zusammen mit Ihrer/Ihrem Kleingruppenleiter/in auf Grund der vorgeführten Tests einen einfachen Algorithmus zur Identifizierung von S. aureus aus einer Mischung unterschiedlicher Species. -7- Demonstrationen in der 2. Unterrichtseinheit Demonstration 1. Normale Speichelflora 2. Isolierung verschiedener Kolonien einer Mischflora Vorbereitetes Material Blutagar-Platten der Studierenden _ 3. Kolonienmorphologie (Hauptformen) • • • • • • • • S. aureus S. epidermidis S. pyogenes E. faecalis E. coli E. cloacae P. mirabilis P. aeruginosa S. aureus auf Blutplatte S. epidermidis auf Blutplatte S. pyogenes auf Blutplatte E. faecalis auf Blutplatte E. coli auf Blutplatte E. cloacae auf Blutplatte P. mirabilis auf Blutplatte P. aeruginosa auf Blutplatte 4. Einfache Stoffwechseltests • Vorführen des Katalase-Tests • Vorführen des Staphaurex-Tests • Vorführen des Oxidase-Tests S. aureus von 3., E. faecalis von 3. Katalase-Reagenz, Objektträger, Ösen S. aureus von 3., S. epidermidis von 3. Staphaurex-Reagenz E. coli von 3, P. aeruginosa von 3 2 Oxidase-Teststreifen 5. Komplexe Stoffwechseltests (Bunte Reihe) • API-ID-32-System • Vitek 2 - System API-ID 32 unbeimpft API-ID 32 mit E. coli API-ID 32 mit E. cloacae Waschzettel Vitek-2-Karte unbeimpft Vitek-2-Karte beimpft 6. Gemeinsame Erstellung eines Algorithmus zur Identifizierung (Differenzierung) von S. aureus aus einer Mischung von S. aureus, S. epidermidis, S. pyogenes, Neisseria, E. coli, P. aeruginosa unter Verwendung von Kolonienmorphologie, Gramverhalten, Katalase-Reaktion und Clumpingfaktor/Protein A-Nachweis. -8- Themen der 3. Unterrichtseinheit Der von Paul Ehrlich (1854-1915) erstmals geprägte Begriff „Chemotherapie“ bezeichnet eine spezifische, mit chemischen Mitteln gegen Mikroben gerichtete Therapie im Gegensatz zur Immuntherapie. Grundgedanke der Chemotherapie ist die „selektive Toxizität“ der Wirkstoffe, d. h. sie sollen die Mikroben schädigen, den Wirtsorganismus aber möglichst unbeeinflußt lassen. Ein in dieser Hinsicht geradezu optimales Antibiotikum (= Chemotherapeutikum) ist Penicillin, das von Alexander Fleming (1881-1955) zufällig entdeckt wurde. In einem entsprechenden Versuch wird Ihnen dieser „Zufall“ demonstriert. Wenn heute auch eine Vielzahl hochwirksamer Antibiotika zur Verfügung steht, ist die Natur noch erfindungsreicher in der Entwicklung resistenter Bakterien und Pilze. Bei den meisten Mikroben muß deshalb getestet werden, ob sie „empfindlich“, „intermediär empfindlich“ oder „resistent“ sind. Basis für diese Beurteilung ist die Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration (MHK) und ihre Relation zu den in vivo erreichbaren Wirkstoffspiegeln. Verschiedene Verfahren der MHK-Bestimmung werden Ihnen vorgeführt. Die Empfindlichkeit von Bakterien kann aber auch für den Nachweis von Antibiotika in Körperflüssigkeiten, Lebensmitteln etc. eingesetzt werden (Bioassay). Ein sog. Hemmstofftest soll Ihnen das Prinzip verdeutlichen. Von welchen Mikrobengruppen werden hauptsächlich Antibiotika gebildet? Wie unterscheiden sich Antibiotika von anderen antimikrobiellen Substanzen, z. B. Desinfektionsmitteln, Antiseptika, Konservierungsmitteln? In welche Hautgruppen lassen sich Antibiotika auf Grund ihres Angriffspunktes an der Bakterienzelle einteilen? Die MHK kann mit Hilfe einer logarithmischen Verdünnungsreihe bestimmt werden; nach welchen Kriterien aber werden die Konzentrationsstufen bei der Grenzwert-Methode ausgewählt? Kann ich aus der gemessenen MHK direkt auf die therapeutische Empfindlichkeit/Resistenz eines Bakteriums schließen? Wie wird die minimale bakterizide (fungizide) Konzentration ermittelt? Welche Bakterien sind immer gegen bestimmte Antibiotika empfindlich, so daß sich bei ihnen ein Antibiogramm erübrigt? Warum werden bei Enterobacteriaceae, Nonfermentern, grampositiven Bakterien unterschiedliche Antibiotika getestet? Worauf ist bei S. aureus die Resistenz gegen Penicillin bei Empfindlichkeit gegen Methicillin/Oxacillin zurückzuführen, worauf die Resistenz gegen Methicillin/Oxacillin? Wie wähle ich die Chemotherapie aus, wenn ein bakterieller Infektionserreger gegen mehrere Antibiotika empfindlich ist? Was versteht man unter initialer, kalkulierter Chemotherapie? Was ist der Sinn einer Therapie mit Antibiotika-Kombinationen? Welche Indikationen gibt es für die Chemoprophylaxe? Warum wird der Hemmstofftest regelmäßig bei einer bakteriologischen Urinuntersuchung durchgeführt? Gibt es noch andere Indikationen, insbesondere bei quantitativer Auslegung des Tests? -9- Demonstrationen in der 3. Unterrichtseinheit Demonstration 1. Fleming’scher Versuch Vorbereitetes Material S. aureus auf Blutplatte mit Hemmzone um Pilzrasen 2. Bestimmung der Empfindlichkeit von Bakterien gegen Antibiotika • Agardiffusionstest • E-Test • Verdünnungsreihentest • Breakpoint-Verfahren • Automatisiertes Verfahren 3. Beurteilung von mikrobiologischen Befunden Agarplatten mit vier Antibiotika, 2 E. coli-Stämme mit unterschiedlicher Empfindlichkeit 2 E-Testplatten mit Oxacillinstreifen MRSA/MSSA Mikrotiterplatte mit acht Antibiotika in 12 Konzentrationen und Testkeim zum Ablesen Bewachsenes ATB-Set, Waschzettel Bewachsene VITEK-2-Karte, Waschzettel 4 fertige mikrobiologische Befunde 4. Hemmstofftest • Qualitativer Bioassay • Quantitativer Bioassay Bacillus-subtilis-Platte mit Urintestplättchen Bacillus-subtilis-Platte mit Stanzlöchern, Antibiotikum-Konzentrationsreihe und zwei Seren mit Antibiotikum - 10 - Themen der 4. Unterrichtseinheit Der Nachweis von Antigenen und Antikörpern ist in der mikrobiologischen Diagnostik insbesondere bei Infektionen indiziert, deren Erreger nicht oder nur mit großem Aufwand zu kultivieren sind, z. B. Lues, Lyme-Borreliose, Toxoplasmose. Weitere Indikationen sind: Feststellung einer Immuninsuffizienz, Erfolg einer aktiven Schutzimpfung, Stadium einer Infektion, Durchseuchung einer Population. Es werden Ihnen verschiedene Techniken zur Erfassung von Antigen-Antikörper-Reaktionen vorgeführt. Zum Nachweis von Antikörpern werden bekannte Antigene als Testreagenz eingesetzt, zum Nachweis von Antigenen bekannte Antikörper. Bei der Interpretation der Testergebnisse ist zu berücksichtigen, daß das Vorliegen von Antikörpern zunächst nur einen Antigenkontakt anzeigt, also nicht zwischen einer apparenten und inapparenten Infektion unterscheidet. Diagnostisch aussagekräftiger sind Serokonversion, Antikörperdynamik, Differenzierung der Immunglobulinklassen, Avidität der Antikörper. Bei Antigentests erschweren unspezifische Reaktionen die Interpretation. Sowohl bei Antikörper- als auch Antigentests können Kreuzreaktionen auftreten. Für jeden infektionsserologischen Test muß die Sensitivität und Spezifität bekannt sein, um die diagnostische Wertigkeit beurteilen zu können. Von welchen Zellen werden Immunglobuline (Antikörper) produziert? Welche Zellen sind die Träger der zellulären Immunabwehr? Durch welche Tests kann die Sensibilisierung des zellulären Immunsystems geprüft werden? Welche Rolle spielen Antikörper bei der Abwehr von Bakterien? Auf welchem Prinzip basieren die verschiedenen Techniken des Antikörperund Antigennachweises? Welche Kontrollen sind bei jeder Testreihe zwingend erforderlich? Welche Immunglobulinklassen gibt es? Wie ist in der Regel der Verlauf der IgG- und IgM-Antikörper bei einer Primärinfektion, bei einer Sekundärinfektion? In welchem zeitlichen Abstand sind Serumproben zu untersuchen, um eine Dynamik der Antikörper erkennen zu können? Was versteht man unter Antikörpertiter? Läßt sich aus der Höhe eines Antikörpertiters auf die Schwere einer Infektion schließen? Was sind persistierende Antikörper? Gibt es persistierende IgM-Antikörper? Was sind „biologisch falsch positive“ Reaktionen, was sind Kreuzreaktionen? Auf welche Weise können sog. Rheumafaktoren Antikörpertests stören? Kommen Antikörper nur im Serum vor? Besitzt ein Neugeborenes Antikörper von seiner Mutter? Bei welchen bakteriellen und myzetischen Infektionen stehen z. Zt. Antigentests für die Diagnostik zur Verfügung? Gibt es Antigenaemien ohne manifeste Infektion? Bei welchen bakteriellen Infektionen ist der Antigennachweis im Stuhl, im Urin diagnostisch brauchbar? Wie verhalten sich in der Regel Sensitivität und Spezifität eines serologischen Tests zueinander? Was bedeuten positiver und negativer Vorhersagewert? - 11 - Demonstrationen in der 4. Unterrichtseinheit Demonstration Vorbereitetes Material 1. Direkte Agglutination • Vorführung des VDRL-Tests Cardiolipin-Antigen 200 µl Normalserum 200 µl Luesserum 200 µl Tüpfelplatte, 50 µl-E-Pipette gelbe Spitzen 2. Indirekte Hämagglutination • TPHA-Test Mikrotiterplatte mit Normalserum + sens. Erys Normalserum + Kontrollerys Luesserum + Kontrollerys Luesserum + sens. Erys 3. Indirekte Immunfluoreszenz • FTA abs-Test Foto mit pos. und neg. Reaktionen 4. Immunoblot • Toxoplasmose-Test 5. Enzymimmunoassay • H. pylori-Antigennachweis Positive und negative Teststreifen aus diagnostischem Labor Positiver und negativer Test aus diagnostischem Labor 6. Molekulargenetik • MRSA-Test Positive und negative Teststreifen aus diagnostischem Labor Themen der 5. Unterrichtseinheit - 12 - In der Mykologie und Parasitologie fußt die Diagnostik der Erreger überwiegend auf morphologischen Kennzeichen, die Bestimmung von Stoffwechselleistungen spielt eine untergeordnete Rolle. Entsprechend ist für die Einteilung der humanmedizinisch wichtigen Pilze neben dem Gewebstropismus die Wuchsform entscheidend: Dermatophyten, Hefen, Schimmelpilze, Biphasische Pilze (DHSB-System). Das Empfindlichkeits-/ Resistenzverhalten gegen antimyzetische Chemotherapeutika ist nicht so variabel wie bei Bakterien. Ein Antimyzetogramm ist aber insbesondere bei Hefe- und Schimmelpilz-Infektionen immuninsuffizienter Patienten zur Absicherung der Therapiewahl sinnvoll. Die Bedeutung der Morphologie zeigt sich bei den Protozoen bereits in den Namen der Hauptgruppen: Flagellaten, Rhizopoden, Sporozoen (Apicomplexa), Ziliaten. Bei der Übertragung von Protozoen spielen umweltresistente Dauerformen (Zysten) und blutsaugende Arthropoden (Vektoren) eine wichtige Rolle. Eine individuelle Testung antiprotozoischer Chemotherapeutika ist nicht etabliert. Auch die Einteilung der Helminthen ist morphologisch bestimmt: Nematoden (mit der Untergruppe Filarien), Trematoden, Zestoden. Würmer können sehr komplizierte Entwicklungszyklen, z. T. mit mehreren Wirtswechseln, aufweisen. Es ist außerordentlich spannend und auch für Examina sehr ergiebig, z. B. den Entwicklungszyklus von Strongyloides stercoralis nachzuvollziehen. Die Therapie mit antihelminthischen Chemotherapeutika basiert auf empirischen Daten. Was ist die typische Wuchsform von Hefen, Schimmelpilzen, Dermatophyten? Was sind charakteristische Formelemente von C. albicans, Aspergillus, Penicillium, Mucor? Welche Formelemente sind besonders wichtig für die Identifizierung von Dermatophyten? Was ist ein Luftmyzel, was ein vegetatives Myzel? Wieviel Schimmelpilz-Konidien kommen durchschnittlich in der Raumluft vor? Warum heißen manche Erreger von Systemmykosen biphasische Pilze? Ist der Nachweis von Hefen in Vaginalsekret mit einer behandlungsbedürftigen Vaginalmykose gleichzusetzen? Was sind opportunistische Infektionserreger? Die Kultur von Dermatophyten dauert z. T. mehrere Wochen. Wie kann man schneller die klinische Verdachtsdiagnose labordiagnostisch erhärten? Was sind die wichtigsten Antimyzetika? Worauf beruht ihre selektive Toxizität? Welche Parasiteninfektionen können auch in unseren Breiten akquiriert werden? Welches Untersuchungsmaterial ist geeignet zum Nachweis einer Trichomoniasis, einer Lambliasis? Welche Parsiteninfektionen sind relativ häufig „Mitbringsel“ aus wärmeren Zonen? Unter welchen Bedingungen kann ich Antikörper gegen E. histolytica im Serum erwarten? Was ist ein „Dicker Tropfen“? Mit welcher Färbung lassen sich Plasmodien im Blut gut darstellen? Welche Verfahren sind zum Nachweis einer Toxoplasmose geeignet: Kultur, Mikroskopie, Antikörpernachweis, Antigennachweis? Was ist ein „Tesafilm-Präparat“? Wie ist der Entwicklungszyklus von A. lumbricoides? Warum ist der Schweinbandwurm für den Menschen gefährlicher als der Rinderbandwurm? Warum ist es sinnvoll, Hunde regelmäßig zu entwurmen? -13 - Demonstrationen in der 5. Unterrichtseinheit Demonstration Vorbereitetes Material 1. Kulturmorphologie von Pilzen • DHSB-System Platte mit Trichophyton Platte mit C. albicans Platte mit A. fumigatus 2. Mikromorphologie von Pilzen • Nativpräparate von Kulturen M. canis mit Makrokonidien C. albicans mit Chlamydosporen A. fumigatus mit Konidiophoren 3. Antibiotische Empfindlichkeit von Pilzen • Antimyzetogramm von C. albicans Testreihe aus diagn. Labor 4. Protozoen • • • Flagellaten Rhizopoda Apicomplexa Giardia-Zysten in Stuhlpräp. Entamoeba-Zysten in Stuhlpräp. Plasmodien in Giemsa-Blutausstrich 5. Helminthen • • • E. vermicularis A. lumbricoides Taenia E. v..-Eier in Stuhlpräp. A. l.-Eier in Stuhlpräp. T.-Eier in Stuhlpräp.