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Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Kein Unfallschutz
für Schwarzarbeit“
BERLIN, 26. Dezember (Reuters).
Handwerkspräsident Otto Kentzler hat gefordert, den Unfallschutz für Schwarzarbeiter aufzuheben. „Wir wollen unsere illegale Konkurrenz nicht länger finanzieren“, schrieb Kentzler in einem Beitrag
für die „Bild am Sonntag“. Auch illegale
Leih- und Schwarzarbeiter seien gesetzlich unfallversichert, das sei der Gipfel der
Absurdität. Die Bundesregierung müsse
schnellstmöglich handeln. „Wenn durch einen Unglücksfall, zum Beispiel auf dem
Bau, Behandlungskosten entstehen, müssen diese von den Berufsgenossenschaften übernommen werden – bis hin zu
Reha oder Rente. Damit muß Schluß
sein“, forderte der Handwerkspräsident.
Die Berufsgenossenschaften würden von
den gesetzestreu arbeitenden Betrieben finanziert. Besonders schlimm sei es in der
Baubranche. Legale Beschäftigung sei
dort immer weiter eingebrochen, gleichzeitig seien die Beiträge der Unfallkasse
auf ein Vielfaches des Durchschnittsbeitrags aller Branchen gestiegen.
Weniger Kaffee
getrunken
HAMBURG, 26. Dezember (AP). Die
Deutschen trinken immer weniger Kaffee. Im Jahr 2005 wurden nach einer Prognose des Deutschen Kaffeeverbandes
rund 400 000 Tonnen Röstkaffee abgesetzt. Im Jahr zuvor seien es noch 407 000
Tonnen gewesen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Winfried
Tigges. Allerdings sei der Umsatz der
Branche gestiegen: „Das war insgesamt
ein sehr durchwachsenes Kaffeejahr.“
Das Umsatzwachstum der Branche ist
laut Tigges auf die gestiegenen Preise zurückzuführen. Eine handelsübliche Pakkung Kaffee habe zuletzt im Schnitt 3,73
Euro gekostet. Zum Jahresbeginn seien es
noch 2,90 Euro gewesen. Wegen des harten Wettbewerbs seien dies die niedrigsten Preise seit Jahren gewesen. Unter anderem steigende Einkaufskosten hätten jedoch auch die Röster zu Preiserhöhungen
gezwungen. Für das kommende Jahr rechnet Tigges mit einem weiter hohen Niveau: „Die Preise werden sich nicht großartig verändern.“ Tigges wies aber darauf
hin, daß Kaffee immer noch vergleichsweise günstig sei. Vor zehn Jahren habe ein
Pfund noch umgerechnet fünf Euro gekostet. Der Verbrauch in Deutschland liegt
bei 149 Litern je Kopf und Jahr: „Kaffee
ist noch immer das Lieblingsgetränk der
Deutschen.“ Nur in Brasilien und den Vereinigten Staaten werde noch mehr Kaffee
verbraucht.
Dienstag, 27. Dezember 2005, Nr. 301 / Seite 13
Wettbewerbsschutz für die Hufschmiede
Neues Gesetz gegen die Konkurrenz durch private Hufschulen / Der Pferdefuß im Bundestag / Von Lukas Weber
FRANKFURT, 26. Dezember. Mit
eher lästigem Gepäck sind die für Agrar
und Bildung zuständigen Ausschüsse
des Bundestags in den Weihnachtsurlaub gegangen. Darinnen ist, als Altlast
des Verbraucherministeriums von Renate Künast, ein Gesetzentwurf, der die
Arbeit an den Füßen von Pferden und
Klauentieren neu regeln will. Der greift
so heftig in die bestehende Praxis ein,
daß Verbraucherminister Horst Seehofer nun wütende Protestbriefe der Betroffenen lesen muß, obwohl er für die
Vorschläge gar nichts kann.
Im Kern geht es dabei um den Berufszugang für die Arbeit am Huf. Die soll
künftig ausschließlich den Absolventen
der staatlichen Lehrschmieden vorbehalten sein. Das wäre das Ende der privaten Hufschulen, für deren Abgänger es
dann faktisch ein Berufsverbot geben
wird, das durch ein paar Übergangsregelungen versüßt werden soll. Der Ausschuß im Verbraucherministerium, der
sich das ausgedacht hat, begründet die
Notwendigkeit einer solchen Regelung
mit dem Tierschutz. Es habe zuviel
Pfusch am Pferdehuf gegeben, erklärt
Uwe Lukas, der Vorsitzende des Ersten
Deutschen Hufbeschlagschmiedeverbandes (EDHV). Die Pferdehalter müßten
davor geschützt werden.
Untersuchungen darüber, ob die rund
800 Abgänger der privaten Hufschulen tatsächlich schlechter arbeiten als die 4000
staatlich legitimierten Schmiede, gibt es
freilich nicht. Eher ist es eine Vermutung,
weil deren Lehrzeit vergleichsweise kurz
ist. Der Schmied macht bisher nach einer
Ausbildung als Metallbauer mindestens
ein Jahr Praktikum, dann vier Monate
Schule, wobei das Praktikum künftig auf
zwei Jahre verlängert werden soll. Die vier
großen privaten Schulen bieten verschiedene Ausbildungswege an, einige beschränken sich dabei grundsätzlich auf die Versorgung des unbeschlagenen Hufs. Diesen
Beruf des (Bar-)Hufpflegers wird es in
Deutschland bald nicht mehr geben, da in
seltsamer Definition künftig als Huf-„Beschlag“ im Sinne des Gesetzes sämtliche
Verrichtungen am Huf zu verstehen sein
sollen, die über das Reinigen hinausgehen.
Dort, wo das Anbringen von Hufschutz gelehrt wird, kommen in den privaten Schulen nach einigen Wochen Ausbildung etwa
90 Tage Praktikum zusammen.
„Das läßt sich schlecht vergleichen“,
sagt Alexander Wurthmann, der Geschäftsführer der privaten BESW Hufakademie in Glonn. In der Metallbauerausbildung lernten die jungen Leute, Eisen zu biegen, aber nichts vom Pferd. Im
Praktikum sei es dann Glückssache, ob
Der Hufschmied bei der Arbeit. Pferdebesitzer fürchten, daß die Spezies selten werden könnte.
der Schmied seinem Lehrling etwas beibringe oder ihn monatelang die Hufe
hochhalten lasse. Die privaten Schulen
beschäftigen sich ausschließlich, wenn
sie nicht nur den Barhuf propagieren,
mit Hufschutz aus Kunststoffen, der geklebt oder genagelt wird. Sie seien ja gerade deshalb entstanden, weil die
Schmiede den modernen Hufschutz
nicht verwenden wollten, erklärt Thekla
Friedrich, Prüfungsbeauftragte der Gesellschaft für Huf- und Klauenpflege
(GdHK), die Eisen ablehnt. Da das alte
Hufbeschlagsgesetz aus dem Jahr 1940
sich auf das Anbringen von Eisen bezieht, konnte um die modernen Werkstoffe ein neues Berufsbild (Huftechniker) entstehen, dem nun mit dem Gesetz
der Garaus gemacht werden soll.
Daß die stoßdämpfenden Materialien
dem Pferdefuß guttun, ist allerdings von
vielen Studien belegt. Der Pferdefuß
habe mehr Elastizität, als man glaube,
erklärt Professor Karl-Heinz Budras
von der Universität Berlin, ein bekannter Spezialist für Pferde-Orthopädie. Be-
schläge aus weichen Werkstoffen schonten den Bewegungsapparat. Hufschmied
Lukas verweist allerdings darauf, daß in
der Metallbauerausbildung auch andere
Werkstoffe gelehrt würden. Außerdem
stehe die zweijährige Ausbildung künftig den Absolventen jedes beliebigen Berufs offen – die einzige Regelung im Gesetzentwurf, die von allen Seiten gutgeheißen wird. In der neuen Prüfungsordnung werden sogar zwei Füße mit alternativem Schutz verlangt, auch wenn
nicht sicher ist, ob der Kandidat dessen
Anbringung im Praktikum gelernt hat.
„Nur der Schmied kann und darf sämtliche Materialien anbieten und die Pferdebesitzer daher umfassend beraten“, erklärt Lukas.
„Aber er macht es oft nicht“, sagt
Martin Vögele. Der Schmied aus Magstadt, erster (von zweien) sowohl staatlich geprüfter Hufschmied als auch privat geprüfter Huftechniker, kann gleich
reihenweise fußkranke Pferde vorstellen, die er mit gummiummanteltem Hufschutz wieder zum Laufen gebracht hat.
Foto Rainer Wohlfahrt
Die meisten Schmiede machten NichtEisen-Beschläge nur halbherzig oder
gar nicht – eine Erfahrung, die von Pferdehaltern und von der Statistik des Handels bestätigt wird, nach der das Eisen
noch rund 95 Prozent Marktanteil hält.
Den Besitzern der rund 1,5 Millionen
Pferde in Deutschland wird unterdessen
von Gesetzgeber und Schmiedeverband
bescheinigt, daß sie zu wenig Ahnung haben, sich ihren Dienstleister selbst auszusuchen. Wenn es den Hufpfleger nicht
mehr gebe und den Schmieden der Nachwuchs ausgehe, weil sich die Ausbildungszeit verdoppelt hatte, führe das zu einer
weiteren Verknappung des Angebots,
meint die Vereinigung der Freizeitreiter
(VFD). Die VFD hat sogar bemerkt, was
den meisten entgangen ist: Nach dem
Wortlaut des Gesetzentwurfs dürfen die
Pferdebesitzer selbst den Huf nur noch
putzen. Wenn ein Eisen locker ist oder
das Pferd wegen eines hineingetretenen
Steines lahmt, müssen sie warten, bis der
Schmied kommt. Es lahmt dann solange
im Dienste des Tierschutzes.
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Österreich vor
raschem Wachstum
ela. WIEN, 26. Dezember. Österreichs
Konjunktur dürfte sich schneller beleben
als erwartetet. Für 2006 haben die führenden österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitute, Institut für Höhere Studien (IHS) und Österreichisches Institut für
Wirtschaftsforschung (Wifo), ihre Wachstumserwartungen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,9 Prozent im abgelaufenen Jahr auf 2,3 bis 2,4 Prozent nach
oben berichtigt. Damit wächst Österreich
rascher als die Volkswirtschaften im EuroRaum, das Land bleibt jedoch unter seinem durchschnittlichen Wachstumspfad
der neunziger Jahre. 2007 sehen die Ökonomen wieder eine Delle mit 2 bis 2,2 Prozent. Ein wesentlicher Grund für den
Rückgang ist für das Wifo die für Anfang
2007 geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer beim wichtigsten Wirtschaftspartner Deutschland. Aus Sicht des IHS sind
hingegen nicht gelöste Strukturprobleme
in der ganzen EU ein Wachstumshemmnis
und die Ursache dafür, daß die für nächstes Jahr prognostizierten Wachstumsraten eher eine Grenze nach oben darstellen.
Getragen wird die Konjunkturbelebung vom Außenhandel und der Dynamik bei Investitionen. Die Warenausfuhr
wird mit einer Rate von 4,9 bis 6,2 Prozent
im kommenden Jahr wachsen. Zugleich
dürften die Exportbetriebe auch strukturell weiter an Konkurrenzfähigkeit gewinnen, heißt es: Die relativen Lohnstückkosten – ein Gradmesser für die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Handelspartnern – werden sich den Prognosen zufolge 2006 um ein Prozent, 2007 um weitere 1,5 Prozent verbessern.
Trotz der für nächstes Jahr verbesserten Aussichten wird die für österreichische Verhältnisse hohe Arbeitslosigkeit
nicht sinken. Zum einen steigt das Arbeitskräfteangebot weiter kräftig, zum anderen ist das erwartete Wachstum zu
schwach, um einen nennenswerten Sog
auf dem Arbeitsmarkt zu entwickeln. Nur
dank einer merklichen Erhöhung der
Zahl von Schulungsteilnehmern steigt die
Arbeitslosenquote im Jahr 2006 nicht weiter, meint das Wifo. Beide Institute erwarten für 2006 eine unveränderte Arbeitslosenquote von 5,3 Prozent nach EurostatBerechnung. Österreich werde Wachstum
und Beschäftigung zum Schwerpunkt seiner EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2006 machen, sagte der christdemokratische Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. Nur wenn das Wirtschaftswachstum nach oben gehe, könne man die Arbeitslosenzahl in der EU von derzeit 19
Millionen senken. Finanzpolitisch bleibt
Österreich aufgrund der zu Jahresbeginn
in Kraft getretenen zweiten Stufe einer
nicht gegenfinanzierten Steuerreform allerdings im Defizit.
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