Mathematischer Vorkurs 2016 Natur- und Ingenieurwissenschaften Skript – Teil 1 (Kapitel 1 bis 5) Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 1 / 61 Themenübersicht (Teil 1) 1 Mengen 2 Zahlen 3 Ordnung und Betrag 4 Abbildungen und Funktionen 5 Trigonometrie Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 2 / 61 Mengen Kapitel 1 – Mengen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 3 / 61 Mengen 1.1 Definition: Mengen Unter einer Menge verstehen wir eine Zusammenfassung von Objekten zu einem Ganzen. Diese Objekte heißen dann Elemente der Menge. Beschreibung von Mengen durch ... ... Aufzählen aller Elemente mit Mengenklammern {. . .}. ... Angabe einer Eigenschaft E, die die Elemente beschreibt: {x | x hat die Eigenschaft E} Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 4 / 61 Mengen Beispiele: Die Menge der natürlichen Zahlen := {1, 2, 3, . . .}. N Die Menge der natürlichen Zahlen mit Null 0 := {0, 1, 2, 3, . . .}. N Für alle natürlichen Zahlen k > 0 definieren wir N≥k := {k, k + 1, k + 2, . . .}. Die Menge der ganzen Zahlen: Z := {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .}. Die Menge der (gekürzten) Brüche: n a der rationalen Zahlen als Menge o := a, b ganze Zahlen und b > 0 . b Die Menge der reellen Zahlen: . Q R Die Menge der nicht negativen reellen Zahlen: Die Menge der komplexen Zahlen: C. R+ = {x ∈ R | x > 0}. Die leere Menge ∅ ist die Menge, die kein Element enthält. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 5 / 61 Mengen Schreibweisen: Ist a ein Element der Menge M , so schreiben wir kurz a ∈ M . Ist a kein Element der Menge M , so schreiben wir kurz a 6∈ M . Beispiel: 1 ∈ N, 2 ∈ Z aber −3 6∈ N. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 6 / 61 Mengen 1.2 Definition: Mengenoperationen Es seien M und N Mengen. 1. Die Vereinigungsmenge M ∪ N ist die Menge der Elemente, die in M oder in N enthalten sind. Also M ∪ N = {x | x ∈ M oder x ∈ N }. 2. Die Schnittmenge M ∩ N ist die Menge der Elemente, die in M und in N enthalten sind. Also M ∩ N = {x | x ∈ M und x ∈ N }. 3. M heißt Teilmenge von N , wenn alle Elemente die in M enthalten sind auch in N enthalten sind. Wir schreiben dann M ⊂ N oder N ⊃ M . 4. Die Differenzmenge N \ M ist die Menge der Elemente, die in N enthalten sind, aber nicht in M , also N \ M := {x | x ∈ N und x 6∈ M }. 5. Ist M ⊂ N so ist das Komplement von M (bezüglich N ) durch M c := {x | x ∈ N und x 6∈ M } definiert. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 7 / 61 Mengen 1.3 Bemerkung Es gilt in jedem Fall ∅ ⊂ M ⊂ M . In 4. muss M keine Teilmenge von N sein. Ist zum Beispiel M ∩ N = ∅, so ist N \ M = N und M \ N = M . Ist aber M ⊂ N so ist N \ M = M c und M \ N = ∅. Zwei Mengen M und N sind gleich, wenn die eine jeweils eine Teilmenge der anderen ist. Also M = N genau dann, wenn M ⊂ N und N ⊂ M . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 8 / 61 Mengen Graphisch kann man die Mengenoperationen gut mit Hilfe von Venn-Diagrammen darstellen: M N N M N ⊂M M ∪N N M M ∩N N M M \N Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 9 / 61 Mengen 1.4 Satz: Rechenregeln für Mengenoperationen 1 M ∪ N = N ∪ M und M ∩ N = N ∩ M . 2 (M ∪ N ) ∪ P = M ∪ (N ∪ P ) und (M ∩ N ) ∩ P = M ∩ (N ∩ P ). 3 M ∪ (N ∩ P ) = (M ∪ N ) ∩ (M ∪ P ). 4 M ∩ (N ∪ P ) = (M ∩ N ) ∪ (M ∩ P ). 5 (M c )c = M . 6 (M ∪ N )c = M c ∩ N c und (M ∩ N )c = M c ∪ N c . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 10 / 61 Mengen 1.5 Definition: Kartesisches Produkt 1. Das kartesische Produkt zweier Mengen M und N wird mit M × N bezeichnet und enthält als Elemente die geordneten Paare (m, n) mit m ∈ M und n ∈ N . Also: M × N = {(m, n) | m ∈ M und n ∈ N } . Ist M ⊂ G1 und N ⊂ G2 so kann man das kartesische Produkt wie folgt darstellen: G2 N MxN M G1 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 11 / 61 Mengen 1.5 Definition: Kartesisches Produkt[cont.] 2. Das kartesische Produkt mehrerer Mengen M1 , . . . , Mk wird analog definiert. Z.B. ist 3 = × × = {(x, y, z)|x, y, z ∈ } R R R R R Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 12 / 61 Mengen 1.6 Definition: Quantoren Ist A eine Eigenschaft, die für die Elemente einer Menge M sinnvoll ist, so schreiben wir ∀x ∈ M : A(x) , wenn jedes Element aus M die Eigenschaft A hat – in Worten: für alle x ∈ M gilt A(x) und ∃x ∈ M : A(x) , wenn es mindestens ein Element aus M gibt, das die Eigenschaft A hat – in Worten: es gibt ein x ∈ M mit A(x). Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 13 / 61 Zahlen Kapitel 2 – Zahlen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 14 / 61 Zahlen Uns bisher bekannte Zahlenbereiche sind N ⊂ Z ⊂ Q ⊂ R |(⊂{zC}) . später 2.1 Definition: Rationale und irrationale Zahlen 1. ist die Menge der Dezimalbrüche. 2. R Q ist die Menge der abbrechenden oder periodischen Dezimalbrüche. Dabei wird allerdings die Periode 9 ausgeschlossen, indem man die Zahl n, a1 a2 . . . ak−1 ak 9 mit der Zahl n, a1 a2 . . . ak−1 bk identifiziert mit bk = ak + 1. Dabei ist n ∈ 0 , a1 , a2 , . . . , ak−1 ∈ {0, 1, . . . , 9}, ak ∈ {0, 1, . . . , 8}. N R Q 3. Die Elemente der Menge \ , also die nicht-abbrechenden und nicht-periodischen Dezimalbrüche, heißen irrationale Zahlen. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 15 / 61 Zahlen Beispiele irrationaler Zahlen: 1. Die Länge der Diagonale eines √ Quadrates der Seitenlänge 1 ist irrational. Diese Länge ist 2 = 1, 414213562 . . . 2. Der Umfang eines Kreises mit Durchmesser 1 ist irrational. Diese Länge ist π = 3, 141592654 . . . 3. Die Eulersche Zahl e = 2, 718281828 . . . ist irrational. 2.2 Definition: Rechenoperationen Sind x, y ∈ y 6= 0 auch R so sind die Rechenoperationen x + y, x − y, xy und für x y erklärt. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 16 / 61 Zahlen 2.3 Satz: Rechenregeln 1. x + y = y + x und xy = yx (Kommutativgesetze) 2. x + (y + z) = (x + y) + z und x(yz) = (xy)z (Assoziativgesetze) 3. x(y + z) = xy + xz (Distributivgesetz) Als direkte Konsequenz erhalten wir die drei Binomischen Formeln 4. (a + b)2 = a2 + 2ab + b2 , (a − b)2 = a2 − 2ab + b2 und (a + b)(a − b) = a2 − b2 . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 17 / 61 Zahlen 2.4 Definition: Kurzschreibweisen für Summen und Produkte Sind m, n ∈ 0 mit m ≤ n und am , am+1 , . . . , an ∈ so schreiben wir N 1. 2. n X k=m n Y R ak = am + am+1 + . . . + an und ak = am · am+1 · . . . · an k=m Dabei kann der Laufindex eine beliebige Variable sein, etwa n n X X ak = aj . k=m j=m Es gelten die folgenden Vereinbarungen wenn m > n ist n X k=m ak = 0 und n Y ak = 1 k=m Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 18 / 61 Zahlen Rechenregeln und Beispiele: a· n X ak = k=m n X k=m n Y n X (a · ak ) k=m ak + n X bk = k=m ak · k=m n Y k=m n X (ak + bk ) und k=m n Y bk = (ak · bk ). k=m n X Indexverschiebung: n+t X ak = k=m ak−t . k=m+t n X Arithmetische Summenformel: k= k=1 geometrische Summenformel: q 6= 1. n X k=0 qk = n(n + 1) . 2 1 − q n+1 für eine reelle Zahl 1−q Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 19 / 61 Zahlen 2.5 Definition: Potenzen Für a ∈ R und n ∈ N0 setzen wir an := n Y a. k=1 Insbesondere gilt also a0 = 1 und 00 = 1 aber 0n = 0 für n > 0. 1 Für a ∈ \ {0} und n ∈ 0 setzen wir a−n := n . a a ∈ heißt die Basis und n ∈ der Exponent der Potenz an . R R N Z 2.6 Potenzregeln Für n, m ∈ Z gilt: 1 am an = an+m und an bn = (ab)n sowie 2 (am )n = amn falls die Ausdrücke definiert sind. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 20 / 61 Zahlen 2.7 Definition: Quadratwurzel Sind a, b ∈ R und b2 = a so definieren wir √ ( b falls b ≥ 0 a := −b falls b < 0 Die stets nicht-negative Zahl √ a heißt Quadratwurzel von a. 2.8 Existenz der Quadratwurzel Die Gleichung x2 = a besitzt ... ... für a < 0 keine reelle Lösung, ... für a = 0 die eindeutige (reelle) Lösung x = 0 und √ √ ... für a > 0 die zwei (reellen) Lösungen x1 = a und x2 = − a. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 21 / 61 Zahlen Der Satz 2.7 lässt sich noch verallgemeinern: 2.9 Satz: Höhere Wurzeln 1 Ist n eine natürliche ungerade Zahl, dann hat die Gleichung xn = a √ genau eine reelle Lösung und diese bezeichnen wir mit x = n a. 2 Ist n eine natürliche gerade Zahl mit n 6= 0, dann hat die Gleichung xn = a ... ... für a < 0 keine reelle Lösung, ... für a = 0 die eindeutige (reelle) Lösung x = 0 und √ ... für a √ > 0 die zwei reellen Lösungen, die wir mit x1 = n a und x2 = − n a bezeichnen. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 22 / 61 Zahlen 2.10 Bemerkung √ 1 Wir setzen nun a n := n a für a ≥ 0 und n 6= 0, und definieren(!) m 1 m a n := a n . Dann kann man zeigen, dass die Rechenregeln aus Satz 2.6 weiterhin gültig bleiben. Somit haben wir das Potenzieren von ganzen auf rationale Exponenten erweitert. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 23 / 61 Zahlen 2.11 Satz: p-q-Formel Es sei D := p2 − 4q. Dann besitzt die quadratische Gleichung x2 + px + q = 0 ... p ... die eindeutige (reelle) Lösung x = − falls D = 0, 2 √ √ p+ D p− D ... die zwei (reellen) Lösungen x1 = − und x2 = − 2 2 falls D > 0, und ... keine reelle Lösung falls D < 0. Die Zahl D heißt Diskriminante der quadratischen Gleichung. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 24 / 61 Zahlen 2.12 Definition: Fakultät und Binomialkoeffizient 1 Für natürliche Zahlen n ∈ 0 ist die Fakultät definiert als N n! := n Y k. k=1 Also gilt insbesondere 0! = 1 und (n + 1)! = n! · (n + 1). 2 N Für zwei natürliche Zahlen k, n ∈ 0 mit k ≤ n ist der Binomialkoeffizient definiert als n n(n − 1) · · · (n − k + 1) n! = := k k!(n − k)! k! Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 25 / 61 Zahlen 2.13 Satz: Eigenschaften der Binomialkoeffizienten n n n n = = 1 und = . 0 n k n−k n n n+1 + = (Additionstheorem). k k+1 k+1 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 26 / 61 Zahlen Wegen des Additiontheorems lassen sich die Binomialkoeffizienten im Pascalschen Dreieck anordnen: n n k 1 0 1 1 1 1 2 1 2 1 3 3 1 3 1 4 6 4 1 4 .. . 2.14 Binomischer Lehrsatz Für x, y ∈ und n ∈ 0 gilt R N n X n k n−k (x + y) = x y k n k=0 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 27 / 61 Ordnung und Betrag Kapitel 3 – Ordnung und Betrag Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 28 / 61 Ordnung und Betrag 3.1 Definition: Ordnung Jede reelle Zahl x hat genau eine der folgenden drei Eigenschaften: x < 0 (negativ), x = 0 (Null) und x > 0 (positiv). Wir definieren x > y durch x − y > 0 und x ≥ y durch x − y > 0 oder x − y = 0. Analog werden x < y und x ≤ y definiert. Damit gilt für alle x, y ∈ R entweder(!) x < y oder x = y oder x > y. Die Zeichen ≤, ≥, <, > und = heißen Ordnungszeichen. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 29 / 61 Ordnung und Betrag Mit Hilfe der Ordnungszeichen definieren wir spezielle Teilmengen von Seien dazu a, b ∈ mit a < b. R R. 3.2 Definition: Intervalle Beschränkte Intervalle [a, b] := {x ∈ möglich). R | a ≤ x ≤ b} (Abgeschlossenes Intervall, auch a = b R | a < x < b} (Offenes Intervall). [a, b[ := {x ∈ R | a ≤ x < b} oder ]a, b] := {x ∈ R | a < x ≤ b} ]a, b[ := {x ∈ (Halboffene Intervalle). Unbeschränkte Intervalle: R | a ≤ x} und ] − ∞, b] := {x ∈ R | x ≤ b} ]a, ∞[ := {x ∈ R | a < x} und ] − ∞, b[ := {x ∈ R | x < b} ] − ∞, ∞[ := R [a, ∞[ := {x ∈ Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 30 / 61 Ordnung und Betrag 3.3 Rechenregeln Es seien x, y, z ∈ R. Dann gilt 1 Ist x < y und y < z, dann gilt x < z. 2 Ist x ≤ y und y ≤ x, so ist x = y. 3 Ist x < y dann ist x + z < y + z. 4 Ist x > 0 und y > 0, so ist auch xy > 0. 5 Ist z > 0 und x < y, so ist xz < yz. 6 Ist z < 0 und x < y, so ist xz > yz. 7 Ist 0 < x < y, so gilt 1 x > 1 y > 0. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 31 / 61 Ordnung und Betrag Aus den Rechenregeln 3.3 folgt: 3.4 Satz: Vorzeichen von Produkten Es seien x1 , . . . , xn ∈ . Dann gilt: n Y xi = 0 ist gleichbedeutend damit, dass es mindestens ein R i=1 j ∈ {1, . . . , n} gibt mit xj = 0. n Y xi > 0 ist gleichbedeutend damit, dass nur eine gerade Anzahl der i=1 Faktoren xj negativ ist. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 32 / 61 Ordnung und Betrag Die Rechenregeln 3.3 liefern für das Rechnen mit Ungleichungen: 3.5 Bemerkung Die Lösungsmenge einer Ungleichung ändert sich nicht, wenn wir auf beiden Seiten ... ... eine Zahl addieren. ... mit einer positiven Zahl multiplizieren. ... eine streng monoton steigende Funktion anwenden. (Genaueres dazu folgt später.) Beispiele streng monotoner Funktionen: Die Wurzelfunktion auf [0, ∞[. Potenzfunktion mit ungeradem Exponenten auf und mit geradem Exponenten auf [0, ∞[. Die Exponentialfunktion auf und die Logarithmusfunktion auf (0, ∞). R R Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 33 / 61 Ordnung und Betrag 3.6 Definiton: Betrag Der Betrag einer reellen Zahl x ist definiert als der Abstand zu 0 und wird mit |x| bezeichnet. Also ( x falls x ≥ 0 |x| := −x falls x < 0 Für x, y ∈ R ist |x − y| der Abstand von x und y. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 34 / 61 Ordnung und Betrag 3.7 Eigenschaften des Betrags 1. |x| = 0 ist gleichbedeutend mit x = 0. 2. |x| = | − x|. 3. −|x| ≤ x ≤ |x| mit Gleichheit an genau einer Stelle, wenn x 6= 0. 4. |xy| = |x||y|. 5. |x + y| ≤ |x| + |y|. 6. | |x| − |y| | ≤ |x − y|. √ 7. x2 = |x|. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 35 / 61 Ordnung und Betrag 3.8 Satz: Quadratische Ungleichungen Es gilt √ p D x + px + q < 0 ⇔ x + < , 2 2 2 wobei D = p2 − 4q die Diskriminante ist. Ist D < 0 so hat die Ungleichung keine reelle Lösung. Außerdem gilt √ D p 2 , x + px + q > 0 ⇔ x + > 2 2 wobei im Fall D < 0 die Lösungsmenge ganz R ist. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 36 / 61 Abbildungen und Funktionen Kapitel 4 – Abbildungen und Funktionen Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 37 / 61 Abbildungen und Funktionen 4.1 Definition: Abbildung Es seien D und W Mengen. Eine Abbildung f von D nach W ist eine Vorschrift, die jedem Element x ∈ D genau ein Element f (x) ∈ W zuordnet. f (x) heißt das Bild von x unter f D heißt der Definitions- und W der Wertebereich (manchmal besser Wertevorrat. Ist nun f : D → W eine Abbildung, so heißt die Menge der Elemente in W , die von f getroffen wird, die Bildmenge von f und wird mit f (D) bezeichnet. Es gilt f (D) := {y ∈ W | ∃x ∈ D : y = f (x)} = {f (x) | x ∈ D} ⊂ W . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 38 / 61 Abbildungen und Funktionen 4.2 Definition, Urbild, Graph Ist U ⊂ W eine Teilmenge, so nennt man die Menge aller Elemente von D deren Bild in U liegt, das Urbild von U . Dies wird mit f −1 (U ) bezeichnet. Es gilt f −1 (U ) := {x ∈ D | f (x) ∈ U } ⊂ D . Die Teilmenge {(x, f (x)) | x ∈ D} ⊂ D × W , bezeichnet man als Graph der Abbildung f . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 39 / 61 Abbildungen und Funktionen 4.3 Bemerkung Zwei Abbildungen f1 : D1 → W1 und f2 : D2 → W2 sind genau dann gleich, wenn D1 = D2 , W1 = W2 und f1 (x) = f2 (x) für alle x ∈ D1 . 4.4 Definition: identische Abbildung Es sei f : D → D mit f (x) := x für alle x ∈ D. Diese Abbildung heißt identische Abbildung oder Identität auf D und wird hier mit idD bezeichnet. Sprechweise: Oft wird der Begriff Funktion parallel zum Begriff Abbildung benutzt. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 40 / 61 Abbildungen und Funktionen 4.5 Definition: Polynome N R R Es sei n ∈ und a0 , a1 , . . . , an ∈ p : → mit p(x) = n X R mit an 6= 0. Dann heißt die Funktion ak xk = an xn + an−1 xn−1 + . . . + a1 x + a0 k=0 ein Polynom. Die Zahl grad(p) := n heißt der Grad, die ak heißen die Koeffizienten und speziell an der Leitkoeffizient von p. Eine Zahl x0 ∈ mit p(x0 ) = 0 heißt Nullstelle von p. R Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 41 / 61 Abbildungen und Funktionen 4.6 Satz: Faktorisierung Es sei p ein Polynom und x0 eine Nullstelle. Dann gibt es ein Polynom q mit grad(q) = grad(p) − 1, so dass p(x) = (x − x0 )q(x). Die Koeffizienten des Polynoms q aus der Faktorisierung lassen sich durch Polynomdivision oder mit Hilfe des Hornerschemas bestimmen. 4.7 Hornerschema Das Hornerschema kann dazu benutzt werden, den Funktionswert eines Polynoms p an einer beliebigen Stelle x0 zu bestimmen. Man erhält zusätzlich die Koeffizienten eines Polynoms q, dessen Grad um Eins kleiner ist, als der von p, und das p(x) = (x − x0 )q(x) + p(x0 ) erfüllt. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 42 / 61 Abbildungen und Funktionen Beschreibung des Hornerschemas: Zunächst schreiben wir die Koeffizienten von p in die erste Zeile einer Tabelle und den Wert 0 unter an . Dann führt man dann von links nach rechts in der Tabelle immer wieder zwei Schritte durch: 1. Addiere die Zahlen der ersten und zweiten Zeile und schreibe sie in die dritte Zeile. 2. Der zuletzt berechnete Wert wird mit x0 multipliziert und in die zweite Zeile der nächsten Spalte eingetragen. Schließlich gelangt man zu folgendem Abschlußschema: an + 0 = cn−1 an−1 an−2 ··· a1 a0 + + + + cn−1 x0 cn−2 x0 ··· c1 x0 c0 x0 % = % = % % = % = cn−2 cn−3 ... c0 c−1 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 43 / 61 Abbildungen und Funktionen Dann ist an xn + an−1 xn−1 + · · · + a1 x + a0 = (x − x0 )(cn−1 xn−1 + cn−2 xn−2 + · · · c1 x + c0 ) + c−1 . Ist x0 eine Nullstelle des Polynoms p, so hat man eine Polynomdivision durchgeführt: p(x) = (x − x0 )q(x) mit q(x) = cn−1 xn−1 + cn−2 xn−2 + · · · c1 x + c0 . Man kann nun ?? auf q anwenden und so nach und nach Nullstellen von p abspalten. Hilfreich beim Nullstellensuchen: Hat p nur ganzzahlige Koeffizienten, und ist der Leitkoeffizient an = 1, so sind alle rationalen Nullstellen sogar ganz und sie sind Teiler des Koeffizienten a0 . Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 44 / 61 Abbildungen und Funktionen 4.8 Definition: Rationale Funktionen p(x) q(x) | q(x) 6= 0}. Es seien p und q Polynome. Dann heißt die Funktion f mit f (x) := rationale Funktion. Ihr Definitionsbereich ist D = {x ∈ R 4.9 Definition: Potenzfunktion Es sei q ∈ eine rationale Zahl. Dann ist die Potenzfunktion definiert durch Q i) fq : ]0, ∞[ → ]0, ∞[, fq (x) = xq , falls q < 0, ii) fq : [0, ∞[ → [0, ∞[, fq (x) = xq , falls q > 0. Bemerkung: Später werden wir die Potenzfunktionen auch für irrationale Exponenten erklären. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 45 / 61 Abbildungen und Funktionen 4.10 Definition: Einschränkung und Fortsetzung Es seien D1 ⊂ D2 und f1 : D1 → W , f2 : D2 → W zwei Abbildungen mit f1 (x) = f2 (x) für alle x ∈ D1 . Dann heißt f1 Einschränkung von f2 und f2 Fortsetzung von f1 . Man schreibt auch f1 = f2 |D1 . 4.11 Definition: Verkettung von Abbildungen Es seien f : D → U und g : V → W Abbildungen und es gelte U ⊂ V . Dann ist die Verkettung g ◦ f : D → W definiert durch (g ◦ f )(x) := g(f (x)) . Statt Verkettung sagt man auch Hintereinanderausführung oder Komposition und man liest g ◦ f als “g nach f ”. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 46 / 61 Abbildungen und Funktionen 4.12 Definition: Umkehrabbildung Es seien f : D → W und g : W → D Abbildungen mit den Eigenschaften (1) g ◦ f = idD und (2) f ◦ g = idW . Dann heißen f und g Umkehrabbildungen voneinander und wir schreiben g = f −1 bzw. f = g −1 . Man sagt dann auch f (und natürlich auch g) ist invertierbar. Eine Abbildung f : D → W hat genau dann eine Umkehrabbildung, wenn die Gleichung f (x) = y für jedes y ∈ W genau eine Lösung x ∈ D hat. Die Umkehrabbildung ist dann (für dieses (x, y)-Paar) durch f −1 (y) = x definiert. R Sind D und W Teilmengen von , so erhält man den Graphen der Umkehrfunktion f −1 aus dem Graphen von f durch Spiegelung an der winkelhalbierenden. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 47 / 61 Abbildungen und Funktionen 4.13 Definition: Monotonie Es sei I ⊂ und f : I → eine Funktion. Dann heißt f ... R R 1 ... monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) ≤ f (x2 ). 2 ... streng monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) < f (x2 ). 3 ... monoton fallend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) ≥ f (x2 ). 4 ... streng monoton fallend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) > f (x2 ). Beispiel: Die Potenzfunktionen fq : [0, ∞[ → [0, ∞[ sind streng monoton steigend. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 48 / 61 Trigonometrie Kapitel 5 – Trigonometrie Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 49 / 61 Trigonometrie Winkel werden in Grad oder im Bogenmaß (auch Rad) angegeben: 360◦ =2π. b Schenkel Scheitel S Winkelbereich α y cot α 1 r=1 sin α Durch diese Betrachtungen am Einheitskreis werden vier Funktionen definiert. tan α α cos α 1 x Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 50 / 61 Trigonometrie 5.1 Definition: Winkelfunktionen Name Sinus sin Cosinus cos Tangens tan Cotangens cot D R R W [−1, 1] R \ { 2k+1 2 π | k ∈ Z} R \ {kπ | k ∈ Z} [−1, 1] R R Die Graphen der Sinus- und Cosinusfunktionen y y = sin x π y = cos x 2π x Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 51 / 61 Trigonometrie Die Graphen der Tangens- und Cotangensfunktionen: y y = tan x y = cot x 1 π 4 π 2 3π 4 π 5π 4 3π 2 x Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 52 / 61 Trigonometrie 5.2 Interpretation am rechtwinkligen Dreieck C Mit diesen Bezeichnungen gilt dann b a A α c sin α = a , b cos α = c b und tan α = a c B Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 53 / 61 Trigonometrie 5.3 Definition: Periodische Funktionen Es sei T > 0. Eine Funktion f : → heißt T -periodisch, wenn f (x + T ) = f (x) für alle x ∈ . R R R 5.4 Definition: Symmetrie von Funktionen Es sei I ⊂ heißt ... R ein um 0 symmetrisches Intervall. Eine Funktion f : I → R 1. ... gerade, wenn f (−x) = f (x) für alle x ∈ I. 2. ... ungerade, wenn f (−x) = −f (x) für alle x ∈ I. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 54 / 61 Trigonometrie 5.5 Satz: Eigenschaften der Winkelfunktionen 1. sin sowie cos sind 2π- und tan sowie cot sind π-periodisch. 2. sin(x + π) = − sin x und cos(x + π) = − cos x. 3. sin(x + π2 ) = cos x und cos(x + π2 ) = − sin x. sin x 1 4. tan x = und cotx = . cos x tan x 5. cos ist eine gerade Funktion und sin, tan und cot sind ungerade Funktionen. R gilt | sin x| ≤ 1 und | cos x| ≤ 1. sin(x) = 0 genau dann, wenn x = kπ mit k ∈ Z. 6. Für alle x ∈ 7. cos(x) = 0 genau dann, wenn x = 2 8. sin x + 2k+1 2 π Z mit k ∈ . cos2 x = 1 der Trigonometrische Pythagoras. 1 1 9. cos2 x = und sin2 x = . 2 1 + tan x 1 + cot2 x Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 55 / 61 Trigonometrie 5.6 Einschränkungen der Winkelfunktionen Die folgenden Einschränkungen der Winkelfunktionen benutzt man zur Definiton von Umkehrfunktionen: : − π , π → [−1, 1] ist streng monoton wachsend. 1 sin π π 2 2 − , 2 2 2 cos : [0, π] → [−1, 1] ist streng monoton fallend. [0,π] : − π , π → ist streng monoton wachsend. 3 tan − π2 , π2 4 cot ]0,π[ :]0, π[ → 2 2 R R ist streng monoton fallend. Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 56 / 61 Trigonometrie 5.7 Definition: Arcusfunktionen Die Umkehrfunktionen der Winkelfunktionen werden Arcusfunktionen genannt und sind 1. arcsin : [−1, 1] → − π2 , π2 2. arccos : [−1, 1] → [0, π] 3. arctan : → − π2 , π2 4. arccot : → 0, π[ R R Die Graphen der Arcusfunktionen sehen wie folgt aus (siehe Bemerkung ??): Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 57 / 61 Trigonometrie y y y = arccos x y = arcsin x π 2 π y = arccot x π 4 x − π2 π 2 y = arctan x 1 x − π2 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 58 / 61 Trigonometrie Beim Rechnen mit den Winkelfunktionen sind folgende Additionstheoreme sehr nützlich: 5.8 Satz: Additionstheoreme 1 sin(x ± y) = sin x cos y ± sin y cos x 2 3 cos(x ± y) = cos x cos y ∓ sin x sin y tan x ± tan y tan(x ± y) = 1 ∓ tan x tan y Daraus erhält man dann 5.9 Folgerung: Doppelte Winkel 1. sin(2x) = 2 sin x cos x 2. cos(2x) = cos2 x − sin2 x 2 tan x 3. tan(2x) = 1 − tan2 x 4. cos2 x = 12 1 + cos(2x) und sin2 x = 1 2 1 − cos(2x) Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 59 / 61 Trigonometrie Eine kleine Beweisskizze für die Additionstheoreme: sin x cos y cos x sin y x cos y cos x cos y x y sin x sin y sin y 1 x+y cos(x + y) sin(x + y) Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 60 / 61 Trigonometrie Und nun noch ein paar spezielle Werte der Winkelfunktionen (und mit den Additionstheoremen und der Periodizität dann natürlich weitere). x in Grad 0 30◦ 45◦ 60◦ 90◦ x in Rad 0 π 6 π 4 π 3 π 2 sin x 0 1 2 cos x tan x cotx 1 √ 1 0 √ 1 − 1 2 2 3 3 3 √ √ 1 2 2 2 √ 3 1 1 2 0 − 90◦ √ 4 2 √ 3 1 3 √ 1 3 3 30◦ √ 1 2 45◦ √ 2 2 60◦ √ 3 2 √ 1 1 2 0 Eselsbrücke für die Sinus-Werte: x in Grad sin x 0 √ 0 2 Mathematischer Vorkurs – TU Dortmund Seite 61 / 61