Wertemanagement in der Aus- und Weiterbildungsbranche ProEthics EU-Leonardo-Projekt 2009-2011 www.proethics.eu 1 Wertemanagement in der Aus- und Weiterbildungsbranche Management mittels • Entdeckung • Reflexion • Ausbalancieren von Werten www.proethics.eu 2 Gliederung 1. Einführung 1.1. Ethik und der Lehrplanaufbau 1.2. Aufbau der Einheiten 1.3. Aufbau der Themen – Skizzierung des Lehrplans 5 5 6 7 2. Anwendungsbeispiele 9 9 11 14 3. Werteentdeckung, Wertebezug und Wertebestimmun 15 15 21 26 32 37 4. Orte der Werteverankerung 41 41 41 44 49 55 2.1 Modell eines viertägigen Management Trainings 2.2 Modelle für ein- und zweitägige Trainings 2.3 Zielgruppenorientierung von Trainings 3.1 Grundlegende Werte, Alltagsethik 3.2 Ethik im Alltag – grundlegende Unterscheidungen 3.3 Viele Menschen, viele Werte 3.4 Spannungsfeld der Werte 3.5 Übermaß an Werten: Abwägen von Werten 4.1 Persönliche Werte 4.1.1 Wofür arbeiten Sie? 4.1.2 Der Ursprung von Werten: Intuition, Gewissen oder Vernunft? 4.1.3 Charakter und Fähigkeiten – das Bewerten anderer 4.1.4 Individuelle Verantwortung – die Grauzone zwischen Ethik und Gesetz 4.1.5 Altersstruktur der Mitarbeiter und Beteiligung in Krisen am Beispiel der BBS Ahaus 60 4.2 Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen 65 4.2.1 Rollenkonflikte in Führung und Leitung am Beispiel der BBS Ahaus 65 4.2.2 Konfliktlösung mittels ethischer Prinzipien am Beispiel des TAI Turku 68 4.2.3 Werte für die Aus- und Weiterbildungsbranche – Pädagogische Normen und ökonomische Vorgaben 75 4.2.4 Verantwortungsbewusste Führung: Unterstützendes Handeln in heiklen Fällen am Beispiel der BBS Ahaus 80 4.2.5 Der Umgang mit sensiblen persönlichen Daten in Versicherungsfragen 85 4.2.6 Medizinische Vorsorgeverbesserung für Produktivitätserhalt 90 4.3 Werte einer Gesellschaft 95 4.3.1 Arbeitsplatzsicherheit und strategische Verantwortung am Beispiel der BBS Ahaus 95 4.3.2 Soziale Sicherheit und Verantwortung in Aus- und Weiterbildungsbranche 101 4.3.3 Menschenrechte über Arbeitsrecht am Beispiel Fundacion Tomillo 107 4.3.4 Werte innerhalb von Kulturen: Bedürfnisse von Familien 112 5. Implementierung von Instrumenten des Wertemanagement 5.1 Management-Instrumente: Wertemanagement durch „Gärtnern“ www.proethics.eu 115 115 3 5.2 Management Instrumente: Ethische Richtlinien in der Aus- und Weiterbildungsbranche 122 5.3. Management Instrumente: Mitarbeitertraining und Mitarbeiter als WerteBotschafter 130 5.4. Management instruments: Werte kommunizieren 135 5.5 Management Instrumente: Zertifizierung 149 1.1. 6. Materialeinheiten – Grundlagen der Ethik 6.1 Grundlegende Fragen der Ethik 6.2 Ethik: Drei Rohrkrepierer 6.3 Unsere ethischen Werturteile 6.4 Ethische Wertvorstellungen als Prozess 6.5 Offene Fragen und unlösbare Probleme 158 158 161 165 169 173 7. Literaturangaben 177 8. Teilnehmende Institutionen und Autoren im Projekt 177 www.proethics.eu 4 1 Einführung 1.1 Ethik und der Lehrplanaufbau Mit dem Ethikbegriff vertraut machen Die Grundidee des Programms ist, Berufsbildungsstätten mit dem Thema Ethik vertraut zu machen. Über Dinge mit einer ethischen Perspektive zu sprechen heißt, wie man tagtägliche Erfahrung bezogen auf Fragen nach einem guten Leben, Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit betrachtet. Unterfütterung des Profils und des Rufs Der Mehrwert für Bildungsstätten in der Aus- und Weiterbildungsbranche ist die Antwort auf den Anspruch, pädagogische Institution zu sein. Gleichzeitig stehen die initiierten Entscheidungen und Prozesse auf einer soliden Grundlage gut reflektierter Werte und untermauern daher den Ruf und das Profil. Ethik als Teil des Alltags Im Falle der richtigen Anwendung ist Ethik Teil des Alltagsgeschäfts. Ethik bedeutet nicht, jemandem Normen aufzutragen, sondern sich über verschiedene Werte klar zu werden und eine richtige Ausgewogenheit zu finden. Dies kann oft nur durch den Wandel von Ideen zu Werten und deren Ausgewogenheit im Gruppengespräch stattfinden. Beispiele aus der Praxis Ausgangspunkte sind Fälle, die einen Kontext repräsentieren. Die Fälle werden von der Praxis aus zur Entdeckung und Diskussion von Werten aufgerollt. Oft geht es um verschiedene Werte oder Tatsachen, die für Wertkonflikte stehen. Die Ebenen der Einzelperson, Organisation und der Gesellschaft Wir unterscheiden drei Ebenen der Ethik: • Die individuelle (persönliche Hoffnungen, Werte, Standpunkte) • Die der Organisation (Kultur, Normen und Werte des Unternehmens) • Die der Gesellschaft (soziale, schichtspezifische, politische Werte, Gemeinschaft) Werte identifizierten, strukturieren und balancieren Die angewandte Methode ist das Entdecken, Reflektieren und Ausbalancieren von Werten. Zuerst müssen Werte identifiziert werden. Oftmals sind sie versteckt oder werden unbewusst angewandt. Es braucht eine gewisse www.proethics.eu 5 Aufmerksamkeit, die Dimension der Werte zu entdecken. Danach müssen diese zur Verdeutlichung der Angelegenheit in einer systematischeren Art und Weise strukturiert und analysiert werden. Schließlich muss eine Diskussion erfolgen, um die Werte zu gewichten und Lösungen zu entwickeln als auch um die Mittel der Problemlösung und Bewältigung anzuwenden. Geschichte und Grundlegendes Die Grundlage des Konzepts für das Training sind die im Buch von Martin Büscher, Hans De Geer und Domingo García Marzà gebündelten Ideen Integrating the Ethical Perspective: Methods, Cases, Levels in Business and Management. Auf der Grundlage der Trainingsprogramme in diesem Buch und auf der philosophischen Basis von Michael Quantes Einführung in die Allgemeine Ethik (verlegt in der nun vierten Auflage bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt) wurde im Rahmen des Projektes ProEthics ein Trainingskonzept für Wertemanagement an berufsbildenden Schulen entwickelt unter der aktiven Teilnahme von Partnern in Ahaus, Münster, Bielefeld, Dublin, Turku (Finnland), Eger (Ungarn) und Madrid (Spanien). Ethik schärft Ihr Profil. 1.3 Aufbau der Einheiten Alle Einheiten haben einen gemeinsamen Aufbau, der es dem Moderator leicht machen soll, das ethische Thema zu identifizieren, wobei die vorbereiteten Materialien, die pädagogische Struktur und die verwendeten Methoden eine Ausarbeitung und Reflexion der gegebenen ethischen Dimension ermöglichen. Die Einführung und der kurze Überblick (Inhaltsverzeichnis) helfen dem Moderator Themen, genutzte Methoden und angebotene Arbeitsmaterialien schnell zu identifizieren. Alle Einheiten sind auf eine Durchschnittsdauer von 45 Minuten zugeschnitten. In den meisten Fällen erlaubt das gegebene Material eine längere Beschäftigung mit dem Thema. Generell gilt die Erfahrung, dass ethische Themen Zeit zum Atmen brauchen, und daher wird Zeit zu Verfügung gestellt, damit die Teilnehmenden Raum zum Ausdruck ihrer Gedanken und Gefühle haben. www.proethics.eu 6 Der Aufbau einer Einheit ist wie folgt: I. Einführung Ziel (welche Fähigkeiten sollen Teilnehmer erwerben) Worum es geht Spezifischer ethischer Aspekt II. Entwicklung (Erklärung der Schritte) III. Methoden (Erläuterung der Trainingsformen) IV. Aufbau und Zeitplan (zusätzliche Quellen/Literatur) V. Materialien (Texte, Diagramme, Übungen, Quintessenz der Einheit) Kernaussagen VI. Quellen/Literaturangaben Es wurden mehrere unterschiedliche didaktische Methoden und damit zusammenhängende Materialien verwandt – Einzelreflexion, Partnerarbeit, Parallelgruppen, Rollenspiele, Gruppendiskussionen und kreative Formen kollektiver oder einzelner Wiederholung. Die angebotenen Materialien enthalten Folien, Informationen, Texte, Fallstudien, Übersichten, Schaubilder, Internetadressen relevanter Seiten und andere Quellen. Eine Gruppe von 10-12 Teilnehmern wird angenommen. Ethik braucht Struktur. www.proethics.eu 7 1.3 Aufbau der Themen – Skizzierung des Lehrplans Der Lehrplan ist folgendermaßen aufgebaut: Abschnitt 1 – Allgemeine formale und strukturelle Einführung Abschnitt 2 – Einfache einführende Grundlageneinheiten Abschnitt 3 – Persönliche Werte, Unternehmenswerte, Gesellschaftswerte Die von den Partnern zu Verfügung gestellten Fallstudien sind systematisch entlang der drei Abschnitte gruppiert. Sieben Fälle unterschiedlicher Natur wurden ausgewählt und den obengenannten Titeln zugeordnet. Der in I. vorgestellte Fall kommt aus Finnland, die beiden unter II. beschriebenen Fälle aus Spanien. Absatz III. stellt zwei spanische und zwei irische Fälle vor. Die folgende schematische Präsentation orientiert sich im Wesentlichen an dem von unseren irischen Partnern vorgeschlagenen Schema. Ethik ist überall. 2 Anwendungsbeispiele Die Skizze des Lehrplans wurde oben beschrieben; hier folgen weitere Bemerkungen bezüglich der Anwendung der Materialien. Jede Einheit soll mindestens 45 Minuten dauern. Das angebotene Printmaterial soll dem Trainer helfen, die Einheit ohne weiteres Material zu moderieren. Einiges an Literatur zum Hintergrund wird jedoch am Ende des Lehrplans ausgewiesen, gelegentlich auch am Ende einer Einheit unter der Überschrift Quellen/Literatur. Alle Einheiten können einzeln in Trainingskursen für die ursprüngliche Zielgruppe, nämlich für Management-Lehrende in der Aus- und Weiterbildungsbranche, oder zur Vertiefung des Themas genutzt werden. Sie www.proethics.eu 8 können für neue Zielgruppen angepasst werden, z.B. Führungskräfte in Unternehmen, Lehrer in Schulen oder Einzelgruppen. Um die ethischen Aspekte zu illustrieren, finden sich praktische Fälle der meisten Projektpartner. Diese Fälle können durch eigene Beispiele ersetzt werden, die ein ähnliches Problem darstellen. Dies vergrößert die Relevanz des Trainings in der eigenen Institution. Das Gesamttraining umfasst vier Tage und ist daher möglicherweise nicht für alle Zielgruppen und Organisationen geeignet. Daher werden die Autoren einen Vorschlag machen, wie der Lehrplan in ein viertägiges, ein zweitägiges, ein Tages- und ein Halbtagsprogramm umgesetzt werden könnte. Dies ist in den Tabellen und folgenden Abschnitten dargestellt. 2.1 Modell eines viertägigen Management-Trainings Tag 1 – Werte – Grundsatzeinheiten für die Aus- und Weiterbildungsbranche Modul 1: Wofür arbeiten Sie? Kapitel 4.1.1 Modul 2: Grundlegende Werte, Alltagsethik Kapitel 3.1 Modul 3: Ethik im Alltag – grundlegende Unterscheidungen Kapitel 3.2 Modul 4: Persönliche Werte – Charakter und Fähigkeiten – das Bewerten anderer Kapitel 4.1.3 Modul 5: Materialeinheiten: Grundlegende Fragen der Ethik Kapitel 6.1 Modul 6: Viele Menschen, viele Werte Kapitel 3.3 Modul 7: Spannungsfeld der Werte Kapitel 3.4 Modul 8: Übermass an Werten: Abwägen von Werten Kapitel 3.5 www.proethics.eu 9 Tag 2 – Fallbeispiele von Werte-Managements in der Aus- und Weiterbildungsbranche Modul 1: Persönliche Werte als Quelle des Werte-Managements: Kapitel 4.1.2 Woher stammen Werte? Modul 2: Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen: Rolenkonflikte in Führung und Leitung am Beispiel der BBS Ahaus Modul 3 : Werte für die Aus- und Weiterbildungsbranche – ChapKapitel 4.2.3 Pädagogische Normen und ökonomische Vorgaben Modul 4: Werte einer Gesellschaft: Arbeitsplatzsicherheit und strategische Verantwortung am Beispiel der BBS Ahaus Kapitel 4.3.1 Modul 5 : Materialeinheiten: Ethik: Drei Rohrkrepierer Kapitel 6.2 Modul 6 : Persönliche Werte: Altersstruktur der Mitarbeiter und Beteiligung in Krisen am Beispiel der BBS Ahaus Kapitel 4.1.5 Modul 7 : Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen: Verantwortungsbewusste Führung: Unterstützendes Handeln in heiklen Fällen am Beispiel der BBS Ahaus Werte einer Gesellschaft: Soziale Sicherheit und Verantwortung in Aus- und Weiterbildungsbranche Kapitel 4.2.4 Modul 8 : Kapitel 4.2.1 Kapitel 4.3.2 Tag 3 – Führung in der Aus- und Weiterbildungsbranche anhand von Werten Modul 1: Persönliche Werte: Individuelle Verantwortung – die Grauzone zwischen Ethik und Gesetz Kapitel 4.1.4 Modul 2: Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen: Konfliktlösung mittels ethischer Prinzipien am Beispiel der BBS Ahaus Kapitel 4.2.2 Modul 3: Werte einer Gesellschaft: Soziale Sicherheit und Verantwortung in Aus- und Weiterbildungsbranche Kapitel 4.3.2 www.proethics.eu 10 Modul 4 : Materialeinheiten: Unsere ethischen Werturteile Kapitel 6.3 Modul 5 : Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen: Der Umgang mit sensiblen persönlichen Daten in Versicherungsfragen Kapitel 4.2.5 Modul 6 : Werte einer Gesellschaft: Menschenrechte über Arbeitsrecht am Beispiel Fundacion Tomillo Kapitel 4.3.3 Modul 7: Werte einer Gesellschaft: Werte innerhalb Kulturen: Bedürfnisse von Familien Kapitel 4.3.4 Modul 8. Materialeinheiten: Offene Fragen und unlösbare Probleme Kapitel 6.5 Tag 4 – Instrumente der Umsetzung Modul 1: Management Instrumente: Wertemanagement durch Gärtnern Kapitel 5.1 Modul 2: Management Instrumente: Ethische Codes in Aus- und Weiterbildungseinrichtung/den Kapitel 5.2 Modul 3: Management Instrumente: Mitarbeitertraining und Mitarbeiter als Werte-Botschafter Kapitel 5.3 Modul 4 : Materialeinheit: Ethische Werteinheiten Kapitel 6.4 Modul 5: Management Instrumente: Werte kommunizieren Kapitel 5.4 Modul 6: Management Instrumente Zertifizierung als Teil eines Qualitätsmanagement Audits in der Aus- und Weiterbildungsbranche Kapitel 5.5 Modul 7 Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen: Medizinische Vorsorgeverbesserung für Produktivitätserhalt Kapitel 4.2.6 www.proethics.eu 11 Modelle für zwei, eintägige und Halbtages-Trainings Tag 1 – Werte – Grundlegende Einheiten für die Aus- und Weiterbildungsbranche Modul 1: Persönliche Werte: Wofür arbeiten Sie? Kapitel 4.1.1. Modul 2: Viele Menschen, Viele Werte Kapitel 3.3 Modul 3: Übermass an Werten: Abwägen von Werten Kapitel 3.5 Modul 4: Charakter und Fähigkeiten – das Bewerten anderer Kapitel 4.1.3 Modul 5: Materialeinheit: Grundlegende Fragen der Ethik Kapitel 6.1 Modul 6: Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen Kapitel 4.2.1 Rollenkonflikte in Führung und Leitung am Beispiel der BBS Ahaus Modul 7: Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen: Konfliktlösung mittels ethischer Prinzipien am Beispiel des TAI Turku Kapitel 4.2.2 Modul 8: Werte einer Gesellschaft: Soziale Sicherheit und Verantwortung in der Aus- und Weiterbildungsbranche Kapitel 4.3.2 Tag 2 – Fälle von Wertemanagement in der Aus- und Weiterbildungsbranche Modul 1: Management Instrumente: Wertemanagement durch Gärtnern Modul 2: Persönliche Werte: Der Ursprung von Werten: Intuition, Kapitel 4.1.2 Gewissen oder Vernunft? Modul 3 : Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen: Kapitel 4.2.3 Werte für die Aus- und Weiterbildungsbranche – Pädagogische Normen und ökonomische Vorgaben Werte einer Gesellschaft: Arbeitsplatzsicherheit und Kapitel 4.3.1 strategische Verantwortung am Beispiel der BBS Ahaus Modul 4: www.proethics.eu Kapitel 5.1 12 Modul 5 : Materialeinheit: Ethische Wertvorstellungen als Prozess Kapitel 6.4 Modul 6: Management Instrumente: Ethische Codes in der Ausund Weiterbildungsbranche Kapitel 5.2 Modul 7: Management Instrumente: Werte kommunizieren Kapitel 5.4 Modul 8: Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen: Medizinische Vorsorgeverbesserung für Produktivitätserhalt Kapitel 4.2.6 Modell eines Eintages-Managementtrainings Modul 1: Viele Menschen, viele Werte Kapitel 3.3 Modul 2: Übermass an Werten: Abwägen von Werten Kapitel 3.5 Modul 3: Persönliche Werte Kapitel 4.1 Modul 4: Persönliche Werte – Wofür arbeiten Sie? Kapitel 4.1.1. Modul 5: Materialeinheit: Grundlegende Fragen der Ethik Kapitel 6.1 Modul 6: Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen: Der Umgang mit sensiblen persönlichen Daten in Versicherungsfragen Kapitel 4.2.5 Modul 7: Werte einer Gesellschaft: Soziale Sicherheit und Verantwortung in Aus- und Weiterbildungsbranche Kapitel 4.3.2 Modul 8: Management Instrumente: Werte kommunizieren Kapitel 5.4 Modell eines Halbtags-Managementtrainings www.proethics.eu 13 Modul 1: Viele Menschen, viele Werte Kapitel 3.3 Modul 2: Übermass an Werten: Abwägen von Werten Kapitel 3.5 Modul 3: Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen: Kapitel 4.2.1 Rollenkonflikte in Führung und Leitung am Beispiel der BBS Ahaus Ethische Werte in Unternehmen und Orgnisationen: Kapitel 4.2.2 Konfliktlösung mittels ehtischer Prinzipien am Beispiel des Turku Modul 4: Modul 5: Materialeinheiten: Grundlegende Fragen der Ethik Kapitel 6.1 2.3 Zielgruppenorientierung von Trainings Wie oben erwähnt, kann dieser Lehrplan für verschiedene Zielgruppen angepasst werden. Ursprünglich wurde er für die mittlere Managementebene in der Aus- und Weiterbildungsbranche entwickelt. Die Themen und das gesammelte Material sind jedoch auch geeignet für Führungskräfte in Unternehmen, anderen staatlichen oder nichtstaatlichen Organisationen, Schulen und ganz allgemein auf Ausbildung ausgerichteten Organisationen sowie für Gruppen von Einzelpersonen. Das Material kann ebenfalls für Fachleiter von Ausbildern in Unternehmen und an Berufs- und Berufsfachschulen angepasst werden. Fachkräfte, die gerne die Ausstellungsposter und die Broschüre nutzen möchten, finden einen Link zu den Dateien. Ethik – 1 Minute, 1 Stunde, 1 Tag, 1 Woche? Einfach anfangen! www.proethics.eu 14 3. Werteentdeckung, Wertebezug und Wertebestimmung 3.1 Grundlegende Werte, Alltagsethik I. Einführung Ziel Die Konzepte von Ethik und Werten bezogen auf das tagtägliche Leben einführen. Worum es geht Ethik im Allgemeinen ist das praktische Wissen in Bezug auf das, was gut oder schlecht, fair oder unfair ist – kurz gesagt, was moralisch oder unmoralisch ist. Ethik wirft Fragen über ein gutes, erfüllendes Leben, über soziale Gerechtigkeit und über verantwortungsvolles Handeln auf. Ethische Beschreibungen beeinflussen unsere Sicht anderer und die Beziehungen zwischen Individuen, und sie bilden einen Teil der Werte, Normen und Prinzipien, die diese Beziehungen regeln. Diese Urteile werden mithilfe unserer Sprache ausgedrückt und entstammen ganz unmittelbar unserer Fähigkeit, Entscheidungen zu fällen und auf verschiede Arten zu handeln. Daher können wir sagen, dass kein Bereich menschlichen Agierens frei von moralischen Urteilen ist und dass diese ein Schlüsselelement bilden, die allen sozialen Beziehungen zu Grunde liegen. Ethik befasst sich mit der Beschreibung und der Reflexion dieses moralischen Standpunkts. Ethik bedeutet, über Werte zu sprechen. Werte allerdings, die nicht oft sehr präsent und relevant scheinen. Daher werden zuallererst Werte eingeführt und als Ausdruck prominenter moralischer Zitate diskutiert. Spezifischer ethischer Aspekt Ethik bezogen auf den Alltag zeigt uns die Werte unseres täglichen Lebens und macht uns die Normen bewusst, die uns begegnen. www.proethics.eu 15 II. Entwicklung Die Einheit beginnt mit einer Positionierungsaufgabe angesichts von vier Zitaten mit ethischer Relevanz (M 1). Dann werden die Teilnehmenden über Werte reden. Werte alltäglichen Lebens können im Rahmen eines Partner-Interviews gesammelt werden. Es ist notwendig, die Werte in konkreten Situationen zu identifizieren. Begriffe wie Freundschaft, Vertrauen, Zuversicht sollen tagtäglichen Erfahrungen mit Hilfe des Arbeitsblattes M2 zugeordnet werden und dienen der Fokussierung auf besondere Ereignisse des Tages und deren Wertigkeit. Es kann erwartet werden, dass die Gruppe Werte wie die folgenden herausfindet: • • • • • • • • • • Freundschaft: viele Freunde haben, ein Freund sein, auf den man sich verlassen kann Vertrauen: Partner haben, denen man vertrauen kann Zuversicht: Selbstvertrauen haben eine Idee zu verwirklichen Kollegialität: Kollegen haben, mit denen man gut kooperieren kann Gemeinschaft: Teil einer Gruppe sein, in der man sich wohlfühlt Einsamkeit: sich einsam fühlen außerhalb einer Gruppe oder ohne Kommunikation Misstrauen: misstrauisch sein gegenüber der Einstellung anderer Ihnen gegenüber Gier: mehr oder mindestens so viel haben wollen wie jemand anders Egoismus: stumpf auf die eigenen Interessen konzentriert sein Wettbewerb: unter Druck stehen Es wird deutlich, dass eine Reihe von Werten an jedem Arbeitstag berührt wird. Dann sollen die Werte, die in alltäglichen Situationen vorkommen, aufgezählt und an einer Tafel gesammelt werden. In diesem Schritt werden die Ergebnisse geordnet. Welche Werte können in Verbindung gebracht werden mit • • • einem guten, erfüllenden Leben? Gerechtigkeit? verantwortungsvollem Handeln? Auf diesem Weg erhalten die Teilnehmer eine grundlegende Beschreibung von Ethik: Ethik ist das Denken über grundlegende menschliche Werte anhand von drei Leitgedanken – eines guten und erfüllenden Lebens, der Gerechtigkeit und des verantwortungsbewussten Handelns. Ein Blitzlicht (jeder vervollständigt den folgenden Satz: „Die Hauptidee/der Hauptaspekt dieser Einheit ist für mich ...“) rundet die Einheit ab. www.proethics.eu 16 III. Methoden Ethisches Handeln bedeutet oft Position zu beziehen. Das Urteilen am Anfang lässt die Teilnehmer nicht nur eine geistige sondern eben auch eine körperliche Position beziehen, aus der eine Aussage ethischer Relevanz wird. Sie sollen aufgefordert werden, eine Position zwischen zwei extremen Positionen (voll) „ja“ und (voll) „nein“ einzunehmen. Je nach ihrer Zustimmung oder Ablehnung stehen sie auf der Linie näher oder weiter entfernt von „ja“ oder „nein“. Nach dem Positionsbezug sollen die Teilnehmer durch den Moderator befragt werden. Warum stehen sie da, wo sie stehen? Auf diese Weise können sie ihre Haltungen den Zitaten gegenüber klar machen und lebhaft diskutieren. Partnerarbeit, Präsentation mit moderierter Diskussion und das Blitzlicht sind diskursive Methoden, die Gruppenkommunikation unterstützen. IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte I. Einführung Zitate II. Entwicklung Öffnen des ethischen Horizonts: Werte in alltäglichen Situationen III. Zusammenfassung Was ist Ethik? www.proethics.eu Methoden Positionierung Interview (Verlängerung wahrscheinlich) Partnerarbeit (Verlängerung wahrscheinlich) Präsentation und Klassifizierung Material Zeit M1 15/15 M2 15/30 15/45 17 V. Materialien M1 „Immer ehrlich zu sein ist dumm!“ „Ethik wird oft betrachtet als erzieherisch, qualvoll und absolutistisch – Die Leute mögen Ethik nicht!“ „Alltagsarbeit in der Aus- und Weiterbildungsbranche hat wenig zu tun mit Ethik!“ „Meine privaten Werte unterscheiden sich kaum von den Werten meines Unternehmens!“ www.proethics.eu 18 M2 Schauen Sie sich Ihren gestrigen Tag an – einen Arbeitstag. Was ist Ihnen während des Tages passiert? Beschreiben Sie die Begebenheiten im Fluss des Tages und finden Sie heraus, welche Werte Sie erlebt haben. Zeit Ereignis Wert 8.00 Ich kam ins Büro. Ein Kollege hat mich in einer unangenehmen Weise begrüßt … Unfreundlichkeit, Misstrauen, Argwohn 9.30 Ich wurde angerufen, eine Vertragsarbeit war nicht ausgeführt worden … Ärger 11.15 Ich habe einen Kollegen getroffen, der mit einen Tipp gab, mit wem ich ein Problem besprechen könnte … Freundschaft, Vertrauen 12.15 Ich erhielt ein Kompliment wegen meiner Reaktion während eines Treffens Zufriedenheit, Dankbarkeit 12.45 Ein Freund meldete sich für das Mittagessen an, um Wochenendaktivitäten abzusprechen Freundschaft, gutes Leben, Freizeit, Erholung … … www.proethics.eu 19 M3 Fragestellung Ethik – an jedem Arbeitstag der Woche. VI. Quellen - Literatur Bohlander, H.-W./ Büscher, M. (Ed.): Werte im Unternehmensalltag erkennen und gestalten. München und Mering 2004. De George R.T., Business Ethics. New Jersey: Prentice-Hall, Englewood Cliffs 1995. Ulrich, P. (Hrsg.) Büscher, M./Matthiesen, K./ Sarasin, Ch.: Ethik in Wirtschaft und Gesellschaft – 24 Lehreinheiten zu Grundfragen des Lebens, Arbeitens und Wirtschaftens. Aarau 1993. www.proethics.eu 20 3.2 Ethik im Alltag – grundlegende Unterscheidungen I. Einführung Ziel Einen Begriff und ein Gefühl dafür bekommen, worum es beim Thema Ethik geht. Das bedeutet: Klären, dass Ethik Bestandteil des Tagesgeschäfts ist und dass unsere tagtäglichen Interaktionen und Haltungen bis in die Grundfesten ethisch sind. Worum es geht/Spezifischer ethischer Aspekt Zeigen, dass uns Ethik aus unserem Alltag vertraut ist. Betonen, dass der Alltag Ausgangspunkt für Ethik ist und zeigen, dass die philosophische Ethik sich auf verschiedenen Ebenen mit diesen Fragen beschäftigt. II. Entwicklung Auf das Hauptziel gerichtet: Alltägliche Beispiele (aus dem richtigen Leben und aus der Arbeitswelt) nutzen um aufzuzeigen, dass wir ständig Situationen (Aktionen, Ereignisse, Personen) aus einer ethischen Perspektive evaluieren (Situationen beurteilen nach gut oder richtig, recht oder unrecht). Zeigen, dass wir in vielen täglichen Situationen nach Rechtfertigungen suchen oder unser Handeln selbst rechtfertigen müssen. Das Zitat des Firmenchefs ist der Schlüssel, Teilnehmer zu einer Diskussion über die Richtigkeit der oben stehenden These zu veranlassen. Nach der Diskussion dieser Aussage ist die Frage, welche Schlussfolgerungen Sie für die Führungsfragen in der Aus- und Weiterbildungsbranche ziehen. Darüber hinaus und als Abrundung einer systematischen ethischen Analyse, kann der Moderator drei weitere Ideen vorstellen: 1. Formulieren Sie deutlich, was nicht Ziel von Ethik ist. 2. Unterscheiden Sie die drei Ebenen philosophischer Ethik. 3. Unterscheiden Sie eine innere und eine äußere Sichtweise auf Ethik. Zu Ziel 1: Philosophische Ethik zielt nicht auf (1) das Erziehen von Menschen zum moralisch Besseren, auch nicht darauf, (2) die Welt ethisch besser zu machen und sicherlich nicht (3) auf die Herstellung von Ethik-Experten. Zu Ziel 2: Unterscheiden Sie die drei Ebenen philosophischer Ethik: (1) deskriptive Ethik als die empirische Aufgabe herauszufinden, welche Normen und Werte in einer bestimmten Gesellschaft existieren ohne sie als gut oder schlecht zu beurteilen; (2) normative Ethik als das Postulat normativer www.proethics.eu 21 Ansprüche, die wir in unserer täglichen ethischen Praxis oder in anderen ethischen Theorien formulieren, und Untersuchungen der Rechtfertigungen/Berechtigungen für diese Ansprüche; und (3) Metaethik als Analyse unserer ethischen Konzepte und der Funktionsweise ethischer Rechtfertigungen. Zu Ziel 3: Unterscheiden Sie zwei Sichtweisen auf Ethik: (1) Eine interne Perspektive bedeutet Reflexion oder Rechtfertigung einzelner Handlungen oder ethischer Aussagen unter Zuhilfenahme anderer ethischer Annahmen; (2) eine externe Perspektive beruht auf der Erklärung oder Rechtfertigung ethischer Haltungen, Vermittlungshandlungen oder sozialer Praktiken, die selbst nicht mehr innerhalb eines ethischen Rahmens stehen (Hervorstechende Beispiele einer solchen externen Perspektive sind u.a. ideologiekritisch-demaskierende Argumente dieses Typs: Der ethische Diskurs dient zur Verschleierung tatsächlich ökonomischer Interessen). III. Methoden Die Reflexion des Zitats (M 1) leitet zu dem Problem über, dass im alltäglichen Tun ethische und funktionale Aspekte oft nicht mehr unterschieden werden können – jede instrumentalisierende oder ökonomisch bedingte Entscheidung impliziert eine Wert-Entscheidung. Ethische Grundunterscheidungen können den Teilnehmern näher gebracht werden, indem sie den Text (M 2) in Gruppenarbeit lesen und visualisieren (Tapete o.ä.); wahlweise kann auch der Text von Michael Quante (siehe Quellen – Literatur) gelesen werden. Die Visualisierung macht die Beziehungen zwischen den verschiedenen Perspektiven auf Ethik deutlich. Eine konkrete Aussage macht den Unterschied zwischen den beiden Perspektiven deutlich. www.proethics.eu 22 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte I. Einführung Reflexion eines Zitats II. Entwicklung Diskussion des Zitats Methoden Material Zeit Moderator Diskussion M1 05/05 Visualisierung des Firmenchef-Zitats, Partnerarbeit, M2 30/35 Diskussion III. Zusammenfassung Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie für Führungstätigkeiten in der Ausund Weiterbildungsbranche? www.proethics.eu Sammeln 10/45 23 V. Materialien: M1 Aussage des Firmenchefs: „Wegen der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens müssen zwölf Mitarbeiter entlassen werden.“ Eine wirtschaftliche oder ethische Aussage? www.proethics.eu 24 M2 Text: Ethische Grundunterscheidungen: Philosophische Ethik zielt nicht auf (1) das Erziehen von Menschen zum moralisch Besseren, auch nicht darauf, (2) die Welt ethisch besser zu machen und sicherlich nicht (3) auf die Herstellung von Ethik-Experten. Drei Ebenen philosophischer Ethik sind zu unterscheiden: (1) deskriptive Ethik als die empirische Aufgabe herauszufinden, welche Normen und Werte in einer bestimmten Gesellschaft existieren, ohne sie als gut oder schlecht zu beurteilen; (2) normative Ethik als das Postulat normativer Ansprüche, die wir in unserer täglichen ethischen Praxis oder in anderen ethischen Theorien formulieren, und Untersuchungen der Rechtfertigungen/Berechtigungen für diese Ansprüche; und (3) Metaethik als Analyse unserer ethischen Konzepte und der Funktionsweise ethischer Rechtfertigungen. Des weiteren sind zwei Sichtweisen auf Ethik zu trennen: (1) Eine interne Perspektive bedeutet Reflexion oder Rechtfertigung einzelner Handlungen oder ethischer Aussagen unter Zuhilfenahme anderer ethischer Annahmen; (2) eine externe Perspektive beruht auf der Erklärung oder Rechtfertigung ethischer Haltungen, Vermittlungshandlungen oder sozialer Praktiken, die selbst nicht mehr innerhalb eines ethischen Rahmens stehen (Hervorstechende Beispiele einer solchen externen Perspektive sind u.a. ideologiekritisch-demaskierende Argumente dieses Typs: Der ethische Diskurs dient zur Verschleierung tatsächlich ökonomischer Interessen). Auf der Grundlage von Michael Quante (2003): Einführung in die Allgemeine Ethik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 16-20 (Kapitel I.2) Aufgabe: Für Gruppenarbeit (3 – 5 Teilnehmer): Visualisieren Sie den Textinhalt auf einer Tapete! Zeit: 20 Minuten www.proethics.eu 25 M3 Fragestellun In jeder betriebswirtschaftlichen Entscheidung steckt Ethik. VI. Quellen - Literatur: Michael Quante (2003): Einführung in die Allgemeine Ethik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 16-20 (Kapitel I.2) www.proethics.eu 26 3.3 Viele Menschen, viele Werte I. Einführung Ziel Das Ziel dieser Einheit ist es, einen Katalog an Werten in unserem Alltag zu entdecken. Diese können unterstützend wirken, neutral, oder im Spannungsverhältnis untereinander stehen. Worum es geht Wir gebrauchen ein komplexes Wertesystem als Orientierung oder Sinnstiftung und damit Realitätsverankerung dessen, was wir tun, nicht tun oder aufhören zu tun. Es wäre naiv zu glauben, dass wir nur ökonomische Kriterien wie Wirksamkeit, Effizienz oder Wettbewerbsfähigkeit benutzen, oder bestenfalls rechtlich vertretbare Werte, wie zum Beispiel juristisch bindende oder zugelassene Bedingungen im Unternehmen. Manager, die ein streng wertsteigerungsorientiertes Management betreiben, fokussieren auf die Eingliederung aller wertschöpfenden Elemente, von der Pünktlichkeit hin zur Ehrlichkeit, in ein in sich schlüssiges Konzept, das wir Unternehmenskultur nennen. Der erste Schritt in dieser Einheit ist das Finden einer Vielfalt an Werten in einer Organisation. Als zweiter Schritt sollen diese Werte in ein Verhältnis zueinander gebracht werden. Für diesen Fall werden die Werte Freundschaft und Egoismus (Wettbewerb) gewählt. Spezifischer ethischer Aspekt Die Grundfunktion einer Unternehmenskultur besteht darin, ein grundlegendes Bezugsprofil, einen ganzheitlichen Rahmen von Werten und Regeln anzubieten, der eine spezielle Art des Ausdrucks ermöglicht und von allen geteilt wird. II. Entwicklung Die Wirklichkeit ist multidimensional. Diese selbstverständliche Wahrheit wird jedoch normalerweise in einer eindimensionalen Sichtweise des Unternehmens verborgen, insbesondere der eines ökonomischen oder juristischen Blicks. Diese Sichtweise ist notwendig, aber keinesfalls hinreichend. Tatsächlich beschränkte sich die betriebliche Wirklichkeit bis in die jüngste Vergangenheit auf eine funktionale Analyse, besonders in Bezug auf Finanzen. Als Folge daraus sind ethische oder kulturbezogene Geschäftsangelegenheiten bei Managern und Arbeitern weiterhin nicht im Blick des Firmengeschehens. Unbestritten ist, dass viele Unternehmen ihren wichtigsten immateriellen Vermögenswert nicht vernünftig nutzen können und www.proethics.eu 27 daher die Geschwindigkeit und die Flexibilität der im heutigen Wirtschaftumfeld notwendigen Anpassung fehlen. Im Gegensatz zu Regeln, die definiertes Verhalten vorschreiben, lenken Werte unser Handeln und lassen dabei eine Reihe von Optionen offen. Werte sind das Medium, durch das wir die Welt um uns wahrnehmen. Sie sind kollektives Begreifen, das uns Sinn und Stimmigkeit bezüglich unserer Handlungen liefert. Ohne diesen Bezugsrahmen wären unsere Handlungen sinnlos und unsere Entscheidungsfindungsprozesse kämen zum Stillstand. Selbstverständlich müssen wir in unser Handeln auch ökonomische und geschäftlich bedingte Entscheidungen einfließen lassen. Vereinfachend lässt sich sagen, dass es ökonomische, kulturell bedingte (schön, elegant, gebildet), sinnliche (Vergnügen, Glück, Schmerz), religiöse (sündig, heilig), moralische (Freiheit, Gerechtigkeit, Güte), usw. Werte gibt. Die moralischen Werte haben gemein, dass sie sich auf Menschen beziehen und grundsätzlich universal sind – was wir als gut für uns ansehen, muss gut für alle sein (Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Ehrlichkeit, Loyalität, Dialogbereitschaft, Respekt usw.). III. Methoden Um sich dieser Vielfalt zu nähern, sollte man systematisch Werte überprüfen, indem ein ethisch bezogener Fall des Arbeitsalltags in einer Institution der Aus- und Weiterbildungsbranche analysiert wird (M 1). Der Fall kann unter drei Fragestellungen in drei Gruppen reflektiert werden: • Gruppe 1: Welche Werte können als für den Trainer relevant identifiziert werden? Welche Werte können sich entgegenstehen – und warum? • Gruppe 2: Welche Werte können als für den Kunden relevant identifiziert werden? Welche Werte können sich entgegenstehen – und warum? • Gruppe 3: Welche Werte können als für die Institution relevant identifiziert werden? Welche Werte können sich entgegenstehen – und warum? Das Ergebnis der Gruppenarbeit kann in gemischten Gruppen präsentiert werden (zu dritt – aus jeder Gruppe eine Person). Die Gruppe kann die Frage diskutieren, wie kollidierende Werte ausgeglichen werden können. www.proethics.eu 28 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden I. Einführung Werte und Unternehmenskultur Erklärung Material Zeit 05/05 II. Entwicklung Welche Werte wurden herausgearbeitet? III. Reflexion Wie können kollidierende Werte ausgeglichen werden? www.proethics.eu Gruppenreflexion Präsentation in gemischten Gruppen Diskussion M1 20/25 20/45 29 Materialien M1 Ein schwieriger Fall Michael ist Teilnehmer eines Aus- und Weiterbildungsprojekts, das Langzeitarbeitslosen eine betriebliche Fortbildung in einem Handelsunternehmen bietet. Die Teilnehmer haben Ausbildungszeiten in der Aus- und Weiterbildungsorganisation und Arbeitszeiten in Unternehmen. Michael arbeitete einige Wochen in einem Unternehmen, das seit vielen Jahren ein Partner und Unterstützer der Aus- und Weiterbildungsorganisation ist. Sowohl der Trainer als auch der Manager halten Michael für eine vernünftige Wahl für diese Stelle, freundlich und motiviert. Nach einer weiteren Arbeitsphase beobachtet der Trainer, dass Michaels Stimmung sich geändert hat. Er erscheint oft traurig und ängstlich; sein Leistungsvermögen nimmt ab. Das Ausbildungsteam entscheidet sich, mit Michael über seine Situation zu sprechen. Zuerst möchte Michael nicht über seine Probleme reden, aber dann erklärt er, dass er in der letzten Phase Opfer von Schikanen war. Der Vorarbeiter hatte Michael angeschrien und ihm Aufgaben geben, die nicht angemessen waren, z.B. das Säubern der Toilette. Er warf Michael vor, faul und arbeitsscheu zu sein, was von seinen Kollegen gehört werden konnte. Einmal schlug er Michael ins Gesicht. Michael sah keine Möglichkeit, gegenüber solchen Angriffen zu reagieren, weil er Angst hatte, seine Stelle in dem Projekt zu verlieren. Michael war nun aber voller Angst wegen der nächsten Arbeitsphase und erwog, das Training aufzugeben. Ein Freund riet ihm, rechtliche Schritte gegen den Vorarbeiter zu unternehmen. Aufgabe I: Diskutieren Sie die folgenden Fragen in Gruppen! Zeit: 20 Minuten • Gruppe 1: Welche Werte können als für den Trainer relevant identifiziert werden? Welche Werte können sich entgegenstehen – und warum? • Gruppe 2: Welche Werte können als für den Kunden relevant identifiziert werden? Welche Werte können sich entgegenstehen – und warum? www.proethics.eu 30 • Gruppe 3: Welche Werte können als für die Institution relevant identifiziert werden? Welche Werte können sich entgegenstehen – und warum? Aufgabe II: Das Ergebnis der Gruppenarbeit kann aus gemischten Gruppen präsentiert werden (zu dritt – aus jeder Gruppe eine Person). Die Gruppe kann die Frage diskutieren, wie kollidierende Werte ausgeglichen werden können. Zeit: 20 Minuten www.proethics.eu 31 M3 Fragestellung Werte entdecken ist eine Reise zu neuen Abenteuern auf einem neuen Kontinent. VI. Sources - Literature M. Jelinek, L. Smircich, P. Hirsch (Eds.): Organizational Culture, Administrative Science Quartely, Vol.28, No. 3,1983 E. H. SCHEIN: La cultura empresarial y el liderazgo. Una visión dinámica, Barcelona, Plaza y Janés, 1988 P. Ulrich, E. Flurie: Management, Stuttgart, Haupt, 6ed.1992. www.proethics.eu 32 3.4 Spannungsfeld der Werte I. Einführung Ziel Wie in Einheit 3.3 „Viele Menschen, viele Werte“ ist das Ziel dieser Einheit, einen Katalog an Werten in unserem Alltag zu entdecken. Diese können unterstützend wirken, neutral, oder im Spannungsverhältnis untereinander stehen. Worum es geht Alternativ zur Einheit 3.3 kann eine Werte-Auktion genutzt werden, um die Relevanz von Werten in einer Aus- und Weiterbildungsorganisation zu klären (M 1). Spezifischer ethischer Aspekt Normen zu erkennen/bestimmen ?? und auszugleichen ist eine interessante und herausfordernde Aufgabe, um Normen zu finden, auszudrücken und gemeinsam zu vertreten. Mit Hilfe eines ernsten Spiels wird der Prozess Werten einen Wert zu geben fassbar. II. / III. Entwicklung/ Methoden (als Erweiterung zu 3.3) Gruppen von drei bis fünf Teilnehmern werden zusammengestellt für eine Wert-Auktion. Eine Gruppe von einem Dutzend Werten wird den Teilnehmern deduktiv gegeben und vom Moderator vorgestellt. Die Gruppe vertritt ein Unternehmen, das im Wettbewerb um die besten Werte steht, aber das Budget ist knapp, weil nur 100 Punkte zum Erwerb von Werten vorhanden sind. Die Gruppe wird diese Werte diskutieren und zu einem Schluss kommen, indem sie ihnen einen Wert beimisst. Zusätzliche Möglichkeit: auch eine Reihe von Un-Werten kann besessen werden (M 1). Wenn eine Gruppe sich entscheidend, einen der Un-Werte zu nehmen, bekommt sie 10 Zusatzpunkte, die genutzt werden können, Werte zu veräußern. Nach Ende der Auktion soll reflektiert werden, welche Relevanz Werte für Aus- und Weiterbildungsorganisationen haben. Nebenbemerkung: Diese Methode macht deutlich, dass Werte nicht vollkommen bestimmt sind und mit Inhalt gefüllt werden müssen und dass innerhalb eines diskursiven Prozesses ein Ausgleich geschaffen werden muss. www.proethics.eu 33 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden I. Einführung Werte und Unternehmenskultur Erklärung II. Entwicklung Werte – Wie sind sie zu erzielen? Werte Auktion III. Reflektion Relevanz von Werten für Aus- und Weiterbildungsorganisationen Diskussion Moderator www.proethics.eu Material Zeit 05/05 M1 25/25 15/45 34 V. Materialien M1 Ethik und Werte Die Werte Auktion • Freundschaft • Vertrauen • Zuversicht • Partnerschaft • Erfolg • Gerechtigkeit • Verantwortung • Liebe • Ehrgeiz • Solidarität • Allgemeinwohl • Persönlicher Erfolg Jede Gruppe (3-5 Teilnehmer) erhält ein Budget von 100 Punkten. www.proethics.eu 35 M2 Ethik und Werte Die Laster • Einsamkeit • Misstrauen • Gier • Egoismus • Wettbewerb • Faulheit • Desinteresse • Armut • Anmaßung • Aggression • Penible Prüfung • Illoyalität Für jedes Laster bekommt eine Gruppe 10 zusätzliche Punkte. www.proethics.eu 36 M3 Fragestellung Werte haben einen unterschiedlichen Wert. www.proethics.eu 37 3.5 Übermaß an Werten: Ausbalancieren von Werten I. Entwicklung Ziel Das Ziel dieser Einheit ist, einen Katalog an Werten in unserem Alltag zu entdecken. Diese können unterstützend wirken, neutral, oder im Spannungsverhältnis zueinander stehen. Worum es geht Wir gebrauchen ein komplexes Wertesystem als Orientierung oder Sinnstiftung und damit Wirklichkeitsbestimmung dessen, was wir tun, nicht tun oder aufhören zu tun. Es wäre naiv zu glauben, dass wir nur ökonomische Kriterien wie Wirksamkeit, Effizienz, Wettbewerbsfähigkeit benutzen, oder bestenfalls rechtlich vertretbare Werte, wie zum Beispiel juristisch bindende oder zugelassene Bedingungen im Unternehmen. Manager, die ein streng wertsteigerungsorientiertes Management verfolgen, fokussieren auf die Eingliederung aller wertschöpfenden Elemente, von der Pünktlichkeit hin zur Ehrlichkeit, ein in sich schlüssiges Konzept, das wir Unternehmenskultur nennen. Diese Einheit wird einen Fall diskutieren, in dem Werte in eine Beziehung zueinander gebracht werden. Für diesen Fall werden die Werte Freundschaft und berufliche Interessen gewählt. Spezifischer ethischer Aspekt In dieser Einheit wird eine Wertekonstellation diskutiert, in der im gegebenen Kontext ein Ausgleich gefunden werden muss. II. Entwicklung Im Gegensatz zu Regeln, die definiertes Verhalten vorschreiben, lenken Werte unser Handeln und lassen dabei eine Reihe von Optionen offen. Werte sind das Medium, durch das wir die Welt um uns wahrnehmen. Sie sind kollektives Begreifen, das uns Sinn und Stimmigkeit bezüglich unserer Handlungen liefert. Ohne diesen Bezugsrahmen wären unsere Handlungen sinnlos und unsere Entscheidungsfindungsprozesse kamen zum Stillstand. Selbstverständlich müssen in unser Handeln auch ökonomische und geschäftlich bedingte Entscheidungen einfließen lassen. Vereinfachend lässt sich sagen, dass es ökonomische, kulturell bedingte (schön, elegant, gebildet), sinnliche (Vergnügen, Glück, Schmerz), religiöse (sündig, heilig), moralische (Freiheit, Gerechtigkeit, Güte), usw. Werte gibt. Die moralischen Werte haben gemein, dass sie sich auf Menschen beziehen und grundsätzlich universal sind – was wir als gut für uns ansehen, muss gut www.proethics.eu 38 für alle sein (Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Ehrlichkeit, Loyalität, Dialogbereitschaft, Respekt usw.). Das Unternehmen als Netzwerk von Beziehungen wird durch Werte gestärkt. Es besteht aus einer Mischung oder Kombination aller dieser Werte, die die Leistung bestimmen und damit die Kapazität ihrer Mitarbeiter und ihrer Mitarbeiterstruktur, im Falle von Problemen zu reagieren. Eine oft vorgefundene Konstellation ist der Konflikt zwischen den Werten des Arbeitslebens und des Soziallebens, entlehnt aus dem Englischen als work/life balance. Dieses Modul konzentriert sich auf die Spannung zwischen diesen beiden und bietet einen Weg der persönlichen Bewertung verschiedener normativer Aspekte einer sozialen Situation. III. Methoden Die zugespitzte Frage über den Werteausgleich lautet: Familie oder berufliche Interessen – was ist wichtiger für ein gutes Leben in unserer Gesellschaft? Die Teilnehmer werden versuchen, eine Antwort zu finden, die beides, Familie und berufliche Interessen, für einen guten Manager zu integrieren sucht. Das Problem kann in zwei Gruppen diskutiert werde: eine Gruppe sammelt Argumente für die Dominanz beruflicher Interessen. Die andere Gruppe sammelt Argumente für das Primat der Familie. Die Beziehung zwischen den beiden Brennpunkten der Ellipse sollen in einer Diskussion der Argumente beider Seiten analysiert werden. Dann sollen die Teilnehmer in einem Brainstorming Ideen sammeln, wie Werte in einem Unternehmen ausgeglichen werden könnten. Was sind die Hauptfaktoren einer Unternehmenskultur, die Wertkonflikte zwischen den persönlichen und beruflichen Interessen in Aus- und Weiterbildungsorganisationen minimieren könnten (z.B. transparente Entscheidungen, Teilnahme, Kommunikation, ethische Richtlinien usw.)? Alternativ könnte ein Blitzlicht die Einheit abrunden (jeder vervollständigt den folgenden Satz: „Die Hauptidee/der Hauptaspekt dieser Einheit ist für mich...“). Die Methoden (Gruppenreflexion, Diskussion, Brainstorming) sind diskursiv und unterstützen die Gruppenkommunikation. So ist eine wichtige Regel für das Brainstorming, dass jeder alles sagen kann, ohne beurteilt zu werden. Diese Methoden machen deutlich, dass eine diskursive Kommunikationsstruktur sowohl Bedingung wie auch das Instrument des Werteausgleichs in sozialen Einrichtungen ist. www.proethics.eu 39 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden I. Einführung Erklärung Moderator Material Zeit 5/5 II. Entwicklung Familie und berufliche Interessen: Wie kann man die Werte in Einklang bringen? III. Anwendung Wie kann man persönliche und berufliche Werte in die Balance bringen? Gruppen-Reflektion Pro/Contra Diskussion Sammeln M1 15/20 15/35 10/45 Quellen - Literatur M. Jelinek, L. Smircich, P.Hirsch (Eds.): Organizational Culture, Administrative Science Quartely, Vol.28, No. 3,1983 E. H. SCHEIN: La cultura empresarial y el liderazgo. Una visión dinámica, Barcelona, Plaza y Janés, 1988 P. Ulrich, E. Flurie: Management, Stuttgart, Haupt, 6ed.1992. www.proethics.eu 40 V. Materialien M1 Familie Berufliche Interessen 1. Was ist wichtiger für ein gutes Leben in unserer Gesellschaft? 2. Versuchen Sie zu beantworten, wie ein guter Manager familiäre und berufliche Interessen wertschätzen sollte. www.proethics.eu 41 M2 Fragestellung Ethik ist wie das Gegengewicht im Mobilé. VI. Quellen – Literaturangaben M. Jelinek, L. Smircich, P.Hirsch (Eds.): Organizational Culture, Administrative Science Quartely, Vol.28, No. 3,1983 E. H. SCHEIN: La cultura empresarial y el liderazgo. Una visión dinámica, Barcelona, Plaza y Janés, 1988 P. Ulrich, E. Flurie: Management, Stuttgart, Haupt, 6ed.1992. www.proethics.eu 42 4. Orte der Werteverankerung 4.1 Persönliche Werte 4.1.1 Wofür arbeiten Sie? I. Einführung Ziel Ziel dieses Moduls ist, das Spannungsfeld zwischen einem instrumentalistischen und einem intrinsischen Verständnis von Bildung und Ausbildung zu verdeutlichen. Worum es geht: Spezifischer ethischer Aspekt Welche Rolle spielt Arbeit im zeitgenössischen Verständnis eines lebenswerten Lebensstils? Ist Arbeit ein Selbstzweck oder nur ein Instrument wirtschaftlicher Sicherheit? Traditionell wurde Arbeit als essentielles Element der Selbstverwirklichung im modernen Zeitalter verstanden. Erziehung und Berufsbildung (Lehre) wurden daher als ein Aspekt der Humboldt‘schen Bildung des Individuums verstanden. Im Humboldt‘schen Sinn ist individuelle Bildung ein intrinsischer Wert, der für die Bedeutung des Lebens eines Individuums konstitutiv ist. Ausschließlich als Bildung und Berufsausbildung verstanden ist sie eine Investition in das Humankapital und die Fertigkeiten sowohl für das Unternehmen, welches die Fertigkeiten des Individuums nutzt als auch für das Individuum, das diese Fähigkeiten benötigt, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Die Spannung zwischen diesen beiden bewertenden Perspektiven auf Bildung und Ausbildung wird durch Fallbeispiele illustriert. Mit diesen beiden Perspektiven sind verschiedenen Aspekte von Bildung und Ausbildung verbunden. II. Entwicklung Dieses Spannungsfeld von Arbeit als intrinsischem und instrumentellem Wert wird als Konflikt zwischen zwei verschiedenen ethischen Konzepten von Bildung einerseits und konfligierenden Bewertungen bezüglich des Wertes von Arbeit andererseits analysiert. Die Tendenz, bestimmte Aspekte Humboldtscher Bildung zu eliminieren und Bildung und Ausbildung auf instrumentelle Werte zu reduzieren, wird als Beweis der Dominanz wirtschaftlichen Denkens im Kontext von Bildung und Ausbildung identifiziert. Hierfür werden Lösungsmöglichkeiten diskutiert, die in der Ausbalancierung des instrumentellen und des intrinsischen Werts von Bildung und Ausbildung www.proethics.eu 43 bestehen. Die Frage, welche Rolle Arbeit in einem modernen Konzept erfüllenden Lebens spielen sollte, wird daher als Schlüsselfrage herausgestellt werden. III. Methoden Die Analyse der Kurzgeschichte von den drei Maurern kann den Unterschied zwischen einem technischen oder instrumentellen und einem intrinsischen Verständnis aufzeigen (M 1). Auf der Basis eigener Erfahrungen sammeln die Teilnehmer Faktoren, die die instrumentelle Motivation (z.B. keine oder wenig Anerkennung, unklare Verantwortlichkeiten) bzw. die intrinsische Motivation von Lernen und Arbeiten jeweils erhöhen (in zwei Gruppen). Nach der Ergebnispräsentation muss diskutiert werden, was eine Berufsbildungsorganisation tun kann, um intrinsische Werte im Kontext von Bildung und Ausbildung zu verbessern. Wie können diese mit der Pflicht zu ökonomischem Denken in Berufsbildungsprojekten ausbalanciert werden? Zuletzt sollten mögliche Konsequenzen für das Wertemanagement in der Praxis gesammelt werden. IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte I. Einführung Instrumentelle oder intrinsische Motivation der Arbeit? II. Entwicklung Stärkende Faktoren der instrumentellen Motivation vs. Stärkende Faktoren der intrinsischen Motivation Wie kann man die Balance finden? III. Zusammenfassung Was bedeutet dies für das ethische Management in der Berufsbildung? www.proethics.eu Methoden Moderator Diskussion Material Zeit M1 05/05 Gruppenarbeit Präsentation Diskussion 30/35 Diskussion Sammlung 10/45 44 www.proethics.eu 45 V. Materialien M1 Während des Baus des Freiburger Münsters wurden drei Maurer nach ihrer Arbeit gefragt. Der erste antwortete: „Ich bearbeite Steine.“ Der zweite antwortete: „Ich verdiene Geld.“ Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, sagte der dritte: „Ich baue das Münster.“ Was unterscheidet diese Arbeitseinstellungen? www.proethics.eu 46 M2 Fragestellung Gib den Menschen Sinn, und ihre Werte werden folgen. VI. Sources - Literature Michael Quante (2003): Einführung in die Allgemeine Ethik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 33-37 (Kapitel II.3) www.proethics.eu 47 4.1.2 Der Ursprung von Werten: Intuition, Gewissen oder Vernunft - illustriert am Beispiel vom Ballymun Job Centre Dublin I. Einführung Ziel Die Teilnehmer sollen erfahren, dass die Diskussion von Werten offener, nicht limitierter Einheiten bedarf, die wiederum einen qualifizierenden Kontext benötigen. Worum es geht Berater treffen auf „Ethik” und die „Schattenseite” und beginnen mithilfe der gegenseitigen Vorstellung ein Gespräch. Sie reden darüber, wer sie sind. Mithilfe dieser Informationen reflektieren die Teilnehmer ihre eigenen Assoziationen und diskutieren den Ursprung von Werten. Die Aufgabe ist im Interview-Stil geschrieben. Die Praktikerin/Beraterin interviewt sowohl ihre Schattenseite als Therapeutin (auf der Basis Jungscher Therapie) als auch den Ethik-Kodex. Hier wird aufgezeigt, welche Komplexität bei der Arbeit mit Werten entstehen kann. Ethik und Werte sind offene Kategorien. Im Unterschied zu Naturwissenschaften, Technik und Ingenieur-Denken müssen in Bezug auf Werte der Kontext, der Sinn der Dinge, die Grenzen des Wissens und die Rolle von Gefühlen und Intuition bekannt sein. II. Entwicklung Das Szenario dieser Einheit ist das Treffen eines Beraters mit „Ethik“ und der „Schattenseite“, mit denen er durch die Selbstvorstellung in ein Gespräch gerät. Beide erzählen, wer sie sind. Mithilfe dieser Informationen reflektieren die Teilnehmer ihre eigenen Assoziationen und diskutieren den Ursprung von Werten. Die Aufgabe ist im Interview-Stil geschrieben. Die Praktikerin/Beraterin interviewt sowohl ihre Schattenseite als Therapeutin (auf der Basis Jungscher Therapie) als auch den Ethik-Kodex. Hier wird aufgezeigt, welche Komplexität bei der Arbeit mit Werten entstehen kann. Es ist angebracht, diese Information in einem weniger formellen Stil zu präsentieren. Nach der Lektüre sollen die Teilnehmer auf der Basis der Textinformationen einzeln ihre Assoziationen zu Ethik und zum Unbewussten reflektieren (15 Minuten). Diese sollen in der Gruppe diskutiert werden (10-15 Minuten). Die darauf folgende erste Frage ist: „Was assoziieren Sie mit Ethik und der Schattenseite einer Person?“ (M 1) www.proethics.eu 48 Weitere Fragen sind: • Welche Spannungen sehen Sie zwischen beiden Polen? • Wie befördern oder stören sie die Werteentwicklung? Die Teilnehmer sollen die Unterschiede zwischen Ethik und einem EthikKodex diskutieren. Letzterer repräsentiert einen Regelkanon und ist eine Form von Limitierung, Befehl und Forderung. Die „Schattenseite“ unterstützt Werte in einer verborgenen Weise, so wie der unter dem Wasserspiegel liegende Teil eines Eisbergs. Das Ziel der Einheit ist erreicht, wenn klar wird, dass Werte eine Würde haben, die eine transzendentale Dimension der Werte eröffnet. III. Methoden Dialog und Diskussion Gruppenkommunikation. www.proethics.eu fördern als diskursive Methoden die 49 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden I. Einführung Moderator Material Zeit 5/5 II. Entwicklung M1 15/20 Falldarstellung Textlektüre, Teilnehmer Was assoziieren Sie mit Ethik und der Schattenseite einer Person? Gruppendiskus sion 10/30 Welche Spannung sehen Sie zwischen beiden Begriffen? Wie befördern oder stören sie die Werteentwicklung? Gruppendiskus sion 10/40 Zusammenfassung Moderator 5/45 www.proethics.eu 50 V. Materialien M1 Zwei Seiten von Werten – Ethik und die Schattenseite BERATER Danke Euch beiden, dass Ihr heute gekommen seid. Ich bin sehr dankbar, dass Ihr eingewilligt habt, Eure ehrliche Meinung zur vorliegenden Situation zu sagen. Zuerst möchte ich Euch bitten, mir ein bisschen von Euch zu erzählen. Danach werde ich Euch erklären, zu welcher Frage ich Eure Meinung brauche. Ethik, würdest Du anfangen? ETHIK Ich heiße Ethik-Kodex, und als Ausbildungsberater hast Du sicher schon eine Menge über mich gehört. Man findet mich in vielen Organisationen – ich bin der Rahmen, der gute Praxis in Beratung und Psychotherapie mit definiert. Du kannst jederzeit auf mich zählen, wenn versichert werden muss, dass Du die Rechte und die Würde Deiner Klienten respektierst, dass Du nur Deinen durch Deine Ausbildung und Kompetenz bestimmten Pflichten nachkommst, dass Du mit allen, die Deine Unterstützung suchen, professionell arbeitest, und dass Du (mit Dir und Deinen Klienten) ehrlich und in Deiner Position ausnahmslos integer bist. BERATER Ja, danke, Ethik, Du hast mir für meinen Beruf viel anzubieten, aber bitte erzähle mir doch auch, woher Du kommst. Wer hat diese Kodizes in Kraft gesetzt, woher kommen sie? ETHIK Viele Autoren hängen der Theorie an, dass ethische Prinzipien tatsächlich zur Moralphilosophie gehören. Moralphilosophie ist der philosophische Bereich, der sich mit Ethiktheorie beschäftigt, und der uns bei der Entscheidung, wie wir handeln wollen und was gut oder böse ist, hilft. Ich werde von verschiedenen Modellen beeinflusst – dem Ethik-Kodex, einigen, die sich auf Charakteristika und Wesenszüge ?? konzentrieren, andere, die sich mit dem Handlungs-Akt beschäftigen und wieder andere zum Thema der intrinsisch guten Ergebnisse. Für dieses Interview will ich mich auf einen Ethik-Kodex beschränken, dem Du in der Zukunft vielleicht selber anhängen wirst. www.proethics.eu 51 BERATER Danke, Ethik. Gut, hallo, ich schätze, Du bist demnach meine Schattenseite? SCHATTEN Ja, das bin ich. BERATER Kannst Du mir etwas mehr darüber erzählen, wer Du bist und was Du tust? SCHATTEN Klar, kein Problem. Ich bin Deine Schattenseite; ich bin ein Teil von Dir und dessen, was Du bist. Vielleicht hast Du in Theorien wie der Jungschen Psychologie schon von mir erfahren – ich bin das Unterdrückte, Unentwickelte. Jeder hat eine Schattenseite, und möglicherweise entscheidest Du Dich während Deiner Arbeit als Psychotherapeut, mich näher zu betrachten und etwas von dem Positiven, das ich für Dich bereithalte, zu entwickeln. Trotzdem wirst Du mich zeitweise negieren wollen, um Dein Selbstbild aufrechtzuerhalten. Ich bin z.B. Projektion, Übertragung und der blinde Fleck in Deiner Psyche, und wirklich interessant ist, dass andere in Deiner Umgebung mich oft lange vor Dir sehen. BERATER Das ist wirklich bemerkenswert, und Du kommst mir auch bekannt vor, aber trotzdem frage ich mich, wie Du mir hier in diesem Interview nützt – wie kannst Du mir bei der Entscheidung helfen, wie ich mit dem nächsten Fall, den ich hier vorstelle, umgehen soll? SCHATTEN Denk daran, dass ich im Unbewussten bin. Ich kann Dir viel mehr darüber erzählen, wie Du in Bezug auf das vorgestellte Problem, den Klienten und alle anderen für Dich schwierigen Faktoren empfindest. Diese Informationen mache ich an Deinen vergangenen Erfahrungen fest. Ich kann Dir Deine Werte und Vorurteile zeigen. Du kannst dann entscheiden, ob Du meine Gegenwart anerkennen oder eine Decke über mich werfen und das Wissen, das ich Dir biete, verweigern willst. BERATER Das ist sehr interessant, und ich bin von Euch beiden beeindruckt, aber auch ein bisschen besorgt, wie Ihr meine Zwiespalte sehen werdet. Aber ich mache jetzt weiter und gebe Euch mehr Hintergrundinformation. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr mich unterbrechen und mir Fragen stellen. Aufgabe: Lesen Sie den Text. Was assoziieren sie mit Ethik und der Schattenseite einer Person? Zeit: 15 Minuten www.proethics.eu 52 M2 Fragestellung Haben Sie sich jemals nach dem Ursprung Ihrer Werte gefragt? www.proethics.eu 53 4.1.3 Charakter und Fähigkeiten – das Bewerten anderer illustriert am Beispiel vom Ballymun Job Centre Dublin I. Einführung Ziel Charakter, Fähigkeiten und anderer bewusst verstehen und Personen bewerten Worum es geht Ein Kollege hat Ihnen eine Klientin zur Berufsberatung zugewiesen. Nach drei Monaten gemeinsamer Arbeit fangen Sie an, sich bezüglich ihrer geistigen Gesundheit zu sorgen. Sie sind sehr auf eine klientenzentrierte Arbeit bedacht, die den Fortschritt der Klienten unterstützt. Gleichzeitig möchte Ihre Klientin in ein Kommunales Beschäftigungsprogramm überwechseln (CEProgramm). Sie haben Zweifel, ob Ihre Klientin über ausreichende Stresstoleranz für diese Art von Beschäftigung verfügt. Es widerspricht Ihren eigenen Werten, sie zurückzuhalten, aber Sie befürchten ein zugrundeliegendes Gesundheitsproblem, das vielleicht thematisiert werden müsste. Sie wissen jedoch, dass Sie hier, weil Sie kein Experte für geistige Gesundheit sind, außerhalb Ihrer eigenen Kompetenzen agieren, und auch dieses stellt Ihre Werte in Frage. Spezifischer ethischer Aspekt Wie sehen und bewerten Sie die Menschen, denen Sie begegnen und mit denen Sie umgehen? Dies ist die primäre Perspektive bei der Bewertung von Personen. Aus dieser sekundären ethischen Fragestellung ergeben sich Aspekte wie Verantwortlichkeit (und ihre Grenzen), Kompetenzgrenzen und Loyalitätskonflikte (in Richtung auf den Klienten, Ihre Institution und das Kommunale Beschäftigungsprogramm). II. Entwicklung Wie sehen und bewerten Sie die Menschen, denen Sie begegnen und mit denen Sie umgehen? Dies ist die primäre Perspektive bei der Bewertung von Personen. Aus dieser sekundären ethischen Fragestellung ergeben sich Aspekte wie Verantwortlichkeit (und ihre Grenzen), Kompetenzgrenzen und Loyalitätskonflikte (in Richtung auf den Klienten, Ihre Institution und das Kommunale Beschäftigungsprogramm). Der folgende Absatz bildet den zentralen Teil des Materials: „Ein Kollege hat Ihnen eine Klientin zur Berufsberatung zugewiesen. Nach drei Monaten gemeinsamer Arbeit fangen Sie an, sich bezüglich ihrer www.proethics.eu 54 geistigen Gesundheit zu sorgen. Viele dieser Bedenken sind mit interpersonellen Kontakten verbunden. Sie wird schnell ärgerlich und deutet Drohungen gegen andere an. Zeitweise ist sie paranoid, hat eine Tendenz zu irrationalen Gedanken und weist diese anderen zu. Sie gibt oft an, die Aura von Menschen in Form von Farben um deren Kopf sehen zu können. Sie glaubt, dass ihre Gebete den Ausgang von Begebenheiten verändern können. Zeitweise spricht sie sehr schnell und ohne logische Verbindung zwischen den Sätzen. Der andere Teil der Erklärung ist relevant, um den realistischen Kontext des Falls verstehen zu können. Da der Verdacht auf eine Geisteskrankheit besteht, mag der Fall selbst zum Teil übertrieben sein, aber er dient als Beispiel für Situationen, in denen Personen in weniger problematischer Weise geneigt sind, intuitiv Einschätzungen anderer zu entwickeln. Dies ist menschlich, unabhängig davon, ob damit der Ausdruck von Liebe, Sympathie, Interesse, Distanz, Sorge oder Verurteilung verbunden ist. Ethisch interessant ist die Art und Weise, auf die wir dies tun: unachtsam oder aufmerksam, als Vorurteil oder mit gutem Grund, aufgrund von Kommentaren anderer oder aus eigener Überzeugung. Der ethische Weg ist, sich von der Würde der Person leiten zu lassen: ein sorgender, respekt- und verständnisvoller Weg, sich Menschen zu nähern. Die Teilnehmer sollten den Fall lesen. Die persönliche Situation des Kollegen sollte reflektiert werden. In der Gruppendiskussion sollte erläutert werden, wie der richtige Weg wäre, mit der Situation umzugehen und eine Lösung zu finden. Das Ziel der Einheit ist erreicht, wenn ein aufmerksamer und fairer Umgang mit der Situation gefunden ist. Dies schließt ein, dass das richtige Maß an Engagement zur Klärung des Verdachts bestimmt ist. Verantwortlichkeit kann Grenzen haben. Vielfach bedarf es einer bestimmten Form von Professionalität, um das Problem zu lösen. In einem letzten Schritt sollte diskutiert werden, welche Konsequenzen für das ethische Management in Berufsbildungsorganisationen sichtbar sind. Ein wahrscheinliches Ergebnis ist, dass die Organisation mehr Möglichkeiten für adäquate Beratung und Supervision anbietet. III. Methoden Diskursive Methoden unterstützen die Kommunikation unter den Teilnehmern. Die für das Wertemanagement in Berufsbildungsorganisationen wichtigen Ergebnisse sollten z.B. auf Tapeten gesichert werden. www.proethics.eu 55 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden I. Einführung Moderator II. Entwicklung Fallbeschreibung Wie würden Sie reagieren? Verallgemeinerung Wie urteilen Sie über andere? Wie würde man adäquat mit der Situation umgehen? III. Anwendung Konsequenzen für das Wertemanagement in Berufsbildungsorganisationen www.proethics.eu Lektüre, Teilnehmer Gruppendiskus sion Gruppendiskus sion Diskussion Sammlung Material Zeit 5/5 M1 10/15 10/25 10/35 10/45 56 IV. Materialien M1 Fall: Sorge um den Geisteszustand Die Organisation ist eine kommunale Non-Profit-Organisation Sie bietet eine Reihe von Services, darunter auch Berufsberatung, Jobvermittlung, Ausbildung und Bildung. Die Organisation ist in einer benachteiligten städtischen Umgebung angesiedelt. Die Arbeit mit den Klienten erfordert die Entwicklung von Beziehungen mit einer großen Zahl von Organisationen auf lokaler und nationaler Ebene. Das Dilemma bezieht sich auf einen Berater und eine Klientin der Organisation. Ein Kollege hat Ihnen eine Klientin zur Berufsberatung zugewiesen. Nach drei Monaten gemeinsamer Arbeit fangen Sie an, sich bezüglich ihrer geistigen Gesundheit zu sorgen. Viele dieser Bedenken sind mit interpersonellen Kontakten verbunden. Sie wird schnell ärgerlich und deutet Drohungen gegen andere an. Zeitweise ist sie paranoid, hat eine Tendenz zu irrationalen Gedanken und weist diese anderen zu. Sie gibt oft an, die Aura von Menschen in Form von Farben um deren Kopf sehen zu können. Sie glaubt, dass ihre Gebete den Ausgang von Begebenheiten verändern können. Zeitweise spricht sie sehr schnell und ohne logische Verbindung zwischen den Sätzen. Sie sind sehr auf eine klientenzentrierte Arbeit bedacht, die den Fortschritt der Klienten unterstützt. Gleichzeitig möchte Ihre Klientin in ein Kommunales Beschäftigungsprogramm überwechseln (CE-Programm). Dieses Programm wird von Irlands Ausbildungs- und Beschäftigungsbehörde FÁS angeboten. Es ist darauf ausgelegt. Langzeitarbeitslosen und anderen Benachteiligte zurück in den Arbeitsmarkt zu bringen, indem es Teilzeit- und befristete Beschäftigungen in lokal verorteten Jobs vermittelt. Während ihrer Vermittlung können Teilnehmer andere Teilzeitbeschäftigungen suchen. Nach der Vermittlung werden die Teilnehmer ermutigt, sich auf der Grundlage ihrer Erfahrungen und neuerworbenen Fertigkeiten dauerhafte Teil- oder Vollzeitbeschäftigungen auch anderenorts zu suchen und auch eine Ausbildung zum Suchtberater anzustreben. Ihre Organisation legt Wert darauf, Klienten bei ihrem Fortschritt durch eine klientenzentrierte Arbeitsweise zu unterstützen. Außerdem ist die Organisation eine Arbeitsvermittlung und kein Zentrum für geistige www.proethics.eu 57 Gesundheit, so dass eine Bewertung des Geisteszustands der Klientin bedeutet, dass Sie außerhalb des Betätigungsfeldes der Organisation handeln würden. Sie haben Zweifel, ob Ihre Klientin über ausreichende Stresstoleranz für diese Art von Beschäftigung verfügt. Es widerspricht Ihren eigenen Werten, sie zurückzuhalten, aber Sie befürchten ein zugrundeliegendes Gesundheitsproblem, das vielleicht thematisiert werden müsste. Sie wissen jedoch, dass Sie hier, weil Sie kein Experte für geistige Gesundheit sind, außerhalb Ihrer eigenen Kompetenzen agieren, und auch dieses stellt Ihre Werte in Frage. Aufgabe: Lesen Sie den Text und denken Sie über die persönliche Situation Ihres Kollegen nach. Wie könnte man mit der Situation adäquat umgehen und eine Lösung finden? Zeit: 15 Minuten www.proethics.eu 58 M2 Fragestellung Ethik braucht Empathie. www.proethics.eu 59 4.1.4 Individuelle Verantwortung – die Grauzone zwischen Ethik und Gesetz illustriert am Beispiel vom Ballymun Job Centre Dublin und HKIK Eger I. Einführung Ziel Die Teilnehmer sollen während ihrer Ausbildung lernen, aufmerksam zwischen ihren Rollen als Schüler und als erwachsener Arbeitnehmer zu unterscheiden. Worum es geht In Ungarn wird es oft zum Problem, dass der rechtliche Status von Studenten im Bereich der praktischen Ausbildung nicht hinreichend geklärt ist. Die meisten Gesetze behandeln sie als Arbeitnehmer, insofern z.B. medizinische Untersuchungen, Unfallverhütungskurse, Pausenregeln usw. für sie auch obligatorisch sind. Dementsprechend und aufgrund des traditionellen Charakters des Systems behandeln die Arbeitgeber die Studenten tatsächlich immer als Arbeitnehmer. Dementgegen ist es unser Meinung nach unter Berücksichtigung auch der sozialen Aspekte sehr wichtig, die Studenten nicht in einer Traumwelt zu belassen, sondern sie während ihrer Qualifizierung für das wirklich Leben auszubilden und sie darüber hinaus wo nötig entsprechend ihrer Eignung und Ausbildung auszuwählen. Spezifischer ethischer Aspekt Welche ethischen Pole einer Organisation eignen sich für eine Balance zwischen pädagogischer Mission, individuellen Interessen und rechtlichen Erfordernissen? II. Entwicklung Kontext und zu diskutierendes Problem sind in M1 und M2 zusammengefasst. M1 (s.u.) ist der Problemkontext, M2 beinhaltet den ethischen Konflikt. Die Studenten, das Unternehmen und die Kammer geraten mit den Schulen in Konflikt, weil diese aufgrund ihrer Finanzierung nach Studentenzahlen interessiert sind, die Studenten zu behalten. Wenn also ein Student aufgrund seiner Einstellung die Schule verlassen muss, erhält die Schule ebenfalls weniger Geld. Unglücklicherweise ist die Lage noch schlimmer, wenn die Studenten die Situation ausnutzen: Sie wollen weder lernen noch die Schule verlassen, weil dies auch die soziale Unterstützung durch ihre Familien beeinflusst. Daher lügen sie, präsentieren gefälschte medizinische Atteste www.proethics.eu 60 und halten für ihre unbeholfene Erklärungen zur Vermeidung von Schuldgefühl bereit. Noch problematischer ist, wenn sie Zuflucht in einem neuen Unternehmen suchen und von dem vorherigen behaupten, sie seien dort schlecht behandelt worden und dass sie „Opfer” seien. In diesem Fall wird das „neue“ Unternehmen den Nachteil haben, weil die Geschichte sich wiederholen wird, obwohl man dem Studenten eine Chance gegeben hatte. Der ethische Konflikt soll in einer Gruppendiskussion reflektiert werden. Dementgegen ist es unser Meinung nach unter Berücksichtigung auch der sozialen Aspekte sehr wichtig, die Studenten nicht in einer Traumwelt zu belassen, sondern sie während ihrer Qualifizierung für das wirkliche Leben auszubilden und sie darüber hinaus wo nötig entsprechend ihrer Eignung und Ausbildung auszuwählen. III. Methoden Kollegiale Beratung wird als diskursive Methode genutzt, mit deren Hilfe Lösungen für belastende Situationen aus der täglichen Arbeit gefunden werden können. www.proethics.eu 61 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden Material Zeit I. Einführung Gemeinsame nicht legitime Interessen Einführung M1 15/15 II. Entwicklung Wie man einen Konflikt divergierender Erfordernisse löst Beratung M2 20/35 III. Anwendung Konsequenzen für das Wertemanagement in Berufsbildungsorganisationen Diskussion Sammlung www.proethics.eu 10/45 62 V. Materialien M1 Kontext: (Vorbereitende Lektüre) In Ungarn wird es oft zum Problem, dass der rechtliche Status von Studenten im Bereich der praktischen Ausbildung nicht hinreichend geklärt ist. Die meisten Gesetze behandeln sie als Arbeitnehmer, insofern z.B. medizinische Untersuchungen, Unfallverhütungskurse, Pausenregeln usw. für sie auch obligatorisch sind. Das bedeutet: Ist Bildung in dieser Form Arbeitserfahrung, lebenslange Bildung oder eine künstliche „Hülle“? Dementsprechend und aufgrund des traditionellen Charakters des Systems behandeln die Arbeitgeber die Studenten tatsächlich immer als Arbeitnehmer. Dies ist insbesondere der Fall, wenn das Unternehmen sein Eigentum, die Firmenwerte oder die produzieren Güter gefährdet sieht. Aus diesem Grund entlassen Unternehmer Studenten, die bei Diebstahl, aufmüpfigem Verhalten und bei Beschädigungen ertappt werden, zu spät oder überhaupt nicht zur Arbeit erscheinen oder sich während der Arbeit verantwortungslos verhalten und somit wirtschaftliche Nachteile für das Unternehmen hervorrufen. Unserer Meinung nach ist dies in den beschriebenen Fällen richtig und eine wirklich ernste Lebenserfahrung, die die Studenten machen müssen, um verantwortliches Arbeiten erkennen zu können. Gleichzeitig behandeln die ungarischen Bildungsgesetze Teilnehmer in praktischen Berufsbildungsmaßnahmen als Studenten, die unter sozialen Gesichtspunkten vor den oben beschriebenen Verfahrensweisen und Konsequenzen geschützt sind. Als Akteur auf dem Markt stimmt die Kammer den Unternehmern zu und unterstützt in der Regel administrativ den Prozess des Ausschlusses, während Kammer und Unternehmen gleichzeitig gegen das Gesetz verstoßen und genaugenommen illegale Einstellungen präsentieren. Dementgegen ist es unter Berücksichtigung auch der sozialen Aspekte sehr wichtig, die Studenten nicht in einer Traumwelt zu belassen, sondern sie während ihrer Qualifizierung für das wirkliche Leben auszubilden und sie darüber hinaus wo nötig entsprechend ihrer Eignung und Ausbildung auszuwählen. www.proethics.eu 63 M2 Einschätzung eines Berufsbildungsstudenten „Wenn ich abwesend bin, ist es für den Manger der Berufsbildungsstätte besser, dies zu ignorieren, weil der Projekterfolg für ihn von der Klientenzahl abhängig ist…“ Eine wahrhaft ethische Idee? Beschreiben Sie die zugrundeliegenden ethischen Prinzipien! www.proethics.eu 64 M3 Fragestellung Ethik braucht Rollenmodelle in Management, Transparenz und Rechenschaft. www.proethics.eu 65 4.1.5 Altersstruktur der Mitarbeiter und Beteiligung in Krisen am Beispiel der BBS Ahaus I. Einführung Ziel Die Teilnehmer sollen erkennen, dass im Falle krisenbegründeter Entlassungen die Beteiligung der Belegschaft die Entwicklung alternativer Vorgehensweisen ermöglicht. Worum es geht / Spezifischer ethischer Aspekt In Unternehmenskrisen werden Arbeitsplatzverluste und dementsprechend die Entlassung von Belegschaftsmitgliedern häufig als effektivste Lösung angesehen. Die Beteiligung der Belegschaft kann in diesen Situationen Härtefälle zu vermeiden helfen und oft Alternativen zu den Entlassungen entwickeln. II. Entwicklung Die Berufsbildungsstätte Westmünsterland GmbH für Handwerk und Industrie (BBS – Berufsbildungsstätte) hat das Gros ihrer Aufträge von öffentlichen Einrichtungen wie der nationalen Arbeitsagentur, kommunalen ArGes oder von Länder- und Bundesministerien erhalten. Viele dieser Aufträge werden öffentlich bekanntgegeben und ausgeschrieben. Der damit verbundene Wettbewerb erhöht nicht nur den Preisdruck; in Einzelfällen wurden Ausschreibungen nicht gewonnen, und als Konsequenz fielen Kompetenzund Expertisefelder der BBS einem Mitbewerber zu. Dies führt unvermeidlich zu Konsequenzen für das Personal der BBS. Eine vergleichbare Situation traf 2006 ein; die Verträge von 18 Mitarbeitern, die zum Teil langjährige Belegschaftsmitglieder waren, mussten beendet werden. Die Entlassung betraf hauptsächlich Mitarbeiter, die bis dahin mit großer Verbundenheit und Interesse im regionalen Arbeitsmarkt gearbeitet und sichtbar erfolgreiche Arbeit mit der Zielgruppe geleistet hatten. Aus wirtschaftlichen Gründen gab es keine Alternative zur Entlassung, aus rechtlichen Gründen (Besitzstandswahrung!) konzentrierten sich die Kündigungen vor allem in der Gruppe der jüngeren und oft kraftvolleren Mitarbeiter. Wie können Mitarbeiter intern in einen solchen Entscheidungsprozess einbezogen werden? In einer Krisensituation muss sich ein partizipatorischer Managementstil selbst beweisen. Aus einem ethischen Blickwinkel ist das Erfordernis hierzu, die Belegschaftsmitglieder als verantwortliche Bürger anzusehen und einen paternalistischen Führungsstil zu vermeiden. Verschiedene Perspektiven und www.proethics.eu 66 die Berücksichtigung der Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter erleichtern die Wahrnehmung von Alternativen. III. Methoden In Krisensituationen sind die Handlungsmöglichkeiten oft durch eine verengte Perspektive eingeschränkt. Das Spiel „Alle in einem Boot“ (M2) ermöglicht einen experimentellen Ansatz für alternatives Handeln im Falle drohender Entlassungen. Auf einen konkreten Fall angewendet ermöglicht das Spiel die Entwicklung alternativer Richtlinien, die von den Teilnehmern gesammelt werden (Jobsharing, Rotation, Arbeitszeitverringerungen, Versetzungen, Sabbaticals, Outplacement, externe Karriereplanung, Ausbildung und Qualifizierung). In der Abschlussphase werden Schlagworte für ein WerteMission Statement in Partnerarbeit entwickelt. IV. Aufbau und Zeitplan Phasen Methoden Material Zeit I. Einführung Cartoon Diskussion M1 05/05 II. Experimenteller ProblemlösungsAnsatz: „Alle in einem Boot“ Spiel M2 10/15 III. Anwendung Beteiligungsmöglichkeiten in Unternehmenskrisen Diskussion Sicherung M3 15/30 IV. Transfer Formulierung ethischer Richtlinien www.proethics.eu Partnerarbeit Präsentation 15/45 67 V. Material M1 © www.cartoonstock.com www.proethics.eu 68 M2 Spielbeschreibung: „Alle in einem Boot“ In dem Spiel geht es um das Erfahren von Solidarität und Gemeinschaft. Im Gegensatz zur „Reise nach Jerusalem“ geht es nicht darum, Spieler aus dem Spiel auszuschließen, sondern darum, alle Spieler so lange wie möglich im Spiel zu halten. Das Szenario ist ein Schiffbruch. Die Passagiere treiben im wogenden Meer, eine Rettung durch zwei oder drei Boote in Form von Zeitungsbögen auf dem Boden ist möglich. Während die Musik spielt, können die Boote nicht bestiegen werden. Nur wenn sie stoppt, dürfen die Spieler sich in die Boote retten. Nach jedem Rettungsversuch werden die Boote verkleinert, bis am Ende nur noch ein kleines Papierstück vorhanden ist, um alle zu retten… vielleicht auf einem Bein stehend und einander festhaltend, oder sogar eine andere Person tragend… das Ziel ist, alle Spieler vor dem Ertrinken zu retten. M3 Falldarstellung Die Berufsbildungsstätte Westmünsterland GmbH für Handwerk und Industrie (BBS – Berufsbildungsstätte) hat das Gros ihrer Aufträge von öffentlichen Einrichtungen wie der nationalen Arbeitsagentur, kommunalen ArGes oder von Länder- und Bundesministerien erhalten. Viele dieser Aufträge werden öffentlich bekanntgegeben und ausgeschrieben. Der damit verbundene Wettbewerb erhöht nicht nur den Preisdruck; in Einzelfällen wurden Ausschreibungen nicht gewonnen, und als Konsequenz fielen Kompetenzund Expertisefelder der BBS einem Mitbewerber zu. Dies führt unvermeidlich zu Konsequenzen für das Personal der BBS. Stellen Sie sich eine Situation vor, in der die Verträge von 18 Mitarbeitern, die zum Teil langjährige Belegschaftsmitglieder waren, beendet werden müssen. Die Entlassung betraf hauptsächlich Mitarbeiter, die bis dahin mit großer Verbundenheit und Interesse im regionalen Arbeitsmarkt gearbeitet und sichtbar erfolgreiche Arbeit mit der Zielgruppe geleistet hatten. Aus wirtschaftlichen Gründen gab es keine Alternative zur Entlassung, aus rechtlichen Gründen (Besitzstandswahrung!) konzentrierten sich die Kündigungen vor allem in der Gruppe der jüngeren und oft kraftvolleren Mitarbeiter. Frage: Welche Wahrnehmung der Situation und welche Handlungsmöglichkeiten stehen aus der Perspektive der Mitarbeiter zur Verfügung? Welche Alternativen zur Entlassung könnte die Belegschaft in Kooperation mit der Unternehmensführung entwickeln? www.proethics.eu 69 M4 Fragestellung Machen Sie sich in Krisensituationen die Kompetenzen und Sorgen Ihrer Kollegen bewusst. (Partizipatorische Führung) Erfolgreiche Führung ist Kommunikation., d.h. Informationsweitergabe das Erfragen von Information und Meinungen. (Kommunikative Führung) www.proethics.eu 70 4.2 Ethische Werte in Unternehmen und Organisationen 4.2.1 Rollenkonflikte in Führung und Leitung am Beispiel der BBS Ahaus I. Einführung Ziel Die Teilnehmer sollen erkennen, dass in einem ethischen Konflikt die Art der Kommunikation von geschäftlichen und sozialen Dimensionen entscheidend für gute Führung ist. Worum es geht Ein Manager in einem Unternehmen kann nicht auf seine Führungsrolle reduziert werden. Er agiert immer als Mensch mit bestimmten Werten und Einstellungen und der Herausforderung, die Balance zwischen den verschiedenen Polen zu finden. Spezifischer ethischer Aspekt Je wichtiger eine persönliche Angelegenheit ist, desto wichtiger ist es, eine angemessene Form der Kommunikation zu finden. II. Entwicklung Die Berufsbildungsstätte Westmünsterland GmbH für Handwerk und Industrie (BBS – Berufsbildungsstätte) hat das Gros ihrer Aufträge von öffentlichen Einrichtungen wie der nationalen Arbeitsagentur, kommunalen ArGes oder von Länder- und Bundesministerien erhalten. Viele dieser Aufträge werden öffentlich bekanntgegeben und ausgeschrieben. Der damit verbundene Wettbewerb erhöht nicht nur den Preisdruck; in Einzelfällen wurden Ausschreibungen nicht gewonnen, und als Konsequenz fielen Kompetenzund Expertisefelder der BBS einem Mitbewerber zu. Dies führt unvermeidlich zu Konsequenzen für das Personal der BBS. Eine vergleichbare Situation traf 2006 ein; die Verträge von 18 Mitarbeitern, die zum Teil langjährige Belegschaftsmitglieder waren, mussten beendet werden. Die Entlassung betraf hauptsächlich Mitarbeiter, die bis dahin mit großer Verbundenheit und Interesse im regionalen Arbeitsmarkt gearbeitet und sichtbar erfolgreiche Arbeit mit der Zielgruppe geleistet hatten. Aus wirtschaftlichen Gründen gab es keine Alternative zur Entlassung, aus rechtlichen Gründen (Besitzstandswahrung!) konzentrierten sich die Kündigungen vor allem in der Gruppe der jüngeren und oft kraftvolleren Mitarbeiter. www.proethics.eu 71 In konfliktträchtigen Situationen wie Stellenkürzungen spielen persönliche Überzeugungen eine Rolle und können zu Stress führen. Manchmal trägt eine Führungskraft die Verantwortung für Maßnahmen mit negativen Folgen für die Mitarbeiter, obwohl sie sich mit ihnen solidarisch fühlt, die Belegschaft kooperativ behandeln will, bestimmte Belastungen versteht und sich einen anderen Ansatz wünschen würde. Trotzdem kann die Führungskraft gezwungen sein, bestimmte operative unternehmerische Maßnahmen durchzusetzen. Wie aber können Führungskräfte gleichzeitig wirtschaftlich und ethisch verantwortlich handeln. III. Methoden Die Methode zielt darauf, angemessene Kommunikation ins Bewusstsein zu rücken und Alternativen zu entwickeln. Verschiedene Blickwinkel auf die Situation beleuchten die Rollen. Die Teilnehmer diskutieren verschiedene Möglichkeiten, die Entscheidung respektvoll und wertschätzend zu vermitteln. Auf diese Weise können verschiedene Sichtweisen und Positionen in einer lebendigen Kommunikation ausgedrückt werden. Die Ergebnisse sollten Teil eines Entwurfs für eine ethische Richtlinie zur respektvollen Behandlung im Fall der Beendigung des Arbeitsverhältnisses werden (Partnerarbeit, Präsentation, Diskussion im Plenum). www.proethics.eu 72 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen Methoden Material Zeit Diskussion M1 10/10 II. Möglichkeiten, einen Vertrag zu beenden (Optional: Alternativen zur Vertragsbeendigung) Gruppenarbeit M1 15/25 III. Möglichkeiten, einen Vertrag zu beenden (Optional: Alternativen zur Vertragsbeendigung) Präsentation I. Einführung Impuls: Kündigungsschreiben IV. Transfer Kernaussage www.proethics.eu (15’) Diskussion/ Zusammenfass ung 15/40 (15’) M2 5/45 73 V. Material M1 Von: [email protected] An: Mü[email protected] Sehr geehrter Herr Müller, hiermit teilen wir Ihnen mit, dass Ihr Arbeitsvertrag zum 31. des Monats beendet wird. Bitte setzen Sie sich zur Regelung Ihrer persönlichen Angelegenheiten mit dem Fallmanager in Verbindung. Mit freundlichen Grüßen Meier, Personalabteilung Fragen: Wie empfinden Sie den Ton dieses Briefs? Welche Gründe führen dazu, Mitarbeiter so zu behandeln? Task: Entwickeln Sie einen alternativen Weg der Vertragsbeendigung. Entwickeln Sie eine Alternative zur Beendigung des Vertrags. Zeit: 15 Minuten pro Aufgabe www.proethics.eu 74 M2 Fragestellung Je wichtiger eine persönliche Angelegenheit ist desto wichtiger ist es, eine angemessene Form der Kommunikation zu finden. www.proethics.eu 75 4.2.2 Konfliktlösung mittels ethischer Prinzipien am Beispiel des Turku Vocational Institute I. Einführung Ziel Ziel ist zu zeigen, dass eine Institution ihre Werte vollständig leben muss – weil diese sonst nicht länger akzeptiert werden. Worum es geht Verhaltenskodizes, Richtlinien und ethische Standards, die die Werte einer Institution beschreiben, müssen mit Leben gefüllt werden. Ihre Bedeutung erweist sich in Konflikten. Die Institution muss festlegen, in welcher Weise ihre Werte anerkannt werden müssen, wie die Interessen der Mitarbeiter, Klienten oder Kunden akzeptiert werden können und wo die Grenzen sind. Um verschiedene Interessen und Erfordernisse berücksichtigen zu können, muss Kommunikation als transparenter und teilnehmerorientierter Prozess organisiert werden. So können verschiedene Interessen in Beziehung zu den Werten einer Einrichtung gesetzt werden. Möglichkeiten können identifiziert und Grenzen leichter akzeptiert werden. Die Qualität des Prozesses beeinflusst die Qualität des Ergebnisses. Spezifisch ethischer Aspekt Die Werte einer Institution beweisen sich in Konflikten. Was bedeuten Werte wie Kundenorientierung, Kompetenz, Kreativität, Rechtschaffenheit, Kooperation usw., wenn verschiedene Interessen und Erfordernisse in Konflikt geraten? Wie kann ein Kompromiss gefunden und wie können Entscheidungen transparent gemacht werden? II. Entwicklung Die Einheit beginnt mit einer provokativen These: „Die meisten Verhaltenskodizes sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind!“ Sie hilft den Teilnehmern, ihre Einstellung zu ethischen Richtlinien einer Institution auszudrücken. Sie können kritische Meinungen und positive Erfahrungen beisteuern. Wertbasierte Kodizes beweisen sich im Alltag. Wenn sie nicht praxisorientiert sind oder authentisch gelebt werden, verlieren sie ihre Aussagekraft. Das Berufsbildungsinstitut Turku hat ein Projekt entwickelt, das Klienten eine spezielle Art der Teilhabe zur Effektivitätssteigerung des Projekts anbietet (M2). Dies ist ein Beispiel dafür, wie die Interessen der Klienten (oder Kunden) mit den Werten der Institution durch transparente Kommunikationsprozesse in Beziehung gesetzt werden können. In welcher Weise die Bedürfnisse und Vorschläge der Klienten mit den Werten der Institution zu harmonisieren, muss analysiert werden. Die Schlüsselfrage www.proethics.eu 76 dabei ist, wie die Ansichten der Klienten durch die Projektentwicklung berücksichtigt werden können und wie ihre Vorschläge verwirklicht werden können. Die Teilnehmer sollen mithilfe einer Falldiskussion Ideen und Lösungen sammeln (M3). Die Bedürfnisse und Ansichten müssen mit den finanziellen und personellen Ressourcen des Instituts in Beziehung gesetzt werden. Nicht alle Wünsche können erfüllt werden. Welche Lösungen können gefunden werden? Nach einer Falldiskussion muss gefragt werden, welche Konsequenzen für die Realsierung einer wertorientierten Richtlinie sichtbar sind. Dieser Schritt wird Ideen generieren, wie Werte in einer Institution in authentischer Weise belebt werden können. III. Methoden Diskursive Methoden unterstützen die Gruppenkommunikation und Teilhabe. Ein provokatives Statement kann die Teilnehmer dazu bringen, ihre eigenen Erfahrungen mit ethischen Richtlinien zu schildern. Es kann deutlich werden, in welchem Maße diese akzeptiert werden und was ihre Anwendung in der Praxis schwierig macht. www.proethics.eu 77 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden Material Zeit I. Einführung Statement Diskussion M1 5/5 Präsentation Diskussion Sammlung M2 15/20 M3 15/35 M4 10/45 II. Entwicklung Institutionelle Werte und Klienteninteressen: ein wertbasiertes Projekt des Berufsbildungsinstituts Turku Falldiskussion III. Anwendung Sammlung Wertbasierte Entscheidungen in der Praxis IV. Transfer/ Fazit Wie können wertbasierte Richtlinien in einer Institution verwirklicht werden? Sammlung Quellen - Literatur Gerhard Regenthal: Ganzheitliche Corporate Identity. Form, Verhalten und Kommunikation erfolgreich gestalten. Wiesbaden 2003. Peter Ulrich: Der entzauberte Markt. Eine wirtschaftsethische Orientierung. Freiburg – Basel – Wien 2002, S. 155 – 157. www.proethics.eu 78 V. Materialien M1 Statement „Die meisten Verhaltenskodizes sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind!” www.proethics.eu 79 M2 Werte des Berufsbildungsinstituts Turku Seinem Leitbild gemäß ist das Berufsbildungsinstitut Turku ein multidisziplinäres, auf das Arbeitsleben ausgerichtetes, kompetentes, dynamisches und vernetztes europäisches Zentrum für die Berufsbildung von Studenten jeden Alters. Seine Werte sind • Kundenorientierung • Internes Unternehmertum • Kompetenz • Kreativität • Nachhaltige Entwicklung • Gerechtigkeit • Kooperation. Die Ziele „Das Berufsbildungsinstitut Turku ist eine Schule für alle“ und „Studenten, die am Berufsbildungsinstitut Turku eine Qualifikation erwerben, finden einen Arbeitsplatz“ werden in der strategischen Arbeit des Instituts besonders betont. Ein Projekt für junge Studenten an berufsbildenden Sekundarschulen oder aus regionalen Workshops bot den Teilnehmern die Chance, ihre Bedürfnisse und Ansichten einzubringen. Sie besprachen die Art des Unterrichts und der Anleitung, die sie sich wünschen würden, welche Erwartungen sie an die Lehrer hatten und welche Dinge ihnen wichtig erschienen. • • • • • • • Der Lehrer sollte gerecht, fair und verlässlich sein und seine Studenten ermutigen. Der Lehrer sollte genug Zeit haben, den Studenten zuzuhören und sie als Individuen wahrzunehmen. Für die Studenten sollten ausreichende unterstützende Services zur Verfügung stehen. Bildungseinrichtungen sollten klare, gerechte und faire Abwesenheitsregeln haben. Möglichkeiten, Abwesenheit auszugleichen und andere Regeln sollten gemeinsam mit den Studenten beschlossen werden. Die Studenten hielten frühzeitige Intervention für wichtig. Während des Unterrichts sollten Theorie und Praxis stärker mit dem Arbeitsleben in Verbindung gebracht werden. Die Bildungseinrichtung sollte nach Möglichkeit Flexibilität beim Fachwechsel innerhalb der Institution anbieten. Der Vorbereitung zum berufsbegleitenden Lernen sollte genügend Aufmerksamkeit www.proethics.eu 80 • • entgegengebracht werden, und es sollte gewährleistet sein, dass der Lernort zu den Bildungszielen passt. In Kommunikationssituationen sollte den Studenten mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Den Studenten sollte beim Übergang ins Arbeitsleben mehr konkrete Unterstützung und Anleitung angeboten werden, z.B. bei der Verfassung von Bewerbungen und bei der Verbesserung ihres Wissens über den Arbeitsmarkt. Frage: Wie stehen diese Statements zu Berufsbildungseinrichtung in Beziehung? www.proethics.eu den Werten der 81 M3 Ein Fall von Demotivation Paul ist ein junger Student des Berufsbildungsinstituts Turku. Er ist Teilnehmer in einem Projekt, das jungen Leuten eine Ausbildung für die Beschäftigung in einem Büro anbietet. In den ersten sechs Wochen war Paul sehr motiviert und durchgängig anwesend. Einige Wochen später betrug seine Abwesenheitsquote nahezu 20%, und er war oft müde und nicht in der Lage, seine Pflichten konzentriert und kraftvoll zu erfüllen. Ein Lehrer, der sich um Paul sorgte fand heraus, dass er nach der Ausbildung und am Wochenende noch arbeiten muss. Es ist klar, dass Paul finanzielle Probleme hat. Seine Schulleistungen werden schlechter. Die anderen Studenten zweifeln die Effizienz und die Methoden des Trainings an, die Atmosphäre ist nicht motivierend, und die Abwesenheiten häufen sich. Einige Lehrer sind verärgert und sehen keinen Fortschritt. Aufgabe: Was kann man tun, um die Werte der Institution zu erkennen, die sich auf die Interessen und Bedürfnisse von Paul, die der anderen Studenten und die der Lehrer beziehen? Zeit: 15 Minuten www.proethics.eu 82 M4 Fragestellung Die Wahrheit über die Werte liegt nicht in den Richtlinien, sondern in der Realität der Organisationen Bei der Suche nach authentischen Werten geht es um kleine Situationen, nicht um das große Ganze. VI. Sources - Literature Gerhard Regenthal: Ganzheitliche Corporate Identity. Form, Verhalten und Kommunikation erfolgreich gestalten. Wiesbaden 2003. Peter Ulrich: Der entzauberte Markt. Eine wirtschaftsethische Orientierung. Freiburg – Basel – Wien 2002, S. 155 – 157. www.proethics.eu 83 4.2.3 Werte für die Aus- und Weiterbildungsbranche – Pädagogische Normen und ökonomische Vorgaben. Illustriert am Beispiel der Heves County Industrie- und Handelskammer I. Einführung Ziel Was bedeutet die ethische Verantwortlichkeit einer Berufsbildungsorganisation in der täglichen Arbeit? Ethische Maßnahmen (z.B. Beratung) unterstützen Ausbilder und Lehrer in Berufsbildungsorganisationen dabei, eine Balance zwischen pädagogischer Berufung und rechtlichen oder ökonomischen Erfordernissen zu finden. Worum es geht In Ungarn wird es oft zum Problem, dass der rechtliche Status von Studenten im Bereich der praktischen Ausbildung nicht hinreichend geklärt ist. Die meisten Gesetze behandeln sie als Arbeitnehmer, insofern z.B. medizinische Untersuchungen, Unfallverhütungskurse, Pausenregeln usw. für sie auch obligatorisch sind. Dementsprechend und aufgrund des traditionellen Charakters des Systems behandeln die Arbeitgeber die Studenten tatsächlich immer als Arbeitnehmer. Dementgegen ist es unser Meinung nach unter Berücksichtigung auch der sozialen Aspekte sehr wichtig, die Studenten nicht in einer Traumwelt zu belassen, sondern sie während ihrer Qualifizierung für das wirklich Leben auszubilden und sie darüber hinaus wo nötig entsprechend ihrer Eignung und Ausbildung auszuwählen. Gute Erfahrungen gibt es z.B. mit Vereinbarungen oder Verträgen zwischen Ausbildern und Klienten, die klar formulieren, welche professionellen Erwartungen erfüllt werden müssen, welche Unterstützungsmöglichkeiten geboten werden und welche Konsequenzen im Falle der Nichteinhaltung folgen. Ein regelmäßiges Benchmarking mit den Klienten macht transparent, was bereits erreicht wurde und was noch zu leisten ist. Diese Maßnahme basiert auf der Vertrags-Theorie, die die Autonomie des Klienten unterstützt – er wird nicht als paternalistisches Objekt, sondern aus für ihre Entwicklung eigenverantwortliche Person gesehen. Für Ausbilder kann die tägliche Arbeitssituation belastend sein, wenn die Aufrechterhaltung eines Projekts von der Zahl der erfolgreichen Studenten abhängt. Es entlastet, diskursive Methoden wie Beratung zu nutzen, um die Schwierigkeiten zu reflektieren und Lösungen wie die oben beschriebenen zu finden. www.proethics.eu 84 Spezifischer ethischer Aspekt Welche ethischen Maßnahmen helfen Berufsbildungseinrichtungen, eine Balance zwischen pädagogischer Berufung und rechtlichen oder ökonomischen Erfordernissen zu finden? II. Entwicklung Der Kontext und das zu diskutierende Problem werden in M1 und M2 zusammengefasst. M1 (s.u.) beschreibt den Problemkontext, M2 beschreibt den ethischen Konflikt. In Ungarn wird es oft zum Problem, dass der rechtliche Status von Studenten im Bereich der praktischen Ausbildung nicht hinreichend geklärt ist. Die meisten Gesetze behandeln sie als Arbeitnehmer, insofern z.B. medizinische Untersuchungen, Unfallverhütungskurse, Pausenregeln usw. für sie auch obligatorisch sind. Ist Bildung dieser Form daher Arbeitserfahrung, Bildung für das Leben - oder eine künstliche „Hülle“? Dementsprechend und aufgrund des traditionellen Charakters des Systems behandeln die Arbeitgeber die Studenten tatsächlich immer als Arbeitnehmer. Dies ist insbesondere der Fall, wenn das Unternehmen sein Eigentum, die Firmenwerte oder die produzieren Güter gefährdet sieht. Aus diesem Grund entlassen Unternehmer Studenten, die bei Diebstahl, aufmüpfigem Verhalten und bei Beschädigungen ertappt werden, zu spät oder überhaupt nicht zur Arbeit erscheinen oder sich während der Arbeit verantwortungslos verhalten und somit wirtschaftliche Nachteile für das Unternehmen hervorrufen. Unserer Meinung nach ist dies in den beschriebenen Fällen richtig und eine wirklich ernste Lebenserfahrung, die die Studenten machen müssen, um verantwortliches Arbeiten erkennen zu können. Gleichzeitig behandeln die ungarischen Bildungsgesetze Teilnehmer in praktischen Berufsbildungsmaßnahmen als Studenten, die unter sozialen Gesichtspunkten vor den oben beschriebenen Verfahrensweisen und Konsequenzen geschützt sind. Als Akteur auf dem Markt stimmt die Kammer den Unternehmern zu und unterstützt in der Regel administrativ den Prozess des Ausschlusses, während Kammer und Unternehmen gleichzeitig gegen das Gesetz verstoßen und genaugenommen illegale Einstellungen präsentieren. Dementgegen ist es unter Berücksichtigung auch der sozialen Aspekte sehr wichtig, die Studenten nicht in einer Traumwelt zu belassen, sondern sie während ihrer Qualifizierung für das wirkliche Leben auszubilden und sie darüber hinaus wo nötig entsprechend ihrer Eignung und Ausbildung auszuwählen. Die Studenten, das Unternehmen und die Kammer geraten mit den Schulen in Konflikt, weil diese aufgrund ihrer Finanzierung nach Studentenzahlen interessiert sind, die Studenten zu behalten. Wenn also ein Student aufgrund seiner Einstellung die Schule verlassen muss, erhält die Schule ebenfalls www.proethics.eu 85 weniger Geld. Unglücklicherweise ist die Lage noch schlimmer, wenn die Studenten die Situation ausnutzen: Sie wollen weder lernen noch die Schule verlassen, weil dies auch die soziale Unterstützung durch ihre Familien beeinflusst. Daher lügen sie, präsentieren gefälschte medizinische Atteste und halten für ihre unbeholfene Erklärungen zur Vermeidung von Schuldgefühl bereit. Noch problematischer ist, wenn sie Zuflucht in einem neuen Unternehmen suchen und von dem vorherigen behaupten, sie seien dort schlecht behandelt worden und dass sie „Opfer” seien. In diesem Fall wird das „neue“ Unternehmen den Nachteil haben, weil die Geschichte sich wiederholen wird, obwohl man dem Studenten eine Chance gegeben hatte. Die Einheit beginnt mit einem Zitat, das den Konflikt zwischen der Teilnehmermotivation und dem Bedarf für pädagogische Maßnahmen und ökonomischen Notwendigkeiten in Berufsbildungsprojekten zeigt. Die Falldiskussion kann zeigen, wie gute Lösungen durch kollegiale Beratung und Supervision gefunden werden können. Die Vorteile dieser Methode sollen in einer Gruppendiskussion reflektiert werden. Wertemanagement muss die Notwendigkeit für Beratung und Supervision zur Entlastung der Ausbilder und Lehrer berücksichtigen, ebenso wie das Erfordernis, verschiedene Anforderungen der täglichen Arbeit in Berufsbildungsstätten zu balancieren. III. Methoden Kollegiale Beratung ist eine diskursive Methode, mit deren Hilfe Lösungen für belastende Situationen des Arbeitsalltags gefunden werden können. www.proethics.eu 86 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte I. Einführung Pädagogische Berufung vs. Ökonomische oder rechtliche Erfordernisse II. Entwicklung Wie löst man einen Konflikt verschiedener Erfordernisse? Vorteile kollegialer Beratung III. Anwendung/ Fazit Welche Konsequenzen sind für das Wertemanagement in Berufsbildungseinrichtungen erkennbar? www.proethics.eu Methoden Material Zeit Diskussion M1 5/5 Beratung M2 20/20 10/30 Reflexion Diskussion Sammlung M3 10/45 87 V. Materialien M1 Ratschlag eines langjährigen BerufsbildungsManagers: „Falls das Projekt von der Klientenzahl abhängt, nimmt man die Abwesenheit eines Teilnehmers besser nicht zur Kenntnis…” Ein ethisch fundierter Ratschlag? www.proethics.eu 88 M2 Ein Fall für die Beratung Elena ist Ausbilderin in einem Berufsbildungsprojekt, das jungen Frauen mit geringer Bildung ein berufsbegleitendes Basistraining Catering und Gastronomie anbietet. Viele der Teilnehmerinnen sind gut motiviert, aber einige wenige haben eine hohe Abwesenheitsquote, was unvernünftig ist. Formale Entschuldigungen werden zu spät eingereicht, eine Studentin aus der Gruppe legte ein gefälschtes ärztliches Attest vor. Wenn sie zur Schule kommen, stören sie den Unterricht. Es ist klar, dass sie die Schule nicht verlassen, weil ihre Eltern während der Zeit, in der ihr Kind in einer Schule eingeschrieben ist, Vergünstigungen erhalten. Die Atmosphäre in der Gruppe ist schlecht, weil die Demotivation mehr und mehr auf die anderen ausstrahlt. Elena würde die schwierigsten Mädchen gern ausschließen, aber sie weiß, dass das Projekt nur abgeschlossen werden kann, wenn eine Mindestteilnehmerzahl garantiert ist. Sie ist verwirrt und hat keine Ideen, wie sie die Motivation dieser Minderheit erhöhen und auch vermeiden kann, dass die Motivation der übrigen Teilnehmerinnen sinkt. Sie trifft sich mit zwei Kollegen zur kollegialen Beratung. Sie weiß, dass sie von einem Berater erwarten darf, dass er sie respektiert und ihr nicht seine Meinung aufzwingt. Ihre Kollegen werden ihr die Entscheidung nicht abnehmen und ihr auch nicht sagen, was sie tun soll, aber sie werden ihr helfen, ihre eigenen Antworten zu finden. Aufgabe: Üben Sie die Beratungssituation in Dreiergruppen (Elena und zwei Kollegen)! Zeit: 20 Minuten www.proethics.eu 89 M3 Fragestellung Ethik braucht Zeit zum Atmen. Werte beziehen sich auf Emotionen. Kommunikation über Werte ist wie Gärtnern: Den Boden vorbereiten, säen, wässern. www.proethics.eu 90 4.2.4 Verantwortungsbewusste Führung: Unterstützendes Handeln in heiklen Angelegenheiten am Beispiel der BBS Ahaus I. Einführung Ziel Ziel ist zu zeigen, wie eine Einrichtung eine Balance zwischen individuellen Interessen, unterschiedlichem moralischem Handeln von Lehrlingen und korrespondierenden rechtlichen Standpunkten finden kann. Worum es geht Hier geht es darum den Konflikte zwischen persönlichen und unternehmerischen Werten und Lösungen aufzuzeigen und Lösungen zu entwickeln. Die Teilnehmer sollten in der Lage sein, über die Frage nachzudenken: "Welchen Einfluss haben Werte auf unser Tagesgeschäft und welche Konflikte könnten in diesem Prozess entstehen und wie können wir mit ihnen umgehen?” Spezifischer ethischer Aspekt Die Konzentration auf die individuelle Ebene diesem Fall macht den Fokus deutlich auf den sozialen Kontext und die individuellen Werte von Auszubildenden und Ausbilder, mit denen diese konfrontiert sind. II. Entwicklung Zunächst sollen die Leitlinien der BBS in Zusammenhang mit diesem Fall gebracht warden. In einem zweiten Schritt warden die Hand-outs verteilt werden. In insgesamt 20 Minuten sollte der Text gelesen, und über die beschriebene Angelegenheit diskutiert und reflektiert werden. Die Gruppe sollte über mögliche Lösungen, wie der Konflikt unter Berücksichtigung der individuellen Werte der Beteiligten zu einer zufriendenstellenden Lösung zu führen ist, diskutieren. III. Methoden Diskursive Methoden unterstützen die Gruppenkommunikation und erhöhren die Beteiligung. Eine provokante Aussage motiviert die Teilnehmer/-innen hoffentlich dazu, ihre eigenen Erfahrungen mit ethischen Leitlinien zum in Verbindung zu bringen. www.proethics.eu 91 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden Material Zeit I. Einführung Pädagogische Leitlinien gegen rechtliche Bedingungen Diskussion M1 5/5 Reflektion M1 20/25 Sammeln Diskussion M2 20/45 II. Entwicklung Wie kann man den Konflikt zwischen den Parteien lösen (vor dem Hintergrund unterschiedlicher Wertesysteme) im pädagogischen Prozess? III. Anwendung/ Quintessenz Welche Konsequenzen sind für das Wertmanagement in Berufsbildungseinrichtungen erkennbar? www.proethics.eu 92 V Materialien M1 Eine heikle Angelegenheit Das Aufgabenspektrum der Berufsbildungsstätte Westmünsterland GmbH für Handwerk und Industrie (BBS) schließt auch überbetriebliche praxisorientierte Ausbildung und Unterricht ein (ÜA). Diese wird in der Abteilung „???“ und im Berufsorientierungszentrum (BOZ) für schwierige Jugendliche ausgeführt. Beide Gruppen erhalten ihr Training in den Workshops der BBS als Möglichkeit, ihre praktischen Fähigkeiten zu verbessern. Ein junges Mädchen aus dem BOZ steht auf einer Leiter und klopft Putz ab. Es ist Sommer, sie trägt ihre normale Arbeitskleidung und darunter ein TShirt. Eine Gruppe männlicher Schüler aus der ÜA macht gleichzeitig draußen eine Pause und beobachtet das Mädchen bei der Arbeit. Die Schüler beginnen, das Mädchen zu belästigen, schlecht über sie zu sprechen und einige deutlich missbräuchliche sexuelle Bemerkungen zu machen. Sie drohen dem Mädchen, es zu duschen so dass man ihre Brüste deutlich sehen kann. Einer setzt die Drohung in die Tat um, und die Jungen rufen ihr hinterher, dass sie als BOZ-Teilnehmerin für eine normale Ausbildung sowieso zu dumm sei und sich nicht so haben solle. Das Mädchen weint, steigt von der Leiter und wendet sich an ihren BOZAnleiter. Dieser ist sehr verärgert, tröstet das Mädchen und rät ihr, die Angelegenheit bei der Polizei anzuzeigen. Als der ÜA-Chefausbilder der jungen Männer von dem Vorfall hört, versucht er ihn herunterzuspielen. Das Verhalten der jungen Männer sei normal, und man solle den Fall nicht überbewerten. Da die beiden Ausbilder unterschiedliche Standpunkte haben, ist eine Lösung nicht sofort in Sicht. Daher wird die Einrichtungsleitung über den Vorfall informiert. Aufgabe: Wie sollte die BBS-Leitung reagieren? Gibt es eine Lösung, die für alle beteiligten Parteien gleichermaßen befriedigend ist? Was sollte mit den beteiligten jungen Leuten geschehen? www.proethics.eu 93 M2 Fragestellung Laufen Sie nicht vor Konflikten davon. Kampf beinhaltet die Chance für echte Veränderungen. www.proethics.eu 94 4.2.5 Der Umgang mit sensiblen persönlichen Daten in Versicherungsfragen I. Einführung Ziel In dieser Einheit wird die Bedeutung von genetischem Wissen für das Arbeitsleben (z.B. in Form von Erkrankungsrisiken) und damit zusammenhängende Versicherungsrichtlinien gezeigt. Die Gruppe soll sich der ethischen Dimension des wachsenden medizinischen Fortschritts bewusst werden und Richtlinien für den Umgang damit in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich diskutieren. Spezifischer ethischer Aspekt Die wachsenden Möglichkeiten des genetischen Erkenntnisgewinns werden unser Arbeitsleben verändern. Der Fortschritt in der medizinischen Technologie ermöglicht es uns, ein längeres und gesünderes Leben zu führen. Wachsender genetischer Erkenntnisgewinn bedroht jedoch soziale Einrichtungen, die auf Solidarität beruhen. Wenn wir etwas über die genetische Fitness von Einzelpersonen oder Personengruppen mit einem höheren Risiko für ernste Krankheiten wissen – wollen wir sie dann immer noch in unserer Krankenversicherung? Wenn Arbeitgeber Wissen über die genetischen Eigenschaften ihrer Mitarbeiter haben – ist es dann wahrscheinlicher, dass sie diejenigen mit einem höheren Risiko für ernste Krankheiten entlassen? Auf der anderen Seite könnte uns manches genetische Wissen aber auch helfen, zukünftige Risiken besser zu kalkulieren und vorzusorgen. II. Entwicklung Risiken und Chancen genetischen Wissens sollen mithilfe der Diskussion einiger Statements eingeschätzt werden. Die Gruppe soll herausfinden, ob dieses Problem in ihrem Alltag und Arbeitsleben wirklich vorkommt und kann Konsequenzen für die mittlere Zukunft diskutieren. Alternativ können einige Fälle aus der bioethischen Literatur vorgestellt und diskutiert werden. III. Methoden Das Bild der Skulptur „Tischgesellschaft” von Katharina Fritsch macht den Verlust von Individualität in der modernen Gesellschaft bewusst. Der Mensch wird auf einen seelenlosen Klon reduziert, eine Massen-Figur, die für alle Funktionen in der modernen Welt geeignet ist. Genetisches Wissen kann in dieser Weise als eine Methode zur Reduktion von Individualität in Arbeitsprozessen gesehen werden. Die Interpretation dieses Kunstwerks kann die Teilnehmer zu dem Problem führen, dass der Mensch sogar mit Hilfe der genetischen Technologie zu einer für die Arbeit exakt passenden Funktion www.proethics.eu 95 reduziert werden kann. Nach einer individuellen Einschätzung der Statements auf dem Arbeitsblatt sollen diese von der Gruppe diskutiert werden, um einen ethischen Diskurs zu beginnen. Die Pros und Contras können an der Tafel gesammelt werden. Abschließend muss diskutiert werden, welche Konsequenzen für das Wertemanagement in Berufsbildungsinstitutionen erkennbar sind. IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte I. Einführung Bildinterpretation II. Entwicklung Risiken und Chancen genetischen Wissens III. Zusammenfassung Welche Konsequenzen sind für das Wertemanagement in Berufsbildungsinstitutionen erkennbar? Methoden Material Zeit Moderator Diskussion M1 10/10 Einschätzung Diskussion M2 25/35 Sammlung 10/45 V. Material M1 Hier könnte Foto- oder Bildmaterial verwendet werden, vergleichbar z.B. mit: Katharina Fritsch: Tischgesellschaft (1988), zu finden unter http://www.flickr.com/photos/darrellg/2365291074/ www.proethics.eu 96 M2 Einschätzung einiger Statements über Genetisches Wissen Ich würde meinen … Ich Eher weiß Eher Nein nein nicht ja Ja 1. Fahrer und Elektriker sollten sich einem genetischen Test auf Rot-Grün-Blindheit unterziehen müssen.. 2. Als Arbeitgeber würde ich Mitarbeiter durch genetische Tests davor schützen, Schaden durch Substanzen zu erleiden, gegen die sie eine unerkannte Allergie oder Intoleranz haben. 3. Krankenversicherungen sollten über genetische Krankheiten ihrer Versicherten informiert werden, damit sie ihnen die optimale Prävention ermöglichen können. 4. Krankenversicherungen sollten ihren Mitgliedern anbieten, durch freiwillige Gentests reduzierte Beiträge zahlen zu können. 5.Bei der Bewerbung um einen Job ist es schwierig, einen vom Arbeitgeber vorgesehenen Test zu verweigern. 6. Für Arbeitgeber ist es vernünftig, zur Vermeidung der Einstellung von ernsthaft erkrankten Arbeitnehmern Gentests einzusetzen. 7. Jeder sollte über mögliche genetische Erkrankungen informiert werden. 8. Es sollte Lebensversicherungen nicht erlaubt sein, Informationen über vorausgegangene Gentests zu verlangen. 9. Das nicht autorisierte Sammeln und Weitergeben von Gentest-Ergebnissen sollte schwer bestraft werden. 10. Berufsbildungsstätten sollten über die Rechte von Arbeitnehmern in allen Fragen genetischer Testungen informieren. 11. Gentests bei der Arbeit führen zu einem gesellschaftlichen Verlust von Solidarität. 12. Gentests bei der Arbeit haben mehr Risiken als Nutzen. www.proethics.eu 97 M3 Fragestellung Eine Berufsbildungseinrichtung muss ihren Studenten Mut machen, Forderungen von Arbeitgebern entsprechend ihrer eigenen Überzeugungen zu akzeptieren oder abzulehnen. Studenten sollten in die Lage versetzt werden, im Bewerbungsprozess entscheiden zu können, ob sie sensible Daten weitergeben wollen, wenn die Notwendigkeit transparent und überzeugend ist. VI. Sources - Literature F. Petermann, S. Wiedebusch & M. Quante (1997): Fortschritte der Humangenetik - eine interdisziplinäre Herausforderung. In: F. Petermann, S. Wiedebusch & M. Quante (Hrsg.): Perspektiven der Humangenetik medizinische, psychologische und ethische Aspekte. Paderborn, S.9-20. U. Wiesing/K. Schonauer (1997): Prognose und Solidarität – Zum Einfluß der Genomanalyse auf Kranken- und Lebensversicherungen. In: F. Petermann, S. Wiedebusch & M. Quante (Hrsg.): Perspektiven der Humangenetik medizinische, psychologische und ethische Aspekte. Paderborn, S.229-245. Juli Zeh: Corpus Delicti [German; dystopian vision of a society where public health fully monitored and the most important political aim] www.proethics.eu 98 4.2.6 Medizinische Vorsorgeverbesserung für Produktivitätserhalt I. Einführung Ziel Über die aktuelle bioethische Debatte, ob es akzeptabel ist, Menschen zu optimieren, wird das Problem „Doping“ als ethisches Problem eingeführt, das in unserem Arbeitsleben zunimmt, jedoch nur wenig Aufmerksamkeit erfährt. Spezifischer ethischer Aspekt Die verschiedenen ethischen Aspekte, sich durch „Smart Pills“ usw. Für den Markt fit zum machen, werden diskutiert. Welches Verständnis von Fairness und verdientem Erfolg liegt hier zugrunde? Gibt es einen ethischen Unterschied zwischen Doping im Sport und im Arbeitsleben? Gibt es einen Unterschied zwischen den üblichen Wegen, im Job zum Erfolg zu gelangen (z.B. Lernen, Üben usw.) und dem Konsum von „Smart Pills“? Was bedeutet dies für eine Wettbewerbsgesellschaft (z.B. gefährliche Argumente wie „Wenn einige das so machen, muss es jeder tun, um mitzuhalten“) II. Entwicklung Die Möglichkeiten und Risiken von Neuro-Enhancement werden anhand von Vorschlägen vorgestellt, zu denen die Teilnehmer ihre persönliche Meinung sagen und sie dann in der Gruppe diskutieren. Unter Nutzung der in den vorhergehenden Moduln entwickelten ethischen Tools diskutiert die Gruppe, ob Selfenhancement (oder das Auffordern einer anderen Person, sich zum Zwecke der Effektivitäts- und Produktivitätssteigerung dessen zu bedienen) fair, verantwortlich oder prinzipiell autonom ist. Alternativ können Fälle präsentiert und diskutiert werden, in denen Personen leistungssteigernde Drogen genommen haben, um fitter zu werden (im Job, für eine Prüfung um mit dem täglichen Stress fertig zu werden). III. Methoden Der Cartoon sensibilisiert für den Gebrauch von leistungssteigernden Drogen bei der Arbeit. Die Teilnehmer können ihre eigenen Erfahrungen zum dargestellten Problem in Bezug setzen; optional: Einführung einiger statistischer Zahlen (Drogenkonsum am Arbeitsplatz usw.). Nach Abgabe individueller Einschätzungen sollen die Statements in der Gruppe diskutiert werden. Die Pros und Contras können an der Tafel gesammelt werden; optional: eine Gruppe erarbeitet Pros, die andere Contras (10 min), danach folgt eine Diskussion (20 min). Abschließend muss diskutiert werden, welche Konsequenzen für das Wertemanagement in Berufsbildungsinstitutionen erkennbar sind. www.proethics.eu 99 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte I. Einführung Realitätsnaher Cartoon II. Entwicklung Risiken und Chancen des Neuro-Enhancements III. Zusammenfassung/ Fazit Welche Konsequenzen sind für das Wertemanagement in der Berufsbildung erkennbar? Methoden Material Zeit Moderator Diskussion M1 05/05 Einschätzung Diskussion Sammlung M2 30/35 Diskussion Sammlung M3 10/45 Quellen - Literatur: Peter J. Whitehouse/Eric Juengst/Maxwell Mehlmann/Thomas H. Murray (1997): Enhancing Cognition in the Intellectually Intact, in: Hastings Center Report 27:3, p. 14-22 Michael Quante (2006): Selbst-Manipulation? Neuro-Enhancement und personale Autonomie. In: C. Kaminsky & O. Hallich (Hg.): Verantwortung für die Zukunft. Münster: LIT 2006, S. 103-118. Michael Quante (2010): Menschenwürde und personale Autonomie. Demokratische Werte im Kontext der Lebenswissenschaften, Hamburg: Meiner, S. 127-142 (Kapitel VI: „Selbst-Manipulation?“) Lea Wolz: Doping am Arbeitsplatz. In: stern.de vom 12. Februar 2009, URL: http://www.stern.de/wissen/mensch/doping-am-arbeitsplatz-zwei-millionengreifen-zu-medikamenten-654570.html [German] www.proethics.eu 100 Jordan Lite: Doping at work and in class – Why not? In: Scientific American, URL: http://www.scientificamerican.com/blog/post.cfm?id=doping-at-workand-in-class--why-no-2008-12-08 [English] Plaßmann, Thomas: Doping am Arbeitsplatz. In: Arbeit und Arbeitsrecht 7/2010. URL: http://www.arbeit-und-arbeitsrecht.de/aua_cartoons - 1.06.2011 (Karikatur) www.proethics.eu 101 Materialien M1 © Thomas Plaßmann www.proethics.eu 102 M2 Einschätzung von Aussagen zum Neuro-Enhancement Ich würde sagen… Eher Nein nein Ich weiß nicht Eher ja Ja 1. Jeder sollte das Recht haben, seine Arbeitskraft mit Drogen zu verbessern. 2. Ich würde keine leistungssteigernden Drogen nehmen, weil die Nebenwirkungen nicht klar sind. 3. Arbeitgebern sollte es erlaubt sein, den Gebrauch von leistungssteigernden Drogen vorzuschreiben, wenn Gesundheitsrisiken ausgeschlossen werden können. 4. Bei Prüfungen sollte NeuroEnhancement genauso verboten sein wie Doping im Sport. 5. Wenn Leistungssteigerung durch Koffein (Kaffee, Cola, Energy-Drinks) nicht als problematisch angesehen wird, macht es keinen Sinn, leistungssteigernde Medikamente zu verbieten. 6. Es sollte Arbeitnehmern freigestellt sein zu entscheiden, ob sie NeuroEnhancement am Arbeitsplatz nutzen wollen oder nicht – die Ablehnung dürfte nicht zu Nachteilen führen. 7. Wenn ein Kollege produktiver ist, weil er leistungssteigernde Smart Pills nimmt, würde ich das auch als eine Möglichkeit für mich betrachten. 8. Die Bereitschaft, leistungssteigernde Drogen zu nehmen, wird in der Zukunft Recruitment-Entscheidungen beeinflussen. 9. Das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit schließt generell eine Zustimmung zur Nützlichkeit von NeuroEnhancement bei der Arbeit aus. 10. Der Berufsbildungssektor sollte über die Risiken von Neuro-Enhancement informiert werden. www.proethics.eu 103 M3 Fragestellung Die Quelle für Motivation, Stärke und Kreativität bei der Arbeit liegt im Vertrauen, im Arbeitsklima, der Anerkennung oder der guten Kommunikation. Smart Pills scheinen kurzfristig zu funktionieren, aber auf lange Sicht sind Sinn und Zufriedenheit die stärksten Drogen. VI. Quellen - Literatur: Peter J. Whitehouse/Eric Juengst/Maxwell Mehlmann/Thomas H. Murray (1997): Enhancing Cognition in the Intellectually Intact, in: Hastings Center Report 27:3, p. 14-22 Michael Quante (2006): Selbst-Manipulation? Neuro-Enhancement und personale Autonomie. In: C. Kaminsky & O. Hallich (Hg.): Verantwortung für die Zukunft. Münster: LIT 2006, S. 103-118. Michael Quante (2010): Menschenwürde und personale Autonomie. Demokratische Werte im Kontext der Lebenswissenschaften, Hamburg: Meiner, S. 127-142 (Kapitel VI: „Selbst-Manipulation?“) Lea Wolz: Doping am Arbeitsplatz. In: stern.de vom 12. Februar 2009, URL: http://www.stern.de/wissen/mensch/doping-am-arbeitsplatz-zwei-millionengreifen-zu-medikamenten-654570.html [German] Jordan Lite: Doping at work and in class – Why not? In: Scientific American, URL: http://www.scientificamerican.com/blog/post.cfm?id=doping-at-workwww.proethics.eu 104 and-in-class--why-no-2008-12-08 [English] Plaßmann, Thomas: Doping am Arbeitsplatz. In: Arbeit und Arbeitsrecht 7/2010. URL: http://www.arbeit-und-arbeitsrecht.de/aua_cartoons - 1.06.2011 (Karikatur) www.proethics.eu 105 4.3 Werte einer Gesellschaft 4.3.1 Arbeitsplatzsicherheit und strategische Verantwortung – am Beispiel der BBS Ahaus I. Einführung Ziel Die Teilnehmer sollen erkennen, dass Arbeitsplatzsicherheit Verantwortungsbereich einer ethischen Unternehmensführung gehört. zum Spezifischer ethischer Aspekt Ethische Unternehmensführung verhält sich gegenüber der Belegschaft sozial verantwortlich. Speziell im Bildungs- und Ausbildungsbereich sichern die Motivation und Loyalität einer kompetenten Belegschaft einen nachhaltigen Geschäftserfolg. Die Identifikation der Angestellten mit dem Unternehmen hängt von den Beschäftigungsaussichten an, die das Unternehmen bietet. II. Entwicklung Das Rollenmodell der modernen Wirtschaft scheinen flexible Arbeitnehmer zu sein: überall, jederzeit, mobil und anpassungsfähig. Die moderne Gesellschaft hat jedoch andere Hoffnungen und Ziele: Sicherheit, Vorhersehbarkeit, Familie und soziale Beziehungen. Ein ethisches Management von Unternehmenswerten berücksichtigt die individuellen Kompetenzen der Mitarbeiter und kapitalisiert sie. Ihre persönlichen Kontakte und Erfahrungen sind eine wichtige Quelle für den Unternehmenserfolg, vor allem bei der Arbeit mit Menschen und in der Projektarbeit. Wie kann ein Unternehmen loyale Mitarbeiter hervorbringen? Kurzfristige Arbeitsbeziehungen und eine Hire and Fire-Mentalität sind wenig hilfreich. Eine ethische Unternehmensführung erfordert ein langfristig denkendes Personalwesen und Nachhaltigkeit. Im Sinne einer sozialen Verantwortung gegenüber der Belegschaft, ihren Familien und der Gesellschaft kann Arbeitsplatzsicherheit, d.h. der Schutz von Arbeitsplätzen, als ein Charakteristikum einer verantwortungsvollen Unternehmensstrategie angesehen werden. III. Methoden Ein Fall wird in Kleingruppen diskutiert (M 2). Nachdem die Teilnehmer verschiedene Standpunkte diskutiert haben, wird die Diskussion um Statements zu einem ethischen Leitbild zur Sicherheit von Arbeitsplätzen erweitert (M3). Die Ergebnisse der Gruppenarbeit werden im Plenum präsentiert und im Kontext der Anwendbarkeit auf das ethische Leitbild erneut überprüft. Abschließend werden Leitsätze für ein ethisches Modell zur Arbeitsplatzsicherheit in Partnerarbeit entwickelt und diskutiert. www.proethics.eu 106 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen Methoden Material Zeit I. Einführung Textimpuls: Zitat Diskussion M1 05/05 II Strategische Vorsorge und Nachsorge PartnerReflexion M2 10/15 III. Beschäftigungsorientierte Business-Strategie Präsentation Diskussion M3 20/35 IV Transfer/ Fazit Formulierung einer ethischen Richtlinie für verantwortungsvolle Unternehmensführung Partner-Arbeit Präsentation www.proethics.eu 10/45 107 V. Material M1 Mitarbeiter sind ‚Spieler‘ ohne garantierte grundsätzliche Position. Prof. Christian Scholz Professor für Personalwesen, Universität Saarbrück www.proethics.eu 108 M2 Strategische Vorsorge und Nachsorge Eine ethische Unternehmensführung erfordert ein langfristig handelndes Personalwesen und Nachhaltigkeit. Im Sinne einer sozialen Verantwortung gegenüber der Belegschaft, ihren Familien und der Gesellschaft kann Arbeitsplatzsicherheit, d.h. der Schutz von Arbeitsplätzen, als ein Charakteristikum einer verantwortungsvollen Unternehmensstrategie angesehen werden. In diesem Fall reagiert das Management erst, nachdem der Schaden bereits entstanden ist. Wie könnte man proaktiv handeln, statt zu versuchen, den Schaden auszugleichen? Eine erste Komponente würde darin bestehen, dass eine Berufsbildungseinrichtung nicht nur Bildungsziele definiert, sondern als gewinnorientiertes Unternehmen Arbeitsplatzsicherheit als eines der wesentlichen Geschäftsziele formuliert. Dieses Ziel müsste spezifiziert und Kriterien differenziert werden. Aufgabe: Bitte nennen und sammeln sie Werkzeuge, die geeignet sind, die Arbeitsplatzsicherheit von Mitarbeitern mittelfristig strategisch zu fördern. Zeit: 10 Minuten Partner-Arbeit, danach weitere Diskussion im Plenum. www.proethics.eu 109 M3 Eine schwierige Entscheidung BBS erhielt einen Auftrag der Arbeitsagentur, Trainingsprogramme zur Integration Langzeitarbeitsloser in den Arbeitsmarkt durchzuführen. Für die Implementierung der Maßnahmen wird ein zusätzliches Team aus sechs Trainern und zwei Verwaltungskräften gebraucht. Die Maßnahme ist auf zwei Jahre begrenzt und wird von der Leitungsebene als finanziell lukrativ eingeschätzt. Erfahrungsgemäß ist kompetentes Personal auf Basis eines befristeten Arbeitsvertrages kaum schwer zu finden. Sollte Bewerbern eine feste Stelle angeboten werden? Formal wären Kündigungen nach der Qualifizierungsmaßnahme möglich. Der Vorstand diskutiert Pros und Contras für ein solches Angebot mit Bezug auf das ethische Leitbild des Berufsbildungszentrums. Auszug aus dem Ethischen Leitbild des Berufsbildungszentrums Orientierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Geschäftserfolg und Kundenzufriedenheit sind wesentlich abhängig von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die vertrauenswürdig sind und im Unternehmen einen Platz gefunden haben, von dem aus sie ihre Fähigkeiten erfolgreich und effektiv einsetzen können. Klare Aufgabenverteilung und Kompetenz-Zuschreibung hält die BBS dafür ebenso wichtig wie Freiräume für eigenverantwortliches Handeln. Damit Personaleinsatz und Arbeitsbedingungen zum Wohle aller entwickelt werden, fördert die BBS den ständigen Dialog der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf allen Ebenen. Sie ermöglicht es ihren Beschäftigten, sich so weiterzubilden, dass sie die ständig ändernden Anforderungen der beruflichen Bildungsarbeit erfüllen können. Denn nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Qualifikationen entwickeln, können mit fundiertem Fachwissen, hoher Motivation und Eigenverantwortlichkeit auf Dauer gute berufliche Bildungsarbeit leisten. Verantwortungsvolle Führung Verlässliche Orientierung, Motivation, Zukunftsperspektiven und Förderung erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von einer Führung, die loyal gegenüber dem Unternehmen und den Beschäftigten handelt und entscheidet. Partnerschaftliche Zusammenarbeit, Wertschätzung, Vertrauen und Verständnis bestimmen dabei den Führungsstil in der BBS. Ausdruck eines so geprägten Handelns ist die Vereinbarung von Zielen mit beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Verpflichtung zur rechtzeitigen und angemessenen Information sowie wechselseitiger Kommunikation. Konfliktmanagement und die Fähigkeit, Teilinteressen in die Gesamtentwicklung der BBS zu integrieren, sind ebenso Ansprüche an die Führungskräfte wie die Verpflichtung, die bereichsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern. www.proethics.eu 110 M4 Fragestellung Verantwortungsvolle Führung bedeutet erfolgreiches strategisches Management in Sachen Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitsplatzschaffung. www.proethics.eu 111 4.3.2 Soziale Sicherheit und Verantwortung in der Aus- und Weiterbildungsbranche am Beispiel der Fundacion Tomillo Madrid I. Einführung Ziel Ziel ist zu zeigen, wie eine Einrichtung eine Balance zwischen individuellen Interessen und rechtlichen Erfordernissen finden kann. Worum es geht Eigeninteressen und das Gesetz können im Alltag mitunter im Konflikt stehen. Individuelle Entscheidungen werden spontan oder nach Abwägen von Vorund Nachteilen gefällt. Das Gewissen setzt Grenzen und beeinflusst die Entscheidung. Oft werden Entscheidungen nur unter Berücksichtigung der kurzfristigen Folgen getroffen, Langzeitfolgen werden vernachlässigt. Wie eine Person muss auch eine Institution das Gesetz befolgen, aber Konflikte können hier oft nicht individuell entschieden werden. Rechtliche Erfordernisse müssen grundsätzlich berücksichtig werden, aber sie bieten Spielräume für individuelle Entscheidungen. Eine Institution muss oft zwischen individuellen und gesetzgeberischen Interessen vermitteln. Wenn kein Kompromiss gefunden werden kann, ist es hilfreich, die unterschiedlichen Interessen klar zu formulieren, die Regeln zu erklären und die Bedingungen einer Entscheidung transparent zu machen. Die Vereinbarungen sollten nicht paternalistisch sein, sondern den Charakter eines für ein freies Individuum akzeptablen Vorschlags haben. Ethische Fragen Wie können kurz- und langfristige Folgen im Entscheidungsprozess berücksichtigt werden? Wie kann eine Institution individuelle und rechtliche Erfordernisse in einer ethischen Weise balancieren? II. Entwicklung Das Bild (M 1) zeigt drei Würfe. Auf dem linken sind die Worte aufräumen, lernen, Fernsehen zu sehen; auf dem mittleren steht ja, nein, ja-nein; und auf dem dritten immer, jetzt, später. Die Würfel empfehlen, wie im Konflikt eine Entscheidung getroffen werden kann – nicht durch Überlegen, sondern durch Zufall. Individuelle Verantwortung wird auf diese Weise negiert. Die Würfel bestimmen, wie gehandelt werden muss. Das Bild soll die Teilnehmer zum Nachdenken über verantwortungsvolle Wege bei der Entscheidungsfindung bringen. www.proethics.eu 112 Lenas Fall (M 2) zeigt, wie konfliktreich Interessen und Erfordernisse in Alltagssituationen sein können. Die Analyse und Diskussion des Falls zeigen die unterschiedlichen Perspektiven und ihrer Tochter, der Tomillo-Stiftung und des Staates. In einem weiteren Schritt muss gezeigt werden, wie die verschiedenen Interessen balanciert werden können. Gibt es eine Möglichkeit für die Einrichtung, ihren Vorschlag attraktiver zu machen (z.B. flexiblere Zeitpläne?) Wie können soziale Bedingungen und Erfordernisse berücksichtigt werden, um den Konflikt für junge Mütter wie Lena zu minimieren? Wie kann sie motiviert werden, eine Langzeitperspektive zu entwickeln? Der Fall zeigt, wie eine Institution verschiedene Erfordernisse zwischen individuellen Interessen und dem Gesetz balancieren muss. Soziale Einrichtungen beobachten oft, dass die Sozialgesetze mit den Bedürfnissen und Notwendigkeiten der Personen, für die sie gemacht sind konfligieren. Das Gesetz muss das Leben der Betroffenen berücksichtigen. Welche Rolle sollten soziale Einrichtungen als politischer Akteur im Gesetzgebungsprozess spielen? Wie können sie ihr Expertenwissen einbringen? III. Methoden Die Analysemethoden für Lenas Fall sind diskursiv und unterstützen die Kommunikation zwischen den Teilnehmern. Der „Gang ins Museum“ organisiert eine intensive Kommunikation über unterschiedliche Blickwinkel. Gruppen erarbeiten die verschiedenen Interessen (der handelnden Personen, der Einrichtung und des Kontexts (Staat)) und überlegen, wie diese zu balancieren sind. Die Ergebnisse sollten auf einer Tapete gesichert werden, bevor sie von zwei oder drei Gruppenmitgliedern präsentiert werden. Währenddessen sollten die anderen Gruppenmitglieder die anderen Gruppen aufsuchen und sich deren Ergebnisse von den Präsentatoren vorstellen lassen. Nachdem alle Besucher alle Gruppen besucht haben, werden die Rollen getauscht: Besucher werden Präsentatoren und umgekehrt. www.proethics.eu 113 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden Material Zeit I. Einführung Bild Diskussion M1 5/5 Falldiskussion Gang ins Museum M2 30/35 Diskussion M3 10/45 II. Entwicklung Wie kann man Interessen und Erfordernisse ausbalancieren? III. Transfer/ Fazit Wie sollten soziale Einrichtungen in die Entwicklung von Sozialgesetzen einbezogen sein? V. Quellen - Literatur http://www.netzschrauber.de/_upload/Management.jpg&imgrefurl=http://www. netzschrauber.de/blog.php%3Fid%3D83&usg=__Cr8SnleniXLssgn3sWlFeuF dGAk=&h=275&w=440&sz=18&hl=de&start=15&zoom=1&um=1&itbs=1&tbni d=7dvNBeZeanFM:&tbnh= 79&tbnw=127&prev=/images%3Fq%3DEntscheidung%26um%3D1%26hl%3 Dde%26client%3Dfirefoxa%26sa%3DN%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26 channel%3Ds%26tbs%3Disch:1 – 22.09.2010 [Bild] www.proethics.eu 114 V. Materialien M1 Eine gute Art, Entscheidungen zu treffen? www.proethics.eu 115 M2 Was tun? Lena ist die 19jährige Mutter einer 1,5 Jahre alten Tochter. Sie hat bei der Erziehung ihres Kindes keine Unterstützung. Weil Lena ein ökonomischer Notfall ist, bot die Tomillo-Stiftung ihr eine Stelle mit der Möglichkeit einer Ausbildung zur Damenschneiderin an. Lena griff das Angebot glücklich auf. Einige Wochen kam sie regelmäßig, aber andere Praktikanten loteten auch ihre Chancen für Schwarzarbeit aus, z.B. in der Pflege oder für häusliche Dienstleistungen. Dort konnten sie leicht Jobs mit größerer zeitlicher Flexibilität finden. Lena möchte für sich und ihr Kind eine sichere Zukunft, aber ein höheres Einkommen und das Gefühl von mehr Autonomie und Aktivität sind für eine junge Frau wie Lena attraktiv. Sie beschließt, mit einem Lehrer über ihre Überlegungen zu reden. Was sind die Haupterfordernisse für • Lena und ihre Tochter? • die Tomillo-Stiftung? • Den Gesetzgeber/den Staat? www.proethics.eu 116 M3 Fragestellung Eine Berufsbildungseinrichtung ist eine soziale Einrichtung. Soziale Kriterien wie soziale Einbettung, Work-LifeBalance oder familienorientierte Sozialpolitik müssen im operativen Management konkretisiert werden. VI. Sources - Literature http://www.netzschrauber.de/_upload/Management.jpg&imgrefurl=http://www. netzschrauber.de/blog.php%3Fid%3D83&usg=__Cr8SnleniXLssgn3sWlFeuF dGAk=&h=275&w=440&sz=18&hl=de&start=15&zoom=1&um=1&itbs=1&tbni d=7dvNBeZeanFM:&tbnh= 79&tbnw=127&prev=/images%3Fq%3DEntscheidung%26um%3D1%26hl%3 Dde%26client%3Dfirefoxa%26sa%3DN%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26 channel%3Ds%26tbs%3Disch:1 – 22.09.2010 [Bild] www.proethics.eu 117 4.3.3 Menschenrechte über Arbeitsrecht am Beispiel der Fundacion Tomillo Madrid I. Einführung Ziel „Menschenrechte können nicht wie Licht mit einem Lichtschalter angeknipst werden!“ – das Ziel ist, klarzumachen, dass Menschenrechte in politischen Prozessen durchgesetzt werden müssen – wenn nötig, gegen nationales Recht. Worum es geht Menschenrechte fallen uns nicht in den Schoß; sie müssen vom Gesetz und von der Regierung erkannt werden. Manchmal stehen sie im Konflikt mit rechtlichen Erfordernissen. Die Judikative, wie z.B. der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, muss sicherstellen, dass das nationale Recht mit den Menschenrechten im Einklang steht. Aber Recht haben und Recht bekommen sind zwei verschiedene Dinge. Was kann unternommen werden, wenn erkennbar ist, dass die nationalen Gesetze nicht mit den Menschenrechten übereinstimmen? Die Rolle einer Institution muss klar sein. Sie ist kein Instrument der Rechtspflege, sondern ein politischer Akteur, der einen bestimmten Einfluss auf die öffentliche Meinung haben kann. Ethische Fragen Die Menschenrechte fußen auf bestimmten Werten (Freiheit, Autonomie, Gleichheit…). Die Gesetze müssen diese berücksichtigen. Sie bewusst zu machen ist sowohl ein politischer Prozess als auch eine Herausforderung für die Justiz. III. Entwicklung Ein individueller Blick auf die Situation junger erwachsener Immigranten kann als affektiver Einstieg genutzt werden. Der Hintergrund ist eine Herausforderung für die Tomillo-Stiftung in Spanien. Diese betreibt verschiedene Heime für gefährdete Kinder für die Schutzmaßnahmen ergriffen wurden und die unter Betreuung des Bereichs Kind und Familie der Autonomen Region Madrid stehen. Im Rahmen der umfassenden Intervention wird für die Grundbedürfnisse (Unterkunft, Ernährung, Kleidung, Gesundheit) und die persönlichen, erzieherischen, familiären und sozialen Umstände der Kinder werden vollständig einbezogen. Den ältesten Kindern wird Ausbildung und Anleitung zum Einstieg in den Arbeitsmarkt angeboten. Das Problem entsteht, wenn mit Vollendung des 18. Lebensjahres die Intervention unterbrochen wird, weil es den Behörden nicht gelingt, die www.proethics.eu 118 Jugendlichen weiter zu schützen und diese die ihre Unterkunft im Heim verlassen müssen. Wenn es sich um Immigranten handelt und diese keine Aufenthaltserlaubnis für Spanien handelt, können sie darüber hinaus in ihr Herkunftsland abgeschoben werden. Immigranten benötigen eine Arbeitserlaubnis für Spanien; wenn sie diese nicht haben, können sie zwar im Land leben, aber keinen Job annehmen. Trotzdem bitten viele von ihnen die Ausbilder, ihnen bei der Arbeitssuche zu helfen, damit sie Miete, Essen, Kleidung und Bücher usw. für ihre Kinder kaufen können. Es gibt hier einen Konflikt zwischen den grundsätzlichen Menschenrechten (Wahl des Wohnorts, Arbeit haben Familie haben und diese auch ernähren zu können) und den nationalen Arbeitsgesetzen. Berücksichtigt die Stiftung diese in ihren Programmen, wenn sie weiß, dass ihre Immigranten-Klienten die Schattenwirtschaft als einzige Option haben? Sollte die Stiftung sie einen Lebenslauf verfassen lassen, sie für den Auswahlprozess, für Jobinterviews und andere Techniken schulen, obwohl es klar ist, dass man sie nicht wie die anderen Klienten an Firmen vermitteln kann? In einem zweiten Schritt soll der Hintergrund des Falls präsentiert werden. Die Teilnehmer erhalten die Aufgabe, die Hauptinteressen a) des Jungen, b) des Lehrers und der Institution und c) des Staates sind. Danach muss geklärt werden, ob die Arbeitsgesetze der Menschenrechtscharta entsprechen oder nicht (M2). Als Teil der Gesellschaft ist eine Institution ein politischer Akteur. Was kann im Falle der jungen afrikanischen Immigranten in Spanien zur Durchsetzung der Menschenrechte getan werden? Die Teilnehmer sollen die politische Funktion der Einrichtung reflektieren und Ideen sammeln, wie z.B. Politiker auf das Problem aufmerksam gemacht werden können, wie man in Kontakt zu Menschenrechtsorganisationen, NGOs, und Kirchen kommen kann, um das Problem in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken. Dies wird vermutlich das Problem inhumaner Lebensbedingungen nicht lösen, aber steter Tropfen höhlt den Stein. III. Methoden Die Einheit beginnt mit einem Perspektivwechsel – aus Sicht einer betroffenen Person ändern sich die Dinge. Ein leerer Stuhl repräsentiert Winston. Nachdem sie sich auf den leeren Stuhl gesetzt haben, sollen die Teilnehmer ihre Gefühle im Rahmen eines Brainstormings spontan ausdrücken. Jedes Statement kann einen Impuls auslösen, kreativ neue Ideen zu finden. Für die Analyse kann der „Gang ins Museum“ (s. 3.3.2.) die beste Methode zum Erreichen einer intensiven Kommunikation sein, weil die verschiedenen Blickwinkel in Verbindung gebracht werden. www.proethics.eu 119 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden Material Zeit I. Einführung Die Individuelle Perspektive Leerer Stuhl M1 5/5 Präsentation Falldiskussion Museumsbesuch M2 30/35 Diskussion M3 10/45 II. Entwicklung Falldiskussion III. Anwendung/ Fazit Menschenrechte und Arbeitsgesetze www.proethics.eu 120 V. Materialien M1 Sie sind Winston, ein 17 Jahre alter Junge, der in Madrid lebt. Sie sind vor ein paar Jahren als Flüchtling mit Ihren Eltern aus Afrika nach Spanien gekommen. Seit ein paar Monaten nehmen Sie an einer Ausbildung teil, die junge Männer auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. In zwei Monaten werden Sie 18, und dann wird Ihre Ausbildung enden. Es ist sicher, dass Sie keine Arbeitserlaubnis bekommen werden. Aufgabe: Bitte beantworten Sie die Frage: „Was würden Sie tun?“ www.proethics.eu 121 M2 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte Artikel 23 1. Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit. 2. Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit. 3. Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen. 4. Jeder hat das Recht, zum Schutz seiner Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten www.proethics.eu 122 M3 Fragestellung Ethisch orientierte Berufsbildungseinrichtungen sind sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Die Finanzen müssen unter Berücksichtigung grundsätzlicher Prinzipien der Menschenrechte balanciert werden. Diese Rechte schließen ökonomische, soziale und kulturelle Rechte ein. VI. Sources – Literature Universal Declaration of Human Rights. In: http://www.ohchr.org/EN/UDHR/Pages/Language.aspx?LangID=eng 23.09.2010 www.proethics.eu 123 4.3.4 Werte innerhalb der Kulturen: Bedürfnisse der Familien. Illustriert am Beispiel der BBS Ahaus I. Einführung Ziel Dieser Fall reflektiert ethische Fragen unter Berücksichtigung des kulturellen Hintergrunds der betroffenen Personen. Worum es geht Eine türkische Auszubildende möchte die Hochzeit ihres Bruders gemeinsam mit ihrer Familie in der Türkei feiern, aber sie kann für die benötigten Tage keinen Urlaub nehmen. Ethische Fragen Konfligierende Kulturen im Unternehmen des Mädchens und ihrer Familie. Sie steht zwischen den Stühlen und muss ihrer Familie gehorchen. III. Entwicklung Zunächst wird mit den Teilnehmern/-innen der Fall besprochen, die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe geklärt und anschließend die individuellen Wertesysteme der beiden besprochen. III. Methoden Die Einheit beginnt mit der Falllektüre und der Bewusstwerdung der verschiedenen Perspektiven. Die Teilnehmer sollen ihre Ideen in einem Brainstorming spontan ausdrücken. www.proethics.eu 124 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte I. Einführung II. Entwicklung Falldiskussion III. Anwendung/ Fazit Methoden Material Zeit M1 10/10 Präsentation Falldiskussion M2 25/35 Diskussion M3 10/45 Lektüre V: Quellen - Literatur M1 Werte in der Berufsausbildung – mehr Auszubildende als Angestellte Eine Beratungsfirma hat zum ersten Mal eine türkische Auszubildende eingestellt. Die junge Frau wird Industriekauffrau. Sechs Monate nach Beginn der Ausbildung soll sie mit der Familie zur Hochzeit ihres Bruders in die Türkei reisen. Dies bedeutet eine zweiwöchige Abwesenheit von der Arbeit und der Berufsschule. Ihr Chef verbietet ihr unter Berufung auf betriebliche Erfordernisse in ihrem Verantwortungsbereich in diesem Zeitraum die Reise. Er weist auch auf die Bedeutung der theoretischen Ausbildung in der Schule hin, da sie bisher nur mittelmäßige Ergebnisse erzielt hat. Die Auszubildende kann aber die Wünsche ihrer Familie nicht ignorieren und reist ohne weitere Nachricht für zwei Wochen in die Türkei. www.proethics.eu 125 Aufgabe: Diskutieren Sie in Kleingruppen aus der Perspektive der Auszubildenden, des Unternehmens und der Berufsschule: • Wie würden Sie mit dieser Situation umgehen? • Um welche Werte geht es, und auf welchen gründet ihre Entscheidung? M2 Fragestellung Jemandes Kultur zu verstehen braucht ein Leben lang, manchmal sogar länger. Wenn Sie beginnen zu verstehen, werden Sie und Ihre Organisation sich ändern. www.proethics.eu 126 5. Implementieren von Instrumenten des Wertemanagements Dieser Teil des Management-Trainings beschreibt Werkzeuge, die vom Management einer Bildungseinrichtung benutzt werden können, um ein langfristig nutzbares Wertemanagement-System zu entwickeln und zu etablieren. Auswahl und Gebrauch der Wertemanagement-Instrumente basieren auf folgenden Feststellungen und Ergebnissen aus den vorher durchgeführten Moduln. Werte bringen ihren Effekt in konkreten Handlungen und Entscheidungssituationen zur Geltung. Werte müssen kommuniziert werden, und in diesen Gesprächen müssen die Beteiligten auch über ihre eigenen Werte sprechen. Wertemanagement braucht Führungskräfte und Mitarbeiter, die von den Werten ihrer Bildungseinrichtung überzeugt sind und so die Mitarbeiter anleiten und unterstützen können. Die ausgewählten Instrumente werden hier als Kernelemente eines Wertemanagementsystems verstanden, das sich auf die internen und externen Kommunikationswerte als Teil des Qualitätsmanagements der Firma konzentriert. Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, dafür zu sorgen, dass diese Werkzeuge als integraler Bestandteil des Wertemanagements im Alltagsgeschäft des Bildungsträgers genutzt werden können und verankert sind. Voraussetzung für die Kommunikation ist ein gelebter Wert, nämlich dass die Führungskräfte sich als Rollenmodell wahrnehmen und wertgeleitete Führung und Führungshandeln aktiv praktizieren. Außerdem haben sie den Auftrag, ein firmenspezifisches Wertemanagement-Programm zu entwickeln und es als Teil des Qualitätsmanagements in den Firmen zu etablieren. 5.1 Management-Instrumente: Wertemanagement durch „Gärtnern“ I. Einführung Ziel Das Ziel dieser Einheit ist die Einführung von Führungskräften in der Bildungsbranche in das Rollenkonzept „Management durch Gärtnern“. Die Teilnehmer sollen ein besseres Verständnis ihrer eigenen Rolle erlangen, das www.proethics.eu 127 es ihnen erlaubt, ausgewählte Werkzeuge mit Blick auf ihren Nutzen für die Etablierung eines firmeneigenen Wertemanagement zu evaluieren. Worum es geht / Spezifischer ethischer Aspekt Die Entwicklung und Implementierung eines Wertemanagement-Systems und die Auswahl und Implementierung der dafür nötigen Instrumente hängen unter anderem davon ab, wie die verantwortlichen Führungskräfte ihre eigenen Rollen und Verantwortlichkeiten leben. Jede Firmenrichtlinie basiert auf sich aufeinander beziehenden Werten von Führung, Menschenbildern, Selbstbildern und Vorstellungen über Strategien und Funktionieren von Unternehmen im Allgemeinen. Weil diese Implikationen jedoch austauschbar und veränderlich sind, ist es sinnvoll, regelmäßig zu überprüfen, dass das Führungsverständnis noch mit den internen Führungs- und ManagementStrukturen und den gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen übereinstimmt. Es gibt viele Gelegenheiten zur Reflexion von Rolle und Führungsansatz, die Etablierung eines Wertemanagement-Systems und die Auswahl und Implementierung von geeigneten Instrumenten ist eine davon. Das Einführungsmodul „Management durch Gärtnern“ liefert Vorschläge für einen solchen Reflexionsprozess. Hier wird ein Rollenmodell benutzt, das das Selbstverständnis der Gärtner-Rolle auf eine Führungskraft der Bildungsbranche zu übertragen versucht. II. Entwicklung In der Einleitung in die Einheit werden die „Fünf Thesen zur Bedeutung des Wertemanagements in Bildung und Ausbildung“ zusammengefasst und den Teilnehmern als Inhaltsangabe und Strukturrahmen für die folgenden fünf Einheiten vorgestellt. Die Teilnehmer erhalten einen breiten Überblick über das Wertemanagement mit besonderer Berücksichtigung der Wahrnehmung ihrer Führungsfunktionen. In der folgenden Übung soll das Rollenkonzept des Management als gärtnerische Pflege übertragen werden auf die Wertemanagement-Praxis in Bildungsorganisationen, um verhaltensbezogene Optionen für das Wertemanagement und das Ziel der Einsetzung der Instrumente zu erreichen. III. Methoden Bezugnehmend auf die vorhergehenden Trainingserfahrungen werden die zentralen konzeptionellen Ergebnisse und Basisstrukturen des Wertemanagements in der Berufsbildung präsentiert. Nach der kurzen www.proethics.eu 128 Präsentation der Thesen und der Betonung ihrer orientierenden Funktion für die folgenden Einheiten besteht für die Teilnehmer die Gelegenheit für kurze Fragen und Statements. Mit der Einführung des Texts „Ein guter Chef ist wie ein Gärtner“ sollen einerseits Aufmerksamkeit und Motivation der Teilnehmer erhöht werden; andererseits soll durch eine gezielte Verwirrung eine Reflexion ihres eigenen Management-Verständnisses angeregt werden. In der folgenden Arbeitsphase werden die zwei verschiedenen Rollenverständnisse im Kontrast zueinander verständlich gemacht. Der Moderator stellt das Feedback zu den Ergebnissen der Einheit in den Kontext der operativen Implementierung von Richtlinien und eines EthikKodexes. IV. Aufbau und Zeitplan Phasen Methoden Material Zeit I. Einführung Fünf Thesen zur Bedeutung von Wertemanagement in Bildung und Ausbildung! Trainer-Input M1 10/05 II. Arbeitsphase „Management durch Gärtnern – Was bedeutet das?“ Gruppenarbeit M2 25/30 M3 10/45 III. Transfer Antwortsammlung des Wie würde ein „Gärtner“ eine Trainers im Plenum Bildungs- und Ausbildungseinrichtung managen? www.proethics.eu 129 V. Materialien M1 Fünf Thesen zur Bedeutung von Wertemanagement in Bildung und Ausbildung 1. Es gibt keine wertfreie Bildung oder Ausbildung. Jede Art von Bildung hat immer implizit oder explizit normativen Charakter und ist deshalb legitim und ethisch begründet. 2. Ethische Fragen treten auf verschiedenen Ebenen auf: auf staatlicher, institutioneller und individueller. Keine Ebene darf aus der Verantwortung ausgeschlossen werden. 3. Die Planung muss das Bildungsleitbild ethisch rechtfertigen und die dafür nötigen Bedingungen schaffen. 4. Bildungseinrichtungen sind für drei Elemente einer holistischen, zielorientierten Organisation verantwortlich: die Bedürfnisse der Akteure und der Zielgruppe, für die Organisation und Lernkultur, und für den Bildungsdienst für die Gemeinschaft. 5. Alle Teilnehmer im Bildungsprozess und als Individuen haben Verpflichtungen anderen und sich selbst gegenüber. M2 Interview mit Herrn Werner: „Ein guter Chef ist wie ein Gärtner“ Götz Werner ist Gründer der Drogeriekette DM. Im Interview mit dem Handelsblatt erklärt er, wie seine Mitarbeiterführung aussieht und wie der Einfluss des Schriftstellers Theodor Storm auf sein Unternehmen aussieht. Herr Werner, was macht heute einen guten Chef aus? Für mich ist ein Chef wie ein Gärtner, der für sein Saatgut optimale Bedingungen schafft. Heißt konkret: ein erfolgreiches Unternehmen ist eine Plattform, auf der sich Menschen gut entwickeln können. www.proethics.eu 130 Das Unternehmen als Treibhaus zur persönlichen Entfaltung? Sind Mitarbeiter denn nicht dazu da, Umsatz zu generieren und Gewinne zu erzeugen und müssen sie dabei nicht angeleitet werden? Mein Vater sprach von seinen Angestellten noch als „Gefolgschaft“. Und ein ebenfalls überholtes Führungsbild geht davon aus, dass Führungskräfte dazu da sind, auf alle Fragen eine Antwort zu haben und die Verantwortung zu tragen, indem sie allein die Entscheidungen fällen. Für mich gibt es aber nichts Schlimmeres als Leute, die alles besser wissen und andere belehren wollen, anstatt offen für den Dialog auf Augenhöhe zu sein. Warum ist dieser Führungsstil schlecht? Er ermöglicht weder Initiative, noch Verantwortungsbewusstsein oder Kreativität und damit kann sich intrinsische Motivation des Mitarbeiters nicht entwickeln. Nicht der Direktor ist die beste Führungskraft, sondern derjenige, den ich „Evokator“ nenne. Das ist einer, der interessante Fragen hervorruft. Es muss sich eine ausgeprägte Fragekultur im Unternehmen entwickeln. Wohin soll denn die ganze Fragerei führen? Menschen neigen zur Gemeinschaft und zur Zusammenarbeit. Eine Gemeinschaft, die in der Lage ist, offen mit Fragen umzugehen, fördert automatisch innovative Lösungen, kreiert neue Produkte und kreative Dienstleistungen. Ist das nicht nur graue Theorie? Nein, Sie sehen es doch an unserem Erfolg. Aber man muss das schon vorleben und dazu eine Atmosphäre von Respekt, Vertrauen und Wertschätzung schaffen. Dann wird der einzelne zum Problemeigner. Er kümmert sich selbstständig um eine Lösung, sucht und überzeugt dazu seine Kollegen. Dazu setze ich auf den Dialog. Das kann aber doch bestimmt nicht jeder gleich auf Anhieb… Deshalb nehmen unsere Mitarbeiter an Workshops teil. Dort geht es nicht um Fachwissen, sondern immer um ihre Persönlichkeitsentwicklung. Sie trainieren zum Beispiel ihre Team- und Kommunikationsfähigkeit, wie sich Konflikte lösen lassen und die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen sowie situationsangemessenes und flexibles Handeln. Was bringt das? Ich sage es mal mit dem Schriftsteller Theodor Storm. Sein Spruch hängt bei uns überall: „Der eine fragt, was kommt danach? Der andere nur, ist es recht? www.proethics.eu 131 Also unterscheidet sich der Freie von dem Knecht.“ Mein Ziel ist es, möglichst viele Freie im Unternehmen zu haben. Wie geht das? Wir müssen ermutigende Rahmenbedingungen schaffen, es dürfen weder Druck noch Angst herrschen. Außerdem ist Fehlertoleranz nötig, um uns zusammen weiterzuentwickeln. Wird so viel Altruismus und Vertrauensseligkeit nicht ausgenutzt? Wenn ich allen Menschen unterstelle, sie wollen mich nur beklauen – so viele Kameras kann ich ja gar nicht installieren. Und ein Selbstbedienungsladen hätte niemals funktioniert. Welche Vorteile haben Ihrer Meinung nach anthroposophisch geführte Unternehmen in Deutschland? In hierarchisch geführten Unternehmen wird das Management so lang anecken, bis es merkt, dass sein Menschenbild falsch ist. Sie wollen Druck erzeugen. Aber das ist falsch, sie müssen mit Sog arbeiten! Wir sehen unsere Mitarbeiter wie Kunden, denen wir ja auch morgens die Tür öffnen und sie einladen, bei uns zu kaufen. Was ist falsch an Hierarchien? Lieber ein Netzwerk von vielen „Freien“, statt einer Pyramide mit dem Chef an der Spitze. Denn oben ist nur selten vorne. Interview: Claudia Obmann. (Veröffentlicht in: Karriere.de, 22.10.2010) Götz Wolfgang Werner ist Gründer, Aktionär und Vorstandsmitglied der Drogeriekette DM und war 35 Jahre lang deren Geschäftsführender Direktor. Seit Oktober 2003 führt er das Interfakultative Institut für Entrepreneurship am Karlsruher Institut für Technologie, ist Gründer der Initiative „Unternimm die Zukunft“, Präsident des EHI Retail Institut e.V. (EHI) und Vorstandsmitglied der GLS-Bank. Aufgabe: Wir können Organisationen entweder als Organismen oder als www.proethics.eu 132 Maschinen verstehen. Es hängt von unserem Grundverständnis ab, wie wir unsere Rolle als Manager/Ausbilder bei einem Bildungsträger wahrnehmenBitte beantworten Sie die folgenden Fragen auf der Basis des Interviews in Dreier- oder Vierergruppen aus verschiedenen Berufsbildungseinrichtungen und notieren Sie die Ergebnisse auf dem Flipchart. Berufsbildungsmanager als Gärtner Berufsbildungsmanager als Maschinenführer Welche Werte formen die Basis des Führungsverständnisses von Herrn Werner und von seinem Vater? Bitte beschreiben Sie die Rollen der beiden Managertypen Bitte diskutieren Sie Ihre Meinung zu Vor- und Nachteilen beider Verständnisse von Führungsstil in M3 Wie würde ein Gärtner eine Berufsbildungseinrichtung leiten? Gärtnern hält einige gute Analogien für Management-Praktiken bereit. Gärtner lassen z. B. keine Pflanzen wachsen. Dies leistet der genetische Code der Pflanze. Ein Gärtner schafft einfach nur die Bedingungen, die zum Pflanzenwachstum führen: Wenn diese beibehalten werden, findet Wachstum statt. Aufgabe: Bitte übertragen Sie die Handlungsanweisungen für einen Gärtner auf die Werte, die in Ihrer Management-Trainingsfirma beschrieben sind. Erklären Sie kurz, was die www.proethics.eu 133 Handlungsanweisungen für bedeuten: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Ihre wertorientierte Führung Wählen Sie die Pflanzen Suchen Sie den richtigen Standort Bereiten Sie den Boden vor Wässern Sie den Garten Zupfen Sie Unkraut Düngen Sie sorgfältig Grundsätzlich wären Manager gut beraten, wie Gärtner zu denken und Bedingungen zu schaffen, die in Berufsbildungseinrichtungen zu wertorientierten Handlungen führen. Von allen möglichen Analogien ist das Nachfragen und die Dialogorientierung die wichtigste. M4 Fragestellung Suchen Sie die Wurzeln Ihrer Werte, bereiten Sie den Boden vor, und lassen Sie die Werte in Ihrer Belegschaft wachsen. www.proethics.eu 134 VI. Quellen - Literatur: Gisi Martin, Frischherz Bruno: Ethik - nur eine Frage der Nachfrage?, Überlegungen zum Stellenwert der Ethik in der Aus- und Weiterbildung. Vollmar, G. (2007): Knowledge gardening. Wissensarbeit in intelligenten Organisationen. Bielefeld. Wieland, Josef (2004): Wozu Wertemanagement? Ein Leitfaden für die Praxis erschienen in: Handbuch Wertemanagement. Hamburg 5.2 Management Instrumente: Ethische Richtlinien in der Aus- und Weiterbildungsbranche I. Einführung Ziel Das Ziel dieser Einheit ist, den Teilnehmern das Konzept von Ethik-Kodizes vorzustellen. Die Teilnehmer sollen erfahren, was Ethik-Kodizes sind, welche Funktion sie haben, welche Form sie haben und wie sie sie in ihren Berufsbildungseinrichtungen anwenden können. Worum es geht / Spezifischer ethischer Aspekt In den letzten Jahren wurde das Entwerfen von Ethik-Kodizes im Bildungsbereich zum Trend. Ethik-Kodizes haben vielfältige Zwecke. Manchmal erscheinen sie eher in Form einer Richtlinie oder als Empfehlungen, in anderen Fällen werden sie als strikte Regeln, die befolgt werden müssen, formuliert. Ethik-Kodizes können als Basis-Instrument des Wertemanagements in der Berufsbildung angesehen werden. Durch den Entwurf eines Kodex erklärt sich die Berufsbildungseinrichtung als ethisch verantwortlicher Teilnehmer in der Gesellschaft. Zwei Leitfragen sollten beantwortet werden: Führt die Formulierung ethischer Richtlinien und ihre Verbreitung zu einer Situation, in der alle Verhältnisse sich nach diesen Verhaltensprinzipien richten? Oder was muss noch geschehen, damit dieses Stadium erreicht wird? II. Entwicklung www.proethics.eu 135 Mit der Einführung durch das Sprichwort „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ wird die Verbindung zwischen ethischem Verhalten einerseits und dessen Verschriftlichung und Diskussion andererseits angesprochen. Hierdurch wird bei den Teilnehmern das Bewusstsein über Ethik-Kodizes und die damit einhergehenden Werte-Dialoge geweckt. In einem zweiten Schritt wird das Motiv des „Gärtnern“ wieder aufgenommen und für die Entwicklung von Ethik-Kodizes verwendet. Hier sollten die Teilnehmer die Werte und Normen ihrer eigenen Organisation entdecken und in einem „Werte-Baum“ visualisieren. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus den Kleingruppen werden im Plenum kurz vorgestellt. Das Diagramm (M3) wird vom Trainer unter Berücksichtigung der Transfer-Begriffe bewertet. Die Einheit wird durch Empfehlungen für die Entwicklung von Ethik-Kodizes abgeschlossen. III. Methoden Das deutsche Sprichwort „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ (M1) erhöht die Aufmerksamkeit der Teilnehmer und regt eine interessante Eingangsdiskussion über die Bedeutung und den Nutzen einer WerteKommunikation im allgemeinen und die Erschaffung anregender Ethik-Codes im besonderen an. Die Materialien M2 und M3 können vom Trainer als Basis für die Einführung mit der Aufgabe M4 als Handout zur Verfügung gestellt werden. Die Grafik M5 sollte als Hintergrund für die Zusammenfassungs- und Transfer-Phase benutzt werden. Die Empfehlungen für die Verfassung von Ethik-Kodizes M6 haben als Einführung eines Entwicklungswerkzeugs eine Transfer-Funktion. Die Teilnehmer sollen diese nicht während des Trainings diskutieren, sondern können sie einfach als Quelle benutzen. Alternativ kann das Problem in Kleingruppen diskutiert werden und im Plenum mit Empfehlungen für einen erfolgreichen Transfer wieder aufgenommen werden. IV. Aufbau und Zeitplan Phasen I. www.proethics.eu Einführung Methoden Material Zeit Moderiertes Gespräch über die Eingangsthese M1 10/10 136 II. Arbeitsphase: Wie entwickelt man Ethik-Kodizes? Kleingruppen-Arbeit M2 M3 M4 25/35 V. Materialien M1 „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Aufgabe: Was denken Sie, wenn Sie diesen Satz im Zusammenhang mit dem Thema Wertemanagement und Werte-Kommunikation hören und lesen? M2 Definition Ethik-Kodex „Ein Dokument, das Unternehmensprinzipen, ethische Grundlagen, Regeln oder eine Firmenphilosophie unter Berücksichtigung der Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Aktionären, Klienten, der Umwelt oder anderen externen Entitäten beschreibt; eine Form institutionalisierter Selbstverpflichtung, die die Absicht und Bereitschaft zeigt, Verantwortung für Entscheidungen und deren Konsequenzen durch die Respektierung legitimer Interessen aller Beteiligten zu übernehmen.“ www.proethics.eu 137 M3 Ethik-Kodex (Exzerpt) „Die Grundlagen unseres Handelns sind Vertrauen und Sicherheit. So erreichen wir Zufriedenheit aller beteiligten Parteien.“Diese Haltung hilft uns, unsere Arbeit zu einem Ergebnis der Profitabilität sowohl für unsere Kunden als auch für uns selbst zu führen.“ M 4 Werte als Grundlage von Werte-Kodizes Aufgabe: Die Führungskräfte eines Unternehmens werden in Kleingruppen aufgeteilt und erarbeiten einen Werte-Baum auf der Basis von Fragen zu ihrer Bildungseinrichtung. Die Ergebnisse werden im Plenum vorgetragen. Die Werte-Krone: Welche Werte sind für den „wachsenden” Erfolg ihrer Bildungseinrichtung verantwortlich und formen Ihr öffentliches Auftreten? Welche Werte unterstützen die Bildungseinrichtung, auch in „turbulenten Zeiten“? Die Werte der Wurzeln: Welche Werte geben den Unternehmen Halt und sorgen für Nährstoffe? www.proethics.eu 138 M5 Richtlinien und Ethik-Kodizes als Grundinstrument des Wertemanagements Wer sind wir? Wohin gehen wir? Wie tun wir es? Leitbild Vision Werte System grundsätzlicher Ziele Ethik-Kodizes Strategie Implementierende Maßnahmen Tägliches Leben M6 Empfehlungen für das Verfassen von Ethik-Kodizes Inzwischen haben viele Berufsbildungseinrichtung Ethik-Kodizes. Ein solches Dokument verkörpert das ethische Commitment Ihrer Organisation, es zeigt, wer Sie sind, wofür Sie stehen und was in Geschäftsbeziehungen von Ihnen erwartet werden kann. Der Inhalt eines Kodex und der Verfassungsprozess können stark variieren, aber hier werden einige zu berücksichtigende Standardfragen vorgestellt. 1. Schneiden Sie Ihren Kodex maßgerecht zu. www.proethics.eu 139 Ein Ethik-Kodex sollte idealerweise speziell für Ihre Organisation angefertigt werden. Fragen Sie sich selbst, was Ihren Kodex gerade für Ihr Unternehmen passend macht. Gibt es Unterschiede zu vergleichbaren Dokumenten anderer Firmen in Ihrem Bereich oder in anderen Bereichen? Wenn nicht: Warum ist gerade dies Ihr Kodex, abgesehen davon, dass Ihr Logo darübersteht? 2. Beziehen Sie die Mitarbeiter ein. Die Menschen, die diesen Kodex befolgen müssen, sollten aktiv in seine Verfassung einbezogen werden. Wenn Ihr Unternehmen zu groß ist, um jeden einzelnen einzubeziehen, sorgen Sie dafür, dass Repräsentanten aus verschiedenen Abteilungen oder Unternehmensbereichen einbezogen werden. Dieses Dokument wird bedeutungsvoller und eine größere Akzeptanz erfahren, wenn Mitarbeiter am Prozess beteiligt werden. 3. Beraten Sie sich mit den Hauptakteuren. Es ist eine gute Idee, sich mit den Hauptakteuren zu beraten, z.B. Kunden, Lieferanten und lokale Gruppen – was sollte deren Meinung nach in Ihrem Kodex vorkommen? Hierüber erkennen Sie, was Ihr externer Kundenkreis als Ihre Hauptaufgaben ansieht, und Sie versichern sich, dass Ihr Kodex alle Fragen behandelt, mit denen Ihre Organisation konfrontiert werden könnte. 4. Vergeben Sie diesen Auftrag nur mit großer Vorsicht extern. Es kann nützlich sein, einen Berater zur Verfassung des Kodex heranzuziehen, aber lassen Sie sich nicht das Ruder aus der Hand nehmen. Ein Berater bringt Sachverstand und Erfahrung ein und kann Ihnen helfen, Fallgruben zu vermeiden, einen Mangel an Klarheit ebenso wie die Berücksichtigung von zu wenigen – oder zu vielen – Details. Aber schließlich und endlich ist dieser Kodex immer noch Ihr eigener: Er sollte die Werte, Prinzipien und Bestrebungen Ihrer Organisation spiegeln. 5. Suchen Sie nach guten Beispielen. Beginnen Sie, wenn Sie Ihren eigenen Kodex schreiben, mit einer Suche nach nützlichen Beispielen. Es gibt viele gute Kodizes (hier kann eine kurze Internetrecherche sehr ergiebig sein). Ein Kodex, der nur von einem anderen Unternehmen abgeschrieben ist, wird wahrscheinlich weder für effektive Anleitung noch für Inspiration sorgen, aber genauso wenig macht es Sinn, das Rad neu zu erfinden. 6. Beschreiben Sie den Gültigkeitsbereich genau. In Ihrem Kodex sollte klar zum Ausdruck kommen, wer innerhalb Ihrer Organisation ihm unterworfen sein wird. Bezieht er sich auf alle von der www.proethics.eu 140 Poststelle bis zum Vorstand? Nur auf das höhere Management? Wer muss ihn freigeben? Sie daran, dass normale Mitarbeiter ein Dokument vielleicht nicht sehr ernst nehmen, wenn die Führungskräfte nicht daran gebunden sind oder es auf die leichte Schulter nehmen. 7. Beschreiben Sie die Implementierung genau. Wie wird der Kodex umgesetzt? Wird er, wenn er fertig ist, Staub sammeln oder wird er Strategie und Praxis beeinflussen? Welche Prozesse sind vorgesehen, damit die Verfassung eines Kodex mehr als OrganisationsNabelschau ist? Ein effektives Umsetzungsschema (vielleicht als Appendix zum Kodex) wird allen Betroffen zeigen, wie die in Ihrem Kodex verkörperten Werte in die Praxis überführt werden. 8. Weiterbildungsplan. Ein Schlüsselaspekt der Umsetzung muss die Fortbildung der Mitarbeiter sein. Wie werden sie in Bezug auf den Kodex geschult? Er kann nur effektiv sein, wenn die Mitarbeiter ihn kennen. Werden neue Mitarbeiter bezüglich der Erfordernisse des Kodex geschult? Erhält die Stammbelegschaft Auffrischungskurse? Gerade in großen Organisationen müssen die Schritte zur Kodex-spezifischen Fortbildung der Mitarbeiter mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt werden. 9. Beschreiben Sie genau, wie der Kodex durchgesetzt wird. Wie wird der Kodex durchgesetzt? Gibt es spezifische Strafen, wenn er verletzt wird, oder ist er eher als Anleitung gedacht? Wer entscheidet, ob ein Mitarbeiter den Kodex verletzt hat – obliegt dies seinem direkten Vorgesetzten oder ausschließlich den höheren Führungsebenen? 10. Spezifizieren Sie ein Auslaufdatum. Wann wird der Kodex überprüft und aktualisiert? Die Zeiten ändern sich und neue Fragen ergeben sich, so dass Sie einen Termin für eine Revision und Erneuerung berücksichtigen sollten. www.proethics.eu 141 M7 Fragestellung Übertragen Sie Werte in geschriebene Worte. VI. Quellen – Literaturangaben 1.2. Schweizer, Gerd; Müller, Ulrich; Adam, Thomas (2010): Wert und Werte im Bildungsmanagement. Nachhaltigkeit - Ethik – Bildungscontrolling. Bielefeld 1.3. www.proethics.eu 142 5.3. Management Instrumente: Mitarbeitertraining und Mitarbeiter als Werte-Botschafter I. Einführung Ziel Im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Wertmanagementsystems können die Teilnehmer hier eine erste Frage auf die Antwort finden, wie die leitende Führungsebene ihre Botschafterrolle für die wertorientierte Fortbildung ausfüllen und welche Aufgaben sie in Entwicklung und Umsetzung einer wertorientierten Lernkultur für die Mitarbeiter übernehmen sollte. Worum es geht /Spezifischer ethischer Aspekt Leitende Mitarbeiter sollten Botschafter der Unternehmenswerte sein. Dies gilt insbesondere für Berufsbildungseinrichtungen, in denen die Werte nicht nur in der täglichen Arbeit sichtbar sein, sondern auch einen integralen Bestandteil der Bildungsdienstleistungen bilden sollten. Damit die Mitarbeiter die Rolle als Botschafter des Bildungsträgers übernehmen und dessen Werte in ihrer täglichen Arbeit beleben, ist es wichtig, dass die nicht nur in den Entwicklungsprozess des Ethik-Kodex einbezogen sind, sondern dass sie in dieser Angelegenheit auch durch Fortund Weiterbildung kontinuierlich unterstützt werden, damit sie die nötigen Fertigkeiten zur Kommunikation und Umsetzung der Werte entwickeln. Führungskräfte eines Bildungsträgers haben die Aufgabe, die nötigen Bedingungen und das Umfeld zu schaffen und angemessene Unterstützung und Entwicklungsaktivitäten für die Mitarbeiter der Einrichtung zur Verfügung zu stellen. Idealerweise sollten sie folgende Aufgaben übernehmen: • Reflexion von Führungsstilen und Definition von Management-Aufgaben • Entwicklung und Implementierung von erlernbaren Management-Richtlinien • Design von Organisationsstrukturen, die das Lernen fördern • Einleitung und Monitoring von formellen und informellen Fortbildungsaktivitäten II. Entwicklung Angeregt durch die Frage nach dem „idealen Werte-Botschafter“ des Bildungsträgers sollen die Teilnehmer damit beginnen, Erfordernisse der www.proethics.eu 143 Botschafter-Rolle zu definieren. Dieses Profil kann zu einer Definition bestimmter Charakteristika für das Rollenspiel führen. Kern des Rollenspiels ist die Ableitung von Werten aus einer spezifischen Erklärung oder dem Ethik-Kodex eines Bildungsträgers, um einen Rahmen für Botschafter-Werte (Ziele, Aktivitäten) für den Trainer/Coach der Bildungseinrichtung zu erarbeiten. Eine der Kleingruppen präsentiert das erarbeitete Trainingskonzept, das im Folgenden diskutiert und mit Vorschlägen aus den anderen Gruppen ergänzt wird. Nach einer kurzen Analyse der Kleingruppenarbeit fasst der Coach schließlich die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit zusammen und ordnet sie in den übergreifenden Kontext der Entwicklung und Umsetzung eines wertorientierten Lernkultur-Moduls ein (M3). III. Methoden Alternativ zur Materialsammlung durch die Teilnehmer könnte die Gruppen auch berühmte Personen auswählen und die mit ihnen in Verbindung gebrachten Werte benennen. Der Trainer legt eine Reihe von Postkarten mit den Portraits von berühmten Personen in die Mitte der Gruppe und bittet die Teilnehmer, eine auszuwählen und die Person mit bestimmten werden, die er mit ihr assoziiert, in Verbindung zu bringen. Wenn jeder Teilnehmer eine Karte gewählt hat, beschreibt jeder in einer kurzen Runde die Gründe für seine Wahl und entwirft sein eigenes Erfordernis-Profil. Während der Einführung des Rollenspiels werden drei Freiwillige aus den Führungskräften der Bildungseinrichtung gebeten, die Kleingruppen zu leiten. Die Gruppenleiter erhalten aus dem Kreis der Führungskräfte den Auftrag, eine Person auszuwählen, die die Ergebnisse der Arbeitsgruppe auf einem Flipchart dokumentiert und für die fünfminütige gemeinsame Präsentation im Plenum verantwortlich ist. IV. Aufbau und Zeitplan Phasen Methoden Material I. Einführung Der ideale Werte-Botschafter Antwortsammlung im Plenum M1 www.proethics.eu Zeit 10/10 144 II. Entwicklung: Planung von Fortbildungen für WerteBotschafter II. Zusammenfassung und Ausblick Aufgaben für die höheren Führungsebenen Rollenspiele in Kleingruppen M2 20/40 Ergebnispräsentation und Input des Trainers M3 M4 15/45 V. Materialien M1 Der ideale Werte-Botschafter (Bitte wählen Sie hier jemanden aus, der/die Ihnen geeignet erscheint!) Aufgabe: Welche berühmte Persönlichkeit würde Ihrer Meinung nach der ideale Botschafter für eine Bildungseinrichtung sein? Was zeichnet sie aus? Welche Fähigkeiten und Kompetenzen hat sie? M2 Wertaussagen Bildungsplanung für werbende Botschafter Wertaussagen eines Bildungsunternehmens: In Zusammenarbeit mit ihren Mitarbeitern haben Sie einen Wertekatalog ihrer Bildungseinrichtung formuliert. Jeder Mitarbeiter erhielt ein Zertifikat und ein Faltplan im Taschenformat, das den anderen Gästen gezeigt wird. Der Wertekatalog enthält insgesamt sechs Werte-Haltungen: www.proethics.eu 145 1. Die Themen unseres Trainings- und Weiterbildungsangebots sollen institutionell einen passgenauen und kritisch-anregenden Einfluss auf die Gesellschaft haben. 2. Die Zusammenarbeit der Mitarbeiter ist gekennzeichnet durch Respekt, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme, egal welche Art von Aufgabe der betreffende Mitarbeiter zu erledigen hat. 3. Unsere Kommunikation ist geleitet von dem Prinzip des Verstehen Wollens, des Dialogs. Sie ist offen, ehrlich und auch im Konflikt nicht verletzend. 4. Wir begegnen in unserem Bildungsunternehmen einer großen Verschiedenheit von Menschen und sie erwarten sorgfältigen und verantwortungsvollen Umgang. 5. Wir gehen sorgfältig mit unserer Zeit und der anderer um. 6. Zivilcourage und Verantwortungsgefühl sind wichtige Haltungen für uns. Aufgabe: Sie sind Leiter einer berufsausbildenden Einrichtung und alle Abteilungsleiter sind eingeladen, in einer Arbeitsrunde eine Richtlinien für ein Berufstraining für die Mitarbeiter / inneren Werte als Teil ihres Managements mitzuwirken. Welche Maßnahmen werden von wertorientierten Mitarbeitern zur Einführung in der Einrichtung entwickelt? Bitte referieren Sie die Ergebnisse der Arbeitsgruppe bei der nächsten Mitarbeiterversammlung! M3 Zusammenfassung und Ausblick: Welche Aufgaben haben Führungskräfte in der Berufsbildung und Ausbildungsorganisationen als Promoter einer wertbasierten Lernkultur? www.proethics.eu 146 Aufgabe für Führungskräfte als Promoter einer wertbasierten Lernkultur Lernorientierte Führungsrichtlinien Führungsstil und Aufgaben Lernstimulierende Organisationsstrukturen www.proethics.eu Formelle und informelle Bildungsaktivitäten 147 M4 Fragestellung Wertbasiertes Management ist mehr als das Lernen von Seminar- und Ausbildungsplanerstellung. VI. Quellen 5.4 Managementinstrument: Werte kommunizieren I. Einführung Ziel Hinausgehend über die Entwicklung eines Ethik-Kodex und der wertorientierten Fortbildung von Mitarbeitern, ist interne Kommunikation konstanter Werte ein weiteres Schlüsselelement beruflichen Wertemanagements in Organisationen der Aus- und Weiterbildung. Das Ziel dieser Einheit zur Werte-Kommunikation ist es, mehr über die Instrumente der Verbesserung von Werte-Kommunikation in einer Bildungsinstitution zu lernen. Beide Fragen und Problemfelder werden sowohl im Rahmen eines Hausstils der Werte-Kommunikation als auch im Zusammenhang der vorherrschenden Kultur und Organisationsstruktur diskutiert. Worum es geht / ethische Problemfelder Ethische Werte zu kommunizieren ist eine ernste Sache für Aus- und Weiterbildungsorganisationen. Viele der berufsbildenden Institutionen haben www.proethics.eu 148 ethische Leitpunkte veröffentlicht und mit der Perspektive auf die Mitarbeiter und ebenfalls im Hinblick auf Kunden und Personen im beruflichen Netzwerk innerhalb eines Verhaltenscodex festgeschrieben. Die Werte müssen den nach innen und außen deutlich kommuniziert werden. Multiplikatoren und Kommunikationskanäle haben einen Einfluss darauf, wie Mitarbeiter, Teilnehmer/Kunden und (Kooperations-)Partner/die regionale Öffentlichkeit lernen und über die vereinbarten Normen und Werte nachdenken. Ethik ist eine Reflexion von Normen und Werten, die für verschiedenste Erfahrungen und Wege des Verstehens bildungsbezogener Fragen steht. Menschen lernen die Werte einer Ausbildungsinstitution durch verschiedene Kanäle kennen. Gelegentlich werden sie sich bewusst über Werte im Lernund Lehrprozess durch Verhaltenskodizes und Lehr-Leitfäden. Auf diesem Weg werden die wesentlichen Prinzipien der Normen und des Verhaltens in der Organisation kommuniziert. Während und im Arbeitsablauf lernen Mitarbeiter Ethik in ihrer Organisation kennen und durch das Interagieren mit Menschen in ihrer beruflichen Umgebung kommunizieren sie diese ihren Bezugspartnern. Vor diesem Hintergrund haben Führungskräfte in Bildungsorganisationen die Aufgabe, den Stand der Werte-Kommunikation in ihrem Unternehmen zu evaluieren, potenzielle Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren und passgenaue Instrumente zu entwickeln sowie eine Kommunikationskultur innerhalb des Unternehmens zu etablieren. Voraussetzung für die Verbesserung der Werte-Kommunikation ist die Konfrontation der Führungsebene mit ihrem eigenen, kommunikativen Verhalten und einer Kompetenzentwicklung, die dazu führt, dass WerteDialoge eingeführt bzw. geleitet werden und dass werte-orientierte Kommunikationsprozesse gestaltet werden. Nur wenn Führungskräfte diese Herausforderung annehmen, können sie Vorbild sein und den definierten Standards für Verhalten und direkter Kommunikation gerecht werden. II. Entwicklung In der Einstiegsphase des Moduls werden die Teilnehmer gebeten, einen der der Werte gemeinsam zu definieren (M 1). In der Annahme, dass die Diskussionspartner mehr oder weniger unterschiedliche Erfahrungen, Sichtweisen und Ideen zu dem gesetzten Wert einbringen, liegt die Hauptherausforderung darin, einen Konsens für die Definition zu finden. Eine knappe Analyse der Dialogerfahrung im Hinblick auf den unabdingbaren Wert Dialogfähigkeit (M 2) der Führungskräfte führen uns zur Analyse des entstandenen Artikels und zur Beantwortung damit verbundener Fragen. www.proethics.eu 149 Im zweiten Teil des Moduls werden die Teilnehmer ermutigt, das Potenzial für Verbesserungen auf der Basis der beschriebenen Produkte im Werte-Inventar zu diskutieren. Aufgrund ihrer Erfahrungen mit den verschiedenen Ebenen ihrer Unternehmenskommunikation führen sie eine gemeinsame Diskussion über Kommunikation und den Austausch wichtiger Werte Auf der Basis der Ergebnisse der Gruppe beschließt eine zusammenfassende Einschätzung seitens des Trainers das Modul. Nach einer kurzen Übersicht über die Erkenntnisse und der Definition des Problems sollen die Teilnehmer einen genaueren Blick auf das Material werfen und in Gruppen die durch den Moderator aufgeworfenen Fragen bearbeiten. III. Methoden Verschiedene auf das Thema Kommunikationsformen und Textkommunikation, Teamarbeit Trainingssequenz angewandt. Werkte-Kommunikation zugeschnittene Lernmethoden (Dialogpartner, und -erfahrung) werden in der Angesichts der begrenzten Zeit wird es empfohlen, nicht auf die „Grundregeln eines guten Dialogs“ im Detail einzugehen, sondern die Werte-orientierten Elemente zu beleuchten. Die Grundregeln werden den Teilnehmern als Handout zu Verfügung gestellt. Bei der Gestaltung der Gruppenarbeit hat sich bewährt, die Teilnehmer in drei kleinere Gruppen einzuteilen, wobei jede von ihnen die letzte Fragestellung in Richtung der Sammlung spezifischer, auf die Zielgruppe bezogene Instrumente angehen soll. www.proethics.eu 150 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen Methoden Material Zeit Partnerarbeit M1 M2 10/15 II Texteinsatz: Analysieren des Artikels, Austausch von Erfahrungen, Sammeln von Instrumenten und Werkzeugen Kleingruppenarbeit M3 25/20 III Zusammenfassung und Transfer Vorstellung der Ergebnisse, Diskussion und Quintessenz M4 M5 10/45 I. Einführung Nähere Bestimmung einer ethischen Kategorie V. Materialien M1 Diskussion über die nähere Bestimmung einer ethischen Kategorie www.proethics.eu 151 Aufgabe: Versuchen Sie mit einem Partner die Qualität einer der folgenden Kategorien zu bestimmen „Freiheit” „Verantwortung” „Erfolg“ M2 Grundregeln eines guten Dialogs Zuhören - sorgfältig hinhören - nicht störend einwirken Nachfragen und wiederholen - klarstellen, was Ihnen nicht klar ist - mit eigenen Worten wiederholen - nachfragen, ob Ihre Interpretation passend bzw. korrekt ist Sensibel nach Werten und deren Bedeutung Ausschau halten - versuchen Sie, zwischen den Zeilen zu lesen - versuchen Sie, die Sichtweise Ihres Dialogpartners und dessen WerteVorstellungen zu verstehen Reagieren und argumentieren - versuchen Sie, Ihre eigene Perspektive und Bedeutung herauszustellen - versuchen Sie, Ihre Vorstellung von Lebensqualität zu definieren Hören Sie den Dialog nochmals und finden Sie Mittel, den Werte-Konflikt zu beseitigen (demokratischer Dialog) www.proethics.eu 152 M3 Werte-Transparenz und Werte-Kommunikation im Unternehmen Zwei Drittel der deutschen Arbeitnehmer kennen die Werte ihres Unternehmens nicht (CiW) - Obwohl Mitarbeiter die wichtigsten Botschafter eines Unternehmens sind, kennen nahezu zwei Drittel der deutschen Arbeitnehmer (64 Prozent) die Werte ihres Arbeitgebers nicht. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Kommunikationsagentur LIGALUX und des Forsa-Instituts. Das Problem: Selbst große Konzerne schaffen es nicht, sich über ihre Unternehmenswerte vom Wettbewerb zu differenzieren und diese bei den Mitarbeitern zu verankern. „Wenn zwei von drei Arbeitnehmern die Werte nicht kennen, scheinen Unternehmen große Defizite im Transport ihrer Unternehmenswerte zu haben”, kommentiert LIGALUX-Geschäftsführer Marc Fröhling die Umfrageergebnisse. „Doch wenn die Werte nicht transportiert werden, können die Mitarbeiter sie auch nicht leben”, so Fröhling weiter. Nur jeder dritte Befragte kann beispielsweise die Werte seines Unternehmens auch aktiv erleben. Die Folgen sind unmotivierte Mitarbeiter, unklare Positionierungen der Unternehmen und schlimmstenfalls sogar Skandale wie Schmiergelder bei Siemens oder Lustreisen bei Volkswagen. Viele Chefs keine guten Vorbilder Dabei sind Unternehmenswerte für Arbeitnehmer durchaus von Bedeutung: Mehr als drei Viertel der Befragten (76 Prozent), in deren Unternehmen Werte existieren, halten diese auch ganz persönlich für sehr wichtig. Nicht ohne Grund: Schließlich sind es die Werte des Unternehmens, die das Handeln der Mitarbeiter bestimmen. 50 Prozent diskutieren oft mit Kollegen über die Unternehmenswerte und jeder dritte Arbeitnehmer gibt sogar an, sie haben bei der Wahl des Arbeitsplatzes eine Rolle gespielt. Gleichwohl bemängelt nahezu die Hälfte (45 Prozent), dass die Unternehmensleitung die Werte nicht vorlebt. „Vorhandene und vom Wettbewerb differenzierende Werte haben richtig vorgelebt unglaubliche Energie für ein Unternehmen und seine Marke”, sagt Marc Fröhling. „Ein funktionierendes und gelebtes Wertegefüge kann bisweilen über Sieg oder Niedergang eines Unternehmens entscheiden.” (Spezial | 10.01.2007) www.proethics.eu 153 Quelle: CiW Wirtschaftsnachrichten: http://www.ciwwirtschaftsnachrichten.de Aufgabe: Bearbeiten Sie bitte diese Fragen in Kleingruppen: 1. Welches sind die wichtigsten Ergebnisse dieser Umfrage? 2. Sind die Ergebnisse in gleicher Weise übertragbar auf Organisationen der Berufsbildung in Ihrem Land? Welche Ergebnisse würden anders lauten? 3. Welches sind die Hauptursachen für den Mangel an Transparenz und unzureichender Kommunikation vorherrschender Werte in Unternehmen und Bildungsinstitutionen? 4. Welches Informations-, Kommunikations- und mediales Übungsmaterial können Führungskräfte nutzen, um zusammen mit den Mitarbeitern, Teilnehmern und Kooperationspartnern die Werte-Kommunikation und die Tranparenz innerhalb der Organisation zu verbessern? • … Mitarbeiter? Siehe Beispiel unten. • … Teilnehmer? Siehe Beispiel unten. • … (Kooperations-) Partner / regionale Öffentlichkeit? Siehe Beispiel unten. M4 Informations- und Kommunikationsmittel /Medien Zielgruppe: Mitarbeiter Kommunikations- Werkzeuge zur Einführung des Werte-Dialogs formen www.proethics.eu 154 Internes Druckmedium www.proethics.eu 155 www.proethics.eu 156 www.proethics.eu 157 Zielgruppe: Teilnehmer Kommunikation Werkzeuge zur Einführung des Werte-Dialogs sformen Interne Screenshot BOZ (folgt) Organisation Unternehmensleitbild Tomillo Photo BBS/Job Orientation Centre www.proethics.eu 158 www.proethics.eu 159 Zielgruppe: (Kooperations-) Partner / Öffentlichkeitsarbeit Kommuni Werkzeuge zur Einführung des Werte-Dialogs kationsformen Online Kommunik ation Print medien www.proethics.eu 160 Beispiel: Jahresbericht der HKIK, mit separatem Kapitel zu Werten, Eger Print media ‘Trend” BBS Magazin für grossen regionalen Verteiler externer Kontakte Die Ergebnisse werden im Plenum von den Kleingruppen vorgestellt. www.proethics.eu 161 M5 Fragestellung Kommunizieren Sie Ihre Werte unter Nutzung aller (Kommunikations-) Mittel. VI. Quellen Büscher, Martin; Garcia-Marcia, Domingo, De Geer, Hans (2005): Integrating the Ethical Perspective, Methods, Cases, Levels in Business and Management, München und Mehring S. 307 - 317 Buchwitz, Martin (2009): Glaubwürdig leben –glaubwürdig kommunizieren: der Ruf nach Werten. www.marke41.de/sites/default/files/media/.../glaubwuerdig_leben.pdf www.proethics.eu 162 5.5 Management Instrumente: Zertifizierung Ethik-Audit als Teil des Qualitätsaudit in der Aus- und Weiterbildungsbranche I. Einführung Ziel Hauptaugenmerk dieses Moduls ist die Frage, inwiefern Werte-Management einer berufsbildenden Institution zertifiziert werden kann, welche Kriterien und welche Verfahren ausgewählt werden sollten für eine Zertifizierung. Das Ziel des Moduls ist: - aus der Kundenperspektive im Berufsbildungssektor sich besonders konzentrieren auf den Aspekt der Verantwortung im Anleitungs-/Lern/Bildungsprozess Qualitätsmerkmale identifizieren und ihre Beziehung zu WerteManagement herstellen relevante Indikatoren für eine Zertifizierung ethischen Managements diskutieren Kriterien und Schritte eines potenziellen Ethik-Audits Prozesses als Teil eines Qualitätsaudits definieren Worum es geht / ethische Fragestellungen Selbstregulierung kann auf viele verschieden Weisen erreicht werden. Auditund Zertifizierungssysteme sind selbstregulierende Instrumente, die unabhängige, externe Prüfung mit sich zieht. Die weite Bedeutung von Zertifizierung, die wir unterbreiten, braucht Mitwirkung und die Einbindung von Einsichten aus externer Evaluation in das Tagesgeschäft einer Organisation. Zertifizierung wird begriffen als eine Antriebskraft von Wandel, der stetige Verbesserungen von Strukturen, Prozessen und Entscheidungen sicher stellt. Vor diesem Hintergrund macht diese Einheit deutlich – indem sie gerade die Perspektive eines (zukünftigen) Kunden einer berufsbildenden Institution einnimmt – wie Belege für den Verantwortungsaspekt im Werte-Management herangezogen werden können, welche Indikatoren einen entscheidungsfördernden Rahmen bieten und in welchem Umfang eine Zertifizierung möglich und gewünscht ist. Das Audit unterstützt bei der www.proethics.eu 163 Erstellung eines Werte-Profils und bei der Planung der notwendigen Schritte auf dem Weg zu werteorientiertem Verhalten in Bildungsorganisationen. Die eigenen Mitarbeiter können mit ihrem Feedback die externe Perspektive von Kunden vorwegnehmen, so dass ethisches Verhalten aus einer internen Haltung erwächst. II. Entwicklung Der Trainer beginnt mit Informationen und Beispielen zum Thema Audit und Zertifizierung (z.B. Führerschein, Fahrunterricht, Fahrprüfung). Nach dem Transfer auf den Zertifizierungsprozess wird eruiert, was das dann bedeutet für Ihr Verständnis des Zertifizierungsprozesses in einer Bildungsorganisation. Im zweiten Schritt gibt der Trainer eine kurze Einführung zum Ethik-Audit und beschreibt die wichtigsten Aufgaben. Die hier dargelegte Hauptaufgabe ist es, das Beispiel des Ethik-Codex vom Ballymun Job Centre in Dublin auszuarbeiten, die Elemente eines Zertifizierungsvorgangs für den Wert Verantwortung zu erarbeiten und diese den Führungskräften der Organisation im Plenum vorzustellen. Als Alternative könnten die Teilnehmer die Fragen zu EQARF (M 4) bearbeiten und die Ergebnisse im Plenum vorstellen. (M 4) Nach den Vorträgen sammeln alle zusammen Argumente für und gegen einen Zertifizierungsprozess auf der Basis von ethischen und werteorientierten Kriterien. Die zusätzlichen Materialien (M 4, M 5) bieten Informationen zur Konzepterstellung von Ethik-Audits und Qualitätsfeststellung im berufsbildenden Sektor. Das Herausstellen verschiedener Modelle und das Liefern von Informationen zu verschiedenen Arten einer Zertifizierung wird die Wahrnehmung eines jeden Teilnehmers in Bezug auf eine mögliche Zertifizierung eines Werte-Managements erweitern. III. Methoden Thematische Zugangserleichterung und Motivationssteigerung durch Beispiele, Gruppendiskussionen, wo immer es geht, und Rollenspiele, in denen der Trainer den Gegenpart zu den Zertifizierungsagenturen spielt. www.proethics.eu 164 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen Methoden Material Zeit I. Einführung Beispiele und Definitionen von Zertifizierung und Ethik-Audit Trainerinput Präsentation M1 10/10 II. Simulation des EthikAudit Verfahrens Kleingruppenarbeit Textinput M2 (M 4) 25/35 M3 10/45 III. Zusammenfassung und Argumente sammeln, Transfer Diskussion und Vor- und Nachteile Quintessenzen im Plenum V. Materialien M1 Ethik-Audit Was? Ein Untersuchungsvorgang, der die interne und externe Stimmigkeit der Wertebasis eines Bildungsträgers misst. Warum? Das Unternehmen steht zu seiner Rechenschaftspflicht den externen Interessengruppen gegenüber und es entwickelt einen Maßnahmenkatalog für die interne Steuerung. www.proethics.eu 165 Wie? - Identifizierung der Kernwerte eines Bildungsträgers - Identifizierung der relevanten Interessengruppen - Dialog mit Interessengruppen zur Bestimmung wie das Unternehmen gesehen wird und wo Verbesserungen möglich sind (Belege zeigen) - In-Frage-Stellen von Strukturen, Abläufen und Aktivitäten, die nicht zur Realisierung der Kernwerte des Bildungsträgers beitragen - Konkrete Maßnahmen zur Neu-Ausrichtung des Unternehmens zur besseren Übereinstimmung mit dessen Grundwerten ProEthics Kernaussage: ein Ethik-Audit sollte Teil eines bestehenden Qualitätskontrollprozesses sein. M2 Bitte lesen Sie sich den Ethik-Codex des Ballymun Job Centre durch und konzentrieren Sie sich besonders auf den Abschnitt zum Thema Verantwortung. Ballymun Job Centre Ethik-Codex Das Ballymun Job Centre wertschätzt alle Mitarbeiter und Kunden. Es wird erwartet, dass alle Mitarbeiter in Übereinstimmung mit den Werten Ehrlichkeit, Integrität, Loyalität und Fairness agieren. Es entspricht dem Grundsatz des Ballymun Job Centre, seinen guten Ruf für ethisches Verhalten und faires Umgehen im Verhältnis zu den Mitarbeitern, Kunden und Personen dritter Organisationen und Agenturen stets zu pflegen. Es ist unmöglich, jeder Situation im Ethik-Codex Sorge zu tragen, weil der Codex allgemeine Verhaltensprinzipen spiegelt. Sollte es Zweifel in einer besonderen Situation geben, müssen die Mitarbeiter den Vorgesetzten oder die betreffende Führungskraft dahingehend konsultieren. Der Ethik-Codex gilt für alle Mitarbeiter des Ballymun Job Centre. Mitarbeiter haben die Pflicht, sich mit den Bestimmungen des Ethik-Codex auseinanderzusetzen und zu verstehen. www.proethics.eu 166 Zweck des Codex Der Zweck des Ethik-Codex ist es, den Mitarbeitern des Ballymun Job Centre zu zeigen, wie sie sich verhalten sollen in Kundenbeziehungen, Mitarbeiterbeziehungen und gegenüber externen Organisationen. Der Zweck des Ethik-Codex ist die Werte herauszustellen, die das Handeln aller Mitarbeiter stärken. Prinzipien des Codex Die Leitlinien des Ethik-Codex können unter vier Überschriften subsummiert werden: • Integrität • Diskretion • Verantwortung • Respekt für die Rechte und die Würde der Kunden, anderer Mitarbeiter und Personen dritter Organisationen Integrität: Mitarbeiter sollen nach der Förderung der Integrität in all ihrem Handeln im Namen des Ballymun Job Centre streben. In ihrem Handeln zur Erfüllung ihrer Aufgaben sind sie ehrlich, fair und respektvoll anderen gegenüber. Mitarbeiter sollten ihre Rolle deutlich machen und versuchen, passend ihrer Funktion und in Übereinstimmung mit den Rollen zu handeln. Diskretion: Jedem Mitarbeiter obliegt das Diskretionsgebot gegenüber Ballymun Job Centre, Kunden, anderen Mitarbeitern usw.; Mitarbeiter sind ebenfalls gehalten, der Diskretionsrichtlinie des Ballymun Job Centre Folge zu leisten. Verantwortung: Mitarbeiter sollten sich über ihre beruflichen Verantwortungen im Klaren sein und zu jeder Zeit positiv zu handeln in Erfüllung dieser Verantwortungen. Genauer gesagt, sollten Mitarbeiter: die Wirksamkeit ihres beruflichen Handels überdenken und einschätzen sich so verhalten, dass öffentliches Vertrauen in die Dienstleistung nicht unterminiert wird Ausüben angemessenen Respekts gegenüber den Kollegen Setzen und beobachten der angemessenen Grenzen in den Kundenbeziehungen und diese explizit dem Kunden kommunizieren alle begründeten Schritte zur Schadensvermeidung tun Eine aktive Rolle einnehmen im Lösen von Interessenskonflikten zwischen ihnen und Dritten (z.B. Kollegen, Kunden, Agenturen) Aufgabe: www.proethics.eu 167 Bitte simulieren Sie einen potenziellen Zertifizierungsprozess für das Ballymun Job Centre in Bezug auf Verantwortung. Welche Schritte können unternommen werden, welche Parteien könnten eingeladen werden, am Prozess teilzunehmen, und wie könnten die Ergebnisse den Kunden kommuniziert werden? M3 Aufgabe: Bitte sammeln sie die Argumente für und wider eines Zertifizierungsprozesses ethischer und werte-orientierter Kriterien: pro contra M4 Fragestellung Qualität Ihrer Bildungsdienstleistung hängt ab von der Definition des Prozesses, der Kontrolle von Verantwortlichkeit und der Relevanz für die Zielgruppen. www.proethics.eu 168 VII. Quellen/Hintergrund M5 EU Qualitätssicherung Die europäische Union hat einen Referenzrahmen für die Qualitätssicherung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung definiert. Er enthält einen Katalog von zehn Indikatoren. Diese Indikatoren zeigen einige der Kriterien, die die Gesellschaft gegenüber dem Berufsbildungssystem und berufsbildenden Dienstleistern als wichtig empfindet. Referenzindikatoren für die Evaluierung und qualitative Verbesserung der Berufsbildungssysteme und Berufsbildungsanbieter 1. Relevanz von Qualitätssicherungssystemen für Berufsbildungsanbieter 2. Investitionen in die Aus-/Weiterbildung von Lehrkräften und Ausbildern 3. Teilnahmequote bei Berufsbildungsgängen 4. Abschlussquote bei Berufsbildungsgängen 5. Vermittlungsquote für Absolventen von Berufsbildungsgängen www.proethics.eu 169 6. Nutzung der erworbenen Kenntnisse am Arbeitsplatz 7. Erwerbslosenquote 8. Prävalenz besonders schutzbedürftiger Gruppen 9. Mechanismen zur Ermittlung der Berufsbildungsbedürfnisse auf dem Arbeitsmarkt 10. Programme zur Verbesserung des Zugangs zur Berufsbildung Quelle: www.enqavet.eu Diskutieren Sie in kleinen Gruppen von drei oder vier Personen die EQARF Kriterien, die Sie gerade gelesen haben. Denken Sie, dass die EQARF Kriterien Sinn machen, Ihren Berufsbildungsanbieter in Bezug auf Verantwortung als ethisch zu bewerten? Diskutieren Sie, ob diese Fakten Berufsbildungsanbieter als ethisch qualifizieren. Falls notwendig, schlagen Sie Unterkriterien vor, die untersucht werden sollen, um Belege für die Integration einer ethischen Perspektive in das Qualitätsmanagementsystem der Organisation aufzuzeigen. Schreiben Sie diese Bemerkungen auf und stellen Sie die den anderen Gruppen vor. Bitte schauen Sie sich auch M 1 (Kurzeinführung in Ethik-Audits) und M 5 (EFQM) für ein besseres Hintergrundverständnis an. M6 EFQM - Beschreibung Die Geschichte der EFQM (European Foundation for Quality Management) begann 1988, als 14 europäische Großunternehmen die EFQM gründeten, um ein Managementinstrumentarium zu entwickeln, dass die Wettbewerbsfähigkeit von europäischen Organisationen steigern sollte. Unterstützt durch die europäische Kommission mit dem Hebel der Europäischen Qualitätsförderungs-Politik (European Quality Promotion Policy) wurde das Exzellenz Modell entwickelt mit folgenden drei Zielen: • • • Führungsteams animieren, Organisationsprinzipien zu übernehmen und anzuwenden die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu verbessern die Lücke der Wettbewerbsfähigkeit zwischen Europa, den USA und Japan zu schließen Bis heute bleibt die EFQM ihrer Gründungsidee treu: höhere Managementstandards durch gemeinsames Lernen in der Gruppe. Diese www.proethics.eu 170 Aufgabe erstreckt sich heute weit über die Grenzen Europas hinaus, dorthin wo Organisationen gewillt sind, ihre Tore zu öffnen, die europäischen Werte auf denen EFQM und der Weg zur Exzellenz begründet ist, zu verstehen, zu vertreten und einzuhalten. www.proethics.eu 171 6. Materialeinheiten – Grundlagen der Ethik 6.1 Ethik: Grundsätzliche Fragestellungen I. Einführung Ziel Die folgenden drei grundsätzlichen Fragestellungen werden eingeführt: • Frage der Orientierung: Wie soll ich mich verhalten? • Frage der Rechtfertigung: Warum ist die von mir gewählte Handlung richtig oder die gute? • Frage der Analyse: Was bedeuten unsere grundsätzlichen ethischen Absichten und wie funktionieren unsere ethischen Argumente? Worum es geht/ethische Fragestellung Einführen und unterscheiden der drei Hauptfragen der Ethik II. Entwicklung Die Hauptfragen der Ethik werden diskutiert im Zusammenhang mit Fällen aus der Bildungsarbeit der Berufsbildung. Drei Fälle werden dargestellt und die Gruppe soll den Fall unter dem Aspekt einer der drei fundamentalen Fragen als Ausgangspunkt diskutieren. Die Fälle für die Frage nach der Orientierung in der eine Person fragt, was von einem ethischen Standpunkt aus zu tun ist, und für die Frage der Rechtfertigung in der eine Person nach ihrer ethischen Rechtfertigung ihres Handelns befragt wird, sollen der Lebens- oder Arbeitswelt entstammen. Die Fälle anhand derer die Gruppe lernen kann, dass es wichtig ist, die Bedeutung ethischer Konzepte zu analysieren, werden von uns gestellt (eine Diskussion in der eine Person ‚gut‘ als ‚ethisch gut‘ verwendet und eine andere Person ‚gut‘ als ‚gut für X‘ verwendet (lediglich als ein Mittel zum Zweck X); und schließlich eine Diskussion in der eine Person ‚richtig‘ als ‚ethisch richtig‘ verwendet und eine andere ‚richtig‘ als ‚konventionellen Regeln entsprechend‘ benutzt. III. Methoden Einführung der drei Fragestellungen und ihrer Eigenschaften durch den Moderator, Diskussion der unterschiedlichen Fragestellungen in Arbeitsgruppen www.proethics.eu 172 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden Material Zeit I. Einführung Erklärung (Moderator) Tafel 10/10 II. Entwicklung Gruppendiskussion Drei Fälle 30/40 III. Zusammenfassung Strukturierung (Moderator) Tafel 05/45 www.proethics.eu 173 V. Material M1 Fall In einer berufsbildenden Schule gibt es eine Regel, die besagt, dass sich alle vor Unterrichtsbeginn einen guten Morgen wünschen. Ein Schüler hat Zweifel, ob diese Regel Sinn macht. Er fragt mehrere Lehrer, warum er diese dumme Regel befolgen soll. Mr Smith, der erste Lehrer, sagt, dass er die Regel befolgen muss, weil es eine Schulregel ist und diejenigen, die das nicht tun, müssen zusätzliche Aufgaben erledigen. Mrs Rosenkranz, die zweite Lehrerin, sagt, dass die Befolgung dieser Regel richtig ist, weil alle sich glücklicher fühlen in einer Umgebung, wo jeder dem anderen freundlich begegnet. Mr Nozick, der dritte Lehrer weist darauf hin, dass die Regel obligatorisch ist, weil Lehren einfacher ist, wenn Schüler sich freundlich gegenüber einander verhalten. Aufgabe: Unterscheiden Sie die drei ethischen Fragen in diesem Beispiel. Was ist das richtige Verhalten und was ist der Grund dafür? Welcher Lehrer gibt einen ethischen Grund als Rechtfertigung für diese Regel. Wer gibt einen nicht-ethischorientierten Grund? Zusätzliche Option Finden Sie für eine weitere Diskussion Beispiele aus dem Arbeitsleben (für Fragen 1 & 2). Finden Sie Sätze in denen das grundlegende Konzept ‚richtig‘ und ‚gut‘ gebraucht wird in einer ethischen wie auch einer nicht-ethisch-orientierten Weise (für Frage 3). www.proethics.eu 174 M2 Fragestellung Ethik bedeutet Nachdenken über ein gutes, erfülltes Leben, verantwortungsvolles Handeln und Gerechtigkeit in der Gesellschaft. VI. Quellen – Literatur: Michael Quante (2003): Einführung in die Allgemeine Ethik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 10-16 (Kapitel I.2) www.proethics.eu 175 6.2 Ethik: Drei Rohrkrepierer I. Einführung Ziel Diese Einheit kann optional eingesetzt werden. Sie kann in Situationen verwendet werden, wenn wenigstens einer der Teilnehmer andauernd einen der folgenden drei grundsätzlichen Einwände hat: • • • Es ist sinnlos, Ethik ernst zu nehmen, weil wir alle (z.B. physisch) determiniert und daher nicht verantwortlich sind.. Es ist sinnlos, Ethik ernst zu nehmen, weil ethische Forderungen nicht argumentativ gerechtfertigt werden können. Es ist sinnlos, Ethik ernst zu nehmen, weil sie relativ ist. Das Ziel dieser Einheit ist zu zeigen, dass diese Einwände nicht plausibel sind. Worum es geht / Spezifischer ethischer Aspekt Haltungen zum ethischen Diskurs, die ethische Diskussionen unmöglich machen, müssen vermieden werden. Wenn eine Person in anderen Moduln permanent einen dieser drei grundsätzlichen Einwände äußert, hindert er alle anderen daran, ethische Probleme in einer zielorientierten und produktiven Weise zu diskutieren. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, seine Einwände direkt zu diskutieren. II. Entwicklung Zuerst präsentiert der Moderator die drei Grundeinwände (indem er drei häufig verwendete Beispiele benutzt – soweit möglich dem entnommen, was in vorherigen Moduln geäußert wurde). Die Gruppe diskutiert dann jedes der drei Beispiel mithilfe des folgenden Schemas: 1. Finden Sie ein Gruppenmitglied, das diesen Einwand für plausibel hält. 2. Beschreiben Sie eine Situation, in der dieses Gruppenmitglied veranlasst sein könnte, eine ethisch falsche Handlung zu tätigen. 3. Lassen Sie dieses Gruppenmitglied den Grundeinwand als Entschuldigung vorbringen. 4. Fragen Sie die anderen Gruppenmitglieder, warum sie diese Entschuldigung nicht für überzeugend halten (unter der Annahme, dass sie die Opfer der ethisch falschen Handlung sind). 5. Diskutierten Sie, warum die Entschuldigung nicht überzeugend ist. www.proethics.eu 176 Abschließend erklärt der Moderator, warum diese Grundeinwände nicht überzeugend sind (Das Hauptargument ist, dass wir aufgrund unserer eigenen täglichen Evaluierungspraxis davon ausgehen, dass generelle Entschuldigungen nicht brauchbar sind. Wir geben unsere eigene ethische Urteilskraft nicht deshalb auf, weil wir Relativität für glaubwürdig halten; wenn wir uns unter der Voraussetzung von Determinismus nicht als Akteure verstehen, können wir uns auch nicht als Akteure begreifen, die sich entschuldigen oder Entschuldigungen annehmen; in den meisten unserer Handlungskontexte benötigen wir keine unfehlbaren Rechtfertigungen, daher brauchen wir sie auch nicht für Ethik). IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden I. Einführung Erklärung Präsentation (Moderator) Drei Grundeinwände 05/05 II. Entwicklung Gruppendiskussion Drei Grundeinwände 30/35 III. Zusammenfassung Erklärung Moderator www.proethics.eu Material Tafel Zeit 10/45 177 V. Materialien M1 Eine Gruppe diskutiert jedes der drei Beispiele mithilfe des folgenden Schemas: 1. Finden Sie ein Gruppenmitglied, das diesen Einwand für plausibel hält. 2. Beschreiben Sie eine Situation, in der dieses Gruppenmitglied veranlasst sein könnte, eine ethisch falsche Handlung zu tätigen. 3. Lassen Sie dieses Gruppenmitglied den Grundeinwand als Entschuldigung vorbringen. 4. Fragen Sie die anderen Gruppenmitglieder, warum sie diese Entschuldigung nicht für überzeugend halten (unter der Annahme, dass sie die Opfer der ethisch falschen Handlung sind). 5. Diskutierten Sie, warum die Entschuldigung nicht überzeugend ist. Fallbeispiele: • Es ist sinnlos, Ethik ernst zu nehmen, weil wir alle (z.B. physisch) determiniert und daher nicht verantwortlich sind: Ein Schüler, dessen Eltern sich kürzlich haben scheiden lassen, bedroht andere Schüler. Der Lehrer sagt, dass man ihm aufgrund seiner schwierigen Familienverhältnisse keine Vorwürfe machen könne. Hat der Lehrer Recht? • Es ist sinnlos, Ethik ernst zu nehmen, weil ethische Forderungen nicht argumentativ gerechtfertigt werden können. Eine Freundin schreibt Ihre Hausaufgabe ab, ohne Sie zu fragen. Sie sagen ihr, dass sie Sie hätte fragen müssen, weil man ohne Erlaubnis nichts von anderen benutzen darf. Sie antwortet Ihnen, dass Sie nur wissenschaftliche Fakten beweisen können, aber nicht, was richtig oder falsch ist und dass Sie deshalb mit dem Streit aufhören sollten. Was antworten Sie? • Es ist sinnlos, Ethik ernst zu nehmen, weil sie relativ ist. Jeder weiß, dass verschiedene Kulturen verschiedene Werte haben. Die Regeln im antiken Japan und die Regeln im heutigen Iran unterscheiden sich stark von unseren ethischen Regeln. Sollten wir aufhören, das Richtige herauszufinden, weil alles richtig sein kann, wenn man es nur im Kontext der passenden Kultur betrachtet? www.proethics.eu 178 M2 Fragestellung Ethik ist wie Steine zertrümmern. Hören Sie den Skeptikern zu. Sie stellen herausfordernde Fragen. IV. Quellen - Literatur: Einwand 1: Michael Quante (2003): Einführung in die Allgemeine Ethik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 165-180 (Kapitel X) Einwände 2 und 3: Michael Quante (2003): Einführung in die Allgemeine Ethik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 151-155 (Kapitel IX.2), sowie S. 155-162 (Kapitel IX.3) www.proethics.eu 179 6.3 Unsere ethischen Werturteile I. Einführung Ziel In dieser Einheit sollen die verschiedenen Aspekte unserer ethischen Werturteile herausgearbeitet werden (Wesen des Handelnden, Absicht des Handelnden, Aktionstypus, Konsequenzen). In der Zusammenfassung werden die philosophischen Hauptrichtungen eingeführt, um die Aspekte zu betonen (Deontologie, Konsequentialismus und Tugendethik). Es wird deutlich gemacht, dass all diese Aspekte berücksichtigt werden müssen. Worum es geht/ethische Fragestellung Welches sind die verschiedenen Aspekte oder Situationen, die in ethischen Werturteilen evaluiert werden? Wenn wir ethische Werturteile vornehmen, werden unterschiedliche Dinge aus einem ethischen Blickwinkel bewertet. Manche Menschen betonen den Stellenwert von Normen und Regeln, andere betrachten das Ergebnis einer Handlung, und wieder andere bewerten den Charakter einer Person, die eine Handlung ausführt. All dies sind verschiedene Aspekte der Wirklichkeit. Im Interesse der Klarheit ist es wichtig, sie auseinanderzuhalten. Sie alle müssen für eine vollständige Reflexion einer Situation berücksichtigt werden. II. Entwicklung Mithilfe von verschiedenen alltäglichen Fällen soll die Gruppe die für sie ethisch relevanten Gesichtspunkte identifizieren. Die Teilnehmer diskutieren dann, wie sie diese Aspekte gegeneinander abwägen. Abschließend stellt der Moderator die philosophischen Ethik-Bereiche vor. III. Methoden Präsentation und Fallanalyse fordern die Teilnehmer auf, die ethisch relevanten Punkte zu identifizieren. Das Strukturieren verschiedener Aspekte und die Einführung der Haupttheorien aus dem Bereich der Ethik fokussieren auf je einen der Aspekte. www.proethics.eu 180 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden Material Zeit I. Einführung Erklärung/ Präsentation (Moderator) Fälle II. Entwicklung Gruppendiskussion Fallanalyse Fälle 25/30 III. Zusammenfassung Strukturierung (Moderator) Tafel 15/45 05/05 V. Quellen - Literatur: Michael Quante (2003): Einführung in die Allgemeine Ethik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 126-141 (Kapitel VIII) www.proethics.eu 181 V. Materialien M1 Peters Fall In einem Unternehmen besteht die Regel, dass die Belegschaft das Firmengelände während der Arbeitszeit (Pausen eingeschlossen) nicht verlassen darf. Peter, einer der Mitarbeiter, sieht auf den Bahngleisen neben der Firma ein spielendes Kind. Er weiß, dass in einer Minute ein Schnellzug vorbeifahren wird. Die meisten Kollegen halten Peter für einen Feigling, weil er sich immer nach den Wünschen des Chefs verhält. Peter glaubt, dass die Rettung des Kindes dazu beitragen könnte, die Meinung seiner Kollegen über ihn zu verändern. Daher rennt er auf die Gleise und rettet das Leben des Kindes, wenige Sekunden, bevor der Zug kommt. Zufällig sieht einer seiner Kollegen, wie Peter bei der Rettung des Kindes sein eigenes Leben riskiert. Alle Kollegen behandeln Peter in den folgenden Wochen als Helden, während ihn die Firmenleitung für unerlaubtes Verlassen des Betriebsgeländes bestraft. Aufgabe: Diskutieren Sie das Beispiel aus den verschiedenen Perspektiven ethischer Werturteile, d.h. aus deontologischer Perspektive (allein der Typus der Handlung zählt), aus konsequentialistischer Perspektive (nur das Ergebnis einer Handlung zählt) und aus der Perspektive der Tugendethik (allein der Charakter der handlungsausführenden Person zählt). Wie würden Sie Peters Handlung und seine Motive bewerten? www.proethics.eu 182 M2 Fragestellung Urteilen Sie über andere. Aber machen Sie sich deutlich, warum Sie so urteilen. VI. Quellen – Literaturangaben: Michael Quante (2003): Einführung in die Allgemeine Ethik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 126-141 (Kapitel VIII) www.proethics.eu 183 6.4 Ethische Wertvorstellungen als Prozess I. Einführung Ziel: Obwohl Menschen unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was das Leben lebenswert macht, gibt es doch einen weiten Konsens bezüglich einiger Prinzipien, die bei der Beurteilung ethischer Fragen auf jeden Fall berücksichtigt werden müssen. Hier werden ethische Hauptprinzipien eingeführt (Gerechtigkeit, Respekt, Verantwortung, Autonomie) und im Weiteren in der Gruppendiskussion weiter geklärt. In dieser Zusammenfassung wird klargemacht, dass diese Prinzipien manchmal miteinander in Konflikt geraten können; aber es ist immer sinnvoll, Situationen anhand dieser Prinzipien zu analysieren. Worum es geht / Spezifischer ethischer Aspekt Welche sind die gebräuchlichsten ethischen Prinzipien? Sie geben uns Anhaltspunkte, wie wir in bestimmten Situationen handeln sollten. Zur Erfüllung dieses Zwecks ist Klarheit darüber nötig, (1) welche die in einer bestimmten Situation relevanten Prinzipien sind und (2) was der Inhalt und die Bedeutung(en) eines ethischen Prinzips sind. II. Entwicklung Die erwähnten vier Prinzipien werden an der Tafel entwickelt. Die Studenten sollen versuchen, Definitionen oder zentrale Gesichtspunkte der genannten Prinzipien zu formulieren. Sie sollen diskutieren, ob diese Prinzipien ethische Charakteristika ihrer eigenen Berufspraxis verdeutlichen. Schließen die Prinzipien alles ein, das in ethisch problematischen Situationen relevant ist? III. Methoden Der Moderator führt die wichtigsten ethischen Prinzipien ein. Daraufhin werden sie in einer Gruppendiskussion geklärt. Abschließend fasst der Moderator kurz zusammen und weist darauf hin, dass die Prinzipien zwar manchmal miteinander in Konflikt geraten können, aber auch Hilfestellung bei der Analyse von Situationen geben. www.proethics.eu 184 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden Material Zeit I. Einführung Erklärung (Moderator) Tafel 10/10 II. Entwicklung Gruppendiskussion III. Zusammenfassung Strukturierung (Moderator) 30/40 Tafel 05/45 V. Materialien M1 Beispiel: Gerechtigkeit Was ist Gerechtigkeit? Was sind die Bestandteile von Gerechtigkeit? • „Gerechtigkeit bedeutet, Menschen fair zu behandeln. Das bedeutet, sie gleich zu behandeln, außer wenn es einen Unterschied zwischen ihnen gibt, der eine ungleiche Behandlung rechtfertigt.“ • „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ www.proethics.eu 185 • „Von jedem entsprechend seiner Fähigkeit, für jeden entsprechend seinen Bedürfnissen“ (Karl Marx) • „Gerechtigkeit bedeutet, Verantwortung für die eigenen Handlungen zu übernehmen“ • „Gerechtigkeit ist eine Erfindung der Schwachen, um die Starken auszubeuten“ • „Gerechtigkeit bedeutet, dass niemand Ihre Rechte in Frage stellt” • „Dem, der zustimmt, wird keinen Schaden erleiden“ M2 Fragestellung Ethik ist keine Schönrednerei: Sagen Sie, was Sie wirklich meinen. VI. Quellen – Literaturangaben: Michael Quante (2003): Einführung in die Allgemeine Ethik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 10-16 (Kapitel I.2) www.proethics.eu 186 6.5 Offene Fragen und unlösbare Probleme I. Einführung Ziel Diese Einheit hat zwei Ziele: Es soll einerseits zeigen, dass einige ethische Probleme nicht gelöst oder beseitigt werden können, sondern ein Dilemma darstellen. Anderseits sollte klar werden, dass man in vielen Situationen ethische Erfordernisse zwar nicht perfekt erfüllen kann, aber das dies dennoch kein gutes Argument dafür ist, den ethischen Standpunkt außer Acht zu lassen. Worum es geht / Spezifischer ethischer Aspekt Das Fehlen einer klaren Lösung für ein ethisches Problem ist kein guter Grund dafür, die Ethik insgesamt aufzugeben. Es geht darum, die Möglichkeit ethischer Dilemmata zu akzeptieren, ohne die ethische Haltung insgesamt bei der Arbeit und im Alltag aufzugeben. II. Entwicklung Die Gruppe liefert Fälle, die ein Dilemma darstellen und sammelt die Punkte, die nach Ansicht der Teilnehmer ins Leere führen. Diese Einheit sollte als generelle Abschlussdiskussion des gesamten Workshops verstanden werden. III. Methoden Diese Einheit greift Erfahrungen und ungelöste Probleme des Workshops als Ausgangspunkt auf und überprüft, inwieweit diese Probleme als unlösbar, als Dilemma o.ä. beschrieben werden können. www.proethics.eu 187 IV. Aufbau und Zeitplan Phasen/Schritte Methoden I. Einführung Erklärung (Moderator) II. Entwicklung Gruppendiskussion III. Zusammenfassun g www.proethics.eu Strukturierung Moderator (Tafel) Material Zeit 05/05 Ungelöste Probleme/ gesammelte Erfahrungen 35/40 05/45 188 Materialien M1 Diskussion eines Dilemmas Beispiel Jakob ist ein Student in der Abschlussprüfung zum Elektriker. Obwohl er kein besonders guter Schüler ist, hat er ein Arbeitsplatzangebot einer örtlichen Firma, das vom Jakobs Bestehen der Abschlussprüfung abhängt. Seine Lehrerin Susanne weiß, dass diese Chance für Jakob sehr wichtig ist, weil seine Tochter unter einer schweren Krankheit leidet und teure medizinische Behandlungen benötigt. Jakobs Krankenkasse zahlt dafür nicht. Wenn er den Job hätte, könnte er die benötigten Medikamente bezahlen. Susanne bemerkt, dass Jakob in einer der Prüfungen täuscht. Als Lehrerin ist sie eigentlich verpflichtet, diesen Vorfall zu melden. Auch befürchtet sie, dass andere Studenten, die sich ebenfalls für den Abschluss und bei der Jobsuche anstrengen müssen, den offensichtlichen Betrug bemerken und sich unfair behandelt fühlen. Andererseits weiß sie, dass Jakob von der Prüfung ausgeschlossen werden würde und seinen Abschluss und wahrscheinlich auch den Job nicht bekommen würde. Aufgabe: Welche ethischen Regeln können aus diesem Fall abgeleitet werden? Gibt es Grenzen der Ethik? www.proethics.eu 189 M2 Fragestellung Es gibt Fälle, in denen Schuld unvermeidbar ist.. Ethik bedeutet nicht, dass am Ende alle glücklich sein müssen. www.proethics.eu 190 7. Literaturangaben 8. Teilnehmende Institutionen und Autoren im Projekt Westfälische Wilhelms-Universität Münster Philosophisches Seminar – Lehrstuhl Praktische Philosophie Domplatz 23 * 48143 Münster * Germany www.uni-muenster.de Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel Institut für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement (IDM) Remterweg 45 * 33617 Bielefeld * Germany www.kiho-wuppertal-bethel.de Fundacion Tomillo Calle Serano 136 * ES 28006 Madrid * Spain www.tomillo.es Turun Ammatti-Instituutti Aninkalstenkatu 7 * FI 20100 Turku * Finland www.turkuai.fi Heves Megyei Kereskedelmi es Iparkamara Faiskola u. 15 * HU 3300 Eger * Hungary www.hkik.hu Ballymun Job Centre Unit 36 Town Centre * IE 11 Dublin * Ireland www.bmunjob.ie Euregio Qualifizierungs- und Technologieforum e.V. Schloss * 48683 Ahaus * Germany www.eqt-ahaus.de Berufsbildungsstätte Westmünsterland GmbH Weidenstr. 2 * 48683 Ahaus * Germany www.bbs-ahaus.de www.proethics.eu 191