41541 KE 1- Kostenminimierung / Kosteneinsparung (Eigenfertigung und Fremdbezug) Beispiel Klausur Sept. 2003 Aufg. 5 a) Begründen Sie, warum die Entscheidung zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug ein Verfahrenswahlproblem im weiteren Sinne ist. Gehen Sie auch auf die drei zu unterscheidenden Verfahrensfälle ein. Lösungsansatz Das Problem der optimalen Entscheidung zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug kann auch als Verfahrenswahlproblem im weiteren Sinne bezeichnet werden, wenn in einem Unternehmen mit mehrstufiger Fertigung die Möglichkeit besteht, einzelne Arbeitsgänge entweder auf den in den eigenen Fertigungsstellen vorhandenen Betriebsmitteln oder von anderen Unternehmen ausführen zu lassen. Falls nur für gewisse Arbeitsgänge die Fertigung von Materialien oder Zwischenprodukten an fremde Fertigungsstellen vergeben wird, spricht man von Lohnarbeit. Weiterhin können, wenn ein Produkt aus mehreren Einzelteilen gefertigt wird, diese Einzelteile fremdbezogen werden. Eigenfertigung oder Fremdbezug von Zwischen- bzw. Vorprodukten bezeichnet den Fall, dass in der mehrstufigen Fertigung nach einer bestimmten Anzahl von Arbeitsgängen marktfähige Vor- oder Zwischenprodukte entstehen, die selbst gefertigt oder fremdbezogen werden können. b) Ein Unternehmen benötigt zur Herstellung seiner Endprodukte zwei verschiedene Arten von Bolzen. Diese Teile werden aus einem Rohmaterialblock in einem zweistufigen Prozess gefertigt. Zuerst muss die Fräserei, dann die Bohrerei durchlaufen werden. In beiden Abteilungen stehen zwei funktionsgleiche Maschinen zur Verfügung, die sich aber hinsichtlich ihrer Ausschusskoeffizienten und Bearbeitungskostensätze unterscheiden: Stufe 1 (Fräserei) Maschine1 Maschine 2 Ausschusskoeffizient Kosten/Zeiteinheit (ZE) Kapazität in Zeiteinheiten Stufe 2 (Bohrerei) Maschine1 Maschine2 1,5 1,3 1,1 1,2 2 3 1,5 1,8 3000 3000 2000 2000 Aus den Stücklisten und Arbeitsplandateien stehen folgende Informationen zur Verfügung: Rolf Baumanns / Mario Probst/ Karsten ScheerSS 2008/SS 2009 Seite 1 41541 KE 1- Kostenminimierung / Kosteneinsparung Bolzen 1 Bolzen 2 10 € 12 € Fertigungsstückzeit auf Maschine 1 der Stufe 1 20 ZE 15 ZE Fertigungsstückzeit auf Maschine 2 der Stufe 1 25 ZE 19 ZE Fertigungsstückzeit auf Maschine 1 der Stufe 2 15 ZE 14 ZE Fertigungsstückzeit auf Maschine 2 der Stufe 2 18 ZE 16 ZE Preis einer Mengeneinheit des Rohmaterials (i) Bestimmen Sie die Stückkosten für alle Verfahrenskombinationen der Einzelteile. (ii) Neben der Eigenfertigung können die Teile fremdbezogen werden. Formulieren Sie das Entscheidungsproblem zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug auf Basis des Kostenminimierungs- und des Kosteneinsparungsansatzes. Die Fremdbezugskosten und Bedarfsmengen der Einzelteile sind folgender Aufstellung zu entnehmen: Bedarfsmengen Fremdbezugskosten pro Stück Bolzen 1 200 ME 140 € Rolf Baumanns / Mario Probst/ Karsten ScheerSS 2008/SS 2009 Bolzen 2 200 ME 115 € Seite 2 41541 KE 1- Kostenminimierung / Kosteneinsparung Lösungsansatz (i) Berechnung der Stückkosten: Für alle Fertigungsvarianten sind die Stückkosten zu bestimmen. Bauteil Def.: k Stufe , Maschine Weiterhin ist zu beachten, dass der Ausschusskoeffizient der nachfolgenden Stufe auch zu einer Korrektur bei den Kosten der vorangegangenen Stufe führt. Die Stückkosten k1I,1 folgen aus dem Verfahren, Bauteil I wird auf der Stufe 1 auf Maschine 1 und auf der Stufe 2 auf Maschine 1 gefertigt. Grafik: Stufe 1 Stufe 2 Maschine 1 Maschine 1 Maschine 2 Maschine 2 k1I,1 = [(10€ Stückkos- Materialten Bauteil preis I auf den Maschinen 1 und 1 ) +20 ZE *2 €/ZE Fertigungsstückzeit auf Maschine 1 in der Stufe 1 Kosten/Zeiteinheit (ZE) Bauteil I auf M1 in Stufe 1 *1,5 +15 ZE *1,5 €/ZE] *1,1 Ausschusskoeffizient Maschine 1 auf Stufe 1 Fertigungsstückzeit auf Maschine 1 in der Stufe 2 Kosten/Zeiteinheit (ZE) Bauteil I auf M1 in Stufe 2 Stufe 1 Ausschusskoeffizient Maschine 1 auf Stufe 2 Stufe 2 Für jede einzelne Verfahrensvariante und jedes Bauteil folgt dann: Teil 1 1 k11 , = ( (10 Euro + 20 ZE ⋅ 2 Euro ZE ) ⋅ 1,5 + 15ZE ⋅ 1,5 Euro ZE ) ⋅ 1,1 = 107 ,25 Euro k11,2 = ( (10 Euro + 20 ZE ⋅ 2 Euro ZE ) ⋅1,5 + 18ZE ⋅ 1,8 Euro ZE ) ⋅ 1, 2 = 128,88 Euro k21,1 = ( (10 Euro + 25 ZE ⋅ 3 Euro ZE ) ⋅ 1,3 + 15ZE ⋅ 1,5 Euro ZE ) ⋅ 1,1 = 146 ,3 Euro k21,2 = ( (10 Euro + 25 ZE ⋅ 3 Euro ZE ) ⋅ 1,3 + 18ZE ⋅ 1,8 Euro ZE ) ⋅ 1,2 = 171,48 Euro Rolf Baumanns / Mario Probst/ Karsten ScheerSS 2008/SS 2009 Seite 3 41541 KE 1- Kostenminimierung / Kosteneinsparung Teil 2 2 k11 , = ( (12 Euro + 15 ZE ⋅ 2 Euro ZE ) ⋅1,5 + 14 ZE ⋅1,5 Euro / ZE ) ⋅1,1 = 92, 4 Euro k12,2 = ( (12 Euro + 15 ZE ⋅ 2 Euro ZE ) ⋅1,5 + 16 ZE ⋅1,8 Euro ZE ) ⋅1, 2 = 110 ,16 Euro k22,1 = ( (12 Euro + 19 ZE ⋅ 3 Euro ZE ) ⋅1,3 + 14 ZE ⋅1,5 Euro ZE ) ⋅1,1 = 121,77 Euro k22,2 = ( (12 Euro + 19 ZE ⋅ 3 Euro ZE ) ⋅1,3 + 16ZE ⋅1,8 Euro ZE ) ⋅1, 2 = 142, 2 Euro (ii) Formulierung des Entscheidungsproblems mittels Kostenminimierungsmodell und Kosteneinsparungsmodell Kostenminimierungsmodell Ansatz für die Zielfunktion: Merke: Minimiere die Summe aus Eigenfertigungskosten und Fremdbezugskosten! Eigenfertigung: jeweils für jede Fertigungsvariante Kosten k mal Menge xEIGEN Fremdbezug: Beschaffungspreis q mal Menge aus Fremdbezug xFREMD w min K = ∑ ( kν xνEIGEN + qν xνFREMD ) ν =1 Vergleiche auch Gleichung (33) Kurs 41541 KE1. Die Werte für die ki kommen aus der Aufgabe (i). Des weiteren sind Nebenbedingungen zu beachten. (1) Bedarfsrestriktion: die Mengen aus Fremdbezug und Eigenfertigung sollen gleich den Bedarfsmengen sein (sh. KE1 Gleichung (35)) xνEIGEN + xνFREMD = xν (2) Die Kapazitätsrestriktion beschreibt die Beschränkung der Eigenfertigung: w ∑a ν =1 iν xνEIGEN ≤ ri Zur Ermittlung der Kapazitätsbeschränkungen ist für alle Verfahrensvarianten wie folgt zu verfahren: Bestimmung: Stückzahl x Χ Bearbeitungszeit der Stufe n/ Maschine m Χ Ausschusskoeffizient der Maschine m auf Stufe n Χ Ausschusskoeffizient aller nachfolgenden Stufen Rolf Baumanns / Mario Probst/ Karsten ScheerSS 2008/SS 2009 Seite 4 41541 KE 1- Kostenminimierung / Kosteneinsparung Beispiel für die erste Kapazitätsbeschränkung: Grafik: Stufe 1 Stufe 2 Maschine 1 Maschine 1 Maschine 2 Maschine 2 Zur Betrachtung der Kapazität der Maschine 1 auf der Stufe 2 sind die Mengen zu betrachten, die von allen Maschinen der Stufe 1 auf die M1 der Stufe 2 kommen, also x11 und x21. Für die 1. Restriktion folgt 1 1 a1,1 ⋅ a1, 2 ⋅ FZ 1,1 ⋅ x1TEIL + a1,1 ⋅ a 2, 2 ⋅ FZ1,1 ⋅ x1TEIL ,1 ,2 2 2 + a1,1 ⋅ a1, 2 ⋅ FZ 1,1 ⋅ x1TEIL + a1,1 ⋅ a 2, 2 ⋅ FZ1,1 ⋅ x1TEIL ,1 ,2 1 1 1,5 ⋅ 1,1 ⋅ 20 ⋅ x1TEIL + 1,5 ⋅ 1,2 ⋅ 20 ⋅ x1TEIL ,1 ,1 2 2 + 1,5 ⋅ 1,1 ⋅ 15 ⋅ x1TEIL + 1,5 ⋅ 1,2 ⋅ 15 ⋅ x1TEIL ,1 ,1 (3) Die Nichtnegativitätsbedingung Für das Zustandekommen der anderen Koeffizienten bitte in der Tabelle nachschauen! Für die Aufgabe folgt dann: 1 1 1 1 1 Min K = 107 ,3 x11 , + 128,88 x1,2 + 146, 3 x2 ,1 + 171, 48 x2 ,2 + 140 xF 2 2 2 2 2 +92, 4 x11 , + 110 ,16 x1,2 + 121, 77 x2 ,1 + 142, 2 x2 ,2 + 115 xF unter den Nebenbedingungen 1 1 1 1 1 x11 , + x1,2 + x2 ,1 + x2 ,2 + xF = 200 2 2 2 2 2 x11 , + x1,2 + x2 ,1 + x2 ,2 + xF = 200 1 1 2 2 33x11 , + 36 x1,2 + 24 ,75 x1,1 + 27 x1,2 ≤ 3000 35,75 x12 ,1 + 39 x12 ,2 + 27 ,17 x22,1 + 29 ,64 x22,2 ≤ 3000 2 2 16,5 x11,1 + 16,5 x12 ,1 + 15,4 x11 , + 15,42 ,1 ≤ 2000 21,6 x11,2 + 21,6 x12 ,2 + 19 ,2 x12,2 + 19 ,2 x22,2 ≤ 2000 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 x11 , , x1,2 , x2 ,1 , x2 ,2 , xF , x11 , , x1,2 , x2 ,1 , x2 ,2 , x F ≥ 0 Kosteneinsparungsmodell Ansatz für die Zielfunktion: Merke: Maximiere die Einsparung! Die Einsparung ist die Differenz zwischen Fremdbezug und Eigenfertigung: ∆K = FREMD − EIGEN w max ∆K = ∑ ( qν − kν ) xνEIGEN vgl. (37) KE 1 ν =1 Rolf Baumanns / Mario Probst/ Karsten ScheerSS 2008/SS 2009 Seite 5 41541 KE 1- Kostenminimierung / Kosteneinsparung Des weiteren sind Nebenbedingungen zu beachten. (1) Bedarfsrestriktion: im Gegensatz zum Kostenminimierungsmodell erscheinen die Fremdfertigungsmengen hier nicht! Dafür wird diese Restriktion zu einer Ungleichung. (sh. KE1 Gleichung (39)) xνEIGEN ≤ xν (2) Die Kapazitätsrestriktion des Kosteneinsparungsmodells entspricht dem Kostenminimierungsmodell (3) Nichtnegativität Für das Zustandekommen der anderen Koeffizienten bitte in der Tabelle nachschauen! Für die Aufgabe folgt dann: 1 2 1 1 Max ∆ K = 32 ,75 x11 , + 11,12 x1,2 − 6 ,3x2 ,1 − 31, 48 x2 ,2 +22 ,6 x12,1 + 4 ,84 x12,2 − 6,77 x22,1 − 27 ,2 x22,2 unter den Nebenbedingungen 1 1 1 1 x11 , + x1,2 + x2 ,1 + x2 ,2 ≤ 200 2 2 2 2 x11 , + x1,2 + x2 ,1 + x2 ,2 ≤ 200 1 1 2 2 33x11 , + 36 x1,2 + 24 ,75 x1,1 + 27 x1,2 ≤ 3000 35,75 x12 ,1 + 39 x12 ,2 + 27 ,17 x22,1 + 29 ,64 x22,2 ≤ 3000 2 2 16,5 x11,1 + 16,5 x12 ,1 + 15,4 x11 , + 15,4 x2 ,1 ≤ 2000 21,6 x11,2 + 21,6 x12 ,2 + 19 ,2 x12,2 + 19 ,2 x22,2 ≤ 2000 1 1 1 1 2 2 2 2 x11 , , x1,2 , x2 ,1 , x2 ,2 , x1,1 , x1,2 , x2 ,1 , x2 ,2 ≥ 0 Rolf Baumanns / Mario Probst/ Karsten ScheerSS 2008/SS 2009 Seite 6