Frage I 1 (10 Punkte)

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Dr. M. Ruiz VWL-Klausurfragen HWI SS06 vom 14.Juli 2006 Seite 1 von 7 Seiten.
Frage I 1 (10 Punkte)
a) Wie ist das Reinvermögen eines Sektors in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung definiert? (Vermögensbestandskonto mit Erläuterungen)
b) Erläutern Sie die Zusammenhänge zwischen dem Geldvermögen (GV), dem
Sachvermögen (SV) und dem Reinvermögen (RV) in der konsolidierten Volksvermögensrechnung für eine geschlossene Volkswirtschaft.
c) Wie ändern sich diese Zusammenhänge für eine offene Volkswirtschaft? Was versteht man hier unter einem Gläubigerland und was unter einem Schuldnerland?
d) Die Vermögensbestandsgleichung für eine offene Volkswirtschaft lässt sich auch
für Vermögenbestandsänderungen in einer Periode formulieren. Leiten Sie daraus
die Kreislaufgleichung mit Stromgrößen für eine offene Volkswirtschaft (ohne Staat)
her.
Frage I 2 (10 Punkte)
a) Beschreiben Sie das Grundschema eines Einkommenskontos, eines Vermögensänderungskontos und eines Kreditänderungskontos (Finanzierungskontos) für einen privaten
HH. (Konten mit den wichtigsten Buchungsposten und Kommentar)
b) Stellen Sie das Schema einer gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung nach dem
Muster der Deutschen Bundesbank "Vermögensbildung und ihre Finanzierung" mit 5 HauptSektoren auf. Warum ist der Finanzierungssaldo im Vermögensänderungskonto jedes Sektors gleich seiner Nettogeldvermögensbildung? Welche Sektoren befinden sich normalerweise in Deutschland in einer Nettogläubigerposition und welche in einer Nettoschuldnerposition ? (mit kurzen Begründungen).
c) Erläutern Sie, warum insgesamt (alle Sektoren, Sektor Ausland einbezogen) gilt:
- Die Summe aller Finanzierungsüberschüsse ist gleich der Summe aller Finanzierungsdefizite / - Die Nettoinvestition ist gleich der Ersparnis/ -Die Änderungen aller Forderungen sind
gleich den Änderungen aller Verbindlichkeiten.
d) Der Sektor "Übrige Welt" hat gegenüber allen inländischen Sektoren im Jahr 2004 ein
Finanzierungsdefizit von -72 Mrd Euro aufzuweisen: Wurde in diesem Jahr im Inland mehr
konsumiert und investiert als produziert oder weniger konsumiert und investiert? (mit Begründung)
Frage I 3 (10 Punkte)
a) Erläutern Sie die Begriffe `ex post-´ und `ex ante-´ Analyse.
b) Zeigen Sie unter Verwendung eines Kreislaufschemas, daß in einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne Staat die Ersparnisse S ex post gleich den Investitionen I
ex post sind (S = I ). Begründen Sie ökonomisch, warum dieser Zusammenhang für
jede beliebige geschlossene Volkswirtschaft ohne Staat ex post erfüllt sein muß.
c) Warum können S und I bei einer ex ante-Betrachtung voneinander abweichen?
d) Erläutern Sie das Verhältnis von geplanter Ersparnis zu geplanter Investition für
folgende drei Situationen auf dem Gütermarkt: 1.Angebotsüberschuß;
2.Nachfrageüberhang; 3.Gleichgewicht. (mit kommentierter grafischer Darstellung:
Gehen Sie hier davon aus, dass die geplanten Investitionen autonom gegeben sind)
Frage I 4 (10 Punkte)
a) Zeigen Sie, auf welche Weise sich aus allen in einer Volkswirtschaft verfügbaren, nach
ihrem internen Zins geordneten einzelwirtschaftlichen Investitionsprojekten die gesamtwirtschaftliche Investitionsnachfragekurve herleiten läßt.(Grafik +Kommentar)
b) Entwickeln Sie daraus die gesamtwirtschaftliche Investitionsnachfragekurve in einem
(r-I)-Diagramm und interpretieren Sie ihre Steigung. Wie würde sich die Lage der Investitions-Kurve verändern,
-wenn erwartet wird, daß die Güternachfrage allgemein stark zurückgeht?
-wenn durch Technischen Fortschritt attraktive neue Güter entstehen?
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c) Leiten Sie die IS-Kurve unter Berücksichtigung der obigen Investitionsnachfragekurve
grafisch in einem Schema mit 3 Quadranten oder 4 Quadranten her (mit Kommentar) und
erläutern Sie kurz ihre Bedeutung.
d) Untersuchen Sie grafisch oder algebraisch, wie sich die Steigung der IS-Kurve verändert,
wenn sich die Zinsreagibilität der Investitionsnachfrage verkleinert.
Unter welchen besonderen Bedingungen verläuft die IS-Kurve senkrecht?
Frage I 5 (10 Punkte)
Für den Gütermarkt einer Volkswirtschaft sei C = 10 + 0,6(Y – T) gegeben. Die
Staatsnachfrage nach Gütern G, die Kopfsteuer T und die geplanten Investitionen I
betragen jeweils 5.
a) Ermitteln Sie das Gleichgewichtseinkommen und den Staatsausgabenmultiplikator.
b) Untersuchen Sie in einer dynamischen Analyse, wie wieviel Prozent des gesamten
Multiplikatoreffekts bereits nach 3 Perioden eingetreten sind. (mit Skizze)
c) Zeigen Sie algebraisch, wie sich das Gleichgewichtseinkommen dieser Volkswirtschaft verändert, wenn der Staat die Kopfsteuer T um 2 Einheiten erhöht und seine
Ausgaben für Güter und Dienste G gleichzeitig auch um 2 Einheiten erhöht. Ermitteln
Sie den Staatsausgabenmultiplikator einer solchen kombinierten Haavelmo-Parallelpolitik und erläutern Sie seine Größe. Wirkt diese Politik expansiv oder kontraktiv?
Frage I 6 (10 Punkte)
a) Erläutern Sie die drei wichtigsten Funktionen, die Geld in einer Volkswirtschaft erfüllt.
b) Bestimmen Sie die Geldmengengrößen M1, M2 und M3 für die gesamte Europäische
Währungsunion aus den folgenden Angaben für Ende April 2006(in Mrd. Euro):
Bargeldumlauf 540; tägl. fällige Einlagen (Sichteinlagen) 2969; Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis
zu 2 Jahren 1199; Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist bis zu 3 Monaten 1564; Repogeschäfte
240; Geldmarktfondsanteile und Geldmarktpapiere 605; Schuldverschreibungen bis zu 2 Jahren Laufzeit 168; Schuldverschreibungen mit über 2 Jahren Laufzeit 2246, Einlagen mit mehr als 3 Monaten
vereinb. Kündigungsfrist 89, Einlagen mit vereinb. Laufzeit von mehr als 2 Jahren 1573.
c) In Bezug auf welche Geldart kann sich bei den folgenden Wirtschaftseinheiten jeweils ein
Liquiditätsproblem ergeben? (mit Begründung):
- priv. Haushalte;
-priv. Unternehmen;
-Geschäftsbanken;
-Zentralbank.
d) Eine großer Teil des Geldangebots entsteht durch die Geldschöpfung der Geschäftsbanken. Beschreiben Sie den Ablauf des Kredit- und Geldschöpfungsprozesses mit einer
geometrischen Reihe. Die anfängliche Überschußreserve im Geschäftsbankensektor in Zentralbankgeld sei 80 Mio Euro. Der Mindestreservesatz auf Einlagen sei rs = 0,15, die Barabzugsquote des Publikums sei b= 0,10. Wie groß ist hier die maximale Geldschöpfung der
Geschäftsbanken?
e) Nehmen Sie an, die Barabzugsquote sinkt durch Einführung kostengünstiger unbarer Zahlungstechniken auf b=0. Wie verändert sich dadurch der Geldschöpfungsmultiplikator? Wie
müßte die Zentralbank den Mindestreservesatz verändern, um die Wirkung des veränderten
Barabzugsverhaltens auf die Geldschöpfung der Banken auszugleichen? (Berechnung)
Frage I 7 (10 Punkte)
a) Leiten Sie eine LM-Kurve grafisch her und erläutern Sie kurz ihre Bedeutung.
b) Bestimmen Sie die LM-Gleichung für eine Nachfrage nach Transaktionskasse von
LT = 0,5Y und eine Nachfrage nach Spekulationskasse von LS = 40-5r bei einem gegebenen realen Geldangebot von (M/P) = 100.
c) Wie verändert sich die LM-Gleichung und die Lage der LM-Kurve im r-YDiagramm, wenn das Geldangebot auf (M/P) = 200 ausgeweitet wird? (Berechnung
und Grafik mit beiden LM-Kurven und Erläuterung des Effektes)
d) Was versteht man unter einem Angebotsüberschuß auf dem Geldmarkt? (kommentierte Grafik). Wie erkennen die einzelnen Geldnachfrager diese spezielle Situation? Welche Verhaltensweisen werden sie ergreifen?(Denken Sie an die SpekulatiSeite
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onskassentheorie!) Auf welche Weise könnte der Geldmarkt durch das Anpassungsverhalten der Geldnachfrager zum Gleichgewicht zurückkehren?
Frage I 8 (25 Punkte) (Alternativaufgabe)
a) Was besagt das Gleichgewicht im IS/LM-Modell? Erläutern Sie die verschiedenen Typen
von IS/LM-Ungleichgewichtssituationen (Grafik mit Kommentar)
b) Gehen Sie von einer Situation A aus, die durch einen Angebotsüberschuß auf dem Gütermarkt bei gleichzeitigem Nachfrageüberhang auf dem Geldmarkt gekennzeichnet ist. Erläutern Sie die durch diese Ungleichgewichtssituation ausgelösten Anpassungsprozesse auf
beiden Märkten mit ihren vielfachen Rückwirkungen und entwickeln Sie daraus einen Anpassungspfad zum IS/LM-Gleichgewicht. (mit Grafik)
c) Nehmen Sie an, ein Land möchte die Erhöhung seines Gleichgewichtseinkommens mit
Hilfe einer Ausweitung der Staatsausgaben erreichen. Diskutieren Sie unter Verwendung
von IS/LM-Diagrammen, von welchen Grössen bei einer Ausweitung der Staatsausgaben die
Höhe des störenden Verdrängungseffekts (crowding-out Effekt) im einzelnen abhängt. Unter
welchen Bedingungen ist der Effekt sehr groß, unter welchen ist er sehr klein? Was folgt
daraus für die Anwendung der Fiskalpolitik?
d) Gegeben sind die Gleichgewichtsbedingungen für Gütermarkt und Geldmarkt:
Y =! C( Y - t(Y) ) + G + I(r)
und
(M/P) =! LT (Y) + LS (r)
Im einem Land seien aktuell die folgenden Werte für die Ableitungen gegeben :
C´ = 0,7
t´ = 0,2
I´= -0,08
LT´ = 0,1
LS´ = -0,05
Berechnen Sie die Steigung der IS-Kurve und der LM-Kurve für dieses Land. (Ansatz, Herleitung und Berechnung)
e) Leiten Sie zunächst den einfachen Staatsausgabenmultiplikator (IS-Modell) und sodann
den erweitertern Staatsausgabenmultiplikator (IS/LM-Modell) her und vergleichen Sie ihre
Größen (Ansatz, Herleitung und Berechnung)
Frage I 9 (25 Punkte) (Alternativaufgabe)
a) Erläutern Sie unter Verwendung einer Grafik das langfristige Wachstumsgleichgewicht
(steady state) einer Volkswirtschaft im Solow-Modell. Warum bewegt sich die Volkswirtschaft
auf die stationären Niveaus von y und k hin, wächst aber nicht über sie hinaus?
b) Erklären Sie, welchen Einfluß die Zunahme einer stetigen Bevölkerungswachstumsrate
von n0 auf n1 auf das langfristige Wachstumsgleichgewicht hat. (mit Grafik) Wie wird sich die
Wachstumsrate des pro-Kopf-Einkommens y und wie die Wachstumsrate des Einkommensniveaus Y im neuen steady state verändern?
c) In vielen Entwicklungsländern beobachtet man mit steigendem pro-Kopf-Einkommen zunächst eine besonders stark ansteigende Bevölkerungswachstumsrate, die später wieder
kleiner wird. Erläutern Sie mit einer speziellen Solow-Grafik (Poverty trap), warum solche
Länder möglicherweise in einer "Entwicklungsfalle" auf einem unteren Wachstumsgleichgewicht verharren, obwohl auch ein weiteres oberes Wachstumsgleichgewicht bei hohem y
existiert. Was versteht man hier unter einem "critical minimum effort"?
d) Die Produktionsfunktion sei Y = Ka.(L.E)(1-a) mit a = 0,5 . Berechnen Sie daraus die Produktionsfunktion y= f(k) der Produktion pro Arbeitseffizienzeinheit mit y=Y/(L.E) und
k=K/(L.E) Berechnen Sie die steady-state Niveaus für k*, y* und c* (alle Größen pro Effizienzeinheit) Sparquote s = 0,25 ; Abschreibungsrate d= 0,1; Wachstumsrate der Bevölkerung n=0,05 ; Rate des stetigen Technischen Fortschritts g =0,1.
e) Berechnen Sie, wie eine Erhöhung der Rate des stetigen Technischen Fortschritts auf
g = 0,2 die Produktion pro Effizienzeinheit langfristig beeinflußt. (mit Grafik ) Vergleichen Sie
beiden Situationen in d und e im Hinblick auf die Entwicklung des pro-Kopf Einkommens Y/L
auf lange Sicht?
f) Was versteht man unter dem golden-rule Kapitalstock? Beweisen Sie: Bei obiger Produktionsfunktion wird das golden rule immer bei einer Sparquote s** = a erreicht.
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Frage I 10 (25 Punkte) (Alternativaufgabe)
a) Erläutern Sie die Gründe für die Keynessche Nachfrage nach Spekulationskasse.
b) Unterstellen Sie als Alternative zur Kassenhaltung ein festverzinsliches Wertpapier, über
dessen zukünftigen Kurs die einzelnen Wirtschaftssubjekte klare (einwertige) Erwartungen
haben. Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen Kurs PW und Marktrendite r bei festverzinslichen Wertpapieren mit unendlicher Laufzeit
c) Das Wirtschaftssubjekt strebe nach maximalem Ertrag für seinen für Spekulationszwecke
verfügbaren Betrag. Zeigen und erklären Sie, wie die Anlageentscheidung letztlich vom aktuellen Marktzins r und von den Zinserwartungen r* des Wirtschaftssubjektes bestimmt wird.
d) Leiten Sie eine einzelwirtschaftliche Nachfragekurve für die Spekulationskassenhaltung
eines Wirtschaftssubjektes her. (mit kommentierter Grafik)
e) Entwickeln Sie aus den einzelwirtschaftlichen Nachfragekurven die makroökonomische
Nachfragekurve nach Spekulationskasse LS . Unterstellen Sie dazu, dass es bei hohem
Marktzins sehr viele Zinspessimisten gibt und bei niedrigem Marktzins sehr viele Zinsoptimisten.
f) Erläutern Sie mit einem praktischen Beispiel, was man unter der Zinsreagibilität der Geldnachfrage versteht. In welcher gesamtwirtschaftlichen Situation wird die Nachfrage nach
Spekulationskasse eine absolut genommen sehr hohe Zinsreagibilität aufweisen? (Erläuterung mit kommentierter Zeichnung).
g) Wie beeinflusst eine hohe Zinsreagibilität der Geldnachfrage die Steigung der LM-Kurve
(grafische oder algebraische Herleitung), warum spricht man in diesem Zusammenhang von
einer Liquiditätsfalle der expansiven Geldpolitik?
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Frage II 1 (10 Punkte)
a) Zeigen Sie, wie sich aus den Haushaltsgleichgewichten für unterschiedliche Einkommenshöhen zunächst die Einkommens-Konsumkurve und daraus die beiden
Einkommens-Nachfrage-Kurven (Engel-Kurven) grafisch herleiten lassen.
(Genaue Bezeichnung aller relevanten Kurven und Punkte)
b) Die Nutzenfunktion eines HH sei mit U = x11/8. x23/8 gegeben, die Güterpreise
seien p1 = 3 und p2 = 3. Leiten Sie die Engelkurve für Gut 1 und Gut 2 algebraisch
her.
Frage II 2 (10 Punkte)
Ein HH verfügt über eine Konsumsumme von Euro 100,-. Er fragt die 2 Güter "Bier" und
"HSV-Eintrittskarten" nach, deren Preise p1 = 1 Euro und p2 = 20 Euro sind.
a) Zeichnen Sie die Budgetkurve und erläutern Sie, was man in diesem Zusammenhang
unter den Opportunitätskosten des Konsums einer zusätzlichen Einheit von Gut 2 versteht
und wie man sie grafisch ermittelt.
b) Wie verändern sich die Opportunitätskosten des Konsums von Gut 2 gegenüber der Ausgangslage, wenn
-sich beide Preise verdoppeln und sich gleichzeitig die Konsumsumme vervierfacht?
-der Preis für Gut 1 auf Null fällt? (Grafiken mit Kommentar)
c) Der HH befinde sich in der Ausgangssituation, er bekommt aber zusätzlich für 30 Biere
Freigutscheine, die nur von ihm persönlich eingelöst werden können und nicht weiterverkäuflich sind. Zeichnen Sie den genauen Verlauf seiner neuen Budgetkurve. In welchem Bereich
der Budgetkurve sind die Opportunitätskosten von Gut 2 gleich Null?
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Frage II 3 (10 Punkte)
a) Beschreiben Sie algebraisch und verbal das Konzept der Preiselasizität der Nachfrage und das Konzept der Preiselastizität des Angebotes.
b) Nachdem die Ölpreise in den letzten Tagen auf 75 $ je Barrel angestiegen sind,
hat OPEC-Präsident Edmund Dankoru angedeutet, das Kartell der Förderländer wolle die bisherigen Fördermengen um 4% ausweiten, um den Ölpreis auf 60 $ je Barrel
zu senken. Erläutern Sie die Wirkung dieser Maßnahme in einem AngebotsNachfrage-Diagramm bei gegebener Welt-Nachfragekurve. Das Ölangebot der
OPEC sei völlig preisunelastisch.
c) Berechnen Sie: Von welcher kurzfristigen Preiselastizität der Ölnachfrage ging die
OPEC bei ihrer Maßnahme offensichtlich aus?
d) Erwarten Sie, dass die Preiselastizität der Ölnachfrage (absolut genommen) kurzfristig oder langfristig größer ist? Begründen Sie Ihre Erwartungen.
Frage II 4 (10 Punkte)
a) Zeigen Sie, wie sich der Gesamteffekt einer Preissenkung bei Gut 1 nach Hicks in einen
Substitutionseffekt und einen Einkommenseffekt zerlegen läßt. (Grafische Analyse in einem
(x1,x2)-Diagramm mit ausführlicher Beschriftung und ausführlicher Erklärung )
b) Woran kann man bei der Analyse des Substitutionseffektes und des Einkommenseffektes
einer Preissenkung bei Gut 1 erkennen, ob es sich bei dem untersuchten Gut 1 um ein Giffen-Gut handelt?
c) Peter gibt sein Einkommen für VWL-Bücher und Kleidung aus. Wenn sein Einkommen
fällt, kauft er weniger Bücher. Begründen Sie mit S-Effekt und E-Effekt: Wenn in einer anderen Situation bei unverändertem Einkommen der Preis für Bücher fällt, wird Peter dann mehr
Bücher kaufen, weniger Bücher kaufen oder ist beides denkbar?
d) Nehmen Sie an, für Fred sei Kleidung ein superiores Gut, VWL-Bücher dagegen ein absolut inferiores Gut. Erläutern Sie: Was passiert mit der Nachfrage nach Kleidung, wenn der
Preis für Kleidung fällt? Was passiert mit der Nachfrage nach Büchern, wenn der Preis für
Kleidung fällt? (S-Effekt, E-Effekt)
Frage II 5 (10 Punkte)
Der Besitzer A eines Weinberges macht in Jahren mit gutem Wetter (kein Regen oder Frost in der Erntezeit) einen Gewinn G von 200.000 Euro. Wenn das Wetter dagegen schlecht ist, entsteht ihm ein negativer Gewinn von -40.000 Euro (also einen
Verlust!). A erwartet mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 % gutes Wetter.
a) Berechnen Sie den Erwartungswert E von G. Berechnen Sie die Varianz s2 und
die Standardabweichung s von G.
b) Der Aufkäufer B der Weintrauben bietet A einen garantierten Gewinn von 140.000
Euro pro Jahr für die gesamte Ernte. A ist risikoavers.
Stellen Sie die Entscheidungs-Alternativen von A in einem (E-s)-Diagramm dar und
untersuchen Sie mit Hilfe der skizzierten Indifferenzkurven von A, ob A dieses Angebot von B akzeptieren wird oder nicht.
c) Aus welchen Gründen könnte B ein solches Angebot unterbreitet haben?
Frage II 6 (10 Punkte)
Gegeben sei die Produktionsfunktion y = 5r10,5 + 10r20,5
a) Bestimmen Sie die Kostenfunktion K= K(y) der Unternehmung für die gegebenen
Faktorpreise q1 =1 q2 = 4 . Die Fixkosten F betragen 200. (mit kurzer Erläuterung
des Ansatzes)
b) Bestimmen Sie die gewinnmaximale Produktionsmenge y* für einen gegebenen
Güterpreis von p = 2 nach der Output-Regel. (mit Darstellung des Ansatzes)
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Dr. M. Ruiz VWL-Klausurfragen HWI SS06 vom 14.Juli 2006 Seite 6 von 7 Seiten.
c) Bestimmen Sie die gewinnmaximalen Faktoreinsatzmengen r1* und r2* nach der
Input-Regel. (mit Darstellung des Ansatzes) Welche Produktionsmenge wird mit diesen Faktormengen produziert?
Frage II 7 (10 Punkte)
Erläutern Sie den Verlauf einiger typischer Indifferenzkurven für die folgenden speziellen Präferenzen (je eine kommentierte Grafik).
a) HH A ist der Auffassung, daß Brot restlos durch Schinken ersetzt werden kann,
aber Schinken nicht restlos durch Brot.
b) HH B isst jeweils einen Hamburger und spült ihn mit einem Bier hinunter. Ohne
eine weitere Einheit des einen Gutes wird er keine weitere Einheit des anderen Gutes konsumieren.
c) Hund Bello mag Wurst, interessiert sich aber nicht für Fisch.
d) Kühlaggregate sind durch ein bestimmtes Verhältnis der beiden Eigenschaften
"Kühlleistung" und "Lärmerzeugung" gekennzeichnet. Wie könnten die Indifferenzkurven eines Käufers von Kühlaggregaten aussehen?
Frage II 8 (25 Punkte) (Alternativaufgabe)
a) Definieren Sie formal, wann eine Produktionsfunktion y = g(r1,r2) homogen von
Grade m ist und erläutern Sie , was das bedeutet.
b) Prüfen Sie folgende Funktionen auf Homogenität und ermitteln Sie gegebenfalls
den Homogenitätsgrad.
(1) y = 0,4r11/5 + 0,5r24/5
(2) y = 5r1 + r22/(r1 + r2) + 8r2
(3) y = 0,4r10,3 r20,7
(4) y = 1,5r10,6 r20,8
(
5) y = 3,0r10,7+ 0,3r20,7
c) Wie verlaufen im allgemeinen bei y = g(r1,r2) die Ertragskurve und die Grenzertragskurve für den Faktor r1 ? Welche Bedeutung hätte eine Vergrößerung von r2
für die Lage der Ertragskurve von Faktor r1 ?(Zeichnungen und Diskussion der Eigenschaften). Erläutern Sie die ökonomischen Gründe für das Auftreten positiver
Grenzerträge und für das Auftreten sinkender Grenzerträge der Produktionsfaktoren
(Beispiel).
d) Ist es möglich, daß bei einem Produktionsprozess gleichzeitig steigende Skalenerträge (Homogenitätsgrad m > 1) und sinkende Grenzerträge auftreten können? Untersuchen Sie die Funktion 4 darauf hin (Erläuterung des Ergebnissses)!
e) Skizzieren Sie für die Funktionen 3, 4 und 5 in jeweils einer Zeichnung die relative
Position der Isoquanten für die folgenden ausgewählten Produktionsniveaus:
y1 = 1,5 ; y2 = 3; y3 = 4,5; y4 =6; (keine exakte Berechnung erforderlich; Homogenitätsgrad soll aber optisch deutlich erkennbar sein)
f) Erläutern Sie denkbare ökonomischen Ursachen für steigende, konstante und sinkende Skalenerträge von Produktionsfunktionen.
Frage II 9 (25 Punkte) (Alternativfrage)
Zwei Unternehmen A und B dominieren den Markt für Rennräder und konkurrieren um die
Nachfrage. Der Wettbewerb ist sehr aggressiv und findet über den Einbau neuer Techniken
statt. Folglich sind beide Unternehmen gezwungen, im ständigen Kampf um die Marktanteile
viel Geld für Forschung und Entwicklung (F&E) auszugeben. Wenn beide Unternehmen kein
Geld für F&E ausgeben, werden die Preise gleich bleiben und die Gewinne erhöhen sich um
die nicht getätigten F&E-Ausgaben
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Dr. M. Ruiz VWL-Klausurfragen HWI SS06 vom 14.Juli 2006 Seite 7 von 7 Seiten.
Jedes Unternehmen muß vorab ohne Absprache über seine Strategie entscheiden.
B
F&E
F&E
40/20
kein F$E
80/ -20
A
kein F&E
-20/ 60
60/ 40
a) Was versteht man unter einer dominanten Strategie?
b) Untersuchen Sie, ob A oder/und B über eine dominante Strategie verfügt und wo sie ggf.
liegt. (mit ausführlicher Begründung)
c) Was versteht man unter einer Maximin-Strategie? Zeigen Sie, wie die Maximin-Strategie
von A und von B aussehen würde.
d) Was versteht man unter einem Nash-Gleichgewicht? Prüfen Sie, ob es stabile Gleichgewichte (Nash-Gleichgewichte) gibt und wo es/sie ggf. liegen. (Ausführliche Untersuchung
jeder möglichen Alternative )
e) Was versteht man allgemein unter einem "Gefangenendilemma"? Erläutern Sie den Namen.
f) Untersuchen Sie, ob hier eine solche Dilemma-Situation vorliegt. Was wäre erforderlich,
um eine solche Dilemma-Situation zu vermeiden?
Frage II 10 (25 Punkte) (Alternativfrage)
a) Leiten Sie für ein Unternehmen bei vollständiger Konkurrenz auf seinen Güter- und Faktormärkten die Bedingung für die gewinnmaximale Arbeitseinsatzmenge analytisch her (Input-Regel).
b) Erläutern Sie die Begriffe "physisches Grenzprodukt der Arbeit" (Grafik) und "Wertgrenzprodukt der Arbeit" (Grafik) und entwickeln Sie die Arbeitsnachfragefunktion des Unternehmens (bei konstantem Kapitaleinsatz) in einer Grafik (mit Erläuterungen).
c) Wie würde sich die Arbeitsnachfrage ändern, wenn der Marktpreis für Arbeit cet.par. fällt?
d) Erläutern Sie mit einer Grafik des Arbeitsmarktes, warum sich der Lohnsatz auf einem
Wettbewerbsmarkt normalerweise zum Gleichgewichtslohn bei Vollbeschäftigung bewegen
sollte.
e) Henry Ford hat 1914 die Löhne verdoppelt und dies als "eine der besten Maßnahmen zur
Kostensenkung" bezeichnet. Erläutern Sie die dieser Maßnahme zugrunde liegenden Idee
des Effizienzlohns.
f) Diskutieren und begründen Sie einen denkbaren Zusammenhang zwischen dem Lohnsatz
q1 und den geleisteten Effizienzeinheiten pro Arbeiterstunde h(q1) mit zunächst zunehmender und später abnehmender Grenzeffizienz (mit kommentierter Grafik).
g) Welche modifizierte Gewinnfunktion maximiert ein Unternehmen, wenn es neben dem
Arbeitseinsatz r1 zusätzlich auch den Lohnsatz q1 variiert, um die Arbeitseffizienz zu beeinflussen? (mit genauer Erläuterung!). Ermitteln Sie die beiden Bedingungen 1. Ordnung für
ein Gewinnmaximum und leiten Sie daraus eine Bedingung für den gewinnmaximalen Effizienzlohn q1e her. Was besagt diese Bedingung in Worten?
Zeigen Sie in einer Grafik, wo genau der optimale Punkt mit dem gewinnmaximalen Effizienzlohn auf der h-Kurve liegt. Begründen Sie ökonomisch, warum die Punkte auf der hKurve links und rechts von q1e nicht optimal sind.
h) Zeichnen Sie die Arbeitsnachfragekurve eines Unternehmens mit Effizienzlohnstrategie in
ein Marktdiagramm und begründen Sie, warum diese Arbeitsnachfragekurve für Marktlöhne
oberhalb von q1e existiert (entspricht der unter b hergeleiteten Funktion), für Löhne darunter
aber nicht.
i) Diskutieren Sie die Auswirkungen einer Effizienzlohnstrategie der Unternehmen auf das
Arbeitsmarktgleichgewicht.
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