So kann dich die HPV-Impfung schützen

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Die Gynäkologin zeigt dem Girl das
Mikroskop, mit dem sie bösartige
Gewebeveränderungen am
Gebärmutterhals erkennen kann
b
Special
H
underte Fragen erreichten
das Dr.-Sommer-Team, seit
die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs für Mädchen von
Ärzten empfohlen wird. „Muss ich
mich impfen lassen?“, „Wirkt die
Impfung auch, wenn ich schon
Sex hatte?“, „Ist dafür eine Untersuchung vom Arzt nötig?“. Die
Impfung schützt vor Erkrankungen
durch Humane Papillom-Viren
(HPV). Diese können Gebärmutterhalskrebs auslösen – die zweit­
häufigste Krebsart bei Frauen unter
45 Jahren! Allein in Deutschland
gibt es jedes Jahr 5.000 bis 6.000
Neuerkrankungen. Oft mit tödli­chem
Ausgang. Seit März 2007 empfehlen
viele Mediziner Mädchen im Alter
zwischen zwölf und 17 Jahren diese
Impfung. Einige warnen aber auch
davor. Marthe vom Dr.-SommerTeam ist zur Frauenklinik Düsseldorf gefahren und hat sich dort
mit einer Expertin getroffen, die
alle Leserfragen beantwortet . . .
b: Frau Professor
Dr. Hampl, was genau kann pas­
sieren, wenn sich ein Mädchen
mit HP-Viren infiziert?
Dr. Hampl: Die Viren können im
seltenen Fall Gebärmutterhalskrebs
und bösartige Veränderungen der
Scheide und des Scheideneingangs
verursachen.
B: Verursachen die Viren
bei Mädchen und Frauen immer
eine Krebserkrankung?
Dr. Hampl: Nein! Oft werden die
körpereigenen Abwehrkräfte mit
den Viren fertig. Die Infektion heilt
dann innerhalb von ein bis zwei
Jahren ohne Behandlung und Folgen
aus. Aber darauf kann sich nun mal
niemand verlassen. Die Infektion
kann eben auch bei einigen zu
Gebärmutterhalskrebs oder ande­
Sie ist die
HPV-Spezia­
listin: Frau
Prof. Dr. Hampl
(r.) von der
Frauenklinik
Düsseldorf.
Marthe vom
Dr.-SommerTeam stellte
ihr die häufigs­
ten Fragen
der Leser
ren Genitaltumoren und deren
Vorstufen führen. Außerdem kann
man sich trotz durchgemachter
Infektion wieder neu anstecken.
B: Welche Beschwerden
können die Viren noch auslösen?
besonders gefährdet. Da ich weiß,
Dr. Hampl: Häufig sind es leichte
wie sehr sie unter den Warzen
Entzündungen und Feigwarzen im
leiden, bin ich für die HPV-Impfung.
Genitalbereich. Feigwarzen sind zwar
B: Wie vertragen Mädchen
gutartig, aber sie sehen schlimm
die HPV-Impfung?
aus und sind un­ange­nehm. Und
Dr. Hampl: Unter normalen
beim Geschlechtsverkehr können
Umständen sehr gut. Wie bei jeder
sie auch stören – weil sich die Be­
Impfung kann die Einstichstelle am
troffenen dafür schämen oder beim
Arm wehtun. Fieber, Kopfschmer­zen
Sex Schmerzen haben. Die Warzen
oder Übelkeit kommen ebenfalls vor.
gehen zwar meist von allein wieder
Jugendliche, die eine bestimmte
weg. Aber das kann Monate dauern.
schwere chronische Erkrankung
B: Lässt sich mit einer
haben, dürfen nicht geimpft wer­
Impfung denn nicht nur der Krebs,
den. Das gilt auch für jeden, der
sondern auch die Entstehung von
auf gewisse Stoffe, die in jedem
Feigwarzen verhindern?
Impfstoff enthalten sind, allergisch
Dr. Hampl: Das hängt davon ab, für
reagiert oder unter einer starken
welche Impfung sich ein Mädchen
Blutgerinnungsstörung leidet.
entscheidet. Denn es gibt zwei
B: Aber in den Zeitungen
Impfstoffe. Beide sind gut
wurde sogar von einigen
verträglich. Aber der eine
Todes­fällen berichtet . . .
Für die
wirkt nur gegen die Viren,
Dr. Hampl: Ja, das ist
die Krebs auslösen kön­
HPV-Impfung leider wahr. Allerdings
nen. Der andere schützt
bei keinem der
muss Dich der konnte
zusätzlich gegen die
verstorbenen Mädchen
Frauenarzt nicht ein direkter Zusammen­
Viren, die für die Feig­
warzen verantwortlich
untersuchen hang mit der Impfung
sind. Wie gesagt: Die War­
nachgewiesen werden.
zen sind nicht bösartig, aber
B: Wie lässt sich eine
oft ein Problem, weil
HPV-Infektion denn feststellen?
sie trotz Behandlung
Dr. Hampl: Durch eine Unter­
immer wiederkommen.
suchung von einem Facharzt wie
Wie aufwendig die
zum Beispiel Frauenarzt oder
Behandlung mit Laser
Urologe. Das ist aber nur nötig,
oder Salbe ist, hängt
wenn ein begründeter Verdacht
von der Menge der
besteht. Zum Beispiel, weil es
Warzen ab. In jedem
bereits auffällige Veränderungen
Fall ist es unange­
an den Geschlechtsorganen gibt.
nehm. Das Problem:
B: Die HPV-Impfung
Die Anzahl der
wird ausschließlich für Mädchen
Be­troffenen ist in
empfohlen. Gibt es für Jungen
Im Beratungsgespräch erklärt ihr Frau den letzten zwanzig
kein Ansteckungsrisiko?
Dr. Hampl genau, welche Veränderungen Jahren stark ge­
Dr. Hampl: Doch, natürlich. Aber
eine HPV-Infektion auslösen können
stiegen. Und junge
Jungs haben meist keine Beschwer­
und wie sie sich davor schützen kann
Menschen sind
den und merken nichts von der
B 66
Viele Mädchen
sind unsicher, ob
die HPV-Impfung
wirklich sinnvoll ist
Fotos: Getty Images, GrafikAtelier Riediger, Mike Beutler
Viele Mädchen sind
unsicher: „Soll ich mich
gegen Gebärmutterhalskrebs impfen
lassen oder nicht?“
B wollte es genau
wissen und hat eine
Expertin dazu befragt
Infektion, obwohl sie Virusträger
sind und den Erreger weitergeben.
Eine Übertragung mit HPV findet
zu 90 % beim Geschlechtsverkehr
statt. Beim Küssen besteht kein
Risiko. Auch Jungen können
Feigwarzen kriegen. Bei ihnen
bilden sich die Warzen haupt­
sächlich an der Penisspitze oder
am Hodensack.
B: Können sich auch
Jungen impfen lassen?
Dr. Hampl: Ja. Es gibt Untersu­chun­gen, wo man Jungs im Alter
von zwölf bis 15 Jahren geimpft
hat und sie genauso gut auf die
Impfung angesprochen haben
wie Mädchen. Da es aber bisher
keine offizielle Impfempfehlung
für Jungen gibt, müssen sie die
Kosten selber bezahlen. Ob auch
Jungs durch eine Impfung vor
bestimmten Krebsarten geschützt
werden können, ist noch nicht
eindeutig erwiesen. Man weiß
aber, dass bei einigen Tumorerkran­
kungen HP-Viren mit im Spiel sind.
B: Und Kondome?
Schützen die nicht vor einer
HPV-Infektion?
Dr. Hampl: Leider nicht 100%ig.
Nach der dritten Impfung ist der
Denn bei einem infizierten Mädchen
volle Impfschutz erreicht. Ganz
sitzt das Virus nicht nur am Gebär­
wichtig dabei: Eine Impfung ersetzt
mutterhals oder in der Scheide,
NICHT die jährliche Vorsorge-Unter­
sondern auch im Bereich der Scham­
suchung beim Frauenarzt! Die muss
lippen und des Scheideneingangs.
weiterhin stattfinden!
Bei den Jungen ist nur der Penis
B: Und wann ist der beste
durch das Kondom geschützt, aber
Zeitpunkt für eine Impfung?
nicht die Hoden. Auch dort können
Dr. Hampl: Genau genommen vor
sich die Viren befinden oder auf die
dem ersten Mal. Eine Ansteckung
Haut übertragen werden. Berühren
ist schließlich schon beim ersten
sich beim Sex Hoden und
Geschlechtsverkehr möglich.
Vulva, kann es zu einer
Zugelassen ist die Impfung
Auch
An­steckung kommen.
ab neun Jahren. Empfohlen
Jungen
B: Was kostet
wird sie aber erst ab
so eine HPV-Impfung?
zwölf. Bislang wissen wir
können sich
Dr. Hampl: Etwa
anstecken – und aus Impfstudien, dass
450 bis 480 Euro für
der Schutz etwa acht
Feigwarzen am Jahre anhält. Deshalb
den Impfstoff. Hinzu
Penis bekom- sollte nicht zu früh
kommt das ärztliche
Honorar. Für Mädchen
geimpft werden – damit
men!
unter 18 werden die
das Mädchen möglichst
Kosten von den Krankenlange geschützt ist, wenn es
kassen übernommen.
auch wirklich Sex hat.
B: Wie viele Spritzen
B: Das heißt, ein Mädchen
sind nötig, um den vollen Impfdas mit neun Jahren geimpft wurde
schutz zu erreichen?
und mit 16 zum ersten Mal mit
Dr. Hampl: Drei Spritzen, die inner­
einem Jungen schläft, hat keinen
halb von sechs Monaten in den
vollen Impfschutz mehr?
Oberarmmuskel verabreicht werden.
Dr. Hampl: Das lässt sich noch
nicht genau sagen, da es die
Impfung erst seit wenigen Jahren
gibt. Neuere Studienergebnisse
deuten aber darauf hin, dass der
Impfschutz wesentlich länger
anhält als sieben bis acht Jahre.
Wann und ob überhaupt eine spä­
tere Auffrischung erforderlich ist,
muss erst noch erforscht werden.
B: Gut zu wissen! Macht
eine Impfung denn überhaupt noch
Sinn, wenn man schon Sex hatte?
Dr. Hampl: Absolut! Denn ein
Mädchen muss deshalb noch nicht
infiziert oder erkrankt sein. Und
falls doch, hat die Impfung zwar
keine heilende Wirkung. Aber sie
schützt gegen zwei oder vier ver­
schiedene Virustypen – je nach
Impfstoff. Das bedeutet: Wenn ein
Mädchen mit einem dieser Viren
infiziert ist, verhindert die Impfung
immer noch eine Ansteckung mit
den anderen Virustypen.
B: Und deshalb befürworten Sie persönlich die Impfung?
Dr. Hampl: Genau. Denn ich denke,
es ist immer besser, eine Krankheit
im Vorfeld zu verhindern, als sie
später be­handeln zu müssen!
Der Gebärmutterhals
verbindet
die Scheide
mit der
Gebär­
mutterhöhle
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