BWM 2004 AUFGABE 1 Marcel Schmittfull Aufgabe 1 Man bezeichne die Menge der an der Tafel stehenden Zahlen mit S = {s P1 , s2 , . . . , sn }. Die Summe aller Elemente einer Menge M werde durch M dargestellt. Behauptung. Beim Ausführen von Spielzügen ist der 11-er Rest der Summe aller an der Tafel stehenden Zahlen invariant bzw. konstant, d.h. I := n X si mod 11 = X S mod 11 = const. i=1 Beweis. An der Tafel seien die Zahlen der Menge S0 = {s1 , s2 , . . . , sn }. Es ist si ∈ {0, 1, . . . , 2004} für alle 0 < i ≤ n, weil zu Beginn des Spiels S = {1, 2, . . . , 2004} gilt und an die Tafel nur neue Zahlen aus der Menge {0, 1, . . . , 10} geschrieben werden1 . Ein Spielzug kann im Detail wie folgt beschrieben werden. 1. Es wird eine Teilmenge U von S0 ausgewählt, U ⊆ S0 . 2. Die Menge der an der Tafel stehenden Zahlen wird zu nX o S1 = (S0 \ U ) ∪ U mod 11 . Die Behauptung kann also ausgedrückt werden durch2 X X S0 mod 11 = S1 mod 11 nX o X = (S0 \ U ) ∪ U mod 11 mod 11 X X X = S0 − U + U mod 11 mod 11 X X X = S0 mod 11 − U mod 11 U mod 11 mod 11 mod 11 (∗) X = S0 mod 11 mod 11 X = S0 mod 11 für beliebige S0 = {s1 , . . . , sn }, si ∈ {0, . . . , 2004}, U ⊆ S0 . D.h. die Behauptung gilt für beliebige S0 = {s1 , . . . , sn }, si ∈ {0, . . . , 2004}, U ⊆ S0 , d.h. nach jedem Spielzug ist X X I= S0 mod 11 = S1 mod 11 = const. Zu Beginn des Spiels ist I= X S mod 11 = 2004 X i=1 1 2 i mod 11 = 2004 · 2005 mod 11 = 2009010 mod 11 = 3. 2 x mod 11 liefert per Def. nur Werte aus {0, 1, . . . , 10}. In Zeile (*) wird die Additionsregel (a + b) mod k = (a mod k + b mod k) mod k verwendet, vgl. z.B. http://en.wikipedia.org/wiki/Modulo. 1 / 11 BWM 2004 AUFGABE 1 Marcel Schmittfull Am Ende des Spiels muss also ebenfalls I = (1000+x) mod 11 = (1000 mod 11+x mod 11) mod 11 = (10 + x) mod 11 = 3 gelten. Dies impliziert x mod 11 = 4. Die nach einem beliebigen Spielzug an die Tafel geschriebene neue Zahl ist aus {0, . . . , 10}, d.h. die Zahl 1000 kann nicht in einem Spielzug neu hinzugeschrieben worden sein, sondern musste seit Beginn des Spiels unverändert bleiben. Weil die Anzahl der Zahlen von 2004 am Anfang auf zwei am Ende reduziert wurde, muss zwischen Anfang und Ende des Spiels mind. ein Spielzug stattgefunden haben. D.h. die gesuchte Zahl x ist eine durch einen Spielzug neu hinzugeschriebene Zahl, also x ∈ {0, . . . , 10}. Mit x mod 11 = 4 muss also x = 4 sein. Alternativlösung. Die Aufgabe kann alternativ auch ohne Verwendung der Invarianten gelöst werden. Ein Spielzug weist einer Teilmenge S der an der Tafel stehenden Zahlen P genau einen Wert aus der Menge {0, 1, . . . , 10} zu, nämlich den Wert ( si ) mod 11, wenn si die Elemente von S sind. Man kann einen Spielzug also als Abbildung X f : S → {0, 1, . . . , 10}, f : S → si mod 11, i,si ∈S auffassen. Zu Beginn des Spiels stehen 2004 Zahlen {1, 2, . . . , 2004} an der Tafel, am Ende, d.h. nach mehrmaligem Anwenden von f , sind es nur noch zwei Zahlen, 1000 und x. Weil ein Spielzug f nur Werte aus {0, 1, . . . , 10} liefert, ist 1000 keine durch Spielzüge erhaltene Zahl. Also erfolgt die Reduzierung der 2004 Zahlen auf zwei Zahlen durch Anwendung mehrerer Spielzüge auf ausschließlich Zahlen k ∈ K := {1, 2, . . . , 2004} \ {1000}. D.h. auf die 2003 Zahlen k ∈ K werden so lange Spielzüge f angewandt, bis nur noch eine Zahl, x, übrig bleibt. Dann stehen nur noch die beiden gewünschten Zahlen 1000 und x an der Tafel, wobei sicher x ∈ {0, 1, . . . , 10} gesagt werden kann. Die Folge von Spielzügen (fj ), die die Zahlen k ∈ K auf eine einzige Zahl x ∈ {0, 1, . . . , 10} reduziert, kann nun genauer untersucht werden. 2 / 11 BWM 2004 AUFGABE 1 Marcel Schmittfull Aus der Additionsregel für den Modulo folgt n X f (f (a1 , . . . , an ), f (b1 , . . . , bm )) = f = = i=1 n X m X ! ai mod 11, ! ai mod 11 + i=1 n X m X i=1 i=1 i=1 m X ! bi ! mod 11 ! bi ! mod 11 i=1 ai + ! bi mod 11 = f (a1 , . . . , an , b1 , . . . , bm ). D.h. die Folge von Spielzügen f1 , f2 , . . . , die die Zahlen k ∈ K auf eine einzige Zahl x ∈ {0, 1, . . . , 10} reduziert, liefert exakt dasselbe Ergebnis wie ! 2004 X f (1, 2, . . . , 999, 1001, 1002, . . . , 2004) = i − 1000 mod 11 i=1 = 2004 · 2005 − 1000 2 mod 11 = 4. Wendet man also solange Spielzüge auf die an der Tafel stehenden Zahlen an, bis neben der 1000 nur noch eine Zahl an der Tafel steht, so muss diese Zahl die 4 sein. 3 / 11 mod 11 BWM 2004 AUFGABE 2 Marcel Schmittfull Aufgabe 2 Durch Betrachtung einiger Beispieldreiecke, die die vorgegebenen Eigenschaften besitzen, fällt auf, dass a2 + b2 + c2 = (a + b − c)2 , wenn c die kürzeste Seite im jeweiligen Dreieck ist. Diese Besonderheit führt direkt zur Lösung der Aufgabe. Zunächst ist klar, dass es in jedem Dreieck eine Seite c mit c ≤ a und c ≤ b gibt, wenn a und b die beiden anderen Seiten des Dreiecks sind. Aus 1 1 1 A = aha = bhb = chc 2 2 2 (2.1) folgen c : a = ha : hc und c : b = hb : hc . Wegen c ≤ a und c ≤ b ist also hc ≥ ha und hc ≥ hb , d.h. die Höhe hc der kürzesten Seite c des Dreiecks ist die Höhe, die gleich der Summe der beiden anderen Höhen ist, also hc = ha + h b . (2.2) Nun kann folgende Behauptung bewiesen werden. Behauptung. Es gilt (a + b − c)2 = a2 + b2 + c2 , falls a, b, c ∈ N, c ≤ a, c ≤ b und hc = ha + hb in dem Dreieck mit den Seitenlängen a, b, c. Beweis. Allg. gilt (a + b − c)2 = a2 + b2 + c2 + 2(ab − bc − ac). (2.3) Es soll gezeigt werden, dass unter den gegebenen Voraussetzungen ab − bc − ac = 0 gilt. Aus (2.1) und (2.2) folgt hc = 2 A A A = ha + hb = 2 + 2 , c a b also A A A = + c a b bcA + acA abA ⇔ = abc abc ⇔ ab = bc + ac ⇔ 0 = ab − bc − ac. Gleichung (2.3) wird also zu (a + b − c)2 = a2 + b2 + c2 , d.h. die Behauptung ist bewiesen. Wegen a, b, c ∈ N ist a + b − c ∈ N , d.h. (a + b − c)2 = a2 + b2 + c2 ist eine Quadratzahl. 4 / 11 BWM 2004 AUFGABE 3 Marcel Schmittfull Aufgabe 3 Zur Veranschaulichung der Lösung wurden zwei Skizzen von der Zerlegung der Sechsecke und eine Skizze der Zusammensetzung zu einem gleichseitigen Dreieck angefertigt (vgl. Seite 8-8). Die Seitenlänge des regelmäßigen Sechsecks wird im Folgenden mit a bezeichnet. Damit sich die sechs Teile der beiden regelmäßigen Sechsecke lückenlos und überschneidungsfrei zu einem gleichseitigen Dreieck zusammensetzen lassen, muss die Fläche des zu bauenden gleichseitigen Dreiecks genauso groß sein wie die Fläche der beiden Sechsecke. Die Fläche der beiden Sechsecke erhält man durch Betrachtung des Dreiecks 4LM K in Abb. 2, wenn M der Mittelpunkt des Sechsecks ist. Dann halbieren nämlich die Strecken [M K] und [M L] die Innenwinkel des Sechsecks an den Ecken K und L. Ein Innenwinkel im gleichmäßigen Sechseck beträgt (6−2)·180◦ : 6 = 120◦ , also ∠LKM = ∠M LK = 60◦ . Folglich ist das Dreieck 4LM K gleichseitig, also 1 √ 1 p A(4LM K) = a a2 − (a : 2)2 = a2 3. 2 4 Die Gesamtsfläche Ages der beiden Sechsecke ist somit √ Ages = 12 · A(4LM K) = 3 3 a2 . Dies ist gleich der Fläche des zu bauenden gleichseitigen Dreiecks. Mit x als Seitenlänge dieses Dreiecks ergibt sich also √ √ 1 √ Ages = 3 3 a2 = x2 3 ⇒ x = 2 3 a. 4 Man betrachte nun die Strecke [KG] in Abb. 2. Sie ist doppelt so lang als die Höhe des Dreiecks 4LM K, also p √ KG = 2 · a2 − (a : 2)2 = 3 a. Die Seitenlänge x des zu bauenden Dreiecks ist also doppelt so groß als KG. Durch systematisches Probieren stößt man rasch auf die in den Abb. 1 und 2 gezeigte Zerlegung der Sechsecke und die in Abb. 3 gezeigte Zusammensetzung des Dreiecks. Es ist klar, dass die Zerlegung aus sechs Teilen besteht. Die drei Seiten des Dreiecks in Abb. 3 sind jeweils aus zwei zu KG gleichlangen Strecken zusammengesetzt1 , d.h. alle Seitenlängen des Dreiecks sind wie oben berechnet x = 2KG, das Dreieck ist also gleichseitig. Nun muss noch gezeigt werden, dass es keine Lücken oder Überdeckungen gibt. Hierzu werden 1. alle aneinanderliegenden Seiten im Dreieck in Abb. 3 auf die Gleichheit ihrer Längen überprüft. 2. werden die Winkel an allen Schnittpunkten innerhalb des Dreiecks in Abb. 3 berechnet und geprüft, ob die Summe aller Winkel an einem Schnittpunkt 360◦ beträgt. Sind alle 1 Die untere Seite des Dreiecks ist ist aus zwei Strecken [KG] zusammengesetzt. Die beiden übrigen Seiten des Dreiecks sind aus zwei Strecken [AE] bzw. [CE] zusammengesetzt, wobei KG = AE = CE, weil die beiden Sechsecke kongruent sind. 5 / 11 BWM 2004 AUFGABE 3 Marcel Schmittfull diese Prüfungen korrekt, so gibt es keine Überschneidungen oder Lücken in dem Dreieck. 1. Seiten. Die Flächen 1 und 4 haben die Strecken [E1 F1 ] und [G4 L4 ] gemeinsam. Beide Strecken sind Seiten der ursprünglichen Sechsecke, d.h. sie haben beide die gleiche Länge, E1 F1 = G4 L4 = a. Selbiges gilt für alle2 gemeinsamen Strecken der anderen Flächen, a = F1 A1 = H6 G6 = A2 B2 = G6 M6 = B2 C2 = M6 K6 = C3 D3 = K6 J6 = D3 E3 = M5 G5 = M5 K5 = J6 I6 = K4 L4 = I6 H6 . Somit sind alle aneinanderliegenden Seiten gleichlang. 2. Winkel. Im Folgenden werden die Punkte der Deutlichkeit halber mit den Flächen-Indizes 1, 2, . . . , 6 versehen. Zu Dreieck 1 in Abb. 1 sind die Dreiecke 3, 4 und 5 kongruent. Der stumpfe Winkel in jedem dieser Dreiecke ist Innenwinkel im regelmäßigen Sechseck, also 120◦ . Wegen der Gleichschenkligkeit der Dreiecke sind die spitzen Winkel (180◦ − 120◦ ) : 2 = 30◦ groß. Weil die Teile 2 und 6 achsensymmetrisch zu E2 B2 bzw. M6 I6 sind und die Dreiecke 1, 3, 4 und 5 kongruent sind, ist das Dreieck in Abb. 3 achsensymmetrisch zur Gerade E2 I6 . Es werden nun alle Schnittpunkte auf korrekte Winkelsummen überprüft. 1. ∠F1 E1 A1 + ∠K4 G4 L4 = 60◦ . Korrekt, weil ∠F1 E1 A1 = ∠K4 G4 L4 = 30◦ (spitze Winkel in Dreiecken 1 und 4). 2. ∠A2 E2 C2 = 60◦ . Man betrachte Abb. 1. An der Ecke E gilt ∠F ED = 120◦ = ∠F EA+∠AEC+∠CED = 30◦ +∠AEC+30◦ , also ∠AEC = 60◦ . 3. ∠C3 E3 D3 + ∠M5 G5 K5 = 60◦ . Korrekt wegen 1. und Achsensymmetrie des Dreiecks in Abb. 3 zu E2 I6 . 4. ∠E1 A1 F1 + ∠H6 G6 M6 + ∠B2 A2 E2 = 180◦ . Es gilt ∠E1 A1 F1 = 30◦ (spitzer Winkel in Dreieck 1) ∠H6 G6 M6 = 60◦ (vgl. Abb. 2, M G halbiert ∠HGL = 120◦ .) ∠B2 A2 E2 = 90◦ (vgl. Abb. 1: ∠BAE = ∠BAF − ∠F AE = 120◦ − 30◦ = 90◦ .) Also ∠E1 A1 F1 + ∠H6 G6 M6 + ∠B2 A2 E2 = 180◦ . 2 Nur [G6 M6 ] und [M6 K6 ] sind keine direkten Außenseiten der ursprünglichen Sechsecke. Betrachtet man jedoch in Abb. 2 KG als Symmetrieachse, so ist klar, dass G6 M6 = M6 K6 = a. 6 / 11 BWM 2004 AUFGABE 3 Marcel Schmittfull 5. ∠D3 C3 E3 + ∠M6 K6 J6 + ∠E2 C2 B2 = 180◦ . Korrekt wegen 4. und Achsensymmetrie des Dreiecks in Abb. 3 zu E2 I6 . 6. ∠G5 K5 M5 + ∠J6 I6 H6 + ∠L4 K4 G4 = 180◦ . Es gilt ∠G5 K5 M5 = ∠L4 K4 G4 = 30◦ (spitze Winkel in Dreiecken 5 und 4) und ∠J6 I6 H6 = 120◦ (Innenwinkel im regelmäßigen Sechseck). Also 30◦ + 120◦ + 30◦ = 180◦ . 7. ∠C2 B2 A2 + ∠G6 M6 K6 = 360◦ . Es gilt ∠C2 B2 A2 = 120◦ (Innenwinkel im regelmäßigen Sechseck). Man betrachte den Punkt M in Abb. 2. Wegen ∠KM G = 120◦ gilt ∠G6 M6 K6 = 360◦ −∠KM G = 240◦ . Also ∠C2 B2 A2 + ∠G6 M6 K6 = 120◦ + 240◦ = 360◦ . 8. ∠G4 L4 K4 + ∠I6 H6 G6 + ∠A1 F1 E1 = 360◦ . Es gilt ∠G4 L4 K4 = ∠A1 F1 E1 = 120◦ (stumpfer Winkel in den Dreiecken 4 und 1) und ∠I6 H6 G6 = 120◦ (Innenwinkel im regelmäßigen Sechseck). Also ∠G4 L4 K4 +∠I6 H6 G6 +∠A1 F1 E1 = 3 · 120◦ = 360◦ . 9. ∠K5 M5 G5 + ∠K6 J6 I6 + ∠E3 D3 C3 = 360◦ . Folgt aus 8. wegen der Achsensymmetrie des Dreiecks in Abb. 3 zu E2 I6 . Das Dreieck in Abb. 3 hat also alle Prüfungen auf korrekte Seitenlängen und Winkelsummen bestanden, d.h. es gibt keine Lücken oder Überlappungen. Abb. 1 Die Aufteilung des einen Sechsecks. . . 7 / 11 BWM 2004 AUFGABE 3 Marcel Schmittfull Abb. 2 . . . Die Aufteilung des anderen Sechsecks. Abb. 3 Die Zusammensetzung zu einem gleichseitigen Dreieck. 8 / 11 BWM 2004 AUFGABE 4 Marcel Schmittfull Aufgabe 4 Man bezeichne die Seitenlänge des zu zerlegenden Würfels mit a. Die Seitenlängen der n Quader, in die der Würfel zerlegt wird, werden pi , qi , ri , i = 1..n genannt. Weil die Quader eine Zerlegung des Würfels bilden muss die Summe der Volumina der Quader gleich dem Volumen des Würfels sein, d.h. n X 3 a = pi q i r i . (4.1) i=1 Die zweite Bedingung sagt aus, dass die Summe der Volumina der Umkugeln der Quader der Zerlegung gleich dem Volumen der Umkugel des Würfels ist. Der Radius der Umkugel eines Quaders ist halb so lang wie die Raumdiagonale dieses Quaders, d.h. p R = p2 + q 2 + r2 : 2. Das Volumen der Umkugel eines Quaders ist dann 3 4 3 π 2 πR = p + q 2 + r2 2 . 3 6 Die zweite Bedingung lautet also 3 π 3a2 2 6 ⇔ 3 = 3 2 · a3 = n X π i=1 n X 6 p2i + qi2 + ri2 p2i + qi2 + ri2 3 2 3 2 . (4.2) i=1 Behauptung. Angenommen Bedingung (4.1) gilt. Dann gilt Bedingung (4.2) genau dann, wenn alle Quader der Zerlegung Würfel sind, d.h. pi = qi = ri ∀ 0 < i ≤ n. Beweis. Der Beweis erfolgt in mehreren Teilen. 1. Behauptung. Jedes Zahlentripel p, q, r > 0 hat eine Darstellung1 p = kw, q = lw, r = 1 w. kl (4.3) Beweis. Die Darstellung (4.3) ist ein lineares Gleichungssystem mit drei Gleichungen und drei Unbekannten l, k, w, d.h. l, k und w können 1 Die Darstellung mag auf den ersten Blick etwas willkürlich wirken. Man kann sie sich jedoch als eine Art Streckung“ von Würfeln vorstellen, die jeden Quader eines ” bestimmten Volumens erzeugen können. D.h. jeder beliebige Quader lässt sich unter Erhaltung des Volumens in einen Würfel überführen. 9 / 11 BWM 2004 AUFGABE 4 Marcel Schmittfull für p, q, r 6= 0 eindeutig bestimmt werden.2 2. Mit der Darstellung (4.3) wird Bedingung (4.2) zu 3 2 3 3 ·a = n X p2i + qi2 + ri2 3 (4.2) 2 i=1 3 2 ⇔ 3 · a3 = 3 2 3 ⇔ 3 ·a = n X i=1 n X (ki wi )2 + (li wi )2 + wi3 ki2 + li2 i=1 1 + 22 ki li wi ki li 2 ! 32 3 2 . (4.2b) 3. Die Behauptung setzt voraus, dass Bedingung (4.1) gilt. Dadurch wird (4.2b) zu 3 2 (4.2b) ⇔ 3 · n X n X pi q i r i = i=1 3 2 ⇔ 3 · n X wi3 ki2 1 + 22 ki li 3 + li2 1 + 22 ki li 3 + li2 i=1 wi3 n X = i=1 wi3 ki2 i=1 2 2 3 ⇔ n X 3 wi3 · 3 2 2 n X 1 wi3 · ki2 + li2 + 2 2 . k l i=1 | {z i i} = i=1 (4.2c) Ti 4. Behauptung. In (4.2c) gilt Ti ≥ 3 für alle ki , li > 0, wobei Ti = 3 genau dann, wenn ki = li = 1. Beweis. Die Cauchy-Schwarz-Ungleichung sagt aus, dass das arithmetische Mittel positiver Zahlen xi größer-gleich dem geometrischen Mittel dieser Zahlen xi ist, wobei die Gleichheit genau dann vorliegt, wenn alle Zahlen xi gleich sind.3 Folglich gilt für alle ki , li > 0 die 2 Man vermutet w = s p = kw = 3 3 √ 3 pqr. Dann wären k = p2 · pqr = p, q = lw = qr s 3 p w = q 3 p2 qr und l = q2 w · pqr = q, r = = pr kl q w = r 3 q 3 q2 pr , also pqr · qr · pr = r. p2 q 2 q 2 √ Die Vermutung war also richtig. Wegen p, q, r > 0 folgt aus w = 3 pqr, k = 3 pqr , l = q 3 q2 auch k, l, w > 0. pr Vgl. z.B. http://www-math.uni-paderborn.de/∼orlob/Mittelwerte.pdf oder http://planetmath.org/GeneralMeansInequality.html und http://planetmath.org/encyclopedia/ProofOfArithmeticGeometricHarmonicMeansInequality.html. 10 / 11 BWM 2004 AUFGABE 4 Marcel Schmittfull Ungleichung ki2 1 + 22 ki li + li2 1 + 22 ki li + li2 ⇔ ki2 ⇔ Ti = ki2 + li2 + s :3 ≥ 3 ki2 · li2 · 1 ki2 li2 :3 ≥ 1 1 ki2 li2 ≥ 3, (4.4) wobei die Gleichheit Ti = ki2 + li2 + 1 ki2 li2 =3 (4.5) genau dann vorliegt, wenn ki2 = li2 = 1 . ki2 li2 (4.6) Aus den letzten beiden Gleichungen folgt unmittelbar, dass im Fall von Ti = 3 ki2 = li2 = k21l2 = 33 = 1, d.h. ki = li = 1 wegen ki , li > 0 4 i i gelten muss. In (4.2c) unterscheidet sich die rechte Seite von der linken nur durch den Term Ti anstelle der 3 innerhalb der Summe über alle i. D.h. der i-te Summand auf der rechten Seite ist größer-gleich dem i-ten Summanden auf der linken Seite für alle 0 < i ≤ n. Also gilt (4.2c) genau dann, wenn alle Summanden links und rechts gleich sind, d.h. Ti = 3 ∀ 0 < i ≤ n. Wie oben gezeigt wurde, gilt Ti = 3 genau dann, wenn ki = li = 1, d.h. (4.2c) gilt genau dann, wenn ki = li = 1 ∀ 0 < i ≤ n. Erinnert man sich an die Darstellung von p, q, r durch k, l, w in Schritt 1, so sieht man, dass für ki = li = 1 ∀ 0 < i ≤ n die Seitenlänge pi , qi , ri der Zerlegung zu pi = qi = ri = wi ∀ 0 < i ≤ n wird. Unter Voraussetzung von Bedingung (4.1) gilt also die zu Bedingung (4.2) äquivalente Bedingung (4.2c) genau dann, wenn alle Quader Würfel sind. Q.e.d. 4 k, l > 0 wurde in der Fußnote zur Darstellung von p, q, r durch k, l, w gezeigt. 11 / 11