Hämatologie und Onkologie 3/2014 5 Jahre Arbeitskreis „Medizin und Ethik“ in der DGHO JAN SCHILDMANN EVA WINKLER Der Arbeitskreis (AK) «Medizin und Ethik» wurde im Rahmen der DGHO Jahresta- 2010, Berlin «Personalisierte Medizin» in der Hämatologie und Onkologie 2011, Basel Forschung mit Menschen 2012, Stuttgart Ethik und Kommunikation bei der Aufklärung und Entscheidungsfindung 2013, Wien Ethik und Evidenz der Nutzenbewertung gung 2009 in Mannheim gegründet. Dieser Beitrag soll einen Überblick über die in den letzten Jahren geleistete Arbeit sowie einen Einblick in aktuelle Themen des Tabelle 1: Themenschwerpunkte von Symposien des AK Medizin und Ethik im Rahmen AK geben. der Jahrestagungen der DGHO Rückblick: 2. Forschung und weitere Aktivitäten Zu den Aufgaben des AK gehört auch die 1. Veranstaltungen zu ethischen Der Austausch über und die gegenseiti- Unterstützung des Vorstandes bei An- Aspekten der Hämatologie und Onkologie ge Unterstützung bei der Durchführung fragen zu ethisch relevanten Fragestel- Bereits ein halbes Jahr nach der AK-Grün- medizinethischer Forschungsvorhaben lungen. Hier hat der AK auf Anfrage des dung wurde anlässlich der Frühjahrs- ist auch angesichts der hierfür knappen Vorstands 2011 eine Expertise im Rahmen tagung der DGHO 2010 in Berlin und in finanziellen Ressourcen eine wichtige eines Kommentierungsverfahrens zur Ori- Zusammenarbeit mit dem damaligen Vor- Aufgabe des AK. In Ergänzung zum regel- entierungshilfe – Krankenhausinformati- stand der DGHO eine Veranstaltung zur mäßigen Austausch auf den jährlichen onssysteme: medizinische und ethische Priorisierung in der Hämatologie und On- Treffen des AK erfolgte im März 2012 ein Aspekte erstellt. kologie durchgeführt. Das Thema wurde vertiefender Austausch zu laufenden For- von Experten aus Medizin, Medizinethik schungsprojekten und Vernetzung. Tabel- sowie Ökonomie beleuchtet, wobei, bei le 2 gibt eine Übersicht über die Beiträge Aktuelle Themen des AK «Medizin und Ethik» aller Kontroverse, deutlich wurde, dass des Forschungsworkshops. 1. Ethik und Kommunikation in der Arzt-Patient-Beziehung die Vermeidung der Debatte über eine faire Verteilung begrenzter Ressourcen Eine erste internationale Publikation, Ethische und kommunikative Aspekte der als problematisch erachtet werden muss. an der Mitglieder der beiden AK «Medi- Arzt-Patient-Beziehung sind seit Grün- Die Veranstaltung bildete auch den Aus- zin und Ethik» sowie «DRG und Gesund- dung des AK Gegenstand inhaltlicher gangspunkt für die Erstellung eines the- heitsökonomie» beteiligt waren, erfolgte Diskussionen. Auch vor diesem Hinter- matischen Supplement der Fachzeitschrift im vergangenen Jahr mit der Zusammen- grund wird das Thema im Rahmen der Onkologie (heute Oncology Research and fassung ausgewählter Ergebnisse einer diesjährigen Jahrestagung in dem vom AK Treatment), das mit Mitteln der DGHO Online-Umfrage zur Wahrnehmung und initiierten Symposium «Ärztliches Selbst- unterstützt wurde. Hervorzuheben im Be- Bewertung der Allokation von Mitteln in verständnis und Ökonomisierung in der reich der von häufig in Kooperation mit der Hämatologie und Onkologie (Krause Onkologie» behandelt. Aus medizinethi- anderen Arbeitskreisen der DGHO durch- et al. J Natl Compr Canc Netw. 2013). scher Perspektive sind wenigstens drei geführten Veranstaltungen ist auch ein interprofessionelles, zusammen mit dem AK Pflege veranstaltetes Symposium, das Frank Gieseler, Lübeck anlässlich der Jahrestagung in Stuttgart 2012 durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt der sehr gut besuchten Veranstaltung Ethische Elemente in der Arzt-Patienten-Kommunikation in der Onkologie: Qualitätskriterium für Patienten und Stressoren für Ärzte Bernd Alt-Epping, Göttingen Ethisch relevante Forschung in Onkologie und Palliativmedizin an der UMG – Projekte und Ideen standen die Möglichkeit der Zusammenarbeit und Abstimmung unterschiedlicher Markus Schuler, Dresden Entscheidungsprozesse in der SAPV – Anspruch und Wirklichkeit. Fragen und Forschung in den Bereichen Qualität, Partizipation und Patientenpräferenz Eva Winkler, Heidelberg Ethische Aspekte von Entscheidungen am Lebensende Berufsgruppen zur Gestaltung der Aufklärung und Entscheidungsfindung bei Krebserkrankungen. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die bisher durchgeführten Veranstaltungen zu ethischen Themen im Tabelle 2. Beiträge zum Forschungsworkshop des AK Medizin und Ethik der DGHO, Rahmen der DGHO-Jahrestagungen. 21. März 2012, Göttingen 10 Hämatologie und Onkologie 3/2014 Schnittstellen zwischen Ethik und Kom- sche Forschung in der Hämatologie und mation – und Einwilligung zur Forschung munikation zu bedenken, die eine inter- Onkologie zu fördern. In diesem Zusam- mit Ganzgenomsequenzierung entwickelt disziplinäre Betrachtung des Arzt-Patient- menhang besteht zum einen die Mög- und getestet. Es ist eines der Ziele des AK Verhältnisses erfordern. lichkeit Forschungsvorhaben durchzufüh- ein Methoden- und Fragebogeninventar ren, die ethische und rechtliche Aspekte zusammenzustellen, das für zukünftige Zum ersten stellen sich im Kontext von For- aufgreifen, die für die Hämatologie und klinisch-ethische Vorhaben genutzt wer- derungen nach einer «guten» Arzt-Patient- Onkologie besonders relevant sind (so- den kann. Kommunikation immer auch ethische Fra- genannte ELSI-Forschung «Ethical, legal gestellungen. Welche Ziele sollen etwa im and social aspects of life science»). Ein Abschließend möchten wir allen Mitglie- Rahmen einer solchen Arzt-Patient-Kom- Beispiel hierfür ist eine aktuell von der dern des AK, dem Vorstand der DGHO und munikation vor allem verfolgt werden? Die Deutschen Krebshilfe geförderten Studie den Tagungspräsidenten der Jahrestagun- häufig genannte Steigerung der Adhärenz, zur Leitlinienentwicklung für Entschei- gen für die gute Zusammenarbeit bei den die Förderung der Patientenselbstbestim- dungen zur Therapiebegrenzung, die als bisherigen Aktivitäten danken. Für Rück- mung oder die Unterstützung des Wohls Kooperationsprojekt zwischen München fragen und Kooperationen stehen wir un- des Patienten? Allen möglichen Zielset- (PD Dr. Pia Heußner) und Heidelberg (PD ter u. g. Kontaktdaten gerne zur Verfügung. zungen ist gemein, dass sie aus ethischer Dr. Dr. Eva Winkler). Ein weiteres gerade Perspektive begründet beziehungsweise abgeschlossenes kritisiert werden können. Zum zweiten sind aus dem ELSI-Bereich ist das BMBF-Ver- PD Dr. Jan Schildmann, M.A. gerade ethisch relevante Sachverhalte bundforschungsprojekt [email protected] häufig Gegenstand der Arzt-Patient-Kom- te Medizin in der Onkologie: ethische, PD Dr. Dr. Eva Winkler munikation. Ein Beispiel hierfür ist das Ad- medizinische, gesundheitsökonomische [email protected] vance Care Planning als nicht nur auf die und rechtliche Aspekte» (Koordinator: Arzt-Patient-Kommunikation beschränkter Prof. Dr. Dr. Jochen Vollman, Bochum). Website des Arbeitskreises: Prozess, in dem zum Beispiel Patienten Gegenstand dieses interdisziplinären For- www.dgho.de/informationen/dokumente- mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen schungsvorhabens unter Beteiligung von der-arbeitskreise/ak-medizin-und-ethik unterstützt werden sollen, sich im Klaren Wissenschaftlern aus Medizinethik, Hä- über ihre Prioritäten bei der Versorgung in matologie und Onkologie, Gesundheits- der letzten Lebensphase zu werden. Zum ökonomie und Recht war unter anderem dritten muss aus medizin-ethischer Pers- eine Analyse des Nutzens stratifizieren- pektive kritisch hinterfragt werden, ob die der Maßnahmen in der Hämatologie am derzeitige Forderung nach einer verbesser- Beispiel der Akuten Myeloischen Leukä- (DM) Auf das sehr positive Feedback ten Ausbildung kommunikativer Kompe- mie (http://www.ruhr-uni-bochum.de/ma- zur 1. Interdisziplinären Frauenkon- tenzen von Ärzten angemessen ist, wenn lakow/bmbf-verb-pm/teilprojekte.html). ferenz der DGHO im November 2013 Forschungsvorhaben «Personalisier- Vorsitzende/Kontakt : Gründung Arbeitskreis Frauen und den großen Zuspruch zum Men- gleichzeitig die Rahmenbedingungen (z.B. Vergütung) für Gespräche mit Patienten Eine weitere, im deutschsprachigen Raum torinnen-Netzwerk folgt nun die Grün- eher schlecht sind. Es ist zu befürchten, bislang weniger praktizierte, Möglichkeit dung eines Arbeitskreises Frauen im dass zukünftig kommunikativ besser aus- besteht in der Integration von ethischen Rahmen der Jahrestagung der DGHO in gebildete Ärzte auf Rahmenbedingungen Fragestellungen in klinische Forschungs- Hamburg. Dies ist ein weiterer Schritt, treffen, in denen sie die erworbenen Kom- vorhaben. Ein Beispiel ist der Einsatz junge Ärztinnen bei ihrer medizini- petenzen nicht angemessen anwenden von Fragebögen zu medizin-ethischen schen Karriere zu unterstützen. Ziel können. Mögliche Konsequenzen eines Fragestellungen als Teil eines Frage- des Arbeitskreises ist u.a. die Beleuch- gesteigerten eigenen Anspruchs an die bogensets, das im Rahmen einer klini- tung von Herausforderungen, mit de- Kommunikation bei gleichzeitig widrigen schen Studie ohnehin von Patienten oder nen sich besonders Ärztinnen bei ihrer Rahmenbedingungen in der Praxis sind auch Behandlern bearbeitet werden soll. Karriereplanung konfrontiert sehen. Frustration und Zynismus. Die vorbeschriebene Herangehensweise Durch den persönlichen Erfahrungs- wird unter anderem im interdisziplinären austausch mit erfahrenen Vertreterin- 2. Forschungvorhaben zu ethischen EURAT-Projekt (Heidelberg) umgesetzt, in nen verschiedener Fachgebiete sollen Fragestellungen in der Hämatologie dem ethische und rechtliche Aspekte der spezifische Fragestellungen erörtert und Onkologie Ganzgenomsequenzierung und konkrete Lösungsansätze disku- Wie bereits beschrieben ist es ein we- werden. Hier wurden von der EURAT-Grup- sentliches Ziel des Arbeitskreises, ethi- pe Mustertexte für die Patienteninfor- untersucht tiert werden. 11