Woche 2: Zufallsvariablen Teil II Zufallsvariablen WBL 15/17, 27.04.2015 Nina Anderegg <[email protected]> und Alain Hauser <[email protected]> Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Berner Fachhochschule, Technik und Informatik Lernziele Zufallsvariable: Beispiel I Sie können. . . I I . . . die Definition einer Zufallsvariablen nennen und an Beispielen erläutern. I . . . aus einer Wahrscheinlichkeitsverteilung die zugehörige kumulative Verteilungsfunktion berechnen und umgekehrt. I . . . Erwartungswert und Varianz einer diskreten Zufallsvariable berechnen. Eine Zufallsvariable ist eine Variable, die numerische Werte annimmt, die vom Ausgang eines Zufallsexperiments abhängen. Beispiel: I I Vorlesung basiert auf Kapitel 2.5 und 2.7 im Skript. Zufallsexperiment: Jasskarte der Farbe “Herz” ziehen (Slides wurden westlich der Reuss entworfen!) Zufallsvariable: Wert der gezogenen Jasskarte Karte (“Elementarereignis”) Wert Sechs 7→ 0 Sieben 7→ 0 .. .. . . König Ass Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 2 / 13 3 / 13 7→ 7 → 4 11 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 4 / 13 Zufallsvariable: Definition Verteilung einer Zufallsvariablen I Formale Definition der Zufallsvariablen: Definition Eine Zufallsvariable X ist eine Funktion, die einen Grundraum Ω nach R abbildet: X : Ω → R. Notation: I I I I I Wenn Ω diskret ist, kann auch X nur endlich (oder abzählbar) viele Werte annehmen wir können die möglichen Werte auflisten: x1 , x2 , x3 , . . . I Wahrscheinlichkeit, dass ein Wert x angenommen wird: X P(X = x) = P({ω}) ω∈Ω:X (ω)=x Ereignis, dass X einen Wert x annimmt: {X = x} (Kurzschreibweise für {ω ∈ Ω : X (ω) = x}) I Beispiel Jasskarten: I Beispiel (Wert von Jasskarten): {X = 11} enthält das “Elementarereignis” (Karte) “Ass”, {X = 0} enthält die Elementarereignisse “Sechs”, “Sieben”, “Acht”, “Neun”. I 5 / 13 Verteilung einer Zufallsvariablen II I X : Ω → R sei eine Zufallsvariable. Einen Zufallsvariable wird durch einen Grossbuchstaben (z.B. X ) dargestellt; der gleiche Kleinbuchstabe (z.B. x) bezeichnet einen möglichen Wert, den die Zufallsvariable annehmen kann. Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences I I P(X = 11) = P(“Ass”) = 19 P(X = 0) = P(“Sechs”) + P(“Sieben”) + P(“Acht”) + P(“Neun”) = 4 9 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 6 / 13 Kumulative Verteilungsfunktion Die Liste der Wahrscheinlichkeiten P(X = xi ) für alle möglichen Werte x1 , x2 , . . . heisst Wahrscheinlichkeitsverteilung der Zufallsvariablen X . Beispiel Jasskarten: 0 2 3 4 10 11 x P(X = x) 4/9 1/9 1/9 1/9 1/9 1/9 Visualisierung: Statt via Wahrscheinlichkeitsverteilung kann eine Zufallsvariable auch via kumulative Verteilungsfunktion beschrieben werden: Definition Die kumulative Verteilungsfunktion einer Zufallsvariablen X ist die Funktion FX (x) = P(X ≤ x). Eigenschaften: P(X = x) 0.3 ● ● ● ● 0 2 4 6 8 FX wächst monoton I limx→−∞ FX (x) = 0, limx→∞ FX (x) = 1 I P(a < X ≤ b) = FX (b) − FX (a) ● 0.0 ● I 10 x Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 7 / 13 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 8 / 13 Kumulative Verteilungsfunktion: Beispiel Erwartungswert Die kumulative Verteilungsfunktion der Zufallsvariable X , “Wert einer gezogenen Jasskarte” springt genau an den Stellen, die X annehmen kann: Definition (Erwartungswert) Eine diskrete Zufallsvariable X kann die Werte x1 , x2 , . . . annehmen. Der Erwartungswert von X ist dann definiert als X xi P(X = xi ) . E(X ) = FX(x) 0.4 0.8 P(X = x) 0.2 0.4 ● ● ● ● ● ● ● 0 2 4 6 x 8 I Der Erwartungswert charakterisiert die “Lage” einer Zufallsvariablen; um ihn herum schwanken die Werte der Zufallsvariable “im langen Mittel” I Beispiel Jasskarten: ● ● 0.0 ● 0.0 ● i=1,2,... ● 10 0 2 4 6 x 8 10 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences E(X ) = 0 · 9 / 13 Varianz und Standardabweichung 4 1 1 1 1 1 10 + 2 · + 3 · + 4 · + 10 · + 11 · = 9 9 9 9 9 9 3 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 10 / 13 Berechnung der Varianz Definition (Varianz und Standardabweichung) Die Varianz einer Zufallsvariablen X ist definiert als Var(X ) = E (X − E(X ))2 I Eine diskrete Zufallsvariable X kann die Werte x1 , x2 , . . . annehmen. I Ihre Varianz berechnet man dann nach der Formel X Var(X ) = (xi − E(X ))2 P(X = xi ) . Die Standardabweichung ist die Wurzel daraus: p σ(X ) = Var(X ) I I I i=1,2,... I In Worten: die Varianz misst die mittlere quadratische Abweichung einer Zufallsvariablen von ihrem Erwartungswert Varianz und Standardabweichung messen die “Breite” der Verteilung einer Zufallsvariablen Bei Zufallsvariablen mit physikalischen Einheiten hat die Standardabweichung dieselbe Einheit wie die Zufallsvariable selbst, im Unterschied zur Varianz Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Alternativ kann die Identität Var(X ) = E(X 2 ) − E(X )2 verwendet werden; macht die Berechnung oft einfacher Was ist der Unterschied zwischen E(X 2 ) und E(X )2 ? Wie berechnet man die beiden Grössen? 11 / 13 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 12 / 13 Varianz und Standardabweichung: Beispiel I X : Wert einer zufällig gezogenen Jasskarte 2 2 2 4 1 10 10 · · · 19 + + 2 − + 3 − Var(X ) = 0 − 10 3 9 3 9 3 2 2 2 1 10 1 10 4 − 10 · + 10 − · + 11 − · 19 = 16 23 3 9 3 9 3 I σ(X ) = 4.082 I Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 13 / 13