Aufgabe: Stellen Sie das Doppelintegral auf, mit dem Sie das Volumen eines sechseckigen Bleistiftes der Länge l mit Radius 1 und einem Winkel von 90◦ an der Spitze berechnen können. Lösung: Man muss die Funktion f (x, y) = l − p x2 + y 2 über einen sechseckigen Bereich in der x-y-Ebene integrieren. Das von den Ge√ √ raden y = 3x und y = 3(1 − x) und der x-Achse begrenzte Dreieck ist ein Sechstel dieses Sechsecks. Somit kann das Volumen berechnet werden als Z V = f (x, y) dµ(x, y) Sechseck Z =6 f (x, y) dµ(x, y) Dreieck Z 1 Z ymax (x) f (x, y) dy dx =6 0 0 Die Funktion ymax (x) ist nur stückweise in den Intervallen [0, 21 ] und [ 21 , 1] definiert: Z 1 Z √3x Z 1 Z √3(1−x) 2 V =6 f (x, y) dy dx + 6 f (x, y) dy dx 0 Z √ Z =6 0 1 2 0 1 2 3x 0 1 Z p 2 2 l − x + y dy dx + 6 3(1−x) l− 1 2 0 √ Z p x2 + y 2 dy dx 0 Die Integration ist nicht einmal mit Mathematica in geschlossener Form direkt möglich, es braucht einige Hilfe vom Benutzer, damit Mathematica eine Lösung finden kann. Das Integral über y kann nur in eine einfache Form gebracht werden, wenn man Mathematica gewisse zulässige Annahmen mitteilt: f = Assuming[Im[a] == 0 && 0 < a && a < 1 && Im[x] == 0 && x > 0, Integrate[l - Sqrt[xˆ2 + yˆ2], {y, 0, a}] ] Mathematica findet so für das y-Integral mit einer beliebigen oberen Grenze a die Formel ! √ 2 + x2 1 a + a 1√ 2 a + x2 − x2 log . a l− 2 2 x Nach Ersetzen der oberen Grenze a mit Hilfe des /.-Operators kann die x-Integration für die beiden Teilintegrale erfolgen: 1 Simplify[ 6 (Integrate[f /. a -> Sqrt[3]x, {x, 0, 1/2}] + Integrate[f /. a -> Sqrt[3](1 - x), {x, 1/2, 1}]) ] Sie ergibt 1√ 3(12l − 3 log(3) − 4). 8 Als Näherungswert für l = 10 findet man V = 24.4012. Aus diesem Resultat lässt sich übrigens auch das Volumen eines beliebig gespitzten sechseckigen p Bleistifts bestimmen. Ein solcher würde durch die Funktion f (x, y) = l − b x2 + y 2 beschrieben. Ist α der halbe Öffnungswinkel der kegelförmigen Spitze, dann ist b = cot α. Indem man die z-Achse um den Faktor 1 streckt, erhält man einen Bleistift mit rechteckiger Spitze, dieser hat jedoch nur b die Länge bl . Sein Volumen ist gemäss obigem Resultat 1√ l 3(12 − 3 log(3) − 4), 8 b bei Strecken hat sich das Volumen aber auch um den Faktor ungestreckte Bleistift hatte also das Volumen 1 b verkleinert. Der 1√ 3(12l − b(3 log(3) − 4)). 8 Als Spezialfall finden wir auch das Volumen des ungespitzten Bleistifts für b = 0, √ 3 es ist 2 3l. Natürlich kann man dies auch direkt nachrechnen, denn die sechseckige Grundfläche besteht aus sechs gleichseitigen Dreiecken mit Seitenlänge 1, hat also den Flächeninhalt √ √ 1 · 23 3 3 6· = 2 2 Im Falle der NZZ-Bleistift-Rakete ist α = 12.6◦ , also b = 4.47374 und l = 31.666r, wobei r = 7.8cm ist. Das Volumen ist daher V = 1√ 3(12 · 31.666 − 4.47374(3 log(3) − 4))7.83 = 35.688dm3 . 8 Eine von Hand leichter durchzuführende Lösung ergibt sich, wenn man den Integranden in Polarkoordinaten als l − r schreibt. Das Integrationsgebiet kann man zerlegen in zwölf Hälften eines gleichseitigen Dreiecks mit Seitenlänge 1, es reicht offensichtlich, die Integration über ein einziges dieser Dreiecke √ durchzuführen. Wir wählen dazu das Dreieck mit den Ecken O = (0, 0), A = ( 3/2, 0) 2 √ und B = ( 3/2, 1/2), welche bei O einen Winkel von 30◦ hat. In Polarkoordinaten ist dieses Dreieck also durch Polarwinkel ϕ zwischen 0 und π6 beschrieben. Um das Integral in Polarkoordinaten schreiben zu können, müssen wir zu jedem Winkel ϕ ∈ [0, π6 ] bestimmen, bei welchem Wert von r der Strahl von O mit diesem Argument die Seiten AB trifft, den Schnittpunkt bezeichnen wir mit S. Wir bezeichnen diesen Wert von r mit r(ϕ). Die Strecke OS ist die Hypothenuse √ des rechtwinkligen Dreiecks OAS, die Ankathete ist OA mit Länge 23 . Daraus folgt √ √ OA 3 3 cos ϕ = = ⇒ r(ϕ) = 2r(ϕ) 2 cos ϕ OS Damit kann das Integral zur Bestimmung des Volumens des Bleistifts geschrieben werden als Z π Z r(ϕ) 6 (l − r) r dr dϕ V = 12 0 0 Z π 6 = 12 0 Z l 2 1 3 r − r 2 3 r(ϕ) dϕ 0 π 6 l 1 r(ϕ)2 − r(ϕ)3 dϕ 3 0 2 √ Z π 6 l 3 1 3 3 · − · dϕ = 12 2 3 8 cos3 ϕ 0 2 4 cos ϕ √ Z π Z π 9l 6 dϕ 3 3 6 dϕ = − 2 0 cos2 ϕ 2 0 cos3 ϕ ! √ π6 Z π π 6 3 3 sin ϕ 1 dϕ 9l + = [tan ϕ]06 − 2 2 2 2 cos ϕ 0 2 0 cos ϕ ! √ π6 h π ϕ i π6 π 3 9l 3 sin ϕ 1 = [tan ϕ]06 − + log tan + 2 2 2 cos2 ϕ 0 2 4 2 0 √ π sin π6 9l π 3 3 1 π = tan − + log tan + 2 6 2 2 cos2 π6 2 4 12 √ 9l 1 3 3 4 1 π = ·√ − + log tan 2 2 4·3 2 3 3 √ √ √ 3 3l 3 3 1 1 = − + log 3 2 2 3 2 √ √ √ 3 3l 3 3 3 log 3 = − − , 2 2 8 = 12 was mit dem vorangehenden Resultat übereinstimmt. 3