1. Möglichkeiten und Methoden der Satzanalyse

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1. Möglichkeiten und Methoden der Satzanalyse
1. Die Subjekt-Prädikat-Grammatik: eine schulgrammatische Zusammenfassung
s Prädikat
s Subjekt
s Objekt (Akkusativ-, Dativ-, Genitiv- und Präpositionalobjekt)
s Adverbial (Lokal-, Temporal-, Modal-, Kausal-, Final-, Instrumental- usw.)
s Attribut (Adjektiv-, Genitiv-, Präpositionalattribut, Apposition)
Definitionsprobleme: Prädikat und Subjekt:
logisch: Zugrunde liegendes vs. darüber Ausgesagtes (auf Aristoteles zurückgehend)
inhaltlich: Handelnder vs. Handlung (auf die mittelalterliche Metaphysik zurückgehend)
grammatisch: Nomen (in Nominativ) vs. Verb (bzw. Verbalkomplex)
Beispiele:
Die Athener sind demokratisch.
Die Spartaer sind hartnäckig.
Milthiades hat gesiegt.
aber: Heute ist das Wetter schön.
Objekte:
Klaus liest ein Buch.
Klaus hilft der Mutter.
Klaus bedarf großer Hilfe.
Klaus sorgt für die Großmutter.
Objekt vs. Adverbial:
An diesem Mittwoch habe ich an einem langweiligen Grammatikseminar teilgenommen.
Unterschied: grammatisch: regiert vs. nicht regiert
inhaltlich: unmarkierte vs. markierte thematische Rolle.
(Die unmarkierte thematische Rolle ist von der Bedeutung des Prädikats abzuleiten:
Handlungsgegenstand, durch die Handlung begünstigte bzw. dadruch geschädigte Person. Die
markierten Rollen sind Umstände.)
Problem: Es gibt Umstandsbestimmungen (Adverbialien), die vom Verb regiert werden:
Klaus wohnt in der Goethe-Straße.
Die Vorlesung dauert zwei Stunden.
Attribute:
das schöne Kleid
das Kleid des Mädchens
das Kleid im Schrank
Problem: Attribute stellen nicht auf die gleiche Weise Satzglieder dar als das Subjekt, das
Objekt und das Adverbial. Sie sind Teile anderer Satzglieder:
Das schöne Mädchen trägt ein buntes Kleid.
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Grundbegriffe der Valenz-Dependenzgrammatik
Die Dependenzgrammatik
Lucien Tesniére
Deutsche Vertreter u.A.: Johannes Erben, Gerhard Helbig, Ulrich Engel, HansJürgen Heringer
Peter gibt seinem Freund Michael oft kostenlosen Nachhilfeunterricht.
gibt
Peter
Michael
oft
Nachhilfeunterricht
Freund
kostenlosen
seinem
Nominalphrasen und Präpositionalphrasen in einer dependentiellen
Satzanalyse
Der Anwalt legte das Dokument zu den Akten
legte
Anwalt
Dokument
der
das
zu
Akten
den
Dependenzstruktur und Bedeutungsunterschied
Der Professor kommt aus Wien.
Der Professor aus Wien kommt.
kommt
Professor
der
kommt
aus
Wien
Professor
der
aus
Wien
Konstituenten- und Dependenzanalyse
(6) Peter liest Krimis.
S
NP
N
liest
VP
V
Peter
NP
N
Peter
liest
Krimis
Aspekte zum Vergleich:
- Übersichtlichkeit, Anschaulichkeit
- die Rolle des Verbs
- der Status des Subjektes
- die Berücksichtigung / Nichtberücksichtigung der Reihenfolge
Krimis
Das Verb und der Verbalkomplex
Das Verb als Valenzträger
0-vertige Verben:
es regnet, es blitzt, es donnert
1-wertige Verben:
schlafen, sich erholen, spazieren
2-wertige Verben:
machen, lesen, lernen
Nominativkomplement + Akkusativkomplement
helfen, passieren
Nominativkomplement + Dativkomplement
gedenken, sich erbarmen, bedürfen
Nominativkomplement + Genitivkomplement
verzichten, sorgen, sich kümmern
Nominativkomplement + Präpositionalkomplement
wohnen (wo), gehen (wohin), stammen (woher)
dauern (wie lange)
Nominativkomplement + Adverbialkomplement
3-wertige Verben:
geben, übergeben, überreichen
sagen, erzählen, mitteilen
nehmen, wegnehmen, stehlen, rauben
Nominativkomplement +
Dativkomplement +
Akkusativkomplement
informieren (jd, jdn, über etw.),
erfahren (jd, etw., von jdm.)
trennen (jd., jdn./etw. von jdm./etw.)
Nominativkomplement +
Akkusativkomplement +
Präpositionales Komplement
stellen, setzen, legen usw. (jd., jdn./etw. irgendwohin)
Nominativkomplement +
Akkusativkomplement +
adverbiales Komplement
4-wertige Verben:
Ihr Status ist fraglich. Ist das vierte Komplement wirklich ein Komplement?
z.B. übersetzen (jd. etw. von ... ins ....)
Das Verb bildet mit den Komplementen einen Minimalsatz. Mit der Wahl des Verbs wird also
eine Satzstruktur mitgewählt.
Die Satzbaupläne
Die Satzbaupläne sind schematische Satzstrukturen, die durch gleichwertige Verben
determiniert werden. z.B.
Verben
machen
lesen
lernen
anfertigen
verstehen usw.
Satzbauplan
V
Nom
Akk
Der Verbalkomplex
Im Deutschen bildet das Vollverb selten synthetische Formen (steht also selten allein in einer
konjugierten Form). In den meisten Formen bildet es eine analytische Konstruktion: hat
gelesen (Perfekt), hatte gelesen (Plusquamperfekt), wird lesen (Futur), wird gelesen
(Vorgangspassiv) usw. Da in synthetischen Formen wie liest (Präsens), las (Präteritum) selbst
die Konjugationsform auf die gleiche Weise Kategorien ausdrückt wie in analytischen
Formen die ganze Konstruktion, wird in jedem Fall von einem Verbalkomplex gesprochen,
wenn ein finites Verb vorliegt.
Beispiele für Verbalkomplexe: Er löschte. Ich esse. Wir haben gelernt. Das Buch wurde
gelesen. Ich stand auf.
Aufbau und Typen des Verbalkomplexes
finiter Teil
Auxiliarverben
Modalverben
Halbmodale
AcI-Verben
Vollverb
infiniter Teil
Vollverb
inkorporierte Konstituente
(1) Felix hat gestern abend viel getrunken.
(2) Er wurde von seiner Freundin nach Hause begleitet.
(3) Er konnte allein nicht gerade gehen.
(4) Heute scheint er wieder nüchtern zu sein.
(5) Ich sah ihn schon im Garten arbeiten.
hat
getrunken
(6) Ich stehe morgen um 6 auf.
Für üppiges Essen zeigt er eine Vorliebe.
Ich bin mit seiner Arbeit vollkommen zufrieden.
Mehrteilige Verbalkomplexe
(7) Er wird wohl zu Hause gewesen sein.
Das Buch muss für morgen gelesen werden.
(8) Eines Tages, über den ich nicht in Gegenwartsform schreiben kann, werden die
Kirschbäume aufgeblüht gewesen sein. (Christa Wolf: Störfall)
werden
sein
gewesen
aufgeblüht
aufgeblüht
gewesen
sein
werden
Ich sagte, dass die Kirschbäume aufgeblüht gewesen sein werden.
Abhängigkeit der Komplemente und Supplemente vom Verbalkomplex
(9) Felix muss für morgen die Pflichtliteratur lesen.
Traditionelle Auffassung:
Alle Komplemente und
Supplemente hängen vom Vollveb ab.
Neue Auffassung:
Das Subjekt hängt vom Finitum ab.
muss
muss
lesen
Felix
für
Felix
Pflichtliteratur
morgen
Eroms: Kongruenz!
die
lesen
für Pflichtliteratur
morgen
die
Komplemente, Komplementklassen
1. Terminologische Klärung
Komplement
vs.
Supplement
oder:
Ergänzung
Aktant
Argument
valenzgebunde Erweiterung
Angabe
Zirkonstant
Adjunkt
freie Erweiterung
ungarisch:
kiegészítő / vonzat
szabad bővítmény / szabad határozó
2. Abgrenzung 1.: Tesniére
starke vs. lockere Abhängigkeit
Vergleich mit dem Molekül:
2H· + :O = H2O
Vergleich mit dem Drama
Drama
Handlung
Figuren / Akteure
weitere Umstände (Bühnenbild usw.)
Satz
Verb
Aktanten
Zirkonstantien
3. Abgrenzung 2.: Syntaktische Tests
Methode der 60er-70er Jahre; erste Blütezeit der Valenztheorie (Die folgenden Tests sind nur
Beispiele:)
a. Eliminierungstest: Er bereitet zu Hause das Essen vor.
→ Er bereitet das Essen vor. (zu Hause ist ein Suppl.)
→ *Er bereitet zu Hause vor. (das Essen ist ein Kompl.)
b. Satztest:
Er starb in Leipzig. → Er starb, als er in Leipzig war. (Suppl.)
Er wohnte in Leipzig. → *Er wohnte, als er in Leipzig war. (Kompl.)
c. Subkategorisierungstest: Er las gestern. → Er sprach gestern. (Suppl.)
Er las das Buch. → *Er sprach das Buch. (Kompl.)
4. Neuere Prozeduren
• Testen mit Testpersonen
• Statistische Auswertung von Korpora (besonders sprachgeschichtlich)
Ergebnis:
Die Unterscheidung von Komplementen und Supplementen ist zwar sinnvoll, es kann jedoch
keine scharfe Grenze gezogen werden, der Übergang ist fließend. Das heißt, es gibt
Grenzfälle, deren Einteilung vom gewählten Kriterium abhängt.
5. Komplementklassen
Kernkomplemente (traditionell: Subjekt und Objekte):
– Nominativkomplement
– Akkusativkomplement
– Dativkomplement
– Genitivkomplement
– Präpositivkomplement
Adverbiale Komplemente (traditionell: Adverbialbestimmungen; anderer Name:
valenzgebundene Adverbialien):
– situativ (Er wohnt in Berlin.)
– direktiv (Er fährt nach Berlin.)
– dilativ (Die Vorlesung dauert 2 Stunden / von 10 bis 12.)
– modal (Er verhält sich unverschämt.)
Prädikative und verbative Komplemente (traditionell: Teile des Prädikats):
Klaus ist Schüler. Klaus ist doof. Klaus versucht klüger zu werden.
7. Funktionen der Kasus
Reine Kasusformen dienen häufig dazu, Komplemente des Verbs zu realisieren, sie können
jedoch unter Umständen auch andere Funktionen haben:
Nominativ:
Nominativkomplement: Klaus liest.
Prädikativkomplement: Klaus ist Schüler.
Probe: Kongruenz!
Akkusativ:
Akkusativkomplement: Felix macht einen Kopfstand.
Prädikativkomplement: Die Mitschüler nennen Felix einen Esel.
Supplement: Trotzdem macht er jeden Morgen einen Kopfstand.
Probe: Passivtransformation; Kongruenz im Passivsatz!
Dativ:
Dativkomplement: Klara hilft ihrer Mutter.
Dativus commodi (Supplement): Klara näht ihrer Mutter ein neuer Kleid.
Dativus incommidi (Supplement): Klara fährt ihrem Freund das Auto zu Schrott.
Dativus possessivus (Komplement eines Nomens; bei Körperteilen):
Klara wäscht dem Kind die Hände.
Dativus ethicus (Supplement, Partikel): Falle mir bloß nicht in der Prüfung durch!
Probe: Dativkomplement vs. Dativus commodi: Substitution mit für + Akk.
Er hat mir eine Tasse Kaffee gekocht. → Er hat für mich eine Tasse Kaffee gekocht. (Suppl.)
Er hat mir eine Tasse Kaffee angeboten. → *Er hat für mich eine Tasse Kaffee angeboten.
(Kompl.)
Semantische Verwandtschaft:
Dativus commodi und Dativkomplement bei Verben des Gebens (jm. etw. geben, anbieten,
überreichen usw.)
Dativus incommodi und Dativkomplement bei Verben des Wegnehmens (jm. etw.
wegnehmen, stehlen, rauben usw.)
Genitiv:
Das Genitivkomplement ist im heutigen Deutsch nur in Überresten vorhanden
(„Genitivschwund)
z.B. Dies bedarf weiterer Klärung.
Wir gedenken der Verstorbenen.
Herr, erbarme dich unser.
Genitivattribut: z.B. der Tisch des Lehrers; aber neuerdings: dem Lehrer sein Tisch!
(„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“)
Freier Genitiv (Supplement eines Verbs oder eines Nomens):
Eines Tages brach Hans auf und ging in die Welt.
Ein Mann guten Mutes / guter Laune.
Audi ist eine Marke höchster Qualität.
Wörter englischer Herkunft werden in der Gegenwartssprache immer häufiger verwendet.
Supplemente dieser Art dürfen nicht mehr frei gebildet werden!
eines Tages aber nicht: * dieses Tages
Sätze dieser Art aber nicht: * Sätze dieser Struktur
Die Supplemente
1. Die Rolle der Supplemente in der Satzbildung:
Wir haben damals dieses Problem doch schnell gelöst.
Wir haben dieses Problem doch schnell gelöst.
Wir haben dieses Problem schnell gelöst.
Wir haben dieses Problem gelöst.
Ung.: De hiszen ezt a problémát akkoriban gyorsan megoldottuk. / Ezt a problémát
megoldottuk.
2. Subklassifizierung der Supplemente
1. Satzadverbialia
(Terminologie! Adverb vs. Adverbial!)
Modale Satzadverbialia
traditionell: modifizierende Satzteile
Bewertung des Sachverhaltes durch den Sprecher
Tatsächlich, sicher, wahrscheinlich, hoffentlich, glücklicherweise, keineswegs,
keinesfalls, nicht; allem Anschein nach, meiner Meinung nach....
Kontextspezifizierende Satzadverbialia
Traditionell: die meisten Adverbialbestimmungen
Lokal, temporal, kausal, final usw.
Hierher gehören die sog. Konjunktionaladverbien: trotzdem, deshalb, deswegen...
2. Verbgruppenadverbialia
Besonders Modal- und Instrumental- bzw. Komitativbestimmungen
Peter singt zu Hause.
→ Peter singt und er ist zu Hause. (Das Singen geschieht auch zu Hause.) - satzbezogen!
Peter singt schön.
→ Peter singt und er ist schön. sondern: Peter singt und das Singen ist schön. - verbbezogen!
Beispiele:
elegant ankleiden
mit Bleistift schreiben
gemeinsam essen
3. Abtönungspartikeln
kein Phrasenwert
Das ist ja nicht schwierig! - *Ja ist das nicht schwierig.
Schöne Sachen sind eben teuer. - *Eben sind schöne Sachen teuer.
Komm mal her! - *Mal komm her!
Kommst du denn nicht? vgl. Was is’n los?
Die Phrasen
Die Phrasentypen im Deutschen
Verbalphrase: schlafen; Grammatik büffeln; die Linguistik immer noch langweilig finden
Nominalphrase: Klaus; der Germanistikstudent; die ungeheuer große Belastung der heutigen
Studierenden an unserer Universität
Adjektivalphrase: gut; sehr gut; trotz aller Schwierigkeiten außerordentlich gut
Präpositionalphrase: darauf; auf dem Tisch; von hinten; von unter dem Ladentisch
Adverbphrase: dort; von dort; damals nach dem Krieg
Adjunktorphrase: als guter Mensch; wie ein Dummkopf
Subjunktorphrase: ...dass ich alles wissen wollte.
Zum Beispiel: Die Nominalphrase (Beispiele von Ágel 1997)
Subjekt: Der Mond über den Kiefern wurde blasser.
Objekt: Vor vielen Jahren habe ich einmal Bilder von einem amerikanischen Maler gesehen.
Adverbial: Eines Abends ... hat der Steppenwolf ein merkwürdiges Erlebnis.
Attribut: ... und was wäre Liebe ohne die eweige Todfeindschaft der Geschlechter?
Prädikativ: ... und was wäre Liebe...
Nominalflexion (Deklination)
(1) Das muss gelöst werden.
(2) Die ungeheuer große Belastung der heutigen Studierenden an unserer Universität muss
gelöst werden.
(3)
er / der Mann / ein junger Mann
sie / die Frau / eine junge Frau
es / das Buch / ein interessantes Buch
Die Nominalklammer
(9)
Vorfeld vordere Klammer
Wir
gehen
gerade
diese
Mittelfeld
hintere Klammer
spazieren
heute abend
außerordentlich wertvolle
Vase
Nachfeld
,weil ....
auf dem Tisch
Erweiterungen der Nominalphrase
der
antike
vergessene
plätschernde
am Marktplatz
der Altstadt
, der aus dem Mittelalter
stammt
POSTDETERMINIERENDE
Brunnen
PRÄDETERMINIERENDE
ATTRIBUTE
ein trotz seiner grauen Haare anscheinend immer noch recht junger Mann
die vor Zwei Jahren habilitierte und erst vor kurzem an diese Universität berufene Dozentin
Die postdeterminierenden Attribute
Genitivattribut: das Rathaus der Stadt
Präpositionalattribut: der Brunnen vor dem Tor
Subjunktorphrase: die Hoffnung, dass die jungen Leute zurückkehren
Infinitivphrase: der Vorschlag, den Marktplatz zu pflastern
Relativsatz: die Stadt, die im 12. Jahrhundert gegründet wurde
Attributives Adverb: das Stadtteilfest heute abend
Apposition: Goethe, der Dichter (aber: der Dichter Goethe!)
Eine Kündigung des Darlehens kann vereinbarungsgemäß nur zum Ende einer
Festzindperiode vorgenommen werden. Gemäß ausdrücklicher Vereinbarung in der
Schuldurkunde ist für die Dauer der neuen Festzinsperiode das außerordentliche
Kündigungsrecht gemäß § 247 BGB bereits ausgeschlossen.
Bitte beachten Sie unsere Fragen auf der Rückseite zum bisher versicherten KfZ.
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